^^>^>^^l^25^^^I^^;<^^^^.^^ 27. ^^-H^^^^^5^.>^^ V ate r l an d isch es. Der letzte Lueger. (Fortsetzung.) <^err Harklein harte das Unglück, Käthen srine Liebe zuzuwenden; wir sagen-, das Unglück! denn für ei„ Männlein, wie der Herr Deodatus, konnte es fürwahr kein größeres Unglück geben, als ein Mäd. chen, wie Käthe, zu lieben. Schon seine kleine, unmännliche Person, sein braunes gespitztes Antlitz mit den winzi-gen blinzelnden Augen, seine dünne Nadelstimme, waren >m Stande gewesen, ihn seiner Heldinn unerträglich zu machen, wenn es nicht schon sein unmännliches, fein. geschniegeltes Wesen gethan hatte. Dcodatus war daher dem Fräulein das, was ein Kügelchen einer jun-qen Katze zu seyn pflegt, die es mir den Pfoten auffangt, von sich rollt, wieder auffangt, und so ihr kurzweilig Spiel damit treibt; doch selbst diese Behandlungsweise , welche noch die glimpflichere war, hatte ihre Gränzen, denn sie wahrte nur so lange, als das Fraulein guter Laune blieb, nahm aber diese nn Ende, so wurde der Federhcld mit Verachtung empfangen, und mit Beleidigungen so lange über» häuft, bis er fretwlllig den Rückzug ergriff, um aber — was thut und duldet die Liebe nicht Alles! — be» nächster Gelegenheit seinen Angriff wieder zu er.-n.-uer». Deodatus war es also, den die Elfersucht sein besonderes Augenmerk auf das Fräulein Hefren l,eß, und dem daher dieses spätere Nachhausekommen gar starke Unruhe verursachte. -> Von Martin etwas hierüber zu erfahren, war für >hn vergebliche Mühe, wiewohl dieser ihm «m ehesten hätte Auskunft verschaffen tonnen, wenn er es mit ihm aufrichtig gemeint halle; allem er war ein Schalk, dem an der Gunst des Fräuleins mehr gelegen war, und der daher den Amts-schrcibcr und seine Schwächen nur zu seinem Vortheil benutzt.,', und dem Papiermännchen manche Lüge aufband. An einem Abende, die Sonne war eben von den Bergen in Westen verdeckt worden, stand der Amts-schreiber vor der Hausthüre und harrte der Rückkunft des Fräuleins. Martin war schon vor einer halbenl Stunde eingeti-eten, und der Liebende wollte nutt beobachten, von welcher Seite Käthe daher kommen würde. Hätte cr diese erspäht, so gedachte er, am folgenden Tage jene Gegend zu verfolgen, und so wie eine listige Spinne sein Netz immer weiter auszudehnen, bis er endlich die unstete Fliege erhäscht haben würde. Mit diesen Plänen beschäftigt, wurde er durch die Ancunft eines Landmannes gestört, der, von seinem Weibe gefolgt, unter Heulen und Klagen herankam undnach dem AmrSherrn verlangte. Herr Festbather kam eben herbei. «Was gibt es schon wieder, Benedi??" fragte er freundlich, »hast du mit deiner Alten schon wieder Streit gehabt?" — »Der Himmel bewahre!« erwiederte der Bauer schluchzend; «meine Rosa ist seit der letzten Kirchweih« — das Weib kratzte sich dabei den Rücken — »eine ganz Andere geworden; ich habe nicht mehr Ursache, über sie Klage zu führen, aber mcine Ochsen _^ meine Ochsen — »Ach, gnädiger Herr," schluchzte das Weib, »rathet, helft! ich armes Weib, jetzt habe ich Niemanden mehr als meinen Mann, denn dle beiden an-dern Ochsen sind forr, gestohlen, geraubt.« __ .Geraubt?« fuhr Herr Festbacher auf. »Ja, geraubt auf freiem Felde," ergänzte der Landmann; »wir waren eben im Ackern begriffen, d«e - 34 Rose vorne bei den Ochsen, ich hinten beim Pfiug, da rauscht es wie die wilde Jagd über das Feld; drei Reiter springen auf uns los, zwei steigen von den Rossen, zerhauen das Joch, werfen den Thieren Schlingen um die Halse, schwingen sich wieder in die Sättel, der Dritte mit der Peitsche hinter drein; so sprengen sie wie die lebendigen Teufel unter einem gewaltigen Ho, ho! von dannen. Ich und Nosa standen da, wir wußten gar nicht wie es kam, denn ehe ich mich fassen konnte, waren die Kerle fort, und uns blieb das leere Nachsehen.« — In diesem Augenblicke sprengte ein Mädchen auf kohlschwarzem Rosse daher; das Thor war geschlossen, allein der niedere Stachelzaun machte dieses entbehr-lich, denn die kühne Reiterinn setzte unter einem kurzen Anlaufe über denselben, und befand sich bald im Hofraum. «Bei meiner armen Seele,« rief die Bäuerinn jetzt, »gerade solch ein Roß hat der Anführer der drei Kerle gehabt, die unsre Ochsen davon trieben!