^W^ Kamstag den 24. Muli 1830. Nie Kohle ves Tigers. Ein Abenteuerin dcn Gebirgen von Peru. ^sch kam, erzählt ein Engländer im Vritish-Ne-))iew, im Jahre ^826 nach Peru, um im Namen einer Compagnie, dis sich in London gebildet hatte, die Aufsicht bei Bearbeitung verschiedener Minen zu führen, von denen keine vorhanden war. Die Untersuchung der Localität überzeugte mich bald, daß meine Chefs betrogen worden waren> Ehe ich aber nach Europa zurückkehrte, wollte ich wenigstens die ungeheure Reife längs den Ufern des atlantischen und stillen Meeres nicht ganz unbenutzt für meine Wißbegierdevorübergehen lassen, und beschloß daher mit zwei meiner Gefährten , Wharton und Lincoln, den höchsten und merkwürdigsten Verg von Peru, den Chimbora^o, zuersteigen. Emes Tages , nachdem wir in einem indianischen Dorf übernachtet hatten, und nun unser Weg sich um den weiten Fuß dieses Niesen der Anden schlangelte, bemerkte ich, daß der Glanz des ewigen Schnees, der den Gipfel deckt, nach und nach unter elnem dichten Nebel verschwand. Die Indianer, die uns als Führerdienten, warfen bestürzte Blicke auf diefe Dünste, und versicherten kopfschüttelnd, daß ein heftiges Gewitter über uns ausbrechen würde. Ihre Besorgniß ging rasch in Erfüllung; schnell entfaltete sich der Nebel, und indem er sich über den ganzen Berg ausbrei^ tete, umgab uns bald eine tiefe Finsterniß. Die Luft war drückend schwül, und doch so feucht, daß der Stahl an unsern Uhren sich mit Nost überzog, und das Uhrwerk stille stand. Das Wasser, neben dem wir gingen, ergoß sich mit verdoppelter Gewalt, und wie durch Zauberei stürzten plötzlich von den Felsen zu unsrer Linken Unzählige Ströme, die Baumstämme und Gesträuch mit sich fortrißen, und selbst eine ungeheure Schlange erfaßt hatten, die umsonst ihre Kräfte anzustrengen schien, um der Gewalt der Wasser zu entgehen. Der Donner rollte, und der ganze Wiederhall des Berges antwortete ihm auf ein Mali blendende Blitze zerrißen die Wolken, über, unter uns, zu unsrer Seite; es war als ob wir in ein Flammenmeer tauchten. Wir flüchteten unter einen großen Baum, während einer unsrer Führer ein sicheres Obdach für uns suckle. Er kam bald mit der Nachricht zurück, daß er eine geräumige Höhle entdeckt habe, wo wir allen erforderlichen Schutz gegen die Heftigkeit der Elemente finden würden j und sogleich schlugen wir ben Weg dahin ein, erreichten dieselbe aber Nicht ohne viele Mühe und Gefahr. Der Sturm wüthete mit einem so fürchlichen Getöse, daß sich keiner dem andern verständlich machen konnte. Ich hatte mich an den Eingang der Höhle gestellt, und beobachtete durch die lange und schmale Oeff-nung die Scene außerhalb. Die höchsten Cedern sah ich niederstürzen , oder wie ein Rohr sich beugen ; Assen und Papageyen, durch die abgerissenen Aeste getödtet, bedeckten den Boden; die Bäche waren zu Strömen geworden, und durchschnitten in allen Richtungen den Berg. Umsonst würde ich mich bemühen, dieses große Schauspiel zu beschreiben; nur wer Südamerika kennt, kann sich ein Bild davon machen. In dieser mit Recht so genannten neuen Welt sollte man glauben die Natur besitze noch alle Kraft der Jugend , während sie aufdcm alten Continent zu schlummern und durch das Aller erschlafft scheint. Als endlich die Heftigkeit des Sturmes etwas nachgelassen, gingen unsre Führer hinaus, zu sehen, ob Möglichkeit da sey, unsern Weg fortzusetzen. Die 413 Grotte, in der wir uns befanden, war so dunkel, daß wenige Schritte vom Eingang entfernt man nicht eine Spanne weit vor sich unterscheiden konnte. Während wir uns über die' Verlegenheiten unsrer Lage besprachen, wurde unsre Aufmerksamkeit durch Geschrei und wund?ttiche'Klagelaute gefesselt, die aus der Tiefe de,: Grotte zu uns drangen. Wharton und ich horchten mit