für Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. K5 JH. 8»,«8ta3 ÄS» i.^prU. R848, Dargebracht dem berühmten Freiheitssanger Krams, Anastasius Grün. siebzehn Jahre lang begraben lag die Saat, die Du acüreut. llm durch Blut gedüngt zu keimen i» der neu'sten Segensz>ii; ?^it den ersten Frühlingsblumen, mit den Veilchen, himmelklar, Beut die Knospe heil'ger Freiheit sich nun uns'rem Auge dar. O, so nimm denn, freier Sanger, Du den erlien Sir.il'si dabin, Den die Heimat hier Dir biet.'t mit bedeutunllsvollrm Zinn, — Was Du vor so vielen Jahren edel. groß und kühn gebackt , Und gesagt zugleich, nicht fürchtend der Gewall'gen Echergenmacht - Sieh! die Zeit hat es gereifet, lange, ach! sehr lange zwar. Doch nach langem Winterschlafe kündet sich ein gutes Iabr, Und so wollen wir denn hoffen, daß der junge Freihsjlsbaum Lall, voll gold'ner Früchte prange in der Staaten weitem Vtaum. Keine Schranken halten fürder »uns're Gränzen rings umspannt," Kein Gedanken-Zöllner hütet «unser gastliH schönes Land«; Frei, wie dort am Wasserspiegel Bilberschwäne her und hin, Sieht man auch in Oest'reichs Ländern endlich die Gedanken zieh'n. Den Censoren, die gefället — »schadenfroh mit einem Streich In des Menschengeistes Garten Blüthe, Laub und Frucht zugleich" — Ist die plumpe Hand erlahmet — und der Nöthel brach entzwei, Uns're Fesseln sind gefallen und das deutsche Wort ist frei. Sollt' es Dich nicht innig freuen, jetzt mit eig'nem Aug' zu seh'n, Wie die Panner heil'ger Freiheit überall so stol< sich bläh'». Die Du einst im trüben Welter jugendkühn hast aufgesteckt ». Und die nachl'ger Nebel neidisch unserm Blicke hielt verdeckt? — Ja gewiß! es muß Dick freuen, heben sich mit uns Dein Her,, Dych in dieses Bechers Freude gießt ein Tröpfchen uns der Sclunerz: Dass solch' »dler Sohn des Landes anderwärts des Geistes Licht Strahlen laßt, indem 's der Heimat seines kräft'gen Wort's gebricht. Monat März bracht', neben Veilchen, Freiheit uns in Wort und Schrift; D'rum ein Krainer unverzöaert. frohbewegt hier Anstalt trifft, Dir vor Allen anzubieten uns'rer Freiheit Veilchenkranz; — Kunstlos nur ist er gewunden, doch Du selbst verleihst ihm Glanz. Liibach am 31. März ILW. Leopold Kordcsch. Wie kam ich zur Nationalgarde! ^^ Von I.Spat- <^?or einigen Tagen machte ich einen größeren Spa-zisrgang und beschloß ihn durch den Eintritt in eines jener vor der Stadt gelegenen Privathäuser, wo gegen eine mä-snge klingende Prämie an hung'.igen und durstigen Besu- chern Gastfreundschaft geübt wird. Der Regen schlug in großen Tropfen an die kleinen Fensterscheiben, der Wind pfiff schneidend um die Ecke; es war eine jener kalten Nächte, in denen man sich so wohl fühlt im geheizten Stübchen, das Glas in der Hand, oder im warmen Bette. Die Uhr am Dorfthurme schlug Mitternacht, jene in den Sradtthürmen gaben ihr Echo und ich trat meinen Heimweg an. An der Linie rief mich ein vorsichtiges »Halt wer da?" an und mit zweifach gutem Gewissen konnte ich dem lieben Fragenden »Gut Freund!" antworten, und von dem gewährenden »Passirt!» keinen Gebrauch machend, trat ich zu dem Freunde. Er stand mit noch drei Gefährten als Nachtposten der Nationalg arde da. , Ein Blick auf die vier Herren zeigte mir, daß hier wirklich der Besitz und die Intelligenz, das; hier gleichsam alle Stände der Gesellschaft repräsentirt waren, daß der Eine sein Wappen, der Zweite die Bücher, aus denen er seinen Geist bildet und Wissen für seinen künftigen Beruf schöpft, der Dritte fein Hauszinsbuch und Handwerkzeug, und der Vierte Ruder und Netz, die ihn und die Seinigen ernähren, zu Hause gelassen, und daß sie alle Vier in der gleichen Eigenschaft, als treue Söhne der Stadt, die, was sie besitzen und lieben, umschließt, da standen, bereit zum Schutze des Eigenthums, der Sicherheit und Ruhe ihrer Mitbin czcr, wenn es nöthig wäre, mit ihrem Leben