für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 78. Freitag am 27. September 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes M»l ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« lolorirte« Lostumeoild, illyrische Volkstrachten in DoPpelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couuert Portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M,, und wird halbjährig «orausbezahlt. Alle k. l. Postämter nehmen Pränumeration «n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung de« Herrn Georg Lercher »m Houptplaye. Erinnerung 8WU MM8M »ez IlMM erste Anwesenheit in Rrain als Kronprinz. Zusammengestellt von Leopold Kordesch. .em ist das Andenken an unseres allgeliebten ^ Herrscherpaares beglückende Anwesenheit in Laibach, deren wir uns vor Kurzem zu er­freuen hatten, schon aus dem Gedächtnisse entschwunden? Wohl lodert in dem Herzen eines Jeden noch hell die Flamme einer wonnigen Erinnerung, die im Leben treuer Unterthanen zu den schönsten gehören muß. Die „Laibacher-Zeitung," als politisches Blatt, hat alle Feierlichkeiten aus jenen Tagen umständlich beschrieben; wozu also hier eine Wiederholung? Aber wenn wir die geneigten Leser der „Carniolia" in diesem Augenblicke um 25 Jahre zurück­führen in jene Zeitepoche, wo unser jetziger allgeliebter Mo­narch die Provinz Krain zum ersten Male besuchte, dies wird ohne Zweifel allen biedern Krämern von hohem Interesse sein, zumal jenen, denen es vergönnt war, zur Huldigung eines geliebten Kronprinzen jetzt die des regierenden Kaisers in Ehrfurcht beizufügen. Wir wollen demnach diese erste Anwesenheit des Monarchen in unserer Provinz den Lesern in einem kleinen, aber treuen Spiegelbilde der Vergangen­heit vor die Augen führen und glauben hierdurch zu­gleich den freudigen Beweis aufzustellen, daß jene Ehr­furcht, jene innige Ergebenheit und Liebe, die jetzt bei der erfreulichen Ankunft unseres allergnädigsten Landesfürsten so deutlich, treu und herzlich aus den Augen Aller sprachen, dem erhabenen Thronerben schon vor 25 Jahren nicht min­der warm entgegentraten. Seine kaiserliche Hoheit, der damalige Erzherzog Fer­dinand, trafen am 13. August 1819, ungefähr um s Uhr Abends, von Klagcnfurt kommend, in Laibach ein. Seine Excellenz, Herr Graf Sweerts-Spork, zur Zeit Lan­desgouverneur, war zum Empfange des allerhöchsten Gastes bis Krainburg vorausgefahren. Seine kaiserliche Hoheit wurden in Laibach mit allen militärischen Ehrenbezeu­gungen, und nach genommenem Absteigquartier im Vi ­schofhofe von sämmtlichen Civilbehörden, an "deren Spitze der Herr Landesgouverneur sich befand, dann vom k. k. Militär, dem Adel und der Geistlichkeit auf das solenneste empfangen und mit lautem Jubel und Freudenruf der Be­wohner Laibachs und des zahlreich versammelten Landvolkes begrüßt. Am Abend war die Stadt glänzend beleuchtet, wobei sich das Rathhaus, die Schulallee und die neue Brücke nebenan besonders gut ausnahmen. Die philhar­monische Gesellschaft veranstaltete Abends im Redoutensaale eine glänzende musikalische Akademie, welcher Seine kaiser­liche Hoheit beizuwohnen geruhten. Tags darauf um 9 Uhr früh hatten sämmtliche Civil­und Militärbehörden, der Adel und die Geistlichkeit die Ehre, dem durchlauchtigsten Thronerben vorgestellt zu werden. Nach diesem Präsentationsakte verfügten sich Seine kaiser­liche Hoheit in Begleitung Seiner Excellenz des Herrn Gouverneurs in alle vorzüglichen öffentlichen Civil- und Militärgebäude