« — „Dann möge Euch der Himmel die Thlere verschaffen ,« enrgegnete der Pfleger bedauernd, «denn die hat der Lueger geholt!« (Fortsetzung folgt.) Die N o t h - G h e. hr Kind nicht entreißen lassen zu wollen, daß die Mutter erbebte, und hellen Wahnsinn fürchtend, die Aufgeregte durch Schmcichelworte und 'Verheißungen zu besänftigen suchte. — Nichts desto weniger blieb die harte Mutter der Unglücklichen ly-rem Vorhaben getreu, denn als sie das Zimmer verließ, raunte sie der Amme vor der Thüre zu: „Sey "vorsichtig, daß sie nichts merkt; diese Nacht wird sie vor Erschöpfung einschlafen, und dann nehme ihr das Kind. Halt dich also reisefertig." Sey es nun, daß Marie d.n Schmeichelreden ihrer Mutter nicht traute, oder daß sie in ihrem Zustande der höchsten Nervenaufre-gung ahnte, die Mutter werde der Amme Verhaltungsmaßregeln ertheilen, genug, sie erhob sich, während die Mutter die Zimmerthüre zumachte und die Amme mit ihr hinausging, leise aus dem Bette, legte das Ohr ans Schloß und hörte Wort für Wort, was ihr in der nächsten Nacht bevorstehe. — Dieser unmenschliche Befehl rüttelte die Unglückliche vollends aus der Er» starrung auf. Ihrer Sinne nicht mehr mächtig und dem dunkeln Dränge der Verzweiflung willenlos hin. gegeben, nahm sie ihr Kind auf den Arm, warf den seidenen Mantel, der vordem Bette lag, über die nackten Schultern, schlich leise und mit der List der Todesangst aus dem Hause und schwankte der Fontanka zu. —-Der Zufall, der ihr einen unverhofften Augenzeugen ihres Doppelmordes zur Seite stellte, entriß nicht ihr Kind, wohl aber sie dem Flutyentode, um sie tausendfach herberen Schmerzen aufzusparen. — Die russische Justiz »st streng und unerbittlich; sie beurtheilt die That, wie sie vorliegt, den nackten Thatbestand, ohne Rücksicht auf die Motive, auf die Verhältnisse zu nehmen, die ein Unglück, einen Fehltritt nur zu oft zu einem grausen Verbrechen aufgipfeln. Allein bei alten Vorrechten und Gewohnheiten ist Milderung und einzig und allein bei dem Kaiser Gnade. — Der Thatbestand lag vo'', der Buchstabe des Gesetzes fand bündig auf denselben Anwendung. Herr S...., der reiche Kaufmann, dem seine Tochter nichts, seine äußere Ehre Alles galt, suchte die Milde der Richter durch Geld zu erwirken; er bot ungeheure Summen i aber die Justiz war nicht für Geld feil und die Gnade wnrde durch solche Mittel gewissermaßen im Keime erstickt. Die Schuld des Vaters siel schwer in die Wagschale der schuldigen Tochter, die zu ein» und vierzig Knutenhieben verurcheilt wurde: eine unmenschliche Strafe für ein, materiell betrachtet, freilich unmenschliches Verbrechen, den KindeSmord. — Ein und vierzig Knutenhiebe für ein schwaches We,b, für einen durch Erziehung verzärtelten, durch Kummer und Schande gebrochenen, durch Leiden geschwächten Körper, das war Tod, unentrinnbarer, schmerzlicher, gräßlicher Tod! — Als die Aeltern diesen Spruch vernahmen, der ihren Namen auf alle Zeiten brandmarkte, ihr Gewissen auf ewig mit Reue und Angst erfüllte, standen sie wie vom Blitz getroffen und der Lohn ihrer Verblendung erfüllte sie mit Schaudern. — Noch ein Rettungsmittel blieb der Unglück- 36 lichen, das letzte. Das Criminalgesetzbuch gestattet eine Milderung der Strafe. Wein, die verui theilte Toch. tcr eines Kaufmanns aus der ersten odcr zweiten Gilde >st, und ein Edelmann sie sogleich nach bekannt gemachtem Urtheile heirathet, so kann die Knurenstrafe in lebenslängliche Verbannung nach Sibirien verwan» dclt werden, doch hat der Mann alsdann das Schicksal seines Weibes zu theilen. Aber wo diesen Retter ln der Noth finden? Wie in allen Ländern, so gibt es auch ,n Rußland Edelleute genug, die kein Vermögen , keine Aussicht haben, die ihre Noth kaum mit dem einzigen grauen Mantel verhüllen; aber alle sind stolz auf ihren Stand und keiner würde sich dazu ver« stehen, ein Weib, welches das Gesetz mir dem Brandmal behaftete, zu ehelichen und mit ihm in die traurige Vrbannung nach Sibiriens Eisgesilden zu ziehen. So wenigstens zeiate sich-j in diesem Falle. Der reiche Kaufmann bot dem Adeligen dreimalhundert tausend Silberrubel, der seine Tochter zur Frau nähme. Das