Laibacher Tagblatt Red action und Expedition: Bahnhosgasse Nr. 15. __ _ „ Prä«umerat>»nSPre>Ie: f|/V FÄO Silt Laibach: ©onji- fl. S t»; Vll. OfC+ Zustellung ins Hau« vrtlj. SS kr. Mit der Post : Ganzjähr. fl. 12. Insertion Spreise: 6ia= Aus der österreichischen Delegation. Im Budgetausfchusfe der Delegation des Reichsrathes verlaufen die Debatten nicht so harmlos, wie Graf Andrassy, welcher den Beinamen „der Eroberer" anstrebt, es sich gedacht haben mag. Graf Andrassy und seine gemeinsamen Genossen, der Reichs-Kriegsminister und der Reichs-Finanzminister, müssen Dinge hören und Vorwürfe entgegennehmen, die nicht für jeden Magen leicht verdaulich sind. Die Mitglieder der reichs-räthlichen Delegation gaben ihrer Verwunderung über den Inhalt der Occupationsvorlagen scharfen nnd beredten Ausdruck. Der Mehrzahl der Delegierten fällt es schwer, zu begreifen, daß zur Niederwerfung und Bändigung einer Jnsurgenten-fchar, aus 25,000 Köpfen bestehend, nahezu 300,000 reguläre Truppen mobilisiert werden mußten. Die Delegation muß, bevor sie neue Kredite bewilligt, über die Notwendigkeit des Aufwandes erst klar werden, das gemeinsame Ministerium muß das Geschehene vorerst recht-fertigen und die Notwendigkeit des geforderten Kredites stichhältig Nachweisen. Es müsse erst nachgewiesen werden, ob es denn nicht andere und billigere Mittel und Wege gegeben habe, die Occupatio» Bosniens und der Herzegowina durch-zuführen. Die gemeinsame Regierung müsse sich vorerst rechtfertigen, ob es denn nothwendig war, so viel Gut nnd Blut zu opfern. Im Schöße des Budgetausschusses wurde der Ansicht Wort gegeben, daß der Generalstab während des Occupa-lionszuges Gelegenheit hatte, die begangenen Fehler zu erforschen, aufzudecken und für die Zukunft eine weise Lehre zu schöpfen. Die österreichische Delegation ist von der Ueberzeugnng durchdrungen, daß „Julius der Eroberer" noch nicht das letzte Wort gesprochen, daß die geforderten Geldsummen nicht ausreichen werden, den geplanten Occupatiouszug perfect zu Dinstag, 4. März 1879. — Morgen: Eusebius. 12. Jahrg. begründen. Bismarck berathe gerade jetzt eifrig mit dem Cultusminister Falk über diesen Vorschlag. machen, daß der hinkende Bote mit Nachtragskrediten heute und auch morgen oder übermorgen vor die Delegation treten wird. Das vorn Grafen Andrassy beliebte „ratenweise" Außpressen des zur Occupation erforderlichen Geldaufwandes erzeugt Mißstimmung. Die immer und immer auf die Tagesordnung gesetzten Nachtragskredite, der Mangel eines fixen Voranschlages über die Kosten der Occupation, die in tiefes Geheimnis gehüllte Frage der Administration der occupierten Provinzen erschweren die Action der Delegation nnd erschüttern den Glauben an eine ordentliche Staats-Finanzgebarung. In Delegiertenkreisen wird der Wunsch nach Aufrichtigkeit, nach einem offenen, rückhaltslosen Einvernehmen zwischen Regierung und Volksvertretung, nach Beseitigung des Ver-steckenspieles und der üblichen, gewohnten geheimen Diplomatenkünste von Tag zu Tag lauter. Die arge Finanzlage Oesterreich-Ungarns verlangt weises, bedächtiges, rückhaltloses, offenes und — sparsames Vorgehen vonseite der Regierung. Der gordische Knoten muß, soll die Finanzkraft Oester-reich-Ungarns nicht gänzlich erlahmen, endlich einmal gelöst oder — durchhauen werden. Preußen und der Vatican. Die „Jtalia" bringt Nachricht: Fürst Bismarck und Kardinal Nina hätten sich nach einem überaus lebhaften Depeschenwechsel darüber verständigt, daß es nothwendig sei, den Frieden her-znstellen; der deutsche Reichskanzler wie der päpstliche Staatssekretär hätten ein Memoire redigiert und Nina das feine bereits nach Berlin geschickt, Bismarck habe die Schrift zwar nicht nach feinem Gefchmacke gefunden, aber er wolle darauf doch mit Gegenvorschlägen antworten. Jubetreff der Bischöfe und Pfarrer findet sich in Nina's Memoire der Vorschlag, eilt kirchliches Recht außerhalb der jetzt bestehenden Kirchenvorfchriften zu Das Amnestiegesetz. Im französischen Senate stand am 28. v. M. die Debatte über das Amnestiegesetz auf der Tagesordnung. Victor Hugo's Rede lautet wie folgt: „Wenn ich das Wort ergreife, so geschieht es im Aufträge einiger Kollegen, die indeß nicht für das, was ich vorzubringen habe, verantwortlich fein sollen. Von zwei Dingen eines: Gnade oder Amnestie ? Was ist die Gnade? Der Erlaß der Strafe. Was ist die Amnestie? Das Auslöschen des Ge-schehenen. Da tritt nun die executive Gewalt dazwischen und sagt: „Die Gnade steht bei mir, die Amnestie steht bei Ihnen!" Sowie man aber solche Unterscheidungen macht und Kategorien aufstellt, ergibt sich die Consequenz, daß hier ein Vergehen aufrecht bleibt, dort ein anderes von der Oberfläche verschwindet, daß man in beständigen Conflict zwischen dem Für und dem Wider geräth. Alle diese halben Verbände reizen nur die kranke Stelle, lassen alte Wunden aufs neue bluten, alten Haß und Groll wieder aufleben. Ich habe mir vorgenommen, nicht zu kritisieren, sondern nur zu constcitieren. Wenn Sie hingegen die große Lösung, die wahre und volle Amnestie annähmen, so hätten sie sofort den allgemeinen Frieden, und der ungeheure Lärm des Bürgerkrieges würde