für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. — Nedigirt von Leohold Kordesch. ^ KOK. Montag am 1O. Dezember 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und »«monatlich ein in Wien «on Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtcs Costumcbild, illyriscke Volkstrachten in Doppel figur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blattes ist in loibach ganz» jährig L, halbjährig H fl. Durch die t. k. Voll unter Couucrt voriofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M,, und wird halbjährig »°r»usbe,»HU. Alle t, t. Postamter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lcrcher ,m Hauptplaye. Der Scharfrichter von Kostet. Erzählung aus Krain's Vorzeit von vi-. Rudolph Puff. (Beschluß.) ihn die Schergen zum Leben ermunterten, sein Perstand zerrüttet und noch den­ >5>^M^^>> selben Abend verbreitete sich die Kunde, daß der neue Scharfrichter beim Anblicke seines Liebchens wahn­sinnig geworden und nun in Fieberhitze rasend in der Burg darnieder liege, die Hinrichtung aber auf die Ankunft des Laibacher Meisters sei verschoben worden. Kopfschüttelnd schlichen die ehrsamen Bürger nach Hause, der gemeine Haufe bedauerte, ein so lang ersehntes Schauspiel ver­schoben zu wissen, die besser Fühlenden wünschten dem un­glücklichen Arzte baldigen Tod, oder fortdauernden Wahn­sinn, der Schloßhauptmann selbst mußte nicht ganz ruhig geblieben sein, denn bis zur Mitte der grausigen Wetter­nacht, die sich über Kostel entlud, bemerkten die Neugie­rigen Licht in der Erkerstube des hochmüthigen alten Hage­stolzes. Während die Windsbraut heulte, der Regen in Strömen goß und in betäubenden Donnerschlägen die Fel­sen zitterten, klomm eine dunkle Gestalt mit der Leichtig­keit einer Katze über die Ringmauer des Marktes zwischen dem Rundthurme und der Pfarrkirche, strich sich die regen­triefenden, schwarzen, struppigen Haare von den blitzenden Augen, eilte gespenstisch die Felsenstufen empor, schlüpfte durch ein Schußloch in das Innere der Veste, huschte an den sich bekreuzenden Wächtern vorbei und gewann mit lautlosen Tritten den Gang, der zum Schläfgemache des Schloßhauptmanns fühtzte. Leise öffnete der nächtliche Un­hold die Thüre, schaute wild beim Schimmer der Nacht­lampe umher, bog sich mit verbissenen Lippen über den schlafenden Gumpler , krampfhaft mir der Rechten ein breites Messer haltend, trat dann, wie eines Bessern sich besinnend, zurück und mit stammenden Augen die Stube überschauend, nahm er vom Tische die Feldbinde, einen Pack Briefe und den Siegelring des Schlafenden und ver­schwand, dämonisch lächelnd, still und lautlos, wie er ge­kommen. Bleich und trübsinnig wandelte am nächsten Mor­gen der gefürchtete Gebieter durch die Burg. „Den hat der Vampyr besucht," flüsterten die Wächter, »Gott sei seiner Seele gnädig." Seltsam überrascht wurde Kostel nach wenigen Tagen, als mit dem Freimanne von Laibach ein Abgesandter der Landschaft von fünfzig Fußknechten begleitet erschien, in deren Mitte ein schwer gefesselter junger Zigeuner schritt, hinter welchen sich augenblicklich das Burgthor schloß. Noch hoher stieg die allgemeine Verwunderung, als es hieß, Herr Gregor Gumpler sei des Einverständnisses mit den Tür­ken durch glaubwürdige Anzeiger beschuldiget, seines Amtes enthoben und in strenge Haft gesetzt. Da litt es den alten Ulrich nichr länger am Lager seines armen Erhard, er schlich sich in die innere Veste, seine lange Bekanntschaft mit den Knechien verschaffte ihm ein geheimes Plätzchen in der unterirdischen Gerichtsstube und mit Schaudern sah er hier den