Oldřich Uličný, Gibt es in der Grammatik eine »geistige Seite«? (Zur Auffassung ... 249UDK 81:1 Oldřich Uličný Praga GIBT ES IN DER GRAMMATIK EINE „GEISTIGE SEITE“? (ZUR AUFFASSUNG DES STEREOTYPS IN DER SPRACHE UND IN DER KOMMUNIKATION) Članek obravnava kompleksna razmerja med področji jezik in mišljenje, jezikovni stereo- tipi, komunikacija in jezikoslovje. Dvomi o zmožnostih kognitivnega jezikoslovja pri opisih slovničnih zgradb naravnih jezikov: kognitivni pristop bi bil lahko relevanten pri stavčni skladnji, ki je antropomorfno zasnovana, medtem ko je v oblikoslovju težji in celo vsiljen. This article deals with a complex of notions from the area of language and mind (geistige Seite der Sprache) in language and with a stereotype in language, communication and linguistics. The author doubts the possible application of cognitive linguistics on the description of gram- matical structures of a natural language: the cognitive approach may be relevant in the syntax of sentence, which is anthropomorfi cally based. On the other hand, this approach seems to be rather diffi cult, often forced and not plausible in the fl ective morphology. Ključne besede: kognitivna slovnica, jezikovni stereotipi, jezikoslovje in komunikacija, jezik in mišljenje, jezikovne univerzalije, slovanska slovnica Key words: cognitive grammar, stereotypes in language, linguistics and communication, language and mind, language universals, Slavic grammar 1 Wenn man über die „geistige Seite“ der Grammatik sprechen will (Weisgerber 1971), sollte man sie mit dem „Geist“ anderer sprachlichen Ebenen vergleichen. Man kann sagen, dass es sich um ein metasprachliches Stereotyp der Linguisten von Hum- boldt über Sapir und Whorf bis zu den heutigen kognitiven Linguisten handelt. 1.1 Die metasprachliche Kommunikation unterscheidet sich nicht von anderen funk- tionalen Kommunikationstypen (wie z. B. eines Bühler oder Jakobson). Die Kommu- nikationstereotypen existierten und werden immer existieren, ebenso wie eine gewisse Neigung zur Neologisierung und Aktualisierung, d. h. eine Tendenz der menschlichen Kreativität zur ungewöhnlichen Formulierungsweise des Kommunikats, existiert. Wie bekannt, sind die Kommunikationsstereotype ein wichtiges Mittel, das dazu dient, die Vagheit des Sprachzeichens aufrecht zu erhalten. Diese zwar ökonomische, aber die effektive Kommunikation hemmende Eigenschaft des Sprachzeichens kann gerade durch kommunikative Stereotypen und Redundanz überwunden werden. So ist die syntaktische Semantik und Kollokabilität der Morpheme, Lexeme, Formeme, Synta- xeme und Texteme mit ihrem relativ beständigen Regelkomplex imstande (unter Mi- twirkung von lautlichen, gestischen und paralingualen Mittel), die semantische Vagheit der genannten Zeicheneinheiten zu überwinden. Erst dieses Inbeziehungsetzen beider verbaler Kommunikationsaspekte kann nachweisen, was für ein großes Geschenk die natürliche Sprache ist. Slavistična revija (https://srl.si) je ponujena pod licenco Creative Commons, priznanje avtorstva 4.0 international. URL https://srl.si/sql_pdf/SRL_2007_1-2_16.pdf | DOST. 22/03/23 10.01 250 Slavistična revija, letnik 55/2007, št. 1–2, januar–junij 1.2 Es ist bekannt, dass das System der Sprachzeichen auch Stabilität besitzt, d. h. auch eine stereotype Seite aufweist, die für die Verständigung notwendig ist. Jede Neuheit der sprachlichen Mittel spiegelt sich im sozialen Verhalten und Handeln ab. Die Einschätzung der Neologismen hängt von der Stufe der