mit einem Schlage verstummen. Den Politikern rufe ich zu: Vergeßt! Das ist das große Gesetz. Ein verhängnisvoller Wind hat vor acht Jahren über Frankreich geweht, uud ihr habt streng gestraft. Heute bittet man euch nicht um Gnade, sondern um Amnestie. Der Bürgerkrieg, wer hat sich seiner schuldig gemacht? Jedermann und niemand. Sie sind eine neue Regierung; bezeichnen Sie denn Ihre ersten Schritte durch einen edlen Entschluß! Seien Sie einfach, würdig und groß; zeigen Sie Feuilleton. Tante Fausta's Schuld. Erzählung von Harri et. (Fortsetzung.) „Und wer hieß dich aus ihnen wieder erstehen?" rief Fausta's Gatte mit zuckenden Lippen, indem er sich den beiden Geschwistern näherte, während Zerling nach der Portiöre eilte, um die todesbleiche Stephanie zu stützen. „Die Nemesis! Sie trieb mich nach den Klippen, wo mich am frühen Morgen Schiffer fanden und dem Unglücklichen das Leben retteten. Lange Jahre lebte ich in einem kleinen, einsamen Schifferdörfchen, mitten unter den schlichten Leuten — ich hatte fast alles menschliche Empfinden verloren und war nur ein Todter unter den Lebenden. — Da strandete ein Schiff an den Klippen in der Nähe der Insel; nur wenige Menschen wurden gerettet, unter denselben befand sich ein alter Mann, es war Franz, der treue Diener in dem Haufe unserer Eltern. Von ihm erfuhr ich das traurige Ende meines Vaters, meiner Mutter! O, da glühte die wilde Rache in mir auf. Ich lebte nur mehr dem Bewußtsein , meinen Lebens- und Glücksstörern zu begegnen, die das Gold und die Sucht nach seinem Besitze zu einem entmenschten Verbrechen trieb. Ein guter Stern führte mich mit dem alten Diener nach Thüringen. Wo ist das Bild, das ich, Dank meinem Talente, gemalt, gemalt in langen, trüben Wochen, während welcher der falsche Fürst More und feine Gattin ein behagliches Leben in I................. führten ? Ich werde es in dem Festsaal der glänzenden Gesellschaft zeigen und ihr „die Geschichte eines Tobten" erzählen. Das ist meine Rache. Euch," ein flammender Blick streifte die Gatten, „wird sie Verachtung uud Empörung eintragen!" In diesem Augenblick hörte man das Vorfahren einiger Wagen vor dem Schloßportal, es waren die ersten Gäste. More riß einen Revolver aus der Brust- tasche, den er in I mit den scherzenden Worten an sich genommen: „Wenn uns Wölfe anfallen, jagen wir sie mit einigen Schüssen in die Flucht!" „Ehe die Geschichte eines Tobten über die Lippen des Lebenden kommt, soll er sterben!" Stephanie stieß einen gellenden Schrei aus und stürzte sich, ehe Zerling sie zurückhalten konnte, dem Gatten ihrer Tante entgegen: „Um Gottes willen. Sie wollen doch keinen Mord begehen?" rief sie, mit allen Zeichen des Abscheus in sein entstelltes Gesicht blickend und den Arm des Mannes zurückbiegend. Fausta war il>r gefolgt: „Glaube nicht an diese Geschichte, es ist alles nur Lüge!" sie wollte ihre Hände um die Schultern der jungen Gräfin legen, aber diese wich mit einer auffchnellenden Geberbe zurück; in diesem Moment entlud sich die Mordwaffe durch eine zuckende Bewegung Mores Hand. Zwei Schliffe sielen rasch nach einander. Fausta legte aufstöhnend die Hände auf die Brust uud sank dann lautlos zu Boden; ein dunkler Blutstrom quoll unter dem milchweißen, reich mit Silberstickerei gezierten Atlasleibchen hervor und sickerte über den parkettierten Fußboden hin. Stephanie stieß einen schwachen Wehruf aus und wäre sicherlich neben der tödtlich Getroffenen i« die Knie gesunken, wenn nicht Erhard sie in seinen Armen aufgefangen hätte... Die zweite den alten Regierungen, wie Sie emporsteigen, wenn jene sinken! Zeigen Sie ihnen die heilige Gewalt des Wortes Amnestie, und wie ein großmüthiges Volk dem Haß die Brüderlichkeit, dem Tode das Leben, dem Kriege den Frieden vvrzieht; entsprechen Sie großen Staatseinrichtungen durch große Acte! Versetzen Sie sich in jene Zeit zurück! Frankreich befand sich in einem fürchterlichen Augenblicke: auf der einen Seite die Commune, welche sich gegen das große Prinzip der nationalen Einheit verging, auf der ändern drei Monarchien und die klerikale Herrschaft. So brachen sich zwei Gewalten an einander; sie gewannen aus diesem Zusammenstoß die Republik. Aus zwei Quellen der Finsternis ließen sie das Licht entspringen." Aus Bulgarien. Die erste Nationalversammlung in Bulgarien zählt 230 Mitglieder, darunter 93, die aus direkter Volkswahl hervorgegangen sind. Bulgarien ist tn fünf Hauptwahlbezirke eingetheilt: Tirnovo, Sofia, Widdin, Rustschuk und Varna. Jeder dieser Bezirke ist in kleinere Wahlkreise zerlegt, deren es im ganzen 31 gibt. Außer den gewählten 93 Deputierten zählt die Versammlung 31 Vertreter der Bezirksgerichte, 31 Vertreter der Bezirksverwaltungen und 31 Vertreter der Land- und Stadträthe. Die übrigen 44 Mitglieder der Versammlung bestehen aus 11 Vertretern der Geistlichkeit, 5 Vertretern der Appellationsgerichte, 2 Mitgliedern des Cassationshoses. 