ÏÉ1IÉ Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben (geb. ISIS, gest. 16S11. Von P. v. Radies. Vor w ort. We nn den Begründer der krainischen Geschichtsforschung und Geschichtschreibung, Johann Ludwig Schönleben, sein Zeitgenosse und berühmte Nachfolger auf genanntem Gebiete, der unvergessliche Freiherr v. Valvasor, selbst «ein Licht gelehrter Leute» nennt, wenn die gleichfalls zeitgenössische Inschrift auf dessen Grabdenkmale in der Stadtpfarrkirche St. Jakob — der ehemaligen Kirche der Gesellschaft Jesu — in Laibach es der Nachwelt rühmt, dass Johann Ludwig Schönleben, der Theologie-Doctor, apostolischer Protonotar, Decan an der Kathedralkirche St. Nikolaus in Laibach, in seinen geistlichen wie weltlichen, der Ehre des erlauchten Hauses Habsburg und seines Vaterlandes Krain gewidmeten Schriften «bis zur Unsterblichkeit» geglänzt, so könnten diese Bezeichnungen als allzu begeisterte Ergüsse befreundeter Seelen aus dem engeren Heim aufgefasst werden, falls denselben nicht zugleich ganz sicher vollkommen objeetiv gehaltene und fachmännische Urtheile von auswärts und aus dem Lebensgange des unermüdlich thätig gewesenen Forschers und Schriftstellers Anerkennungen und Auszeichnungen verschiedenster Art aus dem In- und Auslande und von den hervorragendsten und massgebendsten Persönlichkeiten und Corporationen zur Seite stünden ! Mit dem vortrefflichen Bibliothekar der kaiserlichen Hofbibliothek Leopolds I. in Wien, mit Peter von Lamb eck (Lambeccius), mit dem hohen Gönner für Kunst und Wissen, 2 Der krainisclie Historiograph Johann Ludwig Schönleben. dem Erzbischof Gandolph Grafen Khüenburg in Salzburg, mit den namhaftesten Gelehrten in Leipzig und Bologna, deren erstere in ihren Publicationen, den «Actis Eruditorum», seines Wirkens für die Heimat Krain in ehrenvollster Weise gedachten, während die letzteren ihn als Mitglied ihrer Aca-demia Gelatorum erwählt und gegen seine Widersacher in Schutz genommen, mit den geistvollsten und kunstsinnigsten Cavalieren seiner Tage in und ausser Krain, mit den Attems, Auersperg, Gallenberg, Katzensteiner, Eggenberg, Lamberg, mit dem gleichstrebenden und für die Ehre Krains wirkenden Johann Weikhard Freiherrn von Valvasor, mit den die Wissenschaften und Künste mächtig fördernden Prälaten der heimatlichen Klöster von Sittich, Freudenthal, Landstrass, von St. Paul (in Kärnten), von Seitz (in der Steiermark), von Lilienfeld und Heiligenkreuz (in Niederösterreich), von Spital am Pyrrhn (in Oberösterreich), stand unser ausgezeichneter vaterländischer Forscher und Gelehrte im innigsten geistigen Contacte, ja mit mehreren der Genannten in wissenschaftlicher Correspondenz. Der erhabene Kaiserhof in Wien aber, zu dessen historischer Verherrlichung Schönleben sein ganzes Leben durch unentwegt die Feder geführt, er krönte dieses vom fachmännischen Urtheile späterer Zeit nach seinem vollen Werte gewürdigte Streben schon zu dessen Lebzeiten durch hervorragend munificente Anerkennung! Der Mann, dessen hohe geistige Begabung und vielseitige wissenschaftliche Bethätigung schon in jungen Jahren erkennbar gewesen und der schon im frühesten Mannesalter der hohen Auszeichnung gewürdigt worden, das Wort Gottes von der ersten Kanzel der Residenzstadt Wien im altehrwürdigen Dome zu St. Stephan zu verkünden und wenige Zeit später die Lehren der Wissenschaft vom ersten Katheder, der altberühmten Alma mater Viennensis, zu verbreiten, der Mann, der zur selben Zeit schon die geringe Musse nach angestrengten Berufsgeschäften zur Forschung in den Archiven und Bibliotheken des an Von P. v. Radies. 3 wissenschaftlichen und künstlerischen Schätzen so reichen Wien verwendet hat und durch diese seine frühen archivali-schen und bibliographischen Studien u. a. mit die Grundlage zu einer späteren Geschichte der Wiener Univer sität geschaffen, dieser von Jugend auf im Dienste der historischen Wissenschaft so unermüdlich und rastlos thätige Mann, er hat, heimgekehrt ins engere Vaterland Krain, in diesem und für dasselbe in öffentlicher und ' privater Stellung bis zu seinem letzten Athemzuge immer in hohem Grade anregend und fördernd gewirkt, als Theologe und Historiker, in Wort und Schrift! Vom Jahre 1643, in welchem er, 25 Lenze zählend sein, erstes Werk edierte, bis zu seinem 1681 — also im 63. Lebensjahre — erfolgten Tode, in den Zeitraum von 38 Jahren fällt die Zahl von 38 Publicationen Schönleben'scher Schriften, nicht gerechnet weitere seiner Arbeiten, die posthum erschienen und solche, die im Manuscript verblieben. Als Theo log hat sich Johann Ludwig Schönleben, von 1635—1654 Mitglied der Gesellschaft Jesu, dann Weltpriester, durch seine Werke zur Verherrlichung der heiligen Jungfrau Maria und nicht zum geringsten durch seine mit Humor und Witz à la Abraham a St. Clara gewürzten Predigten besonders hervorgethan, die, von ihm deutschund slovenisch gehalten, wie der Zeitgenosse Valvasor bezeugt, «allzeit einen grossen Zulauf gehabt» und die dann, im Drucke erschienen, bis in die entferntesten Bibliotheken geistlicher Häuser des In- und Auslandes ihren Weg gefunden, wie ich dies bei meinen Besuchen vieler derselben noch heute con-statieren konnte. Als His t or i k er und namentlich als Genealog wählte er sich in erster Linie die Geschieht e des glorreichen Hauses Habsburg, als dessen gründlichster Erforscher er in vorderster Reihe anerkannt erscheint, vornehmlich durch seine beiden Werke: die späteren Forschern unentbehrliche «Dissertatio polemica» und den «Annus Sanctus» ; er wählte die Haus geschichte d er namhaftesten Adels- 1* Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. geschlechter des Reiches, beziehungsweise der engeren Heimat Krain, der Auersperg, Attems, Eggenberg, Blagay, Gallenberg u. v. a., ja er hatte, wie ein uns erhaltener «Aufruf» an die Cavaliere Oesterreichs beweist, bereits die Abfassung einer Art österreichischen «Gothaers» ins Auge gefasst! Speciell für seine Heimat Krain, der er durch sein gewichtiges Fürwort bei der «löblichen Landschaft» die Einführung einer ständigen Buchdrucker ei in Laibach verschafft hat, legte er aber auch (der erste) den Grund zur Verfassung einer Landesgeschichte sowohl durch eifrige Sammlung von Materialien, die auch seinen Nachfolgern noch mannigfach zugute kamen, sowie dann selbst durch die Herausgabe zweier epochaler Werke : der 1674 erschienenen «Aemona vindicata» und der 1681 gefolgten «Carniolia antiqua et nova», welch letztere leider nicht über den ersten Band gediehen, zu deren Fortsetzung jedoch der von seiner Hand gelieferte Entwurf im Manuscript in der k. k. Hofbibliothek in Wien erhalten ist. Dieser uns also bewahrte Torso von Schönlebens weiteren Arbeiten zur Geschichte Krains dient aber auch, des näheren besehen und im Zusammenhalte mit genauerer Betrachtung der sonstigen Belege für die Art seines Schaffens, dazu, ihn gegen den und jenen Anwurf in Schutz zu nehmen, als habe er bei seinen Vorarbeiten von Quellenforschungen absehen und nur Gedrucktes nachschreiben wollen. Dass einerseits bei der zu seiner Zeit noch weitaus grösseren Schwierigkeit in Benützung handschriftlicher Quellen wegen Mangels systematischer Ordnung derselben und anderseits bei der Vielseitigkeit von Schönlebens Berufsthätigkeit, beziehungsweise bei dem mehrfach gefolgten Wechsel in demselben — als Präfect an der Laibacher Jesuitenschule, dann als Docent an der Wiener Universität, ferner als Domdechant in Laibach und bald darauf als Archidiacon in Reifnitz — seine Schriften nicht jene akademisch vollendete Gründlichkeit und kritische Von P. v. Radies. 5 Genauigkeit aufweisen, als es im Interesse strenger Wissenschaft zu wünschen wäre, und dass in den dunklen Perioden der ältesten Geschichte Krains, beziehungsweise der Hauptstadt Laibach (Emona), auch er, wie manch anderer Forscher nach ihm, sich zu Annahmen bewegen liess, die, wenn auch nicht endgiltig widerlegt, so doch angezweifelt werden können, dies alles darf und wird uns bei ihm nicht wundernehmen, da wir die Zeit, in der er lebte und wirkte, und die Umstände, die ihm zur Seite waren, nach ihrer vollen Bedeutung zu würdigen wissen. Im ganzen und im einzelnen wird aber, dessen sind wir gewiss, aus der nachfolgenden Darstellung von Johann Ludwig Schönlebens Leben und Wirken hervorgehen, was ein späterer gleichfalls um Krains Geschichtsforschung und Geschichtschreibung vielverdienter Schriftsteller, Franz Xav. Richter, auf Grund einer über ihn in der Bibliothek des gewesenen Laibacher Fürstbischofes Augustin Gruber gefundenen Handschrift in die wenigen Worte zusammengefasst: «Krain verlor an Johann Ludwig Schönleben einen äusserst rechtlichen, biederen Landsmann, Oesterreich einen warmen Verehrer der Dynastie, die Kirche einen hochgelehrten musterhaften Geistlichen, die krainische Geschichte ihren Vater und Begründer.» Biographisches. Herkunft. Die Familie Schönleben war keine ursprünglich krainische, sie stammte aus dem heutigen Königreiche Württemberg, wo in der Stadt Heilbronn um 1530 ein Bürger Namens «Caspar Schönlaiblin» lebte und wo im Jahre 1625, 15. August, die Vermögenschaftstheilung nach dem Tode des «ehrsamben Schuhmachermeisters» Jakob Schönlaiblin unter dessen rückgelassene vier Kinder erfolgte. In der betreffenden Theilungs- 6 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Urkunde erscheint als Mitvormund der Kinder des Jakob Schönlaiblin auch Jörg Schönlaiblin , «Schreiner» genannt. x Unseres Johann Ludwig Schönleben Vater, Herr Ludwig Schönleben (geboren 1590), kam um 1617 als Tischlergeselle nach Laibach2 und wurde noch lange nach seiner Hereinkunft nach Krain und dann auch bei seinem Tode in öffentlichen Urkunden unserer Stadt mit dem an die schwäbische Abstammung gemahnenden Namen «Schönliebl» und «Schönlebl» geführt. Er vermählte sich alsbald nach seiner Sesshaftmachung in Laibach mit einem hiesigen Landeskinde, mit der Susanna Akusch, welche ihn mit einem Sohne: Johann Ludwig (geboren 17. November 1618) und drei Töchtern : Anna, Christine und Maria beschenkte. Anna (geboren 1630) war die Gemahlin des Richters und Bürgermeisters von Laibach, Johann B. Dolnicar (Thalnitscher) von Thalberg, und Mutter des Chronisten Johann Gregor Dolnicar von Thalberg.3 Eine der beiden anderen Töchter vermählte sich, wie wir später sehen werden, mit einem Herrn von Coraduzi. Susanna Schönleblin, die Mutter unseres Historio-graphen, starb am 23. April 1649 im Alter von 55 Jahren* und wurde in der Gruft der «Corpus-Christi-Bruderschaft» in der Kathedrale zu St. Nikolaus beigesetzt.5 Drei Jahre später vermählte sich Herr Ludwig Schönleben zum zweitenmale — 29. Jänner 1652 — mit der angesehenen Frau Maria Magdalena Hofstetterin —, «copulati sunt», heisst es in der Trauungsmatrikel —, «Nobilis et eximius Dns. Ludovicus Schö(n)leben cum Nob. Dna. Maria Magdalena Hofstetterin. 1 Archiv des Pflegamtes der Stadt Heilbronn. 2 Nach der handschriftlichen Biographie Johann Ludwigs in der ehemaligen Bibliothek des Laibacher Bischofs Augustin Gruber. Hormayers Archiv 1817 (Nr. 78). 3 Dolnicar'sche Familienchronik im Besitze des Herrn Fr. Schumi. 4 Sterberegister vom Jahre 1635—1657- — Dompfarre zu St. Nikolaus in Laibach. 5 Ebenda. Von P. v. Radies. 7 Adstantibus Nob. Dom. Joanne Henrico Widerkher et Dno. Peter Ho ff er et aliis».6 Der Tischler und Bildschnitzer Ludwig Schönleben, nach unseren heutigen Begriffen also Kunsttischler — lieferte er doch u. a. in den Dom zu St. Nikolaus einen grossen Choraltar7 — war in unserer Stadt nicht nur ein beliebter und gesuchter Geschäftsmann geworden, er erfreute sich auch eines ganz besonderen Zutrauens seiner Mitbürger, die ihm schon 1644 und 1645 das Amt eines Richters und dann wiederholt 1648 und 1649 und 1652 —1654 die Würde eines Bürgermeisters von Laibach übertrugen; von 1646 bis zu seinem Tode commandierte er aber auch als Stadthauptmann die bewaffnete Bürgerschaft von Laibach, in welcher Eigenschaft wir ihn u. a. 1660 bei dem feierlichen Einzüge Kaiser Leopolds I. «mit 600 Mann unter zwei Fahnen» aufziehen sehen.8 Ein Jahr vor dem letztgenannten Datum war der krai-nische Landtag, was gleichfalls für das hohe Ansehen zeugt, in welchem Ludwig Schönleben gestanden, mannhaft für ihn eingetreten anlässlich einer wider dessen eine Tochter gerichteten Beschwerde der Familie von Coraduzi. Das Landtagsprotokoll vom Jahre 1659 verzeichnet nämlich betreffs dieser Affaire unterm 21. April über «Einlage und Erwiderung» drastisch wie folgt: «Es hat Herr Johann Philipp Coraduzi des Ludwig Schönlebens eines Tischlers Tochter geheirathet, darauf dessen gesammte Befreundschafft sich bei denen löblichen Ständen supplicando- angemeldet, weilen Sy ihren verheirathen für einen anverwandten nicht mehr erkennen 6 Liber matrimonioruin Nr. 3, 1651—1682. — Dompfarre zu St. Nikolaus. (Dieses bisher unbekannte Datum der zweiten Vermählung des Vaters Schönleben verdanke ich dem lebhaften Interesse des hochw. Herrn Canonicus und Dompfarrer F1 i s, der mir bei Durchsicht der Matrikeln werk-thätigste Hilfe geleistet und dasselbe aufgefunden hat. Anm. d. Verf.) 7 Domcapitelarchiv, Fase. XCVI, Nr. 52. 8 Valvasor, Ehre des Herzogthums Krain III. (X.), pag. 376. g Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. thun, damit sodann die Lob 1. Landstände ihn aus der Landmannschaft excludiren sollen. Hierauf — heisst es nun weiter — nach Sr. Excellenz Hrn. Landshauptmann (Wolf Engelbert Grafen Auersperg) der Schluss dahin ergangen, ein Mitleiden mit der Befreundschaft zu tragen und derselben protestation gebührlicher massen zu beobachten und solche allda ad notam und in das protocoll inseriren lassen? obwolen man sonsten diese Heirath niemals verwehren könnte, weilen der Schönleben gleichwol ein ehrlicher Mann und das Richter-undBürgermeisteramt zuLaibach bedienet hat.»9 Ludwig Schönleben, der, wie aus allen unter seiner Amtsleitung als Richter und Bürgermeister von Laibach geführten städtischen Verhandlungen10 hervorgeht, stets das lebhafteste Interesse für das Wohl seines neuen Heim bezeugte — es wurden unter vielem anderen unter seiner Bürger-meisterschaft in einem Jahre (1653) zwei neue Stadtbrunnen errichtet11 •—-, hat auch, der erste, den alten Aufzeichnungen und Schriften der Stadt sein Augenmerk zugewendet. Wie er nach alter deutscher Sitte bei sich zu Hause eine Familienchronik angelegt, die dann sein Enkel Johann Gregor Dol-nicar von Thalberg in seiner Chronik benHtzt hat, so hat Schönleben auch eine Chronik von Laibach handschriftlich hinterlassen, die in der k.k. Hofbibliothek in Wien13 sich befindet, sowie auch Jahr s chriften des Herzog-thums Krain,13 welche noch Vodnik in seiner Geschichte 9 Landschaftl. Archiv im Museum Rudolfinum. — Landtagsprotokoll ex anno 1659. 10 Archiv der Stadt Laibach, Rathsprotokolle, Steuerbücher u, s. w. 11 Valvasor III. (XI.), pag. 673. 12 Unter Nr. 9214 der Manuscripte. In diesem Manuscripte (Fol. 34) heisst es zum Jahre 1Ó41, dass beim Einzüge des neuen Bischofes Otto Friedrich von Laibach ein Otto Schönleben (mit) den Himmel getragen. (Wer war dieser Otto Schönleben? Oder sollte ein Schreibfehler unterlaufen und der nachherige Richter Ludwig Schönleben gemeint sein. Anm. d. Verf.) 13 Vormerkung des ehemal. Lustthaler Archives. — Mittheilungen des historischen Vereines für Krain 1852, pag. 29, Von P. v. Radies. 9 Krains mit als Grundlage der «Carniolia antiqua et nova» Johann Ludwig Schönlebens bezeichnet.11 Ludwig Schönleben starb, allgemein hochgeachtet und im Rufe besonderer Frömmigkeit, am 26. August 1663 im Alter von 73 Jahren. — Das Ster.beregister15 schreibt über sein Hinscheiden: «obiit nobilis Dns. Ludovicus Schön-lebl Capitaneus Civitatis et Senator sen. uir coelo matu-rus an. 73 sepultus in crypta Confraternitatis SS. Corporis Christi» ; er ward also im Dome zu St. Nikolaus an der Seite seiner ersten Gemahlin, der Mutter des Domdechanten Johann Ludwig Schönleben, feierlich bestattet. Sein Porträt bewahrt eine Handschrift der k. k. Farn ilien-bibliothek Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. in Wien; ein kleines ovales Oelgemälde zeigt im Brustbilde einen schönen Kopf mit langen blonden Haaren und blondem Barte ; die Tracht ist ein einfacher schwarzer Rock mit geschlitzten, weiss durchblicken lassenden Aermeln und grossem eckigen, weissen Halskragen.16 Der Leumund des Vaters, der da hiess: «Es war ein fast (sehr) beliebter und ruhmwürdiger Mann und wegen seines auferbaulichen Wandels bei Gott und allen Menschen in hohem Wert»,17 konnte dem Sohne Johann Ludwig auf seinem Lebenswege als schönster Leitstern dienen und diente ihm als solcher denn auch für und für! Johann Ludwig- Schönlebens Geburt und Erziehung-; erster Aufenthalt in Wien. (1618 — 1649.) Am 17. November des Jahres 1618 ward, wie schon erwähnt, Johann Ludwig Schönleben zu Laibach geboren und gemäss der u Geschichte des Herzogthums Krain (von Vodnik), 2. Aufl., Wien 1825, pag. 5°- 15 Sterberegister Nr. 2, Dompfarre. 16 Sammlung von Porträten geborener Krainer . . . ., aus zerstreuten Quellen zusammengetragen (von Freih. von Erberg), Sign. XLIX A. 26 a. Folio-band I3S Bl. (Nr. 48). 