und Anstalten. Nach der Tafel, zu welcher die ersten Personen der Stadt beigezogen wurden, besuchte der Herr Erzherzog das Strafhaus am Kastellberge, nahm die Kaserne in Augenschein, wohnte den Uebungen der Militär-Erziehungsknaben bei, und fuhr darauf nach Sal­loch, um die Einrichtungen der Schiff-Fahrt auf der Save, wie auch den Fall des Laibachstusses bei Kaltenbrunn zu besehen. Nachdem Seine kaiserliche Hoheit am 15. August früh der Messe beigewohnt, fuhren Höchstdieselben sammt Suite 3t» nach Lustthal, um Seine Excellenz den Freiherrn von Cr­berg mit einem Besuche zu beehren. Die Rückkehr nach Laibach geschah -nach der Tafel, Nachmittags ö Uhr. Un­terdessen wurde Alles zu einer Wasserfahrt auf der Lai­bach und zu dem damit verbundenen Volksfeste vorbereitet. Aus jedem Kreise des Laibacher Gouvernements waren einige Paare von Landleuten, die sich durch interessante Tracht auszeichneten, versammelt, um ihre Nationaltänze mit ihrer eigenen Musik vor dem allerhöchsten Gaste auszuführen. Seine kaiserliche Hoheit fuhren auf einem für diese Gele­genheit neu erbauten, prächtig dekorirten Schiffe nebst Suite und den, geladenen Gästen zu dieser ländlichen Unterhaltung. Mehr als hundert festlich geschmückte Schiffe machten di« Begleitung aus, auf welchen sich vielleicht über «ooo Men­schen versammelt hatten. Die Unterhaltung dauerte bis zum Einbrüche der Nacht, wo denn die Rückfahrt unter reicher, herrlicher Beleuchtung der Schiffe geschah. Dabei spielte eine doppelte Militärmusik. Eine Gesellschaft hatte mit vielem Geschmacke eine Kanonierschaluppe gebaut, von der fortwährend der Donner der Kanonen erschallte. Mehr­mals geruhten Seine kaiserliche Hoheit die beglückende Versicherung der höchsten Zufriedenheit mit diesem kleinen Nationalfeste zu äußern. Am is . August früh nach 5 Uhr kam der Augenblick des Scheidens. Von den Segenswünschen aller Bewohner Laibachs begleitet, die, gerührt von den vielfältigen Be­weisen der Herzensgüte und Herablassung des durchlauch­tigsten Erzherzogs, Höchstdenselben bei der Abfahrt noch ein Mal sehen wollten, reisten Seine kaiserliche Hoheit unter tausendstimmigem Vivat nach Idria ab. ' Um 11 Uhr Vormittags am i e. August trafen Seine kaiserliche Hoheit unter Pöllerschüssen, Glockengetön und Iubelgeschrei in der Vergstadt Idria ein, wo im k. k. Schloßgebäude zum Empfange Alles vorgerichtet war. Der ß. k. Bergrath und Oberamts-Direktor, Herr Leopold von Passetzky,- empfing an der Spitze der Beamten als Chef den erhabenen Reisenden. Bald darauf wurden so­wohl die Beamten als die Ortsgeistlichkeit dem Herrn Erz­herzoge Vorgestellt. Nach der Mittagstafel nahmen Seine kaiserliche Hoheit in Begleitung Seiner Excellenz des Herrn Feldmarschalls Grafen von Bell e garde und des Gefolges die gesammren Manipulationsstätten, so wie später gegen Abend alle Grubengebäude in höchsten Augenschein. I n der Grube zu dem Hoffnungsschlage Nr. 2 geführt, und nach gnädigst bewilligter Bitte, diesen Schlag nach dem Namen des allerhöchsten Besuchers benennen zu dürfen, enthüllte sich oberhalb des Einganges im durchscheinenden Farbenschimmer mit Lorbeer und Eichenlaub umrankt die Inschrift: Nvcccxix. Diese Inschrift schmückt nun in Marmor gegraben zur steten Erinnerung an dieses Ereigniß den Eingang in diesen Schlag. Am Abende wurden noch die Tagewerk­stätten besichtigt und die dabei beschäftigten Arbeiter, wie die Werkswachen huldreich beschenkt. Des andern Morgens um S Uhr verließen des Erzherzogs Hoheit, gesegnet von allen Bewohnern, eine Stadt, die sich dieses festlichen Tages noch erinnert. Ueber Loitsch, Planina und Zirlnitz, wo Seine kaiser­liche Hoheit auf einer Plette in Begleitung mehrerer mit Musik und Jägern besetzten Kähne den an Naturmerkwür­digkeiten bekannten Zirknitzersee befahren und besichtigt hat­ten, langten Höchstdieselben am i?