^»K 38. »84» Der Mensch, der Menschenfurcht nicht kenllt. ^^er Mensch, her Menschenfurcht nicht kennet, Für Pflicht und Wahrheit alles wagt Und, wenn die Welt ihn hilflos nennet. An Gottes Hilfe nie verzagt; Wie g«yß, wie liebenswürdig ist Mn svlcher Mensch, der echte Christ! Er bleibet ruhig, wenn von oben Des Donners Stimme fich erhebt, -Wenn um ihn her die Meere toben Und unter ihm die Erde bebt; Er weiß, bevor der Schöpfer spricht, Versehrt die Crealur ihn nicht. Des Höchsten Wi»l? zu widerstreben. Des hohen Nlifs nicht werth zu seyn, Sich Fehler selber zu vergeben. Dieß fürchtet er und dieß allein; l§r thut, was sein Gewissen spricht. Und scheut den Zorn der Menschen nicht. Verfolgt ein bittrer Feind sein Leben, Zieht List ihn in ihr Netz hinein; Was kann der Christ? er kann vergeben, Kau» lieben und Gott ähnlich seyn, Kann seiner Haffer Tücke sehn Und für sie um Erbarmen fieha. Ist Schmahsucht wider ihn geflissen; Wie leicht erträgt er ihren Spott! Was ist sein Trost? sein gut Gewissen! Wo hat er wahren Ruhm: bei Golt l Ein Neid. der dieses Glück nicht stört, Ist keine Christenthräne werth. Gleich froh durchlebt er seine Tage In, Schooße der Zufriedenheit, Entfernt im Leid von feiger Klage, Vor Uebermuth der Guten Zeit: So zeigt er stets, wie groß der Ehrist, Wie stark der Freund deb Höchsten lft. Vaterländisches. Historische Charakterzüge der Slaven. Diese Nation fühlte ihren Werth und handelte nach diesem Gefühle. Sie liebte ihr Vaterland unb vertheidigte sich gegen ihre Unterdrücker mit einer Verzweiflung, die ohne Beispiel war. Gebändigt wurden sie zwar und gedemüthigt, aber das Gefühl ihres eigenen Werthes, die Liebe zur Freiheit wachte immer in ihnen, bci jeder Gelegenheit äußerten sie ihre Liebe zum unterdrückten Vatcrlandc. Da sie in den ältesten und mittleren Zeiten wenig andern Völkern an Tapferkeit wichen, wäre es überstüßig, einzelne Beispiele hier anzuführen. Sie fühlten einst ihre Kraft, und waren stolz darauf. Als ein Chan der Avarcn von dem slavischen Fürsten Lauritas im Jahre 595 Unterwerfung forderte, gab ihm dieser zur Antwort: ^) „Welcher Mcnsch, dm Gottes Sonne wärmt, kann unsere Macht besiegen und unterjochen! Wir sind gewohnt, die Herrschaft fremder Länder uns eigen zu machen, nicht die un-sern zu verlieren, und die bleibt uns gewiß, so lange es nur Kriege und Schwerter geben wird." — Allein zwischen Tapferkeit und Grausamkeit kannten sie wie die meisten Urvölkcr nordischen Ursprungs keine Gränze; unversöhnliche Nache zeichnete ihre Art, Kriege zu führen, aus. Schrecklich sind die Beispiele davon in ihren Kriegen mit den Byzantinern und christlichen Deutschen. Spießen, das Eingeweide aus dem Leibe reißen, die Hirnschale ablösen, um daraus bei festlichen Gastmählern zu trinken, alle Arten des langsamen Mordes, mit bitterm Höhne begleitet, waren die gewöhnlichen Behandlungen überwundener Feinde. Wir wollen diese wilden Ausbrüche barbarischer Tapferkeit hier nicht aufführen, denn sie vn- o« c<>l-lo Nüiiiol, clonoci ol'uul kdlu cl en5c«, ^Ikliuil- . 