cedrbueh äer öesgrspkle ?»lr gtdirnLr» r N « »»>»»>»» » ,<« S»»»rrr I» cll»»r». Lehrbuch der Geographie für österreichische Mittelschule» und verwandte Lehranstalten sowie;mn Selbstunterrichte. Von Wrof. Ar. Ale^. Supcrn. Elfte Auflage. Jni wesentlichen unveränderter, nach der neuen Rechtschreibung korrigierter Abdruck der mit dem Erlasse des hohen k. k. Ministeriunis für Kultus und Unterricht vom 13. Februar 1901, Z. 3601, zum Lehrgebrauche an Mittelschulen mit deutscher Unter¬ richtssprache als allgemein zulässig erklärten 10. Auflage. °Areis: broschiert Ul 2 — , irr Leinrvond gebunden L 2'40. kkULMI-lskU raibach. Druck und Verlag von Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg. 1S04. Inhalt Erste Abteilung. Lehrstoff der ersten Klaffe. I. Die wichtigsten geographischen Vorüegriffe zum Verständnisse der Heimat und der Heimatskartc. Die Orientierung.3 Der Gang der Sonne im Laufe eines Jahres.4 Das Messen nnd der verjüngte Maßstab.7 Die Beschaffenheit des Erdbodens . 8 II. Überblick Die Erdkugel und der Globus . . 22 Das Land. 24 Das Meer.25 Europa.27 Mitteleuropa.28 Ost- nnd Nordeuropa .... 32 Höhenmessung.10 Die Ebenen und Bodenerhebungen . 11 Die Vertiefungen.14 Die Gewässer.15 Die Darstellung der Erdoberfläche . 17 über die Erde. Westeuropa.32 Südenropa.33 Asien.34 Afrika.36 Amerika.38 Australien und Polynesien.... 40 Zweite Abteilung. Lehrstoff der zweiten Klaffe. Die Erd- und Himmelskugel ... 43 > Gang der Sonne in verschiedenen Breiten.46 Das Klima .48 Die Zonen.51 Die Teile der Erde.53 Die Naturprodukte.54 Der Mensch . . ..56 Asten. Allgemeine Übersicht...... 60 Hochasien ..64 Der Siidrand (Ostindien) .... 66 Ostasien.73 Der Nord- und Westrand . ... 77 Vorderasien.80 Afrika. Allgemeine Übersicht.89 Nordafrika.91 Das tropische Afrika.94 Das anßertropische Südafrika . . 97 Die afrikanischen Inseln .... 98 Europa. Allgemeine Übersicht der natürlichen Verhältnisse.100 Die Bevölkerung.106 Die Balkanhalbinsel.110 Italien ..118 Die Pyrcnäische Halbinsel . . . .127 Das britische Jnselrcich .... 133 Dritte Abteilung. Lehrstoff der dritten Klaffe. Seite Europa (Fortsetzung). Die Schweiz.143 Dns Deutsche Reich.148 Allgemeine Übersicht .... 148 Politische Übersicht.151 Süddeutschland.152 Das norddeutsche Bergland . . 156 Das norddeutsche Tiefland . . 163 Die Niederlande.16!) Frankreich.173 Die skandinavischen Länder . . . 180 Seite Rußland 184 Rumänien 191 Amerika. Übersicht.193 Nordamerika.195 Zentralamerika.201 Südamerika.203 Australien und Polynesien. Australien.208 Polynesien.211 Kirrte Abteilung. Lehrstoff der vierten Klaffe. Die österreichisch-ungarische Monarchie. Allgemeine Übersicht.215 Bevölkerungs-Übersicht .... 220 Übersicht der Kronländer . . . 223 Die österreichische Verfassung . 224 Die ungarische Verfassung . . 224 Gemeinsame Angelegenheiten. . 225 Die Sudetenlünder.225 Böhmen.226 Mähren und Schlesien .... 234 Die Alpen- und Karstländer. . . 239 Die Teile der Alpen .... 239 Die uördl. Randländer (Österreich) 248 Die eigentlichen Alpenländer. . 251 Die Karstländer.257 Die Karpathenländer.26 l Ungarn.. 263 Die nördlichen Randländer . . 272 Die illyrischen Länder .... 275 Erste Abteilung. Lehrstoff der ersten Klasse. Eupan, Geographie. II. Aufl. 1 Aussprache. Folgendes Beispiel macht die Aussprachezeichen ersichtlich: ä — langes betontes a. ä — kurzes » a. S — langes unbetontes a. S — kurzes » a. I. Die wichtigsten geographischen Vorbegriffe zum Verständnisse der Heimat und der Heimatskarte. Die Orientierung. H 1. Orientieren heißt, sich in einem Raume zurechtfinden. Um nun zu wissen, welche Lage die einzelnen Gegenstände uns gegenüber haben, muß man die Weltgegenden kennen. Von keinem Standpunkte im Freien übersehen wir die ganze Erd¬ oberfläche, sondern nur einen kleinen Teil derselben, und ringsum im Kreise scheint das Firmament den Erdboden zu berühren. Diese Berührungs¬ linie nennen wir den Horizont. Nur die Himmelskörper, die sich über dem Horizonte befinden, sehen wir. Vier Punkte am Horizonte sind besonders wichtig. 1.) Derjenige Punkt des Horizontes, an dem die Sonne am 21. März und am 23. September aufgeht, heißt Osten oder Morgen. 2.) Derjenige Punkt des Horizontes, wo die Sonne am 21. März und am 23. September untergeht, heißt Westen oder Abend. 3.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mittags zeigt nach Süden oder Mittag. 4.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mitternachts zeigt nach Norden oder Mitternacht. Da wir aber um diese Zeit die Sonne nicht sehen, so zeigt uns der Nord- oder Polarstern, den wir daran erkennen, daß er seinen Standpunkt nicht verändert, diese Gegend an. Man findet den Nordpunkt auch, wenn man auf einer wagrechten Fläche einen senkrecht darauf stehenden Stab anbringt. Dieser wird zu verschiedenen Tageszeiten nach verschiedenen Richtungen hin seinen Schatten werfen, um 12 Uhr mittags den kürzesten, und dieser weist nach Norden hin. N., S., O. und W. sind die vier Hauptweltgegenden. Dazu kommen vier Zwischenweltgegenden: NO., SO., SW., NW. Zwischen jeder Haupt- und Zwischenweltgegend unterscheidet man noch acht Nebenweltgegenden (in Fig. 1 gebrochene Linien): NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW., WNW., NNW. 1* 4 Die Verzeichnung der acht (oder 16) Weltgegenden bildet eine so¬ genannte Windrose (Fig. 1). Bringt man diese mit der Magnetnadel, die die Eigenschaft besitzt, mit einer und derselben Spitze immer nach Norden zu zeigen, in einer Dose in Verbindung, so entsteht dadurch das wichtige Orientierungsinstrument: der Komp aß. Doch ist wohl zu beachten, daß die Magnetnadel von der Nordlinie etwas abweicht. Diese Abweichung von der Nordlinie nennt man Deklination; sie kann westlich (in unseren Gegenden) oder östlich sein und ist zu verschiedenen Zeiten und an ver¬ schiedenen Orten verschieden. So beträgt sie jetzt in Wien 10^ ° westlich. Der Punkt des Himmelsgewölbes, der genau über unserem Scheitel liegt, heißt der Scheitelpunkt oder der Zenit. Den Nordpunkt, den Zenit und den Südpunkt verbindet ein Halbkreis, der Meridian oder Mittagslinie genannt wird, weil ihn die Sonne auf ihrem täglichen Gange mittags passiert. Der Gang der Sonne im Laufe eines Jahres. 8 2. Die Sonne geht jeden Morgen an der östlichen Seite des Horizontes auf, steigt bis zur Mittagslinie empor und senkt sich dann wieder gegen den Horizont, um an dessen westlicher Seite abends unter- 5 zugehen. Nachts kehrt sie vom Westen über Nord nach Ost zurück. Sie beschreibt also im Laufe von 24 Stunden am Himmelsgewölbe einen Kreis, von dem ein Teil, der Tagbogen, über dem Horizonte, der andere Teil, der Nachtbogen, unter dem Horizonte liegt. Dieser Kreis steht auf dem Horizonte schief, er neigt sich nach Süd. Da die Sonne allein uns Wärme spendet, so ist die Nacht kälter als der Tag. Am Tage steigt und sinkt die Temperatur mit der Sonne; sie ist abhängig von dem Winkel, unter dem die Sonnen¬ strahlen den Erdboden treffen. In den Mittagsstunden ist es am wärmsten; morgens und abends sollte eigentlich die Temperatur gleich sein, in der Tat ist es aber am Abend wärmer als am Morgen, weil sich tagsüber Wärme in der Luft aufgespeichert hat, die noch nachwirkt, auch wenn die Sonne schon unter den Horizont gesunken ist. Z 3. Nur zweimal des Jahres, am 2l. März und 23. September, geht die Sonne genau im Osten auf und genau im Westen unter. R - Nord, 0 -- Ost, 8 Süd, V West. MSV — Horizont von Wien, 2 — Zenit, VI2S — Meridian, 0 — Polarstern. Fig. 2. Den Meridian erreicht sie an diesen Tagen in Nt^ (Fig. 2). Der Tagbogen ONt^ ist gleich dem Nachtbogen 'ANniO, d. h. Tag und Nacht sind gleich lang. Man nennt daher diese beiden Tage Tag-und Nachtgleichen oder Äquinoktien. Vom 23. September (Herbstäquinoktium) an rücken Auf- und Unter¬ gang der Sonne täglich weiter nach Süden, und ihr mittäglicher Stand 6 nähert sich immer mehr dem Horizonte. Am 21. Dezember geht sie in 080 auf, steht mittags in Ntz und geht in 1ŽV81.V unter; wir haben den kürzesten Tag (Tagbogen 080 - Ntg-^VL^, Nachtbogen ^V81>V-Nllg-O8O). Weil die Sonne nun nicht mehr weiter nach Süden rückt, sondern sich nach Norden wendet, nennt man diesen Zeitpunkt die Winter- Sonnwende oder auch das Winter - Solstitium (— Sonnen¬ stillstand), weil in den nächsten Tagen keine merkbaren Verschiebungen der Sonne stattfinden. Aber bald beginnt sie rascher nach Norden vor¬ zurücken und erreicht am 21. März (Frühlings-Äquinoktium) wieder den Stand vom 23. September. Aber immer weiter rückt sie nach Norden vor, bis sie am 21. Juni wiederum an einem Wende- und Stillstands¬ punkte (Sommer-Sounwende oder Sommer-Solstitium) angelangt ist. An diesem Tage geht sie in OidiO auf, erreicht mittags in NO ihren höchsten Stand über dem Horizont und geht in 'VM'A unter. Der Tag¬ bogen tMO-Ntg-'AN^V übertrifft den Nachtbogen ^Vidi'W-Nnz-tMO ebensoviel an Länge, wie am 21. Dezember der Nacht- den Tagbogen; wir haben am 21. Juni den längsten Tag. Nun rückt die Sonne wieder nach Süden, der Ausgangspunkt nähert sich immer mehr dem reinen Osten, die Mittagshöhe entfernt sich immer mehr vom Zenit. Am 23. September ist der Jahreslauf vollendet. Das Jahr hat 365 Tage, in Wirklichkeit braucht aber die Sonne, um zu demselben Solstitium wieder zurückzukehrcn, 365 Tage 6 Stunden. Man zählt also jedes Jahr 6 Stunden zu wenig, was in 4 Jahren 1 Tag ausmacht. Diesen Tag schaltet man alle 4 Jahre ein (29. Februar, Schalttag), und ein Schaltjahr hat somit 366 Tage. Von den 365 Tag- und Nachtbogen sind in Fig. 2 nur die drei wichtigsten eingezeichnet, aber schon daraus ist ersichtlich, daß alle Bogen untereinander parallel sind. Z 4. Als unmittelbarste Folge der jährlichen Verschiebungen der Sonne haben wir bereits die Veränderungen der Tageslänge kennen gelernt. Eine weitere Folge ist, daß auch die Erwärmung der Luft und des Erdbodens im Laufe eines Jahres große Ver¬ änderungen erleidet. Die Einwirkung der Sonne hängt ab 1.) von ihrer Dauer, d. h. von der Tageslänge, 2.) von dem Winkel, unter dem die Sonnenstrahlen die Erde treffens d. h. von der Höhe der Sonne über dem Horizonte. Genau aus demselben Grunde, warum es in den Mittagsstunden i Man kann sich leicht davon überzeugen, wenn nian eine Helle Kugel in einiger Entfernung von einer Kerzenflamme beleuchten läßt. Nur dort, wo die Licht¬ strahlen senkrecht auffallen, ist die Kugel ganz hell, und von dieser Stelle aus nimmt die Lichtwirkung nach allen Seiten allmählich ab. Wie mit der Lichtwirkung, so verhält es sich auch mit der Wärmewirkung der Strahlen. 7 wärmer ist als in den Morgen- und Abendstunden, ist es am 21. Juni wärmer als am 21. März und 23. September, und an diesen Tagen wieder wärmer als am 21. Dezember (s. Fig. 2). Wir teilen nach den verschiedenen Sonnenständen und Erwärmungs¬ verhältnissen das Jahr in vier Jahreszeiten: vom 21. Dezember bis 21. März: Winter, - 21. März -> 21. Juni: Frühling, » 21. Juni » 23. September: Sommer, - 23. September -> 21. Dezember: Herbst. Das Messen und der verjüngte Maßstab. Z 5. Um die Stellung eines Punktes der Erdoberfläche gegenüber meinem Standpunkte genau zu bestimmen, ist es nicht genug, die Welt¬ gegend zu kennen, sondern ich muß auch bestimmen, wie weit der betref¬ fende Punkt von mir entfernt ist. Dies geschieht durch das Messen. Der Maßstab ist nicht überall der gleiche; allein da man die Nach¬ teile dieser Verschiedenheit eingesehen hat, so hat man das französische Metermaß in vielen zivilisierten Ländern, u. a. auch in Österreich-Ungarn, eingeführt. In der Geographie braucht man das Längen- und Flächenmaß. 1. ) Das Längenmaß. Im französischen Maße gilt als Grund¬ einheit das Meter (na). 1000 Meter — 1 Kilometer (üm). Im gewöhnlichen Leben rechnet man 3 m auf vier Schritte. Senkrechte oder vertikale Entfernungen (Höhen und Tiefen) werden in der Geographie in Meter, wagrechte oder horizontale Entfernungen in Kilometer aus¬ gedrückt. 2. ) Das Flächenmaß. Flächen mißt man mit Quadraten. Ein Quadrat-Meter (m?) ist ein Quadrat, von dem jede Seite 1 Meter mißt. Die Grundeinheit des französischen Flächenmaßes ist das Ar. 1 üj Meter 1 Ar — 100 1 Hektar — 100 » --- 10.000 1 (D Kilometer ^100 - --- 10.000 > — 1,000.000 In der Geographie, wo es sich meist um größere Länderräume handelt, gebraucht man Quadrat-Kilometer (kn^). Z 6. Der verjüngte Maßstab. Es ist unmöglich, die Abbildungen der Erde und ihrer einzelnen Räume in natürlicher Größe wiederzugeben. Man muß daher ein kleineres Verhältnis als das natürliche, d. h. eine Reduktion, anwenden. Je genauer die Karte sein soll, desto 8 kleiner muß die Reduktion sein; je größer diese ist, desto mehr muß sich der Kartenzeichner bestreben, nur das Wichtigste aufzunehmen, die Details aber zu übergehen. Ist z. B. ein Dorf 2 lrra von einer Stadt entfernt, so kann es in eine Karte gar nicht ausgenommen werden, die 4,000.000 in durch 1 na darstellt, weil die Entfernung auf der Karte dann nur inna betragen und daher die Zeichen für die Stadt und für das Dorf zusammenfallen würden. Die Reduktion oder der Maßstab zeigt an, um wieviel¬ mal eine Längeneinheit in der Natur größer ist als auf der Karte. Er wird stets am Rande der Karte angegeben. Beispiel: i ooämo "der l : 1,000.000 zeigt an, daß Im auf d. Karte - 1,000.020 m (1000 km) 50g oov " 1- 500.000 - -> » Im » » > - 500.000 m (500 km) K ' 1:2,000.000 - » -> 1 m » . » - 2,000.000 m (2000 km) Im zweiten Falle ist der Maßstab doppelt so groß als im ersten, und im dritten Falle um die Hälfte kleiner als im ersten. Je größer also der Nenner, um so kleiner der Maßstab. Um zu wissen, um wievielmal der Maßstab einer Karte größer ist als der einer anderen, braucht man nur den größeren Nenner durch den kleineren zu dividieren. Fig. 3. Fig. 4. Es ist aber wohl zu beachten, daß sich der Maßstab stets nur auf die Länge, nicht aber auf die Fläche bezieht. In Fig. 3, die uns ein Quadrat-Kilometer darstellen soll, ist «S — 10 mm, der Maßstab also - Verdoppeln wir den Maßstab auf d. h. geben wir a'L' eine Länge von 20 mm, so erhalten wir Fig. 4, die uns ebenfalls ein Quadrat¬ kilometer vorstellt. Aber diese Figur nimmt nicht einen doppelt, sondern einen vierfach so großen Raum ein wie Fig. 3, weil die Vergrößerung immer nach zwei Richtungen erfolgt. Sollte ich das Quadrat-Kilometer viermal größer zeichnen als in Fig. 3 (Maßstab so muß die Zeichnung eine (4x4—) 16mal, bei 10 facher Vergrößerung eine (10 x 10 — ) lOOmal größere Fläche bedecken. Die Beschaffenheit des Erdbodens. Z 7. Der Boden, auf dem wir uns befinden, besteht aus festem Gestein. Mannigfach, wie die Art und Weise der Entstehung des letzteren, ist auch dessen Ausbildung und Charakter, und man unterscheidet daher eine große Anzahl verschiedener Gesteins- oder Felsarten. Die Gesteine bestehen entweder 1.) aus einem innigen Gemenge einzelner Mineralien (Granit, Gneis, Glimmerschieferund zahlreiche 9 andere Arten, dazu auch die Laven der jetzt tätigen Vulkane), oder sie sind 2.) tonige (Tonschiefer, Schiefertone — die Schiefertafel—), oder 3.) kalkige (Kalkstein, wozu auch die Schreibkreide gehört, Marmor, Dolomit), oder 4.) sandige Gesteine (der Sandstein ist fest verkitteter, Stein gewordener, Sand, das Konglomerat ist in gleicher Weise verkitteter Schotter). Nicht überall tritt aber das nackte Gestein zutage, sondern es wird in den häufigsten Fällen von Sand und Gerölle und von der Erd¬ krume bedeckt. Die letztere entsteht durch die Verwitterung des Gesteins, das sich bei langdauernder Berührung mit der Luft, dem Tau, dem Regen, dem Schnee usw. an der Oberfläche in eine pulverig erdige Masse verwandelt, die hauptsächlich aus Ton, gemischt mit Sand, Kalk¬ teilen u. dgl., besteht. Überall, wo Erdkrume entsteht, siedeln sich auf ihr bald Pflanzen an, erst ganz kleine, dann immer größere. Diese Pflanzen sterben ab, verwesen und vermischen sich mit dem Boden, der sie getragen, und eine solche mit organischen Überresten untermengte Erdkrume nennt man Humus. Z 8. Wir unterscheiden somit folgende Bodenarten: 1. ) Fels- oder Steinboden, unfruchtbar oder Wüste; 2. ) sandigen Boden. Er besteht entweder nur aus Sand und ist dann unfruchtbar (Wüste), oder er ist mit Erdkrume vermischt. 3. ) Der erdige (humöse) Boden ist der Kulturboden, auf ihm baut der Mensch seine pflanzlichen Nahrungsmittel an; er liefert die Nahrung für die Haustiere, die dem Menschen teils bei seinen Arbeiten behilflich sind, teils ihm Fleisch und Milch liefern; er trägt die Wälder. 8.) Ein Stück Land, auf dem Getreide, Gemüse oder Futterkraut gebaut wird, heißt Feld, einzelne Felder heißen Äcker. b) Der Grasboden ist entweder Wiese, wenn das Gras abgemäht, oder Weide, wenn es vom Vieh abgefressen wird. e) Ein größeres Stück Land, das von geschlossenen Baumwipfeln beschattet wird, heißt Wald. Ein sorgfältig gepflegter Wald heißt Forst. Die Wälder bestehen entweder nur aus Laub- oder nur aus Nadelholz oder sie sind gemischten Bestandes. In unseren kultivierten Gegenden haben die Wälder einst eine viel größere Fläche eingenommen als heutzutage. Sie wurden vom Menschen, der an ihrer Stelle seine Felder anlegte, ausgerodet. 4. ) Der Weichboden ist ein vom Wasser durchzogener, größten¬ teils nasser oder weicher erdiger Boden. Eine reiche Pflanzenwelt ent¬ wickelt sich hier, aber nur sehr wenige Nahrungspflanzen (der Reis gedeiht auf feuchtem Boden) können hier angebaut werden. 10 Bilden sich auf dem Boden nur selten austrocknende Pfützen oder Lachen, so nennt man den Weichboden Sumpf; er besteht in diesem Falle aus einem innigen Gemenge von Erde und Wasser. Ist der Wasser¬ gehalt so bedeutend, daß man den Boden nicht betreten kann, ohne ein¬ zusinken, so nennt man ihn Morast; breitet sich über dem. stehenden Wasser eine anscheinend feste Pflanzendecke aus, so heißt er Moor. Von der Anwesenheit des Wassers zeugt im letzteren Falle der Umstand, daß der Boden unter den Füßen schwankt und zittert. Die Pflanzendecke bildet eine Anzahl von Schichten, indem auf den abgestorbenen Pflanzen neue wachsen. Die unteren Schichten befinden sich in einem halb verkohlten Zustande und bilden den sogenannten Torf, der als Brennmaterial ver¬ wendet wird. Höhenmessung. H 9. Die senkrechte Erhebung irgend , eines Punktes der Erdober¬ fläche über irgend einen anderen Punkt heißt seine Höhe. Man kann sagen, der Turm einer Kirche sei 100 in über dem Platze, auf dem er steht, oder 70 in über dem Kirchendache hoch. Auch in der Geographie mißt man die Gegenstände nach der Umgebung und sagt z. B., der Leopolds- berg liege 262 in über der Donau bei Wien. Aber hier braucht man auch für sämtliche Punkte der Erde eine gemeinsame Grundfläche, und diese ist der Meeresspiegel oder das Meeresniveau (nivö), das man sich unter dem Lande fortgesetzt denkt (Leopoldsberg z. B. 423 in). Man unterscheidet also zwei Arten von Höhen: 1. ) Die absolute Hö'che ist der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von dem (bis unter diesen Punkt hin verlängert gedachten) Meeresspiegel. Daher auch die Bezeichnung Meeres- oder Seehöhe. 2. ) Die relative Höhe ist der senkrechte Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von seiner unmittelbaren Grundlage. Erklärung. Die Zeichnung (Fig. 5) stellt den Durchschnitt eines Berges vor. Die Höhe des Gipfels a soll gemessen werden. In w und stehen Beschauer: dem ;n a: wird der Berg viel niedriger erscheinen als dem in r/. Beide messen. Von n wird eine Horizontale en: gezogen und darauf die Senkrechte «e, die uns somit die relative Höhe des Punktes a in bezug auf den Standpunkt des Beschauers in n darstellt. In gleicher Weise findet man die relative Höhe für den Standpunkt des Beschauers in aä. Man sieht sogleich, daß ae kleiner ist als «Ä, d. h. dem Be¬ schauer in n erscheint der Berg niedriger als dem in ?/. Es wäre nun sehr schwierig, sich die Höhenzahlen zu merken, wenn jeder von seinem Standpunkte ans die Messung vornehmen wollte. Daher hat man eine einheitliche Messung, die von, Meeresspiegel aus. sei ein Teil des Meeresniveaus; denkt man sich dasselbe bis § verlängert und fällt auf diese die Linie »L, so hat man die ab¬ solute Höhe des Punktes -r, dargestellt durch die Linie ab, gefunden. 11 Stellt öe 20 m vor, so ist «L — 180 m, weil sich die Linie öe 9mal auf ad austragen läßt. Man sagt daher: der Punkt liegt 180m über^dem Meere. Aber den Beschauern in n und erscheint er nicht so hoch; jenem erscheint der Berg nur 60 m («e — 3bs), diesem 180 m hoch (ack — O^be). Woher kommt das? Weil n und selbst über dem Meeresspiegel liegen. Höhe von a- ist (— Lc) —120 m und Höhe von «/ ist (— bck) — 50 m. Die Ebenen und Bodenerhebungen. Z 10. Man unterscheidet irch allgemeinen ebenen und unebenen Boden, Erhebungen und Vertiefungen. Die Ebenen. Obwohl die Oberfläche der Erde größtenteils un¬ eben ist, sio nennt man doch solche Flächen, die geringe Unebenheiten aufweisen, schlechtweg Ebenen. Man unterscheidet im allgemeinen Hoch- und Tiefebenen und nennt gewöhnlich eine Ebene, die unter 200 in über dem Meeresspiegel liegt, eine Tiefebene, solche, die über 200 na See¬ höhe hat, eine Hochebene. Diese Grenzbestimmung jist jedoch keineswegs unter allen Umständen maßgebend. Eine Ebene, die vom Meeresniveau aus ununterbrochen bis über 300 m^ansteigt, bleibt in ihrer ganzen ^Ausdehnung eine Tiefebene; anderseits ist aber eine Ebene, die vom Meere aus plötzlich auch nur zu 100 m aufsteigt, jedenfalls eine Hochebene. Hochebenen nennt man auch Plateaus (Plato), und wenn sie von bedeutender Ausdehnung sind: Tafelländer, wie man große Tiefebenen Tiefländer nennt. Aus der Bezeichnung Tafelland ist nicht immer, ja in den seltensten Fällen, auf eine völlig ebene, gleichmäßige Oberfläche zu schließen; meist ist der Boden von tiefen Tälern durchschnitten oder mit Bergen und Hügeln übersät. Den Übergang aus der Hoch- in die Tiefebene bilden meist Stufen (wie die Stufen einer Treppe, nur natürlich weniger regelmäßig) oder Terrassen. Sind diese Stufen von bedeutender Ausdehnung, so 13 Z 12. Gebirge sind ausgedehntere Erhebungen. Auch hier unter¬ scheidet man drei Teile: Fuß, Böschung und Kamm (der oberste Teil). Ist der Kamm breit, so heißt er Rücken, ist er felsig und scharf¬ kantig: Grat. Stets bildet er eine auf- und absteigende Linie; die Erhebungen heißen Gipfel (über die verschiedenen Formen siehe oben), die Vertiefungen Sättel. Auch Berge und Gebirge können in Terrassen zur Ebene abfallen, und man gebraucht dafür den Ausdruck: der Berg oder das Gebirge stuft sich schnell oder langsam ab. Zeigt die Böschung keine stufenartigen Absätze, so sagt man: der Berg oder das Gebirge fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab. Derjenige Teil eines Gebirges, von dem sich nach verschiedenen Richtungen Bergreihen oder Bergzüge erstrecken, heißt Gebirgsstock (der Baumstock mit den nach allen Richtungen auslaufenden Wurzeln) oder Gebirgsknoten. Trennen sich von einem Gebirge Bergreihen, die eine andere Richtung als die Hauptrichtung des Gebirges einschlagen, so nennt man sie Zweige oder Äste oder Arme des Gebirges. Mehrere Gebirge, die äußerlich und in bezug auf ihre Gesteins¬ beschaffenheit zusammengehören, bilden ein Gebirgssystem (z. B. die Alpen, die Karpathen). Man teilt die Gebirge: 1.) nach den Verhältnissen von Länge und Breite in Ketten- und Massengebirge. Bei den ersteren herrscht die Ausdehnung in der Länge entschieden vor, bei den letzteren wird die Breite verhältnismäßig nur wenig von der Länge übertroffen. — 2.) Nach der Richtung unterscheidet man Meridiangebirge, die von N. nach S., Parallelgebirge, die von O. nach W., Transversal¬ oder Diagonalgebirge, die in einer Zwischenrichtung verlaufen. — 3.) Nach der Höhe unterscheidet man Niedergebirge bis zu 600 in, Mittelgebirge bis zu 1900 in und Hochgebirge über 1900 in. Das Niedergebirge zeichnet sich durch sanfte Böschungen, breite Rücken und flache Kuppen, das Mittelgebirge durch steilere Böschungen, kräftiger hervor¬ tretende Gipfel (auch meist in Kuppenform) und, sofern es ein Kettengebirge ist, deutliche Kammbildung aus. Das Hochgebirge ist meist wild, die Kamm- und Gipfelbildung höchst mannigfaltig. Das Niedergebirge ist in unseren Gegenden durch¬ wegs bebaut und von Verbindungswegen durchzogen; das Mittelgebirge trägt auf seinen Höhen meist nur Wiesen und Wälder; im Hochgebirge sind die höheren Partien entweder mit Schnee bedeckt oder nackte Felsen. Eine eigentümliche Form sind die Randgebirge. Sie sind die aufgebauschten Ränder einer Hochebene und erscheinen oft, von der Tief¬ ebene aus gesehen, als mächtige Gebirgszüge, während sie, von der Hoch¬ ebene aus betrachtet, nur selten den Eindruck eines Gebirges machen. (Vergl. Fig. 5.) 14 Z 13. Ein Land, das in ununterbrochener Folge von Hügeln, Bergen oder Gebirgen bedeckt ist, nennt man Hügelland, Bergland oder Gebirgsland. Davon ist wohl zu unterscheiden der Begriff des Hochlandes. Man versteht darunter jeden ausgedehnten Landstrich von bedeutender absoluter Höhe, mag er nun Gebirgsland oder Hochebene sein. Die Vertiefungen. Z 14. Wo Erhebungen sind, sind auch Vertiefungen; selbst Land¬ striche, die wir Ebenen nennen, sind nur ein Wechsel von Erhebungen und Vertiefungen, die allerdings oft kaum merklich sind. Die Vertiefungen werden natürlich dort von größter Bedeutung sein, wo sich bedeutende Erhebungen finden, d. h. im Gebirge. Die wichtigsten sind hier das Joch oder der Sattel und das Tal. tz 15. Unter einem Joch oder Sattel verstehen wir einen Einschnitt in den Kamm eines Gebirges. Führt über das Joch ein gebahnter Weg von der einen Seite des Gebirges auf die andere, so heißt es ein Paß (Bergpaß). Die Pässe sind von höchster Wichtigkeit, denn sie verbinden die Länder nnd Völker zu beiden Seiten eines Gebirges. Je tiefer nnd zahlreicher die Pässe, desto leichter die Verbindung, wogegen Gebirge mit wenigen und beschwerlichen Pässen von jeher trennend gewirkt haben. (Über den Begriff Engpaß siehe unten.) Z 16. Ein Tal ist eine Vertiefung zwischen zwei Bergen oder Hügeln oder zwischen zwei Gebirgsketten oder Gebirgsästen. Man unterscheidet bei jedem Tale drei Teile: 1.) die Talsohle, den untersten Teil, in dem meist ein Fluß fließt; 2.) die Talgehänge, d. i. die dem Tale zu¬ gekehrten Böschungen der einschließenden Berge oder Gebirgsketten; man nennt sie Talwände, wenn sie steil sind; 3.) den Talrand, d. i. den obersten Teil der Tal¬ gehänge am Beginne der Eintiefung. Die Täler unterscheidet man: 1.) in Haupt- und Nebentäler, die sich zu¬ einander wie Haupt- und Nebenfluß verhalten, d. h. das Nebental mundet in das Haupt¬ tal: 2.) in Längen- nnd Quertäler. Sie unterscheiden sich dadurch, daß die Richtung der ersteren mehr oder weniger parallel ist mit der Richtung des Gebirges, während die Richtnngslinie der letzteren sich mit der Hauptrichtungslinie des Gebirges kreuzt. Je nach ihrer größeren oder geringeren Breite führen die Täler verschiedene, näher bezeichnende Namen. Ist das Tal eng, die Talsohle stark geneigt und sind die Gehänge steil, so nennt man es eine Schlucht. Eine Vertiefung, die ringsum von Gebirgen eingeschlossen ist oder auch nur eingeschlossen scheint und deren Länge und Breite einander so ziemlich gleich sind, heißt ein Kessel, und wenn sie flach und weit ist, ein Becken. Auch spricht man von Talengen (Klamm) und Talweiten, d. h. engen und weiten Stellen in einem und demselben Tale. Unter Engpaß versteht man im allgemeinen jeden engen Weg, mag er nun über ein Joch führen oder durch ein Tal, dessen Gehänge plötzlich einander nahe treten. Im allgemeinen kann man also Berg- und Talpässe unterscheiden. 15 Die Gewässer. A 17. Wasser fließt auf einer schiefen Ebene ab. Nur da, wo es keine tiefere Niederung neben sich erreichen kann, bleibt es ruhig. Man unterscheidet somit stehendes und fließendes Wasser. Von einem eigentlichen Stillstände kann bei den meisten Gewässern nicht die Rede sein, trotzdem wendet man diese Bezeichnung auch für jene Gewässer an, die für den ersten Blick einen ruhigen Wasserspiegel ohne bestimmt gerichtetes Fließen zeigen. Z 18. Stehendes Gewässer. Das größte stehende Wasser ist das Meer oder die See. Es umgibt die Erdteile und nimmt mehr Raum ein als das feste Land. Natürliche und dauernde Wasseransammlungen in den Vertiefungen der festen Erdoberfläche nennt man Seen (der See). Man unterscheidet: 1.) Flußseen, die sichtbaren Zu- und Abfluß haben; 2.) Quellseen, die sichtbaren Abfluß aber unterirdischen Zufluß haben oder durch ganz unbedeutende sichtbare Zuflüsse ernährt werden; 3.) Binnenseen (nach ihrer Umgebung auch oft Steppenseen genannt), die einen sichtbaren Zufluß aber keinen sichtbaren Abfluß haben. — Die Fluß- und Quellseen sind Süßwasser-, die Binnen¬ seen größtenteils Salzwasserseen. Künstliche Seen heißen Teiche, kleine und meist vorübergehende Wasseransamm¬ lungen Weiher, Pfützen. Z 19. Fließendes Gewässer. Bei jedem fließenden Wasser unterscheidet man Anfang und Ende, d. i. Quelle und Mündung. Die Quelle. Alles fließende Wasser stammt aus der Luft. Das Regen- oder Schneewasser fällt zur Erde herunter und dringt hier zum Teil in den Boden ein, bis es auf eine Tonschichte gerät, die sein weiteres Eindringen verhindert und es zwingt, an irgend einer Stelle als Quelle wieder an die Oberfläche zu treten. Die Quelle kann kalt, warm oder heiß sein; warme Quellen nennt man Thermen. Auf ihrem unterirdischen Wege löst die Quelle gewisse mineralische Bestandteile des Bodens auf und führt sie mit sich; so enthalten die Salz- oder Solquellen auf¬ gelöstes Kochsalz. Ganz reine Quellen sind sehr selten; ist der Gehalt an gelösten Mineralien bedeutend, so werden sie Mineralquellen genannt und (wie die Thermen) häufig als Heilbäder oder Gesundheitsbrunnen benützt. Die Mündung ist derjenige Punkt, wo sich ein Fluß in das Meer oder in einen See oder in einen anderen Fluß ergießt. Lagern sich dabei die Mitgeführten Schlamm- und Sandmassen in der Weise ab, daß sie über den Wasserspiegel emporragen, so nennt man dieses neu¬ gebildete Land ein Delta (von dem griechischen Buchstaben dem die Gestalt des Schwemmlandes des Nils gleicht). Der Fluß teilt sich hier meist vor der Mündung in mehrere Arme. — Erweitert sich ein Fluß an seiner Mündung bedeutend, so nennt man diese eine trichterförmige Mündung. Mehrere Quellen bilden durch ihre Vereinigung einen Bach, mehrere Bäche einen Fluß. Flüsse mit großer Wassermasse nennt man Ströme. In bezug auf ihr gegenseitiges Verhältnis unterscheidet man: 1.) Hauptflüsse, welche entweder ozeanische Flüsse sind, d. h. sich 16 in das Meer ergießen, oder kontinentale, die entweder in einen Binnen¬ see münden oder sich in Morast- und Sumpfflächen verlieren. Flüsse, die nach kurzem Laufe das Meer erreichen, nennt man Küstenflüsse; — 2.) N eb en flösse, die in einen Hauptfluß einmünden; — 3.) Zuflüsse, die sich in einen Nebenfluß ergießen. Weiters kann man noch Beiflüsse und Seitenbäche unterscheiden. Ein Fluß mit sämtlichen ihm zufließenden Gewässern heißt Flu߬ system; der Flächenraum aller jener Länder, aus denen einem Flusse Gewässer zuströmen, ist sein Flußgebiet. Da der Fluß auf seinem Wege stets Hindernisse findet, so kann er nicht geradeaus dem Meere zueilen, sondern muß einen vielfach gewundenen Weg zurücklegen. Dieser wirklich zurückgelegte Weg mit allen Krümmungen heißt Fluß- entwickelung. Z 20. Unter Gefälle versteht man den Höhenunterschied zweier Flußpunkte, verglichen mit ihrer Entfernung. Erklärung. «S (Fig. 7) sei der Durchschnitt eines Flußbettes. Jeder Tropfen im Flusse muß einmal nach » und von da nach b kommen, weil S tiefer liegt als a. Ist die absolute Höhe des Punktes -r (ac—) 210m und die des Punktes b (SÄ — ) 120 m, so ist die Wassermenge, die in a angekommen ist, auf ihrem Wege nach S um 90 m gefallen. Das Gefälle des Flusses in bezug auf die beiden Punkte a und S beträgt also 90 m und wird dargestellt durch die Linie ae. Man drückt dieses auch so aus: Der Horizontal-Abstand zwischen -r und S (So — cÄ) ist nach obiger Zeichnung 480 m. Das Gefälle beträgt 90 m für 480 m, also Im für S-s m (— 480 : 90), was man so schreibt: — oder 1:5-s. Mit Rücksicht auf das Gefälle sagt man von einem Flusse: er schleiche, er fließe langsam, er ströme, er sei reißend. Fließt der Fluß über ein stark geneigtes Bett, so entsteht eine Stromschnelle oder ein Katarakt, bei noch größerer Neigung des Bettes stürzt er als Wasserfall herab; geschieht dies in mehreren Absätzen, so nennt man den Wasserfall Kaskade. K 21. Die Linie, die zwei benachbarte Flußgebiete scheidet, ist die Wasserscheide. Doch muß nachdrücklich vor dem Jrrtume gewarnt 17 werden, daß immer hohe Gebirge die Wasserscheide bilden, im Gegenteile bilden oft ganz unmerkliche Bodenanschwellungen im Tieflande oder mitten in einem Tale (z. B. bei Toblach im Pustertale) wichtige Wasserscheiden. § 22. Die Oberfläche eines Wassers heißt der Wasserspiegel, der Abstand des Spiegels vom Grunde die Tiefe. Tief nennt man gewöhnlich ein Wasser, wenn es die Länge eines Menschen übersteigt; kann man hindurch gehen, ohne zu schwimmen, so ist es flach; reicht es kaum bis zum Knie, so daß man es durchwaten kann, so ist es seicht. Seichte Stellen in sonst tiefen Gewässern heißen Untiefen; reicht eine Untiefe von einem Ufer zum anderen, so nennt man sie Furt. Z 23. Der Charakter eines Flusses hängt von seiner Um¬ gebung ab. Hochlandflüsse haben in der Regel ein stärkeres Gefälle und steilere Ufer als Tieflandflüsse. Meist nimmt aber das Gefälle von oben nach unten ab, und man unterscheidet demnach Ober- und Unter¬ lauf, und wenn diese beiden langsam ineinander übergehen, noch einen Mittellauf. Die Schiffbarkeit eines Flusses hängt ab: 1.) vom Gefälle und dieses wieder von der Bodenbeschaffenheit. Je größer das Gefälle, desto schwieriger die Schiffahrt; 2.) von der Wassermasse; diese hängt wieder ab: u) von dem Wasser¬ reichtum der Quellen (Flüsse, die in Hochgebirgen entspringen, sind am wasserreichsten), b) von der Regenmenge (in regenarmen Ländern trocknen die Flüsse zeitweise aus), e) von der Größe und Anzahl der Nebenflüsse; 3.) von der Tiefe. Bei 2^ w Tiefe ist ein Fluß für gewöhnliche Luftschiffe, bei 6^ in Tiefe für beladene Seeschiffe be¬ fahrbar; 4.) von der Beschaffenheit des Bettes. Besonders gefährlich sind die Klippen, d. h. Felsen, die entweder über den Wasserspiegel hervorragen oder unter demselben verborgen sind. Doch sind die Klippen weniger für Flüsse als für Seen und für das Meer von Bedeutung. Die Flußschifffahrt teilt man in Talfahrt (ström- abwärts) und Bergfahrt (stromaufwärts). Z 24. Verhältnis des Landes zum Wasser. Die festen Grenzen der Landgewüsser (Seen und Flüsse) werden Ufer, die des Meeres Küste oder Gestade genannt. Bei einem Flusse unterscheidet man rechtes und linkes Ufer immer in der Richtung nach der Mündung. Die Darstellung der Erdoberfläche. Z 25. Die Unebenheiten der Erdoberfläche können auf ebenem Papiere dargestellt werden: 1.) durch Profile, 2.) durch das Bild, 3.) durch die Karte. §26. Höhen pro file. Könnten wir mit einem Messer eine Gegend in irgend einer Richtung durchschneiden und die eine Hälfte wegwerfen, so würden wir den Durchschnitt oder das Profil der Gegend erhalten. Man braucht nun freilich keine Gegend zn spalten, sondern nur Höhen und Vertiefungen zu messen, um den Durchschnitt zeichnen zu können. Supaii, Geographie. 11. Ausl. I 18 Nachstehender idealer (d. h. in der Wirklichkeit nicht vorkommender) Durch¬ schnitt (Fig. 8) soll das früher Besprochene erklären. « bis/Kamm, d Gipfel, o Kuppe, ci Sattel, e Platte, / und § Terrassen, d Talsohle, r Gipfel, t bauchige Böschung, L hohle Böschung. Wo sind die Talgehänge? Ng. 8. Z 27. Höhenprofile genügen nicht zur Kenntnis einer Gegend, da man nach ver¬ schiedenen Seiten Durchschnitte machen kann und jeder Durchschnitt ein anderes Bild gibt. Geeigneter erscheint die bildliche Darstellung, aber auch diese leidet an Mängeln. Auch ein Landschaftsbild stellt die Gegend nur von einer Seite dar und verbirgt uns das, was dahinter liegt. In bezug auf die Höhenverhältnisse werden unrichtige Vorstellungen hervorgerufen, da entfernte Gegenstände uns stets kleiner erscheinen als naheliegende, auch wenn sie größer sind als diese. Z 28. Die einzig richtige Vorstellung von einer Gegend oder einem Lande gibt uns die Karte. Erheben wir uns in einem Luft¬ ballon über die zu zeichnende Landschaft und bleiben wir nicht auf einer Stelle, sondern bewegen uns so, daß wir jeden Punkt einmal senkrecht unter uns haben, und denken uns die Gegend durch lauter senkrechte Lichtstrahlen beleuchtet, so wird dadurch ein Doppeltes erreicht: a) es wird uns kein Punkt der Boden¬ oberfläche entgehen, b) alle Gegenstände werden in der Zeichnung im gleichen Verhältnisse der Größe wie in der Wirklichkeit zueinander stehen. Solche Zeichnungen nennt man Pläne, wenn sie nur einen kleinen Landstrich, aber diesen sehr genau darstellen, und Landkarten, wenn sie größere Landstriche darstellen. Auf den Land¬ karten muß natürlich manches minder Wichtige ausgelassen, manches nur angedeutet werden, wie z. B. Städte durch kleine Ringe u. dergl. Auf der Karte kommen die Ebenheiten und Unebenheiten des Bodens durch eine den Beleuchtungs¬ verhältnissen angemessene Schraffierung zur Darstellung. In Fig. 9 sind die Flächen «d, ac, «Ä, ae (im Durchschnitt gezeichnet, daher als Linien dargestellt) gleich groß, haben aber eine verschiedene Lage. Die feinen Striche stellen senkrechte Lichtstrahlen dar. Die horizontale Fläche ad erhält die volle Beleuchtung und wird daher ganz hell erscheinen. 19 Fig. M Voll beleuchtet, daher weiß. An der vertikalen Fläche cro gleiten alle Lichtstrahlen ab und sie wird daher ganz dunkel erscheinen. Die geneigten Flächen -r-7 und as werden zwar beleuchtet, aber auf -r-7 fallen weniger Lichtstrahlen und unter einem kleineren Winkel auf als auf -re/ folglich ist -rck weniger beleuchtet als -re. Die größere oder geringere Beleuchtung wird durch dünnere oder dickere Schraffierung dar¬ gestellt, wie Fig. 10 zeigt: Die Lichtstrahlen fallen schief auf, daher schraffiert. Fig. 9. Gar nicht beleuchtet, daher dunkel. Ein Beispiel. Die Fig. 11 stellt uns in / die vordere Ansicht eines mit ge¬ neigten Deckeln aufgestellten Buches dar. ) Mesopotamien; o) Syrien und Palästina (das Gelobte Land) mit den heiligen Städten Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Der Fluß Jordan fließt durch den Genezarethsee und ergießt sich in das Tote Meer; ä) den westlichen Teil von Arabien; s) Kleinasien. 11. ) Cypern unter englischer Verwaltung. Afrika. Z 56. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: K a p Bl a n c o . . 37 ° n. B. l südlichster - N a d e l k a p . . . 35 ° s. B. t Ausdehnung 72 Breitengrade, östlichster » Kap Hafün . . 69" ö. L. (bl" ö. v. Greenwich)'s Ausdehnung westlichster » Kap Verde(werdö) Vs" » » (17" w. v. Greenwich) /68Längengrade. Z 57. Die Grenzen sind: Im N. das Mittelländische Meer. Teile: Meerbusen pon Sidra und Gab es (die beiden Syrien). Im O.der Kanal von Sues, das Rote Meer, der Indische Ozean. Im S. vereinigen sich der Indische und der Atlantische Ozean. Im W. der Atlantische Ozean. Meerbusen von Guinea. 37 Afrika hat unter allen Erdteilen die geringste Gliederung. Größere Halbinseln fehlen ganz und die meistenteils kleinen Inseln befinden sich in ziemlicher Entfernung von der Küste. Z 58. Afrika ist ein gewaltiges Tafelland, das sich von S. nach N. allmählich senkt. Wir unterscheiden hier folgende Teile: a) Das südliche Tafelland, welches in Terrassen zum Meere abfällt. Im NO. der Schneeberg Kilimandscharo, 6000 in hoch. Im Innern zahlreiche und große Seen: Nyassa-, Tangauika-, Viktoria-See. d) Das Tiefland von Flachsudän mit dem Tsadsee und dem Hochlande von Abessinien an der östlichen Flanke scheidet das südliche Tafelland von o) dem nördlichen, der Wüste Sahara, die im N. durch das Atlasgebirge und das Plateau von Barka teilweise vom Mittel¬ meere geschieden wird. Die größten Flüsse sind: der Nil, der sich aus den Abflüssen des Viktoria- und des Albert-Sees bildet und in das Mittelmeer mündet; der Niger, Kongo und der Oranjefluß, die in den Atlantischen, und der Sambesi, der in den Indischen Ozean mündet. Im N. wohnen Völker der weißen Rasse, in der Mitte und im Süden vorwiegend Neger. Einzelne Länder. Z 59. 1.) Die Nilländer, a) Ägypten, das fruchtbare Land am Unterlaufe des Nil, unter türkischer Oberhoheit stehend. Hptst. Kairo (keiro), Seestadt Alexändria; l>) Nubien am Mittelläufe des Nil; o) das Hochland von Abessinien, von einem christlichen Volke bewohnt. 2. ) Die Berbern-Länder (nach ihren Bewohnern so genannt): a) Tripolis mit der Hptst. gl. N., unter türkischer Hoheit; l>) Tunis mit der Hptst. gl. N., französischer Schutzstaat; o) Algerien (alscherien) mit der Hptst. Algier (alschir), gehört den Franzosen; ä) Marokko mit der Hptst. gl. N., selbständig. 3. ) Die Wüste Sähara mit mehreren Oasen, d. h. fruchtbaren Stellen, oft von bedeutender Ausdehnung. 4. ) Senegambien an den Flüssen Senegal und Gambia, mit französischen, portugiesischen und englischen Besitzungen. 5. ) Oberguinea (ginea), der Küstenstrich von Sierra Leone bis zu der Nigermündung, mit englischen, französischen und deutschen Besitzungen. 38 6. ) Sudan zerfällt in Hochsudän am oberen und mittleren Niger und Flachsudän. Hier herrschen die Franzosen und Engländer. 7. ) In Südwestafrika, dessen Küstengebiet Niederguinea (ginea) heißt, sind die wichtigsten europäischen Besitzungen: a) die deutsche Kolonie Kamerun, l>) Französisch-Kongo, o) der Kongostaat, ä) die portugiesische Kolonie Angola. 8. ) Auch Ostafrika ist zum größten Teile in europäischen Händen: a) Somäli-Land, b) Britisch-Ostafrika (mit Sansibar), o) Deutsch- Ostafrika, ä) Portugiesisch-Mozambique (mosambik). 9. ) Südafrika ist mit Ausnahme von Deutsch-Südwestafrika englisches Gebiet. Kapland und Natal sind hier die ältesten Besitzungen der Engländer. Die Inseln: Im Atlantischen Ozean: 1.) Die Azoren (assören) und Madeira (madera) sind portugiesisch, 2.) die Kanarischen Inseln sind spanisch, 3.) die Inseln am Grünen Vorgebirge sind portugiesisch, 4.) die Guinea-Inseln sind teils spanisch, teils portugiesisch. Im Indischen Ozean: Die größte afrikanische Insel Madagaskar, die vom Festlande durch den Kanal von Mozambique getrennt ist, ist französisch. Die Maskarenen sind teils englisch, teils französisch. Amerika. Z 60. Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Nordspitze der Halbinsel Boothias Felix.72° n. B. südlichster » Kap Hoorn.56° s. B. Ausdehnung 128 Breitengrade, östlichster » westlichster » Kap Branco 17°w.L. (35° w. von Greenwich) Prinz Wales- (uäls) Kap 150°w.L.(168° w. von Greenwich) Ausdehnung 133 Längengrade. Die Grenzen sind: Im N. das Nördliche Eismeer mit der Baffins-(bäffns) Bai. Im O. der Atlantische Ozean mit der Hudsons - (hödsns) Bai, dem Golf von Mexiko (mechiko) und dem Karibischen Meere. Im W. der Große Ozean mit dem Meerbusen von Kalifornien. Die Bevölkerung besteht zum großen Teile aus eingewanderten Europäern und Negern; die eingeborene Bevölkerung sind die bräunlich¬ gelben Indianer. Amerika zerfällt in drei Teile: Nordamerika mit Grönland, Zentral¬ amerika mit Westindien und Südamerika. 8 61. Nordamerika. Im Eismeere gibt es zahlreiche Inseln, unter denen Grönland die größte ist. Im O. die Halbinseln Labrador und Flörida und die Insel Neufundland (New Foundland snju-faund- länds). Im W. die Halbinseln Kalifornien, Alaska und die Jnsel- reihe der Alöüten. 39 Den ganzen Westen nimmt ein mit der Küste parallel streichendes, hohes Kettengebirge ein, das mehrere Hochebenen einschließt. Den wichtig¬ sten Teil desselben bilden im O. das Felsengebirge und das Küsten¬ gebirge im W. Im östlichen Teile des Kontinents erhebt sich ein zweites, aber niedrigeres Kettengebirge: die Alleghanies (elegenis). Zwischen beiden liegt das Tiefland des Mississippi. Dieser große Strom mündet in den Meerbusen von Mexiko; sein größter Nebenfluß ist der Missouri (missüri). Nach N., in das Eismeer, fließt der Mackenzie (mäkensi). Im N. der Alleghanies liegen die fünf großen kana dis ch en Seen: Ob ererSee,Huronen-, Michigan- (mitschi- gän), Erie- (iri) und Ontario-See, deren Abfluß, der St. Lorenz¬ strom, in den Atlantischen Ozean mündet. Die Länder sind: a) Grönland mit einigen dänischen Niederlassungen. d) Das Gebiet von Kanada, englische Besitzung. Städte: Quebec (quibek) und Montreal (montriöl). o) Die Vereinigten Staaten von Amerika, eine Bundes¬ republik mit der Hauptstadt Washington (uöschingtn). Neuyork (New Jork snju-jörks), Philadelphia und C h i c a g o (tschikägo) sind Millionen¬ städte; St. Louis (ßent lüis), Neuorleans (New Orleans snju-orlmss) am Mississippi, San Francisco am Großen Ozean. Zu den Ver¬ einigten Staaten gehört auch das Gebiet Alaska. ä) Die Republik Mexiko (mechiko) mit der Hptst. gl. N. Z 62. Zentralamerika und Westindien. Zentralamerika liegt zwischen den Meerbusen von Tehuantepe'c und Panama. Es ist gebirgig, doch stehen diese Gebirge weder mit den nord-, noch mit den südamerikanischen in ununterbrochenem Zusammenhänge. Politisch wird es in sechs Republiken eingeteilt. West in di en besteht aus drei Inselgruppen: a) aus den vier großen Antillen (antiljen), von denen Kuba und Haiti selbständig sind, Portoriko den Vereinigten Staaten und Jamaika den Engländern gehört; d) aus den kleinen Antillen, die unter der Herrschaft verschie¬ dener europäischer Mächte stehen; o) aus den englischen Bahäma-Jnseln. Z 63. Südamerika ist in bezug auf Umrisse und Mangel an Gliederung Afrika ähnlich, nicht aber in bezug auf Bodengeftalt. Wie in Nordamerika zieht auch hier längs der Westküste ein Kettengebirge, die Anden, das zweithöchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel Aconcagua (akonkägua) 7000 in. Im O. die weit niedrigeren Gebirge von Bra¬ silien und Guayana (guajäna). Den größten Teil des Kontinents nehmen die Tiefländer ein, die von großen, in den Atlantischen Ozean mündenden Strömen: dem Orinoco, Amazonenftrome (der größte Fluß der Erde) und La Plata, durchflossen werden. 40 Die unabhängigen Staaten sind Republiken: a) Venezuela (wenesuela); ly Kolumbia; o) Ecuador; ä) Peru mit der Hptst. Lima; a) Bolivia; k) Chile (tschile) mit der Hptst. Santiago. Z) Argentinien mit Patagonien, Hptst.Buenos Aires (buenos ä-ires); iy Paraguay (Paraguay; i) Uruguay (Uruguay mit der Hptst. Montevideo; KP Brasilien mit der Hptst. Rio de Janeiro (schanero); l) Guayana (guajäna) ist unter England, Frankreich und den Nieder¬ landen geteilt. Australien und Polynesien. ß t>4. Ausdehnung des Kontinents (mit Tasmanien). Nördlichster Punkt: Kap Jork. . . . 11° s. B. 1 Ausdehnung 32 Breitengrade, südlichster -> Sudkap . . . . 43° » » l - östlichster Punkt: Kap Byron (beirn) 171° ö. L. (153° ö.v. Greenwich) ) Ausdehnung westlichster -> » Steep (stip) 131° »» (113°ö.v.Greenwich)/40Längengrade. Der Austral-Kontinent (etwas kleiner als Europa) liegt zwischen dem Indischen und Großen Ozean. Die Gliederung ist unbedeutend, nur im N. der Golf von Carpentäria und im S. der flache Australgolf. Das Innere des Kontinents ist Flachland, an den Rändern steigt der Boden an, besonders im SO., wo sich die höchsten Gebirge befinden; der höchste Punkt ist jedoch nur 2200 in hoch. Hauptfluß Murray (mörre). Australien ist eine englische Besitzung, die aber nur am südöstlichen und östlichen Rande dicht von Europäern bewohnt wird. Städte: Sydney (ßidne), 'Adelaide (edeled) und Melbourne (melbörn). Im Innern leben noch freie Australneger. In nächster Nähe des Kontinents befinden sich die beiden großen Inseln Tasmania und Neuguinea (ginea). Unter Polynesien oder den Südsee-Jnseln versteht man die zahl¬ reichen, aber meist sehr kleinen Inseln des westlichen und mittleren Teiles des Großen Ozeans, zum größten Teile zwischen den beiden Wendekreisen. Am wichtigsten ist die Doppelinsel N euseeland (englisch); von da zieht sich eine Reihe größerer Inseln bis Neuguinea hin. Unter den kleinen Inselgruppen sind die den Vereinigten Staaten von Amerika gehörigen Hawai-Inseln die wichtigsten. Zweite Abteilung. Lehrstoff der zweiten Klasse. 44 Meridian (ULM), denn alle diese Kreise und Halbkreise haben einen gemeinsamen Mittelpunkt, den Mittelpunkt der Erde (o). Dagegen fallen die irdischen und himmlischen Parallelkreise nicht zusammen, trotzdem entsprechen sich z. B. Id und Irlr'. Der Bogen I«) ist viel größer als der Bogen Irg, aber der Winkel ist für beide derselbe (-H: ko^ — Lotz). Winkel- und Gradmessungen können wir nur am Himmels¬ gewölbe ausführen und dann auf die Erde übertragen. Bei dieser Figur ist zu beachten, daß sie nur den Durchschnitt der Erd- und Himmelskugel darstellt. Von den Kreisen sieht man also nur die Durchmesser, d. h. sie erscheinen als gerade Linien. Um z. B. die geographische Breite von Wien zu bestimmen, können wir verschiedene Wege einschlagen, von denen wir vorerst nur einen nennen wollen. Wir messen die Höhe des Polarsternes (L) über dem Horizonte (die sogenannte Polhöhe), also den Winkel LoU. Dieser ist, wie man sich aus der Fig. 14 überzeugen kann, gleich dem Winkel 2otz — vog, d. h. dem Abstande Wiens vom Äquator. Die geographische Breite ist also gleich der Polhöhe. 45 Z 4. Zwischen den beiden Parallelkreisen, dem Wendekreise des Krebses (Id), 23-/2° nördlich vom Äquator, und dem Wendekreise des Steinbocks (st8t'), 23-/2° südlich vom Äquator, verläuft die Jahresbahn der Sonne: 1. ) Am 21. März bewegt sie sich im Äquator. Für den Meridian von Wien steht sie mittags in tz; senkrechte Sonnenstrahlen empfängt in diesem Meridian nur der Punkt g und im Laufe von 24 Stunden der ganze Kreis ug (Äquator). 2. ) Im Frühling rückt die Sonne 23-// nach idl vor. 3. ) Am 21. Juni bewegt sie sich im Wendekreise des Krebses. Mittags in L, senkrechte Sonnenstrahlen treffen lr und im Verlaufe von 24 Stunden Lü'.' 4. ) Im Sommer rückt die Sonne nach 8. 5. ) Am 23. September fällt ihre Tagesbahn wieder in den Äquator. 6. ) Im Herbst rückt sie immer weiter nach 8, bis 23-// südlich vom Äquator. 7. ) Am 21. Dezember bewegt sie sich im Wendekreise des Steinbocks. Mittags in 8t, senkrechte Sonnenstrahlen treffen st, und im Verlaufe von 24 Stunden st st'. 8. ) Im Winter rückt die Sonne wieder nach dem Äquator zurück. Z 5. Die Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont in der Zeit der Tag- und Nachtgleichen ist für Wien (Fig. 14) — Utzu', wird gemessen durch den HvH. Dieser Winkel ist ein Teil des rechten Winkels Ho2, der andere Teil ist d. h. die geographische Breite. Die Mittagshöhe der Sonne am 21. März und 23. Sep¬ tember ist also gleich 90° — geographische Breite; für Wien 90 — 48 — 42°. Am 21. Juni steht sie mittags 23-// höher (Wien: 42 -s- 23-/2 — 65-/2°), am 21. Dezember 23 V/ tiefer (Wien: 42 — 23-/2 — 18-/2°). Die Mittagshöhen der Sonne geben uns somit ebenfalls ein Mittel an die Hand, die geographische Breite zu bestimmen und aus dem Breitenunterschiede zweier, unter demselben Meridian gelegener Orte, deren Entfernung bekannt ist, die Größe der Erde abzuleiten. Beispiel: Sonnenhöhe Geogr. Breite am Lt. März (so» — Sonnenhöhe) Breslau 38 ° 53' 51 ° 7' Groß-Kanizsa 43° 32'46°28' Unterschied 4 ° 39' 4 " 39' Die Entfernung Breslau-Groß-Kanizsa sei durch unmittelbare Messung zu 518 km ermittelt worden, also 4° 39' — 518 Irin. Daraus findet man die Länge eines Meridiangrades; diese Größe gibt, nut 360 multipliziert, den Umfang der Erde, und aus diesem läßt sich durch einfache Rechnung die Länge des Durchmessers und die Oberfläche der Erdkugel im Meter¬ maße ableiten. 46 Z 6. An jedem Orte ist Mittag, wenn die Sonne seinen Meridian passiert. Da sie sich von O. nach W. bewegt, so haben die östlich gelegenen Orte früher, die westlich gelegenen später Mittag als wir. Nur die Orte, die unter demselben Meridian liegen, haben gleichzeitig Mittag. In 24 Stunden umwandert die Sonne einmal die Erde, in einer Stunde rückt sie mithin 360 : 24 — 15 Längengrade vor. Aus dem Zeitunterschiede zweier Orte läßt sich also die geogra¬ phische Länge ermitteln. Beispiel. Moskau hat früher Mittag, d. h 12 Uhr, als Wien, London dagegen später. Wenn in Wien 12 Uhr mittags ist, ist in Moskau schon 1 Uhr 25 Minuten nachmittags, in London (Greenwich) aber erst 10 Uhr 55 Minuten vor¬ mittags. Dieser Zeitunterschied laßt sich durch unmittelbare Beobachtung feststellen und daraus der Gradunterschied berechnen, denn 1 Stunde Zeitunterschied — 15" Längenunterschied, 1 Minute » — 15' -> Zeitunterschied — Längenunterschied Wien-London 1 St. 5 Min. — 16° 15' Wien-Moskau 1 - 25 - 21° 15' Wenn wir die Längen von Greenwich (London) zählen, so hat Wien 16-/4° S. L. und Moskau (I6-/4 -s- 21-/4) 37V-" ö. L. Gang der Sonne in verschiedenen Breiten. H 7. In Fig. 15 sind die Tagesbahnen der Sonne an den Äqui¬ noktien und Sonnenwenden für den Äquator, den Pol und drei Parallel¬ kreise der nördlichen Halbkugel dargestellt. Man erinnere sich, daß die Polhöhe gleich ist der geographischen Breite und daß die Tagesbahnen der Sonne senkrecht auf der Himmelsachse stehen. Der Gang der Sonne ist für jeden Punkt in gleicher Weise zu verfolgen, wie es im Z 5 für Wien geschah. Daraus ergeben sich folgende Sätze: 1. ) Am Äquator (Polhöhe — 0°, d. h. Polarstern am Horizont) stehen die Tagesbahnen der Sonne das ganze Jahr senkrecht auf dem Horizonte, d. h. das ganze Jahr hindurch sind Tag und Nacht gleich. Die Sonne steht zweimal des Jahres mittags im Zenit und wirft daher keinen seitlichen Schatten. Vom 21. März bis 23. September steht die Sonne am nördlichen Himmel und fällt der Schatten mittags nach S., vom 23. September bis 21. März steht sie am südlichen Himmel und fällt der Schatten mittags nach N. 2. ) Am Wendekreise des Krebses (Polhöhe 23^°) steht die Sonne nur einmal des Jahres, am 21. Juni, im Zenit, sonst immer am südlichen Himmel mit mittäglichem Schatteuwurf nach N. Der Tag nimmt, wie bei uns, vom 21. Dezember bis 21. Juni zu und dann ab, Nordpol. L (j Äquator, Sonne am 21. März und 23. September. K II' Wendekreis des Krebses, Sonne am 21. Juni. 8t8t' Wendekreis des Steinbocks, Sonne am 21. Dezember. 2 Zenit, 8» — Horizont, 8 Nordpol, 8 Südpol, MM Meridian. 48 aber ein Vergleich mit Wien zeigt, daß am Wendekreise der Tag am 21. Juni kürzer und am 21. Dezember länger ist. 3. ) In 48°n. B., also ungefähr in der Mitte zwischen Äquator und Pol, finden wir die uns schon bekannten Erscheinungen, die nur des Vergleiches halber hier wiederholt sind. Die Sonne erreicht nicht mehr den Zenit, sondern steht das ganze Jahr hindurch im S., der Schatten fällt also mittags stets nach N. 4. ) Am nördlichen Polarkreise (Polhöhe 661/2°) liegt am 21. Juni die ganze Tagesbahn der Sonne über dem Horizonte (mittags in L, mitternachts am Horizont in HL), es ist also 24 Stunden Tag. Am 2l. Dezember berührt dagegen die Sonne selbst mittags nur den Horizont (8t8), es ist also 24 Stunden Nacht. 5. ) Je weiter wir uns vom Äquator entfernen, desto höher steigt der Polarstern; am Nordpol steht er im Zenit. Dagegen senken sich die Sonnenbogen immer mehr und am Nordpol verlaufen sie parallel mit dem Horizonte. Vom 21. März bis 23. September bleibt die Sonne immer über und in der anderen Jahreshälfte immer unter dem Hori¬ zonte. Es wechselt also ein halbes Jahr Tag mit einem halben Jahre Nacht. H 8. Fig. 15 gilt auch für die südliche Halbkugel, nur sind für diese die dunkeln Abschnitte der Tagesbahnen die Tagbogen und die Hellen die Nachtbogen. In 48° s. B. ist z. B. der 21. Dezember der längste und der 21. Juni der kürzeste Tag. Am Wendekreise des Steinbocks (231/2° s. B.) tritt der Zenitstand der Sonne am 21. Dezember ein. Am südlichen Polarkreise (661/2° s. B.) dauert der Tag am 21. Dezember und die Nacht am 21. Juni 24 Stunden, und am Südpol währt der halbjährige Tag vom 23. September bis 21. März. Die nördliche und die südliche Halbkugel haben also entgegengesetzte Jahreszeiten. 21. März bis 21. Juni 21. Juni » 23. September 23. September » 21. Dezember 21. Dezember » 21. März Nördliche Halbkugel Frühling Sommer Herbst Winter Südliche Halbkugel Herbst Winter Frühling Sommer Anmerkung. Die Enden einer jeden durch den Mittelpunkt einer Kugel gedachten Linie sind einander entgegengesetzt. Folglich stehen die Menschen, die sich auf zwei entgegengesetzten Punkten der Erdkugel befinden, mit den Füßen gerade gegen¬ einander. Man nennt sie daher Gegenfüßler oder Antipoden. Der Zenit des einen ist der Fußpunkt des anderen. Der wahre Horizont ist beiden gleich, nur sieht jeder diejenige Hälfte der Himmelskugel, die dem anderen verborgen ist. Weil sie um 180° L. voneinander entfernt sind und gleich hohe, aber entgegengesetzte Breite haben, so haben sie entgegengesetzte Tages- und Jahreszeiten. Nur wer auf dem Äquator wohnt, muß seinen Gegenfüßler wieder auf dem Äquator haben, beide haben also gleiche Jahreszeiten. 49 Das Klima. Z 9. Die einzige Wärmequelle der Erdoberfläche ist die Sonne. Aber die Sonnenstrahlen können nicht unmittelbar auf die Erd¬ oberfläche gelangen, sondern müssen erst den Luftkreis oder die Atmo¬ sphäre, die die Erde wie eine Schale umgibt, passieren. Dadurch entsteht auch die Dämmerung, die die Nacht abkürzt. Indem die Sonnen¬ strahlen durch die Atmosphäre hindurchgehen, wird ein Teil der Wärme an diese abgegeben. Der größere Teil gelangt an die Erdoberfläche, dringt aber nicht tief in den Boden ein, sondern wird der Lust wieder zurückgegeben, die die Eigenschaft hat, diese zurückgestrahlte Wärme weniger durchzulassen, als die unmittelbar von der Sonne ihr zugeführte. Die Atmosphäre dient somit der Erde als schützender Mantel, der ebenso zu rasche und starke Erwärmung wie Abkühlung verhindert. Den Grad der Wärme, gemessen durch das Thermometer, nennt man Temperatur. Die bei uns gebräuchlichen Thermometer sind Celsius (6) und Neaumur (reomür, k). Der Gefrierpunkt wird bei beiden mit 0° bezeichnet: 6 teilt den Raum zwischen dem Gefrier- und Siedepunkt in 100", L aber nur in 80". Ein Grad k ist also größer als ein Grad 6, 4°R —5"O. Z 10. Die Erwärmung hängt von dem Wechsel der Tageslänge im Laufe des Jahres und von dem Einfallswinkel der Sonnen¬ strahlen ab. Je größer der Unterschied der Tageslänge im Winter und Sommer ist, desto größer ist auch der Gegensatz dieser Jahres¬ zeiten; beide nehmen mit der Entfernung vom Äquator zu. Da auch im Sommer die Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont und somit der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen mit wachsender geographischer Breite abnimmt, so muß die Temperatur vom Äquator gegen die Pole abnehmen. Verstärkt wird diese Wirkung noch dadurch, daß die Sonnenstrahlen, je schiefer sie den Erdboden treffen, einen desto längeren Weg durch die Lufthülle zurücklegen und desto mehr Wärme an sie abgeben. Die nachstehenden Figuren geben eine Vorstellung von dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen ans die Erdoberfläche in verschiedenen Breiten und an den vier Hanpt- tagen des Jahres. Die Strahlen, die am 21. März und 23. September auf die Erde gelangen, sind ausgezogen, die Strahlen am 21. Juni gestrichelt, die am 21. De¬ zember punktiert. Es wird unmittelbar aus der Zeichnung ersichtlich, daß die Sonnenstrahlen (die hier alle gleich lang gezeichnet sind) einen um so größeren Weg durch die Lufthülle zurücklegen müssen, je schiefer sie auffallen (k v in Fig. 16 größer als v8, aber kleiner als vv'). Am kleinsten ist der Weg, wenn die Sonne senkrecht (im Zenit) steht. Supan, Geographie. II.Aufl. 4 51 man die Schneelinie. Der Schnee würde sich in diesen Regionen zu ungeheuren Mengen ansammeln, wenn er nicht durch Lawinen und Eisströme oder Gletscher in die Tiefe geführt würde, um hier zu schmelzen. Auf der Hochebene wird der Boden zwar ebenso erwärmt wie in der Tiefebene, aber weil die Luft mit der Höhe immer dünner wird, verliert sie immer mehr die Fähigkeit, die zurückgestrahlte Wärme fest¬ zuhalten. Daher sind auch die Hochebenen um so kälter, je höher sie liegen. Z 13. Um das Leben auf der Erde zu erhalten, ist aber nicht bloß ein bestimmtes Maß von Wärme, sondern auch Feuchtigkeit notwendig. Auch diese verdanken wir mittelbar der Sonne, denn nur unter dem Einflüsse der Wärme verdunstet fortwährend alle Feuchtigkeit, vor allem die Wasseroberfläche. Die Luft enthält mehr oder weniger Wasserdampf, der sich, sobald Abkühlung eintritt, wieder zu flüssiger Form verdichtet. Als Tau oder Reif (gefrorener Tau) schlägt er sich nach Sonnen¬ untergang auf deu erkalteten Gegenständen nieder. Der Nebel, der sich über dem Boden lagert, und die Wolken über uns bestehen aus Wasser¬ tröpfchen, die noch klein genug sind, um sich schwebend erhalten zu können. Schreitet aber die Abkühlung und damit die Verdichtung noch weiter fort, so wachsen die Tröpfchen immer mehr und fallen endlich als Regen oder Schnee zur Erde nieder. So ist alles Wasser in einem beständigen Kreislauf begriffen: hinauf in die Luft und wieder herunter zur Erde. Eine ungeheuer große verdunstende Wasserfläche ist das Meer und von diesem beziehen wir auch dnrch die Vermittlung der Winde den größten Teil unserer Niederschläge. Am feuchtesten sind daher die Länder, die am Meere liegen und von Seewinden bestrichen werden, und die Feuchtigkeit nimmt im allgemeinen mit der Entfernung vom Meere ab. Wärme und Niederschläge sind die beiden Hauptelemente des Klimas eines Ortes. Man versteht unter Klima die durchschnittlichen Witterungs¬ verhältnisse eines Ortes und spricht von mildem und strengem, feuchtem und trockenem Klima. Die Zonen. Z l4. Wir haben in den AZ 4 und 7 zwei Paare wichtiger Parallelkreise kennen gelernt, nämlich die beiden Wendekreise, 23^° nördlich und südlich vom Äquator, und die beiden Polarkreise, 66^° nördlich und südlich vom Äquator. Danach teilt man jede Halbkugel in drei Klima-Zonen: 1.) die heiße zwischen Äquator und Wende¬ kreis, 2.) die gemäßigte zwischen dem Wende- und Polarkreis und 3.) die kalte innerhalb der Polarkreise. 4- 52 Nur die beiden heißen Zonen bilden einen zusammenhängenden Gürtel um die Erde, die übrigen Zonen sind getrennt, so daß es zwei gemäßigte und zwei kalte Zonen gibt. H 15. Die heiße Zone. Mit Ausnahme der beiden Wendekreise steht die Sonne über jedem Punkte der tropischen Zone zweimal im Jahre senkrecht (oder im Zenit), daher herrscht hier eine außerordentliche Hitze. Ein Winter in unserem Sinne besteht nicht. Die Folge des höchsten Sonnenstandes ist jedesmal Regen, worauf wieder Trockenheit folgt. Es findet also hier kein solcher Wechsel der Jahreszeiten wie in unseren Gegenden statt, dafür unterscheidet man aber Regen- und Trocken¬ zeiten, und zwar haben die Gegenden in der Nähe des Äquators zwei Regen- und zwei Trockenzeiten, in der Nähe der Wendekreise aber nur eine Regen- und eine Trockenzeit. Schnee fällt nur in bedeutenden Höhen; die Schneelinie liegt in 4500 bis 5000 in Höhe. «LlisÄMS- Fig. 21. Wegen der starken Wärme und des intensiven Lichtes finden wir hier eine üppige Vegetation und herrliche Farbenpracht. Aber diese Gegenden sind auch der Schauplatz gewaltiger Naturerscheinungen, verheerender Stürme (Orkane) und furchtbarer Gewitter, welche die Tropenregen begleiten. Auf den Meeren der heißen Zone herrschen das ganze Jahr regel¬ mäßige Ostwinde, Passate genannt (NO.-Passat auf der nördlichen, SO.-Passat auf der südlichen Halbkugel). Z 16. Die gemäßigte Zone. Die Sonnenstrahlen fallen nicht mehr senkrecht auf, daher auch im Sommer keine so große Wärme wie in der heißen Zone. Im Winter ist es kalt, weil die Sonnenstrahlen sehr schief auffallen und der Tag kürzer ist als die Nacht; und aus dem gleichen Grunde wird es immer kälter, je mehr wir uns den Polarkreisen nähern. 53 Der Unterschied zwischen Sommer nnd Winter ist groß, doch werden diese Gegensätze durch Übergangs-Jahreszeiten vermittelt. Die gemäßigte Zone hat also vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Im Winter schneit es auch in den Ebenen. Die Länge der Tage ist verschieden; in der Richtung gegen die Pole nimmt im Sommer die Tages-, im Winter die Nachtlänge zu. Die Vegetation ist weder so reich noch so farbenprächtig wie in der tropischen Zone. Gegen die Pole hin wird sie immer einförmiger und ärmer; überdies hat jede Jahreszeit ihre eigene Vegetation. Z 17. Die kalte Zone. Die Sonnenstrahlen fallen sehr schief auf, daher ist Kälte vorherrschend. Auf einen langen, kalten Winter folgt ein kurzer Sommer, in dem die lange Einwirkung der Sonnenstrahlen deren Schwäche ersetzt. Die Übergangszeiten fehlen, es gibt nur zwei Jahres¬ zeiten: Winter und Sommer. Die Sommertage sind sehr lang, die Wintertage sehr kurz; am Polarkreise geht am 21. Juni die Sonne nicht unter, am 21. Dezember nicht auf. Am Nordpol ist vom 21. März bis 23. September Tag und vom 23. September bis 21. März Nacht. Die Punkte zwischen dem Polar¬ kreis und dem Nordpol haben verschiedene Tages- und Nachtlängen, und diese nehmen natürlich in der Richtung gegen den Nordpol zu. Hammer¬ fest (7) Die Steppen sind Flächen, die mit niedrigem Kraut, Gras oder Gesträuchen bedeckt sind; der Baumwuchs ist nur auf Flußufer beschränkt. Sie entwickeln sich in Gegenden mit mäßigem Niederschlage, der meist nur in der warmen Jahreszeit erfolgt. o) Sehr regenarme und daher vegetationsarme bis vegetationslose Landstriche nennen wir Wüsten. Die Kulturpflanzen, d. h. die Pflanzen, die der Mensch des Nutzens wegen pflegt, sind natürlich am wichtigsten. Zur Nahrung dient vor allem das Getreide (Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Reis usw.), ferner das Zuckerrohr, die Kartoffel usw.; Getränke liefert der Weinstock, der Kaffeebaum, der Teestrauch; Gewürze der Pfeffer, der Zimtbaum, die Vanille usw.; zur Bekleidung dient der Lein oder Flachs, die Baumwolle; weiters gibt es wichtige Arznei- und Färbepflanzen. Mit Ausnahme des Getreides, der Kartoffel, des Weines und des Flachses sind die genannten Pflanzen meist auf die heiße Zone beschränkt. 56 Der Mensch. Z 24. Vor allen Bewohnern der Erde zeichnet sich der Mensch durch höher entwickelte körperliche und geistige Eigenschaften, vor allen durch den Besitz der Sprache aus. Er allein hat es vermocht, aus dem Naturzustande herauszutreten, sich zu vervollkommnen und so die Herrschaft über die Natur zu erringen. Nach den äußeren Verschiedenheiten in bezug auf Hautfarbe, Haar- und Gesichtsbildung teilt man die Menschen in Rassen, von denen aber nur drei lebensfähig zu sein scheinen, während die übrigen in langsamem oder raschem, jedenfalls aber sicherem Aussterben begriffen sind. Diese drei sind: 1. ) Die kaukasische (mittelländische) Rasse: Helle Farbe, nur bei den südlichen Völkern zu Gelb, Rot oder Braun getrübt; regelmäßige Gesichtsbildung, lockiges oder wellenförmiges Haar, starker Bartwuchs. Zu dieser Rasse gehören fast alle Europäer, Westasiaten und Nordafrikaner; auch Amerika wird teilweise von ihr bewohnt. 2. ) Die mongolische Rasse: Die Hautfarbe schwankt zwischen Ledergelb und tiefem Braun; langes, straffes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, breite Nase, meist schiefliegeude Augen und vorstehende Backen¬ knochen. Sie bewohnt den Osten, Südosten und Norden von Asien; ihre nächsten Verwandten sind die Malaien in Asien und Polynesien und die amerikanische Urbevölkerung. 3. ) Die Negerrasse. Die Hautfarbe durchläuft alle Stufen von Dunkelgelb bis Ebenholzschwarz; kurzes, stark gekräuseltes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, schmale hohe Schädel, meist wulstige Lippen. Die Neger bewohnen Mittelafrika und den größten Teil von Südafrika, teil¬ weise auch Amerika. Die Gesamtzahl der Menschen schlägt man auf ungefähr l500 Mill. an. Absolute und relative Bevölkerung. Unter der absoluten Bevölkerung eines Landes versteht man die Gesamtzahl der Menschen, die in diesem Lande wohnen, unter der relativen die Anzahl von Menschen, die durchschnittlich auf einem Quadrat-Kilometer leben. Man findet die relative Bevölkerung, wenn man die Anzahl der absoluten Be¬ völkerung durch die Anzahl der Quadrat-Kilometer dividiert. Z. B.: Böhmen 51.987 Lu?, g Zig,g97 absolute Bevölkerung, relative Bevölkerung -- 6,318.697 :51.967 122; Galizien 78.532 Ku?, 7,315.939 absolute Bevölkerung, relative Bevölkerung --- 7,315.939:78.532 -- 93. Galizien hat eine größere absolute, aber eine geringere relative Bevölkerung als Böhmen. Je nach der größeren oder geringeren relativen Bevölkerung sagt mau: das Land ist dicht oder dünn bevölkert. 57 Z 25. Die geistige Verschiedenheit der Menschen äußert sich in der Sprache, in der Religion und im Knlturgrade. Die Sprachen. Eine Gesamtheit der Menschen, die eine Sprache sprechen und gleiche Sitten haben, nennen wir ein Volk oder eine Nation. Mehrere Völker, die untereinander verwandte Sprachen sprechen, bilden einen Sprachstamm, verwandte Sprachstämme eine Sprachgruppe. So bilden die Deutschen, Schweden, Norweger, Dänen und Engländer den germanischen; die Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen und Rumänen den romanischen; die Russen, Polen, Tschechen, Slowenen, Serben usw. den slawischen Sprachstamm. Alle drei sind aber unter sich und mit anderen Sprachstämmen verwandt und bilden mit diesen die indo-europäische Sprachgruppe. Alle Völker dieser Sprachgruppe, wie auch die der semitischen (dazu die Inden) und der hamitischen (dazu die alten Ägypter), gehören zur kaukasischen Rasse. Z 26. Die Religion. Man unterscheidet: 1. ) Monotheistische Religionen, welche den Glauben an Einen Gott lehren. Es gibt drei monotheistische Hauptreligionen: die christliche, die jüdische und die mohammedanische. Die älteste monotheistische Religion ist die jüdische; aus ihrem Schoße ging das Christentum hervor. Ein Gemisch aus beiden ist der Mohammedanismus oder Islam (d. h. Ergebung in den Willen Gottes), der im 7. Jahrhunderte n. Chr. von Mohammed gegründet wurde. Mit Feuer und Schwert verbreiteten ihn die Araber über Westasien und Nordafrika, wo er auch bis zum heutigen Tage noch herrscht. Das Symbol der Mohammedaner ist der Halbmond, ihre Bibel der Koran, dessen Lehre in dem Satze gipfelt: Es ist nur Ein Gott (Allah) und Mohammed sein Prophet. Mohammedanische Tempel nennt man Moscheen. 2. ) Polytheistische Religionen, welche den Glauben an mehrere Götter lehren. Die Bekenner solcher Religionen nennen wir auch Heiden; sie sind an Zahl den Monotheisten überlegen. Unter allen Religionen ist die christliche am wichtigsten. Sie scheidet sich wieder in drei Hauptbekenntnisse oder Konfessionen: 1. ) die katholische Kirche; 2. ) die griechische Kirche, welche sich mehreremal, endgültig im 11. Jahrhunderte, von der katholischen lostrennte; Z.) die protestantischen Kirchen, welche im 16. Jahrhunderte von Luther (Lutheraner, Evangelische) und Calvin (Reformierte) gegründet wurden. 58 Z 27. Die Kultur. Die Ernährung ist die Hauptsorge jedes lebenden Wesens, des Menschen ebenso wie der Tiere und Pflanzen. Der Mensch holt seine Nahrung aus dem Tier- und Pflanzenreiche, und nach der Art und Weise der Ernährung teilt man die Völker in Wandervölker (dazu die Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker) und in ansässige oder ackerbauende Völker. Nur die letzteren sind in ihrer geistigen Ent¬ wickelung fortgeschritten und daher gehören nur ihnen die Kulturvölker an, während die anderen als Naturvölker bezeichnet werden. 1. ) Die Wandcrvölker. Es ist bis jetzt noch kein Volk in reinem Natur¬ zustände gefunden worden und daher ist der übliche Ausdruck »Wilde» für kein Volk der Erde passend. Doch kann man auch bei den Naturvölkern verschiedene Kulturstufen unterscheiden. Auf der untersten stehen im allgemeinen die Jägervölker und die Fischervölker der Küstengegenden. Sie können nur so lange an einem Orte verweilen, als die Jagdgründe die nötige Nahrung bieten. Sie wohnen in roh gebauten Zelten, die sie meist nur nachts errichten. Sie besitzen Werkzeuge und Waffen (Bogen und Pfeil), üben auf der Jagd außerordentlich ihre Sinne und entwickeln dadurch bis zu einem gewissen Grade ihre geistigen Fähigkeiten. Außer der tierischen genießen sie auch Pflanzenkost, die ihnen die Natur zufällig bietet. Sie besitzen bereits Eigentum und gehorchen, wenigstens in Kriegszeiten, Häuptlingen. Stolz auf ihr freies Jägerleben, das ihnen allein des Mannes würdig dünkt, bequemen sie sich selten zur Ansässigkeit, zu geordneter Arbeit und zum Ackerbau und gehen daher meist bei der Berührung mit Kulturvölkern ihrem Untergange entgegen. Auf einer höheren Entwickelungsstnfe stehen die Hirten - oder Nomadenvölker. In Wald- und regenarmen Länderstrichen ist weder Jagd noch Ackerbau möglich, wohl aber bieten weite Grasflächen genügendes Futter für große Herden von Haustieren. Aber auch die Nomaden haben keine eigentliche Heimat; wenn die Herde eine Gegend abgeweidet hat, müssen sie weiter ziehen. 2. ) Die ansässigen Völker. Ansässig wird ein Volk nur dann, wenn es aus dem Boden seine Hanptnahrungsmittel zieht, d. h. wenn es ackerbauend wird. Nur ackerbauende Völker können einen bedeutenden Grad von Kultur erreichen. Mit dem Ackerbau ist immer Viehzucht verbunden, denn einerseits braucht der Mensch auch Fleischnahrung, anderseits reichen seine Kräfte zur Bestellung des Feldes nicht aus. Aber außer der Kraft der Tiere braucht er noch verschiedene Werkzeuge, besonders metallene. Das Metall holt er aus der Erde (Anfang des Bergbaues) und muß es dann für seine Zwecke bearbeiten (Anfang der Handwerke). Da der Acker¬ bauer Sommer und Winter an demselben Orte bleibt, so braucht er Schutz gegen die Witterung, welchen ihm nicht Zelte, sondern nur feste, .bleibende Wohnungen gewähren können. Das Bedürfnis gegenseitiger Hilfeleistung nötigt die Menschen endlich zum Zusammenwohnen, so entstehen Flecken, Dörfer, endlich Städte. Ursprünglich sorgt der Mensch in Nahrung, Kleidung und Wohnung nur für das Notwendige, später kommt das Nützliche, endlich das Bequeme hinzu. Je höher die Bedürfnisse der Menschen steigen, desto mehr entwickeln sich die Gewerbe. Alle Gewerbe zusammen begreifen wir unter dem Namen Industrie. Da die Kräfte des Menschen nicht mehr ausreichten, um alle Bedürfnisse zu befriedigen, so begann man mit Maschinen zu arbeiten und entstand das Fabrikswesen (Industrie im engeren Sinne). Asien. Allgemeine Hberficht. Hilfspunkte zum Entwürfe der Karte von Asiens Nordende (Kap Tscheljuskins 78 n, 122 o) (104 o); Südende (Singapore) Io, 122o(104o); Insel Rotti 1 l s, 141o(123o); Ostende (Ostkap) 66 o, 1S2v(170v); Westende 40 o, 44 o (26 o); Ural in 78 o (60 o); Sues 30 o, MV- o (32^ o). Z 29. Asien, der größte aller Erdteile (44 Mill. Kiu?, vierund- einhalbmal so groß als Europa), liegt in der Mitte der gesamten Land¬ masse, so daß das Menschengeschlecht, dessen Heimat Asien ist, sich leicht nach allen Seiten ausbreiten konnte. Mit Europa ist Asien völlig verwachsen; als Landgrenzen nimmt man das Urälgebirge, den Uralfluß und die Niederung im N. des Kaukasus an. Zwischen dem Urälgebirge und dem Kaspisee geht das asiatische Tiefland unmittelbar in das russische über; hier fanden die Völkerbewegungen keine natürliche Schranke und man bezeichnet daher diese Stelle mit Recht als das große Völkertor. Jenseits des Kaukasus treten zwar Teile des Mittelländischen Meeres: das Schwarze Meer, das Marmarameer und der Griechische Archipel, zwischen Europa und Asien, aber am Bosporus und an der Straße der Dar¬ danellen sind beide nur durch schmale Meeresstraßen voneinander getrennt. Mit Afrika ist Asien durch die schmale Sues-Landenge verbunden (jetzt durch den Sueskanal durchschnitten), und das die beiden Kontinente scheidende Rote Meer hat nur die Form eines schmalen Grabens. Zwischen Asien und Australien liegt der größte Archipel der Erde, Insel an Insel, wie die Pfeiler einer zerbrochenen Brücke; und auch an Amerika tritt Asien im N., in der Beringstraße,bis auf 75 üin Entfernung (gleich der Distanz Wien-Semmering) heran. Z 30. Die beiden Grundzüge in der Gestaltung Asiens: die Lage der Längsachse in ost-westlicher Richtung und die allmähliche Verschmälerung gegen W. hin, sind im Bau des Gebirges begründet. Wir haben hier folgende Teile zu unterscheiden: I.) den Hochlandgürtel, der Asien der ganzen Länge nach durchzieht, 2.) die fächerförmige Ausbreitung desselben im O., 3.) das große Tiefland im N. desselben, 4.) einige kleinere Fest¬ landstücke von afrikanischem Charakter im S. > Die erste Zahl bedeutet stets den Parallelkreis (also die geographische Breite), die zweite den Meridian (also die geographische Länge), und zwar nach Ferro ; die nach Greenwich sind in Klammern beigefügt, n — nördliche, s — südliche Breite; o --- östliche, v — westliche Länge. ? Benannt nach dem Entdecker Tscheljuskin. 3 Benannt nach dem Seefahrer Bering. 61 Der Hochlandgürtel besteht aus einer Reihe von Tafelländern mit Randgebirgen, die nach W. sowohl an horizontaler Ausdehnung wie an Höhe und an Geschlossenheit der Gebirgsumrahmung abnehmen. Das mittelasiatische Hochland oder Hochasien ist durch das Zwischenglied des Hindukusch (Paropamisus der Alten) mit dem iranischen und dieses durch das armenische Zwischenglied mit dem kleinasiatischen Hochlande verknüpft, so daß der Gürtel vollständig geschlossen ist und zwischen N. und S. nirgends eine offene Verbindung besteht. (Vergl. Fig. 22 mit dem Durchschnitte durch das mittelasiatische Hochland.) Im O. breiten sich die Ausläufer Hochasiens fächerförmig aus. Nach S. zieht das hinterindische, nach O. das chinesische, nach N. das ostsibirische Gebirge, so daß der ganze Ostrand vom Äquator Ug. 22. Durchschnitt durch Asien von S. nach N. Dieser Durchschnitt würde der Natur genau entsprechen, wenn er bei gleichbleibender Höhe lovmal länger wäre. bis zum nördlichen Polarkreise abgeschlossen ist. Diese östliche Gebirgs¬ welt ist zum Teile ins Meer versunken und die Reststücke bilden nun Jnselbogen, die ein Hauptschauplatz vulkanischer Erscheinungen in der Gegenwart sind. Die hinter ihnen sich ausbreitcnden Meere bezeichnet man (im Gegensätze zu den von Festländern eingeschlossenen Mittel¬ meeren) als Rand meere. Von S. nach N. haben wir: 1. ) den Ostindischen Archipel, in dessen Fortsetzung For¬ mosa liegt, mit dem Südchinesischen Meere; 2. ) Formosa und die Reihe der Riu-Kiu-Jnseln mit dem Ostchinesischen Meere, dessen innerster Teil das Gelbe Meer genannt wird; 3. ) die japanischen Inseln und Sachalin mit dem Japa¬ nischen Meere; 4. ) die Kurilen, die sich an die Halbinsel Kamtschatka an- schließen, mit dem Ochotskischen Meere. Nördlich vom Hochlandgürtel breitet sich bis an das Eismeer ein gewaltiges Tiefland ans. Es besteht aus zwei Teilen, die unmittelbar 62 miteinander zusammenhängen: dem sibirischen Tieflande, dessen Ströme zum Eismeere abfließen, und dem turanischen mit den abflu߬ losen Kaspisee und Aralsee. Südlich vom Hochlandgürtel setzen sich zwei fremdartige Glieder an das asiatische Festland an. Arabien und Syrien sind eine direkte Fort¬ setzung der saharischen Wüstentafel, und die Halbinsel Vorderindien zwischen dem Arabischen Meere und dem Golfe von Bengalen besitzt in ihrem Baue große Ähnlichkeit mit dem südafrikanischen Hoch¬ lande. Hochasien mit seinen Randländern bildet die Hauptmasse Asiens, die westlichen Fortsetzungen des Hochlandgürtels (jenseits des Hindukusch) mit dem arabisch-syrischen Anhängsel faßt man unter dem Namen Vorder- asien zusammen. Z 31. Der Umstand, daß Hochasien durch hohe Gebirge von den Randländern abgegrenzt wird, hat zur Folge, daß die Feuchtigkeit, welche die Seewinde landeinwärts tragen, die inneren Hochflächen nicht erreicht. Wir haben daher zwischen einem trockenen Binnenlande nnd feuchten Randländern zu unterscheiden. Das trockene Binnenland ist zum Teile Wüste, zum Teile Steppe mit wenigen und unbedeutenden Flüssen, die nicht das Meer erreichen, sondern in kleinen Salzseen enden. Innerhalb der Randgebirge entspringen 14 große Ströme, die strahlenförmig nach allen Seiten dem Ozean zufließen und auf diesem Wege die Randländer bewässern. Nur der Südweftrand (Turan) gehört auch zum abflußlosen Gebiete von Mittelasien, indem wegen großer Trockenheit Amu und Syr schon im Aralsee ihr Ende finden. Wo genügend Wasser und Wärme, da ist auch Fruchtbarkeit. Die Randgebiete und Inselketten find daher mit Ausnahme Turans auch fruchtb ar e G e biete, aber mit sehr bedeutenden Unterschieden, entsprechend der großen Ausdehnung Asiens, das nach S. den Äquator, nach N. den Polarkreis überschreitet. Die südlichen liegen in der heißen, die östlichen zum großen Teile in der gemäßigten Zone, das nördliche Rand¬ gebiet reicht aber bereits aus der gemäßigten in die kalte Zone hinein. Der Gegensatz von trockenem, abflußlosem, wüstem Innern und feuchtem, fruchtbarem Rande wiederholt sich auch in den vorderasiatischen Hochländern, aber die Randländer haben hier nur eine geringe Ausdehnung. ß 32. Die Gebirgslinie vom Kaukasus über den Hindukusch nach dem Himalaja und zum Golfe von Bengalen trennt die beiden Haupt¬ rassen Asiens: südlich davon wohnen die Kaukasier, nördlich und im ganzen Osten die Mongolen. 