> August in Adelsberg ein und betraten um 4 Uhr Nachmittags die alte und die zwei Jahre früher entdeckte obere Grotte, die mit der erste­ren durch eine 12 Klafter hohe Stiege in Verbindung ge, setzt und geschmackvoll beleuchtet war. Im Innern der Grotte, bei der sogenannten Felsenbrücke, stand eine transpa­rente Pyramide mit der Inschrift: „Vivat I'eräinHuäu«!" und unweit davon erscholl bei Annäherung des Herrn Erz­herzogs, begleitet von Instrumentalmusik, die beliebte Volks­hymne: „Gott erhalte Franz den Kaiser!" worauf junge Mädchen- und Knabenstimmen das von Heinrich Costa auf die Ankunft des hohen Prinzen verfaßte, und im „Il ­lyrischen Blatte" veröffentlichte Gedicht absangen. Am 18. August früh besuchten Seine kaiserliche Ho­heit das k. k. Hofgestüt zu Prästranegg und Nachmit­tags die St. Magdalenengrotte, die sich vor der Adelsberger dadurch auszeichnet, daß zu ihrer großen Oeffnung so Stufen abwärts führen. Die sehenswürdig­sten Stellen darin wurden durch bewegliche Irrlichter, die einen herrlichen Effekt machten, beleuchtet. I n der Tiefe der Grotte rauschte der Poikfluß, auf welchem aus einer nie­der« Höhle Charons Nachen mit zwei Laternen plötzlich hervorschwamm. Der den Charon vorstellende Fischer zog das Netz vor den hohen Gästen und überreichte Höchstden­selben 6 ?rot6o« ÄNAuinkos. Von da kehrten Seine kaiserliche Hoheit nach Adelsberg zurück und am 19. Au­gust um 3 Uhr früh wurde die Weiterreise nach Fiume angetreten. Gin Fragezeichen. Künstler-Novellete von Gmil Paolo. Die Maleralademie war geschlossen worden. Hinaus aus den grämlichen Hallen, fort von Rubens, Titian, Raphael und Rembrandt, ins Leben, in die liebe Hei­math, in das Land des Biedersinns, der Kraft, der Ein­fachheit, in mein Tirol ging es. Himmel! wie entsetzlich ist's für einen Flammengeist, mit der Post zu reisen. Sie allein hält nicht Schritt mit dem Jahrhunderte, und darum freue ich mich immer heim­lich, wenn ich sehe, wie eine Post nach del7 andern in den Grund gebohrt wird durch die Eisenbahn. Freilich, die traulich gemüthlichen Reisebekanntschaften, diese lustigen kleinen Reiseromane verscheucht der Dampf, auch die freund­lichen Gasthäuser in so mancher Nachtstation mit ihren ge­schmeidig naiven Kammerkatzen und Aufwärterinen schwinden vor dem englischen Comfort; doch das brausende Feuerroß 3iR bezeichnet den Gang und die Idee des Iahrsäculums, und diesem sich anzuschmiegen ist unsere Aufgabe. Das Hörn des fürstlich Paar'schen Postillons schmet­tert, der Condukteur herrscht und meine Wenigkeit springt, in den stattlichen Wagen. — Ich betrachte mir meine Um­gebung. Hm! nichts als die liebe Allcagswelt, Tante und Nichte, vielleicht auf der Brautfahrt, ein Particulier aus Verlin. und dergleichen. Auf einem etwas entfernteren Sitze hatte ein höchst interessanter, bleicher Jüngling Platz ge­nommen; ich kannte ihn, es war der wackere Schriftsteller und Journalist Heinrich M . aus der Residenz — doch er befand sich außer meinem Dunstkreise und ich pries dafür die Götter; konnte ich ja gegen meine simple