einzustehen, und es beschlich mich ein Reue-Gesicht, daß ich nicht gleich ihnen da stand, die Wehre in der Hand, und je mehr der Regen von ihren Locken rann, je ungeduldiger erwartete ich den nächsten Morgen, um mich in ihre Reihen zu stellen, und als sie, in der sichern Meinung, ich sey einer der Ihrigen, mich fragten, wann mich der Nachtdienst treffen werde, antwortete ich ihnen: »Ich hoffe morgen" (und so war es auch; — heute aber erlaubet mir, als Freiwilliger bei Euch zu bleiben!" — Ich blieb und es entspann sich ungefähr folgendes Gespräch zwischen den vier Herren, die ich A, B, C, D nennen will, und mir I ch. »Sie stehen wohl recht viel aus, Sie sind es nicht gewohnt, und hätten sich's vor ein Paar Wochen wohl nicht träumen lassen, heute in so stürmischer Nacht, zu so später Stunde als Wache hier zu stehen?" IsZO A. »Wir Alle haben ja die gleiche moralische Verpflichtung, das gleiche Interesse für den Schlitz unserer Angehörigen, unseres Eigenthums zu sorgen." I ch. „Aber ich sehe Sie fast täglich im Dienste, ertragt es denn Ihre an solche Anforderungen nicht gewohnte Gesundheit?" C. »Ich bin so glücklich, noch mcine beiden Acltern zu besitzen, ein braves Weib schenkte mir liebe Kind, er, fi'ir seine Angehörigen errrägr man viel und gerne," D. »Ich bin an alles Ungestüm des Wetters gewohnt, mir kostet dieser Wachedienst keine Anstrengung, aber mir lacht das Herz im Leibe, wenn ich sehe, wie das erste Werk unserer Nationalgarde das war, die Schranken zu öffnen, die früher die verschiedenen Stande trennten. Sie, Gtadter, aus allen Standen haben uns als Freunde die Rechte geboten und wir schlichte, aber, redliche Amdleute haben mit Freuden eingeschlagen, und dieser Handschlag mag Ihnen Bürge seyn, daß sie auf uns rechnen können. Sie stehen hier an der Gränze der Vorstadt in Sturm und Aegen uud schützen zunächst unsere Kirche, unsere Häuser und unsere Angehört gen — sollten je ihre Stadthäuser bedroht, sollte je die Ordnung und Ruhe im Innern der Stadt durch fremde oder einheimische Feinde des Friedens gefährdet werden, dann sollen Sie sehen und Jene empfinden, welche Kraft in unserer Rechten, welche dankbare Treue in unseren Herzen wohin." Ich. »Aber Sie, lieber B,, sind eigentlich ein Fremder hier; Sie kamen Ihrer Studien wegen Hieher,, haben hier weder Aeltern, noch Geschwister zu beschützen; gilt Ihr Schutz vielleicht einem andern theuern Gegenstande?" Die Dunkelheit hinderte mich, die Farbe seines Gesichtes zu beobachten, aber bald erwiederte er mir: »Ich st^'he, wie alle meine Gefährten, hier und an allen Srndienanstalten der Monarchie mit Begeisterung für den edlen Zweck ein; uns entstammt die Herrlichkeit des Institutes und die große Anzahl, in der wir zum Schutze der Sradr herbeigeeilt, deckt zugleich manche Bloße, denn man k.uüi fürwahr im Ernst und Scherz sagen, wie Jemand in der Zcrstrenung gesagt haben soll: Ich sehe wieder eine Menge, welche nicht da sind!" C. »Das ist leider wahr, in einem freien Staate muß der Gemeinsinn Alle gleich beseelen und gleich ver-pflicht-en. Nach dem Grundsatze der österreichischen National-Garde halte ich alle Jene, welche durch Besitz oder Intelligenz zu der Ehre berufen sind, die österreichische Nationalgarde zu bilden, dazu auch verpflichtet, natürlich mir Ausnahme derjenigen, die zu jung oder zu alt, oder die wegen Kränklichkeit, nicht im Stande sind, ihre Gtra-patzen zu ertragen. Ich würde es nicht verantworten zu kö'n-uen glanben, zn dieser Ehre berufen zu seyn und mir gesundem Körper, mir geraden und starrn Gliedern in den Federn zn liegen, während meine Gefährten für mich wachen , für mich alles Ungemach der Jahreszeit, der Witterung , der Nachtwache — für mich no'thigenfalls die Gefahren bestehen, die eine so bedrohte Zeit bieren kann." »Geschäfte und manchmal Verhinoerungögründe haben wir ja Alle; in solchen Fällen kann sich