mm $ ff, Ersteigig des Brossglockner von Heiliger] Iiiut aus am 7. August 1S72 durch Franz Kadilnik aus Laibach. Lailmch 1872. Druck von [gn, i\ Kleinmayr & Fed. Bamberg, Vorlag von Franz Kadilnik. t Dienstag Nachmittag um 4 Uhr, ausgefüstel mit flen nö-thigen Lebensmitteln, grossen Bergstöcken, scharfen Steigeisen und Seilen, zwei behördlich concessionirten Führern Krištof Pich ler und Sepl Tribusser, von der zahlreichen Gesellschaft, in Heil. Blut feierlichen Abschied nehmend, habe den Ausmarsch begonnen. Bei dem schönen Falle des Leiterbaches gingen wir dem Laufe desselben entgegen und gelangten nach einer Stunde beschwerlichen Anstieges an dessen linkem Ufer an den Felsenpfad, genannt der Katzonsteig. Der schmale Steg führte uns über schauerliche Abgründe, zwischen denen der Wildbach brausend Iii nabstürzt, jeder Fehltritt Gefahr drohend, einziges Krummholz« welches spärlich wächst, eine kleine Sicherheit gewährend, erreichten um 7''/a Uhr die Leiterochsenhütte, welche uns über Nacht beherbergte. Nach einem „GrüssGott", welches von drei Personen freundlich erwiedert wurde, legten unsere Sachen ab. Ich besah mir die gut eingerichtete Behausung; eine sechzigjährige Sennerin beschäftigte sich soeben mit dem Feueranmachen am Herde, ein 7jähriger Knabe und ein G reis sagsen daneben. Den Greis fragte ich, ob er nicht, der Bigenthümer dieser Behausung sei? Nein, Herr, es wäre schon recht für mich, aber leider, ich bin nur der Halterbube. Langsam hat sich die Dämmerung eingeschlichen. Pichler beschäftigte sich mit dem Fleischkochen und Sepl ist schon längst verschwunden in die zweite Hütte m einer jungen Sennerin, wohin auch ich mich langsam näherte, auch Pichler bald nachkam mit der Ausrede, dort sei ihm langweilig. Durch die Fürsorge kalt, dass ich den Stock nicht halten konnte, behalf mir nur durch das Abschlagen der Hände um den Leib. Nun sind wir an der sich bereits senkrecht emporhebenden eisigen Kammscharte nahe gerückt, die Führer schnallton sich die Steigeisen an, meine Bergschuhe genügton ohne Steigeisen, und so ging es mit grosser Kraftanwendung über das ewigo Eis an die Anhöhe der Hohenwarte, 10050 Fuss, eine Stolle, auf welcher einstens eine Hütte stand, die ein Jahr nach Erbauung der Salmshütte der Cardina! nach seinem ehemaligen Generalvikär so benannte. Es war 5 Uhr, die Sonne heleuchtote schon die Pasterzen-Keese bis hinauf auf die grossen ewigen Schneemasson des Grossglockner. Das blendende Licht des Schnees verletzt das Auge, die scharfe und zunehmende Trockenheit der Luft wirken mit erhöhter Kraft auf die Organe des Körpers, so zwar, dass das Athemholen gehemmter wurde, und über die Brust überfiel mich eine Beklemmung, dass ich befürchtete, wenn das so zunimmt, nicht weiter kommen zu können. Aus der Nase rann mir immer so viel Feuchtigkeit, dass ich das Schnupftuch stets in der Hand halten musste. Langsam vorwärts schreitend kamen, vom mehrmals ganz athemsperrenden Winde geplagt, in einer kurzen Zeit auf die Adlorsruhe, 109oO Fuss, auf der die letze von dem Cardinal Salm erbaute, nun aber gänzlich verschwundene Hütte stand. Von hier wendeten uns rechts gegen die Mitte des Gross-glockners, dann gerade hinauf, und als wir uns nieder gegen (len südlichen Abhang des Kiesen neigten, wurde Halt gemacht und ich musste mich mit Widerwillen