17 Manuscript in der Bibliothek des Bischofs Augustin Gruber. IO Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. allgemeinen Gepflogenheit jener Zeit am selben Tage noch zur heil. Taufe gebracht. Das Taufbuch der Dompfarre zu St. Nikolaus in Laibach verzeichnet demnach zum November 1618: «Die mensis currentis 17 baptizatus est filius nomine Joannes Ludovicus cujus honesti et legitimi parentes vocauere Dns. Ludovicus Schönliebel Mater Susana. Le-uantes vero fuerunt Magnificus et excellens Dns. Fridericus Zwingmann, Maria Canduttin Riemerin».18 Der als Taufpathe hier genannte Herr Friedrich Zwingmann bekleidete die öffentliche Stellung eines landschaftlichen Schrannen-schreibers, Beamter der damaligen Gerichtsstelle der krainischen Landschaft. Die Taufpathin gehörte der damals in Laibach ansässigen und vielgenannten Familie Candutt an. Seine erste Erziehung genoss Johann Ludwig im Hause seiner hochangesehenen und tüchtigen Eltern und die Schulbildung in den öffentlichen Schulanstalten der Landeshauptstadt, wo er das von den Vätern der Gesellschaft Jesu geleitete Gymnasium besuchte. Gegen die Neigung der Eltern, «die ihn gerne in der Welt versorgt gesehen hätten», trat er, wie Frz. X. Richter in seiner auf das mehrerwähnte Manuscript in der Bischof Gruber'schen Bibliothek gestützten biographischen Skizze19 schreibt, am 15. October 1635 — also im 17. Jahre seines Lebens — in den Orden seiner bisherigen Lehrer und bezog er sofort das Noviziat Societatis Jesu in Wien unter dem Collegiums-Rectorate Johann Schega's aus der krainischen Familie Schega, aus welcher ein Jahrhundert später die beiden bekannten Künstler (Medailleure) gleichen Namens hervorgegangen. In der schönen Residenzstadt Kaiser Ferdinands IL, an einer durch historische Erinnerungen so altehrwürdigen Stätte fühlte sich der für die Wissenschaften so empfängliche Sinn des hervorragend geistvollen Jünglings mächtig angeregt, und sobald es die Ordensregeln und der vorgeschriebene Studien- 18 über Baptizatorum Ab anno 1621, Nr. 3 (Dompfarre). 19 4 Seiten 40 in Hormayers Archiv von 1817, Nr. 78. Von P. v. Radies. i x gang gestatteten, legte Schönleben die strengen Prüfungen an dem Collegium, beziehungsweise an der Alma mater Vien-nensis, ab und benützte auch schon die freien Stunden zu historischen Studien. Als Mitglied des Ordens Societatis Jesu konnte er sich mit den Brüdern an dem Besitze der eben zur Zeit seiner Wiener Lehrjahre als Neubau vielbewunderten Jesuiten- oder Universitätskirche erfreuen, von deren 1631 vollendeten, meisterhaft ausgeführten, reichornamentierten Kanzel die geistvollen Reden gelehrter und trefflicher Prediger des Hauses gehört wurden, in ihrer Wirkung auferbaulich für die stets dichtgedrängte Schar der Zuhörer, in eminenter Weise erziehlich für den jungen priesterlichen Nachwuchs und auf welcher auch er seine ersten Proben rednerischer Begabung abgelegt. Nach Absolvierung der Philosophie machte Johann Ludwig Schönleben in dieser Disciplin 1643 unter dem Universitätsrectorate des Johann H. Strasser, niederösterr. Re-gimentsrathes, und dem Collegiumsrectorate P. Conrad Geyers, Beichtvaters Kaiser Ferdinands III., die Rigorosen, und er erscheint in der Doctorenmatrikel der philosophischen Facultät der. Wiener Universität mit noch elf Rigorosanten, darunter auch der Jesuit Stephan Mallei, der Beichtvater des Fürsten Rakoczy, als «doctor facultatis philosophicae» aufgeführt.20 Unter den Professoren der philosophischen Facultät des Jahres 1643 begegnen wir dem Balthasar Millavez (Milavec), S. J. Professor der Poesie. Decan der Theologie an der Universität war, nebenbei bemerkt, 1643 Mathias B astia fits chi t seh.21 Im selben Jahre trat daheim in das Laibacher Jesuitencollegium, das 24 Mitglieder zählte — 13 Priester, 5 Professoren, das übrige Coadjutoren —, Johann Georg Freiherr von Lamb erg, dessen Familie bei seinem Eintritte 8000 fl. dem Collegium spendete, während der aus der Schlacht 20 Manuscript der k. le. HofDibliothek Nr. 13727. 21 Aus Stein in Krain. — Seminarist in Laibach 1604. Historia Archiduc. Collega Labac. Manuscript der k. k. Studienbibliothek in Laibach, Nr. 156, fol. 146 b. 12 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. bei Leipzig glücklich rückgekehrte Graf Au er s p erg für die ihm in Form einer ausserordentlichen Theatervorstellung dargebrachte Ovation 500 fi. zum Besten des Laibacher Hauses S. J. widmete.22 Als Schönleben seine Studien an der Wiener Universität abgeschlossen hatte, ward er seitens seines Ordens zunächst, kraft seiner besonderen Eignung hiezu, als Fes tredn er und Prediger in Wien verwendet. Seine Red en und Predigten aus dieser ersten Periode seines priesterlichen Wirkens erschienen ob des Beifalls, den sie bei den Hörern gefunden, theils alsbald in Druck, theils wurden sie noch nach Jahren ediert. Wir zählen aus den Jahren 1643 bis einschliesslich 1649 derartige Producte seiner Thätigkeit 14 uns im Druck erhaltener, die theils in Graz, theils in Linz, die meisten aber in Wien, die am spätesten gedruckten in Salzburg erschienen sind. Da sind es Jünglinge aus Graz, Linz und Wien, die er als «Neo-Baecalaurei» oder «Neo-Doctores» beglückwünscht, da feiert er die Neuwahl des Stiftsvorstandes von Spital am Pyrrhn (1644), dort wieder die Aebte von Lilienfeld und Heiligenkreuz (1649); er betrauert und beklagt von der Kanzel der Kathedrale zu St. Stephan das Hinscheiden des Pröpsten Augustin Zwerger von St. Stephan (1648) sowie des Jünglings Michael Adam Baptist Reichsgrafen von Althan (1648); im selben Jahre (1648) hält er bei St. Stephan die Festpredigt zu Ehren des niederösterr. Landes-patrones, des h eiligen L eopold. Im Jahre 1649 aber, als die Wiener Universität durch das Beispiel und die Ermahnung Kaiser Ferdinands III. sich mit Eid der unbefleckten Empfängnis Maria's angelobte, trat Schönleben das erstemal mit einem «Panegyricus» auf dieses Thema hervor, das er auch später noch mit allem Aufgebot seines Wissens mehrmals verfochten hat. 22 Litterae annuae Austr. Prov. S. J. ad Rev. D. Guilielmum Lamor-main ejusdem Provinciae Praepositum, Manuscript der k. k. Hofbibliothek, Nr. 12040, fol. 24 f. Von P. v. Radies. 13 Das nächstfolgende 1650. Jahr sah unseren, wie aus vorstehender Darstellung hervorgeht, schon in frühen Jahren im Mittelpunkte der Intelligenz in die Oeffentlichkeit getretenen und darin wohlbewährten Landsmann in die geliebte Heimat zurückgekehrt, um jedoch dieselbe, einem neuerlichen Rufe in die Residenz folgend, bald wieder zu verlassen. Präfeet der Schulen im Collegium S. J. in Laibaeh. (1650—1652.) Nachdem das Schuljahr 1650/51 an dem Jesuitengymnasium zu Laibach in gewohnter Weise durch Glockenschlag am 30. und 31. October 1650 eröffnet war und am 3. November in der heutigen Stadtpfarrkirche zu St. Jakob der Rector P. Michael Hermann das heil. Geistamt abgehalten, führte dieser am 5. November vormittags den neuernannten Präfecten der Schulen, den P. Ludwig Schönleben, durch die einzelnen Classen, dabei an die Jugend betreffs Einhaltung der Schuldisciplin diese und jene Ermahnungen richtend. Der Lehrkörper des Laibacher Gymnasiums bestand für dieses Schuljahr aus folgenden Mitgliedern der Societät: für Moraltheologie P. Franc. Harrer, als Schulpräfect P. Ludwig Schönleben, für die Rhetorik (VI. Classe) P. Steph. Alborell (aus Oesterreich), für die Poesie (V. Classe) Magister Marsilius Coroni ni (aus Görz), für die Syntax (IV. Classe) P. Frid. Rainer (aus Steiermark), für die Grammatik (III.. Classe) Magister Heinrich Söldner (aus Wien), für die Princip (II. Classe) Magister Frid. Jellentschitsch (aus Laibach), für die unterste [«infima»] (I.Classe) Magister David Lo y (aus Kärnten). Diese und die nachfolgenden Daten aus den Tagen seiner Präfectur verdanken wir den eigenen Aufzeichnungen Schönlebens, indem er es war, der sofort nach Uebernahme dieses Schulamtes die Anlegung eines neben allgemeinen Diarien des «Ministers» am Collegium geführten Diariums der Schulpräfectur vor die Hand nahm. Dasselbe, in den ersten sechs Textblättern und in dem noch zu besprechenden Anhange I a Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Schönlebens Handschrift weisend, erscheint mit dem Schuljahre 1650/51 begonnen und wurde dann mit geringen Unterbrechungen von seinen Nachfolgern im Amte bis zum Jahre 1718 einschliesslich geführt, so einen wichtigen Beitrag zur älteren Geschichte des heutigen k. k. Ober gymnasiums in Laibach bildend. Die Handschrift, gegenwärtig im Besitze des krainischen Landesmuseums, ist ein stattlicher, in beschriebenes Pergament gebundener Folioband; Papier: drei leere Blätter, Titelblatt, drei leere Blätter, sechs Blätter beschrieben (von Schönlebens Hand), zwei leere Blätter, 278 beschriebene Blätter (von 1652—1718), und Anhang: Collectaneen aus den Jahren 1602—1638, Titelblatt und zehn beschriebene Blätter (von Schönlebens Hand) ; am Schlüsse 15 leere Blätter. Der Folioband ist im ganzen wohlerhalten, einzelne Blätter wurmstichig, der Einband und einzelne Blätter lose; der Vorderdeckel und die ersten leeren Vorstossblätter haben durch Feuchtigkeit etwas gelitten. Das Titelblatt des Haupttextes lautet : Diarium | Prefecture. [ Scholarum | In Archiducali Collegio | Societatis Jesv | Labaci | Inchoatum | Anno M. DC. LI. Die erste Textseite beginnt mit der Bezeichnung: Annvs | M.DC. LI | Studiorum Instauratio |, und es folgen die eingangs dieser Abtheilung bereits mitgetheilten Nachrichten über den Beginn des Schuljahres 1650/51. Im Anschlüsse an die Angabe des Lehrkörpers notiert Schönleben, dass er als Präfect am 18. November 9 Uhr morgens im Festsaale («in Auditorio») den anwesenden Casisten, Rhe-toren, Poeten u n d Syntaxisten die akademischen Vorschriften («leges studiosorum») zur Vorlesung gebracht habe. Und nun gehen die Aufzeichnungen über die bemerkens--wertesten Vorfallenheiten seiner Präfecturszeit, die zugleich mit dem Schuljahre 1650/51 ihr Ende nahm, weiter fort. .Wir müssen uns jedoch darauf beschränken, nur das allgemein Interessante und meist Charakteristische davon hier auszuheben. Von P. v. Radies. !S Noch im November 1650 hatte Präfect Schönleben über Auftrag des Rectors die Studierenden u. a. angewiesen, zur Ablegung der heil. Beichte sich an drei bestimmte Beichtväter zu halten, die ihre Stühle zur Rechten vom Kircheneingange hatten, und zwar aus dem Grunde, dass sie nicht mit dem zur Linken die Beichtstühle benützenden weiblichen Geschlechte in Berührung kämen. Nun hielten sich wohl alle Studierenden an die angewiesene rechte Seite, doch hielten sich mehrere derselben nicht an die angewiesenen drei Beichtväter, sondern giengen auch nach wie vor zu zwei anderen Priestern, die knapp an der Thüre sassen, und zwar aus dem Grunde, weil die Schüler von der I. Classe (Parva) bis einschliesslich der IV. Classe (Syntax) und auch die meisten aus der V. Classe (Poesie), mit Ausschluss einiger weniger Deutschen und Italiener, in keiner ander en als in der einheimischen (slovenischen) Sprache zu beichten pflegten («non alia lingua quam uernacula [paueulis exceptis Germanis et Italis] confiterentur»)23 und von den angewiesenen drei Beichtvätern zwei sie in der «einheimischen» Sprache nicht abhören konnten («neque hanc linguam callerent duo ex assignais »), dem der (slovenischen) Sprache mächtigen Prä-fecten Schönleben es aber unmöglich gewesen wäre, einer solchen Menge diesbezüglich allein Genüge zu leisten («impossibile fuerit soli Praefecto tantam audire multitudinem»). Im December 1650 ward über Ansuchen des grossen Gönners des Collegiums, des Landeshauptmannes Wolf Engelbert Grafen Auersperg, ein siebenjähriger Türkenknabe zur Schule gebracht und begann die I. Classe («paruam scholam») zu besuchen; derselbe wurde dann am Neujahrstage 1651 durch den Bischof von Pedena (Bibra), Franz Maximilian Vaccano, auf die Namen Wolfgang Leopold getauft. " Fol. 2 ». 16 Der Jcrainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Aus einer am selben Tage gegen einen Studiosus der Theologie erhobenen Anklage geht hervor, dass Rector und Präfect die gerichtliche Instanz für die Studierenden bildeten. Da Mitte Jänner 1651 mehrere arme Studenten des Abends unter Vorantragung eines papiernen Ofens herumgezogen waren, vor den Häusern eine deutsche Komödie. «Winter und Sommer» aufgeführt und hiedurch grossen Zusammenlauf und Tumult erregt hatten, so wurden sie ergriffen und dem Collegium zur Strafe übergeben. Der erste aus ihnen — der Unternehmer dieser Vorstellung —, dem der Präfect ausdrücklich verboten hatte, zur Komödie eine Fraue nsperson hinzuzunehmen, musste sich, da er dem Gebote zuwider gehandelt, im Lehrzimmer der Rhetorik, in einen Sack eingenäht, vor den Mitschülern mit drei Hieben selbst geissein. Doch wurde diesen Schülern, ihrer grossen Armut wegen, unter gewissen Bedingungen wieder erlaubt, sich mit derartigen dramatischen Vorstellungen leichten Lebensunterhalt zu verschaffen. Zi In der Zeit von Ostern bis Pfingsten unterblieben die gewöhnlichen Katechisiérungen durch den Präfecten — jeder Professor nahm in seiner Classe die Exhorten vor —, da Schönleben in diesen Wochen theils durch die Vorbereitungen zu der grossen Theatervorstellung im Collegium, theils durch einen nach Oberkrain (V e 1 d e s) unternommenen Ausflug in Anspruch genommen war.26 Wie in ihren anderwärtigen Collégien pflegten die Jesuiten nämlich auch in Laibach die theatralen Aufführungen durch ihre Zöglinge als einen wichtigen Bestandtheil der Bildung und Erziehung. Im Jahre 1641 hatten sie ihren Festsaal eigens zu einem Theater umgestaltet, mit grossen Kosten des Collegiums selbst sowie durch namhafte Beiträge ihrer Gönner; «est elegans et constat versionibus» sagt von dieser 24 Fol. 4 a. ¦' Fol. s =>. Von P. v. Radies. 17 ihrer Bühne die «Historia annua» zum genannten Jahre26 und präcisiert mit diesen Worten deren Schönheit und Eignung zum Scenenwechsel. Schönleben als Theaterdichter. Der neue Präfect, der während seines Wiener Aufenthaltes an den daselbst mit grossem Pompe inscenierten Theatervorstellungen des Collegiums seinen künstlerischen Sinn genugsam hatte läutern können, wollte, als es galt, auf der hiesigen Bühne unter seiner Leitung die gewöhnliche Vorstellung anlässlich der Preisvertheilung zu inscenieren, etwas ganz Besonderes bieten. Schönleben schrieb denn selbst zu diesem Zwecke eine lateinische Tragödie in grossem Stile, die an zwei Tagen zu spielen hatte und für die in scenischer Richtung gleichfalls ein bedeutender Aufwand nöthig war. Der Stoff, den er sich für sein Drama gewählt, war der Lebensgeschichte des oströmischen Kaisers Anastasius (491—518) entnommen, erhielt den Titel: Haeresis fulminata, Anastasius Tyrannus Orientis Haereticus, war in zwei Abtheilungen mit zusammen fünf Acten und je einem Prologe ein-getheilt und, wie schon angedeutet, an zwei einander folgenden Tagen zur Aufführung gebracht. Die erste Abtheilung, Prolog I und die Acte 1 und 2, wurde am 2. Mai 1651 von 2 — ya6 Uhr ' nachmittags, die zweite Abtheilung, mit eigenem Prologe und die Acte 3—5 (Schluss), am 3. Mai von 1/i2 — 1/2^ Uhr nachmittags gespielt. Da das Stück der krainischen Landschaft und als deren Repräsentanten namentlich dem Landeshauptmann Wolf Engelbert Grafen Auersperg und den Verordneten: Eberhard Ursini Grafen Blagay, Johann Abten von Sittich, Gottfried Gall von Rudolfsegg und Franz Kaspar Freiherr von Brenner gewidmet war, so gab Schönleben dem Prologe I einen localkrainischen Inhalt und gestaltete denselben zu einer Apotheose der 2G Historia annua Collegii Soc. Jesu Labacensis, pag. 171. Manuscript im Musealarchive. 18 Der krainisclie Historiograph Johann Ludwig Schönleben. krainischen Landschaft, beziehungsweise ihrer Vertreter, das altberühmte Geschlecht der Auersperger an der Spitze, mit dem Hinweise auf die vor nicht langem erst erfolgte Beendigung der «Haeresie» in Krain, der in dem Ausspruche gipfelt: «Provinciae robur ex una fide, Provinciae pestiš ex varia fide.-» Als darstellende Personen in dieser Apotheose treten auf: Provincia, Genius Auerspergicus i, 2; Genij Deputatorum i, 2, 3, 4; Genij Provinciae i, 2, 3, 4, 5, 6; dann: Pietas, Fides, Fortitudo, Munificentia, Pax, Pallas, die in dithyrambischer Wechselrede den Sieg des katholischen Glaubens mit Posaunenklängen feierten.27 Auf den eigentlichen Inhalt des Stückes des Anastasius Orientis Tyrannus selbst des näheren einzugehen, davon müssen wir Raummangels wegen wohl absehen. Die reichbewegte Handlung, in welcher Kaiser Anastasius mitten innen steht, sie thatkräftig leitend und weiterführend, endet mit dessen Tode durch den Blitz, vor dem ihn auch nicht das von seinem Hofmathematicus eigens wider Blitzesgefahr erbaute Gewölbe hatte schützen können. Die Schlusscene des fünften Actes zeigt den Tyrannen Anastasius vor dem Richterstuhle Gottes: «et fatalem excipit sententiam» lauten die Schlussworte I Die Landschaft hatte in Anerkennung der durchwegs guten Leistungen der Jesuitenschüler im vorhergegangenen Schuljahre dem Collegium die Summe von 300 fl. gespendet, und so konnte zur Ausstattung der Theatervorstellung dieses Jahres ein grösserer Aufwand gemacht werden. Es wurden demnach u. a. zur Vervollständigung der Garderobe für das Schön-leben'sche Stück eigens ein dunkelrothseidener Kaisermantel für den Darsteller des Anastasius (Rev. D. Hieronymus Genova, der freien Künste und Philosophie Magister und Hörer der Moraltheologie), ein grosser rother Mantel für den Darsteller der Kaiserin Ariadne, des Anastasius Gemahlin (Johann 27 Dedicationsexemplar; Manuscript der fürstl. Auersperg'schen Bibliothek in Laibach. Von P. v. Radies. *9 Ludwig von Hoeffer, «Nobilis»), und eine Anzahl anderer rothseidener und bunter Anzüge für andere Darsteller von Hauptrollen sowie neun Kothurne, mehrere Turbans und ähnliches neu angeschafft. Bei der Aufführung am zweiten «Abende» waren allein 94 Zöglinge und ein Magister beschäftigt. Der Besuch war an beiden Tagen ein bedeutender, am zweiten noch grösser als am ersten. Die Zöglinge erhielten drei Ferialtage zum Lohne für die guten Leistungen. Der Landeshauptmann Graf Wolf Engelbert Auersperg unternahm aber mit dem Dichter Schönleben und dem P. Harrer einen Ausflug in unser romantisches Oberland, nach dem schönen Veldes, welcher Ausflug vom 8. bis 16. Mai währte,28 denn unter letzterem Datum ist die Rückkehr der beiden Patres in das Laibacher Haus verzeichnet.29 Eine seiner letzten Einzeichnungen hat Schön leb en in sein Diarium Praefecturae in den letzten Tagen des Juni vorgenommen; es betrifft dieselbe (22. Juni) die in diesem Jahre für die ganze Laibacher Diöcese angeordnete Achatiusfeier zur Erinnerung an den 1593 am Festtage des heil. Achatius durch Andreas von Auersperg erfochtenen wunderbaren Sieg gegen Hassan Pascha («quae [victoria] miraculose hac die concessa dicitura). Die Feier fand wie die anderer Feste durch Abhaltung einer slovenischen und deutschen Predigt (concione slauonica et germanica) und eines gesungenen Amtes in der Jesuitenkirche statt.30 Aus dem Juli liegen keine Aufzeichnungen mehr vor, nur die Ueberschrift «Julius Anni 1651» zu Häupten der nachfolgenden leeren Seite deutet darauf, dass noch welche beabsichtigt waren, oder wurde Schönleben bereits Ende Juni nach Wien abberufen ? ! Der eingangs erwähnte Anhang zum Diarium Praefecturae, gleich dem Texte des Jahres 1651 von Schön- 28 Diarium Collegii zum 2. bis 8. Mai 165 t. 29 Diarium Collega zum 16. Mai 1651. 