63 Von den Kaukasiern haben die beiden Hauptsprachgruppen in West- asien ihre Heimat: Zur indogermanischen Gruppe gehören die Iraner (Bewohner des Hochlandes von Iran) und die Hindu (Bewohner von Vorderindien), zur semitischen Gruppe die Bewohner der arabisch-syrischen Tafel (besonders Araber und Juden). Hier entstanden die drei mono¬ theistischen Religionen, in Palästina die jüdische und christliche, in Ara¬ bien die mohammedanische. Christen- und Judentum zählen nur noch wenige Bekenner in Asien, dagegen herrscht der Islam in ganz Vorderasien und noch darüber hinaus in Turan, im westlichsten Teile von Hochasien und im nordwestlichen Vorderindien und ist bis in den Ostindischen Archipel vorgedrungen. Eine zweite Heimat großer Religionen ist Vorderindien; die brahmanische Religion (so genannt nach dem Hauptgotte Brahma und der Priesterkaste der Brahmanen) blieb auf dieses Land beschränkt, während die buddhistische Religion (nach ihrem Stifter Buddha be¬ nannt) Zentral- und Ostasien eroberte Die Steppen und Wüsten der trockenen, abflußlosen Gebiete und die kalten Landstriche Sibiriens werden von nomadisch en Viehzüch tern und Jäger- und Fischervölkern, die fruchtbaren Randländer dagegen von Ackerbauern bewohnt. Hier entwickelten sich große Kulturstaatcn, die bis in das graue Altertum zurückreichen. Aber die große Ausdehnung des Erdteiles und die Trennung der von der Natur begünstigsten Rand¬ länder durch hohe Gebirge und weite Wüsten gestatteten den ackerbauenden Kulturvölkern nicht, sich zu nähern und in innigere Verbindung miteinander zu treten. Vorderasien, Vorderindien und China bilden drei gesonderte und selbständige Kulturmittelpunkte. Die vorder¬ asiatischen Kulturreiche traten schon im Altertums teils in feindliche, teils in friedliche Beziehungen zu den europäischen Völkern und wurden (wie die Ägypter) die Lehrmeister derselben; die indische Kultur verbreitete sich nur wenig nach Osten; die chinesische gewann die Herrschaft über ganz Ostasien und wehrt sich auch jetzt noch gegen das Eindringen europäischer Gesittung. Der starke Gegensatz zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Ländern kommt auch in der Verteilung der Bevölkerung zum Ausdrucke. Nomaden, Jäger und Fischer können nie in großer Zahl ein Land be¬ wohnen, nur durch Ackerbau können sich viele Menschen auch in kleinem Raume ernähren. Neun Zehntel aller Asiaten und die Hälfte der ganzen Menschheit lebt in den südlichen und östlichen Randländern. Außer Europa gibt es nirgends mehr so ausgedehnte Landmassen mit dichter Bevölkerung als in China und Vorderindien, aber es wird auch nir¬ gends der Ackerbau sorgfältiger betrieben als hier. Mehr als die Hälfte 64 Asiens ist aber fast menschenleer (in Nord- und Hochasien nicht mehr Bewohner als in Ungarn!); auch Vorderasien, das von seiner ehemaligen Kulturhöhe tief herabgesunken ist, ist viel weniger bevölkert, als es im Altertmne war. Mill. Quadrat-Kilometer Mill. Bewohner auf 1 Quadrat-Kilometer Hochasien 6 4 0-7 Nord- und Westrand . . 17 16 Os Ostrand 6 383 64 Südrand 8 374 47 Vorderasien 7 43 6 Asien 44 820 18 Mehr als die Hälfte von Asien steht jetzt unter der Herrschaft der Europäer (Russen, Engländer, Holländer, Portugiesen, Franzosen) und Amerikaner. Am wichtigsten sind für Asien die Russen, welche den Norden beherrschen und von da immer weiter nach Süden Vordringen, und die Engländer, die in Vorderindien das reichste Land der Erde besitzen und sich durch geschickte Anlage von Kolonien zu Herren des Indischen Ozeans aufgeworfen haben. Hochasien. 8 33. Hochasien besteht aus zwei Stufen, der höheren tibetanischen im S. und dem niedrigeren Hanhai im N. Tibet ist das höchste Land der Erde. In einer durchschnittlichen Höhe von 4000in gelegen (ungefähr so hoch wie die Ortlerspitze), wird es von Gebirgen umrahmt, die sich bis 6000 in und darüber über das Meer erheben, aber von der tibetanischen Hochfläche aus nur als niedere Gebirge erscheinen. Sie stoßen im W. zusammen im Pamir-Hochlande («Dach der Welt» genannt), von dem auch der Hindukusch ausgeht; nach SO. zieht das Karakorüm-und Himalaja-Gebirge als Südgrenze Tibets, nach O. bis nach China hinein der Kuenlun (zirka 6000in über dem Meere). Im O. bilden eine Reihe wahrscheinlich meridionaler Ketten die Grenze zwischen Tibet und China. Der Himalaja * ist das höchste Gebirge der Erde, erscheint aber nur von S. aus, wo es steil aus einer Tiefebene emporsteigt, in seiner ganzen Majestät. Die Längs- und Durchbruchstäler des Indus und Brahma¬ putra bilden die Nord-, beziehungsweise Ost- und Westgrenzen des bogen¬ förmigen Gebirges. Es ist nicht breiter als die Tiroler Alpen, aber länger als die Alpen und die Karpathen zusammen. Ein Parallelzug des ' Indisch, Wohnung des Schnees. 65 Himalaja jenseits des Indus ist der Karakorümh der zwar nicht in seiner höchsten Erhebung, aber in seiner mittleren Kammhöhe (7800 m) den Himalaja übertrifft. Nirgends auf der Erde findet man Berggipfel von 8000m Höhe als hier; die beiden höchsten find der Gaurisänkar» oder Mount Everest» (maunt ewerest, 8800 m) im Himalaja und der D a p s a n g (8600 m) im Karakorum. Das innere Tibet ist eine Hochfläche, die von niederen Bergrücken durchzogen wird. Das Klima wird durch furchtbare Winterkülte (wegen der hohen Lage), zeitweise sommerliche Hitze und Trockenheit charakterisiert. Wegen der Trockenheit liegt die Schneelinie erst in 4000 bis gegen 6000 m Höhe. Nur der gebirgige Süd- und Ostrand ist reichlicher bewässert, das Innere hat nur abflußlose Salzseen und ist zum Teile Wüste. Die Tibetaner sind eifrige Anhänger Buddhas, dessen Geist sich nach ihrem Glauben immer von neuem verkörpert und im Dälai-Lamafi ihrem geistlichen und weltlichen Oberhaupte, seinen Wohnsitz aufschlägt. Die Residenz des Dalai-Lama, der unter chinesischer Oberhoheit steht, ist Lhasa« (läsa). Z 34. Im N. des Kuenlun breitet sich die viel tiefere Stufe des Harthai ° aus. Auch die Randgebirge treten hier nicht mehr in so geschlossener Form auf wie in Tibet. Gegen SO. senkt sich das Hochland terrassenförmig zur chinesischen Tiefebene, und die berühmte Chinesische Mauer vertritt hier die Stelle einer ausreichenden natürlichen Schutzwehr. Weiter nach N. bildet der Ching an das Randgebirge, das sich jenseits des Amur als Stanowöi-Gebirge bis an das äußerste Nordostende Sibiriens (Tschuktschen-Halbinsel) fortsetzt. Den Nord- und Westrand des Hanhai nehmen drei verschiedene Gebirgssysteme ein: das ostsibirische mit der Richtung SW.-NO., das Altais-System mit der Richtung SO.-NW. und der Thiänsch an« mit der Richtung nahezu W.-O. Nur der letztere, der ebenso wie die tibetanischen Gebirge mit dem Pamir-Hochlande zu- sammeuhängt, erreicht noch Höhen von 6000 m, der goldreiche Altai nur mehr solche von 3000 m, und die Gipfel des ostsibirischen Gebirges über¬ steigen 2000 m nicht beträchtlich. ' Mongolisch, — schwarzes Gebirge. ? Indisch, — weißer Sankar (Beiname des Gottes Schiwa). » Englisch, — Berg Everest, nach einem englischen Obersten genannt. Onms. heißen die buddhistischen Priester in Tibet. 5 Tibetanisch, — Gottesstätte. » Chinesisch, — trockenes Meer. ' Türkisch, ---- Goldgebirge. » Chinesisch, — Himmelsgebirge. Supan, Geographie. 11. Ausl. ü 66 Die so umschlossene Hochebene (Hanhai) Hot eine mittlere Höhe von 800 bis 1000 m und ist ebenso wie das innere Tibet Wüste oder Steppe, mit Ausnahme einiger Oasen am Rande, die durch Gebirgsflüsse bewässert werden. Die Westhälfte des Hanhai ist Ostturkestan oder das Tarim- becken, an drei Seiten von hohen Gebirgen umgeben, die den größten binnenländischen Fluß Hochasiens, den im salzigen Lob-nor^ mündenden Tarim, ernähren. Die Osthälfte ist die Wüste Gobi^ oder Schamow die in dem breiten, scherenförmig nach W. geöffneten Zwischenräume zwischen dem Altai und Thianschan ganz allmählich in das tnranische Tiefland ver¬ läuft. Die Lücken in der Gebirgsumwallung der Gobi sowohl nach W. wie nach O. gestatteten den mongolischen Bewohnern^ zu Wiederholten¬ malen, wenn ein kühner Häuptling ihre Kraft geeint hatte, die Nachbar¬ länder zerstörend und erobernd zu überschwemmen. Jetzt sind sie friedliche Hirten nnd eifrige Buddhisten; das zweihöckerige Kamel ist hier ebenso Haustier wie das einhöckerige in der Sahara. Das Tarimbecken bewohnen die (ebenfalls mongolischen) Türken (daher Ostturkestan), hauptsächlich in den Randoasen angesiedelt und wie alle Türken Mohammedaner. Ganz Hochasien steht jetzt unter chinesischer Herrschaft. Der Südrand (Ostindien). H 35. Unter Ostindien versteht man die beiden Hanptinseln Vorder- und Hinterindien und den Ostindischen Archipel. Diese Länder liegen inner¬ halb der heißen Zone (nur Vorderindien erstreckt sich etwas darüber hinaus), sind zum größten Teile gut bewässert und daher äußerst fruchtbar. Keine Gegend der Erde ist so reich an mannigfaltigen Nutzpflanzen wie Ostindien, es war daher seit dem Altertum ein Hauptmittelpunkt des Welthandels. Das wichtigste Nahrungsmittel ist der Reis, das wichtigste Haustier der Elefant. H 36. Vorderindien (4 Mill, also sechsmal so groß als Österreich) streckt sich in Dreieckform zwischen dem Arabischen Meere und dem stürmereichen Golf von Bengalen in den Indischen Ozean hinaus. Von den übrigen Ländern ist es durch Gebirge abgeschlossen: im N. vom Himalaja, über den Pässe von mehr als 4000 m Höhe nach Tibet ' nor oder nur mongolisch, — See. Mongolisch, — Wüste. ° Chinesisch, — Sandwiiste. ' Die Bewohner der Gobi heißen Mongolen im engeren Sinne des Wortes; im weiteren Sinne spricht inan von den Mongolen als den Angehörigen der mongolischen Rasse, wozu noch viele andere Völker gehören. — 67 hinüberführen, im W. vom Soliman-Gebirge und, dem Hindukusch, im O. vom hinterindischen Gebirge, über dessen nördliche Ausläufer eiu beschwer¬ licher Übergang nach China stattfindet. Vorderindien ist daher eine Welt für sich und vom Meere ans ani bequemsten zu erreichen. Vorderindien besteht aus zwei Teilen: der Tiefebene am Faße des Himalaja, die von den großen Strömen Indus, Ganges und Brahma¬ putra bewässert wird, und dem Hochlande Dekan*, welches die eigent¬ liche Halbinsel bildet. Die Insel Ceylon ist nur ein ab getrenntes Stück von Dekan. Die Urbewohner Vorderindiens sind die dunkelfarbigen Drawidas, die wahrscheinlich eine selbständige Rasse bilden. Um 2000 v. Chr. wan¬ derten die indo-europäischen Hindus aus dem NW. ein und drangen allmählich in das Gangesland und erst später in das Dekan vor. Im gesegneten Gangeslande bildeten sie ein eigentümliches Kulturleben ans, dessen Grundpfeiler die Brahma-Religion und das Kast en w cs en sind. Die Brahma-Religion erkennt drei Hauptgottheiten an: Brahma den Schöpfer, Wischnn den Erhalter und Schiwa den Zerstörer. Durch die Religion ist das Kastenwesen geheiligt, das sich bis jetzt noch erhalten hat. Das Volk ist so streng in Stände geschieden, daß ein Übergang aus einem in den anderen unmöglich ist. Die höchste Kaste ist die der Brahmänen oder Priester; die untersten Kasten führen ein elendes, verachtetes Dasein ohne Hoffnung auf Besserung. Gegen diese Bedrückung des unteren Volkes trat im sechsten Jahrhunderte v. Chr. Gautama, ein indischer Königssohn, später Buddha (d. h. der Erretter) genannt, ans. Er verwarf das Kastenwesen und die brahmanischen Götter und wurde so der Gründer d'es Buddhismus, der zwar ans Indien verdrängt wurde, dafür aber sich nach St. und O- verbreitete und jetzt etwa 400 Mill. Bekenner zählt. Im Lause der Zeit hat er sich jedoch sehr verändert. Die Buddhisten verehren eine große Anzahl Götter oder Heilige (darunter auch Buddha), deren freistehende Tempel Pagoden heißen; die Priester nennt man gewöhnlich Bonzen (in Tibet Lama). In allen buddhistischen Ländern finden wir eine übermäßig große Anzahl Männer-und Frauenklöster. Der Gottesdienst besteht in einem leeren Formenwesen. Die Hindus treiben von alters her Ackerbau, Industrie uud Handel. In Kunst und Wissenschaft haben sie Großes geleistet; sie erbauten kolos¬ sale unterirdische Felsentempel (in der Nähe von Bombay) mit riesigen Götterbildern, sie schufen großartige Dichtungen; ihnen danken wir die Erfindung der arabischen Ziffern (so genannt, weil wir sie durch die Vermittelung der Araber erhalte» haben). Die arbeitsame, dichte Bevöl¬ kerung (77 auf dem Quadrat-Kilometer) schuf aus dem schou von Natur aus reich gesegneten Lande eines der wichtigsten Produktionsgebiete der Erde. Es erzeugt Reis und Weizen in Fülle und liefert die vortrefflichsten ' Indisch, — Südland. 5 * 68 N utzh ölzer, Farbstoffe (Indigo, woraus man die blaue Farbe gewinnt) und Gespinststoffe, besonders Baumwolle (am meisten nach Amerika) und Jute. Daneben nimmt in neuerer Zeit die Kultur des (auch bei uns heimischen) Schlummermohus große Flächen ein, da das daraus ge¬ wonnene Opium einen gewinnreichen Handel nach China unterhält, wo das Opiumrauchen leider ein allgemein verbreitetes Laster ist. In früheren Zeiten war Indien hauptsächlich durch Gewürze, Perleu uud Edelsteine (Diamanten von Dekan) berühmt. Das wichtigste Haustier ist der Elefant. Der Reichtum des Landes und der unkriegerische Charakter der Bevöl¬ kerung lockte wiederholt Eroberer herbei: Alexander d. Gr., Mohammedaner, Mongolen und seit Entdeckung des Seeweges nach Indien um Afrika herum (l498) auch europäische Völker: Portugiesen, Niederländer, Fran¬ zosen und zuletzt die Engländer, die seit dem 18. Jahrhundert allmählich alle anderen Mächte verdrängt haben. Von den 284 Mill. Einwohnern sind 222 Mill, britische Untertanen, die übrigen leben noch unter ein¬ heimischen Fürsten, die aber machtlose englische Vasallen sind. Der König von England nennt sich jetzt Kaiser von Indien. H 37. Der fruchtbarste und bevölkertste Teil von Vorderindien ist das Tiefland. Steilerhebt sich aus demselben der Himalaja, der alle Klimate der Erde, das heiße, gemäßigte und kalte, in sich vereinigt. Von den drei indischen Hauptströmen entspringen der Indus* uud Brahma- putra^ auf der Nordseite des Himalaja, durchfließen nach entgegengesetzten Richtungen tibetanische Hochtäler und durchbrechen dann die vorliegenden Gebirgsketten. Der Ganges, der heilige Strom der Inder, entspringt dagegen auf der Südseite des Himalaja, nimmt auf seinen! östlichen Laufe durch einen breiten, talförmigen Tieflandstreifen einen großen Teil der Abflüsse des Schneegebirges auf und vereinigt sich endlich mit dem Brahmaputra zu einem großartigen Delta. Von den Himalajaländern, die nur zum Teile unter englischer Herr¬ schaft stehen, ist Kaschmir das wichtigste. Dieses ebenso schöne als gesunde Gebirgsland besitzt eine edle Ziegeurasse, die zu den berühmten Kaschmir¬ schals die Wolle liefert. Das trockene, auf weite Strecken sogar wüste Jndusland wird zum größten Teile von Mohammedanern bewohnt. Die wichtigsten Orte liegen im Pand sch ab oder Fünfstromland (benannt nach den fünf Himälaja- zuflüssen des Indus), das wegen reichlicher Bewässerung fruchtbarer ist uud zugleich durch das Tal des Nebenflusses Kabul die Hauptverbindungs¬ straße nach Vorderasien beherrscht. Am Ausgange des Kabultales liegt ' Indisch, — Strom. Davon hat das Land den Namen. ° Indisch, — Sohn des Brahma. 69 die wichtigste Festung Peschawar (pischaur) und an der Kreuzung der Straße von Kabul nach dem Ganges mit der nach der Jndnsmündung Lahore (lähor), der Hanptort des Pandschab. Das Gangesland, das eigentliche H in do stau prangt in der üppigsten tropischen Pflanzensülle. Unabsehbar dehnen sich die Reis¬ felder und Bananenpflanzungen? auch und auf dem Wasser schwimmt die heilige Lotusblume. Die Kokospalme wird bis 26, das Bambusrohr bis 16m hoch. Die Entwickelung der Tierwelt erreicht hier ihren Höhepunkt. Riesige Krokodile bewohnen die Flüsse; Tiger und Panther, zahlreiche Affen, prächtige Vögel (Pfau) und giftige Schlangen beleben die Wälder. Hier leben, dichter zusammengedrängt als in Niederösterreich oder Böhmen, ebensoviele Menschen, wie in Österreich, Deutschland und Frankreich zu¬ sammengenommen. Au den «heiligen- Flüssen, den natürlichen Straßen, liegen eine Reihe großer Hindustädte alter und neuer Zeit, davon einige mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die wichtigsten sind Benares, die heiligste Stadt der Inder, mit zahlreichen Tempeln und heiligen Bade¬ plätzen, die hohe Schule der Brahmanen; Allahabad? ebenfalls Wall¬ fahrtsort, zugleich aber auch Hauptwaffeuplatz der Engländer; Delhi, im Mittelalter Residenz der mongolischen Beherrscher von Indien (Gro߬ mogul), die es mit den prächtigsten Bauten schmückten. Das untere Hindostan oder Bengalen ist ein feuchtes, ungesundes Deltalaud. Am Hugli, dem westlichen Mündungsarme des Ganges, den auch Seeschiffe befahren können, liegt Kalkutta^ (kalkäta), die Haupt¬ stadt des britischen Indiens (Sitz des Vizekönigs) und zugleich auch dessen größte Stadt und wichtigster Einfuhrhafen. Z 38. Dekan ist ein von W. nach O. sich senkendes Hochland, daher auch die bedeutendsten Flüsse dem Golfe von Bengalen zufließen. Der hohe Westrand — die Westghats (ghat — Treppe) — fällt steil zur schmalen Ebene der Mälabarküste ab; den Ostrand begleitet ein niederes Randgebirge, die Ostghats, denen sich eine breite Ebene, voll von Teichen, an der schwer zugänglichen Koromändelküste vorlagert. Die höchsten Erhebungen Dekans liegen im S. und übersteigen 2500 m. Die südliche Hälfte ist von Drawidas bewohnt. An der Westküste liegt Bombay (bömbä), neben Kalkutta der bedeutendste Hafen Indiens (Aus¬ fuhr von Baumwolle), der vom Sueskaual her zuerst erreicht wird, und ' Arabisch, — Land der Hindu (Inder). " Die Frucht der Banane ist eines der wichtigsten tropischen Nahrungsmittel. ? Arabisch, — Gottesstadt. Indisch, ---- heiliger Platz der Schicksalsgöttin Kali. 71 Zum englischen Gebiete gehören auch die Jnselreiheu der Andamanen und Nikobaren; die ersteren werden als indische Strafkolonie benutzt. 2. ) Siam an dem kleineren Flusse Menam (zwischen Saluen und Mekong) mit der Hauptstadt Bangkok, der größten Stadt der ganzen Halbinsel. 3. ) Französisch-Jndochina umfaßt den ganzen Osten von der Ebene am unteren Mekong (Cochinchina mit der Hauptstadt Saigon ssaigöngf) über den Vasallenstaat AnnanN am Südchinesischen Meere bis zum Lande am Roten Flusse (Tonking), wo das französische Gebiet an China grenzt. Wie Hinterindien eine Halbinsel von Asien ist, so ist Maläka eine Halbinsel von Hinterindien, die den Übergang in den Ostindischen Archipel vermittelt. Maläka ist die Heimat der seetüchtigen Malaien, einer den Mongolen verwandten Rasse mit brauner Hautfarbe und straffem, schwarzem Haare, die sich über mehr als den halben Erdumfang verbreitet hat, von der Osterinsel bis zu Madagaskar, aber mit Ausnahme von Maläka nur Inseln bewohnt. Maläka ist znm größten Teile englisch. Die unmittelbaren Besitzungen nennt man Straits Settlements (sträts setelments), d. h. Besitzungen an der Straße (von Maläka), durch die der Seeweg von Europa durch den Sueskanal und über Kolombo nach Ostasien führt. Darauf beruht die Wichtigkeit der englischen Handelsstadt Singapore» (singapür), die auf einem Eilande an der Südspitze von Maläka gelegen ist und zum größten Teile von Chinesen bewohnt wird. 8 40. Der Ostindische Archipel vermittelt den Übergang von Asien nach Australien. Von den Andamanen läßt sich der zerstückelte Gebirgsbogen, nach SO., dann nach O., endlich nach NO. streichend, bis nach Neuguinea verfolgen, und im N. desselben breiten sich die Inseln in einem dreieckförmigen Raume aus, dessen Spitze in ihrer Verlängerung Formosa trifft. Zahlreiche Vulkane und häufige Erdbeben zeichnen diese Erdstelle aus; der Ausbruch des Jnselvulkans Krakatau in der Sunda¬ straße (zwischen Sumatra und Java) im Jahre 1883 war eine der gro߬ artigsten Erscheinungen dieser Art, die die Geschichte kennt. Die Lage dieser Inselwelt zu beiden Seiten des Äquators bedingt ein heiß-feuchtes Klima, unter dessen Einflüsse sich eine Vegetation von wunderbarer Kraft ' Chinesisch, — Friede des Südens. ° In der einheimischen Sprache — Land der Malaien. 3 Indisch, — Löwenstadt. 72 und Mannigfaltigkeit entwickelt; die Gebirge, die alle Inseln durchziehen, sind bis auf die Höhen hinauf dicht bewaldet; der Grashalm erscheint in der Form des Bambus als hoher Baumstamm und die Farnkräuter so dick wie Fichtenstämme. Unter den Nutzpflanzen waren es vor allem die Gewürze, die im Mittelalter die Araber, in der Neuzeit die Euro¬ päer angelockt haben; an ihre Stelle sind aber jetzt Kaffee, Zucker und Tabak getreten. Die Bewohner des Archipels sind Malaien, die (wie auf Maläka) von den Arabern den Islam angenommen haben, mit Ausnahme der un¬ zivilisierten Stämme im Innern Borneos und Celebes' (ßelebes). Man unterscheidet vier Inselgruppen, von denen drei den Hol¬ ländern und eine den Vereinigten Staaten gehört. Holländisch sind: 1.) Die vier großen Sunda-Jnseln: Sumatra mit der kleinen Insel Banka, dem zinnreichsten Lande der Erde, Java, Borneo, die zweitgrößte Insel der Erde (so groß wie Österreich-Ungarn mit Bayern und Württemberg), von der nur die Südfläche holländisch, die Nordfläche aber englisch ist, und endlich Celebes (ßelebes). Von diesen Inseln, wie auch vom ganzen Archipel, ist Java* am kultiviertesten, ein großer Garten, der in seiner unteren Region Reis, Zuckerrohr und Tabak, in der mittleren Kaffee und in der oberen Tee erzeugt, und nur die höchsten Gipfel (über 3000 m) der Vulkankette, die mit 100 Feuerbergen die Insel der Länge nach durchzieht, ragen über das Kulturland empor. Daher ist Java das bevölkertste Land in der Nähe des Äquators; obwohl nur halb so groß wie Ungarn, hat es doch anderthalbmal mehr Bewohner (29 Mill.). Java liegt außerdem an einer der Hauptstraßen des Welt¬ verkehrs: von Europa über den Sueskanal und die Sundastraße nach dem östlichen Australien. Die beiden volkreichsten Städte, Batavias die Residenz des Gouverneurs von Niederländisch-Jndien, und Surabaya, liegen an der Nordküste, die durch größere Ausdehnung der Tiefebene und durch die Nähe anderer Länder bevorzugt ist. 2. ) Die kleinen Sunda-Jnseln setzen die Richtung von Java fort und tragen ebenfalls Vulkane. Die größte derselben, Timor, im O. noch portugiesische Besitzung, liegt aber außerhalb der Reihe. 3. ) Die Molukken zwischen Celebes und Neuguinea. Den Namen Gewürzinseln verdienen besonders die kleineren Inseln Amboina (ambo-ina) durch ihren Gewürznelkenbaum und die Banda-Inseln durch ihren Muskatnußbaum. ' Indisch, — Getreide-Insel. 2 Bataver hießen die alten Bewohner von Holland. 73 4.) Die vierte Inselgruppe, die nach König Philipp II. von Spanien benannten Philippinen, wurde 1898 von den Spaniern an die Ver¬ einigten Staaten von Amerika abgetreten. Die Eingeboruen bekennen sich zum größten Teile zum Christentum, aber ohne größere Fortschritte in der Kultur gemacht zu haben. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Zucker, Tabak, Kaffee, Kakao und der Manilahanf (Blattfasern zu Geweben und Seilen), der von der Hauptstadt Manila auf der Insel Luzon (lußön) den Namen führt. O st a s ien. Z 41. Ostasien kann man als das Gebiet der chinesischen Kultur bezeichnen, die in Hinterindien mit der indischen Kultur zusammentrifft und sich im N. über die Mandschurei, Korea und Japan erstreckt. China bildet den Ostrand des mittelasiatischen Hochlandes, aus dem die beiden chinesischen Hauptströme: der Jangtse-Kiangs und Hoanghoherabkommen. Im Kuenlun nicht weit voneinander ent¬ springend, trennen sie sich dann in ihrem mittleren Laufe (durch das Gebirge), indem der Hoangho einen nördlichen, der Jangtse-Kiang einen südlichen Bogen beschreibt, um sich in ihrem unteren Laufe wieder zu nähern. Der Hoangho wechselt zeitweise seine Mündung, bald nördlich, bald südlich von der Halbinsel Schantung. Zwischen den beiden Strömen ziehen die Ausläufer des Kuenlun nach China und scheiden zwei grundverschiedene Landschaften voneinander. Südchina ist ein Gebirgsland, das nur durch die Ebenen au den Flüssen unterbrochen wird; tropische Pflanzen und Tiere reichen noch hier herein, trotzdem die Winter durch die kalten Landwinde strenger sind, als in anderen Gegenden unter gleicher Breite. In Nordchina dehnt sich bis an das Meer das große chinesische Tiefland aus; uach W. bilden Gebirge und Plateaus den Übergang zu Hochasien. Sie werden bis an die höchsten Gipfel von Löß (einer lehmartigen, zerreib- lichen, gelben Erde) bedeckt, der den fruchtbarsten Boden bildet. Von dieser Erde führen der Hoangho (Gelber Fluß) und das Gelbe Meer ihren Namen. Außerordentlich groß ist der natürliche Reichtum des Landes und gesteigert wurde er noch durch den rastlosen Fleiß der Bewohner. China ist in bezug auf Ackerbau das erste Land der Erde; Weizen im N. und Reis im S. sind die Hauptfrüchte, die aber vou der dichten Bevölkerung aufgebraucht werden. Für den Handel sind Tee (in den ' Chinesisch, — Fluß (kinox) vou Jang (eine alte Provinz). Chinesisch, — gelber Fluß. 74 südlichen Gebirgslandschaften) und Seide die wichtigsten Produkte. Beide haben ihre Heimat in China, und wenn sie auch jetzt schon weit verbreitet sind (die Seidenzucht kam schon im sechsten Jahrhunderte nach Europa), so steht China doch noch unerreicht da in der Massenhaftigkeit und Güte dieser Erzeugnisse. Als steinkohlenreichstes Land der Erde hat es eine große Zukunft, wenn einmal die europäische Industrie hier heimisch geworden sein wird. Z 42. Obwohl China etwas kleiner ist als Rußland (4 Mill, km?), so hat es doch dreimal mehr Bewohner (320 Mill.); es ist durchschnittlich ebenso dicht bevölkert wie das Deutsche Reich (82 auf 1 llins). Etwa ein Drittel lebt in der Tiefebene, die ungefähr so groß ist wie die österreichisch¬ ungarische Monarchie, aber fast dreimal mehr Menschen ernährt. Freilich werden gerade durch die Dichtigkeit der Bevölkerung die Lebensbedingungen so sehr erschwert, daß jährlich Tausende nach Ostindien, Australien und Amerika auswandern müssen. Unter allen mongolischen Völkern haben allein die Chinesen aus eigener Kraft eine mächtige Kultur geschaffen und diese ihren Nachbarvölkern mitgeteilt. Sie hat sich ganz eigenartig entwickelt, da die Chinesen von allen anderen Kulturvölkern durch das mittelasiatische Hochland getrennt werden. Das Meer wird bis nach Japan von ge¬ fährlichen Stürmen (Taifuns) heimgesucht, die Küsten sind klippenreich. Rastlose Tätigkeit ist dem Chinesen eigen, er kennt keinen Ruhetag. Großartige Werke hat er ausgeführt; die größten sind der Kaiserkanal, der die südlichen Provinzen mit der Hauptstadt verbindet (in Europa würde er die Ostsee mit dem Adriatischen Meere verbinden), und die Chinesische Mauer, womit er sein Land gegen die Nomaden¬ völker der Wüste Gobi schützte. Aber er entbehrt jedes höheren Aufschwunges, die Kunst kennt er ebensowenig wie die wahre Wissenschaft, trotz seiner umfangreichen Literatur. Die chinesische Kultur ist eine sehr alte und zählt jedenfalls nach Jahrtausenden. Die Porzellanfabrikation, das Schießpulver, die Buchdruckerkunst und den Kompaß kannten die Chinesen schon lange vor Christus; das «Reich der Mitte- ist der älteste Staat unter den jetzt bestehenden. Im Bewußtsein, aus eigener Kraft die Kultur geschaffen zu haben, verschmäht der Chinese alles Ausländische, verwehrte bis auf die neueste Zeit jedem Fremden den Zutritt in sein Land und entbehrte somit der befruchtenden Einwirkung europäischer Aufklärung und Gesittung. Jetzt ist China dem europäischen Handel geöffnet und daher wird auch der Einfluß unserer Kultur sich immer mehr geltend machen. Ebenso eigentümlich wie die Kultur der Chinesen ist auch ihre Sprache, die zu den einsilbigen gehört. Sie besteht aus ungefähr 500 einsilbigen Wörtern, von denen jedes sein eigenes Zeichen hat, daher es sehr schwer ist, Fertigkeit im Lesen zu er¬ langen. Der außerdem noch nötige Wortvorrat wird durch verschiedene Betonung und Zusammensetzung gewonnen. Die anerkannte Staatsreligion ist die Lehre des Kong-fu-tse (Anbetung des Himmels und der Ahnen), doch bekennt sich das Volk meist zur Lehre des Fo (Buddha) und ist in Aberglauben versunken. An der Spitze des Staates steht als unumschränkter Herrscher der Kaiser («Sohn des Himmels») aus dem Stamme der Mandschu, die 75 im 17. Jahrhunderte China eroberten (seit dieser Zeit tragen die Chinesen den Zopf), aber bald die Kultur und Sprache der Besiegten angenommen haben. Den Adel, den jeder durch gute Prüfungserfolge erwerben kann, bilden die Mandarinen?. Das chinesische Reich reicht weit über China hinaus, denn es umfaßt noch 1.) die Mandschurei, das Stammland des Herrscher¬ geschlechtes, 2.) ganz Hochasien. Diese ausgedehnten, aber dünn bevölkerten Gebiete bewirken es, daß das chinesische Reich so groß ist wie ganz Europa, aber trotz der hohen Bewohnerzahl des eigentlichen Chinas weniger Menschen zählt als unser Erdteil. In China gibt es etwa 40 Großstädte (d. h. mit über l00.000 Ew.), darunter ein paar Millionenstädte. Seit der Einwanderung der Mandschu ist Peking in einer sandigen Tiefebene, unweit des Flusses Peiho die Hauptstadt; ihre Hafenstadt ist Tientsin. Wie die neue Hauptstadt am Nordende der großen Ebene liegt, so die alte Nanking am Südende derselben,s am Jangtse-Kiang, noch immer ein Hanptsitz der Gelehrsamkeit und Industrie (feine Baumwollstoffe, sogenannte Nankings). In der Nähe der Jangtse-Kiang-Mündung liegt Schanghais der wichtigste Freihafen °, der fast die Hälfte des ganzen chinesischen Seehandels vermittelt; hier wohnen auch die meisten Europäer, und die christlichen Missionen haben hier ihren Ausgangspunkt. Was die beiden genannten Hafenplätze für den Norden und die Mitte, ist die Millionenstadt Kanton, an einer tiefen Bucht gelegen, für den Süden. Rußland, Deutschland, England und Frankreich haben in letzter Zeit einige Küsteupunkte erworben; die wichtigste europäische Besitzung ist die britische Insel Hongkong, deren Hafenstadt Viktoria ° den Handel zwischen China und den bri¬ tischen Ländern vermittelt. Zu China gehört auch die Insel Hainan?. ß 43. Die Mandschurei, die Heimat der Mandschu und ein Teil des chinesischen Reiches, wird im W. durch das Chingan-Gcbirge von der Gobi und im O. ebenfalls durch eiu Gebirge vom Meere getrennt. Die Nordgrenze bildet jetzt der Amnrfluß. Das Innere ist ein Tiefland, dessen Gewässer sowohl nach N. (zum Anmr) wie nach S. (zum Gelben Meere) ' Eine portugiesische Bezeichnung (von manclar — befehlen). 2 Chinesisch, — weißer Fluß. a Daher der Name (xo — Nord, nun — Sud, üing Hauptstadt). ? Chinesisch, — Obermeer, d. h. etwas aufwärts vom Meere gelegen. Freihafen ist ein Hafen, wo die Schiffe aller Nationen frei oder gegen mäßigen Zoll verkehren und Handel treiben dürfen. ° Nach der englischen Königin benannt. ? Chinesisch, — Südmeer (d. h. im Südmeere gelegen). 76 abfließen. Zahlreiche chinesische Kolonisten bewohnen das fruchtbare Land. Der Hauptort Mulden mit der Begräbnisstätte der chinesischen Kaiser liegt im S. Z 44. Die Halbinsel Korea bildet ein selbständiges Reich. Ähnlich gestaltet wie-Italien, dem es an Größe nur wenig nachsteht, wird es gleichfalls von einem Gebirge der Länge nach durchzogen, dessen Haupt¬ kamm der Ostküste näher liegt als der Westküste. Die letztere ist, wie bei Italien, die zugänglichere, und die Hauptstadt Seul (schaul) liegt hier ebenso in der Mitte wie Rom. Korea ist erst in der neuesten Zeit dem europäischen Handel erschlossen worden. 8 45. Japan* ist ein Jnselreich wie Großbritannien und Irland; beide find auch nahezu gleich groß und gleich bevölkert. Von den vier Hauptinseln ist Nippon die größte und mit den beiden südlichen der wichtigste Teil des japanischen Reiches, während die nördliche Insel Jeso wenig bevölkert und nur an den Küsten kultiviert ist. Die beiden anstoßenden Jnselbogen, die Riu-Kiu im S. und die Kurilen im N., und Formosa? gehören ebenfalls zu Japan. Die Hauptinseln werden der Länge nach von waldigen Gebirgen durchzogen, die zahlreiche, zum Teile noch tätige Vulkane tragen; der höchste davon ist der einem Seitenaste angehörige Fusch ijama (3800 m) in der Nähe der Hauptstadt. 500 bis 600 Erdbeben erschüttern durch¬ schnittlich jedes Jahr das Land. Japan liegt wie Nordchina und Korea unter derselben Breite wie Italien, ist aber kälter als letzteres, jedoch wärmer als China, weil es allseitig von warmen Seewinden bestrichen wird. Die Japaner, ebenfalls ein mongolisches Volk, jedoch mit mehr¬ silbiger Sprache, haben ursprünglich ihre Kultur von den Chinesen erhalten, aber ihre Lehrmeister bereits überholt. Ihr Charakter bietet überhaupt viel Lichtseiten dar; statt des chinesischen Eigendünkels, der alles Fremde ver¬ achtet, zeigen sie Empfänglichkeit für europäische Anschauungen, Sitten und Erfindungen; statt des chinesischen Schmutzes die größte Reinlichkeit. Der jetzige Kaiser (oder Mikado?) hat 1867 die Macht des hohen Adels gebrochen und sein Reich in europäischer Weise umgestaltet. Japan ist allen see¬ fahrenden Nationen geöffnet, Telegraphen und Eisenbahnen durchziehen das Land; Volksschulen, Gymnasien und Universitäten wurden gegründet, an denen anfangs und zum Teile auch jetzt noch europäische Lehrer wirken; in letzter Zeit erhielt das Kaiserreich sogar eine Volksvertretung * Dialektische Verstümmelung von Nippon (--- Sonnenaufgang). ? Portugiesischer Name (kormosu — schöu). ° So hieß ursprünglich nur der kaiserliche Palast (— hohe Pforte). 77 nach europäischem Muster. Nur in der Religion verharrt das Volk noch bei der Buddha-Lehre oder der alteinheimischen Ahnenverehrung. Wie in China, so ist auch in Japan Ackerbau die vornehmste Beschäftigung der arbeitsamen Bewohner. Reis dient als Hauptnahrung, aber neben Tee und Seide (erster Handelsartikel) auch zur Ausfuhr. Das Land ist reich an Kohle und Metallen, besonders an Eisen und Kupfer. In der Industrie übertrafen die Japaner schon früher alle anderen Asiaten (besonders durch die Erzeugung der berühmten Lackwaren), und seit der Umgestaltung des Reiches ist auch der Maschinenbetrieb nach europäischem Muster hier eingeführt worden. Residenz ist die Millionenstadt Tokios in einer großen Ebene im östlichen Nippon; die Hafenstadt dieser auch durch Teekultnr und Gewerbe¬ fleiß wichtigen Stadt ist Jokohama?. In einer südlicher gelegenen Ebene ist die alte Hauptstadt Kioto? mit dem Hafenplatze Osaka (ösaka) ein zweiter hervorragender Industrie-Mittelpunkt des Landes. Den Handel mit China vermittelt Nagasäki^. Der Nord- und Westrand. Z 46. Den Nord- und Westrand nimmt das russische Asien ein. Es sind hier drei Teile zn unterscheiden: l.) das abflußlose Gebiet im W. oder Turan, 2.) das Gebiet der nördlichen Flüsse, 3.) das Gebiet der östlichen Flüsse oder des Großen Ozeans. Die beiden letzten Teile faßt man unter dem Namen Sibirien zusammen. Z 47. Im O. und in der Mitte wird der Südrand Sibiriens von einem breiten Gebirgsgürtel gebildet (vergl. Z 30 der II. Abteilung), der einerseits Sibirien von Hochasien scheidet, anderseits das Flußgebiet des Nördlichen Eismeeres von dem des Großen Ozeans trennt. Innerhalb dieses Gebirgsgürtels liegt der größte Alpensee und der tiefste See der Erde, der Baikalsees an Ausdehnung Tirol übertreffend. Westlich davon haben die Gebirge eine nahezu nordwestliche Richtung; der silberreiche Altai (altäi) und das graphitreiche Saja nische Gebirge (Graphit zur Bleistiftfabrikation) sind die wichtigsten Teile derselben. Östlich vom Baikalsee hat das Gebirge ebenso wie der See NO.-Richtung; der be¬ deutendste, durch seinen Eisenreichtum ausgezeichnete Gebirgszug ist das i — Osthauptstadt. — Querstraud. ? — Hauptstadt. — langes Vorgebirge. ° duikut türkisch, — reicher See (d. h. reich au Fischeu). 78 Jablonoi^-Gebirge. Den Ostrand gegen den Großen Ozcan bildet das Stanowöi-Gebirge, das im Ostkap endet. Da es sich fast unmittelbar am Ochotskischen Meere erhebt, so kann dieses keinen größeren Fluß erhalten; der einzige große Fluß, den Russisch-Asien zum Großen Ozean entsendet, ist der Amur. Die Hauptabdachung wendet sich nach dem Nördlichen Eismeere, ihm fließen die drei Hauptströme: der Ob (mit dem Irti sch), der Jenissei (jeniset) und die Lena zu. Östlich vom Jenissei ist Sibirien ein welliges Hügelland und nur an der Nordküste Ebene, westlich davon (im Obgebiet) eine einzige Tiefebene, die vom Eismeere ohne sichtbare Grenze in das turanische Tiefland übergeht und vom russischen nur durch den tiral getrennt wird. Der Südrand Sibiriens liegt in der Breite von Prag, das Land liegt also zum größten Teile noch innerhalb der gemäßigten Zone. Es trügt nicht bloß ausgedehnte Nadelholzwaldungen, sondern ist auch in seinen südlicheren Teilen zum Ackerbau befähigt, da die Sommerwärme überall verhältnismäßig hoch ist. Dagegen sind die Winter außerordentlich kalt und lang; Ostsibirien gehört zu den kältesten Gegenden der Erde. Im ganzen nördlichen Teile taut der Boden im Sommer nur oberflächlich auf und ist in geringen Tiefen beständig gefroren. Die weiten Tundra- Ebenen längs der Eismeerküste sind ein völlig öder, gefrorener Morast. Die eingeborenen Mongolenstämme beschäftigen sich hauptsächlich mit Fisch¬ fang und Jagd; das Renntier ist ihr wichtigstes Haustier. Der Reichtum Sibiriens an Pelztieren, der allen kalten Ländern eigentümlich ist, lockte im 16. und 17. Jahrhunderte die Russen ins Land. Diese besetzten den günstigeren südlichen Teil, und nur entlang den Flüssen dringen sie weiter nach dem N. vor. Es sind teils freie Kolonisten, teils Verbannte; und der Umstand, daß Sibirien noch immer die große russische Strafkolonie ist, hindert den Aufschwung des Landes, den nur die freie Arbeit verbürgt. Seitdem der Pelzhandel durch schonungslose Aus¬ rottung der Pelztiere nicht mehr so ergiebig ist wie früher, wird haupt¬ sächlich Bergbau betrieben; die Zukunft des Landes liegt aber im Ackerbau. Die Abgeschlossenheit verhinderte bis in die neueste Zeit den Aufschwung; den Verkehr vermittelte im Sommer das enge Flußgeflecht, im Winter der Schlitten auf unbegrenzter Schneeflüche. Doch bestand mit China ein lebhafter Handel im Gebiete des Baikalsees, dessen Zufluß fast das ganze Raudgebirge durchbricht und dessen Abfluß (die obere Tunguska) in den Jenissei mündet; der Hauptgegeustaud dieses Handels, der Tee, gelaugte ' Russisch, ----- Apfelbaum. 79 — auf Kamelen durch die Wüste Gobi nach Rußland. Jetzt ist Sibirien durch die längste Eisenbahn der Erde einerseits mit Rußland, ander¬ seits mit der Küste des Großen Ozeans (Wladiwostok) und mit China (Peking) verbunden. Sibirien, größer als ganz Europa, hat weniger Einwohner als Böhmen. Nur drei Städte haben über 30.000 Bewohner, alle im süd¬ lichen Viertel gelegen: Tomsk am Tom (Nebenfluß des Ob) mit der sibirischen Universität, Irkutsk' in der Nähe des Baikalsees und Blagoweschtschensk am Amur. In Ostsibirien ist der Hauptort Jakutsk 2 au der Lena Mittelpunkt des Pelzhandels. Im Amurgebiete der Bergwerksort Nertschinsks Die Küsten des Großen Ozeans sind noch ohne Bedeutung. Weit erstreckt sich die Halbinsel Kamtschatka hinaus, ein Gebirgsland mit zahlreichen hohen Vulkanen (Fortsetzung der Kurilen). Die Insel Sachalin ist eine Fortsetzung des japanischen Bogens. 8 48. Auf der flachen, aber noch ein paar hundert Meter über dem Meere gelegenen Wasserscheide zwischen dem Ob und Turan dehnt sich die Kirgise »steppe ans, in der die viehzüchtenden Kirgisen, ein türkischer Stamm, nach Nomadenart bald da, bald dort ihre Filzzelte (Jurten) auf¬ schlagen. Südlich davon dehnt sich die abflußlose turanische Tief¬ ebene aus; trocken, weil überall vom erfrischenden Hanche des Meeres abgeschlossen, heiß im Sommer (Turan liegt zwischen den Breiten von Prag und Sizilien), im Winter von furchtbaren Schneestürmeu heimgesucht. Die Verdunstung hat die einst allgemein verbreitete Wasserbedeckung in einzelne Seen aufgelöst, die noch immer an Umfang abnehmen. Der Kaspisee am Westrande Turans, dessen Spiegel 26 in tiefer liegt als der Meeres¬ spiegel, ist der größte See der Erde (größer als das Königreich Ungarn) und wird daher häufig auch als Meer bezeichnet. Den zweiten Rang nimmt der Aralsee^ (etwas größer als Böhmen), den dritten der Balkaschsee° der Kirgisensteppe ein. Der Aralsee liegt nahezu im Zentrum der turanischen Mulde und empfängt deren Hauptstösse, den Amu (im Altertum Oxus), der vom Pamir, und den Syr (im Altertum Jaxartes), der vom Thian- schau herabkommt. Nur dem Qnelleureichtuine dieser Hochlandschaften verdanken es die beiden Flüsse, daß sie die Sand wüsten (hier Knm genannt) des Flachlandes überwinden können, ohne sich vorzeitig (wie die anderen kleinen Flüsse) im Sande zu verliere». Nur läugs der Flüsse, wo künstliche Bewässerung möglich ist, dehnt sich fruchtbares Land ans. ' An der Mündung des Jrkut. An der Mündung des Jakut. An der Mündung der Nertscha. ' nrs.1 türkisch, — Insel. ° K3.llrg.8ei1 türkisch, — ausgedehnt. 80 — Der Gegensatz von Wüste und Fluß-Oase drückt sich auch in der Bevölkerung aus. In den Oasen wohnen fleißige, seßhafte, ackerbauende Perser (hier Tadschik genannt), die Wüste durchstreifen räuberische türkische Reitervölker, früher die Herren Turans, ehe die Russen, um ihre Grenzen zu sichern, sich des Landes bemächtigt hatten. Kirgisen¬ steppe und Turan bilden jetzt zusammen Russisch-Zentralasien. Die Haupt¬ stadt ist Taschkents ebenso wie das einst viel wichtigere Samarkand ° am Fuße des östlichen Gebirges gelegen. Am Nordrande der Steppe Omsk am Jrtisch. Von den ehemaligen Türkenstaaten, deren Beherrscher den Titel Khan führen (die Staaten daher Khanate genannt), bestehen nur noch längs des Amu das stark geschmälerte Khiwa und Buchara^ mit den Hauptstädten gl. N. Buchara steht jetzt durch eine kühn gebaute Wüstenbahu (Transkaspische Bahn) über die Oase Merw (merf) mit dem Kaspisee und damit mit Europa in bequemer und schneller Ver¬ bindung. Vorderasien. H 49. Vorderasien besteht aus der westlichen Fortsetzung des Hoch- landgürtels (Iran, Armenien, Kaukasus, Kleinasien) und der östlichen Fortsetzung der afrikanischen Wüstenplatte (Syrien, Arabien und Mesopo¬ tamien). Diese Zweiteilung gilt im großen und ganzen auch für die Bevölkerung: die Bewohner des Hochlandgürtels gehören dem indo¬ germanischen, die der Wüstenplatte dem semitischen Sprachstamme der kaukasischen Rasse an. Als drittes Bevölkerungselement kommt das türkische hinzu, das durch ganz Vorderasien zerstreut, aber zur eigent¬ lichen Bedeutung doch nur in Kleinasien gelangt ist. Unabhängige Staaten haben sich nur in Iran und in den arabischen Wüsten erhalten; die übrigen Länder westlich von Iran gehören zur Türkei, mit Ausnahme des russischen Kaukasiens. Z 50. JrZ-n^ ist ein dreieckförmiges Hochland, ringsum von Gebirgen umgeben, die steil zu den umgebenden Tiefebenen und Meeren abfallen. Den Osten erfüllen die nach W., SW.und S.ziehenden Ausläufer des Hindu¬ kusch s, der Iran mit Hochasien verbindet; der nach S. streichende Zweig ist das Randgebirge Solim an. An die westlichen Ausläufer, welche die ' Türkisch, — Steinort. Türkisch, — Ort des Samar. 3 Türkisch,--Stadt der Wissenschaften, weil Buchara einst berühmt war durch seine Schulen. ' — Land der Edlen. 5 — indisches Gebirge. 81 Grenze zwischen Iran und Turan bilden und nur vom Tale des Heri- Rud durchbrochen werden, schließt sich (im S.desKaspisees) das Elburs- gebirge mit dem erloschenen Vulkan Demawend, dem höchsten Punkte Irans (ö900in), an. Langgestreckte Parallelzüge trennen endlich Iran von Mesopotamien und vom Meere. Auch das innere, durchschnittlich lOOOm hohe Hochland wird von nordwestlich streichenden Gebirgen durchzogen und dadurch in mehrere Hochflächen geteilt. Wie im eigentlichen Asien ist auch in Iran das von den Seewinden abgesperrte Innere trocken und zum großen Teile Sand- oder Salz¬ wüste. Der Nord- und Westrand ist zwar feuchter, aber auch hier for¬ dern die inneren Täler künstliche Bewässerung, um ihre ganze, durch die Lage in Mittelmeerbreite bedingte Fruchtbarkeit entfalten zu köunen. Die Ränder sind das Wohngebiet des seßhaften Kulturvolkes, während spärliche Nomaden das Innere durchstreifen. Die Bewohner sind — von einigen türkischen Horden abgesehen — Iraner, znm indogermanischen Sprach¬ stamme gehörig, aber, obwohl alle Mohammedaner, doch religiös getrennt, indem die Perser der Sekte der Schiiten angehören, die im Gegensätze zu den Suniten (wozu alle übrigen Mohammedaner gehören) nur den Koran, nicht aber die Tradition oder Suna als Glaubensguelle anerkennen. Im Altertums waren die Iraner Anhänger der Zoroastcr-Religion, die einen guten und einen bösen Gott unterschied und als Symbol des guten Gottes die Sonne und das Feuer verehrte. Ein Überrest der Feueranbeter oder Parsen hat in der Oase Jesd eine Zufluchtsstätte gefunden, die Mehrzahl lebt aber jetzt in Indien und bei Baku am Kaspisee. Iran zerfällt in drei Staaten: Afghanistan und Belüdschistän im O. und Persien im W. 1. ) BclndschistLn^ steht jetzt zum Teile mittelbar, zum Teile un¬ mittelbar unter englischer Herrschaft. 2. ) Afghanistan ist im N. und O. Gebirgsland, dem der Hilm end entströmt, um nach seinem Laufe durch die Wüste im großen Salzsumpfe Hamün zu endigen. Durch das Gebirgsland fließt nach W. der Heri- Rud (der sich dann nach N. wendet und in der Turanischen Wüste ver¬ liert), nach O. (zum Indus) der Kabul; sie bilden die bequemste Ver- bindnngsstraße von Turan nach Indien; hier liegen die bedeutendsten Städte Herat und Kabul, und ans dem Besitze dieser Straße beruht die Bedeutung und Unabhängigkeit Afghanistans, das die beiden Haupt- Kolonialmächte Asiens (Rußland und England) auseinanderhält. 3. ) Persien, dessen Herrscher den Titel Schah (schach) führt, ist der größte iranische Staat. Die Heimat der alten Perser lag im südwestlichen * 8tan persisch, — Land. Supan, Geographie. 11. Aufl. 6 82 Randgebirge, das besonders reich an Wein und Obst ist (Heimat der Pfirsiche — persische Äpfel); die Umgebung von Schiras wurde als «Rosengarten Irans» von den Dichtern oft gepriesen. Die Ruinen von PersepoliZi erinnern noch an die alte Perserherrschaft. Das jetzige Herrschergeschlecht ist türkischen Ursprunges und hat seine Residenz nach Teheran? am Fuße des Elburs verlegt. Mit dem Auslande verkehrt Persien teils über Täbris in Persisch-Armenien, teils durch die Häfen am Persischen Golfe, denen aber das Randgebirge nur eine schwierige Verbindung mit dem Binnenlande gestattet. Z 51. Das südliche und nördliche Randgebirge von Iran schließen sich zusammen in Armenien, einem über 1000 m ansteigenden Hoch¬ lande, über das der aus der Bibel bekannte erloschene Vulkan Ararat sein schneebedecktes Haupt bis zu 5200 in erhebt. Vier Ströme nehmen in Armenien ihren Ursprung: Euphrat und Tigris, die vereinigt in den Persischen Golf, und Kura und Aras, die in den Kaspisee münden. Einige Talmulden sind aber völlig abgeschlossen; hier sammeln sich die Gewässer zu zwei Salzseen: Urmia- (ürmia) und Wän-See. Die Armenier, die den Typus der kaukasischen Rasse am reinsten bewahrt haben, besitzen einen scharf ausgeprägten Nationalcharakter, der in ihrer eigenen christlichen Kirche, in ihrer Sprache und Literatur un¬ verkennbar hervortritt. Wie die Juden sind sie unter die verschiedenen Völker des Morgen- und Abendlandes zerstreut und treiben Handel und Geldgeschäfte, während sie in ihrer Heimat Hirten und Ackerbauer geblieben sind. Den südlichen Teil des Hochlandes bewohnen die den Persern verwandten räuberischen Kurden. Ohne natürlichen Mittelpunkt fiel Armenien leicht fremden Eroberern zum Opfer; es ist jetzt unter drei Staaten geteilt, deren Grenzen sich am Ararat berühren: 1.) Persisch-Armenien mit dem Hauptorte Täbris haben wir schon kennen gelernt, 2.) Türkisch-Armenien mit dem Hauptorte Erserüm, 3.) Russisch-Armenien. Z 52. Russisch-Armenien gehört politisch zu Kaukasien, demjenigen Teile des russischen Reiches, der zwischen dem Schwarzen Meere und dem Kaspisee liegt. Mitten durch das Land zieht in nordwestlicher Richtung der Kaukasus, eines der schönsten, aber auch wildesten Hochgebirge der Erde, von dessen Schneegipfeln — der höchste derselben ist der Elbrus, 5600 in — sich mächtige Gletscher in die Täler herabzieheu. Seine Unwegsamkeit machte ihn bis auf die neueste Zeit zu einem Sitze un¬ bezwungener Bergvölker, unter denen die westlich wohnenden Tscherkessen i Griechisch, ---- Stadt der Perser. ° Persisch, --- die Reine. 83 durch ihre Freiheitsliebe und ihre harten Kämpfe gegen die russische Herrschaft sich vor allen bekanntgemacht haben. Den einzigen bequemen Übergang bildet die kühn gebaute Straße von Wladikawkas. Ziskaukasien, das Land nördlich von Kaukasien, ist steppenartig trocken und kalt; Transkaukasien, eine breite Längsfurche, durch die die Kura nach O., der Phasis (jetzt Rion) nach W. fließt, ist vor den rauhen Nordwinden geschützt, mehr befeuchtet und fruchtbar. Der Wein¬ stock hat hier seine Heimat und wächst noch wild. Die Hauptstadt Kau¬ kasiens ist Tiflisi an der Kura und am Endpunkte der Wladikawkas- straße. Bei Baku sind sehr reichhaltige Petrolenmquellen und nie er¬ löschende Erdfeuer. 8 53. Boni armenischen Hochlande gehen zwei Gebirgszüge aus, die das als Halbinsel zwischen dem Schwarzen und Mittelländischen Meere vorspringende Hochland von Kleinasien oder Anatolien im S. und N. umfassen. Im S. bildet der Taurus?, ein 3000 m hohes Alpenland, vom Euphrat an die Scheidewand gegen Syrien, das man nur durch die engen Kilikischen Pässe (im N. von Tarsus) erreicht. Das nördliche Randgebirge bezeichnet man als Politisch es Gebirge. Im W. verschwindet das Randgebirge; an seine Stelle treten niedere Parallelketten (Richtung von W. nach O.), die eine Reihe wohlgegliederter und dadurch für den Seeverkehr günstig gestalteter Halbinseln bilden. Zwischen den Gebirgen ziehen breite Flußtäler aus dem inneren Hochlande zum Ägäischen Meere. Die Europa zugekehrte Westküste ist daher bei weitem bevorzugter als die mehr geradlinige Süd- und Nordküste. — Die mittlere Hochebene, 800 bis 1000 m hoch, ist znm Teile ein Steppenland mit salzhaltigem Boden und vielen noch vorhandenen Salzseen, aber bei hinreichender Bewässerung sehr fruchtbar. Die trockene Lage begünstigt eine ausgedehnte Schaf- und Ziegenzucht (die seidenhaarige Angoraziege). Der isolierte Vulkan Erdschias (Argäus der Alten, 4000 m) ist erloschen. Der bedeutendste Fluß ist der Kisil-Jrmak^ (im Altertum Halys^ ge¬ nannt), der in einem weiten Bogen das Plateau bewässert und sich nach Durchbrechung des nördlichen Randgebirges in das Schwarze Meer ergießt. Kleinasien ist der Hauptwohnsitz jenes Zweiges der Türken, der sich nach seinem ehemaligen Anführer Osman als Osmanen bezeichnet. Ehe sie von hier aus Konstantinopel eroberten, war Brussa (am Olymp) die Residenz der Sultane. An den Küsten wohnen viele Griechen, die sich > Nach seinen Schwefelthermen benannt (Tiflis Warmbrunns. tur altsemitisch, --- Gebirge. ' Türkisch, --- roter Fluß (weil er roten Sand mit sich führt). Altsemitisch — Salzfluß. 6* 84 vorzugsweise mit dem Handel beschäftigen. Am wichtigsten ist die Westküste, wo einst Troja lag und ein reicher Flor griechischer Kolonien blühte. Von jenen mächtigen Handelsstädten (besonders Smyrna, Ephesus und Milet) hat nur Smyrna seine Bedeutung bewahrt, indem es neben Alexandrien noch immer der erste Handelsplatz der Levante (man ver¬ steht darunter die Mittelmeerküsten Kleinasiens, Syriens und Ägyptens) ist. An der Küste des Schwarzen Meeres vermittelt Trapezunt^ (oder Tarabison) den europäischen Handel nach Armenien und Persien. Das Innere der Halbinsel harrt noch seiner Erschließung durch die Eisenbahn, die jetzt vom Marmarameers über die Gegend der reichen Meerschaum¬ gruben bis in das Herz des Landes führt. Der Westküste ist die Jnselreihe der Sporaden? vorgelagert, die mit den gegenüberliegenden Kykladen die Brücke von Kleinasien nach Griechenland bildet. Die wichtigeren sind Rhodus^, Samos, Chios und Lesbos (oder Mytilini). — Gegenüber der Südküste liegt die üppige Insel CYpern (so groß wie Kroatien und Slawonien), berühmt wegen ihres Kupserreichtums (das Kupfer hat von dieser Insel den Namen), jetzt unter englischer Verwaltung stehend. Z 54. Das größte Stromsystem Vorderasiens bilden Euphrat und Tigris, die vom armenischen Hochlande der Abdachung des Landes nach SO. folgen. Bald sich einander nähernd, bald sich wieder voneinander entfernend, umfließen sie den langgestreckten Landstreifen Mesopota¬ mien (d. h. Zwischenstromland), zum großen Teile eine Tiefebene, die durch die Schlammabsätze der Flüsse aufgeschüttet wurde. Vor der Mündung in den Persischen Golf vereinigen sich die Ströme zum Schat el Arab^. Gebirge und Wüsten umschließen Mesopotamien nach allen Seiten und machen es zu einer Welt für sich; nur im N., wo der Euphrat dem Mittelländischen Meere nahetritt, zieht eine Bodensenkung von weniger als 400 in Höhe zum Mittelmeer und schafft damit eine wichtige Verbindungsstraße zwischen diesem und dem Indischen Ozcan. Die Regenarmut würde das Mesopotamische Tiefland zur Wüste machen, wenn es nicht der Euphrat durch Überschwemmung und Schlamm¬ absatz regelmäßig jedes Jahr befruchten würde, vorausgesetzt, daß man seine Wasserfülle durch Kanäle gehörig verteilt. Die Tiefebene am Euphrat ist die Heimat des Weizens und der Gerste; hier entstand in ältester Zeit i Griechisch (traxs^), — Tafelstadt, weil auf einer viereckigen Felsentafel erbaut. -° Griechisch, — zerstreute Juselu. ° Griechisch, — Roseninsel. Arabisch, — Fluß Arabiens. 85 (wie am Nil) ein auf Ackerbau gegründeter Kulturstaat, Babyloniens von dessen Hauptstadt Babylon noch Ruinen (der große Turm, ein alter Sonnentempel) vorhanden sind. Ein zweites Reich gründeten im frühen Altertum die Assyrier am mittleren Tigris; die Ruinen ihrer Haupt¬ stadt Ninive liegen gegenüber von Mösul, am Ausgangspunkt einer Straße nach Iran. Im Mittelalter war Bagdad am unteren Tigris die Hauptstadt des arabischen Weltreiches, und seit dieser Zeit bewohnen die Araber fast ganz Mesopotamien. Mit der alten Kultur ist auch die Fruchtbarkeit geschwunden; das Land ist jetzt verödet und ohne Bedeutung. 8 55. Syrien hat nur im N. (Taurus) und W. (Meer) feste Grenzen, gegen Mesopotamien sowohl wie gegen Arabien findet ein ganz allmählicher Übergang statt. Die syrischen Kulturländer liegen im W., am Rande des Mittelmeeres, wo die Syrisch-arabische Wüstenplatte etwas höher anschwillt. Eine ununterbrochene Talspalte (Orontestal, Jordau- tal, Wad el Arab) trennt dieses Hochland in eine östliche und eine westliche Hälfte, die beiderseits nach innen zu steil, zum Meere und zur Wüste aber stufenförmig abfallen. Wir unterscheiden zwei Teile: Nord¬ syrien und Palästina. I.) In Nordsyricn erreicht das Küstenhochland seine höchste Erhebung im S., in den parallelen Gebirgszügen des 2000 bis 3000 in hohen Libanon? (ehemals mit einem berühmten Zedernwalde), von dem nur mehr wenige Reste vorhanden sind) und des niedrigeren Antilibanon, der im Hermon endigt. Das dazwischen liegende Tal hieß im Altertume Cölesyrien, d. h. das Hohle Syrien. Die Hauptstadt Aleppo oder Haleb nimmt die wichtige Stelle in der Mitte zwischen der Orontesmündung und der Annäherung des Euphrat (vergl. Z 54) ein. In einer herrlichen Oase liegt Damaskus", eine der ältesten Städte der Erde. Den Küstenstrich längs des Libanon bewohnten einst die Phönizier, das größte See- und Handelsvolk des Altertums, das die nahe Kupferinsel Cypern auf das Meer lockte. Von den ehemals großen Emporien (Tyrus, jetzt Sur«; Sidon st jetzt Saida; Tripoli, jetzt Tarabulus) sind alle verfallen, mit Ausnahme von Beirut" (früher Beritus), als Hafenstadt von Damaskus ein Hauptstapelplatz des Levante¬ handels. ' Semitisch, — Tor Gottes. r Semitisch, --- weißes Gebirge (von seinem Hellen Kalkgestein). s Hebräisch, — Ort der Betriebsamkeit. Phönizisch, — Fels. b Phönizisch, --- Fischfang. " Phönizisch, — Bronnen. 86 2.) Palästina, das Gelobte Land, die ewig denkwürdige Heimat der jüdischen und christlichen Religion, wird jetzt größtenteils von Arabern, aber auch von Juden und Christen aller Konfessionen bewohnt. Es ist ein Plateau, in der Mitte vom Ghör durchschnitten, im W. von einer hafen¬ armen Küstenebene begleitet, die im Altertume die Philister* bewohnten. Das Ghör, von dem am Hermon entspringenden Jordan» durch¬ flossen, ist eine tiefe und breite Erdspalte, deren Boden unter dem Spiegel des Mittelländischen Meeres liegt; der See Genezareth (See von Tiberias» oder Galiläisches Meer), -200m, und das Tote Meer, ein gesättigter Salzsee und die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde, - 400na. Da das Tal hierauf wieder ansteigt, so endigt der Jordan im Toten Meere. Jericho war einst die wichtigste Stadt in dieser sonst menschen¬ leeren Gegend. Das West-Jordanland, eine größtenteils wüste Hochfläche, deren tief eingeschnittene Täler allein noch Spuren früherer Fruchtbarkeit zeigen, zerfällt in drei Landschaften, a) Judäa, die südliche Landschaft, hat steinigen Boden und rauhes Klima, war aber trotzdem der wichtigste Teil des alten Judenreiches. Hier liegt Jerusalem*, ein für die Bekenner aller drei monotheistischen Religionen heiliger Ort, einst die glänzende Residenz der jüdischen Könige, jetzt eine kleine Stadt. Jerusalem, auf einer 760 m hohen Plateaufläche liegend, hat eine äußerst ge¬ sicherte Lage, indem es im O., W. und S. durch die sich vereinigenden Bäche Kidron und Gihon, im N. durch eine starke Mauer geschützt ist. Nur nach St. war eine Erwei¬ terung möglich, und hier finden wir auch die späteren Stadtteile, während die beiden ältesten den südlichen Teil einnehmen: der Hügel Zion nut der Burg Davids den SW., der Berg Moria mit dem Salomonischen Tempel den SO. An der Stelle des Tempels steht jetzt Omars Moschee, eines der drei größten Heiligtümer der Moham¬ medaner. Der Zielpunkt der christlichen Pilger ist die Kirche des Heiligen Grabes. Jenseits des Kidronbaches, im O. von Jerusalem, dehnt sich der Ölberg aus. Zwei Stunden von Jerusalem liegt Bethlehems südlich davon Hebron. — Die Hafenstadt Jaffa« (Joppe) am philistäischen Küsten¬ saume ist jetzt mit Jerusalem durch eine Eisenbahn verbunden. d) Jn Samaria, der mittleren Landschaft, befindet sich Nablus (das alte Sichern), wo sich Nachkommen der alten Samaritaner vorfinden. — o) Galiläafi die nördliche Landschaft, wird durch das Gebirge * Philister — Auswanderer; aus dem Namen Philistäa hat sich Palästina gebildet und diese Bezeichnung wurde dann auf das ganze Land ausgedehnt. Hebräisch, — Abfluß. s Eine Stadt des Altertums, nach dem Kaiser Tiberius benannt. * Hebräisch, — Wohnung des Friedens. Hebräisch, Brothans. ° Hebräisch, — Schönheit. ' Hebräisch, — Kreis (Kreis der Heiden). 87 Karmel (am Meere das berühmte Karmeliterkloster) von Samaria ge¬ schieden. Am Meere liegt die Seefestung Akka* (Ptolomais), im Innern Nazareth und Tiberias am See Genezareth. Das Ost-Jordanland oder Peräa^ ist jetzt eine Wüste mit zahlreichen Überresten griechischer und römischer Prachtbauten. 8 56. Arabien, die größte Halbinsel der Erde (äck/zinal so groß als Österreich-Ungarn), teilt die Natur der Sahara, von der sie nur durch den schmalen Graben des Roten Meeres geschieden ist. Steil erhebt sich aus diesem der Westrand 1000 bis 2000 m hoch, um sich all¬ mählich nach O. hin zu senken (ebenso wie Syrien und Dekan). Was hinter diesem westlichen Hochlande liegt, ist Wüste mit vielen Oasen, mit Dattelpalmen, Kamelen und edlen Pferden, die ebenso schlank, beweglich und ausdauernd sind wie die Beduinen (d. h. die Söhne der Wüste). Die Regenarmut kommt am besten darin zum Ausdrucke, das Arabien trotz seiner Größe keinen einzigen das ganze Jahr hindurch Wasser füh¬ renden, überhaupt keinen größeren Fluß hat, der das Meer erreicht. Die Araber sind Semiten und halten sich selbst für Nachkommen Ismaels, des verstoßenen Sohnes Abrahams. Gering an Zahl und ab¬ geschlossen in ihrer Wüstenheimat, bewahrten sie treu die Sitten ihrer Väter, bis sie plötzlich, durch den Islam begeistert, hervorbrachen, um im Sturme ein Weltreich zu gründen. Die arabische Sprache wurde die herrschende von Mesopotamien bis Marokko, einst auch ans Sizilien und in Südspanien. Zur Zeit ihrer höchsten Blüte haben die Araber in Kunst und Wissenschaft viel geleistet. Im Vaterlande verharren sie noch jetzt in ursprünglicher Einfachheit. Sie sind in zahlreiche Stämme zersplittert; an der Spitze eines jeden steht ein Scheck), an der Spitze mehrerer Stämme ein Emir, der den Titel Imam führt, wenn er zugleich geistliches Oberhaupt ist. Die hohen Randländer haben mehr Regen und sind daher frucht¬ barer uud seßhaft bewohnt. Die Landschaft Hedschas im W. steht unter- türkischer Oberherrschaft und enthält die heiligen Städte der Mohammedaner: Mekka, den religiösen Mittelpunkt der ganzen mohammedanischen Welt, und M edin ab mit dem Grabe Mohammeds. Mekka, der Geburtsort Mohammeds, besitzt die Kaaba (kä-aba) mit dem Schwarzen Steine, das uralte Nationalheiligtum der Araber, zu dem jeder Mohammedaner einmal im Leben zu wallfahrten verpflichtet ist; jedes Jahr kommen große Scharen hieher, und dies gibt Veranlassung zu einem ausgedehnten Handel. Jni i Hebräisch, — heißer Sand. Griechisch, — das jenseitige Land. b Arabisch, — Stadt. 88 SW. liegt, ganz innerhalb der heißen Zone, Jemens mit Recht das --glückliche Arabien» genannt. Es ist die wahre (obwohl nicht ursprüngliche) Heimat des Kaffeebaumes, der die berühmte Mokkabohne (nach dem Ausfuhr¬ hafen Mocha benannt) liefert, der Dattelpalme und Balsambäume, des Gummiarabikum und des Weihrauchs. Die Dattelkultur, die allein die regenarmen Gegenden Vorderasiens und Nordasrikas bewohnbar macht, ist ein Geschenk Arabiens. Die Insel Perim inmitten der Straße Bab el Mandeb? und Ad en (edn) sind englische Besitzungen zum Schutze der Straße von Sues nach Indien, das letztere eine wichtige Kohlenstation sür die Schiffe und der bedeutendste Handelshafen Arabiens. Das Rand¬ land Oman in SO. beherrscht der Imam von Maskat. Die Bahrein- Inseln im Persischen Golfe, bekannt durch ihre ergiebige Perlenfischerei, stehen unter, englischer Oberhoheit. Das Innere ist wüst. Die oasenreiche Mitte nehmen die Waha- biten, eine strenge mohammedanische Sekte, ein. Ein Anhängsel Arabiens ist die Sinai-Halbinsel zwischen den Golfen von Sues und Akaba (letzterer eine Fortsetzung des Ghor). Die Spitze des Dreieckes nimmt das Sinai-Gebirge ein (2600 rn hoch), berühmt durch Moses' Gesetzgebung. Im N. breitet sich ein Wüstenplateau aus, durch das die Karawanenstraße von Ägypten nach Palästina führt. Städtstcrfek. i Arabisch, ----- die Rechte (das rechts oder im S. gelegene Land). Arabisch, --- Tor der Tranen (angeblich wegen der vielen Schiffbrüche). Afrika. Allgemeine Mberficht. Hilfspunkte zum Entwürfe der Karte von Afrika: Nordende (Kap Blanco) 37n, 27^/zv (lOo); Südende (Nadel- kap) 358, 37^0 (20o); Ostende (Kap Hafün) 11n, 69c> (51o); Westende (Kap Verde oder Grünes Vorgebirge) Ion, 0 (17 ^v). Weitere Anhaltspunkte zum Zeichnen sind: Straße von Gibraltar 36 u, 12 c> (6v); Sues 30 n, 50 0 (32 0) ; innerster Teil des Guinea- Meerbusens 4u, 27 0 (9o). 8 57. Afrika, dreimal so groß wie Europa (30 Mill, km?), zeichnet sich vor den übrigen Erdteilen durch seine Massen¬ haftigkeit, Einförmigkeit und durch die Hitze aus. Es hat keine Halbinseln und nur sehr wenige und verhältnismäßig kleine küstennahe Inseln. Durch den großen Einschnitt des Guinea- (ginea) Golfes im W., dem die hornförmige Aus¬ buchtung des Somali-Landes im O. entspricht, zerfällt es in zwei Abschnitte, von denen der nördliche in ost-westlicher, der südliche in nord-südlicher Richtung seine größte Ausdehnung hat. Afrika ist ein einförmiges Hochland mit erhöhten Rändern und muldenförmiger Senkung im Innern. Von einem verhältnismäßig schmalen Flachlandstreifen an der Küste steigt man sogleich zu beträchtlicher Höhe an; die Flüsse, die aus dem Innern kommen, müssen diesen Rand¬ gürtel durchbrechen und bilden hier Stromschnellen und Katarakte, welche die Schiffahrt unmöglich machen. Die mittlere Seehöhe ist im S. am größten und nimmt nach N. allmählich ab (vergl. Fig. 23). Ein wichtiger Charakterzng Afrikas sind die zahl¬ reichen und großen Seen im östlichen Teile des süd¬ afrikanischen Hochlandes, wo sich auch die Gebiete der drei größten Ströme berühren. Diese Ströme sind der Nil, der zum Mittelländischen Meere, der Kongo, der zum Atlantischen, und der Sambesi, der zum Indischen Ozean fließt. Nur der vierte der afrikanischen Hauptflüsse, der Niger, der sich ebenfalls in den Atlantischen Ozean ergießt, befindet sich ganz abseits im nordwestlichen Landvorsprunge. 8 58. Afrika ist der heißeste Erdteil. Fast in der Mitte vom Äquator durchschnitten, gehört er zum größten Teile der heißen Zone 91 und in der Jetztzeit hauptsächlich durch den Elfenbein- und Kautschuk¬ handel eine Rolle auf dem Weltmärkte. Der Sklavenhandel gab Ver¬ anlassung zu beständigen Kriegen, abscheulichen Greueltaten und zur Ent¬ völkerung des Landes; er hat jetzt zwar seine Bedeutung eingebüßt, ist aber im Innern noch nicht völlig abgeschafft. Erst seit den siebziger Jahren beginnt die christlich-europäische Zivilisation langsam von der Küste nach dem Innern des tropischen Afrikas vorzurücken, wozu die Gründung zahlreicher Kolonien wesentlich beigetragen hat. A o rd a frika. Z 60. Nordafrika nimmt die große Wüstenplatte der Sahara ein, in die im O. das Niltal eingesenkt ist. Am Nordwestrande erhebt sich ein Kettengebirge, der Atlas, der dem benachbarten Ozean den Namen gegeben hat. Die ursprünglichen Bewohner Nordafrikas sind kaukasische Völker von hamitischer Abstammung, denen sich aber im Laufe der Zeit auch viele semitische Einwanderer aus Asien zugesellt haben. Im Altertums waren die Länder am Mittelmeere der Sitz einer blühenden Kultur, und auch das Christentum hatte hier große Ausbreitung gewonnen. Der Ein¬ bruch der Araber vernichtete beides; seitdem herrscht in ganz Nordafrika der Islam und die arabische Sprache. Z 61. Das Atlasgebirge wird an der dem Meere zugekehrten Seite genügend bewässert und ist hier fruchtbar; die inneren, zwischen den Gebirgsketten gelegenen Ebenen mit vielen Salzseen (arabisch Schott) sind dagegen dürre Steppenlandschaften. Die ursprünglichen Bewohner sind die hamitischen Berbern (in Algerien Kabylen genannt), außerdem leben hier viele Araber und Juden. Die drei Atlasländer sind: 1.) Marokko (im Altertum Maure¬ tanien), ein mohammedanischer Staat, der sich ängstlich gegen Europäer absperrt. Der Sultan residiert abwechselnd in Marokko^ und Fes; Tanger (tändscher) ist der Sitz der Vertreter der europäischen Mächte. 2.) Algerien (alscherien, im Altertum Numidien?) jst die wich¬ tigste französische Kolonie, reich an Getreide, Wein und Vieh. Die drei Provinzen benennen sich nach den drei wichtigsten Städten Algier? (alschier), Oran und Konstantine^. - Marokko die Geschmückte, wegen ihrer schönen Lage am Fuße des Atlas. ? Algier ---Inseln (arabisch Ll-Vsedssair), weil aus vier Inseln erbaut. Davon dann der Name des Landes. ° D. h. Land der Hirten (ttomuv griechisch, — Hirt). Nach Kaiser Konstantin d. Gr. 92 3.) Tunis (als römische Kolonie Africa genannt, welcher Name dann auf den ganzen Erdteil überging) wird noch von einem eigenen Fürsten regiert, der aber unter französischer Oberhoheit steht. Die Hauptstadt ist Tunis. Nicht weit davon lag im Altertum Karthago* *, eine der berühmtesten phönizischen Kolonien und Handelsstädte, die im Kampfe mit Rom um die Herrschaft über das Mittelmeer unterging. H 62. Die Sahara, die größte Wüste der Erde (so groß wie Rußland, Skandinavien und Dänemark), ist ein Tafelland von 460 in mittlerer Höhe, aus der ausgedehnte Felsengebirge (besonders Tibesti) empor¬ ragen. Der Boden ist entweder nackter Fels oder mit großen scharfkantigen Steinblöcken oder mit Sand bedeckt, den der Wind zu langgestreckten Hügel¬ reihen (sogenannten Dünen) aufwirft. Man unterscheidet daher Stein-und Sand wüste. Da der Regen ost jahrelang ausbleibt, so fehlt der Pflanzen¬ wuchs ganz oder besteht nirr aus ärmlichen Dornsträuchern und Kräutern, die aber dem Kamel (dem --Schiff der Wüste») wegen ihres Salzgehaltes eine willkommene Nahrung bieten. Wenn aber auch (mit Ausnahme des Nils) keine Flüsse die Wüste durchziehen, so fehlt es doch nicht an unter¬ irdischen Wasserläufen (Grundwasser), die entweder in natürlichen Boden¬ senkungen oder durch Brunnenbohrung erschlossen zutage treten und an diesen Stellen die Wüste zu fruchtbaren Oasen« umschaffen. Hier sammelt sich eine seßhafte Bevölkerung, der die Dattelpalme die Hauptnahrung bietet. Die Bewohner der Wüste sind mohammedanische Hamiten und heißen im W. Tnärik, im O. und S. Tibus (in Tibesti). In NO., jenseits einer tief (zum Teile unter dem Meeresspiegel) liegenden Oasenkette (Oase Siwah mit dem Ammonstempel im Altertum), erhebt sich das Barka-Plateau; zwischen diesem und dem Atlasende bildet das Mittelmeer die breite Einbuchtung der Syrien. Die Ebene von Tripolis* an den Syrien, das hinterliegende Oasenland Fessän und Barka (an dessen Nordrand die Griechen im Altertum Kolonien hatten) bilden zusammen die türkische Provinz Tripolis, deren gleichnamige Hauptstadt der Ausgangspunkt der wichtigsten Karawanenstraße ist, die von Oase zu Oase und endlich zum Tsadsee führt. Z 63. Der einzige Fluß, der die ganze Wüste durchquert und das Meer erreicht, ist der Nil, der längste Strom Afrikas (doppelt so lang wie die Donau). Seine Quellen liegen jenseits des Äquators im Gebiete * — Neustadt. Arabisch, — steinige Fläche. « Griechisches Wort, aus dem Altägyptischeu entlehnt (usli — Station). * Griechisch, — Dreistadt. 93 der großen Seen, zwischen denen einige Berge über die Schneegrenze emporsteigen. Der vereinigte Abfluß der Viktoria-, Albert- und Albert-Eduard-Seeiw heißt der Weiße Nil« im Gegensätze zum Blauens der vom abessinischen Hochlande kommt. Bei l8°B. betritt er die regenlose Zone und empfängt keinen Nebenfluß mehr. Das untere Niltal oder Ägypten wäre ebenso wie das umliegende Land Wüste, wenn es nicht alljährlich im Spätsommer und Herbst von dem durch die tropischen Regengüsse angeschwollenen Flusse überschwemmt und durch fruchtbaren Schlammabsatz gedüngt würde (vergl. Babylonien, Z 54). Im Herbste ist Ägypten eine Wasserfläche mit Inseln, im Winter ein wogendes Fruchtfeld, im Frühjahr eine Wüste. Das dreieckförmige Tiefland (Delta), durch das der Nil in zwei Haupt- und zahlreichen kleineren Armen dem Meere zuströmt, ist Anschwemmung des Flusses, so daß der Ausspruch der alten Griechen, Ägypten sei ein «Geschenk des Nils», eine doppelte Bedeutung hat. Ägypten, eines der ältesten Kulturländer der Erde, er¬ reicht zwar mit den Wüstenplatten zu beiden Seiten des Niltales den Flächeninhalt von Österreich-Ungarn, aber das Kulturland ist nur ungefähr so groß wie Tirol und ernährt trotzdem 10 Mill. Menschen (die Dichtigkeit größer als in Belgien!), teils Nachkommen der alten hamitischen Ägypter (Mohammedaner und christliche Kopten), teils Araber. Im Altertum eine der Haupt-Kornkammern des römischen Reiches, liefert Ägypten jetzt neben Getreide, Zuckerrohr und anderen Nahrungsmitteln besonders Baum¬ wolle. Außer durch Fruchtbarkeit ist Ägypten auch durch seine Lage an der Sues-Enge begünstigt; als Durchgangsland vom Mittelmeere zum Indischen Ozean spielte es immer eine wichtige Rolle, und diese Bedeutung wuchs besonders seit der Eröffnung des Sueskanals zwischen Port-Said und Sues (1869), wodurch der Seeweg zwischen Europa einer¬ seits und Indien und Australien anderseits bedeutend abgekürzt wurde. Dem Namen nach gehört Ägypten zum türkischen Reiche, wird aber von einem erblichen Vizekönige (Khedive skediwj) regiert und steht unter englischer Verwaltung. Die Hauptstadt Kairos (keiro), die größte Stadt Afrikas, liegt in der Nähe des alten Memphis an der Grenze der beiden Hauptabteilungen des Landes: Oberägypten (Niltal) und Unter- ügypten (Deltaland). Die Haupthandelsstadt ist Alexandriens das seit r Die Seen wurden von ihren englischen Entdeckern nach Mitgliedern der englischen Königsfamilie benannt. Statt «See» fügt man auch häufig den einheimischen Namen «Nyansa» hinzu (z. B. Viktoria-Nyansa). 2 Weißer Nil, auch Laedr (Fluß) st Lbiuä (ubiuä — weiß, klar); Blauer Nil Laekr st Lsrslr (— blau, trüb). ° Arabisch, — die Siegreiche. Nach Alexander d. Gr. 94 dem Altertum seine Bedeutung bewahrt hab Von den alten Großstädten (Memphis, Theben rc.) sind nur mehr Ruinenstätten übrig geblieben; am besten erhalten sind die Pyramiden, die ältesten Baudenkmäler der Erde, von denen die Cheops-Pyramide bei Giseh (in der Nähe von Kairo) l46in hoch ist. Das tropische Afrika. Z 64. Im S. geht die Wüste allmählich in die Tropenlandschasten des Sudan^ über, die Heimat der echten Neger, die aber zum größten Teile noch unter arabischem Einflüsse stehen, sich zum Islam bekennen und in geordneteren Staaten leben als die Bewohner des übrigen tropischen Afrikas. Der östliche Sudan umfaßt das obere Nilgebiet bis zum Steppen- und Wüstenlande Nubien? (mit der großen 8-Krümmung des Nils), das den Sudan von Ägypten trennt und jetzt unter englisch-ägyptischer Herr¬ schaft steht. Westsudan wird ebenfalls von einem großen Flusse, dem Niger? (mit dem Nebenflüsse Benne), durchflossen; Mittelsudan, der am tiefsten gelegene und flachste Teil, wird dagegen von dem abflu߬ losen Gebiete des Tsadsees eingenommen. A 65. Am wichtigsten ist Westsudan, wo die hellbraunen, viehzüch¬ tenden Fulbe oder Felläta, die sich durch größere Tüchtigkeit und höhere Kultur (Islam) auszeichnen, die Herrschaft über die ackerbauenden Neger an sich gerissen haben. In einem großen, nach N. gerichteten Bogen durchströmt der Niger hart bis an die Wüstengrenze, wo die Handelsstadt Timbuktu liegt, das nach N. sich abdachende Hochland. Die andere Abdachung, die zum Ozean gerichtet ist, führt verschiedene Namen: im NW. Senegambien (nach den Flüssen Senegal und Gambia), dann folgt die Sierra Leone-Küste^ (mit der Negerrepublik Liberia^und endlich Oberguinea (ginea) bis zum Nigerdelta, das Hauptgebiet der Ölpalme, die das unentbehrliche Material (Palmöl) für die Stearin¬ kerzen- und Seifenfabrikation liefert und neben der hauptsächlich in Senegambien angebauten Erdnuß (Frucht der schmetterlingsblütigen Krautpflanze ^raobis b^poZLoa, die ebenfalls Öl liefert) zu den wich¬ tigsten Nutzpflanzen Afrikas gehört. ' Land der Schwarzen; vom arabischen suäanis — schwarz. Goldland, vom altägyptischen nub ---- Gold, weil die alten Ägypter hier Gold sanden. ? In der einheimischen Sprache — Wasser. Spanisch, — Löwengebirge. ° Lateinisch, — Land der Freien, weil hier befreite Negersklaven angesiedelt wurden. 95 Die Küstenlandschaften sind schon seit ein paar Jahrhunderten von Europäern kolonisiert worden; Franzosen, Engländer, Portugiesen und Deutsche haben hier Besitzungen, aber nur den beiden ersteren gelang es in neuester Zeit, ihre Herrschaft bis in die innersten Nigergebiete aus¬ zudehnen. Die französische Hauptkolonie ist Senegambien mit der Hauptstadt St. Louis (ßäNg lui), von hier aus erstreckt sich die fran¬ zösische Macht über das ganze obere Nigergebiet bis über Timbuktu hinaus und über alle Negerfürsten im S. des Niger bis an die Elfen¬ beinküste und Dahome (Oberguinea). Den Engländern gehört neben Besitzungen am Gambia, an der Sierra Leone- und Goldküste (Ober¬ guinea) das ganze östliche Nigergebiet mit Lagos*, dem Haupthandels¬ platze von ganz Obergninea, und sie haben ihre Herrschaft auch über die Haussastaaten (benannt nach den Haussanegern) am mittleren Niger und östlich davon ausgedehnt. 8 66. Die Mulde des tropischen Südafrikas wird im W. von Gebirgsketten, im O. von dem ausgedehnten Seenhochlande eingeschlossen, an das sich weiter nach N. zu das abessinische Hochland und das Somali- Land anschließen. Mit Ausnahme der letztgenannten Länder wird das tropische Südafrika von den Bäntunegern? bewohnt, einem trägen, aber kräftigen Menschenschläge, der von Ackerbau (Durra, das afrikanische Hauptgetreide) und Viehzucht lebt, dem niedrigsten Aberglauben (Fetisch¬ dienst) ergeben ist und durch die beständigen verheerenden Kriege der zahllosen kleinen Stämme und die Sklavenjagden arabischer Händler bis in die neueste Zeit an jedem Fortschritte gehindert war. Erst jetzt bietet die immer tiefer in das Innere eindringende Kolonisation und in ihrem Gefolge die christliche Mission die Möglichkeit, geordnete Zustände zu schaffen und die Gesittung zu veredeln. Für den Welthandel ist das tropische Südafrika, trotzdem es von 58 Millionen Menschen bewohnt wird, noch ohne große Bedeutung. Ein Haupthindernis ist, daß die Waren auf den Köpfen geworbener Träger oder von Sklaven fortgeschafft werden müssen. Erst jetzt beginnt man stellenweise Eisenbahnen in das Innere zu bauen. Der Hauptartikel ist Elfenbein, neben dem nur noch Palmöl in den atlantischen Küsten¬ gegenden und Kautschuk (ein Harz, das verschiedene Holzgewächse liefern) in Betracht kommen. Der Anbau tropischer Nutzpflanzen (Kaffee, Baumwolle, Tabak rc.) breitet sich immer mehr aus. ß 67. Den größeren westlichen Teil des südafrikanischen Hoch¬ landes durchzieht in ost-westlicher Richtung eine über 1000 m hohe Boden- * Portugiesisch, — Seen. - abäutu bedeutet in der einheimischen Sprache Leute. 96 schwelle, welche die Wasserscheide zwischen dem Kongo und Sambesi bildet. Die Nordabdachung nimmt das Kongobecken ein, eine flach-schüsselförmige Vertiefung, in der sich zahlreiche Flüsse zum wasserreichsten Strome Afrikas, dem Kongo, sammeln. Der Osten des Beckens ist mit kolossalen Ur¬ wäldern bedeckt. Im Gegensätze zum Kongo, der nach Überwindung zahl¬ reicher Wasserfälle in den Atlantischen Ozean mündet, wendet sich der Sambesis nachdem er die großartigen Viktoria-Fälle passiert hat, dem Indischen Ozean zu. Der atlantische Küstenstrich heißt Niedergninea und ist ganz in dem Besitze europäischer Völker: 1.) Die deutsche Kolonie Kamerun, nach dem 4000in hohen, erloschenen Vnlkanberge benannt; 2.) Französisch-Kongo; 3.) der Kongostaat, dessen Beherrscher der König der Belgier ist; 4.) die portugiesische Kolonie Angola (ängola). H 68. Das ostafrikanischc Seenhochland erstreckt sich vom Sambesi bis zum abessinischen Hochlande. Nur in der kanadischen Gruppe Nord¬ amerikas und im kaspisch-turanischen Becken Asiens finden wir noch eine ähnliche Anhäufung großer Seen wie hier. Die bedeutendsten sind der abflußlose Rudolf-See im N. (nach dem verstorbenen Kronprinzen von Österreich-Ungarn benannt); die Nilseen: Viktoria- (nahezu so groß wie Bayern), Albert-und Albert-Eduard-See; von den Kongoseen der Tanganika und der ebenso langgestreckte, zum Sambesigebiet gehörige Nyassa. Das Plateau zwischen diesen Seen hat eine Höhe von zirka 1200 in über dem Meere. Gewaltige, mit ewigem Schnee bedeckte erloschene Vnlkan¬ berge erheben sich westlich und östlich vom Viktoria-See; die bekanntesten darunter sind der Kenia und Kilimandscharo^ (6000 in), den man für den höchsten Berg Afrikas hält. Auch Ostafrika steht unter der Herrschaft europäischer Mächte, die ihren Einfluß freilich nur stellenweise in etwas größerer Entfernung von der Küste ausüben können: l.) Im S. die portugiesische Kolonie Mozambique (mosambik); 2.) Deutsch-Ostafrika innerhalb der großen Seen; 3.) Britisch-Ostafri ka nördlich davon und ebenfalls bis zu den Nilseen reichend. Unter englischer Oberherrschaft steht auch der arabische Sultan der gewürzreichen Insel Sansibars die wegen ihrer Lage im Innern einer flachen Bucht der wichtigste Handelsplatz Ost¬ afrikas ist und früher das Zentrum des arabischen Negerhandels nach dem mohammedanischen Asien war. Z 69. Die Nordostecke des tropischen Afrikas wird nicht von Negern, sondern ebenso wie das außertropische Nordafrika von kaukasischen ' In der einheimischen Sprache — Strom. 2 Bedeutet in der einheimischen Sprache Berg (kiliins.) des Regengottes. ° Arabisch, — Negerkiiste. 