gefürchteten Gebieter in schweren Ketten mit der peinlichen Frage bedroht, ihm gegenüber aber den ner­vigen Zigeuner, der Grad für Grad die Qualen der Folter trug und blos bei den Worten stehen blieb: „Ich schwöre, Iell a ist schuldlos, dieser Mann verkaufte die Veste an die Türken und gab mir zum Pfände seine geheimsten Briefe und seinen Siegelring." Nochmals ermahnte der Richter den Schloßhauptmann zum Geständnisse der Wahrheit, aber ein festes: „Ich bin schuldlos, der Schurke lügt," war die ganze Antwort. ,„So entkleide ich euch eures Ranges und übergebe euch dem Henker zur peinlichen Frage." Da richtete stolz Herr Gumpler das Haupt empor. „Nicht also," don­nerte er, „dreißig Jahre haben diese Arme und Beine ehrenvoll im ehrlichen Kampfe sich ermüdet, unverstümmelt sollen sie dem Haupte in die Grube folgen. Ich habe aus Rache arg gefrevelt; meine nicht erwiederte Liebe zur schönen 402 Zigeunerin hat mich zur Grausamkeit verleitet, doch ich büße sie nun mit dem Leben." „Liebe?" kreischte hier der junge Zigeuner, »du hast Liebe gefühlt? I n meiner Brust, die hier keucht unter euren teuflischen Qualen, in, dieser glüht die heilige Flamme für die Schönste ihres Geschlechtes — ihr Herz hängt treu an dem weißen Manne deines Volkes, den du aus Rache vernichtet hast; es sei, ich gönne dem Edlen die Edle noch im Tode, aber du bist ein Verräther, du stirb mir den Tod des Verräthers!" Gumpler warf einen verachtenden Blick auf den Gefolterten. „Mit dir und deinem Verrathe habe ich nichts gemein, mußtest du aber das Schwert meiner Be­ strafung werden, so sei es, ich bin schuldig, weil ihr es wollt, ihr braucht mir kein weiteres Geständniß zu erpressen, richtet den Block zurecht für mein ruheloses Haupt." „Amen!" rief der Richter, „wir haben sein Geständ­ niß." I n diesem Augenblicke erschütterte der Ruf: „Der Landesoberste, der gestrenge Graf von A'* ^ ist eingerit­ ten!" die Halle und endete die schaurige Scene. IV. Weh dem Armen, wollt' er gleich «erzagen. Nenn die Brücke u'ber'm Abgrund bricht; Nur r»sch daran, dem Muth, dem tollen Wagen, Dem trotzt der Abgrund, trotzt die Hölle nicht! Durch das rothe Vlätterdach des Immergrüns sandte die herbstliche Sonne ihre letzten Strahlen in die Däm­merung des düsteren Prunkgemaches auf Kostet. Ihre Verklärung spielte um das bleiche Antlitz eines schlummern­den Kranken, dessen leise Athemzüge ängstlich eine bunte Gruppe seltsam gemischter Wärter belauschte. Ueber ihn geneigt lehnte eine hohe Frauengestalt, halb in Damentracht, halb in den Schmuck des Orientes gekleidet, zu den Füßen des Lagers saß ein ehrlicher Bürgersmann, kopfschüttelnd den Blick auf ein schmuckes Mädchen gerichtet, in dessen Zügen sich jugendlicher Muchwille sonderbar mit den Spuren mühsam besiegten Schmerzes verband. Ein Paar Greise bereiteten mit ängstlicher Hast an einem Seitentischchen Arznei und Trank, während ein stolz aussehender Mann mit harten Zügen mir verschränkten Armen bald den Schlum­mernden, bald die über ihn gebeugte zarte Frauengestalt betrachtete, bald die Stirne in krause Falten zog, bald eine laue Thräne in den grauen Wimpern zerdrückte. „Gott­lob, er erwacht — stille alle ihr treuen Freunde, an diesem Augenblicke liegt- es, ob die Nacht des Geistes sich erhellt oder ach, für immer fortwährt," rief das schlanke Mädchen ängstlich sich zurückbeugend von dem Lager, auf welchem Erhar d sich langsam erhob, mit verwunderten Blicken die Anwesenden überschaute und endlich, die Arme weit aus­breitend, mit den Worten: „Iella , du bist es, wir sind vereint in einer besseren Welt!" bewußtlos