IlIyttscheZ Blatt zum Nutzen und Vergnügen. ,,^^ Nro. 26. "^" - Freytag den 3». I'tlNy 1620. ,- ^'lber daS Reeren , Tr o.pfe l i; ,d e r Tr 0 u 0 en , ,» oder über das A b fa/.l^K^D e er - n nach der Blüthe. (6xer l, o^örkn.!^). ^s ist für die Bescher der Weingarten traurig, wemr - «st bey dcm schönsten, Ansätze, im Frühjahre zu einer ergiebigen Weinlese, doch, die Hoffnung dazn, durch '' das nllmahligc und unmerkliche Abfallen der Vccren .qan^, odcr^zum Theile, vernichtet wird; und man > ,de denselben, und der Menschheit überhaupt, kei- ncn geringen Dicnst er^-ilen, wenn man im Stande wäre,, <'l c -yvtcH Mittti,.dagegen ansfiudig zu. " Machen. ' . Im vergavgc!-«n Iadrc l'-abcn die Pgriser^Journale ein Mittel bekannt gemacht, welches dagegen wir«, ken soU, und verfchis^ene dcntfche Blatter haben es Vielfältig aü,gcd^'Uct. Wir wo,!cn z^'ar mit Niemanden, am wenigsten mit dem Monsieur Lamdn) üder-« feine Erfindung streiten^nur glauben wir unftrc Be^ f forgniß äußern zu dürfen, daß bey dieser E-rsmdun^ kicht etwa, wie bey vielen andern, das bekannte ^ Sprichwort: Oö«4i ^a^oti^e, inglii ^H^> in Erfüllung h gu'.ge. Es soll uns erlaubt seyn, indiefem vaterländischen ff Vlatto unsere diesfällige MeinunG niederzulegen. Die im verflossenen Jahre vom Hrn. Lambry in Franttcich erfundene, und so hoch gepriesene Methode:, Mittelst krummer Messer, die in Paris 5 rr., bey "ne «her 6 kr. kosten, am vorjährigen Nebenbol^e, we.l-ch,c5 heuer tragen soll,, kurz vor dcrBlüthzeit. 9d,er w-ahrcnd. dcrsclbs^ Vinschnlttl', und zwlir dergestalt zu. ni, :').' 'daß man durch Abnahme der Rinde kleine, er.ge Ningc am Holze bilde, um dadurch das Abfallen derBeercn nach derVlüthe zu verhüten, ist mhtesige» Wipbachcr Gegend, besonders in den Gemeinden, m denen man sich mehr nut dem Gebirg^Weinbauc abgibt, seit. Menschten gedenken so bctannt, d«ß man dafür einen eigenen technischen Ausdruck hat, man nennr diese Operation: tort.o diliii. Das Nehmliche erzwcckt man oft, wenn man kurzer, oder während der Blüthe zcit das vorjährige Holz drehet, daß es zum Theils' gespalten wird (/^« «u ><«^) oder, wenn man cö an, der Stelle, wo der Nmdenring abgenct^mcn werden sollte, spaltet, und eil, Kl,-i!chen in die Spalte legt. Waü find denn aber die, ^csnlt.ne von allen diesen-oder ähnlichen Pnlia-tivcn? Wir haben schon oben erklärt, daß wir den Beruf nicht hnben, über neue ^rsiudungcn abzusprechen; nur unsere clc,cnc und die Erfahruugcn von Wannern hie--siger GcZcnd, die bey der Ncdc grboren, nnd grau geworden sind, wollcn wir m Vctreff odcrwähntc^ Mittels, durch Abnahme d?I Nindeuringes daü^lbfab len der Vccrcn zu mrhütcn, mittheilen, j,nd diese sind: a. Wird der Ning zu breit aemaä's, so lauft die Nebe Gefahr cmszuoörrctt. ?ÜIacht man den Ring en? gc, wie er auch seyn soll, so entstthet sn der Stelle cink kleine Gcschwulst/ u«d das sonst spröde, Rede»-' wird an dieser Stelle noch viel spröder, es wird äußerst zerbrechlich. 2. Das Mitccl ist nicht allzeit wirlfam; io werden z. B. von fünf,Neben die man operirt hat, zwey tragen, und die übrigen nicht. Daher die bekannten Kla-gen, oder Ausflüchte: man habe sie zu frühe, oder zu spät operirt. 