Laibacher SCHULZEITING. Organ des krainiscben Landes - Lebrervereines. Erscheint Vereinsmitglieder am 10. und 25. jedes Monats. ZäH. erhalten das Blatt gratis. Pränumerationspreise: Für Laibach: Ganzj. fl. 2-60, halbj. fl. 1-40.— Mit der Post: Ganzj. fl. 2-80, halbj. fl. 1-50. Expedition: Buchdruckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, Bahnhofgasse Nr. 15. — Inserate werden billigst berechnet. Schriften und Werke zur Recension werden franco erbeten. Rathschläge eines Bezirks-Schulinspectors. (Schluss.) Die Fragekunst wird ziemlich kurz abgethan und nur die zu grosse Gleichförmigkeit der Fragen berührt. Desgleichen wird betont, dass bei der Wiederholung im allgemeinen zu viel gefragt werde und man den Kindern selbst in Fällen Krücken zu reichen pflege, in denen sie derselben gar nicht bedürfen. Berufstreue und in ihrem Fache bewanderte Lehrer, die da wissen, unter welchen Umständen eine Frage als bestimmt, deutlich und angemessen zu bezeichnen ist, werden dieser Mahnung so wenig wie der übrigen bedürfen und nur wünschen, dass sie denjenigen Amtsgenossen, die noch nicht begreifen, dass die Fragestellung der Prüfstein für das Lehrgeschick genannt werden muss, gelegentlich der Schulinspection wohl zu Gemüthe geführt werde. Der Bericht beklagt nun das häufige Vermissen des Ueberganges zwischen der ersten und zweiten Schulelasse und verbreitet sich sodann über Aufgaben, dabei Folgendes empfehlend: a) Haus- und Schulaufgaben sind strenge auseinander zu halten, b) Sämmtliche Aufgaben sollen mit fortlaufenden Zahlen bezeichnet und mit dem Datum versehen sein. c) Jede Aufgabe muss in netter Ausführung rechtzeitig abgeliefert und auch nett corrigiert werden, d) Raumverschwendung und Entfernung der Blätter darf nicht geduldet werden. (Sparsamkeit.) e) Unter jede corrigierte Aufgabe ist eine Classificationsnote zu schreiben; auch ist darauf zu sehen, dass die vom Lehrer angezeigten Fehler auch wirklich beseitigt werden, f) Aus der Grammatik und dem Rechnen soll wöchentlich, aus dem Aufsatze alle 14 Tage je eine Hausaufgabe gegeben werden. Diese Aufgaben sind durch den Unterricht hinreichend vorzubereiten, so dass selbe von den Schülern selbst (ohne fremde Hilfe) gelöst werden können. In Bezug auf die einzelnen Unterrichtsgegenstände erscheint unter anderem hervorgehoben: Der Anschauungsunterricht soll zu Vorstellungen verhelfen und nicht zu blossen Worten. Man vergesse nicht auf das Sinnige, Liebevolle, Poetische, auf das Lied, die innige Verknüpfung, das Sprechen in ganzen Sätzen, die Mannigfaltigkeit im Ausdrucke, das Chorsprechen (auch auf der Mittel- und Oberstufe) nach hinreichender Vorbereitung, die schriftliche Wiedergabe des Memorierten und den Ton des Vortrages (Auch passende prosaische Stücke sollen memoriert werden.) — Hinsichtlich des Lesens betont die Broschüre Dinge, die jedem Anfänger im Lehramte bekannt sein müssen, wie das mustergiltige Vorlesen, das Nacherzählen nach erfolgter Besprechung und Erklärung des Stückes etc. Der grammatikalische Stoff muss mit dem übrigen Unterrichte Zusammenhängen. „Man mache sich zum Grundsätze: im allgemeinen mehr Sprachübung, weniger Sprachlehre.“ Auch der Aufsatz darf nicht isoliert auftreten. Auf der Oberstufe möge der Lehrer, sobald er ein Thema zur schriftlichen Bearbeitung gegeben, den Aufsatz vom Standpunkte eines guten Schülers selbst anfertigen und bei der Correctur vorlesen. Die Vorführung solcher Muster bildet sehr. (Ein ausländisches Schulblatt hat dieses Moment in einer von uns mit Vergnügen gelesenen Abhandlung betont.) „Man soll überhaupt viel mehr schreiben lassen.“ Allerdings, denn schon längst forderte ein bekannter Schulmann (Kellner), dass jede Sprachstunde auch eine Schreibstunde sein solle. — Im Rechnen soll wöchentlich 1 Stunde auf die Wiederholung des vorgenommenen Lehrstoffes verwendet werden. Es empfiehlt sich, dabei mehrere Operationen mit einander zu verbinden. Hinsichtlich jenes Theils des Rechnens, der vom dritten Schuljahre ab platzgreift, hört die Lehrerschaft folgende, ihr jedenfalls noch aus der Lehrer-Bildungsanstalt bekannte, wenn auch in andere Worte gekleidete Sätze: „Wenn der Lehrer eine neue Rechnungsart vornehmen will, darf er nicht mit reinen Zahlen beginnen, sondern mit einer angewandten Aufgabe, aus welcher das Rechnungsverfahren abzuleiten ist. Natürlich müssen die dabei verwendeten Zahlen so leicht sein, dass die Kinder darauf keine Mühe zu verwenden haben, sondern ihre Aufmerksamkeit nur auf das Verfahren richten können.“ Ferner lesen wir: „Beim Zifferrechnen sollen meistens die Schüler in der Bank rechnen und derVan der Tafel stehende Schüler nur das anschreiben, was die in der Bank Sitzenden dictieren. Das Vorausrechnen und Zurückbleiben soll nicht gestattet werden. Zum selbständigen Rechnen haben die Schüler noch sonst Gelegenheit genug. Rechnungsaufgaben, die von der Mehrzahl der Schüler nicht verstanden und nur mit eingehender Hilfe des Lehrers gerechnet werden können, passen nicht in die Schule.“ Nun kommt die Heimatskünde an die Reihe. In Bezug auf dieses Fach leiste man nach einer Richtung hin zu viel; man sehe es nämlich als Hauptsache an, dass die Schüler eine Summe von Kenntnissen über die Stadt erwerben, „als ob lauter Fiaker und Dienstmänner herangebildet werden sollten.“ Hier scheint zuviel Grau in Grau zu liegen; denn im Verlaufe des ersten Schuljahres, der Sphäre der engern Heimatskunde, spielt doch der WTohnort mit seiner nächsten Umgebung eine wichtige Rolle; um ihn drehen sich gewissermassen alle Sprech-, Schreib- und Lese-Uebungen. Man wird im allgemeinen doch kaum wollen, dass die Schüler wieder, wie in früherer Zeit, die Gedern des Libanon und die Palmen der Oasen Afrika’s besser kennen, als die Fichten der heimischen Forste? Wenn man dem Kinde das, was ihm nahe steht, was in der Nähe seines Wohnhauses leibt und lebt, in anregender Weise vorführt und dadurch die übrigen Fächer theils zu stützen, theils zu beleben sucht, so kann das wohl nur gutgeheissen werden. Möglich, dass der eine oder der andere Amtsgenosse in seinem Eifer manchmal über das Ziel hinausschoss und, die Individualität der vor ihm sitzenden Schüler ausser-acht lassend, über irgend ein Object des Wohnortes sich zu weit ausliess — doch so etwas ist leicht geregelt, ohne dass man dem Lehreifer einen unter Umständen drückend werdenden Dämpfer aufzusetzen braucht. Dem weiteren Satze, wornach es beim Unterrichte in der Heimatskunde unerlässlich ist, die Kinder ins Freie zu führen und ihnen das in der Wirklichkeit zu zeigen, was sie im Unterrichte gehört haben (welcher Satz übrigens in jedem auf Beachtung Anspruch machenden didaktischen Werke enthalten ist), muss jedermann nur zustimmen. — Hinsichtlich der Geschichte wird empfohlen, sich vor dem vielen Fragen zu hüten und besonders darauf zu sehen, dass die Schüler in den Stand gesetzt werden, sich über das Vorgekommene in zusammenhängender Erzählung auszusprechen. Beim Schreiben soll, wie beim Zeichnen, möglichst die Classen-, nicht die Einzelcorrectur angewendet weiden. Hinsichtlich des Gesanges wird gesagt: „Wenn ein Lied eingeübt ist, soll der Lehrer weder mitsingen noch mit der Violine mitspielen, sondern nur Takt geben.