30 Diarium Praefecturae fol. 6a. 2 0 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. lebens Hand geschrieben und sich unmittelbar an die Präfectursaufzeichnungen des Präfecten vom Jahre 1718 anschliessend, weist den Titel : Collectanea | Ex annis Praeteritis | Spectantia | Ad Gymnasii Labacensis | Historiam | Vindicata ab interitu | Anno | MDCLI. — Schönleben hat diese von ihm geretteten Notizen zur Geschichte des Laibacher Gymnasiums aus früheren Jahren chronologisch geordnet und zusammengeschlossen hier bewahrt und sind dieselben, wie für die Geschichte des Collegiums, so namentlich auch für die Geschichte des Theaters in Laibach, von besonderem Interesse und verdienten gelegentlich zu vollem Abdrucke zu gelangen. Sehönlebens zweiter Aufenthalt in Wien; Doeent an der Wiener Universität. (1651—1653.) Hatte sich Schönleben durch die Führung der Präfectur in Laibach sowie speciell durch den Erfolg des von ihm verfassten Theaterstückes am hiesigen Collegium verdient gemacht, so hatten seine Oberen in .Wien das Jahr über, da er hier gewirkt, ihr Auge nicht von ihm abgewandt, denn er ward noch im selben Jahre (1651) in das Wiener Haus von hier abberufen, um daselbst alsbald den Lehrstuhl der Philosophie an der von den Jesuiten geleiteten Universität einzunehmen. Doch nicht allein auf das Lehramt sollte sich Schönlebens neuerliche Thätigkeit in der Residenz beschränken. Wir sehen ihn hier auch bald wieder die Predigtkanzel besteigen, und diesmal tritt er in erster Linie als Prediger für die Universität selbst hervor. Die von ihm schon während seines ersten Wiener Aufenthaltes gesammelten, nun aber ad hoc vermehrten und geordneten historischen Daten aus den alten Universitätsschriften bieten ihm jetzt einen erwünschten schönen Stoff zu einer tiefdurchdachten und schwungvollen Gedächtnisrede, Von P. v. Radies. 2 I die er «in primo anniversario» auf die Gründer, Wohl-thäter, Rectoren und Doctoren der Alma mater Viennensis zu halten übernommen hat. Es ist am 24. Juli 1653, dass Schönleben im Dome zu St. Stephan über dieses Thema spricht, und zwar in ziemlich langer Ausführung, denn die später (1676) gedruckte Rede füllt 17 Druckseiten in Quart. «Und doch» — sagte er im Eingange seiner Predigt—, «was in 417 Jahren31 von denen, zu deren Lob und Preis er als Redner bestellt worden, an der ältesten deutschen Universität Gutes gestiftet worden, das könne der Inhalt einer Rede nicht erschöpfen.» Er gedenkt des «Stifters» der eigentlichen Hochschule (Univer-sitas) Rudolfs IV., dann Alb re cht s IL, Leopolds, Friedrichs III., Maximilians I., Ferdinands I. und Ferdinands IL sowie des ganzen österreichischen Hauses als hervorragenden Wohlthäters auch der Wiener Universität. Sodann nimmt er die berühmtesten Lehrer, die an der Wiener Universität bisher gelehrt, der Reihe nach durch, die Theologen mit dem Rector Henricus de Hassia (t I397) beginnend bis auf Petrus Canisius, dann die Juristen, hier besonders den Johann von Palomar, den Vorsitzenden des Basler Concils, sowie des Kaiser Ferdinands I. Rath Georg E d er, der 36 Jahre für die Universität thätig und elfmal Rector gewesen, hervorhebend, die M e die in er, wo er auf den auch als Poet, Redner, Philosoph und Historiker bekannten Johann Cuspini an und schliesslich auf Barthol. Stoberus namentlich Gewicht legt, den er seiner Kunst wegen einen «neuen Promotheus des Menschengeschlechtes» nennt; von- den Philosophen ist es in erster Reihe der Landsmann Siegmund Freiherr von Herberstein, dreier 31 Also zwei Jahre hergerechnet nach der 1237 erfolgten Stiftung der St. Stephansschule durch Kaiser Friedrich II., die jedoch, wie schon Steyerer, Hist. Alberti II. Duc. Aust., pag. 438, und Kink, Geschichte der Wiener Universität I., pag. 2, Note I, dargethan, nur zur geringeren Ciasse der Lehranstalten gehörte. —¦ Siehe Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I., pag. 7, Note 2. Der kramische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Kaiser Abgesandter an fast alle Fürsten Europa's, bei dem er länger verweilt und dessen «feine, vornehme Beschreibung des moskovitischen Reiches» er besonders betont. Er schliesst seine Ausführungen, die ebenso für seine eindringlichen Studien über den Gegenstand wie für seine Begeisterung, die er diesem entgegenbrachte, das schönste Zeugnis geben, mit der Aufzählung noch einer Anzahl mit der Wiener Universität in Verbindung stehender berühmter Männer, nochmals auf Hen-ricus de Hassia zurückkommend und daran die Namen von Oyta, Peuerbach, Regiomonte, Tanstätter u.s.w. u.s.w. von. Conrad Celtes, Stabius undVadia-nus fügend, der Poeten, «die schon längst der Lorbeer und nun auch die Cypresse krönt». Bei dem Predigtabdrucke (1676) finden sich auch die Quellenangaben für dieselbe aufgeführt: Manuscripte von Managetta, Eder, Diarien von Cuspinian, die Bibliothek der Wiener Akademie u. a. m. Eine andere «akademische Ansprache» aus diesem seinem zweiten Aufenthalte in Wien ist die von ihm am Festtage Cosmas' und Damians, der Patrone der medicinischen Facultät, gehaltenen Gedächtnisrede auf diese Märtyrer; diese Predigt, im Abdrucke (1676) nur sieben Quartseiten füllend, zeigt in den vielen Anspielungen auf alte Mediciner für die aussergewöhn-liche Belesenheit Schönlebens, die sich auch auf die medici-nische Wissenschaft erstreckte. Seine grossen Erfolge, seine Beliebtheit in der Residenz, vorab als Kanzelredner, «seine überlegenen Talente» waren aber nach der mehrerwähnten Handschrift in der Bischof Gruber'schen Bibliothek die Ursache, dass er nun eine Reihe von Kränkungen erfuhr und dadurch sich veranlasst sah, kurz vor Vollendung des Studienjahres 1652/53 das Wiener Lehramt zu verlassen und dann auch aus der Gesellschaft Jesu selbst auszutreten (1654) [«dimissus e Societate 1654»].82 32 Mittheilungen des historischen Vereines für Krain 1858, pag. 40, Nr. 119, nach «Scriptores Provinciae Austriae Soc. Jesu», Wien 1855, pag. 408. Von P. v. Radies. 23 Doctorat in Padua (1653) ; Austritt aus dem Jesuitenorden und Ernennung1 zum Laibaeher Domdecan (1654). Von Wien begab sich Schönleben nach Padua, um sich an der dortigen Universität für das Doctorat der Theologie vorzubereiten, was jedoch nicht gar lange Zeit in Anspruch nahm, denn wir sehen, dass ihm schon nach wenigen Monaten unter dem Vorsitze des Matthäus Fesch der Doctorhut der Theologie verliehen wurde. Das bezügliche Diplom (Pergament mit vielen Verzierungen), in Quart, de dato Padua 19. December 1653, nennt als Zeugen: Dr. Johann Anton Kunstl aPaum-garten et Joh. Burchardus Corditsar ab Herzenthal Labacensis, Doctor Johann Burchard (Senosicensis), M.-Dr. Joh. B. Pekelius Locopolitanus.38 Während der so kurzen Dauer seines Aufenthaltes in der italienischen Universitätsstadt, mit welcher von Krain durch Jahrhunderte ein reger Verkehr bestanden, benützte Schönleben, wie er es überall, wohin sein Fuss ihn lenkte, zu thun gewöhnt war, zur Sammlung von auf die krai-nische Geschichte, vorab auf die Geschichte der kraini-schen Adelsgeschlechter bezughabender Notizen. Es bot ihm da zunächst die Universitätsmatrikel Stoff genug, und wir finden namentlich in seiner Genealogie der Auers-perge auf diese Quelle wiederholt hingewiesen,34 da u. a. 1569 zugleich drei Auersperge, Christoph IL, Wolf Engelbert und Trojan II., Söhne des Helden Herbard Vili., in Padua studierten und der letztgenannte, Trojan IL, im zarten Alter von 14 Jahren daselbst seinen Tod fand; Schönleben nennt dessen Grab in der Kirche PP. Eremitarum S. Augustini sub Aquila.86 Seine Rigorosen hatte Schönleben mit solchem Nutzen abgelegt, dass man ihm an Ort und Stelle sogleich eine theologische Lehrkanzel antrug, die er jedoch ausschlug, da er 33 Mittheilungen des historischen Vereines für Krain 1853, pag. 94. 34 Genealogia Auerspergica, Labaci 16S1, pag. 10 ff. 36 Ebenda, pag. 10. Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. gesonnen war, seine Fähigkeiten der Heimat Krain zu widmen.86 Unmittelbar mit Erlangung des Doctorats der Theologie verband er seinen Austritt aus der Societät Jesu, aus welcher er 1654 entlassen wurde.87 Alsbald ward er zum Domdecan an der Laibacher Kathedrale ernannt, und der Pater Magister des Laibacher Collegiums der Jesuiten notiert unterm 31. Mai 1654: «Ea die infiüatus est in Praepositum Labacensem R. D. Marcus Dolliner ante hie Decanus, cui successit R. D. Ludovicus Schönleben.»38 Dass Schönleben in seiner neuen geistlichen Stellung in der Landeshauptstadt zum Collegium S. J. auch fortan in den freundschaftlichsten Beziehungen geblieben, beweist zunächst die Thatsache, dass er einige Wochen nach seiner Ernennung zum Domdechanten anlässlich einer von der deutschen Congregation (der Jesuitenschüler) am 11. August nach Rosenbach («ad montem Rosarum») unternommenen Procession in der Kirche in Oberrosenbach das Hochamt hielt.39 Die krainische Landschaft und die Stadtvertretung von Laibach wetteiferten, dem zu definitivem Aufenthalte ins Vaterland Zurückgekehrten Beweise ihrer Anerkennung für seine bisherigen Leistungen im öffentlichen Wirken zu geben, sowie die Anwartschaft auf sein weiteres patriotisches Schaffen zu escomptieren. Am i.Jänner 1657 war Propst Marcus Doliner gestorben, der von 1652 das an der Kapelle St. Georgii im alten Laibacher Dome bestandene, 1435 von einem hiesigen Schuhmacher Namens Primus Witsheckh gestiftete Beneficium innegehabt, und am 2. Jänner d. J. verlieh bereits der Magistrat der Landeshaup t stadt, dem das Präsentationsrecht dieses Bene fi ciums zustand, dasselbe «dem Joanni Hormayers Archiv 1817, pag. 315. Mittheilungen des historischen Vereines für Krain 1858, pag. 40. Diarium Collegii zum 31. Mai 1654. Diarium Collegii zum II. August 1654. Von P. v. Radies. 25 Ludovico Schönleben, SS. Theol. Doctori, Protonotario Apostolico et Decano» zu Laibach.40 Dem Pröpsten Marcus Doliner hielt Dechant Schönleben tags darauf «bey der gewöhnlichen Beerdigung» die «Leich-predig im Dome». Diese Rede, die in deutscher Sprache gehalten war, finden wir unter dem Titel: «Die Handschrift» abgedruckt als Zugabe zum (1670 erschienenen) zweiten Theil von Schönlebens «Feyertäglichen Erquickstunden». Schönleben erzählte darin seinen Zuhörern, dass der Verstorbene 16 Tage vor seinem Tode ihn um die Abfassung einer Grabschrift «für einen Freund», wie Doliner sagte, ersucht habe; nun wisse er, Redner, warum und für wen jener die Grabschrift gewollt und nun könne auch die von ihm leergelassene Stelle in der Grabschrift mit dem Namen Doliner ausgefüllt werden. «Das jüngst vor drei Tagen verrückte Jahr ist gewesen MDCLVI. Sein Nam hat eben diese Zalbuchstaben und weder mehr noch weniger in sich, massen es klar an den Altären, an dieser Kanzel, auff seinem Wappen zu sehen ,MarCVs DoLIner'. Das war zugleich sein Grabsäule und sein .Handschrift'. Ziehet zusammen die grossen Zalbuchstaben und ihr werdet zälen MDCLVI. Jetzt ist ergänzet sein Epitaphium, sein Grabschrift.» Die krainischeLandschaft ernannte unseren Schönleben aber zu ihrem besoldeten «Sacellanus», als welcher er in der, im Landhause damals bestandenen St. Achatius-Kapelle" «zu gewissen Jahreszeiten, absonderlich aber den ersten Tag der jährlichen Zusammenkunft der Stände diesen eine Messe zu lesen hatte»;" den Titel «IUustrissimorum Statuum Inclyti Ducatus Carnioliae Sacellanus» finden wir ihm zuerst in einem Druckwerke beigelegt, in seiner (1659) 40 Valvasor, Ehre des Herzogthums Krain II. (VIII.), pag. 760. 41 Heute zum Amtsgebrauche dienend, war dieselbe Anfangs des i8ten Jahrhunderts eingegangen, 1737 wieder hergestellt, um dann wieder einzugehen. Mittheilungen des historischen Vereines für Krain 1858, pag. 61. 42 Valvasor, Ehre des Herzogthums Krain III. (XI.), pag. 696. 2 6 Der kraìnische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. zu Klagenfurt erschienenen Orbis votorum Libri III., und zwar in der bischöflichen Approbation ddo. Labaci die 4. August 1659. Der grosse Mäcen für Kunst und Wissen, der Landeshauptmann Wolf Engelbert Graf Auersperg, betraute ihn um dieselbe Zeit mit der Katalogisierung seiner reichhaltigen Bibliothek. Der Katalog hierüber in der fürstlich Auers-perg'schen Fideikommiss - Bibliothek in Laibach liefert über Schönlebens Begabung auch auf diesem wissenschaftlichen Gebiete ein schönes Zeugnis. Das Jahr 1661 brachte aber dem Lande Krain und speciell der Stadt Laibach die hohe Feier des zweiten Säculums im Bestände des Laibacher Bisthums. Zur Verherrlichung derselben war der Dechant Schönleben als Festprediger zu Ehren des Dompatrons des heil. Nikolaus ausersehen und er hielt demgemäss die ganze Octav hindurch acht Lobpredigten vom heil. Bischof und Beichtiger Nicoiao.*3 In der vierten dieser Lobpredigten kommt Redner auf den erhabenen Stifter des Bisthums Laibach, Kaiser Friedrich III. Drei Jahre später erhielt die Laibacher Diöcese nach dem Tode des elften Bischofs Otto Friedrich Grafen Buchheim in Josef Grafen Rabatta einen neuen Bischo f, dem eine Deputation des Domcapitels mit dem Decan Schönleben an der Spitze bis nach Steiermark zum Empfange entgegengeschickt wurde. Bei diesem feierlichen Empfange hielt nun Schönleben eine Rede, die Valvasor44 im lateinischen Original und in deutscher Uebertragung wörtlich wiedergegeben. In seiner Stellung als Domdechant sah sich Schönleben ab und zu genöthigt, manche Aenderungen vorzunehmen, die ihm aber so viel Sorgen und Arbeit verursachten, dass er sich bald ausserstande sah, für seine literarischen Arbeiten, die 43 Abgedruckt in: Feyertägliche Erquickstunden,Salzburg 1669,1. Theil, §§ III—XI. » II. (VIII.), pag. 674. Von P. v. Radies. 27 er in Fülle vorhatte, die erwünschte Musse zu finden.46 So reifte allgemach der Entschluss in ihm, auf diese Stelle zu resignieren , und nachdem er zuvor noch mit Octavius Grafen Buccelini unterm 22. December 166646 die Regierung gebeten hatte, ihre Beneficien verwechseln zu dürfen, legteSchönleben seine Stelle als Domdechant von Laibach nieder und es wurde als solcher unterm 2.Juli 1667 der obengenannte Graf Buccelini installiert.47 Vater Dolnicar von Thalberg bezeichnet in seiner schon erwähnten Familienchronik diese Resignation seines Schwagers als «nicht verständig» und «in abstossender Weise geschehen» , welche Bemerkung jedoch eine spätere Hand, wahrscheinlich die des Fortsetzers Johann Gregor Dolnicar von Thalberg, ausgestrichen. Die letzte feierliche Function als Domdechant hatte Schönleben am 12. Juni 1667, Sonntag nach Frohnleichnam, vorgenommen, und zwar bei den P. P. Jesuiten, wo er um 7 Uhr früh das Hochamt gesungen und nach Beendigung desselben das Hochwürdigste in der Procession getragen, gefolgt vom Bischöfe im Rochet und von zahlreichen Mitgliedern des Adels ; der darauf gefolgten Tafel im Collegium wohnten Schönleben und der Dichter Canonicus Gladich bei.48 Nach Niederlegung der Domdechantenstelle begab sich Johann Ludwig Schönleben als Pfarrer von Reifnitz und Archidiacon von Unterkrain in die stille Abgeschiedenheit des lieblich gelegenen unterkrainischen Marktes, «in Hoffnung» — wie Valvasor sagt —-, «auf dem Lande mehrer Ruhe zu geniessen als in der Stadt».49 Pfarrer in Reifnitz und Erzpriester in Unterkrain. (1667—1676.) In dem von Süd und Nord durch Gebirgsreihen zwar abgeschlossenen, doch an sich so freundlichem Thale von 45 Hormayers Archiv 1817, pag. 315. 48 Fürstbiscliöfliclies Archiv in Laibach. 47 Fürstbischöfliches Archiv in Laibach. 48 Diarium Collegii zum 12. Juni 1667. 4» IL (VI.), pag. 354. 2 8 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Reifnitz schrieb und entwarf Schönleben nun seine grösseren historischen Arbeiten, nebenher auch und zuvörderst noch theologische. Von hier aus rückten von 1668—1676 zu Salzburg seine warmen Vertheidigungen der unbefleckten Empfängnis Mariens, die ihm die Mitgliedschaft der gelehrten Aca-demia Gelatorum in Bologna eintrugen, sowie seine Predigten : «Fey ertagli che Erquickstunden» u. a. pastorale Werke seiner Feder, aber auch die« A emona vindicata», das epochale Werk über den Standort des römischen Aemona = Laibach, in die Presse. Grosse Fortschritte machten hier seine Vorarbeiten zu seinem Hauptwerke über Krain zu seiner «Car-nioli a antiqua et nova», die er eingangs des aus Reifnitz, 30. August 1672, an den kaiserlichen Hofbibliothekar Lambeck in Wien gerichteten Schreibens als eine ^beschwer. liehe Beschäftigung» («molesta occupatio») bezeichnet.50 Auch erwähnt er in dem eben genannten Schreiben seiner «Genealogie der Habsburger» (erschienen 1681), die also im Concepte jetzt vollendet vorlag, sowie in diese Zeit die Vorarbeit zu seiner «Genealogie der Babenberger» fällt,51 die im Manuscript in der k. k. Hofbibliothek in Wien bewahrt wird, und die Neuherausgabe der Bischof Chrön'schen Evangelien und Episteln in slovenischer Sprache (1672). Aus diesem buen retiro von Reifnitz , wo Schönleben unermüdlich thätig war als Forscher und Schriftsteller, Hess er sich nichtsdestoweniger doch hin und wieder in der Landeshauptstadt blicken, wo die Spur seines nunmehrigen jeweiligen Aufenthaltes aber auch immer wieder durch seine geistige Thätigkeit nachgewiesen werden kann. So begegnen wir ihm 1672 im Mai zu Laibach, wo er die an Sigismund Grafen Gallenberg gerichtete «Widmung» seiner (1673) erschienenen Sacra Pyramis geschrieben, in welcher Widmung er auf Grund 60 Siehe den Abdruck des Briefes im Anhange Nr, I. Anm. des Verf. 61 Am Rande der Handschrift sind die Filialkirchen von Laas notiert. Anm. des Verf. Von P. v. Radies. 