2 Vertretern der Kommerzgerichte, 3 Vertretern der höchsten Administration und 21 Mitgliedern nach der Wahl des russischen Kommissärs, unter welchen letzteren sich auch 11 Türken befinden. Man glaubt, daß die erste Session ungefähr sechs Wochen dauern wird. Die Stimmung in Rußland. Die Demonstrationen und Attentate, bereit Zeuge Rußland in den abgelaufenen Wochen war, constatieren die im Zarenreiche herrschende Mißstimmung. Hören wir die Expectorationen eines russischen Blattes. „Rußki Mir" sagt: „Unsere politische Lage ist trotz des Friedens nach außen und innen eine schlechte. Wir werden von Europa verachtet, nach Asien als asiatisches Reich zuriickgeworfen, und haben keinen Grund, uns darüber zu beklagen. Statt durch den Krieg in lebendigere politische Strömungen zu gelangen, sind wir nur tiefer in den alten Sumpf zurückgeschleudert worden. Wir stehen in diesem unserem elenden versumpften Zustand allein unter allen europäischen Völkern da. Wir haben uns bitter getäuscht, als wir von dem nationalen Aufschwünge vor dem Kriege nationale freiheitliche Wiedergeburt erwarteten. Wir müssen in unserem Sumpfe still auf einen günstigen Zufall hoffen, der uus erlösen könnte." In einem zweiten Artikel heißt es: „Das Volk ist im Elend, die Landwirthschast erträgt die staatlichen und lokalen Lasten nicht mehr, der Handel erschlafft unter dein sinkenden Kurse, Theueruug, Pest, das Gespenst neuer socialer Erschütterungen — das ist die Gegenwart, und in solcher Zeit will die Regierung die Stimme des Volkes, die Stimme Gottes nicht hören! Wir können es kaum glauben. Die Neuordnung des Staates ist zu weit vorgeschritten, um nun auf halbem Wege stehen zu bleiben. Alle die Reformen wiesen auf die Theiluahme des Volkes an der Politik hin, und nun soll das Volk stumm bleiben." Tagesneuigkeiten. — Interpellation. Der Delegierte Emerich Jvanka richtete an den Kriegsminister folgende Interpellation: „1.) Ist es richtig, daß der Herr Kriegsminister angeordnet hat, bei Brod über die Save für eine normalfpurige Bahn eine definitive Brücke mit Eisencoitstrnction zu bauen, ferner die Bahn bis Türkisch-Brod normalspurig ansznführen und dort einen kostspieligen Bahnhof anzulegen ? 2.) Ist es richtig, daß der Herr Kriegsminister angeordnet hat, die Eiseneonstruction vorläufig ans Pilotenpfeiler zu legen, zwischen welchen die definitiven Pfeiler nachträglich eingefügt werden sollen? 3.) Ist es richtig, daß der Kostenvoranschlag für die definitive Brücke bei Brod, die Bahn und den Bahnhof bei Türkisch-Brod circa 21/2 Millionen beträgt?" — Ein vierfacher Mörder. In voriger Woche hat der Schuhmacher Jakob Böhm in Wiener-Neustadt sich selbst und seine drei unmündigen Kinder im Parke der dortigen Militärakademie durch Revolverschüsse getödtet. Als Grund des schauerlichen Verbrechens w'rd in einem hinterlasfenen Briefe Lebensüberdruß sowie der Wunsch angegeben, den Kindern jene Noth zu ersparen, welche ja doch das alleinige Erbtheil der armen Waisen sein würde. — Zur Katastrophe in Teplitz. Aus Teplitz liegt folgende Meldung vor: „Das seit Sonntag versiegte, früher laue Brunnenwasser der Maschinenwerkstätte Frohne ist heute mit 19 Grad Wärme wieder erschienen, was auf baldige Rückkehr der Urquelle gedeutet wird." — $cin Salzschmuggel in Bosnien, welcher sich nach Bericht der „Bosn. Korr." in der letzten Zeit ziemlich bemerkbar machte, soll dadurch gesteuert werden, daß die Einfuhr auch österreichisch-ungarischen Salzes nur über die Save- und Unnagrenze, dann unmittelbar aus Dalmazien stattfinde« darf. Das über die Save- und Unnagreuze kommende Salz darf nur dann als österreichisch-ungarisches anerkannt werden, wenn dessen Provenienz mittelst eines Geleitscheines jenes Organs der Fi-nanzverwaltnng, unter dessen Aufsicht die Verladung des Salzes stattgefunden hat, sowie eines Certificats des k. ungarischen Zollamtes, welches die Austritts« Zollamtshandlung besorgte, erwiesen ist. AnS Dal-mazicn darf nur jenem Salz der Uebertritt nach Bosnien und der Herzegowina gestattet werden, dessen Ankauf unter Beobachtung der bisherigen Bedingungen und Vorsichtsmaßregeln bei den k. k. dalmatinischen Salzitiederlageit nachgewiesen wurde. — Die Klansenbnrger Ehebündnisse. Aus Anlaß eines speziellen Falles fällte ein österr. Gericht nachstehendes Erkenntnis: „Die vor den siebenbürgischen Kirchenbehörden einseitig erwirkten Sentenzen, daß eine in Oesterreich zwischen Katholiken geschlossene Ehe getrennt werde und der klagende Ehegatte znr Eingehung einer neuen Ehe ermächtigt sei, sind im Geltungsgebiete des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches selbst dann wirkungslos, wenn der so getrennte Ehegatte vorher die ungarische Staatsbürgerschaft erworben hat. Eine mit Rücksicht auf eine solche Sentenz hierzulande neu eingegangene Ehe ist nichtig, doch kann den vermeintlichen Ehegatten diesfalls kein Verschulden beigemessen werden." — Aus dem Vatican. In dem am 28. v. M. abgehaltenen Consistorium ernannte der Papst die Patriarchen für Antiochia und Babylonien sowie mehrere Bischöfe, insbesondere für Italien und Spanien. Zum Bischof von Stnhlweißenbnrg wurde Pauer und znm Bischof von Parenzo und Pola Glaviua ernannt. In Deutschland wurde Professor Stein zum Bischof von Bamberg ernannt. Der Papst ernannte schließlich den Kardinal Bor-romco zum Camerleugo des heiligen Collegiums für das laufende Jahr. — Der französische Finanzministe