philologischen Aktivität/ Gleichgültigkeit. Die extremen Liberalen, einschließlich der Linguisten, sind geneigt, jeden logopädischen Fehler, jeden sprachlichen Ausdruck der ungenügenden spra- chlichen Kompetenz oder schlechten Ausbildung öffentlicher Sprecher (Politiker oder Journalisten) für den Ausdruck der Sprachentwicklung zu halten und sich der Toleranz zu befl eißen. Aber die Zeiten der Hofdamen, die die französische Orthoepie festsetzten, sind schon vorbei. Die Nationalstaaten, in den Wiedergeburtsbewegungen aufgewa- chsen, betrieben verschiedene Modi und Formen der Sprachpfl ege, Sprachkultur und Sprachregelung als offi zielle Politik. Es handelt sich also um die Pfl ege der rationellen Sprach- und Sprecherstereotypen. Dies ist auch gegen ultrakonservative Stereotypen, gegen den nichtrationalen Purismus gerichtet. Nach meiner Erfahrung ist hier das neue Europa, die Europäische Union, auf dem richtigen Wege, wenn sie nach rationeller Sprachplanung und Sprachpolitik strebt und die Anerkennung und Reichweite von allen, auch von kleineren europäischen Sprachen, durchsetzt. 1.3 Es soll gesagt werden, dass der Terminus Stereotyp ein Modeterminus ist und mit der Interdisziplinarität moderner Wissenschaft zusammenhängt.. Es muss auch erwähnt werden, dass seit langem in der Prager linguistischen Schule Begriffe existierten, die meiner Meinung nach die Unterschiede zwischen Stereotypen des Sprachzeichens auf der einen und der Vagheit der Kommunikation auf der anderen Seite gut erfassen. Vi- lém Mathesius hat schon im Jahre 1911 die Begriffe pružná stabilita, statické kolísání, potenciálnost jevů jazykových benutzt; d. h. elastische Stabilität, statische Schwankung, Potentialität der Spracherscheinungen. Auch dadurch wurde die funktionell synchro- nische Auffassung des Sprachzeichens und seiner Dynamik, dass heißt die Auffassung der Sprachzeichenvagheit, begründet. Andererseits wurde damals ein Begriff für die Dialektik des Kommunikationsstereotyps geschaffen, und zwar das Begriffspaar Ak- tualisierung und Automatisierung der sprachlichen Ausdrucksmittel (Havránek 1932). Dieses wurde ursprünglich für die Beschreibung der künstlerischen Sprache und des Stils ausgearbeitet (vgl. Mukařovský 1932); es gilt, wie bekannt, auch in der Theorie einer ästhetisch irrelevanten Kommunikation. 1.4 Wie ist die Rolle des Stereotyps in der Sprache und in der Sprachwissenschaft? Ein rationaler Stereotyp des Sprachsystems und der Diskursgewohnheiten ist erforder- lich.. Eine übertriebene Aktualisierung führt zum Chaos und Informationsrauschen. In der Sprachwissenschaft gibt es jedoch das Abbild der sozialen Bewegung. (Vgl. die Etappe des Marrismus in der Sowjetunion, die die Stereotype der „Sprache der Bour- geoisie“ durch die „Sprache des Proletariats“ ersetzen wollte.) Diese Tendenz wurde von Einzelnen in der Tschechoslowakei geteilt und in gewissen Varianten dauert sie bis heute an. Slavistična revija (https://srl.si) je ponujena pod licenco Creative Commons, priznanje avtorstva 4.0 international. URL https://srl.si/sql_pdf/SRL_2007_1-2_16.pdf | DOST. 22/03/23 10.01 Oldřich Uličný, Gibt es in der Grammatik eine »geistige Seite«? (Zur Auffassung ... 251 2 Wie hängt das sprachliche Stereotyp mit der geistigen Seite der Sprache zusam- men? Als Stereotyp wird angesehen, wenn man die strukturellen Merkmale der Sprache gerade dem „nationalen Geist“ oder dem „Volkscharakter“ zuschreiben wollte, wie es in der naiven Spracherfassung in der Volksetymologie usw. der Fall ist. Hier lässt sich eine Feststellung von Werlen (1989, S. 150), zitieren: „Die Beziehung zwischen Spra- che und Kultur wird durchaus nicht unvermittelt gesehen – diese Vorsicht entspricht der Tradition von Boas und Sapir.