29 seiner Forschungen in den Manuscripten der Familie die Tugenden und Vorzüge dieses krainischen Adelsgeschlechtes preisend hervorhebt. Am Festtage des heil. Joseph (19. März) 1675 finden wir unseren Historiographen abermals in Laibach thätig, denn er hält an diesem Tage bei den Augustinern — Discalceaten — auf der Wienerstrasse (Civilspital) eine ebenso originelle als interessante Predigt, die wieder den Kenner und Freund der vaterländischen Geschichte in erfreulichstem Lichte zeigt. Diese noch im selben Jahre in Salzburg im Drucke erschienene Festpredigt befindet sich als eine grosse bibliographische Seltenheit —¦ Schreiber dieses ist nämlich noch nirgends ein zweites Exemplar davon zu Gesicht gekommen — in der wohlgewählten, durch den gegenwärtigen hochwürdigen Herrn Prälaten Augustin Duda in vorzüglicher Weise neugeordneten Bibliothek des altberühmten B enedictiner Stiftes St. Paul im Lavant-thaïe (Kärnten). Diese Predigt, in ihrem Detail mit ausserordentlichem Fleisse ausgearbeitet, bietet ein gut Stück krainischer Landesgeschichte, denn der gewiegte Kenner dieser benutzte den passenden Anlass zu einem auf Quellenforschungen gegründeten und mit Quellencitaten belegten, aus den Archiven des Landes, der Stifte und einzelner Adelshäuser geschöpften Excurse über die Türkeneinfälle in Krain. Nachdem Schönleben die Greuel der Türkenvisiten anschaulichst geschildert, findet er rasch den Ueber-gang zu seinem geschichtlichen Detail. «Es beglaubens» — sagt er — «genugsam die alten Verzeichnisse, dass innerhalb 175 Janren mehr denn 24mal der blutgierige Feind allein ins Crainland (andere benachbarte Länder zu geschweigen) mordrasend eingerennt.»62 62 Herr Professor Levée zählt, gegründet auf die neuesten und umfassendsten Studien, die er über dieses Thema angestellt, bekanntlich von 20 Der krainisclie Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Und nun beginnt er als zweiten Theil seiner Kanzelrede die Chronik der Türkeneinfälle selbst — soweit sie ihm damals erreichbar — herzuerzählen. Als ersten Einfall nimmt Schönleben den Zug «anno 1425 durch Bossna und Crabathen», da der Türk «Unterkrain durchgeloffen bis zum adriatischen Meer» ; den nächsten Einfall setzt er in das Jahr 1431, «da der Türk bis auf Metling gestreift».63 Im weiteren Verlaufe dieser seiner Festrede zu Ehren des nunmehrigen Patrons gegen die Türken, des heil. Joseph, «den die Rom. Kays. Majestät als Schutz- und Schirmherrn zu einer Veste und Vormauer wider den Erbfeind der Christenheit erwählt», schildert Redner die Pietät der Habsburger im allgemeinen und citiert zu seinem Satze: «Der Gottlosen Gebet höret Gott nicht» auf Grund eines in Oberburg vorgefundenen Briefes der Königin Maria von Ungarn, der Schwester Kaiser Ferdinands I. — gerichtet anlässlich des ihr aus Krain berichteten Türkeneinfalles von 1527 an den Laibacher Bischof Cristoph Rauber —, die von äusserster Demuth erfüllten Worte der genannten grossen Königin, die sie dem Bischöfe eigenhändig zur Antwort geschrieben, also lautend: «Bitte den Allmächtigen, er wolle seine göttliche Straff schier von uns wenden vnd vns die Augen aufthun, dass wir erkennen mögen unsere Missethaten. Vnd wahrlich es bedünkt mich, unserer Bosheit nach strafft er mit einer gnädigen Ruthen, Ist zu besorgen, wenn wir uns nit bessern, er möchte den Stil herfürkheren und stark zu-schmeissen.» Zum Schlüsse seiner so eindringlichen, mit den ergreifendsten Beispielen aus der vaterländischen Geschichte belegten Aufmunterung ruft der Redner im Hinblicke auf die betrübende augenblickliche Lauheit im Glauben aus: «Die Andacht nimmt sehr ab, die Feiertag werden nit gebührender Massen geheyligt, von der Fasten 1408—1493 im ganzen 35 Einfälle in Krain und Istrien. Jahresbericht der k. k. Oberrealschule in Laibach 1891, pag. 58. 53 Levée setzt den ersten Einfall in das Jahr 1408, den zweiten 1425 oder 1429, den dritten 1469 u. s. w., 1. c. pag. 57. Von P. v. Radies. 31 haltet man wenig. Sogar das allgemeine Gebet wider den Türken wird unterlassen. Der zwaintzigste weiss nit, was Frühe vmb 7 Uhr vnd Abends vmb 8 im Winter, vmb 9 Uhr im Sommer das Glockengeläut bedeute. Es bedeutet, dass wir die Hülff Gottes wider den Erbfeind anruffen sollen .... Vor wenig Jahren haben wir vnser Zuflucht genommen zu der unbefleckten Mutter Gottes durch ein öffentliches Gelübde, dero unbefleckte Empfängniss mit Järlichem Fast- und Festtag zu begehen, und haben bald darauf erfahren, dass derjenige so allbereit den Sieg in der Hand gehabt, der Erz- und Erbfeind christlichen Namens, als er in Unter-Steyer gewüthet und den Rachen aufgesperrt, die Länder zu verschlucken, selbst um den Frieden angehalten und sich zurückbegeben. Jetzt werden wir haben zwo Veste, zwo Vormauern , zween Schirmer, ein Generalissimam und ein Gene-ralissimum, das jungfräuliche Paar Mariam und Joseph, und wollen hoffen, dass wir auch erfahren werden, Quomodo duo fugent decern millia, was massen unsere Patrone Maria und Joseph in die Flucht schlagen 10000 Feind. Amen, das werde wahr.» Trotzdem Schönleben in der verhältnismässig grösseren Musse des Reifnitzer Lebens im Interesse seiner geistigen Arbeiten recht emsig schaffen konnte, war ihm, dem überaus eifrigen Manne, auch dies noch viel zu wenig. «Erfand» — so überliefert uns der Zeitgenosse Valvasor, offenbar aus Schönlebens eigenem Munde — «daselbst endlich, dass das Land ebensowol von den Wellen der Unruhe überrascht werde, ja dass offt noch mehr Dörner an den Hecken und Zäunen des Feldes weder (als) in den Stadt Gärten wachsen: ich will sagen, dass es bisweilen auf dem Lande mehr Unruhe setzt als in der Stadt, (je) nachdem nämlich die Gelegenheit des Orts oder Amts beschaffen ist.»54 • Deshalb hat sich Schönleben im Jahre 1676 auch von dieser seiner letzten öffentlichen Stellung in Reifnitz nach II. (VI.), pag. 354. 2 2 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Laibach in die volle Ruhe des Privatlebens zurückgezogen. Es hätte ihm bei dem Rufe, den er sich als Schriftsteller bereits auch im Auslande erworben, nicht gefehlt, einen ehrenvollen Ruheposten ausserhalb des Landes Krain zu finden, wie ihn denn Kaiser Leopold I. und der Erzbischof von Salzburg nacheinander zum Bibliothekar begehrten,66 doch er, der grosse Vaterlandsfreund, zog es vor, seine letzten Lebenstage in der geliebten Heimat zu be-schliessen und hier noch, so lange es ihm gegönnt (zum Ruhme des weiteren Vaterlandes Oesterreich und des engeren krai-nischen Vaterlandes), nach Kräften zu wirken ! Ruhestellung1 in Laibaeh; Tod. (1676-1681.) Es ist schon im Verlaufe der früheren Abtheilung angedeutet worden, was Schönleben bereits an Werken in Vorbereitung und unter der Feder hatte. Nun als er sich im Besitze der so lange heissersehnten vollen Musse befand, gieng er denn auch systematisch an die Ausführung, und indem er jetzt sah, dass er die lange projectierten grossen historischen Werke vor die Hand nehmen könne, fiel sein Gedanke auch darauf, dieselben nicht wie seine früheren Arbeiten, wegen Mangels einer Buchdruckerei in Laibach, auswärts, sondern nach Schaffung einer solchen in unserer Landeshauptstadt, nun in der Heimat selbst in die Presse rücken zu sehen. Noch war sein theologisches Werk: Horae subsecivae dominicales 1676 in Salzburg erschienen, da legte Schönleben bei der krainischen Landschaft die Bitte ein, dass der Buchdrucker Johann Bapt. Mayr aus Salzburg nach Laibach kommen dürfe — nach hundert Jahren, nach dem Verleger der Reformation in Krain Johann Mannel (Mandelc), wieder der erste Buchdrucker in Krain —, und unterm 18. Juli 1678 ward in der Verordnetensitzung der krainischen 65 Hormayrs Archiv 1817, pag. 316 (Handschrift in der Bischof Gruber-schen Bibliothek). Von P. v. Radies. 33 Landschaft der bejahende Beschluss gefasst: «fiat gegen dem (gemachten) anerbieten» (Mayrs). Dieses «Anerbieten» hatte gelautet: Johann B. Mayr, Buchdrucker, will allhier eine Druckerey aufrichten, auch den Buchhandel befördern, bittet, ihm unter die landschaftliche Protection anzunemben und jährlich 200 fl. pro solario zu geben, erbietet sich dabey, die Buchdruckerey vor Ende des Jahres einzurichten.»66 Und schon im November desselben Jahres verliess das erste Druck-werk: «Ein Lob der Mutter Gottes» (Elogium) die Mayr'sche Druckerei in Laibach. Zwei Jahre später (1680) erschienen dann aus dieser Laibacher neuen Buchdruckerei, die also unsern Schönleben als ihren Begründer zu betrachten hatte, zunächst dessen Genealogien der Adelshäuser Gallenberg und Ursi ni-Blagay, während im nächsten Jahre (1681), seinem letzten Lebensjahre, daraus seine Dissertatio polemica de prima Origine Augustae Domus Austriacae, seine Genealogien der Auersperge und A11 ems und seine pièce de resistance, sein Krain betreffendes Hauptwerk: die «Carniolia antiqua et nova» hervorgiengen. Obschon aber die Mayr'sche Buchdruckerei in Laibach auch nach Schönlebens Tode noch fortbestand, so erschienen doch dessen'zwei posthum gedruckten Werke: die «Allegoria SS. Patrum» und der «Annus Sanctus Habsburgo-Austriacus» nicht in Laibach, sondern wieder in Salzburg, ersteres 1682, letzteres 1696. Schönleben, wie im allgemeinen stets allseitig rührig und auch in den letzten Jahren seines Lebens bei besonderen Anlässen noch immer gerne im Priesteramte hervortretend. erscheint in seiner Eigenschaft als Bénéficiât am St. Georgsaltar mit dem-Domcapitel im Streite, da gleich aus dem ersten Jahre seiner Rückkehr aus Reifnitz (1676) ein «Urtheil» erfloss, in der Rechtssache Johann Ludwig Schönlebens gegen 50 Siehe meine Geschichte des deutschen Buchhandels in Krain im Archive für die Geschichte des deutschen Buchhandels VI., pag. 82 f. 3 34 Der kramische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. das Laibacher Domcapitel (1676, 24. Juli), dahingehend, dass Kläger beim Gesang des Gottesdienstes und Introducierung eines neuen Richters nicht wieder gestört werde.»67 Aber nicht allein in seinen Functionen am St. Georgsaltare treffen wir ihn in diesen seinen letzten Lebensjahren, auch als «Sacellanus» der krainischen Landschaft verrichtete er noch in der landschaftlichen Kapelle im Landhause die ihm obliegenden Messen zu Beginn der Landtage, und auch bei den Jesuiten finden wir ihn bei besonderen Festen, so z.B. 1676, 21.Juni, beim Aloisiusfest das Hochamt «singend».58 Seine letzte geistliche Function war auch bei den Jesuiten, und zwar eine Predigt in slovenischef Sprache, die er für die «Sodalitas Christi agonizantis» am Sonntag Judica (23. März) 1681 gehalten und durch welche er die grosse Schar seiner Zuhörer zu zahlreichen Thränen rührte.69 So bis an den ihm von der Vorsehung gesteckten Schluss seines Daseins auf Erden nach allen Richtungen der selbstgewählten, stets mit gleicher Liebe und Hingebung gepflegten Berufs thätigkeiten unermüdlich und rastlos schaffend und wirkend, sah der, in seinem Leben und nach seinem Tode einerseits hochgehaltene, anderseits wider Gebür zu wenig geschätzte und gewürdigte, vortreffliche Mann, von dem zur Zeit und noch lange nachher soviel der Anregung und, was nicht oft genug wiederholt und betont werden kann, namentlich auf dem Gebiete der Geschichtsforschung und Geschichtschreibung Krains die erste ¦ Grundlegung ausgegangen — wofür ihm jede Folgezeit nicht genug zu Dank verpflichtet sein und bleiben muss —, das Ende seiner Tage im Ausgange des Jahres 1681 gekommen. In der letztenWoche des September erkrankte er an einer hitzigen Krankheit und am 15. October 1681 verschied er im 63. Jahre seines Alters- 57 Die Originalurkunde befand sich im Archive des bestandenen historischen Vereines für Krain. 58 Diarium Praef. zum 21. Juni 1676. 59 Historia annua . . ., pag. 454. Von P. v. Radies. 35 das Sterberegister der Dompfarre Laibach60 verzeichnet seinen Tod unterm 15. October 1681 mit den Worten: obiit Rev diss. Dns. Joannes Ludovicus Schenleben SS. Theologiae Doctor et Prothonotarius Aplicus. Sep. est apud P. P. Societ. Jesu aetatis suae 64. Dieses sein Todesjahr hatte er selbst wiederholt als sein «climacterisches» (annus climactericus)61 bezeichnet. So schrieb er am 16. April desselben Jahres an den befreundeten Abt Albert Reichart von St. Paul, da er ihm die Vollendung des ersten Theiles der Carniolia antiqua et nova meldet, er habe den zweiten Theil begonnen «in diesem grossen climacterischen Jahre, d. h. im 63.,6a und Valvasor63 schliesstan die Anführung von Schönlebens Tode die Worte: «Welche Zeit seines Endes er selber vermuthete und sowohl zu mir als anderen gesagt hat, in seinem Anno climacterico (oder Gefahr-Jahr) würde man ihm die Augen zudrücken.» Seit dem 15. October 1681 wandelte also der Mann nicht mehr unter den Lebenden, den das mehrerwähnte zeitgenössische Manuscript der Bischof Gruber'schen Bibliothek6* seiner Person und seinen Gewohnheiten nach also schilderte: «J. L. Schönleben war mittelmässiger Statur, eines anmutig offenherzigen anblükhs, brünet von Haaren, annemblich und scherzig von gespräch, 00 Nr. 2 vom 3. Jänner 1658 bis 27. Februar 1735 (Dompfarre). 61 x^tptaxT7)p[xbç, ìj, bv = Climactericus: ut Climactericus annus, Cli-mactericum tempus. Die climacterische Zahl bezeichnet man diejenige, zu welcher wir in gewissen Abstufungen emporsteigen, es ist die Zahl, die aus der Neunzahl neunmal genommen entsteht, die Einheit dreimal genommen macht die Dreizahl, die Dreizahl dreimal genommen die Neunzahl und die Neunzahl neunmal die Zahl 81, welche die climacterische Zahl ist und selten ohne Gefahr für das Leben vorüberzugehen pflegt. Plato, der Philosoph, Diogenes der Cyniker, Dionysius Herakleotes, Eratosthenes, der Geometer, sollen in diesem Jahre (ihres Alters !) gestorben sein. Stephani Thesaurus IV., pag. 1645. — Hier 9 X 7 = 63- 02 Siehe Anhang. •» II. (VI.), pag. 354. 04 Hormayers Archiv 1817, pag. 315. 3* ¦2 6 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. massig in der Cost und trunkh und ehrbar im Aufzug, erlustigte sich in seinem einsamen Haus (denn er pflegte selten auszugehen) mit welschen Hünern (Kampfhähnen nach Art der Engländer) und einem Budelhund, Solidon genannt, den er wegen vielen Künsten sonderlich lieb hatte.» Fünf Jahre vor seinem Tode, unmittelbar nach der Rückkehr aus Reifnitz (1676), erschien sein Porträt, vom Kupferstecher Johann van Berg gefertigt, dem zweiten Theile seiner «Horae subsecivae» einverleibt, das in Reproduction dem Texte hier beigegeben worden. In der Kirche der P. P. Jesuiten in Laibach, der heutigen Stadtpfarrkirche zu St. Jakob, wo Schönleben seine letzte Ruhestätte zu finden bestimmt hatte, wurde sein Leichnam am 17. October 1681 beigesetzt. Die gegenwärtig noch erhaltene Inschrift über seiner Gruft lautet: Hie jacet | Quod | Mortale fuit | Joannis Ludovici | Schönleben I SS. Theologiae Doct. Pro | tonotarii Apostolici | Cathe-dralis Ecclesiae | Labac. Olim Decani | Et | Caesarei Plebei Reifni I Censis | Asserendae, Et Propa | gandae Immaculatae | Conceptionis | Divorumque Coelitum | Cultui | Augustissimae Domus Austria | cae Honori | Ducatus Carnioliae, Patriaeque | Nomini I Qua Sacris, qua Profanis | Lucubrationibus | Ad No-minis Immortalitatem | Claruit | Hujus Viri | Quem | Dies XV. Octobris Ex | Patria Rapuit | Perennem' In Posteris | Me-moriam Fundavit | Requiescat In Pace | Anno MDCLXXXI. Ueber den Tod, die Leichenfeierlichkeit und das Testament Schönlebens berichtet aber die wiederholt erwähnte «Historia Annua Collegii Societatis Jesu Labacensis» zum Jahre 1681 wie folgt: «Am 15. October ist der ob seines frommen und beispielvollen Lebens, wie wir hoffen, der ewigen Seligkeit theil-haftige hochw. Herr Johann Ludwig Schönleben, ein geb. Krainer aus Laibach, früher unserer Gesellschaft angehörig, nachher Decan der Laibacher Kathedrale (u. s. w. folgen die Titel), ein Mann durch seine Gelehrsamkeit und Von P. v. Radies. 37 seine Sc h ri ft en eineBerùhmtheit seines Zeitalters («vir eruditione et Scriptis suo aevo Celebris»), gestorben. Um sich noch ferner als dankbar gegen unsere Societät zu erweisen, hat er schon früher in einem Testament sei ne Bibliothek und seine Handschriften unserem Collegium vermacht, von grösserem Wohlwollen später gegen uns erfasst hat er in seinem letzten Testamente bestimmt, dass das Collegium Erbe seines gesammten Besitzes und Vermögens sein solle, wie er denn auch seinem heissen Wunsche gemäss und in Erwiderung seiner Gefühle für uns in unserer Kirche unter Theilnahme vieler Adeligen und fast der ganzen Bewohnerschaft der Stadt Laibach feierlich bestattet wurde.» «Die Bestattung erfolgte* — wie wir hier gleich aus dem Diarium Collegi i ergänzend anfügen wollen ¦— «Freitag den 17. October in der heil. Kreuzkapelle. Der in feierlichem Zuge unter Leitung des damaligen Stadtpfarrers (Dompfarrers Canonicus Rosetti) herbeigebrachte Leichnam ward vor dem Kirchenportal niedergestellt, wo er von dem P. Minister des Collegiums, zwei Magistern und vier Leviten erwartet und nach der Weise unseres Ordens eingesegnet wurde; da das Collegium sich die Musiker der Kathedrale erbeten hatte, sangen diese das «Libera» im Zuge bis zum Hochaltare, wo der Sarg auf eine hergerichtete Erhöhung gestellt wurde und die weitere Feierlichkeit nach dem Rituale stattfand; sodann erfolgte die Beisetzung selbst.» «Nachher» ¦—• so nehmen wir den weiteren Bericht der Historia annua wieder auf — «wurden als Beweis dankbarer Erinnerung die dreitägigen Exequien gehalten, wobei der inmitten der Kirche aufgestellte und mit Schönlebens Insignien ausgeschmückte Katafalk im Glänze zahlreicher Wachslichter und Fackeln erglänzte. Alle Altäre waren schwarz ausgeschlagen und es lasen an denselben die drei Tage durch während des feierlichen Seelenamtes je ein Ordens- und Weltpriester Seelenmessen. Das feierliche Seelenamt. hielt jedoch an jedem der drei Tage der hochw. Herr Canonicus und Stadt- (Dom-) Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Pfarrer Marcus Rosetti; am dritten Tage schloss sich daran eine Leichpredigt als Lobrede auf den so grossen Mann (de tanti viri laudibus); schliesslich wurde unter Billigung der ganzen Stadt und der übrigen Geistlichkeit für den Dahingeschiedenen ein Seelenamt und Rosenkranz in der ganzen Provinz (der Societät) — also wohl in ganz Oesterreich — angeordnet.» Im Anschlüsse an diesen interessanten Detailbericht über die Leichenfeier bringt nun die Historia annua die Einzelheiten über das durch das letzte Testament der Societät hinterlassene Vermögen Schönlebens. Es heisst da: «Durch seine Freigebigkeit kamen nach Abzug von Auslagen, ausständigen Zahlungen und Legaten dem Collegium noch zu an Gütern in barem Gelde 1116 fl., an Silber und Kirchengeräth 500 fl., an Kleidern und Wollsachen 152 fl., an Leinens a chen, Zinngeschirr und anderen Hausgeräthen 384 fl., die (später beim Brande des Collegiums zugrunde gegangene) Bibliothek im Werte von 1500 fl. und noch in Aussicht aus dem Honorar des Kaisers Leopold I. für die Widmung der ,Dissertatio polemica' 750 fl., was im ganzen eine Summe von 4402 fl. ausmacht, ausser den 168 fl., welche er der .Congregatio Agoniae' testiert hat.»06 Aus seinem Legate für die «lateinische Congregation» wurden neue Tapeten im Werte von 100 fl. angeschafft.66 Am Sonntag den 4. Jänner 1682 tractierte der Rector des Collegiums die «Communität» zur Erinnerung an den hochwürdigen Herrn Erblasser, Johann Ludwig Schönleben.67 ' Historia annua, pag. 455 f. ! Ebenda, pag. 453. ' Diarium Collegii zum 4. Jänner 1682. Von P. v. Radies. 