einem Gefühl von Entsetzen jenen Tönen/ aber Lincoln, unser unbedachter junger Freund, warf sich auf den Bauch und kroch mit meinem Jäger Frank der Höhle entlang, um den Grund dieses Lärmes zu entdecken. Nach einigen Augenblicken stießen sie einen Ruf der Verwunderung aus, und kehrten bald zurück, jeder von ihnen ein wunderbar geflecktes Thier im Arme, von dcr Größe einer kleinen Katze, dessen Kinnladen mit fürchterlichen Schneidezähnen bewaffnet waren. Die Augen spielten ins Grauliche; sie hatten lange Krallen an den Pfoten, und ihre blutrothe Zunge hing aus dem Nachen. Kaum hatte Wharton sie betrachtet, als er ausrief: «Gerechter Himmel! wir sind in der Höhle eines...« Aber er wurde plötzlich durch die Stimmen unsrer Führer unterbrochen, die mit dem Schrei »ein Tiger! ein Tiger!« hinausstürzten und sogleich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit eine hohe Ceder erkletterten, die neben der Höhle stand, und in deren Zweigen sich verbargen» Der erste Elndruck des Entsetzens und der Utber. rasck»ung hatte mich beinah erstarrt, und fasi bewußttos griff ich nach meinem Gewehr. Wharton war schnell gefaßt, und rief uns, ihm behülstich zu seyn, um dis enge Mündung der Hohle mit einem großen Stein zu schließen, der glücklicher Weise ganz nahe lag. Das Bewußtseyn der immer naher kommenden Gefahr verstärkte unsre Kräfte; den wir hörten schon deutlich das Brüllen des Thieres, und waren verloren, wenn es den Eingang der Höhle erreichte, ehe wir dieselbe geschlossen hatten. Noch war unsre Arbeit nicht vollendet, als wir den Tiger draußen in großen Sprüngen ankommen sahen; dieser fürchterliche Anblick verdoppelte unsre Anstrengungen, und so schützte uns denn noch zu rech-Jer Zeit der große Stein vor seinem Angriffe. Es blieb jedoch eine kleine Lücke zwischen dem Acein und der Höhe der Oeffnmig, durch welche wir seinen Kopf sahen, wie er seine blitzenden Augen wüthend auf uns schoß. Sein Brüllen hallte in den Tiefen der Höhle wieder, und seine Jungen antworteten daranfmitdum-pftm Klagegeschrei. Unser furchtbarer Feind hatte Anfangs versucht, den Stein mit seinen mächtigen Krallen aufzuheben, und dann ihn mit dem Kopf wegzuschieben; die Nutzlosigkeit dieser Bemühungen vermehrte seine Wuth. Er stieß einen durchdringenden Schrei aus, und seine Flammeliallgfn schienen Licht in dis Dunkelheit unseres Zufluchtsorts zu werfen. Einen Au-genblick war ich fast geneigt ihn zu bedauern; war es doch das Gefühl der Vaterliebe, das seinen Zorn reizte. «Es ist Zeit auf ihn zu schießen,« sagte Wharton mit dtr ihm eignen Kaltblütigkeit; »die Kugel wird durch sein Gehirn gehen, und so haben wir nnch Hoffnung von ihm befreit zu werden.« Frank nahm seine Doppelflinte und Lincoln seine Pistolen; Beide richteten den Lauf einige Zoll vom Tiger entfernt, und drückten zugleich ab; allein der Schuß fehlte. Der Tiger, als er das Losdrücken hörte, mochte gemerkt haben, daß es einen Angriff auf ihn gctte, denn er machte einen Satz auf die Seite; als er sich jedoch unverletzt fühlte, kam er an feine vorige Stellung mit größerer Wuth zurück. Das Pulver auf beiden Pfannen war naß geworden, und während Frank und Lincoln dasselbe ausschütteten, bemühte sich Wharton mit mir unsre Pulverhörner zu suchen. Es war so dunkel, daß wir auf dem Boden kriechen und umhertappen mußten. Als ich in die Nähe der jungen Tiger kam, hörte ich ein Geräusch, dem Reiben cines Stück Metalls ahnlich, und entdeckte bald, daß rie Thiere mit mi-sern Pulverbüchsen spielten. Zum Unglück hatten sis den Pfropf mit ihren Krallen abgedreht; das Pulver, auf den naßen Boden ausgeschüttet, konnte uns nicht mehr dienen. Diese Entdeckung versetzte uns in die größte Bestürzung. Alles schien verloren. Wharton stellte sich an den Stein der uns