Gesellschaft den Stummen, den Zerrissenen spielen und mich mit mehr Dingen außerhalb des Wagens, mit der Natur besaßen. Da lag sie vor mir, die von der unerreichten Schö­pferin im schönsten Dichtertraume hingezauberte Idylle! — ernst blickten die Alpen ihrem Sohn entgegen, die Alpen, auf denen vor nicht langer Zeit die Oriflamme der unwan. delbaren Anhänglichkeit an's Herrscherhaus gelodert. Noch eine kurze Stunde, und die Postschnecke kroch in das Land, wo: Der stille LanKmann schied von Pflug und Saaten, Wünscht Held zu sein und fühlet, daß «'s ist. Lautlose Felsen fingen »n zu kreisen. Die Thaler ew'ge» Schweigens wurden laut;' Ein Volk erschien vom Sand und doch von Eisen, Und das hat wahrlich nicht «uf Sand gebaut. Freude, Lust, Wonne athmete mein Herz; die wilde Alpenwelt, die eisbedeckten, umwölkten Gletscher, die grol­lenden Schluchten, die Thermopilen der Neuzeit, sie alle grüßte ich ja als Freunde meiner Fugend. Wieder flogen einige Stunden dahin und das Auge, seither auf ödem Fels ruhend, schweifte über schwellende Matten, über üppige, blumige Rasen, den Gesichtskreis schloßen der Berge Riesenhäupter mit schimmernden Dia­demen. Es war Abend geworden. Den weißen, ehrwürdigen Häuptern entglomm ein farbiges Lichtmeer, sie verklärte der Strahl der ewigen Jugend. Am fernen Abendhimmel schiffte der freundliche Mond, da überwallte mein jugendliches Herz; in die Kniee sinken und die heilige Mutter anbeten konnte ich nicht, daran hinderte mich die poesie- und gemütharme, in das Feiertagskleid der Natur hineinglotzende Nachbarschaft; aber skizziren wollte ich wenigstens das seltene Bild. Wenn auch Farbe und Geist fehlen, die Form blieb mir zum Ge­dächtnisse der Weihestunde. Ich griff nach Papier und brachte durch Zufall Herwegh's schöne Dichtungen her­vor. Der leicht tändelnde Zephir küßte eine Seite — man sah, er hatte Geschmack. Der Dichter machte einen Gebirgsabend unsterblich: »Gleich Rosenhauch auf einer Jungfrau Wangen Seh' ich den Abend im Gebirge prangen, I « zarte» Duste glühen sie vor mir. Die Gletscher, denen treu die Sonne hier Ihr erstes und ihr letztes Lächeln zeigt. Und aus den Flammen wie ein Phönix steigt Der Mond mit silberstrahlendem Gefieder I n jede Woge taucht sein Nildniß nieder. Ob stumm sie ruht, ob leuchtend sie sich bricht, Sie wird »erklärt, und er »ergißt sie nicht; So mag der Geist der Welt in unser Denken, I n jede Blüthe, jede Brust sich senken.« — Der 'Postillon öffnete den Schlag und störte mich in meinem schönsten Parorismus. Der Journalist stieg aus, das herrliche Gebirgsdörfchen, in dessen Mitte wir hielten, war das Ziel seiner Reise. Mir war es zu schwül, zu drückend im Wagen, ich dürstete nach Luft. Warum sollte ich in dem heiteren Gasthofe des anmuthigen Weilers nicht übernachten?— Die morgige Post konnte mich ja in weni­gen Stunden in die Arme meiner Angehörigen bringen. Auch ich sagte daher der frostigen Gesellschaft ein Convenienzlebewohl und ließ mir im erwähnten Hause ein Zimmer geben. Alles schlicht, ««geschmückt, freundlich, echt nationell. Ich schritt in's Freie; der schönste Vollmond, der je dieser Alpenwelt den Thau entlockt, leuchtete so hell, und ober mir wölbte sich das Tiefblau des Nachthimmels, die Lüfte würzten das Aroma der Alpenvegetation. Die Kirche mit dem kleinen, netten Thurme stand vor mir. Rings um das Gotteshaus schlummerten die Vor­fahren der Dorfbewohner. Hie und da ein Grab mit blü­henden Rosen und Rosmarin geschmückt. — Wie schön! — Ich trat zu einem der Hügel, das hölzerne Kreuz sollte mir den Schlummernden nennen. Ich las blos die Worte; Meine Mutter! — Auf Wiedersehen!