r wird in den Pariser Journalen hart angegriffen, man beschuldigt ihn, durch sein Verfahren zuerst eine große Baisse und darauf eine große Hausse verursacht zu haben. Man nennt enorme Ziffern der Gewinne, welche von angeblich eingeweihten Personen erzielt worden sind. Die Stellung des Finanzministers erscheint ernstlich gefährdet. — Die Pest in Rußland. GeneralLoris-Melikoff meldet ans Astrachan vom 1. d. M.: „Im Astrachan'schen Gouvernement sowie in beit inneren Bezirken der Kirgisen sinb keine Epidemiekranken Kugel hatte sie gestreift; denn das Blut färbte auch ihr weißes Kleid! Es war ein Moment grenzenloser Verwirrung, der alle Anwesenden beherrschte. Die Schüsse ließen die Dienerschaft von allen Seiten herbeieilen, mit schreckensbleichen Gesichtern standen sie um die Leiche der Fürstin More, während matt die besinnungslose Stephanie auf ein Lager trug. Weinend beugte sich Friederike über das schöne, farblose Antlitz der Freundin: „0, so muß die Geburtstagsfeier enden!“ Helwig neigte sich mit bekümmerter Miene über die Verwundete. „Mit Gottes Hilfe wollen wir alles aufbieten, wenigstens dies junge, hoffnungsvolle Leben zu retten!" Einige Minuten später brauste durch die frühe Winternacht ein Schlitten der Stadt I............. zu. Antonio Prentano, der falsche Fürst More, suchte sich durch die Flucht dem Arm der Gerechtigkeit zu entziehen! XIX. Sechs Monate waren feit dem schrecklichen Abend in Arnenrüth verflossen. Der wonnige Mai hatte seine duftigen Blüten auch über den stillen, friedlichen Erdenwinkel des kleinen Seebades N. gestreut. Hier holte sich mancher Kranke Kraft, Gesundheit und frischen Lebensmut!), der in der düsteren Krankenstube, unter qualvollen Schmerzen gänzlich zur Neige ging. Aesculap und Hhgea wirkten oft Wunder an den verzagenden, bleichen, kranken Menschen. Auch an Stephanie, die an dem Arme ihrer Freundin einer höchst anmuthig gelegenen Villa zuschritt, hatten die Seebäder nicht vergebens ihre Heilkraft erprobt; auf den bisher fo schneeigen Wangen lag ein leichtes Roth, zwar noch so schwach wie die beginnende Morgenröthe, aber Friederike begrüßte es mit inniger Freude, denn es kündete ihr die Genesung der bisher so leidenden jungen Gräfin. Jetzt blieb sie stehen und athmete tief auf, — ihr Blick streifte das Meer, das heute ungewöhnlich blau seine Wellen gegen das Ufer trieb, — er schweifte über die grüne Hügelkette, die, mit ihren Eichenwäldern freundlich grüßend, über den blauen Meeresspiegel ragte, dann wandte er sich zu der Freundin: „O, Friederike, warum will der wundervolle Maimorgen mich nicht froh und heiter stimmen? In all' mein Denken und Empfinden drängt sich die düstere Geschichte deiner Familie. Ich glaube, es wäre besser gewesen, ich wäre mit — Fapsta gestorben, denn seit jener schreckensvolleu Stunde liegt eine schwere, fast erdrückende Last auf meiner Seele — deine völlig aufklärenden Bekenntnisse haben sie nicht leichter gemacht." Sanft und innig zog Friederike Stephanie an sich, ihr liebevoll tn das Antlitz blickend: „Fast möchte ich dir zürnen," sagte sie leise, „denn wer hat mehr für dich und dein Lebe» gezittert als ich? In jenen trüben Stunden habe ich empfunden, was wahre, echte Freundschaft ist und wie in ihr alles andere in den Hintergrund tritt." „O, du hast in ihr dein eigenes Glück vergessen !" rief Stephanie mit thränenfenchtem Blick. „Ich fühle mich tief beschämt durch deine Liebe und Treue und kann ihr kein Gegenopfer bringen." „Stephanie!" Ein ernster Blick ruhte auf dem blassen Gesichte der Genesenden. (Schluß folgt.) vorhanden. Temperatur 8 Grad Wärme. Die Ueberfahrt über die Wolga bei Astrachan findet mittelst Booten statt." — Laut telegrafischer Meldung des Grafen Golenistscheff-Kutusoss, des Vorsitzenden der Kommission zur Verbrennung des in-ficierten Eigenthums, ging im Dorfe Starickoje die Niederbrennung der Häuser glücklich vor sich, wobei die Kommission seitens der Bevölkerung Unterstützung fand. Die Haltung der Bevölkerung bietet eine Garantie für die erfolgreiche Ausführung der Maßregeln gegen die Seuche. Lokal-undProvin)ial-Ä.ngelegenheiten. Original-Korrespondenz. Adelsberg, 2. März. Bei der am 24sten Februar l. I. stattgesundenen Wahl des Vorstandes der Ortsgemeinde Adelsberg wurde der bisherige Gemeindevorsteher Herr Mathias Burger, Gasthaus-und Realitätenbesitzer in Adelsberg, mit eminenter Majorität wieder gewählt. Diese Wahl ist insofern von Interesse, als die im vorigen Jahre vollzogene Wahl des Gemeindevorstehers Mathias Burger bekanntlich von nationaler Seite angesvchten, in Statt-gebung ihres Reenrses vom Ministerium des Innern annulliert und eine Neuwahl angeordnet wurde, welche nun am 27. Februar vor sich ging. Außer dem Gemeindevorstande Mathias Burger, welcher mit 17 gegen 3 Stimmen, welche auf den nationalen Kandidaten entfielen, wieder gewählt worden ist, wurden die Herren Dr. Eduard Deu, Advokat, Franz Nemtz , k. k. Landwehrhanptinann , Johann Kramer, Handelsmann und Realitätenbesitzer in Adelsberg, und Johann Likon, Grundbesitzer in Altendorf, zu Gemeinderäthen gewählt. Diesmal haben auch sämmtliche Ausschußmänner aus den zur Gemeinde Adelsberg