“ Das also sind die wichtigsten Stellen des eingangs bezeichneten Berichtes, der seine Entstehung gewiss nur guten Absichten verdankt, durch seine Innen- und Aussenseite jedoch die Lehrer nicht gerade angenehm berührt hat. Es war darum begreiflich, weshalb auf die vorjährigen „Rathschläge“ hin, denen zum Vorwurfe gemacht wurde, dass aus ihnen nicht die berathende, aufmunternde Freundesstimme spreche, sondern dass aus denselben vielmehr vom Anfänge bis zum Ende der „Ton eines kalten Pflichtstandpunktes“ herausklinge, eine Schrift („Ein Wort zu der vom k. k Stadtschulinspector in Graz herausgegebenen Broschüre: Erfahrungen und Rathschläge“) in die Oeffentlichkeit gesetzt wurde, welche sich des guten Rufes der Grazer Lehrerschaft warm annahm und das Pflichtgefühl und die Leistungen derselben unter Berufung auf die Haltung der früheren fünf Bezirks-Schulinspectoren vertheidigte. Die diesjährige Publication des Grazer Stadtschulinspectors scheint indessen in Bezug auf die Form mehr zu befriedigen als die vorjährige, der sie als eine Ergänzung nachgeschickt wurde. Und eben, weil dieselbe als eine, solche Ergänzung hingestellt wird, wollen wir auch unberührt lassen, welche Momente wir darin vermissen und wie wichtig es ist, dass der Schulaufseher neben Obigem auch den einzelnen Lehrformen, dem Lehrtone etc. seine Aufmerksamkeit schenke. Immer aber hat man sich auch gegenwärtig zu halten, dass die Methode frei ist und dass, ohne dass dazu irgendwelche Daumenschrauben nöthig wären, „fertige Leser, gute Handschriften, wackere Rechner, gewandte Antworten“ — um mit einem erfahrenen Schulmanne zu sprechen — dem Lehrer das beste Zeugnis geben, sobald sich damit auch die erziehliche Seite im Einklänge befindet. Die vorgenannte Vertheidigungsschrift hebt eine Menge von Stellen aus der Broschüre des bezeichneten Stadtschulinspectors hervor, durch die sich die Grazer Lehrerschaft in ihrem Ansehen verletzt fühlen musste. Wenn die Oeffentlichkeit erfährt, dass z. B. auf manchem Katheder grosse Unordnung herrsche, dass manche Lehrer vom Wesen der Kinder keinen rechten Begriff haben etc., so muss sie sich wohl eigene Begriffe von den Lehrern der Neuschule bilden und sich merkwürdige Schlussfolgerungen in Bezug auf die Gesammtlehrerschaft erlauben. Und wie erst müssen, wie dies auch die berührte Vertheidigungsschrift (von „Siegfried Freimuth“ verfasst) hervorhebt, die vielen Gegner der Neuschule und übelwollende Eltern eine solche Publication begrüssen, die Wasser auf ihre Mühle ist und trotz vieljähriger Anstrengungen eines fortschrittsfreundlichen Stadt-schulrathes, trotz vieler Verbesserungen auf dem Gebiete der Schule und trotz werk-thätigen Eingreifens früherer Schulaufsichtsorgane die Situation noch so düster malt! Wären solche Publicationen am Platze, so wären sie nicht bloss auf Graz beschränkt geblieben. Was aber müsste endlich ins Dasein treten, wenn alle Bezirksschulräthe Oesterreichs derlei „Rathschläge“ der Bezirks-Schulinspectoren herausgeben möchten? Wenn die Bemerkungen, die die Schulaufseher nach vorgenommener Visitation dem Einzelnen gegenüber und jene, die sie in der Inspections- und endlich in der Bezirks-Lehrerconferenz machen, nicht ihre Früchte tragen, so gibt es noch Mittel und Wege, um den Wagen da oder dort, wo er eben stecken geblieben, ins Rollen zu bringen; die Oeffentlichkeit jedoch braucht von den internen Gebrechen, die sich wohl nur vorübergehend bemerkbar machen und bestimmten Lehrern anhaften, nicht dasjenige zu erfahren, das sich wie ein Bleigewicht an die Gesammtheit hängt. Schreiber dieser Zeilen machte selbst die Erfahrung, dass Belehrungen „unter vier Augen“, die oft nichts weiter als ein blosser Meinungsaustausch waren, gewöhnlich auf fruchtbaren Boden fielen. Um dem Ansehen der Lehrerschaft nicht zu schaden, wurde das Ueble, das dem einen oder andern bei seinem Auftreten in der Schule noch anhaftete, selbst in den Bezirksschulrathssitzungen nicht berührt oder höchstens gestreift, da ja auch in diesen Körperschaften mitunter Vertreter der Gemeinden oder der Kirche Sitz und Stimme haben, die der j Neuschule nicht grün sind. Gewöhnlich hiess es dann in den periodischen Berichten über den Zustand dieser oder jener Schule und die Verwendung des Lehrers: „Was die Anordnung des Lehrstoffes, die Lehrform, den Lehrgang, die Disciplin etc. betrifft, wurde das Nöthige an Ort und Stelle geregelt.“ Achtung heischt die Lehrerschaft —- Achtung besonders jetzt, wo viele ihrer Widersacher im Hinterhalte lauern. Durch uns, für uns — wo es nur immer angeht! Heraus jedoch mit der Sprache dort, wo es gilt, diejenigen Momente namhaft zu machen, die auf die Schule im allgemeinen fördernd oder hemmend einwirken, wo Verkehrtheiten zu geissein, dunkle Dinge zu beleuchten, neue Wege zur Erreichung des Zieles zu bezeichnen sind und das Was und Wie des Ganzen zu erörtern ^ ist, ohne dass die dabei niedergehenden Hiebe bestimmte Pesonen coram puhlico treffen. | Getroffen werden sie ja ohnehin und fühlen den Streich, ohne dass sie besonders markiert worden wären. Da ist die Wahrheit am Platze, da ist sie auch ein gutes Heilmittel. Wir betonen nochmals: Wir anerkennen die gute Absicht, die den „Erfahrungen i und Eathschlägen“ des obbezeichneten Schulinspectors zu Grunde liegt; wir anerkennen j den Fleiss, w'omit Altes und Neues registriert wurde — doch die Form, wie das geschah, will uns nicht recht gefallen. Jedes Ding hat seine Licht- und Schattenseiten, und auch unsere Darlegung macht auf Unfehlbarkeit keinen Anspruch. Sind wir fehlgegangen, so lassen wir uns auch gern und dankbarst belehren. Uns war es nur um die Sache zu thun. — a. Esaias Tegner als Schulmann. Ein Jahr ist seitdem ins Land gegangen, als die Blätter anlässlich des hundertsten Geburtstages Esaias Tegner’s, des Dichters der Frithjof-Sage, verschiedene Betrachtungen über diesen Sänger brachten. Auch uns gieng von Freundeshand ein längerer Artikel über „Tegner als Schulmann“ zur weiteren Publication zu, dem wir indessen, da sein Wert sich zu jeder Zeit gleich bleibt, erst heute Raum geben. Derselbe lautet: Das Andenken Esaias Tegner’s, des unsterblichen Sängers des „Frithjof“, der patriotischen „Svea“, des romantischen „Axel“, der idyllischen „Nachtmahlskinder, des dithyrambischen „Gesang an die Sonne“, wurde an dem hundertsten Jahrestage seiner Geburt nicht nur in seinem Vaterlande, sondern überall, wo Menschen leben, die den Tönen seiner Skaldenharfe gelauscht haben, gefeiert. Denn Tegner’s Dichtungen, hauptsächlich allerdings die Krone derselben, der „Frithjof“, sind fast in alle europäischen Literaturen durch Uebersetzungen übergegangen und haben dem Dichter überall dankbare Verehrer erweckt. Besonders in Deutschland ist Tegner fast ebenso populär geworden, als be seinen Landsleuten, seine Frithjof-Sage ist nicht minder hier als in Schweden ein Lieb-liugsbuch aller Gebildeten geworden. Wir wollen ihn in den folgenden Zeilen unseren Lesern von einer weniger bekannten, aber bewunderungswürdigen Seite vorführen. Wir wollen Tegndr, den edlen Bischof von Wexiö, insonderheit aber Tegner den Schulmann, wo möglich mit seinen eigenen Worten, schildern. Zu der Zeit, da seine unsterbliche Dichtung erschien, war Tegndr bereits, durch das Vertrauen seiner Landsleute berufen, Bischof von Wexiö in Smaland, seiner väterlichen Heimatgegend. Schon als Professor der griechischen Literatur in Lund mit einer geistlichen Präbende ausgestattet,* trat er (1812) in den Priesterstand und verlebte zwölf Jahre in der Doppelstellung eines akademischen Professors und Präbende-Pastors. Obwohl er bis dahin noch nicht Gelegenheit oder Veranlassung gehabt hatte, auf theologischem Gebiete sich auszuzeichnen, bewirkte doch der allgemeine Ruf seiner Gelehrsamkeit und seines religiösen Sinnes, dass er bei der Erledigung des smaländischen Bischofsstuhls zu Wexiö (1824) einstimmig für denselben gewählt wurde. In dieser höchsten geistlichen Stellung fand er Gelegenheit zur Entfaltung der edelsten menschlichen Thätigkeit. Mit welcher Gesinnung er in das neue, bedeutungsvolle Amt eintrat, zeigt folgende Briefstelle: „Nachdem ich einmal das Amt übernommen habe, erfordert meine Ehre, dass ich mich ihm widme, so gut ich es vermag. Keineswegs bin ich deiner Meinung, dass die Bestallung zum Bischof eine Anweisung auf Nichtsthun und Müssiggang sei. Ein abgelebter Mann, der das Amt gleichsam als eine Pension empfängt, mag entschuldigt sein, wenn er seinen Dienst auf diese Weise betrachtet, oder richtiger ist gezwungen, ihn so zu behandeln; aber in meinen Jahren wäre das unverantwortlich. Das Beste wäre ohne Zweifel, wenn ich mit Vermögen geboren wäre und ohne Amt leben könnte; da dies aber unmöglich ist, so möchte ich nicht gern ehrlos werden, und in der That, dafür würde wenigstens ich selbst mich ansehen, sobald ich ein Amt vernachlässigte, für das ich vom Staate Lohn erhalte. Als Vogteischreiber (bei seinem Pflegevater und väterlichem Freunde Branting auf Högvalta bekleidete er bis zu seinem dreizehnten Jahre diese Stellung) wie als Professor bin ich allezeit eifrig in meinem Berufe gewesen, nicht weil es mir immer Vergnügen gemacht hat, sondern w'eii ich mich selbst nicht gern verachten wollte.