ERLÄUTERUNGS- b ERIC l IT ZUM ENTWÜRFE EIMES (i E N E RAE- REG ULI RUN G S - PLANES DER STADT LA IBACH VERFASSER max f abia n 1 ^ DIPLOM. ARCHITEKT wien 1895 Verzeichnis der Zeichnungen: i Blatt: Uebersichts-Plan im Masstabe i : 5öO0 4 „ General-RegulirungS'Plan im Masslabe t: 2880 1 „ Perspective. Ansicht des reguliften Marienplat^es und der Franzensbrücke I „ Detailstudien Dem Text beigedruckt ein kleiner Uebersichtsplan der regulirten Stadt. KATHOLISCHE BUCHOAUCKCREI, LAIBACH. Einleitung. Während andere Städte — nach langem Zögern — in einer, zur äussersten Notwendigkeit gewordenen öffentlichen Arbeit (Flusseinwölbung, Verkehrsanlage etc.) oder im Machtspruch eines Monarchen den letzten An-stoss finden, um sich mit ungeheuren Opfern zu einer Revision des Stadtplanes* zu entschliessen, — wurde die Stadt Laibach durch ein entsetzliches Naturereignis über Nacht vor diese Frage gestellt: hier gilt es dem Unglücke die beste Seite abzugewinnen, wenn die vielen neuen Bewilligungen zu Umbauten und Baulinien-Bestimmungen unter dem Gesammtgesichtspunkte eines künftigen grösser und schöner gedachten Stadtbildes vorgenommen werden. Die hierin liegende Aufgabe ist schön und gross genug, um jederman, Fachmann und Laien zu interessieren — vollends den, der den schönsten Teil seines Lebens in der Stadt zugebracht, jeden Winkel sozusagen lieb gewonnen hat. Sie veranlasste mich zli einer Studie — deren Resultat, einen Regulirungs-Fntwurf, ich mir erlaube einer hochlöblichen Bürgerschalt der Stadt Laibach vorzulegen. Ich weiss wol, dass ein Vorschlag kein Definitivum sein kann, sondern im Detail mancherlei Aenderung erfahren muss — aber ebenso sehr bin ich auch überzeugt, mich innerhalb der Grenzen des Erreichbaren bewegt zu haben und — dass jede Anregung der Sache nur dienen kann. Es ist vorauszusehen, dass zwei Bauperioden scharf zu unterscheiden sein werden. Erstens die Periode des raschen Aufbauens der jetzt zu demolirenden Privatgebäude. Sie wird nur wenige Jahre umfassen. Und zweitens die weitere Ausgestaltung der Stadt nach erfolgter wirtschaftlicher Erstarkung. In beiden ballen muss im Sinne einer vorgefassten grossen StadtplanregUÜrung ein Ganzes angestrebt werden, wobei gleichförmige Berücksichtigung verkehrs-techniseher, bvgienischer und ästhetischer Momente auf die Ausgestaltung des Ganzen bestimmend sein muss. Ein gesunder local-patriotischer Bürgersinn wird Kraft genug finden zu manchem Opfer — und zum Unterordnen kleinlicher Rücksichten. Allgemeine Gesichtspunkte. V e r k e h r s t e c h n i s c h e s. Bauweise. Der Strassenzug „Alter Markt", „Rathhaasplatz", „Domplatz", „ V a 1 v a s o r p 1 a tz " mit seinen architektonischen Abschlüssen „Jako bs pl atz" und „Kaiser Josefs-Platz" ist sozusagen das Grundmotiv des Laibacher Stadtbildes, wie es sich organisch aus der Lage des Laibach-Flusses und des Schloss-berges ergibt. Die Rückenlinie des Schlossberges bildet sozusagen die Symmetrieaxe der Stadt. Bei der F r a n z e n s b r ü c k e bildet der Laibach-Fluss nahezu einen rechten Winkel und bestimmt hie-durch auch für das linke Ufer die nächsten zwei bis drei Strassenzüge. Jenem Motiv entsprechend legte ich nun vor die grosse Nu schak-Kaserne einerseits, nächst der Peterskirche andererseits grössere Plätze als weitere Endpunkte an, die hauptsächlich die architektonischen Abschlüsse der regulirten