gehörigen Nachbarortschaften dem Herrn Mathias Burger ihre Stimmen abgegeben und dadurch bekundet, daß sich der Wiedergewählte während der mehr als einjährigen interimistischen Leitung des Bürgermeisteramtes das Vertrauen der gestimmten Bevölkerung erworben habe. Dadurch ist auch das oft wiederkehrende fade und unwürdige Geschreibsel des noch unreifen Korrespondenten des „Slov. Narod", worin er seine unflätigen Stilübungen abzulagern pflegt, gründlich widerlegt. Der Korrespondent sollte dies um so mehr beherzigen, als er durch sein Geschimpfe bei der Bevölkerung nur Indignation und gerade | die entgegengesetzte Wirkung hervorruft, als die er: sich vielleicht erhofft. Aufgefallen ist, daß die Rcichsdomäne Adelsberg, welche als höchste Steuerträgerin in der Gemeinde das Bmlstiinmrecht besitzt und bisher immer das ihr zustehende Wahlrecht durch den jeweiligen k. k. Steuereinnehmer von Adelsberg, welcher zugleich Vorstand des herrschaftlichen Rentamtes ist und alle Vertretungen für die Herrschaft versieht, im antinationalen Sinne ausgeübt hatte, diesmal ihr Wahlrecht auf ganz illegale Weise durch eine dritte Person zum Vortheile des nationalen Kandidaten auszuüben versuchte. Der k. k. Oberförster Aichholzer — er nennt sich mit Stolz einen Tiroler — entzog nämlich dem Steuereinnehmer ohne jede Veranlassung das Mandat zur Ausübung des Wahlrechtes und schickte einem nationalen Heißsporne eine von der „k. k. Forstverwaltung" durch ihn (Aichholzer) ausgestellte Bianco-Vollmacht mit der gebundenen Verpflichtung des Bevollmächtigten, den nationalen Kandidaten zu wählen. Herr Aichholzer machte jedoch die Rechnung ohne den Wirth und hat sich eine Blamage geholt, wie sie wol selten jemandem zutheil geworden ist. Die Vollmacht wurde nämlich aus mehreren Gründen als ungiltig und unzulässig zurückgewiesen, u. z. vorerst aus dem Grunde, weil nur die „k. k. Forst- und Dornänendirectiou" in Görz als das allein competente Verwaltungsorgan, keineswegs aber die „k. k. Forstverwaltung" und Herr Aichholzer, welche der genannten Direktion unterstehen, zur Ausstellung einer Vollmacht berechtigt seien; zweitens weil der Name des Bevollmächtigten in die Bianeo - Vollmacht nachträglich eingeschrieben wurde und es schier nicht anzunehmen ist, daß eilte k. k. Behörde unvollständige Dokumente in Umlauf fetze; drittens auch aus dem Grunde, weil die Ge-meiudewahl nicht eine schriftliche, sondern eine mündliche war und dem Bevollmächtigten nicht eine beschränkte, sondern eine freie Vollmacht ertheilt werden könne. So kam es, daß die Herrschaft das Wahlrecht nicht ausübte, was ebenso wenig int ärarischeu Interesse gelegen sein mag, als es dem k. k. Ministerium und der k. k. Forst- und Domänen-direction angenehm sein kann, daß ihre Organe nationale Winkelzüge unterstützen. — (Zur silbernen Hochzeit des österreichischen K a i s e r p a a r e s.) Die Delegierten der österr. Handels- und Gewerbekammern faßten den Beschluß, den Majestäten eine gemeinsame Glück-wunschadresse zu überreichen. — (Valvasors Chronik Krains.) Die 52. Lieferung (das 4. Heft des 10. Buches) der neuen Auflage, Druck und Verlag von I. Krajec in Rudolfswerth, bringt biographische Skizzen von den Landesfürsten und Herzogen in Kraut, namentlich von den Erzherzogen Einest (1410), Friedrich (1437), Albrecht (1442), und Mitteilungen über die Begebenheiten in Kraiit unter der Regierung des Kaisers Maximilian I. — (Eine Gefangenaufseher stelle) ist in der hiesigen k. k. Männerstrafanstalt zu besetzen. — (Landschaftliches Theater.) Frlu. Nufch a Butze, in der vorigen Saison der Liebling des hiesigen Publikums, derzeit Mitglied des Theaters „an der Wien" in Wien, sagte der letztgenannten Bühne auf kurze Zeit Adieu, um uns mit einem Gastspiele zu überraschen. Gestern sahen mir die muntere, junge Schauspielerin in ihrer Glanzrolle, nämlich als „Conrad" in Rosens „Größenwahn." Der werthe Gast wurde mit lautem, anhaltendem Beifall begrüß! und für seine meisterhafte „spitzbübische" und natürliche Leistung mit wiederholten Hervorrufen ausgezeichnet. Auch unsere Gesellschaft ging gestern wacker ins Zeug, in erster Reihe Herr Ehrlich, welchem die Rolle des „Herrn 1 von Ritigheim" erst vor kurzem zugetheilt wurde, und Frl. Wilhelmi. welche als „Maria von j Ringheim" die Heilung der an Größenwahn Leidenden in bester Form vollzog. Recht lobenswerth wirkten mit die Damen Frl. Lang Hof (Eugenie), Binder (Bertha), Meyer (Therese) und H a b r i ch (Anna Waller) und die Herren Seins (Waller), Direktor Ludwig (Major Lauter) und Friedman n (Cornelius). Gestern präsentierte sich Herr Mil tan ich als „Professor Ander" int vorteilhaften Sichte; in den Szenen des ersten und zweiten Actes gelangte das ruhige, pedantische Wesen bestens zum Ausdruck, und in den weiteren zwei Acten erbrachte der elegant auftretende junge Schauspieler überzeugenden Nachweis, daß ihm auch ein Fond wohlthuender Wärme und tiefen Gefühles zur Verfügung steht. Gewöhnt sich Herr Millattich eine deutlichere, in den Zuhörerräumen wohlverständliche Sprechweise an, so wird er auch ans unserer Bühne schätzeuswerthe Erfolge zu registrieren haben. — (Zum Arbciterstrike