« Mein Gedanke, mein Herz, mein Gefühl beteten, — dann erhob ich mich, und schritt langsam dem Gasthofe und meinem Zimmer zu, wo angelangt ich das Fenster öffnete. Aller Schlummer, als dem Irdischen angehörend, war vor der himmlischen Poesie jener Grabschrift gewichen. Auf Wiedersehen! Du warst also kein Zweifler, kein Hypothesenkrämer, du warst ein gutes, treues Gemüth, der Liebe der besten Mutter würdig, der du dies geschrieben. Wäre der Leichenhügel in irgend einer Residenz, die Grab­schrift hätte sich kaum reinigen können von dem Vorwurfe des Vlendenwollens. Aber hier im einsam stillen Dörfchen, hier keimt nicht die gemachte Genialität, hier blühet Ge­fühl und Herzlichkeit. D u hoffst demnach auf eine Wieder­vereinigung? Dein Glaube ist rein geblieben in den Zei. ten der Zerwürfniß? — (Fortsetzung folgt.) Trost. Horch der Aerzte Geschrei! Sie streiten, was fehle dem Kranken; Still nur! Nach der Sektion findet die Krankheit sich schon. — I . <5. Etlinger. Blicke in die Wvrzeit. (Der bekannte französische Sprachlehrer Meidin­ ger), der im Jahre 1822 zu Frankfurt am Main starb, hatte die Freude, volle 31 Original-Auflagen seiner französischen Grammatik zu erleben, und zwar jede von 8000 und mehr Exemplaren, die von der lernbegierigen deutschen Jugend nach und nach in Stücke gerissen wurden. (Diogenes) hatte einst seinen Freunden aus einem vielleicht langweiligen Buche etwas vorgelesen. Als er nun endlich ein leeres Vlatt erblickte, rief er aus: »Gebt euch zufrieden. Freunde, und verzaget nicht, ich sehe — Land.« — (Lafontaine), der bekannte Lieblingsschriftsteller der Frauen, war ein sehr langweiliger Gesellschafter und im Umgange nichts 3R2 weniger als liebenswürdig. Eine junge, geistreiche Dame, die ihn nur aus seinen Schriften kannte, freute sich sehr auf seine per­ sönliche Bekanntschaft. Als sie diese nun gemacht, sagte sie zu demWirthe, bei welchemsie Lafontain e gesehen und gesprochen: »Ich will jetzt geschwinde Lafontaine's Erzählungen lesen, um mich für die Langeweile schadlos zu halten, die er mir ge­ macht hat.« (I n Athen ) bestand, wie wir in einer alten Chronik, die unter andern die Komödien des Aristophanes anführt, lesen, das Gesetz, daß kein Stück eines Dichters, der noch nicht 30 Jahre alt war, auf die Bühne kommen durfte. Dieses Gesetz erscheint ziemlich vernünftig, dessen Anwendung uns auch noch jetzt vor manchem dramatischen Misere bewahren würde. (LangeDauer eines Schauspiels.) Unter Heinrich IV. von England (im Jahre 1403) wurde zu Kinnerswall (Bezirk London) ein Schauspiel, Gegenstände aus der Nelterschaffung vorstellend, gegeben, welches volle acht Tage dauerte. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Die Tochter des Königsmörders Tschech) ist einer Berliner Familie, Namens Seebach, übergeben worden. Dr. See­bach ist Lehrer in Berlin. Nie man hört, fließen Geldmittel für die sittliche und geistige Erziehung dieses Mädchens aus der Cha­toulle der Königin von Preußen. (Die Befestigung von Paris) ist ihrer Vollendung nahe. Der Ringwall ist bis auf eine kleine Strecke bereits fertig. Die starken Forts sind bis auf zwei hergestellt, und die innere Einrich­tung derselben wird sehr eifrig betrieben. (Warum trommelt er denn nicht?) Beim Marsch eines Commando's durch eine große,Stadt bemerkte ein Haupt­mann, daß einer seiner Tamboure nicht trommelte; er schickte also einen seiner Unteroffiziere ab, nach der Ursache zu fragen. Der Tambour flüsterte dem Unteroffizier in's Ohr: »Ich habe zwei Gänse und einen Truthahn in der Trommel; der Truthahn ist für den Herrn Hauptmann.