“ Welch liebenswürdige Offenheit! Man hört den Dichter, der eigentlich am liebsten ganz der Muse leben möchte; man hört aber auch den pflichtgetreuen Mann, der mit gewissenhaftestem Ernste die neue verantwortliche Thätigkeit auffasst. Zu seinen neuen Pflichten rechnete er es auch, von nun an mit ganzem Eifer sich der Theologie zu widmen, wobei seine bisher so geliebten Griechen hintenan stehen mussten. Für eine Gewissenssache sah er es an, nicht unwissend in irgend etwas zu sein, was in den Kreis der Kenntnisse eines Bischofs gehörte; er wollte nicht, sagte er, „vor seinen Geistlichen schamroth werden.“ Aber auch nach der praktischen Seite hin strebte er, seinem Amte vollständig gewachsen zu sein, und bekümmerte sich mit gewissenhaftestem Eifer um alles, was mit der Verwaltung seines Stifts in Verbindung stand. Er machte allsommerlich Visitationsreisen und unterrichtete sich über alles in Bezug auf die Bildung und Verhältnisse seiner Bauern. Selten war ein Bischof in seinem Stifte beliebter gewesen. Aber auch unter seinen Geistlichen erfreute er sich der höchsten Achtung und Bewunderung; sie waren stolz, ihn den Ihrigen zu nennen. In kirchlichen Dingen gehörte er der vermittelnden Richtung an. Seine Religiosität war eine ernste und innerliche; „widrig dagegen war ihm alles, was nach Sectiererei und Fanatismus schmeckte“, wie die „smaländischen Leser“, eine pietistische Secte in Smaland. Besonderer Anerkennung aber erfreute sich, und mit Recht, seine Fürsorge für das Unterrichtswesen in seinem Stifte. Es war natürlich, dass der ehemalige Universitätsprofessor sich dieser Seite seiner bischöflichen Thätigkeit, seines Amtes als Ephorus oder Schulinspector mit Vorliebe annahm. Alljährlich wenigstens einmal besuchte er die verschiedenen Schulen seines Stiftes, namentlich aber hatte das Gymnasium zu Wexiö, die gelehrte Vorbildungsanstalt desselben, sich seiner liebevollen Aufmerksamkeit zu erfreuen. * Es kommt in Schweden häufig vor, dass Professoren der philosophischen Facultät, vorausgesetzt, dass sie sich über den Besitz der nöthigen theologischen Kenntnisse ausgewiesen haben, neben ihrer Professur und zur Erhöhung ihres Einkommens Pastorate verliehen werden. Diese nennt man Präbende-Pastorate. Mit eingehendster Sorgfalt bekümmerte er sich um die inneren und äusseren Verhältnisse dieser Anstalt, um Lehrer wie um Schüler, denen er persönlich und freundschaftlich nahe trat, und zeigte sich hierbei als ein Schulmann ersten Ranges, wie seine berühmt gewordenen „Schulreden“, die er bei feierlichen Gelegenheiten hielt, beweisen. Tegndr war als Redner fast nicht minder hervorragend wie als Dichter, wenn er auch in ersterer Eigenschaft bei uns weniger bekannt ist. In Schweden werden seine grossen öffentlichen Reden, so die bei der dreihundertjährigen Jubelfeier der Reformation im Jahre 1817 gehaltene, sowie seine „Schulreden“ als classisch betrachtet. Aus den letzteren führen wir hier Einiges an, was uns Tegnör als Schulmann zeigt. Wie tiefsinnig fasst er das Wesen der Erziehung überhaupt auf! „Wenn man unter Erziehung“, sagt er in seiner Antrittsrede zu Wexiö, „alles dasjenige versteht, was zur Entwicklung der menschlichen Kräfte beiträgt, so ist das ganze menschliche Leben eine Erziehung. Das, was zwischen der Wiege und dem Grabe liegt, ist in dieser Hinsicht die Schulzeit; der Tod ist das letzte, das ernste Entlassungsexamen zu einer höheren Lehranstalt. Verfolgen wir diesen Gedanken, so müssen wir am Ende zu der Idee einer höheren Erziehung gelangen. Denn hat der Einzelne seine Erziehung durch ein Menschenleben, so muss auch das Menschengeschlecht die seinige durch die Lebenssumme der Einzelnen bekommen; die eine Generation muss die Erzieherin der andern sein; alle gegenwärtige Bildung muss sich aus einer vorangehenden entwickeln und in ihrer Ordnung eine folgende vorbereiten. Wir müssen in dieser Beziehung ein Fortschreiten von Geschlecht zu Geschlecht aunehmen, und wenn es uns däucht, als würden wir einen Stillstand oder einen Rückgang gewahr, so sind dieses die Schulferien der Menschheit, absichtlich gegeben, um die Kräfte zu höheren Fortschritten zu stärken. Mit einem Wort: es muss eine Erziehung des Menschengeschlechtes im grossen geben; das Protokoll darüber ist die Weltgeschichte. Aber hierüber können wir nur unvollkommen urtheilen; denn die Lehrstunden sind Jahrtausende, und der, so sie gibt, wohnt im Himmel.“ In derselben Rede legt er den Lehrern ihren Beruf mit warmen Worten ans Herz: „Das Kind ist etwas Heiliges; denn es trägt das unaufgebrochene Siegel Gottes auf der Stirn. Behandeln Sie es also mit Wachsamkeit und Sorgfalt; denn die Mühe der Sorgfalt lohnt sich, wenn nicht für heute, doch für die Zukunft, wenn nicht für Sie, doch für kommende Geschlechter. Sie sind die Schaffner für das Reich Gottes. Aber das Reich Gottes hat auf Erden kein schöneres Symbol, als das Kind mit seiner Unschuld, als den Jüngling mit seinem offenen Sinn. Solcher ist das Reich Gottes. Wer sie bildet, der bildet nicht bloss für die Erde, sondern auch zugleich für den Himmel, für das Reich Gottes, das bloss ein anderer Name für die veredelte Menschheit ist. Denn in dem Masse, wie das Menschliche sich erhebt, senkt das Göttliche sich nieder, um ihm entgegen zu kommen und es zu umfassen.“ Nicht minder beredt äussert er sich über den Lehrerberuf an einer anderen Stelle: „Man erzählt von Alexander dem Grossen, dass er, als man ihn fragte, warum er sich allen Beschwerden des persischen Feldzuges unterzöge? geantwortet habe: er wolle die Länder der Sonne erobern, damit die Athenienser von ihm sprechen möchten. Lehrer! Wer die Jugend bildet und erleuchtet, auch der erobert Länder der Sonne, und wenn auch die Athenienser nicht davon sprechen, so spricht doch die Stimme in seiner eigenen Brust davon und das Bewusstsein, dass er auf seine Weise zum Siege des Lichts gewirkt habe.“ Die Schüler weiss er durch begeisternde Erinnerung fortzureissen: „Wisst ihr, ihr Jünglinge, was für einen Platz ihr hier betretet, wisst ihr, welch ein Andenken er bewahrt? In den Lehrsälen wurde der Mann erzogen, dessen Ehre die Erde füllt, dessen Name der Stolz der Nation ist. Denn er blüht nicht bloss in den Wäldern, so lange es eine Linnäa gibt, sondern er scheint herrlich wie ein Stern am Nordens Himmel. Ihr seid Linnö’s Landsleute, er ist in euern Thälern geboren. Habet Ehrfurcht vor dem grossen Schatten. Nicht Einer unter Millionen kann werden wie Er; denn die Natur ruht sich lange aus, nachdem sie einen solchen Mann hervorgebracht hat.“ Aber auch väterlich ernste Mahnungen legt er den Jünglingen ans Herz: „Kenntnis ist viel, aber sie ist doch nicht alles, ist nicht einmal das Wesentlichste. Das Wesentliche liegt links in der Brust; der Menschenwert sitzt im Herzen. Bewahret es rein und unbefleckt. Ihr stehet fertig da, in eine Welt zu treten, die euch noch unbekannt ist, manche Schlange lauert dort unter Blumen, und Sirenen singen auf den blauen W7eilen.“ Und in ähnlicherWeise an einer anderen Stelle: „Die Griechen sprachen von einer heiligen Scheu bei der Jugend und heilig ist sie auch, denn sie trägt die Farbe der Heiligen, sie deutet auf Unschuld auf Gehorsam, auf Ehrfurcht vor allen menschlichen Verhältnissen. Er wird roth, es is noch Hilfe da, sagte vormals ein Vater von seinem verirrten Sohne. Lasset euere Väter dasselbe von euch sagen, falls es möglich sein sollte.