97 Völkern bewohnt. Die wichtigsten sind die hamitischen und mohammeda¬ nischen Somali, die nomadisch das Osthorn Afrikas durchstreifen, nnd die semitischen Abessinier, die auf ihrer schwer zugänglichen Hochburg das Christentum seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bewahrt haben. Nach wiederholter Trennung in verschiedene Staaten leben sie jetzt wieder geeinigt unter einem Könige. Abessinien oder Äthiopienr ist ein Hochland von 1500 bis 2000 in Höhe, über das sich abgeplattete Berge noch bis zur Alpenhöhe erheben. Mauergleich steigt es aus den östlichen Ebenen an und senkt sich auf der anderen Seite stufenförmig zu den Nilflächen, zu denen es den Blauen Nil, nachdem er den Tanasee durchflossen hat, in einem tief eingeschnittenen Tale entsendet. Die Küstenstriche am Roten Meere und am Golf von Aden be¬ herrschen eine der wichtigsten Seestraßen (Mittelmeer-Sueskanal, Straße Bab el Mandeb, d. h. Pforte der Tränen, Indien). Daher haben hier Franzosen und Engländer Besitzungen, die wichtigste Kolonialmacht ist aber Italien, dem die Landschaften am Roten Meere (Erythrea, nach dem Roten oder Erythrüischen Meere benannt, mit der Jnselftadt Massaua) und die Ostküste des Somali-Landes gehören. Das außertropische Südafrika. Z 70. Innerhalb der Mulde des außertropischen Südafrikas breitet sich, halb Wüste, halb Steppe, die regenarme Kalahari aus, im N. bis zum abflußlosen Ngämisee. An Regenarmut leidet aber auch das westliche Randgebirge bis an die Küste, während der Ostrand feucht und fruchtbar ist. Der größte, aber nicht schiffbare Fluß ist der Oranje?, der in den Atlantischen Ozean mündet. Den Osten bewohnen noch Bantuneger (Kaffern?), die Mitte und den Westen Buschmänner und Hottentotten, welche die Trockenheit des Landes zu nomadischem Hirtenleben nötigt und auf einer sehr niedrigen Kulturstufe festhält. Die fruchtbaren Gebiete find ganz in den Händen der Weißen; das außertropische Südafrika ist die einzige Gegend Afrikas, wo ein gesundes, gemäßigtes Klima die Ansiedelung von Europäern in größerem Maßstabe gestattet hat. Zuerst kamen holländische Buren (Bauern) nach dem Kaplande (südlich vom Oranje, benannt nach dem Kap der guten Hoffnung); nachdem sich die Engländer desselben bemächtigt hatten, ' Griechisch, Land der Schwarzen. Die Alten nannten ganz Afrika, soweit sie es kannten, Äthiopien. r Von den Holländern zu Ehren des Prinzen von Oranien so benannt. ° Von den Arabern Iraktr — Ungläubige (d. h. Nicht-Mohammedaner) genannt. Supan, Geographie. II. Ausl. 7 98 zog ein großer Teil nach N., um sich in beständigem Kampfe mit den Kaffern eine neue Heimat zu gründen, zuerst in Natal und dann, als auch dieses englisch geworden war, in den Burenrepubliken, die nun ebenfalls in englische Kolonien verwandelt sind. 1. ) Die Teile des englischen Südafrika sind: u) das Kap land, ein fruchtbares, besonders zur Schafzucht geeig¬ netes Land, das jenseits des Oranje bei Kimb erley (kimberle) auch kostbare Diamantenfelder besitzt. Die Hauptstadt ist Kapstadt am Tafelberge; ll) die ehemaligen Burenrepubliken Oranjefluß-Kolonie und Transvaal, letzteres mit reicher Goldgewinnung (besonders bei Johannesburg); o) das Betschuanenland in der Kalahari; ä) Rhodesia^, auch goldhaltig, erstreckt sich von Transvaal über den Sambesi bis zum Tauganika, doch hat die Gegend am Nyassa eine getrennte Verwaltung; o) Natal?, ein sehr fruchtbares Bergland, in dem noch Gewächse der warmen Zone kultiviert werden können. 2. ) Den trockenen Westrand bildet die Kolonie Deutsch-Südwestafrika, die älteste überseeische Besitzung des Deutschen Reiches. Die afrikanischen Inseln. § 71. Die im Atlantischen Ozean gelegenen Inseln sind sämtlich klein und größtenteils vulkanischen Ursprunges. Die wichtigsten sind: 1. ) Die portugiesischen Azoren» (assören), berühmt durch ihre Orangenkultur. 2. ) Madeira^ (madera), ebenfalls portugiesisch, ein sehr be¬ suchter Heilungsplatz für Brustkranke. 3. ) Unter den den Spaniern gehörigen Kanarischen Inseln (Heimat des Kanarienvogels) sind Tenerife durch seinen hohen, noch tätigen Vulkan und Ferro ° durch die Zählung der Längengrade all¬ gemein bekannt. 4. ) Die Kapverden» oder Inseln des Grünen Vorgebirges sind portugiesisch. * Nach dem Begründer Rhodes genannt. ? Port Natal, portugiesisch, — Weihnachtshafen, weil die ersten Entdecker hier das Weihnachtsfest feierten. ° Portugiesisch, --- Habichtsinseln. Portugiesisch, — Holzinsel, weil sie zur Zeit der Entdeckung ganz mit Wald bedeckt war. 5 Spanisch, — Eiseninsel. ° Portugiesisch, Kap Verde — grünes Vorgebirge, von der Palmenvegetation. 99 5. ) Von den vier Guinea-Inseln gehört die nördlichste und die südlichste den Spaniern und die beiden mittleren den Portugiesen. 6. ) Von den Felseneilanden, die in großer Entfernung von Afrika inmitten des Atlantischen Ozeans liegen und den Engländern gehören, ist St. Hel en a^ als Verbannungsort Napoleons I. berühmt geworden. Z 72. Im Indische» Ozean liegt, halbkreisförmig von kleinen Insel¬ gruppen umgeben, Madagaskar, die drittgrößte Insel der Erde (fast so groß als Österreich-Ungarn). Sie wird der Länge nach von einem Hochlande durchzogen, dem im O. eine schmale, im W. eine breitere Küstenebene vorgelagert ist. Die meisten Tiere des benachbarten Festlandes fehlen, dafür treten die eigentümlichen Halbaffen oder Lemuren, die sonst nur in wenigen tropischen Ländern noch vorkommen, in großer Zahl hier auf. Die Bevölkerung ist gemischt: von Afrika kamen die Bantuneger, von Asien der malaiische Stamm der Howas. Jetzt ist Madagaskar eine französische Kolonie. Von den benachbarten Inseln sind nur die Maskarenen^ wegen ihrer Ro Hrzu cker-Kultur wichtig. Mauritius gehört den Engländern, Reunion (reünjöng)° den Franzosen. ' Am Tage der heil. Helena entdeckt. ? Nach dem portugiesischen Entdecker Mascarenho. ° Französisch, -- Wiedervereinigung, weil die Insel einige Zeit von den Eng¬ ländern besetzt und dann den Franzosen wieder zurückgegeben wurde. Europa (mit Ausschluß von Österreich-Ungarn). Allgemeine "Übersicht der- natürlichen Werhältnisse. Z 73. Nächst Australien ist Europa der kleinste Erdteil, sein Flächen¬ inhalt beträgt samt den Inseln nur 10 Mill. km?. Außerdem sind die wichtigsten natürlichen Eigenschaften des von uns bewohnten Erdteiles: 1.) die allmähliche Zuspitzung und Zersplitterung gegen W. hin und die damit in Verbindung stehende große Küstenentwickelung, wodurch es alle anderen Erdteile übertrifft; 2.) das Vorwalten der Tiefebene und der Mangel an großen, gebirgsumschlossenen Tafelländern; 3.) die Lage außerhalb der Tropen; 4.) das Fehlen der Wüste. Diese Eigenschaften sollen nun der Reihe nach näher betrachtet werden. Z 74. Europa erstreckt sich durch 70 Längengrade von O. nach W. (Ural 78° ö. L. s60s, Kap da Roca, westlichster Punkt 8° ö. L. s10° w.s). Im O. ist es mit seiner breitesten Seite fest mit Asien verwachsen, dem es noch im Bosporus und Hellespont nahetritt (die Grenzen wiederhole nach Z 29), so daß man Europa oft als ein Anhängsel oder als eine Halbinsel Asiens bezeichnet. An den anderen Seiten ist es vom Meere umgeben, aber nur im N. (Eismeer) und W. (Atlantischer Ozean) vom offenen Ozean, im S. von dem Mittelmeere, das mit dem Atlantischen Ozean nur durch die 16 km breite Straße von Gibraltar (gleich der Entfernung Laxenburgs von der Donau bei Wien) und in neuester Zeit durch den Sueskanal auch mit dem Indischen Ozean in Verbindung steht. Hier, im Mittelmeere, tritt Europa an zwei Stellen auch Afrika nahe: bei Gibraltar, wo man das afrikanische Gegengestade deutlich sieht, und in der Straße von Tunis (zwischen Sizilien und Tunis), die das west¬ liche und östliche Becken des Mittelmeeres miteinander verbindet. Wie Asien inmitten der gesamten bewohnten Erdoberfläche liegt, so nimmt Europa eine mittlere Stellung in der Alten Welt ein. 101 An der Mittelmeerseite erreicht Europa durch Auflösung in drei Halbinseln auch den Höhepunkt seiner Küstenentwickelung. Diese Halb¬ inseln entsprechen in ihrem Bau den südlichen Halbinseln Asiens, und zwar in gleicher Reihenfolge. 1. ) Die Pyrenäische Halbinsel ist wie die Arabische massig und nahezu viereckig und bildet ein Plateau. 2. ) Italien hat wie Vorderindien im N. ein Tiefland; der nördliche Abschluß, die Alpen, entspricht dem Himalaja, Sizilien der Insel Ceylon. Die Doppelinsel Korsika-Sardinien findet aber in Asien kein Gegenstück. 3. ) Die Balkanhalbinsel spitzt sich wie Hinterindien nach S. zu und hat im O. eine reiche Inselwelt, die nach einem anderen Erdteile hinüberleitet. Durch diese Halbinselbildungen wird das Mittelmeer in folgender Weise gegliedert: 1.) Zwischen der Balkanhalbinsel und Kleinasien das Ägäische Meer, mit dem die abgeschlossenen Meeresbecken im O., das Marmarameer* * und das Schwarze Meer, nur durch enge Straßen (Hellespont^ oder Straße der Dardanellen und Bosporus^ oder Straße von Konstantinopel) in Verbindung stehen; 2.) zwischen der Balkan¬ halbinsel und Italien das Adriatische und Jonische Meer, die durch die Straße von Otränto verbunden sind; 3.) den dreieckförmigen Raum zwischen Italien und seinen drei großen Inseln füllt das Tyrrhenische Meer; 4.) die große Einbuchtung im N. von Korsika heißt das Ligurische Meer. Z 75. Wie im S., so bewirkt auch im N. die Bildung von Halb¬ inseln, der Skandinavischen und der Jütischen, ein tiefes Eindringen des Meeres in die Festlandmasse. Das Mittelmeer des N. ist die Ostsee oder das Baltische Meer mit seinen drei Ausläufern: dem Bottnischen, Finnischen und Rigaer Busen. Die Einmündung großer Flüsse und die beschränkte Verbindung mit dem Ozean haben es schon fast ausgesüßt. Diese Verbindung wird durch die drei engen dänischen Meeresstraßen: den Sund* und den Großen und Kleinen Belt, bewerkstelligt; durch diese gelangt man in das Kättegatt (westlich von Jütland) und den Skagerrak (nördlich von Jütland), die schon den Vorhof des Ozeans bilden. An der atlantischen Seite Europas ist das Hauptglied die britische Inselgruppe, die zum Teile der japanischen entspricht. Durch sie werden die Nordsee und der mit ihr mittelst der Straße von Calais (kale) ver¬ bundene Kanal vom Ozean abgegliedert. * Nach der Marmara-(Marmor-) Insel. Griechisch, — Meer der Helle. b Griechisch, — Ochsenfurt. * Schwedisch, — Meerenge. 102 Die Bretagne (bretänj) ist ein ähnlicher halbinselförmiger Vor¬ sprung wie Kleinasien. Der Einschnitt des Biskayischen Meerbusens entspricht dem Levantinischen Meere im S. von Kleinasien. Z 76. In der Bod en gesta ltung Europas lassen sich drei Haupt- formen unterscheiden: der Hochlandgürtel im S., die Gebirge nördlich davon und das Tiefland. u) Der Hochlandgürtel der Alten Welt erreicht in Asien sein West¬ ende in Kleinasien und im Kaukasus (vergl. Z 49). An den Kankasns schließt sich — schon auf europäischem Boden — das Gebirge der Krim an, dann folgt aber eine große Unterbrechung durch das Schwarze und Ägäische Meer. Jenseits derselben liegt das Alpensystem. Das Alpensystem besteht aus einer Reihe zusammenhängender, langgestreckter Kettengebirge, deren Kernpunkt 1.) die eigentlichen Alpen sind; daran schließen sich 2.) die Apenninen, 3.) die Gebirge der westlichen Balkanhalbinsel, 4.) die Karpathen, die sich mit einer Umbiegung jenseits der Donau 5.) in dem Balkan fortsetzen. Ohne oberflächlichen Zusammenhang mit den Alpen stehen die Hoch¬ gebirge der Pyrenäen und der Sierra Nevada (eine Fortsetzung des Atlas), mit denen der Hochlandgürtel der Alten Welt im W. abschließt. ll) Die Gebirge im N.des Hochlandgürtels haben einen ganz anderen Charakter. Zwar gibt es darunter auch Gebirgsketten, aber diese sind viel kürzer als jene des Hochlandgürtels. Massen- und Kettengebirge, Einzel¬ berge und Plateaus wechseln miteinander in der mannigfaltigsten Weise ab. Mit Ausnahme des skandinavischen Gebirges sind alle von geringer Höhe, und man bezeichnet sie daher als Mittelgebirge. Die hieher gehörigen Gruppen sind: 1.) das polnische Gebirge, 2.) das deutsche Mittel¬ gebirge, 3.) das französische Bergland, 4.) die britischen Gebirge, 5.) das skandinavisch-finnische Gebirge. o) Zwei Drittel des Kontinents sind Tiefebene. Das sibirische und turanische Tiefland setzt sich, nur vom Ural unterbrochen, nach Rußland fort, von Rußland nach Deutschland und über die Niederlande nach Frank¬ reich bis an den Fuß der Pyrenäen. Kleinere Ebenen, sowohl Hoch- und Tiefebenen, kommen auch innerhalb des Gebirgslandes vor. Die wichtigsten Hochebenen sind: 1.) Die schweizerische und oberdeutsche am Nordrande der Alpen, 2.) die beiden kastilischen Hochebenen in Spanien. Die wichtigsten, von Gebirgen eingeschlossenen Tiefebenen liegen an den Alpenströmen: 1.) die Po-Ebene, 2.) die oberrheinische Ebene, 3.) die drei Donau-Ebenen: das Wiener Becken, die ungarische Tiefebene und die walachische Tiefebene. 103 Wenn man die Verbreitung dieser Hauptformen berücksichtigt, so scheidet sich Europa in zwei fast ganz gleiche Hälften: eine östliche (Rußland) und eine westliche (das übrige Europa). Die Osthälfte ist eine einzige ununterbrochene Tiefebene, wo nur am Rande Gebirge auf¬ treten; die Westhälfte hat neben der Ebene auch noch die beiden Hanptformen des Gebirgslandes. Die Osthälfte ist breit, wenig gegliedert, massig und er¬ innert ganz an Nordasien, dessen Fortsetzung sie ist; die Westhülfte ist schmal, in viele Halbinseln geteilt, überall dem Einflüsse des Meeres geöffnet; die Osthälfte ist das kontinentale, die Westhälfte das marine Europa; der Charakter der Osthälfte ist Einförmigkeit, der der Westhälfte Mannigfaltigkeit. H 77. Europa ist nicht, wie große Teile Asiens, durch Randgebirge vom Meere abgeschlossen. Fast überall hin haben die Seewinde freien Zutritt und können Regen und Schnee verbreiten. Nach O. nimmt mit der Entfernung vom Atlantischen Ozean der Niederschlag ab, die Osthälfte ist trockener als die Westhälfte, am trockensten in den nördlichen Gestadeländern des Schwarzen und Kaspischen Meeres (Südrußland), wo an die Stelle des Waldes die Steppe tritt. Nirgends ist es aber so trocken, daß daraus eine Wüste entstünde, und überall gibt es reichlich fließendes Wasser. Vom nördlichen Ural zieht die Hanptwasserscheide über die Kar¬ pathen, das mitteldeutsche und französische Bergland und durch die Pyrenäische Halbinsel bis zur Straße von Gibraltar. Alle Flüsse nord¬ westlich davon gehen in das Eismeer, die Ost- und Nordsee, in den Kanal und direkt in den Atlantischen Ozean; alle Flüsse südöstlich davon gehen in das Mittelländische, Schwarze und Kaspische Meer. Die größten Flüsse gehören dem letztgenannten Gebiete an. In der Osthälfte Europas ist die Anordnung der Flüsse sehr einfach. Nach NW. gehen die Petschora, Dwina und Düna, nach S. die Wolga, der Dnjepr und Dnjeftr. In der Westhälfte ist die Verteilung verwickelter. Jedes der fünf Hauptglieder (die drei südlichen Halbinseln, die britischen Inseln und Skandinavien) hat sein eigenes Flußsystem. Innerhalb des Rumpfes ist maßgebend, daß das Bergland den inneren Kern bildet, den im N. und S. Tiefland umzieht. Die Weichsel, Oder, Elbe, der Rhein, die Seine (ßän), Loire (loär) und Garonne (garön) folgen dieser Ab¬ dachung nach N. und W.; von allen diesen Flüssen kommt aber nur der Rhein aus den Alpen. Drei Flüsse machen jedoch eine Ausnahme, indem sie die Ränder der Alpen umfließen: die Donau und der Po nach O., die Rhöne (rön) nach W. und S. An Seen sind besonders drei Gegenden reich: die Alpen, die britischen Inseln und die Landstriche um die Ostsee herum. 104 Z 78. Europa ist der einzige Erdteil, der ganz außerhalb der Tropen liegt. Er erstreckt sich von 36° (Kap Tarifa) bis 71° n. B. (Nordkap); es gehört also auch nur der äußerste Nordrand der kalten Zone an. Wie Afrika der heiße, so ist Europa der gemäßigte Erdteil. Genügende Wärme und genügende Feuchtigkeit gestatten überall den Ackerbau, jedoch mit drei Ausnahmen. Die Kälte verhindert ihn im äußersten Norden und in den höchsten Gebirgsgegenden, die Trockenheit in der kaspischen Salzsteppe. Die Ausdehnung von S. nach N. ist indes doch so groß, daß daraus bedeutende Gegensätze entstehen. Es lassen sich in dieser Richtung fünf Zonen unterscheiden, deren Grenzen aber nicht genau mit Parallelkreisen zusammenfallen (s. Fig. 24). Der Grund davon liegt 1.) in der Vertei¬ lung der Gebirge (die Alpen scheiden z. B. zwei Zonen), 2.) darin, daß wir im Winter vom warmen Atlantischen Ozean durch die Westwinde viel Wärme empfangen. Daher nimmt im Winter die Temperatur von W. nach O. ab; im Sommer aber, wo das Land mehr erhitzt wird als das Wasser, ist der Osten wärmer als der Westen. 1.) In der südeuropäischen Zone, die durchschnittlich bis zum 45. Parallelkreise, im Innern der Balkanhalbinsel aber nur bis zum 40. reicht, sind mit Ausnahme der höher gelegenen Gegenden winterliche Schnee¬ fälle selten. In Rom z. B. ist es in der kältesten Zeit (Anfang Januar) so warm wie in Wien Ende März. Daher gedeiht in Südeuropa eine ganz 105 andere Pflanzenwelt als in unseren Gegenden. Immergrüne Laubbäume, wie der Lorbeer, die Myrte und Olive, geben ihr ein eigentümliches Aussehen; besonders wichtig ist der Oliven- oder Ölbaum, dessen Früchte das feinste Speiseöl liefern. Eigenartige Nadelhölzer, wie die schlanke, ernste Zypresse und die breitkronige Pinie, gesellen sich zu ihnen; in den südlichsten Gegenden ist auch schon die Zwergpalme heimisch. Die sommer¬ liche Hitze erzeugt feurige Weine und die köstlichen Südfrüchte: Feigen, Zitronen, Orangen (orangschen), Mandeln und Johannisbrot; die Kastanien¬ bäume liefern ebenfalls ein beliebtes Nahrungsmittel, der Maulbeerbaum ernährt die Seidenraupe. Weizen, Mais und Reis find die Haupt¬ nahrungspflanzen. 2. ) In der südlichen Mittelzone (zirka 45. bis 50. Parallelkreis) verschwinden die immergrünen Lanbbäume und die Südfrüchte, aber Wein wird noch mit Erfolg gebaut, der Mais kommt noch zur Reife, neben Weizen stellt sich schon Roggen als eine Hauptbrotfrucht ein. Die Wälder bestehen aus sommergrünen Laubbäumen und Nadelhölzern. 3. ) Die nördliche Mittelzone (zirka 50. bis 60. Parallelkreis) hat dieselben Pflanzen, nur Wein und Mais fehlen. Der Weizen tritt mehr zurück, der Roggen wird das Hauptgetreide. 4. ) In der nördlichen Zone (zirka 60. Parallel- bis zum Polar¬ kreis) ist auch der Weizen und unser gewöhnlicher Obstbaum verschwunden. Von den Getreidearten bleiben nur noch Roggen, Gerste und Hafer zurück. Die Wälder bestehen aus Nadelholz. 5. ) In der polaren Zone (jenseits des Polarkreises) fehlt Wald und Ackerbau. Die größte Fläche nimmt die nördliche Mittelzone, die kleinste die polare Zone ein. ALkgernsine Hlberfrcht der Ionen. - Darunter sind unsere gewöhnlichen Obstbäume, wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschken rc., verstanden. 106 Dir Bevölkerung. Z 79. Von den 392 Millionen Menschen, die Europa bewohnen, gehören etwa 370 der kaukasischen Rasse, und zwar (mit Ausnahme der Basken) dem indo-europäischen Sprachstamme an. Unter diesen sind wieder die eigentlichen Beherrscher Europas die Romanen, Germanen und Slawen, welche sich in den Tälern der Alpen berühren. Die Romanen nehmen den Südwesten, die Germanen die Mitte und den Norden, die Slawen den Osten ein. AbsrsicHt der Wölker Europas. I. Mittelländische Rasse; indo-europäischer Sprachssamm. 1.) Romanen, 2.) Germanen, 3.) Slawen, 4.) Kelten, 5.) Griechen, 6.) Albanesen, и) Italiener, u) Deutsche, s) Russen, a.) Galen (Iren b) Spanier, b) Skandinavier, d) Polen, und Hoch¬ es Portugiesen, (Schweden, es Tschechenund schotten), cl) Franzosen, Norweger und Slowaken, d) Walliser, s) Rumänen, Dänen), äs Kroaten und es Bretonen. к) Ladiner. es Engländer. Serben, s) Slowenen, k) Bulgaren, z) Sorben. 7.) Letten, s.) Litauer, b) Kurländer, es Livländer. (Basken.) 1.) Der finnische Stamm, II. Mongolische Kasse. 2.) der türkische Stamm, s.) Finnen, d) Esten, e) Lappen, äs die kleinen Stämme am Ural, s) Magyaren (madjären). a) Baschkiren, t>) Kirgisen, e) Türken. 3.) Kalmücken (mongolischer Stamm), 4.) Samojeden. Z 80. Diese drei Hauptstämme haben nicht von jeher ihre gegen¬ wärtigen Wohnsitze innegehabt. Von der ehemaligen Bevölkerung haben sich aber nur wenige Reste rein erhalten, die meisten haben sich mit den Römern, die im Altertnme Süd- und Westeuropa beherrschten, und mit den Germanen und Slawen, die immer weiter von Osten nach Westen vorrückten, vermischt und dabei ihre Sprache aufgegeben oder sind völlig verdrängt worden. Von den ehemaligen Völkern kaukasischer Rasse sind be¬ sonders wichtig: 1.) Die Jb erer, die Bewohner derPyrenäischen Halbinsel, von denen sich nur noch ein kleiner Rest in schwer zugänglichen Tälern der Pyrenäen erhalten hat (Basken); die übrigen wurden romanisiert, und auf der Grundlage der lateinischen Sprache bildeten sich die spanische und 107 vortugiesische Sprache. 2.) Die Kelten bewohnten einst ganz Frankreich bis an den Rhein, die Alpen und die britischen Inseln. Nur in einigen Gegenden des äußersten Westens leben noch die alten keltischen Sprachen fort, aber immer mehr und mehr verschwindend. Im alten Gallien wurden sie romanisiert (französische Sprache), in den Alpen von Germanen und Slawen, auf den britischen Inseln von Germanen verdrängt. 3.) Die Dazier wurden gleichfalls romanisiert (rumänische Sprache). Ein ähnliches Schicksal hatten die Finnen, die zur mongolischen Rasse gehören, im Norden Europas; auch sie wurden teils von den Germanen, teils von den Slawen znrückgedrängt, teils vermischten sie sich mit ihnen und büßten dabei ihre Sprache ein, und nur in den von der Natur wenig begünstigten Gegenden haben sie sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Das Volksbild Europas hat sich also seit dem Altertum wesentlich geändert, und zwar 1.) durch die Ausbreitung des römischen Reiches und die daran sich knüpfende Romanisierung fremder Völker (die romanischen Sprachen sind Töchter der lateinischen Sprache); 2.) durch die Wande¬ rungen der Germanen und Slawen nach W., S. und N. Au der Grenze der Germanen und Slawen fanden im Mittelalter ebenfalls wichtige Ver¬ schiebungen statt. Von viel geringerer Bedeutung waren aber 3.) die späteren Einwanderungen mongolischer Völker nach Rußland, Ungarn (Magyaren smadjärens) und in die Balkänhalbinsel (Türken), wenn sie auch zeitweise in der Geschichte eine große Rolle gespielt haben. H 81. Daß die europäischen Völker die höchste Kulturstufe einnehmen, welche die Geschichte bisher kennt, und daß sie mittelst dieser Kultur die Herren der Erde wurden, verdanken sie zum großen Teile günstigen Naturverhältnissen. 1. ) Klima und Boden eignen sich fast überall für den Ackerbau. Nomaden gibt es nur im äußersten Südosten (Steppe am Kaspisee) und äußersten Norden (polare Zone). Von diesen geringfügigen Ausnahmen abgesehen, sind alle europäischen Völker ansässig und wohnen dichter gedrängt, als es durchschnittlich in anderen Erdteilen stattfindet (vergl. 8 24), in geordneten Staaten. Die größere Dichtigkeit der Bevöl¬ kerung führte zur Teilung der Arbeit; von der Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht) trennten sich Bergbau, Gewerbe und Handel als selb¬ ständige Erwerbszweige, die hauptsächlich in den Städten Pflege fanden. 2. ) Der Reichtum vieler Gegenden an Kohle und Eisen rief seit der Einführung der Dampfmaschine in der zweiten Hälfte des 18. Jahr¬ hunderts, besonders aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 108 eine großartige Entwickelung des Gewerbewesens zur Fabriksindustrie hervor. Nur die Vereinigten Staaten in Nordamerika können hierin mit Europa wetteisern, aber trotzdem ist Europa der große Fabriks-Erdteil, der den größten Teil der Menschheit mit Industrie-Erzeugnissen, wie Baum- woll-, Schafwoll- und Seidenstoffen, Eisenwaren usw., versorgt. 3. ) Das förderte wieder Handel und Schiffahrt. Europa fehlt nur Eines: die tropischen Naturerzeugnisse, und dieser Mangel führte die Europäer zunächst in die fremden Erdteile; in neuester Zeit bedarf es aber nicht bloß tropischer Genußmittel (z. B. Kaffee) und Rohstoffe für seine Fabriken (z.B. Baumwolle), sondern auch Erzeugnisse kälterer Gegenden, wie Getreide, da viele Gegenden Europas die wachsende Zahl ihrer Bewohner nicht mehr ernähren können. Der auswärtige Handel Europas besteht im wesentlichen in einem Umtausche seiner industriellen Erzeugnisse gegen fremde Naturprodukte. Er hätte aber keinen so großen Aufschwung genommen, wenn Europa nicht durch eine großartige Küstenentwickelung begünstigt wäre. Auch dem Verkehre zwischen den ein¬ zelnen Völkern Europas stehen keine großen Hindernisse entgegen, denn unser Erdteil besitzt weder ausgedehnte Hochländer mit Randgebirgen wie Asten, noch Wüsten wie Afrika und Asien. Der innere Handel wird heutzutage teils durch Seeschiffahrt, teils durch Eisenbahnen ver¬ mittelt. 4. ) Mit der Entwickelung des Handels steht die Kolonisation in innigem Zusammenhänge. Die Europäer besuchten nicht nur zeitweise fremde Gegenden, sondern ließen sich auch dort nieder. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, wo Amerika und der Seeweg nach Indien (um Afrika herum) entdeckt wurden, beginnt die Ausbreitung der europäischen Macht über die ganze Erde. Die am Ozean lebenden Völker, zuerst die Spanier und Portugiesen, später die Franzosen und Niederländer, zuletzt die Engländer, gründeten große Kolonialreiche jenseits des Ozeans. Amerika und Australien wurden gänzlich europäisiert, in Asien nahmen Russen und Engländer große Länderräume in Besitz, Afrika wurde in den letzten Jahrzehnten unter die europäischen Staaten aufgeteilt. 5. ) Aber nicht bloß in denjenigen Tätigkeiten, die auf die Er¬ reichung materieller Güter gerichtet sind, sondern auch in Wissenschaft und Kunst haben es die Europäer weiter gebracht als die Kulturvölker Asiens. In der heißen Zone erschlafft der Mensch durch Wärme und Überfülle der Naturgaben, in der kalten Zone ringt er mit des Lebens Notdurft und wird gegen geistige Genüsse abgestumpft; nur das Klima der gemäßigten Zone regt den Menschen zu unausgesetzter Tätigkeit an, indeni sie Arbeit von ihm fordert, aber sie auch lohnt. Ebenso fördernd 109 wirkte die Leichtigkeit des Verkehrs zu Wasser und zu Lande, denn nur dadurch werden Ideen weit verbreitet und kann ein Volk von dem anderen lernen. Die europäische Kultur ging vom Mittelmeer aus, wo die Schiff¬ fahrt zuerst sich entwickelt hat. Aus Ägypten und Vorderasien (Kulturreiche am Euphrat und Tigris, Phönizien) kam sie nach Griechenland, von Griechenland nach Italien, und die Römer vermittelten sie dem Westen. Unter dem Einflüsse des Christentums, das sich im Gefolge der griechisch- römischen Bildung über Europa verbreitete, wurden auch die Germanen und Slawen der Kultur zugeführt. Z 82. Europa ist der christliche Erdteil; die Zahl der Juden, der Mohammedaner und Heiden beläuft sich auf ungefähr 10 Millionen. Romanen und Germanen erhielten ihre Religion von Rom (katholische Kirche), die meisten Slawen von Konstantinopel (griechische Kirche). Inner¬ halb der katholischen Kirche bewirkte die Reformation im 16. Jahrhundert eine tiefgreifende Spaltung und die Gründung neuer Kirchen, die wir unter dem Namen Protestantismus zusammenfassen. So ist das christliche Europa jetzt dreigeteilt: der Katholizismus herrscht über die Romanen (mit Ausnahme der griechischen Rumänen), über die Südhälfte der Deutschen und einige slawische Stämme (Polen, Tschechen, Kroaten, Slowenen); zum Protestantismus bekennt sich der größte Teil der Germanen (mit der schon erwähnten Ausnahme), zur griechischen Kirche, die sich selbst die orthodoxe, d. h. rechtgläubige, nennt, die meisten Slawen, die Rumänen und Griechen. Man zählt ungefähr: Katholiken 175 Mill. Protestanten. 98 » Griechen. 97 » Z 83. Die vorherrschende Staatsform ist die erbliche Monarchie. Die Monarchen führen verschiedene Namen: Kaiser, König, Großherzog, Herzog, Fürst. Von den 18 größeren Staaten sind: 2 absolute Monarchien, in denen der Monarch allein die ganze Gewalt ausübt: das Kaisertum Rußland und das türkische Reich; 14 konstitutionelle Monarchien, in denen der Monarch in bezug auf die Gesetzgebung an die Zustimmung der gewählten Vertreter des Volkes (in Österreich Reichsrat und Landtag) gebunden ist: die österreichisch-ungarische Monarchie (Kaisertum), das Deutsche Reich (Kaiser¬ tum, zerfallend in mehrere Staaten), die Königreiche: Rumänien, Serbien, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland und Belgien; 2 Republiken: Frankreich und die Schweiz. 110 Aus diesen 18 Staaten ragen t> durch Ausdehnung und Volkszahl besonders hervor: Rußland, das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Frank¬ reich, Großbritannien und Italien. Man nennt sie daher Großmächte; sie leiten die Geschicke unseres Erdteiles. UslLtivs LsvölUsrung-. Ldsolrrts LevÄIcsrungs. Fig. 25. Graphische Darstellung der Bevölkerung dec euro ,ätschen Staaten. Die Dalkänhalbinsel. (N. B. und ö.L.) Fiume 45'/,, 32 (14'/-); Skutari 42, 37 (19'/,); Kap Mä- tapan 36'/,, 40(22'/,); Olymp 40, 40 (22'/,); Eingang in die Dardanellen 40, 44 (28'/,); Donaumündung 45, 47 (29'/,). Z 84. Die Balkänhalbinsel, der eine Pseiler der Brücke zwischen Europa und Vorderasien (wie Kleinasien der andere), hängt mit seiner Breitseite mit dem Festlande zusammen. An zwei Stellen streichen die Gebirge des Festlandes (Alpen und Karpathen) nach der Halbinsel hinüber, sonst begrenzen sie im N. die Ebenen der Donau und Save. Mit wenig abnehmender Breite überschreitet die Halbinsel den 41. Parallelkreis, nm dann plötzlich auf die Hälfte verschmälert zu werden. An die Stelle der anderen Hälfte tritt das Ägäische Meer, das nach S. hin durch einen Jnselbogen mit dem Mittelstück Kreta abgeschlossen ist. Nirgends ist die Küstenentwickelung günstiger als im Umkreise des Ägäischen Meeres, das man mit Recht auch das griechische Meer nennt, weil es in seinem 111 ganzen Umkreise, im Altertums wie heutzutage, von Griechen nmwohnt wird. Nirgends ist die Zahl der Halbinseln, Buchten und Inseln im Vergleiche zum Raume größer als hier. Die Balkanhalbinsel zerfällt also in einen breiten Nord- und einen schmalen Südteil. Der letztere teilt sich aber wieder, indem die Golfe von Patras und Korinth von dem Golf von Ägina nur durch den schmalen Isthmus getrennt sind. Diese Landenge ist jetzt durch den Kanal von Korinth durchbrochen, so daß der Peloponnes (Pelopsinsel), auch Morea genannt, mit der eigentlichen Halbinsel nicht mehr zusammenhüngt. Ein kleines Seitenstück zum griechischen Südteile ist die dreifingerige Halbinsel Chalkidike. Z 85. Die Halbinsel ist fast durchaus mit Gebirgen erfüllt, und Ebenen kommen nur in geringer Ausdehnung teils an den Küsten (Flu߬ anschwemmungen), teils innerhalb des Gebirges in Einsenkungen vor. Die Hauptwasserscheide verläuft in der Hauptrichtung der Halbinsel von den Ausläufern der Alpen bis zum Schar-Daghsi einem der höchsten Berge der ganzen Halbinsel, von NW. nach SO., dann (ent¬ sprechend der Knickung der Westseite) mehr von N. nach S. bis an den Golf von Korinth. Alle Flüsse westlich davon fließen in das Adriatische und Jonische Meer. Vom Schar-Dagh zweigt sich eine andere Wasserscheide ab, welche von W. nach O. bis zum Schwarzen Meere verläuft und die Zuflüsse der Donau von denen des Ägäischen Meeres trennt. Wir haben also eine dreifache Adachung und dreierlei Flußgebiete: 1.) Das adriatisch-jonische hat nur wenig bedeutende Flüsse, unter denen die albanesische Drina der größte ist, ist von hohen, waldarmen Gebirgen erfüllt, hat nur einige Küstenebeuen und eine verhältnismäßig wenig gegliederte Küste. 2.) Das Donaugebiet ist das kontinentale, es ist im S. gebirgig und geht im N. in die Flußebenen der Save und Donau über. Die serbische Drina mit dem Lim, die Mörawa, bestehend aus der bulgarischen und serbischen Morawa mit dem Ibar, und der Isker sind die bedeutendsten Flüsse dieses Gebietes. 3.) Das ägäische Gebiet mit der Maritza (alt: Hebros), Struma (alt: Strymon), dem Wardar (alt: Axios) und der Salämbria (alt: Peneus) ist das weitaus begünstigste, einerseits durch eine reiche Küstenentwickelung, anderseits durch das Vorkommen größerer bergumschlossener Ebenen, wodurch es in eine Reihe selbständiger Landschaften zersplittert wird. 8 86. Vom Adriatischen Meere bis zu den Tälern der Struma und bulgarischen Morawa ist das ganze Land mit Gebirgen erfüllt, deren l ÜÄZU türkisch, — Gebirge. 112 Richtung vorherrschend von NW. nach SO. geht. Man ersieht dies schon aus der Richtung der paarweise angeordneten Haupttäler, die aber nach verschiedenen Richtungen verlaufen. Das westliche Paar wird gebildet durch die Täler der serbischen Drina und des Lim auf der Donauseite und durch die Täler des Weißen und des Schwarzen Drin, die sich dann zur albanesischen Drina vereinigen. Das mittlere Paar besteht aus den Tälern des Ibar und des Wardar, das östliche ans den Tälern der bulgarischen Mornwa und der Struma. Die Gipfelhöhen übersteigen nur selten 2000 m (Schar-Dagh 2600 m). Die Haupttäler sind breit; einige Einsenkungen werden von Seen eingenommen (Ochrida-, Skutarisee u. a.); manche Seen sind ausgefüllt und bilden nun Talkessel, wie z. B. das Amselfeld, wo einst die Serben von den Türken geschlagen wurden. Einen zusammenfassenden Namen haben diese Gebirge nicht, sie werden meist nach den Landschaften als mazedonisches, albanisches Gebirge usw. benannt. Jenseits des östlichen Talpaares Morawa-Struma herrscht die Richtung W.-O. vor. Als Fortsetzung der Karpathen zieht ein geschlossenes Gebirge, vom Timok ab Balkan^ genannt, in einem Bogen um die bulgarische Hochebene herum von der Donau bis zum Schwarzen Meere. In der Mitte erreicht es seine höchste Höhe in 2400 m und sinkt dann rasch nach O.zu. Die Pässe (wichtigster der Schipka) liegen im mittleren Teile durchschnittlich 1300 m hoch, daher bildet der Balkan eine wirksame Maner zwischen dem Donau- und dem ägäischen Gebiete, die aber vom Isker in einem schmalen Tale durchbrochen wird. Wito sch und Rilo-Dagh verbinden den Balkan mit dem Rhödope^-Gebirge (alle drei über 2000m sich erhebend). An den Küsten des Schwarzen und Marmarameeres erheben sich niedere Gebirge. Diese schachbrettartig angeordneten Gebirge umschließen die Talebenen der Maritza, die durch das Aneinanderrücken des Rhödope-und Küsten¬ gebirges oberhalb Adrianopels abgeschnürt sind. Dieses Gebirgsviereck hieß im Altertume Thrazien. Dieselbe Bildung wiederholt sich in Thessalien. Von dem wasser¬ scheidenden Gebirge, das hier Pindus heißt, ziehen ostwärts zwei Gebirgs¬ züge: das Kambunische Gebirge im N., das mit dem griechischen Göttersitze Olhmpb (nahezu 3000 m) endet, und der Othrys im S., an der Küste erheben sich Ossa und Pelion, und dieses Gebirgsviereck umschließt die beiden Ebenen des Peneus (Salambria), der durch das herrliche Tempetal ins Meer entschlüpft. i Türkisch, — Gebirge. Griechisch, — Rosengebirge. 3 Griechisch, — der Leuchtende, weil größtenteils mit Schnee ledeckt. 113 In kleinstem Maßstabe finden wir nochmals eine Beckenbildung im Tale des Kephissos, der in den jetzt trockengelegten Kopaissee mündet. An den Öta, der mit dem Pindus zusammenhängt, schließen sich an der einen Seite die Bergmassen des Parnaß (Sitz Apollos und der Mnsen) und Helikon, auf der anderen das Küstengebirge; im S. bilden Kithäron und Parnes die Grenzen gegen Attika. So umziehen das Ägäische Meer eine Reihe abgeschlossener Landschaften, aus zentralen Ebenen mit Gebirgsrändern umgeben, und nur Mazedonien (zwischen dem Rhödope- und Kambunischen Gebirge) macht davon eine Ausnahme. Auch der Peloponnes ist ein Bergland. Vom arkadischen Hochlande gehen nach S. und O. Bergzüge aus, zwischen denen das Meer tief in das Land eindringt und damit eine zackige Gestaltung hervorruft. Das höchste dieser Gebirge ist der Tay geto s (bis 2400 in), der sich trotz seiner südlichen Lage noch jeden Winter mit einem Schneemantel umhüllt. Z 87. Der Gegensatz der breiten Nord- und schmalen Südhälfte kommt auch darin zum Ausdrucke, daß nur die letztere der Südzone angehört, von der ersteren aber nur die Küstenstriche. Z 88. Heutzutage teilen sich vier Völker in den Besitz des Landes: 1.) Die Serben bewohnen den Nordwesten vom Morawagebiete bis an das Adriatische Meer; 2.) die Bulgaren den ganzen Osten von der Donau bis iu die Nähe des ägäischen Nordgestades; 3.) die Albanier die adriatische Abdachung vom Quellgebiete des Weißen Drin bis nahezu zum 40. Parallelkreise; 4.) die Griechen die ganze Südhälfte, die Nord¬ küste des Ägäischen Meeres bis nach Konstantinopel und die Inseln. Die einstigen Herren des Landes, die Türken, leben meist nur zerstreut als Grundbesitzer und in den Städten des griechischen und bulgarischen Landes. Aus den abgefallenen Provinzen werden sie immer mehr verdrängt und ihre Zahl ist sichtlich in Abnahme begriffen. Die griechische Kirche ist die herrschende. Mohammedaner sind die Türken und ein Teil der Albanier; die Zahl der slawischen Mohammedaner ist gering. Die älteste Bevölkerung der Halbinsel war durchaus indo-europäisch: Thrazier im Maritzagebiete, Griechen in Griechenland und auf den Inseln, Illyrier im nördlichen und westlichen Teile der Halbinsel; ihre Nachkommen sind die Albanier. Bei der Teilung des römischen Reiches kam die Halbinsel an das oströmische Reich niit dem Kaisersitze Konstantinopel. Seit dem 5. Jahrhunderte begannen die Ein¬ wanderungen der Slawen und der mongolischen Bulgaren, die aber in der Folge die slawische Sprache annahmen. Auch in Griechenland mischte sich die Urbevölkerung stark mit slawischen Einwanderern, behielt aber ihre ursprüngliche Sprache bei. Tie Slawen machten sich bald von den Kaisern zu Konstantinopel unabhängig und gründeten das serbische und bulgarische Reich. Supan, Geographie. 11. Aufl. 8 114 Die zweite Periode begann 1353, als sich die Türken (Osmanen) auf der Landzunge von Gallipoli festsetzten. Bald hatten sie die ganze Halbinsel erobert, 1453 fiel Konstantinopel; ein großer Teil von Ungarn, Rumänien, das südliche Rußland mußte sich dem Halbmonde beugen. Aber seit dem Ende des 17. Jahrhunderts sank ihre kriegerische Macht stetig. Sie behandelten alle unterworfenen Christen als rechtlose Rajah (radscha, d. h. Herde) nnd dies hatte fortwährende Aufstände zur Folge. 1829 lösten sich Griechenland und Serbien, 1856 Rumänien, 1878 Bulgarien los, und Österreich- Ungarn übernahm gleichzeitig die Verwaltung der Provinzen Bosnien und Herzegowina. 1898 wurde Kreta eine selbständige Provinz. Z 89. Obwohl der Boden fruchtbar und das Klima günstig ist, gehört die Balkanhalbinsel doch zu den vernachlässigsten Gebieten Europas. Seit Beginn des Mittelalters wurde hier fast fortwährend gekämpft, und unter der Türkenherrschaft hat die allgemeine Unsicherheit, die Aufstände der Rajah und die Trägheit der türkischen Herren jeden Aufschwung ver¬ hindert, aber jetzt zeigt sich überall eine Wendung zum Bessern, haupt¬ sächlich in den christlichen Staaten. Der Slawe (Bulgare und Serbe) ist vor allem Landwirt, der Grieche wie im Altertum Kaufmann und Seefahrer. Nur in der Industrie stehen die Balkanstaaten noch immer auf einer tiefen Stufe und sind ganz vom übrigen Europa abhängig. Ihr auswärtiger Handel besteht vorzugsweise in einem Austausche von Naturerzeugnissen gegen Fabrikate. Früher waren sie fast nur zur See zugänglich, in jüngster Zeit durchschneiden aber zwei wichtige Eisen¬ bahnlinien die Nordhälfte der Halbinsel. Von Belgrad, wo der An¬ schluß an das mitteleuropäische Eisenbahnnetz (Wien) stattfindet, geht die Bahn durch das Morawatal bis Nisch, wo sie sich teilt: der eine Arm führt durch das Maritzatal nach Konstantinopel, der andere durch das Wardartal nach Saloniki. Z 90. Auf der Halbinsel samt den dazugehörigen Inseln bestehen jetzt 1.) vier unabhängige Staaten (Türkei, Serbien, Montenegro und Griechenland), 2.) ein türkischer Vasallenstaat (d. h. unter der Oberhoheit der Türkei stehend, Bulgarien), 3.) eine selbständige türkische Provinz (Kreta), 4.) zwei türkische Provinzen, die von Österreich-Ungarn verwaltet werden (Bosnien-Herzegowina) und 5.) eine österreichische Provinz (Dalmatien). Dalmatien, Bosnien und die Herzegowina werden bei Österreich-Ungarn besprochen werden. 115 Z 91. Die Türkei, der einzige nichtchristliche Staat Europas, bildet mit den asiatischen und afrikanischen Besitzungen ein einziges Reich von 3 Mill, und 24 Mill. Einwohnern. Der Sultän ist nicht nur weltlicher Beherrscher des Reiches, sondern auch geistliches Oberhaupt der sunitischen Mohammedaner (vergl. Z 50). Der ägäische Teil des Reiches heißt Rumelien^. Auf der östlichsten Halbinsel liegt die Hauptstadt des Reiches, Konstantinopels die größte Stadt Südeuropas, wegen ihrer Lage an der Grenze zweier Erdteile eine der wichtigsten Städte Europas. Die Vorteile dieser ausgezeichneten Lage haben schon die alten Griechen, welche im 7. Jahrhunderte vor Christus die Stadt Byzanz hier anlegten, erkannt, denn Kon¬ stantinopel ist nicht bloß als Kreuzungspunkt zweier großer Handelsstraßen (von Asien nach Europa uud vom Schwarzen zum Ägäischen Meere) von hervorragender Bedeutung, sondern besitzt auch in seiner Bucht, das Goldene Horn genannt, einen der besten Häfen der Erde, der den größten Flotten sicheren Zugang und Schutz vor allen Winden gewährt. Im N. dieser Bucht liegen die beiden Frankenstädte ° Pera und Gälata, auf der Südseite das eigentliche Konstantinopel, auf sieben Hügeln sich erhebend (daher Nen-Rom genannt), und an der Spitze der südlichen Halbinsel das Serail, die Residenz des Sultans, eine Stadt für sich. Amphitheatralisch steigt die Stadt von der Küste empor, mit ihren Moscheen und Minaretts den herrlichsten Anblick gewährend, während der reich belebte Hafen den prächtigen Vordergrund bildet. Das schönste Bauwerk ist die Aja Sofia, eine christliche Kirche, aus den glänzendsten Zeiten des byzantinischen Kaiserreiches stammend, jetzt in eine Moschee umgewandelt. — Zahlreiche Festungswerke sind zu beiden Seiten des Bosporus angebracht, um einen Angriff auf die Stadt von der Seeseite her zu verhindern, während sie auf der Nordseite durch eine dreifache Mauer geschützt ist. Wie Konstantinopel die eine Pforte in das Schwarze Meer beherrscht, so die Dardanellen, je drei feste Schlösser auf der asiatischen Seite und auf der Halbinsel von Gallipoli, die andere Pforte (den Hellespont, Straße der Dardanellen). In der fruchtbaren Ebene der Maritza liegt an der Einmündung der Tundscha in die Maritza Adrianopel^, vor der Eroberung Kon¬ stantinopels die Residenz der Sultane. Hier vereinigen sich die Haupt¬ straßen nach Konstantinopel, die von Serbien (Eisenbahn) und die über den Balkan. Den westlichen Teil Rumeliens bildet das Bergland Mazedonien. Saloniki am Ende der Wardarstraße ist die zweite Seestadt der Türkei. Am östlichsten Ende Chalkidikes erhebt sich der Berg Athos, seit alters her von griechischen Mönchen bewohnt, deren Klöster große Schätze alter Handschriften bergen. r Rumelier (Oströmer) wurden die Griechen von den Türken genannt. Nach Konstantin d. Gr. benannt. ° Franken heißen in der Levante alle fremden Europäer. 4 Nach Kaiser Hadrian benannt. 8* 116 Der adriatische Teil der Türkei ist Albanien, eine natürliche Festung, von drei Seiten von Gebirgen umwallt, von der Seeseite durch seichte Gewässer oder Klippen geschützt, im Innern von steilen, wild zerklüfteten Gebirgen erfüllt. Daher konnten die Bewohner bis auf den heutigen Tag ihre fast vollständige Unabhängigkeit bewahren, blieben aber auch, weil abgesperrt vom Weltverkehre, ein halbbarbarisches Volk, dessen teuerstes Besitztum die Waffen und dessen Freude der Kampf ist. In der zentralen Ebene von Niederalbanien oder Epirus^ liegt am Acherusischen See Janina an der Stelle des einst berühmten Dodona. Der Hauptort Oberalbaniens ist Skutäri am gleichnamigen See. Die größte Insel der europäischen Türkei, Kreta (oder Kandia), wird in ihrer Längsrichtung von einer Gebirgskette durchzogen, deren höchster Punkt der Berg Ida (2400 m) ist. Nur die Europa zugekehrte Nordküste ist buchtenreich, daher hier die Hauptstadt Kandia. Jetzt ist Kreta eine selbständige Provinz unter christlicher Verwaltung. 8 92. Bulgarien ist nicht nur ein fruchtbares Land, das viel Getreide ausführt, sondern besitzt auch eine einheimische Hausindustrie, die in Teppichweberei und in der Bereitung von Rosenöl Anerkennenswertes leistet. Das eigentliche Bulgarien erstreckt sich vom Balkan zur Donau. Die Hochebene, die sich an den Balkan anschließt, geht langsam in das Donau-Tiefland über und wird von tiefen Tälern durchfurcht, durch welche viele kleine Flüsse der Donau zueilen. Der wichtigste Ort an der Donau ist Rustschuk, Warna ist der Haupthafen am Schwarzen Meere, die Festung Sch um la bewacht die Balkanübergänge. Nur am Isker erstreckt sich das eigentliche Bulgarien auf die Südseite des Balkans; hier liegt die Hauptstadt Sofia in einem weiten Talbecken am Fuße des Witosch. Unter Ostrumelien versteht man das zum Fürstentume gehörige Maritzaland. Der Hauptort des oberen Maritzabeckeus ist Philip popele Z 93. Serbien, zwischen dem Timok und der (serbischen) Drina gelegen, umfaßt das Gebiet der Morawa. Der größere südliche Teil ist Gebirgsland, der Norden geht allmählich in die fruchtbaren Ebenen an der Save und Donau über. Ackerbau und Viehzucht, besonders Schweine¬ zucht, sind die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Außer der Schweiz ist Serbien der einzige größere Staat Europas ohne Meeresgrenzen. Der ganze Verkehr geht über Ungarn. Die Hauptstadt Belgrad liegt unmittel¬ bar an der Grenze, an dem Zusammenflüsse von Save und Donau, über die sich auf hohem Felsen die altberühmte Festung erhebt. Die zweite Stadt ist Ni sch (Eisenbahnknotenpunkt, s. Z 89). i Griechisch, — Festland (im Gegensätze zu den benachbarten Inseln). Nach dem mazedonischen König Philipp II. benannt. 117 § 94. Montenegro (italienische Übersetzung von Cernagora szernagöraj, d. h. Schwarze Berge) ist ein schwer zugängliches kleines Berg¬ land, in dem seit dem Eindringen der Türken serbische Flüchtlinge in fort¬ währendem Kampfe mit dem Erbfeinde ihre Freiheit behauptet haben. Das Land ist arm, die Bewohner sind rauh und kriegerisch. Erst seit 1878 haben sie Anteil an der tiefgelegenen Ebene am Skutärisee und Zugang zum Meere. Der Hauptort ist Cetinje. ß 95. Griechenland, von einem Könige aus der dänischen Dynastie regiert, ist der einzige Staat der Halbinsel, der ganz in der süd¬ europäischen Zone liegt. Aber seine gebirgige Natur bewirkt, daß auch hier viele Gegenden wegen ihrer hohen Lage ein verhältnismäßig rauhes Klima haben. Der Ackerbau hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die vor¬ herrschende Ziegenzucht bedroht die letzten Reste des Waldes. Die Oliven- und die Weinkultur sind am einträglichsten; das Hauptprodukt sind die Korinthen (getrocknete Trauben einer kernlosen Spielart). Von allen Völkern der Halbinsel zeichnen sich die Griechen durch allgemein ver¬ breitete Volksbildung aus und sind in dieser Beziehung wie in Handel und Schiffahrt würdige Nachkommen der alten Hellenen. Durch die unter gleicher Breite tief eindringenden Meerbusen von Arta und Lamia wird Nord- von Mittelgriechenland getrennt. Thessaliens Ebene mit dem Hauptorte Larissa ist auch heute noch die Kornkammer des Landes. Der Westen ist wie in Albanien unfruchtbar und arm an Häfen und war schon im Altertum von einem halbbarbarischen Volke bewohnt; die begünstigsten Gegenden liegen im O., und wie im Alter¬ tum, so ist auch heute die Landschaft Attika der politische Mittelpunkt Griechenlands. Die Bergzüge Kithäron und Parne s schließen es vom übrigen Mittelgriechenland ab, nach den übrigen Seiten begrenzt es das Meer. Aus der Ebene erheben sich die drei Berggruppen: der marmorreiche Pentelikon, der honigreiche Hymettos und das silberreiche Laurion. Um einen isolierten Felsen, der einst die Akropolis trug, breitet sich die Hauptstadt Griechenlands, Athen, aus, durch ihre Universität auch der geistige Mittelpunkt des Landes. Ihre Hafenstadt ist, wie im Altertume, der Piräus. Im Peloponnes haben die berühmten Städte des Altertums: Korinth, Argos, Sparta am Eurotas, alle ihre Bedeutung verloren. Der Haupthafen ist jetzt Patras am Golf gl. N., der Mittelpunkt des Handels mit Korinthen, die vorzugsweise im nördlichen und nordwestlichen Pelo¬ ponnes (Achaia und Elis) kultiviert werden. Die größte griechische Insel im Ägäischen Meere ist Euböa, durch den schmalen Euripus vom Festlande getrennt. Nördlich davon liegt die 118 Gruppe der nördlichen Sp orad en (im Gegensätze zu den südlichen Sporaden an der kleinasiatischen Küste). Als Fortsetzungen von Euböa, Attika und der Halbinsel Argolis verlaufen nach SO. die Jnselreihen der Kykladen, von einem außerordentlich seetüchtigen Volke bewohnt. Der Schiffsverkehr konzentriert sich jetzt in Hermü polis auf Syra, das fast genau in der Mitte des Ägäischen Meeres liegt. Santorin ist einer der wenigen noch tätigen Vulkane Europas. Die an der Westküste liegenden Jonischen Inseln übertreffen die Kykladen an Größe und Fruchtbarkeit. Die wichtigste, Korfu oder Kerkyra, liegt weit im N. an der albanischen Küste; Leukas, Kepha- lönia, Ithaka, die Heimat des Odysseus, und Zakynthos (oder Zante), die «Blume der Levante», bilden einen flachen Bogen, der den Eingang in den Golf von Patras behütet. StLötetafel. Konstantinopel 940 Tausend Einwohner, Saloniki.100 » » Athen.110 » » Belgrad.70 » » Sofia..70 » » Italien. (N. B. und ö. L.) Nizza 43'/^, 25 (7); Nordende des Golfes von Triest 45-/4, 31V» (13'/-); Venedig 45'/-, 30 (Id'/-), Rom 42, 30 (12^), Straße von Messina 38, 33V« (I0V2); Malta 36, 32 (14'/-); Kap di Leuca 39-/4, 36 (18'/,). Z 96. Im Gegensätze zur Balkanhalbinsel ist Italien, die Apenni- nische Halbinsel, ebenso wie die Pyrenäische vom Festlande durch ein Hoch¬ gebirge (Alpen) abgeschlossen. Doch hat dieses wegen seiner Zugänglichkeit Italien nie vor feindlichen Angriffen aus dem Norden zu schützen vermocht, und wird jetzt von vier Eisenbahnen durchkreuzt: der Mont Cenisbahn (mongßeni) von Frankreich her, der St. Gotthardbahn von der Schweiz, der Brenner- und der Pontebbabahn von Österreich her. Die Alpen setzen sich ohne Unterbrechung in den Apenninen fort, die die eigentliche Halb¬ insel bilden. Innerhalb des Gebirgsbogens liegt die Tiefebene des Po, eine ausgefüllte Bucht des Adriatischen Meeres. Von den beiden anderen südeuropäischen Halbinseln unterscheidet sich die Apenninische durch ihre gleich¬ mäßige schlanke Gestalt. Im S. teilt sie sich in zwei Halbinseln, die durch den Golf von Taranto getrennt sind; die westliche setzt sich in der Insel Sizilien fort, die auf Afrika hinweist (Rom und Karthago!). Wie beider 119 Balkanhalbinsel die östliche, so ist hier die westliche Seite die buchtenreichere; hier liegen auch die Inseln Sizilien, Sardinien, Korsika (von Italienern bewohnt, aber zu Frankreich gehörig) und Elba und schließen den dreieck- sörmigen Raum des Tyrrhenischen Meeres fast ganz ab. 8 97. Die Po-Ebene senkt sich allmählich von W. nach O. und von den Bergrändern gegen die Mitte. Der Hauptstrom Po nimmt daher die Mitte ein; seine größeren und wasserreicheren Nebenflüsse erhält er von den mit ewigem Schnee bedeckten Alpen, in denen er selbst entspringt (am Monte Viso). Nur die Etsch fließt nicht in den Po, bildet aber mit ihm vereint ein großes Delta. Mit Ausnahme der Dora Bältea durch¬ fließen alle größeren Alpenzuflüsse des Po Seen: der Ticino (titschmo) den Lago Maggiore (madschöre, d. h. Langer See), die Ad da den Comersee, der Oglio (oljo) den Jseosee (iseo), der Mincio (mintscho) den Gardasee. Doch wicht die ganze zur Po-Ebene sich öffnende Abdachung der Alpen gehört politisch zu Italien, denn obwohl die Grenze gegen Frankreich, die Schweiz und Österreich im allgemeinen auf der Wasserscheide verläuft, so macht sie doch an zwei Stellen große, nach S. gerichtete Ausbuchtungen: am Ticino und im Mincio-Etschgebiete. Zu beiden Seiten des weit vorspringenden Po-Deltas endet die Ebene mit einer Lagunenküste. Lagunen oder Strandseen sind Meeres¬ teile, die durch schmale, langgestreckte Inseln (Lidi) oder Landstreifen vom Meere abgeschnitten sind und ihrer allmählichen Ausfüllung durch den Schutt der Alpenflüsse entgegengehen. Nach S. abgeschlossen, den Seewinden nur im O. geöffnet, hat die Po-Ebene verhältnismäßig rauhe Winter, aber heiße Sommer, die im Vereine mit der reichlichen Bewässerung die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes bedingen. Eine Ausnahme machen die Landschaften an den tiefblauen Alpenseen, die, nach S. offen, vor den rauhen Nordwinden aber durch hohe Felsenmauern geschützt, ein echt italienisches Klinia genießen. Hier begrüßen den Wanderer, der über die Alpen kommt, zum erstenmal Olivenwälder und Südfrüchte, die dann erst jenseits der Apenninen wieder erscheinen. H 98. In einem Bogen streicht das Apenninen-Gebirge vom Altäre-Paß (westlich von Savona, 450 na) um den Golf von Genua herum nach der Halbinsel, die es ihrer ganzen Länge nach in der Weise durchzieht, daß die wasserscheidende Kette in Mittelitalien der Ost-, in Süditalien aber der Westküste näher liegt und in der Halbinsel Kalabrien endlich ganz an das Tyrrhenische Meer herantritt. Bis Kalabrien erreichen i xsr> keltisch, — Berg. 120 die bedeutendsten Gipfel noch 2000 in; am höchsten sind die Apenninen in der Mitte, wo sie sich zum wilden Hochgebirge der Abruzzen erweitern, und der höchste Gipfel, Gran Sasso* (2900m), ewigen Schnee trägt. In Mittelitalien erreicht der Ostfuß der Apenninen beinahe das Adriatische Meer, und die Nähe der Wasserscheide läßt keine größeren Flüsse zur Entwickelung gelangen. Sobald aber das Gebirge nach W. rückt, breitet sich zwischen ihm und der Küste das apulische Flachland aus, aus dem der alleinstehende Monte Gargano als Küstenvorsprung (der Sporn am italienischen Stiefel) emporragt. An der Westseite ist ein beträchtlicher Zwischenraum zwischen den Apenninen und der Küste, aber er verschmälert sich immer mehr, je weiter wir gegen S. gehen. Hier hat die Halbinsel ihre bedeutendsten Flüsse Tiber und Arno; der erstere gewinnt dadurch an Länge, daß er den größten Teil seines Laufes nahezu parallel mit dem Gebirge nach S. fließt und sich dann erst nach SW. zum Meere wendet. Niederere Bergketten, die sogenannten Subapenninen, begleiten die Apenninen im W. stellen¬ weise bis an die Küste; die Sabiner und Volsker Gebirge bei Rom gehören z. B. dazu. Die Westseite war auch der Schauplatz einer aus¬ gebreiteten vulkanischen Tätigkeit, die sich jetzt nur noch auf den Vesuv, auf Stromboli (eine der Liparischen Inseln) und auf den Ätna beschränkt. Das Albaner Gebirge bei Rom ist ein erloschener Vulkan, und im toskanischen Hügellande sind viele alte Krater jetzt mit Seen gefüllt. Für Ebenen bleibt nur wenig Raum übrig. Von Florenz bis zur Arnomündung dehnt sich die kleine, aber üppige Arno-Ebene aus; an der unteren Tiber die braune, öde und ungesunde Campagna (kampänja — Flachland) di Roma; bei Neapel die große, im vollsten Schmucke der südlichen Natur prangende kampanische Tiefebene. Von der Arnomündung bis zum Golf von Salerno ziehen in schmalem Gürtel die Maremmen, versumpfte, sieberhauchende Küstenebenen, nur von Hirten bewohnt; zu ihnen gehören die Pontinischen Sümpfe. Mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden gehört die Halbinsel ganz der immergrünen Zone an. Jenseits des 42. Parallelkreises kennt man keinen Winter in unserem Sinne mehr. 8 99. Das jetzige Königreich Italien umfaßt die ganze Po-Ebene und die Halbinsel mit Ausnahme der kleinen Republik San Marino im mittleren Apennin, sowie die Inseln Sizilien und Sardinien, und zählt auf 290.000 bin? 32 Mill, fast ausschließlich katholische Bewohner, ° Italienisch, — großer Fels. 121 gehört also zu den bevölkertsten Staaten Europas. Die ehemaligen sar¬ dinischen, jetzt italienischen Könige stammen aus dem Hanse Savoyen- Carignan (karinjan). Die heutigen Italiener sind zwar die Nachkommen der alten Italiker, ebenso wie die heutige italienische Sprache von der lateinischen abstammt, aber im Alter- tume wie im frühen Mittelalter hat Italien wiederholt fremde Einwanderung er¬ halten. In der Po-Ebene setzten sich Kelten, später Germanen (Langobarden) fest, in Süditalien dagegen Griechen (Süditalien hieß im Altertum auch Großgriechenland) und später Araber, die sich allerdings nur auf Sizilien längere Zeit erhielten. Gerade in der Mitte des Mittelländischen Meeres gelegen und im Besitze der Zugänge zu Mitteleuropa, hat Italien zu Wiederholtenmalen eine herrschende Rolle in der Geschichte gespielt. Im Altertums war es der Mittelpunkt des römischen Weltreiches, von dem Europa seine Bildung erhielt. Im Mittelalter beherrschte es die christliche Welt durch die Macht des Papstes. Die italienischen Seestädte, besonders Venedig und Genua, vermittelten den Handel zwischen dem Orient und dem westlichen und mittleren Europa, und die Kunst der ozeanischen Schiffahrt haben die Italiener den westeuropäischen Völkern gelehrt (Kolumbus!). In bezug auf geistige Bildung stand Italien am Aus¬ gange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit auf der höchsten Stufe, Künste und Wissenschaften blühten empor, und die herrlichen Kunstsammlungen und Bauwerke ziehen noch immer die Reisenden ebenso mächtig an, wie die ehrwürdigen Überreste aus dem Altertums und die blühende Natur des Südens. Daß die Italiener später von anderen Völkern überflügelt wurden, daran trägt die politische Zerrissenheit einen großen Teil der Schuld. Bis 1859 bestanden in Italien sieben Staaten und außerdem besaß Österreich-Ungarn die Provinzen Lombardei und Venetien. Die Einigung ging 1860 vom Königreiche Sardinien aus, das außer der gleichnamigen Insel noch Piemont und Ligurien und die jetzt an Frankreich ab¬ getretenen Landschaften Savoyen und Nizza umfaßte, und vollendete sich 1870 durch die Besetzung des letzten Restes des ehemaligen Kirchenstaates, der dem Papste gehörte. Landwirtschaft und Seehandel sind die Haupterwerbsquellcn der Italiener. Nach China erzeugt kein Land so viel Rohseide wie Italien, und diese bildet auch den wichtigsten Ausfuhrartikel. Daneben sind Oli¬ venöl, Wein und Südfrüchte die wichtigsten Produkte. Die Industrie ist nicht von großer Bedeutung, weil das Land wenig Kohle und Eisen besitzt, und wird nur in Norditalien in größerem Maßstabe betrieben. Der Handel wird durch die Lage Italiens gefördert. Die einstige Größe der italienischen Seestädte ist zwar geschwunden, seit infolge der Entdeckung Amerikas und des direkten Weges nach Ostindien (um Afrika herum) der Atlantische Ozean als Haupthandelsstraße an die Stelle des Mittelländischen Meeres getreten ist, aber sie haben in neuester Zeit durch den Ausbau der Alpen- und italienischen Eisenbahnen und die Eröffnung des Sues- kanals wieder außerordentlich gewonnen. Der kürzeste Weg von West- und Mitteleuropa nach der Levante und nach Indien führt über die Alpen und auf der östlichen Küstenbahn nach Brindisi, wo sich die Dampfschiff¬ fahrt anschließt. 122 Z 100. Oberitalien umfaßt die Po-Ebene und die ligurische Küste (am Golf von Genua) und bildet auch in Klima und stark gemischter Bevölkerung (Kelten, Germanen) das Übergangsland von Deutschland und Frankreich nach Italien und als solches eines der größten Schlachtfelder Europas, auf dem so oft die Geschicke des heißumkämpften Italien ent¬ schieden wurden. An Bildung und Tüchtigkeit übertreffen die Norditaliener die Bewohner der Halbinsel. Die Landwirtschaft steht auf einer hohen Stufe; zahlreiche, zum Teile noch schiffbare Kanäle durchschneiden die Ebene, um den Reichtum au Wasser gleichmäßig zu verteilen, während anderseits Dämme die Niederungen vor Überflutungen schützen. Auch die italienische Industrie hat ihren Hauptsitz in Oberitalien. Die Bevölkerung ist daher dichter als durchschnittlich in Italien; seit dem Altertum ist Oberitalien das Land der Städte, in denen früher als sonstwo in Europa ein kräftiges Bürgertum erwacht ist. Die Landschaften von Oberitalien sind: 1. ) Piemonts der westlichste Teil der Po-Ebene. Am oberen Po,, wo die Straßen aus Frankreich (Mont Cenisbahn) zusammentreffen, liegt die ehemalige Hauptstadt des Königreiches Sardinien, Turin, eine moderne Stadt mit schnurgeraden breiten Straßen. Die Festung Alessandria wird wegen ihrer Lage in der Nähe des Endes der über den Apennin führenden Bocchettastraße der «Schlüssel Italiens» genannt. 2. ) Ligurien, nach dem alten Volke der Ligurier benannt, ist der gebirgige Küstenstrich auf der Sonnenseite des Apennin und der Ligurischen Alpen und daher wärmer als die Ebene. Seine milden Winter ziehen besonders Brustkranke an. Neben Seefahrt und Handel, der sich in Genua (am Endpunkte der Bocchettastraße) konzentriert, herrscht auch rege indu¬ strielle Tätigkeit, besonders in Papierfabrikation. Spezia ist der Kriegs¬ hafen Italiens. Genua, «das stolze» (la supsrda), amphitheatralisch an den Abhängen des Ligu¬ rischen Apennin aufgebaut, gewährt den schönsten Anblick vom Meere aus, und nur Konstantinopel nnd Lissabon können in dieser Hinsicht mit ihm wetteifern. Zahlreiche Marmorpaläste erinnern noch an die Zeit, da es mit Venedig um die Herrschaft über das Mittelmeer kämpfte. 3. ) Die Lombardei (nördlich vom Po, zwischen dem Ticino und Mincio) ist die industriellste Provinz des Reiches, und zwar am meisten in denjenigen Zweigen fortgeschritten, die sich aus die Landwirt¬ schaft stützen: in der Seidenindustrie und Käsebereitung (Parmesan¬ käse im Addagebiete); Mittelpunkt der Seidenindustrie ist Mailands zwischen dem Ticino und der Adda am Vereinigungspunkte der Straßen aus der Schweiz. ' Heißt soviel als «am Fuße des Gebirges gelegen». 123 Mailand, -das große» (la grauäs), war im Mittelalter eine der reichsten Städte Italiens. Der ganz aus weißem Marmor erbaute Dom des heil. Ambrosius mit zahl¬ reichen Marmortürmchen wird an Größe nur von der Peterskirche in Rom übertroffen. Wie der Ticino mit seinen versumpften Ufern im W., so ist der Mincio im O. eine Hauptverteidigungslinie gegen die von W. oder O. kommenden Heere, daher wurden hier viele Schlachten geschlagen. Mantua am Mincio, ringsum von schützenden Sümpfen umgeben, ist eine der Hauptfestungen Italiens. Pavia am Ticino war einst die Hauptstadt des Longobardenreiches, von dem die Lombardei den Namen führt. 4.) Venetien ist das flache Küstenland nördlich vom Po. Den Aus¬ gang der wichtigen Brennerstraße bewacht die starke Festung Verona; in der Mitte zwischen Alpen und Meer liegt die Universitätsstadt Pädua, am Meere die Lagunenstadt Venedig, im Mittelalter die erste See- und Handelsstadt Europas, deren Macht über viele Inseln und Küstenländer des östlichen Mittelmeeres reichte, aber auch jetzt noch die erste Seestadt am Adriatischen Meere. Die Lage Venedigs, das den stolzen Titel -la dominante» (die Beherrscherin) führt, ist einzig in ihrer Art. Auf 117 Inseln gebaut, zwischen denen 147 Kanäle mit 378 Brücken den Verkehr vermitteln, und vom 6anats gründe, über den die prächtige Rialtobrücke führt, in der Form eines lateinischen 8 durchströmt, ist Venedig vor jedem Angriffe vom Festlande aus geschützt, aber nicht minder auch vor einem Angriffe von der Seeseite, denn infolge des Durchbruches der Lidi können wohl Schiffe in die Lagunen gelangen, aber da der Eingang eng und seicht ist, so kann die Einfahrt fremden Schiffen auch leicht versperrt werden. Die Lidi sind durch die Murazzi, einen kolossalen Steindamm, gegen den Andrang der Meereswellen geschützt, und die Eingänge werden durch starke Forts verteidigt. Jetzt ist Venedig durch eine Eisenbahn, die auf einer Brücke über die Lagunen nach Mestre führt, mit dem Festlande verbunden. An die glänzendsten Zeiten der stolzen Haudelsrepublik, deren Patron der heil. Markus und deren Symbol der geflügelte Löwe war, erinnern noch zahlreiche, in einem fremdartigen Stile anfgeführte Bauten: 1.) auf dem Markusplatze, dem Mittelpunkte des öffent¬ lichen Lebens, die Markuskirche, über deren mittlerem Eingänge die ehernen Pferde des Lysippus (eines Zeitgenossen Alexanders d. Gr.) stehen; 2.) der Dogenpalast (Loschen) mit den Bleikammern und der Seufzerbrücke, die aus dem Palaste zu den Staatsgefängnissen führte; 3.) das Arsenal, wo noch einige Trümmer und das Modell des prächtigen Schiffes Buzentaurus zu sehen sind, auf welchem der Doge jährlich seine symbolische Vermählung mit dem Meere feierte. 5.) Emilia, die östlichste Landschaft südlich vom Po, erhielt ihren Namen von der alten Römerstraße (jetzt Eisenbahn) Via Aemilia. Diese beginnt bei der Seestadt Rimini und endigt bei Piacenza (piatschendsa), einer der wichtigsten Städte am Po, der hier wegen der weiterhin beginnen¬ den Uferversnmpfungen zum letztenmal bequem überschritten werden kann; daher vereinigen sich hier die Straßen aus der Schweiz und aus Frank¬ reich. An der Via Aemilia liegen ferner Bologna (bolönja), die älteste Universität und jetzt wichtiger Krenzungspunkt der Emiliabahn mit der 124 Bahn von Venedig über den Apennin nach Toskana, Mödena und Parma (früher Hauptstädte von Herzogtümern gl. N.). Ravenna war die Lagunenstadt des Altertums, ist aber infolge der Ausfüllung ihrer Lagunen eine Landstadt geworden. Z 101. In Mittelitalien sind die Berglandschaften der Mitte und die Küstenlandschaften des Ostens: Umbrien mit dem Trafimenischen See, die Marken und die Abruzzen, ein echtes Hochgebirgsland, ohne Bedeutung. Ancona (der Ellenbogen) ist der einzige brauchbare Hafen an der adria- tischen Küste Mittelitaliens. Alles Leben drängt sich nach dem W. mit seinen Ebenen, Hügelländern und großen Flüssen; hier liegen die Landschaften Toskana (nach dem alten Volke der Etrusker benannt, bis 1860 ein Großherzogtum) und Latium (Hauptteil des ehemaligen Kirchenstaates). Toskana ist nächst der Lombardei die blühendste Provinz Italiens. Die Hauptlebensader ist der Arno, in dessen ölbaumreicher Ebene die bedeu¬ tendsten Städte liegen: Florenz im oberen Talbecken und Pisa (bekannt durch seinen schiefen Turm) in der Mündungsebene, die um die Herrschaft stritten, bis Pisa erlag, und Florenz den neuen Hafen Livorno anlegte. Florenz^, «das schöne- (la bstla), wurde durch die hier herrschenden Medici (meditschi) nicht bloß die Beherrscherin von ganz Toskana, sondern auch der Mittelpunkt der italienischen Bildung. Daher ist es zu erklären, daß es heute noch einen außer¬ ordentlichen Reichtum au Kunstschätzen besitzt, die Reisende aus ganz Europa anziehen. — Außerdem ist es eine der bedeutendsten italienischen Industriestädte (Seide und Strohhüte). 1860 bis 1870 war es die Hauptstadt des Königreiches. Die latinische Ebene am Unterlaufe des größten Flusses der Halb¬ insel, genau in der Mitte der Westküste gelegen, wurde durch die Römer der politische Mittelpunkt Italiens. Zu beiden Seiten der Tiber, an der handelsgünstigen Flußstelle, bis wohin im Altertum noch kleine See¬ schiffe gelangten, erhebt sich auf 11 Hügeln Rom, seit 1870 die Haupt¬ stadt Italiens und Residenz des Königs, als Sitz des Papstes zugleich der kirchliche Mittelpunkt der katholischen Welt. Rom ist eine der merkwürdigsten Städte der Welt. Im Altertum Beherrscherin des blühendsten Weltreiches, das je bestand, und im Mittelalter Sitz einer geistigen Weltherrschaft, enthält es Kunstschätze und Bauwerke aus allen Epochen, von den römischen Tempeln, die teilweise in christliche Kirchen nmgewandelt wurden, bis zu den Schöpfungen unserer Zeit. Daher war es von jeher ein Ziel der Reisenden, vor deren Augen Vergangenheit und Gegenwart in stets wechselnden Bildern hier vorüberziehen. a) Überreste des klassischen Altertums: 1.) Die Engelsburg, ursprüng¬ lich das Mausoleum des Kaisers Hadrian, jetzt eine Festung. Sie besteht aus einem gewaltigen runden Turme, der auf einem noch gewaltigeren Würfel ruht. Auf dem Gipfel des Turmes steht der eherne Erzengel, von dem das Gebäude den Namen hat. 2.) Das Forum, der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in den Zeiten der alten römischen Republik, jetzt ein nur teilweise aufgedecktes Trümmerfeld. 3.) Unter den Tempeln ist das in eine christliche Kirche umgewandelte Pantheon am besten erhalten. ' Lateinisch, — Blumenstadt. 125 4.) Unter den Amphitheatern ist das Kolosseum mit Sitzen für mehr als 80.000 Menschen das bekannteste. 5.) Triumphbogen und Ehrensäulen, von denen die mit prächtigen Reliefs geschmückte, 45 m hohe Trajanssäule noch unversehrt ist. 6.) Thermen, Wasser¬ leitungen, Brunnen. t>) Christliche Denkmäler und Bauwerke: 1.) Die Katakomben, unter¬ irdische Steinbrüche in unregelmäßigen Gängen und mit mehreren Stockwerken; sie dienten den ersten Christen zum Begräbnisorte der Märtyrer. 2.) Der Lateran, Palast und eigentliche Pfarrkirche des Papstes auf dem Cälius an der Stelle, wo die erste christliche öffentliche Kirche in Rom geweiht war. 3.) Der Vatikan (auf dem rechten Tiberufer), der größte päpstliche Palast, der mit seinen 11.000 Sälen, Zimmern und Kapellen an Umfang einer kleinen Stadt entspricht. Er enthält die Sixtinische Kapelle mit prachtvollen Gemälden von Michael Angelo, das größte Museum dec Erde und eine der reichhaltigsten Bibliotheken. 4.) Die Peterskirche in der Nähe des Vatikans, der größte und schönste Tempel der Christenheit, dessen kolossale Knppel Michael Angelo gewölbt hat. Der Papst, der als souveräner Fürst im Vatikan residiert, wird durch die Kardinäle im «Konklave- gewählt. Z 102. Süd- oder Unleritalien bildete bis 1860 mit Sizilien das Königreich Neapel. Die westliche Abdachung des Apennin heißt Kam¬ panien ein Ausläufer des Apeuniu, der als Halbinsel von Sorrent weit in das Meer vorspringt, trennt die kampanische Ebene von der Ebene von Salerno und schafft zwei tiefeinschneidende Golfe. Die kampanische Ebene ist auch jetzt noch der Garten Italiens, das Paradies Europas, überall sorgfältig angebaut und mit Städten, Dörfern und Villen dicht bedeckt. Nur die vulkanische Kraft stört manchmal das behagliche Leben in dieser üppig-schönen Natur. Isoliert erhebt sich aus der Ebene der Vesuv bis nahezu 1300 in; er galt im Altertum als erloschen, bis der gewaltige Ausbruch im Jahre 79 n. Ehr., dem die Städte Pompeji und Herkulanum zum Opfer fielen, eine Periode der Tätigkeit eröffnete, die mit Unterbrechungen bis zum heutigen Tage andauert. Auf der nördlichen der beiden die Bucht von Neapel begrenzenden Landzungen liegt eine zweite Vulkangruppe: die sogenannten Phlegräischen? Felder, von denen nur noch die Solfatara Dämpfe und Gase aushaucht. Doch entstand hier noch vor 300 Jahren ein neuer Vulkan (Monte nuovo), der seitdem erloschen ist. Auch die Insel Ischia ist ein erloschener Vulkan, Capri mit der berühmten Blauen Grotte aber ein abgetrenntes Stück der Apenninen. Zwischen den beiden Vulkangebieten liegt Neapel in wunderbarer Um¬ gebung (daher das Sprichwort: --voäi Mxoli o poi mori», d. h. Neapel sehen und dann sterben), die größte Stadt Italiens und einer seiner bedeutendsten Handelshäfen. In der Nähe die jetzt zum Teile aus¬ gegrabenen Ruinen der Römerstadt Pompeji. Salerno war iin Mittel- alter die Pflanzschule der medizinischen Lehranstalten Europas. i Lateinisch, — Flachland. - Griechisch, — Brandfeld. 126 Auf der Ostseite der Apenninen dehnt sich die Ebene von Apulien aus. Tarent oder Täranto an der Spitze des gleichnamigen Golfes war einst eine der ersten griechischen Kolonien; jetzt ist Bari der Hauptort und Brindisi (Brundusinm im Altertum) der wichtige Ausgangspunkt der nach Alexandrien verkehrenden Dampfer (s. ß 99). Die zweite Halb¬ insel Süditaliens, Kalabrien, hat keine hervorragenden Städte. ß 103. Die dreieckige Insel Sizilien, nur durch die schmale Straße von Messina (Scylla und Charybdis, im Altertum wegen ihrer Strö¬ mungen gefürchtet) von Kalabrien getrennt, ist ungefähr so groß wie Tirol und bildet ein wichtiges Mittelglied zwischen Europa und Afrika. Voin nördlichen Gebirgsrande, eine Fortsetzung der Apenninen, senkt es sich allmählich nach dem S. und SO.; im O. erhebt sich der 3300 na hohe Vulkankegel Ätna, seit Menschengedenken tätig (Vulkanus und die Kyklopen). Schon im Altertum war Sizilien berühmt als die Kornkammer Roms und auch jetzt ist es reich an Weizen und Baumfrüchten; sogar die Baumwollstaude und das Zuckerrohr gedeihen hier. Bei Girgenti (dschirdschenti) birgt es die reichsten Schwefellager der Erde. Die Hauptstadt Palermo liegt an der hafenreichen Nordküste, die übrigen bedeutendsten unter den zahlreichen Städten aber an der Ostküste: Messina an der Italien benachbartesten Stelle und Catania in der fruchtbaren Ebene am Fuße des Ätna. Die berühmte griechische Kolonie des Altertums, Syrakus, ist jetzt zu einem kleinen Städtchen herabgesunken. Nahezu ebenso groß als Sizilien ist Sardinien, eine rauhe, gebirgige und spärlich bewohnte Insel, aber reich an silberhaltigem Blei und Zink. Hauptstadt ist Cagliari (käljari). Die drittgrößte italienische Insel ist das eisenreiche Elba. Die Inselgruppe Malta, südlich von Sizilien, ist wegen ihrer beherrschenden Lage zwischen dem östlichen und westlichen Mittelmeerbecken von den Engländern in Besitz genommen worden. Städtetafet. 127 Die Pyrenäische Halbinsel. (N. B.) Kap Väres 43-/4. 10 0 (7-/4 v); Bidasoa-Mündung 43^, 16 0 (2 v); Kap Creus 42»/-, 21 0 (3^ v) ; Kap Tarifa 36. 12 o (6V2 v); Kap da Noca 38-/4, 8 0 (9Vz v). 8 104. Wie Italien, so ist auch die Pyrenäische Halbinsel durch ein Hochgebirge vom Festlande getrennt, und zwar viel wirksamer, weil die Pyrenäen unwegsamer sind als die Alpen. Von den beiden anderen Halb¬ inseln Südeuropas unterscheidet sie sich aber durch ihre klotzige, viereckige Gestalt bei nahezu gleicher Breite und Länge und geringer Gliederung. Die Nord- und Westküsten verlaufen fast geradlinig, an der Ost- und Südküste bildet dagegen das Meer fünf flache Buchten; auch nur im Osten liegen einige größere Inseln. Näher als in Sizilien rückt an der Straße von Gibraltar (16 üm) Europa an Afrika heran; daher die innigen Beziehungen der Halb¬ insel zu den Atlasländern, von denen es einst seine arabischen Herrscher empfing. Ebenso wichtig ist die Lage zwischen dem Mittelmeere und dem Ozean, die Spanien nach beiden Seiten hin die Wege wies und dadurch seine einstige Machtstellung als erster europäischer Großstaat begründete. 8 105. Die Verteilung der Gewässer ist eine ähnliche wie in Italien. Nur im N. sendet die Pyrenäische Halbinsel einen bedeutenden Fluß nach O. in das Mittelmeer, den Ebro, der dem Po entspricht; sonst verläuft die Wasserscheide überall nahe dem Ostrande, so daß alle anderen größeren Flüsse nach W. in den Ozean strömen. Die Pyrenäische Halbinsel wendet also ihr Gesicht nach W., gerade so wie Italien vom Arno bis Neapel, während die Balkanhalbinsel ihr Gesicht dem Osten zuwendet. Die Bodenbildung ist aber eine ganz eigenartige und erinnert wie die plumpe Gestalt, an das benachbarte Afrika. 1.) Die Mitte der Halb¬ insel nimmt ein ausgedehntes Plateau ein, das nach N., O. und S. von Randgebirgen umgeben ist, nach W. aber terrassenförmig zum Ozean ab¬ fällt. 2.) Im N. und im S. begrenzen es Flußebencn, die erstere (mit dem Ebro) nach O., die zweite (mit dem Guadalquivir sguadalkiwirs) nach W. sich abdachend. 3.) Wie den inneren Rand dieser Flußebenen das Plateau, so begrenzen den äußeren Rand zwei Hochgebirge (Pyrenäen und Sierra Nevada). Die Bodengestaltung der Halbinsel zeichnet sich also durch eine symmetrische Anordnung ihrer Hanptteile aus. Von N. nach S. sind dieselben folgende: 1.) Die Pyrenäen sind in ihrer Mitte, wo der höchste Gipfel der M alad etta^-Gruppe 3400 m erreicht, ein echtes Hochgebirge mit Schnee- 1 keltisch, — Gebirge. - iriLlgüstts, -- Verfluchter, wegen seiner Wildheit. 128 feldern und Gletschern, senkt sich aber dann nach seinen beiden Enden hin, ohne durch tiefere Taleinschnitte (wie in den Alpen) wegsamer zu werden. Die Hauptverbindungsstraßen zwischen Frankreich und Spanien müssen das Gebirge an den beiden Enden umgehen. 2. ) Das dreieckige Ebrobecken * (Saragossa 180 in über dem Meere) ist auch im O. durch das katalanische Küstengebirge abgesperrt, so daß nur das schmale Durchbruchstal des Ebro eine Verbindung mit der Küste herstellt. 3. ) Die zentrale Hochebene (Madrid 650 in über dem Meere) niinmt den weitaus größten Teil der Halbinsel ein. Im N. wird sie vom Kantabrischen Gebirge, einer Fortsetzung der Pyrenäen, niedriger aber ebenso wenig zugänglich als diese, im NO. und O. vom Iberischen Gebirge, in dem nur einzelne Gruppen mit ihren Gipfeln 2000 in erreichen, im S. von der metallreichen Sierra Morena? umschlossen. Durch die Einsenkungen zwischen den einzelnen höheren Gruppen des Iberischen Gebirges und zwischen diesem und dem Nord- und Südrande steht die Hochebene (jetzt durch Eisenbahnen) mit dem Golf von Biskaya (biskäja), dem Ebrobecken und dem Mittelmeere in Verbindung. Nach W. hin weisen die Flüsse, die im östlichen Randgebirge entspringen; nach dieser Seite geht auch die Hochebene allmählich, ohne Randgebirge, in die schmale atlantische Küstenebene über. Eine fortlaufende Reihe von hohen Gebirgsketten, die man unter dem Namen Kastilisches Scheide¬ gebirge zusammenfaßt, halbiert die Hochebene; der nördliche Teil oder die Hochebene von Altkastilien wird vom Dueros der südliche Teil oder die Hochebene von Neukastilien vom Tajo (tächo) und Guadiana^ entwässert. 4. ) Die Sierra Morena fällt steil nach S. ab zur Tiefebene von Andalusien, die im Gegensätze zum Ebrobecken tiefer liegt (Cordoba 100 in über dem Meere) und in offener Verbindung mit dem Meere steht. Der Guadalquivir^ (guadalkiwtr), der die Tiefebene durchströmt, ist der einzige Fluß der Halbinsel, der das ganze Jahr hindurch wasserreich ist, weil er auch im trockenen Sommer genügenden Zufluß vom südlichen Schneegebirge erhält, und zugleich auch der einzige Fluß, der weit hinauf schiffbar ist, während alle anderen bis kurz vor ihrer Mündung ein starkes Gefälle besitzen. ' sbro baskisch, — Strom. ? Soviel wie Schwarzwald. b Vom keltischen clur — Fluß. In den Flnßnamen, die mit zuucl beginnen, steckt das arabische «s-cki — Fluß. 129 5.) An der spanischen Südküste erhebt sich fast unmittelbar aus dem Mittelländischen Meere die Sierra Nevadas die an Höhe die Pyrenäen noch übertrifft — Schneegebirge. Supan, Geographie. 11. Aufl. 9 130 Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit der Halbinsel, deren ozeanische Lage nun zur Geltung kam (vergl. 8 104). Von Spanien aus wurde die Neue Welt entdeckt und ein großer Teil derselben erobert, die Portugiesen fanden den Seeweg nach Ostindien nnd gewannen hier und in Brasilien reichen Kolonialbesitz. So wurden beide Länder mächtige Staaten (Spanien ein Reich, in dem die Sonne nie nnterging), in denen sich auch Kunst und Literatur reich entfalteten. Aber schlechte Wirtschaft, schwache Regenten und unglückliche Kriege, im vorigen Jahrhundert auch fortwährende Revolu¬ tionen und der Verlust der Kolonien bis auf wenige Reste, untergruben den Wohl¬ stand des in Unwissenheit und Aberglauben versunkenen Volkes. Daher hat die Halb¬ insel jetzt, obwohl größer als Deutschland, um mehr als die Hälfte weniger Bewohner. Wie in Italien, so ist auch hier die katholische Religion die alleinherrschende. Die Hauptbeschäftigung bildet die Landwirtschaft, für die Küsten¬ bewohner auch Seehandel und Fischfang. Das wichtigste Erzeugnis ist der Wein, dem die südliche Sonne Kraft und Feuer verleiht. Daneben spielen auch andere Südfrüchte wie edle Obstarten und Olivenöl eine wichtige Rolle; die Korkeiche liefert fast der ganzen Welt den allbekannten Kork. Aber die Pyrenäische Halbinsel hat auch reiche Mctallschiitze, auf deren Hebung man seit dem Verluste der amerikanischen Silberkolonien wieder größere Sorgfalt verwendet. Blei, Kupfer und Eisen sind die bedeu¬ tendsten Bergbau-Erzeugnisse. H 108. Spanien ist gegenwärtig das einzige Land, in dem noch die königliche Familie Bourbon (burböng) herrscht (früher auch in Frank¬ reich und Neapel). Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Spanien der größte Kolonialstaat, wie jetzt England; jetzt besitzt es nur mehr die Kanarischen und zwei Guinea-Inseln und zwei Gebiete auf dem west¬ afrikanischen Festlaude. Die mittlere Hochebene, das alte Königreich Kastilicuh beherrscht wie eine Hochburg die umgebenden Lande. Nahezu im Mittelpunkte des Reiches liegen die neue Hauptstadt Madrid und die alte Hauptstadt Toledo am Tajo, dem Hauptflusse des Landes; Kastilianisch ist die Schriftsprache Spaniens geworden. Madrid ist jetzt die einzige bedeutende Stadt der Hochebene, da auf dieser keine industrielle Tätigkeit herrscht; nur in der Sierra Morena wird Bergbau betrieben, Almaden? ist das größte Quecksilberbergwerk Europas. Ackerbau und Schafzucht ernährt die träge und genügsame, dabei aber doch stolze Bevölkerung. Im Winter werden die Schafe von der kalten Hochfläche in die tiefer gelegenen und wärmeren Täler von Estremadura getrieben, das schon ganz die Natur von Por¬ tugal teilt. Eine echte Steppe ist die staubige La Mancha (mantscha), so eben wie eine Tischplatte. i Von den vielen Kastellen (Burgen) zur Zeit der Kämpfe mit den Mauren benannt. ? Die spanischen Ortsnamen, die mit ui anfangen, sind arabischen Ursprunges (ul arabischer Artikel). s Spanisch, — jenseits des Duero. 