“ 3 Die erwähnte Vorsichtigkeit führt zu ganz anderen, nicht stereotypen Interpreta- tionen. Aufgrund zweier Benennungen der blauen Farbe im Russischen (sinij, goluboj) können Russischsprachige klarer und unmittelbar begreifen, um welche Abstufung es geht. Der Tscheche kann es aber auch so schnell begreifen, und nicht nur auf der phy- siologischen Basis, sondern auch sprachlich: tmavě modrý, tmavomodrý, jasně//světle modrý usw. Dasselbe gilt für das sprachliche blau-grüne Farbenkontinuum in der viet- namesischen Sprache, für Benennungen der Verwandtenbeziehungen, usw. 3.1 Kompliziertere Verhältnisse herrschen im Bereich der onomasiologischen Struk- tur und der Wortbildung vor. Da ist die Rolle der strukturellen Stereotypen deutlicher. Wie bekannt, haben sich die deutsche und die tschechische Sprache in der Vergan- genheit beeinfl usst. Die Übereinstimmungen und die Unterschiede berührten auch stark das persönliche Leben der Menschen und zeigten sich sehr deutlich während der historischen Germanisierung und später, im 20. Jahrhundert, im Verlauf der Entgerma- nisierung tschechischer Familiennamen, vgl. Beneš (1998). So konnten die deutschen zusammengesetzten Zunamen nur mittels Ableitung übersetzt werden: Wassermann wie Vodička oder Vodák, Altmann wie Starý, Brettschneider – Pilař, Tannenbaum – Jedlička usw. Die typischen tschechischen Strukturen kamen zu Worte, wenn es um Benennungen der Nahrungsmittel ging: Herr Senf konnte nicht Hořčice, sondern Hořčička/Horčička lauten, Herr Imber sollte Zázvorka oder Zázvůrek heißen. Man weiß, dass diese Tendenz zur expressiven Nomination für die tschechische Sprache (stereo)typisch ist. Die Familiennamen gehören ohne Zweifel in diesen Bereich. 4 Die linguistische Analyse bringt verschiedene Paradoxe, die dank der lingui- stischen Tradition (d. h. dank der linguistischen Stereotypen) und der Terminologie verstärkt werden. 4.1 In verschiedenen Studien und Monographien (Uličný1973,1990, 2001 u. a.) habe ich mich mit der Problematik des ordnenden Prinzips „Anfang, Mitte, Ende“ be- schäftigt. Dieses Prinzip ordnet die Satzpartizipienten und ist für die Kasusstruktur der fl ektiven Sprachen relevant. Als Bestätigung meiner Theorie habe ich später (Uličný 2001) auch die Feststellungen von Jadranka Gvozdanović (1985) angeführt. Slavistična revija (https://srl.si) je ponujena pod licenco Creative Commons, priznanje avtorstva 4.0 international. URL https://srl.si/sql_pdf/SRL_2007_1-2_16.pdf | DOST. 22/03/23 10.01 252 Slavistična revija, letnik 55/2007, št. 1–2, januar–junij Sprache Ordinalzahlen erste zweite dritte vordere mittlere hintere-letzte Lohorong bombal rumbal thengbal Yakhaba aghina ulumbetna heksangna Jinghpaw kachin šong la pran tša thum Die Polysemie der ersten drei Ordinalzahlen und der Relatoren für die Anfang – (Mitte) – Ende-Beziehungen ist typisch für weniger abstraktes Denken. Wenn jedoch diese Form des Weltbildes ursprünglich ein sprachliches Universale war, dann konnte diese „primitive“ Denkweise in Beziehung mit einem hochentwickelten abstrakten Prinzip der Kasusstruktur gesetzt werden. Es wurde hier ein anderes abstraktes Prin- zip, d. h. das Prinzip der unendlichen Reihe der natürlichen Zahlen, entwickelt. Dieses Prinzip überlappte sich jedoch mit dem Anfang – Mitte – Ende-Prinzip und führte zur Verdunklung des ursprünglich einheitlichen kognitiven Systems. 