134 dienen nur den Abscheu der Menschheit. Allein n man erinnere sich, daß diese Nation durch ähnliche r Behandlungen gereitzt, und^ ihre angeborne Tapfer» 6 keit durch keine Cultur gemildert war. ( Indessen machte das Betragen der slavischen Nation auf ihre Feinde jenen Eindruck, der natür- d lich zu erwarten war. Haß, Verachtung und Be- i drückung, wo sie erlagen, war ihr Schicksal. Man Z nannte sie Hunde. Als der slavische Held Samo z dem herrschsüchtigen Könige der Franken, Dagobert, r scine Freundschaft anbot, erwiederte der Gesandte z Dagoberts, daß Christen, weil sie Gottes Diener i wären, mit Hunden keine Freundschaft haben könn-- l tcn. „Wohlan!" s^gte Samo, «wenn ihr Gottes t Diener seyd, und wir Gottes Hunde sind, so wol- 5 lcn wir cuch, weil ihr unaufhörlich wider ihn han- t delt, zerreißen." ^) Die Avaren, einst Tyrannen der < Slaven, aber gedemüthigt durch ihren Abfall in den Jahren 610 bis 624, brachten ihre Erbitterung in , ein Sprüchwort: I'ot nsm oinder; der Slave sey 5 kein Mensch. ^) Wie unersättlich ihre Bcsieger ! in ihren Forderungen waren, als sie einigen Stä'm- ! mcn des Joch aufdrückten, wie sinnreich, Dienste , und Abgaben zu erfinden, ist bekannt. Sle bezeich- i nelen den Zustand der Leibeigenschaft mit dem Na--mm der Nation. Häßlicher, als in diesem Zuge, hätte sich die Erbitterung wohl nicht zeigen können, und die Gewohnheit hat diesen entehrenden Namen in den meisten europäischen Sprachen fortgepflanzt. ^) Mißhandlungen aller Art Und in allen Jahr.-Hunderten ausgeübt, mußten die Nation mißtrauisch machen. Sie war es sogar gegen Wohlthaten, w.'nn fremde Nationen ihr welche aufdrangen. Sie sträubte sich gegen die Annahme der christlichen Religion eben so hartnäckig, als gegen ihre Bcsieger. Sie verbargen ihre alten Gebräuche vor jedem Fremden mit der größten Sorgfalt, und Vorfiel-lung, Nachsucht, kurz alle Gebrechen, die man ihrem Charakter vorwarf, mußten mit dem Mißtrauen der Nation aus einerlei Quelle fließen. Der Krainer verbindet in seiner Sprache mit dem Begriffe der Rache immer den Begriff eines mannbaren Betra» gens. HI05K heißt Mann, mnslnian sich rächen. Bei den Croaten und Dalmatiern werden Rache, Gerechtigkeit und Heiligung mit eben demselben Na- ') 8i vo5 ezü« Dei «ervi, et na« «urnuz Dei ennog, c^uin vo« Äüüiclna couNl» i^zuin a^iÜZ, nc>z ^Li-mizzuiu l»cci^iinll8 vo5 lunizidnz lücei'ni-«.. I^u6c?Z»r. «..^. 6, 7. '") Pragmatische Geschichte des Markgranbums Oesterreich, von Censtamin Franz von Kau!). >. Th, S. 6?.. "') Deutsch: Sclave; nieders, schwedisch, englisch u. s f; ohne dcm Gaumenlautc: «lave, franzönsch, I^<-,>!.v«; italienisch: äcliinv«; wallachisch, 3K>!,I)N. Di'.'scs ist dcr liusdrnck fiir Len Nolterna»»«» und Lcn Lcit'ei^ene!'. Scla,»er3z> , 5^ - . - - -^12^ Mai .,31 « „ ß) . « 2305: 71^ 329. 152.7 — 21 „ 7-) - - . bleibt 2 folglich b leibt 5 der Ue-Montag. bcrschuß. Prof. Frank. ") Den lleberschus, findet man im Rcsi' der herankommt, wenn mau tis Summe dcr Tage d<.- dem gegebenen vor« ausgehenden Monate durch ? divitin. 139 Brittische Puns und deutsche Qna-seleien. Diese Puns und Bulls ist man gewohnt als eine britlische Eigenthümlichkeit anzusehen, was aber ganz falsch ist, und die höchstens nur in dem Namen aber nicht in der Wesenheit liegt. Sie sind nichts Anderes als ungereimte sinnlose Reden, die entweder aus angeborner Geistesschwäche, oder, was häusiger der Fall ist, aus Ucbereilung, ohne Ucbcrlc-gung irgend clwas schief ausdrücken, was vielleicht ganz klar und richtig gedacht seyn mochte, und die eben dadurch eine lächerliche Verwirrung verursa-chcn. Sie können geistreichen Männern eben so gut entschlüpfen, wenn sie sich im Reden präcipiti-rcn, vor lauter Denken nichts denken, oder zerstreut sind, __ so wie sie andererseits aus bloßer Dumm- hcit, oder der Gewohnheit, schnell zu plappern, ohne zu denken, zu