39 Literarhistorisches, Schönleben und die österreichische Geschichte im allgemeinen. «Die Meinungen von dem Ursprünge des habs-burgischen Hauses sind so verschieden und zahlreich, dass sie dem berühmten Jesuit Schönleben Anlass und reichen Stoff gegeben, eine besondere Abhandlung davon zu schreiben, welche sehr wohl gerathen, vollständig und gründlich verfasset ist» — so urtheilt der Verfasser eines 1759 erschienenen vorzüglichen Buches über Maria Theresia88 in den einleitenden, den Vorfahren der unvergesslichen Kaiserin-Königin gewidmeten Zeilen über Schönlebens auch später noch von verschiedenen Bearbeitern der Geschichte des Hauses Habsburg vielbenutztes Werk: «Dissertatio polemica de prima Origine Augustissimae domus Austriacae», und der bekannte neuere Bibliograph der österreichischen Geschichte Schmitt-Tavera rühmt dieser Arbeit unseres Landsmannes nach, dass sie zur Geschichte der Untersuchungen über den Ursprung des Hauses Habsburg viel Material lieferte.69 Der Titel dieser 1681 zu Laibach erschienenen «Dissertatio» Schönlebens lautet:70 Joannis Ludovici Schönlebenf j Carnioli Labacensis SS. Theologiae Doctoris, Proto-Notarii Apostolici f Dissertatio polemica I De prima Origine f | Augustissimae Domus | Habs-purgo-Austriacae f | In Qua | Viginti Diversae Opiniones Au-thorum Ventilantur | Et | Vera Origo | A | Carolo Magno f | 68 Triumph der Tugend auf dem Throne in der Geschichte der aller-durchlauchtigsten Maria Theresia, Kaiserin - Königin, Frankfurt und Leipzig 1759. Pag- 2- 09 Bibliographie zur Geschichte des österreichischen Kaiserstaates von Dr. K. Schmitt, Ritter von Tavera, Wien 1858, I., pag. 13, Nr. 72. 70 Die mit "j" versehenen Zeilen erscheinen im Drucke mit rothen Buchstaben. Anm. des Verf. Der trainisene Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Imperatore | Ejusque Majoribus Franco-Germanisf | Cum mul-tiplici Praerogativa | Participati sanguinis, ante alios Europaeos Principes, ostenditur et solide probatur | Prolegomenon! | Ad Annvm Sanctvm Habspvrgo-Avstriacvm | In quof | Per sin-gulos Anni totius dies Quingenti | Sancti, Beati et Venerabiles utriusque sexusf | Ha(b)spurgo Austriacis Sanguinis et cogna-tionis nexu illigati proponentur. | Labaci, Sumpt. et Typis Joann. Baptistae Mayrf | Typographi et Bibliopolae | Anno Christi M.DC.LXXXI. Anno Aemonae seu Labaci Conditae MM.DCCCCIIIf |. Dem Titelblatte des VIII, 212 und 312 Seiten Text und Indices umfassenden Folianten folgt ein Kupferstich, die Statuen der Regenten aus dem Hause Habsburg von Rudolf I. bis Leopold I. weisend, auf Bandstreifen die Legende: Et Documenta damus | Qua simus origine nati |. In der an den Kaiser Leopold I. gerichteten Widmung hebt der Verfasser hervor, dass ihn diese Schrift durch eine Reihe von Jahren beschäftigt habe, und er bezeichnet diese Arbeit mit dem trotz der oft gehörten banalen Phrase vom byzantinischen Stile jener Tage sehr offenherzigen Worte als eine «beschwerliche» («arduum opus»). Es galt dem Verfasser, in der von vielen vor ihm versuchten, von keinem gelösten Frage durch sorgfältiges Studium zwanzig verschiedene Meinungen zu prüfen und sich dann für die eine oder die andere zu entscheiden. Er wählte nach dem damaligen Stande der Quellenforschung die Annahme von der Abstammung des Hauses Habsburg von Kaiser , KarlM. als den wahren Ursprung dieses erlauchten Geschlechtes, das «unter den übrigen Fürsten Europa's so einherschreite, wie die Sonne unter den Planeten». Mit einem immensen Aufwände in Vergleichung der vorliegenden Vorarbeiten und im Hinzuthun eigener bezüglicher Forschungen, die sich, wie schon aus den Marginalnoten allein hervorgeht, nicht allein auf gedruckte, sondern auch auf zahlreiche hands chriftliche Quellen gestützt, hat Schönleben die sich gestellte Aufgabe erfüllt. Von P. v. Radies. 41 Interessant aber für den in neuester Zeit eingenommenen Standpunkt der Frage, nämlich für die Entscheidung betreffs derAnnahme d e r Ab s ta m m u n g des Haus es Habsburg aus dem Eisass,71 ist die Anschauung Schönlebens über diese von ihm in der Reihenfolge als sechzehnte bezeichnete Annahme, indem er dieselbe als glänzend und glaublich («splendida et probabilis»), aber noch nicht genugsam erprobt und durch der Schriftrteller Zustimmung bekräftigt bezeichnet und hervorhebt, dass die ersten Grade der Verwandtschaft noch nicht allseitig zusammenzuhängen scheinen.72 Wertvoll nicht allein für die Familiengeschichte der Habsburger an sich, sondern auch für die Kirchen- und Culturgeschichte Oesterreichs im allgemeinen sind die im zweiten Theile der «Dissertatio polemica», in den Abtheilungen über die Frömmigkeit der einzelnen Mitglieder des Hauses Habsburg, der Kaiser, Könige, Erzherzoge, aus allen von ihm in Wien, Graz, Linz,73 Laibach u. s. w. benutzten Büchern und Handschriften zusammengestellten Nachrichten über die habsburgischen Stiftungen an Bisthümern, Klöstern, Kirchen u. s. w., in welchen Abtheilungen eine Fülle geschichtlichen und culturgeschicht-lichen Details aus ganz Oesterreich niedergelegt erscheint. Mit ebensolchem Riesenfleisse ist auch der habsburgische Kalender, die «Ephemeris Austriaca», zusammengestellt, in welcher auf alle Tage des Jahres je mehrere auf den betreffenden Tag fallende Angaben über Geburtstage, Vermählungen, Todesfälle, Beisetzungen von Mitgliedern des Hauses Habsburg aus allen vorangegangenen Jahrhunderten und bis auf seine Tage angeführt sind. Auch hier sind die Quellencitate aus gedruckten Werken, aber auch aus zahlreichen Hand- 71 Mittheilungen d. Instituts für üsterr. Geschichtsforschung X., pag. 208. 12 Pars. I., pag. 165. 73 In Linz sah er ein unvollendetes Manuscript von des ^Lneas Sylvius «Historia Austriaca» mit zahlreichen durchstrichenen Worten, daher das Originalmanuscript. «Dissertalo polemica» I., pag. 34. 42 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben, Schriften angegeben, die uns wieder den Beweis von dem bereits eingangs betonten und nicht genug oft zu wiederholenden, intensiveren Quellenstudium Schönlebens liefern. Und doch ruft er, der Unzulänglichkeit der Quellenforschung seiner Tage, wie seiner selbst, sich wohl bewusst, im Schlussworte der «Dissertatio» aus: «Succédant alij, quibus plus otii, quibus aetas vegetior et arcana Archivorum magis aperta.» Es erübrigt uns noch bezüglich der Ausstattung der «Dissertatio» zusagen, dass auf vier Folioblättern acht Abbildungen71 von Siegeln österreichischer Fürsten [Otto des Fröhlichen, Rudolf IV. (2), Leopold des Frommen, Albert III., Ernst des Eisernen, Friedrich IV. (III.), (2)] beigegeben erscheinen, welche Abbildungen in Kupferstich in dem Atelier des Freiherrn von Valvasor zu Wagensberg durch Andreas Trost75 ausgeführt wurden. Die «Ausgabe» der «Dissertatio» war eine doppelte, auf stärkerem und schwächerem Papier; erstere, die auf stärkerem Papiere, trägt auch das Datum des Erscheinens Labaci MDCLXXX (1680), also ein Jahr früher als die häufiger sich findende Ausgabe auf schwächerem, die das Erscheinungsjahr 1681 weist. Es scheint die erstere Ausgabe von 1680 die der Dedicationsexemplare für den kaiserlichen Hof gewesen zu sein — gleichsam Manuscript —, der naturgemäss in den Besitz der zunächst für das Haus Habsburg bestimmten Arbeit vor dem Erscheinen derselben im Buchhandel gelangen solltel Wie der Allerhöchste Hof in traditioneller hoher Muni-ficenz gegenüber von Kunst und Wissen sich auch unserm Schönleben anerkennend bezeugt, ist aus der Anführung des Testamentes in der früheren Abtheilung erinnerlich und war die dem Verfasser der «Dissertatio» für diese seine literarische Leistung zuerkannte Honorarsumme im Betrage von 750 fl. gehalten. 74 Die kleinsten im Durchmesser von 10, die grössten von 13 cm. 75 A. T. oder Trost fecit Wagenspergi in Carniolia auf den Siegelabbildungen Nr. III (Rudolf IV.) und Nr. VIII (Friedrich IV.). Von P. v. Radies. 43 Ein zweites grosses Werk zur Verherrlichung des Hauses Habsburg aus der Feder J. L. Schönlebens, das — wenn auch erst nach des Verfassers Tode — zum Drucke gelangte, ist sein Annus Sanctus Habspurgo Austriacus, in gewissem Sinne ein Folgewerk der «Dissertatio», in welchem Schönleben 500 Heilige, Selige und Verehrungswürdige aus der Verwandtschaft des Hauses Habsburg für die einzelnen Tage des Jahres heraushob. Abgesehen von dem ethischen Werte des Buches muss demselben auch ein geschichtlicher zuerkannt werden und hebt der schon genannte Bibliograph Schmitt-Tavera daran hervor, dass namentlich die demselben beigegebenen vielen genealogischen Tabellen zur Kenntnis der Nebenlinien des Hauses Habsburg dienen.76 Der volle Titel des 815 Seiten zählenden Folianten lautet: Joan. Ludovici Schönleben | Carnioli Labacensis, SS. Theol. Doct. Protonotarij Apostolici | Annus Sanctus | Habspurgo-Austriacus; I Sive I Quingenti | Sancti, Beati et Venera-biles, I utriusque sexus | Augustissimae Domui | Habspurgo-Austriacae | sanguinis et cognationis nexu | illigati | Per sin-gulos totius anni menses et dies distributi : | Quorum | ex sup-positâ et in Dissertione Prolegomena sufficienter probata | origine Augustae Domus a Carolo Magno | Unacum Deduc-tionibus Genealogicis | Brevis Vitae Synopsis exhibetur, cum tribus Indicibus | . . . . Salisburgi | Typis Joannis Baptistae Mayr, Aulico-Academici Typographi et Bibliopolae | Anno Christi MDCXCVI. | Anno Labaci seu Aemonae conditae MMDCCCCXVIII. ' Die Widmung an den Kaiser Leopold, die Kaiserin Eleonore Magdalena Theresia, den König Joseph L, die Erzherzoge Karl und die Erzherzoginnen Maria Elisabeth, Maria Anna, Maria Josepha, Maria Magdalena gerichtet, ist vom Verleger Mayr unterschrieben, der es in den nachgesetzten Dedicationszeilen zur Kenntnis des Allerhöchsten Hofes bringt, 70 Bibliographie zur Geschichte des österreichischen Kaiseistaates I , pag. 14, Nr. 76. Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. dass der Verfasser des Werkes, als er es eben zum Drucke vorbereitet hatte, vom Tode ereilt worden. «Non potui tarnen ego» — fährt der Herausgeber fort — «neque debui pro humillima mea in Augustissimam Domum devotione aequis oculis contueri, ut hoc monumentum in divulgandum glorio-sissimae Familiae splendorem natum, pessumiret.» Dem vielfach interessanten und merkwürdigen Buche ist ein schöner Kupferstich von E. Nesselthaler in Augsburg vorangestellt, darstellend Kaiser Ferdinand III., an der Mariensäule zu Wien kniend und Oesterreich der Mutter Gottes verlobend. Ausser diesem 15 Jahre nach seinem Tode zum Drucke gelangten, das Haus Habsburg betreffenden zweiten Werke, hatte Schönleben in seinem Pulte noch ein paar dasselbe patriotische Thema behandelnde Arbeiten in Vorbereitung hinterlassen, und zwar : 1.) Arboretum Austriacum sive plena Genealogia Augustae domus Habspurgo Austriacae ab anno Christi 600 ad nostra tempora cum 300 et ultra Symbolis, aere incidendis fol.77 und 2.) Chronologia Austriaca, sive rerum a Comitibus Habsburgicis et Archiducibus Austriae gestarum succincta per annorum seriem enarratio fol.78 Diese Handschriften giengen mit der Bibliothek Schönlebens an das Collegium der Jesuiten in Laibach über. Die Grazer Universi-tätsbibliothek bewahrt79 von Schönleben eine Genealogia Habspurgica adjectis observationibus. Auf dem Umschlage der Handschrift befindet sich die Notiz: «Genealogia adjectis observationibus conscripta ut characteres evincunt a Johanne Ludovico Schönleben. His multa plura ad eundem modum efficta habentur in Bibliotheca Labacensis Collega rerum erudi-tarum Schönlebenii haerede unde etiam haec commodata aut ablata videntur in usum P. Philippi Justi.» Seine Studien über die Habsburger führten ihn auch in der Geschichte Oesterreichs zurück auf die früheren Herren 77 Hormayrs Archiv 1817, pag. 318. 78 Ebenda. 79 Sign. 33/57 4°. Manuscript. Von P. v. Radies. 45 von Oesterreich, auf dieBabenberger Herzoge und Markgrafen, und es bewahrt die k. k. Hofbibliothek in Wien eine handschriftliche Zusammenstellung aus Schönlebens Feder über dieses Thema.80 Er schreibt in der Einleitung, da er bei keinem Autor eine vollendete Genealogie der Markgrafen von Oesterreich gefunden habe — die meisten behandeln dieselbe nur oberflächlich, als wäre es der Mühe nicht wert, die Arbeit über die ausgestorbene Familie zu unternehmen —, daher wolle er sich daran machen und aus gedruckten Werken sowie aus Manuscrip-ten dieselbe herstellen und bei den einzelnen Angaben, die er finde, wo ihm Zweifel aufstossen, seine Bemerkungen machen. Von benutzten Autoren citiert er u. a. den Anonymus Mellicensis von 1360, welches Werk «Ascetia» er bei Lambeccius in der Hofbibliothek gefunden, das Manuscript des Heinrich von Gundelfingen (lebte um 1470), «das er vor Jahren las und excerpierte», nun aber nicht zur Hand habe, den anonymen Verfasser der Gründung des Schottenstiftes (der vor dem 16. Jahrhundert gelebt), den er gleichfalls einmal in Wien gelesen und excerpiert, dann den Aventin, Fugger, Lazius, Henninges, Albitius Italus u. s. w. u. s. w., schliesslich nennt er noch eine Reihe von benutzten Schriften, u. a. ein Manuscript: Chronographus Viennensis von 973—1327- Wir haben schon in einer früheren Abtheilung darauf hingewiesen, dass Schön leben seine Wiener Aufenthalte und speciell seine Wirksamkeit an der Wiener Hochschule auch zu Vorarbeiten für eine der Geschichte der Wiener Universität gewidmete Schrift verwendete. Dieselbe erschien unter dem Titel «Sexagena» als Beilage der «Orbis votorum pro definitione piae sententiae de immaculata con-ceptione Deiparae Virginis», Klagenfurt 1659, und auch separat abgedruckt (ebenda im selben Jahre).81 Aschbach 80 Manuscript Nr. 8381, fol. loi— 171a, fol. 1770 — 178. 81 Khautz, Versuch einer Geschichte der österreichischen Gelehrten, Frankfurt und Leipzig 1755 (Vorrede), der die «Sexagena» wiederholt citiert. Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. in seiner «Geschichte der Wiener Universität»32 bezieht sich, namentlich in der älteren Periode, häufig auf unseres Schönleben «Sexagena doctorum Viennensium», neben Apfaltrerns «Scriptores Universitatis Viennensis», wenngleich er auch manchmal, gestützt auf Forschungen seinerseits, bezügliche Angaben dieser und anderer vorgängiger Schriftsteller über dieses Thema (Rechpach, Gassendi, Denis, Khautz u. a.) zu berichtigen bemüssigt ist. Die Reihenfolge seiner 60 («Sexagena») Doctoren83 der Wiener Universität lässt Schönleben mit dem hochgelehrten Prior des Augustiner-Ordens und Lehrer des nachherigen Stifters der Wiener Universität, Herzog Rudolf IV., mit Magister Thomas von Strassburg (fzu Wien 1357 als Augustiner-Ordensgeneral)8* beginnen, indem er es mit den Worten motiviert: «Ante restaurationem Archi-Gymnasii Viennensis per Austriacos Archiduces factam (1365) paucis annis celeberrimus hie Doctor vixit,85 quem (ut desint alia), hoc Viennensibus accenset.» Auf Thomas von Strassburg lässt Schönleben den berühmten Rector und Schriftsteller HeinrichLangenstein von Hessen (Henricus de Hassia) folgen (f 1397), und er citiert aus dem Manuscriptenschatze der Universitätsbibliothek in Wien Langensteins 1389 in der Kirche zu «Maria Stiegen» zu Wien am Festtage Maria Empfängnis gehaltene Predigt über die Lehre von der unbefleckten Empfängnis Mariens, in der dieser, in dem von Paris nach Wien verpflanzten Streite der Franciscaner (pro) und Dominicaner (contra), sich im ganzen auf die Seite der Franciscaner stellend, in eingehender gelehrter Ausführung 82 Geschichte der Wiener Universität im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (Festschrift zu ihrer 500. Gründungsfeier), Wien 1S65 , I. Band; Wien 1877, II. Band; Wien 1888, III. Band. 83 Schriftsteller über die unbefleckte Empfängnis der heil. Jungfrau Maria. 81 Aschbach 1. c. I., pag. 12. 86 Thomas von Strassburg hatte, bevor er nach Wien kam, lange in Paris die Theologie vorgetragen. (Aschbach 1. c. ibid.) Von P. v. Radies. 