in Weißen* fei s.) Ans Klagensnrt erging an die „Deutsche Ztg." die Aufforderung, den falschen Nachrichten entgegenzutreten, welche durch ein in Wien erscheinendes montanistisches Wochenblatt über die finanziellen Verhältnisse des Gußstahlwerkes Weißenfels verbreitet worden sind. Der Besitzer hat nicht an die Staats-Vorschußkasse 50,000 fl. zu zahlen, sondern er hat laut seiner Korrespondenz mit der Bankfiliale Laibach den ganzen Staatsvorschuß trotz der notorischen Ungunst der allgemeinen Geschäftsverhältnisse der letzten Jahre bis aus den Vertrag von 7500 fl. zurückgezahlt; die Arbeiter haben nicht wegen Lohnrückständen die Arbeit eingestellt, sondern arbeiten sämmtlich fort, und an die Hüttenberger Actiengesellschaft, welche angeblich stark betheiligt sein soll, sind alle Bezüge des letzten Jahres per Kasse beglichen worden. — (Viehmärkte) werden im Lande Krain im März l. I. abgehatten: am 1. in Eignern, 3te« Ratschach, 7. Saloch, 9. Bresowiz, 10. Arch, Langen-thon, 11. Senosetsch, 12. Auersperg, Frendenberg, Radmamtsdors, Soderschiz, Stein, Tchermoschniz, Unterloitsch, 13. Kotredesch, Weigelburg, 14. St Beit, 17. Bischoflack, Meinsbnrg, ©eisenberg, 18. Gnrkfeld, 20. Gottschee, Neumarktl, Moräutsch, 24. Dernovo, 26. Hönigstein, Lukowiz, Mariathal, Zell, 27. Littai, 31. Rowischa. — (Wiederhergestellter Bahnver-kehr.) Die Hindernisse aus der Strecke Jnnsbritck-Franzettsveste sind behoben und die Contntunication ist wiederhergestellt worden. — (Aus den Na chbarproviuzen.) Im Monate Februar wurden von den Gerichten in Steiermark 188 egecutiüe Realexecutiouen bewilligt und drei Concnrse eröffnet. — Die klerikale Partei in Steiermark agitiert bereits fleißig aus Anlaß der bevorstehenden Reichsrathswahlen. Hoffentlich werden die Gegner den Agitationen nicht mit schlafenden Augen zuseheu! — (Lawinensturz in Koprein.) Ein neuer schwerer Unglücksfall infolge eines Lawinensturzes wird der „Klageuf. Ztg." aus der Kappler Gegend berichtet. Im Gebirgsdorfe St. Jakob in Koprein, zwei Stunden Von Schwarzenbach, hat sich am 25. Februar ein schauerlicher Unglücksfall ereignet, Abends nach 7 Uhr ist von der „Orsova" eine Lawine niedergegattgeit, in gerader Richtung gegen die Verdouhube. Die Bewohner, die eben beim Abendessen versammelt waren, kamen mit dem Schrecken davon; merkwürdigerweise hörten sie früher gar nichts, als plötzlich die Thür aufgedrückt wurde und der Schnee ihnen zu Füßen lag. Vom Wohnhause wurde der Dachstuhl, das Stallgebäude und der Getreidekasten ganz mitgenommen. Zwei Paar Ochsen, 3 Stück Jungvieh, 4 Stück Schweine, 62 Stück Schafe, 13 Ziegen, über 100 Vierling Getreide, sämmtliche Einrichtung, Kleidung, Acker-geräthschafteit rc., stimmt dem im Getreidekasten aufbewahrt gewesenen Barbetrag von mehreren Hundert Gulden sind mit in die Tiefe gegangen. Leider ist auch ein Menschenleben zn beklagen; circa 200 Klafter unter der Hube stand auf einer Anhöhe eine Kaifche, welche stimmt Stall und 15 Ziegen von der Lawine mitgerisseu wurde; die bei 55 Jahre eilte Inwohnerin, die allein zu Hause war, wurde hinter einem Theile der Mauer, wo der Ofen gestanden, ohne merkliche Verletzung tobt aus-gesunden. Sehr zu bedauern sind diese Leute, da ihnen sonst nichts geblieben, als was sie eben am Leibe hatten. — (Die Rinderpest) herrscht derzeit in Dobanovce im Sernliner, in Krkedin im Mtpaznaner, in Divoselo, Bilaj, Gospic, Bogdanik, Kula, BukZic, Olik und Muschalek im Gospicer und in Klanac int Peruschizer Bezirke des Grenzgebietes. — (Internierung von Ins urgenten* chess.) Der mazedonische Jttsurgentettchef Kalmikow ist vom Fürsten Dondnkow in Rustschuk interniert worden. Den übrigen Tschetasühren, wie allen Fremden, welche sich an dem mazedonischen Aufstande südlich Vrattja und Köstendil betheiligt haben, wurden andere bulgarische Städte als zeitweiliger Aufenthaltsort angewiesen Die Umgebung Kalmikows wie alle revolutionäre Bulgaren sind aber überzeugt, daß Kalmikow nicht nach Rußland weiter befördert, sondern in Rustschuk für das Frühjahr bereitgehalten wird, um, wenn nöthig, den Aufstand wieder zu entflammen. Bemerkenswerth ist es allerdings, daß die russischen Behörden den Tschetasührer Hubmeyer, der vor einigen Monaten ans Laibach über Widdin nach Mazedonien gekommen war, nicht interniert haben. Die Aufgaben der liberalen Partei. (Fortsetzung.) Die liberale Partei hat bisher auf wirthschaft-lichem Gebiete wenig Positivismus gezeigt und schwere Unterlassungssünden begangen. Unsere wirtschaftliche Politik leidet noch immer an dem Grundfehler, mehr ans Prestige und Grandeur, auf Rücksichten der hohen Politik (s. englische Nachtrags-Convention), als auf die materielle innere Kräftigung des Staates und die wirtschaftliche Beglückung des Volkes zu denken. Selbst als die furchtbare Krisis im Jahre 1873 hereinbrach, ließen sich Regierende und Gesetzgeber nur zu halben, verunglückten Maßregeln aufrütteln. Eine Staatshilfe mittelst der Vorschußkassen, aus welcher aber nur Begünstigte schöpften und die Kleingewerbetreibende» nichts bekamen, ein verspätetes Aetiengefetz, das zudem unvollendet blieb, und ein paar Eisenbahnsanierungen von problematischem