ja der Verhinderte einen Stellvertreter suchen; — aus Freundschaft, gegen Entgelt, oder gegen Erwiederung des Freundschaftdienstes wird Jeder leicht einen Stellvertreter finden und durch die größere Anzahl von Garden wird sich die Aufgabe auf die Einzelnen so vertheilen, daß sie in der Regel kaum merklich seyn wird." Ich war nur froh, daß es finster war, daß man meine Gesichtsfarbe nicht ausnchmen konnte und meinte, es könnten ja doch nicht Viele seyn, die sich dem ehrenvollen Berufe entzögen. E, »Doch, doch! Viele haben sich eingeschrieben, aber sich nie zum Dienste eingefunden, und doch gibt es keine Ti tular - Nati on alg ard e. — Von Kränklichen spreche ich natürlich nicht. — Viele aber sind sich des Berufes noch nicht bewußt, der sie in unsere Reihen führen muß. Ich hatte Gelegenheit, die Listen der Nationalgardo einzusehen, habe sie mit unserer Stadtbevölkerung verglichen, habe alle in unseren Reihen Fehlenden in ein Verzeichnis; gebracht und gedenke sie einzuladen, sich uns brüderlich an-zuschließen." Ich. »Und enthält dieses Verzeichniß wirklich viele Namen?" (Ich zitterte, den meinen darunter zl; finden.) »Mehr als Sie glauben," sagte C., indem er ein Papier aus' der Tasche zog und zu der nahen Laterne trat. (Fortsetzung folgt.) Der Minister nnd der Schauspieler. Novelle nach einer französischen Anekdote von Louis Simon. Unser alter Hausfreund hatte uns für den heutigen Abend eine Anekdote aus dem Leben des großen Talleyrand versprochen. Gr war kauin in's Zimmer getreten, als wir ihn an sein Versprechen erinnerten, und der Erfüllung im Voraus gewiß, gruppirten wir uns auch um den warmen Ofen, denn der Winter übte strenges Regiment. Herr Ler-chenfcld, dieß ist der Name unsers Freundes, nahm seinen gewöhnlichen Platz im Lehnstuhl ein, der Thee wurde servirr, die Männer rauchten, die Damen strickten, so war Alles in bester Thätigkeit, und die Erzählung begann. »Ich f'Uige mit dem großen Namen des Herrn v. Tallcyrand an, also mit dem Namen eines Mannes, der vielleicht der berühmteste, der sonderbarste, der schmiegsamste, aber auch der geistreichste des früheren und des jetzigen Frankreich's ist. Es ist sicher Ihnen allen bekannt, wer dieser Herr v, Perig ord-Tallc yrand war, dieser Bischof, der zugleich Gesetzgeber; dieser Royalist, der zugleich Revolutionär; dieser Republikaner, der zugleich Emigrant war; dieser kaiserliche Minister, dieser Gesandte einer consti-tntionellcn Regierung, der schon in früher Jugend dem heidnischen Alterthum das Doppelgesicht deß Ianus' entliehen hatte und eben so gur in die Zukunft, als in'die Vergas genheir zu blicken verstand. In der That, er war ein son^ derbarer Charakter! Man bewunderte ihn und konnte ihn doch nicht lieben; man fürchtete ihn und mußte ihn doch achten; man suchte ihn auf, ohne seine Gegenwart zu wün. sch?n. Wenn ich an diesen geheiimüßoollen, achtzigjährigen IO7 Mann denke, der so viel Anmuth, so viel Geist besaß, und sich noch in seineu letzten Stunden damit zu schmücken wußte, so werde ich unruhig; diese Größe erschreckt mich förmlich, es ist mir unmöglich, sie zu begreifen. Diese Natur, so ruhig und dpch so aufbrausend; diese Fähigkeit, sich zur Höhe eines Genius zu erheben; diese Kühnheit, welche dennoch stets den Rückzug gedeckt hat; diese Kraft, welche sich in einem Augenblicke in Schüchternheit, in einem andern in List umzuwandeln versteht; dieser Feuereifer, welcher sich so gut zu bezähmen weiß; diese Geduld, welche zugleich auszuharren jizch zu beeilen versteht; dieser berechnende Ehrgeiz, welcher sich nicht bewegt, nicht vorwärts schreitet und dennoch das Ziel erreicht; diese bewnndernswerthe Erkenntniß der Menschen, wenn es sich darum handelt, sie zu beherrschen und zu Wen; dieses richtige Benutzen der Umstäude, diese aufrichtige und thätige Ergebung für alle Großen, welche steigen; diese kalte, entschlossene