47 sich schliesslich dafür aussprach, dass es rathsam sei, die Sache unentschieden zu lassen und beiden Parteien Stillschweigen zu gebieten ;86 die Reihe schliesst mit P. Leonhard Bachin, S. J. Doctor der Theologie, früher Professor der Philosophie in Wien, schliesslich 1658 Professor der Theologie in Graz und Kanzler der Grazer Universität. Im Anhange zu den 60 Doctoren der Wiener Universität, die zu Ehren der unbefleckten Empfängnis der heil. Jungfrau geschrieben, zählt Schönleben noch eine Reihe von Zeitgenossen aus dem Jesuitenorden («quos ego dudum familiariter notos suspicio») auf, die an gleicher Stelle und in»gleicher Richtung thätig gewesen; aus den den einzelnen Namen beigefügten Bemerkungen entnehmen wir auch Schönleben persönlich betreffende Notizen: 'den Hermann Horst, die Kaiserin Leonor, Witwe Ferdinands IL, Beichtvater nennt er seinen einstigen «sehr angenehmen Lehrer» (meus quondam suavis-simus Professor), den Professhausvorstand Math. Bastian-tschitsch, einen geborenen Kr ai n er, seinen Landsmann bezeichnet er als den Ruhm unseres Volkes (gloria gentis nostrae) ; der Provinzial Johannes B e r t h o 1 d war sein Professor in der Philosophie und Theologie gewesen, und mit dem Augustiner Marcus Forstal, den er geistvoll und gelehrt nennt, war er in inniger Freundschaft verbunden! Den Angaben über den gelehrten Frater Thomas N. N., «Wiener Akademiker» um das Jahr 1437, entnehmen wir das genaue Datum, wannSchönleben die Bibliothek der Wiener Akademie (Universität) durchforscht ; es geschah dies im Jahre 1653, als er zur Professur an derselben berufen war; die betreffende Stelle lautet: «Hoc (die Bemerkungen über Frater Thomas) solummodo in Schediasmatis meis reperio annotatum Anno 1653, dum Viennae Biblio-thecam Academicam lustrarem; excerpturus tum de hoc, tum de pluribus aliis intégras sententias, si diutius Viennae moratus fuissem.» Man sieht, es zittert in diesen Aschbach ]. c. I., pag. 386. 48 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Zeilen des Gelehrten noch nach Jahren das unangenehme Gefühl nach, das ihm die vorerwähnten Kabalen vor Abgang von dem Wiener Katheder bereitet hatten. Doch speciell für diese seine, wie wir gesehen haben, noch nach zweihundert Jahren von einem Aschbach benützte Arbeit genügte unserm Schönleben das, was er, der rasch auffassende und rasch schaffende Mann, damals im Fluge an Wissenschaft geweihter Stätte aus den alten Schriften sich hatte aufzeichnen können («sed ad propositum meum satis est authorem indicasse»). Schönleben und die krainische Geschichte. «Aemona vindioata.» Als erste reife Frucht der vieljährigen vorbereitenden Beschäftigung Schönlebens auf dem Gebiete krainischer Geschichtsforschung erschien sein epochemachendes Werk über Aemona = Laibach, denn selbst unser Zeitgenosse, Herr Professor Alphons M ü 11 n e r, welcher mit seinem Buche «Emona» sich als entschiedenster Gegner der Annahme Schönlebens über den Standpunkt der römischen Stadt Aemona an Stelle des heutigen Laibach erklärt hat, sagt87 über Schönlebens Werk: «Einen Wendepunkt für die Geschichte Emona's bildet die Arbeit Schönlebens, welche unter dem Titel: ,Aemona vindicata'. 1674 in Salzburg erschien», und weiters: «Schönleben trägt mit Fleiss die Stellen der alten und neueren Schriftsteller zusammen, welche Emona's oder doch unserer Gegend erwähnen». Und in der That, es ist ein stattliches Buch von 207 Seiten in Quart, in welchem Schönleben seinen Beweis dafür erbringt,. dass die Stelle des heutigen Laibach es ist, wo die alte Aemona gestanden. Mit voller Befriedigung über das Wohlgelingen seines Werkes ruft Schönleben demnach in der an Bürgermeister, Richter und Rath der Stadt Laibach gerichteten Widmung aus: «Confectum est bellum. Digito ostensa Emona, Laibach 1879, pag. 2 f. Von P. v. Radies. 49 est Aemona in ipsa Labaco, ut aliter sentire non possit, qui aliquid sentit». — «Beendigt ist der Streit, mit dem Finger ist gezeigt worden, dass Laibach die Aemona, so dass nicht anders davon denken kann, wer irgend etwas denkt.» Man sieht, auch Schönleben konnte sich erhitzen! Es kann nicht Aufgabe dieser Zeilen sein, den alten und leider auch in unseren Tagen noch immer neuen Streit darüber, wo Aemona gestanden, endgiltig zu entscheiden, hier handelt es sich bloss um die Anführung der Bethätigung Schönlebens in dieser Frage, zu der er zum mindesten das vor ihm vorhandene Materiale «fleissig zusammengetragen» und das er «durch Autopsie oder nach Abschrift befreundeter Männer»88 vermehrt hat, wie dies selbst der Gegner im Streite nicht leugnet. Der Titel von Schönlebens Aemona lautet voll: Joannis Ludovici | Schönleben | SS. Theol. Doctoris, Protonotarij Apostolici | Archidiaconi Carnioliae Inferioris | DEMONA VIN I DICATA | sive Labaco Metropoli Carnioliae | Vetus Aemonae nomen Jure assertum | Opusculum Prodro-mum | Ad Chronologiam et Annales Carnioliae. | Ex antiquis probatis Authoribus, contra non | nullos Recentiores Scriptores, qui Aemonam in | Istriam transtulerunt, concinnatum | Salis-burgi | Typis Melchioris Haan Typographi | Anno Aerae Christianae MDCLXXIV. Qui est Aemo | nae conditae MMDCCCCXCVII. In der an den Bürgermeister Joh. Bapt. Dolnitscher, den Richter Joh. Barth. Bos i o und den Rath der Zwölf gerichteten, aus Reifnitz, 15. Juli (idibus Julij) 1673 («ex museo meo Archidiaconali»), datierten Widmung hebt es Schönleben ausser der schon oben citierten, den Verfechtern der Ansicht, unsere Aemona sei nach Istrien zu versetzen, geltenden Stelle hervor, dass er für die Stadtvertretung von Laibach in diesem Werke kämpfe, da er aus mehrfachen Titeln der ihrige sei, als Eingeborener, dann weil sie den Vater, so lange er gelebt, als Bürgermeister und Stadthauptmann so hoch gehalten, und 88 Müllner, Emona, pag. 327. co Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. als er ihnen durch das Schicksal entrissen war, als eine Säule des Gemeinwesens betrauerten, weil sie ihn selbst in seiner Eigenschaft als Decan der Kathedrale mit soviel Gunst überhäuft, weil sie ihn dann später als ihren Kapellan zum Altar des Märtyrers Georg berufen, ohne dass er davon eine Ahnung gehabt, so seine Wohlthäter, ohne dass er sie darum gebeten! Im weiteren Verlaufe der drei Seiten füllenden Zueignung erinnert er daran, wie «die Leute sich noch erzählen, dass vor hundert Jahren die Senatoren Laibachs in Purpur gekleidet gleich Patriziern einhergiengen, sowie die Annalen bezeugen, dass in vorigen Zeiten aus dem Stadtrathe der Zwölf alle drei Jahre einer zur Behandlung der Landesverwaltung unter die vier Verordneten der Landschaft berufen worden sei, und er beruft sich als Beweis dessen auf ein in seinen Händen befindliches altes Manuscript, welches sagt, dass 1575 aus dem Stadtcollegium der Leonhard Chrön als Verordneter der Landschaft gewählt worden. Am Schlüsse der «Aemona vindicata» erscheint noch eine die spätere Geschichte von Laibach betreffende fleissige Arbeit beigegeben, nämlich als Anhang ein «Verzeichniss | der Herrn Bürgermeister und | Richter der fürstl. Haupt-Stadt Lay- | bach, soviel deren aus alten Schriften und Protocollen haben können ausgezogen werden» |, 8 Seiten Quart. Die Reihenfolge stellt sich nach den Jahren 1295 (2), 1340, 1406, 1503, 1504 (das von Maximilian I. erhaltene Recht erwähnt, sich den Bürgermeister selbst zu wählen), 15 16—1526, 1531 —1674. Unterzeichnet ist dies Verzeichnis : Registrator Michael Z h i n -scher, welcher unserem Schönleben offenbar in Zusammenstellung dieser, von 153-1 —1674 ununterbrochenen Reihenfolge behilflich gewesen! «Carniolia antiqua et nova.» «Fere ignota, quia nullius unquam calamo illustrata;» fast unbekannt, weil noch durch keines Feder je beleuchtet, so musste, wie er es jetzt in der Widmung Von P. v. Radies. c i seines Hauptwerkes der «Carniolia antiqua et nova» an die Stände Krains zu monumentalem Ausdrucke brachte, dem warmherzigen Patrioten das theuere Vaterland schmerzend erschienen sein, das vor ihm noch niemand zu beschreiben unternommen und das er nun nach aussen und daheim ins rechte Licht stellen wollte. Dies war der Hauptbeweggrund, der ihn seit Jahren in seinen Studienvornahmen geleitet, die bisher unbekannte Heimat Krain in ihren besonderen Merkwürdigkeiten und namentlich und zuvörderst in ihren geschichtlichen Denkmalen und Erinnerungen weithin bekanntzumachen. Da er bei allen seinen öffentlichen Bethätigungen die glühendste Vaterlandsliebe und hellste Begeisterung für die ruhmvolle Geschichte der krainischen Vorzeit und der führenden Geschlechter des Landes an den Tag gelegt hatte, bewilligte ihm die Munificenz der krainischen Landschaft, die ihm bereits früher für sein theologisches Werk, die Palma virginea (1671), einen Ehrensold zuerkannt, für die Vorarbeiten zu seinem Hauptwerke, der «Carniolia antiqua et nova», unterm 21. Februar 1672 auf drei Jahre hin eine jährliche Subvention von 200 fl.,89 welche Subvention 1675' mit der Motivierung, «da er (Schönleben) nun das Werk unter der Hand habe», auf weitere drei Jahre ausgedehnt wurde.90 So erhielt Schönleben, ehevor noch das Manuscript dem Drucke übergeben war, von der krainischen Landschaft ein Honorar von 1200 fl. Ausserdem erklärte die Landschaft ein Jahr später91 — also fünf Jahre vor dem Erscheinen des Werkes — auf Schönlebens Erkundigung, wie viel Exemplare dieselbe für sich behalten wolle, für die Stände 150 Exemplare zu beanspruchen, die übrigen Spesen für den Buchdrucker solle er (Schönleben) zulegen, dem Corrector des Werkes wolle man sich auf sein Anmelden einstellen. Am 15. Juni 1678 bewilligte man ihm 89 Landtagsprotokoll 1671 —1677, fol. 322. 90 Ebenda. 91 Unterm S.Mai 1676; ebenda, fol. 478b. 4* Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. auf weitere vier Jahre eine jährliche Subvention von 200 fl., in der Voraussetzung, dass das Werk in dieser Zeit vollendet werde. Wir haben schon in einer früheren Abtheilung erwähnt, dass Schönleben in seinem unterm 16. April 1681 an den Abt von St. Paul gerichteten Schreiben diesem kärntnerischen Geschichtsforscher die Anzeige davon gemacht, dass der erste Band der «Carniolia antiqua et nova» im Drucke dem Ende zueile. Und so erschien denn auch der in drei Theile getheilte, im ganzen 670 Folioseiten umfassende erste Band dieses grossangelegten, grundlegenden Werkes über Krains Geschichte im Laufe des Jahres 1681 mit der Widmung an die Stände Krains, die durch ihre ausgezeichnete Beihilfe das Zustandekommen desselben ermöglicht hatten. Der Foliant, wie er uns vorliegt, theilt sich, wie schon angedeutet, in drei Theile mit einem Haupt- und zwei Separattiteln, und es umfasst der erste Theil 128 Seiten, der zweite ebenfalls 128, der dritte in fortgesetzter Paginierung von 129 bis 542, also 414 Seiten. Beigegeben sind dem Buche drei Blätter Landkarten: 1.) Carniolia antiqua W (J. W. = Joh. Weikhard [Valvasor]) delin.; 2.) Carniolia, Karstia, Histria, et Windorum Marchia delineata et recens edita Per Joannem Weichardum Valuasor L. B. Wagenspergi in Carniolia; es war dies also eine von Valvasor für das Werk des ihm befreundeten Schönleben aus seinem Atelier auf Schloss Wagensberg beigestellte neue Ausgabe seiner Karte von Krain; 3.) auf einem Folioblatte drei kleine Kärtchen: a) Moletii Noricum et Pannonia superior, b) Nicolai Donnis Noricum und c) Phil. Cluverij Pannoniae Pars, Carni, Japydia, Histria. Wie aus den Titelblättern ersichtlich, waren die, in einem paginierten, Theile II und III im Jahre 1680 bereits ausgedruckt und Pars I wurde mit der separaten Paginierung erst im Jahre 168r gedruckt, worauf dann die drei den ersten Band der «Carniolia antiqua et nova» bildenden Theile zusammengebunden gleichzeitig zur Ausgabe gelangten. Von P. v. Radies. S3 Die Widmung an die StändeKrains, sie hebt mit den schönen, für den Verfasser wie für seine Gönner gleich ehrenvollen Zeilen an: «Adumbrata tenui Penicillo Patria lucem captât dum Vestri prensat Umbram Patrocinij Cel-sissimi Principes, Illustrissimi Proceres, Patriae Patres. Car-niolia inquam antiqua et nova quae hactenus a condito mundo plurimarum gentium migrationibus, eulturis, ruinis per adver-sos pariter ac prosperos fortunae casus jactata quasi in Umbra delituit fere orbi ignota, qui nullius unquam calamo illustrata nunc sub auspicio Vestro meo labore in Lucem prodire gestit, ut innotescat» u. s. w. u. s. w. In dem, Ziel und Zweck der Arbeit weiters detaillierenden Vorworte erhebt sich der Verfasser zu poetischem Schwünge der Diction und citiert da die trefflichen, auch für ihn charakteristischen Verse Jakob Balde's: Omnibus semper placuisse res est Plena fortunae : placuisse paucis Plena virtutis : placuisse nulli Plena doloris. Si quid extremi eligendi Optio detur, medio relieto Praeferam nulli placuisse quam Germanicae eunetis. 92 Es immer recht und recht zu machen allen, Dazu gehört unendlich Glück. Nur wenig Auserwählten zu gefallen, War' wohl der Tugend Musterstück. Doch ungefühlt von jedem abzuprallen, Wie weit schlägt das den Muth zurück. Bleibt zwischen erstem Falle und dem dritten Mir nur die schlimme Auswahl, kann Ich den gewählten Beifall, der erwähnt inmitten, Mir nicht erringen, Freund, nun dann : Statt allen zu gefallen, möcht' ich bitten: Verdamm' mich lieber jedermann! 02 Silv. VII., pag. 13. Renaissance. Ausgewählte Dichtungen von Jakob Balde. Uebertragen von J. Schrott und M. Schleich, München 1870, pag. 187 («Kritik», übersetzt von M. Schleich). Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Am Schlüsse des Registers macht Schönleben das Verzeichnis der von ihm benützten Manuscripte namhaft und weist auch darauf hin, dass er bei dieser seiner Arbeit fast 200 Autoren zurathe gezogen, wie dies aus den Marginal-noten ersichtlich. Wie das von Schönleben unter den Manuscripten citierte «Chronicon Austriacum» von Thomas Eberndorfer von Haselbach (f 1464)93 in seinem ersten, die Geschichte Oesterreichs in ihrem ältesten bis Christus reichenden Theile ziemlich kritiklos ältere historische Werke und Sagenüberlieferungen zusammenwirft und erst in den weiteren Theilen von Rudolph von Habsburg an für die spätere Geschichtsforschung brauchbar erscheint, so ergieng es auch unserm Schönleben mit dem ersten Bande seiner «Carniolia antiqua et nova», die für die krainische Geschichtsforschung von da an einen speciellen Wert für sich beanspruchen kann, wo sie aus- dem Dunkel unverlässlicher und sich widersprechender alter Chroniken auf das Feld gründlicherer Vorarbeiten heraustritt, und es lässt der Fund der Materialienvorbereitung für den leider nicht zustande gekommenen zweiten Band, von dem wir weiter unten hören werden, doppelt bedauern, dass Schönleben es nicht mehr vergönnt sein sollte, das grosse und in den Anfängen leider zu gross angelegte Werk in den weiteren helleren Partien der Geschichte zu Ende zu führen, deshalb doppelt bedauern, weil zu seiner Zeit noch erreichbares Quellen-materiale dafür zu Händen gewesen, das im Laufe der Zeiten unrettbar verloren gegangen. Die Handschrift des vollendeten ersten Bandes der «Carniolia antiqua et nova» ward bis zur Gründung des bestandenen historischen Vereines für Krain in der Bibliothek unseres berühmten Landsmannes Sr. Excellenz des Grafen Anton Alexander Auersperg (Anastasius Grün) in Thurnamhart bewahrt, welcher dieselbe laut einer Aufzeichnung des Herrn 93 Siehe über ihn die treffliche Specialarbeit von H. R. v. Zeissberg, Oesterr. Wochenschrift 1864, Nr. 24 f. Von P. v. Radies. 55 von Hermannsthal94 dem genannten wissenschaftlichen Vereine für seine Bibliothek zum Geschenke gemacht und durch diese höchst wertvolle Gabe das Bestreben, die Interessen des Vereines zu fördern, auf ausgezeichnete Weise an den Tag gelegt hatte.» Von der «Carniolia antiqua et nova» — die ich bei meinen Besuchen auswärtiger Bibliotheken sehr häufig angetroffen, was von den anderen Werken Schönlebens eben nicht gesagt werden kann — bewahrt die hiesige k. k. Studienbibliothek96 vier schön erhaltene Exemplare, davon die eine 1682 in die Bibliothek des Fürstbischofs von Laibach nach Oberburg gekommen und die zweite im Prachtband (rothbraunes Leder mit Goldpressung, kais. Adler auf dem Vorderdeckel, krain. Adler am Rückdeckel, Goldschnitt mit Farbenverzierung und dem IHS-Zeichen) als Prämium verwendet worden, wie die handschriftliche" Bemerkung auf dem Vorstoss-blatte beweist, lautend: «Exoratione Soluta latina I in Rhe-thorica Franc. Sales Christian Anno 1773.» Das erste Urtheil über den 1681 erschienenen ersten Band von Schönlebens Hauptwerke haben die Leipziger Gelehrten in der von Otto Mencke 1682 begonnenen ersten kritischen Zeitschrift Deutschlands : «Acta Eruditorum»,96 Decemberheft 1682, pag. 380—382, abgegeben. Interessant in dieser «Anzeige» des Werkes, durch dessen Herausgabe sich der Verfasser «um sein Vaterland wohl verdient gemacht», ist vor allem, dass die Leipziger die Bezeichnung «Carniolia» consequent in die richtigere Fassung «Carniola.» umgeändert,' was sich sogar auf die Titel- 04 Archiv des historischen Vereines für Krain. (Bericht über die Durchforschung der Archive und Bibliotheken in Krain.) 95 Signatur 6619 — 22, II., L. a. 96 Otto Mencke liess in Leipzig bei seinen Lebzeiten 25 Bände mit drei Supplements davon erscheinen, nach seinem Tode wurden die Acta theils von seinem Sohne, theils von seinem Enkel und später von einem gewissen Bei bis 1782 fortgesetzt; im ganzen erschienen 117 Bände. Allgemeine deutsche Biographie, Band XXI, pag. 312 f. r(5 Der Urämische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. angäbe erstreckte, welche dort also lautet: «Carniola antiqua et nova, sive inclytae Ducatus Carniolae Annales» und so auch weiter im Texte der Besprechung. Diese selbst, die auf die Constatierung des Hauptinhaltes der drei Theile sich beschränkt, hebt des weiteren die Berichtigung von Irrthümern des Cluverius, Megisers, Aventins und anderer hervor und verweilt am längsten bei der das Ausland damals am meisten interessierenden Beschreibung der Wunder des Zirknitz-Sees, die, wie uns die Schriften der Royal Society in London lehren, namentlich die englischen Zeitgenossen Schönlebens und Val-vasors am lebhaftesten bewegten, wovon ich in meiner Biographie des Freiherrn von Valvasor ausführlich handeln werde. Sehönlebens Vorbereitungen zum zweiten Bande der «Carniolia antiqua et nova». Die k. k. Hofbibliothek in Wien bewahrt unter Nr. 8351 ihrer Handschriften den Brouillon Schönlebens zum zweiten Bande seiner «Carniolia antiqua et novas. Esist erstens das Gerippe zur «Carniolia nova», das uns hier geboten wird unter dem Titel : «TomusII, Annalium Carnioliae Apparatus, Descriptio summaria Sacro-Prophana Carnioliae.» Unter Caputi, Topographia Carnioliae, sollten fallen: 1. Descriptio Topographica Limitum; 2. Partes hodiernae Carnioliae, Carniolia superior, inferior, Vindorum Marchia, Poyga, Carsum, Istria, in qua Comitatus Pisinensis, pars Liburniae; 3. Labacum Metropolis Carnioliae; 4. Urbes Carnioliae hodiernae; 5. Oppida C. h.; 6. Castra C. h.; 7. Pagi C. h.; 8. Fluvij C. eorum origo, fluxus, utilitas etc.; 9. Lacus C. eorum situs, utilitas etc.; io. Fodinae Mineralium Cete. — Caput II, Carniolia Sacra Episcopatus et Prae laturae: 1. Sancti in veteri et nova Carniolia; 2. Episcopi C. Patriarchae Aquilejenses, Episcopi Aemonenses, dein Labacenses, Episc. Petinenses, Episcopi Tergestini praeter eos, qui bona habent in C. Bri-xienses et Frisingenses; 3.Praepositurae C. Labacensis et Rudolfwerthensis; 4. Decanatus Lab. et Rudolphw.; Von P. v. Radies. 