131 Die nördlichen Randländer blühen allmählich durch Eisen- Lergban auf; Bilbao im Baskenlande (über die Basken s. Z 80) ist jetzt der Haupthafen. Westlich reihen sich daran die Berglandschaften Asturiens die Wiege der spanischen Monarchie, und Galicia (galißia) mit einer ausgezeichneten, vielzackigen Küstenbildung, indem das Meer in die unteren Teile der Täler eindringt, denen kleine Felseneilande vorlagern. Solche schmale Tal-Meerbusen nennt man hier Rias; in einem derselben hat Spanien seinen atlantischen Kriegshafen Ferrol. Die Gallegos (galjegos, Bewohner von Galicia) sind seetüchtige Leute und haben früher als die Nordeuropäer Walfischfang betrieben. In den Pyrenäen hat sich noch eine kleine Republik Andorra erhalten, die unter spanischem und fran¬ zösischem Schutze steht. Die östlichen Randländer bildeten ehemals neben Kastilien das zweite spanische Reich, dessen Hauptland Aragonien war. Diese Landschaft, die das Ebrobecken umfaßt, teilt in ihrer Abgeschlossenheit noch ganz die trockene, wenig fruchtbare Natur der kastilianischen Binnen¬ länder, ist aber wegen tieferer Lage wärmer. Die Hauptstadt Sara¬ gossa liegt an jener Stelle des Ebro, wo ein Nebenfluß bequeme Ven bindung mit Madrid ermöglicht. Die Küstenlandschaft Aragoniens ist Katalonien 2, eine der wichtigsten und reichsten Provinzen Spaniens, deren Kohlenschätze eine ausgedehnte Großindustrie (besonders Baumwollweberei) ernähren. Die Hauptstadt Barcelona (barßelöna) ist nicht nur die erste Industrie-, sondern auch die erste Seestadt Spaniens am Mittelmeere. In den südlich daran sich reihenden Landschaften Valencia (walenßia) und Murcia (mürßia) finden wir in der noch erhaltenen künstlichen Be¬ wässerung, die besonders die Küstenebene um die große Stadt Valencia zu einem herrlichen Garten umschuf, noch Spuren der einstigen arabischen Herrschaft. Die kleinen bewässerten Grundstücke, Vegas, geben im Jahre doppelte Ernten. Der Kriegshafen am Mittelmeere, Cartagena (kartajena), erinnert an die Zeit, da das südliche Spanien unter der Herrschaft der Karthager stand. Gegenüber dem Golf von Valencia liegen die Inselgruppen der Balearen s und Pityusenh die zu Spanien gehören. Der Hauptort ist Palma. Sü d s p a ui e n ist, obwohl von der Natur am reichsten ausgestattet, doch seit dem Ende der maurischen Herrschaft im Verfall. Die Tiefebene 1 Baskisch, --- Felsenland am Meere. 2 Nach den Westgoten benannt (früher kotlmlunia). b Schleudererinseln, so genannt, weil von da im Altertum die besten Schlenderer kamen. § — Fichteninseln. 9* 132 von Andalusien, die Kornkammer Spaniens, hat zwei größere Städte: Cordoba (kördowa), die alte Kalifenstadt, und Sevilla (sewilja), zur Zeit der spanischen Herrschaft über Amerika der erste Handelsplatz. Der atlantische Haupthafen Spaniens ist Cadiz (kädis), eine phönizische Kolonie, schon nahezu 3000 Jahre alt. In der Nähe der See liegen die berühmten Weingärten von Jerez (chereß; den Wein nennen die Engländer Sherry sscherrij). Das Hochland südlich vom Guadalquivir ist Granada, der letzte Besitz der Mauren. Am Nordabhange der Sierra Nevada liegt in bedeutender, die südliche Hitze in der wohltuendsten Weise mildernder Seehöhe die Hauptstadt Granada mit der weltberühmten Alhambra, dem Schlosse der Maurenkönige. Am Südabhange der Sierra Nevada wächst der feurigste Wein, der nach seinem Ausfuhrhafen Malaga benannt wird; die hier vorkommenden silberhaltigen Bleierze sind schon von den Phöniziern und Römern ansgebeutet worden. Nahe der Südspitze Spaniens besitzen die Engländer die Festung Gibraltars welche die Einfahrt in das Mittelmeer beherrscht. Sie liegt auf einem hohen, steilen Felsen, der durch eine sandige Landzunge mit dem Fest¬ lande in Verbindung steht und den größten Flotten sicheren Schutz gewährt. Z 109. Das Königreich Portugal unter der Herrschaft des Hauses Braganza (braganßa) umfaßt außer dem europäischen Hauptlande (wozu von den Portugiesen auch die Azoren und Madeira gerechnet werden) noch die überseeischen Besitzungen in Asien und Afrika, von denen aber nur die letzteren noch von Bedeutung sind. Die Hauptstadt Lissabon am Tajo (hier Tejo steschoj genannt), der sich hier golfartig erweitert und dann durch eine schmale Öffnung zum Meere abfließt, ist der erste Handels¬ und Kriegshafen Portugals, zugleich eine der schönsten Städte Europas. Porto (früher Lorins Oslo, d. h. Hafen Cale, wovon Portugal den Namen erhielt), ein Flußhafen an der Mündung des Duero, führt den berühmten Portwein aus. Städtstcrfet. ' Aus dem arabischen OseUsbel-gl-IÄrile, nach den arabischen Feldherrn Tarik, der Spanien eroberte, genannt. 133 Das britische Ja sel re ich? (N. B.) Kap Landsend (ländsend) 50, 12 o (5?, v); Straße von Dover 51, 19 o (1-/? o); Orkney-Inseln (örkni) 59, 15 o (3-v); Nordkanal 55, 12 o (5'/z v); Valentin (wälenschjä) 52, 7o (10 >/2 v). 8 110. Der Britische Archipel (314.000 Irin?) besteht aus zwei großen Inseln: Großbritannien und Irland, und drei Inselgruppen: den Hebriden?, Orkney»- (örkni) und Shetlands^-Jnseln (schettländs). Seine Grenzen bilden im N. und W. der Atlantische Ozean, im O. die Nordsee und im S. der Kanal (la Manche (mansch)). Die beiden letzteren stehen durch die an ihrer engsten Stelle nur 33 lem breite Straße von Calais (kale) oder Dover miteinander in Verbindung. Durch seine tief einschneidenden Meerbusen, seine trefflichen Häfen und seine günstige Lage nahe dem Festlande erinnert Großbritannien an Griechenland, nur nimmt ersteres nach N. an Breite ab und an Gliederung zu und der Gegensatz von O. und W. macht sich in etwas anderer Weise geltend als in Griechenland. Charakteristisch ist, daß die Meerbusen und die dadurch abgetrennten Halbinseln oder halbinselartigen Landvorsprünge im W. und O. miteinander korrespondieren: 1.) die Halbinsel von Cornwall (körnuell) und die Halbinsel an der Doverstraße; 2.) der Bristolkanal (bristl) und die Themsebucht; 3.) Wales (uüls) und der flache Land¬ vorsprung von Norfolk (nöfok) und Suffolk (ßifok); 4.) die Bucht von Liverpool (livrpul) und der Wash° (uösch); 5.) die Clyde- (kleid) und Forth-Busen (förß); 6.) die Lorn- und Muray-Busen (möre). Nur die Solwaybucht (sölwä) an der Grenze von England und Schottland hat an der Ostküste kein Gegenstück. Diese Erscheinung hängt auf das innigste mit der Bodengestaltung zusammen. In der Südhälfte von Großbritannien oder England ist der Westen gebirgig, der Osten Tiefland, die Nordhälfte oder Schottland erfüllt aber das Gebirge ganz. Das britische Gebirge zerfällt nun in fünf, beziehungsweise sechs Gruppen; zwischen diesen Gruppen reicht das Tiefland von einer Küste zur anderen, und gerade an diesen Stellen treten die korrespondierenden Meerbusen aus. ' Die Engländer gebrauchen noch das alte englische Maß: 1 Fuß — O'Sm, 1 Meile 1-s km, 1 Quadratmeile 2-6 km-. Dieses Maß herrscht uicht nur in England, sondern auch in allen englischen Kolonien und in den Vereinigten Staaten von Amerika. ° Verstümmelt aus Hebuden (nach dem antiken Namen der Hauptinsel). » Nach der nordischen Delphiuart Orkn benannt. » Aus Heiland ; Ust ----- Basalt (vulkanisches Gestein, das die Insel zusammenscht). ° — Sumpf, wegen der geringen Meerestiefe. 135 der modernen Großindustrie, die, im Gegensätze zur früheren Gewerbe¬ tätigkeit, nicht mehr durch Handarbeit, sondern mit Dampfkraft und Maschinenbetrieben wird. Ihre Haupthebel sind Steinkohle und Eisen; beides besitzt Großbritannien in reichstem Maße, und es ist besonders günstig, daß sie meist zusammen vorkommen. So wurden die Briten das erste Jndnstrievolk der Erde. An der Spitze steht die Baumwoll¬ industrie, zu der besonders Nordamerika, Ostindien und Ägypten den Rohstoff liefern; dann folgen als Hauptindnstriezweige die Wollweberei, die Eisenindustrie und die damit in Verbindung stehende Maschinen- i a b r i k a t i o n. Eine so außerordentlich lebhafte industrielle Tätigkeit erfordert eine großartige Entwickelung der Verkehrs an st alten, damit die Produkte rasch nach allen Seiten hin verbreitet werden können. Diesem Zwecke dienen Eisenbahnen und schiffbare Kanäle, die die verschiedenen Flnß- fysteme miteinander in Verbindung setzen. Auch in der Verwendung der Dampfkraft im Eisenbahnverkehr ist England den übrigen Staaten der Erde vorangegangen. Die günstige Lage der britischen Inseln inmitten der bewohnten Landhalbkugel, der Hafenreichtum, der große Kolonialbesitz und der Reich¬ tum an Kohle und Fabrikserzengnissen haben die Briten endlich zum Welthandclsvolke gemacht und dadurch ist auch die englische Sprache die Welthandelssprache geworden. Alle bedeutenden Völker stehen mit England in Handelsverbindungen, alle Meere bis in die fernsten Winkel befährt die britische Flagge. England hat die größte Handelsflotte der Erde, und eine zahlreiche Kriegsflotte dient ihr zum wirksamen Schutze. Was England braucht, stud: 1.) Rohstoffe für seine Fabriken, nicht bloß Baumwolle, die nur in warmen Ländern gedeiht, sondern auch Schafwolle und andere Artikel, die es nicht in genügender Menge erzeugen kann; 2.) Nahrungsmittel, und zwar nicht bloß tropische und halb¬ tropische (besonders Tee), sondern auch Getreide, Fleisch usw. Aller¬ dings steht die englische Landwirtschaft ans einer hohen Stufe, und Gro߬ britannien ist znm waldärmsten Lande Europas herabgesunken, um Raum für Äcker und Wiesen zu schaffen; aber trotzdem kann nicht so viel erzeugt werden, um eine Volksmenge von 42 Millionen (Dichtigkeit fast doppelt so groß als in Österreich-Ungarn!) zu ernähren. Diese Bedürfnisse, die sie durch ihren Welthandel befriedigen, bezahlen die Briten mit ihren Fabrikaten und ihrer Kohle. Z 113. Das Bereinigte Königreich Großbritannien nnd Irland steht unter der Herrschaft des Hauses Hannover (Welf) nnd ist die älteste konstitutionelle Monarchie, deren Verfassung vorbildlich geworden ist. Ein 136 Hemmnis der gedeihlichen Entwickelung ist der Gegensatz zwischen den protestantischen Briten und den katholischen Iren und das Streben der letzteren nach Selbständigkeit. Der Protestantismus erscheint in zwei Hauptsormeu: in England herrscht die Hoch- oder Episkopal¬ kirche, die die bischöfliche Würde beibehalten hat und deren Oberhaupt der König ist, während die schottische Kirche bloß Älteste oder Presbyter als geistliche Aufseher anerkennt. Das britische Reich ist aber zugleich auch ein Weltreich, das an Umfang das russische Reich und an Volkszahl China übertrifft. Im Gegensätze zu Rußland erstreckt es sich jedoch nicht über ein zusammen¬ hängendes Territorium, sondern umfaßt Gebiete, die über die ganze Erde zerstreut sind. Das ist seine Stärke, denn es vereinigt in sich die Produkte aller Zonen, aber auch seine Schwäche, weil die Verteidigung schwierig ist. Der Hauptbesitz ist Indien, und die Zugänge zum Indischen Ozean sind durch verschiedene Kolonien gesichert (vergl. Gibraltar, Malta, Cypern und Aden). Die anderen Hauptkolonien: Australien, Kapland und Kanada, stehen mit dem Mutterlande nur in loser Verbindung. Den bedeutendsten amerikanischen Kolonialbesitz, die Vereinigten Staaten, hat England schon im 18. Jahrhunderte verloren. WvorsicHt dss kritischen Weltreiches. Britisches Weltreich (rund) 30,900.000 398 Mill. Z 114. England. Die drei Gruppen des englischen Gebirges sind: 1.) das niedere, zinnreiche Gebirge der Halbinsel Cornwallis; 2.) das Gebirge von Wales, das einzige auf englischem Boden, welches 1000 na Gipfelhöhe erreicht; 3.) das nord englische Gebirge mit Gipfeln von 800 bis 900 in. Das englische Tiefland ist nur stellenweise wirkliche Ebene, meist aber welliger oder hügeliger Boden. Ein Hügelzug streicht vom Bristol¬ kanal in einem Bogen bis nach der Landschaft Jork und trennt das östliche Alt- vom westlichen Nen-England. Der Hauptabdachnng des Landes folgend, strömen die Flüsse von W. nach O.: so die Themse, Englands größter Fluß, die südliche Ouse (üß) und der Humber (Himber), der sich aus zwei einander entgegenkommenden Flüssen, dem Trent und der 137 nördlichen Ouse, zusammensetzt. Nur der Severn macht eine Ausnahme, indem er den mittleren Hügelzug nicht zu durchbrechen vermag, sondern zwischen diesem und dem Hochlande von Wales nach S. zum Bristolkanal fließt. Obwohl die Flüsse wegen der geringen Breite des Landes nur klein sind, führen sie doch, dank der großen Regenmenge, reichlich Wasser und besitzen trichterförmige Mündungen, die zur Flutzeit selbst großen Schiffen das Einfahren gestatten. Es ist in H 110 gesagt worden, daß zwischen Griechenland und England gewisse Ähnlichkeiten, aber auch gewisse Unterschiede bestehen. In Griechenland ist die Ostseite sowohl durch reichlichere Küstenentwickelung wie durch das Vorhandensein von Ebenen begünstigt; in England ist dagegen die Westküste gegliederter, aber im O. liegt die Ebene und nach O. ziehen die Flüsse. So wendet auch England sein Antlitz nach O., dem nahen Festlande zu, und seine Geschicke sind mit dem des letzteren auf das innigste verbunden. Z 115. England ist nicht bloß das politische Hauptland, sondern auch der bevölkertste Teil der Inseln: 33 Mill, oder 215 auf dem Quadrat- Kilometer. Nur Belgien und Sachsen sind noch dichter bevölkert, und England zahlt fast ebensoviel Großstädte (32 mit mehr als 100.000 Einw.), wie das mehr als dreimal so große Deutsche Reich (33). Östlich und südlich vom mittleren Hügelznge liegt Alt-England, der Mittelpunkt der englischen Geschichte, der Sitz des Adels und des reichen Klerus, das Gebiet der Landwirtschaft. Unter den Städten ragt die Vier¬ millionenstadt London, die Haupt- und Residenzstadt des Königreiches, der Mittelpunkt des britischen Welthandels, vor allen hervor. London liegt gerade an dem Punkte des größten Flusses des Landes (Themse), wohin die Meeresflnt noch größere Schiffe hinaufführt, ist also zugleich Binnen- und Seestadt. Günstig wirkt außerdem die große Nähe des Festlandes, wo sich fast gegen¬ über der Themse die Rheinmünduug befindet. Den Mittelpunkt Loudons bildet die City (ßitti), der älteste Teil der Stadt und der Sitz des Großhandels. Aus diesem Kern heraus ist die Stadt nach allen Seiten hin gewachsen, so daß die umliegenden Ortschaften von ihr verschlungen wurden. Außer der City liegen ans der Nordseite des Flusses noch die Stadtteile Westminster (uestminstr) und Westend, Sitz des Hofes, des hohen Adels, des Parlamentes (gesetzgebende Versammlung, bestehend aus dem Hause der Lords (hoher Adels und dem Hanse der Gemeinen (Abgeordneten)) und der höchsten Behörden des Landes, und Castend (istend, d.h.Ostende), der erste Seehafen des Reiches mit zahlreichen Docks (künstlich gemauerte Wasserbassins, die durch Schleusen mit dem Fahrwasser in Verbindung stehen und zur Aufnahme von Schiffen dienen) und Lager¬ häusern über und unter der Erde. Auf der Südseite der Themse liegen die Fabriksvicrtel und Greenwich (grmitsch) mit seiner berühmten Sternwarte, von deren Meridian alle Seefahrer und viele Staaten die Meridianzählung beginnen. Zn den merkwürdigsten Gebäuden Londons gehören: 1.) die Paulskirche, die größte protestantische Kirche der Welt; 2.) der Tower (tau'r), ehemals das Staatsgefängnis, jetzt Rüstkammer und 138 die Kronjuwelen enthaltend; beide in der City; 3.) die Westminsterabtei, in deren Kapellen die größten Männer Englands ruhen; 4.) die Parlamentshäuser an der Themse; 5.) das Britische Museum mit der größten Bibliothek der Welt und reich¬ haltigen wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Wichtigere Binnenstädte sind Windsor (uindsr), die königliche Sommerresidenz, und die Universitätsstädte Oxford und Cambridge (kembridsch); die größten Städte liegen aber an der Küste. Von Dover, an der engsten Stelle der Meeresstraße, findet die Überfahrt nach dem Festlande statt. Im Süden konzentriert sich der Seeverkehr an der der Insel Wight (ueit) gegenüberliegenden Küste; an der östlichen Bucht liegt Portsmouths (pörtsmeß), der erste Kriegshafen Englands, und Southampton (ßanßämptn), die Hauptstation der großen transatlantischen Dampfer. Im W. liegt an der Severnmündung Bristol (bristl). Ncu-England, jenseits des mittleren Hügelzuges, ist erst seit etwa 100 Jahren von Bedeutung geworden, aber jetzt ein fast zusammen¬ hängender Komplex gewaltiger Fabriksstädte längs der großen Steinkohlen- nnd Eisenlager, die halbringförmig um das nordbritische Gebirge herum¬ ziehen. Im NO. liegt der große Bezirk der Wollindustrie, dessen Mittel¬ punkt Leeds (lids) ist, dann folgt nach S. die Stadt der Messerschmiede, Sheffield (schefstld) und Nottingham (nöttingäm), die Stadt der Strumpfwirker, endlich Birmingham (börmingäm), wo sich alle mög¬ lichen Industriezweige vereinigen, besonders aber Nadeln und Stahlfedern fabriziert werden. Westlich davon dehnt sich das blaolr oounkr^ (bläk klntri, d. h. schwarzes Land) aus, ein großer Schmiedebezirk, und daran schließt sich am oberen Trent der Töpferbezirk an, wo u. a. das berühmte, nach seinem Erfinder benannte Wedgewoodgeschirr (uedschwud) erzeugt wird. Im NW. schließt Laneashire (länkäschör), der größte Baumwollen- Jndustriebezirk der Erde, wo die Dichtigkeit der Bevölkerung auf 800 steigt, die Fabrikszone ab. Mittelpunkt ist hier Manchester (müntschestr); Liverpool (livrpul) ist der Einfuhrhafen für Baumwolle und dadurch die zweite Handelsstadt Englands. An der Nordküste ist der breite Hnmber die günstigste Stelle, wo sich Hüll zum Hauptausfuhrhafen Neu-Englands nach dem nördlichen Europa entwickelt hat. Ein zweites großes Kohlengebiet liegt um Newcastle on Tyne (njükäsl an tein); von hier bezieht hauptsächlich das Ausland die englische Kohle. . Wales, wovon der jedesmalige englische Thronerbe den Titel führt (Prinz von Wales), ist ein dünn bevölkertes Gebirgsland, deren Bewohner noch größtenteils ihre alte keltische Sprache sprechen. Der Süden ist aber i moutü englisch, — Mündung- 139 reich an Kohle und Eisen, und hier haben sich schon einige bedeutendere Städte entwickelt, unter denen die mächtige Seestadt Cardiff die wichtigste ist. Von der Insel Anglesea (änglsi, im Altertum Hauptsitz des keltischen Priester- und Druid entums), die durch eine Eisenbahn-Hängebrücke mit Wales verbunden ist, findet die Überfahrt nach Dublin statt. Mitten in der Irischen See liegt die Insel Man (män). Aus der Zeit, da die englischen Könige Herren von Frankreich werden wollten, stammt noch der Besitz der Normannischen Inseln an der französischen Kanalküste. 8 Il6. Schottland. Das nicdcrschottische Gebirge steht mit dem nordenglischen in losem Zusammenhänge. Im N. wird es von einem schmalen Tieflandstreifen, den Lowlands (löländs, d. h. Niederlande) be¬ grenzt; jenseits derselben erhebt sich das schottische Hochland, das höchste Gebirge der Insel (Ben Nevis snivisj 1300 in, der höchste Punkt Gro߬ britanniens), dem seine zahlreichen Seen und die tief eindringenden Fjorde der Westküste einen hohen Reiz verleihen. In der Verbindungs¬ linie des Muray- und Lornbusens wird es durch ein so tiefes, gerad¬ linig verlaufendes Tal entzwei geschnitten, daß es hier gelang, durch den fahrbaren Kaledo nischen Kanal (Kaledonien alter Name von Schottland) beide Meere zu verbinden. Als rauhes Gebirgsland hat Schottland nur soviel Einwohner wie London, und über die Hälfte davon drängt sich in den fruchtbaren Lowlands zusammen. In diesem natürlichen Mittelpunkte des Landes liegt in der Nähe der Ostküste die Hauptstadt Edinburgh. Größere Bedeutung gewannen die Lowlands aber erst, seitdem man die reichen Kohlenfelder ausbeutet, iu deren Mitte sich Glasgow (gläsgo) zu einer der größten britischen Fabriksstädte emporgeschwungen hat. Die zweite schottische Industriestadt (besonders für Leinen) ist Dundee (d„ndi) au einem tief einschneidenden Fjord. Im Hochlande und auf den Inseln bilden Schafzucht und Heringsfang die Hauptbeschäftigung der armen Bewohner, die zum Teile auch noch an der alten Sitte und malerischen Tracht festhalten. Außer Aberdeen (äberdin) an der Ostküste gibt es keine größere Stadt. Staffa (stäffä), eine Insel der Hebriden, ist bekannt durch die dunkle Fingalshöhle, deren Boden vom Meere bedeckt ist. 8 117. Die zweite Halbinsel, Irland wird durch die Irische See von Großbritannien getrennt. Es ist eine seenreiche Tiefebene, an den Rändern von Gebirgsgruppen eingerahmt, von denen aber nur die südwestliche 1000 in Höhe erreicht. Die westlichen treten bis an das Meer heran und geben dadurch der Küste eine zackige Gestaltung, wie wir sie an der Westküste Großbritanniens finden, während die Ostküste auch hier viel geradliniger verläuft. Die Flüsse versumpfen wegen ihres 140 geringen Gefälles weithin die Tiefebene; der Hauptfluß Shannon (shännön) ist in seinem Laufe ein genaues Seitenstück zum Severin Irland, wegen des herrlichen Grüns, das seinen Boden bedeckt, das «Grüne Erin» oder die Smaragdinsel genannt, ist nur so bevölkert wie London. Zwar ist die Ebene sumpfig und das Land arm an Kohle und Eisen, aber trotzdem könnte es eine viel dichtere Bevölkerung ernähren, wenn nicht Not und Unzufriedenheit jährlich viele Tausende nach Amerika treiben und dadurch die Volkszahl von Jahr zu Jahr abnehmen würde. Die Ursache liegt mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Da die Iren zur Zeit, als in England die protestantische Lehre eingeführt wurde, Katholiken blieben, so wurden sie von den Engländern auf das härteste bedrückt, und obwohl sich die Zustände jetzt gebessert haben, sind die Folgen der früheren Mißwirtschaft doch nicht ganz verwischt. Ihres ehemaligen Grundbesitzes beraubt, sitzen die Bauern auf ihren Ländereien nur auf Zeitpacht, wodurch jedes Streben für nachhaltige Verbesserung des Bodens ausgeschlossen wird. Für Schulen ist wenig gesorgt. Die reichen englischen Grundbesitzer verzehren ihre Einkünfte außerhalb des Landes. Etwa der siebente Teil der Bevölkerung lebt in Lehmhütten, deren einziges Gemach den Menschen und dem Vieh zugleich zur Wohnung dient. Kartoffeln sind die Hauptnahrung. Bedeutendere Städte liegen nur an der Küste; die Hauptstadt Dublin (dchlin) an der Stelle der Ostküste, wo diese England am nächsten tritt. Belfast (belfäst), in einer Gegend, die vorwiegend von eingewanderten protestantischen Engländern und Schotten bewohnt wird, ist die erste Handels- und Industriestadt (Leinen) Irlands. Von der Insel Valentin (wälenschjä), an der SW.-Ecke Irlands, gehen die großen Kabel (unterseeische Telegraphen) nach Amerika aus. Städtstafsl. Dritte Abteilung. Lehrstoff der dritten Ktnfse. Fortsetzung von Europa (mit Ausschluß von Österreich-Ungarn). Die Schweiz. (N. B. und ö. L.) Genf 46-/., 83-/. (6); Basel 47-/,, 25-/. (7-/,); Bregenz 47-/,, 27-/, (9-/.); Finstermünz 47, 28 (IO-/,); Como 45°/«, 26-/. (9); Großer St. Bernhard 46, 24-/. (7). ß 1. Die Schweiz (41.000 km?), neben Serbien der einzige größere europäische Staat ohne Meeresgrenzen, ist der Kern des west¬ europäischen Rumpfes. Sie umfaßt nämlich l.) das mittlere und höchste Stück der Alpen, an denen mit Ausnahme Großbritanniens und Rußlands alle Großstaaten Europas teilnehmen, und 2.) die Quellgebiete der beiden Hauptströme Rhein und Rhone (rön) und von dein dritten Hauptstrome der westeuropäischen Hälfte, der Donau, den Oberlauf eines der mächtigsten Nebenflüsse (Inn). Die Schweiz besteht aus drei Teilen: den Alpen im SO., mehr als die Hälfte des Landes einnehmend, der Hochebene in der Mitte und dem Juragebirge im NW. Z 2. Die Schweizer Alpen sind der mittlere Teil des Hoch¬ gebirgsbogens, der sich in einer Länge von 1100 lrm vom Ligurischen Meere bis in die ungarische Ebene erstreckt und im Montblanc-Stocke (mongbläng), also genau in der Umbiegungsstelle, wo sich auch die Grenzen von Frankreich, Italien und der Schweiz berühren, seine höchste Höhe (4800 in) erreicht. Die Kämme haben in der Schweiz eine durchschnitt¬ liche Höhe von 2600 in, viele Gipfel erreichen noch 4000 m, die Pässe über die Hauptketten sinken nicht unter 2000 in herab. Aber diese Gebirgs¬ masse ist von einem Netze von Längs- und Quertälern tief durchschnitten, und diesem Umstande verdanken es die Alpen, daß sie das bevölkertste aller Hochgebirge sind. Die Alpen liegen in der südlichen Mittelzone (s. S. 104, Fig. 24), aber diese reicht aufwärts nur bis 1300 in; soweit reicht der gemischte Wald (Laub- und Nadelholz), die Obstzucht und der Ackerbau. Hier ist die Bevölkerung dichter und lebt in Städten und Dörfern. Dies ist der Knlturgnrtel. 144 Darauf folgt bis 1900 in der Nadelholzqürtcl (Fichte, Lärche, Arve und Zirbelkiefer, die treffliches Schnittholz liefert). Hier finden wir noch kleine Dörfer; Ackerbau ist nicht mehr möglich, aber die prächtigen Wiesen gestatten eine ausgedehnte Rindviehzncht. Von der Waldgrenze (1900 in) bis zur Schneegrenze (2800 in) reicht der Almengürtel. Almen sind Weideflächen, auf die im Sommer das Vieh aus dem Tale hinaufgetrieben wird; alleinstehende Sennhütten nehmen die Senner (Hirten) während ihres sommerlichen Aufenthaltes auf. Im Winter ist dieser Gürtel der Gemse, des Edelweißes und der Alpenrosen gänzlich verödet. Der Schneegürtcl ist unter ewigem Schnee begraben, der sich in den weiten Mulden am oberen Ende der Täler sammelt und von dort Eis¬ ströme oder Gletscher in den tieferen Talregionen bis in die bewohnten Gürtel herabsendet, während von steileren Stellen der Schnee mit einem- mal als Lawine zu Tale stürzt. Der zwanzigste Teil der Schweiz gehört diesem Schneegürtel an; ihm verdanken wir die unversieglichen Wasser¬ schätze der Alpenflüsse. H 3. Der Knotenpunkt der Schweizer Alpen ist der St. Gott¬ hard. Hier bildet sich ein Flußkreuz, indem sich die Längstäler des Rheines und der Rhone mit den Quertälern der Reuß und des Tessin in ihren Quellwurzeln nahezu berühren. Rhein und Rhone fließen nach ent¬ gegengesetzten Seiten, aber in genau derselben Weise erst durch Längstäler, dann mit scharfer Kniebiegung durch Quertäler, daun durch große Seen: Boden- und Genfer See (die beiden Grenzwächter der Schweiz), durchbrechen hierauf das Juragebirge und wenden sich endlich außer¬ alpinen Gegenden zu, der Rheiu nach N., die Rhone nach S. Die Täler dieser beiden Flüsse zerschneiden die Schweizer Alpen in eine Nord- und eine Südhälfte. Die Südalpen beginnen im W. mit der vergletscherten Kette der Penninischen Alpenh die im Monte Rosa (4600 in, nur vom Montblanc übertroffen) gipfeln. Östlich vom Tessintale breiten sich die Rät i sch en 2 Alpen zu beiden Seilendes Engadin, des großen Längs¬ tales des Inn, aus; hier steigen nur mehr einzelne Bergstöcke über die Schneegrenze empor, am höchsten die Bernina (4000 na). Die Nordalpcn werden durch drei Quertäler zerschnitten: durch das der Aare mit dem Brienzer und Thuner See (ursprünglich Ein ' Auch hier kehrt, wie in den Worten Alpen und Apenninen, die keltische Wurzel peu — Berg wieder. ° Genannt nach dem alten Volke der Räter, deren Nachkommen noch hier leben. 145 See, dann durch das Delta der Lütschine geteilt, durch das der Rcuß mit dem einem verbogenen Kreuze gleichenden Vierwaldstätter See und durch die ebenfalls erst später geteilten Wallen- und Zürcher Seen. Auf diese Weise gliedert sich der Hauptkamm der Nordalpeu in vier Teile: 1.) der Bergzug des Berner Oberlandes, der im W. zu der mächtigsten Schneegebirgsmasse der Alpen (Finsteraarhorn 4300 m) anschwillt; 2.) der Dammastock (3600m); 3.) die Kette der Glarer Alpen (Tödi 3600m); 4.) die niederen Appenzeller Alpen, die nirgends mehr die Schneegrenze erreichen. Z 4. Gegen N. hin senken sich die Bergketten der Alpen immer tiefer und verlieren sich endlich in die niederen Höhenzüge der Schweizer Hochebene. Nur einige höhere Berge treten weit in die Ebene hervor und sind dadurch, wie der Rigi und Pilatus, berühmte Aussichtspunkte geworden. Nach NW. schließt die Bergkette des Jnrn (bis 1700 m hoch) mauergleich die Hochebene ab und zwingt alle nach NW. fließenden Gewässer, sich nach NO. zu wenden. Die Aare sammelt sie alle und führt sie dem Rhein zu. In den Tälern dieser Flüsse liegen, alle nach NW. sich er¬ streckend, die berühmten Alpenseen, deren größte wir bereits genannt haben; eine zweite Gruppe bilden die Juraseen bei Nenchätel (nöschatel) oder Neuenburg mit Erstreckung nach NO. Z 5. Die ältesten Bewohner der Schweiz waren Kelten, die unter römischer Herrschaft die lateinische Sprache annahmen. Aus dieser ent¬ wickelte sich das Räto-Ladinische, das noch im oberen Rheintal und ini Engadin gesprochen wird. Im frühesten Mittelalter erfolgte die deutsche Einwanderung von NO., nur der äußerste SW. blieb romanisch (französisch). Die Italiener drangen im Tessintale vor. Die Gesamt- bevölkerung beträgt 3,300.000, davon sind V« Deutsche. Etwas mehr als die Hälfte sind Protestanten, katholisch ist der größere Teil der eigent¬ lichen Alpenbewohner geblieben. Ursprünglich gehörte die Schweiz zum Deutschen Reiche. Als die Habsburger die Umwohner des Vierwaldstätter Sees, ein freies und tapferes Bauernvolk, sich untertan machen wollten, gründeten diese einen Bund (Eidgenossenschaft, Sage von Tell und Geßler) und behaupteten in glücklichen Kämpfen nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern erweiterten auch immer mehr ihre Herrschaft, Im 16. Jahr¬ hunderte bestand die Eidgenossenschaft bereits aus 13 Kantonen', zu diesen kamen in der französischen Revolution und nach Napoleons Sturze 9 neue, welche früher nur in einem losen Verhältnisse zum Bunde gestanden waren. Die Abhängigkeit vom Deutschen Reiche hatte schon am Ende des 15. Jahrhunderts aufgehört. ' Davon sind jetzt 3 zweigeteilt. S UP an, Geographie. 11. AM. 10 146 Die Schweiz bildet jetzt eine Bundesrepublik; jeder der 25 Kantone ist eine Republik für sich, die ihre inneren Angelegenheiten selbständig verwaltet; über die gemeinsamen Angelegenheiten aber wird von den Ver¬ tretern aller Kantone gemeinsam beraten. Die oberste Behörde ist der Bundesrat (aus sieben gewählten Mitgliedern bestehend), dessen Sitz die Bundeshauptstadt Bern ist. Die Grenzen gegen die vier Großstaaten, welche die kleine Schweiz umgeben, verlaufen zum Teile auf den Kämmen des Jura und der Alpen (über die Ausbuchtung im Tessintale siehe II. Abteilung, Z 97), zum Teile längs des Rheines und des Bodensees. H 6. Daß die Schweiz trotz der ungünstigen Nachbarschaft von Großstaaten ihre Unabhängigkeit bewahrt hat, verdankt sie dem Umstande, daß sie das Durchgangsland von Westeuropa nach Italien ist und daher kein Nachbarstaat sie dem anderen gönnt. Die Hauptverbinduugs- linie stellt jetzt die Gotthardbahn her, die den wasserscheidenden Kamm in einem großen Tunnel überwindet. Neben deni St. Gotthard waren in früherer Zeit noch der Simplon in den Penninischen Alpen mit der ältesten Kunststraße (von Napolen I. erbaut), der Große St. Bernhard, einer der höchsten Alpenpüsse (2500 in) mit einem berühmten Hospiz (zur Dora Baltea) und die Pässe, die von den Rheintälern nach S. führen, besonders der Splügen, viel besucht. Einen reichen Schatz besitzt die Schweiz auch in ihren landschaft¬ lichen Schönheiten (Hochgebirge und Seen); sie wurde dadurch neben Italien und den Rheiugegenden der Hauptanziehungspunkt für Fremde und ist mit Recht als das «Europäische Gasthaus» bezeichnet worden. Der karge Boden bietet wenig Nahrungsmittel. Im Alpenlande ist der Ackerbau nur auf wenige tiefgelegene Talstrecken beschränkt, aber die herrlichen Weiden begünstigen die Viehzucht, und Käse ist das wichtigste Erzeugnis der Berggegenden. In früheren Zeiten wanderten die Schweizer viel aus, um Söldnerdienste in fremden Ländern zu nehmen; jetzt finden sie auch in der Heimat Beschäftigung, denn die Schweiz ist trotz des Mangels an Kohle, aber unterstützt durch reichliche Wasserkräfte, ein Industrieland ersten Ranges geworden. Die Verarbeitung von Seide und Baumwolle (im NO.) und die Uhrenfabrikation (im SW.) sind die Hauptzweige der Industrie, die ihren Sitz hauptsächlich auf der Hochebene hat. Nur auf diese Weise ist es möglich, Brot für eine ver¬ hältnismäßig dichte Bevölkerung (80 auf I Irin?) zu beschaffen. 8 7. Inmitten des nördlichen Alpcnlandes umgeben den Vierwald- stätter^ See die drei Urkantone: Schwyz (das dem ganzen Lande den ' Die vier Waldstättcn sind die Urkantone und Luzern. 147 Namen gegeben hat, mit dem Hauptorte gl. N.) im O., Uri (Hauptort Altdorf) im S. und Unterwalden im W. Das alpine Aaregebiet umfaßt das Berner Oberland (zum Flachlandkanton Bern gehörig), den schönsten Teil der Schweiz, weil hier die mächtigen Bergriesen Finsteraarhorn, Jungfrau, Mönch usw. aus tiefgelegenen Talsohlen plötzlich zu großer Höhe ansteigen. Thun am Ausgange der Aare aus dem Thuner See ist der Hauptort, Interlaken auf der Delta-Ebene zwischen den beiden Aareseen der Hauptsammelplatz der Fremden. Das Gabeltal der Lütschine führt mitten in die Hoch¬ gebirgswelt; der untere Grindelwaldgletscher steigt bis zum Torfe Grindel¬ wald herab, am tiefsten unter allen Alpengletschern. Nordöstlich von den Urkantonen liegen die Kantone Glarus und St. Gallen mit den gleichnamigen Hauptstädten und Appenzell. Sie nehmen schon teil an der industriellen Tätigkeit der Hochebene. Das südliche Alpenland zählt nur drei, zwar ausgedehnte, aber dünn bevölkerte Kantone: das größtenteils französische Wallis^ (Rhöne- gebiet), das italienische Tessin und das größtenteils romanische Grau¬ bünden (Rheintäler und Engadin). Chur am Rheinknie ist die größte Stadt des eigentlichen Schweizer Alpenlandes. Im Engadin liegen mehrere Kurorte für Lungenleidende, denen die reine Luft des hochgelegenen Tales heilbringend ist. Z 8. Die Reihe der deutschen Kantone der Hochebene und des Jura, die mit zwei Ausnahmen alle nach ihren Hauptorten benannt sind, beginnt im N. mit Basel, der großen Handelsstadt am Rheinknie, ebenso wie Schaffhausen (mit dem berühmten Rheinfall) außerhalb der natür¬ lichen Grenzen der Schweiz gelegen. Die größte Stadt nicht nur der Hoch¬ ebene, sondern auch der ganzen Schweiz ist Zürich am Ende des gleich¬ namigen Sees, der Mittelpunkt der Webe-Industrie und das geistige Haupt der deutschen Schweiz. Südwestlich gelangen wir über Zug am See gl. N. nach Luzern am Ende des Vierwaldstätter Sees, den Ausgangspunkt der Gotthardstraße und berühmt durch seine herrliche Umgebung. Im Kanton Aargau erheben sich an der Aare die Ruinen des Schlosses Habsburgs des Stammsitzes des österreichischen Kaiserhauses. An der Aare liegt die Bundeshauptstadt Bern. Freiburg ist schon zum Teile französisch. Die wichtigste Stadt der französischen Schweiz ist Genf am Ende des gleichnamigen - vLtti8 lateinisch, — Tal; hier das Rhönetal gemeint. - Früher eine eigene Eidgenossenschaft von drei «Bünden», von denen einer der «Graue Bund» hieß. 3 Verkürzte Form von Habichtsbnrg. 10* 149 hügeligem Gelände, anderseits aus Ketten- und Massengebirgen, die von SW. nach NO., von SO. nach NW., seltener von S. nach N. streichen und nur in wenigen Gipfeln 1000 in übersteigen. Dem NW.-Systeme gehören an: 1.) der Böhmerwald mit dem Bayrischen Walde, das Fichtelgebirge, der Thüringer Wald, das Bergland an der Werra und der Teutoburger Wald; 2.) die Sudeten, dann nach einer langen Unterbrechung der Harz und das Weser-Bergland. Die NO.-Systeme sind: 1.) der schwäbische Jura, 2.) das Erz¬ gebirge, 3.) das mittel- und niederrheinische Bergland. Das N.-Sy st em ist vertreten: 1.) durch die Gebirge zu beiden Seiten des Oberrheines, 2.) durch den Frankenjura. Dadurch, daß Gebirge von entgegengesetzter Richtung zusammen¬ stoßen, entstehen eine Reihe abgeschlossener Landschaften (ähnlich wie auf der östlichen Balkanhalbinsel), und dieser Umstand hat zur Zersplitterung des deutschen Volkes in verschiedene Staaten wesentlich beigetragen. Im O. bildet Böhmen eine solche gegen Deutschland abgeschlossene Landmasse. Es gehört zwar zu Österreich, ist aber insofern auch hier in Betracht zu ziehen, als die deutsche Grenze auf den Höhen der Rand¬ gebirge (Böhmerwald, Erzgebirge und Sudeten) verläuft und einer der größten deutschen Flüsse (Elbe) hier seinen Ursprung nimmt. Den W. nehmen die Rheinlandschaften ein. Hier ist das einzige Gebiet/wo das südliche und nördliche Deutschland durch einen Strom verbunden sind. Der Rhein gehört zwar drei Staaten an: die Quelle der Schweiz, die Deltamündung den Niederlanden, aber der weitaus größte Teil des Laufes ist deutsch. Über die Anhöhen der westrheinischen Gebirge verlaufen die Grenzen gegen Frankreich und Belgien. Die mittleren Berglandschaften sind hydrographisch sehr zerstückelt. Wir haben hier von S. nach N. 1.) die oberdeutsche Hoch¬ ebene, zum Douaugebiete gehörig, mit Abfluß nach N. und O.; 2.) die schwäbisch-fränkische Terrasse, deren Flüsse Main und Neckar nach W. zum Rhein fließen; 3.) die Landschaften Hessen, Thüringen und Sachseu mit Abfluß nach N. zur Weser und Elbe. ß 11. Im Gegensätze zu dieser Zersplitterung des südlichen und mittleren Deutschlands ist das nördliche Drittel eine einzige Tiefebene, die ohne scharfe Grenze einerseits in das russische, anderseits in das nieder¬ ländische Flachland übergeht; auch auf der Jütischen Halbinsel ist die Grenze nur eine politische. Wie der Lauf der Hauptflüsse zeigt, dacht sich die Tiefebene nach N. und NW. ab und verläuft allmählich in die Ost- und Nordsee. Die Hauptflüsse sind die Weser, die als Werra im Thüringer 150 Walde entspringt; die Elbe, deren Oberlauf in Böhmen liegt, wo sie auf der Südseite der Sudeten entspringt; die Oder, die ebenfalls auf österreichischem Boden in den Sudeten entspringt, und die Weichsel, die aus den Karpathen kommt und von der nur der Unterlauf deutsch ist. Weser und Elbe munden wie der Rhein in die Nordsee, Oder und Weichsel in die Ostsee. Z 12. Das Deutsche Reich ist nach Großbritannien und Italien der am dichtesten bevölkerte Großstaat Europas (104 auf 1 Von den 56 Mill. Bewohnern find nur wenige nicht deutsch: Slawen an der Ostgrenze und Franzosen an der mittleren Westgrenze. Die Deutschen scheiden sich sprachlich in Ober- und Niederdeutsche; eine Linie von Krefeld bis Fürstenberg an der Oder bildet ungefähr die Grenze. Die Sprache der Oberdeutschen (das sogenannte Hochdeutsche, weil es im höher gelegenen Süden gesprochen wird) ist im Laufe der Zeit die ausschließliche Schrift¬ sprache geworden. Mr das hochdeutsche «das» sagen die Niederdeutschen «dat»; danach bezeichnet man diese Sprachen als Das- und Dat-Sprachen. Die Nieder- oder Plattdeutschen (beide Bezeichnungen stammen von der Beschaffenheit der Wohnsitze — Tiefebene — her) heißen auch Niedersachsen. Die sogenannten mitteldeutschen Mundarten der Obersachsen, Thüringer, Hessen und Rheinfranken bilden den Übergang zu den echt oberdeutschen (süddeutschen) Mundarten der Mainfranken, Bayern und Schwaben. Z 13. Das Deutsche Reich ist ein aus 25 Staaten und einem Reichs¬ lande bestehender Bundesstaat, an dessen Spitze der jedesmalige König von Preußen (aus dem Hause Hohenzollern) als «deutscher Kaiser- steht. Unter seinem Schutze stehen Besitzungen in Afrika, in der Südsee und in China. Die Deutschen wohnten schon lange v. Chr. in ihren heutigen Wohnsitzen und beschäftigten sich vorzüglich mit Krieg und Jagd. Im 4., b. und 6. Jahrhunderte wanderten zahlreiche Stämme nach W. (Franken) und S., zerstörten das römische Reich, gaben aber bald ihre Sprache auf und vermischten sich mit den Besiegten (vergl. Spanien und Italien). Die ursprünglichen Wohnsitze der Ausgewanderten besetzten Slawen, meist dem polnischen Stamme angehörig, die im früheren Mittelalter bis zur Elbe und sächsischen Saale wohnten, wo noch jetzt zahlreiche Ortsnamen auf «itz» und «ow» oder «o» ihre ehemalige Anwesenheit verraten. Karl der Grosze (768 bis 814) gründete ein gewaltiges Reich, das Frankreich und Deutschland bis zu den Slawengrenzen, Böhmen, Mähren, die österreichischen Alpenländer und Italien bis über die Tiber umfaßte. Bald nach seinem Tode aber verfiel das Reich in eine West- (Frankreich) und Osthälfte (Deutschland). Das «Heilige römische Reich deutscher Nation» (962 bis 1806) war viel größer als das heutige Deutsche Reich. Es umfaßte außer dem letzteren noch Böhmen, Mähren, alle Alpenländer, das Rhone-Tiefland, Niederlande und Belgien und die Nordhälfte von Italien. An der Spitze stand ein von den sieben Kurfürsten gewühlter König, der zugleich römischer Kaiser war. Die östlichen Slawen wurden unterworfen und germanisiert. Dasselbe Schicksal traf seit 1230 die den Litauern verwandten Preußen, als der Deutsche Ritterorden sie dem Christentum und seiner Herrschaft unterwarf. 151 Während die Deutschen in, Osten verlorenes Gebiet wieder zurückeroberten, sank chre Biacht im W. und S. Die italienischen Staaten machten sich unabhängig, Frankreich drang immer weiter vor. Die inneren Zerwürfnisse trugen die Hauptschuld daran. Sie zerrütteten das Reich völlig, als sich im 16. Jahrhunderte durch Luthers Reformation auch noch kirchliche Streitigkeiten hinzugeselltcn, das deutsche Volk sich in Katholiken und Protestanten schied, und die letzteren, um ihre Religion zu retten, im Dreißiq- I-ihrigen Kriege die Schweden und Franzosen zu Hilfe riefen. Jetzt sind etwa der Deutschen protestantisch (besonders im N.) und katholisch (besonders im S.). ° Seit 1648 bestand das Deutsche Reich nur noch dem Namen nach. Die Nieder- lande und die Schweiz hatten sich losgerissen, die Wcstgrenze war ungefähr die heutige, uur Elsaß-Lothrmgeu war schon französisch geworden. Im Innern gab es etwa 300 reichsunmittelbare weltliche und geistliche Fürsten, Herren und freie Städte, über die der Kaiser keine Gewalt mehr besah. Nus diesen, Staatengewirr, an das nur „lehr die kleinen norddeutschen Staaten erinnern, erwuchsen zwei Großmächte, die öster¬ reichische im S. und die preußische im N. Zvi Zeitalter Napoleons I. hörte das Deutsche Reich auch dem Name,, nach zu existieren auf (1806). Der größte Teil Deutschlands schmachtete unter französischer Herrschaft, die aber mit Napoleons Sturze endete. Von den zahlreichen deutschen Staaten waren nur mehr 33 übrig geblieben. Diese schlossen den Deutschen Bund (1815 bis 1866), der durch den Krieg zwischen Österreich und Preußen ein Ende nahm. Seit 1866 ist Österreich kein deutscher Staat mehr. Preußen gründete den Norddeutschen Bund (1867 bis 1871), den der Main von den süddeutschen Staaten trennte. Der Krieg gegen Frankreich (1870/71) einigte Nord- und Süddeutschland; 1871 wurde das Deutsche Reich errichtet. H'oöitiscHe AbersicHt d>es Deutschen Weiches. ' Sachsen-Weimar ist Großherzogtum. 152 Z 14. Die Mittelgebirgslandschaften gehören zur südlichen, die Tief¬ ebene zur nördlichen mitteleuropäischen Klimazone (s. II. Abteilung, Z 78); die hohe Lage einzelner Gegenden des Südens gleicht aber den Unterschied der geographischen Lage häufig aus. Der Niederschlag ist, dank der Nähe des Meeres, reichlich; im Altertume war Deutschland voll von Sümpfen und Wäldern, die der Kultur weichen mußten, aber auch jetzt noch bedeckt der Wald (Buchen, Eichen, Fichten, in den sandigen Gegenden des Tieflandes die Kiefer) ein Viertel des Reiches. Während man ihn in anderen Ländern aus kurzsichtiger Gewinnsucht ausrottet, Pflegt ihn der Deutsche mit Liebe und Verständnis. Zum Ackerbau (Hauptfrucht Roggen) eignet sich der größte Teil Deutschlands, aber es vermag doch nicht die große Zahl seiner Bewohner zu ernähren. Jährlich wandern durchschnittlich 40.000 Deutsche aus, besonders nach Amerika. Ein fast noch wichtigerer Erwerbszeig ist die Industrie, die besonders in Sachsen und in den Rheinlanden ihren Sitz hat und hier eine große Menschenansammlung hervorruft. Sie beruht wie in England auf dem Reichtum einzelner Gegenden an Kohle und Eisen, worin das Deutsche Reich alle Staaten des Kontinents übertrifft. Auch im Welthandel spielt es neben Großbritannien die hervorragendste Rolle; es hat die größte Handelsflotte und die meisten Eisenbahnen unter- allen Großstaaten des Festlandes. Schon im Mittelalter hatten sich die norddeutschen Städte zu gemeinsamem Handel verbunden, und dieser Hansa- bund hat die Nord- und Ostsee fast ausschließlich beherrscht, solange die anderen Küstenstaaten schwach waren. In bezug auf allgemeine Volks¬ bildung nehmen die Deutschen den ersten Rang ein, in Wissenschaft und Kunst haben sie ebensoviel geleistet, wie irgend ein anderes Kulturvolk. Süddrutschland. 8 15. Die Schweizer Hochebene setzt sich jenseits des Bodensees in der oberdeutschen Hochebene fort, die bis zum Inn und der Salzach dem Deutschen Reiche, und zwar Württemberg und Bayern, angehört. Nur an den Bodensee reicht auch Baden heran; die badische Stadt Konstanz am zweigeteilten NW.-Ende, wo im 15. Jahrhunderte das große Konzil abgehalten und Hus verbrannt wurde, und das bayrische Lindau sind die größten deutschen Orte an diesem See. Von den Vorhöhen der Alpen senkt sich die oberdeutsche Hochebene allmählich nach N., wo sie durch den sanft sich abdachenden schwäbischen und fränkischen Jura und den sich damit kreuzenden Bayrischen Wald (Parallelzug des Böhmerwaldes) abgeschlossen wird. Hier am Nordrande müssen sich alle von den Alpen kommenden Gewässer sammeln und den 153 Ausweg nach O. nehmen. Der Hanptstrom ist die Donau, die im Schwarz¬ walde entspringt (Quellflüsse Brege und Brigach) und genau dem Nordrande entlang nach O. fließt. Die von den Alpen kommenden Nebenflüsse Iller und Lech gehen gerade nach N., Isar und Inn dagegen nach NO. Nur an der Iller reicht die Reichsgrenze bis an die Wasserscheide, alle anderen Flüsse kommen aus den österreichischen Alpen, der Inn sogar aus der Schweiz. Er ist länger als die Donau bis zu seiner Einmündung in diese und übertrifft den Hauptfluß im Sommer auch an Wassermenge, da er seinen Oberlauf mitten durch die vergletscherten Hochalpen nimmt. Am Südrande hat die Hochebene einen hügeligen Charakter und wird durch eine Reihe von Seen belebt, von denen der Chiemsee und der Starnberger See bei München die bekanntesten sind. Soweit die Ebene nicht von Geröll bedeckt oder versumpft ist, ist sie gutes Ackerland; wegen der hohen Lage (München 500 in über dem Meere) ist das Klima im Winter rauh. Die größte Stadt dieser Landschaft ist jetzt München, die Hauptstadt Bayerns an der Isar, das von König Ludwig I. durch herrliche Bauten geschmückt und wegen seiner Sammlungen und Lehranstalten einer der ersten Kunststädte Deutschlands wurde. Universität und technische Hochschule machen es auch zum geistigen Mittelpunkte Bayerns, und in dem Haupt¬ industriezweige des Landes (Bierbrauerei) nimmt es ebenfalls den ersten Rang ein. Bedeutender war einst Augsburg am Lech, im Altertume Hauptstadt der römischen Provinz Vindelicia, im Mittelalter die Ver¬ mittlerin des Handels zwischen den oberitalienischen Städten und dem Rhein über den Brenner, auch jetzt noch eine wichtige Handels- und Industriestadt. Die bayrischen Donaustädte sind: Passau an der Jnumündung, Regens¬ burg aui nördlichsten Punkte der Donau (Mündung des Regen, der das Tal zwischen dem Bayrischen und Böhmerwalde durchfließt), einst wichtige Reichsstadt, und die Festung Ingolstadt. In Württemberg liegt Ulm und weiter oberhalb Sigmaringen, der Hauptort der preußischen Be¬ sitzung Hohenzollern (mit dem Stammschlosse der Hohenzollern am Nordrande des schwäbischen Jura). Von N. her erhält die Donau nur kurze Nebenflüsse von dem nahen Jura, nur an dem nördlichsten Punkte ihres Laufes (Gegend von Regens¬ burg) öffnet sich auch die Nordseite. Zwischen dem fränkischen Jura, der nach N. umbiegt, und dem Böhmerwalde liegt die bayrische Oberpfalz, durch welche die Nab vom Fichtelgebirge her der Donau zufließt. Z 16. An seinem SW.-Ende ist der deutsche Jura auf das innigste mit dem Schwarzwalde verwachsen. Von da zieht er als Rauhe Alp nach NO., erleidet im Tale der Wörnitz (Nebenfluß der Donau) 154 eine vollständige Unterbrechung und erscheint jenseits derselben als frän¬ kischer Jura, der daun nach N. umbiegt und am Main endet. Es sind kahle, rauhe Kalkhochflächen, die nur im äußersten SW. 1000 in erreichen, nach O. aber an Höhe abnehmen; nach der Donauseite senken sie sich sauft, nach der rheinischen (d. h. nach NW. und W.) dagegen stürzen sie steil ab und nehmen dadurch Gebirgscharakter an. Wie der Jura im S. und W., so umschließen Fichtelgebirge, Frankenwald, Rhön und Vogels¬ berg im N. die fränkisch-schwäbische Terrasse, die sich nur nach W. hin zum Rhein öffnet. Dieser Hauptabdachung folgt der Main. Er entspringt im Fichtel¬ gebirge (Weißer Main) und Jura (Roter Main) und fließt in einer Zickzacklinie nach W. Nachdem er zwischen dem Spessart^ und Oden¬ wald (beide ungefähr 600 in hoch) einen Durchgang gefunden, tritt er in die oberrheinische Ebene hinaus und mündet bei Mainz in den Rhein. Sein Hauptnebenfluß ist die Regnitz, die das Becken zwischen dem Franken¬ jura im O. und der Frankenhöhe und dem Steigerwalde im W. entwässert nnd durch den Ludwigskanal Rhein- und Donaugebiet ver¬ bindet. Westlich von dem letztgenannten Höhenzuge breitet sich das Becken des Neckar aus, der in den Rhein mündet. Wie der Main der fränkische, so ist der Neckar der schwäbische Fluß. Die reichlich bewässerte Terrasse hat ein mildes Klima, das auch Weinbau gestattet, und gehört zu den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands. Das Maingebiet oder Franken gehört zu Bayern, das im NO. sogar noch etwas in das Elbegebiet hinübergreift (Stadt Hof an der Saale). In der Mitte des Regnitzbeckens (am Nebenflüsse Pegnitz) liegt Nürnberg mit dem ganz nahen Fürth, die erste Industriestadt Bayerns. Nürnberg mit seiner industriellen Tätigkeit steht einzig in seiner Art da; schon seit Jahrhunderten ist es die erste Fabriksstadt Bayerns. Hier wurden die Taschenuhr (Nürnberger Ei), das Messing, die Windbüchse usw. erfunden, die Holzschneidekunst uud die Landkarten wesentlich verbessert; hier werden seit Jahrhunderten tausenderlei «Nürnberger Kurzwaren- erzeugt, um, von keinem anderen Fabriksorte erreicht, durch die Welt zu gehen. Aus der Zeit seines mittelalterlichen Glanzes besitzt Nürnberg herr¬ liche Bauwerke, wie es überhaupt das Aussehen einer altertümlichen Stadt Mauern, Tore re.) treuer bewahrt hat, als irgend eine andere große Stadt Europas. Die Steiubrüche bei Svluhofen im fränkischen Jura liefern aller Welt die lithographischen Platten. Unterhalb Nürnberg die Universitäts¬ stadt Erlangen. Am Main sind die bedeutendsten Städte Baireuth, die Bischofsstadt Bamberg und Würzburg, Universitätsstadt inmitten ausgedehnter Weingärten. — Spechtshart (Imrt altdeutsch, — Wald). 155 Das Neckargebiet bildet den ältesten und größten Teil von Würt¬ temberg. Der Ackerbau steht auf einer hohen Stufe, jetzt ist aber auch die Industrie ein nahezu gleichbedeutender Erwerbszweig geworden. Ihr Mittelpunkt ist die freundliche Hauptstadt Stuttgart, in demselben weiten Talbecken gelegen wie Kannstatt. Oberhalb Stuttgart die Uni¬ versitätsstadt Tübingen, unterhalb Heilbronn. 8 17. Die oberrheinische Ebene ist ein langer nnd ver¬ hältnismäßig schmaler Tieflandstreifen, eingesenkt zwischen Gebirgen im S. und Plateauabbrüchen im N. Das südliche Gebirgs-Zwillingspaar bilden derSchwarzwald im O. nnd die Vogesen^ (Wasgau) im W., beide lang¬ gestreckte Gebirgsmassen, die im S. ihre höchste Erhebung haben (Feldberg im Schwarzwalde 1500 in, Sulzer Belchen in den Vogesen 1400 in). An den Schwarzwald schließt sich im N. der Rand der schwäbisch-fränkischen Terrasse an: das Neckarplateau und der etwas höhere Odenwald; ans der westlichen Seite entspricht ihnen die Hardt, der Rand der lothringischen Terrasse, die sich nach W. (Frankreich) senkt und in einem weiten Bogen von der Mosel bewässert wird. Sie entspringt in den Vogesen, mündet aber nicht, wie Neckar und Main, in den Oberrhein, sondern in den Mittelrhein. Die Ebene, aus der sich isoliert der Kaiserstuhl erhebt, ist nahezu lOOO km? groß und senkt sich von 250 in Seehöhe bei Basel bis 80 m bei Mainz. Nur im S., zwischen den Vogesen und dem Schweizer Jnra, öffnet sie sich in der sogenannten Burgundischen Pforte ungeschützt gegen Frankreich. Die politische Grenze verfolgt dann den Kamm der Vogesen und durchquert endlich die lothringische Terrasse. Die tiefe Lage und der Gebirgsschutz geben der Ebene ein mildes Klima und machen sie zu einer der gesegnetsten und bevölkertsten Gegenden Deutschlands. Weinbau ist allgemein, aber die edelsten Sorten der weltberühmten Rheinweine wachsen erst an der Grenze zwischen dem Ober- nnd Mittelrhein. Z 18. Den größten Teil des rechten Rheinlandes nimmt Baden ein (nach der Stadt Baden benannt). Die meisten Ortschaften liegen am Ostrande der Ebene, wie die Universitätsstädte Freiburg uud Heidel¬ berg (am Neckar), oder in der Ebene selbst, wie die Hauptstadt Karls¬ ruhe, aber nicht am Rhein, weil dieser bis in die Gegend von Karlsruhe zu ungestüm ist, früher häufig sein Bett gewechselt hat und vielfach die Ufer versumpft. Mannheim an der Neckarmündnng ist der große Hafenplatz des Oberrheines. Außerhalb der Rheinebeue hat Baden neben dem bereits genannten Konstanz nur eine größere Stadt: Pforzheim > Aus dein lateinischen voseZus entstand die verkrüppelte Form Vogesen. 156 im Neckarplateau, berühmt durch seine Bijouterien-Fabrikatiou. Die Haupt¬ erwerbsquelle der Bewohner des Schwarzwaldes bildet das Holz; die Gebirgsflüsse führen die mächtigen Stämme dem Rhein zu, der sie, zu großen Flößen vereinigt, nach Holland hinabtrügt. Der ehemals blühende Bergbau ist fast erloschen, aber mancherlei Hausindustrie (Schwarzwälder Uhren, Strohgeflechte) beschäftigt das arme Volk. Baden gegenüber, auf dem linken Rheinufer, liegt Elsaß-Lothringen, das 200 Jahre unter französischer Herrschaft stand und erst 1871 als Reichsland (d. h. ohne eigenen Fürsten) wieder mit Deutschland vereinigt wurde. Straßburg an der Jll (die dem Lande den Namen gegeben hat) ist die Hauptstadt von Elsaß; es besitzt in seinem Dome das schönste Baudenkmal des Mittelalters, ist Universitätsstadt und eine der wich¬ tigsten Festungen, da hier die Rheinstraße (Burgundische Pforte) sich mit jener Straße kreuzt, die durch die Einsenkung des Zorntalcs nach Frank¬ reich (kürzeste Route Konstantinopel-Wien-Paris) führt. Außerdem liegen in der Rheinebene Kolm ar und Mülhausen, die wichtigste Webe- Industriestadt Süddeutschlands. Die Hauptstadt Deutsch-Lothringens ist Metz im Moseltale, die größte Festung gegen Frankreich, wo sich die Hauptbahnen vom nördlichen Oberrhein und vom Mittelrhein nach Paris vereinigen, um dann in die Bahn Straßburg-Paris einzumünden. Nördlich von Elsaß liegt die Bayrische Rheinpfalz, von dem übrigen Bayern völlig getrennt. Inmitten des Hardtplateaus die Stadt Kaisers¬ lautern, am Rhein die alte Stadt Speier und die junge Ludwigs¬ hafen gegenüber von Mannheim. Der nördlichste Teil der oberrheinischen Ebene gehört zum Groß- Herzogtum Hessen. Die Hauptstadt Darmstadt liegt am Ostrande, am Rhein das mittelalterliche Worms und Mainz an der Mainmündung, eine der wichtigsten Gründungen der Römer, deren Reich bis an den Rhein und die Donau reichte, im Mittelalter das Haupt der deutschen Kirche, in der Neuzeit eine große Festung, die Mittel- und Oberrhein und das Maintal beherrscht. Die Industriestadt Offenbach am Main ist fast nur eine Vorstadt Frankfurts. Das norddeutsche Bergland. 8 19. Das Rheinische Schiefergebirge ist ein einförmiges Plateau von 500 in mittlerer Höhe, über das sich einzelne Kuppen oder nordöstlich streichende Bergzüge von 200 bis 300 in erheben. Eine Gliederung wird nur durch tief eingeschnittene Flußtäler hervorgebracht. Das enge Rheintal von Bingen bis Bonn (Mittelrhein), die schönste deutsche Gegend, durchschneidet es der ganzen Breite nach. Die schroffen 158 Nebenflüsse der Mosel. Im vielfach gewundenen, weinreichen Moscltale ist Trier' (tri-cr) die Hauptstadt, im Altertume häufig Residenz der römischen Kaiser und daher reich an Bauresten aus jener Zeit, im Mittel- alter wichtige Bischofsstadt. Dort, wo die Mosel in den Rhein mündet, breitet sich das einzige Becken des Mittelrheines aus, in dem die Festung Koblenz^ Schutz gegen Angriffe von der Mosel her bietet. Bei der Universitätsstadt Bonn betritt der Rhein die Tieflandbucht, die tief in das Schiefergebirge eingreift. An der Stelle, wo das letztere im W. sein Ende erreicht und die Straße von Belgien her den Rhein trifft (kürzeste Bahn Berlin-Paris), liegt die Römerstadt Köln», die wichtigste aller Rheinstädte, starke Festung und Mittelpunkt der Rhein-Dampfschiffahrt (Kölner Dom, eines der schönsten gotischen Bauwerke; Eau de Cologne). Der linksrheinische Industriell ezirk, im N. schon ins Tiefland reichend, nimmt teil an jenen Kohlenfeldern, die sich von der Reichs¬ grenze über Belgien in das nördliche Frankreich erstrecken. Aachen (mit heißen Quellen) betreibt verschiedene Industrien, Düren, Eupen und München-Gladbach besonders Webereien, Krefeld Samt- und Seidenfabrikation (deutsches Lyon). Der rechtsrheinische Jndustriebezirk gehört größtenteils schon der Provinz Westfalen an. Das westfälische Steinkohlenbecken von Dort¬ mund, wo, wie in England, Eisen und Kohle zusammen vorkommen, ernährt die blühende Eisenindustrie von Iserlohn, Hagen und Bochum in Westfalen und von Essen (Krupps Gußstahlfabrik), Solingen (besonders Schneidewerkzeuge) und Remscheid in der Rheinprovinz. In der letzteren, im kleinen Wuppertals, breitet sich die Doppelstadt Elberfeld-Barmen aus, wegen seiner großartigen Baumwoll-Manufakturen mit Recht das «deutsche Manchester» genannt. Düsseldorf (auch durch seine Maler- Akademie berühmt) ist der Rheinhafen des Wnppertales, von Duisburg (düsburg) wird die Kohle auf dem Rhein verschickt. Schon im Altertume wurde das Rheinland (einschließlich des Oberrheines) durch die Römer kultiviert und durch das ganze Mittelalter hindurch war es das wichtigste Gebiet Deutschlands. Von den sieben Kurfürsten waren vier rheinische: der Pfalzgraf (Rheinpfalz usw., Hauptstadt Heidelberg) und die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln. In Frankfurt a. M. wurden die deutschen Kaiser gewählt, in Aachen (später in Frankfurt a. M.) gekrönt und in Speier begraben. Jetzt ist allerdings der Schwerpunkt nach dem Osten verrückt (Berlin), aber als eines der reichsten und dichtbevölkertsten Gebiete, als längste natürliche Verbinduugsstraße Mitteleuropas in nord-südlicher Richtung (wie die Donau in ost-westlicher) spielt das Rheinland noch immer eine hervorragende Rolle, freilich stets gefährdet durch die französische Nachbarschaft. ' Von dem alten Keltenstamme der Trewerer genannt. 2 Lateinisch Oouüusatia — Zusammenfluß (von Rhein und Mosel). ' Vom lateinischen Lokonig, Lgrippiua; hier wurde Agrippina, die Gemahlin des Kaisers Claudius, geboren. 159 8 21. In dem Winkel zwischen dem nordöstlich streichenden Schiefer¬ gebirge und dem nordwestlich streichenden Thüringer Walde erheben sich mehrere Kuppen und Massengebirge aus vulkanischen Gesteinen, von denen die umfangreichsten der fast kreisrunde Vogelsberg (800 m) und die Rhön (950 iu) sind. Das ist das Land Hessen (daher die Bezeichnung Hessisches Bergland), das Sammelgebiet der Weser. Diese entspringt als Werra am SW.-Abhange des Thüringer Waldes, durchfließt, nach NW. gerichtet, das Tal zwischen Thüringer Wald und Rhön, umfließt dann mit doppelter Kniebiegung den ersteren und läuft wieder nach NW. Ihr Hauptnebenfluß ist die Fulda, der eigentliche hessische Fluß, der aus der Rhön kommt, zwischen Rhön und Vogelsberg nach N. fließt und in der Eder auch einen Abfluß des Rheinischen Schiefergebirges empfängt. Von Münden an ist die Weser ein einheitlicher Stamm, dessen Wurzel¬ geflecht Werra, Fulda, Eder rc. bilden. Hessen ist verhältnismäßig wenig bevölkert, industriearm, ein Bauern¬ land, das aber nur in den geschützten Tälern fruchtbar ist. Das Gebiet um den Vogelsberg und die obstreiche Wetterau bilden einen abgeschlossenen Teil des Großherzvgtnms Hessen, das hier in Gießen an der Lahn seine Universität hat. Das übrige Hessen ist jetzt preußisch (Provinz Hessen- Nassau); Hauptstadt ist Kassel in einem Talbecken der Fulda mit dem benachbarten Schlosse Wilhelmshöhe, berühmt durch seinen Park und die Wasserkünste. An der oberen Fulda die Stadt Fulda, Lieblingssitz und Grabstätte des Apostels der Deutschen (Bonifatius). Die gewerbtätige Stadt Hanau am Main und die Universitätsstadt Marburg an der Lahn liegen am Rande des Landes. 8 22. Von Münden ab durchschneidet die Weser die niederen Plateaus des Weser-Berglandes. Parallel mit der Weser fließt im O. die Leine, die sich dann im Tieflande mit der Aller, einem Neben¬ flüsse der Weser, vereinigt. Erst am Nordrande lösen sich die Plateaus in nordwestlich ziehende bewaldete Gebirgsketten auf; die beiden längsten: der durch die Hermannsschlacht denkwürdige Teutoburger Wald und die Weserkette, welche die Weser in der Westfälischen Pforte durchbricht, streichen halbinselartig weit in die Tiefebene hinaus. In diesem Gebiete liegen die beiden kleinen Fürstentümer Lippe (zu beiden Seiten des Weserknies vor der Westfälischen Pforte) und das Fürstentum Waldeck; auch ein Streifen braunschweigischen Landes zieht vom Harz quer über das Leinetal zur Weser. Die wenigen wichtigen Städte liegen aber alle in den preußischen Provinzen Hannover und Westfalen, und zwar mit Ausnahme der hannöverschen Universitäts¬ stadt Göttingen nur am Nordrande: östlich von der Weser das alter- 160 tümliche Hildesheim (Hannover), westlich davon in der breiten Mulde zwischen Weserkette und Teutoburger Wald Osnabrück (Hannover) mit Steinkohlenlagern und mannigfacher Industrie und Bielefeld, der Haupt¬ sitz der westfälischen Leinenindustrie. Z 23. Thüringer Wald und Erzgebirge, die sich im Fichtelgebirge zusammenschließen, bilden einen nach N. geöffneten Winkel, deren Gewässer: Mulde und Saale mit der Elster und Unstrut, sich alle mit der Elbe vereinigen. Nur die letztere hat den zickzackförmigen Gebirgsgürtel zwischen Süd- und Norddeutschland (beziehungsweise Deutschland und Österreich) in der Nähe der östlichen Umbiegungsstelle durchbrochen. Z 24. Der westliche Teil dieses Gebietes ist Thüringen. An das Fichtelgebirge, das hufeisenförmig mit Öffnung nach NO. eine kleine Hochebene umgibt (Schneeberg 1100 m), schließt sich das niedere Plateau des Frankenwaldes au und stellt die Verbindung mit der Gebirgskette des Thüringer Waldes her, der an dem Weserdurchbruche bei Eisenach endet. Auf dem Kamme dieses durch seine schönen, parkartig gepflegten Wälder (besonders Fichten) berühmten Gebirges verläuft der Rennsteig, die uralte Grenze zwischen Thüringen und Franken. Am Nordrande erhebt sich der Harz, ein echtes Massengebirge von geringer Ausdehnung mit plateau¬ artiger Oberfläche, im W. wichtig wegen seiner Silbererze, im O., in seinen tief eingeschnitteneu, steilwandigen Tälchen durch große landschaftliche Reize geschmückt. Die Kuppe des Brocken (1100 m) ist der höchste Punkt Nord¬ deutschlands. Zwischen Thüringer Wald und Harz breitet sich die Thüringer Hochfläche aus, keine einheitliche Ebene, sondern durch niedere, nordwestlich streichende Höhenzüge (einer davon ist der sagenberühmte Kyffhäuser, in dem Kaiser Barbarossa schläft) in kleine Ebenen geteilt. Am höchsten steigt sie im Eichsfelde (Wasserscheide zwischen Weser und Elbe) an, auf dem die Unstrut entspringt. Die Saale kommt aus dem Fichtelgebirge und durchschneidet bis Naumburg in einem tief eingeschnittenen Tale die Thüringer Hochfläche; ihr parallel fließt ihr Nebenfluß Elster, die im Elstergebirge ihren Ursprung hat. Sie folgen also schon der sächsischen Nordabdachung, während im eigentlichen Thüringen die Hauptabdachung nach O. gerichtet ist. H 25. Die mittelalterliche Zersplitterung in kleine Staaten hat sich in Thüringen noch zum großen Teile erhalten. Es gibt nicht weniger als acht selbständige Staaten, und auch diese bilden nicht jeder ein E. S. Die Zusammenschlüsse werden be¬ werkstelligt durch das Fichtelgebirge (F. G.) und Elbe-Sandsteiugebirge (E. S.). 161 Ganzes für sich, sondern bestehen aus getrennten größeren und kleineren Landstücken. Die Besitzungen der Ernestinischen Linie des Hauses Sachsen haben sich in vier Herzogtümer (nach den Hauptstädten benannt: Weimar- Eisenach sGroßherzogtumf, Kobnrg-Gotha, Meiningen, Altenburg), die des Hauses Schwarzburg in zwei Fürstentümer (nach den Hauptstädten Rudolstadt und Sondershausen benannt), die des Hauses Rcuß ebenfalls in zwei Fürstentümer (Hauptstädte Greiz und Gera) aufgelöst. Im S. reicht noch ein Stück Bayern in das Saalegebiet (Hof), die Nordhalftc Thüringens gehört vorwiegend zur preußischen Provinz Sachsen, in den Harz greifen aber auch noch die Herzogtümer Braunschweig und Anhalt ein. Die Südseite des Thüringer Waldes gehört nur politisch hieher, ist aber eigentlich fränkisch. Die Residenzen Ko bürg im Maingebiete nnd Meiningen an der Werra sind hier die wichtigsten Städte. Der Thüringer Wald hat keine bedeutende Stadt, wohl aber, wie der Harz, zahlreiche Ortschaften, die als Sommeranfenthalt in ganz Nvrd- deutschland beliebt sind. Ans der Hochfläche sind mehrere Städte von mittlerer Größe, die zum Teile durch die Gunst der Fürsten (als Residenzen), znm Teile durch den lebhaften Verkehr, der ans Sachsen nach dem Weser- nnd Rheingcbiet hier durchführt, cmporgeblüht sind. Die größte Stadt Thüringens ist Erfurt (preußisch), berühmt durch seine Gartenknltur; westlich davon Gotha nnd Eisenach (mit der Wartburg, einst Residenz der Landgrafen von Thüringen; Sage vom Sängerkriege, Luthers Bibelübersetzung), östlich Weimar, voll von Erinnerungen an die klassische Periode der deutschen Literatur, nnd die Universitätsstadt Jena an der Saale. Mühlhausen ist der Hauptort des Unstruttales, Nordhauseu der der fruchtbaren Goldenen Aue am Südabhange des Harzes. Der Harz wird von einem Kranze von Ortschaften umgürtet; ans den Plateaus des Westharzes haben sich Bergwerksstädte entwickelt, von denen die wichtigste Klausthal ist. Am Ostrande breitet sich das Gebiet des Mansfelder Kupferbergwerkes mit Eis leb en aus. In den thüringischen Staaten jenseits der Saale, die eigentlich schon dem sächsischen Berglande angehören, sind das industrielle Gera an der Elster und Altenburg die größten Städte. 8 26. Das Königreich - Sachsen umfaßt die Nordabdachung des Erzgebirges und Lausitzer Gebirges mit dem angrenzenden Tieflandstrcifcn. Das Erzgebirge steht durch das Elstergebirge mit dem Fichtelgebirge in Verbindung und zieht dann nach NO., steil nach Böhmen, ganz - Hier herrscht die Albertinische Linie des Hanfes Sachsen (Wettin). Supan, Geographie. 11. Aufl. 11 162 allmählich nach Sachsen abfallend. Der höchste Punkt, der Keilberg, erreicht l 200 in. Der Gegensatz beider Abdachungen kommt auch darin znm Ausdrucke, daß nur die sächsische Seite von größeren Flüssen durch furcht wird; die beiden bedeutendsten fuhren den Namen Mulde und vereinigen sich beim Austritte iu das Tiefland, um endlich in die Elbe zu munden. Die Reichsgreuze verläuft aber nicht auf der Wasserscheide, sondern ist meist etwas gegen den sächsischen Abhang abgcrnckt. An das Erzgebirge schließt sich das Elbc-Sandsteingebirgc an, ein Plateau, das durch Täter in eine Anzahl blvckähnlicher Bergmassen mit steilem Abfalle aufgelöst ist und von der Elbe der ganzen Breite nach durchschnitten wird (Sächsische Schweiz). Jenseits derselben breiten sich die niederen Höhen des Lausitzer Bcrglandes ans. Sachsen ist der bevölkertste deutsche Staat (von den freien Städten abgesehen) und verdankt dies hauptsächlich den Steinkohlenlager» von Zwickau ;an der Zwickauer Mulde), die, wie im Rheinischen Schiefer- gebirge, eine ausgedehnte Großindustrie (besonders Baumwvllindustrie, Maschinenbau, Papierfabrikation) ins Leben gerufen haben. Ihr Hauptsitz ist Chemnitz (kemnitz), das -sächsische Manchester ; Glauchau, Zwickau und Plauen nehmen daran lebhaften Anteil. Der Bergbau auf die mannigfachen Mineralschütze des Erzgebirges war einst viel bedeutender, und Freiberg (mit Silbcrbergwerk) ist diejenige,Stätte, wo der Bergbau zuerst wissenschaftlich betrieben wurde. Jetzt ist die außerordentlich dichte Bevölkerung des Gebirges auf andere Erwerbszwcige angewiesen (besonders Spitzenktöppelei) und leidet vielfach Not. Im Ticflnnde liegt die zweitgrößte Stadt Sachsens, Leipzig, eine der größten Handelsstädte Mitteleuropas (Leipziger Messe) und ein Hauptsttz des deutschen Buchhandels. Seine Universität ist die zweitgrößte des Reiches. In der Leipziger Ebene, die tief in das Bergland eindringt, sammeln sich die Straßenznge, die von O. über Thüringen nach W. führen; darauf beruht ihre Wichtigkeit in der Kriegsgeschichte (viele Schlachten) wie ihre Handelsbcdeutnng. Die Hauptstadt des Landes, Dresden, erhebt sich am Hauptstrome (Elbe) und wird wegen ihrer schönen Lage und ihrer Kunstschätze das «Elb- florenz» genannt. Unterhalb Dresden verengt sich das Elbetal noch einmal bei Meißen (mit der ältesten Porzellanfabrik Europas). In der Oberlausitz sind die Hauptorte Bautzen und Zittau (Webereibezirk); hier hat sich noch ein Rest der slawischen Wenden er¬ halten, welche Sachsen einst bis an die Saale bewohnten und zu deren Unterwerfung die Markgrafschaft Meißen gegründet wurde. 163 Das norddeutsche Tiefland. 8 27. Das ostelbische Tiefland hat die Gestalt einer flachen Mulde, die sich langsam nach W. senkt. Ihr Nordrand wird aber van den Hauptflüssen Memel (Njemen in Rußland), Weichsel und Oder durchbrochen; sie alle erhalten, wie auch die Elbe, ihre wichtigsten Nebenflüsse von O., und diese sind es, welche die Mitte der Mnlde -einnehmcn. Die Havel mit der Spree geht zur Elbe, die Warthe mit der Netze zur Oder (Narew und Bug in Russisch-Polen zur Weichsel, die zwischen Warschau und Brombcrg ebenfalls die Mulde benützt). Die Wasserscheiden innerhalb dieser wenig geeigneten und stark versnmpsteiw Mnlde sind sv niedrig, daß sie leicht durch Kanüle über wunden und eine zusammenhängende Wasserstraße von O. nach W. her gestellt werden konnte. Von den mittleren Tälern, die nur bis 40 m über dem Meeresspiegel liegen, steigt der Boden nach N. und S. meist nnmcrklich an und erreicht Hohen von ein paar hundert Metern (höchste Erhebungen St. Annabcrg in Oberschlcsien 400 m, Turmberg bei Danzig 000 m). Im S. ist die schiefe Ebene, die sich vom Gcbirgsrande gegen die Mulden - mitte senkt, von breiten Flußtälcru vielfach zerstückelt, im N. erhebt sich dagegen der Baltische Landrücken von der Memel bis an die Elbe in geschlossener Weise, nur von den Durchbruchstälern der Memel, Weichsel und Oder durchschnitten. Er stellt eine flache Wölbung dar, ist au der Ober¬ fläche mit unregelmäßigen Hügeln bedeckt und durch zahlreiche Seen von verschiedener Größe und Tiefe belebt (daher der Ausdruck Seenplatte). Die Ostseeküste hat eine girlandenförmige Gestalt, indem flache Buchten (Danziger, Pommerische, Lübecker, Kieler Bucht) mit Vorsprüngen ab- wechseln; von diesen Vorsprüngen sind die Inseln Rügen, Fehmarn und Alsen nur durch enge Kanäle getrennt. Innerhalb der östlichen Buchten sperren flache und schmale Landstreifen oder Nehrungen flache Strandseen oder Haffe ab; im Knrischen Haffe liegt das Mcmeldelta, ins Frische Haff mündet ein Arni der Weichsel; das Oderhaff ist nicht durch eine Nehrung, sondern durch zwei Inseln (Usedom und Wollin) abgeschlossen. Z 28. Das ostelbische Tiefland ist vorwiegend Ackerbandistrikt und verhältnismäßig dünn bevölkert; als geschichtlicher Kern der preussischen Monarchie hat es dagegen eine hervorragende Bedeutung; hier liegt der Schwerpnnkt des neuen Deutschen Reiches (vergl. Rhein 8 20). Es ist (wie Sachsen) altes Slawcnland, von den Deutschen in langwierigen Kämpfen erobert und germanisiert; das hat den kriegerischen Geist erzeugt, der das preußische Volk belebt. ' Die Sümpfe heißen hier Bruch. - 164 Das Stammland der preußischen Könige ist Brandenburg, voll der Stadt Brand enburg an der Havel genannt. Die Havel, die eine Reihe von Seen miteinander verbindet, durchfließt in einem Halbbogen den Westen und erhält aus den Lausitzer Bergen die längere Spree. An dieser liegt in der Nähe der Mündung Berlin, eine der Millionen städte der Erde, die Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reiches. Berlin ist ein wichtiger Straßeilknotenpunkt zwischen der Elbe und Oder, Stettin und Halle, Hamburg uud Breslau. Seine jetzige Größe verdankt es aber vorzüglich der Gunst seiner Fürsten und der Ausdehnung der preußischen Monarchie, sowie der Ent¬ wickelung seiner Industrie, welche die vorzüglichsten Zweige umfaßt, besonders aber auf jene Gegenstände sich bezieht, bei denen es in erster Linie auf Scharfsinn, Akkuratesse und Geschmack ankommt, in zweiter Linie erst nm den Stoff sich handelt (Maschinen- fabrikcn und vor allem Kunstgewerbe, Ivie Metallgnß, feine Tischlerei, Galanteriewaren usw.). In enger Verbindung mit der industriellen Größe Berlins steht seine Bedeutung als einer der wichtigsten Mittelpunkte für den europäischen Binnenhandel und als einer der grüßten Geldplätze Deutschlands. Berlin ist durch seine vortrefflichen Unterrichtsanstalten, besonders durch seine berühmte Universität, auch der geistige Zentralp unkt Deutschlands geworden. Da Berlin eine moderne Stadt ist, so hat es wenig denkwürdige Bauten. Berühmt ist das Brandenburger Tor, eure Nachahmung der Propyläen in Athen, das zu der bekannten Straße «Unter den Linden» führt. — Charlotienburg mit einem königlichen Lustschlossc ist nur mehr eine Vorstadt Berlins. Zeitweilige Residenz ist auch Potsdam an den Havelseen; Friedrich der Große lebte hier in dem Schlosse Sanssouei (sanstußi^ Ohnesorgen). Die Festung Spandau an der Spreemündung dient zum Schutze der Hauptstadt gegen W., wie die Sumpffestung Küstrin an der Warthe¬ mündung gegen O. Das mittlere Spreegebiet oder die Niederlausitz ist eine weite Sumpf- und Waldlandschaft (Spreewald) und wie die sächsische Oberlansitz zum Teile noch von Wenden bewohnt; Hauptort ist die Industriestadt Kottbus. Die Osthälfte Brandenburgs durchquert die Oder; Frankfurt an der Oder liegt an einer bequemen Übergangs¬ stelle (Bahn Berlin-Posen). Z 29. Das obere Oderland, wo die Tiefebene weiter nach S. ein¬ dringt als irgendwo sonst, heißt Schlesien, bis zu den Schlesischen Kriegen Friedrichs d. Gr. österreichisches Besitztum, jetzt eine der bevölkertsten und reichsten Provinzen Preußens. Oberschlesieu, größtenteils noch von Polen bewohnt, hat große Steinkohlenlager, die sich bis nach Österreich und Rußland hinein erstrecken, und auch reiche Erzlager (beson¬ ders Zinkerze). Mittelpunkte dieses wichtigen Bergbau-Distriktes sind Beuthen und Königshütte. Niederschlesien ist eine fruchtbare Ebene, wo neben Getreide- auch Rübenbau zur Zuckerfabrikation stark betrieben wird. Dort, wo sich die Straßen längs der Oder mit den nach Böhmen 165 gehenden kreuzen, liegt Breslau, die zweitgrößte Stadt Preußens, Hauptstadt, erster Handelsplatz und Universitätsstadt Schlesiens. Bedeu¬ tendere Orte haben sich sonst nur am Rande der Sudeten entwickelt. Die politische Grenze hält sich mir an wenigen Stellen an den wasser¬ scheidenden Kamm (zwischen Elbe und Oder). Parallel mit diesem Kamme (Riesengebirge, Adlergebirge) zieht auf der schlesischen Seite ein zweiter Kamm (Eulengebirge); der Zwischenraum ist durch Querriegel in mehrere abgeschlossene Becken geschieden, von denen der Hirschberger, Lands¬ huter und Glatzer Kessel (alle nach den Hauptorten benannt) zu Schlesien gehören. Waldenburg liegt im zweiten schlesischen Stein¬ kohlenreviere. Die Sudeten entsenden eine Reihe von Flüssen zur Oder: die Glatzer Neiße, die Katzbach, die Görlitzer Neiße und die Bober. Liegnitz an der Katzbach in fruchtbarster Umgebung und die Industriestadt Görlitz an der Neiße sind die bedeutendsten der oben genannten Randstädte. Posen, die polnische Provinz Preußens, ist Warthegebiet. Au dem Hauptflusfe des Landes liegt auch die Hauptstadt Posen, eine starke Festung, da hier, wie überhaupt im O., die Reichsgrenze durch eine Ebene ohne natürliche Schutzwehren verläuft. Guesen war einst der kirchliche Mittelpunkt des Königreiches Polen. Z 30. Das Gebiet des Baltischen Landrückens beginnt im O. mit Preußen, das dem Königreiche den Namen gegeben hat. Am Südrande und westlich von der Weichsel wohnen Polen. Die Pferdezucht ist bedeu¬ tend. Königsberg (Universität) an der Pregelmünduug ist die Haupt¬ stadt Ostpreußens; die Küsten des benachbarten Samlandes liefern Bernstein, der schon im grauen Altertum von hier geholt wurde. Ju Westpreußen ist nur das Weichseltal dichter bevölkert. Die Weichsel wird viel befahren und vermittelt den Handel mit Polen; dieser konzentriert sich in Danzig, das schon zur Zeit des Hausebundes eine der wichtigsten Handelsstädte an der Ostsee war und daher reich an altertümlichen Bauten ist. Elbing auf der anderen Seite des Weichseldeltas ist Preußens gewerbreichste Stadt. Marienburg war einst der Hauptsitz des Deutschen Ordens. Die beiden Hauptbahnen von Rußland nach Preußen durch¬ kreuzen Preußen; die Übergangsstellen über die Weichsel schützen die Festungen Danzig und Thörn. Auf Preußen folgt im W. die preußische Provinz Pommern. Stettin an der Odermünduug ist ein vorzüglicher Hafen, weil hier die Schiffe tief in das Land hineinkommen, und zudem die Berlin nächste Seestadt. Der fruchtbarste Teil Pommerns liegt um Stralsund gegenüber Rügen; hier auch die Universitätsstadt Greifswald. 166 Mecklenburg, wie alle Länder des Baltischen Landrückens säst aus¬ schließlich mit Landwirtschaft beschäftigt, bildet zwei Grvßherzogtnmer, die nach den Hauptstädten Schwerin und Strelitz benannt sind. Rostock ist die mecklenburgische See- und Universitätsstadt. Lübeck an der Trave, die sich bei ihrer Mündung trichterförmig erweitert, ist noch jetzt eine freie Hansestadt. Im Mittelalter war sie die wichtigste Hansestadt, weil sie wegen ihrer Lage ain Westeude der Ostsee den Handel zwischen Mittel- und Nordenropa am besten vermitteln konnte. Schleswig-Holstein, bis 1864 dänisch, ist eine preußische Provinz, wird iin N. aber noch von Dänen bewohnt. Sie ist das einzige deutsche Land, das an die Ost- und Nordsee grenzt, aber nur die Ostküste ist buchtenreich, und hier liegen auch die bedeutenderen Städte: Kiel, Kriegs¬ hafen und Universität, die Hauptstadt Schleswig und Flensburg, nur Altona (ältona), eigentlich eine Vorstadt Hamburgs, ist Nordseestadt (an der Elbe). Die Westküste ist schwer zugänglich; die flachen nord- friesischen Inseln, unter denen Sylt als Seebad bekannt ist, sind zur Ebbezeit landfest und werden, wie der küstenferne Jnselfels von Helgoland (bis 1890 englisch), von den Meereswogen hart bedrängt. Zur Viehzucht ist der westliche Küstenstreifen vorzüglich geeignet. Ein großer Schiffahrtskanal zwischen den beiden deutschen Meeren macht jetzt die gefährliche Fahrt uni die Jütische Halbinsel überflüssig. 8 31. Das westelbische Tiefland ist eine einförmige Ebene, in der sich nur wenige und engbegrenzte Bodenanschwellungen über 100 in erhöhen. Die Elbe, die Weser mit der Aller und Eins (letztere kvunnt aus dem Teutoburger Walde und ist ganz Tieflandfluß) folgen der Nord¬ abdachung in trägem Laufe (daher für die Schiffahrt sehr geeignet) und münden in weite Trichter, in welche die Flut die Seeschiffe weit ins Land hineintrügt und die Ebbe wieder in das Meer zurückführt. Starke Gezeiten sind überhaupt die wichtigste Eigenschaft der Nordsee gegenüber der vom Ozean fast abgesperrten Ostsee. Fortwährend zerstört die Flut die Nordseeküste, die einst bis an den äußersten Rand der Friesischen Inseln hinausreichte. Hier hat der Wind den von der Füll zurück¬ gelassenen Sand zu Hügelketten oder Dünen angehäuft; bei Sturmfluten hat aber das Meer die Schutzwehr zertrümmert, die Dünenkette in Inseln aufgelöst, das dahinter liegende Land überschwemmt (Watten, zur Ebbezeit größtenteils trocken, so daß man dann im Wagen nach den Inseln fahren kann), die Flußmündungen erweitert und auch sonst tiefe Buchten eingerissen (Dollart und Jadebnsen sind nn Mittelalter entstanden). Aber was das Meer auf einer Seite zerstört, lagert es auf einer anderen Seite wieder ab; die feinsten tonigen Anschwemmungen, 167 welche die Marsch bilden und den vortrefflichsten Boden für Viehzucht geben, uingürten die ganze deutsche Nordseeküste, müssen aber durch Deiche (Erdwälle) gegen Sturmfluten geschützt werden. Hinter der Marsch erhebt sich die Geest, sandiger Boden, der meist nur Buchweizen trägt und oft auf weite Flächen sogar nur mit Heidekraut, einem Lieblingsfutter der Schafe, bedeckt ist (Lüneburger Heide). Mit der Geest wechselt Moor, wo die geringe Abdachung den Abfluß verhindert; er liefert den Torf als allgemeines Brennmaterial. Die Geest ist der uralte Wohnsitz der Niedersachsen, die Marsch und die Inseln bewohnen in stetem Kampfe mit dem Meere die Friesen, deren Mundart im Aussterben begriffen ist. Landwirtschaft ist auch im westelbischen Tieflande die Hauptbeschäftigung; die Lage an einem Meere, das mit dem Ozean in offener Verbindung steht und dessen Häfen (im Gegensätze zur Ostsee) niemals zufriereu, gibt ihm aber noch eine besondere Bedeutung. Der größte Teil ist preußisch. Z 32. Zu beiden Seiten der Elbe dehnt sich die preußische Provinz Sachsen aus, das deutsche Hauptland für Zuckerrübenbau und Zucker¬ fabrikation. Mittelpunkt ist Magdeburg an einer westlichen Ausbiegung der Elbe, zugleich Festung. Die zweitgrößte Stadt ist Halle an der Saale, wie schon der Name besagt, aus einer Salzsiederstätte entstanden, aber in den letzten Jahren mächtig emporgeblüht durch seine Braunkohlenlager, die zu mannigfacher Industrie Veranlassung geben. Auch die Verlegung der Universität von Wittenberg, der Wiege der deutschen Reformation, nach Halle trug zum Aufschwünge bei. Das wichtigste Salzbergwerk Deutschlands ist jetzt Staßfurt; die hier über dem Steinsalze liegenden Kalisalze dienen als Dungmittel. An Sachsen schließt sich im W. Hannover an, das an allen drei Haupt- strvmen teilnimmt, bis 1866 ein Königreich, jetzt preußische Provinz. Die ehemalige Residenz Hannover^ an der Leine hat sich durch die Kohlen¬ lager am nahen Nordrande des Weser-Berglandcs zu einer bedeutenden Industriestadt (besonders Weberei) entwickelt. Lüneburg liegt am Rande der menschenarmen Lüneburger Heide; das gewerbereiche Harburg gegen¬ über Hamburg ist die bedeutendste Elbestadt Hannovers. Zu dieser Provinz gehört auch der auf oldenburgischem Gebiete liegende Wilhelmshaven am Jadebusen, der Hauptkriegshasen des Deutschen Reiches. Z 33. Quer durch die Provinzen Sachsen und Hannover ziehen sich von der Elbe bis zur Weser in schmalen Streifen die Herzogtümer Anhalt mit der Hauptstadt Dessau und Braunschweig- mit der Haupt¬ stadt gl. N. Ganz von Hannover eiugeschlossen ist das Großherzogtum i Iiuu — hoch, önsr — Ufer. - Lrnrwms vious (Brnnosort, nach Herzog Bruno genannt). 