“ Begeistert spricht er zu der Jugend von seinen geliebten Alten: „Die grossen Alten waren doch für mehrere unter uns die Hausgötter unserer Jugend; haben wir vergessen, was wir ihnen schuldig sind? Wir leben unter anderen Verhältnissen als sie; die Bildung der Zeit hat eine andere, in manchen Fällen eine entgegengesetzte Richtung genommen; Religion, Staatsverfassung, Denkweisen, Sitten sind verändert. Aber so fest sind viele ihrer Werke angelegt, so einfach und leicht ausgeführt, so schön gerundet, dass sich in ihnen noch nach Jahrtausenden das edelste und wahrste Bild der Menschheit abspiegelt. Daher wirken sie nicht bloss auf die Jugend, sondern der Mann wendet sich auch in reiferen Jahren mit Freude den alten Meistern zu. Oder wen gibt es, der nicht gerne wiederum ein Idyll lebte mit dem alten Homerus, oder ein Heldenleben mit Plutarchus ? Wer lauscht nicht willig zum andern, vielleicht zum zehntenmale auf einen Sermon des Oberhofpredigers der Poesie, des Weisesten unter den Dichtern, des sokratischen Horatius? Oder wir steigen auch hinab in die Tiefe mit Tacitus und denken die bodenlosen, die centnerschweren, die weltumfassenden Römergedanken.“ Treffend und einschneidend sind seine Bemerkungen über die Methode, z. B. über die einseitig grammatische des Sprachunterrichtes: „Als Napolen den katholischen Ritus in Frankreich wieder herstellte, sagte er die schauderhaften Worte: „Das ist die Pockenimpfung der Religion“, und in demselben Sinne würde man sagen können, dass die eben genannte Methode eher ein Präservativ gegen das Lernen einer Sprache, als ein Hilfsmittel dafür sei, und dass sie Abscheu und Trägheit statt Lust und Eifer bei dem Kinde wecke.“ Und an einer anderen Stelle sagt er über das übertriebene Methodisieren: „Die Methodisten in der Religion behaupten, dass die Bekehrung mit einemmal, in einem Augenblick durch ein Wunderwerk des heiligen Geistes komme. Und fast auf dieselbe Weise erwarten auch die Methodisten in der Pädagogik, dass jede Methode Wunder thun und ohne weitere Mühe die Lehranstalt neu schaffen und verbessern werde. Es gibt keinen geschickten Lehrer, der nicht eigentlich seine eigene Methode hätte, gegründet auf seine Eigenthümlichkeit, seine Erfahrung, auf die Art des Lehrgegenstandes, auf die Persönlichkeit des Schülers. Jede Methode ist gut für den Lehrer, insofern sie sich für ihn eignet; sie ist gut für den Schüler, insofern sie die Aufmerksamkeit weckt und unterhält und Lust zum Lernen einflösst. Die allgemeinen Vorschriften in dieser Hinsicht können nützlich sein, aber nur als Anweisungen zu freier Behandlung, nicht als bestimmt anbefohlene Handgriffe. Es ist mit der Unterrichtskunst wie mit der Poesie; sie hat ihre allgemeinen Regeln, denn sonst wäre sie nicht Kunst; aber bei der Ausübung muss eine Unendlichkeit von Mannigfaltigkeiten eintreten, denn sonst wäre sie nicht eine freie Kunst.“ Diese Bemerkungen werden immer und überall beherzigenswert für die Lehrer und alle die, welche mit der Pflege des Schulwesens betraut sind, bleiben. Rührend aber ist es, wie Tegner von der Jugend und zu der Jugend spricht. Hier hören wir^’nicht nur den idealen Dichter und schwungvollen Redner, sondern den warmen Brustton eines edlen, tief empfindenden Menschenherzens. „Warum sollten wir die Jugend nicht lieben?“ sagt er in einer seiner schönsten Reden. „Es gibt viel Schöneres unter dem blauen Himmel; aber ich kenne nichts Schöneres, Reineres, Trostvolleres, was man sehen kann, als ein wohlgeartetes Kind oder einen unverdorbenen Jüngling. Betrachten Sie sie nur dort unten, insonderheit die Kleinen, die wandernden Blumenauen, die unbeflügelten Paradiesvögel. Da ist keine Wolke auf ihrer Stirn, sondern ein Wiederschein, der vom Gottes Ebenbilde zurückgeblieben ist, ein Abendroth vom Paradiese. Wie aufmerksam, aber auch wie sorglos blicken sie in das ungewisse, das stürmische Leben! Denn für sie gibt es noch keinen Sturm, der etwas anderes wäre, als ein vorübergehender Wind-stoss. Die Sonne geht nicht unter über ihre vergänglichen Sorgen und der Kummer findet keinen Ankergrund in ihrem Herzen.“ Und an einer andern Stelle nimmt er mit folgenden rührenden Worten von seinen geliebten „Kleinen“ Abschied, und wir damit an dieser Stelle von ihm: „Und ihr Kleinen endlich, ihr habt wohl gemerkt, dass ich euch vor andern liebe: Das geschieht auch mit Recht; denn ich habe Ursache, im allgemeinen mit eurer Aufführung zufrieden zu sein. Glaubet aber nicht, dass ich mich durch eure blauäugigen Blicke, durch eure rosigen Wangen, durch das natürliche Gefühl, das mich zu euch zieht, bestechen lasse. Das gehorsame, das lernbegierige, das ordentliche Kind liebe ich vor andern, aber das träge, das schlecht geartete muss ich verwerfen, wo es sich findet. Gott segne euch, ihr flüchtigen Frühlingswinde, ihr vergänglichen Rosenstöcke im Leben, ihr kummerlosen Schmetterlinge unter Blumen. Mögen sie für euch niemals Gift enthalten! Lebt wohl!“ H. Sch. Aus der Heimat. I. Zur Sage vou der Gründung Aemona’s. Bekanntlich ist Plinius (im ersten Jahrhunderte n. Chr.) der erste, der Aemona mit Jason in Zusammenhang bringt. Nach ihm fuhren die Argonauten auf dem Ister, dann auf der Save, hierauf auf dem Nauportus, der zwischen Aemona und den Alpen hervorbrach und von dieser Fahrt den Namen („Schiffträger“) erhielt. Sie waren nämlich in dem Irrthume befangen, es führe ein Fluss aus der Donau in das Adriatische Meer. Man brachte dann (als man des Irrthumes gewahr wurde) das Schiff „Argo“ auf den Schultern über die Alpen auf einen Fluss und aus diesem zum Adriatischen Meere unweit Tergeste (Triest); es stehe jedoch nicht fest, welcher Fluss es gewesen sei. Erst im fünften Jahrhunderte berühren dieses angebliche Ereignis zwei griechische Geschichtsschreiber wieder, Zosimos und Sozomenos, welche beide die Stadt Aemona durch die Argonauten gegründet werden lassen. Der erstere erzählt den Hergang folgendennassen: Die Argonauten sollen, als sie Aetes verfolgte, zu den Mündungen des Ister gelangt sein, der sich in den Pontus (das Schwarze Meer) ergiesst. Sie hielten es für das beste, stromaufwärts und solange mit Hilfe der Ruder und des Windes zu schiffen, bis sie in die Nähe des Meeres kämen. Nachdem sie diesen Entschluss ausgeführt, liessen sie daselbst die Anlage einer Stadt, Aemona, als Andenken an ihren dortigen Aufenthalt zurück. Darauf legten sie das Schiff „Argo“ auf Vorrichtungen (Maschinen) und zogen es durch 400 Stadien* über das Land bis zum Meere. — Sozomenos dagegen erzählt den Hergang so: Die Argonauten schlugen auf der Flucht vor Aetes nicht mehr den frühem Weg ein, sondern gelangten nach Auf eine deutsche Meile gehen vierzig Stadien. A. d. V. Durchschiffung des Meeres, das bei den Skythen ist, durch die Flüsse, welche durch jene Gegenden in das Meer fallen, an die Grenzen der Italer und gründeten, indem sie daselbst überwinterten, eine Stadt Namens Aemona. Im folgenden Sommer nun zogen sie mit Hilfe der Eingebornen das Schiff „Argo“ an 400 Stadien weit über das Land mittelst eigener Vorrichtungen (Maschinen) und brachten es an den Fluss Aquilis, der sich in den Eridanus ergiesst; dieser wieder mündet in das Italische Meer. Nach Plinius also, sowie nach Sozomenos, wäre das Schiff auf einem Wasserwege in das Adriatische Meer gekommen. Während aber der letztere die Namen zweier Flüsse angibt, die sonst nicht bekannt sind (unter Eridanus wird gewöhnlich der Po verstanden), führt Plinius (die beiweitem ältere und wichtigere Quelle) nur einen, und zwar einen Fluss an, der in der Nähe von Triest mündet, ohne ihn nennen zu können. Nun befindet sich in der Nähe von Triest nur ein grösserer Fluss, die Reka, deren Wasser gegenwärtig, wie bekannt, die Triester in ihre Stadt zu leiten beabsichtigen. Allein die Reka stürzt sich zwei Meilen östlich von Triest, nachdem sie durch zwei Höhlen gegangen, mittelst einer Reihe schöner Wasserfälle in eine Tiefe von 24 Klaftern, wo sie, nachdem sie unterirdisch noch einen See gebildet, an vier Stellen unter der Felsdecke verschwindet Doch nähert sie sich in ihrem unterirdischen Laufe der Stadt Triest bis auf eine halbe Meile, wo man in der Grotte von Trebitsch zu ihr steigen kann. Ihr fernerer Lauf ist unbekannt; allgemein aber wird angenommen, dass die drei Feistkore, aus denen bei San Giovanni (21/2 Meilen von Triest), knapp am Fusse der nach Görz führenden Südbahn, der Timavo hervortritt, die Mündungen der Reka seien. Kaum zweitausend Schritte von den Ausbruchsstellen fällt der Timavo ins Meer, weswegen er bei den alten Schriftstellern „die Quelle des Oceans“ hiess. Eine halbe Stunde oberhalb San Giovanni, jenseits der Eisenbahn, befindet sich ein Ort, Medeazza, dessen Name an die Zauberin Medea erinnert, die am Argonautenzuge theilgenommen.