4.2 Eines der grammatisch kognitiven Paradoxen stellt die Struktur des tschechi- schen (slavischen) Konditionals dar. Dieser wird aus dem l-Partizip und einem konju- gierten by-Morphem zusammengestellt: pracoval by, -byste, -bych, -bys, -by, -bychom (ich würde arbeiten). Das l-Partizip wird zugleich als Teil der präteritalen Form ve- rwendet: pracoval jsem /-jsi/-0/-jsem/-jste/-0 (ich habe gearbeitet). Daraus folgt diese Festellung: Im Präteritum drückt das l-Partizip die Vergangenheit aus, d. h. etwas, was als etwas Verwirklichtes aufgefasst wird. In der Konditionalform drückt das l-Partizip dagegen etwas aus, was nicht verwirklicht wurde – Konditional ist ein irrealer Modus. Das genannte Paradox bedeutet jedoch nicht, dass die slawischen Sprachen innerlich nicht-homogen, nicht-konsequent seien. Die Sache verhält sich so, dass die invariante Bedeutung von dem synchronen Gesichtspunkt aus nicht erklärt werden kann. Die Bedeutung muss in der historischen Entwicklung gesucht werden. Die gemeinsame Semantik beruht auf dem nominalen Charakter der alten Dever- bativa mit den l-Formanten (Lamprecht u.a. 1983, S. 194n.): dalъ jesmь „jsem davatel štědrý“ Das sollte ursprünglich etwas wie *Ich bin der, der gegeben hat bedeuten. Wie bekannt, entwickelte sich aus der Verbindung mit dem ursprünglichen Verbum existentiae býti das slawische Perfektum, das als universales Präteritum die Aorist- und Imperfektformen stufenweise verdrängt hat. Der Konditional der Gegenwart war am Anfang auch eine der Zeitwortformen, die Vergangenheit ausdrückten. Besonders wurde die Form bych + l-Partizip als Plu- squamperfekt verwendet (Gebauer 1958, S. 427). So die Verbindung volili, aby byl papežem hatte die ursprüngliche Bedeutung volili (jej) a byl (stal se) papežem (Bauer 1960, S. 177). Dazu sollte bemerkt werden: Was die Funktion betrifft, handelt es sich hier nicht um den Konditional, sondern um den Subjunktiv. Vgl. Unmöglichkeit der Verwendung des präteritalen Konditionals (bych byl + l-Partizip) im tschech. Finalsatz (dazu Uličný, im Druck). Die echte Konditionalbedeutung bekommt die Verbindung l-Partizip + by in den alttschechischen Nebensätzen mit modalem Charakter, d. h. in den Aufforderungs- und Slavistična revija (https://srl.si) je ponujena pod licenco Creative Commons, priznanje avtorstva 4.0 international. URL https://srl.si/sql_pdf/SRL_2007_1-2_16.pdf | DOST. 22/03/23 10.01 Oldřich Uličný, Gibt es in der Grammatik eine »geistige Seite«? (Zur Auffassung ... 253 Bedingungssätzen. Diese Bedeutung wurde allmählich auf das Morphem by übertragen und dieses wurde grammatikalisiert. Die irreale modale Bedeutung verursachte, dass der Konditional auch in anderen Inhaltssätzen verwendet wurde, wenn im Hauptsatz prädikative Verben mit modalen semantischen Merkmalen verwendet wurden: chtieti, prositi, radu dáti, zapověděti, dobré jest, rozkázati usw. (Bauer 1960, S. 173–178). Die Bedingungsbedeutung des Konditionals (mit zusammengesetzten Morphen by-, kdyby-) und die Subjunktive (mit aby) in Finalsätzen haben ein gemeinsames Merkmal, und zwar die Nichtverwirklichbarkeit der Nebensatzproposition. 4.3 Den wesentlichen Unterschied zwischen Morphologie und Syntax hat Skalička (1962, S. 127 u. a.) lapidar ausgedrückt: die Morphologie ist redundant, die Syntax dagegen ist anthropozentrisch: „Die Morphologie ist ... ein rein linguistisches Gebi- lde und hat im psychischen Leben und in der Realität kein Muster. ... Die Syntax ... ist unentbehrlich ... so sind wir zum Problem des Anthropozentrismus gelangt. ... Am wichtigstens ist hier das Aktionsprinzip ...