Undankbarkeit für solche, welche fallen, endlich diese scheinbare Grausamkeit in Grundsätzen, doch gemildert durch eine Zartheit der Sprache, der Gewohnheiten, des Geschmacks, — ist das nicht alles ein unbegreifliches Gemisch von lauter entgegengesetzten Ideen, etwas, das wir nicht ergrüuden können? Gewiß, ich besitze nicht den Muth, Ihnen eine Critik des Fürsten Tall^eyrand liefern zu wollen; es würde mir sonderbar anstehen, wenn ich es wagen wollte, in das Leben dieses Priesters, dieses Diplomaten einzudringen, dieses Man-ms, der in einigen Iahreu Jahrhunderte durchlebte; der sich zuerst geistreich zeigte,, indem er Voltaire stets nn Munde führte; der mit Sieyes und Männern aus dem tisrs-Hlat Arm iu Arm ging; der den sterbenden Mirabeau tröstete, indem er mit ihn: von Vaterland und Freiheit sprach; der nut dem Gelde der französischen Geistlichkeit Kriegsschiffe ausrüstete, um das frei gewordene Amerika zu unterstützen; der Bouaparten freudig entgegen kam, als er ihn mit Ruhm gekrönt sah, der aber eben so schnell ihn wieder verläugnete, als er der Regierung und der Macht entsagen mußte; der im Jahre I8l4 ein neues Königthum bildete, um es nachher wieder zu verlassen und zu verdammen, und demselben eben ^ freudig Lebewohl sagte, als er es begrüßt hatte, lächelnd u»d spottend über die Restauration, die er selbst geschaffen. Dieser Manu, dieser geschickte Diplomat, ein Schauspieler, wie es nur Einen gegeben, und ein Anderer, ein wirklicher Schauspieler, das sind die Helden meiner Gedichte, die ich Ihnen heute erzählen will; der Eine hat s^ auf allen Theatern von Paris gespielt, während der ludere in ernsteren Schauspielen glänzte, fast uur vor Kö-l'ngen, Gesandten und Ministern auftrat; ein wenig höher, km wenig niedriger, die Sache bleibt dieselbe.— Im Monar Juli 1830 hielt ein mit vier Pferden bespannter Wagen vor dem »Hotel de Fwnce", dem ersten Gast-h?f>.' iu Orleans. Ein Reisender, der ungefähr sechzig Jahre "li seyn mochte, aber doch noch kräftig und behende war, si'eg aus uud ward von der Bedienung des Hotels mit aus-g^eichneter Höflichkeit, mit einer fast kriechende!, Demuth "nvfangen. Man führte .ihn in die schönste,, Zimmer des Hotels, die für ihn — so schien es — bereit gehalten waren ; im Vorzimmer warteten Bediente in glänzender Livree, bereit, seinen geringsten Wünschen zuvorzukommen; der Wirth, stolz vor Freude, daß sein Haus durch solch' hohen Gast geehrt wurde, redete ihn nicht anders als „Excellenz" oder »Fürst" an, und dieser Fürst war kein anderer, als der Schauspieler Potier. Ein wenig später fuhr ein zweiter Postwagen auf den Hof des Hotels; ein Mann, schon bei Jahren, mit sehr geistreichem Antlitz, stieg aus. Sein Diener fragte nach den für seinen Herrn bestimmten Zimmern, uud mit ziemlicher Geringschätzung wies man ihm zwei kleine, niedrige Piecen an, nut denen ein Schauspieler sehr gern zufrieden gewesen wäre. Der Diener wollte sich beklagen, den Wirth herbeirufen, doch sein Herr verhinderte ihn daran und befahl ihm, zu gehorchen und zu schweigen. Dieser Reisende, der so schlecht aufgenommen ward, dem man einige dunkle Zimmer des Hotels angewiesen hatte, war ganz einfach der Herr v. Talle y ran d. Sie haben nuu freilich schou erratheu, daß er^ nur das Opfer eines unverzeihlichen Irrthums war; man hatte dem Herrn Potier die für den berühmten Diplomaten bereit gesetzte Wohnung angewiesen! Ich möchte fast diesen sonderbaren Zufall eine Gerechtigkeit nennen. (Fortsetzung folgt.) Signale ans der Gegenwart. *) Die klangreiche lateinische Sprache kömmt leider immer mehr in Verfall! —So sind in der jüngsten Zeit in Oesterreich einige, durch volle 58 Jahre in Macht und Glorie gestandene, höchst populäre, auch dem Nichtlateincr bekannte Worte vou dem großen Censor »Fortschritt" für ewige Zeiten aus dem Lexicon des Lebens gestrichen worden. Sie , heißen: »0lni88i'8