an das Seil binden lassen. Ich bekam nämlich um den Leib eine (Jurte, nach vorn Pichler ein Seil und rückwärts Tribusser ein zweites, beide gespannt haltend. Wir schwangen uns beschwerlich empor, einsehend, dass das Anbinden nothwendig war, um ein Hinabstürzen in die bodenlose Tiefe zu verhüten. Um 6 Uhr erreichten die kleine Spitze, 12090 Fuss, und begegneten schon am Kückwege begriffene 2 Fremde von Kais, jeder am Seil mit 2 Fühlern, denen sehr behutsam ausgewichen werden musste. Hier trennte uns vom grossen Spitz noch eine furchtbar gespaltene Kluft. Stöcke sind überflüssig geworden, sie mussten hier gelassen werden, weil mau auf einer ganz schmalen Schnee-und Fiskanto in eingehauenen Stufen einige Klafter verzweiflungsvoll hinab steigen muss. Die Hände zum Halten an einem befestigton Draht verwendend, oin Führer vorn bei den Füssen, der rückwärtige das Seil fest gespannt haltend, überschritten die schmale, zu beiden Seiten bodenlose Ueberbrückung ganz glücklich, dann wieder sehr beschwerlich hinauf die Kante des höchsten Spitzes, erreichten Punkt 7 Uhr das Plateau unseres Zieles, 12500 Fuss über dem Meere. Mein kleiner Hutbarometor zeigte 11 Grad Keaumur bei schönster Sonnbeleuchtung, ganz heiterem Himmel und bei vollständiger Windstille. Pichl er fing nach gewöhnlicher Führersitte zu beten an, welchem ich mit nassen Augen nachstimmte, der Vorsehung dankend, dies so glücklich ausgeführt zu haben. Jetzt heisst's sich umzusehen; alle Phantasie ist nicht im Stande, ein so majestätisches Etundgemälde uns vorzuzaubern, wie es jetzt in Wirklichkeit vor unsern Augen entrollt ist. Wer fühlt sich nicht freier und erhabener, als die übrigen Menschen, wenn er auf dem Gipfel eines Herges steht und vor sich in unbegran/.ter Ferne Gottes herrliche Natur ausgebreitet sieht? I'ihI wie viel schöner ist es dann, wenn jener Berg die höchste Zinne ringsumher, der alleinige Beherrscher der zu seinen Füssen sich ausdehnenden Länder ist! Nur ein Gedanke, der der staunenden Verwunderung erfüllt unser Herz! Her Gesammteindruck ist zu kolossal, als dass er mit Worten beschrieben werden könnte; es ist, als (dt die Sprache zu wortarm wäre, um mit ihrer Hille solch' herrliche Bilder der Natur schildern ZU können. Line so überwältigende Fülle von Fracht und Grossartigkeit lässt sich wohl fühlen, auch in unserer Erinnerung können wir immer wieder die Genüsse durchleben, die uns da droben geboten waren, nie aber lassen sich dieselben durch eine schwache Feder beschreiben. Um hier alle Spitzen und Kegel zu benennen, welche dem Auge niedriger zur Schau ausgebreitet lagen, würde zur Unzahl führen, will daher nur einiges beschreiben: Tief vor uns liegen die grossen Schnee- und Eismassen der Pasterzen und anderer Berge Keese, mehr südlich über das böse Weibele das Venetianer-Gebirge, ganz südlich die Julischen Alpen mit Mangart, Triglav, Schneeberg, im Dunklen Monte maggiore, südöstlich die Karavanken mit dem Stol und Grin-tove, östlich Hoch vom Dachstein, Watzmann und das kärtner Gebirge, nördlich das salzburger, baierisohe und württemberger Gebirge, nordwestlich der kleine und Gross-Venediger, westlich in weiter Ferne das schweizer Gebirge, westlich ganz nahe Kais, Windiseh-Matrei. Zillerthal u. s. w. und westsüdlich die Ortlesspitze mit ihren weitern Berges-Kaineraden gut sichtlich