schützte, und heftete seinen kühnen Blick auf die blitzenden Augen unsers Feindes. Dcr junge Lincoln stieß in seiner Verzweiflung tauend Flüche aus, und Frank, der die meiste Kaltblütigkeit besaß, nahm einen Strick, den er in der Tasche trug, und ging ohne ein Wort zu sagen in die Tiefe der Höhle. Bald vernahmen wir einen erstickten Schrei, unl> de? Tiger, der ihn gehört haben mußte, stutzte darüber in vermehrter Unruhe. Er ging imd kam vor dis Oeffnung der Höhle , und sah verstört und wüthend aus 5 plötzlich blieb er stehen, und seinen Kepf gegen den Wald gewendet, erhob er ein betäubendes Brüllen. Unsre beiden indianischen Führer bem^ttn diesen Augenblick, um von der Höhe des Baumes, der sie barg, mit Pfeilen auf ihn zu schießen, die ilm zwar trafen, aber von seiner dicken Haut abpralttcn. Nur einer blieb endlich am Auge stecken; wüthend darüber, sprang der Tiger an den Baum, und indem cr mit seinen Tatzen den Stamm umfaßte und sich an demselben in die Höhe richtete, schien er die Ceder aus-reißen zu wollen. Erst, nachdem es ihm geglückt war, den Pfeil los zu werden, wurde er ruhiger und stellte sich wieder an den Eingang der Grotte. Frank erschien endlich, in jeder Hand einen d«^ 413 jungen Tiger cm dem Strick hastend, mit dem er sie erwürgt hatte. Ehe ich seine Absicht erfahren konnte, hatte er beide dem Tiger durch die Oeffnung zugeworfen. Als derselbe sie erblickte, untersuchte'er sie aufmerksam und schweigend, drehte sie behutsam, von allen Seiten um, und endlich von ihrem Tode überzeugt, stieß er einen so fürchterlichen Schrei der Verzweiflung aus. daß wir genöthigt waren uns die Ohren zuzuhalten. Ich warf mcinem Jäger d,iese nutzlose Grausamkeit vor, sah aber aus seiner trotzigen Antwort, daß er alle Hoffnung zur Rettung aufgegeben hatte, und daher die Verhältnisse des Dieners zum Herrn für ausgelöst hielt. Was mich betraf, hegte ich noch immer die innere Zuversicht, daß eine unerwartete Hülfe mich aus dieser entsetzlichen Lage befreien werde. Der Donner hatte aufgehört, und ein kühler, erfrischender Wind war auf den Sturm gefolgt. Der Gesang der Vögel ertönte wieder im Walde, und im Strahl der wiederkehrenden Sonne glänzten die Regentropfen auf dcn Blättern wie tausend Diamanten. Ich sah durch die kleine Oeffnung unsrer Höhle das Erwachen der Natur; und der Kontrast dieser friedlichen Scene mit unsrer Lage machte dieselbe noch fürchterlicher. Waren wir doch in einem Grabe, aus dem kein Entkommen möglich schien; denn ein Ungeheuer, gräßlicher als der Cerberus der Fabel, hüthete den Eingang. Der Tiger hatte sich zu seinen Jungen gelegt. Es war ein großes herrliches Thier, dessen Glieder, in ihrer ganzen Länge ausgestreckt, die Kraft ihrer Muskeln zeigten; aus seinen mit furchbaren Zähnen bewaffneten Kinnbacken floß der Schaum in großen Flocken. Plötzlich ließ sich in der Ferne ein langes Brüllen hören, worauf der Tiger mit einem klagenden Aechzcn antwortete; und ein Schrei der Indianer verkündete uns eine neue Gefahr. Unsre Besorgniß bestätigte sich nach Verlauf von wenigen Minuten; den wir sahen einen Tiger, kleiner als den ersten, in großen Sprüngen sich uns nähern» Es war die Tigerinn! — Ihr Brüllen, nachdem sie die Leichname ihrer Jungen betrachtet, übertraf Alles, was wir noch gehört hatten. Doch endlich hörte ihr Geheul auf und ward ;u einem dumpfen Gemurmel; darauf rückte sie ihre schnaubenden Naslöcher dicht an dieOess-nung, um Diejenigen zu entdecken, die ihre Jungen vernichtet halten. Als ihre Blicke auf uns sielen, stürzte sie mit einer so ungeheuern Kraft auf den Stein, baß es ihr vielleicht gelungen wäre, ihn fortzuschicken, wenn wir nicht unsre vereinte Anstrengungen ihrem vorhaben entgegengesetzt hatten« Nach mehrcren vergeblichen Versuchen näherte sie