* Es konnte, da man von den unterirdischen Wasserläufen des Karstes schon im Alterthume Kenntnis gehabt haben dürfte, in der That die Meinung herrschen, das Schiff „Argo“ sei auf denselben zur Adria gebracht worden. Dieser Anschauung, nämlich dass diese unterirdische Fahrt auf der Reka vor sich gegangen, soll in einer Sage Ausdruck gegeben sein, die noch heute unter den Bewohnern der Gegend sich erhalten hat. Der bekannte Schriftsteller Heinrich Noe will sie ausführlich behandelt in einem bekannten Landhause nächst San Giovanni in einem in Leder gebundenen Manuscripte, dessen Tinte schon sehr stark vergilbt war, gelesen haben; später jedoch habe er das Manuscript nicht wieder finden können. Die Sage war an eine lange Beschreibung des Wunderflusses Timavus geknüpft, die den Titel „Ad Ledavum Timavum“ führte. Sie war in Prosa geschrieben, die aber plötzlich in eine Art Heldengedicht übergieng, das aus Ottave Rime zusammengesetzt war. Der Inhalt des Gedichtes war nach Noö folgender: Als die Argonauten am Ufer des grossen Sees von Nauportus das feste Land erreichten, dort, wo jetzt das verlassene Oberlaibach am Waldrande steht, trugen zwölf der Genossen die „Argo“ über das finstere Gebirge und in die tiefe Schlucht hinab, durch welche heute der Timavus, dort Reka geheissen, in hohem Portale, zur Nacht eingeht. Alles wurde lebendig. Die Wilden, die dort versammelt waren, schrien den Helenen Drohworte zu. Die Barbaren, welche sich dem hellen Wasser zuliebe dort angesiedelt hatten, griffen sie mit Speeren an. Doch wichen sie scheu zurück, als sie die Harfentöne des Orpheus vernahmen und den jugendlich schönen Hylas erblickten, den sie für * Hier und in Medea, eine Stunde südlich von Cormons, am Fusse des Berges gleichen Namens besteht die Sago, dass in den Gebirgshöhlen eine grosse Königin und Zauberin herrsche. A. d. V. eine vom Himmel herabgestiegene Erscheinung hielten. Die Weiber warfen sich ihm zu Füssen, und wenn es auf manche der Jungfrauen angekommen wäre, so würden die Quellennymphen des Stromes Askanios, die später den lieblichen Knaben verlangend in die Tiefe hinabzogen, um ihre Beute betrogen worden sein. Als die Genossen das finstere nächtliche Thor sahen und das Rauschen der Strömung vernahmen, schauderten sie zurück, wie damals, als sie durch die zermalmenden Felsen der Symplegaden fuhren. Da hob aber das dodonäische Eichenholz, welches in das Vordertheil des Schiffes eingefügt war, zu reden an und ermahnte sie, den Fluten sich lieber anzuvertrauen, als den Barbaren, zu welchen niemals eine Kunde von den lichten Göttern gedrungen war. Es weissagte ihnen nach schlimmer Fahrt durch das Dunkel eine Ankunft am Strande weiter Unendlichkeit, unter wolkenlosem Himmel. Atalanta, nächst der Medea das einzige Weib auf dem Schiffe, fürchtete sich vor dem Eingänge in die Nacht des Flusses, als ob sie in die Wirbel der Charybdis hineingetrieben würde. Sie wurde aber vom scharfsichtigen Lynkeus getröstet, der ihr schwor, er sehe das Ende des finsteren Ganges, und Amphiaraos, der weissagende Held, schilderte ihr, wie er sie schon in den Armen des herrlichen Milanion erblicke, der sie auf der Lorbeer-Insel erwarte. Da beruhigte sie sich und betrat das Schiff. Die Barbaren, welche das Karstgebirge bewohnten, kannten kein Feuer. Vom Raube des Prometheus war zu ihnen noch kein Funke gedrungen. Sie lebten wie die Hyänen und Füchse in ihren Höhlen und folgten dem Wilde auf seinen Wanderungen. Das Staunen, welches sie beim Anblicke des goldlockigen Hylas ergriffen hatte, verwandelte sich in Ehrfurcht, als sie das Licht der Fackeln erblickten, welche Jason vor dem Eintritte in die Unterwelt anzündete, um die Bahn der „Argo“ zu beleuchten. (Schluss folgt.) 3i3-d:inLd. s clb_aru.- Steiermark. (Schulbesuchs-Erleichterungen.) Die Schulbesuchs-Erleichterungen betreffend, hat der Unterrichtsminister in einem Erlasse an den steierischen Landesschulrath ausgesprochen, es könne unter den verschiedenen Combinationen solcher Erleichterungen auch die stattfinden, dass im achten Schuljahre im Sommer vollständige Befreiung, im Winter dagegen wöchentlich dreistündiger Unterricht ertheilt werde. Niederösterreich. (Z u r P e n s i o n i e r u n g d e r L e h r e r.) Der niederösterr. Landesschulrath hat an die Bezirksschulbehörden einen interessanten Erlass gerichtet, welcher sich mit der Frage der Rechtswirksamkeit der Lehrerpensionierung vom Standpunkte der Anforderungen des Unterrichtes beschäftigt und die bisher übliche Praxis entschieden abfällig beurtheilt. Vor allem wird getadelt, dass öfter Lehrer wegen Dienstuntaugiich-keit pensioniert, trotz dieses Grundes ihrer Versetzung in den Ruhestand aber dann noch längere Zeit zum Unterrichte verwendet werden, bis die — mitunter Schwierigkeiten begegnende — Neubesetzung der Stelle erfolgen kann. Dabei erhalten diese Pensionierten dann noch Remunerationen für diese Thätigkeit, die doch den Interessen des Unterrichtes widerstreitet, und überdies noch dem Schulfonde doppelte Auslagen bereitet. Da, fährt der Erlass fort, anzunehmen, dass die Schulbehörden nur bei factischer Untauglichkeit des Lehrers zu fernere]' Dienstleistung die Pensionierung anregen, so erscheint die provisorische Weiterverwendung eines solchen Lehrers absolut unzulässig. Da aber die Dienstuntauglichkeit selten plötzlich in voller Stärke eintritt, so sollen die Schulbehörden bei Pensionierungen von Lehrern Vorsorge für definitive Besetzung der erledigten Stelle treffen und gleichzeitig mit der Verfügung der Pensionierung den Zeitpunkt festsetzen, zu welchem diese Pensionierung eintreten, d. i. rechtswirksam werden soll. Böhmen. („Amtssckriftliches“.) Der böhmische Landesschulrath hat über eine Petition des rührigen Lehrervereines in Iteichenberg und mehrerer anderer Lehrervereine um Abschaffung der Schulmatrik und Restringierung der bisherigen vierteljährigen „Schulnachrichten“ auf halbjährige Classificationen nach längerer Debatte beschlossen, beim Ministerium eine Vereinfachung in der bisherigen Führung der Schuhnatriken in Antrag zu bringen, dagegen die Auflassung der bisherigen Quartalclassificationen abzulehnen. Italien. (Religionsunterricht in Rom.) Der Gemeinderath von Rom hat die Wiedereinführung des Religionsunterrichtes in den Volksschulen beschlossen. Derselbe sei durch geeignete Personen zn ertheilen. Während der Debatte hierüber entstand auf dem Capitol ein arger Strassentumult, dem die Polizei durch die Verhaftung der Hauptschreier ein Ende machte. Frankreich, lieber das Anwachsen der Schulauslagen in Frankreich enthält der Bericht über das Unterrichtsbudget folgende Angaben: Die Juli-Monarchie fand ein Unterrichtsbudget von 1825 000 Francs vor und brachte es im Laufe von achtzehn Jahren auf 13 223 000 Francs. Die Republik von 1848 mehrte es dann derart, dass das Kaiserreich ein Unterrichtsbudget von 