« Der Unteroffizier rapportirte dies ebenfalls flüsternd dem Hauptmann, worauf dieser streng und laut ausrief: »Nun, warum thut denn der Kerl das Mau! nicht auf und sagt, daß er den Schnupfen hat; — ich fordere ja nicht mehr, als was die Leute thun können.« — (Vaterunser.) Der Reisende Hau wollte in der Nähe eines arabischen Dorfes sein Zelt aufschlagen, als er sich plötzlich von einer tobenden Menge umringt sah, welche über die Gottes­läugner fluchte. »Wie könnt ihr sagen, daß wir nicht an Gott glauben,« redete er einen greisen Mann an, den er an der Tracht für einen Priester erkannte; »höre mein tägliches Gebet und ur­theile dann selbst.« — Hierauf sprach er das Vaterunser. Stau­nend und schweigend hörten die Araber zu, bis endlich der Prie­ster ausrief: »Möge Gott mich verssuchen, wenn ich je wieder die verfluche, die solchem Glauben folgen; ja, was noch mehr ist, dein Gebet soll fortan das meinige sein, bis meine Stunde schlägt. Ich bitte dich, Nazarener, wiederhole mir das Gebet, daß wir es lernen und mit goldenen Buchstaben geschrieben unter uns auf­bewahren.« (Der letztgeborene Sohn der Königin von England) wurde am 6- September im Beisein der ganzen königlichen Fa­milie, des Prinzen von Preußen, der Minister, Gesandten ic. in der Capelle des Nindsorschloßes durch den Erzbischof von Canter-bury getauft. Der Täufling erhielt den Namen Alfre d und wird den Titel eines Herzogs von Dort führen. (Echt berlinerisch!) Eine reiche Berlinerin kam von einer Reise aus Italien zurück. Als man sie fragte, ob siesich in Rom gut amüsirt habe, antwortete sie sehr naiv: » I du mein Iott, warum denn nich? — Wir waren ja alle Abende bei Pap­stens zum Thee einjeladen.« Literarische Post. Ioy. Nep. Vogl, der bekannte Balladendichter, gibt einen »österreichischen Volkskalender« für da« Jahr 18« in Wien bei Strauß'« sei, Witwe heraus. Der belletristische Theil diese« Kalender« umfaßt gelungene Erzählungen, No­vellen, Sagen, Legenden, Schwanke. Eharaden, Rebus, Lieder, musikalische Beilagen ,c., sämmtlich Originalaufsätze, die meistens durch treffliche xilogr«-Phische Abbildungen illustrirt sind. Der belehrende Theil besteht in biogra­phischen Skizzen einheimischer Kunst« und Literaturnotabilitäten. Ferner fin­den sich darin Aufsätze »u« der vaterländischen Geschichte, historische Notizen, Anekdoten,statistische Uebersichten, topographische und geographische Aufsätze, Industrielles, Erfindungen, Curiosa :c. :c., so daß der Preis von 3Skr. C.M . in Berücksichtigung de« Gebotenen wirklich äußerst billig gestellt erscheint. Herr Raffelsberger, »ls Begründer einer typographischen Anstalt zu Wien, dann durch seine herrlichen Landkarten mit Farbendruck und die rühmlichen Bestrebungen im Gebiete der Geographie bekannt, wird, vom l. Oktober d. I. begonnen, ein »geographische« Lexikon des Kniserthums Oesterreich« heftweise erscheine« lassen. Das Werk wird in « Bänden bestehen und verspricht ein unentbehrliches Handbuch zu werden. Der Pränumcrationspreis ist sehr mäßig. Die so schnell beliebt gewordene Leipziger »Illustrirte Zeitung« zählt bereits 12.NN0 Abonnenten. Wie ist das möglich? werden Viele