sich wieder dem Tsger, und schi^ sich während einiger Augenblicke mit ihm zn behuben; darauf entfernten beide sich schn.'ll, und ent- schwanden unsern Blicken. Ihr Gebrüll wurde immer schwächer, und bald hörten wir es nicht mehr. Jetzt erschienen unsre beiden indianischen Führer am Eingang der Höhle, und drangen aufschnelle Flucht, als das einzige Mittel zur Rettung, da die Thiere, wahrscheinlich auf der Höhe des Berges noch einen Eingang in die Grotte kennten , und von einer andern Seite hineinbringen würden. Wir schoben in Eile den Stein, der uns bisher beschützt hatte, hinweg, und stiegen aus dieser Gruft, in der wir lebendig begraben zu seyn befürchtet hatten. Wharton war der Letzte, der dieselbe verließ, indem er nicht fortwollte, bevor er seine Doppelflinte wieder gefunden hatte; wir übrigen dachten nur an unser Entkommen. Von Neuem hörten wir das Gebrüll der Tiger; eilig folgten wir unsern Führern, und schlugen einen Seitenpfad ein, der aber durch die Menge Wurzeln und Aeste, womit der Sturm den Weg bedeckt hatte,' unsre Flucht langsam und beschwerlich machte. Besonders schleppte sich Wharton mit Mühe fort, und wir mußten oft stille stehen, um ihn nicht aus dem Gesicht zu verlieren. Auf diese Weise waren wir j^l Stunde gegangen, als ein Schrei eines unsrer Führer uns verkündete, dass die Tiger auf unsrer Spur seyen. Wir befanden uns gerade,vor einer Brücke von Schilfrohr, die über einen Strom geworfen war, und die gewöhnlich nur Indianer mit ihrem leichten Gang ohne Furcht bet-reten können, da dieselbe be,i jedem Schritt, den man darauf macht, erzittert und schwankt. Zwischen spitzigen Felsen eingeschlossen, ergoß sich in der Tieft der Strom mit tobender Gewalt. Lincoln, Franc und ich schritten ohne Unfall über die Brücke, aber Wharton war noch auf ihrer Mitte, als die Tiger aus dem nahen Walv hervordrangen, und da sie uns erblickten, ein graßl'ches Geheul anstimmten. Wir erkletterten die vor uns ste-' henden Felsen, und Wharton, der endlich auch ohne Unfall auf die andre Seite des Stromes gelangt war, zo.'l sein Jagdmesser hervor und schnitt die Bänder ab, welche die Brücke an dem einen Ufer befestigten, hoffend, hiedl;rch unsren Feindenein unübcrsteigliches Hinderniß der Verfolgung entgegenzusetzen. Aber kaum hatte er seine Arbeit vollendet, als die Tigerinn gegen den Strom rannte, und versuchte mit einem Sprung hinüber zu setzen. Es war ein merkwürdiges Schauspiel, dieses furchtbare Thier einen Augenblick über dem Abgrund schweben zu sehen; allein diese Scene ging wie der Blitz vorüber; seine Kraft war der Entfernung nicht gewachsen, es sank, und ehe es den Grund des Stromes erreicht hatte, war es in tausend Stücken durch di? spitzigen Felsen zerrissen. Sein Gefährte, dadurch nicht cnt-mu^igt. machte denselben Versuch, und cin kräftiget Sprung trug ihn über die Kluft. Allein nur mit seinen Vordertatzen erreichte er das jenseitige Ufer, und über dem Abgrund hangend bemühte er sich umsonst festen Fuß zu fassen. Wharton, der ihm ganz nahe war, ging muthig auf ihn zu und stieß ihm sein Jagdmesser in die Brust. Wüthend über alle Beschreibung sammelte das Ungeheuer seine Kräfte, klammerte sich mit den Hinterpfoten an den Felsen, und ergriff Wharton am Schenkel; aber mein heldenmüthiger Freund behielt seine ganze Kühnheit, umfaßte mit seiner Linken einen Baumstamm, und drückte mit Kraft das Messer tiefer in die Brust des Tigers. Dieß Alles war das Resultat eines Augenblicks. Die Indianer, Lincoln, Frank und ich, stürzten zu seiner Hülfe herbei. Lincoln hatte die Flinte von Wharton, die neben ihm lag, ergriffen, und versetzte dem Tiger einen so mächtigen Schlag auf dem Kopf, daß das betäubte Thier seinen Raub los ließ, und in den Abgrund stürzte. Aber'der unglückliche junge