17 Millionen antrat. Von 1852 bis 1864 wurde es nur um 2 Millionen erhöht; nun aber bewirkte der Unterrichtsminister eine rasche Steigerung, und die Wahlen von 1869 hatten zur Folge, dass im Kriegsjahr die Schulanstalten 32 Millionen kosteten. Seitdem erreichte das betreffende Budget allmählich 134 Millionen. Ausserdem wurde unter der Republik den Gemeinden und Departements für den Bau von Schulhäusern und die Anschaffung von Schulmaterial ein Credit von einer halben Milliarde eröffnet und die Unentgeltlichkeit, die Confessions-losigkeit und die Schulpflicht eingeführt. In der letzten Statistik des Kaiserreiches sind 70 441 Lehrer und Lehrerinnen, 41/2 Millionen Zöglinge der öffentlichen Schulen aufgeführt; die letzteren sind auf 6 600000, die ersteren auf 98000 gestiegen. Im Jahre 1868 konnten von 100 Recruten 78 6, 1881 aber schon 86'2 zum mindesten lesen. — Der Conseilspräsident und Unterrichtsminister verlangt für den Bau neuer Schulhäuser 600 Millionen, welche zur einen Hälfte den Gemeinden, zur anderen dem Staate zur Last fallen, und beantragt, die 300 den Staat angehenden Millionen in zehn Jahresraten von je 30 Millionen zu zerlegen und damit schon für das Budget von 1884 zu beginnen. Der Finanzminister und der Ausschuss erklärten sich damit einverstanden. Wenn nur alles, was man verspricht, nicht zu lange auf sich warten liesse! Die Franzosen reden eben gerne viel! ULi o c a, 1 e s- Veränderungen im Lehrstande: Fräulein Lätitia Achtschin, absolvierte Lehr-amtscandidatin, wurde als prov. Lehrerin in Brunndorf, Frl. Caroline Petritsch, prov. Lehrerin in Gottschee, in St. Stefan im Gailthale (Kärnten) und Frl. Anna Moro, absolvierte Lehramtscandidatin, als Unterlehrerin zu Grafenstein in Kärnten angestellt. Von den absolvierten Lehramtscandidaten erhielt Herr Valentin Saverl die Lehrstelle in Meichau, von den absolvierten Lehramtscandidatinnen trat Fräulein Caroline Tsche-lesnik im Institute Huth, Fräulein Marie v. Zhuber im Institute Reim als Lehrerin ein. Aus der Sitzung des k. k. Landesschulrathes am 3.November. Ueber das Majestätsgesuch eines gewesenen Lehrers um Nachsicht der Rechtsfolgen seiner strafgerichtlichen Verurtheilung wird höhern Orts die gutächtliche Aeusserung erstattet. — Ueber das Majestätsgesuch eines Lehrers um Anrechnung seiner provisorischen Dienstleistung als definitive wird höhern Orts berichtet. — Ein Volksschullehrer wird über sein Ansuchen bei constatierter Untaugliehkeit zur weiteren Dienstleistung unter Zuerkennung des gesetzlichen Ruhegehaltes in bleibenden Ruhestand versetzt. — Das Gesuch eines Gymnasialprofessors um Bewilligung einer Personalzulage wird höhern Orts in Vorlage gebracht. — lieber den Recurs eines Oberlehrers wider die bezügliche Entscheidung eines Bezirks-schulrathes betreffs Zuerkennung der Quartiergeldentschädigung wird erkannt. — Zwei Berufungen in Schulversäumnis-Straffällen werden erledigt. — Zwei Oberlehrer- und eilf Lehrer- und Lehrerinnenstellen an Volksschulen werden definitiv besetzt; bezüglich der provisorischen Besetzung mehrerer Lehrstellen werden den betreffenden Bezirksschul-räthen Weisungen ertheilt. — Das Gesuch eines Bezirksschulinspectors um Enthebung von seinem Posten wird höhern Orts vorgelegt. — Ein Gymnasiallehrer wird im Lehramte definitiv bestätigt und ihm der Titel „Professor“ zuerkannt. — Dreien Gymnasialprofessoren wird die erste, einem die dritte und einem die vierte Quinquennalzulage zuerkannt. — Mehrere Remunerations- und Geldaushilfsgesuche werden erledigt. Amtsjubiläum. Der gestrige Tag war für unsere k. k. Oberrealschule ein ebenso festlicher wie freudiger Tag. Der vielverdiente Herr Director dieser Staatsanstalt, Herr Schulrath Dr. Joh. Mrhal, Mitglied des k. k. Landesschulrathes etc., feierte nämlich das Jubiläum seiner dreissigjährigen Amtsthätigkeit. Der Lehrkörper, der sich zur Beglückwünschung des geliebten und hochverehrten Jubilanten um 11 Uhr vormittags im Realschulgebäude versammelte, überreichte demselben nach einer warmen Ansprache einen silbernen Ehrenbecher mit folgender Widmungsinschrift zur Erinnerung an diesen festlichen Tag: „Der Lehrkörper der Staats-Oberrealschule in Laibach seinem hochverehrten Director Dr. Joh. Mrhal zum 30jährigen Dienstesjubiläum. 1853 — 1883.“ Möge Herr Schulrath Dr. Mrhal, in dem auch die Volksschullehrerschaft einen warmen und gerechten Anwalt im k. k. Landesschulrathe besitzt, und der sich noch voller Rüstigkeit erfreut, noch lange an der Spitze einer so wichtigen Anstalt stehen, wie es die k. k. Oberrealschule für Krain ist! Aus den Bezirksschulräthen. An Stelle des zum Regierungsrathe beförderten Bezirkshauptmannes der Umgebung Laibach, Herrn August Wurzbach von Tannenberg, kam der Bezirkshauptmann in Loitsch, Herr Johann Mahkot, und an Stelle dieses der bisher dem Präsidium zugetheilte Bezirkshauptmann, Herr Anton Graf Pace, Schwiegersohn des Herrn Landespräsidenten Baron Winkler. Die Generalversammlung des Unterstützungsvereines für Lehramtszöglinge der Laibacher k. k. Lehrer-Bildungsanstalt wird am 16. d. M. vormittags im naturhistorischen Cabinete der Anstalt stattfinden. Verunglimpfung der Lehrerinnen. Hiesige Blätter, deren Namen wir nicht erst zu nennen brauchen, betreiben die Verunglimpfung der Lehrerinnen schon sportsmässig. Seit Jahren richtet man gegen dieselben förmliche Brandcorrespondenzen, und unlängst forderte eines derselben, nämlich das täglich erscheinende slovenische Blatt, die betreffenden Körperschaften zu einer förmlichen Vertagung der Lehrerinnen auf, so dass schon auswärtige Zeitungen über dieses Wüthen den Stab brachen. Möchten die Schreiber solcher Hetzartikel (die wahrscheinlich nur der Umstand, dass sie selbst es zu nichts gebracht, auf Lebensart und Billigkeit ganz vergessen lässt) doch bedenken, dass sie durch ein solches Beginnen die ohnehin schon genug compromittierte slovenische Presse nur noch mehr in den Abgrund ziehen und auch das Ansehen unseres Volkes und Landes schädigen. Und dann wundert man sich noch, dass die Lehrerinnen solchen Blättern den Rücken kehren? Orlgäna-l-Oorresponderxzen. A Aus Kärnten, 4. Dezember. Ihrem Ersuchen entsprechend und Ihre Andeutungen in Bezug auf meine letzte Correspondenz berücksichtigend, muss ich vor allem erklären, dass sich die Spitze meiner jüngsten Mittheilung gegen die nächste Umgebung unseres vom Posten eines Bezirks-Schulinspectors abberufenen Berufsgenossen kehrte. Elemente, die demselben nicht wohlwollten und ein im Schulhause, in den für den Messner bestimmten und gepachteten Räumlichkeiten betriebenes und von früher auf Angehörige unseres Collegeu übergegangenes Kaufgeschäft aus den Angeln heben wollten, benützten dazu eine passende Gelegenheit und bewirkten das Geschehene. Hätte unser Amtsgenosse geahnt, dass das Berührte Unangenehmes im Gefolge haben weide — er hätte dasselbe gewiss sofort beseitigt. Wie ich melden kann, hielt das überkommene, von Angehörigen B. ausgeübte Kaufgeschäft der Umstand, dass auch anderwärts gleiche Einrichtungen obwalten, ohne jedoch von Concurrenten mit scheelen Blicken betrachtet zu werden. Was also zur Anzeige kam, wurde bald zum Austrage gebracht. Was war, das ist nun vergangen, was ist, soll jedoch bleiben und zu neuer Geltung kommen. Herr Benedicter sieht nun, dass gegenwärtig selbst jene, die zu seiner Abberufung mittelbar beitrugen, seinen Leistungen in der Schule volle Anerkennung zollen, wie darüber im Bezirke überhaupt nur Eine Stimme zu hören ist. Und der Mann, der es im wahren Sinne des Wortes auch ist, weiss, wie er es einzurichten hat, um der Forderung des Tages gerecht zu werden. Die Sympathien, die unserem Berufsgenossen die Gemeinde, in der er wirkt, namentlich jetzt entgegenbringt, werden ihm, wie dies letzthin deutlich genug das Organ unseres kärntischen Landes-Lehrervereines betonte, auch von der Lehrerschaft des Landes entgegengebracht. Die vor