168 Oldenburg mit der Hauptstadt gl. N., und ebenso umschließt preußisches Gebiet die beiden freien Hansestädte Hamburg und Bremen. Hamburg an dem Punkte der Elbe, bis wohin noch große Seeschiffe gelangen können, ist wichtiger, denn die Elbe durchzieht reichere Landschaften und ist zur Schiffahrt tauglicher als die Weser. Hamburg ist die erste Seehandels¬ stadt Deutschlands und wird in Europa überhaupt nur vou London übertroffen. Bremen ist erst jetzt für große Schiffe zugänglich gemacht und hatte früher in Bremerhaven seine Hauptschiffsstation. Es treibt hauptsächlich Handel mit Nordamerika und ist der Hauptsammelplatz dahin gehender Auswanderer. Die dreieckige Tieflandbucht zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Teutoburger Walde, durch welche die Ems nach NW. und die Lippe nach W. zum Rhein fließt, bildet die nördliche Hälfte der preußischen Provinz Westfalen, nach der Hauptstadt Münster, deren Bischof einst einer der mächtigsten Reichsfürsten war, Münsterland benannt. Es ist, wie alle Tieflandgegenden, am Gebirgsrande sehr fruchtbar und besonders zur Viehzucht geeignet; der «westfälische Schinken- war schon in der Römerzeit berühmt. Städtet«fec. (m. V. — mit Vororten, die mit der Stadt ganz verwachsen sind.) 169 W ü r t t e m b e r g. Stuttgart . . . 177 Tausend Einw. Baden. Atannheiui Karlsruhe. Freiburg . 141 Tauseud Einw., 97 62 » » Hessen. Mainz.... 84 Tausend Einw., Darmstadt . . 72 » » Elsa ß-Lo Ihringen. Straßburg . . 151 Tausend Einw., Mülhausen m. B. 89 . » Die Niederlande. 8 34. Die westelbische Tiefebene des Deutschen Reiches setzt sich ohne natürliche Grenzen in den Niederlanden fort. Diese sind mit Ausnahme des Ardennenplateaus im SO. (Teil des Rheinischen Schiefergebirges, s. § 19) eine einzige Tiefebene, wenige Meter über, ja zum großen Teile sogar unter dem Meeresspiegel liegend. Dieses eigentliche Niederland wäre selbstverständlich unter Wasser, wenn es nicht durch Dünen und kunst¬ volle Deiche geschützt wäre. Im Norden ist auch hier die Dünenkette mehrfach unterbrochen (die westlichen friesischen Inseln), von Helder an aber erhalten bis an die Rhein- und Scheldemündung (daher die Küste geradlinig) und jenseits derselben wieder bis Calais (kale). Freilich halten auch die Schutzwehren nicht immer dem wilden Meere stand, und der Niederländer lebt in beständigem Kriege mit dem Meere, das ihm schon manch schönes Stück Land entrisse» hat, wie die Geschichte der Zuidersee^ (sendersee) beweist, die ursprünglich ein Binnensee war und erst am Ende des 14. Jahrhunderts ein Meerbusen geworden ist. Die Niederlande sind das Mündungsgebiet des Rheines nnd zum Teile durch Anschwemmung desselben entstanden. Das Rheindelta beginnt knapp unterhalb der deutschen Grenze durch die Teilung in Waal nnd Rhein; von dem letzteren trennt sich dann die Jjssel (cissel), die in die Zuidersee geht, während sich der Rhein in den Leck nnd den Krummen Rhein, und dieser wieder in die Vecht und den Alten Rhein teilt. Mit der Waal vereinigt sich die Maas, die aus Frankreich kommt und die Ardennen durchschneidet, wo sie die Samb re (ßancher)7anfninnnt. Mit dem Rheindelta vereinigt sich das der Schelde, die ganz der Tiefebene angehört. Unzählige Kanäle durchfurchen die Ebene nicht bloß zur Ent¬ wässerung, sondern auch als Straßen dienend. Das Flachland teilt sich auch hier in Geest (mit Moor) und Marsch, aber die Marschen sind nicht bloß auf die Küsteu beschränkt, sondern viel ausgedehnter durch die Fluß- ' — Südsee, im Gegensätze zur Nordsee. 170 anschwemmung im Deltagebiete. Das Klima zeichnet sich, wie in allen dem Einflüsse des Meeres offen liegenden Ländern, durch milde Winter, aber verhältnismäßig kühle Sommer, reichliche Niederschläge und viel Nebel aus. Z 35. Die Niederlande, zum größeren Teile von Niederdeutschen (Rheinfranken und Friesen) bewohnt, gehörten im Mittelalter ebenso wie die Schweiz zum Deutschen Reiche. Während aber die Schweizer »och durch die hochdeutsche Schriftsprache mit Deutschland verbunden sind, bedienen sich die Niederländer ihrer niederdeutschen Mundart als Schriftsprache. Politisch zerfallen die Niederlande (im weiteren Sinne) in zwei nahezu gleich große, dicht bevölkerte Königreiche: die Niederlande (im engeren Sinne, 33.000 lein?, 5 Mill. Bewohner, 156 auf 1 Irra?) und Belgien (29.000 km?, 6»/^ Mill. Bewohner, 228 auf 1 lriny. Am Ende des 15. Jahrhunderts kamen die Niederlande durch Erbschaft an das Haus Habsburg und bei der Teilung der habsburgischen Länder in eine österreichische und eine spanische Hälfte an die letztere. Damals schuf die Religionsverschiedenheit erst den Gegensatz zwischen den nördlichen und südlichen Niederlanden: jene wurden pro¬ testantisch, diese blieben katholisch; jene rissen sich nach heldenmütigen Kämpfen von Spanien los und wurden eine selbständige Republik, diese blieben spanisch und kamen nach dem Aussterben der spanischen Habsburger an Österreich. Nach den Wirren der Französischen Revolution und des Napoleonischen Kaiserreiches wurden beide Nieder¬ lande zu einem Königreiche vereinigt, aber der religiöse Gegensatz kam schon 18.10 in der Revolution der Süd-Niederländer (Belgier) znm Ausdrucke und bewirkte eine abermalige Trennung. 8 36. Das Königreich der Niederlande (Herrscherhaus Oranien) umfaßt das ganze Mündungsgebiet des Rheines und der Schelde. Die Bewohner find durchaus Deutsche und zu zwei Drittel Protestanten. Sie treiben von alters her Fischfang und Landwirtschaft, hauptsächlich Rinderzucht, wozu sich die Marsch besonders eignet; im Unabhängigkeits¬ kampfe entwickelten sie sich dann zu einer großen See- und Handels¬ macht und erwarben reiche Kolonien in Ostindien (die westindischen sind unbedeutend). Im Besitze dieser und der Mündung des größten mittel¬ europäischen Stromes haben die Niederländer noch immer ihre Bedeutung als See-, Handels- und Kolonialvolk bewahrt, wenn sie auch aus der ersten Stelle von den Engländern verdrängt worden sind. Am volkreichsten sind die am Meere gelegenen Provinzen im W. Von dem befestigten Kriegshafen Helder bis an die Waalmündnng reicht Holland, ganz unter dem Meeresspiegel gelegen. Nach dieser Hanptprooinz nennt man häufig auch das Königreich Holland und alle Niederländer Holländer. Am I (ei), einer Seiteubucht der Zuidersee, die durch einen Schiffahrtskaual mit der Nordsee verbunden ist, liegt die Haupt- und erste und volkreichste Handelsstadt des Landes, Amsterdam, das nordische 171 Venedig, auf 110 Inseln, die durch 290 Brucken miteinander verbunden sind; wegen des schlammigen Bodens sind die Hauser auf Pfählen gebaut. Westlich davon Haarlem, der Hauptort für den niederländischen Garten- bau. Residenzstadt ist das schone, aber stille Haag^. Au der Abtrennung des Vecht vom Alten Rhein liegt Utrecht, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Universitätsstadt wie Leiden am Alten Rhein. Rotterdam nm Leck ist die eigentliche Rheinmündnngsstadt und wetteifert daher als Handelsplatz mit Amsterdam. Seeland ist das Jnselland zwischen der Maas- und Scheldemündung, mit dem Kriegshafen Vlissingen, der auch einen lebhaften Personenverkehr mit London vermittelt. Nordbrabant und Limburg im S. des Rheines sind noch dicht bevölkert (vorwiegend von Katholiken); die Steinbrüche bei Maastricht (wo die Maas die Ardennen verläßt) versorgen das steinarme Niederland mit vortrefflichem Baumaterial. Die östlichen Provinzen teilen die kargere Natur des westelbischen Tief¬ landes (viel Moor) und sind verhältnismäßig wenig bevölkert; Arnhem und Groningen (chroningen), der Hauptort des Friesenlandes, sind ihre wichtigsten Städte. 8 87. Belgien (Könige aus dem Hause Sachsen-Kobnrgi hat eine gemischte Bevölkerung; nördlich vom Parallel von Brüssel wohnen die niederdeutschen Vlämen (flämen), südlich davon die französischen Wal- lvnen, die Nachkommen des alten romanisierten Keltenstaunnes der Belgier. Im öffentlichen Leben und in der Literatur herrscht die französische Sprache vor, auch sind beide Stämme durch die (katholische) Religion geeinigt. Die hohe Entwickelung der Landwirtschaft hat Belgien mit Holland gemein, während aber die Holländer vorwiegend See- und Handelsleute sind, ist Belgien ein Industriestaat ersten Ranges und dadurch der am dichtesten bevölkerte Staat Europas geworden. Die Leinenindustric des Flachlandes steht unerreicht da; daneben hat sich, besonders in den Ardennen, die Metallindustrie, der Maschinenbau und die Her¬ stellung von Spiegelglas entwickelt. Die Grundlage dieser Industrie bilden die reichen Kohlenlager der Ardennen (vcrgl. § 20); wie der Engländer, so bezahlt auch der Belgier mit seinen Fabrikaten und seiner Kohle die Nahrungsmittel, deren die dichte Bevölkerung bedarf. Der See¬ handel ist gering, denn es fehlt eine günstige Kttstengestaltnng (gerade Dttnenküste, vergl. Z 34), um so entwickelter aber der Landhandel, der durch das dichteste Eisenbahnnetz Europas gefördert wird. In neuester Zeit hat Belgien durch seinen König auch Kolonialbesitz in Afrika (Kongvstaat, vergl. S. 96) gewonnen. ' Gewöhnliche Abkürzung für 's Gravcuhaag (des Grafen Hag aber Gehege; ursprünglich Jagdschloß). 172 Z 38. Die vlämischen Landschaften Flandern nnd Brabant gehörten schon im späteren Mittelalter zn den gewerbctätigsten (Verarbeitung eng¬ lischer Wolle) und reichsten Ländern Europas und trieben lebhaften Seehandel mit Italien und der Hansa; auch die Künste blühten, und die flauderischen Malerschuleu waren ebenso berühmt wie die italienischen. Gent an der Schelde ist noch immer der Hanptsitz der Webe-Industrie (nur Leinen statt Wolle); sein ehemaliger Hanpthafen Brügge hat aber wegen Ver¬ sandung des schmalen Meeresarmes, an dem es liegt, seine Bedeutung verloren. An seine Stelle trat am Ausgange jenes Meeresarmes Ostende, auch bekanntes Seebad; die wichtigste Hafen- und Handelsstadt ist aber jetzt Antwerpen an der Schelde. Bis Antwerpen können zur Zeit der Flut noch die größten Seeschiffe gelangen. Nach Brügges Verfall trat es an dessen Stelle, bis die Holländer durch ihre Festung Blissingen den Eingang in die Westerschelde sperrten nnd Amsterdam den ganzen Handel an sich zog, worauf endlich auch dieses Loudon weichen mußte. Erst seit dem Aufschwünge der belgischen Industrie hat Antwerpen wieder an Bedeutung gewonnen. An jene erste Blütezeit erinnern noch zahlreiche glänzende Gebäude, wie die Börse, die älteste in Europa, und die gotische Kirche zur Lieben Fran. An der Grenze vlämischen und wallonischen Gebietes liegt die glanz¬ volle Hauptstadt des Königreiches, Brüssel, das auch die verschiedenen Industriezweige des Landes in sich vereinigt (besonders berühmt die «Brüsseler Spitzen»). Östlich davon die Universitätsstadt Löwen. Das wallonische Belgien umfaßt die Kohlen- und Jndustriebezirke des Sambre- und Maastales. Lüttich ist der Hanptort; in der Nähe die großen Jndustrieorte Seraing (seräwst und Verviers (werwier). Oberhalb Namur (namnr) die Steinkohlenwerke von Charleroi (scharlroä). Belgien und die Schweiz, beide in gefährdeter Lage zwischen mächtigen Reichen, sind neutrale Staaten, die sich im Falle eines Krieges an keine Partei «»schließen, dafür aber auch von keinem fremden Heere betreten werden dürfen. An Belgien grenzt das kleine Großherzogtum Luxemburg mit der Hauptstadt gl. N. StüdtötLlfet. Niederlande. Belgien. 173 Frankreich. (N. B ) Nizza 43'/,, 25 a (7 o); Kap de Crens (kre-üs) 42'/,, LI o (3'/, >v); Bidasva-Mündnng 43'/,, 16 o (2^-); Insel d'Ouessant (uäßmig) 48'/,, 12'/, o (5v); Dünkirchen 51, 20 o (2'/, o); Metz 49, 23"/, o (6 o); Genf 46'/., 2.3"/, o'(6 n). 8 39. Frankreich ist neben Spanien der einzige Staat, der an den Ozean und an das Mittelineer grenzt. Durch den halbinsclartigen Vor¬ sprung der Bretagne (bretanj) wird die atlantische Küste geknickt: Nach SW. verläuft die Küste des Kanals, unterbrochen durch die normannische Halbinsel, nach SO. und dann nach S. die freie Ozeanküste. Gegen Spanien bilden die Pyrenäen eine gute Grenze, dann- folgt die Miltelmeerküste mit dem halbkreisförmigen Landvorsprnnge der Provence (provän„ß). Die Landesgrenzen im O. ziehen zuerst (gegen Italien, Schweiz, Deutsch¬ land) nach N. über die Alpen, den Jura nnd die Vogesen, mir mit bedeutender Unterbrechung am Genfer See und in der Burgundischen Pforte svergl. Z 18), dann nach NW. (gegen Deutschland und Belgien) quer über Plateaus und Tiefland, ohne ausreichende natürliche Schntz- wehr und daher vielfach durch Festungen verstärkt. 8 40. Seine höchsten Gebirge hat Frankreich (neben niederen) an seinen Grenzen, aber es besitzt außerdem noch ein im Innern gelegenes, ganz französisches Gebirge: das zirka 1000 m hohe Zentralplatcan, an das sich im N. die Cvte d'vr' (köt dvr), das Platean von Langres (laiigv) und der Argonncnwald anschließen. Diese Gebirge bilden die wichtige Wasserscheide zwischen dem eigentlichen Frankreich mit seiner breiten Abdachung zum Ozean, wo die Flüsse von O. nach W. fließen, nnd einem schmalen, nord-südlich sich erstreckenden Landstreifen, wo die Flüsse in meridionaler Richtung verlaufen. Indem das Plateau von Langres nach O. umbiegt und durch die Sichelberge mit den Vogesen in Ver¬ bindung tritt, entsteht innerhalb dieses Streifens eine zweite Wasser¬ scheide: Mosel nnd Maas fließen nach N., Savne (ßvn) nnd Rhone (rön) nach S. zum Mittelmeere. Dieser meridionale Oststreifen gehörte im Mittelalter noch zum Deutschen Reiche. Im W. des zentralen Gebirges dehnt sich das Tiefland bis an den Ozean aus. Es ist keine einförmige Ebene wie das westdeutsche, sondern hat eine ähnliche Beschaffenheit wie das englische, indem es durch niedere Höhenzüge in die drei Becken der Seine (ßän), Loire (loär) nnd Ga rönne (garön) zerfällt, die jedoch durch breite Lücken in den Umgrenznngshöhen untereinander in Verbindung stehen. Aber auch mit ' Goldhügel, weil hier der berühmte Burgunderwein wächst. 174 den Talebenen des Ostens sind sie verbunden, einerseits durch den Tief- landstreifen zwischen dem Zentralplatean und den Pyrenäen, anderseits durch die Einsenkungcn am Sud- und Nordende der Cote d'or, und alle drei Verbindungsstellen sind zur Anlage schiffbarer Kanäle benutzt worden, fv daß aus dem Atlantischen Ozean, dem Kanal und der Nordsee (durch den Rhein-Rhone-Kanal) zusammenhängende Wasserstraßen nach dem Mittelmecre führen. Diese bequeme Verbindung zwischen dem ozeanischen und Mittelmeerteile gibt Frankreich einen großen Vorzug vor Spanien, n>o beide Küsten durch ein Plateau geschieden sind. 8 41. Frankreich nimmt an drei Klimazonen teil (s. I I. Ab teilnng, 8 78), der größte. Teil aber gehört der südlichen Mittclzone an. Alle Bedingungen — mildes Klima, Vorherrschen von Tiefland - sind vorhanden, nm eine große Volksmenge zu ernähren; trotzdem zählt Frank reich auf 536.000 km? nur 39 Mill. Bewohner, d. h. nur 74 ans l km?, und steht somit weit hinter dem Deutschen Reiche zurück. Frankreich ist derjenige europäische Staat, wo sich die Volkszahl am wenigsten vermehrt, daher auch eine geringe Auswanderung. Mit Ausnahme der Bretagne (keltisch) und Korsikas (italienisch) herrscht in ganz Frankreich die fr an zösische Sprache und noch ausschließlicher die katholische Kirche (Frankreich hat also eine ebenso einheitliche Bevölkerung wie Italien). Im Altertum war Frankreich, damals Gallien genannt, von Kelten bewohnt. Von Casar der römischen Herrschaft unterworfen, nahmen sie sehr bald die lateinische Sprache an. Die spätere Einwandcrnng der deutschen Franken änderte an dein Volkscharakter wenig, und die heutigen Franzosen sind als die Nachkommen der alten, mit romanischen Elementen vermischten Gallier zn betrachten. Nur in einzelnen Gegenden der Bretagne wird noch keltisch gesprochen. Wie die Deutschen, so scheiden sich auch die Franzosen sprachlich in Nord- und Südfrauzoseu; die ersteren sagen für -ja» oni (üi), die letzteren oo, daher lauguo (lau,,) Moni nnd laugns Moe. Die luoguo Moni isl die jetzige Schriftsprache; durch ihre reiche Literatur hat sie sich im 18. Jahrhunderte weit über die Landesgrenzc verbreitet nnd ist die Sprache der Höfe nnd höheren Stünde geworden; auch jetzt ist sie noch die diplomatische Weltsprache, wie das Englische die Wclthaudelssprache. Der französische Staat besteht ebenso wie der deutsche seit dem 0. Jahrhunderte ls. 8 13). Früher ein Königreich unter dem Hanse Bourbon (burbong), ist das Staats¬ wesen seit der großen Revolution (1789) fortwährenden Schwankungen unterworfen, bald Republik, bald Napoleonisches Kaiserreich, bald Königreich; aber ungleich den Spaniern, die unter denselben Wirren litten, hat das französische Volk stets seinen Wohlstand nnd seine Macht zu behaupten gewußt. Die Franzosen sind noch immer ein mehr ackerbauendes als indu¬ strielles Volk. Das wichtigste Erzeugnis des Bodens ist der Wein, obwohl seit dem verheerenden Einbrüche der Tranbenkrankhcit spanische, italienische und andere Weine gekauft werden müssen, um dann veredelt als französische 175 Weine wieder verkauft zu werden. Die vorherrschende Getreideart ist der Weizen. Die Kultur der Zuckerrübe hat auch in Frankreich eine große Zuckerfabri kation ins Leben gerufen. Steinkohle ist zu wenig vor Händen, so daß stete Einfuhr von Belgien notwendig ist, doch steht die französische J n d n st r i e namentlich in denjenigen Artikeln, wobei es ans Geschmack und gefällige Form ankvinmt, noch innner unübertroffen da. Seit 1870 ist Frankreich eine Republik, an deren Spitze ein gewählter Präsident steht. Das Land wird in 87 Departements (departman,,) geteilt, welche die alten Provinznamen ganz verdrängt haben. In allen Weltteilen besitzt Frankreich Kolonien, besonders in Afrika (Algier ist die wichtigste), die zusammen etwa mehr Bewohner zählen als Frankreich selbst. H 42. Den Ostrand des Seinedeckens bilden Plateanflächen mit winkelförmiger Öffnung nach W. Cvte d'or und Plateau von Langres, 500 bis 600in hoch, steil nach O., langsam nach W. sich abdachend, ziehen nach NO.; ans den Hochflächen von Lothringen zeigt sich schon im Lause der Mosel und Maas die NW.-Nichtung. Die Hauptstraße von Süddentschland (Straßburg) nach Paris, an der die Hauptstadt Naney liegt, sowie die Nebenstraßen müssen zwei Flnßübcr gängc ansführen, daher hier zahlreiche Schlachtfelder (besonders nm Metz, bei Sedan w.) und Festniigen, wie Toni (tül), Verdun (werdoiig) nsw. In der Form niederer Hohen zieht dann die Wasserscheide gegen die Sambre nnd Schelde bis an das Kap der Granen Nase an der Straße von Calais; Frankreich erstreckt sich hier über seine natürlichen Grenzen nach Flandern hinein. Dies ist einer der drei Hanptindnstriebczirke Frankreichs (wie im belgischen Flandern besonders Weberei); seine Haupt orte sind Lille (lkl), die Doppclstadt Roubaix (rubä) und Toureoing (turkoang), Valen eicnnes (walan,,ßiän; berühmte Spitzen), zum Teile befestigt, wie noch viele andere Orte, weil hier die Grenze ganz offen ist. Im S. ist zunächst eine Lücke gegen die Loire, dann steigt der Boden wieder an im Plateau der Normandie nnd bildet die Steilküste des Kanals. Innerhalb dieser Randhöhen liegt ein Tiefland nnd in diesem erhebt sich wieder ein nur im S. offener Kranz von Höhen, der den innersten Teil des Seinebcckens, das Pariser Becken, abschließt. Schon im Laufe der Flüsse ist die Beckennatur deutlich ausgesprochen; die Seine (ßän) mit ihren zahlreichen Zuflüssen (besonders Jonne sivnj) vereinigt sich in der Beckenmitte mit der Marne'(marn) nnd Oise (oäs). Die Marnestraße nach Süddentschland nnd die Oisestraße nach Belgien nnd Norddentschland (Köln, Berlin) vereinigen sich in der Hauptstadt Paris niit der unteren Seinestraße und der Straße nach der Loire und dem südwestlichen Tieflande. 176 Die Stadt liegt zu beiden Seiten der Seine und ans drei Inseln derselben. Die größte Insel enthält die Altstadt (Oits sßites) nut dein gotischen Dome Notre Dame (not'r dom); ans der nördlichen Seite, am rechten Seine-Ufer, liegt La Ville lwil, d. h. die Stadt) mit den prachtvollsten Gebäuden, darunter der Louvre (lüvr) mit kostbaren wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Diese ältesten Teile der Stadt werden durch einen breiten, ringförmigen Straßengürtel, den Boulevards (bnlwärS), von den inneren Vorstädten und diese durch einen zweiten Straßengnrtel, den Barrieres (barrier), von den äußeren Vorstädten getrennt, worauf die großartigen Befestignngswcrke (Forts sförss) folgen. Paris ist also, wie London, Wien >c., stetig von innen heraus gewachsen. Die Bedeutung von Paris: 1. ) Paris ist die erste Industriestadt Frankreichs. Die Pariser Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit denjenigen Artikeln, bei welchen es weniger auf den Stoff als auf geschmackvolle Form oder sinnige Einrichtung ankommt und steht hierin unübertroffen da. In Modewaren beherrscht Paris die ganze zivilisierte Welt. 2. ) Paris ist die erste Handelsstadt Frankreichs, wo die zahlreichen französischen Kunst- und Naturprodukte aufgestapelt und niittelst des von der Stadt strahlenförmig über das Land gespannten Eisenbahnnetzes nach allen Seiten hin ver¬ sendet werden. Anderseits sammeln sich hier wieder die Produkte des Auslandes, um ihreu Weg nach den verschiedenen Gegenden Frankreichs zu nehmen. Zudem sind in Paris zahlreiche Handelsgesellschaften, und diese Stadt ist der erste Geldmarkt Frankreichs und einer der ersten des Kontinents überhaupt. 3. ) Poris ist für Frankreich der Mittelpunkt des wissenschaftlichen Lebens und der Literatur. Das wissenschaftliche Leben konzentriert sich in der Akademie, der Universität und im Pslanzengartcn (1s sarckin lies plantss). 4. ) Paris ist der Mittelpunkt des politischen Lebens in Frankreich, von dem alle Veränderungen ausgegangen sind. Versailles (werßäj) in der Nähe von Paris war früher die prachtvolle Residenz der Könige, St. Denis (ßäiig dnl) ihre Begräbnis¬ stätte, Reims (räiigs) in der Champagne (schangpänj) ihre Krönungsstadt. Diese Landschaft, berühmt durch ihre Schaumweine (Champagner) umfaßt den äußeren Tieflandstreifen zwischen dem Pariser Becken und Lothringen; Chälons für M arne (schälöng für marn) liegt an der großen Heerstraße. Der nördliche Teil des äußeren Ticflandstreifens enthält die Landschaften Artois (arloä) und Picardie (pikardi) mit St. Quentin (ßäng kanstän; Industrie, Schlachtfeld) und Amiens (amiäng). Zu beiden Seiten der Grauen Nase liegen die Seestädte Calais (kale) und Bonlogne (bulönj), welche die Überfuhr nach England vermitteln. Die südliche Küstenprovinz ist die Normandie^ (normangdi). Bis Ronen an der Seine können noch kleine Seeschiffe hiuanfgelangen; cs war einst der Hafen von Paris, ist aber jetzt wichtiger durch seine Baumwolliudustie. Der eigentliche Seinehafen ' Einst von Normannen (Norwegern) bewohnt, die von da aus England eroberten (vcrgl. II. Abteilung, Z 112). 177 ist Le Havre (lö ävr, d. h. der Hafen), die erste Seehandelsstadt Frank¬ reichs am Ozean; Cherbourg (scherbür) der (künstliche) Kriegshafen gegen England. 8 43. Das Zentralplateau ist ein Massengebirge mit birn¬ förmiger Gestalt. Nach O. fällt es steil ab; der bis gegen 1800 m hohe Rand erscheint von der Rhone-Ebene aus. als steile Gebirgskette (Cevennen fßewänens). Nach N. und W. senkt es sich langsam, und nach diesen Seiten sendet es auch seine bedeutendsten Gewässer: die Loire (loar) mit ihrem Hauptnebenflusse Allier (allie) und die in die Garonne mündenden Dordogne (dordönj), Lot (löt) und Tarn (tarn), von welchen die letztere herrliche Talschluchten in einem höhlenreichen Gebirge durchströmt. In der Landschaft Auvergne * (owürn) erheben sich über dem Plateau zahlreiche erloschene Vulkankegel (vergl. Eifel, § lö); der Mont Dore (mvNg dvr), 1900 in, ist der höchste Punkt des inneren Frankreichs; an feinem Fuße liegt im weiten Talbecken des Allier die Hauptstadt Clermont (klermvNg). Im Loiretal birgt das Gebirge mächtige Stein¬ kohlen- und Eisenlager, die der großartigen Eisenindustrie (besonders Waffenfabrikation von St. Etienne (ßäNg etien) das Material liefern. Z 44. Bald nach der Vereinigung mit dem Allier betritt die Loire das Tiefland, das sich hier durch große Fruchtbarkeit auszeichnet und der Sitz einer wohlhabenden bäuerlichen Bevölkerung ist. Als Abgrenzung gegen das Garonnebecken ziehen niedere Anhöhen vom Zentralplateau bis zum Berglande der Bretagne (bretänj), aber mit zwei großen Lücken: an der Loiremündung und bei Poitiers (poatie); diese Lücke benutzt die Hauptbahn Paris-Tours-Poitiers-Bordeaux (Anschluß an Köln-Berlin, Fortsetzung nach Madrid-Lissabon). An der Loire eine Reihe bedeutender Städte: Orleans (orleäng) am nördlichsten Übergangspunkte (daher in der Kriegsgeschichte wichtig), Tours (tur) — beide in den Landschaften gl.N., — Angers (aiigsche), die Hauptstadt der Landschaft Anjou (anAly und Nantes an der Trichtermündung der Loire mit dem Vorhafen St. Nazaire (säNg naßär), der wegen Versandung des Flusses allein noch größeren Seeschiffen erreichbar ist. Die beiden letzteren Städte liegen schon in der Bretagne (bretänj), die halbinselförmig vorspringt und eine niedere aber rauhe Hochfläche ist, in den engen Küsteneinschnitten aber ausgezeichnete Häfen besitzt (wie das spanische Galicia). Die noch keltisch sprechenden Bretonen waren von jeher tüchtige Seeleute. Brest ist der erste ozeanische Kriegshafeu Frankreichs. r Wohnsitz der Arverner in der römischen Zeit. 2 j kn? das slowenische z, ein weiches sch. Zupan, Geographie, il. Aufl. 178 Z 45. Das dritte Tieflandbecken, das der Garonne (garön), breitet sich bis an die Pyrenäen aus, in denen die Garonne entspringt, während sie ihre Hanptzuflüsse vom Zentralplateau erhält. Die nördliche Landschaft Poitou (poatü) hat nur kleine Küstenflüsse, die Küste ist ein Marschland mit durchbrochener Dünenkette; die Bewohner der Vendee (wangda) sind ein ebenso mutiges, treu am Alten hängendes Volk wie die Friesen. Südlich von der Garonne ist die Küste eine geradlinige Dünenkette (vergl. Holland), hinter der sich die Flüsse zu Seen anfstauen. Die Winde tragen den Dünensand weit landeinwärts und machen dadurch das Land zu einer ärmlichen, spärlich bewohnten Heide (daher Landes slangds genannt. Die Garonnelandschaften Gnyenne (giän) und Gascogne^ (gaßkönj) erzeugen die berühmten Bordeaux-Weine, so genannt nach dem Ausfuhrhafen Bordeaux (bordö) am oberen Ende der schlauchförmigen Garonnemündung, die unterhalb des Dordogne-Einflusses Gironde (schiröngd) heißt. Bayonne (bajön; davon Bajonett) und Perpignan (perpinjäng) bewachen als Festungen die beiden Pyrenäenübergänge. Die Ebene der Gascogne verschmilzt völlig mit der des Languedoc (lanjdök) am Mittelmeere, deren Hauptstadt Toulouse (tulüß) noch an der Garonne liegt. 46. Nachdem die Rhone (rön) den Genfer See verlassen hat, durchbricht sie mit reißendem Laufe in einem engen Felsentale die hier zusammengewachsenen Alpen und Jura und betritt dann die grabenförmige Einsenkung, die sich von den Sichelbergen nach dem Mittelmeere senkt. Dieser Senkung folgt im N. die Saöne (ßön) und nach deren Einmündung die Rhone, die sich (im Gegensätze zu den ozeanischen Flüssen) in einem großen Delta in das Mittelmeer ergießt. Steil stürzt das zentralfranzösische Gebirge zu diesem meridionalen Graben ab und sendet nur unbedeutende Bäche zur Saöne und Rhone, die sich seinem Steilabfalle anschmiegen; auf der anderen Seite steigt das Land aber allmählich zu den Höhen des Jura und der Alpen an, von denen bedeutende Zuflüsse kommen: der Doubs (du) vom Jura, die Jsere (ißer) und die Dnrance (dürängß) von den Alpen. Die Wcstalpen reichen vom Mittelmeere bis zum Kleinen St. Bernhardpaß (Hannibals Übergang); auf der meridionalen Wasser¬ scheide verläuft die Grenze gegen Italien; die höchste Erhebung, der Gebirgsstock des Mont Pelvoux (moNg pelvü, höchster Gipfel 4100 in), bildet aber einen westlichen Vorsprung zwischen Jsere und Durance. Jenseits der Jsere liegt die Montblanc-Gruppe (s. Z 2), über welche die Grenze bis zum Genfer See zieht. Das Saönegebiet ist der Kern der alten Landschaft Burgund, eines berühmten Weingebietes (Burgunder); den Mittelpunkt des Weinhandels bildet Dijon (dtzöng), die größte Stadt Burgunds am Ausgange des ' Die Gascogner gelten als Großsprecher, daher die Bezeichnung Gasconaden für Prahlereien. 179 Kanals zur Seine. Die Festungen Belfort (beför) und Besang on (besanßöng) bewachen die wichtige Burgundische Pforte in das Rheintal. Im Rhonetale beginnt schon die südeuropäische Vegetation mit Oliven- und Maulbeerbäumen, und diese Kulturen bilden mit dem Weine die wirtschaftliche Grundlage dieser Mittelmeergegend. Lyon (lioNg) am Zu¬ sammenflüsse von Rhone und Saöne ist der Mittelpunkt der großartigen Seidenindustrie; in römischer Zeit die Hauptstadt Galliens, hat es wenigstens den zweiten Rang bis jetzt behauptet. Die Alpenlandschaften Savoyen (bis 1859 zu Sardinien gehörig) und die Dauphin« (dofine; davon hieß in der Königszeit der französische Kronprinz Dauphin sdofängj) sind wenig bewohnt und arm, weshalb die Savoyarden häufig in der Fremde Er¬ werb suchen. Größere Bedeutung erlangten die Westalpen erst seit der An¬ lage der Mont-Cenis Bahn (moNgßem), die den Landverkehr zwischen Frankreich und Italien vermittelt. Zum Schutze der Alpenpässe dient die Festung Grenoble (grenöbl). Oberhalb der mittelalterlichen Papstresideuz Avignon (awiujöug) öffnet sich das Rhonetal zu einer dreieckigen Ebene, die mit den niederen Ausläufern der Alpen schon ganz zum warmen Südeuropa gehört. Der Westen mit den großen Städten Nimes (mm) und Montpellier (mongpelie) gehört noch zum Languedoc, der Osten bildet die Provence (provängß), wo die Hauptorte an der buchtenreichen Steilküste liegen. Marseille (märßäj), schon eine Gründung griechischer Kolonisten, ist die eigentliche Rhonemündungsstadt, da das Delta wegen Versandung Seeschiffen nicht zugänglich ist, und jetzt nicht nur die erste Seestadt Frankreichs (namentlich durch den Handel mit Algerien), sondern des Mittelmeeres überhaupt. Toulon (tulöng) ist der Hauptkriegshafen Frankreichs am Mittelmeere. An der Küste, die sich nun nach NO. wendet, liegen eine Reihe von Kurorten, die Brustkranke im Winter aufsuchen, darunter besonders Nizza. Das benachbarte Monaco ist ein kleines selbständiges Fürstentum. Z 47. Die Insel Korsika ist durchwegs gebirgig (bis 2700 m hoch) und rauh. Ihre Bewohner, die Korsen, sprechen ein verderbtes Italienisch und sind wegen ihrer Roheit und Rachsucht, aber auch durch Tapferkeit und Freiheitssinn bekannt. Ajaccio (ajätscho), Geburtsort Napoleons I., ist die Hauptstadt. ' kroviueis, der Römer. 12* 180 Die skandinavischen Känder. (N. B. und ö. L.) Nordkap 7l, 43'/- (26); Tornea 66, 42 (24); Alandsinseln 60, 38 (20); Sund 56, 3O'/z (12'/-); deutsch-dänische Grenze 55'/^; Skagens Horn 57^, 28'/j (1O'/z); Kap Lindesnäs 58, 25 (7). Z 48. Die skandinavischen Länder schließen die Ostsee im W. ab. Die Skandinavische Halbinsel springt nach S. vor und teilt sich hier in zwei Arme; in den dadurch gebildeten Winkel springt die Jütische Halbinsel von S. nach N. vor, durch den Skagerrak von Norwegen, durch das Kattegatt von Schweden getrennt. Die Schweden, die Dänen und die nächsten Verwandten der letzteren, die Norweger, bilden zusammen den skandinavischen Volksstamm, der sich fast ohne Ausnahme zur evangelischen Kirche bekennt. Eine politische Vereinigung hat aber nur vorübergehend (14. bis 17. Jahrhundert) bestanden. Lm^ Einwohner auf 1 lein- Dänemark 40.000 2,500.000 62 Schweden 448.000 5,100.000 11 Norwegen 321.000 2,200.000 7 Z 49. Das Königreich Dänemark (unter dem Herrscherhause Oldenburg) besteht aus einer festländischen und einer insularen Hälfte. Die erstere, Jütland, ist wie Schleswig im O. viel gegliederter als im W.; an der unnahbaren (--eisernen-) Westküste ist aber (im Gegensätze zu Schleswig) die Dünenkette noch vorhanden, hinter der sich sandige oder morastige Heide ausdehnt. Selbst der Liimfjord, der (seit 1825) durch einen natürlichen Kanal bis in das Kattegatt führt, ist wegen Seichtheit Seeschiffen unzugänglich. Die Inseln zerfallen in drei Gruppen: die West¬ gruppe mit der Hauptinsel Fünen zwischen dem Kleinen und Großen Belt, die Ostgruppe mit der Hauptinsel Seeland zwischen dem Großen Belt und Sund und das fernliegende Bornholm. Festland wie Inseln sind eine Forschung der ostelbischen Tiefebene; Dänemark ist nebst Holland der niedrigstgelegene Staat Europas. Auch sonst haben sie viel miteinander gemein; der Däne hat, wie der Holländer, den Wald zum großen Teile zum Zwecke der Landwirtschaft verdrängt und treibt vorwiegend Viehzucht, welche die wichtigsten Ausfuhrgegenstände (besonders Butter) liefert; außerdem ist er aber auch Seemann und weiß die Gunst seiner Lage, die ihn zum Be¬ herrscher aller Verbindungsstraßen zwischen der Nord- und Ostsee macht, auszubeuten (einst der Sundzoll für alle Schiffe, welche den Sund passierten). An der belebtesten dieser Straßen, dem Sund, liegt die Hauptstadt und einzige große Stadt des Landes, Kopenhagen'. ' Aus dem dänischen Ksöbsndavn — Kaufhafen. 181 Dänemark besitzt noch ein paar Inselchen in Westindien, Grönland und die Inselgruppe der Färöer Schafinseln, weil sich die Bewohner außer mit Fischfang nur mit Schafzucht beschäftigen) sowie Island im Atlantischen Ozean. Island, nach Großbritannien die größte europäische Insel (doppelt so groß wie Böhmen), ist ein aus Laven aufgebautes Plateau mit steilen, zenüssenen Küsten, auf dem sich noch jetzt mächtige tätige Vulkane erheben und die Geysir (heiße Springquellen) in ziemlich regel¬ mäßigen Pausen erstaunliche Mengen siedenden Wassers turmhoch empor- schleudern. Obwohl den Polarkreis nur berührend, gehört Island doch schon ganz in die polare Pflanzenzone ohne Getreidewuchs (vergl. S. 104); das Innere ist zum Teil mit ewigem Schnee und Eis bedeckt. Die Nordküste belagert das Treibeis des Polarmeeres (daher der Name Eisland); am günstigsten ist die Südwestküste, wo der kleine Hanptort Reikjavik (rekjawll)i liegt. In ihrer ozeanischen Abgeschiedenheit haben die Isländer, die Nachkommen der vor 1000 Jahren eingewanderten Norweger, ihre altnordische Sprache noch bewahrt. 8 50. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas (größer als Österreich-Ungarn), wird von einem Massengebirge erfüllt, das sich im W. steil zum Meere, im O. allmählich zur baltischen Küstencbene senkt. Die bedeutenderen Flüsse oder Elfe gehören daher der Ostabdachung an, während von den westlichen manche in Wasserfällen direkt ins Meer stürzen. Das Gebirge bildet keinen zusammenhängenden Kamni, sondern besteht aus welligen Bergflächen, Fjelde (fjel) genannt, von 650 bis 1300 in Seehöhe, über denen sich im S., wo das Gebirge am massigsten ist, die Gipfel bis 2600 in erheben. Trotz der verhältnismäßig geringen Höhe finden sich ausgedehnte Schneefelder (wegen nördlicher Lage und Niederschlagsreichtums), von denen prachtvolle Gletscher oft bis an die Meeresküste hinabreichen. Die Täler sind schmal und tief, wie in das Gebirge hineingehackt. Der größte Fluß ist der Glommen. Der Westrand ist Europas ausgezeichnetste Steil- und Klippen¬ küste. Das Meer ist in die engen Täler eingedrnngen und bildet vielfach verzweigte Fjorde (besonders charakteristisch der Sognefjord fsognefjorj), welche die Reize von Meer- und Hochgebirgslandschaften vereinigen und daher ein Hauptziel der Touristen sind. Das Meer hat außerdem den äußern Küstenrand zu Hunderten von.kleinen, nackten Felseninseln (Scheren) zertrümmert, die der Küste einen ausgezeichneten Schutz gegen feindliche Angriffe gewähren. Den größten «Scherenhof» bilden die Lofoten. Die Flüsse des schwedischen Terrassenlandes, unter denen der Dal-Elf (dal-elw, äal --- Tal) der größte ist, sind in ihrem oberen > Isländisch, — Rauchbucht, weil in der Nähe eine heiße Quelle dampft. 182 Laufe durch Seenbildung, in ihrem unteren durch starkes Gefälle, häufig durch Wasserfälle ausgezeichnet und daher nur auf kurze Strecken schiffbar. Südlich davon dehnt sich eine niedere Seenplatte aus, auf der neben zahlreichen kleinen Seen die drei großen: der Wen er-, Wetter- uud Mälarsee, liegen. Aus dem Wenersee fließt der Göta-Elf (jöta-elw) ab, der mit Umgehung seiner berühmten Tro llhätta*-Fälle durch den Götakanal die Verbindung mit der Ostsee herstellt. Z 51. Skandinavien gehört drei Zonen an (s. S. 104), im äußersten Norden schon der polaren Zone, deren Südgrenze im Innern des Landes tiefer herabsteigt als an den Rändern. Hier hat sich noch die mongolische Urbevölkerung der Lappen erhalten, die mit ihren Renntierherden ein nomadisches Leben führen. Sonst ist das ganze Innere, mit Ausnahme der höheren Fjelde, ein ungeheures Waldland, das einen großen Teil von Europa mit Holz versorgt. Nur die tiefer liegenden Randgebiete sind die eigentlichen Wohnstätten der Norweger und Schweden, die, obwohl seit l814 von Einem Könige (aus dem französischen Hause Bernadotte sbernadötj) beherrscht, doch zwei gesonderte Reiche bilden und sich ebenso feindlich gegenüberstehen wie Spanier und Portugiesen. Z 52. Norwegen ist als die skandinavische Hochgebirgshälfte fast nur an den Küsten und Fjorden bewohnbar. In der unmittelbaren Nähe des Meeres, das durch den aus dem tropischen Gürtel des Ozeans kommenden Golfstroms ungewöhnlich erwärmt wird, ist das Klima so milde, daß auch die Fjorde niemals dauernd gefrieren und Getreidebau bis 70° B. betrieben werden kann. Aber die steilen Abhänge bieten dem Ackerbau nur wenig Raum und weisen den Norweger (im Mittelalter wie die Dänen Normannen genannt) auf das Meer. Von jeher waren sie durch Seetüchtigkeit ausgezeichnet; als Wikinger unternahmen sie im frühen Mittelalter kühne Raubfahrten nach allen europäischen Gestaden; damals entdeckten sie auch Island, Grönland und sogar Nordamerika. Noch jetzt sind sie vor allem See- und Handelsleute; ihre Handelsflotte ist die größte nach der britischen, nordamerikauischen und deutschen. Das Meer bietet ihnen auch einen großartigen Reichtum an Fischen, die neben Holz der wichtigste Ausfuhrartikel sind; mit diesen Erzeugnissen decken sie ihren Bedarf an Nahrungsmitteln, Judustrieprodukten und Kohle. Die norwegische Fischerei, besonders der Kabeljau-nnd Heringsfang, wird in großartigstem Maßstabe betrieben. Die beiden Reviere des Kabeljaufauges sind die ' Tenfelshnt (Name des Felsens). Der Golfstrom, die wichtigste Meeresströmung, kommt aus dem Golf von Mexiko und bewegt sich längs der Ostküste Nordamerikas nördlich, dann östlich, ver¬ einigt sich mit einer allgemeinen Ostströmung im nördlichen Atlantischen Ozean nnd erreicht endlich die Küsten der britischen Inseln und Norwegen, worauf er sich im Eismeree verliert. 183 Lofoten und die Küste bei Kristiansund. Über 20.000 Fischer beschäftigen sich im Januar mit dem Fange des Fisches, der dann auf Gerüsten zum Trocknen aufgehängt (Stockfisch) oder gesalzen auf Klippen getrocknet (Klippenfisch) oder nnr gesalzen wird (Laberdan). Einige Monate werden die Fische zum Trocknen auf den Inseln gelassen und inzwischen zu Hause aus der Leber der Lebertran ausgeschmolzen. An der Küste von Stavanger ist das Heringsrevier. Die flachste und daher fruchtbarste Gegend breitet sich im S. um den Kristianiafjord aus, wo auch die Nähe des europäischen Festlandes günstig wirkt; daher hier die Hauptstadt Kristiania. Die mittelalter¬ liche Hauptstadt Trondhjem (trönjem, deutsch Drontheim) liegt am Fjord gl. N., ebenfalls in etwas flacherer Gegend; von hier führt durch eine Einsenkung des Hochgebirges die einzige Eisenbahn von der West- nach der Ostküste Skandinaviens (nach Stockholm). Die zweitgrößte Stadt Norwegens ist Bergen, der Hauptfischmarkt; Tromsö, auch ein wichtiger Fischer¬ ort, ist die größte Stadt des nördlichen Norwegens (hat aber auch nur 6000 Einwohner), Hammerfest das nördlichste Städtchen der Erde. 8 53. Schweden ist zwar beträchtlich kälter als die norwegische Küste, weil es nicht mehr unter dem Einflüsse des Golfstromes steht, aber es hat viel mehr Flachland, besonders im S. Die Schweden waren daher von jeher Ackerbauer und können in günstigen Jahren genug Brot erzeugen. Neben Holz liefert ihr Land aber auch viel Eisen und Kupfer; Eisen wird bei Dannemora im Tagbau (d. h. nicht unterirdisch) gewonnen; die Kupferregion liegt am Dal-Elf mit dem Hauptorte Fälun. Der bevölkertste Teil ist die Seenplatte, der Hauptsitz des Ackerbaues, der Industrie (besonders Papier, Zündhölzchen) und des Verkehrs (einzige » Gegend Skandinaviens mit vielen Eisenbahnen). Die Hauptstadt Stock- holmr liegt am Ausgange des Mälarsees; nördlich davon die Universitäts¬ stadt Upsala?. Die Hauptbahn führt von Stockholm nach Malmö ° am Sund, wo über Kopenhagen der Verkehr mit Mitteleuropa stattfindet. Göteborg (jöteborj, deutsch Gothenburg) am Kattegatt (Ausgang des Götakauals) ist die zweite Stadt des Reiches. Von den baltischen Inseln besitzt Schweden nur mehr Öland und Gotland« mit der einst bedeu¬ tenden Hansestadt Wisby; in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts reichte seine Macht viel weiter (Finnland, Rügen, Vorpommern), bis es von Preußen und Rußland zurückgedrängt wurde. Städtetcrfet. Kopenhagen . . 480 Tausend Einw., > Göteborg. . . t3O Lausend Eiuw., Stockholm . . 300 » . Bergen ... 70 » » Kristiania. . . 230 » -> - stooü --- Sund oder Meerenge, Lolin --- kleine Insel. Stockholm liegt zwischen beiden Ausgängen des Mälarsees. Hoher Saal (ältester Tempel). ° malm — Vorstadt, ä — Insel. « — gutes Land. 184 Rußland? (Karte auch für Rumänien. — N. B. und ö. L.) Nordkap 71, 43stz (26); Tornea 66, 42 (24); Alandsinseln 60, 38 (20); Memel 55^, 39(21); Orsova 44-/«, 40 (22^/j); Donaumündung 45, 47 (29 st^); Straße von Kertsch 45, 54 (36^); Wolgamündung 46, 66 (48); Uralgebirge 78 (60) ö. L.; St. Petersburg 60, 48 (30 V«); Moskau 56, 55 (37^)- 8 54. Im O. und S. verschmilzt das europäische Rußland mit dem asiatischen; die politische Grenze füllt aber nicht genau mit der natürlichen zusammen, sondern liegt am südlichen Uralgebirge etwas östlich und am Uralflusse etwas westlich davon. Die Landesgrenzen gegen Rumänien, Österreich und Deutschland sowie im N. gegen Schweden und Norwegen werden nur stellenweise durch Flüsse (Pruth, Podhorze, Weichsel, Prosna, Tornea-Elf störneo-elws) gebildet und sind sonst nur politische. Nur im N. grenzt Rußland an den freien Ozean, der im Weißen Meere tief in das Land eingreift und die Halbinsel Kola abgliedert, aber wegen seiner abgeschiedenen Lage bisher ohne große Bedeutung für den Seeverkehr war. Die Ostsee und das Schwarze Meer sind Binnenmeere, deren Zugänge sich nicht in russischem Besitze befinden. Die Ostseeküste ist zwar buchtenreich (Finnischer und Rigaer Meerbusen), aber auch hier sind die Häfen im Winter gefroren. Gering ist die Gliederung der Nordküste des insellosen Schwarzen Meeres, wo die Halbinsel Krim den Meerbusen von Odessa vom Asoloschen Meere scheidet und dem letzteren nur durch die schmale Straße von Kertsch eine Verbindung mit dem Schwarzen Meere gestattet. 8 55. Rußland hat nur an seinen Rändern Gebirge: den Kaukasus mit der Fortsetzung im Jaila-Gebirge und den Ural. Das meridionale Kettengebirge des Uräl^ zieht vom Eismeere bis in die Breite von Prag; es ist das längste Gebirge Europas, erreicht aber selbst in seinem höchsten Gipfel nur 1700 in und macht allein auf der tiefer liegenden sibirischen Seite den Eindruck eines Gebirges, während es auf der europäischen durch niederere Vorhöhen so allmählich verläuft, daß man auf dem Hauptpasse (von Jekaterinburg) gar kein Gebirge zu überschreiten glaubt. Das ganze übrige Rußland ist eine einzige Tiefebene, in der nur wenige Punkte 300 in Seehöhe erreichen, und auch diese höher gelegenen Teile find nur sanfte Bodenschwellen, die (mit einziger Ausnahme des Berg¬ ufers der Wolga) so allmählich in die tieferen Teile übergehen, daß der ' Rußland gebraucht noch sein altes einheimisches Maß. Der Fnß ist gleich dem englischen (s. S. 133), der Werst ist fast so groß wie das Kilometer und demzufolge entspricht auch der Quadrat-Werst nahezu dem Quadrat-Kilometer. - — Gürtel. 185 Charakter der Ebene nicht gestört wird. Doch ist ihre Verteilung wichtig für die Anordnung der Flüsse. Die Hauptwasserscheide zieht vom Uräl südwestlich zu den Karpathen, bildet aber keine zusammenhängende Boden¬ erhebung. Nach N. oder NW. stießen: 1.) zum Eismeere die Petschora und Dwina, die aus zwei einander entgegenkommenden Quellarmen entsteht; 2.) zur Ostsee die Newa, der Abfluß der beiden größten russischen (und auch europäischen) Süßwasserseen: des Lädoga- und Onegasees (onjega), die Düna, der Njemen, der als Memel auf deutschem Boden in das Kurische Haff mündet, und der Karpathenfluß Weichsel, der nur mit seinem großen Ostbogen, wo er den Bug mit dem Narew (naref) empfängt, russisches Gebiet durchfließt. Der Südabdachung folgen 3.) zum Schwarzen Meere der Karpathenfluß D ujest r, wie die Weichsel im Ober¬ laufe österreichisch, der Dnjepr mit dem Pripet und der Don, alle in seichte, den großen Seeschiffen schwer zugängliche Buchten oder Limane mündend; 4.) in den Kaspisee die Wolga, Europas größter Strom, mit der Oka und dem Uralflusse Kama, der den Verkehr mit Sibirien vermittelt, und der Uräl, der Grenzfluß gegen Asien. Die Südabdachung hat Wellenform. Auf die Bodenschwelle, die sich an die Karpathen anschließt, folgt 1.) die Einsenkung des Dnjepr und des Pripet (die ausgedehnten Rokitnosümpfe, welche die mittlere Talsenke des ostelbischen Tieflandes nach O. fortsetzen, vergl. Z 27), dann 2.) die aus¬ gedehnte mittelrussische Bodenschwelle, die sich von den Wäldai- höhen mit den Quellen der Wolga und Düna bis in iste Nähe des Asvwschen Meeres erstreckt; hierauf 3.) die Einsenkung des Don und endlich 4.) die Wolgaschwelle. Jenseits der Wolga hebt sich der Boden wieder allmählich zum Uräl. Auch nach N. senken sich diese Bodenschwellen und umschließen mit der wasserscheidenden Höhe an den Dwinaqnellen das Wolgabecken, durch das die Wolga, ganz abweichend von den übrigen russischen Strömen, nach O. fließt, um dann oberhalb der Kamamündung scharf nach S. umzubiegen. In diesem zweiten Teile ihres Laufes wird sie rechts von den sich mauergleich ein paar hundert Meter erhebenden Abstürzen der Wolgaschwelle (Bergufer), links von flachem Niederlande (Wiesenufer) begleitet. In ihrem untersten Lause durchströmt sie wie der Uräl die salzige kaspische Steppe, die wie der Kaspisee zum großen Teile tiefer liegt als der Meeresspiegel (Depression). 8 56. Die Ausdehnung Rußlands von der Breite von Oberitalien bis über den Polarkreis hinaus hat eine große Mannigfaltigkeit des Klimas zur Folge, so daß es an allen europäischen Zonen teiluimmt, mit Ausnahme der südlichen (vergl. S. 104). Der Gegensatz zwischen den Weingärten der Krim und den Tundren der Eismeerküste (vergl. S. 78) 187 Der Bergbau (namentlich auf der asiatischen Seite) des erzreichen mittleren Ural liefert vorzügliches Gold, Platin, Eisen und Edel¬ steine (besonders schöne Smaragde). In der Produktion der Edelmetalle Gold und Platin übertrifft Rußland weit alle anderen europäischen Staaten. Die Industrie Rußlands ist erst eine neue Pflanzung, und ihrem raschen Aufblühen stehen bedeutende Hindernisse entgegen, vor allem das Vorwiegen der Ackerbau und Viehzucht treibenden Bevölkerung und die mangelhaften Verkehrswege bei ungeheuren Entfernungen. Da aber Stein¬ kohle in Menge vorhanden ist, so geht sie unzweifelhaft einer großen Zukunft entgegen. Schon jetzt wird die Maschiuenweberei in Wolle, Baum¬ wolle und Seide immer bedeutender; die Lederfabrikation erzeugt seit alters her das berühmte Juchten- und Saffianleder. In bezug auf den Handel nimmt Rußland durch seine Lage und seine Erzeugnisse eine ganz eigentümliche Stellung gegenüber Westeuropa und Asien ein. Während es für jenes vorzüglich Agrikulturstnat ist, aus dem man Rohstoffe holt und wohin man Fabrikserzeugnisse absetzt, ist das Verhältnis zu Asien ein gerade umgekehrtes, denn dieses bringt Natur¬ produkte auf den russischen Markt, um Fabrikate dafür einzutanschen. Die großen Entfernungen und der Mangel an Steinen machten den Straßenbau schwierig, dafür entschädigt aber im Winter die schrankenlose Schlittenbahn auf der schneebedeckten Ebene und im Sommer die nach allen Richtungen auslaufenden Ströme, die als echte Tieflandflüsse geringes Gefälle haben und bis in die Quellregion hinein schiffbar sind. Da die Hauptwasserscheide keine zusammenhängende Bodenschwelle bildet, so konnte sie leicht durch schiffbare Kanäle durchschnitten werden. An der ersten der beiden Hauptnnterbrechungen führen solche Kanäle von der Wolga zur Dwina und zum Onega- und Ladogasee, an der zweiten vom Dnjepr zum Njemeu und zur Weichsel, so daß alle vier russischen Meere durch Wasserstraßen miteinander verbunden sind. In neuester Zeit wird die Bedeutung der Flußschiffahrt (meist mit Dampfern) durch das immer weiter sich ausbreitende Eisenbahnnetz etwas eingeschränkt. Die Haupt¬ bahnen verbinden einerseits St. Petersburg, Moskau und Odessa mit¬ einander, anderseits mit Berlin und Wien. Nach SO. geht von Moskau eine Bahn bis Baku, von der jene wichtige Linie abzweigt, die den Ural überschreitet und dann den Anschluß au die sibirische Eisenbahn findet. 8 58. Das russische Reich, eine absolute Monarchie unter der Herrschaft der Kaiser aus dem Hause Roman ow-Gottorp, die den Titel «Selbstbeherrscher aller Reußen- (Zar) führen, ist das zweite Weltreich, aber im Gegensätze zum meerbeherrscheuden England durchaus 188 eine Kontinentalmacht. Es umfaßt die ungeheuren Länderstrecken vom Großen Ozean bis zur Ostsee, deren Flächeninhalt den Europas um das Doppelte übertrifft. Der europäische Teil ist nur der vierte, aber beherr¬ schende Teil des Reiches. Er übertrifft die übrigen europäischen Gro߬ staaten zwar weit an Volkszahl, steht aber in der relativen Bevölkerung hinter allen zurück. Hlberfich t. scheuden Nation, wozu die Übereinstimmung des kirchlichen Glaubens und die Ver¬ einigung aller weltlichen und geistlichen Gewalt in einer einzigen Hand wesentlich beiträgt. Aber eine solche Einförmigkeit des Volkes ist wieder nur möglich in einem Lande, das sich als eine weite, unterschiedslose Fläche keinen Teil absondern läßt. (Vergleiche damit Griechenland oder Deutschland!) Z 59. Großrußland, welches das zentrale und nördliche Tiefland umfaßt, ist der historische Kern des Reiches. Hier liegt, gerade im Zentrum des europäischen Rußland, an der Moskwa die alte Haupt¬ stadt Moskau, das Eisenbahnzentrum, der Stapelplatz des inneren Handels und die erste Industriestadt des Reiches. Die sehr weitläufig bewohnte, Gärten und Felder einschließende Stadt liegt teil¬ weise auf Hügeln; so namentlich der Kreml, der geheiligte religiöse und politische Mittelpunkt Rußlands, wo noch jetzt die Zaren gekrönt werden. Er bildet eine Stadt für sich, besonders ummauert, voller Paläste und Kirchen, deren verschwenderische Pracht uns daran mahnt, daß wir schon an den Pforten des Orients stehen. Am belebtesten ist die Chinesenstadt, deren Name an die Verbindung mit Asien erinnert. Moskau ist überdies wichtig als Vereinigungspunkt des altrussischen Wesens, das jede Annäherung au den Westen Europas anfeindet. Über die Bedeutung Moskaus und des Kremls sagt ein russisches Sprichwort: -Der Kreml ist das Herz von Moskau, Moskau das Herz der großrussischen Ebene, Großrußland das Herz des russischen Reiches, eines das Abbild und der Mittelpunkt des anderen.» Am Zusammenflüsse der Oka und Wolga liegt Nishnij Now¬ gorods der Stapelplatz des Wolgahandels, wo zwei Weltteile, Asien und Europa, auf der jährlich abgehaltenen Messe ihre Waren tauschen. Das zweite Nowgorod, eine alte Handelsrepublik, die mit der Hansa in Verbindung stand, liegt in der Nähe des Ilmensees. Tula ist der erste Ort für Metallwaren und Waffenfabrikation; Jaroslaw (jarosläf) — Niedcr-Neustadt. 189 an der Wolga, Orel (arjöl) auf der mittelrussischen Bodenschwelle und Woronesch am Don sind außerdem die bedeutendsten Gouvernements- Hauptstädte. Nördlich vom 60. Parallelkreise ist das Land säst nur ent¬ lang der Flüsse bewohnt, sonst Wald bis an die Tundra. Lappen und Samojeden führen hier ein Nomadenleben. An der Dwinamündung Archangel?, die größte Stadt Nordrußlands, die früher nur in der kurzen eisfreien Zeit von der Seeseite aus zugänglich war, jetzt aber durch eine Eisenbahn mit Moskau verbunden ist. § 60. Das Großfürstentum Finnland, bis 1809 schwedisch, ist auch jetzt noch halb selbständig. Es ist eine niedere Felsenplatte, fast ganz mit Seen, Sümpfen b und Wald bedeckt. Die Bewohner sind die mongo¬ lischen Finnen, daneben in den Städten der Küste, die allein dichter bewohnt ist, Schweden. Beide Völker sind protestantisch. Die Hauptstadt Helsingfors ist durch ihre Universität auch der geistige Mittelpunkt Finnlands. Die dazugehörige Schcrengrnppe derAlands«-Jnseln (olands) trennt den Bottnischen Meerbusen ab. Z 61. Auch die Ostseeprovinzen (Ingermanland, Estland, Livland und Kurland) haben eine nichtrussische und protestantische Bevölkerung. Am Südrande'des Finnischen Meerbusens wohnen Finnen (hier Esten genannt) und südlich davon die Letten, die mit den Litauern sprachlich zwischen Slawen und Germanen die Mitte halten. Adel und Bürger (mit Ausnahme der Hauptstadt) sind aber deutsch, da im Mittelalter der Deutsche Ritterorden diese Küstenländer erobert und christianisiert hat. Hier legte, mitten in den Sümpfen der Newa, Peter der Große die neue Haupt¬ stadt St. Petersburg an, den Mittelpunkt des modernen, dem westlichen Europa zugekehrten Rußland, wie Moskau der Mittelpunkt des alten, Asien zugekehrten ist. St. Petersburg ist jetzt auch die Haupthandelsstadt der Ostsee, namentlich für den russisch-englischen Verkehr. Der befestigte Kriegshafen Kronstadt schützt es gegen feindliche Angriffe. Rewal (jetzt Kolywan) ist ein belebter Vorhafen, der im Frühjahre früher eisfrei wird als der Hafen der Hauptstadt. Riga° an der Dünamündung, im Hintergründe der Rigaer Bucht, die durch die Inseln Öscl und Dagö geschützt wird, ist der zweite baltische Handelshafen. Dorpat (jetzt Jurjew sjurjeffj) hatte bis in die letzte Zeit eine deutsche Universität. r Rußland ist in Gouvernements (guwernemangs) geteilt, die meist den Namen der Hauptstadt führen. - --- Erzengel (Michael, dem die Stadt geweiht ist). » Daher der Name des Landes (ksu Sumpf). a schwedisch, — Wasser. ° Altes deutsches Wort für Getreidespeicher. 190 Z 62. Polens sich halbinselartig zwischen Deutschland und Öster¬ reich eindrängend, umfaßt das Flachland au der Weichsel und im S. das Bergland der Lysa Gora?. Polen war einst das, was jetzt Rußland ist: der slawische Großstaat; seine Grenzen reichten weit über das Weichsel¬ land hinaus. Fortwährende innere Zwistigkeiten lockten äußere Feinde an; 1795 teilten sich Österreich, Preußen und Rußland in das ganze Reich, wobei letzterem der weitaus größte Anteil zufiel. Die Stadtbevölkerung ist in allen polnischen Ländern zum großen Teile jüdisch; die Polen sind durchaus katholisch. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel ist die drittgrößte Stadt Rußlands. Die Kohlenlager, die aus Schlesien und Österreich nach Polen hinüberstreichen, ernähren eine bedeutende Industrie, deren Mittelpunkt Lodz, das «polnische Manchester-, ist. Z 63. Zwischen Polen und Großrußland liegt Litauen, das im W. noch litauisch, im O. weißrussisch ist, mit den Hauptorten Wilna und Minsk (an den Bahnen St. Petersburg- und Moskau-Warschau, Kreuzung mit der Bahn vom Schwarzen Meere zur Ostsee). Südlich von den menschenleeren Rokltnosümpfen beginnt Klcinrußland mit den getreide- und viehreichen Landschaften Wolhynien und Podolien, die an Österreich grenzen; daran schließt sich im O. das alte Grenzland des polnischen Reiches (russisch Ukraina sukrä-inaj) mit Kiew am Dnjepr, dem Mittelpunkte des ältesten russisch-christlichen Staates, jetzt überflügelt von Charkow, wo sich die Bahnen von Odessa, aus der Krim und vom Kaukasus vereinigen. Berditschew (berditschöf) ist der Mittelpunkt des südrussischen Handels nach Deutschland. 8 64. Südrußland, im Altertums die Kornkammer Griechenlands und mit hellenischen Kolonien besetzt, verkam völlig unter der Mongolen- und später unter der Türkenherrschaft, die bis in das 18. Jahrhundert dauerte. Die russische Regierung siedelte viele deutsche Kolonisten an, die den Ackerbau wieder zur alten Blüte bringen. Bessarabien, das getreidereiche Land zwischen dem Pruth und Dnjestr mit der Hauptstadt Ki schinew (kischinöf), ist noch größtenteils von Rumänen bewohnt. Die größte Binnenstadt ist Jekaterinoslaw am Dnjepr. Am pontischen Küstenlands ist Odessa der einzige, größeren Schiffen zugängliche Hafen, daher der Hauptausfuhrplatz für das Ge¬ treide der Schwarzen Erde. Die übrigen Seestädte liegen an Limanen; Nikolajew (nikoläjef) ist eine bedeutende Festung, noch größer Sewastö- pol^ auf der Krim, der Hauptstützpunkt der russischen Macht auf dem * — Flachland. ? — Kahlenberg. Griechisch, ssbastos — Augustus, xotis — Stadt. 191 Schwarzen Meere. Die Krim ist im N. flache Steppe, den S. durchzieht aber das Jaila-Gebirge, bedeckt mit den Lustschlössern russischer Fürsten, auf dem Südabhange schon ganz mit südeuropäischer Vegetation. Das seichte Asowsche Meer friert jeden Winter zu, daher sind im Kosa keu lande am Don keine bedeutenden Handelsstädte. Der größte Ort ist Rostow (rostöf). Z 65. An der unteren Hälfte der Wolga bestanden die Mongolenreiche Kasan und Astrachan; hier wohnen noch heute verschiedene mohammedanische Finnen- und Türkenstämme und Kalmücken (an der Wolgamündnng). Kasan in der Nähe des Wolgaknies vermittelt den Verkehr zwischen Gro߬ rußland und Sibirien, wohin im Anschlüsse an die Wolga- nnd Kama- Dampfschiffahrt die Eisenbahn von Perm an der Kama, dem Mittelpunkte des westuralischen Bergbaues, über Jekaterinburg (Mittelpunkt des osturalischen Bergbaues) führt. Unterhalb Samara kreuzt die Eisenbahn Moskau-Orenburg die Wolga, bei Orenburg schließen sich daran diezentral- asiatischen Karawanenwege. Saratow (sarätof) an der Wolga wird von zahlreichen deutschen Kolonistendörfern umgeben. Im weitverzweigten Wolga- Delta ist Astrachan der Mittelpunkt des kaspischeu Handels, besonders mit Fischen und Kaviar. Städtstafet. Rumänien. Z 66. Das östliche Außenland der siebenbürgischen Karpathen, die Moldau, und das südliche Außenland derselben, die Walachei, bilden seit 1881 das Königreich Rumänien, 130.000 km?. Die Walachei ist das unterste Tieflandbecken der Donau, die dasselbe längs der bulgarischen Terrasse umfließt, dann, durch das Dobrudscha-Plateau gezwungen, sich nach N. wendet, endlich wieder ihre östliche Richtung aufnimmt und sich in drei Armen: der Kilia, der schiff¬ baren Sulina und dem wasserreichsten St. Georgsarm, ins Schwarze Meer ergießt. Von der Donau steigt das Tiefland als schräge Ebene all¬ mählich gegen die Transsylvanischen Alpen empor, an denen die S.- und 192 SW.-Winde ihren Wassergehalt ausschütten; daher der Flußreichtum der Tiefebene: Schyl, Aluta. Die Moldau ist im W. gebirgig, im O. ein niederes Flachland, das der Sereth und der Pruth durchfließen. Die absolute Bevölkerung beträgt fast 6 Mill., die relative daher 45. Außer den Rumänen, die sich zur griechischen Kirche bekennen, gibt es noch viele Juden, die den Handel beherrschen, und Zigeuner. Dort, wo jetzt die Rumänen wohnen, lebten im Altertum ihre Vorfahren, die Dazier, die von den Römern unterworfen und durch Kolonisten romanisiert wurden. Als die Römer diese Provinz aufgeben mußten, verpflanzten sie die Bewohner auf das südliche Donau-Ufer, von wo aus diese im 13. Jahrhunderte wieder die Rückwanderung in ihre alte menschenleere Heimat antrateu. Bis 1829 standen sie unter türkischer Herr¬ schaft, 1878 errangen sie ihre volle Selbständigkeit, aber die traurigen Folgen früherer Knechtschaft werden noch lange nicht verwischt werden. Einem begabten, aber erst all¬ mählich aus früherer Verkommenheit sich cmporarbeitenden Volke steht eine höhere Gesellschaft, die ihre äußere Bildung aus Paris holt, schroff gegenüber. Die- fast ausschließliche und ergiebige Beschäftigung ist die Land¬ wirtschaft. In der Rindviehzucht wird Rumänien relativ nur von Dänemark übertroffen, und der allerdings rohe Ackerbau liefert Massen von Mais und Weizen, die auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Donau zur Ausfuhr gelangen. In der Mitte des fruchtbarsten Teiles der Walachei liegt die Haupt¬ stadt Bukarest (rumänisch Bukürescht, 280.000 Ew.); Hauptort der Moldau ist Jassi (jasch), der Ausfuhrhafen an der Donau Galatz. Amerika oder die Neue Welt. WbersicHI. H 67. Amerikas etwas kleiner als Asien (38 Mill. Lm? ohne die polaren Inseln), reicht von 72° N. bis 56« S., also aus der nördlichen kalten in die südliche gemäßigte Zone. Es besteht aus zwei Kontinenten, Nord- und Südamerika, die durch das schmale zentralamerika¬ nische Zwischenstück zwischen den Einsenkungen und Einschnürungen von Tehuäntepec und Panama verbunden sind. Eine zweite, wenn auch unter¬ brochene Verbindung stellt die westindische Jnselreihe her; zwischen dieser und Zentralamerika der Golf von Mexiko (mechiko) und das Karibische? Meer. An dieser Stelle ist Amerika am meisten gegliedert; im N. zwar auch durch zahlreiche und große Inseln und die tief ein¬ dringende Hudsonsbai« (hzdsns), aber diese polare Seite ist ohne Bedeutung für die Kultur. Sonst ist die Gliederung sehr geringfügig, doch größer au der Ost- als an der Westseite. Z 68. Auch die Neue Welt hat gleich der Alten ihren Hochgebirgs- gürtel, aber dieser erstreckt sich wie die Längsachse des Landes nahezu in meridionaler Richtung und ist ganz auf die pazifische Seite hinausgerückt. An der Ostseite erheben sich nur niedere und vereinzelte Bergzüge und Massengebirge, alles übrige ist Tiefland, das in den Lücken der Osterhebungen an den Atlantischen Ozean herantritt. Diesem Ozean wendet also Amerika sein Antlitz zu; vom Großen Ozean trennt es eine Mauer, die nur an einigen Stellen in Zentralamerika unterbrochen ist. Daher fließen auch alle größeren Flüsse in den Atlantischen Ozean, und das Vor¬ herrschen der Tiefebene läßt sie sich zu wahren Riesenströmen entwickeln. H 69. Das Fehlen großer Gebirge in äquatorialer Richtung bewirkt, daß die Klimazonen ganz allmählich ineinander übergehen und daß den Wanderungen keine wirksamen Schranken gesetzt sind. Die Ureinwohner von ganz Amerika gehören einer einzigen Rasse an. Diese > Genannt nach Amerigo Vespucci (wespntschi), der bald nach der Entdecknng Amerika besuchte und beschrieb. - Nach dem Volksstamme der Kariben. - Nach dem Entdecker Hudson im 17. Jahrhunderte. Supan, Geographie. ll.Aufl. 1b 194 amerikanische oder Jndiancrrasse zeichnet sich durch gelblich- oder rötlich- braune Hautfarbe (Rothäute) und straffes, dunkles Haar aus; die Nase ist meist adlerartig gekrümmt. Im N. vermischten sich die Indianer mit Mongolen, deren Einwanderung durch die Enge der Beringstraße erleichtert wurde. Wegen der völligen Abwesenheit milchgebender Haustiere blieben die Amerikaner rohe Jäger-und Fischervölker, wenn sie nicht die Waldlosigkeit mancher Hochlandgegenden und deren Armut an Jagdtieren zu Ackerbau und seßhafter Lebensweise zwang. Im 10. Jahrhunderte wurde die NO.-Küste von Nordamerika von Normannen entdeckt (vergl. Z 52), aber bald wieder vergessen. 1492 entdeckte es Kolumbus von neuem, und seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse in Amerika gründlich verändert. Gelockt durch den Gold- und Silber- reichtnm des Hochlandgürtels, nahmen Spanier und Portugiesen Westindien, Mexiko, Zentral- und fast ganz Südamerika in Besitz, und noch heute herrscht hier Romanismus und Katholizismus, während eng- lifch e Einwanderung Nordamerika dem Germanismus und Protestantismus erobert hat. Die amerikanischen Jägervölker wurden verdrängt und sind in raschem Aussterben begriffen, während sich die ackerbauenden Indianer erhielten. Da die Kräfte der unterworfenen Urbewohner zur Bewirtschaftung der von den weißen Herren angelegten Plantagen nicht ausreichten, so wurden Negersklaven eingeführt, deren Nachkommen einen beträchtlichen Teil der amerikanischen Bevölkerung ansmachen, während neue Zu¬ wanderung seit der Aufhebung der Sklaverei aufgehört hat. Im ganzen zählt Amerika jetzt 144 Mill. Einw. (nur 3 auf 1 lrin^), von denen über die Hälfte Weiße, die anderen Indianer, Neger und Mischlinge sind. Seit der Entdeckung hat sich aber auch die Pflanzen- und Tier¬ welt Amerikas wesentlich verändert. Für die vier wichtigen Kulturpflanzen, die die Nene Welt der Alten geschenkt hat: den Mais, die Kartoffel, den Tabak und den Chinabaum, aus dessen Rinde das fiebervertreibende Heilmittel Chinin gewonnen wird, erhielt es die europäischen Getreide¬ arten, das Zuckerrohr, die Baumwollstaude und den Kaffeebaum, die alle trefflich gedeihen, sowie die europäischen Haustiere. Bis zum Ende des l8. und Anfang des l9. Jahrhundertes gehörte Amerika den Spaniern, Portugiesen und Engländern. Seit jener Zeit sind mit wenig Ausnahmen alle amerikanischen Länder selbständig geworden und haben die republikanische Staatsform angenommen. r Die Mischlinge von Weißen und Indianern heißen Mestizen, die von Weißen und Negern Mulatten. 195 Nordamerika. (N. B. und w. L.) Beringstraße (Kap Prinz Wales) 65-/„ 150(168); Boothia Felix 72, 77 (95); Ostende von Labrador 52, 38 (56); Südspitze von Florida 25, 63 (81); Panama 9, 62 (79); Trinidad 10, 44 (61>/z). 8 70. Der westliche Gebirgsgürtel besteht aus zwei langen Ketten¬ gebirgen, die Plateaulandschaften einschließen (s. Fig. 27). Das westliche, die Kordilleren (Kordillere skordiljeres) von Nordamerika, beginnt in der Halb¬ insel Alaska, von wo es sich westlich in dem vulkanischen Jnselbogen der Alöüten fortsetzt, und begleitet die pazifische Küste bis zur Südspitze der Halbinsel Kalifornien. Es besteht aus Parallelketten, von denen sich die Küstenkette nördlich vom 49.° B. in Inseln auflöst, und trägt mehrere erloschene oder wenigstens gegenwärtig nicht mehr tätige Vulkane; der Mount McKindley^ (mauut mäckkinle, 6200 na) gilt jetzt als der Fig. 27. Durchschnitt durch Nordamerika von W. nach O. Dieser Durchschnitt würde der Natur genau entsprechen, wenn er bei gleichbleibender Höhe lOOmal länger wäre. höchste Punkt Nordamerikas. Das östliche Randgebirge, das Felsengebirge, ist etwas niedriger, obwohl es auch noch Gipfel von mehr als 4000 in besitzt, aber es ist geschlossener und bildet die Hauptwasserscheide zwischen dem Pazifischen und dem Atlantischen Ozean mit dem Eismeere. Im O. folgt darauf die ungeheure Ebene, die sich vom Eismeere bis zum Mexikanischen Golf ausdehnt und aus der sich im O., nahezu parallel streichend mit der Küste, das Kettengebirge der Alleghanies (elegenis) erhebt (bis 2000 in hoch). Fast in der Mitte ,der Ebene berühren sich die Flu߬ gebiete des Eismeeres, des Atlantischen Ozeans und des Mexikanischen Golfes; der Mackenzie (mäkensi), St. Lorenzstrom und Mississippi gehen strahlenförmig von der Ebene aus. Z 71. Von der größtenteils unbewohnten Inselwelt im Meere der nordwestlichen Durchfahrt (vom Atlantischen zum Großen Ozean, entdeckt 1850) durch die Baffinsbai (baffns)-- und den Smithsund ' Spanisch, Gebirgskette. Benannt nach einem Präsidenten der Vereinigten Staaten. ° Nach dem Seefahrer Bassin im 17. Jahrhunderte benannt. 13* 196 (smißsund) getrennt, erstreckt sich Grönland', fast ein kleiner Kon¬ tinent (2 Mill. Irin2), vom 60? n. B. nach Norden. Das Innere dieses Skandinavien ähnlichen Hochlandes ist eine flachgewölbte Schneewüste, von der durch die Fjorde mächtige Gletscher ins Meer hinaustreten, um hier in kolossalen Stücken abzubrechen, die als Eisberge zusammen mit dem Meereise durch Winde und Strömungen in wärmere Gegenden ge¬ trieben werden (daher Treibeis), um dort zu schmelzen. Grönland ist dänisch, aber nur an der Südwestküste dauernd besiedelt. Die Ur¬ bewohner sind die den Indianern nächstverwandten Eskimos, die auch das arktische Gestade Amerikas bewohnen, ein unter dem Einflüsse der polaren Kälte verkümmertes Volk (durchschnittlich l'/z m hoch). Ihre Haupt¬ nahrung liefert der Seehund, mit dessen Fell sie Boote und Häuser bedecken und dessen Fett (Tran) ihnen Licht und Wärme gibt. Die Not hat sie zu sehr geschickten Seefahrern erzogen und ihren Erfindungsgeist geweckt (treffliche Waffen), das enge Zusammenleben in der monatelangen Winter¬ nacht sie gutmütig gemacht. Von dm übrigen Inseln des Polarmeercs (Spitzbergen, Franz-Joses- Land, Nowäja Semlja (Fortsetzung des Urals und die Neusibirischen Inseln) ist nur Noivaja Semlja bewohnt, die andern werden aber zeitweise von Fischern zur Jagd auf Walfische, die Tran und Fischbein liefern, und Robben (Walrosse, Seehunde, Seekälber) aufgesucht. Nur die schwimmende und fliegende Tierwelt ist in der polaren Zone reichlich vertreten, die Landtiere vor allem durch den Eisbär, den eigentlichen Beherrscher des Nordens. ß 72. Das britische Gebiet von Kanada umfaßt den ganzen Kontinent nördlich von den kanadischen Seen und dem 49. Parallel (Breite von Brünn) mit Ausnahme von Alaska. Nach seiner Größe (8'/z Mill. Irin2), geringen Bevölkerung (5 Mill.) und seinem rauhen Klima kann es als das amerikanische Sibirien bezeichnet werden. Wie dieses ist es zunächst durch seine Pelztiere bekannt geworden, in neuester Zeit zur Ausbeute der Edelmetalle des westlichen Hochgebirges fortgeschritten und wird einst ein wichtiges Getreideland werden; ja, in dieser Beziehung ist es Sibirien schon weit vorausgeeilt. Das Tiefland senkt sich von allen Seiten nach der Hudsonsbai, die eine Girlande großer Süßwasserseen um¬ zieht. Die nordwestlichen gehören zum Mackenzie 2, in der Mitte liegt der Winipegsee, den SO. nimmt die kanadische Gruppe ein, deren Abfluß der St. Lorenzfluß ist. Sie besteht aus dem Oberen, Michigan- (mltschigün), Huron-, Erie- (iri) und Ontario-(onterio)See; zwischen den beiden letzteren besteht ein starker Niveau-Unterschied, den der Ver- ' Grünes Land, von dm ersten Entdeckern so genannt, wahrscheinlich nm Kolo¬ nisten anznlocken. 2 Benannt nach dem Entdecker. 197 bindungsfluß Niagara^ (neiägre) in dem berühmten Wasserfalle (49 m h.) überwindet. Ungeheure Nadelholzwälder bedecken Kanada (wie Sibirien), dann folgt am Nordsaume des Festlandes die polare, von Eskimos be¬ wohnte Tundrenzone, die sich in Labrador unter dem erkältenden Einflüsse des Eismeeres bis in die Breite von London erstreckt. 4^ Millionen Menschen drängen sich in den östlichen Küsten¬ provinzen Neuschottland mit dem nie zufrierenden Kriegshafen Halifax (hälifäx), Neubraunschweig und im eigentlichen Kanada am St. Lorenzstrome zusammen. Diese ausgezeichnete Wasserstraße mit ihrer breiten Trichtermündung dient besonders der Ausfuhr von Holz, das noch immer der wichtigste Handelsartikel ist. Quebec (kwibek) ist der atlantische Sommerhafen, wie Halifax der Winterhafen. Die größte Stadt ist Mont- re aU (montriöl), bis wohin noch die Seeschiffe gehen. Das untere Kanada war früher französisch, und noch jetzt herrscht hier die französische Sprache und die katholische Religion, im oberen Kanada aber, wo Toronto am Ontariosee die größte Stadt ist, die englische Sprache und der Protestantis¬ mus. Die übrigen Provinzen sind fast menschenleer, werden sich aber schneller entwickeln als Sibirien, weil sie schon von einer Pazifikbahn° durchzogen werden. An dem Endpunkte derselben, Vancouver (wänküwr), gegenüber der gleichnamigen JnseiU schließt sich die Dampferlinie nach Japan an. Die Ebenen dienen dem Ackerbau, die westliche Hochlandprovinz Britisch-Kolumb ia produziert Gold. Britisch ist auch die Insel Neufundland (New Foundland suju- faundländj), die den St. Lorenzgolf abschließt und auf deren großer Sandbank an der Westküste sich jedes Jahr über 100.000 nordamerikanische, englische und französische Fischer zum Kabeljaufang versammeln. Weitab im Ozean liegen die englischen Orangen-Eilande, die nach dem Entdecker Bermuda benannt sind. Alaska, das Nordwesthorn Amerikas, ist im Besitze der Ver¬ einigten Staaten und ist, wie alle polaren Länder, wichtig wegen des Fischfanges an den Küsten sowohl wie auf den Flüssen, hat in neuester Zeit aber auch durch Goldfunde Bedeutung gewonnen. Z 73. In den Bereinigten Staaten (oder Union) liegen die drei Hauptteile in meridionalen Streifen nebeneinander: 1.) Die atlantische Küstenebene, die sich von den Alleghanies allmählich nach O. senkt und > In der einheimischen Sprache Donner der Gewässer. Französisch, — Königsberg. b Pazifikbahnen (paßifik) nennt man in Amerika diejenigen, die quer durch den Kontinent vom Atlantischen bis zum Stillen (Pazifischen) Ozean führen. Benannt nach dem Entdecker (18. Jahrhundert). 198 nach S., wohin sie die flache Halbinsel Florida anssendet, stetig verbreitert. Die Küste verläuft in einem Doppelbogen; der nördliche ist günstiger, denn hier münden die Alleghaniesflüsse in tief eindringenden Buchten. 2. ) Der mittlere, größte Teil ist die Mulde des Mississippis mit dem sich der noch größere Missouri (mißüri) vom Felsengebirge und der Ohio (oheio) von den Alleghanies verbindet. Die östliche Hälfte samt dem atlantischen Gebiete war 1607, als die Engländer die erste Kolonie hier anlegten, ein großes Urwaldgebiet (Laub- und Nadelwald) und ist jetzt vorwiegend Kulturland; die westliche Hälfte ist waldlos, weil es als meerfernstes Land trocken ist, aber eine ausgezeichnete, einst von zahllosen Büffeln belebte Grassteppe oder Prärie. 3. ) Den Westteil bildet der Hochgebirgsgürtel. Die Kordilleren spalten sich hier in die Küsten kette und in die viel höhere (bis 4400 m) Ost¬ kette, die im S. Sierra Nevadas im N. Kaskaden-Gebirge heißt. Zwischen diesen und dem ebenso hohen Felsengebirge dehnen sich baum¬ lose Ho cheb en en aus, die von den feuchten Seewinden so völlig abgesperrt sind, daß ihre Unfruchtbarkeit stellenweise in Wüstennatur ausartet und daß von den Flüssen des Felsengebirges nur der Kolumbia und Kolo¬ rado^ (letzterer durch tiefe Talschluchten oder Canons skänjonj) den Großen Ozean erreichen. Z 74. Als sich die englischen Kolonien im Jahre 1776 unabhängig machten, waren die Vereinigten Staaten auf deu Osten beschränkt. In einem Jahrhundert haben sie sich bis zum Großen Ozean ausgedehnt und ihre Bewohnerzahl durch regelmäßige Zuwanderung aus Europa verzwanzigfacht. Die englischen Einwanderer, deren Nachkommen man Danke es (jünkis) nennt, herrschen entschieden vor, daher auch die englische Sprache und das protestantische Christentum. Die 45 Staaten, die meist durch Meridiane und Parallelkreise abgegrenzt sind, bilden einen Bundesstaat mit einem gewählten Oberhaupte (Präsidenten) und einer gemeinsamen gesetzgebenden Versammlung (Kongreß). In ihren inneren Angelegenheiten sind die Staaten unabhängig, die wenig bevölkerten Territorien werden dagegen von der Bundesregierung verwaltet. Seit 1898 haben die Vereinigten Staaten auch überseeische Besitzungen (Portoriko, Hawai, Philippinen und einige kleine Inseln in der Südsee). Die Union ist nicht nur die erste Macht der Neuen Welt, sondern eine der stärksten Großmächte überhaupt. Große schiffbare Ströme, zahlreiche Kanäle, ein Eisenbahnnetz, welches das europäische an Länge übertrifft, und * In der Sprache der Indianer inirsi — Fluß, sippi — groß. Schneegebirge. b Roter Fluß. 199 eine Handelsflotte, die nnr der englischen nachsteht, vermitteln den inneren und äußeren Verkehr. Mit Europa steht die Union in lebhaften Handels¬ verbindungen und liefert ihm besonders Baumwolle, Getreide, Fleisch, Edelmetalle, Petroleum und Tabak. Die Gaben der Natur sind aber nicht gleichmäßig verteilt, sondern es lassen sich folgende drei Hauptgruppen unterscheiden: ün? Einwohner auf 1 Nordstaaten 2,600.000 52 Mill. 20 Südstaaten 2,100.000 20 » 9 Westläuder 3,100.000 4 » 1 Vereinigte Staaten. 7,800.000' 76 Mill. 9 Die Nord- und Südstaaten reichen vom Atlantischen Ozean bis zum Felsengebirge und werden ungefähr durch den 37. Parallelkreis geschieden. Z 75. Auf den Nordstaaten mit fast nur weißer Bevölkerung beruht die Macht der Union. Die Neu-En gl and-Staat en, Neuyork (New Iork^ snju-jörkj) und Pennsylvänieu» find der Hanptsitz der amerikanischen Industrie, die sich auf die gewaltigen Steinkohleufelder und Eisenlager der Alleghanies (besonders in der Umgebung der Doppelstadt Pittsburg- Allegheny selegönij) stützt und den heimischen Bedarf zum großen Teile schon deckt. Die wichtigsten Handelsstädte liegen im Hintergründe der atlantischen Buchten. Boston (bostn) ist "der Haupthafen von Massa¬ chusetts (mäßätschüsets), dem gewerbefleißigsteu Staate; Neuyork au der Trichtermündung des Hudson (hädsn), der durch einen Kanal mit dem Lorenzstrome verbunden ist, ist nicht bloß der wichtigste Handelsplatz der Neuen Welt, sondern nach London der Erde überhaupt. Mehrere Gro߬ städte, darunter Brooklyn (brüklin), jetzt mit Neuyork vereinigt, umgeben die herrliche Bucht, au der fast ebensoviel Menschen wohnen, wie in allen Westländern zusammengenommen. Am nächsten Flusse liegt Philadelphia», der Seehafen des kohlen-, eisen-und petroleumreichen Pennsylvauiens; an der südlichsten Bucht Baltimore (bältimor), der Hauptausfuhrhafen für Tabak, dessen Kultur sich über den größten Teil der Union verbreitet, besonders aber im benachbarten Staate Virginie,^ blüht. Südlich davon Washington» (uvschingtn), die Hauptstadt der > Ohne Alaska. » Nach dem Herzog von York (später König Jakob II.) benannt. - Nach Penn, dem Gründer der Kolonie (Perms Waldland). Der Grundsatz religiöser Dnldung, der hier maßgebend wurde, gab Veranlassung znr Benennung der Hauptstadt (Philadelphia, griechisch, — Bruderliebe). ' Nach der unvermählt gebliebenen Königin Elisabeth genannt (virgo ^Jungfrau). ° Washington war der Befreier der Union und ihr erster Präsident. 200 Vereinigten Staaten, die Residenz des Präsidenten (im Weißen Hanse) nnd der Sitz des Kongresses (ans dem Kapitol). Die inneren Nordstaaten treiben großartige Landwirtschaft, besonders Weizen- und Maisbau sowie Schweinezucht. Müllerei und die Konservierung von Fleisch sind die wichtigsten Gewerbszweige. Äie größte Stadt ist Chicago (tschikägo) am Michigansee, das, obwohl mitten im Kontinente gelegen, durch einen die Niagarafälle umgehenden Kanal in direktem Seeverkehrs mit Europa steht und durch den Kanal zum Illinois (illineuß, Nebenfluß des Mississippi) auch mit dem Mexika¬ nischen Golfe verbuudeu ist. Die zweite Großstadt des Michigansees ist Milwaukee (miluöki) mit starker deutscher Bevölkerung. Um den Eriesee liegen drei Großstädte: Ditroit (ditreüt), Cleveland (klewländ) und Buffalo^ (bafälo). Der Mittelpunkt des Ohiobeckens ist Cincinnati (ßinßinäti), der des Mississippibeckens St. Louis (ßänt lüis) an der Mün¬ dung des Missouri. Nach N. wie nach W. liegen die jungbesiedelten Acker¬ baustaaten, aber auch hier haben sich schon große Städte entwickelt: die Doppelstadt Minneapolis-St. Paul (minipolis) am Mississippi und Kansas und Omaha am Missouri, schon mitten in den Prärien. Die Siidstaaten, in den Breiten von Algerien und Syrien gelegen, eignen sich bereits zum Anbau halbtropischer Gewächse, besonders der Baumwolle, wovon die Union mehr erzeugt, als irgend ein anderes Land der Erde. Die hier herrschende Plantagenwirtschaft wurde früher mit Negersklaven betrieben; die Aufhebung der Sklaverei führte zum Abfall und zur Unterwerfung der Südstaaten (1865). Noch jetzt sind ein Drittel der Bevölkerung Neger und Mulatten. Die große Ausdehnung der Plan¬ tagen verhinderte ebenso die Verdichtung der Bevölkerung wie das Ent¬ stehen großer Städte. Die einzige Großstadt ist Neuorleans (New Orleans? snju-orlinsj) am Mündungsdelta des Mississippi. Die Wcstländer (westliches Hochland) haben durch ihren Reichtum an Edelmetallen die Weißen angezogen, zuerst das Goldland Kali¬ fornien (zwischen Sierra Nevada nnd Küstengebirge), der wichtigste Staat des Westens, aber jetzt fast mehr durch seinen Weizenbau als durch sein Gold. San Francisco^ an einem herrlichen Hafen ist die wichtigste amerikanische Stadt am Großen Ozean, in der sich die Seewege von Ost- asien und Australien vereinigen, um sich au die älteste Pazifikbahn (nach Neuyork) anzuschließen. Daher ist es auch die Eingangspforte für die ' --- Büffel. ? Der Name erinnert noch an die ehemaligen Besitzungen Frankreichs im Mississippitale. Kalifornien war einst mexikanisch, daher vorwiegend spanische Namen. 