“ Wie bekannt, wird das Subjektpartizipant in den meisten idg. Sprachen als erstes Glied in der Systemanordnung, wie auch das Subjekt in der Wortfolge, gestellt. Wie Hagège (1985, tschech. Übersetzung 1998, S. 176–180) zeigt, ist die Wortfolge vom Typ SVO 36 % aller Sprachen eigen. Die Reihenfolge VSO befi ndet sich in 15 % Pro- zent der Sprachen, die Reihe SOV sogar in 39 % der Sprachen. Wahrscheinlich könnte man hier über verschiedene Prinzipien sprechen. Die Stellung des Objekts an der ersten Stelle bedeutet, dass es sich um eine Sprache mit Raumempfi ndung der Welt handelt, die als erstes Erfolg sehen will und kann; Hagège belegt diese These durch die Zeichen- sprache der Taubstummen. Das erste Prinzip der Wortfolge dürfte das Begriffsprinzip sein; ich möchte hier besser vom Ursachen- oder agentiven Prinzip sprechen. Das Prinzip, dass durch die Thema-Rhema-Gliederung beherrscht wird, weist mehr als ein Drittel der Sprachen auf. Welches Prinzip ist mehr oder weniger abstrakt, welches ist vollständiger? Eine solche Frage lässt sich nicht beantworten, alle Typen sind analytisch unterschiedlich, aber aus der Sicht der Abstraktheit ganz gut vergleichbar. 5 Wie gesagt, sind die Kommunikationsstereotypen für Verständigung und Effekti- vität des Sprechens unentbehrlich. Es existieren jedoch auch einige metasprachlichen Stereotypen, die Denken und Urteile beeinfl ussen. Eine der wichtigsten ist die Erschei- nung der sog. kommunikativen Dominante. Wie Jakobson (1935) über den literarischen Bereich schreibt, „die Dominante spezifi ert das Werk“, die belletristische Schule, den Stil eines einzigen Autors. Schlechtes Übersetzen kann die Leser vom Lesen abraten; so wirkt z. B. das sklavische Übertragen russischer Namen „imja i otčestvo“ ins tsche- chische oder polnische Übersetzungen negativ (vgl. Uličný 1988). Die illokutive Funktion einer Textdominante kann entweder positiv oder negativ wirken, vgl. Ausnutzung oder sogar Missbrauch persuasiver oder expressiver Mittel in Werbung oder Politik. Der Missbrauch einer akustischen Dominante wurde schon in der Bibel behandelt. Vgl. das Buch von den Richtern 12, 5–6, wo die Kämpfe zwischen Jiftach von Gilead und den Männern von Ephraim beschrieben werden. Jiftach besiegte Slavistična revija (https://srl.si) je ponujena pod licenco Creative Commons, priznanje avtorstva 4.0 international. URL https://srl.si/sql_pdf/SRL_2007_1-2_16.pdf | DOST. 22/03/23 10.01 254 Slavistična revija, letnik 55/2007, št. 1–2, januar–junij die Ephraimer. Wenn ein fl üchtiger Ephraimit hinüberwollte, fragte ihn die Wache: „Bist du ein Ephraimit?“ Und wenn er Nein sagte, forderten sie ihn auf: „Sprich doch einmal Schibbolet!“ Sagte er dann: Sibbolet – er konnte es ja nicht richtig aussprechen-, ergriffen sie ihn und machten ihn nieder an dem Jordanufer.“ So gefährlich ist die Kommunikationsdominante heute nicht mehr, sie bleibt je- doch als sprachliches Universale, die sich besonders im soziolinguistischen Bereich äußert. 