Schellenburg-, Aemona-, S ta d t w a 1 d s t r a s s e , beziehungsweise der von der Maria Th e r e s i e n s t r a s s e bis zu St. Peter durchgeführten FeJdgasse bilden. Ebenso architektonisch unerlässlieh als praktisch schien es dem Verlasser die Peripherie der Stadt durch einen breiten Strassenzug zusammenzulassen. Dieser ist zum grossen Teil schon vorhanden, (G r u b e r s t r a s s e, S ü d b a h n s t r a s s e und die bereits teilweise regulirte Triesterstrasse); es erübrigt nur ihn zu schliessen und in gleichförmiger Breite, nicht Linter 28 M, boulevardartig ausgestattet mit seitlichen Gehalleen etc. gänzlich durchzuführen. An diesem Ringe hätten — wenn möglich — alle Kasernen zu liegen, ausserhalb desselben alle Anlagen hygienischer Natur, Spitäler und ähnliche Utilitäts-bauten, Versorgungshäuser, öffentl. Radeanlagen, Waschhäuser, Eislaufplätze, öffentliche Spielplätze etc. Unerlässlich aus Verkehrs - technischen Gründen scheint ferner ein Durchbruch der Karlstädter-Strasse nach dem Jakobsplatze hin, mit der Axe auf die Mariensäule orientirt. Die K a r l s t ä d t e r Vorstadt und Hühner-dorf dürften voraussichtlich einen starken Aufschwung nehmen — und jenen Durchbruch alsbald dringend nothwendig machen. Ebenso nothwendig ist ein Strassendurchbruch von der Maria T h e r e s i e 11 s t r a s s e (H. Kreuz - Kapell e | zum Marienplatze. Die Führung einer Parallelstrasse zur Elefanten-g a s s e - L a 11 e r m a n n s a 11 e e vom Rath hausplatz aus, über den F i s c h p 1 a t z längs der Sternallee, ist wegen Demolirungen jetzt völlig möglich und zur Entlastung der E 1 e I a n t e n g a s s e und Spitalgasse durchaus nothwendig. Bei der Herrengasse möchte ich nur eine angemessene massige Erweiterung, dagegen ein konsequentes Durchführen vorschlagen, ebensolches bei der Spitalgasse, Schustergasse etc. Die kürzeste Verbindung aller von auswärts kommenden Strassen untereinander und mit dem S ü d -bahnhofe war zumeist für die Regulirungen bestimmend ; während bei allen Gassen, welche nur eine zweckmässige Unterteilung der Raublöcke zu bilden haben, Paralleliührung absolut kein wesentlicher Grundsatz sein durfte. Ausserhalb des Ringes wären, was innerhalb kaum möglich war, alle Hauptstrassen radial nach dem Schlossberg zu orientiren. Bauweise. Ueber drei Obergeschosse mit einer Gesammthöhe von 1.7 M sollte man bei Privatbauten in der Stadt nicht hinausgehen. Auf der äusseren Seite des Ringes, besonders gegen Tivoli zu, sollten nur zwei Obergeschosse oder villenartige Bauweise gestattet werden— um jenem schönsten Teil der Stadt ein c o 11 a g e a r t i g e s Aussehen zu bewahren. Am Ring sollten alle Häuser mit Vorgärten versehen sein. Längs des ganzen Laibach-Flussufers muss freie Passage angestrebt werden. Um gewisse Bauparzellen nicht zu weit zu verschmälern, schlage ich Arkaden (Laubengänge) längs des Ufers vor — welche, consequent durchgeführt, viele Vorteile — auch ästhetischer Natur, für sich hätten. Grundsätzlich sollten die Häuserfluchten zu beiden Seiten des Flusses parallel geführt werden. Das Festhalten ilcs gleichen Abstandes dagegen scheint mir durchaus niebt wesentlich. Brücken. Der Neubau der Kasernbrücke (bei St. Peter) im Sinne des von mir projectirten Strassenzuges, eine Brücke am Franzensquai, die Verlegung der — wie ich glaube für die Ziegelstrasse projectirten — Brücke in die Ringlinie (da