201 chinesische Einwanderung nach dem Westen. Silber lieferte früher besonders N e vada, ist aber jetzt überflügelt von den Ländern am Felsengebirge, von Kolorado mit der Stadt Denver und von Montana. Das letztere birgt den -Nationalpark» am oberen Aellowstone^ (jellostön, Nebenfluß des Missouri), eines der großartigsten Geysirgebiete der Erde (vergl. Island, Z 49). Die inneren Hochländer sind nur bei künstlicher Bewässerung fruchtbar und nur längs der Bahnlinie spärlich bevölkert, so um den Großen Salzsee in Utah (jüta), wo die Sekte der Mormonen (der -Heiligen des jüngsten Tages») ein Gemeinwesen gegründet hat. Z 76. Mexiko (mechiko) ist das nördlichste tropische, romanisierte und katholische Land Amerikas. Der größte Teil von Mexiko ist Plateau, das terrassenförmig zur Südsee und steil zur ungesunden atlantischen Küsten¬ ebene abfällt. Über den durch mannigfache Bodenanschwellungeu unter¬ brochenen Hochplateau (Stadt Mexiko 2300 m über dem Meere) erheben sich gewaltige Vulkanberge, von denen der Pik von Orizaba (orißawa) 5600 m erreicht. Hier herrscht ewiger Frühling bei größter Trockenheit der Luft; lichte Akazienwälder wechseln mit waldlosen Flächen, die vorzüglich mit Kaktusgewächsen und Agaven bedeckt sind. Hier mußte der Urbewohner dem Jagdleben entsagen und Ackerbauer (Mais) werden; und auf dieser Grundlage entstand hier, wie in Peru, ein Kulturstaat, dessen Beherrscher bei der Ankunft der Spanier die Azteken (asteten) waren. Der un¬ erschöpfliche Silberreichtum des Landes lockte die Habgier der Spanier, die l521 unter Cortez (körtes) das Land eroberten, um es durch ihre eigennützige und unverständliche Wirtschaft zu ruinieren. 1809 machte sich auch Mexiko frei und wurde eine aus mehreren Staaten bestehende Bundesrepublik, zu der auch die Halbinseln Jukatän und Alt¬ kalifornien gehören; nahezu 2 Mill, ünU mit nur 13 Mill. Einw., wovon die Hälfte Indianer sind. Nach vielen Revolutionen genießt es endlich Ruhe. Silber ist noch immer das Hanpterzengnis, worin Mexiko nur von den Vereinigten Staaten übertroffen wird. Die Hauptstadt Mexiko ist durch eine Eisenbahn mit dem atlantischen Haupthafen Vera- cruz2 (werakrns) verbunden. 8 77. Zentralamerika, so groß wie das Deutsche Reich, ist eiu Hochland für sich, denn in der Einsenknng von Tehuäntepec sinkt die Wasserscheide auf 300 in und in der von Panama auf 80 in herab. Es fällt steil zum Großen Ozean, allmählich zum Atlantischen ab, trügt große Vulkane (bis 4000 in hoch) und wird häufig von schweren Erdbeben i Gelber Stein. Spanisch, wahres Kreuz. 202 heimgesucht. Eine Diagonalfurche, in welcher der Nicaraguasee (Nikaragua) nur 30 m über dem Meere liegt, durchschneidet das ganze Hochland vom Karibischen Meere bis zur Fonsecabai und soll jetzt zur Anlage eines Schiffahrtskanals (ähnlich dem Sueskanal) benützt werden. Der Boden ist fruchtbar und erzeugt besonders Kaffee, aber die beständigen Wirren lassen Zentralamerika zu keinem Aufschwünge kommen, daher nur soviel Einwohner wie im kleinen Sachsen. Es ist in 6 Republiken geteilt: Guate¬ mala (guatemäla), Honduras, Nicaragua, Salvador, Costarica^ und Panama; die Küstenebene am Golf von Honduras gehört den Eng¬ ländern, die hier Mahagoniholz gewinnen. Den nur 50 Irin breiten? Isthmus von Panama durchquert eine Eisenbahn; der Panamakanal (ein Seitenstück des Sueskanals), der den Atlantischen mit dem Großen Ozean verbinden soll, wird von den Vereinigten Staaten ausgebaut werden. Z 78. Die Jnselreihen von Westindien (so groß wie Österreich ohne Galizien) wurden von Kolumbus zuerst entdeckt; er glaubte die Inseln des eigentlichen Indiens gefunden zu haben, daher die Namen Westindien und Indianer. Die letzteren sind in Westindien gänzlich ausgestorben, drei Viertel der Bevölkerung (6 Mill.) bestehen aus Negern und Mulatten, ein Viertel sind Weiße. Als tropische Inselwelt ist Westindien sehr frucht¬ bar, daher auch dichter bewohnt als die übrigen Tropenländer Amerikas; Rohrzucker und Tabak sind die Haupterzeugnisse. Mit Ausnahme von Haiti sind alle Inseln in den Händen europäischer Mächte. Drei Gruppen lassen sich unterscheiden: 1. ) Die großen Antillen (antiljen), vier in westöstlicher Richtung gestreckte und von Gebirgen durchzogene Inseln, die sich an die Halbinsel Jukatan anschließen. Kuba und Portoriko ° sind 1898 von Spanien an die Vereinigten Staaten abgetreten worden. Kuba ist jetzt Republik; es ist das erste Rohrzuckerland der Erde und erzeugt den feinsten Tabak; seine Hauptstadt H av ann a ist die einzige Großstadt Westindiens. Jamaika (jamä-ika) ist englisch, auf der Insel Haiti bestehen zwei Neger-Republiken. 2. ) Die kleinen Antillen schließen in einem flachen Bogen das Karibische Meer im O. ab und sind vorwiegend im Besitze der Engländer und Franzosen, ein paar kleinere Inseln gehören den Holländern und Dänen. 3. ) Nördlich von den großen Antillen zieht die englische Gruppe der Bühama-Jnseln, unter ihnen das Eiland Guanahäni, auf dem Kolumbus zuerst die Neue Welt betrat. ' reiche Küste. Gleich der Entfernung Wien-Preßburg. ° — reicher Hafen. 204 Die Ostseite enthält zwei isolierte Gebirge, niedere Plateau- und Gebirgslandschaften: das Bergland von Guayana (guajana) und das Brasilianische Gebirge mit nördlich streichenden Höhenzügen. Zwischen den Anden und den isolierten Gebirgen liegt Tiefland, das in breiten Streifen bis an den Atlantischen Ozean herantritt und von den drei Riesenströmen Südamerikas bewässert wird. 1.) Zwischen den Gebirgen von Venezuela und Guayana die Ebene des Orinoco. 2.) Die Ebene des Maranon (maranjou) oder Amazonenstromes, fast so groß wie der ganze Stamm von Europa. Dieser Strom, der an Länge zwar vom Mississippi-Missouri und Nil, an Wasserreichtum und Aus¬ dehnung des Flußgebietes aber von keinem Flusse der Erde übertroffen wird, entspringt in der Westküste der Anden, durchfließt das Hochland und durchbricht dann die Ostkette. Seine größten Nebenflüsse sind der Madeira (madera) und der Rio Negro, zu dem auch der Orinoco durch den Casiquiare (kasikiäre) einen Teil seiner Gewässer entsendet. Eine solche Erscheinung, die nur bei gänzlichem Fehlen einer Wasserscheide eintritt, nennt man Gabelung (Bifurkation). 3.) Im S. die Ebenen des Rio de la Plata, die sich nach Patagonien hinein fortsetzen. Der Qnellfluß des Rio de la Plata ist der Paraguay (Paraguay, der sich mit dem vom Brasilianischen Gebirge kommenden Parana vereinigt und dadurch namenlos wird. Nach der Vereinigung mit dem gleichfalls brasilianischen Strome Uruguay (Uruguay nimmt die golf¬ artige Mündung den Namen Rio de la Plata an. Z 80. Auch von Südamerika liegt der größere Teil in der heißen Zone, aber im Gegensätze zu Afrika ist es den herrschenden Ostwinden (Passate) völlig geöffnet, und erst auf der schmalen Westseite der Anden südlich vom Äquator herrscht, wie an der SW.-Küste Afrikas, Regen¬ losigkeit, Wüstenbildung und unter dem Einflüsse einer kalten Meeres¬ strömung niedrige Temperatur und starker Nebel. In der gemüßigten Zone, wo die Westwinde herrschen, verhält es sich gerade umgekehrt; hier ist die Westseite der Anden feucht und das Land im O. trocken. In Artenfülle und Farbenpracht der Pflanzen kann sich kein Erdteil mit Südamerika messen, und mit der Pflanzenwelt wetteifert das Reich der Vögel (Kolibris), Insekten, Amphibien und Reptilien (Kaiman, das amerikanische Krokodil, Riesenschlangen). Dagegen fehlen die großen Raubtiergestalten der Alten Welt, der Jaguar und Puma sind nur schwache Abbilder des Tigers und des Löwen. Huftiere und Wiederkäuer fehlen fast ganz, die Affen sind von denen der Alten Welt wesentlich verschieden. Fast ganz auf Südamerika beschränkt ist die Ord¬ nung der Zahnarmen: Gürteltier, Ameisenfresser, Faultier. 205 Einige eigentümliche Züge weist die alpine Region der Anden auf. Das Lama ist das einzige ursprüngliche Lasttier der Neuen Welt, das Vienna (wikunja) liefert feine Wolle; beide sind dem Kamel ver¬ wandt. Über den höchsten Gipfeln schwebt der Kondor, der größte Raubvogel der Erde. Z 81. Die tropische Hitze und die Fülle der Nahrung erschlafft die Urbewohner, die den größten Teil ihres Lebens in der Hängematte verträumen. Nur ans den Wald- und wildarmen Hochflächen der Anden wurde der Eingeborne zum Ackerbauer, und hier entstand der merkwürdige Kultnrstaat der Inkas (so hießen die Herrscher), den die Spanier in schnöder Weise zerstört haben. Der Metallreichtum der Anden hatte sie angelockt, und sie besetzten bald ganz Südamerika mit Ausnahme von Brasilien, das den Portugiesen anheimfiel, und des unwirtlichen Patagonien, das frei blieb. Die Herrschaft beider Völker war ein Unglück für das Land, das in schamloser Weise ausgebeutet wurde, ohne daß man etwas für die Hebung der materiellen und geistigen Kultur getan hätte. Am Beginne des 19. Jahrhunderts machten sich die Kolonien unter der Führung des Generals Bolivar unabhängig, und es entstanden 10 Staaten, die nun sämtlich Republiken sind. Leider machen häufige Militär-Revolu¬ tionen und die allgemeine Unsicherheit auch jetzt noch den Aufschwung unmöglich. So kommt es, daß in Südamerika nur 38 Mill. Menschen, etwas mehr als in Italien, wohnen. Von diesen sind nur etwa 9 Mill. Kreolen, d. h. Nachkommen der eingewanderten Spanier und Portugiesen. Z 82. Die westlichen Staaten der Tropenzone reichen zwar auch über das östliche Tiefland hinaus, aber der Hauptsitz der Bevölkerung ist ans den kühlen Hochflächen der Anden. Bergbau auf Edelmetalle ist auch jetzt noch die Hauptbeschäftigung, daneben gewinnt aber die Kultur tropischer Nutzpflanzen immer größere Bedeutung. Kolnmbia mit der Hauptstadt Bogota (bogotä), deren Umgebung die schönsten Smaragde liefert, erzeugt hauptsächlich Kaffee, Ecuador mit der Hauptstadt Quito (kito) besonders Kakao. Zn Ecuador gehören die Galapagos-Jnseln (galapagos), die nach ihren Riesenschildkröten (spanisch AalüpnAo) benannt sind. Peru war der Kern des Jnkareiches, dessen Hauptstadt Cuzco (küsko) auf der Hochebene lag, während die Spanier die neue Haupt¬ stadt Lima iu die Nähe der Küste verlegten. Neben Edelmetallen ist Zncker das wichtigste Erzeugnis; die Gnanolager (das ausgezeichnete Düngnngsmittel besteht aus den Exkrementen von Seevögeln, die sich seit Jahrtausenden auf den regenlosen Küsteninselchen angehänft haben) ge¬ hören jetzt Chile. Bolivia (bolivia) mit der Hauptstadt Sucre (ßukr) ist vom Meer abgesperrt, aber durch kühn gebaute Eisenbahnen über die 206 Anden sowohl mit der peruanischen als auch mit der chilenischen Küste verbunden. Potosi war einst das berühmteste Silberbergwerk der Erde. Chile (tschile), der geordnetste aller südamerikanischen Staaten, reicht in einem schmalen Streisen an der Westküste der Anden bis in die gemäßigte Zone hinein. Der nördliche Teil umfaßt die wüste Atacama, deren Salpeterlager das wichtigste Ausfuhrprodukt Chiles liefern. Der mittlere Teil erfreut sich eines milderen Klimas und eignet sich besonders zum Weizenbau, während die Bergwerke Kupfer liefern. Hier liegt die Haupt¬ stadt Santiago mit der Hafenstadt Valparaiso(walpara-tso). Südlich von 40° sind Küste und Inseln der Kultur noch nicht erschlossen; die feuchten Westwinde häufen im Gebirge so viel Schnee an, daß die Gletscher schon in der Breite von Genf bis an das Meer herabreichen. Die Magellan- straße- zwischen dem Festlande und Feuerlande, dem insularen Süd¬ horn Amerikas, benützen die Dampfer, während die Segelschiffe das stürmische Kap Hoorn umfahren. 8 83. Die östlichen Staaten sind nur an der Küste dichter von Weißen und in den Tropen auch von Negern und Mulatten bewohnt, das Innere ist fast ganz Jndianerhorden überlassen. Die Vereinigten Staaten von Venezuela^ (wenesuela) mit der Hauptstadt Caracas bauen viel Kaffee und Kakao; die Llanos (ljanos) des Orinoco sind Steppe und eignen sich zur Rinderzucht, das südliche Gebirge ist Urwald. Gua¬ yana (guajäna) ist die einzige europäische Besitzung in Südamerika und zwischen Engländern, Holländern und Franzosen geteilt. Der heiße Küstenstrich ist höchst ungesund, aber fruchtbar, uud erzeugt viel Zucker. Die Vereinigten Staaten von Brasilien ° wetteifern an Umfang mit den nordamerikanischen, haben aber nicht einmal so viel Bewohner wie Ungarn. Die eine Hälfte bildet die Amazonas-Ebene, ein ungeheurer Urwald mit heißfeuchtem Klima (Äquatoriallage), der trotz der herrlichen Wasserstraßen fast ganz unbenützt bleibt und dem Handel nur Kautschuk liefert. Die andere Hälfte ist Gebirge, im Innern meist steppenartig trocken. Die Küstenzone ist gut bebaut, und darauf gründet sich die Bedeutung Brasiliens als ersten Kaffeelandes der Erde. Hier auch die bedeutendsten Städte: Pernambuco am östlichen Vorsprunge ist der Endpunkt der meisten ' ---- Tal des Paradieses. ° Nach dem Entdecker Magellan (16. Jahrhundert), dem ersten Weltunisegler, der das südliche Land wegen der großen Feuer, die er hier sah, Feuerland benannte. Z Bon dem Entdecker Schauten (stauten) iin 17. Jahrhunderte nach seiner Vaterstadt benannt. — Klein-Venedig wegen der alten Pfahlbauten. ° Nach dem Brasilholz, das roten Farbstoff liefert. 207 europäischen Schiffslinien; dann folgt Bahia« (ba-ia), endlich Rio de Janeiro? (schanero) die Hauptstadt und der erste Kaffeehafen. Der an¬ grenzende Staat Säo Paulo mit der Hauptstadt gl. N. ist das wichtigste Kaffeegebiet Brasiliens. Die südlichen Staaten liegen schon in der ge¬ mäßigten Zone und find daher ein Ziel italienischer und deutscher Aus¬ wanderer. Außerhalb der Tropen liegen die Republiken Paraguay (paraguäi), wo der Paraguaytee wächst, der im gemäßigten Südamerika den Tee und Kaffee ersetzt, Uruguay (uruguäl) und Argentiniens der zweitgrößte Staat Südamerikas, der sich über die Graslandschaften (Pampas) des Parana bis an die Anden und über das noch unkultivierte Patagonien« ausdehnt. Uruguay und die Pampas von Argentinien treiben ausgedehnte Viehwirtschaft und versorgen uns besonders mit Wolle, Fleisch und Fleischextrakt«. Die Hauptstädte Montevideo (Uruguay) und Buenos Aires (buenos ä-ires, Argentinien) liegen an der breiten Trichtermündung der Plata. Von Buenos Aires führt die einzige südamerikanische Pazifik¬ bahn nach Santiago und Valparaiso. Die benachbarten Falklandinseln« (fökländ) sind englisch. Stäötstaket. « -- Bai. ? ---- Gewässer des heil. Januarius (am Januariustage entdeckt). 3 — Silberland, d. h Land am Silberflusse (La Plata). « Ma spanisch, -- großer Fuß, also Land der Leute mit großen Füßen. ° Eingedickter Rindfleischsaft (Liebigs Fleischextrakt). ° Nach dem englischen Lord Falkland benannt. Australien und Polynesien. Torresstraße (Kap Doch 11 8, 160 o (142'/s o); Baßstraße (Kap Wilson suilsns) 39 s, 164 o (146>/z o); Kap Byron (beirn) L8V? 8, 171 o (153Vs o); Nordwest-Kap 22 s, 132 o (114 o); Cookstraße (kük) 418, 192 o (174^0); Hawai 20 n, 138 v (155 v); Tahiti 18 8, 132 v (149>/s v). Z 84. Australien und Polynesien besteht aus drei Teilen: Km? Einwohner auf 11rin? Festland Australien mit Tasmanien . 7,700.000 4,000.000 O s Australischer Jnselbogen 1,200.000 2,000.000 1°: Polynesien .... 60.000 500.000 8 Australien und Polynesien (rund) 9,000.000 6,500000 0 7 § 85. Australiens der einzige Kontinent, der ganz der Süd- Hemisphäre angehört, ist der kleinste Erdteil. Einförmigkeit ist der Grundzug seiner physischen Verhältnisse. Im Mangel an tiefgreifender Gliederung gleicht es den beiden anderen Südkontinenten: im N. der Carpentariagolf, im S. der flache Australgolf mit ein paar tieferen Einschnitten. Nur am Ostrande erhebt sich ein langgestrecktes Gebirge, das seine höchste Erhebung im SO., in den Australalpen, erreicht (Townsend staunsendst 2200 m), das übrige ist niederes Flachland, nur von einzelnen Berggruppen unterbrochen. Da das Ostgebirge die Feuchtig¬ keit, die auch hier durch Ostwinde (Passate) herbeigeführt wird, auffängt, so verschmachtet das Innere unter oft jahrelanger Dürre, die manchmal von plötzlichen Überflutungen unterbrochen wird. Daher ist das Flachland teils Wüste, teils Steppe, die mit schattenlosen Eukalypten- Wäldern oder Skrubflächen (dichtes Gestrüpp mit stacheligen Enden) wechseln. Am feuchten Ostabhange des Gebirges können sich wegen der Nähe der Wasserscheide nur kleine Flüsse entwickeln, im Innern verhindert die Trockenheit die Bildung großer Flüsse. Der bedeutendste ist der Murray (mörre) mit dem Darling, die von dem höchsten Gebirge Australiens ernährt werden. Die übrigen Flüsse sind Creeks (kriks), die zur Regenzeit mächtig anschwellen und sich in der trockenen Zeit in eine Reihe von Lachen auflösen. In gleicher Weise schrumpfen auch die zahl¬ reichen Seen zu salzigen Lachen zusammen oder trocknen ganz aus. ' Torrs, snstrstw — Südland. 209 Eigentümlich wie die Pflanzenwelt Australiens ist auch seine Tier¬ welt. Sie gleicht jener, die in einer längst entschwundenen Erdperiode, vor¬ dem Auftreten des Menschen, auch Europa bewohnt hat. Die Säugetiere - sind fast nur durch Beutler (das Känguruh, ein Jagdtier) und Schnabel¬ tiere vertreten; die Affen, Raub- und Huftiere fehlen gänzlich, mit einziger Ausnahme einer wolfsähnlichen Hundeart. Desto reicher ist die Bogelwelt entwickelt, die durch zahlreiche Papageien und Schopftauben sowie durch den Emu, den australischen Strauß, charakterisiert wird. Z 86. Die Urbewohner von Australien find eine selbständige Rasse. Man nennt sie wegen ihrer dunkelbraunen bis schwärzlichen Hautfarbe Australneger, doch unterscheidet sie starke Behaarung von den afrikanischen Schwarzen. Trotz guter Verstandesanlagen konnten sie wegen der Not des täglichen Lebens, der Abgeschlossenheit von jeglichem Verkehre und der Eintönigkeit der Umgebung nicht über die ersten Anfänge der Gesittung hinausgelangen und sind jetzt in raschem Aussterben begriffen. Im 16. Jahr¬ hunderte wurde Australien entdeckt, aber erst gegen Ende des 18. Jahr¬ hunderts durch den großen englischen Weltumsegler Cook (kük) genauer bekannt. Die großen Herden von Meersäugetieren (Robben, der südliche Walfisch, Pottwal genannt), die das Australische Meer beleben und zahlreichen Schiffen Gelegenheit zu gewinnbringender Tätigkeit geben, waren es, welche zuerst die Europäer auf diesen Erdteil aufmerksam machten. 1788 gründete die englische Regierung die erste Kolonie (Neu- südwales), die sie mit Sträflingen bevölkerte; bald folgten freie Ein¬ wanderer nach, und als 1851 in den Australalpen große Gold lager, die nur den kalifornischen nachstehen, entdeckt wurden, wuchs die Zahl der Kolonisten (meist Briten, aber auch Deutsche) außerordentlich. Jetzt ist Australien eine der wichtigsten britischen Kolonien, wenn auch hier weniger Menschen leben als in London; englische Sprache und Protestantismus herrschen vor. Mit den europäischen Kolonisten wanderten auch unsere Getreidearten und Haustiere in Australien ein. Herrlich gedeiht die Rebe, und Australien verspricht ein wichtiges Weinland zu werden. Die Viehzucht wird von Jahr zu Jahr wichtiger (Fleischkonserven), besonders trefflich gedeihen in der trockenen Luft die Schafe, und in der Wollproduktion hat Australien schon alle anderen Länder überflügelt. Z 87. Man zählt jetzt sechs Kolonien oder Staaten, die sich zu dem Australischen Bund zusammengeschlossen haben. Im begünstigten Osten liegen die drei bedeutendsten: Queensland (kwinsländ) mit der Hauptstadt * Königinland. S u p a n, Geographie. II. Aufl. 210 Brisbane (brisben), fast ganz tropisch, daher mit Zuckerrohr-Kultur; Neusüdwales (uäls) mit der ältesten Stadt Australiens, Sydney (ßidne), an einem der schönsten Häfen der Erde, endlich Viktoria h das Goldland und deshalb, wenn auch die kleinste, so doch die bevölkertste und blühendste Kolonie mit der Hauptstadt Melbourne (melbörn). Den südlichen Teil des ganzen Mittelstreifens, den der Überland- Telegraph durchzieht, um durch Kabelanschluß an Java Australien mit Europa zu verbinden, nimmt Südaustralien ein, nur an beiden Süd¬ buchten, wo auch die Hauptstadt Ad elaide (edeled) liegt, mehr kultiviert. Westaustralien entwickelt sich jetzt rasch durch Goldgewinnung. Die Jnselkolonie Tasrnania? ist feuchter als das Festland und daher fruchtbar. Z 88. Den Ostrand Australiens umzieht der australische Jnsel- bogen, eine Reihe langgestreckter, gebirgiger Inseln, meist vulkanischer Natur (sie gehören zum Feuerkranze rings um den Großen Ozean). Die fruchtbaren tropischen Inseln: Neuguinea (ginea), nach Grönland die größte Insel der Erde, unter Holländern, Engländern und Deutschen geteilt, der deutsche Bismarck-Archipel, die Salomonen (die nörd¬ lichste noch deutsch), die Neuen Hebriden und die französische Straf¬ kolonie Neukaledonien werden von den den Australiern verwandten Papuas (d. h. Krausköpfe) bewohnt, die ein seßhaftes Leben in Pfahl¬ bauten führen. Ihre Hautfarbe ist schwarz, ihr Haar büschelförmig und kunstreich zu einer breiten Krone geordnet, der Bartwuchs stark entwickelt, die Gesichtsbildung wegen der gebogenen Nase fast europäisch. Nach längerer Unterbrechung folgt Neuseeland in denselben Breiten wie Italien, dessen Stiefelgestalt es teilt, aber etwas kleiner. Der Haupt¬ körper ist durch die Cookstraße (kük) in zwei Inseln geteilt. Die Südinsel durchzieht ein gletscherreiches Hochgebirge, das mit Recht den Namen der Südlichen Alpen führt (Cooksberg 3800in); die Nord¬ insel ist durchaus vulkanischer Natur, voller Geysir, tätiger Vulkane und Solfataren (d. h. Vulkane, die nur mehr Dämpfe und Gase aus¬ strömen). Das Klima ist mild und gleichmäßig, die Niederschläge reichlich. Unter den einheimischen Gewächsen sind der Neuseeländische Flachs und die Kauri sichte, die das bernsteinähnliche Dämmaraharz liefert, wertvoll. Die Säugetiere fehlten ursprünglich fast ganz, dafür zahlreiche Laufvögel (der ausgestorbene Moa). Jetzt ist Neuseeland englisch, und seitdem gehen die malaiischen Eingebornen, die Maoris (mauris), ihrem i Nach der Königin von England benannt. Nach dem ersten Umsegler Australiens, dem Holländer Tasman, benannt. 211 Aussterben entgegen. Auch hieher brachten die Kolonisten unsere Getreide¬ arten und Haustiere, und Weizenbau und Schafzucht stehen schon in hoher Blüte. Die wichtigste Handelsstadt ist Dunedin (dzmdn) in der Nähe der Goldfelder der Südinsel. Hauptstadt ist Wellington (uellingtn) auf der Nordinsel. Man beachte, daß sich alle Länder der südlichen gemäßigten Zone: Australien, Neuseeland, Kapland, Argentinien, in gleicher Weise durch Wollproduktion auszeichnen. 8 89. Polynesien, die -Vielinselwelt», umfaßt ungezählte Tausende hoher und niederer Inseln, die über die tropische Südsee ausgestreut sind und doch zusammengeschlossen nicht einmal Galizien füllen würden. Die hohen Inseln sind vulkanischer Natur, die niederen bestehen aus Korallen¬ kalk und sind häufig in Atollen (Ringinseln) angeordnet, ringförmig um ein flaches Meeresbecken (Lagune) gelagert. Alle diese Inseln erfreuen sich eines herrlichen Klimas, da die tropische Hitze durch die ozeanische Lage gemildert wird. Auf den hohen Inseln, an denen der Passat seinen Wasserdampf entladet, entwickelt sich eine üppige, wenn auch artenarme Pflanzenwelt: Bananen, Kokos- und Sagopalmen und der Brot¬ fruchtbaum wie mehrere Knollengewächse gewähren reichliche Nahrung; auf den niederen Inseln ist die Kokospalme oft der einzige Baum. Sie liefert den wichtigsten Handelsartikel Polynesiens, die Kopra (getrocknete Kerne), aus der man das Kokosöl gewinnt. Die Polynesier, ein Zweig der weitverbreiteten malaiischen Rasse, zu denen auch die Maoris gehören, haben hellbraune Hautfarbe, schwarzes, schlichtes Haar und breite, stumpfe Nase. Schon ehe sie mit den Euro¬ päern in Berührung getreten waren, hatten sie einen gewissen Grad von Bildung erreicht, trieben Ackerbau und lebten in geordneten Staaten; freilich huldigten sie auch manchen unmenschlichen Sitten, besonders dem Kannibalis¬ mus (Menschenfresserei). Seit der Entdeckung haben sie sich mit dem Christentume auch die Kultur der Europäer rascher angeeignet als irgend ein anderes barbarisches Volk, gehen aber trotzdem ihrem vollständigen Aussterben entgegen. Die meisten Inselgruppen sind im Besitze europäischer Mächte. Die Marianen, Karolinen und Marschallinseln sind deutsch, die Gruppen südlich davon, unter denen die von Papuas bewohnten Fidschi- Inseln am wichtigsten sind, sind englisch. Die Hauptmittelpunkte des Kopra¬ handels sind Samoa, jetzt zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika geteilt, und Tonga, unter englischem Einflüsse stehend. Die östlichen Gruppen, unter denen das paradiesische Eiland Tahiti (ta-iti) am wichtigsten ist, stehen unter französischer Herrschaft. Knapp am Rande der nördlichen Tropenzone und des polynesischen Jnselgürtels liegt die Hawai-Gruppe (hawä-i), die den Vereinigten Staaten von Amerika 14* 212 gehört. Auf der gleichnamigen Hauptinsel erhebt sich der Vulkan Mauna Kea^ bis 4300 na und ein zweiter trägt den größten Krater der Erde (Kilauea) mit einem feurigen Lavasee. Hawai mit der Hauptstadt Hono¬ lulu baut viel Zuckerrohr und ist, wie Samoa und Tonga, ein Haupt¬ stützpunkt der Südsee-Schiffahrt, denn über diese Gruppen führt der Weg von Australien und Neuseeland nach San Francisco. Htaötetcrfet'. Sydney .... 500 Tausend Einwohner, Melbourne . . . 500 Adelaide . . . 160 Wellington . . 50 ' In der Sprache der Eingeboruen — weißer Berg. Vierte Abteilung. Lehrstoff der vierten Klasse. Die österreichisch-ungarische Monarchie. AAgerneine Wberfrcht. ZI. Im O. grenzt die Monarchie an Rumänien und an Rußland; aber nur im SO. und NO. ist die Grenze eine natürliche, nämlich das östliche Randgebirge von Siebenbürgen und der Podhorze. Im N. grenzt Österreich an Rußland und Deutschland (Preußen und Sachsen); gegen Rußland sind auch hier die Grenzen (mit Ausnahme eines Teiles des Weichsellaufes nur politische, die gegen das Deutsche Reich verlaufen auf den Höhen der Sudeten und des Erzgebirges, des Böhmerwaldes und der Kalkalpen zwischen der Salzach und dem Bodensee. Zwischen dem Böhmer¬ wold und den Alpen bilden der Inn und die Salzach die Grenze (gegen Bayern). Im W. sind die Schweiz (nebst Liechtenstein) und Italien die Grenznachbarn, die teils durch den Rhein, teils durch Alpenketten von Österreich geschieden werden. Im S. grenzt die Monarchie an Italien (Grenze längs des Kammes verschiedener Alpenkettcn), an das Adriatische Meer, dann an Montenegro, die Türkei, Serbien und Rumänien, welche die Unna, die Save, die Donau und das südliche Randgebirge von Siebenbürgen von Österreich scheiden; in Dalmatien bilden Parallelketteu der Dinarischen Alpen die Grenze. Seitdem Österreich-Ungarn auch die Verwaltung der türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina übernommen hat, ist die Save nur mehr unterhalb der Drinamündung Grenzfluß, dann steigt die Grenze (gegen Serbien) die Drina hinauf und zieht endlich über die Höhen der Gebirge, welche die westliche Balkanhalbinsel erfüllen (vergl. S. 112), zum Meere herab (Grenze gegen Türkei und Montenegro). Am ungünstigsten sind die Landesgrenzen an der russischen Seite, weil hier in der Ebene zum großen Teile aller natürlicher Schutz fehlt. Aber auch gegen Deutschland lassen die Gebirgsgrenzen mancherlei Lücken übrig und begünstigten feindliche Einfälle. Nur r/b der österreichischen Grenzen sind Meeresgrenzen (1700 üm). Das einzige Meer, das die Monarchie berührt, ist das Adria tische. Nur eine einzige bedeutende Halbinsel, Istrien, zwischen dem Golf von Venedig, dessen innerster Teil der Golf von Triest ist, und dem stürmischen Quarnero. Das südöstliche Küstenland gehört physisch zur Balkanhalbinsel; ihm sind die dalmatinisch-istrischen Inseln vorgelagert. 216 Z 2. Drei große Gebirgssysteme, die sich an der oberen Donau begegnen, durchziehen die Monarchie: 1. ) Südlich von der Donau die Alpen, die im O. gabelförmig auseinandertreten. Nach SO. zieht das Karstgebirge mit seiner Fort¬ setzung auf der Balkanhalbinsel, das im unmittelbaren Zusammenhänge mit den Alpen bleibt, während der nordwestliche Zweig 2. ) die Karpäthen sich auch äußerlich vou den Alpen trennen und im großen Bogen das ungarische Tiefland umsäumen; 3. ) ganz selbständig ist das böhmische Massiv, ein Teil der deutschen Mittelgebirgslandschaften. Innerhalb dieser Gebirge, dehnen sich die drei Donau-Ebenen aus, die durch enge Durchbruchstäler untereinander und von der unteren (walachischen) Donau-Ebene geschieden werden: 1. ) Das Wiener Becken mit den Ebenen und Hügelländern der March; 2. ) die oberungarische Tiefebene; 3. ) die niederungarische Tiefebene oder das Alföld. Der Hauptfluß der Monarchie, die Pulsader ihres Verkehrs wie ihres geschichtlichen Lebens, ist die Donau, nach der Wolga der größte Strom Europas überhaupt (3000 Irin lang). Sie entspringt im Schwarz¬ walde (s. S. 153), nimmt einen östlichen Laus, mit dec einzigen bedeu¬ tenden südlichen Abweichung von Waitzen bis zur Draumündung, und mündet in das Schwarze Meer. Sie hat daher die wichtige Aufgabe, den Orient mit Mitteleuropa zu verbinden. Die Hauptnebenflüsse der Donau kommen: u) aus den Alpen: Inn, Raab, Drau und Save, b) aus den Sudeten: March, o) aus den Karpathen: Theiß, Alt, Sereth und Pruth. Etwas weniger als die Hälfte der Monarchie ist nicht Donaugebiet. Der südliche Teil der Alpen und die Küstenländer gehören dem Adria-, Böhmen dem Elbe-, Schlesien dem Oder-, der Nordabhang der Kar¬ päthen dem Weichsel- und Dnjestrgebiete an. Z 3. Die große Mannigfaltigkeit, die durch die Vereinigung ver¬ schiedener Bodenformen erzeugt wird, wird noch gesteigert durch die Verschiedenartigkeit des Klimas. Diese wird bedingt: 1.) durch die Er¬ streckung der Monarchie über nahezu neun Breitengrade (42. bis 51.°), so daß sie zum kleinen Teile sogar noch in die südeuropäische Zone (s. S. 104) hineinreicht; 2.) durch die großen Gegensätze von Gebirge und Tiefebenen auf einem und demselben Breitengrade; 3.) durch die große Erstreckung von W. nach O. 217 Das Klima eines Ortes wird durch vieljährige sorgfältige Beobachtungen an den meteorologischen Instrumenten (Thermometer, Barometer zur Bestimmung des Luftdruckes, Regenmesser, Windfahne und Windmesser, letzterer zur Bestimmung der Stärke des Windes) festgestellt. Auf diese Weise gewinnt man Mittelwerte des Lahres wie der einzelnen Monate für Temperatur, Regen re. So sagen wir z. B., Wien habe eine mittlere Jahrestemperatur von 9 2» und Triest eine solche von 14-2°, d. h. Triest ist durchschnittlich um 5° wärmer als Wien. Dieser Gegensatz wird aber nicht nur dadurch bestimmt, daß Wien nördlicher, sondern auch dadurch, daß es höher liegt als Triest. Triest liegt nahezu im Meeresniveau, Wien aber 200 m darüber. Da wir aber wissen, daß die Temperatur um ungefähr V/ für je 100m Erhebung abnimmt, so können wir berechnen, wie warm Wien wäre, wenn es im Meeresniveau läge; nämlich 2 x — 1°. Wiens Jahrestemperatur im Meeresniveau ist also 9-2°-s-1° — 10-2°. Triest wäre dann nur um 4° wärmer als Wien. Aber auch diese 4° sind nicht ganz auf Rechnung der geographischen Breite zu setzen, denn sonst müßte dieser Temperaturunterschied das ganze Jahr gleich bleiben. Das ist aber nicht der Fall: In der kalten Zeit ist also der Wärmeunterschied zwischen Triest und Wien größer als in der warmen Zeit, und dies erklärt sich dadurch, daß Triest am Meere und Wien mitten im Lande liegt. Das Wasser ist nämlich ein viel schlechterer Wärmeleiter als das Land; es nimmt langsamer die Sonnenwärme auf, gibt sie aber nicht so rasch ab wie das Land. Es kann im Sommer nicht so schnell erhitzt werden wie das Land, es sammelt aber einen Vorrat von Sommerwärme und gibt diese in der kälteren Jahreszeit langsam wieder an die Luft ab. Das Meeresklima zeichnet sich also durch verhältnismäßig warme Winter und kühle Sommer, das Landklima durch verhältnismäßig kalte Winter und heiße Sommer aus. Man verbindet die Orte mit gleicher, auf das Meeresniveau reduzierter Tem¬ peratur durch Linien, die man Isothermen (Linien gleicher Temperatur) nennt. Wäre die Erdoberfläche nur Wasser oder nur Land, so müßten die Isothermen mit den Breiten¬ kreisen parallel laufen. In Wirklichkeit wechseln aber Land und Wasser vielfach mit¬ einander, und die Isothermen müssen daher einen anderen Verlauf nehmen. Mail muß nämlich beachten, daß Meeres- und Landklima nur dort, wo sich au der Küste hohe Gebirge erheben, schroff aneinander stoßen, sonst aber allmählich ineinander über¬ gehen, indem die Seewinde die warme Winter- und kühle Sommerluft weit in das Land hinein- und die Landwinde die kalte Winter- und heiße Sommerluft bis über die Küsten hinaustragen. Deshalb nimmt in Europa die Temperatur nicht bloß von S. nach N. ab, sondern sie nimmt auch auf einem und demselben Breitengrade im Winter von W. (Ozean) nach O. (gegen die asiatische Landmasse) ab, dagegen im Sommer zu. Weil die winterliche Abnahme größer ist als die sommerliche Zunahme, so nimmt auch die mittlere Jahres¬ temperatur nach O. etwas ab. Ein Beispiel von fünf Orten in 48° Breite, wobei die Temperaturen auf das Meeresniveau reduziert siud: 218 nach O. hat, muß den Gegensatz deutlich zum Ausdrucke bringen, wie der Vergleich von Wien und Czernowitz zeigt. Bei den Niederschlägen kommt es zunächst darauf an, wie viel durchschnittlich im Jahre fällt. Da ein großer Teil des Wasserdampfes, der als Regen oder Schnee niederfällt, vom Meere stammt, so müssen im allgemeinen die Niederschläge von der Küste nach dem Innern des Landes abnehmen, in Österreich-Ungarn also von S. nach N., aber auch von W. nach O. (die Niederschläge, die vom Atlantischen Ozean kommen). Am größten ist der Niederschlag dort, wo ein mit Wasserdampf gesättigter Luftstrom (Wind) ein Gebirge trifft, weil er hier gezwungen ist, in die Höhe zu steigen, wodurch er sich abkühlt und einen Teil seines Wasserdampfgehaltes ausscheiden muß. Deshalb ist die Seite eines Gebirges, das mehr oder weniger senkrecht von Seewinden getroffen wird, viel regenreicher als die andere Seite und die hinter dem Gebirge liegende Ebene. Wichtig ist außerdem auch die Verteilung der Niederschläge auf die Jahreszeiten (s. Fig. 28). In Böhmen und auch in Niederösterreich ist z. B. der Sommer die regenreichste Zeit; aber während Böhmen im Juni, hat Niederösterreich den meisten Regen im August. Gehen wir weiter nach S., nach Kram, so verschiebt sich das Maximum schon auf den Oktober und in Dalmatien sogar auf den November. Wir kommen also von der Zone der Sommerregen im N. der Alpen in die Zone der Herbstregen im S. der Alpen. In Kram bringen noch alle Monate genügend viel Regen, in Dalmatien regnet es aber im Sommer schon sehr wenig. Wenn wir im Mittelmeere noch weiter nach dem Süden gehen, so gelangen wir in die Zone der Winterregen mit ganz trockenem Sommer. 219 8 4. Die große Ausdehnung des Flachlandes in Verbindung mit einem günstigen Klima erklärt die große Fruchtbarkeit unserer Monarchie. Nur 6 Prozent des gesamten Bodens sind völlig unproduktiv (die mit ewigem Schnee bedeckten Hochgebirgsteile, Felsen, Sümpfe, Flüsse und Seen); von den übrigen 94 Prozent bedecken: Äcker und Gärten.... 37 Prozent, Weingärten. 1 » Wiesen und Weiden ... 25 » Wälder. 31 » Diese Hauptarten der Bodenproduktion * können aber in einem Reiche von so wechselnder Oberslächenbeschaffenheit nicht gleichmäßig verteilt sein. Im allgemeinen herrscht das Ackerland in den niedriger gelegenen Gegenden, besonders in den Tiefebenen, vor, der Wald dagegen in den Gebirgen. Der Weinbau fehlt in dem größten Teile der Alpen, Böhmens, der Karpathen und der nördlich davon gelegenen Länder. ß 5. Mit einer Bevölkerung von 45 Mill. (1900) nimmt unsere Monarchie den dritten Rang unter den europäischen Staaten ein. Kein Großstaat hat eine so gemischte Bevölkerung und von den kleineren nur die Schweiz und Belgien. Zwar hat Rußland noch mehr Völker, aber das russische Volk übertrifft alle anderen weit an Zahl und durch seine zentrale Stellung. In unserer Monarchie kommt dagegen keinem einzigen Volke ein solches natürliches Übergewicht zu, und nur Bildung, Reichtum und politische Macht können dem einen oder anderen Volke den Vorrang verschaffen. In Österreich ist die deutsche, iu Ungarn die magyarische Sprache das vorherrschende Verständigungsmittel. Die räumliche Verteilung der vier Hauptstämme ist im allgemeinen folgende: Die Slawe», zwar am zahlreichsten, aber in verschiedene Stämme zersplittert, bewohnen den Norden und Süden der Monarchie, und zwar im N. das eigentliche Karpathenland (ohne Siebenbürgen), Mähren, das östliche und mittlere Böhmen und den Süden bis an die Donau und Drau. Zwischen die Nord- und Südslawen schieben sich wie ein Keil die 220 Deutschen in dm Alpenländern und in den Randgebieten Böhmens, die Magyaren (madjären) in den Donautiefländern und östlich davon die Rumänen ein und trennen Nord- und Südslawen völlig. Mbsrsicht. Die vorherrschende Religion ist die katholische, und zwar sowohl des lateinischen wie des griechischen Ritus; sie zählte 1890 32 Mill. Anhänger. Neben den Katholiken wohnen in Österreich noch gegen 4 Mill. Protestanten (davon 3*/z Mill, in Ungarn, wo sich ein Teil der Slowaken und Magyaren zur evangelischen Kirche bekennt), 3 Mill, orientalische Griechen (Serben und Rumänen). 2 Mill. Juden und 70.000 Unitarier. Diese fünf Religionsgenossenschaften sind die gesetzlich anerkannten, d. h. sie besitzen das Recht, öffentlichen Gottesdienst zu halten und Schulen zu errichten, und genießen den Schutz der Regierung. Z 6. Österreich-Ungarn ist ein Agrikulturstaat, denn etwas über die Hälfte der gesamten Bevölkerung beschäftigt sich mit der Landwirtschaft. Aber trotz des reichen Natursegens steht der Ackerbau nicht überall auf der Höhe, auf der er stehen könnte, und die rationelle Bearbeitung des Bodens nimmt gegen SO. ab. Brotfrüchte (Roggen und Weizen) und Mais, welche vorzüglich die Flach- und Hügelländer produzieren, sind ein bedeutender Ausfuhrartikel, wenn nicht ein besonders ungünstiges Mißjahr eintritt; auch Obst und namentlich Wein wird in Fülle erzeugt. In den Gebirgen und den ungarischen Ebenen blüht die Viehzucht, und die Alpen, das böhmische Massiv und die Karpathen sind noch immer reich an Waldungen. Dagegen kann sich die Industrie unserer Monarchie weder mit der britischen noch mit der deutschen und französischen messen, da sie in der Produktion von Kohle und Eisen all diesen Ländern, selbst Belgien, nachsteht. Im allgemeinen ist die Industrie auf die westliche, die eigent¬ liche Großindustrie auf die nordwestliche Ländergruppe beschränkt, die 221 auch allein einen größeren Kohlenreichtum besitzt. In der Gewinnung von Gold wird aber die Monarchie unter den europäischen Staaten nur von Rußland, in der Gewinnung von Silber nur von Deutschland übertroffen, und großartig ist der Reichtum an Salz. Österreich-Ungarn steht also in bezug auf die Produktion in der Mitte zwischen Deutschland, das mehr Industriestaat, und Rußland, das noch mehr Ackerbaustaat ist. Die Westhälfte der Monarchie neigt mehr zu Deutschland, die Osthülfte mehr zu Rußland hin. Daß Österreich-Ungarn nicht nur absolut, sondern auch relativ weniger bevölkert ist (72 auf 1 km?) als Deutschland, erklärt sich auf dieselbe Weise, denn die Industrie ist es hauptsächlich, die auf die Bevölkerung verdichtend wirkt. Der österreichische Handel beruht: 1.) auf der Verschiedenheit der Kulturstufen der Bevölkerung, indem der Osten der Monarchie seine mannigfaltigen Rohprodukte, besonders Getreide, gegen die Industrie- Erzeugnisse der westlichen Länder eintauscht; 2.) auf der Lage der Mon¬ archie zwischen den kultiviertesten (Deutschland, Frankreich) und den unkulti¬ viertesten (Balkanhalbinsel) Staaten Europas, daher ein sehr bedeutender Zwischenhandel; 3.) auf dem wichtige» Anteile, den Österreich durch das Adriatische Meer am allgemeinen Seehandel nimmt und dessen Wichtigkeit seit Eröffnung des Sueskanals noch gesteigert wurde. Die drei wichtigsten Aussuhrgegenstände sind Getreide, Zucker und Holz. Der Handel zerfällt in Land- und Seehandel. 1. ) Der Landhandel wird durch die schiffbaren Flüsse und das immer mehr sich ausbreitende Eisenbahnnetz mächtig gefördert. Die wichtigste Verkehrsstraße und den besten und billigsten Handelsweg nach dem Oriente bildet die Donau, die von der Donau-Dampfschiffahrtsgcsellschaft mit Dampfern und Schleppern ihrer ganzen Länge nach befahren wird. Außer der Donau befährt diese Gesellschaft auch die Theiß, die Drau, die Save, die Raab, den Jun und den Begakanal, der den gleichnamigen Neben¬ fluß der Theiß schiffbar macht. Wichtige Wasserstraßen sind außerdem die Moldau, Elbe und Weichsel. Diese schiffbaren Flüsse haben aber den Nachteil, daß ihre Mündungen in fremden Staaten liegen. Die Eisenbahnen haben ihren Knotenpunkt in Wien, von wo aus sie nach den vier Weltgegenden anslaufen; in der relativen Bahnlänge übertrifft die Monarchie Italien und Rußland. 2. ) Der österreichische Seehaudel ist wesentlich auf das Mittelmeer beschränkt; die Handelsverbindungen niit anderen Weltteilen stehen weit hinter denjenigen anderer seefahrender Nationen zurück. Die Seeschiffahrt im Mittelmeere zerfällt wieder in die sogenannte kleine — an den Küsten des Adriatischen Meeres — und die große — bis ins Schwarze Meer und bis Gibraltar. Der größte Teil des österreichischen Seehandels liegt in den Händen des «Öster¬ reichischen Lloyd», einer Schiffahrtsgesellschaft in Triest, die sich auch den Bau von Dampfern zur Aufgabe machte. Unter den Großmächten hat unsere Monarchie die kleinste Handelsmarine. 222 In bezug auf die geistige Kultur ist (wie in der Industrie) eine Abnahme von W. nach O. bemerkbar; im W. selbst tritt eine ähnliche Erscheinung auf, indem die nördlichen Länder am weitesten fortgeschritten sind und gegen S. die Volksbildung abnimmt. Z 7. Physisch wie historisch besteht die österreichisch-ungarische Mon¬ archie aus drei Ländergruppen: den Alpen-, Sudeten-und Karpathen¬ ländern (mit den Gebieten der Balkanhalbinsel). Diese bestanden bis 1526 als drei gesonderte Staaten. Die Stammländer der Monarchie sind die Erzherzogtümer Österreich, über welche seit 1282 das ans der Schweiz stammende (vergl. S. 147) Geschlecht der Habsburger herrscht. Allmählich wurden auch die übrigen Alpenländer mit Österreich vereinigt. 1526 wurde Ferdinand I. durch Wahl auch auf den ungarischen und den böhmischen Thron erhoben und damit der Grundstein zu der heutigen Monarchie gelegt 1620 wurde Böhmen, 1687 Ungarn in ein Erdreich umgewandelt, einen gemeinsamen Namen führte dieses Staatswesen aber noch nicht. Die Alpen- und Sudetenländer gehörten seit dem frühen Mittelalter zum Römisch-deutschen Reiche. . Als 1740 der habsburgische Mannsstamm mit Karl VI. erlosch, bestieg kraft des Grundgesetzes der Pragmatischen Sanktion Karls VI. Tochter, Maria Theresia, den Thron. Sie war mit Franz von Lothringen vermählt, daher die Herrscherfamilie von nun an Habsburg-Lothringen heißt. 1804 nahm Franz II. den Titel eines Kaisers von Österreich an, und damit erhielt der schon seit drei Jahrhunderten bestehende Staat auch einen selbständigen Namen. Am Deutschen Bunde (s. S. 151) nahmen auch die österreichischen Alpen- und Sudetenländer teil; als derselbe 1866 aufgelöst wurde, hörte unsere Monarchie auf, ein deutscher Staat zu sein, um von nun an nur ihren eigensten Interessen zu leben. Der innere Friede wurde wieder hergestellt, indem 1867 die ungarischen Länder eine selbständige Verfassung und Regierung erhielten. Die «österreichisch-ungarische Monarchie» wurde durch das Grundgesetz der Pragmatischen Sanktion vom Jahre 1724 als eine unteilbare, sowohl in männlicher wie weiblicher Linie des Hauses Habs¬ burg-Lothringen erbliche Monarchie erklärt. Der Monarch führt den Titel -Kaiser von Österreich, König von Böhmen usw. und Apostolischer König von Ungarn» und das Prädikat «k. und k. Apostolische Majestät». Die Monarchie zerfällt politisch in zwei Gruppen, die miteinander in Realunion stehen: «die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder- (Zisleithanien) und die «Länder der ungarischen Krone» (Transleithanien). In beiden Ländergruppen ist die Regierung eine konstitutionelle. 223 Übersicht der Kronländer. I. Österreichisches Staatsgebiet oder Zisleithanien. Provinzen. Km? 1. ) Erzherzogtum Österreich unter der Enns . . 20.000 2. ) » Österreich ob der Enns . . . 12.000 3. ) Herzogtum Salzburg.7.000 4. ) » Steiermark. 22.500 5. ) » Kärnten.10.000 6. ) » Kram.10.000 7. ) Küstenland.8.000 8. ) Gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg . 29.000 9. ) Königreich Böhmen. 52.000 10. ) Markgrafschaft Mähren. 22.000 11. ) Herzogtum Schlesien.5.000 12. ) Königreich Galizien. 79.000 13. ) Herzogtum Bukowina.10.500 14. ) Königreich Dalmatien .13.000 Summe . . 300.000 26,151.000 87 II. Ungarisches Staatsgebiet oder Transleithanien. Irn? Abs. Beb. Rel. Beb. 1. ) Königreich Ungarn (mit Siebenbürgen) . . . 283.000 16,838.000 60 2. ) Königreich Kroatien und S lawonien .... 43.000 2,416.000 57 Summe . . 326.000 19,254.000 59 Österr.-ungar. Monarchie . . 626.000 45,405.000 72 kslstivs LsvöI1) In den einzelnen Ländern vertreten den Monarchen und die Regierung die Statthalter oder Landespräsidenten, e) In den einzelnen Bezirken eines Landes vertreten die Bezirkshanptlente den Landeschef, ä) Die einzelnen Gemeinden sind autonom, d. h. sie entscheiden über ihre Angelegenheiten selbständig, und sind daher ein kleines Abbild des Staates. Der aus den Gemeinde¬ mitgliedern gewählte Gemeinderat besorgt die Angelegenheiten der Gemeinde und seine Beschlüsse werden von dem von ihm erwählten Bürgermeister und dem diesem zur Seite stehenden Magistrate vollzogen. II. Die ungarische Verfassung beruht auf einer Reihe älterer und neuerer Gesetze, von denen die aus den Jahren 1848 und 1865 bis 1868 besonders wichtig sind. Siebenbürgen ist mit Ungarn völlig verbunden, Kroatien und Slawonien besitzen 225 hingegen eine gewisse Selbständigkeit, indem ihr Landtag über die inneren Angelegen¬ heiten allein zu entscheiden hat. Die Militärgrenze, die früher unter der Verwaltung des Reichs-Kriegsministeriums stand, ist jetzt der ungarischen Reichshälfte einverleibt. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. s.) Der ungarische Reichstag besteht ebenfalls aus zwei Kammern: der Magnatentafel, entsprechend unserem Herrenhause, und der Repräsentanten¬ tafel, bestehend aus 413 vom Volke auf fünf Jahre gewählten Abgeordneten Ungarns und Siebenbürgens und 40 Abgesandten des kroatisch-slawonischen Landtages. l>) Der kroatisch-slawonische Landtag besteht aus den Mitgliedern mit Virilstimmen und 90 auf drei Jahre gewählten Deputierten (d. i. Abgeordneten). 2. ) Die exekutive Gewalt übt das ungarische Ministerium aus. Die Länder werden in Komitate eingeteilt. Der Statthalter von Kroatien und Slawonien führt den Namen Banus. III. Die gemeinsamen Angelegenheiten sind: 1.) das Kriegswesen (mit Ausnahme der Rekrutenbewilligung), 2.) die auswärtigen Angelegenheiten (d. i. das Verhältnis der Monarchie zu den übrigen Staaten), 3.) das Finanzwesen bezüglich derjenigen Auslagen, welche beide Ländergruppen gemeinschaftlich bestreiten müssen. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. Der gesetzgebende Körper sind die zwei Delegationen, jede mit 60 Mitgliedern; die eine wird vom öster¬ reichischen Reichsrate, die andere vom ungarischen Reichstage aus deren Mitte auf die Dauer eines Jahres gewählt. 2. ) Die exekutive Gewalt in betreff der gemeinsamen Angelegenheiten üben die drei Reichsminister (für äußere Angelegenheiten, für Krieg und für die Reichs¬ finanzen) aus. Die Sudetenländer.i (N. B. und ö. L.) Linz 48'/4, 32 (14'/^); Eger 50, 30 (12 >/2); Elbeaustritt 51, 32 (14); Oderbiegung nach NW. 50, 36 (18>/s); Preßburg 48, 34^ (17). H 9. Die NW.-Ecke der Monarchie bildet eine viereckige Erhebungs¬ masse, das böhmische Massiv, das wir zum deutschen Mittelgebirge gerechnet haben (s. III. Abteilung, Z 10). Im O. begleitet es die tiefe Furche des March- und Oderlandes mit der nordwestlichen Abdachung der Karpathen. Der hydrographischen Dreiteilung entspricht auch die politische: das Elbegebiet (Jnnenland des böhmischen Massivs): Böhmen, das Oderland: Schlesien, das Donau- (March-) Land: Mähren. Sie bildeten einst zusammen die Länder der böhmischen Krone und können volkstümlich als die tschechische Ländergruppe bezeichnet werden, da die Tschechen die Mehrzahl der Bevölkerung bilden, neben denen aber die Deutschen in l Die Sudeten müssen den Alpenländern vorangehen, weil diese wohl am Sudeteusystem, jene aber nicht an den Alpen teilnehmen. Supan, Geographie. II. Aufl. 15 226 geschlossenen Wohngebieten (Gegensatz zu den Karpathenländern!) auftreten. An dem Donaugebiete nehmen außerdem noch die beiden Österreich teil. Bö h m r n. Z 10. Von den Gebirgsrändern des böhmischen Massivs senkt sich der Boden zu der Talfurche der Moldau und Elbe, die genau die Diagonale des Viereckes einnimmt, in folgender Weise: Höchste Punkte des Randes: Österreichisches Granitplateau . . . 1100 in über dem Meere, Böhmerwald.1450 » » » » Fichtelgebirge.1100 » » » » Erzgebirge. 1200 » » » » Sudeten. 1600 » » » ' » Böhmisch-mährische Grenzhöhe . . 800 » » » » Mittlere Talfurche: Budweis . 400 m über dem Meere, Prag. 200 » » » » Bodenbach. 140 » » » » Z 11. Das österreichische Granitplateau erscheint nur von der Donau aus betrachtet als Gebirge, auf der Höhe besteht es aus welligen Hochflächen, über die sich abgerundete Kuppen erheben. Im Kersch- baumer Sattel treffen zwei zur Donau und zur Moldau gehende Täler zusammen; hier übersteigt die Eisenbahn Prag-Linz das Plateau. Ohne scharfe Grenze geht es in den Böhmerwald über. Unter diesem Namen faßt man zwei Gebirge zusammen, welche die NW.-Richtung gemeinsam haben, im übrigen aber wesentlich verschieden sind; die tiefe Einsenkung bei Fürth (Eisenbahn Pilsen-Regensburg) trennt sie auch äußerlich. Nur der südöstliche oder Hohe Böhmerwald hat den Charakter eines Kettengebirges; die Längstäler der Moldau auf böhmischer und des Regen auf bayrischer Seite teilen ihn in drei Ketten; auf der mittleren, wasserscheidenden verläuft die Grenze, doch liegen die höchsten Gipfel, Rachel und Arber, auf der bayrischen Seite. Im Passe von Eisenstein verbindet eine zweite Eisenbahn Böhmen mit Bayern. Der nordwestliche Böhmerwald ist niedriger (unter 1000 in) und plateauartig. Den Namen eines Waldgebirges verdienen beide Teile durch ihre herrlichen, wohl¬ gepflegten, oft nrwaldartigen Fichten- und Buchenbestände. 227 Das Fichtelgebirge berührt eben nur die böhmische Grenze; die Quellen der Eger, die sich in seiner inneren Hochfläche sammeln, gehören noch Bayern an. Zwischen dem Fichtelgebirge einerseits und dem Böhmer¬ walde und dem Erzgebirge anderseits ist der Gebirgsrand durchbrochen und gestattet eine bequeme Eisenbahnverbindung von Eger nach Regens¬ burg, Nürnberg und Hof. 8 l2. Den Nordwestrand bildet das Erzgebirge, das steil nach Böhmen abfällt und sich ganz allmählich nach Sachsen abdacht. Die Wasser¬ scheide liegt also dem Südabhange sehr nahe, aber die politische Grenze greift noch vielfach auf die sächsische Abdachung hinüber. Die höchste Er¬ hebung, der Keilberg, liegt ganz auf österreichischem Boden. Eine ernst¬ liche Berkehrsschranke ist auch das Erzgebirge nicht, denn es wird an nicht weniger als vier Stellen von Eisenbahnen (allerdings kleinen Nebenbahnen) überschritten. Während alle bisher genannten Randgebirge, ebenso wie auch die Sudeten und die böhmisch-mährische Grenzhöhe im O., aus kristallinischen Gesteinen bestehen, befindet sich am Elbedurchbruche eine Lücke, welche die Sandsteine des inneren Böhmens ausfüllen. Dieses Elbe-Sandsteingebirge ist ein Plateau, das durch den Hauptfluß und seine Zuflüsse iu malerischen Tälern mit steilen Wänden durchschnitten wird, daher berühmt als Böhmische, weiter abwärts als Sächsische Schweiz. 8 13. Jni NO. trennen die Sudeten Böhmen von Sachsen und Preußisch-Schlesien. Es ist dies kein einheitliches Gebirge, und die Wasser¬ scheide springt wiederholt von einer Kette auf eine andere über. Auch die politische Grenze verläuft hier in sehr verwickelter Weise. Als Umrandung des inneren Böhmens erscheint zunächst das Lausitzer Gebirge, ein nach NW. streichender Kamm, der im Jeschken 1000 m erreicht. Er läßt sich bis Josefstadt an der Elbe verfolgen, ist aber nur bis in die Nähe des Jserdurchbruches Wasserscheide, daun springt diese nach N. auf den Kamm des Jser- und Riesengebirges über. Das Riesengebirge ist das höchste und geschlossenste Sudetenglied, das alle Straßen umgehen; es steigt über die Waldgrenze empor und erreicht in der Schneekoppe (1600 m) die höchste Erhebung des deutschen Mittelgebirges. Jenseits der Senke von Trautenau liegt das Glatzcr Gebirgsviereck, im NO. vom Eulen- und Reichensteiner Gebirge, im SW. vom Heuscheuer-und Adlergebirge umrahmt; im SO. schließen sich die Ränder zusammen im Glatzer Schneeberge (1400m), dem höchsten Punkte der Randgebirge. Das Innere dieses Viereckes bildet einen Kessel, in dem sich die Quellflüsse der Glatzer Neiße sammeln. Die Wasserscheide gegen die Elbe verläuft auf den südlichen Randgebirgen, aber von einem 15* 228 Kamme zum anderen überspringend. Hier wie an den beiden Enden des Lausitzer Gebirges, wo sich auch die Wasserscheide verschiebt, dringt die Grenze weit in das preußische Odergebiet vor, und nur an einer Stelle (zwischen Heuscheuer- und Adlergebirge) zieht sie sich zu Ungunsten Böhmens in das Elbegebiet zurück. Diese Stellen sind es auch, wo die Haupt¬ verkehrswege (Eisenbahnen) den Sudetenrand überschreiten; der wichtigste führt über die Trautenauer Senke (direkte Verbindung Prag-Breslau). § 14. Der Südostrand, die böhmisch - mährische Grenz¬ höhe, ist kein Gebirge, sondern nur eine allmählich ansteigende Boden¬ schwelle, über die sich vereinzelte Berge und Berggruppen erheben. Der höchste derselben ist der Kaiserstein, nordöstlich von Jglau. Von dem österreichischen Granitplateau ist die Grenzhöhe deutlich geschieden durch die Eiusenkung bei Gmünd (Eisenbahn Wien-Pilsen-Eger mit Abzweigung nach Prag) und von den Sudeten ebenso deutlich durch die Eiusenkung bei Zwittau, welche die Eisenbahn Wien-Brünn-Prag benützt. Eine dritte Hauptbahn, Wien-Jglau-Prag, durchquert die Grenzhöhe gerade in der Mitte. Die verhältnismäßig leichte Zugänglichkeit Böhmens an allen Seiten, besonders im W., im N. durch das Elbetal und im SO., wo ein eigent¬ liches Gebirge fehlt, war seiner Selbständigkeit nicht förderlich. Es war im Mittelalter enge mit dem Deutschen Reiche verknüpft und ist es jetzt noch enger mit den Geschicken des Donaustaates. Feindlichen Angriffen ist es verhältnismäßig leicht ausgesetzt, weil es eine Menge Eingangstore hat; zugleich ist es als die kompakteste Landmasse Mitteleuropas dessen Hochburg, und ihr Besitz erschien stets den Kriegsheeren wünschenswert. Kaum ein Land hat so sehr darunter gelitten als Böhmen; nach der Blütezeit unter den Luxemburgern, die 1310 dem einheimischen Königsgeschlechte der Ptemysliden (pschemisliden) gefolgt waren, vernichtete der Dreißig¬ jährige Krieg den Wohlstand Böhmens auf mehr als ein Jahrhundert hinaus. Z 1ö. Das Innere Böhmens ist ein hügeliges oder welliges Land, das sich sowohl von den Rändern nach der Mitte wie von S. nach N. senkt. Diesem Baue entspricht eine merkwürdige Symmetrie der Gewässer, wie sie in keinem anderen Lande der Monarchie wieder vvr- kommt. Der Hauptfluß ist die Elbe, die im Riesengebirge entspringt, durch die Adler und Jser verstärkt einen weiten Bogen beschreibt und dann, der Richtung der mächtigen Moldau folgend und nach Aufnahme der vom Fichtelgebirge kommenden Eger, durch die tiefste Einsenkuug im Sudeten-Gebirgswalle nach N. entströmt. Die Moldau, Böhmens eigent¬ licher Hauptfluß, entspringt im Böhmerwalde, fließt durch ein Längstal 229 nach SO., dann mit scharfer Kniebiegung durch die Mitte des Landes nach N. Sie erhalt rechts die Luschnitz und Säzawa, links die Wötawa und Beraum Die Symmetrie besteht darin, daß sich dem mittleren Hauptstrange Moldau-Elbe, der der Nordabdachung entspricht, drei Paar korrespon¬ dierender Zuflüsse ansetzen: Luschnitz-Wotawa, Säzawa-Beraun, Elbe-Eger. 8 16. Der Lage nach mußte Südböhmen wärmer sein als Nord¬ böhmen, in der-Tat ist aber gerade das Umgekehrte der Fall, weil der Unterschied der Breite durch die beträchtlichere Seehöhe Südböhmens mehr als aufgehoben wird. Die klimatische Begünstigung Nordböhmens kommt am besten darin zum Ausdrucke, daß hier allein, wenn auch nur auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche an der unteren Moldau und Elbe, Weinbau vorkomint. Für das Klima Böhmens im Vergleiche zu den anderen Kron¬ ländern ist bezeichnend, daß dort der Maisbau gänzlich fehlt. Im übrigen gehört aber Böhmen zu den ersten Ackerbauländern der Monarchie, und zwar nicht so sehr durch seine natürliche Fruchtbarkeit, als durch sorgfältige Bebauung. Roggen, Hafer und Kartoffeln sind die vorzüglichsten Ackerbau-Erzeugnisse. Während in den tiefer gelegenen Gegenden, also besonders in Nordböhmen, der Ackerbau vorherrscht, sind die höher gelegenen Landstriche hauptsächlich die Stätte einer intensiven Waldkultur. In dieser Beziehung nimmt Böhmen die erste Stelle in der Monarchie ein. Denn während sonst gewöhnlich der Wald durch den Ackerbau in die wenig zugänglichen Gebirgsgegenden zurückgedrängt und auch hier vernachlässigt wird oder kurzsichtiger Gewinnsucht zum Opfer fällt, wird er in Böhmen (besonders auf den großen Adelsherrschaften, von denen manche an Aus¬ dehnung deutsche Kleinstaaten übertreffen) gehegt und gepflegt, und Holz ist noch immer ein wichtiger Ausfuhrartikel, der meist auf der Moldau- Elbe abwärts geschafft wird oder durch Vermittelung des Schwarzenberg- Kanals sogar über die Wasserscheide in die Donau gelangt. Z 17. Zu diesem vegetativen Reichtums gesellt sich noch der mineralische. In dieser Beziehung hat Böhmen alles mit Ausnahme von Salz, womit es stets vom Salzkammergute versorgt werden mußte. In früheren Jahrhunderten genoß Böhmen den Ruf eines der ersten Gold- und Silberländer; gegenüber den ungeheuren Mengen von Edelmetallen, die Amerika und Australien erzeugen, fallen aber die europäischen Vor¬ kommnisse (mit Ausnahme des Ural) überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Viel wichtiger ist es für die Gegenwart, daß Böhmen das erste Kohlen¬ land der Monarchie ist. Die Hauptlager der Schwarz- wie der Braun¬ kohle finden sich in der nördlichen Hälfte, die also auch in dieser Beziehung 230 die begünstigtere ist. Mit der Schwarzkohle tritt auch Eisen in großen Mengen auf, doch muß in dieser Beziehung Böhmen der Steiermark den Vorrang lassen. Z 18. Auf der Kohle beruht die böhmische Großindustrie, die den ersten Rang in der Monarchie einnimmt. Sie ist, wie die Kohle, hauptsächlich auf Nordböhmen beschränkt, das in seinen wirtschaftlichen Verhältnissen und in seiner fortgeschrittenen Kultur ganz dem benachbarten Sachsen gleicht (daher auch die dichte Bevölkerung). Die hervorragendsten Industriezweige Böhmens lassen sich in folgende Gruppen einteilen: 1. ) Von den landwirtschaftlichen Industriezweigen, die sich vorzugsweise auf eigene Bodenerzeugnisse gründen, sind besonders wichtig die Zuckerfabrikation, worin Böhmen alle anderen Kronländer weit übertrifft, die Bierbrauereien und die Mühlenindustrie (Böhmen besitzt die meisten Mühlen in der Monarchie). 2. ) Die Textilindustrie, die im Gegensätze zur landwirtschaft¬ lichen meist fremde Rohstoffe verarbeitet, ist vorzugsweise auf das nord¬ östliche Randgebiet beschränkt, erreicht aber hier einen Höhepunkt, wie nur in den fortgeschrittensten Industrieländern Europas. 3. ) Die Glas- und Porzellanfabrikation sind Böhmen eigen¬ tümlich. Die erstere kommt zwar auch in anderen Kronländern vor, aber nur in ganz untergeordneter Weise, im Holz- und quarzreichen Böhmen bildet sie dagegen einen der ältesten Gewerbszweige, der besonders längs des Böhmerwaldes, des Granitplateans und der Sudeten in zahlreichen Glashütten ausgeübt wird. Eine Spezialität Böhmens bildet auch die Verarbeitung der sehr geschätzten einheimischen Granaten. Die Eisen-, Leder- und Papierindustrie gehören zwar auch zu den vorzüglichsten Industriezweigen Böhmens, doch übertrifft es hierin nicht so sehr die übrigen Kronländer, wie in den drei erstgenannten Gruppen. ß 19. Die große Produktionsfähigkeit Böhmens bedingt auch einen lebhaften Verkehr. Wir haben schon gesehen, daß es trotz seiner Gebirgs¬ umrahmung leicht zugänglich ist und nach allen Seiten hin Eisenbahnen aussendet, die sich, entsprechend dem regelmäßigen Bau des Landes, größtenteils in Prag vereinigen. Die von hier ausgehenden Hauptbahnen führen nach Wien (drei Linien), nach Linz, Fürth und Dresden (Elbetal). Daneben sind aber noch zwei Randbahnen von hervorragender Be¬ deutung, die am Fuße des Erzgebirges und die Linie Wien-Eger; sie vereinigen sich in Eger und finden hier ihre Fortsetzung nach Deutschland. 8 20. Von den Böhmen sind etwa Tschechen und Deutsche; die ersteren nehmen die Mitte und den Osten, die letzteren die Rand¬ gebiete mit Ausnahme der südöstlichen ein. 231 Die älteste Bevölkerung war germanisch (Markomannen ec.), sie verschwand aber in den Zeiten der Völkerwanderung, worauf um 600 die Tschechen (Wenden) das verödete Land in Besitz nahmen. Nach der Vereinigung der kleinen Stämme gründeten sie einen Staat, der aber schon im 10. Jahrhunderte in dauernde Abhängigkeit vom Deutschen Reiche geriet; und nnu begann von den benachbarten Ländern die Einwanderung der Deutschen, die, von den böhmischen Königen lebhaft gefördert, im 13. Jahrhunderte ihren Höhepunkt erreichte. Aus diesem geschichtlichen Hergänge erklärt sich die rundliche Verbreitung der Deutschböhmen. Z 21. Im oberen Moldaubecken, das auch die weiten Talflächen der Luschnitz und Wotawa umfaßt, ist Budweis, inmitten einer deut¬ schen Sprachinsel, der Hauptort; hier beginnt die Moldau schiffbar zu werden. Nur ein niederer Höhenzug trennt die Budweiser Ebene von der Wittingauer, über die zahlreiche Fischteiche zerstreut sind. Tabors auf steiler Anhöhe am Luschnitzknie, entstand aus einem verschanzten Lager der Hussiten (daher Taboriten). An der Wotawa ist Pisek der Hauptort. Böhmerwald und Granitplateau sind wenig bevölkert, die Hauptorte Schüttenhofen, Prachatitz und Krum au liegen schon am Rande. Oberhalb Krumau finden sich reiche Graphitlager, sonst nur Waldwirt¬ schaft und Glasfabrikation. Z 22. Das untere Moldautal, an das sich das Elbetal anschließt, hat im Gegensätze zum oberen keine beckenartige Umrahmung. Knapp bevor die Moldau das südböhmische Plateau verläßt, erhebt sich an ihren steilen Ufern, fast genau in der Mitte des Königreiches, die Hauptstadt Prag, durch seine deutschen und tschechischen Hochschulen der geistige Mittelpunkt für beide Volksstämme, Verkehrszentrum (s. Z 19) und wichtige Industriestadt. Prag, das einst wegen der Schönheit seiner Marmorbanten und seiner zahlreichen Kirchen als «deutsches Rom» bezeichnet wurde, besteht aus der Alt- und Neustadt nm rechten, der Kleinseite und dem Hradschin am linken Ufer der Moldau. Die kleine Bergfeste ober dem Flusse, Wischehrad, die uralte Residenz der böhmischen Herzoge, liegt jetzt innerhalb der Mauern der Stadt. Die eigentliche Burg liegt auf dem Hradschin, von wo man eine herrliche Aussicht aus die Stadt genießt. Melnik, wo die Moldau mündet (Beginn der Elbe-Dampfschiff¬ fahrt), liegt schon in der breiten Talebene, die sich Elbe abwärts über Randnitz bis Leitmeritz erstreckt nnd das Hauptgebiet des böhmischen Weinbaues ist. Dann legt sich das nordöstlich streichende Mittelgebirge mit dem weithin sichtbaren Milesch au er Donnersberg (800 in), ans vulkanischem Gestein bestehend, der Elbe vor und gestattet ihr nur einen schmalen Durchbruch. Die ehemalige Festung Theresienstadt bewachte diese Eingangspforte. Bei Aussig beginnt die Dampfschiffahrt der Elbe, bei Tetschen ihr berühmtes Durchbruchstal (Böhmisch-sächsische Schweiz). ' Nach dem Berge Tabor in Palästina genannt. 232 Z 23. Das Bcraunbecken wird von dem Böhmerwalde, dem nach NO. ziehenden Brdywalde (bis nahezu 900 in hoch) und demTepler Gebirge mit dem Kaiserwalde eingeschlossen. Das letztere Gebirge ist eigentlich eine breite Plateaumasse, die allmählich nach NW. aufsteigt und in der Nähe des Egertales Höhen bis über 900 in erreicht. Von diesen Rändern strömen vier Flüsse radienförmig zusammen und vereinigen sich bei Pilsen (300 in über dem Meere) zur schiffbaren Beraun. Pilsen, die zweite Stadt Böhmens, ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt (Bahnen Budweis-Eger, Prag-Fürth, Komotau-Eisenstein) und bedeutend durch seine Industrie (Pilsner Bier). Am Böhmerwalde finden wir wieder die Glasindustrie (Spiegelfabrikation) besonders in Tauß rc.; Klattau ist in dieser Randgegend der größte Ort. Zwischen Mies und Pilsen beginnt das größte Schwarzkohlenrevier Böhmens und erstreckt sich das Berauntal abwärts über Rakonitz bis in die Gegend von Kladno. Parallel damit und mit gleicher Längenausdehnung streicht auf dem rechten Berauuufer die Zone der Eisenerze, zugleich das Hauptgebiet der böhmischen Eisenindustrie (in H otowiz shörschowizs und an zahlreichen anderen Orten). In einem Seitentale des Brdywaldes liegt Pribram (pschibram) mit dem größten Silberbergwerke der Monarchie und einer montanistischen Lehranstalt. Im Kaiserwalde das vielbesuchte Marienbad. Z 24. Die Westhälfte des erzgebirgischen Randgebietes nimmt das obere Egertal ein. Über die Bedeutung der Grenzstadt Eger als eines der wichtigsten Verkehrsmittelpunkte Böhmens ist schon im Z 19 gesprochen worden. Nördlich davon liegt Franzensbad, das aber weit übertroffen wird von den Thermen von Karlsbad, die zu den heilkräftigsten Europas gehören. Karlsbad und seine Umgebung (besonders Elbo gen) ist auch einer der bedeutendsten Jndustriebezirke Böhmens, in dem die hier vor¬ kommenden Eisenerze und Porzellanerden verarbeitet werden; namentlich in bezug auf die Porzellanfabrikationen steht er einzig in der Monarchie da. Unterhalb des Durchbruchstales der Eger, in der Gegend ^von Kaaden, gabelt sich die erzgebirgische Mulde durch die Einschaltung des Mittelgebirges: den südlichen Arm benützt die Eger, welche die hopfen¬ reiche Talebene von Saaz durchfließt; der nördliche Arm ist die große Braunkohlenmulde, die nicht nur den einheimischen Bedarf an Braun¬ kohle deckt, sondern auch viel in das Ausland exportiert. Dieser natür¬ liche Reichtum gestattet eine sehr starke Verdichtung der Bevölkerung, daher hier auch mehrere größere Städte, wie Komotau, Brüx, Dux und Teplitzr mit vielbesuchten Thermen. i Dieser in Österreich häufig verkommende slawische Name (tschechisch tspt^ — warm) deutet stets auf Thermen. 233 Das Erzgebirge verdient seinen Namen nicht mehr; weder sein Silber noch sein ZimU hat heutzutage größere Bedeutung. JoachimsiHal war einstens der wichtigste Bergwerksort; die Taler haben davon den Namen. Wie auf der sächsischen Abdachung, so muß auch hier mannigfache Hausindustrie, besonders Spitzenklöppelei, Stickerei und Schnitzerei, die verhältnismäßig dichte Bevölkerung ernähren; Graslitz ist der Hauptort hiesür. Asch im zipfelartigen Gebirgsvorsprunge zwischen dem Erz- und Fichtelgebirge hat große Webereien und Strumpfwirkcreien. Z.25. Im sudetischc» Randgebiete, das durch seine Textilindustrie ausgezeichnet ist, läßt der eigentümliche Verlauf der Grenze eine Reihe selbständiger Landschaften unterscheiden. Jenseits des Lausitzer Gebirges liegt 1.) das Rumburger Hügelland, einer der Hauptsitze der böh¬ mischen Leinenindustrie, für die Rum bürg der Mittelpunkt ist, während in Warnsdorf die Banmwollindustrie vorherrscht. Die Bevölkerung er¬ reicht hier eine Dichte, wie in den bevölkertsten Jndustriebezirken Sachsens. Südlich vom Lausitzer Gebirge dehnt sich um Haida das Gebiet der weltberühmten böhmischen Kristallglas-Fabrikation aus. 2. ) Ein zweiter Grenzdistrikt jenseits des Lausitzer Gebirges ist das Neißetal, das schon zum Odergebiete gehört. Reichenberg bildet den Mittelpunkt des größten Baumwoll-Jndustriebezirkes der Monarchie, der auch in Wollindustrie Hervorragendes leistet; in Gablonz beschäftigt man sich dagegen mit der Herstellung kleiner Luxus-Glaswaren, worin es unerreicht dasteht. Auch das Hügelland von Friedland (Waldstein hatte davon den Herzogstitel) jenseits des Jsergebirges gehört noch zu Böhmen. 3. ) Auf dem Plateau südlich vom Riesengebirge ist Trautenau ein zweiter Mittelpunkt der böhmischen Leinenweberei. Hohenelbe ist der Hauptort des obersten Elbetales. Im Sandsteinplateau südlich vom Heuscheuergebirge ist die Umgegend von Wekelsdorf berühmt durch ihre abenteuerlichen Felsbildungen, die jene der Böhmisch-sächsischen Schweiz an Vielgestaltigkeit noch übertreffen. Jenseits der Wasserscheide besitzt Böhmen in dem Tale von Braunau noch ein kleines Stück des Glatzer Gebirgskessels. Z 26. Das Elbe-Becken umfaßt die niederen, von breiten Tälern zerschnittenen Hochflächen, die sich vom Sudetenrande zur tiefgelegenen Talebene der Elbe herabsenken. Es ist eine ziemlich einförmige Gegend, nur an den Rändern von einigen höheren Bergen überragt, aber der trefflichste Boden für den Anbau der Zuckerrübe, die sich in Österreich i Die Hauptfundorte dieses iu Europa seltenen Metalles (von einiger Bedeutung nur iu Cornwallis, England, s. S. 136) liegen jetzt im Ostindischcn Archipel (s. II. Ab¬ teilung, Z 40). 234 hauptsächlich auf die Sudetenländer beschränkt. Mit der Zuckerfabrikation, deren Bedeutung schon daraus erhellt, daß Zucker nach Getreide der wich¬ tigste Ausfuhrartikel der Monarchie ist, beschäftigen sich eine Reihe von Elbestädten, wie Pardubitz, Chrudim und besonders Kolin. Die Talebene erstreckt sich auch am meridionalen Laufe der Elbe weit hinauf und findet ihre Fortsetzung in der Trautenauer Senke; diese wichtige Ver¬ bindungsstraße nach Schlesien deckte einst die Festung Königgrätz (Schlacht 1866). Kuttenberg, am Südrande des Elbetales, galt im Mittelalter als reichstes Silberbergwerk Böhmens. Das Haupttal der nördlichen Hochfläche durchfließt die Jser; Jung-Bunzlau ist hier die größte Stadt, zunächst kommen das ebenso gewerbetätige Böhmisch-Leipa und Jicin (jitschin). Z 27. Die Sazawa-Muldc ist weniger scharf von dem Elbetale als von dem oberen Moldaubecken getrennt, denn im S. steigt die Hochfläche 600 bis 700 in über den Meeresspiegel. Diese hohe Lage in Verbindung mit geringem Mineralreichtume macht die Sazawa- Mulde zu einer der ärmsten Gegenden Böhmens mit vorherrschendem Kartoffelbau. Daher ist sie auch verhältnismäßig wenig bevölkert und ohne größere Städte. Deutsch-Brod ist der bedeutendste Ort. Städtetcrfst. (Orte mit über 15.000 Einw.) Mähren und Schlesien. Z 28. Das böhmische Massiv und das südöstlichste Glied der Sudeten senken sich von der Wasserscheide langsam nach O. und SO. und schließen ziemlich scharf ab an einer Linie, die ungefähr durch die Städte Znaim, Brünn, Prerau und Ostrau bezeichnet wird und etwa 250 in über dem Meeresspiegel liegt. Wir nennen diese fast schnurgerade nach NO. verlaufende Linie die Randlinie. Auf der östlichen Seite erhebt sich als natürliche Grenze das Kettengebirge der Karpathen; der wasserscheidende Kamm der äußeren Karpathen trägt auch die Grenze gegen Ungarn, mit ihrem Ende aber in der Breite von Znatni steigt die politische Grenze an die March herab und begleitet sie bis zur Mündung, so daß die Kleinen Karpathen ganz nach Ungarn fallen. Zwischen Prerau und Ostrau 235 ist der Raum zwischen der Randlinie nnd den Karpathen eine schmale Furche, die sich mit unmerklicher Wasserscheide in der Nähe von Weißkirchen nach NO. (Oder) und SW. (Beczwa sbetschwa), Nebenfluß der March) abdacht. Dadurch wird dieses Doppeltal eine der wichtigsten Eingangspforten aus dem Ostseegebiete zur Donau, um so mehr, als sich hier auch zwischen Oder und Weichsel nur eine ganz flache Wasserscheide einschiebt. Der Eisenbahnverkehr zwischen Wien und Rußland geht durch diese Mährische Pforte. Südlich von Preran erweitert sich aber der Raum zwischen den Karpathen und der Randlinie immer mehr, und mit der letzteren kreuzt sich die Talebene der March. Zwischen dieser und der Randlinie erheben sich Bruchstücke der einstigen Verbindung zwischen den Nordalpen und Westkarpathen als vereinzelte Höhen. MbsrsicHt der KeetzöHen. Höchste Punkte des Randes: Böhmisch-mährische Grenzhöhe. 800 m Sudeten.1500 » Nördliche Karpathen. 1300 » Südliche Karpathen. 1000 » Randlinie: Znaim. 300 m Brünn. 230 » Preran . 200 » Wasserscheide bei Wcißkircheu. 300 » Oder an der preußischen Grenze.180 » Marchtal: Olmützer Becken. 230 m Marchfeld .150 - Z 29. Schlesien gehört ganz dem Oder- (ein kleiner Teil auch dem Weichsel-) Gebiete an, Mähren ist aber mit Ausnahme des Kuh¬ ländchens, wie schon der Name anzeigt, das Marchland. Das Flnßsystem der March setzt sich aus drei Hauptgliedern zusammen: 1.) die March selbst, die am Glatzer Schueeberge entspringt; 2.) die Beczwa, welche die Abflüsse der wichtigsten Karpathentäler vereinigt, und 3.) die Thaya, die auch die übrigen Gewässer der böhmisch-mährischen Grenzhöhe: die Jglawa (iglawa) und die Schwärz awa mit der Zwittawa (switawa), ausnimmt und in breiter Talebene der March zuführt. Tas Zwittawatal benützt die meridionale Einsenkung zwischen der Grenzhöhe und den Sudeten, die ohne merkliche Wasserscheide in das Elbegebiet hinüberführt (Eisenbahn Brünn-Prag). Die Sudeten gabeln sich durch die Marchebene in zwei Teile; der westliche oder das Hannaplateau hängt nur ganz locker 236 mit den Sudeten zusammen und zerfällt in eine Reihe vereinzelter Er¬ hebungen, von denen die südliche die umfangreichste und höchste ist (700 m). Der östliche Teil, das Gesenke, besteht aus zwei sehr verschiedeuartigen Gebieten. Im NW. erhebt sich über einem Plateau eine scharf gezeichnete Gebirgskette, die im Altv ater (1500 na) gipfelt und genau die Richtung des Reichensteiner Gebirges fortsetzt; die südöstliche Hälfte ist dagegen nur Plateau (Maximalhöhe 800 m), das sich ziemlich rasch nach SW., sehr allmählich aber nach NO. abdacht. Hier entspringen die Oder und ihr Hauptnebensluß, die Oppa, die eine Strecke lang die Grenze gegen Preußisch-Schlesien bildet. Z 30. Mähren und Schlesien sind, wie Böhmen, ebenso Ackerbau- wie Industrieländer. Mähren ist etwas mehr Ackerbauland, denn die Ebenen sind hier ausgedehnter und das Klima des nach S. offenen Landes ist milder als in Böhmen, daher der Maisbau fast bis an den Rand der Sudeten vordringt. Während aber in Böhmen der Unterschied der Breite durch die größere Höhe des Südens ausgeglichen wird, wird er in Mähren (samt Schlesien) gesteigert, weil der Süden tiefer liegt als der Norden. Das Hauptgetreide ist wie in Böhmen der Roggen, in den Sudeten und Karpathen herrscht der Hafer vor, auf der mährisch-böhmischen Grenzhöhe gewinnt der Kartosfelbau größere Ausdehnung. In Böhmen ist der Norden nicht bloß der fruchtbarere, sondern auch der gewerbetätigere Teil, in Mähren-Schlesien besteht aber mehr ein Gegensatz zwischen Ebene und Hügelland einerseits und den höher gelegenen Gegenden anderseits; die ersteren sind der Hauptfitz des Acker¬ baues, die letzteren — mit Ausnahme der Karpathen — der der Industrie. Die Textilindustrie ist der weitaus hervorragendste Zweig der mährisch¬ schlesischen Industrie; in Wolle- und Leinenweberei steht sie der böh¬ mischen ebenbürtig zur Seite. Beide Gewerbe sind schon alt und gründeten sich einst auf die Verarbeitung einheimischen Rohstoffes, denn Mähren war früher durch seine Schafzucht berühmt, und Schlesien baut noch immer viel Flachs. Die eigenen Erzeugnisse genügen aber der kräftig emporblühenden Großindustrie schon lange nicht mehr. In bezug auf Schwarzkohlen¬ reichtum gibt Mähren-Schlesien seinem westlichen Nachbarlande nur wenig nach, dagegen hat es wenig Braunkohlen, so daß es in der gesamten Kohlenförderung weit hinter Böhmen zurücksteht. Die hydrographische Abhängigkeit des Marchlandes von der Donau kommt auch in seiner innigen Verknüpfung mit dem Verkehrszentrum Wien zum Ausdrucke. Die mährischen Hauptbahnen gehen alle von Wien aus, sowohl die beiden, die nach Böhmen führen, als auch die Nordbahn, welche die Länder jenseits der Mährischen Pforte mit Wien verbindet. 237 Z 31. Das Odergebiet umfaßt die beiden Hälften von Schlesien, die durch das mährische Kuhländchen getrennt werden. Im sudetischen Schlesien, das die Nordabdachung des Gesenkes mit deutsch-tschechischer Bevölkerung umfaßt, zeichnet sich nur das Oppatal durch eine breitere Talebene aus. In seiner beckenartigen Erweiterung liegt die Hauptstadt Troppau. Die Hauptindustrieorte sind Jägerndorf an der Oppa für Tuchfabrikation und Freudenthal, mitten im Flachsdistrikte des Gesenkes, für Leinen¬ weberei. Im nordwestlichsten Teile ist Weidenau der Hauptort. Das karpathische Schlesien gehört im O. schon zum Weichselgebiete und hat eine deutsch-polnische Bevölkerung. Bei dem Hauptorte Tesch en an der Olsa mündet die Karpathenbahn über den Jablunkapaß aus. Bielitz und das gegenüberliegende galizische Biala bilden ein Hauptzentrum der Woll¬ industrie und sind die äußersten Vertreter westeuropäischer Fabriksorte. In der Gabel zwischen der Oder und Olsa erstreckt sich das größte Schwarz¬ kohlenlager der Monarchie, gewöhnlich nach dem Hauptvorkommeu bei Ostrau (einer echten Kohlenstadt!) das Ostrauer Becken genannt, aus Schlesien nach Mähren hinüber. Es ernährt nicht nur die schlesische Industrie, sondern versorgt auch einen großen Teil der Monarchie, namentlich Wien, mit echter Steinkohle. Das deutsche Kuhländchen, seit alters her ein Gebiet trefflicher Rinderzucht, nimmt an der schlesischen Textilindustrie teil, hat aber im Wagenbau auch einen ihm eigentümlichen Gewerbszweig, der besonders in dem Hauptorte Neutitschein vertreten ist. Z 32. Nordmähren wird durch das Hanna-Hochland, das Mars¬ gebirge und die Karpathen nach S. abgeschlossen. Das Marsgebirge (600 in hoch) ist das höchste und ausgedehnteste der alten Verbindungs¬ glieder zwischen Nordalpen und Karpathen. Nordmähren unterscheidet sich vom südlichen hauptsächlich dadurch, daß der Weinbau fehlt und der Ackerbau noch mehr die Industrie überwiegt. Die große Talebene der March, namentlich ihr unterer Teil, die sogenannte Hannah ist eine der wichtigeren Kornkammern Österreichs. In der Mitte der Marchebene liegt Olmütz, die alte Hauptstadt des Landes (jetzt noch kirchlicher Mittelpunkt) und früher auch bedeutende Festung; an den Rändern Proßnitz, der Hauptgetreidemarkt, Prerau und Kremsier. Die Leinenindustrie des deutschen Gesenkes hat in Sternberg ihren Hauptsitz. Der Mittelpunkt des Beczwatales ist Walachisch-Meseritsch; weiter" unterhalb Weißkirchen. H 33. Südmährcn umfaßt zwei sehr verschiedenartige Teile. Das Hochland im W. der Randlinie (Znaim-Brünn) ist rauh und daher weniger Nach dem Flüßchen Hanna; die Bewohner, durch eigenartige Tracht kennt¬ lich, heißen die Hannaken. 