Werthe nebst dem merkwürdigen Curatoreugefetze waren das Um und Auf der wirtschaftlichen Action. Dazu kam bei Erneuerung des ungarischen Ausgleiches eine rein fiscalischc Reform der Branntwein und Zuckersteuer und ein vereinbarter autonomer Zolltarif, bei welchem gegen die Jndustrie-zvlle landwirtschaftliche Schutzzölle und überdies beschwerliche Fiiianzzölle concediert wurden. Der Kampf zwischen Freihändlern und Schutzzöllneru wurde zugunsten mäßiger Schutzzölle gelöst. Aber der autonome Tarif, kaum ins Leben gerufen, wurde mit Verträgen durchbrochen; unsere Handelspolitik schwankt seit Decennien von Prinzip zu Prinzip, und da überdies das'Zoll- und Handelsbündnis mit Ungarn stets nur für zehn Jahre besteht, so kann kein Unternehmer auf Sicherheit bei feinen Investitionen rechnen. Dies wirkt lähmend auf die industrielle Entwicklung. Der BankdualiSmns bedeutet sicher keinen Fortschritt; durch Verkuppelung unseres Kredites mit dem ungarischen können wir sogar zu schwerem Schaden kommen. Der Wucher hat auf dem flachen Lande haarsträubende Verheerungen angerichtet ; ganze Gegenden und Dörfer wurden von Wucherern, denen die Justiz bas heilige Schwert der Themis auf Kosten aller Steuerträger herleihen mußte, expropiiert und ausgeplündert. Man hielt diesen empörenden Thatsachen gegenüber in einem starren DoctrinariSmuS fest, wie gegen so manche andere Wünsche der Volksmassen (Segalisictungs-zwang), die bei halbwegs wohlwollender Beurthei-lung leicht zu befriedigen sind. Zn den dringendsten Bedürfnissen. der Gesetzgebung gehört eine Steuerreform, Redner bemerkt, daß er das große wirtschaftliche Gebiet nicht im Rahmen eines Vortrages erschöpfen könne, aber noch auf zwei wichtige Punkte der wirtschaftliche Ordnung Hinweisen müsse: ans die Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte und aus die Valuta-Regulierung. Leider haben wir im Hinblick ans gewisse Unternehmungen der Grandeur, der territorialen Vergrößerung, die man so gerne mit Machtvergrößerung indentificiert, kein sicheres Fundament, auf dem wir bei Plänen für die finanzielle Ordnung bauen könnten! Die zwei Hauptursachen der finanziellen Zer-rütnng sind die Zinsen der schon ins Kolossale angewachsenen Staatsschuld und die HeeresauS-lagen. Schon das Dasein großer Armeen bedroht die bürgerliche Freiheit, verlockt zu Erprobungen der überschwellenden Kraft, und der so permanent bewaffnete Friede ist eigentlich ein permanent latenter Krieg. Mit Armeen, deren Um fang selbst in den Zeiten der Völkewanderung seines gleichen sucht, mit den grausamsten Zerstörungs-Werkzeugen folgt seit dreißig Jahren Krieg aus Krieg und naturgemäß in ihrem Gefolge die socia-listische Krisis. Kann eine solche Ueberschwenglichkeit des Militarismus anders als mit einer großen Katastrophe enden? Die liberale Partei aller Länder ist Daher solidarisch bemüht, auf eine proportionale Abrüstung hinzuwirken, zu diesem Zwecke einen , — 3. Feilb .Knolj'sche ateaL, Reisniz BG. Reifni> internationalen Abgeordnetenkongreß und einen Verein zu gründen, durch dessen Vermittlung überall Einfluß auf die Volksvertreter genommen werden soll, und die Einsetzung internationaler Schiedsgerichte mit allen Kräften zu fördern. Redner bringt dann einen interessanten ExcurS über die Occu patio uspolitik; sic habe das actuellste Interesse, daher auch die liberale Partei zu ihr Stellung nehmen müsse; man müsse trachten, wenigstens die Konsequenzen der nun einmal vollendeten Thatsachen in ihrer Gefährlichkeit abzuschwächen und noch Schlimmeres zu verhindern. Der Deutsche betrachtet die Occupation am nüchternsten und objektivsten, weil gerade seine Nationalität von diesem Unternehmen am wenigsten, weniger als jede andere Nationalität in Oesterreich, zu besorgen oder zu hoffen hat. Das nüchterne, nicht von nationalen Aspirationen getrübte Urtheil lautet dahin: daß die Oecupation eine Quelle finanzieller und staatsrechtlicher Gefahren und wahrscheinlich auch äußerer Complicationen werden könne. Uebri-gens sind wir ja vorläufig nur zur Occupation berechtigt, und mit welche» Schwierigkeiten und Com-penfativnen wir, nachdem wir 200 Millionen für Besetzung und Investitionen ausgelegt, die Annexion erreichen werden, weiß heute niemand zu sagen! Redner stellt es außerdem entschieden in Abrede, daß ein dualistisch getheilter, von Gegensätzen bewegter Staat zu einer großen, kühnen, erobernden Action nachhaltig befähigt sei. Die von Tisza an-gekündigte Actiouspolitik mit der Vormachtstellung Oesterreichs in den Balkanländern, eilte große politische Idee, welche uns von nationalen Wirren befreien nnd die Völker Oesterreichs zu einer gemeinsamen Arbeit inniger vereinigen könnte, würbe Redner mit Frenden begrüßen, wenn eine großösterreichische Politik trotz des Dualismus eben möglich wäre. Leider steht auf der Pforte dieser Politik, nachdem Rußland in jenen Ländern so gewaltige Erfolge errungen hat, die wir heranwachsen ließen, das verhängnisvolle „Zu spät!" geschrieben. _______________________(Schluß folgt.)