entstehen pflegen. Sie werden daher nur durch eine comische Gedanken» oder Wortver-wirrung geboren und dürfen nicht erfunden seyn, wenigstens nicht den Schein der Erfindung an sich tragen, wenn sic das Charakteristische der Nulls bei-brhallcn sollen; sondern muffen als ein bloßer Ab-ortus des Geistes, ohne Beihilfe des accouchirenden Verstandes an's Tageslicht kommen. Es ist wahr, der bezeichnende Name fehlt uns dafür, und wir könnten derlei absichtslose comifche Verwirrungen, die an sich Ungereimtheiten sind, höchstens mit dem deutschen Namen »Quaseleien« bezeichnen, wenn wir sie nicht Stiere nennen wollen, was das englische Wort Bull bedeutet; und selbst der Franzose hat meines Wissens keinen Ausdruck für Bull in dieser Bedeutung, da betize, gollige, ni^iscri«, iullA^e ganz etwas Anderes ausdrücken wollen. Nichts desto weniger ergctzen wir uns an diesen, dem eigentlichen Wortspiele, und selbst den Castcllischcn Bären untergeordneten Quaseleien eben so gerne, wie die Engländer, und pflegen dieselben mit gleichem Unrechte den armen Schwaben aufzuhalsen, wie jene den harmlosen Schotten und Iren ihre Nulls. Eine kleine Parallele mag beweisen, daß wir eben so gut wie die Brittcn in dem Besitze derlei lacherli' cher Ideen- oder Sprachverwirrungen sind, und sie zu unserer Erheiterung, besonders m lustigen Gesell- ^ schaften, unter dem Namen von Anekdoten zu erzäh- , len pflegen. Lassen wir den Engländern den Vor- i tritt: I In einer Debatte über Ledertaxe bemerkte A., c das jeder seine letzte Gumee opfern solle, um das i Uebrige zu retten, — B., daß die Lcdcrtaxc von t den barfüßigen Bauern am härtesten würde em- r Pfunden werden, und E. entgcgnete: «sie können ja r i ihr Sohlenleder von Holz machen." — Ein Ire machte einem Reisenden den Unterschied zwischen Gehangenwerden mit dem Strick oder in Ketten, dadurch ganz dcullich, daß man mit dem Strick nur eine Stunde, — in der Kette aber sein ganzes Le» ben lang hangen bleibe; — und eine Irinn sagte, da man sie höflich finden wollte: »O, als Kind war ich recht schön, aber meine Mutter hat mich vertauscht." __ Ein Schotte, der hart darniederlag, rief: O zeigt mir ein Land, wo man nicht stirbt, und ich will dort meine Tage verleben!" __ Ein Anderer, der die Katzen nicht leiden konnte, rief zornig aus: „Wäre ich Minister, ich machte eine Hundetaxe auf die häßlichen Katzen!" __ Johnson selbst sagte einst: „Hätte ich bis jetzt in Schottland gelebt, so wäre ich schon längst gestorben!« — Eine Londoner Anzeige einer Beerdigungsgescllschaft fing an: „Da es viele gibt, die sich nicht selbst beerdigen können lc." — und eine heroische Antwort schließt: »Wir sind entschlossen, den Ort nicht eher zu übergeben, als bis wlr unter den Ruinen begraben seyn werden." — Ein Anderer fragte: »Tic haben keine Kinder? hat etwa Ihre Frau Mutter auch keine Kinder gehabt?" __und R. seufzte einst: »Ich habe so viel Ungeziefer in dem verdammten Bette, daß ich die ganze Nacht aufrecht liegen mußte," __ und rief voll Freude übcr eine Kutsche, die ihm der König verehrt hatte: „Nun gehe ich nicht eher vom Fenster weg, bis ich vorbeifahre." — Er fing einen Amtsbrief folgendermaßen an: »Amtshalber an nichts denkend — ausreitend erfahre ich so eben :c." Die Deutschen sind gewiß nicht ärmer an Puns und Bulls, und nicht immer ist Schwaben ihre Heimat, sondern sie beschleichen uns überall und oft am liebsten, wenn wir so ganz gedankenvvll sind. Sulzer rief bei