239 Die Alpen- und Karstländer. (N. B. und ö. L.) Bregenz 47'/,, 27'/, (9-/«); Salzburg 47-/4, 30-/4 (18); Preßburg 48, 34-/4 (17); Fiume 45'^, 33 (15'/,); Nordende des Golfes von Triest 4b°/4, 31>/4 (13'/,); Promontore 44-/4, 31'/, (14); Gailquelle 46-/4, 30 (12'/,); Nordteil des Gardasees (Riva) 46, 28'/, (IO-/4); Fiustermünz 47, 28 (10'/,). Are Heile der: Alpen. Z 34. Die östlichen Alpen, die zum größten Teile zu Österreich gehören, gliedern sich in vier Zonen: 1.) die kristallinische Zone in der Mitte, hauptsächlich aus kristallinischen Gesteinen (Gneis, Glimmer¬ schiefer, Tonschiefer, Granit) bestehend; 2.) und 3.) die nördlichen und südlichen Kalkalpen zu beiden Seiten der Zentralzone, haupt¬ sächlich aus Kalksteinen und dem nahe verwandten Dolomit bestehend; 4.) die schmale Sandsteinzone, die die nördlichen Kalkalpen am Außen¬ rande begleitet. Die Grenze zwischen den kristallinischen und Kalkalpen ist durch Einsenkungen gekennzeichnet, die zum Teile von der Eisenbahn benützt werden. Wenn man von Wien durch die Alpen nach dem Bodensee fährt, hat man fast immer rechts Kalkalpen, links kristallinische Alpen. Oberhalb Wiener-Neustadt tritt man in die Alpen ein, überschreitet den Sem¬ mering, durchfährt das Mürz- und Murtal nach SW., dann nach NW. das Palten- Liesingtal, indem man die Wasserscheide in dem Schoberpasse übersteigt, verfolgt dann das Ennstal, erreicht das Salzachtal bei Bischofhofen, macht daun einen Bogen nach Saalfelden (die Grenze der Kalkalpen verläuft hier geradlinig zwischen den beiden genannten Orten), benützt dann eine fortlaufende Reihe von Taleinsenkungen, bis man bei Wörgl in das Jnntal kommt, und nun geht es das Jnntal aufwärts bis Landeck und durch Seitentäler über den Arlberg ins Rheintal und zum Bodensee. Die südliche Kalkalpenzone beginnt erst am Lago Maggiore, ist anfangs sehr schmal und gewinnt erst im Etschtale eine beträchtliche Breite. Hier bildet die fortlaufende Längsfurche des Pustertales (Rienz nach W. zur Etsch, Drau nach O.) und das Drautal die Grenze gegen die kristallinischen Alpen. Z 35. Die kristallinischen Alpen übertreffen die Kalkalpen an Höhe und bilden daher die Wasserscheide. Doch fließen die Gewässer nicht einfach in Quertälern nach N. und S. bis an den Rand des Gebirges, sondern sammeln sich zunächst in großen Längstälern an oder in der Nähe der Grenze der Kalkalpen. Diese Längstäler sind in der Regel fortlaufende Furchen, in denen die Gewässer nach entgegengesetzten Seiten fließen; die Wasserscheide durchzieht das Tal als unmerkbare Bodenschwelle. Auf der Nordseite gehen die Längstäler mit scharfer Kniebiegung in Quertäler 240 über, die die Kalk- und Sandsteinzone durchbrechen und die gesammelten Gewässer der kristallinischen Alpen nach außen entführen. Diese Täler sind: l.) das Jnntal — der Inn betritt nach langem Laufe durch das Engadin das Längstal bei Landeck und durchfließt es bis Wörgl, wo das Quertal beginnt; 2.) das Salzachtal und 3.) das Ennstal. Die Salzach vereinigt sich außerhalb der Alpen mit dem Inn, und dieser mündet wie die Enns in die Donau. Auf der Südseite durchfließt die Etsch ebenfalls ein Längs- und dann ein Quertal, dagegen die Nebenflüsse der Donau: die Drau mit der Gail und die Save, nur große Läugstäler. Die Mur, Neben¬ fluß der Drau, ist dagegen wieder ein echtes Seiteustück zum benachbarten Ennstale, indem sich das bedeutende Längstal scharf nach S. umbiegt. Z 36. In den kristallinischen Alpen bildet die Brenner¬ furche, durch welche die Sill nach N. zum Jnu und der Eisack nach S. zur Etsch fließt (das Quertal der Etsch ist nur eine Verlängerung dieser Furche; Seehöhe der Wasserscheide am Brenner nur 1400 m), eine wichtige Grenze. Westlich davon liegen die Westtiroler Hochgebirgsstöcke, je ein Paar zu beiden Seiten des Etschtales; es sind gewaltige Massengebirge, die nach allen Seiten Äste aussenden, zwischen denen Quertäler bis in die innerste gletschererfüllte Hochgebirgswelt führen: m l l.) die Stubaier Alpen (Zuckerhütl 3500m), l 2.) die Ötztaler Alpen (Wildspitz 3800m); - m l 3.) die Ortler-Alpen (Ortler 3900m), i 4.) die Adamello-AlPen (Presanella 3600m). Die Ortlerspitze ist der höchste Punkt der Monarchie. Die Ötztaler und Stubaier Alpen (letztere vom Haupttale Stubai benannt) werden durch das Ötz- (zum Inn) und Passeiertal (zur Etsch) geschieden. Im Osten des Brenner tritt an die Stelle der Stöcke die vergletscherte Kette der Hohen Tauern, vou denen das Zillertal nach N. (zum Inn), das Ahren-"(zur Rienz), Jsel- und Mölltal (zur Drau) nach S. ausgehen. Sie beginnen mit dem Kamme der Zillertaler Alpen (Hochfeiler 3500 m), woran sich die kleinen Stöcke des Venediger (3700m), des Großglockner (3800m, zweithöchste Spitze der Monarchie) und des Ankogls (3300 m) reihen. Mit dem Hafnereck nehmen die Gipfel über 3000 m und die Gletscherbildung ein Ende. Ein niederer Schieferzng jenseits der Salzach, die Kitzbüchler Alpen, begleitet die Hohen Tauern im N. Die Gletscherbildung ist in Tirol noch in größtem Maßstabe entwickelt, nimmt aber mit der Höhe der Alpen und mit der Feuchtigkeit nach O. ab. Die Höhe der Schneegrenze sinkt zwar von 2900 m in den westtirolischen Stöcken auf 2600 m 241 nach O. ,.2700 w nach S. nnd 2500 m nach N., aber östlich vom Ankogl gibt es nur einige höhere Gipfel, und zur Gletscherbildung ist es notwendig, daß ausgedehntere Bergmassen über die Schneelinie emporrageu. In ihren Vertiefungen, besonders in jenen großen Felsenkesselu, mit denen die Qnertaler oben zu enden Pflegen, häuft sich der trockene, mehlige Hochschnee an, den der Wind und die eigene Schwere von den höchsten Kämmen und Gipfeln heruntertragen. Unter dem Einflüsse gelegent¬ lichen Auftauens bei Tag und Wiedergefriereus bei Nacht verwandelt sich hier der Hochschnee in den grobkörnigen Firn, der sich nach unten zu immer mehr verfestigt und in Eis übergeht. Die ganze Masse bewegt sich nnn dem tiefsten Ausgange der Firnmulde zu; an der Schneegrenze verschwindet die sommerliche Schneehülle, und das blanke, spaltenreiche Eis tritt als eigentlicher Gletscher zutage, der sich stromartig talabwärts bewegt, in den wärmeren Regionen rasch abbricht und den Gletscherbach entsendet. Der Gletscher umfaßt also zwei Teile: den Firn in den weiten Mulden über der Schneelinie und die Gletscherzunge in den Tälern unter der Schneelinie, Nur bei den wirklichen Talgletschern ist die Gletscherzunge lang, dagegen bei den Hänge- gletscheru, die an den Abhängen gleichsam zu kleben scheinen, sehr wenig entwickelt. Aber auch bei den ersteren ist die Länge sowie die Mächtigkeit des Eises periodischen Schwan¬ kungen unterworfen; nach einer Reihe von kalten und nassen Jahren werden sie länger, im entgegengesetzten Falle kürzer. Wir befinden uns jetzt in einer Periode des Gletscher¬ rückzuges, auf die aber allem Anscheine nach bald wieder eine Vorstoßperiode folgen wird. Alles Gesteinmaterial, das der Gletschertalab führt, nennt man Moräne. Die Seitenmoräne ist der an den Seiten des Gletschers liegende Steiuschutt, der im Laufe der Zeit von den Felsen abgebröckelt wurde. Münden zwei Gletscher inein¬ ander, so stoßen zwei solcher Moränen zusammen, und es entsteht an der Vereinigungs¬ lime eine Mittelmoräue (im Gegensätze zur Seitenmoräne). Unter Grnndmoräne versteht man den zu Schlamm zerriebenen Gesteinschutt, den der Gletscher am Boden fortbewegt und in den größere und kleinere gekritzte Gesteinstücke eingebettet sind. Grund- nnd Seitenmoränen bilden zusammen die am Ende des Gletschers liegende Endmoräne. — In Tirol nennt man die Gletscher «Ferner-, in den Hohen Tauern «Kees», in Italien «Vedretta». Von den 1000 Gletschern der Ostalpen liegen 930 in den kristallinischen Alpen, darunter sämtliche echte Talgletscher. Die größten sind die Pasterze am Gro߬ glockner und der Gepatsch-Ferner in den Ötztaler Alpen. > Z 37. Am Hafnereck teilen sich die kristallinischen Alpen durch die Einschaltung des großen Längstales der Mur, das die Richtung des Hanptkammes der Hohen Tauern fortsetzt. In dem nördlichen Aste, den Niederen Tauern, bleibt die einfache Kettenform noch erhalten; sie reichen im O. bis zu einer der bedeutsamsten Tiefenlinien der Alpen, dem Palten- Liesingtal, die in dem nur 850 m hohen Schoberpasse zusammen¬ stoßen. In dem südlichen Aste, den man nach der römischen Provinz Noricum als Norische Alpen bezeichnet, geht eine ebenso scharf ausgesprochene Tiefenlinie quer durch vom Mur- zum Drautale; der höchste Punkt liegt am Neumarkter Sattel nicht ganz 900 m über dem Meere. Der westliche Teil der Norischen Alpen hat eine westöstliche Richtung, der östliche zieht dagegen nach SO. oder ganz nach S. Das Lavanttal, das Supan, Geographie. 11. Ausl. 16 242 diese Ostnorischen Alpen entzweischneidet, ist vom Murtale auch nur durch einen 950 nr hohen Paß getrennt. Nur ein Paar Gipfel der Niederen Tanern ragen noch über die Schneegrenze (2600 m) empor (Hochgolling 2900 m), in den Norischen Alpen aber keiner mehr. Der höchste Gipfel, der Eisenhut, hat nur mehr 2400 m, nach O. werden sie noch niedriger, wenn auch noch einige Gipfel 2000 m erreichen. Östlich vom Lavanttale treten die kristallinischen Alpen gabelförmig auseinander: die eine Kette (zu den Lavanttaler Alpen gehörig) zieht nach SO., die andere längs des Mur- und Mürztales und von der Mur durchbrochen nach NO. Die letztere verläuft, allmählich niedriger werdend, im ungarischen Tieflande. Der Wechsel im NO. ist der letzte höhere Gipfel (1700m); jenseits desselben sitzt das Leithagebirge die Richtung der kristallinischen Alpen bis an die Donau fort. Der südliche stumpfe Teil endet mit dem Bachergebirge (1500m) südlich von der Drau; die Gabellücke füllt das pannonische^ Hügelland aus. 8 38. Die nördlichen Kalkalpen haben westlich und östlich vom Quertale des Inn ganz verschiedenen Charakter. Zwischen dem Rhein und dem Inn, in den Nordtiroler Kalkalpen, herrscht die Form der Gebirgskette vor. Steil erheben sich über das grüne Jnntal die bleichen Kalkwände mit zackigen Gipfeln; die südlichsten Ketten find in der Regel die höchsten und tragen die Wasserscheide, so daß nur ganz kurze Bäche zum Jnntale (und zu seinen westlichen Fortsetzungen zu beiden Seiten des Arlberges) gelangen. Die Grenze gegen Bayern ist aber nirgends an diese Wasserscheide gebunden, sondern geht zickzackförmig über Berg und Tal und passiert die Täler meist an denjenigen Stellen, wo sie eingeengt sind und Engpässe (Klausen) bilden. Das Jllergebiet gehört zu Bayern; hier macht die Grenze eine tiefe Einbuchtung nach S.; der Bregenzer Wald, wo niedere Sandsteinhöhen einen 2000m hohen Kalkzug ein¬ schließen, und das Lech gebiet sind dagegen österreichisch. Eine zweite Einbuchtung nach S. macht die Grenze im Jsargebiete. Die längste Kette begleitet das Lechtal im S. Nur ihr höchster Gipfel, die Parseier Spitze, übersteigt in den nördlichen Kalkalpen noch etwas 3000 m. Weiter im O. sind die Ketten kurz, in parallelen Reihen an¬ geordnet und durch wilde, felsige Längstäler voneinander getrennt. Zwischen den breiten und verhältnismäßig tiefen Einsenkungen der Wasser¬ scheide im Fernpasse (1250 m) und bei Seefeld (nahe an 1200 m) ziehen parallel das Wettersteingebirge mit der Zugspitze (ganz nahe an 3000 m) und die Miemingerkette (2700m); zwischen Seefeld i Nach der römischen Provinz Pannonia. 243 und dem tiefen Einschnitte nm herrlichen Achensee eine Reihe ebenfalls bis 2700 in hoher Ketten, von denen die Solsteinkette bei Innsbruck die südlichste und das Karwendelgebirge die nördlichste ist. Jenseits des Achensees erreichen nur mehr wenige Gipfel 2000 in. Z 39. In den Salzburger, steirischen und österreichischen Kalkalpen tritt die Kettenform hinter der Plateaubildung zurück. Das Hochgebirge, das auch hier den Süden einnimmt, ist in eine Reihe von Massengebirgen aufgelöst, die mit steilen Abhängen zu bedeutenden Höhen ansteigen und oben wilde, steinige, zerfressene Hochflächen tragen, die nur spärliche Vege¬ tation hervorbringen oder gänzlich öde sind; das Volk hat einige derselben sehr passend als Steinernes Meer, Totes Gebirge und Höllengebirge bezeichnet. Meist sind die Hochflächen an den Rändern etwas aufgebogen, und hier steigen höhere Gipfel empor. Westlich vom Salzach-Quertale umgibt ein ganzer Kranz solcher Felsenplateaus den (noch zu Bayern gehörigen) Königssee; am Südende das Steinerne Meer und die Übergossene Alp (Hochkönig 2900 in), im N. der sagenberühmte Untersberg bei Salzburg. Die ausgedehntesten Gebirgsmassen liegen östlich von der Salzach im seenreichen Salzkammergute: das Tännengebirge (2400 na), das Tote Gebirge (2500 na) und vor allem das Dachstein gebirge (nahezu 3000 in, zweithöchster Gipfel der nördlichen Kalkalpen). Die nördlichen Gruppen sind kleiner und liegen unter 2000 rn. Östlich vom Ennstale setzt sich im S. diese Plateaubildung fort; die ausgedehnteste Masse ist der Hochschwab (2300 in), die östlichste der Wiener Schneeberg, noch immer 2100 in hoch. Im N. begleiten sie sanfte, niedere, waldige Sandsteinhöhen, zu denen auch der Wiener Wald gehört (höchster Gipfel nur mehr 900 in). Im O. brechen die österreichischen Alpen an der Wiener Ebene plötzlich und fast geradlinig ab. Z 40. Die südlichen Kalkalpen teilt Österreich mit Italien. Die Grenze verläuft auch hier in mehreren Bogen. Das Etschtal mit Ausnahme seines untersten schmalen Teiles (Veroneser Klause) und die Nebentäler sind österreichisch. Aber auch von den übrigen Tälern, die nach S. ziehen, besitzt Österreich größere oder kleinere Teile ihres Ober¬ laufes, so vom Chiese, Mincio, von der Brenta, dagegen wenig vom Piave (nur Ampezzo) und noch weniger vom Tagliamento, den Jsonzo aber wieder ganz. Die Ursache dieses anscheinend seltsamen Grenzverlaufes liegt darin, daß die Wasserscheide in den südlichen Kalkalpen nicht immer an Bergketten gebunden ist, sondern häufig in die Täler herabsteigt, die dann nach entgegengesetzten Seiten entwässert werden. Durch solche lange fortlaufende Tiefenlinien wird das Gebirge in einzelne größere 16* 244 und kleinere Gruppen aufgelöst. In bezug auf Mannigfaltigkeit und Höhe übertreffen die südlichen Kalkalpeu die nördlichen beträchtlich. Z 41. Die Etschalpen füllen den Raum zwischen den kristallinischen Stöcken des Ortler und des Adamellv und dem Etschtale aus. Die Zer¬ spaltung des Gebirges in Gruppen ist hier besonders auffällig; die Brentagruppe, iu der Mitte gelegen, ist die höchste (3200 in). Zwischen dem Etsch- und dem Piavetale breitet sich das Südtiroler Hochland aus. Der höchste Gebirgsstock, die Marmolata (3400in), bildet den hydrographischen Knotenpunkt, von dem nach allen Seiten Täler aus¬ gehen; auf tirolischer Seite ist das längste Tal das des Etschnebenflusses Avisio, das in seinem Verlaufe verschiedene Namen führt. Südlich davon erhebt sich das Granitgebirge der Cima d'Asta (2800 in). Daran lehnt sich das Porphyrplateaui von Bozen, welches das Etschtal bis über Bozen hinauf wie ein breiter Halbrahmen umzieht. Nur vom Tale aus gesehen erscheint es wie eine Aufeinanderfolge von Hügelzügen, aber von einem Höhenpunkt aus betrachtet macht es ganz den Eindruck einer weiten, welligen, waldbedeckten Hochfläche, über deren Ostrand sich die bleichen Kalkmassen der Dolomiten erheben. Diese Dolomiten, von denen außer der Marmolata noch mehrere 3000 in übersteigen, nehmen den ganzen nordöstlichen Raum des Südtiroler Hochlandes ein und bilden seinen hauptsächlichsten Reiz. Das Charakteristische dieser Landschaft besteht darin, daß sich die Dolomiten inselartig zwischen Bergen und weiten Talslächen erheben, die aus anderem Gestein bestehen und durch ihre sanften Formen, ihre Wälder und das saftige Grün ihrer Wiesen und Weiden einen eigentümlichen Kontrast zu den kahlen, öden, wildzerrissenen weißen Kalksteinmaueru bilden. 8 42. Östlich vom Kreuzbergsattel werden die Alpen etwas nie¬ driger und nehmen eine andere Form an. Die Karnischen Alpen (bis 2800 in hoch) bilden eine fortlaufende Kette, die nach S. die Quellbäche des Tagliamento entsendet, während sie im N. von dem Längstale der Gail begleitet wird. Hier fällt auch die politische Grenze mit der Wasser¬ scheide zusammen. Im N. zwischen Gail und Dran erheben sich die Gail¬ taler Alpen (ebenfalls bis 2800 in hoch). Jenseits des Durchbruchstales bei Tarvis setzen sich die Karnischen Alpen in der Kette der Karawanken (bis 2200 in) zwischen dem Drau- und Savetale fort. Etwas höher ist die Parallelkette der Steiner Alpen (2600 in) südlich vom Lüngstale der Sann. Wie die Mur biegt die Sanu scharf nach S. um und mündet in die Save. Porphyr ist ein vulkanisches Gestein. 245 Wichtig ist die zusammenhängende Tiefensurche im S. der Karelischen Alpen, in der die Save nach O., die Fella nach W. (zum Tagliamento) fließt, während die Mitte ihre Gewässer zur Drau entsendet. In diesem Tale liegen also zwei Wasserscheiden, bei Ratschach und bei Saifnitz, beide nur 800 m über dem Meere. Südlich von dieser Tiefenfurche erheben sich die Jnlischen Alpen mit 8-förmig gekrümmtem Kamme; an der einen Krümmung erhebt sich der Triglav (Triglau — Dreikopf), der letzte Hochgipfel der Alpen (2900m). Die Krümmungen füllen Kalkplateaus aus, in die die Quelltüler der Save (Wocheiner Arm) und des Jsonzo eingesenkt sind. Sie bilden den Übergang von den Alpen zu den Hochflächen des Karst; hier vollzieht sich schon die Umbiegung in die südöstliche Streichrichtung, die von nun an bis in die Balkanhalbinsel hinein die herrschende bleibt. Z 43. Von den österreichischen Alpenländern kann sich nur Tirol durch die gewaltige Entwickelung seiner Schneeberge der Schweiz an die Seite stellen, ja es übertrifft sie sogar durch die eigenartige Kühnheit seiner Dolomiten. Aber nicht nur die absoluten Höhen sind in der Schweiz größer als in Tirol, sondern auch die relativen. Die Talsohlen liegen dort nicht so hoch als in der Regel in den österreichischen Alpen, und daher erscheinen dort die Schneeriesen noch imposanter. Was aber die Schweizer Alpen vor den östlichen besonders anszeichnet, sind die zahlreichen Seen. Unsere Alpen sind verhältnismäßig seearm, zwar nicht arm an den kleinen Hoch¬ seen meist in Höhen von über l500m, von denen sie ein Paar Tausend besitzen, wohl aber arm au größeren Talseen. Vereinzelt kommen solche in Tirol vor, in größeren Gruppen aber nur im mittleren Kärnten und im Salzkammergut, das sich in dieser Beziehung allein mit der zentralen Schweiz messen darf. ß 44. Die Höheugürtel der Schweiz (wiederhole Z 2 der III. Abtei¬ lung) kehren in den österreichischen Alpen in gleicher Weise wieder, nur sind die Höhengreuzen nicht überall die gleichen; und wie die Schneegrenze, so liegt auch die Wald grenze^ in den kristallinischen Alpen höher als in den Kalkalpen, und in den Tiroler Alpen höher als in den östlichen. Das¬ selbe ist auch mit den Grenzen der Kulturrcgion der Fall, nur daß diese im warmen Südtirol am höchsten steigen. 246 Der Ackerbau ist nicht bloß durch das Klima, d. h. durch die Höhe, beschränkt, sondern auch durch außergewöhnliche Naturereignisse, wie sie nur in Hochgebirgsländern aufzutreten Pflegen und fruchtbare Gegenden oft dauernd verwüsten. Es sind dies Bergrutsche, Muren und Lawinen, die durch die Abholzung einer Gegend außerordentlich gefördert werden. Gewaltige Schuttmassen, die sich hoch oben in den Bergen seit Jahrtausenden angesammelt haben, geraten bei Erdbeben oder wenn ihre tonige Unter¬ lage erweicht wird, ins Rutschen und fahren zu Tal; manchmal stürzt auch ein Teil des Berges selbst ein, und gewaltige Felsmassen gelangen oft bis ins Tal. Andauernder Regen und plötzliche Schneeschmelze schwellen die kleinsten Wasseradern zu Wildbächen an, die alles mit sich fort¬ reißen und sich dadurch häufig in Schlamm- oder Schuttströme (Muren) verwandeln? Lawinen sind eine regelmäßige Erscheinung bei Beginn der wärmeren Jahreszeit, aber auch sie können manchmal verheerend wirken. 8 45. Mit Ausnahme einiger sehr begünstigter Gegenden (besonders Südtirol) reicht der Getreidebau, der hauptsächlich Roggen liefert, kaum für das eigene Bedürfnis aus, Weinbau ist in den eigentlichen Alpen¬ ländern auf Südtirol und auf einige Gegenden am Ostrande beschränkt. Der Hauptreichtum der Älpler liegt in seinen herrlichen Weiden und im Walde. Daher blüht die Viehzucht, besonders die Rinderzucht. Holz ist der wichtigste Ausfuhrartikel; es wird zum Teile auf den flößbaren Flüssen nach den benachbarten waldärmeren Ebenen, besonders nach Ober¬ italien geschafft und geht von Triest aus auch über die See. Sägemühlen finden sich überall, denn man hat ja Überfluß an Wasser, das die billigste Triebkraft ist; in vielen Gegenden wird das Holz auch zu Schnitzereien verwendet. Z 46. Die Alpen bieten auch Mctallschätze. Früher suchte man hier besonders nach Gold und Silber, aber die Ausbeute erwies sich nur kurze Zeit als lohnend. Jetzt sind Eisen, Blei und Quecksilber die wichtigsten Metallerzeugnisse der Alpenländer; die Verarbeitung des Eisens, teils fabriksmäßig, teils durch Hausindustrie, beschäftigt einen ansehn¬ lichen Teil der Alpenbewohner. Dies ist der einzige Industriezweig, der in größerem Maßstabe betrieben wird; denn eine größere Entwickelung der Industrie hindert der Mangel an Kohle (Braunkohle in mächtigeren Lagern nur am Nord- und Ostrande der Alpen). Die Nordalpen bergen drei großartige Salzlagerstätten: im Salzkammergut, den Salzstock von Hallein (der sich auf bayrischem Gebiete nach Berchtesgaden fortsetzt) und den Haller Salzberg in Tirol. " Die Bedeckung fruchtbarer Flächen oder menschlicher Wohnsitze durch Schutt und Schlamm nennt man Vermurung. 247 Z 47. Was die Alpen vor anderen Hochgebirgen besonders aus¬ zeichnet, ist der Umstand, daß sie dem Verkehre verhältnismäßig wenig Schwierigkeiten bieten. Mit Ausnahme der Hohen Tauern gelangt man überall auf fahrbaren Übergängen von der einen Seite der Alpen auf die andere. Auch fünf große Eisenbahnlinien (drei Quer- und zwei Längslinien) durchschneiden jetzt die Alpen. Die älteste derselben, die Semmering¬ bahn (Wien-Triest), bewegt sich nur von Gloggnitz bis Graz innerhalb der Alpen, wo sie die Wasserscheide (Semmering) mit zahlreichen Tunnels in nahezu 1000 in Höhe übersetzt, von Graz bis Cilli aber am Rande der Alpen, und überschreitet endlich den Karst, um iu drei Armen das Meer bei Triest, Pola und Fiume zu erreichen. Die bequemste und kürzeste Querbahn ist die Brenn erb ahn (Kufstein-Ala), weil sie den Kamm der Alpen nur einmal zu überschreiten braucht. Am ungünstigsten liegen die Ver¬ hältnisse bei der Rudolfsbahn (St.Valentin-Udine), die durch das Ennstal in die Alpen eindringt, dann aber dreimal, allerdings an niederen Stellen (Schoberpaß, Neumarkter Sattel und Saifnitzer Paß), die Wasserscheiden übersteigen muß, um ins Mur-, dann ins Drau-, endlich ins Fellatal zu gelangen, und dadurch natürlich zu großen Umwegen gezwungen wird. Diese drei Querlinien, zu denen sich noch als Nebenarme die Bahnen einerseits durch das Salzkammergut und Salzachtal, anderseits vom Murtal über den Obdächer Sattel in das Lavanttal und nach Cilli gesellen, werden durch zwei Läugslinien entlang der Grenzen der kristallinischen Alpen (s. Z 34) miteinander verbunden. Die nördliche Linie, Wien-Bregenz, hatte nur ein großes Hindernis zu überwinden: den Arlberg (1800 in), den ein 10 üin langer Tunnel durchbricht. Mit der zweiten oder Drau-Linie (Marburg-Franzensfeste) verbindet sich die Save-Linie in Villach. Z 48. Die ursprüngliche Bevölkerung der östlichen Alpen war keltisch, die der Tiroler Alpen rätisch; sie wurde von den Römern unterworfen und romanisiert, ihre letzten Spuren sind in den Ladinern einiger Täler der Tiroler Dolomiten erhalten. In den ersten Zeiten des Mittelalters erfolgte die Einwanderung der Deutschen, und zwar des bayrischen Stammes (nur in Vorarlberg Alemannen), der die ältere Bevölkerung teils völlig verdrängte, teils germanisierte. Im 6. Jahrhunderte kamen die Slowenen, die einst im N. und W. über ihre heutigen Grenzen hinausgedrungen waren, aber von den Deutschen wieder zurück¬ gedrängt wurden. Jetzt bewohnen sie den ganzen Südosten bis über die Drau hinaus und westlich bis zum 31. Längengrade (Ferro). Die süd¬ lichen Randgegenden sind italienisch. Der Zahl nach sind die Deutschen weitaus vorherrschend. Gemeinsam ist allen Alpenbewohnern (mit wenigen Ausnahmen) die katholische Religion. 248 Wie alle Gebirgsländer (Griechenland, Süddeutschland, Schweiz), waren auch die österreichischen Alpen in früherer Zeit in zahlreiche kleine politische Gebiete zersplittert. Die Einigung ging von der Ostmark (Österreich) aus, die zuerst um 800, dann 955 als deutsches Bollwerk gegen die räuberischen Völker der ungarischen Ebenen gegründet und zuerst von den Babenbergern beherrscht wurde, denen (seit 1282) die Habsburger folgten. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren mit geringfügigen Ausnahmen die Alpenländer politisch geeint. Ihrer natürlichen Beschaffenheit nach kann man die Alpenländer teilen in: Die nördlichen Randländer (Österreich). K 49. Die Erzherzogtümer Österreich bestehen ans drei Zonen: 1.) den nördlichen Kalk- (und Sandstein-) Alpen, 2.) dem voralpinen Hügcllande mit dem Donautale, 3.) Teilen des böhmischen Massivs. Den Hauptteil bildet das alpine Vorland mit der Donau, das sich als Fortsetzung der oberdeutschen Hochebene mit allmählicher Zuspitzung bis Klosterneuburg erstreckt. Salzburg am SW.-Ende liegt 400 m, Passau am NW.-Eude 300 in, die Donau-Ebene bei Wien am Ostende 150 na über dem Meere; das Vorland senkt sich also allmählich, wie auch der Lauf der Flüsse anzeigt, zur Donau. Die Flußtäler sind breit; dazwischen erhebt sich flachwelliges Hügelland; nur der Hausruck, der Kohlenlager birgt, erhebt sich bis 800 in und hat das Ansehen eines Gebirges. Die Donau fließt nur streckenweise am Rande des Vorlandes, während sie an anderen Stellen in engen Tälern das böhmische Massiv und die Ausläufer der Alpen durchbricht. Daraus entsteht ein wiederholter Wechsel von romantischen Talengen, die aber der Schiffahrt manche Schwierigkeiten boten (Greiner Strudel), und weiten, fruchtbaren Talbecken, die nach O. 249 zu immer ausgedehnter werden: das Linzer, Tullner und Wiener Becken. Zwischen den beiden letzteren durchbricht die Donau den Wiener Wald und unterhalb des Wiener Beckens die Kleinen Karpathen. Während die Alpen vorzugsweise Wald sind, ist das Vorland vor¬ zugsweise Ackerland. Es ist die Kornkammer sür einen großen Teil der Alpen. Auch die Viehzucht blüht, die Industrie ist dagegen ans einige Städte beschränkt. Die Lebensader ist die Donau, die von jeher den Ver¬ kehr zwischen Mitteleuropa und dem Oriente vermittelt hat. Die breite Ein¬ senkung zwischen den Alpen und Böhmen ist die natürliche Heerstraße nach dem Osten (Elisabeth-Westbahn, kürzeste Verbindung Wien-Paris). Die Bevölkerung ist durchaus deutsch. 8 50. Die wichtigste Landschaft Niederösterreichs ist die drei¬ eckige Ebene des Wiener Beckens, das zwischen dem Steilabbruche der Kalkalpen und den Ausläufern der kristallinischen Alpen eingesenkt ist. Am Austritte der Donau aus der Enge von Klosterneuburg, über die sich der Leopoldsberg erhebt, liegt Wien, Österreichs Haupt- und Residenz¬ stadt, seine vornehmste Industrie- und Handelsstadt sowie der Mittelpunkt seines geistigen Lebens. Keine andere Stadt der Monarchie ist schon durch die Natur so sehr zur Haupt¬ stadt bestimmt, als gerade Wien, denn 1.) liegt es in der Ebene, wo die drei großen Gebirgssysteme Österreichs Zusammentreffen, ohne sich zu berühren; 2.) beginnt die Donau oberhalb Wien, nachdem sie zum letztenmal eine enge und längere Felsengasse passiert hat, sich auszubreiten und, nicht mehr gehemmt durch zu raschen Lauf, durch Wasserwirbel und andere Umstände, großartige Verhältnisse für Schiffahrt und Verkehr zu entwickeln, infolgedessen Wien der Zentralpunkt des Verkehrs zwischen dem oberen und mittleren Donaugebiete geworden ist; 3.) eröffnet das Marchfeld und das Marchtal die einzige Verbindungsstraße von der Donau zum Weichsel-, Oder- und Elbegebiete; 4.) liegt Wien an demjenigen Punkte der Donau, der dem nördlichsten Punkte des Adriatischen Meeres am nächsten liegt, und gerade hier sind die Alpen so niedrig, daß sie leicht überschritten werden können (Semmeringbahn). Wien ist daher auch der Zentralplatz des Verkehrs zwischen dem östlichen Deutschland und dem Adriatischen Meere. Wien ist wie Paris und London stetig von innen heraus gewachsen. Die Stadt besteht: 1.) aus der inneren Stadt, in deren Mittelpunkte der altehrwürdige gotische St. Stephausdom (mit seinem 138m hohen Turme) steht. Von hier aus führt der Weg über den Graben, den Zentralplatz des Geschäftslebens, zur kaiserlichen Burg, deren äußeren Platz die Reiterstatuen der beiden größten österreichischen Feldherren, des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl, schmücken; 2.) aus der Ringstraße, einer von Palästen und palastähnlichen Zinshäusern, Park- und Gartenanlagen umschlossenen Prachtstraße nach Art der Pariser Boulevards, die an der Stelle der alten Befestigungs¬ anlagen ringförmig die innere Stadt umgibt; 3.) aus den Vorstädten, die, durch die Ringstraße von der inneren Stadt getrennt, diese im Kreise umgeben. Im N. der Stadt breitet sich der Prater, der Vergnügungsort der Wiener, aus, mit schattigen Alleen, Parks und Wäldchen. (Der Palast für die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873.1 250 Die Bedeutung Wiens als Handelsstadt ergibt sich aus dem oben An¬ geführten. Die meisten Industriezweige Österreichs sind hier vertreten, aber unter allen Erzeugnissen ragen besonders die Seidenfabrikate, Schals und Teppiche und die Gold- und Silberwaren hervor. In der Maschinenfabrikation wird Wien und seine Umgebung von keiner anderen Gegend in Österreich übertroffen. Das geistige Leben wird durch zahlreiche wissenschaftliche (Universität, technische Hochschule) und Kunst¬ anstalten gefördert, besonders eifrig wird Mnsik gepflegt. — In der Nähe von Wien die kaiserlichen Lustschlösser Schönbrunn und Laxenburg. Auf der nördlichen Donau-Ebene, dem Marchfelde, liegen eine Reihe größerer Ortschaften (Floridsdorf u. a.), die die Millionenstadt Wien mit verschiedenen Produkten des Acker- und Gartenbaues versorgen. Viele Schlachten sind hier um das Schicksal Wiens geschlagen worden. Südlich von der Donan finden wir eine große Zahl von Jndustrieorten. Schwechat ist eine der größten Bierbrauereien der Monarchie; Hain¬ burg an der ungarischen Grenze hat eine Tabakfabrik. In der Nähe befand sich in gleich günstiger geographischer Lage, wie die Wiens, die große Römerstadt Carnuntum, die Vindobona (das römische Wien) an Bedeutung weit überragt hat. Längs des Steilabfalles der Kalkalpen wächst ausgezeichneter Wein (Vöslau); die Hauptorte sind hier Mödling und Baden, das seinen Namen von den berühmten Schwefelthermen führt. Der Hauptort des südlichen Wiener Beckens, das sich hier mit breiter Einsenknng nach Ungarn öffnet, ist Wiener-Neustadt, ebenso industriell, wie das südlicher gelegene Neunkirchen. Im Tullner Becken liegen mit Ausnahme von Tulln die größeren Orte am Rande: Korneuburg am Ost-, Krems am Westende, letzteres durch seine ausgedehnte Senfkultur bekannt. Im oberen Donautale erhebt sich auf einem Felsen die Benediktinerabtei Melk, eine der ehrwürdigsten alten Kulturstätten Österreichs. Der Hauptort des Vorlandes ist die Bischofsstadt St. Pölten. Die Alpen sind dünn bevölkert und ohne namhafte Orte; bei Scheibbs und Waidhofen an der Mbs beginnt die Zone der Eisenindustrie, die den Höhepunkt ihrer Entwickelung aber erst auf oberösterreichischem Boden, in Steyr, erreicht (besonders Waffen). Das außeralpine Niederösterreich im N. der Donau ist ein frucht¬ bares, welliges Land und im NW. Weingebiet (Retz), wie das benach¬ barte Mähren. Der Westen gehört noch zum böhmischen Massiv, das hier die Kamp mit scharfer Kniebiegung durchschneidet; der Mannharts¬ berg (540 m) ist sein östlichster Vorposten. Aus der Osthälfte erheben sich vereinzelte Berge (Leißerberg 500 m), Bruchstücke der einstigen Alpen¬ fortsetzung (s. H 28). Die Bevölkerung ist verhältnismäßig dünn, und kein Ort erreicht 5000 Einwohner. Oberhollabrunn und Horn sind die bedeutendsten. 251 8 51. Der natürliche Mittelpunkt Oberösterreichs ist das Doiiau- becken von Linz, wo die Bahnen ans Böhmen (von Budweis) und Salz¬ burg (in der Einsenkung zwischen den Alpen und dem Hausrnck) sowie die Traunstraße aus dem Salzkammergute zusammentreffen. In der Nähe der Jndustrieort Kleinmünchen. Das wasserreiche Granitplateau im Norden (Mühlviertel) mit Freistadt an der Straße nach Böhmen ist noch dünner bevölkert als das außeralpine Niederösterreich; Leinenweberei bildet die Hauptbeschäftignng. Der Hauptort des reichbebauten, von einem behäbigen Bauernvolke bewohnten Vorlandes ist Wels an der Traun; südöstlich davon tue berühmte Abtei Kremsmünster, der Badeort Hall mit Jodquellen, endlich an der Enns die schon genannte wichtigste Industriestadt des Landes: Steyr, knapp am Rande der Alpen. Jenseits des Hausrucks fließen die Flüsse zum Inn (daher Innviertel genannt); Ried ist hier der Hauptort. Das alpine Flußgebiet der Traun heißt das Salzkammergut, das heutzutage mehr durch seine Naturschönheiten als durch seinen Salz¬ reichtum (Sudsalz) bekannt ist. Kurz vor dem Austritte aus den Alpen durchströmt die Traun den Gmundener See, benannt nach dem Haupt¬ orte des Salzkammergutes, Gmunden. In der Mitte des Tales liegt Ischl, gewöhnlicher Sommeraufenthaltsort des Kaisers und der Wiener Welt. Durch ein Seitental gelangt man von hier nach dem Schafberge (1800m), dem -österreichischen Rigi», an dessen Fuße sich drei herrliche Seen: der St. Wolfgang-, Atter- und Mondsee, ausbreiten. Der obere Traunsee, der Hallstätter, ist bereits eingebettet in die ernste Hochgebirgswelt des Dachsteins; das Quellgebiet mit ein paar kleineren Seen im Toten Gebirge und dem beliebten Sommeraufenthaltsorte Aussee gehört zur Steiermark. Städtetcifel. Die eigentlichen Alpenländer. 8 52. Tirol besteht im wesentlichen aus zwei Haupttälern: dem Inn- und dem Etschtale, die sich nach entgegengesetzten Seiten öffnen, aber miteinander auf das engste durch zwei Tiefenlinien verbunden sind, welche die kristallinischen Alpen quer durchschneideu. Die Wasserscheide erniedrigt 252 sich im Reschenscheideck (Etsch-Ursprung) ans 1500 m, im Brenner ans 1400 m. Vom Brennersattel fließt die Sill zum Inn, der Eisack zur Etsch. In Nordtirol konzentriert sich die durchaus deutsche Bevölkerung hauptsächlich im breiten und fruchtbaren Jnntale, wo auch Getreidebau in größerem Maßstabe betrieben werden kann, während sonst überall die Viehzucht vorherrscht. Die Haupstadt Innsbruck liegt am Ausgange der Brennerstraße, die hier ihre kürzeste Fortsetzung über den Seefelder Sattel findet. Innsbruck liegt herrlich am Fuße der gewaltigen Solsteiukette und ist die rührigste und schmuckste aller iuueralpincn Städte; ihre Bauart erinnert schon an die Verbindung mit Italien. Die Hof- oder Franziskauerkirche enthält das Grabmal Max I. und des tirolischen Banernheldeu Andreas Hofer, sowie zahlreiche Statuen von Fürsten und fürstlichen Franen, meist aus dem Hause Habsburg. In der Umgebung der Stadt die Martinswand, bekannt durch das Jagdabenteuer des Kaisers Max I., der Berg Jsel, berühmt durch die blutigen Kämpfe zwischen den Tirolern und den Franzosen, und das Schloß Ambras. Innsbruck besitzt auch eine Universität. Unterhalb Innsbruck liegt Hall mit Salzbergwerk, Schwaz, einst mit berühmtem Bergbau, und Kufstein, früher Festung, die den Eingang ins Jnntal bewachte. Im viel rauheren Oberinntal ist Imst an der Fernstraße der Hauptort. Von den Nebentälern sind das Zillertal mit seiner sangesfrohen Bevölkerung, das Sill- mit dem Stnbaital, wo, wie auch im Unterinntale, noch Eisenindustrie betrieben wird, und das Ötztal die wichtigsten Zugangsstraßen zur Gletscherwelt. Vent und Gnrgl im Ötztale sind die höchstgelegenen Dörfer der Monarchie (1900 m). Die Täler nördlich vom Inn sind mit Ausnahme des Lechtales (Hauptort Reutte) wenig entwickelt und zum Teile fast ganz unbewohnt. Östlich vom Inn durchquert die Große Achefi die in dem Chiemsee mündet, die ganze eigentümlich zerschnittene Gebirgszone. Die einzige Stadt des Achetales ist Kitzbühel. Südtirol hat in den beiden von Deutschen bewohnten Längstäleru, im Vintschgau (Etschtal) und im Pustertale, noch ganz den rauhen nord¬ tirolischen Charakter. Das Pustertal umfaßt die entgegengesetzten Täler der Rienz (Nebenfluß des Eisack) und der Drau, die ohne merkliche Wasser¬ scheide ineinander übergehen; Bruneck und Lienz liegen an den Mün¬ dungen der beiden größten Tauerntäler. Erst unterhalb der Franzens¬ feste am Zusammenstöße der Pustertaler und der Brennerbahn, wo sich das Eisacktal bei der Bischofsstadt Brixen erweitert, beginnt das eigentliche i Ach, Ache oder Aa (vergl. Aar in der Schweiz) altdeutsche Bezeichnung für Fluß; auch im Worte Bach enthalten. 253 Südtirol, in das italienische Wärme und italienisches Volkstum durch das weit geöffnete Etschtal und die anderen nach S. gehenden Täler bis in das Herz der Alpen hineinströmt. Nur das Quertal der Etsch selbst ist bis Salurn noch deutsch, die Seitentäler sind aber alle italienisch, die Dolo¬ miten zum größten Teile la binisch. Dieses eigentliche Südtirol ist vermöge seiner Lage der weitaus fruchtbarste Teil der Ostalpen mit ausgedehntem Acker-, Wein- und Obstbau, ja stellenweise, wo Schutz gegen die rauhen Nordwinde geboten ist, mit ganz südländischer Vegetation. Solch eine Gegend ist Meran an der Mündung des Passeiertales, der Heimat des Andreas Hofer; der milde Winter macht es zu einem der besuchtesten Kurorte für Lungenkranke. Das benachbarte Schloß Tirol hat dem Lande den Namen gegeben. Bozen an der Eisackmündung, der Hauptort des deutschen Südtirols, ist durch seine Lage am Zusammenstöße zweier be¬ deutenden Täler eine wichtige Handelsstadt geworden; die Bewohner der Umgebung beschäftigen sich nicht nur mit Weinbau, sondern auch mit der Kultur edlen Tafelobstes, das weithin verschickt wird. Trient, die Haupt¬ stadt Welschtirols, liegt an einer zu Straßenanlagen benützten, das Etschtal kreuzenden Einsenkung; neben dem Weinbau blüht hier auch die Kultur des Maulbeerbaumes, und die darauf sich gründende Seidenindustrie hat ihren Sitz besonders in Roveredo und Ala. Die Dolomiten haben mit Ausnahme des Avisiotales nur kurze Täler ohne bedeutende Ortschaften; unter ihnen hat das Grödener Tal durch seine Schnitzereien Weltruf erlangt. Das breiteste Tal des süd¬ östlichen Tirols ist die Val Sugana mit doppelseitigem Abflüsse zur Etsch und durch die Brenta nach O.; die Umgebung von Levico hat heil¬ kräftige Mineralquellen. Im westlichen Gebirge umfließt der Noce (notsche), in der Einsenkung zwischen dem Ortler und dem Adamello entsprin¬ gend, in spitzem Bogen die Brentagruppe (Val di Non); die Südhälfte durchkreuzt ein schachbrettförmiges System von nordöstlichen Talfurchen mit west-östlichen Verbindungstälern, das unter dem Namen Judicarien zusammengefaßt wird. Die Hauptflüsse sind der Chiese und die Sarca (Mincio); die letztere durchströmt den Gardasee, von dem das Nordende noch zu Tirol gehört. Hier, in der Umgebung von Riva und Arco, finden wir die südländische Vegetation der italienischen Randseen mit ihren Olivenwäldern schon in voller Entfaltung. ß 53. Vorarlberg, das Ländchen westlich vom Arlberg, unter¬ steht zwar der Statthalterei in Innsbruck, ist aber sonst eine selbständige Provinz. Es ist ein eigentümliches Grenzgebiet, der Natur nach mehr zur benachbarten Schweiz gehörig, der es auch durch sein alemallnisches Volkstum verwandt ist, jetzt aber durch das eiserne Band der Arlberg- 254 bahn fester als je mit der Monarchie verknüpft. Der Hauptfluß der süd¬ lichen Hochalpen, die Jll, mündet in den Rhein, der des Bregenzer Waldes, die Ach, direkt in den Bodensee. Am bevölkertsten ist das breite Rheintal; hier liegen fast alle größeren Orte, in denen sich, ganz nach Schweizer Art, eine lebhafte Industrie (besonders Baumwolle) entwickelt hat. Dornbirn ist die größte dieser Industriestädte, der Bodenseehafen Bregenz die politische Hauptstadt. An der Arlbergstraße liegen Feld¬ kirch und Bludenz. Z 54. Salzburg, bis 1802 ein geistliches Fürstentum, umfaßt fast nur Hochgebirge und ist daher die am dünnsten bevölkerte Provinz Österreichs. Die Hauptstadt Salzburg liegt am Austritte der Salzach in die Ebene, aus der, ohne durch Vorberge gedeckt zu werden, mächtige Kalkkolosse (Untersberg rc.) austeigen. Darauf beruht der landschaftliche Reiz dieser auch durch ihre Bauten denkwürdigen alten Bischofsstadt. Ober¬ halb derselben das Salzbergwerk von Hallein. Das Quertal der Salzach ist meist eng, stellenweise schluchtenartig, breit dagegen der Pinzgauer Teil des Läugstales, aber wegen sumpfiger Beschaffenheit auch wenig bewohnt. Nach S. führen kurze Täler zum Tauerukamme; die Gastein enthält weltberühmte Thermen und, ebenso wie die benachbarte Rauris, noch im Gange befindliche Goldbergwerke, die aber weniger bedeutend sind als die Kupferbergwerke des Pongau (oberes Quertal der Salzach). Vom Salzachtale greift die Provinz auch auf die Quellgebiete der Enns und Mur über. Bei Zell am See erfährt der nördliche Talrand der Salzach eine völlige Unterbrechung, durch die man in das noch znm Pinzgau gerechnete Saalachtal gelangt. Viehzucht ist die wichtigste Einuahms- quelle aller dieser Tallandschaften. 8 55. Von allen eigentlichen Alpenländern ist Kärnten hydro¬ graphisch am einfachsten gestaltet, denn es hat nur ein en Hauptfluß, die Drau, die das Land der Länge nach durchfließt und die wichtigsten Quer- flüsse vom N. erhält, weil nur hier die Wasserscheide entfernter liegt. Trotzdem sind Ober- und Unterkärnten zwei wesentlich verschiedene Landes¬ teile. Oberkärnten ist Hochgebirgsland. Am geeignetsten zur Ansiedelung sind die Längstäler der Drau und der Gail, der Weißen- und der Millstätter See schmücken diese Südhälfte. Nach N. führen größere Quer¬ täler in die Gletscherwelt der Tauern: das Mölltal zum Großglockner und das an Wasserfällen überreiche Maltat al zum Ankogl. Die spär¬ liche, durchaus deutsche Bevölkerung lebt hauptsächlich von Viehzucht. Die einzige größere Stadt, Villach, liegt schon an der Grenze gegen Unter¬ kärnten und ist der Hauptort für beide Längstäler, zugleich Kreuzungs- 255 punkt der Drau- und Rudolssbahn (Handelsverkehr mit Italien). Bl e ib e rg bei Villach ist das wichtigste Bergwerk für Blei, wovon Kärnten unter allen Kronländern am meisten liefert. Unterkärnten ist Mittel- und Niedergebirge. Die Mitte nimmt das dreieckförmige Klagenfurter Becken zwischen Villach, Unterdranburg und dem Gurkknie (Gurk, Nebenfluß der Drau) ein, keine ununterbrochene Ebene, sondern übersät mit Berg- und Hügelzügen meist unter 1000 iu (Klagenfurt 450rn über dem Meere), dazwischen zwei große (Wörther und Ossiacher) und viele kleine Seen und das Ganze umspannt von einem 2000 m hohen Gebirgsrahmen. Dieses natürliche Zentrum des Landes war von jeher auch der politische Mittelpunkt. Hier lag im römischen Altertume die Hauptstadt Noricums, Virunum, hier erhoben einst die Kärntner ihre Herzoge auf den (noch vorhandenen) steinernen Herzogstuhl, hier lag die ursprüngliche Hauptstadt St. Veit und liegt die neue, Klagenfurts Im Becken sowohl wie im freundlichen Lavanttale (läfant) mit dem Hauptorte Wolfs berg und dem Kloster St. Paul kann Ackerbau mit Erfolg betrieben werden, daneben besitzt Unterkärnten auch viel Eisen (besonders am Erzberge bei Hüttenberg), das Veranlassung zu weitverbreiteter industrieller Tätigkeit gibt (unter anderen Herstellung von Waffen in der Umgebung von Ferlach südlich von Klagenfurt). Die Bevölkerung ist auch in Unterkärnten größtenteils deutsch, das Drautal unterhalb Villachs und die Karawanken sind aber schon slo¬ wenisch. H 56. Die Steiermark unterscheidet sich von den übrigen Alpen- ländcrn dadurch, daß sie nicht bloß Alpen, sondern auch einen großen Teil des pannonischen Hügellandes umfaßt, und nimmt auch durch Eisen- und Kohlenreichtum eine eigenartige Stellung ein. Der Hauptfluß ist die Mur, deren Talform sich iu der geknickten Gestalt des Landes widerspiegelt. Obersteier ist das eigentliche Alpenland, das Land der Viehzucht uud der Eisenindustrie und durchaus deutsch. Das obere Ennstal, das mit bequemem Übergänge ins Salzkammergut führt (daher Aussee ss. Z 51) noch steirisch), hat seine größte Weitung beim Benediktinerstifte Admont; dann folgt die steilwandige Schlucht des «Gesäuses» ? und die Nord¬ biegung. Im Nebentale der Salza, bei dem berühmten Wallfahrtsorte Maria Zell, beginnt die Zone der Eisenerze, zu der der Erzberg bei Eisenerz gehört, das größte Eisenbergwerk der Monarchie, das schon seit 2000 Jahren ausgebeutet wird. Auch hier verbindet jetzt eine Eisen- ' Nach dem Flüßchen Glan benannt. " Bon dem Bransen des Flusses. 256 bahn Enns- und Murtal, wo sie bei Leoben, dem Hauptorte des obersteirischen Eisenindustriebezirkes (des bedeutendsten der Monarchie) endet. In Leoben auch eine montanistische Lehranstalt. Oberhalb Leoben erweitert sich das Murtal zum Judenburger Braunkohlenbecken mit dem Hauptorte Knittelfeld. Die Hauptstadt der Steiermark, Graz, nach Wien die größte aller Alpenstädte, liegt schon am Rande der Alpen, wo die Mur aus engem Quertale in das Hügelland hinaustritt. Durch seine Universität und seine technische Hochschule ist Graz das geistige Zentrum der östlichen Alpenländer geworden; seine lebhaft aufblühende Industrie wird durch die benachbarten Braunkohlenlager von Köflach und Voitsberg, die weitaus bedeutendsten der Alpen, kräftig gefördert. Untersteier hat, mit Ausnahme des Quellgebietes der Sann, kein Hochgebirge mehr. Seine Talebenen und Hügelländer gestatten schon ausgedehnten Ackerbau; das wärmere Klima des Südens läßt Mais, Weizen und Wein trefflich gedeihen; der Körnervorrat ermöglicht große Geflügelzucht. Statt Eisen hat Untersteier ausgezeichnete Braunkohle, die an mehreren Orten bis über die krainische Grenze (Sagor) abgebaut wird. Zu beiden Seiten der Mur, die breite Talebenen durchfließt, breitet sich das pannouische Hügelland aus, niedere Höhenzüge (bis 500 in), im O. von der Raab und ihren parallelen Nebentälern durchzogen. Fürstenfeld ist hier der größte Ort; berühmter ist Gleichenberg wegen seines Kohlensäuerlings. Die Windischen^ Büheln lenken die Mur nach O. ab und scheiden sie von der Drau; jenseits dieses niederen Rückens beginnt das slowenische Untersteier. Marburg am Austritte der Drau ist der Hauptort der Untersteiermark, wohlhabend durch Weinbau, der zwischen Mur und Drau überall (besonders bei Pettau) blüht. Jenseits der Drau ist wieder alpines Mittelgebirge, der Hauptfluß ist die Sann, die in die Save fließt, der Hauptort Cilli am Sannknie. Viel benützt sind die Thermen von Tüffer und Römerbad und der Sauerbrunnen von Rohitsch. Stäötetafet'. ' Winden — Slowenen. 257 Die Rarskländrr. Z 57. Das Karstgebirge schließt sich zwar unmittelbar an die Julischen Alpen an, hat aber nicht mehr den Charakter eines Kettengebirges, sondern besteht aus breiten Plateaulandschaften mit südöstlicher Richtung, die stufenförmig nach SW. zu dem Adriatischen Meere abfallen und abwechselnd aus Kalk- und Flyschstreifen bestehen. Unter Flysch ver¬ steht man Sandsteine und schiefrige Gesteine, aus denen sich ein flach¬ hügeliges Land aufbaut. Von NO. und SW. unterscheiden wir: 1. ) Das innerkrainische Kalkplateau, das vom Jsonzo bis zum Krainer Schneeberg (1800 in) reicht und sich dann weiter nach der Balkanhalbinsel fortsetzt. Nach NO. senkt es sich allmählich gegen das Berg¬ land an der Save, nach SW. wird es begrenzt durch die Flyschstreifen des Wippach- (Nebenfluß des Jsonzo) und des Rekatales. 2. ) Der eigentliche Karst, ein Kalkplatean, das als Nordgrenze der istrischen Halbinsel von der Jsonzo-Ebene im N. des Triester Golfes bis zum Golf von Fiume zieht und noch regelmäßiger als die obere Stufe nach SO. an Höhe zunimmt (von 600 in im Triester Karste bis l 400 in im Monte Maggiore smadschöref). Südlich davon liegt (in der Fort¬ setzung des Triester Golfes) eine breite Flyschzone, in der die Haupt¬ flüsse Istriens, Quieto und Arsa, ihren Ursprung nehmen. 3. ) Das Jstrianer Kalkplateau bildet die unterste Stufe (höchste Erhebung 500 in auch hier im SO.), die sich, ohne ganz zu verflachen, allmählich zum Meere senkt, so daß die Küste noch überall den Charakter einer Steilküste trägt. Z 58. Alle reinen Kalkhochflächen haben die Eigentümlichkeit, daß sie das Oberflächenwasser durch Spalten in die Tiefe ziehen, und da Kalk im Wasser löslich ist, so entstehen unterirdische Hohlräume oder Grotten, in denen die aus den Wänden hervorsickernde Feuchtigkeit beim Abtropfen ihren Kalkgehalt in der Form von Tropfsteinen zurückläßt. So bleibt die Oberfläche der Kalkplateaus trocken, und das Wasser gräbt sich unter¬ irdische Wege, bis es an irgend einer Stelle gezwungen wird, an die Ober¬ fläche zu treten, als starke Quelle, ja häufig als schon schiffbarer Fluß. Wo die Decke der Grotten einstürzt, bilden sich auf der Oberfläche kesselartige Vertiefungen oder Dolinen; stürzt sie auf weite Strecken hin ein, so verwandelt sich das unterirdische Talstück in ein oberirdisches Poljest das nach oben und unten abgeschlossen ist. Die Karsttäler bestehen also > — Feld, bosnischer Ausdruck für abgeschlossene Karsttäler. Supan, Geographie. 11. Aufl. 17 258 ans ober- und unterirdischen Stücken, d. h. aus Poljen uud Grotten. Das gilt aber nur für das Kalk-, nicht für das Flyschlaud, das gewöhnlich offene Täler besitzt. H 59. Krain, die eigentliche Heimat des slowenischen Volks¬ stammes, ist zu einem Drittel Alpen- und zu zwei Dritteln Karstland. Der Hauptfluß, die Save, durchzieht ein schönes Alpental zwischen den Kara¬ wanken und den Julischen Alpen, das sich bei Krainburg zum großen Laibacher Becken erweitert; das südliche Drittel dieser größten inner¬ alpinen Ebene, die einst ein See war, ist noch Moor. Das obere Savetal und das Laibacher Becken faßt man unter dem Namen Oberkrain zu¬ sammen; es ist der fruchtbarste Teil des Landes (u. a. viel Buchweizen) und besitzt auch Eisenerze, die in Hüttenwerken und durch Hausindustrie verarbeitet werden. Die Hauptstadt Laibach liegt im Zentrum der Ebene zwischen Alpen- und Karstland. Bald unterhalb Laibach tritt die Save wieder in ein enges Tal und bildet die Grenze gegen die Steiermark. Das niedere Bergland im SW. der Save und die sich daran schließenden Karsthochflächen im SO. von Laibach nennt man Untcrkrain, dessen begünstigster Teil die weite, zur Save sich öffnende Gurkebene ist. Hier nimmt der Weinbau schon größere Flächen ein, während das Karstplateau zu hoch und zu rauh dazu ist. Rudolfs wert ist der Hauptort. Bei Gottschee hat sich seit dem frühen Mittelalter eine deutsche Niederlassung erhalten. Jnnerkrain umfaßt die oberste Stufe des Karstgebirges, die zugleich die Wasserscheide zwischen der Save (Donau) und dem Adriatischen Meere bildet. Die Hochflächen sind unbewohnt, aber zum großen Teile noch bewaldet, die Bevölkerung drängt sich in den Poljen und offenen Tälern zusammen. Der Hauptzufluß der Save ist die Laibach, die als Poik das Polje von Adelsberg durchfließt, dann in die berühmte Adelsberger Tropfsteingrotte eintritt, die als größte Europas gilt, bei Planina wieder zutage kommt und als Unz ein zweites Polje durchfließt, hierauf abermals verschwindet und am Rande des Laibacher Beckens als schiffbare Laibach hervortritt. Unterirdischen Zufluß erhält sie vom Zirknitzer Polje, das sich in regenreichen Zeiten mit einem See bedeckt, der dann durch Sauglöcher wieder in den Boden verschwindet. Die offenen Täler Jnnerkrains gehören zum adriatischen Gebiete; die wichtigsten sind die der beiden Nebenflüsse des Jsonzo: das Jdriatal, das bei dem Hauptorte Jdria das größte Quecksilberbergwerk der Monarchie (nach Almaden, s. S. 130, das größte Europas) enthält, und das wein¬ reiche Wippachtal mit südländischem Klima. 259 Z 60. Küstenland ist die gemeinsame Bezeichnung für die ge¬ fürstete Grafschaft Görz nnd Gradišča, die Markgrafschaft Istrien und die Stadt Triest mit ihrem Gebiete. Sie bilden zusammen ein Verwaltungs¬ gebiet, das dem Statthalter von Triest untersteht, sind aber anderseits wieder politisch getrennt, indem Görz und Istrien ihre eigenen Landtage haben und der Stadtrat von Triest ebenfalls die Stelle eines Land¬ tages vertritt. Görz ist das Jsonzoland. Das obere Jsonzotal ist in die Jütischen Alpen eingesenkt, das mittlere umgeht die oberste Karststufe, der Unterlauf gehört der oberitalienischen Ebene an. Mit dem Eintritte in diese verändern sich Klima, Vegetation und Volkstum. Während die rauhen Gebirgs¬ gegenden eine spärliche slowenische Bevölkerung besitzen, ist die warme, fruchtbare Ebene vorwiegend friaulisch. Die Friauler sind ein den Ladinern verwandter romanischer Volksrest, dessen Sprache aber immer mehr von der italienischen verdrängt wird. Neben Mais-und Weizen¬ finden wir auch schon Reisbau, namentlich an der sumpfigen Lagunenküste, der Wein gedeiht vortrefflich, und Seidenzucht wird lebhaft betrieben. Die größeren Orte liegen am Rande von Ebene und Gebirge oder in seiner Nähe, so die Hauptstadt Görz, Cormons und Monfalcone. Das kleine Dors Aquileia war zur Römerzeit die wichtigste Seestadt am Nordende des Adriatischen Meeres, bis es den Hunnen zum Opfer fiel und ihre Bewohner Venedig gründeten. Z 61. In den eigentlichen Karst teilen sich alle drei Gebiete des Küstenlandes. Auch er war einst, wie noch so viele andere Hochflächen des Karstgebirges, mit Wäldern bedeckt, die aber von Römern und Vene- tianern schonungslos niedergelegt wurden, um Holz für den Schiffbau zu gewinnen. Die dünne Humusschichte des mageren, trockenen Kalkbodens wurde nach Vernichtung der Vegetation vom Regen weggespült und vom Winde fortgetragen, nnd zurück blieb eine Steinwüste mit einzelnen Oasen in den geschützten Dolmen, eine der ödesten, menschenleersten Gegenden der Monarchie. Unmittelbar am Fuße des steil abfallenden Karstes, im innersten Teile des Golses, liegt Triest, die erste Seehandelsstadt Öster¬ reichs, aber ohne natürlichen Hafen. Von hier zieht sich eine eigenartige Zone mit italienischer Bevölkerung (aus der Zeit der Venetianer-Herr- schaft), immergrüner Vegetation und Ronchikultur über die ganze West- und Südseite von Istrien. Diese ist durch geringe Seehöhe und reichlichere Küstengliederung vor der Ostseite ausgezeichnet; fjordenähnliche Einschnitte, hier Canali genannt, dringen tief in das Land ein, zahlreiche Felsen¬ eilande schützen die Küste. Das Klima ist italienisch mild, nur leidet manche Gegend unter der rauhen Bora, jenen stürmischen und trocken-kalten 17* 260 Nordost- und Ostwinden, die über den Karst zur Küste des Triester Golfes herabstürzen. Der Wald ist überall in das Innere zurückgedrängt, Ackerbau-, Weinbau- und Olivenkultur nehmen das Land ein; auf einem und demselben Grundstücke wechseln Reben- und Baumreihen mit Acker- und Gartenstreisen ab (Ronchi); Agaven und Korkeiche, Mastix- und Lorbeerbaum vollenden das südliche Bild. Auch die Viehzucht nimmt in Istrien schon einen ganz anderen Charakter an; an die Stelle des Rindes tritt das Schaf, an die Stelle des Pferdes der Esel und das Maultier. Neben Landwirtschaft beschäftigt man sich noch mit Fischerei, besonders mit Sardellenfang. Alle bedeutenderen Städte liegen an der Westküste; bei Capodistria* und Pirano gewinnt man Salz aus dem Meerwasser; Parenzo, inmitten des reichsten Weinbezirkes, ist Sitz des Landtages, Rovigno (rovinjo) die erste Handelsstadt, Pola an einer trefflich be¬ festigten Bucht gegenüber den Brionischen Inseln Österreichs erster Kriegs¬ hafen, wie schon im Altertum eine Station der römischen Kriegsflotte (daher noch viele Altertümer, besonders ein schönes Amphitheater). Pisino oder Mitterburg, im Zentrum der Halbinsel, ist die bedeutendste Binnenstadt, wenn sie auch an Größe von Di gnano (dinjano) über¬ troffen wird. Der Osten Istriens ist von Kroaten bewohnt. In der Flyschzoue findet man noch schöne Wälder, aber es fehlt die echt südländische Vege¬ tation, mit Ausnahme von geschützten Stellen an der ziemlich geradlinig verlaufenden Ostküste, z. B. bei Abbazia, das sich aus diesem Grunde zu einem vielbesuchten Winterkurorte entwickelt hat. Die reichen Braun¬ kohlenlager des Flysch werden bereits ausgebeutet. Von den zu Istrien gehörigen Quarnerischen Inseln sind Veglia, Cherso mit dem abflußlosen Vranasee und Lussin die größten. Die kroatische Bevölkerung treibt Weinbau, Schafzucht und Fischerei; der Wald ist verwüstet und die Berge sind öde Steinmeere, wie der eigentliche Karst. Lussinpiccolo hat nach Triest die bedeutendste österreichische Schiffs- werste. Städtetafel. Triest m. V.171 Tausend Einwohner, Laibach.37 » » Pola . Zg » » Görz.25 » - Rovigno.10 - » ' — Haupt Istriens, weil zur Zeit der venetianischen Herrschaft die Hauptstadt. 261 Die Karpathenländer. (N. B. und ö. L.) Fiume 45 V«, 33 (15^); Preßburg 48, 34°/^ (17); Zu¬ sammenfluß von Weichsel und San 50-/«, 39^ (22); Austritt des Dnjestr 48^, 44 (26>/2); Orsova 44^, 40 (22^); Drinamündung 45, 37 (19^); Cattaro 42^, 36'/- (t8-/st. Z 62. Die Karpathenländer umfassen Vö der Monarchie, aber nicht ganz 2/s der Gesamtbevölkerung. Dazu rechnen wir allerdings auch die zur Monarchie gehörigen Gebiete der Balkanhalbinsel, die an den Karpathen keinen Anteil haben, aber in engen geschichtlichen, politischen und wirt¬ schaftlichen Beziehungen zu Ungarn stehen. MSsrsicht. Z 63. Vier Hauptbodenformen sind hier zu unterscheiden: 1. ) Das Kettengebirge der Karpathen zieht in einem 1500 üru langen Bogen von der Donau bei Preßburg bis zur Donau bei Orsova und setzt sich jenseits derselben im Balkansysteme fort. Diese äußere Kette bildet die Wasserscheide zwischen dem Außenrande und dem inneren Tiefland¬ becken mit Ausnahme von zwei Stellen, wo der Dunaj ec (dünajez) und der Poprad nach N. und der Alt nach S. die Kette durchbrechen. Eine innere Zone, entsprechend den kristallinischen Alpen, ist nur im oberungarischen Berglande vollständig vorhanden. Ganz anders geartet ist das siebend ür gische Hochland: ein Plateau mit Randgebirgen. In beiden Gegenden erreicht aber das Hochland eine ansehnliche Breite, während das Verbindungsglied, die Waldkarpathen, ein verhältnismäßig schmales Kettengebirge ist. 2. ) Den Südrand des ungarischen Tieflandbeckens bilden die Fort¬ setzung des Karstsystems und die sich daran schließenden bosnischen (und serbischen) Gebirge. ' Nach dem alten Bolksstamme der Illyrier. 262 3. ) Innerhalb dieses großartigen Gebirgsrahmens, den im W. die Alpen abschließen, liegt das weite Senkungsbecken der ungarischen Tief¬ ebene, in der die tiefsten Stellen nahe dem Südrande liegen. Von W. strömen ihr die Donau, die aber auch der Südabdachung folgt, die Drau und Save, von N. die Theiß, von O. die Maros (märosch) re., von S. die Morawa (in Serbien) zu, und der vereinigte Donaustrom findet nur durch das schmale Felsental des Eisernen Tores einen Ausweg. 4. ) Von den äußeren Randländern des Karpathenbogens gehören nur Galizien und die Bukowina zu Österreich. Höchste Punkte des Bergrahmens: Oberungarisches Bergland. 2700 m Waldkarpathen. 2000 » Siebenbkrgisches Hochland. 2500 » Karstshstem. 2400 -> Alpen (Koralpe). 2100 » Ungarisches Tiefland: Preßburg.130 m Agram. 140 » Munkäcs . . . 130 » Orsova. . . 50 » Außenrand: Krakau. 200 m Sanmündung.150 » Leniberg. 300 - Czernowitz. 250 » Z 64. Dieselbe zentrale Anordnung finden wir auch in der Be¬ völkerung: Slawen im N. und S., Deutsche im W. (Alpen), Rumänen im O., Magyaren in der Mitte. Das oberungarische Bergland ist auf der Südseite slowakisch (tschechisch), auf der Nordseitepolnisch; die Waldkarpathen sind ruthenisch, das siebenbürgische Hochland rumänisch, die Karstländer kroato-serbisch, das Tiefland magyarisch. Im Gegensätze zu den westlichen Teilen der Monarchie leben die Deutschen hier nur in inselartig zerstreuten Gruppen oder vereinzelt zwischen der übrigen Bevölkerung; sie waren es aber, die diesen Ländern höhere Ge¬ sittung und Bildung vermittelt haben. Von den einheimischen Völkern sind die Magyaren und Polen am weitesten fortgeschritten, doch steht in bezug auf Volksbildung der Osten der Monarchie noch immer weit hinter dem Westen zurück. Noch ein anderer Unterschied besteht: der Osten ist fast aus¬ schließlich Agrikulturland. Die Industrie fehlt zwar nicht ganz, tritt aber nur vereinzelt auf und ist nicht im entferntesten imstande, 263 den einheimischen Bedarf zu befriedigen. Um so bedeutender ist aber die Getreideproduktion, welche die Karpathenländer zu einer der wichtigsten Kornkammern für Westeuropa macht. Ungarn. Z 65. Ungarn umfaßt das Tiefland und den größten Teil der Karpathen, da die Grenze gegen die Außenländer auf oder nahe dem wasserscheidenden Kamme der äußeren Randkette verläuft. Donau und Theiß sind die Hauptströme. Ungarn ist ebenso von der Natur zur Einheit geschaffen wie Böhmen, und die Herrschaft üben hier natur¬ gemäß diejenigen aus, die das Zentrum bewohnen, und zwar nicht bloß wegen der geographischen Lage, sondern auch, weil das Tiefland hier der fruchtbarere und reichere Teil ist. Diese schrankenlose Ebene mußte besonders jene asiatischen Nomadenhorden anlocken, die seit dem 4. Jahr¬ hunderte in Europa erschienen, zuerst die Hunnen, dann die Awaren, endlich die den Finnen sprachlich nahe verwandten Magyaren (mädjaren), die um 900 Ungarn betreten und auf ihren schnellen Pferden bald alle Nachbarländer räuberisch überschwemmt haben. Als sie aber von den Deutschen besiegt wurden, nahmen sie unter ihrem großen Könige Stephan dem Heiligen (um 1000) seßhafte Lebensweise, Christentum und Kultur an. Für beides war das Donautal die große Eingangsstraße; sie führte die deutschen Kolonisten, die Lehrer im Acker- und Bergbau und in der Stüdtegründung, nach dem Osten. Bis 1301 herrschte das nationale Königsgeschlecht der Arpäden, dann folgten Könige aus verschiedenen Häusern, bis Ungarn 1526 an das Haus Österreich kam. Wie Böhmens Blüte in den Religionskriegen zugrunde ging, so Ungarns Blüte in den Türkenkämpfeu. 1541 bis 1699 war die niederuugarische Tiefebene eine türkische Provinz, deren Pascha in Ofen (daher der türkische Name Bnda) residierte. Sieben¬ bürgen war ein türkischer Vasallenstaat, und nur der West- nnd Nordrand gehörte den Habsburgern. Erst Prinz Eugens Siege machten die ungarischen Länder wieder frei. Der Wohlstand machte bei der niederen Gesittungsstufe der Be¬ völkerung nur langsame Fortschritte, und erst seit 1867, wo der ungarische Staat unter der Herrschaft der Magyaren wiederhergestellt wurde, beginnt er sich in allen Beziehungen umzugestalten. 8 66. Trotzdem ist Ungarn noch immer ein Land der Urproduk¬ tion. Auf die bewaldeten Grenzgebirge folgen weinbekränzte Hügelzüge und darauf die unermeßlichen Getreidefelder und viehreichen Triften der Ebene. Mais, Weizen und Wein — darin besteht, der Reichtum Ungarns. Die klimatischen Verhältnisse, die diese Kulturen begünstigen, werden bedingt 264 durch die Ausdehnung Ungarns bis in die Breite von Oberitalien, durch die geringe Seehöhe der Ebene und durch die kontinentale Lage. Ungarn hat ein echtes Landklima mit kaltem Winter und heißem Sommer, und gerade der letztere ist es, der den Mais- und den Weinbau fördert, während die Winterkälte ihnen nicht schadet. Von den Weinen sind die Weißweine am verbreitetsten und geschätztesten. Der Wald ist nicht so ausgedehnt wie in der österreichischen Reichs¬ hälfte und hat auch einen anderen Charakter. In Österreich herrscht der Nadelholzwald entschieden vor, in Ungarn spielt aber daneben das Laub¬ holz eine wichtige Rolle, besonders die Buche und die Eiche. Die Viehzucht ist neben dem Acker- und dem Weinbau die Haupt¬ erwerbsquelle Ungarns, aber auch sie unterscheidet sich wesentlich von der österreichischen. Die Pferde- und Schafzucht herrscht vor; die erstere ist schon durch die Lebensgewohnheiten des magyarischen Reitervolkes bedingt und durch die Ebene begünstigt; die letztere lieferte von alters her die landesübliche Bekleidung (Schafpelz gegen die Winterkälte). Daneben ist auch die Schweinezucht von hervorragender Bedeutung geworden, während die Rinderzucht gegen die österreichische zurücksteht. Ungarn genoß von alters her den Ruf eines metallreichen Landes, und in der Gold- und Kupferausbeute übertrifft es auch in der Tat Österreich. Aber schon die Eisenerzeugung ist geringer und noch viel geringer der Kohlenvorrat. Dagegen übertreffen im Salzreichtume die Karpathen weitaus die Alpen, nur muß man dabei berücksichtigen, daß ihre größten Salzlager auf der Nordseite, also auf österreichischem Boden (Galizien), liegen. Gold, Eisen, Salz und Kohle sind auch die vier wichtigsten Bergbau-Erzeugnisse Ungarns; die drei ersteren werden im Gebirge, die Kohlen vorwiegend im Hügellande gewonnen. Der Überfluß an Brot bei verhältnismäßig geringer Dichtigkeit der Bevölkerung, die Bedürfnislosigkeit der unteren, noch wenig gebildeten Volksschichten und die Abwesenheit großer Kohlenlager ließen bis in die neueste Zeit keine Großindustrie entstehen. Aber auch jetzt gedeihen vor¬ zugsweise nur jene Industriezweige, die sich an die Landwirtschaft an¬ schließen, wie Müllerei, Spiritusbrennerei und Zuckerfabri¬ kation und außerdem noch die Holz- und Eisenverarbeitung. 8 67. Im Berglande von Oberungarn vollziehen die Karpathen ihre Schwenkung aus der nordöstlichen in die östliche Richtung, und dies spiegelt sich auch in den Haupttälern wieder, indem der obere Lauf nach W. oder O. und der mittlere und untere Lauf nach S. oder N. gerichtet ist, je nach dem Flußgebiet, zu dem sich diese Täler entwässern. Zum Weichselgebiete gehören der Dunaj ec mit dem Poprad; zum Donau- 265 gebiete 1.) die Waag mit der Arva, dem Turocz (tnrotz) und der Neutra, 2.) die Gran und 3.) die Eipel; zum Theißgebiete der Hernad und der Sajo, die sich vor der Mündung vereinigen. Durch diese Talsysteme löst sich das Bergland zunächst in drei Hauptgruppen: äußere und innere Karpathen und innere Randgebirge, auf. Das südwestlichste Glied der äußeren Karpathen sind die Kleinen Karpathen an der Donau (nicht ganz 800 m erreichend), die nach kurzem Verlaufe an einer tiefen Einsenkung enden, durch die Ungarn bis in die Marchebene hinausgreift (vergl. Z 28). Hier erst beginnen die Sandstein- Karpathen, die knapp vor ihrer völligen Unterbrechung im weiten Dunajec- tale ihre höchste Höhe in der Babi agura (1700 m) erreichen. Im Dunajectale und über zwei tiefe Einsattelungen des Kammes führen Eisen¬ bahnen aus dem inneren Ungarn nach der Weichsel, der Oder und der March; die wichtigste aller Karpathenbahnen ist die Jablunkabahn (Jablunka 600 m hoch), welche die beiden bei Sillein an der Waag sich vereinigenden Hauptarme von der oberen Donauebene und von Budapest nach Teschen führt. Die inneren Karpathen entsprechen zum Teile den kristallinischen und Kalkalpen, nur ist hier die Scheidung keine so klare, das Kalkgebirge ist wenig entwickelt, desto mehr aber das Gebirge aus vulkanischem Gestein. Fast inselartig von Dunajec, Poprad, Arva und Waag umflossen, erhebt sich das Granitgebirge der Hohen Tatra bis 2800 m (Gerlsdorfer Spitze), aber wegen seiner schroffen Gehänge nicht mit ewigem Schnee bedeckt. Die zahlreichen Tälchen enden oben mit imposanten Felsenbecken, deren Grund kleine grünliche Seen, die sogenannten «Meeraugen», einnehmen. Gegen SW. sendet die Tatra das Große Fatra-Gebirge (l600 m), und parallel damit verläuft jenseits der Arva- und Turocztäler, eben¬ falls die Waag kreuzend, die Kleine Fatra (1700 m), die sich dann gabelförmig teilt, um das Neutratal einzuschließeu, und fingerartig in die Ebene verläuft. Südlich vom Waagtale erstreckt sich bis zum Hügellande an der Eipel und am Sajo eine Gebirgsmasse, in die das obere Tal der Gran eingesenkt ist. Die granitische Bergkette zwischen diesem und dem Waagtale ist die Niedere Tatra, die in der Westhälfte der Karpathen allein noch Gipfel von 2000 m Höhe besitzt. Südlich und östlich vom Grantale breitet sich bis an das Hernadtal das ungarische Erzgebirge aus, ein bis gegen 1500 in hohes Schiefergebirge, an das sich aber auch aus¬ gedehnte Kalkplateaus mit Karstcharakter anschließen. Die Agteleker Tropf¬ steinhöhle bei Rosenau kann sich an Ausdehnung, wenn auch nicht an Schönheit, mit der Adelsberger messen. 266 Das letzte Glied der inneren Karpathen ist das altvulkanische Schem- nitzer Gebirge zu beiden Seiten der mittleren Gran, ohne bedeutendere Erhebungen. Z 68. Die oberungarischen Karpathen sind die Heimat der den Tschechen nahe verwandten Slowaken; die Magyaren sind nur bis in die äußersten Ränder dieses Waldgebirges vorgedrnngen. Mit den Alpen verglichen, ist Oberungarn ein armes Bergland. Die Haupttäler sind zwar breit, aber das rauhe Klima gestattet nur Gerste-, Haser- und Kartoffelbau und schließt den Weinbau aus. Die Viehzucht ist wenig fortgeschritten, doch wird viel Käse bereitet (Liptauer Kuhkäse im oberen Waagtale, Schafkäse oder Brinsa). Der Wald ist vielfach schonungslos verwüstet worden, um Weide¬ flächen zu gewinnen, aber trotzdem ist Holz noch immer ein wichtiger Handelsartikel, der besonders auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Waag in die holzarme Ebene geführt wird, und gibt Veranlassung zu mancherlei Hausindustrie. Weitaus am wichtigsten sind aber die Metall¬ schätze, die im Mittelalter viele deutsche Kolonisten ins Land geführt haben. Das Schenmitzer Gebirge, benannt nach der Bergwerksstadt Schemnitz, enthält Edelmetalle, besonders Silber, dessen Ausbeute aber heutzutage nicht mehr so bedeutend ist wie früher. Dagegen übertrifft das ungarische Erzgebirge an Eisen- und Kupferreichtum alle anderen Gegenden des ungarischen Staates; und innerhalb der Gesamtmonarchie steht es nur dem steirischen Eisengebiete nach. Hier entstanden eine Reihe deutscher Bergwerksstädte (Alt-und Neusohl, Göllnitz rc.), besonders in derZips, die fast ganz von Deutschen bewohnt wird und die am besten kultivierte Landschaft von ganz Obernngarn ist. Jglau (Iglo) ist ihr Hauptort. Mit Ausnahme von Schemnitz hat aber das eigentliche Bergland keinen einzigen Ort mit mehr als 10.000 Ew., solche finden wir vielmehr nur am Rande, wie Eperi es, dann Kasch au, die größte Stadt Ober¬ ungarns an der östlichen Hauptstraße nach Galizien (Poprad), und Neutra an dem gleichnamigen Flusse, fast schon in der Ebene gelegen. Außer durch seine Naturreize und seine Sommerfrische lockt Ober¬ ungarn auch durch zahlreiche Mineralquellen und Säuerlinge Fremde an. Besonders bekannt sind die Thermen des Waagtales (Teplitz bei Tren- tschin, Pischtjan). Z 69. Eine breite Hügelzone scheidet die inneren Karpathen von den Randgcbirgcn, die den letzteren zwar an Höhe nachstehen, aber imposanter wirken, weil sie sich unmittelbar aus der Tiefebene erheben. Sie sind ganz von den Magyaren in Besitz genommen und tragen auf ihrer Mittags¬ seite bis 250 m Höhe die herrlichsten Weinpflanzungen. Die berühm¬ testen sind die der Hegyalla (hödjalja) bei Tokai, des südlichen 267 Ausläufers eines altoulkanischen Bergzuges, der sich östlich vom Heruadtale in flachem Bogen nach SW. wendet (höchste Erhebung 1100 in). Daran reihen sich, von Sajo und Eipel umflossen, das Bückgebirge (950 in hoch) mit den Weinorten Miskölcz (mischkolz) und Erlau, die Matra (lOOO in hoch) und das Bergland zu beiden Seiten des Donaudurchbruches von Gran (900 in hoch). Z 70. Jenseits des Popraddurchbruches zieht das Sandsteingebirge der Waldkarpathen mit abnehmender Breite aber zunehmender Höhe nach SO. bis zum Borgopasse (1200 in, Übergang von der Theiß-Szamos zur Bistritz-Moldawa). Sie bestehen aus einer Reihe von Parallelketten, doch nur zwei Längstüler können sich an Länge und Besiedelungsfähigkeit mit denen der Alpen messen: das Theißtal auf ungarischer und das Santal auf galizischer Seite. Im SO. strebt das ganze Gebirge in die Höhe; hier begegnen wir seit der Tatra zum erstenmal wieder Höhen über 2000 in, aber die höchsten, wenn auch noch nicht über die Schnee¬ grenze emporragenden Gipfel finden wir nicht auf der Wasserscheide, sondern in den Rodnaer Alpen (Pietrosu 2300 in). Die Waldkarpathen führen ihren Namen mit Recht, obwohl der Wald wenig kultiviert ist; neben großen Nadelholzwäldern finden sich auch schöne, aber minder wertvolle Buchenbestände. Die Bevölkerung ist ruthenisch (kleinrnssisch). Dichter besiedelt ist nur das breite Theißtal mit dem Hauptorte Sziget (ßiget), hier liegen auch die Steinsalzw erke der Marmaros (mär- marosch), die den siebenbürgischen ebenbürtig zur Seite stehen. Das Gebirge im SW. der Theiß liefert Gold und Silber (in Nagy- und Felsö-Bänycw). Sonst liegen größere Orte nur ganz am Rande des Gebirges; so Ungvär? und Munkäcs (münkätsch), am Endpunkte der Karpathenbahn in das Dnjestrgebiet. Eine zweite Bahn (über den Lupkow-Paß) setzt Ungarn mit dem Sangebiete in Verbindung, eine dritte führt aus der Marmaros über den Delatyn-Paß nach Galizien. Z 71. An die Waldkarpathen reiht sich das bergumschlossene Hochland von Siebenbürgen, größtenteils von Rumänen bewohnt, im O. aber von dem magyarischen Volksstamme der Szekler (ßekler) und im S. und N. von den Sachsen, niederdeutschen Kolonisten, die im Mittelalter als Grenzwache hier angesiedelt wurden. Das östliche Raudgebirgc ist zwei¬ geteilt; das Grenzgebirge ist die direkte Fortsetzung der Karpathen, trägt aber nur noch in der Nähe des Borgopasses Gipfel von 2000 in Höhe und senkt sich dann nach S., ebenso wie sein Parallelzug, die Hargitta. i (nadj) — groß, kelsö (felschö) — ober, (bänja) — Bergwerk. ° vür (wär) — Burg. 268 Sie umschließen breite, fruchtbare Talebenen, durch welche die Maros (marosch), der größte Nebenfluß der Theiß, nach N. und der Alt nach S. fließt. In einer dieser hochgelegenen Talebenen, im freundlichen Burzen- lande, bewacht die Sachsenstadt Kronstadt den wichtigen Übergang über den Tömöspaß (tömösch, Eisenbahn Bukarest-Budapest). Das Grenzgebirge biegt nun scharf nach W. um und bildet unter dem Namen der Transsylvanischen Alpen eine gewaltige Hochgebirgsmauer (Negoi 2500 in) mit steilem Nord- und allmählichem Südabfalle. Trotzdem durchbricht sie der Alt im Engtale des Rotenturmpasses der ganzen Breite nach, um der Donau zuzufließen. Im W. erhebt sich das siebenbürgische Erzgebirge (1800 in hoch), ein waldbedecktes Massiv, dessen südlicher Teil in der Umgebung von Zalathna (ßalatna) die reichsten Gold¬ adern Europas, den Ural ausgenommen, führt. Seine Gewässer vereinigen sich zur Körös (korösch), die in die Theiß mündet. Das Innere Siebenbürgens ist ein Hügelland von etwa 600 in mittlerer Höhe. Die Hügelreihen find durch die breiten Täler des Alt, der Maros und ihrer beiden Nebenflüsse Kokel voneinander geschieden; die Nordhälste liefert der Theiß die Szamos (ßamosch). So ist Sieben¬ bürgen ganz anders geartet als das streng einheitliche Böhmen. Szamos und Maros benützen die beiden Lücken, die das Erzgebirge im W. frei läßt, um in die Ebene zu entkommen, und besonders die breite Lücke im NW. mit ihren vereinzelten Höhenzügen ist es, die Siebenbürgen von jeher fest mit Ungarn verknüpft hat (siebenbürgische Hauptbahn Budapest- Großwardein-Klausenburg-Kronstadt). Im Gegensätze zu den mit Tannen und Buchen reichbewaldeten Randgebirgen ist das Innere Acker- (Mais und Weizen) und Weinland. Ein fast ununterbrochener Ring von Steinsalz umgibt den Rand des Binnenlandes; die größte Ausbeute hat Maros-Ujvär*, das nur vom galizischen Wieliczka übertroffen wird. Mit Ausnahme von Maros- Vasärhely2, dem Hauptorte der Szekler, liegen die größeren Orte am Rande: Klausenburg, magyarische Universitätsstadt, und Hermann¬ stadt, der Hauptort der Sachsen. Im südwestlichsten Komitate Hunyad, das Eisen und Braunkohle besitzt, hat sich ein ausgedehnter Industrie¬ ll ezirk (Eisen) entwickelt. 8 72. Eine breite Talfurche, durch die man, an den berühmten Thermen von Mehadia vorbei, von der Donau über die Wasserscheide bei Teregova (nur 500m hoch) ins Temestal (temesch) gelangt, trennt ' uj — neu. - Vasärhely (waschsrheli) Markt. 270 beherrschenden Kapitale gemacht. Zum letztenmal treten steile Höhen an das rechte Donanufer heran, an deren Fuß zahlreiche heiße Quellen hervorsprndeln. Ofen (Bud a) gruppiert sich malerisch um diese Höhen, die das hohe Schloß nnd die Festung tragen, von einem rebenbedeckten, mit Dörfern dicht besäten Hügelgebiete nmgcbcn. Pest, mehr eine Schöpfung der Neuzeit, liegt am flachen linken Ufer. Budapest ist für Ungarn fast das geworden, was Paris für Frankreich ist. Es ist nicht bloß die politische Hauptstadt, sondern auch die geistige (Universität, technische Hochschule); hier vereinigen sich die meisten Industriezweige, die sonst in Ungarn nur vereinzelt Pflege finden, von hier aus strahlen sämtliche Hauptbahnen aus: nach Wien, Triest, Belgrad, zur unteren Donau, nach Kronstadt und Teschen. Daher konzentriert sich hier auch der Handel, der besonders in der Donau-Dampfschiffahrt ein billiges Verkehrsmittel findet (die ungeheuren Felsenkeller von Promontor, wo der Wein auf¬ gespeichert wird; Steinbruck; bei Pest der größte Schwcinemarkt Europas). Von Budapest gelangt man über Stuhlweißenburg zum flachen Becken des Plattensees^, des größten Sees der Monarchie, dessen vul¬ kanische Hügelufer die nach Tokai berühmtesten Rebenpflanzungen tragen. Groß-Kanizsa (kanischa) vermittelt den Getreidehandel nach SW. Bei Fünfkirchen erhebt sich ein isoliertes Gebirge bis 700 m Hohe, das große Steinkohlenlager birgt, die namentlich für die Entwickelung der Donau-Dampfschiffahrt von Bedeutung geworden sind. Z 74. Das ostungarische Tiefland oder das Alföld (— Nieder¬ land), die eigentliche Heimat der Magyaren, ist eine ununterbrochene Ebene von etwa 90.000 icin?. Zwar gibt es auch hier Höhenunterschiede, aber sie werden dem Auge ebensowenig wahrnehmbar wie auf der russischen Ebene. Fast genau in der Mitte des Alföld fließt die Theiß (Tisza stißas, der echt magyarische Strom) trägen Laufes und mit zahllosen Serpentinen nach S. der Donau zu. Weithin versumpft sie das Uferland und über¬ schwemmt es zur Zeit der Schneeschmelze in den Karpathen. Jetzt hat man den Flußlauf reguliert und Dämme errichtet, die aber der Gewalt des Hochwassers nicht immer standhalten (Untergang Szegedins im Jahre 1879). Das Klima ist trocken, da die Randgebirge die Seewinde abhalten; daher war die Ebene wohl stets waldarm, ja der innerste Teil (östlich von der Theiß) ist wirkliche Steppe, die nur an den Sumpfufern von kleinen Eichenwäldern unterbrochen wird. Die Natur bot ungeheure Weideflächen (hier Pußten genannt), aber in neuerer Zeit mußte die Pußta mit ihrem halbnomadischen Hirtenleben dem Pfluge weichen, und der größte Teil der Ebene wurde in Äcker mit reichlichem Ertrage von Mais, Weizen, Hanf und Tabak, oder in Wein- nnd Obstpflanzungen (Melonen rc.) um¬ gewandelt. Doch hat das Alföld auch seine Schattenseiten. Es verschmachtet oft unter Trockenheit und wird dann wieder von Überschwemmung bedroht; es ha t M ängel an gutem Trinkwasser, das der Ziehbrunnen aus großer ' dlLto — Sumpf. 271 Tiefe heraufholen muß: ein Übelstand, der um so schwerer ins Gewicht fällt, als die Sommertage oft so glühend heiß sind, daß Luftspiegelungen (Fata Morgana) wie in den Wüsten entstehen. Der Mangel an Steinen verhindert den Straßenbau und erschwert dadurch den Handel. Die Orte sind ärmlich gebaut und entbehren vielfach des Pflasters; sie sind weit voneinander entfernt, dafür aber um so größer, wie die Zeltlager der Nomaden. Selbst Dörfer mit mehreren tausend Einwohnern sind hier keine Seltenheit. Z 75. Mit Ausnahme der südlichen Komitate wird das Alföld fast nur von Magyaren bewohnt. Zwischen Theiß und Donau siedelten sich auch Kumanen und Jazygen an, mongolische Volksreste, die im 15. Jahrhunderte nach Ungarn kamen, aber nun völlig Magyaren geworden sind. In ihrem Lande blüht besonders der Gartenbau; die Aprikosen und Sauerkirschen von Kecskemet (ketschkemet) genießen großen Ruf. Felegy- häza* (feledjhäsa) ist der Hauptort der Kumanen, Jäsz-Böreny (jäß-bereni) jener der Jazygen. Im NO. ist Nyiregyhaza (Niredjhäsa) der Hauptort, daran schließt sich im S. das Land der Heiducken, einer mittelalterlichen Polizeiwache, mit Debreczin (debretzin), wo sich die magyarische Sprache und die Nationaltracht am reinsten erhalten hat. Eine größere Zahl bedeutender Orte liegt zwischen der Körös und der Maros, wie Csaba (tschäba), Szentes (ßentesch), Hödmezö - Vasärhely (hödmesö), Mako (mäko), und gegenüber der Marosmündung Szegedin (ßegedin), die größte Stadt des Alföld. Der Westrand des siebenbürgischen Hochlandes ist ein wichtiger Weinbezirk; Großwardein am Eingänge der Hauptstraße nach Siebenbürgen und die Festung Arad sind hier die größten Städte. Der Süden des Alföld hat einen anderen Volkscharakter. Hier haben sich neben Magyaren und Deutschen serbische Flüchtlinge aus der Türkei angesiedelt. Westlich von der Theiß beginnt dieses Völker¬ gemisch bereits bei Theresiopel?; im S., wo Neusatz^ an der Donau gegenüber der slawonischen Feste Peterwardein der Hauptort ist, tritt das magyarische Element schon sehr zurück. Nirgends ist aber die Be¬ völkerung bunter als im Banat (östlich von der Theiß, südlich von der Maros), wo noch Rumänen hinzukommen, und wo ganz deutsche, magyarische, serbische und rumänische Dörfer miteinander abwechseln und oft ein Dorf alle vier Nationalitäten beherbergt. Hier ist auch die Besiedelungsart eine andere; es fehlen die Riesendörfer der Magyaren. ' ksl — auf, ober; SMÜSLU — Kirche. - Nach der Kaiserin Maria Theresia benannt. Z neuer Sitz. 273 Kalender beibehalten. Die Polen besitzen eine ausgedehnte Nationalliteratnr, die allgemeine Volksbildung steht aber in Galizien wie in der Bukowina sehr tief. Dem entspricht auch der primitive Ackerbau und die geringe Jndustrietätigkeit; der Handel und die Schankwirtschaft befinden sich fast ausschließlich in den Händen der Juden, die sich auch durch Tracht und Sprache (Judendeutsch) von den Christen unterscheiden und einen großen Teil der Städtebevölkerung ausmachen. Das galizische Flachland gehört zu den ergiebigsten Getreideländern der Monarchie. Längs des großen Außenrandes der Karpathen zieht bis in die Bukowina hinein eine Salzzone 2, die an verschiedenen Stellen abgebaut wird und der gesamten Salzproduktion der Monarchie liefert. Parallel damit zieht innerhalb der Karpathen eine Petroleumzone, das einzige Vorkommen dieser Art in der Monarchie und das wichtigste in Europa. Auch durch seine Lage ist Galizien von Bedeutung, denn obwohl die Karpathen schon an mehreren Punkten von Eisenbahnen überschritten werden, so ist die Hauptverkehrslinie zwischen der Donau und Rußland noch immer die Bahn Krakau-Lemberg-Podwoloczyska (Fortsetzung nach Odessa und Kiew-Moskau), von der sich in Lemberg die Bahn nach Czernowitz und in die Moldau abzweigt. Da aber Galizien nur offene Grenzen hat, so ist es im Kriegsfälle außerordentlich gefährdet. Z 78. Westgalizien sinkt staffelförmig von den Karpathen zur Weichsel ab: Gebirge, Hügelland, Lößplateau (über den Löß s. S. 73), Ebene; die drei letzteren Glieder erzeugen viel Getreide, besonders Roggen. Nach den Sudetenländern ist die Verbindung ganz offen (vergl. Z 28), nach Ungarn bequem, da die Wasserscheide in den inneren Karpathen liegt, bis zu der hier ausnahmsweise auch die galizische Grenze vordringt. Die Festung Krakau bewacht die westliche Eingangspforte zur Donau. Krakau, der letzte Rest des polnischen Staates, der erst 1846 der Monarchie einverleibt wurde, ist eine der ältesten und auch durch seine Bauten denkwürdigsten Städte Polens, ehemals die Residenz, seit dem 16. Jahrhunderte wenigstens die Krönungs¬ und Begräbnisstätte der polnischen Könige (Königsschloß Wawel), und gilt auch jetzt noch als ein Mittelpunkt des österreichischen Polentums (polnische Universität), wenn es auch nicht mehr politische Hauptstadt ist. Nordwestlich von Kr-akau erhebt sich ein Hügelland, das mit der Lysa Gora von Russisch-Polen (vergl. III. Abteilung, Z 62) in Verbindung steht und auch an deren Steinkohlen- und Eisenlagern teilnimmt, daher hier noch etwas regere Industrie (Biala, s. 8 31). Südöstlich von Krakau liegen die Salzbergwerke von Wieliczka (wjelitschka) und > Der julianische Kalender, der um 13 Tage hinter dem gregorianischen zurück ist, herrscht in allen Ländern der griechischen Kirche. 