57 5. Archidiaconatus antiqui et novi Stainensis, Reiffni-censis, Rudolphw. etc.; 6. Commendae Equestres S.Petri Melitensis, Teutonicae Labacensis, Möttlingensis et Tscher-nembl.—• Caput III, Parochiae et Beneficia: i. Paro-chiae Patriarchales cum suis Ecclesiis matricibus et filia-libus; 2. Par. Episc. Labacenses cum s. Ecclesiis; 3. Par. Capitulares c. s. E. ; 4. Par. Petinenses c. s. E. ; 5. Beneficia Simplicia c. s. fundatoribus et Patronis. — Caput IV, Loca Religiosa: i. Abbatia Sitticensis Ord. Cist.; 2. Abb. Land-strassensis Ord. Cist.; 3. Cartusia Freydenthalensis ; 4. Collegium et Residentia P. P. Societatis (Jesu); 5. Conventus Ord. S. Fran-cisci de observantia ; 6. Conv. P. P. Augustinorum; 7. Conv. P. P. Discalceatorum; 8. Conv. P. P. Cappucinorum; g. Monasteria Monialium. — CarnioliaProphana Caput V, Principes Carnioliae: I. Duces antiqui Longobardi; 2. Duces Antiqui Franci et Carinthi; 3. Duces Austriaci Babenbergicae stirpis; 4. Duces Austriaci ex Habspurgicis; 5. Marchiones Istriae et Crainburgi. — Caput VI, Regimen Politicum: 1. Tribu-nalia Provinciae et mun. diversa; 2. Superni Capitanei C; 3. Praesides Judic. C; 4. Vicedom.C; 5. Hereditaria Carnioliae officia; 6. No bi lit as hodierna Carnioliae; 7. nobilitas Cam. Anno 1444; 8. Scriptores Carnioliae. — Caput VII, Vicina Sacroprophana: 1. Marchiones Styriae; 2. Superni Capitanei Styriae; 3. Superni Capitanei Carinthiae; 4 Bani Slavoniae; 5. Bani Croatiae et Dalmatiae. — Caput VIII, Labadum metropolis: 1. Regimen Civicum; 2. Consue-tudines Civium Pathedenk et Schuza, exercitium jaculationis, exceptio Principum, Divisio- Armatorum, electio Judicis, Con-sulis, Senatorum et vigilum; 3. Instantiae Inquilinorum; 4. Laba-censium Privilegia; 5. Consulum et Judicum Series. Urn das Materiale zu diesem, wie man sieht, gleichfalls in der Anlage gross gedachten zweiten Bande zu erhalten, beziehungsweise seine bereits dafür gemachten Sammlungen in gewünschter Weise zu ergänzen, bereitete Schönleben schon vor dem Jahre 167997 drei Ausschreiben an Adel 1,7 Geht aus Punkt 9 der «Nota» (siehe Anhang) hervor. Anm. des Verf. 8 Der krainisclie Historiograph Johann Ludwig Schönleben. und Geistlichkeit vor, die im Anhange wörtlich mit-getheilt werden sollen und aus denen man entnimmt, wie Schönleben einerseits dieTechnik des Materialsammeins weg hatte und anderseits, wie er auf das kleinste Detail darin Bedacht genommen. Inwieweit sein Nachfolger auf dem Gebiete der krainischen Geschichtsforschung und Geschichtschreibung, unser unvergesslicher Johann Weikhard Freiherr von Valvasor, auf den Vorarbeiten Schönlebens fusste, beziehungsweise das ihm davon zur Hand Gewesene benützte, darauf werde ich in meiner Biographie Valvasors ausführlich zu sprechen kommen. Nach dem Erscheinen der «Ehre des Herzogthums Crain» des Freiherrn von Valvasor (1689) hat in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Mitglied des Franciscaner-Ordens in Laibach die Idee gefasst, Schönlebens «Carniolia antiqua et nova» zu Ende zu führen, doch ist über diese Arbeit ausser einigen kurzen Notizen nichts weiteres bekannt. Das Musealarchiv bewahrt nämlich das vom 25. April 1731 (Laibach) datierte Gesuch des Franciscaner-Ordenš in Laibach an den Ordensgeneral zur Ertheilung der Licenz und Dispensierung an das Ordensmitglied P. Sigismund Skerpin (für welchen bei Kaiser Karl VI. der Titel eines kaiserlichen Theologen erwirkt worden), damit dieser die im ständischen Archive in Laibach befindlichen Schönleben'schen Annalen vervollkommne und zu Ende bringe; darauf die Bemerkung: wird ertheilt, Rom, 19. Mai 1731. Weiteres über die Sache ist jedoch, wie gesagt, nicht bekannt. Sehönleben als Genealog krainischer Adelsgesehleehter. «So man (aber) die Geschlechter sollte beschreiben, würde man aus seinen (Schönlebens) hinterlassenen Scripturen viel gebrauchen können : weil er von allen Geschlechtern unglaublich viel mit grossem hochbewussten Fleiss zusammengetragen,» sagt Valvasor,98 indem er über den literarischen II. (VI.), pag. 356. Von P. v. Radies. 59 Nachlass seines Freundes und Fachgenossen berichtet, und in der That erstaunlich muss der Fleiss des Mannes auch in dieser Richtung genannt werden, wenn man die beiden Folianten, die bisher Manuscript geblieben und deren einen die Agramer f. e. Bibliothek, den andern das Musealarchiv — aus dem ehemaligen Lustthaler Archive — bewahren. Der Foliant in Agram bietet unter dem Titel Miscellanea zahlreiche genealogische Notizen von Schönleben und einige fertige Aufsätze; das Manuscript Schönlebens über den krainischen Adel im Musealarchive führt den Titel: Joan. Ludovici Schönleben, SS. Theol. Doctoris Protonotarij Apostolici Archidiaconi Carn. Inferioris: Appendix ad Annales et Chronologiam Carnioliae, sive Genealogica Fragmenta Familiarum Nobilium Carnioliae, quam ab antiquo jam incoluerunt, et nonnullae jam vel migrarunt in alias Provincias, vel extinctae sunt, aliae vero supersunt; collecta potissimum ex MSS. Schediasmatis Archivis Oberburgensi, Sitticensi, Freudenthalensi, Seytzensi, Civitatis Labacensis et alias per diversas partes communicata. Anno Christi 1674. Wie wir bereits andernorts erwähnt, wollte Schönleben diese seine Sammlung von genealogischen Notizen auch über die Grenzen Krains und der Nachbarländer, auf ganz Oesterreich ausdehnen und verfasste zu dem Ende den in den Beilagen mitgetheilten «Aufruf», den er gedruckt zur Vertheilung brachte (1680); sein das Jahr darauf erfolgter Tod verhinderte die Ausführung des grossgedachten Werkes, das für die Adelsgeschichte Oesterreichs gewiss von grossem Belange geworden wäre. Aus dem reichen Schatze seiner genealogischen Materialien über die Adelsgeschlechter seiner Heimat Krain gelangten die Genealogien von vier Familien zum Drucke: 1.) Genealogia Illustrissimae Familiae Sac. Rom. Imperii Dominum et Dominarum de Gallenberg. Labaci 1680. Fol. 2.) Rosa Ursina in Provinciis Austriacis florens sive Illustrissimae et Antiquissimae Familiae Romanae Vrsinae (Blagay). Labaci 1680. Fol. 6o ^*el" krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. 3.) Genealogia Illustrissimae Familiae Principum, Comitum et Baronum ab Aursperg. Labaci 1681. Fol. 4.) Genealogia Illustrissimae Familiae D. D. Comitum ab Atti mis. Labaci 1681. Fol. Ausgearbeitet im Manuscript blieben separate Genealogien aus seiner Feder von der mit Krains Geschichte vielfach verknüpften fürstlichen Familie Eggenberg, welche das Graf Herberstein'sche Archiv in Graz bewahrt, und des Geschlechtes der Freiherren von Grimschitz, im k k. Adelsarchive in Wien (k. k. Ministerium des Innern).99 Von der Genealogie der Auersperge, die Schönleben bereits 1657 beendet hatte, welche also eine der frühest vollendeten, wo nicht die früheste gewesen, was wohl ausser der historischen Bedeutung der Familie zunächst auch aus seinem ergebensten Verhältnisse zum Landeshauptmanne Wolf Engelbert Grafen Auersperg zu erklären, befindet sich ein Manuscript mit gelungenen Tuschzeichnungen der Symbole einzelner Mitglieder des berühmten Geschlechtes in einem Prachtbande in der fürstlichen Fideicommissbibliothek in Laibach ; ein Manuscript : Arbor genealogica Illustr. et principalis Familiae Aurspergicae, in Folio, mit der handschriftlichen Zueignung an Johann Andreas Grafen Auersperg, bewahrt die Bibliothek auf Stammschloss Auersperg.100 Ueber die Art der genealogischen Forschung Schönlebens gibt speciell auch die Auersperg'sche Genealogie den erfreulichen Aufschluss, dass unser Landsmann sich von dem Geschmacke seiner Zeitgenossen, die Stammbäume adeliger Geschlechter soweit als möglich in dunkle Vorzeiten zurück-zuverfolgen, meist glücklich ferne gehalten. Speciell in diesem Falle verwirft er eine solche Annahme des Lazius, nämlich betreffs der Abstammung der Auersperge von einer Familie des alten Rom «ab Aurupono Romano quondam municipio» (von der Stadt Arupium in Krain) und tritt auf den realen 99 Siehe mein: Die Freiherren von Grimschitz. Eine geschichtliche Studie. Wien 1871, pag. 6. 100 Hevmannsthal 1. c. Von P. v. Radies. 6l Boden des frühen deutschen Mittelalters mit dem Hinweise auf Ursperg bei Mindelheim in Schwaben. Ohne weiter auf diese Deduction einzugehen, was hier nicht des Ortes, genügt dieselbe doch, um auf Schönlebens kritischen Sinn aufmerksam zu machen I Chronologische Reihenfolge de? im Drucke erschienenen Schriften J. L. Schönlebens. 1.) 1643. Aegis Palladia Daphnophoria oblata Neo-Bac-calaureis Graecensibus Impressum. Graecii. 2.) 1644. Thalassi Coronae, sive applausus nuptialis illustrissimis Neo-Conjugibus N. N. L in ci i. 3.) 1644. Plectrum Cleantheum Lyrae Apollineae con-formatum sive sol Pyrrhi montis illuminator ad Lyram can-tatus auspicatissimae inauguration! N. N. Praepositi Ecclesiae colleg. ad Pyrrhun montem. Lincii. 4.) 1648. Conatus nymphae Hortensis ad inaugurationem duorum Theologiae Doctorum. Viennae. 40. 5.) 1648. Tryphaeon nymphae Hortensis oblatum tribus Theologiae Baccalaureis. Viennae. 40. 6.) 1648. Verna Theosophorum ad meridiantem Sa-pientiam deambulatio oblata sex Neo-Doctoribus Theologis. Viennae. Fol. 7.) 1648. Parentalia Reverendissimi Praepositi Cathe-dralis Ecclesiae Viennensis. Viennae. 40. 8.) 1648. Mars Austriacus D. Leopoldus Austriae Marchio et Tutelaris Panegyrico laudatus. Viennae. 9.) 1648. Lacrumae piis manibus illustr. adolescentis Joan. Mich. Adami Bapt. Comitis ab Althan. Viennae. 40. 10.) 1649. Corona gemmea adgratulatio sex Neo-Doctoribus Theologis ex Ord. Cisterciensi. Viennae. 11.) 1649. Arboris vitae S. Crucis fruetus geminae in-fula Rev. N. N. Abbatis Cisterc. Viennae. 12.) 1649. Philosophicum Nihil oblatum Neo-magistris Philosophiae. Viennae. 40. 6 2 l}er krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. 13.) 1649. Campus Liliorum, seu Album Austriaco-Marianum, exornatum elegiis Austriacorum Deiparae Virgini peculiariter devotorum, oblatum sex Neo-Doctoribus Theo-logis Cisterc. ubi ad finem panegyricus magnae matri sine macula Originali conceptae. Vienna e. 40. 14.) 1653. Inferiae Austriaco-Academicae pus manibus Fundatorum et Benefactorum Universitatis Vienne ns is. Vienna e. 40. 15.) 1658. Orbis votorum pro definitione piae sententiae de immaculata conceptione Deiparae Virginis Libri quatuor. Klagenfurti. 4°. 16.) 1659. Orbis votorum pro definitione piae sententiae de immaculata conceptione Deiparae Virginis Libri très Pars prior. Klagenfurti. 40. 17.) 1668. Trias colossea honoris Celsissimi Sac. Rom. Imp. Principis Maximiliani Gandolphi ex Comitibus à K h ti en-fa ur g Archiepiscopali pallio insigneretur. Salisburgo Fol. 18.) 1668. Examen Synopseos historicae de Conceptione B. V. quam Fr. Marcellus Sydericus Cyriacus elucabravit et Jo. Lud. Schönleben ad Trutinam bullarum sedis Apostolicae appendit. Salisburgi. 40. 19.) 1668. Pyramis Jesu agonizanti erecta in monte uliveti, das ist fünf gemùthsbewegliche Betrachtungen vom Gebete Christi im Garten für die Feiertage in der Fasten. Salzburg. 4». 20.) 1668. Die heilige Pilgerschaft zu dem heiligen Grabe Christi durch die sieben Stationes oder Betrachtungen von unseres Herrn Gottes Leiden. Salzburg. 40. 21.) 1669. Feyertäglicher Erquickstunden Erster Theil, das ist: Ehren und Lobpredigen der lieben Heiligen Gottes, welche in den allgemeinen römischen katholischen Kirchen jährlich verehrt werden. Das Winter- und Frühlingsquartal. Salzburg. 40. 22.) 1670. Feyertägliche Erquickstunden; anderer Theil. Das Sommer- und Herbstquartal. Salzburg. 40. 23.) 1670. Vera ac sincera sententia de immaculata conceptione Deiparae Virginis. Salisburgi. 4°. Von P. v. Radies. 63 24.) 1671. Palma virginea101 seu Victoriae Marìanae Septemdecim Saeculorum de adversariis immaculatae coneep-tionis B. V. Salisburgi. 40. 25.) 1672. Eadem Pyramis Jesu agonizanti ereeta in duplum aueta et latine redita. Salisburgi. 40. 26.) 1672. Eadem sacra Peregrinatio ad S. Christi Se-pulchrum in duplum aueta et latina redita. Salisburgi. 40. 27.) 1672. Evangelia inu lystuvi,102 na vse ne-déle inuj.menitneprasnikecéliga léta .... Graecii. 8°. 28.) 1674. Aemona vindicata etc. Salisburgi. 40. 29.) 1675. Oesterreichische Vest- undVormaur, das ist Lob und Ehrpredig vom grossen Heil. Jo-sepho.103 Salzburg. 40. 30.) 1676. Horae subseeivae dominicales sive sermones ad populum pro dominicis ab adventu ad pentecostem cum allocutionibus. Salisburgi. 40. 31.) 1676. Horae subseeivae etc. a Pentecoste ad Ad-ventum etc. Salisburgi. 40. 32.) 1680. De officio immaculatae coneeptionis Deiparae antiquissimo et devotissimo, parvo mole magno mysteriis : recens per annonymum correcto et Lucensibus typis edito Observationes Sigismundi a St. Maria Theol. ex SS. Patribus et Doctoribus praesertim Ord. P. P. Praedicatorum desumptae. Altstadii. 8». 33.) 1680. Dissertatio polemica deprima Origine Aug. Domus Habspurgo Austriacae Labaci. Fol. 101 Da er in diesem Werke umständlich und ohne Schonung alle Gegner der unbefleckten Empfängnis Maria's durchgeht, kam das Buch auf den römischen Index, und nur seiner Verbindung mit einigen Cardinälen und namentlich mit der Academia Gelatorum in Bologna, deren Mitglied er war, dankte der Verfasser die Streichung desselben vom Index. — Hormayrs Archiv 1817, pag. 315. 102 Diese zweite Ausgabe der Bischof Chrön'schen, 1613 in Graz gedruckten Evangelia inu lystuvi, von Schönleben veranstaltet, bespricht Kopitar in seiner «Grammatik der slavischen Sprache», Laibach 1808, pag. 59—61. 103 Siehe Abtheilung: «Schönleben in Reifnitz.» (ìA Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. 34.) 1680. Genealogia . . . D. D. de Gallenberg. La-baci. Fol. 35.) 1680. Rosa Ur sina......Familiae Romanae Ursinae (Blagay) Genealogia. Labaci. Fol. 36.) 1681. Genealogia . . . Principum, Comitum et Ba-ronum ab Auersperg. Labaci. Fol. 37.) 1681. Genealogia . . . Familiae D. D. Comitum ab Attimis. Labaci. Fol. 38.) 1681. Carniolia antiqua et nova, Tom. I. Labaci. Fol. 39.) 1682.10* Allegoriae SS. Patrum, ordine Alphabetico in gratiam concionatorum collectae. Salisburgi. 12. 40.) 1696. Annus Sanctus Habspurgo-Austria-cis sanguine et cognatione conjuncti quingenti per totius anni dies distributi. Salisburgi. Fol. * * * An Manuscripten hinterliess Schönleben (ausser den nach seinem Tode zum Drucke gelangten zwei Stücken [siehe oben Nr. 39 und 40]) nach Valvasor: t.) Orbis vota pro de-finitione piae et verae sententiae de immaculata conceptione Deiparae Lib. V. Tomis duobus praelo parata; 2.) Arboretum Austriacum sive. plena genealogia Aug. Domus Habspurgo-Austriacae ab anno Chr. 600 ad nostra tempora cum 300 et ultra Symbolis, aere incidendis, in Fol. ; 3.) ChronologiaAustriaca, sive rerum à Comitibus Habspurgicis et Archiducibus Austriae gestarum succincta per annorum seriem ennaratio, in Fol. ; 4.) Auctarium Concionum Festivarum, in Quart; 5.) Basis Ethico-Politica Virtutum et Vitiorum moralium, in Quart; ausserdem «3 Tomo.s in Folio» und 6 Tomos in Quart nebst vielen einzelnen Schriften, «darin allerley Collectanea, Nota-tiones begriffen, woraus er den zweyten Tomum der Crai-nerischen Chronic hat machen wollen».106 104 Nr 2g und 40 nach Schönlebens Tode gedruckte Werke. ">B II. (VI.), pag. 356. Von P. v. Radies. 65 Aus dem Tom. II, Analectorum manu Schön-lebiana, und zwar aus fol. 81 et seq., citiert Marian Fiedler Geschichte der öst. Clerisey (IV. Th., B. VII, pag. 251 ff.), entnommen zu haben «Postuma Oberburgensia», Acten und Urkunden zur Geschichte von Oberburg, und aus fol. 337b et seq. (ibid. pag. 398 ff.) «Stainensia» , «notatu digna manu Schönlebii excerpta hueque rejeeta». Ausser der schon erwähnten Habsburgischen Genealogie, Ms. auf der Grazer Universitätsbibliothek, dem Appendix zu den Annalen, die Genealogien krainischer Adelsfamilien, Ms. 1674, Musealarchiv, dem Ms. Miscellaneen, Ms. in der f. e. Bibliothek in Agram, sind noch die aus dem Lustthaler Archive stammenden Zeichnungen und Münzbeschreibungen Schönlebens : Numismata e ruderibus veteris Labaci erruta, collecta et delineata in zwei Quaternionen im Musealarchive zu erwähnen, sowie die Ordnung der vom Bischof Thomas Chrön hinter-lassenen ' Predigten durch Schönleben 1660. Durch seinen Schreiber und Diener («manu scribae et famuli») Hess er sich 1679 eine Abschrift des 1590 von einem Anonymus zusammengestellten handschriftlichen Werkes: Varia Statum, Politic. Judic. et Oeconomicum Carnioliae Concernentia verfertigen.106 Anhang. 1. Ein Sehreiben J. L. Schönlebens an den Hofbibliothekar Kaiser Leopold I., Peter von Lambeek, 30. August 1672.,0' Perillustris et Gene rose Dne. Dne. Colendissime. Occasionem molestiae, quam Perillustri Vae. Dnoi. (dominationi) bisce Uteris inferre praesumo fecit molesta occupatio mea in scribenda Chrono lo già Carnioliae. Eam ne gravis accidat deprecor. Attuleret mihi ante medium Annum Vienna Illustrissimus Dom. Comes a Gallenberg fragmentum 108 Mittheilungen des historischen Vereines für Krain 1852, pag. 26 f., und 1856, pag. IH. 107 K. k. Hofbibliothek in Wien, Correspondes Lambecks. 