zurücksank. Der Anstrengung der beiden Alten Ulrich und Paul gelang es endlich, den Kranken in's Leben zu rufen und nach und nach zu überzeugen, daß er sich in der Pflege treuer Freunde, wenn auch noch auf Schloß Kostet befinde. „Um Gott, was thut ihr?" jammerte Erhard , mit beiden Händen das Gesicht bedeckend, „ihr werdet ehrlos, denn ihr habt den Scharfrichter berührt." „Nicht also!" jubelte Ulrich, „der edle Graf, der noch im Schlosse weilt, und zur Rettung Aller zur rechten Zeit auf meine Bitten gekommen ist, hat euch am Kaiserhofe die Lösung der unglücklichen Bande eurer Familie ausge­ wirkt, ihr seid wieder der gute, ehrliche Doktor Erhar d Bresnik, wie im Hause des wackern Gärtners Paul Vouk und des freundlichen Lieschen, die essich ein für alle Mal nicht nehmen ließen, eure Pflege mit uns zu theilen. Unter der Bedingung, wenn ihr euer blutiges Amt noch nicht ausgeübt und den Namen eurer Eltern ablegen wollt, traf die Lösung von dem grausamen Amtzwange ein." „O meine armen, armen Eltern!" klagte Erhar d und sank in seine Kissen zurück. „Nur eines sagt mir," bat er seufzend, „war's mir doch, als hätte ich Iella' s Schatten hold und sanft lächelnd, wie aus dem Lande der Ver­klärten, vor mir gesehen, sprecht, verhehlt mir nichts, wann und wie starb die Arme, die für mich, um mich zu sehen, ihr Leben wagte?" „Faßt euch!" rief nun der ernste Mann im Waffen­rocke, in welchem der Kranke schaudernd den Schloß­hauptmann erkannte, „faßt euch, meine Tochter Mari e lebt, um von meiner Hand als Braut in eure Arme zu sinken." „Zu viel Glück auf ein Mal!" jubelte Erhard, als ihn die weichen Arme der schönen Iell a umschlangen. „Der Herr hat meine Härte gnädig gestraft und sei­nem fehlenden Kinde mehr Freude geschenkt, als es wohl in seinem Unwerthe verdiente," sprach Gumpler; „ja^Maria war die Tochter meiner frühesten Liebe mit Maruza , der schönsten Tochter des Orientes, die ich grausam verließ, die ich, als sie mir nahte, um zu rechten über die Tage der Vergangenheit, um mich zu bitten, um mein blühendes Kind in seine Rechte einzusetzen, verfolgte, blindlings ver­folgte, bis der Tod sich ihrer erbarmte. Der wilde Dämon, der in meiner Brust haus'te, trieb mich zur sündigen Liebe und ^ohne die Dazwischenkunfc des edlen Zardur , des seltsamen Zigeuners, der Iell a mehr liebte, als sein Leben, wäre der Vater der Mörder seines eigenen Kindes geworden. Erst als er erfuhr, daß von Erhard die blutige Pflicht des grausamen Amtes genommen, erst, als er sah, daß mein Todesurtheil als Verräther gesprochen, schien seine kochende Rache zu Ende, und dem Geständnisse meiner Unschuld vom erdichteten Verrathe folgte das Bekenntniß, daß die holde Iella meine Tochter Maria sei." „Und der Arme hat geendet?" fragte theilnehmend Paul. „Gottlob nein, als man ihn zur strengen Verant­wortung für die falsch geschwornen Eide, die mich verder­ben sollten, aus dem Kerker holen wollte, in welchen man ihn von der Folter gebracht hatte, fand man seine zerbro­chenen Fesseln, die gesprengte Pforte und seine blutigen Tritte an der Mauer, von ihm selbst aber leine Spur." I n fröhlicher' Eintracht warteten die Glücklichen Erhard' s volle, durch die frohe' Wendung des Schicksals beschleunigte 403 Genesung ab, welcher eine Hochzeit folgte, wie sie das einsame Grafenwart seit den Tagen derOrtenburger und Cillie r Grafen wohl nimmer so lustig in seinen ernsten Mauern gesehen hatte. Nie Stadt Lack und das ehemalige Schloß Wildenlack. Nach Valuasor, Buch XI., und nach andern Quellen in histo­ rischer uno industrieller Beziehung dargestellt von 