beinahe drei Wochen in Millstatt abgehaltene Zweig-Lehrerversammlung hat dafür einen beredten Beweis geliefert. = Wien, im November. Ein Verein, der es sich zur Aufgabe macht, die Pädagogik nach ihrer Theorie und Praxis zu pflegen und weiter zu gestalten, hiemit die Fortbildung seiner Mitglieder zu verbinden und zeitgemässe Erziehungs- und Unterrichtsgrundsätze verbreiten zu helfen, darf wohl von vornherein die Sympathien nicht nur der Pädagogen von Fach, sondern aller Freunde der Schule und des Volkswohles in Anspruch nehmen. Ziele solcher Art hat sich die Wiener pädagogische Gesellschaft gestellt, und sie ist auch eifrig bestrebt, alle geeigneten Mittel anzuwenden, diese Ziele zu erreichen. Dieselbe zählt am Beginne des 10. Vereinsjahres 150 Mitglieder; sie hat seit ihrem Bestände 103 Plenarversammlungen sowie zahlreiche Sections- und Ausschusssitzungen abgehalten, darin über die verschiedensten Fragen des Erziehungs- und Unterrichtswesens berathen und das Ergebnis dieser Thätigkeit in ihren „Pädagogischen Jahrbüchern“ veröffentlicht. Erziehung und Unterricht bilden aber nicht allein für die Lehrerschaft einen Gegenstand sorgfältigen Studiums, sondern alle Bürger des Staates haben das unmittelbarste Lebensinteresse daran und sollen daher ein ausreichendes Verständnis der gemeinsamen Sache gewinnen. Darum sucht auch die Wiener pädagogische Gesellschaft die Theilnahme an ihren Bestrebungen in immer weiteren Kreisen wachzurufen, und in diesem Sinne wendet sie sich an Fachgenossen und Schulfreunde, Herren und Damen, dass sie sich als ordentliche, correspondierende oder beitragende Mitglieder dem Vereine anschliessen und eine Thätigkeit fördern, die auf dem Boden der autonomen, aus dem freien wissenschaftlichen Forschen hervorgegangenen Pädagogik sich entfaltet, zum Wohle der Jugend, des Volkes, des Staates! Der Jahresbeitrag beträgt 2 fl. für ordentliche, 1 fl. 10 kr. für correspondierende, 3 fl. für beitragende Mitglieder. Jedes Mitglied hat Anspruch auf ein Freiexemplar des „Päd. Jahrbuches“; die correspondierenden und beitragenden Mitglieder erhalten dasselbe portofrei zugesendet. Die Plenarversammlungen finden am ersten Mittwochabend jedes Monates im Physiksaale des städtischen Pädagogiums statt. Versuchsweise wird diesmal das Hauptprogramm für das ganze Vereinsjahr ausgegeben. In den Monaten Dezember und März wird je ein Familienabend mit Musik, Declamation etc. veranstaltet. Im Vereinsjahre 1883/84 werden Vorträge gehalten über die Anfänge der Philosophie (Dr. Dittes), die astronomische Geographie, die Bedeutung der Schichtenkarte für den geographischen Unterricht an Volks- und Bürgerschulen, den Gehorsam, die Schulwerkstätten, die Frühreife unserer Jugend, die rationelle Ertheilung des heimatkundlichen Unterrichtes in den Volksschulen Oesterreichs, den Wert der Gemüthsbildung, die Kinder der Armen und über die Prüderie. Schliesslich will ich Ihnen noch mittheilen, dass im Verlaufe unseres diesjährigen niederösterreichischen Lehrertages, der in Korneuburg abgehalten wurde, auch die Schulnovelle (ihre Wirkungen auf unser Volksschulwesen) zur Sprache kam. Der Referent über diesen Gegenstand erwähnte, dass die Lehrerschaft stets für eine Erweiterung der Bildung eintreten werde. Eine zum Schlüsse angenommene Resolution spricht die Erwartung aus, dass Schulerleichterungen nur in besonders rücksichtswürdigen Fällen einzutreten haben und dass bei der Bevölkerung der Sinn für die achtjährige Schulpflicht stets lebendig erhalten werde. Auch sprach sich die Versammlung für die NothWendigkeit des Mädchenturnens aus. ________________ ILvdZannig'faltlg'es- Die Lehrerprüfung aus der Religionslehre betreffend, hat der ühterrichtsminister angeordnet, dass Prüfungscandidaten, welche bei Ablegung der Lehrbefähigungs - Prüfung für allgemeine Volksschulen ein Zeugnis Nr. 4 erhalten, hiebei jedoch zur subsidiarischen Ertheilung des Religionsunterrichtes für befähigt erklärt werden, im Palle einer Wiederholung der Lehrbefähigungs-Prüfung auch die Prüfung aus der Religionslehre neuerlich abzulegen haben, resp. dass solche Candidaten auch hinsichtlich der Religionsprüfung nach § 21 der Prüfungsvorschrift zu behandeln sind, das heisst, dass für die Prüfung a^s Religion dieselben Bestimmungen rücksichtlich der Wiederholungsprüfung gelten, wie bei den anderen Lehrgegenständen. Zur Heiratsfrage der Lehrerinnen in Ungarn. Die Prage, ob die Lehrerinnen in Ungarn heiraten dürfen und welche der Budapester Magistrat vor nicht langer Zeit in liberaler Weise gelöst hat, dürfte demnächst vor das Ministerium des Innern zur Entscheidung gelangen. In der jüngsten Repräsentantensitzung der Stadt Tyrnau wurde nämlich anlässlich der Votierung einer ausserordentlichen Ausgabe von 60 fl., als Kosten der Vertretung einer durch mütterliche Freuden am Unterrichte verhinderten Lehrerin, auf Antrag des städtischen Piscals beschlossen, dass die Communallehrerinnen nicht heiraten dürfen, wenn sie aber heiraten, ihre Stelle verlieren, sowie dass verheiratete Lehrerinnen nicht angestellt werden sollen. Trotzdem zwei Gemeinderepräsentanten gegen diesen Antrag treffende Argumente vorbrachten, wurde derselbe mit Stimmenmehrheit angenommen. Einer der Opponenten meldete den Recurs an, und so wird denn das Ministerium des Innern in die Lage kommen, in dieser heiklen Frage sein competentes Votum abzugeben. Rreisausschreibung. Zu den letzthin gemeldeten Preisausschreibungen gesellt sich noch jene der schweizerischen Grossloge „Alpina“, die für die Beantwortung der Frage: „Wie. soll der Primarlehrer dazu beitragen, dass die sittliche Erziehung der Kinder mit dem Schulunterrichte gleichen Schritt halte?“ einen Preis von 500 M. festgesetzt hat. Die Arbeiten sind bis zum 31. Jänner 1884 an Herrn Schulinspector H. Herr in Mitlödi (Canton Glarus) zu richten. Der Lehrer in der Türkei. Bei den Ottomanen geniesst der Lehrer eine grosse Achtung. Er ist in Familien die bevorzugteste und angesehenste Persönlichkeit, nimmt bei Tische stets den ersten Platz ein und erhält als Gast die bestgelegene Stube zur Wohnung. Der Meinung des Lehrers ordnet sich das Thun und Lassen des Familienoberhauptes unter. Er ist auch keinem der sogenannten Chedsa-Gesetze unterworfen, „da ihm ja seine Kenntnisse nicht gestatten, zum Ver- brecher zu werden“. Die bürgerliche Stellung des Lehrers ist zwar keine besondes glänzende, da er weder Auszeichnungen noch Güter als Belohnung erhält, von seinen gewesenen Schülern aber wird er mit der unterthänigsten Ehrfurcht behandelt, und seien diese auch Minister. DB-ü.cIb.er- -u.n.d_ IZIelt-a.ng'ssclaa/u.. Der Schreibunterricht in Volks- und Bürgerschulen sowie in Lehrer-Bildungsanstalten von Jos. Mann und Nikolaus Mühlbauer, Uebungsschullehrer au der k. k. deutschen Lehrer-Bildungsanstalt in Prag. Mit sechs lithogr. Tafeln. Prag, 1884. Verlag von P. Tempsky. Preis 1 11. — Die Schrift wird — dessen können wir sicher sein — schnell Verbreitung finden, weil es, wie dies auch in der Vorrede betont wird, bei uns in Oesterreich an einem Werke mangelt, „welches nebst entsprechenden Schreibformen für die Schule die genaue Construction der Buchstaben sowie deren Beschreibung für den Lehrer enthält und auch die Methode für diesen Gegenstand eingehend darlegt.“ Die Schrift will auch den Schreiblehrern an den Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen an die Hand gehen, die hie und da lange nicht das leisten, was sie leisten sollten, ja nicht einmal die Haltung des Körpers beim Schreiben ernst nehmen. Das Werkchen verbreitet sich über die geschichtliche Seite der Schrift, die Lehrziele, die Eigenschaften der Schrift, die Körperhaltung, die Schulbänke, die Schreibrequisiten und deren Handhabung, die Schriftformen (Currentschrift, Kondschrift, Practurschrift, Ziffern und Satzzeichen), die Vertheilung des Lehrstoffes etc. Die dem Werke beigegebenen sechs Tafeln führen das kleine und grosse Alphabet vor (Current-, Kond- und Practurschrift). Rothaugs Jugendbibliothek. Verlag von F. Tempsky in Prag. Preis des Heftes 40 kr — Schnell nach den in Nr. 21 besprochenen Heften sind drei weitere (elegant gebundene) Bändchen dieser neuen Jugendbibliothek erschienen, die sicher so manchen Weihnachtstisch zieren werden. Die Titel lauten: „Im Bergwerke zu Schemnitz“ oder „Ehrlich währt am längsten“, „Heinrich E. Rüdiger Graf von Starhemberg, der Vertheidiger Wiens im Jahre 1683“, und „Engelschön und Immertreu. König Holzbein.