__________________ Witterung. Laibach, 4. März Die schöne Witterung hält an, schwacher O. Temperatur : morgens 7 Ubt — 3'0“, nachmittags 2 Uhr + 4 2" C. (1878 + 14 6"; 1877 + 2 8" C.) Barometer im Steigen, 734 86 Millimeter. Das gestrige TageSmittel der Temperatur — 0 3", um 2-4° unter dem Normale. Neuerliche Feilb. Lesar'scher Real, Soderschiz, BG. Reis-niz. — Relie. Hegler'sche Real., Podgoro, BG. Großlaschiz. — Neuerliche Feilb. Luzar'sche Real., Ln^arje, BG. Groh-laschiz.________________________________________________________ Verstorbene. Den 3. März. Josef flaofait, Znndhölzelsabriks-Arbeiterskind, 2 I., Bergweg Nr. 6, Fraise». — Kaspar Dlavhh, Weber, 50 I., Froschgasse Nr. 14, Lungenemphysem. — Caroline Jakin, Taglöhnerskind, 11 Monate, Kuhthal Nr. 1, Lnngenentzüiidnng infolge Keuchhusten.___________ Theater. Heute (ungerader Tag): Zum Vortheile der Schauspielerin L. Binder. Spaziergänge in Laibachs Operetten -garten, zusammengestellt aus den beliebtesten Operetten der heurigen Saison in einem Vorspiel und drei Acten, mit Gesang, Tanz und Vorträgen von Carl Arenberg. Telegramme. B u d a p e st, 3. März. Budgetausschußsitzung der Reichsrathsdelegation. Referent Sturm beantragt: Die Berathung und Beschlußfassung über das außerordentliche Heereserfordernis anläßlich der Occupation Bosniens und der Herzegowina erfolgt unbeschadet des Rechtes der Reichsvertretung, bei Bedeckung dieses Erfordernisses die Gesetzeskraft nnd Kundmachung des Berliner Vertrages zu prüfen und zu beurtheileu. Der Antrag wurde mit 11 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Nächste Sitzung morgen. Teplitz, 3. März. Heute hat die Tiefe des Quellenspiegels 13 Meter erreicht; die Temperatur der Quelle beträgt 372/20 Grad R. Großer Jubel! / Jeannettchen von Ciüi läßt Wik» von Mibach schön grüßen! Wiener Börse vom 3. März. Afkgmtine Siaat"| @e[b smmä. Angekommene Fremde am 3. März. Hotel Stadt Wie». Seislavsko, Mailand. — Oswald, Pischez. — Kaiser und Weda», Kflte, und Weinberger, Fabrikant, Wien. — Neukranz, Kfm., Berlin. — Schamhammer, Kfm., Stuttgart. — Schliber, Cooperator, Eisnern. Hotel Elefant. Baron Pcklin, Oberstlieutenant; Schmidt, Major, uud Sever, k. k. Hauptmanu, Laibach. — Karlin, Kaufmannsgattin, u»d Riegler, Beamtensgatti», St. Georgen. — Rnpe, Handels,»., Bosnien. — Vaegeli, Kfm., Offenbach. Hotel Europa. Janscha, Kfm., Fiume. Kaiser von Oesterreich. Konöuik, Cooperator, Laas. — Schwarz, Handelsmann, Steinamanger. — Detela, Moräntsch. Mohren. Stiller, Friseur, Pettau. — Kohmau, Bozen. Gedenktafel über die am 8. März 1879 stattfindenden Llcitationen. 3. Feilb., Kmetii'sche Real., Grad, BG. Krainburg. — 3. Feilb., Furlan'sche Real., Werd, BG. Oberlaibach. — 3. Feilb., Zega'sche Real., Travnik, BG. Reisniz. — 3. Feilb., Ruß'sche Real., Podgorica, BG. Großlaschiz. — 3. Feilb., Utnrnr'fchc Real., Ustja, BG. Wippach. — 3. Feilb., Luiicu'ek'sche Real., Travnik, BG. Reisniz. — — 3. Feilb., Eehovin'sche Real., Kleinottok, BG. Adelst berg. — 2. Feilb., Mrak'sche Real., Kaplavas, BG. Stein. — 2. Feilb., Trebee'jche Real., Oberlesetsche, BG. Seno- setsch. — 1. Feilb., Rebolj'sche Real., Tschernutsch, BG. Papierrente . Silberrente........... öolbrentc............. Staatslose, 1864. . . * 1860. . . 1860(5tel) 1864. . . Grnnäentlaftnng»-•Higationen. Galizien.............. Siebenbürgen . . . Temeser Banat . . . Ungarn................. I 62 95 63 85 75 65 111 -11550 125 75 146 75 87-~ 76 — 77 25 81-25 Andere öffe«tki«Le Jlnfefcen. Donau-Regul.- Lose.. ttiig. PrämienanleheN Wiener Anlehen . . . Aelien ». Aan&cn. Kreditanstalt f.H.u.G EScompte-Ges., n.ö. Nationalbank. . . . Ware 63 — 63 95 75 75 11150 116 -12625 147 — 87-25 77 — 78 82 104 75 83 75 94-50 228 75 789-- Aelie* v. Tran»p,rt Mnleruekmangen. «lsöld-Babn........ Donau - Elisabeth-Westba'hn Herdinanos-Nordb. Kranz-^Ioseph-Bahn Galiz. Karl-Ludwigb. Lemberg - Lzernowitz ^loyd-Gesellschaft . 105- 84 94 76 229 — 791- 120— 512 — 168-60 2090 132-50 221 — 122 75 590 120 25 514 -169 -2095 133 — 22150 123 86 592 - Nordwestbapn .... Rudolfs-Bahn ... Staatsbahn .... Südbahn.............. Ung. Nordoftbahn . Pfandbriefe. Bodenkreditanstalt in Gold........... in österr. Währ. . Nationalbank.... Ungar. Bodenkredit' $)riuritäts»®ßfitt. Elisabethbahn, l. (5m. Ferd.-Nordo. i. Silber Franz-Ioseph-Bahn. Naliz.K^Ludwigb.l.E. Oest. Nordwest-Bahn Siebenbürger Bahn StaatSbahn, l. <5m. Südbahn ä 3 Perz. n ä 5 „ . |)rioot(ufe. Kreditlose........... Rudolssstistung. . - Devisen. London .............. Gekäsorten. Geld Ware 115 — 115-50 119-25 119-75 245 50 246-50 66 — 66-50 116 — 116 25 110 40 9725 10040 9550 93 75 104 — 87 75 100 25 8780 63 75 161-25 112-25 99 40 110-70 97*50 100 60 95 76 94 — 104 2$ 88 — 100 50 88 20 64 — 161-75 112-76 99.70 164-50 16 — 116 45 Dukaten........... 80 Francs .... 100 d. Reichsmark Silber............ 5*49 9-28»/, 57 25 100 — 165'— 16-50 116-56 5 50 9 29 57*30 ICO — Telegrafischer Kursbericht am 4. März. Papier-Rente 63'10. — Silber-Rente 63 95. — Gold-Rente 76 70. — 1860er Staats-Anlehen 115 75. — Bank-actien 790. — Kreditactien 233 50. — Loudon 116 50. — Silber —• ~ K. f. Münzdukaten 5-50. — 20-Franci-Stücke 9 28. — 100 Reichsmark 57 25. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redartion verantwortlich: Franj Müller.