2l.Ielloufchek. (Beschluß,) Kraft der im I . »73 und »74 vom Kaiser Otto II . ausgefertigten Schenkungsbriefe hatten die Bischöfe von Freisingen zur Ausübung und Besorgung der Gerechtigkeits­pflege für die Stadt und das Gebiet von Lack stets einen sogenannten Hauptmann daselbst eingesetzt. Diese Stelle war in den ersten Jahrhunderten immer mit Eingeborenen, später aber auch mit aus Baiern gebürtigen Herren besetzt. Nachdem aber, durch den am 9. Februar 4801 geschlossenen und am i« . März 4 801 ratificirten Lüneviller Frieden, ferners durch den Hauptschluß der außerordentlichen Reichs­deputation ääo. Regensburg 2S. Februar 4803, worüber am 24. März 1803 das Reichsgutachten, und unter 28. April 4 803 die kaiserliche Ratifikation erfolgte, mit den deutschen, der Säkularisation unterzogenen Bisthümern und mit derer in verschiedenen Ländergebieten gelegenen Besitzungen viel­fältige Bestimmungen getroffen worden waren, so wurde, indem der Freisinger Bischof, Joseph Conrad Freiherr von Schroffenberg, bereits am 4.April 4803 zu Berch­tesgaden verstorben war, die Stadt und das Gebiet von Lack für das österreichische Kaiserhaus als eine Kameral­herrschaft in Besitz genommen. Der Wirkungskreis der herrschaftlichen Jurisdiction erstreckt sich über nachstehende 8 Hauptgemeinden, als:' über die Hauptgemeinde Lack, Altlack, Selzach, Eisnern, Zarz, Pölland, Tratta und Oßliz, welche sich wieder in 48 Untergemeinden theilen, und in welcher sich eine Stadt und 1«? Dörfer befinden, mit Inbegriff der Gewerkschaft Eis­nern, die von den Gewerken als ein Bergstädtchen an­gesehen wird. Die Gränzen derselben berühren die Bezirke Umgebung Laibach's, Oberlaibach, Idria, Tolmein, Veldes, Radmannsdorf, Michelstetten und Flödnig. Das herrschaftliche Schloßgebäude steht an der west­lichen Rückseite der Stadt Lack auf einem Hügel, von wo man diese ganze Stadt überblickt und über das ganze zwi­schen dem Großkahlenberge, Krainburg und Michelstetten liegende Feld die herrlichste Aussicht genießt. Die Getreide-Erzeugung übersteigt in der Ebene ihren Bedarf, in den Gebirgen deckt sie hingegen solchen nicht, wo aber die Bewohner dafür ihren Wohlstand in der Vieh­zucht suchen. Der vorzüglichste Erwerb der Unterthanen besteht in der Leinwand-Erzeugung, indem dieselben theils den Flachs selbst häufig bauen, theils denselben aus Kärnten holen. Die Leinwand wird theils an den in der Stadt Lack an jedem Samstage abgehaltenen Wochenmärkten, theils den daselbst jährlich fünf Mal Statt findenden Jahrmärkten verhandelt, theils auch die gröbere nach Triest und Fiume geliefert und dort meistens zu Segeltüchern für kleine Schiffe verkauft, die feinere aber nach Croatien, Görz, Udine und in andere Orte versendet. Dieser Industriezweig, dann der Handel mit Honig, Wachs und Spitzen erhält im Verhältnisse der größeren oder kleineren allgemeinen Bedürfnisse die herrschaftlichen Un­terthanen vorzugsweise im zahlbaren Stande, in welchem sie sich auch in Mißjahren erhalten, indem sie unstreitig unter die fleißigsten der vielen Millionen Slaven gehören. Die daselbst vormals mit großem Vortheile betriebene Pferdezucht wird heutigen Tages nicht mehr so eifrig be­trieben. Die umliegende, weite Ebene gegen Krainburg und Laibach bildet die reizendsten Fluren, fruchtbare Aecker und nahrhafte Weidetriften. Aus der Industrie der Lacker und aus der gesegneten Lage für den Ackerbau läßt sich sicher auf die Wohlhabenheit der Stadt- und Landbewohner dieses Herrschaftsgebietes schließen. Folgen der Insubordination. Als Kaiser Carl V. im Jahre 4536 gegen den furchtbaren Seeräuber