in jener Richtung wol nie ein grösserer Verkehr zu bewältigen sein wird) scheinen mir besonders dringend ! Das nothwendige Uebel einer Tramway wird alsbald nicht zu vermeiden sein. Der Verfasser hat sie im beiliegenden Plan eingezeichnet. Für deren T race war hauptsächlich die gute Verbindung des Südbahnhofes mit dem Unterkrainer-Bahnhof mitbestimmend. Plätze. Charakteristisch für Laibach sind die Höhen-Plätze, Gongressplatz etc. In ähnlicher Weise dachte ich mir den Reitschulplatz und die Erweiterung in der Bahnhofgasse angeordnet. Die Regulirung des Marienplatzes, welcher in vieler Hinsicht den Mittelpunkt der Stadt bildet, scheint mir wichtig genug, um namhafte Opfer zu rechtfertigen. Die Disposition des Platzes ist aus der kleinen Grundrissskizze und Ansicht zu ersehen. Die mit Rücksicht auf die F'acade der Kirche und die Axe der Franzensbrücke verschobenen Baublöcke zu beiden Seiten des Platzes, mit Arkaden im Erd-geschoss und den vorgelegten — den Verkehr nicht störenden Denkmälern, werden dem Platze ein sehr geschlossenes charakteristisches Gepräge geben! Das höherstehende — links (von der Brücke gesehen) befindliche Arkadengebäude könnte etwa als Ruhmeshalle ausgestattet, — und ebenso wie das gegenüberliegende Gebäude zu öffentlichen Zwecken verwendet werden. Der Kaiser-Josefplatz, dessen günstige Ge-sammtform unverändert beizubehalten wäre, verlangt nur einen angemessenen Abschluss auf der S c h 1 o s s -bergseite. Der Projectant dachte sich die Feuerwehr-Cen-trale dorthin verlegt: einen einstöckigen Fronthau, der im Erdgeschosse grosse Arkaden hätte, und dadurch einen Masstab in den Platz brächte. Unerlässlich scheint mir das Freilassen der Ecke und eine kleine Platzbildung vis-ä-vis dem H 6 t e 1 Elefant. Dieser Platz, ebenso wie die obere Ecke des deutschen Platzes, sind ausserordentlich geeignet zur Aulstellung grösserer Denkmäler. Jenes am deutschen Platze käme in die Axen der Vega- und Römerstrasse zu liegen! Weitere Denkmäler — wären gut möglich: gegenüber dem Bahnhofe, am Petersplatz, — vor der neuen Infanterie - K as er ne (am Herz J es u-Kirche n-Platz) und etwa am vom Markt theilweise befreiten Rathhausplatz nächst dem R a t h h a u s e. O e f f e n 11 i c h e (i ä r t e n und Spielplätze. Die Umgestaltung des ganzen oder wenigstens eines grossen Theiles des Schlossberges (mit Wegen und Stegen, Aussichtsplätzen , Ruheplätzen , Wetterhäuschen , Pavillons etc.) und dementsprechend eine stärkere Zugänglichmachung — kann nur eine Frage der Zeit sein, und muss vorbereitet werden. Insbesonders vom R a t h h a u s p 1 a t z (Rath haus) und der Radeczky-Brücke aus müssen Zugänge ermöglicht werden. Vielleicht findet sich ein Stadtfreund und Mecän, der vom Kaiser-Josefplatz aus, in der Axe der dort projeetirten Feuerwehreentrale einen würdigen Zugang im grösseren Stile zum Schlossberge durchführt und der Stadt widmet! Das Schloss selber, ein Wahrzeichen der Stadt, muss erhalten bleiben. Alle anderen Parkanlagen sind in den neuen Stadt-theilen gleichförmig vertheilt und grossentheils gleichzeitig als Kinderspielplätze verwendbar gedacht. Die Eislaufplätze sind in der Tirnauer-Vor-stadt ausserhalb des Ringes und unweit der Tabakfabrik auf der Bahnseite anzulegen. — Dort wäre auch eine Rennbahn am Platze. Markthallen. Diese können zweckmassig sonst nirgends, als an den Ufern der Laibach liegen. Der