Ausgcbot war enorm, dennoch erschien kein Russe, um es zu verdienen. Nur ein hollandischer Van, cm Seemann, bot sich an, meinend, der Sohn eines alten Rotterdamer Hauses sey wohl so viel wie ein liefiandischer, polinschcr oder russischer Edelmann werth; doch das Gesetz erkannte den Van uud sein altes Geschlecht nicht an. So viel erwirkte indes; das Mitleid für die Unglückliche, das; der erste Termin für Vollziehung des Urtheils vertagt wurde. — Doppelt vernichtet, sowohl durch den Gedanken an ihr Kind, wie durch den Hinblick auf die grause Strafe, lebceMa-rie in dumpfer Verzweifiung, und wenn sie auf Au» genbllcke in Schlummer sank, so hörte der Wächter der Colomna, der an der Thüre stand, die Arme plötzlich aufschreien und wehklagen. — Den inständigen Bitren des Kaufmanns war eine neue Frist von acht Tagen bewilligt worden; sie gingen zur Neige, der furchtbare Augenblick stand vor der Thüre, als cm junger Mann im Gefängnisse erschien und um Zu-tritt bei der Verurtheilten nachsuchte. — Der Retter gehorce einer allen, aber verarmten russischen Adels-fannlle an, und er hatte durch einige geistreiche nnd viclverhcißende llterarische Productlonen, die in den nordischen Archiven erschienen, die Aufmerksamkeit der Hauptstadt auf sich gelenkt. Dieß war der Mann, der m Mariens Kerker trat. — Die Tochter des reichen Kaufmanns, vor einem Jahre noch M St. Petersburg unter den ersten Schönheiten gepriesen, war kaum wieder zu erkennen. Ruhig nahm der Fremde ihr gegenüber Platz; sein geistreiches Auge haftete ernst auf dem bleichen Gesichte, als ob er in den Zügen der Verurthcilten das Maß ihrer Schuld und den Geist, dei in ihr lebe, lesen wolle. Nach und nach wurde sein Blick milder, tbcilnehmendcr und mit sanfter Stimme fragte er dieVerbrccheriim nach der Vcr^ anlassung ihrer That. — »Ich war nicht b^i mir, ich wollte mit meinem Kinde sterben!" antwortete sie traue rig uud erzählte dem Fremden nun den ganzen Hergang ihrer Leidensgeschichte mir solcher Wahrheit, solcher Reue und solcher Trauer, daß er sich überzeugte, sie sey mehr zu bedauern, als »u verdammen. — »Den Tod fürchte ich nicht," schlof; sie ihre Erzählung , »den Tod habe ich verdient und ich sehne nuch nach dem Grabe; aber,« setzte sie hinzu, „ich zittere vor dem Schmerze, ich bebe vor der Knute.« Der Fremde reichte ihr die Hand und theilte dem Untersuchungsrichter semen Entschluß mit. Die Sache kam vor den Senat. — Am nächsten Morgen in der Ca-pelle der Colomna getraut, verließ Marie mit ihrem Retter in der Nacht Sr. Petersburg unter mili« täiischer Begleitung. Der W^a/n schlua die Straße nach Tobolök em, wo nichis sie an die Welt mit ihren Leiden und Freuden mahnt; denn Sibirien ist der Kirchhof der Lebendigen. Feui lleton. (Kosakengroßm u rh.) Em Kosak hatte einen Transport französischer Kriegsgefangenen blö „ach Berlln escorcirr, wo sie erst eben angekommen, sich auf der Straße neben den Lmden gelagert hatten, vermuthlich auf Anweisung der Quartlere wartend, und er bei ihnen Wache blelr. Unterwegs war der Proviant knapp gewesen, die Gefangenen waren sehr hungrig. Der Kosak knüpfte semen Gürtel los, zog emen französischen 6 Llvrlöchalcr hervor, rief cmen Straßenbuben, der ihm zunächst stand, und bat ihn, für dieses Geld Brot vom Bäcker zu holen. Der Junge sprang fort, soll aber noch wiederkommen. Nachdem der Kosak lha cme gute Welle vergebens erwartet, und auf ihn gcfiuchl hactc, wandte er sich an einen reich gekleideten Mann, der cben vorüberging, machte sich lhm verständlich, so guc er konnte, knüpfte zum zweitenmale seinen Gürtel auf, holte den zweiten 6 Llvreslhaler hervor, und ci suchce ihn Brot dafür zu verschaffen. Der Mann, em angesehener Beamter, ging zum nächsten Bäcker, nahm emei, Jungen mit einein Korb . ,«c,, und brachte bald das verlangte Brot. Der Kosak zerschnitt es in große Stücke und theilte eö aus, Emer der Gefangenen wuroe dadurch so sehr gerührt, daß er aufstand und ihm drückend die Hand schüttelte. Da umarmte ihn der Kosak u»o sag:c: »Ich Ehr» st, du Christ." — Wie einfach und erhaben! und sol« che Menschen werden oft lcichtsmmge Barbaren ge? nannt? Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.