einer anhaltenden Dürre: »wettn doch der liebe Himmel bald einen warmen trockenen Regen schickte!" — Steele schrieb einst an seine Stubcnthüre: „Ich komme erst nach Mitternacht nach Hause; sollte es zu dunkel seyn, so. hat der Nachbar immer Licht." — Kant, dem eine Witwe gar viel von ihrem Seligen vorzuwimmern hatte, sragte in der Zerstreuung: „Hatten Sie nur Einen?" Ist hier der zerstreute Gelehrte besser als der Schiffsjunge, der in den Raum nach Rum geschickt wurde, und zuvor den Capitän bat: „aber segeln Sie in» dessen ja nicht weiter."—Der Bibliothekar, der eine hebräische Bibel in den Catalog einträgt: „Item ein Buch mit dem Anfang am Ende;« — oder der Schulmeister, der das Salz desinirt: „Gewürz, das die Speisen verdirbt, wenn es nicht hinzugethan wird;« —der schwörende Baumeister.: «dieses Haus muß so lange stehen, als die Wclt, und noch län- 140 ger;"__der Fabrikant: «mein Levantin, Madame! muß ewig dauern, und hernach noch immer zu einem Unterröckchen taugen'." -»— der Kellner: »Hier meine Herren, Ihr geröstetes Hirn, Ihr Kalbskopf;" und ___ ein Jemand, der von den russischen Grenadieren mit blechernen Bärenmützen erzählt? —Das sind echte deutsche Bulls, und geben den brittischen gewiß nichts nach. Manchmal mischt sich in solche comische Verwirrungen selbst ein gewisser Humor, und sie lassen dann herrlich: „Was hat die Nachwelt für mich gethan, daß ich so viel für die Nachwelt thun soll?« — rief ein Reicher, dem man eine Stiftung zumuthete.__ Em Schulmeister erklärte seiner Wirthshausgesellschaft: „Opera posthuma sind Werke, die jemand noch nach seinem Tode schreibt," — und der Buchhändler L. zu St. schrie einem tauben Kunden, der ihm bereüs viel schuldete, und doch wieder ein theueres Werk verlangte, aber unter dem ausdrücklichen Versprechen barer Zah< lung, folgende Worte zu: »Haben Sie denn gehört, was Sie so eben sagten?« — und über seine Frau ungehalten war, die mit einer Flachshändlerinn Händel ansing wegen des zu kurzen Flachses, und ganz barsch sagte: >.kann man ihn denn nicht wenigstens zu__Kinderhemdchen brauchen?" — u. s. w. Puns und Bulls sind demnach keine brittische Eigenthümlichkeit, denn sie gedeihen überall, wo Gedanken- oder Wortverwirrung herrscht, und die herrscht überall, sogar auf Schaubühnen, wo der Souffleur den Gedanken und Worten oft nur zu laut nachzuhelfen Pflegt. — Xanlus. Feuilleton. (G u i z o t und die Schriftstellerinn.) Paulinc von Mnaulan, ein junges Mädchen von guter Familie in Paris, verlor ihre Aftern und Freunde, und sah sich genöthigt, selbst sür ihr Fortkommen in der Welt zu sorgen. Sie hatte eine gute Erziehung genossen, und nnchte einen Versuch, dnrch literarische Arbeiten ihren Unterhalt zu erwerben. Lange glückte ihr dieß nicht, bis endlich ein Journal, ,,Pub!iciste,« ihre Arbeiten annahm, und so honorirte, daß sic sorgenfrei leben konnte. Ihre Arbeiten machten selbst einiges Aussehen, und sie wurde in manche literarische Gesellschaften gezogen. So ging Alles gut, bis Pauline erkrankte und ihre Arbeiten unterbrechen mußte. Sie fühlte und fürchtete, daß ihre Noth nun erst eigentlich beginnen werde. Indeß fand sich ein unbekannter Freund, der sie aus der Verzweiflung rettete. Sic erhielt eincs Morgens ein Packet, worin sich ein Aussatz ganz, in ihrer Art und Weise für den „Publiciste" und ein Brieschen befand, worin ihr der Schreiber an-zeigte, er werde ihr in bestimmten Zeiträumen ähnliche Aufsätze senden, bis sie im