Mann hatte die Wucht seines Schlages nicht berechnet; seine Füssc glitten aus, und da seine Hände nirgends einen Anhaltspunct fanden, stürzteer in den Strom, auf dessen Oberstäche wir ihn einen Augenblick sahen, worauf er für immer verschwand. Ein Schrei der Verzweiflung kam aus unser aller Mund; dann verfielen wir in ein düstres Schweigen. Als ich aus memer Betäubung erwachte, lag Wharton ohnmächtig am AbHange der Kluft.,- Wir untersuchten seine Wunde; sie war tief, und das Blut strömte daraus hervor. Die Indianer pflückten einige Kräuter, deren Umschlag wenigstens den Vlutfluß hemmte; dennoch blieb er besinnungslos., obgleich sein Puls heftig schlug. Der, Abend brach herein , und wir mußten uns entschließen die Nacht hier zuzubringen/ wo nur'einige wilde Felsen uns ein Obdach gewähren konnten. Die Indianer zündeten ein Feuer an, um die Naubthiere von uns abzuhalten. Ich-aß einige Früchte, die sie mir gaben, und brachte dle Nacht schlaflos neben Wharton zu, dessen tiefe Athemzüge mich mit Entsetzen erfüllten. Als der Morgen kam, schlugen, unsre Führer vor, unfern'unglücklichen Freund in das Dorf zu tra< gen, wo wir'die vorhergehende. Nacht zugebracht hatten; und in Eile flochten sie aus Schilf eine kleine Brücke über den Strom. Allein in das Dorf zurückgebracht, erlangte Wharton, ungeachtet all' unsrer Sorgfalt, die Besinnung nicht wieder. Am dritten Tage erschütterte ein convulsivisches Zittern seine Glieder; er richtete sich in die Höhe und sprach einige verworrene Worte; darauf sank er nieder, und war nicht mehr. Dieses war bet Ausgang' meiner traurigen Reise auf den Chimborac.'o. Als ich Wharton die letzte Pflicht erwiesen hatte, beeilte ich mich eine Gegend zu verlassen, die mir so schmerzliche Erinnerungen zurückrief, und benutzte die erst« Gelegenheit nach Europa zurückzukehren. Gelungene Nist. Im Jahre i?80 segelte ein mit Seide und Baum-" wolle reich beladenes französisches Schiff von Smyrna nach Marseille. Unweit der französischen Küste hatte es aber das Unglück, einem englischen Kaper zu begegnen, dem es nicht entkomme« konnte. Ohne die Geistesgegenwart des Capitäns war es verloren. Als dieser sah , daß die Flucht unmöglich war, so ließ er die ganze Mannschaft in den Schiffsraum steigen, und Niemand auf dem Verdecke, als einen verschmitzten Nagusaner, dem er seine Rolle chnell einprägte. Der Engländer näherte sich und feuerte eine Kanone ab/ worauf der Ragusaner ein weißes Tuch als Nothzeichen wehen ließ. Jetzt kam der Kaper noch näher und befahl ihm durch das Sprachrohr, die Flagge zu streichen. „Ach Gott, mein Herr,« antwortete der schlaue Matrose eben so, »dazu habe ich die Kraft nicht mehr. Kommt, nehmt das Schiff; ich bin nur ein armer Reisender und ganz allein auf dem Verdecke. Wir kommen von Smyrna; der Capitän und die halbe Mannschaft sind unter Weges an der Pest gestorben.' Unten im Raume liegen noch sechs Kranke, Gott weiß, ob sie noch leben. Ich selbst befinde mich schon gar nicht wohl und bitte euch um Gotteswitten, mich zu retten!" „Geh'du zum Teufel,« schrie der Kapercapitan, »ich möchte deinem Schiffe nicht zu nahe kommen, und wenn es mit allen Schätzen Peru's beladen wäre.« —" »Aber ich bin ja nicht euer Feind,« erinnerte der Nagusaner, «die Franzosen sind alle todt, oder doch in den letzten Zügen. Laßt mich um aller Heiligen willen nicht hülstos!« Da setzte der Kaper ein Boot aus, ließ ihm an einer langen Stange einige Flaschen Weinessig reichen, und entfernte sich dann so schnell als möglich. — Aw andern Tage licfdas französische Schiff, auf dessen Verdeck es nun wieder voll war, glücklich in Marseille ein. Auflösung ves „Wuchstabenräthsels im IllV^ Watte Or. 29. S ch a ch e r. NeVacteur: F^r. kav. Keinrich. Erleger: Dgnaz M-GMer v. Rleinmav^