5 66 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. Genealogiae Excellentissimi Domini Comitis a Lamberg, quod puto nie ipsi restituisse, nepue tarnen iam vel apud me vel apud ipšum reperitur. Doleo potissimum propter id, quod ex Ottocaro ab H o mele (si bene inemini) de-sumptum fuit de quodam à Lamberg Mareschallo Aulico circa annum iooo. Aliorum non memini, quae ex Lazio deprompta fuerunt, nullum mihi facessunt negotium. Et quia id a Perill. Dominatione Vestra communicatum fuit praedicto Excell. Dom. Corniti, obsecro dignetur mihi denuo communicare pro honore familiae Excell. Dni. Comitis, quae in patria nostra plurimos heroes numerat. De alijs familiis rogare non audeo, quia experientia didici magno labore inquiri Genèses et nollem fatigare Patronum gra-vioribus occupatum. Ulud saltem obtinuisse mihi maximae gratiae instar erit. Scripsi dudum Genealogia m Austriaca m, sed aliam ingressus viam, quam Perillustris Vestra Dominatio. Coniecturae de dubiis sunt liberae, in ijs quae certa sunt, omnes debemus convenire. A Perleonistis me deterret, quod auunculus Vestrae Perillustrae Do-minationis D. Lucas Holstenius p(ropria) m(anu) fertur invenisse in Bibliotheca Romana, ipsos saltem ab Hebraeis traxisse originem. An vero meus labor aliquando sit uisurus lucem, sub iudice lis est. Distineor magis necrijs (neces-sariis?) et urgeor ad persequendas Conciones ubi Chronologium absoluero. Ars longa est vita brevis. Deus Perillmam- Dominationem Vestram multorum bono conseruet in multos annos, ut nobiles partus proferantur in lucem. De me uero sibi persuadeat, quod sim ad imperia Perill. et Gener. Dominationis Vestrae paratissimus servus licet ignotus Reifnitij 30. Augusti 1672. Joan. Ludovicus Schönlehen Archidiaconus Inf. Carnioliae m. p. Adresse auf dem gefalteten Schreiben: Perillustri et Generoso Dno. Do. Petro de Lambeckh (titulus) Sac: Caes: Mai: Consil: Actualj et Bibliothe-cario Dn0- Colm0- Viennae. (Rothes Siegel mit dem Wappen Schönlebens gleich dem des BM. Ludwig Schönleben [Vaters] bei Valvasor.) II. Die Aussehreiben Sehönlebens an Adel und Geistlichkeit in Krain um Materiale zum zweiten Bande der Carniolia antiqua et nova.108 A. Communicanda pro Tomo II Carnioliae. 1.) Dominia singula communicent de Sua arce et dominio, quod scire possunt, vg.109 quis olim condiderit, quae familiae possederint, et quid in distrietu sive olim sive recentibus temporibus memorabile accident vel dig- num notatu extet. Si quae antiquae inscriptiones habentur descriptae fideliter 108 Manuscript der k. k. Hofbibliothek in Wien Nr. 8351, fol. 174—177. 109 Verbi gratia. , » "X Von P. v. Radies. 67 transmittantur. Revideri curent Suas antiquas literas et juxta modum ex-cerpendi, qui transmittitur, excerpant et mittant. Melius esset si com-municarent originalia numerato tunc et melius discernerentur nomina et sub-levarentur Dorainia'in Labore. Annotent etiam totius districtus Nomina pagorum, fluviorum, torrentum, eorum originem, foecunditatem etc. Praeterea si quid eorum familia fundavit, vg. arcem aliquam, Ecclesiam, Parochiam, beneficium et quando. 2.) Domini Praelati similiter, (qui nondum dederunt110) Communicent fundationis Authorem, annum, locum, situm, titulum seu Patronum Ecclesiae, Pagorum nomina, fluviorum torrentum. Item Ecclesias Pariochales Sibi subjectas earumque filiales cum singularum filialibus, Earum Fundatores, Benefactores, inscriptiones antiqui, et nobilium familiarum sepulturas, quantum sciri potest; Nomina praeterea Antecessorum Suorum et eorum obitus .... ag-noscent. Si quid singulare olim cum titulo et opinione Sanctitatis vixerunt, quod memorabile egerint. Si quae gravia damna, inundia ruinas monasterium sit passum et quo anno. 3.) Domini Archidiaconi et Parochi communicent titulum suae Ecclesiae Parochialis, titulos filialium, nomina Pagorum, in quibus sitae sunt, et si potest fieri fundator, annus fundationis, Patronus, qui habet jus praesen-tandi. Si quid memorabile in hac uel ilia Ecclesia contigit; Districtum Suae Parochiae, quam procfll se extendat, quod circiter animas habeat, quibus teneatur providere. Ad quam Dicecesim. Revideant antiquos Lapides, veteres et recentiores Sepulchrales et descriptos transmittant. Revideant antiquas sive Ecclesiarum sive Parochiae literas et inde excerpant juxta modum impressum. Si qui Nobiles in Earum Ec-clesiis sepulturam habent etiam notent. Beneficia simplicia in earum Ec-clesiis quae sint, quo titulo, quis eorum fundator, quis collator uel jus patro-natus habeat. B. Nota was man zur Landts-Chronikh Dengkwürdiges Vermerkhen vnd Communiciren solle? I.) Was die Adlichen Geschlechter anlangt, die werden in opere genealogico eingeführt werden, dahero wollen Jede familien Ihre alten Schriften vbersehen als da sein kauff-, schuld-, Contract-, Vergleich- Verzicht brieff vnd dergleichen, aus denselben Dero Vor Eltern Namben herausziehen, wiewol sie deroselben rechte Geburtsreyhn vnd Ordnung nit wissten, dabei die Jahrzahl vnd das Ort, wo die brieff datirt, wie auch die Zeugen und mit Interessirten wiewol anderer Familien vnd wo die Frauen oder Kinder mit eingeführt sein auch selbige verzeichnen vnd vberschikhen. Besser wäre es, wenn man die Originalbrieff so bisweilen schwer zu lesen gezehlt vnd nu- 110 Deutet darauf hin, dass er bereits von einem und dem anderen diesbezügliches Materiale erhalten, wie ja Materialien Sehönlebens über Oberburg und Stain in Marian's Austria Sacra zur Benützung kamen. Anm. d. Verf. 68 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. merirter vberschikhte, die solten bäldest In der Zahl vnd qua-lität als vberschikht wieder zugestellt werden. Wo aber schon for-mirte Stammbaum beyhanden, solche erfolgen lassen. 2.) Ingleichen wird ein Jede Adeliche Familie sich wissten zu erkundigen vnd erfahren wenigist Dero Väter, mütter, geschwistrigten, der ahn, ähnl, Vrähn, Vrähndl vnd deren negste befreundte, sovil man erfahren kan. vnd Jedem beysetzen die Zeit, zu welcher sie gelebt, gebohren oder abgestorben, wo begraben, was für gutter oder ambter gehabt was etwa ruh m bûches für das Vatterland vnd zu was vor Einer Gelegenheit verrichtet Dann solche Sachen kann der Chronist nit ersinnen, werden auch die letzten und noch Lebenden in Buechern nit gefunden, dahero wolle man communiciren so vili man haben kann, das Übrige wird schon anderwertig so vili es möglich Jedem beygesetzet werden, dan allberait von den rnehristen adelichen geschlechtern ein grosser Vorrath beyhanden ist. 3.) Man hat in villen Gechlössern noch Vhralte brieff, die kunte man lassen übersehen vnd aus denselben herausziehen allerhand andere alte Geschlechter Namben vnd Zunamben mit der Jarzal vnd Ort allda etwa die brieff gefertiget, dann also wurde ein Geschlecht dem andern zu Hülffe komben. Vnd werden verlangt nit allein die noch im landt wohnhaffte geschlechter, sondern auch-andere so vor vili Jahren abgestorben oder in andere länder sich begeben haben. Deren Namben kunten zum exempel auff diese folgende weis verzeichnet werden: Diepolt von Aursperg vnd Herwart von Aursperg sein vetter verwechseln etc. mitfertiger Ihre liebe Öheim Herr Hans von Stegberg ynd Thomas von Sicherperg an St. Erasamtag Anno 1407; Hainrich von Sicherstein vnd Otti sein Sohn verkaufft etc. mitfertiger Ihre Öheim Wilhelm von Schärffenberg, Niklas der Hopfenbacher, Rutlieb von Khosiakh Ehrtag vor Vnser Frauen Geburt Anno 1374; Engelbert der Gall mit seiner Hausfrauen Lisel verkaufft etc. Zeugen Hainze, leukart, Pernarth von Moraitsch Anno 1303 etc. Bisweilen findet man auch in dergleichen brieffen benamset die vor Jahren ge-weste Landshauptleut Land ts vizdo mb, Landsverweser oder Verwalter, die kunten ebenfalls mit der Jarzal verzeichnet werden. 4.) Wo etwa alte Grabstein vorhanden, kunte man die namben vnd Jahrzal abschreiben lassen vnd übersenden oder ganze Epitaphia vnd wo solche liegen. 5.) Welche Geschlechter Etwas gestifft als beneficia, Kürch, Cap e lien etc. solches auch mit der Jahrzal verzeichnen, das Ort, wo die beneficia oder Capellen gelegen etc. 6.) Wo etwa alte haydnische Stain mit einer schrifft zu finden, auch selbe abgeschriebener mit Benennung des Orts, wo sie befindlich, zu communiciren vnd zwar wan gleich solche nur halb oder eines theils leslich sovil man von der schrifft noch lesen kan. Von P. v. Radies. 69 7.) Von jeder Herrschaft dero Vntergebene Dörfer, markht, geschlesser mit Ihren namben vnd gegendt111 zu verzeichnen, damit man des ganzen Landts bewohnte Orth nach Einem Jedem Virtl zusammen bringen möchte, wie auch alle markht vnd geschlösser vnd in welcher revier, in was für einen situ sie gelegen, auch wer vor Jahren sie beherrscht. 8.) In Simili, wo etwa fischreiche Fluss, Bächer vnd seen im Landt vorhanden kunten dieso darüber zu gebieten oder sonst benachbart sein mit Etlich Zeilen sambt dero Vrsprung, erträglichkeit vnd gelegenheit entwerfen. 9.) Weillen es im Landt vili schöne wohlerbaute Geschlösser gibt, wäre es rühmlich, wann Jede Herrschaft die Ihrigen durch einen Mahler abreissen und in Kupfer stechen Hess"2 vnd solche mit Einer kurzen beschreibung soviel man erfahren kann vom ersten Anfang oder Vrsach des Gebäus communiciren. 10.) Die Statt vnd Markht, welche vom Vrsprung oder sonderbaren Begebenheiten so Ihnen zustendig etwas wissen oder erfahren können selbiges beybringen, dabey auch Etliche besondere Freiheiten zu vermelden ; II.) Wann bey Jemanden Etwa alte Verzeichnissen In geschriebenen buechern oder sonst besonderen Krieffen die In den gedruckten nit zu finden vorhanden sein solche zu communiciren. Von solchen wäre sonderlich bey denen pfarren vnd andern Filialkirchen nachzuforschen. 12.) Endlich so Jemanden Etwas einfiele, das seines Bedün-khens zur Chronikh tauglich vnd vermeint, dass es dem Authori noch nit bewusst solches wolle er kürzlich andeuten vnd übersenden. Damit aber die Verfertigung des Werks nit zulang verschoben werde, so wolle man allenthalben die begehrte Documente vnd Verzeichnissen bäldest es sein kann auff Laybach dem Authori zukomben lassen, welcher allem und Jedem als Landtsm i tglied dasjenige zu praestiren und in das Werkh einzumengen vr-biettig, was zu des gemeinen Vaterlands rühm vnd nutz tauglich sein wird. Johann Ludwig Schönleben m. p. c. Puncta, secundum quae excerpi possunt ex antiquis Chartis Servientia Chronologiae. I.) Fundatores et fundationis, si non copia, saltern pars postrema in qua adjuncti sunt testes , quorum nomina serviunt pro Genealogiis et notitia familiorum, qui aliquando in hac Patria floruerunt. Datum et Annum et locum oportet addere. 111 Lage. 112 Der Inhalt dieses «Punktes» 9 versetzt wohl die Abfassung der . «Nota» vor das Erscheinen von Valvasors Topographia Ducatus Carnioliae modernae, Wagensperg 1679. 7 0 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. 2.) Benefactorum celebriorum nomina et tempus, non desidero vero scire, quid donaverint. 3.) Habentur literae transactionum, Contractionum, venditionum, emp-tionum, in quibus multa nomina nobilium annotantur, ex similibus possent excerpi varia in hunc modum vg.us Sigmund von Wolffau verkaufft Etlich guetter etc., neben dem von Wolffau hat gefertigt der Edi Paul Glowitzer, Datum Weichselburg am Pfingsttag nach laetare Anno 1424; Hermann Ko-siakher, Herrn Albrechten Kosiakher sühn verkaufft etc., mitgefertigt Jörg Kosiakher, der Zeit Purggraff zu somober (Samobor), Z. St. Georgentag Anno 1418; Ella, Fridrich von mindorff wittib vnd Ihr sühn Ruprecht vnd sein Hausfrau Cathrey Niklasen von Zobelsperg tochter verkauffen etc., gefertigt neben den Ruprecht Jobst Helffenberger Andre Archer, Peter von Leng heim etc., Anno 1386, Laybach; Thoman Siehe rperger tauscht mit Merkhlein von Igg Anno 1360 zu Oberlaybach; 4.) Habentur subinde necrologiae seu libri mortuorum, ex quibus etiam ejusmodi nomina excerpi possunt; 5.) Inter nomina Religiosorum, si qui fuerunt ex nobilibus Patriae, etiam addi eorum nomina; 6.) Nomina Praelatorum, et quisquid egerit pro bono conventus; 7.) Quinam ex magnis nobilibus in Ecclesia conventus sepulti sint; 8.) Quando et qualia damna per bellum uel ignem passum sit monasterium ; 9.) Si qui antiqui lapides Romani, uel in monasterio uel in vicinia et subjectis Ecclesiis extant, eorum inscriptiones desiderantur sed fideliter de-scriptae etiamsi errores Grammaticales occurrant in Lapide incisi ; IO.) Si placeret addere Principum gratias et favore s ac exemptiones cura Anno et Subscriptis testibus Etiam servirent, Vti et immuni-tates a Pontificibus concessae ; II.) Vniversim, qui excerpit diligenter notet ubique: a) nomina per-sonarum, illustrium etiam foeminarum, ij Annum et diem, c) locum, ubi literae signatae et nomina describat sicut invenit vg. Valchenberg non mutet in Falckenberg etc. III. Aufruf Sehönlebens an den Adel in den österreichischen Erblanden (1680). "4 Illustrissime et Reverendissime Do m ine, Dne. gratiosissime. Molior opus Genealogicum Familiarum Nobilium in Provincijs Haeredi-tarijs S. C. Majestatis, tam earum, quae extinetae sunt, quam superstitum et jam plusquam 300 fragmenta collecta habeo: quae vt pro communi patriae bono augere possim, suppetias conquiro ex Archivis. Eddiderunt nonnulla '" Verbi gratia. 1,4 Gedrucktes Flugblatt im ehemaligen Baron Erberg'schen Archive in Lustthal. Von P. v. Radies. 71 Lazius, Henninges, Reusnerus et nuperis Annis P. Gabriel Buccelinus prout scilicet illis communicata fuerunt: plerisque quod addam habeo et vt adhuc plura possim addere, praesertim illis Genesibus, quas ego primus collegi. IUustrissimam et Reverendissimam Dominationem Vestram démisse rogo, dig-netur Archivum tuum et veteres scrjpturas per aliquem intelligentem et veterum characterum benè gnarum curare revideri, ex illis excerpi nomina, titulos, annum, locum dati et numerum, quo forte extrin-secus signatae sunt scripturae, mihique gratiosè communicare. Formulam excerpendi similia hic adjunctam transmitto, eâ spe fretus me pro Illustrissmae- et Reverendissmae- Dominationis humanitate ac studio promovendi commune bonum, compotem desiderii fore, si non citius, saltern ante exitum duorum mensium. Deus interim Illustrissmam- et Reverendissmam. Dominationem Vestram quam diutissime servet incolumem. Dabam Labaci 12. Octob."5 1680. Illust. et Reverend. V D. Ad obsequia paratissimus servus Joan. Ludwig Schönleben SS. Theol. Doct. Proton. Apostolicus m. p."6 IV\ Ein Sehreiben J. L. Sehönlebens an Abt Albert von St. Paul, 16. April 1681.117 Illustrissime et Reverendissime Dne. Dne. gratiosissime. Accepi per D. Baronem Valvasor, quae IH. et Revme- Dominatio Vestra dignata est mihi comunicare, quae sane mihi vtilia fore animadverto, cum obiter pauca inspexi. Erunt forte aliqua ex his, quae me perplexum red-dant, praesumam igitur recurrere pro solutione dubiorum et majori dilucidatione. Pro nunc occurrit 1.) Vtrum Poppo Histriae Marchio ipso anno fundationis Monastery, uel aliquo subsequentium donauerit curtile, de quo P. I Archivi f. 3 seruiret mihi pro dirigenda serie Marchionum Istriae et Crainburgi. 2.) An constet, quo anno Hartwich Comitissa obierit. Item quo Anno Nepos Sigfridus restituerit Ecclesiae bona retenta, de quibus P. I Arch. f. 4. 3.) Inter testes Vdalrici Ducis Carinthiae A0' 1194 fpl. 61 ponitur Chuno de Vriperch annon forte omissa vna littera et legendum Vrisperch, quia sic in alijs antiquis pluribus legi pro Aursperg. Vel certe Vridberg pro fridberg uel Vriberch pro Freiberg. Eodemmodo fol. 71 et 72 nominatus Gundaforus de Vriberch pu-tarem legendum Gundakarus de Vrisperch uel Vriperch pro Freiberg, quia haec familia fuit olim in Tyroli, Carinthia et Carniolia. 4.) In Uteris Bernardi Ducis Carinthiae A0- 1209, fol. 80 inter testes ponitur Vlricus Cubentel annon 116 12. October handschriftlich eingetragen. 116 Unterschrift sowie Titel eigenhändig geschrieben. 117 Archiv des Benedictinerstiftes St. Paul —-, Correspondes des Abten Albert Reichart (1677—1727), Verfasser des «Breviariumhistoriae Carinthiacae». 72 Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schönleben. forte legendum Cubenzel, seruiret mihi pro hac Familia et pro Capitaneo Tergestino, qui de majoribus suis non habet magnam notitiam. Si originale diplomatis extaret facile dubium solueretur. Haec interim inspiciendo transumpta, occurrerent, de quibus melius in-formari desidero. Coeterum cum haec communicata se solum extendunt ad annum 1343 et fol. 600 Archivi enixe rogo Ulm- et Rev. Dominationem Vestram dignetur adhuc reliqua (haud dubie copiosiora) curare extrahi per occasionerà. Non est quidem periculum in mora, quo citius tamen obtinuero, eo facilius in ordinem redigam et seligam idonea meo instituto. Colligo enim fragmenta Genealogica nobilium familiarum patriae, quarum plurimae olim fuerunt in Carinthia, et vice uersa multae nunc in Carinthia, quae olim apud nos floru-erunt. Si ego edere non potuero, aduersaria relinquam posteris. Nunc primus Tomus Annalium decurrit ad finem sub praelio Typi. Alterum Tomum incepi scribere hoc anno climacterico magno id est 63. Si non absoluero, erit alius qui continuet. Spero, quod in primo Tomo aliqua desseruient IH. Vrae- Dnoi (Dominationi) de aetate et tempore ueterum Ducum, Carinthiae quorum meminisse debui, cum etiam fuerint Carinthiae118 Dni. (Domini.) Diuersa pleraque a Megisero inveni. Deus conseruet Illm- et Revm- Dominat(ionem) ut inter graues regiminis sui occupationes, possit horis subsecivis suae patriae Annales prosequi et in lucem proferre, uti protulit eleganti stylo Breviarium et his me devotissime commendens maneo IUmae. et ReVmae. Dm. Vrae. Obligatissimus servus Jo. Ludwig Schönleben m. pi. Labaci 16. April 1681. Die Adresse auf dem zusammengefalteten Brief lautet: Illustrissimo et Revmo. Dno. D. Alberto Sac. Ord. D. Benedicti Abbati ad S. Paulum vigilantissimo Sac. Caes. Maj. Consiliario etc. Dno. Dno. Gratiosissimo Ad S. Paulum in valle Lavantina. Schreibfehler, muss heissen Çaiaioliae. Anm. des Herausgebers.