Barbarossa nach Tunis überge­schifft war, übergab er den Oberbefehl zu Lande dem Mar­quis del Vasto. Dieser stellte darauf das Heer in Schlacht­ordnung, übernahm für seine Person die. Führung des Vordertreffens und stellte Car l in das Mitteltreffen. Der feurige Carl , brennend vor Begierde, den verhaßten Feind anzugreifen, hielt hier nicht lange aus, sondern erschien, ehe sich del Vasto dessen versah, bei ihm im Vordertreffen. Vasto schwieg. Als nun Carl fragte: „Vasto, werden wir heute siegen?" antwortete der Feldherr: „„Nein!"" Erschreckt und betroffen fragte Carl : „Und warum nicht?" — „„Weil im Heere der Ungehorsam herrscht."" „Wo? bei wem? — habe ich Euch nichr Macht gegeben, Strafen zu verhängen wie und über wen Ihr wollt?" — „„Da müßte ich bei Eurer Majestät selbst den Anfang machen."" — Der junge Kaiser besann sich, lächelte, antwortete nichts, wandte sein Roß und kehrte sogleich in das Mitteltreffen zurück. Frauenmilde. Du sähest mich erblassen I n still «erhalt'nem Schmerz. " Und triebst noch ganz gelassen Mi t meinem Hunde Scherz. Das ist die Francnmilde, Das schöne Erb' vom Haus; Ihr weint bei einem Bilde Und lacht Lebend'ge aus. P. Renn. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Die erzählte Mordthat in Paris), die unser Blatt neulich gebracht, soll nach neueren Berichten nicht auf der Treppe, sondern im Bureau des Polizeikommissärs Statt gefunden haben. Als Daubree die Frau verklagte, wollte der Sekretär des Kom­missärs die Sache vermitteln, der Buchhändler «wer bestand auf seiner Klage. »Sie wollen mich also wegen eines Buches von 50 Centimes verderben?« rief die Frau. »»Ja, denn ich habe kein Mitleid mit Dieben!«« rief Daubree. Hierauf wandte er HV4 sich zur Thüre, um Wache zu holen. Da stürzte das Weib mit einem Dolchmesscr, das sie unbemerkt gezogen und geöffnet hatte, mit den Worten auf ihn los: »Wohlan, du willst es, desto schlimmer für dich!« — Daubree rief noch: »»Ich bin todt!«« und stürzte leblos nieder. Die Mörderin entfloh, wurde aber sogleich eingeholt. Sie sieht sehr gut aus, ist aus der Gegend von Nantes gebürtig, 28 Jahre alt, und nennt sich Julie Penet. (Großartiger Vallort.) In Wien, Leopoldstadt, Fuhr­mannsgasse, ist ein herrlicher Vallsaal neu erbaut worden, der, ungerechnet der 20 Speisezimmer, allein 8000 bis 10.000 Menschen fassen soll. Die Räume dieser großartigen Localität übertreffen den seiner Zeit berühmt gewesenen Apollo - Saal (nunmehr Fab­riksgebäude der Apollo-Kerzen) bei weitem. (Staats eisend ahn.) Die Unterbauarbeiten auf der Strecke der k. k. Staatseisenbahn von Gratz bis Cilli schreiten rasch vor­ wärts. Für den Oberbau sind für die ganze Strecke 208.058 Stück Unterlagsschwellen erforderlich, deren Neischaffung im Lizi­ tationswege ausgeschrieben wurde. Bis Ende Juni 1845 muß die Lieferung rücksichtlich der auf verschiedenen Plätzen abzulagernden Hölzer schon überall »ollendet sein. (Ungewöhnliches Glück.) Die geschätzte »Theaterzei­tung« erzählt folgende kleine Anekdote: I n einer der billigsten Restaurationen des lateinischen Viertels zu Paris kam ein junger Mann mit einer Vrille täglich zu Tische. Der Marqueur pro­tegirte ihn und gab ihm auch seine Portion, wenn er auch eben kein Geld hatte; während der Schützling des Marqueurs auf die Teller wartete, kritzelte er seinen damals unbekannten, jetzt be­rühmten Namen auf den Tisch. Mi t zerrissenen Kamaschen kam er nach Paris und widmete sich dem Journalismus. Der »X^tiun»!