ausrufen. Dadurch, daß der wackere Verleger, Herr I . I . Weber, ein Mann ist, der seine Nerlagswerke mit Geschmack auszustatten weiß, und zwar zu einem ver» hältnißmäßig erstaunlich billigen Preise. Wie oft ist es schon gerügt wo» den, daß unsere Verleger durch de» hohen Preis ihrer Verlogssachcn erstlich dem Absäße derselben, dann ihrem eigenen Vorthcile und endlich auch der Popularität der Schriftsteller schaden. Vergebens! Sie bleiben stets bei dem schlecht berechneten Habsuchtssystem, in welcher Beziehung der Buchhändler I . I . Weber wohl eine rühmliche Ausnahme, und zwar mit größtem Nu» tzen macht. Der Pesther »Spiegel« meldet, daß die Bundesversammlung in Frank­furt »m Main sich mit der Erweiterung eines Gesetze«, die Rechte der Schrift» steller und Verleger betreffend, beschäftige, und dahin wirken wolle, daß eine Uebereinkunft über literarisches Eigenthumsrecht zwischen de« verschiedenen Nationen zu Stande komme. Zu diesem Zwecke seien die Unterhandlungen mit England, Frankreich und Belgien bereits angeknüpft. Bei Dirnböck in Wien erschien so eben die zweite Auflage der: »Reise einer Wienerin in das heilige Land.« Wien 1845. Da« Buch soll sich durch schlichte, einfache Schreibweise, am meisten aber durch strenge Wahrheit des Erzählten auszeichnen, also durch das Schönste, was man in einer Reisebe» schrcibung zu finden hofft. Dieselbe Buchhandlung gibt gleichzeitig die zweite Auflage von den »Denkwürdigkeiten Kaiser Joseph II,« heraus. Das Werk« chen ist von K. A. Schimmer und hat nach Verdienst Glück gemacht. Theatralische Revue. Dem seit dem vorigen Jahre hier bekannte» Tenoristen Freiberg ist da« Direktorium des Theaters in Agram auf 3 Jahre übergeben worden. Die berühmte Tänzerin Fanny Cerrito hat, wie man liest, mit der Berliner Oper schon für 1846 ein Engagement abgeschlossen. Warum nicht gar für I85LÜ! Dlle. Großer, erste Sängerin der Präger Bühne, die unlängst zu Wien im k. t. Hofoperntheater so sehr gefiel, gab hierauf auch im Pesther deutschen Theater mehrere Gastrollen mit gleich glänzendem Erfolge. Die bekannte dramatische Schriftstellerin und Schauspielerin Birch . Pfeife r ist mit I8NU Thalern Gehalt und der Verpflichtung, »Mxtterrollcn in der Oper zu singen,« auf 3 Jahre in Berlin engagirt. Der^geschätzte dramatische Dichter, Herr F. X. Told von Doldenburg in Wien, Verfasser des »Zauberschleiers« und anderer Ausstattungsstücke, wurde unlängst von einem leichten Schlaganfall berührt. I n Wien wurde am 12. dieses ein neues Vaudeville nach dem Franzö­sischen »Die Figurantin« im Theater an der Wien aufgeführt und gefiel sehr. Die Saphir'schen Didaskalicn über die Leistungen des in Wien so be> liebt gewordenen Schauspicltünstler« Emi l Devrien t machten in der dor. tigen Lesewelt eine ungewöhnliche Sensation, indem des geistreichen Verfasser« etwa« scharfe und (nach Saphir'« Manier!) unvergleichlich geschriebene Kri. tik des Wahren und Treffenden nur zu viel enthalten soll. Die Schauspiclergcscllschaft unserer Nachbarstadt Klagenfurt besteht in, der gegenwärtigen Saison aus folgenden Mitgliedern, al«: Den Herren Gustau Braunmüller, Blumenfeld, Rosner, Rabenalt, Grün, Lenk und Braun; dann den Frauen: Rosenschon, Paris-Axfeld und Braun und den Dlles, Fränzel, Henschel, Etterich undMeyerhoffc.'r. Ei» erster jugendlicher Liebhaber und Held wird noch erwartet. Auflösung der Charade in 35ro. ??. Hühneraugen. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.