“ — Jedes Bändchen hat vier Abbildungen und zeichnet sich, was wir wohl nicht erst zu betonen brauchen, durch eine anregende Sprache aus. Des Landruanns Winterabende. Stuttgart, Verlag von Eugen Ulmer. Preis des Bändchens 1 Mark. — Unter vorgenanntem Titel sind im bezeichneten Verlage eine Reihe von reichhaltigen, nett ausgestatteten Bändchen erschienen, die ebenso sehr für landwirtschaftliche und Volksbibliotheken wie für die Hand des Lehrers nothwendig sind; mindestens sollte sie jede Bezirks-Lehrerbibliothek besitzen. Der Raum gestattet es uns leider nicht, uns über jedes genauer zu verbreiten, und so mögen einfache Andeutungen darüber genügen. Die Titel lauten: 9. Bändchen: „Josef Bauknecht oder die Dienstbotennoth“; 10. Bändchen: „Der Bienenhaushalt“; 11. Bändchen: „Toni, der Schweizer“ (die erste Geschichte vom Viehfüttern); 12. Bändchen: „Toni, der Verwalter“ (die zweite Geschichte vom Viehfüttern); 13. B.: „Die Milchwirtschaft“; 14. B.: „Der Bauernspiegel“ (Sonntagsbetrachtungen); 15. B.: Herr Hoffmanu“ (eine Geschichte von der Viehzucht); 24. B.: „Erste Hilfe in Krankheits- und Unglücksfällen“; 25. B. : „Bäuerliche Betriebslehre“; 26. B.: „Der Thierschutz“; 27. B.: „Die Anpflanzung und Behandlung der Korb- und Bandweidon“; 28. B.: „Die bäuerliche Pferdezucht und Pferdehaltung“; 29. B.: „Landleben“ (Erzählungen aus dem bäuerlichen Berufe); 30. B.: „Der Wald und dessen Bewirtschaftung“; 31. B.: „Einkehr und Umschau“ (Belehrendes und Anregendes für die Bauernstube). — Wenn wir dem nur noch beisetzen, dass jedes Bändchen in anregender und leichtverständlicher Sprache abgefasst ist und eine gründliche Durcharbeitung des Stoffes erkennen lässt, so haben wir genug gesagt, um den Wert des Ganzen wenigstens im allgemeinen zu kennzeichnen. Im Verlage von Eugen Ulmer in Stuttgart ist auch erschienen: Materialien für den Sach-, Sprach- und Aufsatz-Unterricht in landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen. Für die Hand der Schüler von Hoos, Lehrer an der landwirtschaftlichen Winterschule in Ravensburg. (96 Blattseiten.) Oesterreichischer Studenten-Führer. Mähr.-Ostrau. Verlag von Prokisch’ Buchhandlung. Preis? — Diese über 140 Blattseiten starke Schrift, zur Orientierung für die studierende Jugend bestimmt, verbreitet sich in klarer und übersichtlicher Weise über die Organisation der österreichischen Mittelschulen, Special-Lehranstalten und Hochschulen, sowie über die aus dem Besuche derselben entspringenden Begünstigungen und Berechtigungen. Dieselbe wird Lehrer und Erzieher in die Lage setzen, ihren Zöglingen bei der Wahl ihres Studienganges verlässliche Rathschläge zu ertheilen. Die Gewerbe-Ordnung. Für Gewerbetreibende und Industrielle ist es unerlässlich, sich mit den Bestimmungen der neuen Gewerbe-Ordnung vertraut zu machen. Zu diesem Zwecke kann als die billigste und vollständigste Ausgabe der einschlägigen Gesetze und Verordnungen die bei J. R. Bertschinger in Klagenfurt erschienene Broschüre: ,,Die neue Gewerbe-Ordnung“ empfohlen werden. Dieselbe enthält: Die Gewerbe - Ordnung vom Jahre 1859, ergänzt und abgeändert durch das Gesetz vom 15. März 1883, sammt allen dazu gehörigen Nachträgen, Verordnungen und Normalstatuten. Trotz der guten Ausstattung des 88 Seiten gr. 8° umfassenden Heftes kostet dasselbe nur 50 kr. und wird gegen Einsendung dieses Betrages von der Verlagshandlung überallhin franco versendet. Beim Bezüge mehrerer Exemplare wird der Preis noch billiger gestellt. Heinigarten. Eine Monatsschrift, gegründet und geleitet von P. K. Rosegger. Verlag von „Leykam“ in Graz. 12 Hefte ä 30 kr. — Diese so beliebte belletristische Zeitschrift, die unseren Lesern schon so oft vorgeführt wurde, bringt in ihrem Dezemberhefte unter anderen Folgendes: Das Christkind von Scharau. — Die sieben Todsünden. (Genrebilder von Rosegger.) — Jonas Dugge, der Brautwerber. —• Streiflichter. (Bemerkungen zur Literatur und Kunst von R. Hamerling.) — Heber Erziehung und Anlagen. — Bekenntnisse aus meinem Weltleben. (Von P. K. Rosegger.) — Heber das Feuilleton. — Ein Haupttreffer. — Waldmär. (Von Rudolf Baumbach.) — Verschiedene kleinere Erzählungen, dann Gedichte etc. etc. Das heisst doch viel bieten für einen so geringen Betrag! ZErled.Ig'te eixrsteilen.. Idra-ixi. Im Schulbezirke Stein: Einclassige Volksschule zu Dovsko, Lehrerstelle, Gehalt 45011., Wohnung, bis 20. Dezember. — Einclassige Volksschulen zu Kraxen und St. Gotthard, Lehrerstelle, Gehalt je 450 fl., Wohnung, bis 15. Dezember. — Zweiclassige Volksschule zu Commenda St. Peter, zweite Lehrerstelle, Gehalt 400 £1., Wohnung, definitiv, bis Ende Dezember —Im Schulbezirke Krainburg: Einclassige Volksschule zu St. Georgen im Felde, Lehrerstelle, Gehalt 450 fl , Wohnung, bis 20. Dezember. — Im Schulbezirke Radmannsdorf: Zweiclassige Volksschule zu Assling, Oborlehrerstelle. Gehalt 500 fl., Wohnung, Functionszulage pr. 50 fl.; dann zweite Lehrerstelle, Gehalt 400 fl., eventuell Wohnung, bis 20. Dezember. — Im Schulbezirke Gottschee: Vierclassige Volksschule zu Reifuiz, vierte Lehrerstelle, Gehalt 400 fl., definitiv, bis 15. Dezember. — Dreiclassige Volksschule zu Mitterdorf, zweite 1,ehrerstelle, Gehalt 450 fl., definitiv, bis 31. Dezember. — Im Schulbezirke Tschernembl: Zweiclassige Volksschule zu Dragatusch (demnächst in eine dreiclassige umgewandolt), Oberlehrerstelle, Gehalt 500 fl., Wohnung, gesetzliche Zulagen; vierclassige Volksschule zu Möttling, zweite Lehrerstelle, Gehalt 500 fl., definitiv, eventuell provisorisch, bis 15. Dezember. — Im Schulbezirke Adelsberg: Einclassige Volksschule zu Podraga, Lehrerstclle. Gehalt 400 fl., bis 15. Dezember; einclassige Volksschule zu St. Veit bei Wip-pach, Lehrerstelle, Gehalt 450 fl., bis 15. Jänner. — Im Schulbezirke Hingebung Laibach: Zweiclassige Volksschule zu Bresowiz, zweite Lohrerstelle, Gehalt 400 fl., definitiv oder provisorisch, bis 15. Dezember. — Im Schulbezirke Loitsch: Zweiclassige Volksschule zu Oblak, zweite Lehrerstelle, Gehalt bis Ende 1884 von 400 fl , dann von 450 fl., bis 30. Dezember. Steiermark. Lehrerstelle zu Wieselsdorf (Bez. Stainz), Geh. 550 fl., Functionszulage 50 fl., bis 15. Dezember, und Unterlehrerstelle zu Maria-Neustift (Bez. Pettau), Geh. 360 fl., bis 3. Jänner; beide bei den betreffenden Ortssehulräthen. iECämten.. Schulleiterstellen an der zweiclassigen Schule zu Tunell und an der einclassigen zu Schwarzenbach, Gehalt je 400 fl, Functionszulage und Wohnung; beim k. k Bezirksschulratke zu Völkermarkt bis 20. Dezember, — Fünfclassige Schule zu Wolfsberg und dreiclassige Schulen zu St. Mareiu und Lavamiind, je eine Lehrerstelle, Gehalt je 400 ik (Wohnung nur in St. Marein) beim k. k Bezirksschulrathe zu Wolfsberg bis 24. Dezember. Lehrstelle. An der dreiclassigen Volksschule in Mitterdorf ist die zweite Lehrstelle mit dem Jahresgehalte von 50 fl definitiv zu besetzen. Bewerber haben ihre vorschriftsmässig documentierten Gesuche längstens b i s 31. Dezember 1883 hieramts einzubringen. K. k. Bezirksschulrath Gottsehee am 26. November 1883. Anzeige. Die heutige Nummer enthält eine Beilage der Verlagsbuchhandlung F. Tempsky in Prag, auf die wir hiemit aufmerksam machen. Für die Redaction verantwortlich: Joh. Sima, Vodnikgasse Nr. 2. Verlegt und heransgegeben vom „Krain. Landes-Lehrerverein“.— Druck von Kleinmayr & Bamberg, Laibach.