« öffnete ihm seine Spalten. I m Jahre 1830 stellten ihn die Er­eignisse in's Licht und er erschien zu Neuilly. Die gegenwärtige Königin der Franzosen reichte ihm mit eigener Hand ein Glas Wasser. »Damit fängt Ih r politisches Glück an,« sagte ihm leise einer seiner College«. I n der That wurde der junge Gast des Restaurateurs im lateinischen Viertel nacheinander ein ausge­zeichneter Redner, ein berühmter Geschichtsschreiber, Minister, Präsident des Ministerrates und seinen Namen kennt jetzt die ganze Welt: er heißt »Thiers.« Vaterländische Schaubühne. Sonntag nm 8. Dezember sahen «ir Friedrich Kaiser's neue Posse: »Stadt und Land«, die überall so einstimmigen Beifall gefunden. Es wurde diesem gesunden, markige» Bilde aus dem bürgerlichen Leben auch hier die »ollste Anerkennung zu Theil. Wie treffend und wahr sind in diesem heiteren Stücke, das wir passender ein Lustspiel nennen möchten, die zwei Brüder, Großhändler von Hochfeld (Herr Zieglcr) und Sebastian Hochfcld, Viehhändler aus Obcrösterrcich (Herr Rosen schön). Elsterer mit seinem Vornehmthun, Letzterer als biederer, gerader Landmann, gezeichnet! Indessen' «uiden aber auch beide Houptparthiccn oon den zwei Coriphäen unserer Bühne in allen Nuancen meisterhaft dargestellt. Herr Rosen schön war ins­besondere in Allem als Oberösterreichci die Nationalität selbst, Herr Rauch gab den gcldstolzcn, karrikirten Banquicr von Wellenschlag ganz charakter­gemäß. Verdienstlich waren Mad. Zieglcr als Eulalia und Dllc. Hoppe als Regina. Herr Somme r war als Faustin trefflich und auch die Herren Kassner (Robert), Hallc r (Herr uon Hupfer) und Lenk (Börscscnsal oon Glatt) machten sich durch das Ensemble ihres Spieles bemerkbar. Das Ein­zige, was etwa störend auf die gerundete Vorstellung einwirkte, war der abermalige mißglückte Versuch des Lokalissrcns oon Seite der Dllc, Henschel als Apollonia, Das Theater erfreute sich eines zahlreichen Besuches. Montag am 9. Dezember:, »Der Sohn der Wilduiß» oon Fricdr. Halm, Wir können in diesem Stücke blos dcr talcntbcgabtcn, braocn Schau­spielerin Dllc. Hoppe als Parlhcnia mit ungethciltcm Lobe erwähnen, Dinstag am 10, Dezember: »Der Zaubcrdrachc«, Lustspiel in 5 Akten von Bouernfcld , Es ist dies eben nicht das beste Stück des berühmten Verfassers; cs entbehrt aller Neuheit der Charaktere und Situationen, ja in einigen Sccncn gucken Breite und Langweiligkeit deutlich hervor; dennoch sprach das Stück durch das fleißige Zusammenwirken der Darsteller f« ziemlich an. Trefflich und originell war wieder HcrrNosenschön als Theatcrschneider Krespel. Dlle, Hoppe spielte die Marie mit jenem richtigen Takte, den wir an dieser Schauspielerin stets gewohnt sind. Herr Lenk gab den Schmachten­bang recht verdienstlich und mit dcr ihm eigenen Gewandtheit und Bühnen­routine. Herr Ziegler «.Kaufmann Geier), Dllc, Holmau (Magdalena), M»l>. Ziegler (Brigitta), Herr Engclbrecht (Baron Groll) und Herr Kästner (Rabe) verdienen sämmtlich lobender Erwähnung, Ueberraschend und im wahren Sinne drastisch war "die Toilette und das Costume des Herrn Halle r als Zettelträger. Mittwoch am ll . Dezember ging das Vaudcuillc: »Die Kinder des Regiments« von Fr. Blum zum zweite« Male in die Scene. Eine Piecc, der »uf allen Seiten der leichte überrheinische dramatische Nexus hervorsteht. Es wimmelt darin von absoluten militärischen Inconscquenzcn, z. B. daß ein Oberst im Putzwaarengcwölbe bei einer Modistin einem. Offiziere in eigener P«rs°l! den Degen abfordert :c,, indessen ist der Charakter des Invaliden (Herr Ziegler) sehr brav gezeichnet und dcr Genannte kann auch diese Par­ thic zu seinen gelungensten rechnen, indem er sie mit erschütternder Wahrheit und Treue darstellte. Neben