L' i/ Abschiedsrede der Schüler der 4° Gramniatical-Claffe a» ihren verchtungsWürdigen Professor Herrn Herrn Gedruckt Mit Egsr'schrn Schriften. ^in volles Jahr —wie klinget dieses dem Ohre so lange! Weithin dehnet dem Äug' es in die Zukunft sich aus; Doch, auf Blumen dasselbe in friedlicher Stille durchwandelt, Dann gesteht man es laut: Owie verschwand es doch schnell! Wonnig blicket das Auge zurück auf die herrlichen Wege, Und es erscheint ihm vom Ziel nicht weit des Jahres Beginn; Und schon erhebt sich der Fuß, bereitet zurücke zu eilen. Mochte noch einmahl so gern laufen den herrlichen Weg; Doch der erste Schritt, den man macht, geht schon in die Zukunft, Die einen neuen Weg unter di- Füg: uns legt: "Der Vergangenheit —spricht sie —mögest du immer gedenken, ''Darum hab' ich auch sie dir in den Rücken gerückt; ''Schön, so wie sie dir war, so möge dein Auge sie schauen, "Duften der Blumen Geruch, glänzen das herrliche Licht, ''Wenn du zurück blickst; doch dieselbe noch einmahl in Zukunft "Dir zu verwandeln, dieß wirst du wohl fruchtlos dich müh'n» "Schnell fällt die Stunde, ist sie entrollet dem Rade der Zeiten, ''Nicht mehr zu Haschen, in unermeßlichen Raum; "Muthig ergreif' d'cum den Stab, und nimm mit dir gute Hoffnung, "War dir ja dunkel einst auch sie, die du hell jetzt erblickst." Seit unS das Schicksal Dich, unseren Freund, in die Arme geführetj l Reihten der Jahre schon vier, schnell in den Rücken sich unS: Fröhlich blicken zurück wir auf derselben Beginnen, Und von dort, bis hieher, geht stets durch Blumen der Weg. Hart an dem Eintritlsthor« des ersten dieser vier Jahre Sehen wir immer noch uns, wie wir versammelt dort steh'n: Forschend richten wir Alle hieher, nach dem Wege, die Augen, Dessen erfreuende Pracht neidischer Nebel verhüllt; Und nichts erforschen wir Alle, was wir auch immer uns mühen. Kennen den Führer noch nicht, der darauf leiten uns soll: Sieh! da bringet ein Engel Dich in unsere Mitte, Gibt zum Führer uns Dich, und Du trittst willig voran. Langsam noch folgen wir anfangs Dir, und mit zögerndem Fuße, Bleiben noch häufig zurück, denn noch bist Du uns fremd; Doch aber bald gewöhnen wir uns Deines lieblichen Umgang's, Blicken vertrauter zu Dir, Der uns so schon lenkt hinauf. Drängen uns näher an Dich, als sorgten wir Dich zu verlieren. Denn schon bewährest Du dich als unser köstlichster Freund: . Unermüdet blickst Du mit sorgsam wachendem Auge, Wie auf die Jungen der Aar, so auf uns schützend herab. Reichest der Wissenschaft Neckar uns in goldenen Bechern , Oder Du schauerst, ein Baum, köstliche Früchte aus unS. Und unentbehrlicher wirst Du uns von Tage zu Tage, Du, zu Dem uns schon All' mächtige Liebe entflammt; Der stets den Fehlenden sorgsam, nur «Munde ermahnet. Dec eines Jeglichen Fehl sanft mit Vergessenheit deckt. Also sehen wir uns das erste der Jahre schon enden, Und an des zweiten Beginn steh'n wir mit fertigem Fuß'; Hier ist der Schleier gelüftet, und im Strahlenglanz schimmert Der zu gehende Weg uns unter Blumen hervor; Und wir betreten —und enden ihn —und kommen schon zu dem dritten — Und zu dem vierten so fort—durch —und hieher nun zum Ziel. Schauerlich tönet das Wort: Ziel, uns in unseren Ohren, Fröstelt uns der Gedank': Trennung, durch Mark und Gebein. Immerhin möge ein tröstender Mund sich an Worten erschöpfen, Lächelt auch Hoffnung unS schön, bist unS perlvren doch Du. Möge auch Einer Schönes vom fremden Land hören und wissen, Schwer auf der heimischen Erd' ruht doch beim Scheiden sein Blick. Also ruhen auf Dir mit Schmerz auch unsere Blicke, Und ein Seufzer entsteigt wcrmuthgefülleter Brust. Fruchtlos bemüht sich ein Jeder, mit krämpfhaft geöffnetem Munde, Dir zu stammeln den Gruß, den man dem Scheidenden gibt; Möchte so gerne sprechen Worte des Dankes, des reinsten. Doch an der Lippe versiegt, waS auch dem Herzen entströmt. O so lasse Dir's Du, Den wir mit Liebe umfangen, Lass' Dir's genügen am Will'n, denn zu schwach sind wir zur That. Blicke hieher auf uns Alle, und lasse sprechen die Thräne, Die, wie der Abendthau, glänzt in jedes Einzelnen Aug. O unmöglich! diese Thranen, sie können nicht lügen. Wer müßte wohl der seyn, der so zu lügen vermag? Wahrlich, wir fühlen cs tief, daß wir zu schwach sind zu zeigen Dankbar unS gegen Dich. Sieh, darum wollen wir nicht Uns an Worten erschöpfen, um immer noch wenig zu sagen. Was einst von Dir wir empfahn, wer zählet Alles wohl auf? Ein Wort nur sagen für Alles wirr Dank, und daß wic's nie vergessen Werden, daß unser Freund, ja unser Vater du warst. Wenn nach Jahrtausenden sich die höchsten Gebirge schon ebnen: Und das unruhige Meer. oen «Strand Küßet und immer küße, bw es einen Welttheil verschlinget; Oder, wenn einst die Sonn' heiß, ausgetrunken das Meer hat. Und alle Spuren von all dem, was jetzt ist, gänzlich verschwinden, Bleibt doch was Du uns gethan, eingeprägt fest dem Gemüth: Denn vor des Ewigen Throne werden wir Segen erflehen Dreifach Alle für Dich, Liebe beweisen Dir dort.- Aber auch Du, o wir bitten dich! mögest unser nimmer vergessen, Schelten uns Ohnmächt'ge nicht, daß wir undankbar sind; An diese Stunde erinnere Dich, und sprich dann : ''Sie haben "Wenig mit Worten gedankt, aber—sie haben geweint." i. ) / !«