3. Ist die Operation auck wirksam, so bringt sis in hiesiger Gegend keinen namhaften Vortheil, sie zahlt oft nicht einmahl die darauf verwendete Mühe; denn die Vccren bleiben zur Hälfte ja oft dreymahl kleiner, als sie seyn sollten; sie haben weder das Ansehen noch den Geschmack nach der Art des Nedenftockes, an de:., sie wachsen; sie haben ein äußerst dünnes Haut-chen, und werden, den Sonnenstrahlen ausgesetzt, nicht nur viel früher zeitig, sondern oft von denselben ganz verbrannt, daß man sie in dcr Lese als ganz trocken, nnd unbrauchbar am Stocke lassen muß. Daher wird oberwähnte Operation des Ringes in hiesiger Gegend nie als ein sicheres bewährtes Mit-, tel, sondern noch immer nur als ein Versuch angewendet. Jeder vom Tode bedrohcte Qbstbaum wird seine Früchte um etliche Tage früher bringen; und durch jcde beträchtliche, doch nicht tödliche Verletzung eines beliebigen Astes an einem Odftbaume, oder einer Ne; be am Stocke, wird man das Nehmliche erhalten, doch erhält man auf diese Art Früchte von einem faden, wafsrigen, oft unerträglichen Geschmacke. Befindet sich nun die Nebe, an dcr man durch Abnahme der Rinde einen Ning macht, nicht in einer ähnlichen La-ge? ihr Holz wächst nicht weitcr; sie rafft ihre letzten Kräfte zusammen; sie zwingt sich vach ihrer geheimen, uns unbekannten Konstitution, und wenn man es lieber will, nach ihrem Instinkte, zur Hervorbringung ihrer letzten Frucht, zu einer Frucht, die wenn noch so süß, doch ohne Kraft und Geschmack ist. Immer wird es schwer zu degreiffen bleiben: wie die Ver, nrsachung eine Krankheit so hochgepricse: n^n^esultsste hervorbringen solle? In> dessen sey es dem, wie ihm wolle; nur glauben wn>< daß allgemein anwendbare, U id sichere Mittel, gegen das Abfallen dcr Beeren nach der Blüthe/ nicht gar so leicht zu erfinden sind. Wir unterscheiden ein dreyfaches wesentlich vo-l einander unterschiedenes Necren, Tröpfeln, oder ab-fallen der Beeren nach der Blüthe. (Die Fortsetzung folgt.) Flug durch die Echwc^ m den Monaten Iul>) m^ August :fti6, in Briefen an eine Dame, vom Freyherrn von Thnmb. (B e sch l u ß.) Nach ein Uhr, als wk unser frugales Mahl zu uns genommen hatten, beschlossen wir die Bergwanderung anzutreten. Einige regsame Künstler, die sich am Vormit« tage in WciZbad eingefunden hatten, schlössen sich ftöh' lich an uns an, und ein paar Personen aus dec K«^ gesellschaft folgten ihrem Beyspiele. Auf grünen M"^ ten stiegen wir eine beträchtliche Höhe hinan; und i^ höher wir kamen, deslo imposanter traten die Gebirge wassen hervor. Die ersten Sennen und Sennhüttt« sahcn wir hier. Wir ergözten uns vorzüglich am An' blicke der ersteren, ein kräftiger, derber Mensches schlag. Ihre Schale ist rauh, wie die sie umgebenden Gebürge, aber der Kern gcwiß gut; denn sie gäbe« uns alle ohneAusnahme mitznvorkommenderFreund lichkeit Ncd' und Antwort, und Freundlichkeit bey ftl' chen Naturmenschen ist immer ein sicherer Bürge des innern Wohlwollens, denn bey ihncn findet Sh"^ speare's Axiom: »daß man lächeln, und immer lächeln kann, und dennoch ein Boscwicht seye", keint Anwendung.—Eln paar rothbäckigeScnnenmädche"' Mit denen wir uns unterhielten, gefielen uns N>")l minder, als dic Männer. Da wir ihnen sagten, d"" der Weg nach vem Wildkirchli doch sehr steil «"^ beschwerlich sey, lachten slerms aus, meinten, sie wollte" alle Tage ei« paar Mahl hinauf und herunter steig«"' «Auf!!