ihm verdient Dllc. He nsch el als Gemeiner Trimm erwähnt zu werden. Sie scheint zu Parthiecn diescr Art eigens ge­ boren; wie gewandt, wie trefflich war sie in jeder Bewegung! Man erkannte es auch und cs fehlte der verdiente Beifall nicht, Herr Schemen»» er »ls Oberst St, Oursie schien uns zu wenig militärisch in Sprache und Haltung; besser gelang dies Herr« Kästner (Kapitän Scvclot) und Herrn Rauch (General de Survillier), Dlle. Holm au (Tochter des Obersten) gestaltete ihre Parthic zu einer vorzüglichen, so wie Herr Lenk (Lieutenant Louis) ver­ dienstlich mitwirkte. Beifälliger Erwähnung verdienen überdies M»d. Zieg­ ler (Lodoisk») und Herr Sommer (Rcgimcnlstambour). Leopold Kordesch, Rabbi Hirsch «Dänemark. Dieser überall und viel besprochene Wundcrmann, dessen unbegreifliche Gedächtnißkraft und bewunderungswürdiges Talent man nur anstaunen, nicht begreifen kann, ist hier angekommen und hat Freitag am 13. Dezember in einem gewählten Cirkel bei einer sehr hochgestellten Person unserer Haupt­ stadt durch Probeablegung seiner geheimnißvollcn Fähigkeit Erstaunen crregt. Auf,die Frage, worin seine Wundergabe bestehe, diene Folgendes: Der Mncmoniker Rabbi Hirsch-Dänemark (ein polnischer Israelit«) besitzt das unerklärliche Vermögen, Stellen in einem beliebigen ihm völlig unbe­ kannten hebräischen Buche sogleich auswendig herzusagen, die man durch An­ gabe der Scitcn und der Zahl der Zeilen derselben Seite bezeichnet; eben so wird er, wenn man in ein ihm unbekanntes hebräisches Buch eine Na­ del steckt, ohne das Buch zu sehen, einige Worte citiren, die sich der Spitze der Nadel zunächst befinden; man biegt ferner ein Blatt eines zugeschlagenen Buches ein. Der Mncmoniker wird sogleich, ohne das Buch zu sehen, die Worte nennen, welche die Spitze des eingebogene« Blattes berührt: kurz, Herr Rabbi Hirsch-Dänemark ist eine nie da gewesene Erscheinung und seine bcwunderungsvollen Produktionen, wenn man sie so nennen kann, des Besuches aller Freunde des Wunderbaren vollkommen werth. Er besitzt die glänzendsten Zeugnisse über sein unerklärliches Talent, oder vielmehr über seinen Prophetengcist, wie wir sagen möchten, und zwar von den durchlauch­ tigsten und höchsten Personen und Autoritäten, und es ist nur bedauer­ lich, daß er seine Gabe ausschließlich dem Hebräischen, nicht einer andern Sprache zuwendet. Die Redaktion. Mandeln auszulesen. ^ i. , (Zweisilbig.) Jeder Mensch trägt die Erste, und zwar trotzdem, daß mansie gar nicht spürt, trägt er sie auf dem Rücken. — Es gibt deren noch andere in Menge, die man auch trägt, aber nicht »m Rücken, und die doch fast zu Boden drücken; beinahe in jedem Hause sind einige zu finden. Die Zweite ist bald breit, bald schmal, und ein Jeder, der nicht gerade aus der Art schlägt, folgt dem Faden, densie wie Ariadne fortwindet. Das Ganze ist eine Zweite, dcr wenigstens noch eine Zweite begeg­ net und ihr quer durch den Kopf fährt. - Der Satan hat das Ganze lieb, 2. (Dreisilbig,) Die Erste ist Wasser, fließende« Wasser. Die Zweite und Dritte sind auchWasser,stehendes Waffer; die Erste heißt auf deutsch so, ist aber nicht in Deutschland; die andern Zwe i heißen nicht auf deutsch so, sind aber im Norden von Deutschland zu sehen; die Erste ist ein eigener Name, die letzten Zwei tragen einen mehr allgemeinen Namen auf lateinisch oder italienisch. Das Ganze ist ein Weib, cine Königin, und hat schon oft in den Zei­ tungen vonsich sprechen gemacht; ihr Reich liegt nicht i« der Ersten, wohl aber in den letzten Zwei. Moschus. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.