Stande sey, ihre Arbeiten, selbst wieder aufzunehmen. Der Ven. hatte sie nicht genannt, und Pauline vermochte seinen Nimen nicht zu errathen. Das Versprechen wurde pünctlich gehalten, und Pauline erhielt regel' mMg das gewöhnltche Honorar, so daß sie ihre Krankheit, abwarten konnte. Sobald sie selbst arbeiten konnte, stellte ihr unbekannter Freund seme Sendungen cin, natürlich aber wünschte sie sehr, ihren Wohlthäter kennen zu lernen. Dieß geschah auch bald. Es fand sich eines Tages ein bleicher schlanker junger Mann mit sanftem ausdrucksvollen Gesicht bei ihr ein, und gab sich bescheiden als ihren Mitarbeiter zu erkennen. Sie erkannte in ihm einen Mann, von dem man allgemein viel erwartete. Sie sahen sich öfters, und Pauline theilte bald die Liebe, welche der junge Mann für sie fühlte und geäußert hatte. Sie heiratheten, und leben noch diesen Tag glücklich miteinander; der junge bleiche Mann ist einer der ausgezeichnetsten Staatsmänner und Gelehrten Frankreichs geworden — er ist der berühmte Guizot, der mehrmals schon Minister war (und jetzt als Bothschafter nach London abgeht, in welcher Eigenschaft er 300,000 Fr. jährlich Gehalt bezieht, und 100,000 Fr. zur ersten Einrich. tung erhält. (Ein Sonderling.) Madame Febvre, di« Mutter eines einzigen Sohnes, tritt vor einem Pariser Gerichte mit der Bitte auf, diesen als Verschwen-der für unfähig zur Verwaltung seines Vermögens zu erklären. Unter andern Zügen der tollsten Verschwendung führt der Advocat der Mutter folgenden, wirklich originellen an: Der junge Febvre hatte eines Abends in einem Kaffehhause eine Zeche zu zahlen, die sich auf zehn Franken belief; er war ohne Börse ausgegangen, zieht also, ohne sich lange zu besinnen, seinen Dberrock aus, und reicht ihn dem Kellner zum Pfande. Zehn Schritte vom ersten Kassehhause entfernt, lockt ihn ein zweie tcs; er tritt hinein und verzehrt wieder zehn Fran« ken. Als es an's Zahlen geht, sagt er dem Wirthe ruhig-. »Da untcn bei Ihrem Kollegen habe ich auch für zehn Franken meinen Nock zum Pfande gelassen; schicken ^>ie einen Ihrer Kellner hin, und lassen ihn auslösen, und ein neuer, schöner Dberrock gehört für zwanzig Franken Ihnen." Der Wirth nahm das Anerbieten an, und sein leichtsinniger Gast konnte ungehindert abziehen. Dieser lenkte dann auch seine Schritte nach Haus, aber ein drittes Kaffehhaus versuchte ihn noch einmal. Es ist sehr schön, der Versuchung zu widerstehen, aber ihr nachzugeben hat auch sein Angenehmes. Zehn Franken sind bald verzehrt, dann wird die Scene von vorhin noch einmal aufgeführt. „Ich habe meinen Nock bei Ihrem Nachbar für zwanzig Franken versetzt; lösen Sie ihn aus, und er gehört für dreißig Fran» ken Ihnen, so viel ist er unter Brüdern werth.« Was sollte der Wirth anders machen, als dieses Anerbieten annehmen? Fcbvre aber ging jetzt ohne Oberrock frohen Muthes nach Hause. Das Gericht nahm natürlich keinen Anstand, der Bitte der Mutter auf solche Beweise hin zu entsprechen, und dem Sühne einen Vormund zu setzen. Der junge Fcbvre scheint übrigens ein Sonderling ganz eigner Art zu seyn, denn obgleich aus einer begüterten Familie stammend, und im Besitze eines Vermögens, das eine Rente von zwölftausend Franken abwirft, hat er doch schon oft Monate lang bei Maurern als Handlanger gedient, oder um Tagelohn mit an den Eisenbahnen gearbeitet. ___________ Auflösung des Räthsels im Illyr. Blatte Nr. 27: Groszmuth. Verleger: Ignaz Alois Vdler v. Aleinmayr.