Verfasser hat einen Platz hiefür an Stelle der zu demolirenden Hausergruppe nächst der Franzens-brücke vorgesehen. Eine kleinere Markthalle wäre gegenüber am anderen Ufer des Laib ach-Flusses anzulegen. Hiebei dachte sich der Projectant, da Winde und Stürme in Laibach keine allzugrosse Belästigung bilden — nach allen Seiten offene Hallen einfachster Gon-struetion — und etwa eliptischen Grundrisses. Um einen mittleren (gedeckten) Manipulationsraum wären die Marktstände gleichförmig anzuordnen. Das Publicum würde unter dem Schutze des Vordaches sich ausserhalb bewegen und seine Einkäufe besorgen. Für Krebsen, Fische etc. fände sich an anderen Stellen der Laibacher Lende geeigneter Platz. Ein Holzmarkt wurde in der Tirna u vorgesehen. Hygiene. Ein neues Truppenspital wäre ausserhalb des Ringes, etwa in der P o 1 a n a - Vo rs t ad t, als isolirte Bauinsel zu situiren. Die Verlegung des Ve r p H e g s m a g a z i n s in die Nähe des Friedhofes oder in die N.-O. Ecke der Stadt (ausserhalb des Ringes) wäre wünschenswert. F"ür Fabriksanlagen ist das Gebiet nördlich der Südbahn zu beiden Seiten der Wienerstrasse sehr geeignet — und ausschliesslich zu verwenden. Mehrere Volksbäder, gut in der Stadt verteilt, müssen endlich errichtet werden! Oeffentliche Bauten. Leider ist die Anordnung der Monumental-Bauten nächst der Latter m annsalle e derart, das es schwer wird, sie zu einer Gesammtwirkung zusammenzufassen. Es bleibt nichts anderes übrig, als die Kaiser F r a n z-J o s e f-St r a s s e (bez. Lattermannsallee) und die parallel hiezu, zwischen dem Ursuli ne n-K1 o s t e r und der Čitalnica, durchzuführende neue Strasse von ähnlicher Breite als O r i e n t i r u n g s 1 i n i e n (Ave-nuen) aufzufassen, an ihnen neue Monumentalbauten anzuordnen, und für einen angemessenen architektonischen Abschluss — (Monumentalbrunnen oder Obelisk oder Denkmal) — auf der Tivoliseite zu sorgen! Fast ein Gleiches gilt für die E r j a v e c - S t r a s s e. Diese drei Strassen hätten, durch denkbar günstige Lage bevorzugt, alle Eignung, zu modernen Prachtstrassen ausgebildet zu werden. An diesen Strassen dachte sich der Verfasser folgende Neubauten untergebracht: ein neues Corps? (Kommando- G e b ä u d e (an Stelle des Militär-Spitals — gegenüber der neuen Post), ein Officiers-Gas i n o, etwa ein Clubhaus, ein neues Regierungs-Gebäude (Erjavec-Strasse), eine Gesang- u. Musikschule, ein städtisches B a d-, eventuell ein Gymna-sial-Gebäude. Ausserdem sind vorgesehen : Fan Concerthaus gegenüber der Einmündung der Maria-Theresienstrasse in die Wienerstrasse, Schulen am neuen Reitschul-platz und neben der 1 lerz-Jesu-Kirehe. Kirchen. Kirchen in der K a r 1 s t ä d t e r-Vo rstadt and in der Polanastrasse (diese bereits als definitiv ange-nom men). Sc hl ü s s. Bei allen Abänderungen der Strassenzüge und Plätze suchte ich grundsätzlich am traditionellen C h a -racter der Stadt festzuhalten. In Fragen rein technischer Natur konnte ich mich, mangels ausreichender Behelfe, nicht einlassen. Doch glaube ich, nirgends mit diesen in Wider-spruch stehend, einen Beitrag zur Feststellung jener Grundlage zu liefern, auf welcher Laibach neu entstehen muss; sie wird, wenn alle Kreise durch einfach würdige Ausgestaltung ihrer Wohnhäuser mithelfen, aus den Trümmern verjüngt hervorgehen, als schönste Landeshauptstadt, ein stolzer nationaler Mittelpunkt!