« riefen sie uns zu, nachdem wir eine Weile mit ^ ihnen gesprochen hatten, Und machten Miene uns fort» Mutreiben. AIs ich mich in beträchtlicherer Höhe noch ein; standen die losen Geschöpft noch lachend, gleichkam gebieterisch nach den. Gebirgen ich zu erklimmen mich beeilen sollte. Ehe man nach in eine Sennhütte, die schroffen Fclsen angeklebt scheint. Wir traten on, zo>g durch treuherzige Freundlichkeit unsere l Aufmecksamkeit auf sich, noch mehr abcr bey näherem ^ Betrachten durch eine säst wunderbare Ähnlichkeit mit > dem verstorbenen Iffland. „Sonderbares Spiel der Natur, rief ich aus, die Gcstalt des Mann,S» dest fen proteifche Kunst uns auf den Brettern oft so wunder» bar entzückte, scheint uns hier in der Gestalt cincs alte« Scnnhirtcn in einer rauhen, felsigten Wildniß fntgcgLnzulretcn, und bringt hier wie einst dort; einen wohlthuenden, freundlichen Eindruck auf uns her-, vor!« — Die Ähnlichkeit bewirkte, daß wir uns mit dem Manne, nachdem wir ihn zuvor aus seiner Höhle hervorgezogen.hatten, tiefer in's Gesprech einließen, ^ als wohl sonst geschehen seyn würde, und wir sanden U, in ihm einen, für seine Verhältnisse recht geschonten ^ und muntern alten. „Schön, sprach ich zu mir, was deine Gcstalt geborgt hat, unerreichbarer Mime, spielt doch immer seine Nolle gut." — Die vierzehnjährige Tochter unseres Isslands stickte an einem N.chn'en; uns fiel diese städtische Beschäftig gung in dieser mehr als ländlichen Umgebung sehr auf. Die schweizerischen Begleiter sagten uns jedoch, daß dieß die gewöhnliche Beschäftigung der Sennenmädchen in diesen Gegenden sey, die auf Bestellung füy St. Galleu oder andere Städte diese Arbeit verfto ti-gtcn, oder sie auch wohl für sich unternehmen zum Verkauft. Dic^ Arbeit war noch-immer ftin und nett aenug für die rauhen, und noch wenig geübten Hän« de des Mädchens. Da in diesen Gegenden kein Flachs und dergleichen gebaut wird, so fmdct sich auch nie i« ciner Sennhütte ein Spinnrocken, der in den Woh« nungen unserer Landbewohner selten uermißtwird.— Wenige Schritte von dieser,Hütte entfernt, ist die Sch auc r b r ü cke, denn so verdiente diese Brücke mit Necht genannt zu werden, die m eine hche Kluft des hohen M e sme rs, über cmem fürchterlicl cnAb-gründe erbaut ist, und welche wir nun betraten. Ein unheimliches Gefühl muß hier jedcS, auch das fromm« ste Menschenkind, beschlciä en; abcr mit Entsetzen, denke ich nur, müßte ein böses Gewissen den Blick in diesen offenen Hvllenrachcn hinabsenken. Als wir eben mit schauderhaften Entzücken das Auge umherschweifen sifßcn Hat dir das dein Vater geheißen, liebe Kleine?" fragte ich sie. ,,Ia, Herr;" war die Antwort. «Sich, sieh, dachte ich bey ,nir. der Mann weiß,, was Effekt macht, wiedergro^ ßc /cänstlcr es wußte, dem er ahnlich sieht." In der Hütte, unfern des Kirchli, wohnt anjeht kein Eremit mehr, was allerdingsTchade ist, denn ein Waldbruder in der- Kapu',inerkutte gehörte an diesen Ort; son-Dern ein spekulativer, bürgerlich gekleideter Mann mit fcincr eben nicht freundlichen Ehehälfte, dcr wahrend des Sommers hier Wirthschaft hält, und sich von den ^^>ergbcsuchorn für seine Erfrisch mgen natürlich gut ^M'ezahlen laßt. — Mas die kleine Hütte vermag, ist -freylich nicht viel, aber ich gestehe, daß das Dünnbier, welches unZ gereicht wurdc, mich mc!)r crquickt hat, als jemahls der köstlichste Porter, den ich bey ei-ncM stidtischen Mable zu mir genommen; auch trank «in Theil unserer Gefährten den klaren Kaffch mit eben fo großem Behagen, als ob es welcher von Mecca wäre; der künstlerisä)e Theil derselben,ginnte ll»s> die knr'l'sse Erhohlung in der Hütte,, und lagerte sich mit dcn Portefeuilles vor dicft', um cin;,'lne Parthien dcr schämige erhabenen Umgebung in die artistischen Mappen einzutragen-. N^ach einer halben Spinde Vcnvci-U'N' verliessen auch wir Übrigen die wirthliche Hatte, -und krochen, mit Fackeln verschen-, bergan, burch oi^ ne dicht hinter dcr keinen 5iape!le befindliche Felsenhöhle ,hindurch; den einzigen Weg, der nach der Sdenalp führt.. An schroffen Felsen, Abgründe zu nnsern Füssen, hatten wir nun !'o-h eine ziemliche-Gtrccke hinan'.ullimmcn, bis wir uns auf dieser Alp Hefanden. Auf ihr angelangt,, hatten wir das eigene 'Vergnügen, Sommer ii>:d Winter in unmittelbarer' Berührung .-ü, selsen; deim cin^'r unsererFüßc stand jeitt 'im Schnee, wahrend der audcre noch das grüne Som-Mergras bcrührtt'. Ich habc oft uon diesen Extremen Hehört,.d!? sich hier ,n d.'r physischen Welt berühren, w.ie dieß nnr ,^u h^usig in der moralischen geschieht, «K^ ?.imn deutlichen, B'eZM dav.o,n vermychte iH mir doch erst durch eigene Anschauung zu versihafstn. Ms dem Gipfel dieses VergcZ, so verhießen die Künstler, würden wir uns cincr herrlichen Aussicht zu erfreuen haben, aber wir sahen uns geduscht, denn dicke und immer dickere Ncbewoltt'n wälzten sich von den Nach' barbergen uns entgegen, und senkten'sich allmMg in die Tiefe hinab, diese mit einem undurchdringliche!! Schleyer umgebend, so daß sie si'ch uns nur noch als, grauesNcbclmeer darstellte, unö ftlbst aber t^ldgenua, ganz umhüllend. Da standen wir nun am Zi:le an--gelangt,, und sahen unsere Hoffnung vercitclt. Vaid fing es auch an heftig zu regnen, und eZ blieb un5 daher nichts zu thun übrig, als die Schritte rückwärts, M lenken. Mit manKcu rlnannehmlichkciten ,, ja selbst, Gefahren kampscnd, von dcncn ich jedoch schweige, meinem Vorsätze getreu,. Ihnen blos Angeuchmeü zu berichten, langten wir in der.« abscheulichsten Wetter, und bey schon hercingebrochener Nacht, im Wcißbade wieder an. Da freuten wir unö, dcym frugalen Mähle^ im bretcrncn Gaslhause^ der glücklich üderstandeneN' Fahrlichkeiten,, und beurkundeten hier die Wahr^it-des alten Sp-ttchleins, welches lautet: „nach voüdrach' ten Nitterthaten schmeckt trocken Vrot,. wieWttdprct> braten!" — Dieß schreibe ich Ihnen aus d?m ftattli< chen Dc-rse Aftftcnz e l l, d«n Hauptorte, deö Kantons, gleichen Nahmens; —msincu nächsten Brief sende ich Ihnen, so Gott will^ au5 dem schweizerischen' A t h e n. — V e r s ch i e d e n e s. Iu Chartas in Südamerika ist die Thüre dcr sscv thedraMrche vo,n gcgosstncm Kupfer; die Haupt'und Ncbcnean-cln, Altare und ungeheuere Armleuchter sind aus dem feinsten Süber. — Das Schreiben i« -den Sand, wie es bey der Vell - Lancastrischen Me^ thode üblich ist, scheint, nur m Europa neu. In Ostin- dien schreiben die Kinder f-t uudenNich^n Zeiten die Buchstaben mit den Fingern auf ssachcr Erde in de>r Sand..