waren. Indem die schiefe Oberfläche der Grossglocknerspitze nur für 5—7 Personen Kaum bietet, ersuchte den Pichler, dass er meinen Plaid am Schnee ausbreite, um mir liegend den precepisen Abgrund anzusehen, beschwerte er mich bei den Füssen, und als ich mit dem Körper vorrücken wollte, hielt mich zurück: Herr, nicht weiter, es ist gefährlich. In der Mitte ist eine kleine blecherne Büchse befestiget, welche die Karten derer, die den (Jrossglockner besucht, beherbergt. Es dürften circa 30 schon darin gewesen sein, ich legte auch die meine hinein, und nachdem schon bereits eine Stunde unseres Aufenthaltes verstrichen war, nahm Abschied von dieser grossen Herrlichkeit auf ein wahrscheinlich Nichtwiederhinauf-kommen. Der Röckweg wurde angetreten, Sepl vorn, Pichler rückwärts das Seil fest gespannt haltend, an gefährlichen Stellen musste ich fest anziehen, um einen Schritt weiter zu machen. Das Schlimmste war glücklich überwunden, am kleinen Spitz nahmen wieder unsere Stöcke in Besitz, auch über diese Kante kamen ganz glücklich gegen die Mitte des grossen Schneefeldes. Der Fesseln der ('.Jurte und des Seiles wurdo entledigt, Gott sei gedankt, sie nicht mehr zu brauchen. Sepl ladete mich auf eine Fahrt nach Kreta ein, zwar eigentümlich, aber gut; er setzte sich in den Schnee, sagte, ich soll mich ebenfalls hinter ihm in den Schnee setzen; die Füsse nach vorn auf die seinen legend, kaum sie erfassend, fuhren wir schon blitzschnell der Adlersruhe zu. In ein paar Minuten war ein Weg, für den man beim Aufwärtssteigen mehr als eine halbe Stunde benöthigt, zurückgelegt. Pichler ist uns auf gleiche Weise nachgefahren. Auf der Adlersruhe bekam einen Fels in Sicht, auf welchen ich meinen Namen mit Oelfarbe schrieb, nach diesem schnell fort, und bald waren bei der Hohenwarte. Hier hinunter durch den Kiseiuschnitt war bedenklich, beide Führer nahmen mich unter dem Arm; man rutschte auf dem Fise theils aufrecht, theils liegend bis zum Schnee. Pichler ging voran, um die mit Schnee bedeckten Eisfel-der zu sondiren. Hasch isls vorwärts gegangen, wir erreichten um tl Uhr die Moränen und den harten Steinboden auf der Salmshöhe, nachdem wir 8 Stunden, d. i. von '.i Uhr früh bis 11 Uhr, stets am Eise gewesen waren. Hier wurde Halt gemacht, um auszuruhen, noch mehr aber bedurfte der Magen einer Ausbesserung. Die Führer packten wohl so hastig und lebhart ein, dass ich sie sehr beneidete um den Appetit, weil mir weder Essen noch Trinken, selbst das Hauchen nicht schmeckte, erwartete demnach kaum den Abmarsch; es ging rasch vorwärts, und um 1 Uhr nachmittags erreichten die schon sehr sehnsuchtsvoll erwartete Leiterhütte wieder. Gleich war mit der Wechslung der Beschuhung und Kleidung beschäftiget, gewaschen, derzeit war schon der Kaifee gekocht, der mir wohl behagt, und nun legte ich mich aufs Heu. Die Müdigkeit und Abniattung des Körpers, besonders der etwas wund gedrückton Füsse war so gross, dass ich nicht einschlafen konnte. Um 4 Uhr, der Sennerin ein gutes Trinkgeld lassend, yerliessen die Leiferhütte, marschierten wieder nach dem Katzen-steig links des Loiforbaehes, und kamgn nach 1 Sstündigom, mühevollen Steigen Punkt 7 Uhr abends glücklich in Heil Blut wieder an. Jedem Führer sind tarif massig 8 fi. für den (Jrossglockner zu bezahlen. NARODNA IN UMIUERZ A00000075233A