6 Die angeführten Beispiele und Probleme des „Denkens der Sprache“ und des Denkens der Laien und Sprachwissenschaftler könnten um weitere Kasuistik berei- chert werden.. Hierher gehören wichtige Fragen der sog. natürlichen Morphologie und Syntax, die Frage der Natürlichkeit der Transformationsbeziehungen, die Frage des Valenzmodells und seiner Relation zum Satzgliedmodell, usw. 7 Die älteren kognitiven Ausgangspunkte werden immer öfter kritisiert. Werlen (1989, S. 146 ff.) schreibt: „Wenn Whorfs Hypothesen zuträfen, dann könnte er sie nicht formulieren, weil ihm als Sprecher des Englischen gar keine andere Weltsicht als die des Englischen zugänglich wäre.“ Solchen berechtigten methodologischen Vorbehalte können nur mit Hilfe formalisierter Beschreibungsweisen bekämpft werden. BIBLIOGRAPHIE BAUER, J., 1960: Vývoj českého souvětí. Praha. BENEŠ, J., 1998: Německá příjmení u Čechů. Bd. 1, 2. Ústí n.L. GEBAUER, J., 1958: Historická mluvnice jazyka českého. III/2. 3. Aufl . Praha. GVOZDANOVIĆ, J., 1958: Language System and its Change. Amsterdam. HAGÈGE, C., 1998: L’homme de paroles. (Tschechisch: Člověk a řeč.) Praha. HAVRÁNEK, B., 1932: Úkoly spisovného jazyka a jeho kultura. In: Spisovná čeština a jazyková kultura. Praha. S. 32–84. JAKOBSON, R., 1971: Die Dominante (1935). In: Readings in Russian Poetics. Cambridge, Mass. LAMPRECHT, A., ŠLOSAR, D., BAUER, J., 1986: Historická mluvnice češtiny. Praha. 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Dvomi o zmožnostih kognitivnega jezikoslovja pri opisih slovničnih zgradb naravnih jezikov: kognitivni pristop bi bil lahko relevanten pri stavčni skladnji, ki je antropomorfno zasnovana, medtem ko je v oblikoslovju težji in celo vsiljen. Jezikovni znak v komunikaciji izgublja svojo primarno vrednost, zato govorec potrebuje določeno stalnost jezikovnih sredstev – posledica tega je težnja k določeni meri stereotipnosti oz. avtomatizaciji izrazja in k določenem normiranju v komunikaciji. Nasprotje stereotipnosti je dinamična aktulna težnja. Tako stereotipnost oz. avtomatizacija kot aktualizacija postopoma pripomorejo k večji dvomnosti in površinskoti rabe izrazov v leksiki in frazeologiji. V obliko- slovju in skladnji se namreč t. i. stereotip zelo težko eksplicitno povezuje s kognitivnostjo. V slovničnem razvoju lahko opažamo jasne vplive sistemskih analogij, tipoloških sprememb (težnja k nepregibanju, k sintetiziranju oz. analiziranju), jezikovne ekonomičnosti ali nasprotno redundantnosti, pa metonimičnost, tujezični vplivi ipd. Kognitivni vidik v slovnično analizo vnaša nova spoznanja o funkcijskosti jezikovnih sredstev in spoznanja o njihovih skladenjskih razmerjih. V različnih delih smo se ukvarjali s problematiko razmerij kot začetek, sredina, konec, ki so jezikovne univerzalije. Označili smo jih kot bazično razvrščevalno oz. urejevalno načelo stavčnih udeležencev in ga s tem dodatno pomembnostno ovrednotili tudi z vidika pregibnih jezikov. J. Gvozdanovičová pa nakazuje, kako se imena teh razmerij npr. v nepalskih jezikih povezujejo s poimenovanji vrstilnih števnikov – razmerja med jeziki torej lahko kognitivno povezujemo z načini »jezikovnega mišljenja« v različnih jezikih. Toda kakor so stereotipi po eni strani nepogrešljivi del uspešne komunikacije, jo v določenih primerih lahko tudi otežujejo. Reševanje metodoloških vprašanj samo s kognitivnim pristopom ne more biti uspešno. Najprej je namreč skoraj nujna uporaba oblikoslovnih opisov, že znanih analiz iz drugih jeziko- slovnih smeri, in predvsem strukturalna obdelava. Slavistična revija (https://srl.si) je ponujena pod licenco Creative Commons, priznanje avtorstva 4.0 international. URL https://srl.si/sql_pdf/SRL_2007_1-2_16.pdf | DOST. 22/03/23 10.01 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)