2 Daher der Name Galizien (Imlitseü — Salzland). Supan, Geographie. 11. Ausl. 18 275 nach SO. um. Geographisch ist die Bukowina eng mit der Moldau verknüpft und war es bis 1775 auch politisch. Der Norden wird noch von Ruthenen bewohnt, die Mitte und der Süden aber schon von Rumänen. Das Gebirge ist reich bewaldet (Bukowina — Buchenland) und birgt auch Erze; das Hügelland und die Flußebenen sind, entsprechend der süd¬ licheren Lage, meist mit Mais bepflanzt. Die Hauptstadt Czernowitz (tschernowitz) am Pruth hat eine deutsche Universität; die größten Orte der südlichen Bukowina sind Radautz und Suczawa (sütschawa), der Grenzort gegen Rumänien. Ktädtstcrset. (Orte mit über 15.000 Einw.) Die illyrischen Länder. Z 81. Die obere und die mittlere Stufe des Karstsystems (s-8 57) setzt sich ohne Unterbrechung in der westlichen Balkanhalbinsel fort, ebenfalls mit südöstlichem Verlaufe der Bergketten und Längstäler. Als Haupt¬ wasserscheide zwischen dem Adriatischen Meere und der Donau (Save) können die Ketten des Kapella-Gebirges und der Dinarischen Alpen betrachtet werden, doch läßt sie sich nicht genau bestimmen, weil auch hier zahlreiche Polsen vorkommen, von denen man nicht mit Bestimmtheit weiß, wohin sich ihre Gewässer unterirdisch ergießen. Erst jenseits der Dinarischen Alpen reicht das adriatische Flußgebiet im Tale der Narenta weit in das Gebirge hinein. Sonst hat nur die Nordostabdachung große offene Täler, durch welche die Kulpa, die Unna, der Vrbas, die Bosna und die Drina (Grenzfluß gegen Serbien) zur Save fließen. Die Be¬ schaffenheit der Gebirge hängt davon ab, ob sie ihre ursprüngliche Wald¬ bekleidung noch bewahrt haben oder nicht; nur wo das letztere der Fall ist, entfaltet sich der echte Karstcharakter in seiner ganzen traurigen Öde. Im SW. grenzt das Karstsystem unmittelbar ans Meer, zu dem es meist mit steiler Felsenküste abstürzt, nach NO. senkt es sich allmählich und geht durch einen Gürtel von Randhügeln in die Save-Ebene über. Die Bevölkerung gehört dem kroato-serbischen Stamme an. Zwar sind Kroaten und Serben sprachlich nur Ein Volk, aber der 18* 276 religiöse Gegensatz zwischen den katholischen Kroaten und orthodoxen Serben schuf eine so tiefe Kluft, als ob sie zwei verschiedene Völker wären. Die Deutschen sind nur in geringer Zahl vertreten, wichtiger dagegen ist die italienische Bevölkerung der Küstenstüdte aus der Zeit der vcnetianischen Herrschaft (wie in Istrien). Z 82. Kroatien und Slawonien nimmt nur im W. an den Gebirgen der Balkanhalbinsel teil, das Hanptland liegt aber zwischen Dran und Save, an denen sich breite, fruchtbare, aber häufig versumpfte Ebenen hinziehen. Dazwischen erheben sich drei umfangreichere Gebirgs- gruppeu von 1000 in Höhe: im W. die Ivan seien (iwanschtschiza), die noch mit den Alpen zusammenhängt, und der Sljemen, im O. das Bergland von Požega; eine lange aber schmale und niedere Bergkette stellt die Verbindung zwischen ihnen her. Weiter östlich verschmelzen beide Flußebenen miteinander, und erst in der Landschaft Shrmien werden sie wieder durch die Fruska Gora (sruschka, 500w) getrennt. Namentlich Syrmien ist durch herrliche Eichenwälder ausgezeichnet, die das beste Daubenholz (für Fässer) liefern. Auch sonst ist Kroatien noch stark bewaldet; der bebaute Boden liefert besonders Mais, Weizen und Wein. Kohlenlager sind vorhanden, harren aber noch der völligen Erschließung. Die bedeu¬ tenderen Orte liegen an den Hauptflüssen: an der Drau Warasdin und Esseg, der Hauptort Slawoniens, an der Save Agram, die Hauptstadt des Königreiches und Sitz einer kroatischen Universität, und Semlin an der Mündung gegenüber von Belgrad. Bei Krapina heiße Quellen. Im W. der Save geht die schmale Zone der Randhügel bei Karl¬ stadt, das in einem großen Flußbecken der Kulpa liegt, in das kroatische Karstland über. Offene Flußtäler erstrecken sich bis an die Kette der Kapella (höchster Gipfel 1700in). An der Küste erhebt sich das Velebit- Gebirge bis nahezu 1800in und verschmilzt im S. mit der Kapella, so daß das kroatische Hochland nach allen Seiten abgeschlossen ist. Das Innere hat nur Polsen, und auf der ganzen Küstenstrecke ergießt sich kein einziger größerer Fluß in das Meer. Das Klima ist rauh wegen hoher Lage, der Kalkboden dürftig, aber glücklicherweise ist noch viel Wald er¬ halten. Go spie (göspitsch) ist der Hauptort dieser schwach bewohnten Landschaft. Die Steilküste leidet an Hafenlosigkeit und unter dem Mangel einer bequemen natürlichen Verbindung mit den reichen Ebenen des Donaugebietes; dieser Umstand hindert auch einen größeren Aufschwung Fiumes am Nordrande des Quarnero, obwohl Ungarn alles daransetzt, um seinen einzigen Seehafen zum würdigen Nebenbuhler Triests zu machen. In Fiume befindet sich die Marine-Akademie. 277 Z 83. Dalmatien, m der Breite von Mittelitalien gelegen, ist das wärmste Land der Monarchie, wo die immergrüne Vegetation Süd¬ europas schon zur vollen Entfaltung kommt. Trotzdem gehört es zu den ärmsten Gebieten Österreichs. Der Wald ist wie im Jstrianer Karste aus¬ gerottet und an dessen Stelle sind Weide und Gestrüpp oder nackter Fels¬ boden getreten. Große Herden von Schafen und Ziegen, der Reichtum des Dalmatiners, verderben noch die letzten Reste des Waldes und lassen keinen Neuwuchs aufkommen. Der Kalkboden ist mager; man pflanzt darauf Mais, Weizen und Gerste und, was wichtiger ist, Wein und Oliven. Größeren Aufschwung verhindert auch die Unbildung der slawischen Bevölkerung (im Innern Morlakken genannt), die aber die buchten- und inselreiche Küste, geradeso wie ihre illyrischen Vorfahren im Altertums, zu tüchtigen See¬ leuten herangezogen hat. Wie einst der venetianischen Flotte, so liefert Dal¬ matien jetzt der österreichischen die besten Matrosen, und darin liegt seine Bedeutung. Dagegen sind auch diejenigen Erwerbszweige, die an die Küste gebunden sind, wie Fischfang, Seesalzgewinnung und Schiffbau, weniger entwickelt als in Istrien; die einzige bedeutendere Industrie ist die Maras¬ chino-Bereitung in Zara (Maraschino ein Likör aus Sauerkirschen). Z 84. Dalmatien zerfällt in drei Abschnitte: das nördliche Festland, das südliche Festland und die Inseln. Der nördliche Teil des Festlandes wird im NO. von den Din arischen Alpen (bis 1900 in hoch) ab¬ geschlossen; nach SW. erniedrigt sich das Land stetig und ebenso auch gegen NW., indem die Parallelketten der Dinarischen Alpen gegen NW. fächer¬ förmig auseinandertreten und in ein niederes, aber noch immer felsiges Wellenland übergehen. Zwischen den Kalkhöhen der Dinarischen Alpen und der Küstenkette liegt eine breite Flyschzone wie im Küstenlande; daher konnten sich hier auch größere offene Flüsse entwickeln, wie die Kerka und die Cetina. Dieser Teil Dalmatiens ist für den Anbau am geeignetsten, trotzdem haben sich auch hier größere Orte nur an der buchtenreichen Küste entwickelt: die Hauptstadt Zara, Sebenico und Spalato, die größte Stadt Dalmatiens, auf den Ruinen und aus dem Material des Palastes des römischen Kaisers Diokletian erbaut. Der südliche Teil beschränkt sich auf einen schmalen, felsigen Küsten¬ strich, der nur durch das sumpfige, fieberhauchende Delta der Narenta unterbrochen wird. Nördlich davon ist die Steilküste buchtenlos, südlich davon buchtenreich; der letztere Teil bildete einst das Territorium der italienischen Handelsrepublik Ragusa, die nach den Napoleonischen Kriegen zusammen mit dem venetianischen Dalmatien (und Istrien) an Österreich kam. Nahe dem Südende öffnen sich die wunderbaren Bocche^ di Cättaro, i Plural van boeea — Eingang. 278 eine Vereinigung von drei großen, felsenumgürteten Buchten, die einen vorzüglichen Kriegshafen bilden und in früherer Zeit auch die einzige Stätte waren, wo Montenegro mit der zivilisierten Welt in Verbindung stand. Die Umwohner der Bocche, die Bocchesen, zeigen noch jetzt den krie¬ gerischen Geist und die rauhen Sitten der Montenegriner. Die Inseln sind durch Senkung losgelöste Stücke des Festlandes, dessen gebirgige und Karstnatur sie teilen (höchster Gipfel auf Brazza, der größten dalmatinischen Insel, 800 in hoch). Sie zerfallen in zwei Gruppen: die nördliche, zu der auch die (istrianischen) Inseln des Quarnero gehören, streicht Parallel mit der Küste von SO. nach NW. (Pago zeigt hier besonders deutlich die Zugehörigkeit zum Festlande); die südliche Gruppe macht, entsprechend dem fächerförmigen Auseinandertreten der Gebirgsketten, eine Schwenkung nach S. und streicht von O. nach W. Ans der Halbinsel Sabioncello (sabiontschello), die kaum noch mit dem Festlande zusammenhängt, ist diese Schwenkung deutlich wahrnehmbar. Brazza, Le sina und Curzola sind die größten Inseln; Lissa ist ein vorgeschobener Posten, einst Kriegshafen und durch den Seesieg der Österreicher über die Italiener (1866) berühmt. 8 85. Im Gebirge von Bosnien nnd der Herzegowina tritt die Nordwestrichtung in Berg nnd Tal ebenso deutlich zutage wie in Dalmatien. Von SW. nach NO. lassen sich fünf Zonen unterscheiden: 1.) Außer dem Unnatale begleiten eine Reihe von Einsenkungen den Ostabhang der Dinarischen Alpen, und zwischen diesen und den Längs- tälern des Vrbas und der Narenta breitet sich ein Plateau artig es Kalkgebirge aus, das zu beiden Seiten des Narenta-Durchbruches Höhen bis 2200 in erreicht. Außer dem Unna- und dem Narentatale gibt es kein größeres offenes Tal, nur Poljen, doch von größerer Ausdehnung und fruchtbar, nur rauh wegen hoher Lage (das größte ist das von Livno, 700 in über dem Meere). 2.) Die zweite Zone liegt zwischen den Tallinien Vrbas-Narenta auf der einen und Bosna-Vrbanja (mündet bei Banjaluka in das Vrbastal) auf der anderen Seite. Hier tritt südlich von Traunik an Stelle des Kalkgebirges em Schiefergebirge: das eisenhaltige bosnische Erzgebirge; den übrigen, größeren Teil nehmen wieder Kalkplateaus ein, die, von einigen Schiefergebirgen unterbrochen, nicht nur die Gegend südlich, sondern auch nördlich von Sarajevo erfüllen, aber im Gegensätze zur ersten Zone meist von offenen Tälern durchschnitten sind. Der Grenz¬ gipfel Maglic (maglitsch, 2400 m) ist der höchste Punkt des Karst¬ systems innerhalb des österreichischen Gebietes. Im NO. lagern dem eigent¬ lichen Karstsystem 3.) langgestreckte Flyschketten von 1300 bis 1400m 279 Höhe vor, dann folgt 4.) eine Hügelzone, stellenweise noch von höheren Gebirgen unterbrochen, endlich 5.) die Save-Ebene. Z 86. Bosnien und die Herzegowina waren türkische Provinzen, sind aber durch den Berliner Vertrag vom Jahre 1878 unter österreichisch¬ ungarische Verwaltung gestellt und werden politisch nicht als Kronland betrachtet. Die Bewohner sind Serben, aber fast ein Drittel davon bekennt sich zur mohammedanischen Religion. Bei der türkischen Eroberung nahm nämlich der Adel des Landes (die Begs) den Islam an, um seine Vorrechte zu retten; die christlich gebliebene Landbevölkerung, die sich größtenteils zur griechisch-orientalischen Kirche bekennt, kam dadurch in ein drückendes Abhängigkeitsverhältnis zum mohammedanischen Adel. Dieser Umstand in Verbindung mit der schlechten türkischen Verwaltung brachte die im Mittelalter blühenden Länder an den Rand des Verderbens, aus dem sie jetzt durch Österreich gerettet wurden. Bosnien, welches das Donaugebiet umfaßt, ist das reichere Land, denn es hat selbst im eigentlichen Karstgebiete seine herrlichen, aus Eichen, Buchen und Nadelhölzern bestehenden Wälder bewahrt. Hier Hausen noch zahlreiche Füchse, Luchse, Wölfe und Bären, deren Pelze meist nach Leipzig gehen. Gebaut wird vorwiegend Mais und Weizen; für den Weinbau eignet sich ein großer Teil des Landes wegen zu hoher Lage nicht, der Obstbau liefert besonders Pflaumen, die in gedörrtem Zustande einen wichtigen Ausfuhrgegenstand bilden. Die nördlichen Gegenden sind wegen tieferer Lage die fruchtbarsten; Banjaluka und Donja Tuzla (tusla) sind hier die Hauptorte. Die alte und die neue Hauptstadt, Traun ik und Sarajevo, liegen aber (an Zuflüssen der Bosna) mitten im Gebirge, das sich zwischen den beiden Städten zu einem beckeuartig abgeschlossenen Hügellande erniedrigt. Der im Mittelalter blühende Bergbau (besonders der,; Silberbergbau von Srebrenica ssrebr^nizaj in der Nähe der serbischen Grenze) ist wenigstens in der Umgebung der Hauptstadt wieder ausgenommen worden. Eine abgeschlossene Landschaft ist das Talgebiet der Drina mit dem Hauptorte Foca (fotscha). Das Limtal führt nach dem türkischen Gebiete von Novibazar (basar), in dem Österreich das Recht der militärischen Besetzung hat. Die Herzegowina teilt mit Dalmatien das Schicksal starker Ent¬ waldung und dürftigen Felsbodens, ist aber wärmer als Bosnien und eignet sich vortrefflich für Tabak-und Weinbau. In der Narenta besitzt sie ein großes, offenes Tal, das sich zur Verkehrsstraße um so besser eignet, als es vom Bosnatale bei Sarajevo nur durch ein schmales Ge¬ birge getrennt ist, das im Jvansattel nicht einmal ganz 1000 in Höhe Register. ». Aachen 158, 168. Aar 29. Aare 144, 145. Aargau 147. Abbazia 260. Abdachung der Berge 12. Aberdeen 139, 140. Abessinien 37, 97. Abfall 12. Abhang 12. Abruzzen 120, 124. Ach 254. Achaia 117. Ache. Große, 252. Achensee 243. Acherusischer See 116. Aconcagua 39, 203. Adamello 244. — -Alpen 240. Adamsbrücke 70. Adda 119. Adelaide 40, 210, 212. Adelsberg, Grotte 258. Aden 88. Adler, Fluß, 228. Adlergebirge 227. Admont 255. Adrianopel 115. Adriatisches Meer 27,101, 215 259. Ägäisches Meer 27,101,110. Ägina, Golf von, 111. Ägypten 37, 93 f. Äquator 22, 46. Äquinoktium 5. Äthiopien 97. Ätna 33, 120, 126. Afghanistan 36, 81. Africa (röm Kolonie) 92. Afrika 36, 89. — Bevölkerung 90, 99. — südliches Tafelland 37. — tropisches, 94. Afrikanische Inseln 98. Agram 30, 276. Agteleker Tropfsteinhöhle 265. Ahrental 240. Ajaccio 179. Aja Sofia 115. Akaba 88 Akka (Ptolomais) 87. Akropolis 117. Ala 253. Alandsinseln 189. Alaska 38, 39, 195, 197. Albaner Gebirge 120. Albanier 113. Albanien 116. Albert-Ednard-See 93, 96. Albert-See 37, 93, 96. Alemannen 247. Aleppo 85, 88. Alessandria 122. Akuten 38, 195. Alexandria 37, 99. Alexandrien 93. Alföld 216, 270. Algerien (Numidien) 37, 91 Algier 37, 91, 99. Alhambra 132. Allahabad 69, 88. Alleghanies 39, 195, 197. Aller 159, 166. Allier 177. Almaden 130. Almengürtel der Alpen 144. Alpen 28,33,102, 216,250. — Dinarische, 275, 277. — Julische, 245,257,258, 259. — Komische, 244, 245. — krystallinische,240,241, 247, 249, 251. — nördliche Kalk-, 242. — Norische, 241. — Schweizer, 143. — südliche Kalk, 243. — Transsylvan., 191,268. Alpenländer 248, 251. — Karstländer 248. — nördl. Randländer 248. Alpenseen, Schweizer, 145. Alpensystem 102. Alpen- und Karstländer, österreichische, 239. Alpines Vorland 248. Alseü 163. Alt 216, 261, 268. Altai 35, 65, 77. Altare-Paß 119. Altkalifornien 201. Altdorf 147. Altenburg (in Th üring.) 161. Alt-England 137. Altona 31, 166, 168. Altsohl 266. Altvater 236. Aluta 192. Amazonenstrom 39, 204. Amboina 72. Ambras 252. Ameisenfresser 204.. Amerigo Vespucci 193. Amerika, 38, 193. — eingeborene Bevöl¬ kerung 38. Amerikanische Rasse 194. — Urbevölkerung 56. Amiens 176. Ammonstempel 92. Ampezzo 243. Amselfeld 112. Amsterdam 31, 170, 172. Anin 35, 79. Amurfluß 35, 75, 78. Anatolien 83. Ancona 124. Andalusische Tiefebene 128, 132. Andamanen 71. Anden 39, 203, 205. Andorra 131. Angelsachsen 134. Angers 177. Anglesea 139. Angola 38, 96. Angoraziege 83. Anhalt, Herzogtum, 31, 161, 167. Anito 205. Anjou 177. Ankogl 240, 254. Annaberg (Oberschles.) 163. Annam 71. Antilibanon 85 Antillen, große, kleine, 39, 202. Antipoden 48. Antwerpen 31, 172. Apenninen 33 102,118,119. Appenzell 147. Appenzeller Alpen 145. Apulien 126. Apulisches Flachland 120. Aquileia 259. Araber 87, 91, 93. 282 Arabien 34, 36, 62, 87, Arabisches Meer 34, 62. Arad 271. Aragonien 131. Aralsee 3b, 62, 79. Ararat 82. Aras 82. Arber 226. Archangel 189. Archipel 2b. — Ostindischer, 36, 61,71. Arco 253. Ardennen 1S7. Ardennenplateau 169. Argäns 83. Argentinien 40, 207. Argolis 118. Argonnenwald 173. Arkadisches Hochland 113. Arlberg 242. — -Bahn 253. — -Tunnel 247. Armenien 35, 36, 82 f. Armenier 82. Arnhem 171. Arno 120, 124. Arno-Ebene 120. Arpaden, Geschlechtder, 263. Arsa 257. Artois 176. Arva 265. Asch 233. Asien 34, 60 f. — Hochlandgürtel 61. — russisches, 77. -- türkisches, 36. AsowschesMeer27,184,191. Assyrier 85. Astrachan 191. Asturien 131. Atacama 206. Athen 34, 117, 118. Athos 115. Atlantische Küstenebene 197. Atlantischer Ozean 2b, 26, 27, 36, 38, 98, 195. Atlasgebirge 37, 91. Atmosphäre 49. Atollen 211. Attersee 251. Attika 113, 117. Augsburg 31, 1b3, 168. Aussee 251, 255. Aussig 231. Auslralalpen 208. Austral-Kontinent 40. Australgolf 40, 208. Australien 40, 208. — Bevölkerung, Sprache, Religion 209. Australischer Bund 209. — Jnselbogen 210. Australische Seen 208. — Steppe 208. Australisches Gebirge 208. Australneger 209. Auvergne 177. Avignon 179. Avisio 244. Awaren 263. Azoren 38, 98, 132. Azteken 201. B. Bab el Mandeb, Straße v., 88, 97. Babenberger 248. Babiagura 265. Babylon 8b. Babylonien 85. Bach 1b. Bachergebirge 242. Baden 152, 155, 250. — Großherzogtum, 31. Baffinsbai 26, '38, 19b. Bagdad 8b, 88. Bahama-Jnseln 39, 202. Bahia 207. Bahrein-Inseln 88. Bai 26. Baikalsee 3b, 77. Baireuth 1b4. Bakonywald 269. Baku 81, 83, 88. Balearen 33, 131. Balkan 34, 102, 112. Balkanhalbinsel 27, 34,101, 102, 110, 114. Balkaschsee 79. Baltimore 199. Baltische Inseln 183. — Küstenebene 181. Baltischer Landrücken 163. Baltisches Meer 101. Bamberg 1b4. Bananen 211. Banat 271. Banater Gebirge 269. Banda-Inseln 72. Bangkok 71, 88. Banjaluka 279. Banka 72. Bantuneger 95, 97, 99. Banya 267. Barbarossa 160. Barcelona 33, 131, 132. Bari 126. Barka, Plateau von, 37, 92. Barmen 31. Barrieres 176. Basel 31, 147, 148. Basken 106. Baßstraße 26. Batavia 36, 72, 88. Baumwolle 200. Baumwollstaude 194. Bautzen 162. Bayern 31, 152, 154. Bayonne 178. Bayrische Oberpfalz 153. — Rheinpfalz 156. Bayrischer Wald 149, 1S2. Becken 14, 53. Beczwa 235. Beduinen 87. Begs 279. Beirut (Beritus) 85, 88. Belfast 140. Belfort 179. Belgien 31, 171. Belgrad 34, 116, 118. Belt, Großer und Kleiner, 27, 101, 180. Beludschistan 36, 81. Benares 69, 88. Bengalen 69. Ben Nevis 139. Benne 94. Beraun 229, 232. Berbern 91. — -Länder 37. Berchtesgaden 246. Berditschew 190. Berg 12. Bergen 183. Bergfahrt 17. Bergland 14. — an der Werra 149. — mittel- und nieder¬ rheinisches, 149. — oberungarisches, 262. — von Guayana 204. Bergpaß 14. Bergrücken 13. Bergwand 12. Beringstraße 26. Berlin 30, 164, 168. Bermuda 197. Bern 31, 147, 148. Bernadotte (Herrscherhaus) 182. Berner Oberland 145, 147. Bernina 144. Bernstein 165. Besanyon 179. Bessarabien 190. Bethlehem 36, 86. Betschuanenland 98. Benthen 164. 283 Beutler 209. Bevölkerung, bayrische, 247. — d. britischen Inseln 134. — der Erdteile 57. — der Schweiz 145. — deutsche, 247,249, 252, 254, 255, 262, 269. — italienische, 247, 253, 259. — keltische, 247. — kleinrussische, 272. — kroato-scrbische, 262. — ladinische, 253. — magyarische, 262. — Österreich-Ungarns 219, 220, 223. — polnische, 262, 272. — rätische, 247. — rumänische, 262. — ruthenische, 262, 267, 272. — serbische, 271. — slowakische, 262. — slowenische, 255, 259. — von Afrika 37. — von Amerika 38. — von Asien 35. — v. Australien 208, 209. — von Europa 106. — von China 74. — von Deutschland 150 f. von Frankreich 174. -- von Rumänien 267. Biala 237, 273. Bielefeld 159. Bielitz 237. Bifurkation 204. Bilbao 131. Binnensee 15. Birma 70. Birmingham 33, 138, 140. Biskayischer Meerbusen 27, 102. Bismarck-Archipel 210. Black country 138. Blagoweschtschensk 79. Blansko 238. Blei 246. Bleiberg 255. Bludenz 254. Bober 165. Bocche di Cattaro 277. Bocchesen 278. Bocchettastraße 122. Bochnia 274. Bochum 158, 168. Bodenarten 9. Bodenerhebungen 12. Bodensee 144, 152. Böhmen 30, 149, 226. Böhmerwald 149, 226. Böhmisches Massiv 216,225, 234 248 Böhmisch-Leipa 234. Böhmisch-mährische Grenz¬ höhe 228. Böschung 12, 13. Böschungswinkel 12. Bogota 205. Bolivar 205. Bolivia 40, 205. Bologna 123, 126. Bombay 36, 69, 88. Bonn 158. Bonzen 67. Boothia Felix 38. Bora 259. Bordeaux 33, 178. Borgopaß 267. Borneo 36, 72. Bornholm 180. Boryslau 274. Bosna 29, 30, 275. Bosnien 30, 279. Bosnien und Herzegowina 278. Bosnisches Erzgebirge 278. — Gebirge 261. Bosporus 27, 101. Boston 199. Bottnischer Meerbusen 27, 101. Boulevards 176. Boulogne 176. Bourbon (Herrscherhaus) 130, 174. Bozen 253. Brabant 172. Braganza (Herrscherhaus) 132. Brahma (Brahmanen) 63, 67. Brahmaputra 35, 68. Brahma-Religion 63, 67. Brandenburg 164. Brandung 54. Brasilien 40, 206. — Gebirge von, 39, 204. Braunau 233. Braunschweig 31,161, 167, 168. Brazza 278. Brdywald 232. Brege 153. Bregenz 30, 254. Bregenzer Wald 242. Breite, geogr., 23, 44, 45. Bremen 31, 168. Bremerhaven 168. Brenner 252. Brennerbahu 247. Brennerfurche 240. Brenta 243, 253. Brentagruppe 244, 253. Breslau 31, 165, 168. Brest 177. Bretagne 102, 173, 177. Bretonen 177. Brienzer See 144. Brigach 153. Brindisi 126. Brinsa 266. Brionische Inseln 260. Brisbane 210. Bristol 138, 140. Bristolkanal 133,136, 137. Britische Inselgruppe 101. — Inseln 27. Britisches Jnselreich 133. — Gebirge 102. — Weltreich 136. Britisch-Kolumbia 197. — -Ostafrika 38, 96. Brixen 252. Brocken 160. Brod a. d. Save 280. Brody 274. Brooklyn 199. Brotfruchtbaum 211. Bruch 163. Brügge 172. Brünn 30, 238. Brüssel 31, 172. Brüx 232. Bruneck 252. Brussa 83. Brzezany 274. Buchara 80. Buche 264. Bucht 26. Buczacz 274. Buda 263, 270. Budapest 30, 269. Buddha (Buddhismus) 63, 67, 77. Budweis 30, 231. Bückgebirge 267. Büffel 90, 198. Buenos Aires 40, 207. Buffalo 200. Bug 163, 185, 272. Bukarest 32, 192. Bukowina 30, 262, 274. Bulgaren 113. Bulgarien 34, 116. Bulgarische Hochebene 112. — Terrasse 191. Bundesrepublik, mexikan., 201. Bundesstaat, uordam., 198. 284 Buren (Bauern) 97. Burenrepubliken 98. Burg, kaiserliche, 249. Burguud 178. Burgundische Pforte 155, 156, 179. Burzenland 268. Buschmänner 97. Buzentaurus 123. Byzanz 115. C. Cadiz 132. Cagliari 126. Calais 176. Cambridge 138. Campagna di Roma 120. Canale grande 123. Canals 259. Canons 198. Capodistria 260. Capri 125. Caracas 206. Cardiff 139. Carnuntum 250. Carpentariagolf 40, 208. Cartagena 131. Casiquiare 204. Catania 126. Celebes 36, 72. Celsius 49. Cetina 277. Cetinje 117. Cevennen 177. Ceylon 34, 67, 70. Chalkidikc 111. Chalons sur Marne 176. Champagne 176. Charkow 190. Charteren 172. Charlottenburg 164. Chaux de Fonds 148. Chemnitz 162, 168. Cheops-Pyramidc 94. Cherbourg 177. Cherso 260. Chicago 39, 200. Chiemsee 153, 252. Chiese 243, 253. Chile 40, 206. Chimborasso 203. China 73. Chinabaum, Chinin 194. Chinesische Kultur 73. — Einwanderung 201. — Mauer 65, 74. Chinesisches Gebirge 61. — Gebirgs-, Tiefl. 35,73. — Meer 34. Chinesisches Reich 35. Chingan 65. Chingangebirge 75. Chios 84. Chrudim 234. Chur 147. Cilli 256. Cima d'Asta 244. Cincinnati 200. City von London 137. Clermont 177. Cleveland 200. Clydebusen 133. Cochinchina 71. Cölesyrien 85. Comer See 119. Cook 209. Cooksberg, -straffe 210. Cordoba 128, 132. Cormons 259. Cornwall 133. Cornwallis 136. Cortez 201. Costarica 202. Cöte d'or 173, 175. Creeks 208. Csaba 271. Curzola 278. Cuzco 205. Cypern 34, 36, 84. Cyrill und Method 238. Czernowitz 30, 275. D. Dachstein 251. — -Gebirge 243. Dämmerung 49. Dänemark 32, 180. Dänische Inseln 27. Dagö 189. Dahorne 95. Dalai-Lama 65. Dal-Elf 181. Dalmatien 30, 277. Dalmatinische Inseln 278. Dalm.-istrische Inseln 215. Damaskus 85, 88. Dammaraharz 210. Dammastock 145. Dannemora 183. Danzig 31, 165, 168. Dapsang 65. Dardanellen 115. Darling 208. Darmstadt 31, 156, 169 Dattelkultur 88. Dattelpalme 92. Dauphine 179. Davisstraße 26. Dazier 107, 192. Debreczin 30, 271. Deiche 167, 169. Dekan 35, 67, 69. Deklination 4. Delatyn-Paff 267. Delhi 69, 88. Delta 15. - des Nil 93. Demawend 81. Denver 201. Dessau 167. Deutsche 262, 271. Deutsch-Brod 234. Deutsche in Böhmen 230. Deutsche Kolonisten in Ru߬ land 190. Deutsche Mundarten 154. — Tiefebene 149. Deutscher Bund 151. — Jura 153. — Kaiser 150. — Orden 165. Deutsches Mittelgebirge 102. - Reich 30, 148,, - politische Übersicht desselben, 151. Deutsch-Ostafrika 38, 96. — -Südwestafrika 38, 98. Diagonalgebirge 13. Dignano 260. Dijon 178. Dinarische Alpen 275, 277. Diokletian 277. Ditroit 200. Dnjepr 32, 103, 185. Dnjestr 32, 103, 185, 272. Dobrudscha-Plateau 191. Dodona 116. Dogenpalast 123. Dolmen 257, 259. Dollart 166. Dolomiten 244, 245, 253. Don 32, 185. Donau 28, 103, 153, 216, 248, 249, 262, 263. Douaubecken, Linzer, 251. Donau-Dampfschisfahrt 270. — -Ebenen 102, 216,248. Donautal 248. Donja Tuzla 279. Dora Baltea 119, 146. Dordogne 177. Dornbirn 254. Dorpat (Jurjew) 189. Dortmund 158, 168. Doubs 178. Dover 138. Drau 29, 216, 240, 244, 245, 252, 254, 256, 262. 285 Dranbahn 255. Drautal 242, 244, 247. Drawidas 67, 69. Dreißigjähriger Krieg 151. Dresden 31, 162, 168. Drin 112. Drina 275, 279. Drina, albanes., serb., 111. Drohobycz 274. Drontheim 183. Druiden 139. Dublin 33, 140. Düna 32, 103, l85. Dünen 92, 166, 169. Düren 158. Duero 33, 128. Düsseldorf 158, 168. Duisburg 158. Dunajec 261, 264, 265,272. Dunajectal 265. Dundee 139, 140. Dunedin 211. Durance 178. Durchbruchstal der Donau 269. Durchfahrt, nordöstliche und nordwestliche, 26. Durra 95. Dux 232. Dwina 32, 103, 185. E. Ebbe 54. Ebenen 11. Ebene, Nordamerika»., 195. — oberitalienische, 259. Ebro 33, 127. Ebrobecken 128. Ecuador 40, 205. Eoelmetalle 196. Eder 159. Edinburgh 33, 139, 140. Eger, Fluß, 227, 228. — Stadt, 230, 232. Eiche 264. Eichsfelde 160. Eidgenossenschaft 145. Eifel 157. Eilande 25. Eipel 265. Eisack 240, 252. Eisbär 196. Eisberge 196. Eisenach 161. Eisenbahn, Pustertaler, 252. — Brenner-, 252. Eisenerz 255. Eisenhut 242. Eiserne Küste 180. Eisernes Tor 262, 269. Eisleben 161. Eismeer 195. — Nördliches. 25, 26, 27, 32, 34, 38, 185. — Südliches, 25, 26. Eisströme 51, 144. Elba 126. Elbe 29,103,150,160,166, 228. Elbe-Becken 233. — -Sandsteingeb.162,227. — -Tal 231. Elberfeld-Barmen 31, 158, 168. Elbing 165. Elbogen 232. Elbrus 82. Elburs-Gebirge 81. Elefant 66, 68, 90. Elfe 181. Elfenbein 95. Elfenbeinhandel 91. Elis 117. Elisabeth-Westbahn 249. Elsaß-Lothringen 31, 156. Elster 160. Elstergebirge 161. Emilia 123. Emir 87. Ems, Stadt, 157. — Fluß, 166. Emu 209. Engadin 144. Engelsburg 124. England 32, 133, 136. Englisches Maß 133. — Südafrika 98. — Tiefland 133. Engpaß 14. Enns 29, 254. Ennstal 240, 243, 255. Eperies 266. Ephesus 84. Epirus 116. Erdachse 22. Erdbeben 54. Erdboden, dessen Beschaffen¬ heit, 8. Erde, Teile der, 53. Erdinneres 54. Erdkrume 9. Erdkruste 53. Erdkugel 22, 43. Erdnuß 94. Erdoberfläche 17. Erdschias 83. Erdteile 24. Erfurt 31, 161, 168. Eriesee 39, 196, 200. Erlangen 154. Erlau 267. Erserum 82. Erythrea 97. Erzberg 255. Erzgebirge 149, 161, 227, 233. — bosnisches, 278. — siebenbürgisches, 268. — ungarisches, 265. Espartogras 129. Eskimos 196, 197. Esseg 276. Essen 158, 168. Esten 189. Estland 189. Estremadura 130. Etrusker 124. Etsch 119, 240. Etschalpen 244. Etschtal 243, 244, 251. Euböa 117. Eukalyptenwälder 208. Eulengebirge 227. Eupen 158. Euphrat 35, 82, 84. Euripns 117. Europa 27, 100. — Bevölkerung, 106. Falklandinseln 203, 207. Falun 183. Färöer 181. Fata Morgana 271. Fatra, Kleine, 265. Fatra-Gebirge, Großes, 265. Faultier 204. Fauna 55. Fehmarn 163. Feldberg im Schwarzw. 155. Feldkirch 254. Felegyhaza 271. Fella 245. Fellata 94. Fellatal 247. Felsarten 8. Felsengebirge 39, 195, 198, 201. Felsö-Bänya 267. Ferdinand I. v. Österr. 222. Ferlach 255. Ferner 241. Fernpaß 242. Ferro 23, 98. Ferrol 131. Fes 91. Fessan 92. Festländer 24. 286 Fetischdienst 95. Feuchtigkeit 51, 55. Feuerland 206. Feuerland-Jnselgruppe 203. Fichtelgebirge 149,154,160, 227 Fidschi-Inseln 211. Fingalshöhle 139. Finnen 107, 180, 189, 191, 263. Finnischer Meerbusen 27, 101, 184. Finnland 189. Finsteraarhorn 145. Firn 241. Fischerei, norwegische, 182. Fischervölker 194. Fiume 30, 276. Fjelde 181. Fjorde 181. Flachs 186, 210. Flachsudan 38. Flächenmaß 7. Flandern 172, 175. Fleischextrakt 207. Flensburg 166. Flora 55. Florenz 33, 124, 126. Florida 38, 197. Floridsdorf 250. Fluß 15. — -Entwickelung, -Gebiet, -System 16. Flußbett 17. Flußpferd 90. Flußsee 15. Flut 54. Flysch 257, 260, 278. Fo 74. Foca 279. Fonsecabai 202. Formosa 34, 61, 76. Forthbusen 133. Forts 176. Forum 124. Fränkischer Jura 152, 154. Fränkisch-schwäb. Terr. 154. Franken 154, 174. Frankenhöhe 154. Frankenjura 149. Frankenwald 154, 160. Frankfurta.M.31,157,168. — a. d. Oder 164, 168. Frankreich 33, 173. — Bevölkerung, 174. Franzeusbad 232. Franzensfeste 252. Franz-Josef-Land 196. Französisches Bergland 102. Französisch-Kongo 38, 96. Freiberg in Sachsen 162. Freiburg in Baden 155,169. — in der Schweiz 147. Freihafen 75. Freistadt 251. Freudenthal 237. Friauler 259. Friedland 233. Friesen 167. Friesische Inseln 166, 169. Frühling 53. Frühlingsäquinoktium 6. FruKka Gora 276. Fünen 32. Fünfkirchen 270. Fürstenfeld 256. Fürth 154. Fulbe 94. Fulda, Fluß, 159. — Stadt, 159. Furt 17. Fuschijama 76. Fuß des Berges 12, 13. G. Gabelung (d. Flüsse) 204. Gablonz 233. Gail 240, 244, 254. Gailtaler Alpen 244. Galapagos-Jnseln 205. Galata 115. Galatz 192. Galicia 131. Galiläa 86. Galizien 30, 262, 272. Gallegos 131. Gallien 174. Gallipoli 114, 115. Gambia 37, 94. Ganges 35, 68. Gangesland 69. Gardasee 119, 253. Garonne 33, 103,173, 178. Gascgone 178. Gastein 254. Gaurisankar 35, 65. Gautama 67. Gebirgsäste, -arme, -knoten, -stock, -zweige 13. Gebirgsland 14. Gebirgssystem 13. Geest 167, 169. Gefälle 16, 17. Gegenfüßler 48. Gelbes Meer 34, 61. Geuezareth 86. - -See 36. Genf 31, 147, 148. Genfer See 144. Gent 172. Genua 33, 122, 126. Geographische Breite 23, 44, 45. — Länge 23, 46. Gepatsch-Ferner 241. Gera 161. Gerlsdorfer Spitze 265. Germanen 27, 106. Gesäuse, das, 255. Gesichtskreis 43. Gestade 17. Gesteine 8. Gewässer, fließendes, stehendes, 15. Gewürzinseln 36, 72. Geysir 181, 210. Gezeiten 54, 166. Ghor 86. Gibraltar 33, 132. Gießen 159. Gihon 86. Gipfel 12, 13. Giraffe 90. Girgenti 126. Gironde 178. Giseh 94. Glarer Alpen 145. Glarus 147. Glasgow 33, 139, 140. Glatzer Gebirgsviereck 227. — Schneeberg 227. Glauchau 162. Gleichenberg 256. Gleicher 22. Gletscher 51, 144, 240 ff. Globus 22. Glommen 181. Gmunden 251. Gmundener See 251. Gmünd 228. Gnesen 165. Gobi 66, 75, 79. Göding 238. Göllnitz 266. Görlitz 165, 168. Görz 30, 259. Götakanal 183. Göta-Elf 32. Göteborg 183 Göttingen 159. Goldene Aue 161. Goldenes Horn 115. Goldküste 95. Golf 26. — von Aden 97. — von Ägina 111. — von Bengalen 62. — von Biskaya 128. — von Carpentaria 40. 288 Hochasten 61, 64. Hochdeutsche Sprache 150. Hochebene 11. — oberdeutsche, 248. — von Quito 203. Hochebenen, nordamer., 198. Hochfeiler 240. Hochgebirge 13. Hochgebirgsgürtel d. Neuen Welt 193. Hochgolling 242. Hochkönig 243. Hochland 14. — von Abessinien 37. — iranisches, 61. — kleinasiatisches, 61. — mittelasiatisches, 61. — siebenbürg., 261, 262. — Südtiroler, 244. Hoch- oder Episkopalkirche, englische, 136. Hochschnee 241. Hochschwab 243. Höchsten 245. Hochsudan 38. Hodmezö-Vasarhely 271. Höhe, absolute, relative, 10. Höhenmessung 10. Höhenprofil 17. Höhenschichtenkarte 21. Höllengebirge 243. Hof 154. Hofer Andreas 252, 253. Hohenzollern 153. — (Herrscherhaus) 150. Hohe Tanern 240. Hohenelbe 233. Holland 31, 170. Holzwirtschafti.d.Alpen246. Honduras 202. Hongkong 75. Honolulu 212. Horizont 3. — natürlicher, wahrer, 43. Horn 250. — des Berges 12. Hoiowiz 232. Hottentotten 97. Howas 99. Hradschin 231. Hudson 199. Hndsonsbai 38, 193, 196. Hügel 12. Hügelland 14. — pannonisches, 242,255, 256, 269. — voralpines, 248. Hüttenberg 255. Hugli 69. Hüll 138, 140. Humber 136. Humus 9. Hunnen 259, 263. Hunsrück 157. Hunyad 268. Huronensee (Huronsee) 39, 196. Hus 152. Hyäne 90. Hymettos 117. Hypsometrische (Höhenschich¬ ten-) Karte 21. I. Jablonoi-Gebirge 78. Jablunkabahn 265. Jadebnsen 166. Jägerndorf 237. Jägervölker 194. Jaffa (Joppe) 86. Jaguar 204. Jahreszeiten 7, 53. Jaila-Gebirge 184, 191. Jakutsk 79. Jamaika 39, 202. Jangtse-Kiang 35, 73, 75. Janina 116. Japan 76. Japaner 76. JapanischeJnseln 34,35,61. Japanisches Meer 34, 61. Jardin des Plantes 176. Jaroslau 274. Jaroslaw 188. Jassi 192. Jasz-Bereny 271. Java 36, 72. Jazygen 271. Jaxartes 79. Ibar 111. Iberer 106, 129. Iberisches Gebirge 128. Ida, Berg, 116. Jdria, Fluß und Tal, 258. — Stadt (Qnecksilber- bergwerk), 258. Jekaterinburg 191. Jekateriuoslaw 190. Jemen 88. Jena 161. Jenissei 35, 78. Jerez 132. Jericho 86. Jerusalem 36, 86. Jeschken 227. Jesd 81. Jeso 76. Jglau in Mähren 30, 238. — in Ungarn 266. Jglawa 235. Jicin 234. Assel 169. Jll 156, 254. Iller 153. Jllergebiet 242. Illinois 200. Illyrier 113. Jllyrische Länder 275. Ilmensee 188. Imam 87. Imst 252. Jndianerrasse 194. Indigo 68. Indischer Ozean 34, 36, 40, 93, 99. Indisches Kaiserreich 36. Jndochina, Französisch-, 71. Jndogermanen 63. Indus 35, 68. Jndusland 68. Ingermanland 189. Ingolstadt 153. Inka 205. Inn 29, 153, 216, 242. Inneres der Erde 54. Jnnerkrain 258. Innsbruck 30, 252. Jnntal 240, 242, 251, 252. Innviertel 251. Jnselbogen 61. Inselgruppe, Jnselreihe 25. Inseln 25. — afrikanische, 98. — d. Grünen Vorgebirges 38, 98. Interlaken 147. Joachimsthal 233. Joch 14. Johannesburg 98, 99. Jokohama 77, 88. Jonische Inseln 34, 118. Jonisches Meer 27, 101. Jordan 36, 86. Iran 35, 36, 80. Iraner 63, 81. Jrawadi 35, 70. Irische See 139. Irkutsk 79. Irland 32, 33, 133, 139. Jrtisch 78. Isar 29, 153. Jsargebiet 242. Ischia 125. Ischl 251. Jsel 252. Jseltal 240. Jseosee 119. Jser, Fluß, 228. Jsere, Fluß, 178. 289 Jsergebirge 227. Iserlohn 158. Isker 111. Islam 63, 87, 91. Island 27, 32, 181. Isohypsen 21. Jsonzo 243, 245, 257, 258. — -Ebene257, -Land 259. Isothermen 217. Isthmus 25, 111. — von Panama 202. Jstrianer Kalkplateau 257. Istrien 30, 215, 259. Jstrische Halbinsel 257. Italien 101, 118 f. Italienische (Italische) Halb¬ insel 27, 33. Ithaka 118. Juchtenleder 187. Judäa 86. Juden in Galizien 273. — in Rumänien 192. Judenburger Braunkohlen¬ becken 56. Judicarien 253. Jütische Halbinsel 101, 180. Jütland 27, 180. Julian. Kalender 272, 273, Julische Alpen 245, 257, 258, 259. Jung-Bunzlau 234. Jura 33, 143, 145, 147. Juraseen 145. Jurjew (Dorpat) 189. Jurten 79. Jute 68. Jvansattel 279. Jvanscica 276. K. Kaaba 87. Kaaden 232. Kabeljaufang 182, 197. Kabul, Fluß, 68, 81. - Stadt, 81. Kabylen 91. Känguruh 209. Kärnten 30, 245, 254. Kaffee 202, 205, 206. Kaffeebaum 194. Koffern 97. Kaiman 204. Kairo 37, 93, 99. Kaiser von Österreich rc., Titel, 222. Kaiserkanal, chinesischer, 74. Kaiserin von Indien 68. Kaiserslautern 156. Kaiserstein 228. Kaiserstuhl 155. Kaiserwald 232. Kakao 205, 206. Kalabrien 126. Kalahari 90, 97. Kaledonischer Kanal 139. Kalifornien 38, 195, 200. Kalkalpen 242, 243, 249. Kalkutta 36, 69, 88. Kalmücken 191. Kalusz 274. Kama 185. Kambnnisches Gebirge 112. Kamel 66, 92. Kamerun 38, 96. Kamm des Gebirges 13. Kamp 250. Kampanien 125. Kampanische Tiefebene 120. Kamtschatka 34, 61, 79. Kanada 39, 196, 197. Kanadische Seen 39, 196. Kanal, der, 27, 101. — la Manche 133. — von Korinth 111. — von Mozambique 38. — von Sues 26, 34, 36, 93, 100. Kanäle, russische, 187. Kanarische Inseln 38, 98. Kandia 116. Kannibalismus 211. Kannstadt 155. Kansas 200. Kantabrisches Gebirge 128. Kanton 75, 88. Kantone der Schweiz 31. Kap Baba 34. — Blanco 36, 89. — Branco 38. — Byron 40. — Creus 127. — Deschnew 34. — der Grauen Nase 175. — der guten Hoffnung 97. j — Hafun 36, 89. — Hoorn 38, 206. — di Leuca 118. — Matapan 110. — Prinz Wales 38. — da Roca 27, 127. — Steep 40. — Tarifa 27, 127. — Tscheljuskin 34, 60. — Bares 127. — Verde 36, 89. — York 40. Kapellagebirge 275, 276. Kapitol in Washington 200. ! Kapland 38, 97, 98. Kaps 25. Kapstadt 38, 98, 99. Kapverden 98. Karakorumgebirge 64, 65. Karawanken 244, 255, 258. Karibisches Meer 38, 193, 203. Karlsbad 30, 232. Karlsruhe 31, 155, 169. Karlstadt 276. Karmel 87. Karnische Alpen 244 , 245. Karolinen 211. Karpathen 28,102,216,234, 261, 263, 264, 265. — Kleine, 249, 265. Karpathenbahn 267. Karpathenlünder 261. Karpathenzone 272. Karst 245, 257, 259. Karstgebirge 216, 257. Karstländer 257, 262. Karstplateau 28. Karsttäler 257. Karte 18. Karthago 92. Kartoffel 194. Karwendelgebirge 243. Kasan 191. Kaschau 266. Kaschmir 68. Kaskade 16. Kaskadengebirge 198. Kaspisee 27, 32, 35, 62, 79, 185. Kaspische Senke 186. — Steppe 185. Kassel 159, 168. Kastenwesen in Indien 67. Kastilien 130. Kastilische Hochebene 102. Kastilisches Scheidegeb. 128. Katakomben 125. Katalonien 131. Katalonisch. Küstengeb. 128. Katarakt 16. Katholiken 151. Katholizismus 109. Kattegatt 27, 101, 180. Katzbach 165. Kaukasien 36, 82. Kaukasier 62, 82. KaukasischeRasse90,97,106. Kaukasus 35, 82, 184. Kaurifichte 210. Kauris 254. Kautschuk 95, 206. Kautschukhandel 91. Kaviar 19l. Kecskemet 271. Supan, Geographie. 11. Aufl. 19 290 Kees 241. Keilberg 162, 227. Kelten 107, 134, 145, 174. Kenia 86. Kephalonia 118. Kephissos 113. Kerka 277. Kerkyra 118. Kerschbaumer Sattel 226. Kessel 14. Kettengebirge 13. Khan 80. Khanate 80. Khedive 93. Khiwa 80. Kidron 86. Kiel 166, 168. Kiew 190. Kilauea 212. Kilia 191. Kilimandscharo 37, 96. Kilikische Pässe 83. Kimberley 98. Kioto 77, 88. Kirgisensteppe 79. Kischinew 190. Kisil-Jrmak 83. Kithäron 113, 117. Kitzbüchler Alpen 240. Kitzbühel 252. Kladno 232. Klagenfurt 30, 255. Klamm 14. Klattau 232. Klausen 242. Klausenburg 30, 268. Klausthal 161. Kleinasien 34, 35, 36, 83. Kleine Antillen 39, 202. Kleinmünchen 251. Kleinrussen 186. Kleinrußland 190. Klima 49, 51. Klima in Österreich-Ungarn 216, 217 f. Klippen 17, 53. Klippenfisch 183. Klosterneuburg 248, 249. Knittelfeld 256. Koblenz 158. Koburg 161. Koburg-Gotha 161. Köflach 256. Köln 31, 158, 168. Königgrätz 234. Königsberg 31, 165, 168. Königshütte 164. Körös 268. Kogel 12. Kokel 268. Kokosöl 211. Kokospalmen 211. Kola, Halbinsel, 184. Kolibri 204. Kolin 234. Kolmar 156. Kolombo 70, 88. Kolomea 274. Kolonien 91. — nordamerikanische, 198. Kolonisten, deutsche, 263, 266. Kolorado 198, 201. Kolosseum 125. Kolumbia 40, 198, 205. Kolumbus 194, 202. Kolywan (Rewal) 179. Komorn 269. Komotau 232. Kompaß 4. Kondor 205. Kong-fu-tse 74. Kongo 37, 89, 96. Kongobecken 96. Kongostaat 38, 96. Konstantine 91. Konstantinopel 34, 115, 118. Konstanz 452, 155. Kontinente 24. Kopaissee 113. Kopenhagen 32, 170, 183. Kopf des Berges 12. Kopra 211. Kopten 93. Koran 57. KordillerenvonNordamerika 195. Korea 34, 35, 76. Korfu 118. Korinth, Kanal von, 111. — Golf von, 111. Korinthen 117. Kork 130. Korkeiche 130. Korneuburg 250. Kornkammer 263. — Europas 186. Koromandelküste 69. Korsen 179. Korsika 27, 33, 179. Kosaken 186. Kosakenland 191. Kottbus 164. Kram 30, 258. Krainburg 258. Krainer Schneeberg 257. Krakatau 71. Krakau 30, 273. Krapina 276. Krater 54. Krefeld 158, 168. Kreml 188. Krems 250. Kremsier 237. Kremsmünster 251. Kreolen 205. Kreta 27, 34, 110, 116. Kreuzbergsattel 244. Krim 27, 102, 184, 191. Kristallinische Alpen 240, 241, 247, 249, 251. Kristiania 32, 183. Kristianiafjord 183. Kroaten 260. Kroatien 30. — und Slawonien 276. Kroatisches Karstland 276. Kroato-serbischer Volks¬ stamm 275. Krokodil 90. Kronländer, österreichische und ungarische, 223. Kronstadt in Rußland 189. — in Siebenbürgen 30, 268. Krnmau 231. Krupps Fabrik 158. Kuba 39, 198, 202. Kuenlun 35, 64. Küste 17, 25. Küstenfluß 16. Küstengebirge 39. — amerikanisches, 39. — von Venezuela 203. Küstenland 30, 259. Küstrin 164. Kufstein 252. Kuhländchen 237. Kulpa 275, 276. Kultur 58. Kulturboden 9, 55. Kulturgürtel der Alpen 143.' Kulturpflanzen 55. Kulturstaaten 63. Kulturvölker 58. Kum 79. Kumanen 271. Kupfer 264. — schwedisches, 183. Kuppe 12. Kura 82, 83. Kurden 82. Kurilen 34, 61, 76. Kurisches Haff 185. Kurland 189. Kuttenberg 234. Kyffhäuser 160. Kykladen 34, 84, 118. 291 L. Laberdan 183. Labrador 38, 196. Ladogasee 32, 185. Ladiner 247, 259. Länge, geographische,23,46. Längenmaß 7. Längental 14. Lago Maggiore 119. Lagos 9b. Lagunen 119,123,124,211. Lagnnenküste 119. — görzische, 259. Lahn 157, 159. Lahore 69, 88. Laibach, Fluß, 258. — Stadt, 30, 258. Laibacher Becken 258. Lama, Priester, 67. — Lasttier, 205. La Manch« 130. Lancashire 138. Land, das, 24. Landenge 25. — von Sues 90. Landes 178. Landkarte 18. Landklima 50, 217, 264. Landzunge 2b. Langres,Plateau v,173,175. Languedoc 178, 179. La Plata 39. Lappen 182, 189. Larissa 117. Lateran 125. Latinischs Ebene 124. Latium 124. Laubholz 264. Laurion 117. Lausanne 148. Lausitzer Bergland 162. — Gebirge 227. Lava 54. Lavanttal 241, 255. La Bille 176. Lawinen 51, 144, 246. Laxenburg 250. Lebertran 183. Lech 29, 153. Lechgebiet 242. Lechtal 242, 252. Leck 169. Leeds 138, 140. Le Havre 177. Lehne (Berg-) 12. Leiden 171. Leine 159. Leinenweberei 251. Leipzig 31, 162, 168. Leißerberg 250. Leitha 29. Leithagebirge 242. Leitmeritz 231. Lemberg 30, 274. Lemuren 99. Lena 35, 78. Leoben 256. Leopoldsberg 249. Lesbos 84. Lesina 278. Letten 189. Lenkas 118. Levante 84. Levico 253. Lhasa 65. Libanon 35. — Antilibanon 85. Liberia 94. Lidi 119, 123. Liechtenstein 31. Liegnitz 165. Lienz 252. Ligurien 122. Ligurier 122. Ligurisches Meer 101. Liimfjord 180. Lille 175. Lim 111. Lima 40, 205. Limane 185. Limburg 171. Lindau 152. Linz 29, 251. Linzer Becken 249. Liparische Inseln 120. Lippe, Fluß, 168. — Fürstentümer, 31, 159. Liptauer Käse 266. Lissa 278. Lissabon 33, 132. Litauen 190. Litauer 189. Liverpool 33, 138, 140. — Bucht von, 133. Livland 189. Livno 278. Livorno 124, 126. Llanos 206. Lloyd, Österreichischer, 221. Lob-nor 66. Lodomerien 30. Lodz 190. Löß 73. Löwe 90. Löwen 172. Lofoten 181. Loire 33, 103, 173, 177. Lombardei 122. London 32, 137, 140. Lorenzstrom 199. Lornbusen 133. Lot 177. Lothringische Terrasse 155. Lotusblume 69. Louvre 176. Lowlands 139. Ludwigskanal 154. Ludwigshafen 156, 168. Lübeck 31, 166, 168. Lüneburg 167. Lüneburger Heide 167. Lütschine 145, 147. Lüttich 172. Lufthülle 53. Luftkreis 49. Lupkow-Paß 267. Lurleifelsen 157. Luschnitz 229. Lussin 260. Lussinpiccolo 260. Luxemburg 31, 172. Luxemburger, Geschlechtder, 228. Luzern 147. Luzon 73. Lyon 33, 179. Lysa Gora 190, 273. Lysippus 123. M. Maas 29, 169, 173, 175. Maastricht 171. Mackenzie 39, 195, 196. Madagaskar 38, 99. Madeira 38, 98, 132. - Fluß, 204. Madras 70, 88. Madrid 33, 130, 132. Mähren 30, 235. — und Schlesien 234. Mährische Pforte 235. Mälarsee 32, 182. Magdalenensluß 203. Magdeburg 31, 167, 168. Magellanstraße 26, 206. Maglic 278. Magnetnadel 4. Magyaren 107, 262, 263, 269 271. Mahagoniholz 202. Mailand 33, 122, 126. Main 29, 154. Mainz 156, 169. Mais 194, 263, 264. Mako 271. Malabarküste 69. Maladetta 127. Malaga 132. 19* 292 Malaien 56, 71, 72. Malaiische Rasse 211. Malaka 36, 71. Malmö 183. Malta 33, 126. Maltatal 254. Man 139. Mannar 70. Manchester 33, 138, 140. Mandarinen 75. Mandschn 74. Mandschurei 35, 75. Manila 73, 88. Mannhartsberg 250. Mannheim 155, 169. Mantua 123. Manhtsch 27. Maoris 210, 211. Maracaibo, See vou, 203. Maranon 204. Maraschino 277. Marburg a. d. Drau 256. — a. d. Lahn 159. March 29, 216, 235. Marchfeld 250. Maremmeu 120. Marianen 211. Maria-Theresiopel 30. Maria Zell 255. Marienbad 232. Marienburg 165. Maritza (Hebros) 111, 112. Marken, die ital., 124. Markuskirche, -Platz, 123. Marmarameer 27, 101. Marmaros 267. Marmolata 244. Marne 175. Marokko (Mauretan.) 37,91. Maros 262, 268. Maros-Ujvar 268. Maros-Vasarhely 268. Marsch 167, 169. Marschallinseln 211. Marseille 33, 179. Marsgebirge 237. Martinswaud 252. Maskareuen 38, 99. Maskat 88. Massachusetts 199. Massaua 97. Massengebirge 13. Maß, englisches, 133. — russisches, 184. Maße,7, 8. Massiv, böhmisches, 216, 225, 234, 248. Maßstab, verjüngter, 7. Matra 267. Maulbeerbaum 253. Mauna Kea 212. Mauren 124. Mauretanien 91. Mauritius 99. Max I. 252. Mazedonien 115. Mazocha 238. Mecklenburg 31, 166. Medici 124. Medina 87. Meer 15, 24, 25. — Adriatisches, 27, 101, 215, 259. — Ägäisches, 27,101,110. — Arabisches, 34, 62. — Asowsches, 27. — Baltisches, 101. — Chinesisches, 34. — der nordwestl. Durch¬ fahrt 195. — Gelbes, 34, 61. — Griechisches, 110. — Japanisches, 34, 61. — Ionisches, 27, 101. — Ligurisches, 10 l. — Ochotskisches, 34, 61. — Ostchinesisches 61. — Rotes, 26, 34, 36. — Schwarzes, 27,32,101, 184, 185. — Südchinesisches, 61. — Totes, 36, 86. — Tyrrhenisches, 27,101, 119. — Weißes, 27. Meeraugen 265. Meerbusen 26. — von Bengalen 34. — von Biskaya 27, 102. — von Genua 27. — von Guinea 89. — von Kalifornien 38. — von Lyon 27. — von Mexiko 39. — von Odessa 184. — vonRlga101,184,189. — von Sidran. Gabes 36. Meerenge (-straße) 26. Meereshöhe 10. Meeresklinia 217. Meeresniveau 10. Meeresspiegel 10. Meeresströmungen 54. Meersäugetiere 209. Meerschaumgruben 84. Mehadia 268. Meiningen 161. Meißen 162. Mekka 87. Mekong 35, 70. Melbourne 40, 210, 212. Melk 250. Melnik 231. Melonen 270. Memel, Fluß, 163, 185. Memphis 93, 94. Menam 35, 70. Mensch, der, 56. Meran 253. Meridian 4, 23, 44. Meridiangebirge 13. Merinos 129. Merw 80. Mesopotamien 35, 36, 84. Messen 7. Messina 126. Mestizen 194. Metz 156, 169. Mexikanischer Golf 195. Mexiko 39, 194, 201. Michigansee 39, 196, 200. Miemingerkette 242. Mies 232. Mikado 76. Mileschauer Donnersberg 231. Milet '84. Millstätter See 254. Millwaukee 200. Mincio 119, 243, 253. Mineralquelle 15. Mineralreich 54. Minneapolis - St. Paul 200. Minsk 190. Mischlinge 194. Miskolcz 267. Mississippi 195, 198, 200. Missouri 39, 198, 200, 201. Mitteleuropa 28. Mittelitalien 124. Mittelgebirge 13. — deutsches, 28, 33,102. — französisches, 33. Mittelländ. Meer (Mittel¬ meer) 25, 27, 34, 36,100. Mittellauf 17. Mitterburg 260. Modena 124. Mödling 250. Mölltal 240, 254. Mohammedaner 93. Mokka (Mocha) 88. Moldau, Fluß, 29, 228. — Land, 191, 192. Moldaubeckeu, -tal, 231. Moldawa 274. Molukken 36, 72. Monaco 179. Monarchie, absolute, kon¬ stitutionelle, 59. 293 Mondsee 251. Monfalcvne 259. Mongolei 35. Mongolen 62, 70, 194. Monotheistische Religionen 63. Montana 201. Mont Cenisbahn 118, 179. Montblanc 28, 143, 178. — Dore 177. — Pelvoux 178. Monte Gargano 120. — Maggiore 257. — Rosa 144. — Viso 119. Montenegro 34, 117. Montevideo 40, 207. Montpellier 179. Montreal 39, 197. Moor 10, 167. Moräne 241. Morast 10. Morawa 111, 262. Morea 111. Moria 86. Morlakken 277. Mormonen 201. Moscheen 57. M.sel 29, 155, 157, 173, 175. Moskau 32, 188. Mostar 280. Mosul 85. Mount Everest 35, 65. — Mc Kindlev 195. Mozambique 38, 96. Mühlhausen 161. Mühlviertel 251. Mülhausen 156, 169. Müllerei 264. München 31, 153, 168. München-Gladbach 158. Münden 159. Mündung 15. Münster 168. Mürztal 242. Mulden 76, 88. Mulahacen 129. Mulatten 194. Mulde 160, 162. Munkacs 267. Mur 29, 240, 242, 254, Murtal 241, 242, 247, 256. Muraybusen 133. Murazzi 123. Murcia 13 l, 132. Murray 40, 208. Mytilini 84. N. Nab 153. Nablus 86. Nachtbogen 5, 48. Nadelholzgürt. d. Alpen144. Nadelkap 36, 89. Nagasaki 77. Nagy-Bänya 267. Nahe 157. Namur 172. Nancy 175. Nanking 75, 88. Nantes 177. Napoleon 179. Napoleon. Kaiserreich 174. Narenta 30, 275, 279. Narew 163, 185. Nassau 157. Natal 38, 98. Nation 57. Nationalpark in Nord¬ amerika 201. Naturprodukte 54. Naturvölker 58. Nazareth 36, 87. Nazaire 177. Neapel 33, 125, 126. Nebel 51. Nebenfluß 16. Nebental 14. Neckar 29, 154. Neckarplateau 155. Neger, -Sklaven 194. Negoi 268. Nehrungen 163. Neiße, Fluß, 165. Neißetal 233. Nertschinsk 79. Netze 163. Neubraunschweig 197. Neuchätel 145, 148. Neue Hebriden 210. Neuenburg 145. Neu-England 138. Neu-England-Staaten 199. Neue Welt 193. Neufundland 38, 197. Neukaledonien 210. Neuguinea 40, 210. Neumarkter Sattel 241,247. Neunkirchen 250. Neuorleans 39, 200. Ren-Sandez 274. Neusatz 271. Neuschottland 197. Neuseeland 40, 210. Neuseeländischer Flachs 210. Neusibirische Inseln 196. Neusiedler See 269. Neusohl 266. Neusüdwales 210. Neutitscheiu 237. Neutra, Fluß, 265. — Stadt 266. Neuyork 39, 199. Nevada 201. Newa 32, 185. Newcastle on Tyne138,140. Ngamisee 97. Niagara 197. Nicaragua 202. Niedere Tauern 241. Niedergebirge 13. Niederguiuea 38, 96. Niederlande 31, 169, 170. Niederlausitz 164. Niederösterreich 249. Niedersachsen 167. Niederschlag 55, 218. Niederschottisches Geb. 139. Niederungar. Tiefebene 216. Niger 37, 89, 94. Nikobaren 71. Nikolajew 190. Nikolsburg 238. Nil 37, 89, 92. — Weißer, Blauer, 93. Nilländer 37. Niltal 91. Nimes 179. Ninive 85. Nippon 76. Nisch 116. Nishnij Nowgorod 188. Nizza 179. Njemen 185. Noce 253. Nördliche Kalkalpen 242. — Randländer von Öster¬ reich-Ungarn 272. Romadenhorden, asiat., 263. Nordafrika 91. Nordalpen 144. Nordamerika 38, 193, 194, 195. Nordbrabant 171. Nordchina 73. Norddeutsche Staaten 151. Norddeutscher Bund 151. Norddeutsches Bergland156. — Tiefland 163. Norddeutschland 30. Norden 3. Nordenglisches Gebirge 136. Nordeuropa 32. Nordhausen 161. Nordkap 27. Nordmähren 237. Nordpol 22, 48. 294 Nordsee 27, 101. Nordstaaten, amerik., 199. Nordstern 3. Nordsyrien 8S. Nvrdttrol 252. Nordtiroler Kalkalpen 242. Norfolk 133. Norische Alpen 241. Normandie 175, 176. Normannen 134, 182, 194. NormannischeHalbinsel 173. — Inseln 139. Norwegen 32, 180, 182. Norweger 182. Notre Dame 176. Nottingham 138, 140. Novibazar 279. Nowaja Semlja 27, 196. Nowgorod 188. Nubien 37, 94. Nürnberg 31, 154, 168. Nullmeridian 23. Numidien 91. Nyassa 96. Nyassasee 37, 98. Nyireghhäza 271. O. Oasen 37, 92. Ob 35, 78. Obdächer Sattel 247. OberdeutscheHochebene 102, 149 152. Oberer See 39, 196. Oberguinea 37, 94. Oberhollabrunn 250. Oberitalien 122. Oberkürnten 254. Oberkrain 258. Oberlauf 17. Oberösterreich 251. Oberrhein. Ebene 102, 155. Obersteier 255. Oberungarn 264. Oberung.Bergland 261,262. Oberungarische Ebene 269. — Tiefebene 216. Ochotskisches Meer 34, 61. Ochridasee 112. Odenwald 154, 155. Oder 29, 103, 150, 163, 236. Odessa 32, 190. Odysseus 118. Ödenburg 269. Öland 183. Ölberg 86. Ölpalme 94. Ösel 189. Österreichisch - ungarische Monarchie 29, 215. Österreich unter der Enns und ob der Enns 29. Österreichisch. Granitplateau .. 226. ÖsterreichischeKalkalpeu243. Öta 113. Ötztal 252. j Ötztaler Alpen 240. Ofen 270. Offenbach 156. Oglio 119. Ohio 198. Oise 175. Oka 185. Oldenburg 31, 168. — (Herrscherhaus) 180. Olmütz 30, 237. Olymp 112. Omaha 200. Oman 88. Omsk 80. Onegasee 32, 185. Ontariosee 39, 196, 197. Opium 68. Oppa 236. Oran 91. Orangen-Eilande 197. Oranien(Herrscherhaus)170. Oranjefluß 37, 97. — -Kolonie 98. Oravicza 269. Orel 189. Orenburg 191. Orientierung 3. Orinoco 39, 204. Orizaba, Pik von, 201. Orbrey-Inseln 133. Orleans 177. Ortler, -Alpen 240, 244. Osaka 77, 88. Osmanen 83. Osnabrück 159. Ossa 112. Ossiacher See 255. Ostafrika 38. — britisches, 38, 96. — deutsches, 38, 96. — italienisches, 38. — portugiesisches, 38, 96. Ostafrikan. Seenhochland 96. Ostalpen 148. Ostasien 35, 73. Ostchinesisches Meer 61. Ostelbische Tiefebene 180. Osten 3. Ostende 172. Osterinsel 71. Osteuropa 32. Ostgalizien 274. Ostghats 69. Ostindien 66. Ostindische Inselwelt 34. Ostindischer Archipel 36, 61, 71. Ostkap 60. Ostmark 248. Ostrau 237. Ostrumelien 116. Ostsee 27,32,101,184,185. Ostseeküste 163. Ostseeprovinzen 189. Ostsibirisches Gebirge 61,65. Ostturkestan 66. Ostungar. Tiefland 270. Othrys 112. Ouse 136, 137. Oxford 138. Oxus 79. Ozean 24. — Atlant., 25, 26, 27, 36, 38, 98, 195. — Großer (Pazifischer) 25, 26, 27, 34, 38, 40. — Indischer, 26, 34, 36, 40, 93, 99. P. Padua 123. Pago 278. Pagoden 67. Palästina 36, 86. Palermo 33, 126. Palma 131. Palmöl 94, 95. Palten-Liesingtal 241. Pamir-Hochland 64. Pampas 207. Panama 39,193, 201, 202. Pauamakanal 202. Pandschab 68. Pannonien 269. Pannonisches Hügelland 242, 255, 256, 269. Pantheon 124. Papageien 209. Papuas 210, 211. Paraguay 40, 204, 207. Parallelgebirge 13. Parallelkreis 23, 44, 45. Parana 204. Pardubitz 234. Parenzo 260. Paris 33, 175. Pariser Becken 175. Parma 124. Parmesankäse 122. Parnaß 113. 295 Parnes 113, 117. Paropamisus 61. Parseier Spitze 242. Parsen 81. Paß 14. Passate 52. Passau 153, 248. Passeiertal 253. Pasterze 241. Patagonien 40, 204, 207. Patagonische Küstenkette 203. Patras, Golf von, 117. Paulskirche 137. Pavia 123. Pazifikbahn 197, 200. Pazifische Küste 195. Pazifischer Ozean 2b. Pegnitz 154. Peiho 75. Peipussee 32. Peking 35, 75, 88. Pelion 112. Peloponnes 34, 111, 113, 117. Pelztiere 78, 196. Peueus 112. Penninische Alpen 144. Pennsylvanieu 199. Pentelikon 117. Pera 115. Peräa 87. Perini 88. Perm 191. Pernambuco 206. Perpignan 178. Persepolis 82. Persien 36, 81. Persischer Meerbusen 34. Peru 40, 205. Peschawar 69. Pest 270. Peter der Große 186. Petersburg 32. Peterskirche 125. Peterwardein 271. Petschora 32, 103, 185. Pettau 256. Pforzheim 155. Pfütze 15. Phasis 83. Philadelphia 39, 199. Philippinen 36, 73, 198. Philippopel 116. Philister 86. Phlegräische Felder 125. Phönizier 85. Piacenza 123. Piave, Fluß u. Tal, 243,244. Picardie 176. Piemont 122. Pietrosu 267. Pik 12. Pik von Orizaba 201. Pilatus 145. Pilsen 30, 232. Pindus 34, 112. Pinzgau 254. Pirano 260. Piräus 117. Pisa 124. Pischtjan 266. Pisek 231. Pisino 260. Pittsburg-Allegheny 199. Pityusen 131. Plan 18. j Planina 258. ' Plantagen 200. Plateau 11. Plattdeutsche Sprache 150. Platte des Berges l2. ! Plattensee 270. Plauen 162, 168. Po 33, 103, 119. Podhorze 184. Podolien 190. Podol. Plateau 272, 274. Po-Ebene 102, 119. Poik 258. Poitiers 177. Poitou 178. Pola 30, 260. Polarkreis, nördl., südl., 48, 51. Polarmeer 26. Polarstern 3. Pole 22, 49. Polen 32, 190. Polhöhe 44. Polsen 257, 258, 275, 278. Polnisches Gebirge 102. Polynesien 40, 208, 211. Polynesier 211. Pommern 165. Pompeji 54, 125. Pongau 254. Poutinische Sümpfe 120. Politisches Gebirge 83. Pontus euxinus 27. Poprad 261, 264, 265, 272. Porphyrplateau von Bozen 244. Porto, Portwein 132. Portoriko 39, 198, 202. Port-Said 93. Portsmouth 138, 140. Portugal 33, 129, 132. Portugiesen 129, 194. Posen 165, 168. Potosi 206. Potsdam 164, 168. Pottwal 209. Požega 276. Prachatitz 231. Prärien 200. Prag 30, 230, 231. Prater 249. Ptemysliden 228. Preran 237. Presanella 240. Preßburg 30, 269. Preußen, Königreich, 30. — Provinz, 165. Preußische Monarchie 163. Pribram 232. Primas von Ungarn 269. Prinz Eugen 263. Pripet 185. Promontor 270. Propontis 27. Prosna 184. Proßnitz 237. Protestanten 151. Protestantismus 109. Provence 173, 179. Pruth 29, 32,184,192, 272. Przemysl 274. Puma 204. Pußta 270. Pusterthal 252. Pyramiden 94. Pyrenäen 33, 102, 127. Pyrenäische Halbinsel 27,33, 101, 127. N. Quarnerische Inseln 260. Quarnero 215. Quebec 39, 197. Quecksilber 246. Quecksilberbergwerke, Almaden 130, Jdria 258. Queensland 210. Quelle 15. Quellsee 15. Quertal 14. Quieto 257. Quito 203, 205. R. Raab, Fluß, 29, 216, 269. — Stadt, 269. Rachel 226. Radautz 275. Rätische Alpen 144. Räto-Ladinisch 145. Ragusa 277. Rasah 114. 296 Rakonitz 232. Randgebirge 13. — der Karpathen 262, 26b, 266. — östliches, siebenbürg., 267. Randmeer 61. Randseen, italienische, 253. Rangoon 70, 88. Rassen, kaukasische (mittel¬ ländische), mongolische, Negerrasse 56. Ratschach 245. Raudnitz 231. Rauhe Alp 153. Raums 254. Ravenna 124. Reaumur 49. Reduktion 7. Reformation 151. Regen 51. — Fluß, 153. Regensburg 153. Regenzeit 52. Regnitz 154. Reichenberg 30, 233. Reichensteiner Gebirge 227. Reichsland, deutsches, 156. Reif 51. Reikjavik 181. Reims 176. Reis 66. Rekathal 257. Religionen 57. Remscheid 158. Rennsteig 160. Remitier 78, 182. Republik 59. Republiken von Südamerika 205. Re chenscheideck 252. Resicza 269. Retz 250. Reunion 99. Reuß, Fluß, 145. — Fürstentümer, 161. Reutte 252. Rewal (Kvlywan) 189. Rhein 29, 103, 144, 149, 169, 242. Rheiudelta 169. Rheinfall 147. Rhein. Schiefergebirge 156. Rheinknie 147. Rheinpfalz, Bayrische, 156. Rheinprovinz 157. Rheintal 156, 254. Rheinwein 155. Rhinozeros 90. Rhodesia 98. Rhodope-Gebirge 112. Rhodus 84. Rhön 154, 159. Rhone 33,103,144,173,178. Rialtobrücke 123. Rias 131. Ried 251. Rienz 252. Riesengebirge 227. Riesenschildkröte 205. Riga 189. Rigaer Meerbusen 101,184, 189. Rigi 145. Rigi, österr., 251. Rilo-Dagh 112. Rimini 133. Ringinseln 211. Ringstraße in Wien 249. Rio de Janeiro 40, 207. — Negro 204. — de la Plata 204. Risn 83. Rin-Km-Inseln 61, 76. Riva 253. Robben 196, 209. Rodnaer Alpen 267. Römer 129. Römerbad 256. Rohitsch 256. Rohrzucker 202. Rokitnosümpse 185, 190. Rom 33, 124, 126. Romanen 27, 106. Romanow-Gottorp (Herr¬ scherhaus) 187. Ronchi 260. Rosenau 265. Rossitz 238. Rostock 166. Rostow 191. Roterturmpaß 268. Rotes Meer 26, 34, 36. Rothäute 194. Rotterdam 31, 171, 172. Rotti, Insel, 34, 60. Roubaix 175. Rouen 176. Roveredo 253. Rovigno 260. Rudolfsbahn 247, 255. Rudolf-See 96. Rudolfswert 258. Rücken (Berg-) 13. Rügen 163. Ruhr 157. Rumänen 192, 262, 271. Rumänien 32, 191. Rumburg 232. Rumburger Hügelland 233. Rumelien 115. Russen 186. Russische Bevölkerung 186, 188 — Tiefebene 184. Russisches Maß 184. Russisch-Zentralasien 80. Rußland 32, 184. Rustschuk 116. Rzeszow 274. S. Saalachtal 254. Saale 29, 160. Saarbrücken 157. Saaz 232. Sabiner Gebirge 120. Sabionccllo 278. Sachalin 61, 79. Sachsen-Koburg (Herrscher¬ haus) 171. Sachsen, Königreich, 31,161. Sachsen, Provinz, 167. — -Volk in Siebenbürgen 267. Sächsische Herzogtümer 161. Saffianleder 187. Sagopalmen 211. Sagor 256. Sahara 37, 90, 91, 92. Saharische Wüstentafel 62. Saifnitz 245. Saifnitzer Paß 247. Saigon 71. Sajanisches Gebirge 77. Sajo 265. Salambria (Peneus) 111, 112. Salerno 125. Salomonen 210. Saloniki 115, 118. Salpeterlager 206. Saluen 70. Salvador 220. Salza 255. Salzach 29, 152, 254. Salzachtal 240, 247, 254. Salzach-Quertal 243. Salzburg 30, 248, 254. Salzburger Kalkalpen 243. Salzkammergut 243, 245, 247, 251, 255. Salzlager 246. Salzquelle 15. Salzsee, Großer 201. Salzseen 91. Salzwassersee 15. Samara 191. Samaria 86. 298 Skandinavische Halbinsel 101, 180. — Länder 180. Skandinav.-finn. Geb. 102. Sklavenhandel 90. Skutari 116. Skutarisee 112. Slawen 27, 106, 113, 150, 262. Slawonien 30, 276. Sljemen 276. Slowaken 266. Slowenen 247, 258. Smaragde 187, 205. Smaragdinsel 140. Smithsiind 195. Smyrna 84, 88. Sofia 34, 116, 118. Sognefjord 181. Sohn des Himmels 74. Solfatara 125. Solfataren 210. Soliman 80. Solingen 158. Solnhofen 154. Solquelle 15. Solsteinkette 243, 252. Solstitium 6. Solwaybucht 133. Somali 97. Somali-Land 38, 89. Sommer 53. Sommer-Sonnwende(-Sol- stitium) 6. Sonne, Gang der, 4 ff., 46 ff., 49. Sonnenstrahlen 49. Sonnwende 6. Southampton 138. Spalato 277. Spandau 164, 168. Spanien 33, 129, 130. Spanier 129, 194. Speier 156. Spessart 154. Spezia 122. Spitzbergen 196. Splügen 146. Sporaden 84, 118. Sprachen, Sprachstämme, Sprachgruppe 57. Spree 29, 163, 164. Spreewald 164. Srebrenica 279. Staat, der, 59. Staatsformen in Europa 109 f. Städtetafel von Afrika 99. — von Amerika 207. — von Asien 88. Städtetafel von Australien 212. — der Balkanhalbins. 118. — von Belgien 172. — des Deutschen Reiches 168. — von Frankreich 179. — v. Großbritannien 140. — von Italien 126. — der Niederlande 172. — der eigentlichen Alpen¬ länder 256. — von Böhmen 234. — von Bosnien-Herzego¬ wina 280. — von Galizien und der. Bukowina 275. — der Karstländer 260. von Kroatien und Dal¬ matien 280. — von Mähren und Schlesien 238. — der nördl. Randländer (österr.) 251. — von Ungarn 272. — von Portugal 132. — Rußlands 191. — der Schweiz 148. — von Skandinavien 183. — von Spanien 132. Staffa 139. Stanislau 274. Stanowoi-Gebirge 65, 78. Starnberger See 153. Staßfurt 167. Stavanger 183. St. Bernhardpaß, Kleiner, 178. St. Denis 176. Steiermark 30, 255. Steigerwald 154. Steilküsten 25. Steiner Alpen 244. Steinernes Meer 243. Steinsalz 267, 268. Steinwüste auf d. Karst 259. Steirische Kalkalpen 243. Stephan der Heilige 263. Stephansdom 249. Steppe 55. — ungarische, 270. Steppen in Rußland 103, 186. Steppensee 15. Sternberg in Mähren 237. Sternhimmel 43. St. Etienne 177. Stettin 31, 165, 168. Steyr 250, 251. St. Gallen 147. St. Georgsarm 191. St. Gotthard 144. — -Bahn 118, 146. St. Helena 99. St. Lorenzgolf 197. St. Lorenzstrom (-Fluß) 39, 195, 196, 197. St. Louis 39, 9b, 200. St. Nazaire 177. Stockfisch 183. Stockholm 32, 183. St. Paul 255. St. Petersburg 189. St. Pölten 250. St. Quentin 176. Strafkolonie, russische, 78. Straits Settlements 71. Stralsund 165. Strand 54. Strandseen 119. Straßburg 31, 156, 169. Straße von Calais 27,101, 133. — der Dardanellen 27. — von Gibraltar 27, 89, 100. — von Kertsch 27, 184. — von Konstantinopel 27. — von Messina 33, 118, 126. — von Otranto 101. — von Tunis 100. Strauß 90. Strelitz 166. Strom 1b. Stromboli 120. Stromschnelle 16. Struma (Strymon) 111. Stryj 274. Stubaier Alpen 240. Stubaital 252. Stufen, Stufenland 11, 12. Stuhlweißenburg 270. Stuttgart 31, 155, 169. St. Veit 255. St. Wolfgangsee 251. Styr 272. Subapenninen 120. Sucre 205. Suczawa 275. Sudan 38, 94 f. Sudeten 149,165, 227, 234, 235. Sudetenländer 225, 226. Sudetisches Randgebiet 233. Südafrika, außertropisches, 97. — englisches, 98. — tropisches, 95. Süd alp en 144. 299 Südamerika 39, 193, 194, 203. Südaustralien 210. Südchina 73. Südchinesisches Meer 61. Süddeutsche Staaten 151. Süddeutschland 31, 152. Süden 3. Südeuropa 33. Südeurop. Vegetation 179 Süditalien 125. Südkap 40. Südliche Alpen 210. — Kalkalpen 243. Südmähren 237. Südpol 22, 48. Südrußland 190. Südsee 25. Südsee-Jnseln 40. SüdstaatenvonNordamerika 200. Südtirol 252, 253. — deutsches, 253. Südtiroler Hochland 244. Südwestafrika 38. Sues 60, 89, 93. Sueskanal 26,34,36,93,100. Süßwassersee 15. Süßwasserseen in Nord¬ amerika 196. Suffvlk 133. Sulina 191. Sultan 115. Sulzer Belchen 155. Sumatra 36, 72. Sumpf 10. Suna, Suniten 81. Sund 27, 101, 180. Sunda-Jnseln S6, 72. Sundastraße 26, 71, 72. Surabaya 72, 88. Sydney 40, 210, 212. Sylt 166. Syr 79. Syra 118. Syrakus 126. Syrien 36, 62, 85 f. Syrisch-arabische Wüste 35. Syrmien 276. Syrien, die, 36, 92. Szamos 268. Szegedin 30, 270, 271. Szekler 267. Szentes 271. Sziget 267. T. Tabak 194, 202. Tabor, Taboriten 231. Tacho 33. Tadschik 80. Täbris 82, 88. Tännengebirge 243. Tafelberg 98. Tafelland 11. Tag- und Nachtgleiche 5. Tagbogen 5, 48. Tageslänge, -zeiten 49. Tagliamento 243, 244, 245. Tahiti 211. Taifun 74. Tajo 128, 132. Tal 14. Talengen 14. Talfahrt 17. Talgehänge 14. Talpaß 14. Talrand 14. Talseen 245. Talsohle 14. Talwand 14. Talweiten 14. Tanasee 97. Tanganikasee 37, 96. Tanger 91. Tarent (Taranto) 126. Tarim, Tarimbecken 66. Tarn 177. Tarnapol 274. Tarnow 274. Tarsus 83. Tarvis 244. Taschkent 80, 88. Tasmania 40, 210. Tatra, Hohe, Niedere, 265. Tau 51. Tauern, Hohe, 240. — Niedere, 241. Taunus 157. Taurus 35, 83. Tauß 232. Taygetos 113. Teheran 36, 82, 88. Tehuantepec 39, 193, 201. Teich 15. Tejo 132. Teile der Erde 53. Tell-Sage 145. Temesvar 30, 272. Temperatur 49. Tempctal 112. Tenerife 98. Tepler Gebirge 232. Teplitz in Böhmen 232. — in Oberungarn 266. Teregova 268. Teregovaner Paß 269. — Pforte 272. Terraindarstellung 21. Terrassen 11. Terrassenland 12. — schwedisches, 181. Tescheu 237. Tessin 147. Tetschen 231. Teutoburgerwald 149, 159. Thaya 235. Theben 94. Theiß 29,216,262,263,270. Theißtal 267. Themse 32, 136. Themsebucht 133. Theresienstadt 231. Theresiopel 271. Thermen 15. Thermometer 49. Thessalien 112, 117. Thianschan 35, 65. Thorn 165. Thrazien 112. Thrazier 113. Thüringen 31, 160. Thüringer Hochfläche 160. — Wald 149, 160. Thun 147. Thuner See 144. Tiber 33, 120. Tiberias 87. Tibesti 92. Tibet 35, 64. . Tibus 92. Ticino 119. Tiefe 17. Tiefebene 11. — andalusische, 128, 132. — des Po 118. — russische, 184. — ungarische, 262. Tiefland 11. — deutsches, 28. — des Mississippi 39. — chinesisches, 35, 73. — englisches, 136. — ostelbisches, 185. — sibirisches, 35, 62. — südamerikauisches, 39. — turanisches, 35, 62. — ungarisches, 262, 263. — von Flachsudan 37. — von Hindostau 35. — von Mesopotamien 35. — vorderindisches, 68. — westungarisches, 259. Tieflandbecken der Donau 191. — französisches, 178. Tientsin 75, 88. Tierreich 54. Tiflis 83, 88. Tigris 35, 82, 84. 300 Timbuktu 94. Timok 112. Timor 72. Tirol 30, 245, 251. - Schloß, 253. Tisza 270. Titicacasee 203. Tödi 145. Tömöspaß 268. Tokai 266. Tokio 35, 77, 88. Toledo 130. Tom 79. Tomsk 79. Tonga 211. Tongking 71. Torf 10. Tornea-Elf 184. . Toronto 197. Torresstraße 26. Toskana 124. Toskanisches Hügelland 120 Totes Gebirge 243, 251. - Meer 36, 86. Toul 175. Toulon 179. Toulouse 178. Tourcoing 175. Tours 177. Tower 137. Townsend 208. Trajanssäule 125. Transleithanien 30,222,223. Transkaspische Bahn 80. Transsylvanische Alpen 191, 268. Transvaal 98. Transversalgebirge 13. Trapezunt (Tarabison) 84. Trasimenischer See 124. Traun 251. Traunik 279. Traunstraße 251. Trautenau 233. Trautenauer Senke 228,234. Trave 166. Trebitsch 238. Treibeis 196. Trent 136. Trentschin 266. Trient 30, 253. Trier 158. Triest 30, 259. Triester Golf 215, 257, 260. - Karst 257. Triglav (Triglau) 245. Trinidad 195. Tripoli (Tarabulus) 85. Tripolis 37, 92. Trcckenzeiten 52. Troja 84. Trollhätta-Fälle 182. Tromsö 183. Trondhjem 183. Tropfstein 257. Troppau 30, 237. Tsadsee 37, 92, 94. Tschechen 225, 230. Tscherkessen 82. Tschuktschen-Halbinsel 65. Tuarik 92. Tübingen 155. Tüffer 256. Türkei 115. Türken (Osmanen) 66, 107, 113, 114, 191. Türkisches Reich 34. - Asien 36. Tula 188. Tullner Becken 249, 250. Tundra 78, 189. Tundrenzone 196. Tunguska 78. Tunis 37, 92, 99. Turan 36, 77. Turanische Tiefebene 62, 79. Turanische Wüste 81. Turin 33, 122, 126. Turmberg 163. Turocz 265. Tyrrhenisches Meer 27,101, 119. Tyrus (Sur) 85. U. Übergossene Alp 243. Ufer 17. Ukraina 190. Ulm 153. Umbrien 124. Ungar. Tiefl. 102, 242, 262. Ungarisch-Hradisch 238. Ungarn 30, 263. Ungvär 267. Union, nordamerik., 197. Unitarier 220. Unna 275. Unstrut 160. Unterdrauburg 255. Unteritalien 125. Unterkärnten 255. Unterkrain 258. Unterlauf 17. Untersberg 243, 254. Untersteier 256. Unterwalden 147. Untiefe 17. Unz 258. Upsala 183. Ural 27, 60. — Fluß, 185. — -Gebirge 184. Ureinwohners. Amerika 193. Uri 147. Urkantone der Schweiz 146. Urmiasee 82. Uruguay 40, 204, 207. Usedom 163. Utah 201. Utrecht 171. V. Val di Non 253. — Sugana 253. Valencia 131, 132. Valenciennes 175. Valentia 140. Valparaiso 206. Vancouver 197. Vatikan 125. Vecht 169, 171. Vedretta 241. Vegas 131. Vegetationsformen 55. Veglia 260. Belebitgebirge 276. Vendee 178. Venedig 33,123, 126, 259. Venediger 240. Venetien 123. Venezuela 40, 206. Vent 252. Veracruz 201. Verdun 175. Vereinigte Staaten von Amerika 39,197,199, 202. Vereinigt. Königreich Gro߬ britannien u. Irland 135. Verfassung, öst. u.ung., 2.^4. Verona 123. Veroneser Klause 243. Versailles 176. Verviers 172. Vesuv 33, 120, 125. Vicuna 205. Viehzucht 180,246,255,264. Vierwaldstätter See 145. Viktoria 75, 210. Viktoria-Fälle 96. Viktoria-See 37, 93, 96. Villach 254, 255. Vindelicia 153. Vindobona 250. Vintschgau 252. Virginie« 199. Virunum 255. Vlämen 171. Vlissingen 171. 301 Völker, ansässige oder acker¬ bauende, 58. — Wander- (Fischer-, Hir¬ ten- oder Nomaden- u. Jägervölker), 58. Völkergemisch 271. Völkertor 60. Vöslau 250. Vogelsberg 154, 159. Vogesen (Wasgau) 155. Voitsberg 256. Volk 57. Volsker Gebirge 120. Vorarlberg 30, 253. Vorgebirge 52. Vorderasien 35, 62, 80. — Bevölkerung 80. Vorderindien 34, 62, 66. Vorland, oberösterr. 251. Vranasee 260. Vrbas 275. Vulkane 54. W. Waadt 147. Waag 29, 265. Waal 169. Wad el Arab 85. Wärme 55. Wahabiten 88. Waidhofen 250. Waitzen 269. Walachei 191. Walachische Ebene 102. Walachisch-Meseritsch 237. Waldaihöhen 185. Waldeck 31, 159. Waldenburg 165. Waldgrenzen 245. Waldkarpathen 261, 262, 267. Waldland 55. Walfische 196. Wallensee 145. Wales 133, 138. — Gebirge von, 136. — Prinz von, 138. Wallis 147. Wallonen 171. Walrosse 196. Wansee 82. Warasdin 276. Wardar (Axios) 111. Warna 116. Warnsdorf 233. Warschau 32, 190. Wartburg 161. Warthe 163. Wasgau 155. Wash 133. Washington 39, 199. Wasserfall 16. Wasserscheide 16. Wasserspiegel 17. Watt, James, 134. Watten 166. Wawel, Schloß, 273. Wechsel 242. Wedgewoodgeschirr 138. Weichsel 29, 32, 103, 150, 163, 184, 185, 272. Weiden 246. Weidenau 237. Weiher 15. Weimar 161. — -Eisenach 161. Weißensee in Kärnten 254. Weißes Haus 200. Weißes Meer 27, 184. Weißkirchen 237. Weißrussen 186. Wekelsdorf 233. Wellen 54. Wellington 211, 212. Wels 251. Welschtirol 253. Weltgegenden 3. Weltsprache, diplomatische und Handels-, 174. Wendekreise 45 f., 51. Wenden 162, 164, 231. Wenersee 32, 182. Werra 149, 159. Werst 184. Weser 29, 149, 159, 166. Weser-Bergland 149, 159. Weserkette 159. Westalpen, französische, 178. Westasien 35. Westaustralien 210. Westen 3. Westend, Castend von Lon¬ don 137. Westerwald 157. Westeuropa 32. Westfalen 158, 159, 168. Westfälische Pforte 159. Westgalizien 273. Westghats 69. Westgoten 129. Westindien 39, 194, 202. Westindische Jnselreihe 193. WestländervonNordamerika 200. Westminster 137. Westminsterabtei 138. Wetterau 159. Wettersee 32, 182. Wettersteingebirge 242. Wieliczka 273. Wien 29, 248, 249. Wiener Becken 102, 216, 249. - -Neustadt 250. - Wald 243, 249. Wiesbaden 157, 168. Wight, Insel, 138. Wikinger 182. Wildbäche 246. Wildspitz 240. Wilhelmshaven 167. Wilhelmshöhe 159. Wilna 190. Winde 51. Windische Büheln 256. Windrose 4. Windsor 138. Winipegsee 196. Winkelmessung 44. Winter 53. Winter-Sonnwende 6. Wippach, Fluß u. Tal, 258. Wisby 183. Wischehrad 231. Wischnu 67. Wislok 274. Witosch 112. Wittenberg 167. Wittingauer Ebene 231. Wladikawkas 83. Wörnitz 153. Wörthersee 255. Wolfgangsee 251. Wolfsberg 255. Wolga 32, 103, 185. Wolgabecken 185. Wolgadelta 191. Wolgaknie 191. Wolgaschwelle 185. Wolhynien 190. Wolken 51. Wollin 163. Worms 156. Woronesch 189. Wotawa 229. Württemberg 31, 152,155. Würzburg 154, 168. Wüste 9, 55. — u. Steppe, austral., 208. Wuppertal 158. H. Y 170. Yankees 198. Ybbs 250. Yellowstone 201. Yonne 175. Yukatan 201. 302 Z. Zahn des Berges 12. Zakynthos (Zante) 118. Zalathna 268. Zar 187. Zara 30, 277. Zebra 90. Zell am See 254. Zenit 4. Zentralamerika 39, 193, 194, 201. Zentralfranz. Gebirge 178. Zentralplateau, franz., 177. Ziffern, arabische, 67. Zigeuner 192. Zillertal 240, 252. Zillertaler Alpen 240. Zion 86. Zips 266. Zirknitzer See 258. Zisleith amen 29, 222, 223. Zittau 162. Zloczow 274. Znaim 238. Zonen 51 ff. — Europas 104 f. Zorntal 156. Zoroaster-Religion 81. Zuckerhütl 240. Zuckerrohr 194. Zuckerrübe 233. Zürich 31, 147, 148. Zürcher See 145. Zufluß 16. Zug 147. Zugspitze 242. Zuidersee 169. Zwickau 162. Zwittau 228. Zwittawa 235. SSSSSS1SS2K rrurowtt lrrwMMrrirm» 12 faßt man sie unter der Bezeichnung Stufen- oder Terrassenland zusammen. Auch diese können wie die Tafelländer mit Bergen oder Gebirgen bedeckt sein. Z 11. Die Bodenerhebungen. Berg und Hügel. Bodenerhebungen von geringem Umfange, die aus der Ebene aufsteigen, nennt man Hügel oder Berge. Der Unterschied ist auch hier ein willkürlicher; gewöhnlich nimmt man an, daß eine unter 200 in über das umliegende Land auf¬ steigende Erhebung Hügel und eine, die diese Höhe übersteigt, Berg zu nennen sei. Bei jedem Berge unterscheidet man drei Teile: a) den Fuß, d. i. den untersten Teil oder den Umkreis an der niedrigsten Stelle; d) den Scheitel oder den obersten Teil; o) die Seiten oder die Abdachung, Böschung. Der Scheitel kann verschiedene Formen haben und führt daher auch verschiedene, näher bezeichnende Namen. Ist er abgerundet, so heißt er Kuppe, Kogel oder Kopf; ist er flach: Platte; ist er spitzig: Gipfel, Zahn, Horn, Pik usw. Die Seiten oder Böschungen können ebenfalls verschiedene Formen haben. Sie sind entweder sanft oder abschüssig, so daß man sie nur mit Mühe ersteigen kann. Muß man sie erklettern, so nennt man sie schroff, jäh oder steil. Selten sind sie glatte Flächen, sondern meist von Wasserrinnen durchschnitten. Der Körper der Berge besteht aus Felsen, über welche die Erddecke ausgebreitet ist. Ist der Abhang so steil, daß sie nicht hasten kann, so tritt der nackte Fels zutage und man spricht von senkrechter oder gar überhängender Felsenwand. Denkt man sich von der Stelle, wo man unten am Fuße des Berges ^löLLL' (Fig. 6) steht, eine horizontale Linie (LV) in den Berg hinein, so bildet sie mit den Böschungen und ^<7 zwei Winkel (^.L^ und die man Böschungs¬ winkel nennt. In diesem Falle wäre der eine 40", der andere 70". ist der Scheitel. Bei einem Böschungswinkel von 1 bis 15" ist die Böschung sanft oder eine Lehne, 28 WitteLeuvopcr. Z 43. Dodengestalt. Von S. nach N. folgen 1.) die Alpen, 2.) das deutsche Mittelgebirge, 3.) das deutsche Tiefland. — An die Alpen schließen sich im O. die Karpathen an. 1. ) Die Alp en, das höchste Gebirge Europas, ziehen in einem Bogen vom Golf von Lion bis nach Wien, erreichen in der Mitte des Bogens ihre höchste Erhebung (Montblanc smongblangs 4800 m, höchster Punkt Europas) und nehmen nach O. stetig an Höhe ab (Ortler 3900 in, Großglockner 3800 m). Sie bestehen aus zahlreichen Gebirgsketten und Gebirgsmassen, die durch Längen- und Quertäler voneinander getrennt werden. Die meisten Längentäler gehen in Quertäler über. Die wichtigsten Täler sind: Walliser Tal, Rheintal, Engadin- und Jnntal, Vintschgau und Etschtal, Salzachtal, Ennstal, Murtal, Drautal, Savetal. — Im N. und S. begleiten zahlreiche Seen das Gebirge; die wichtigsten sind: der Genfer, Vierwaldstätter, Zürcher und Bodensee im N., der Gardasee, Comersee und Lago Maggiore (matschöre) im S. — An die Alpen schließt sich im SO. das Karstplateau an. 2. ) Die Karpäthen, bestehend aus drei Teilen, den Westkarpäthen mit der Hohen Tatra (Gerlsdorfer Spitze 2600 in) und dem sieben- bürgischen Hochlande, welche durch das karpathische Waldgebirge mit¬ einander verbunden werden. Innerhalb der Karpäthen dehnen sich die beiden ungarischen Donau-Tiefebenen aus. 3. ) Das deutsche Mittelgebirge, a) An die Alpen schließt sich im N. die schweizerische und schwäbisch-bayrische Hochebene an, die im NW. und N. von dem schweizerischen und deutschen Jura begleitet wird; 6) das böhmisch-mährische Plateau, eingeschlossen vom Böhmerwald, Fichtelgebirge, Erzgebirge und den Sudeten; c) der Thüringer Wald; ä) der Harz; s) Spessart, Rhön und Vogelsberg, nördlich davon das Weser-Bergland; k) das Rheinische Schiefergebirge; Z) das ober¬ rheinische Gebirge (Schwarzwald und Odenwald auf der einen, Wasgau oder Vogesen und Pfälzer Gebirge auf der anderen Seite der ober¬ rheinischen Tiefebene). — Höchster Punkt des Mittelgebirges die Schnee¬ koppe im Riesengebirge 1600 m. 4. ) Das deutsche Tiefland, wie ganz Mitteleuropa nach N. sich abdachend. 8 44. Die Firisse. 1.) Der größte Fluß ist die Donau, welche im Schwarzwalde entspringt und in das Schwarze Meer mündet. Nebenflüsse: Einleitung. Dir Crd- und Himmelskugel. 8 1. Die Erde kann als eine Kugel betrachtet werden, obwohl sie an beiden Polen etwas abgeplattet ist, also ungefähr die Gestalt einer Pomeranze hat. Die Erdachse ist etwas kleiner als' der Durchmesser des Äquators, aber dieser Unterschied ist so gering, daß bei einem Riesen¬ globus von 3 na Durchmesser im Äquator die Erdachse nur 1 am kürzer wäre. Ein solcher Unterschied wäre gar nicht wahrnehmbar und der Globus würde uns als eine vollkommene Kugel erscheinen. Z 2. Ein doppelter Horizont ist zu unterscheiden. Der natür¬ liche Horizont oder Gesichtskreis ist derjenige Kreis, wo sich Erde und Firmament zu berühren scheinen und in dessen Mittelpunkt der Beobachter steht (kk in Fig. 14). Parallel damit verläuft der wahre Horizont, dessen Mittelpunkt der Mittelpunkt der Erde bildet (llll in Fig. 14). Für das, was wir von der Erdoberfläche sehen, ist nur der natür¬ liche Horizont maßgebend. Wir können aber unseren Gesichts¬ kreis erweitern, wenn wir in die Höhe steigen. Ein Mann von gewöhnlicher Größe sieht auf einer Ebene, wenn keine Gegenstände hindernd im Wege stehen, 5 Lm weit nach allen Seiten, übersieht also eine Fläche von 80 Lu?. Auf der Schueekoppe im Riesengebirge (1600 m hoch) ist das Gesichtsfeld 73.000 Lu?, auf dem Großglockner (3800 in hoch) 173.500 Lu? groß. Mit dem Luftballon ist man bis 10.000 m Höhe gekommen; von dieser Höhe übersieht man 46(1000 Lu?, d. h. der Fläche der österreichisch-ungarischen Monarchie. Von dem Sternhimmel sehen wir aber die ganze Hälfte, die sich über dem wahren Horizonte befindet (also z. B. auch den Stern s zwischen dem natürlichen und wahren Horizont in Fig. 14). Der Grund davon liegt darin, daß die Entfernung zwischen der Erde und den Fix¬ sternen so groß ist, daß der Unterschied zwischen beiden Horizonten ganz verschwindet. In Fig. 14 ist das allerdings nicht der Fall, weil die Erde übertrieben groß gezeichnet ist; wollten wir die wirklichen Verhältnisse auch nur annähernd zum Aus¬ druck bringen, so müßten wir die Erde als einen winzigen Punkt zeichnen, und dann würden auch in der Figur beide Horizonte zusammenfallen. 8 3. Fig. 14 ist für den Horizont von Wien (v) gezeichnet. Z — Zenit. Die Verlängerung der Erdachse ns ist die Himmels- achse kW. Der irdische Äquator uq fällt in dieselbe Ebene wie der Himmelsäquator desgleichen der irdische (nvs) und der himmlische Fig. 20. Nordpol. K 11. Die Erdoberfläche verhält sich der Sonnenwärme gegenüber verschieden, je nach ihrer Beschaffenheit. Fels- und Sandboden erwärmen sich schneller und stärker, geben aber die Wärme auch schneller wieder ab als ein mit Pflanzen bedeckter Boden. Am langsamsten erwärmt sich das Wasser, hält aber auch am längsten die Wärme fest. Daher der große Unterschied zwischen Land- und Seeklima. Auf dem Meere ist der Tag kühler, die Nacht aber wärmer, der Sommer kühler, der Winter aber wärmer als auf dem Lande. Soweit die Winde die Seeluft in das Land hineinführen, nimmt auch dieses am Seeklima teil. ß 12. Weil die Luft nicht so sehr durch die verschluckte, als durch die vom Erdboden znrückgestrahlte Sonnenwärme erwärmt wird, muß sie um so kälter sein, je weiter man sich vom Erdboden entfernt: die Temperatur nimmt mit der Höhe ab. Im Hochgebirge gelangen wir bis zu einer Linie, über die hinaus der größte Teil des Nieder¬ schlages auch im Sommer als Schnee niederfällt; diese Linie nennt 59 Die Gaben sind nicht gleichmäßig ans der Erde verteilt; ein Volk hat z B. treffliches Eisen aber zu wenig Getreide; ein anderes wieder viel Getreide aber wenig Eisen. Beide tauschen nun aus; so entstand der Handel, der trotz der Erfindung des Geldes eigentlich doch nur ein Tauschhandel ist. Hat der Mensch alles, was er zur Erhaltung seines Daseins braucht, so lernt er begreifen, daß es auch höhere Güter gibt. Der Trieb nach Wahrheit und nach dem Schönen ruht tief in der Brust des Menschen; jenen befriedigt die Wissenschaft, diesen die Kunst; beide sind die schönsten Blüten menschlicher Kultur. Fünf Sechstel der Menschen sind jetzt schon seßhaft. Auswanderer gründen in fremden Ländern Kolonien. Im weiteren Sinne versteht man unter Kolonien aber überhaupt alle in einem anderen Erdteile gelegenen Besitzungen eines Staates. Die meisten Kolonien haben die Europäer. K 28. Der Staat. Eine Vereinigung von Menschen zum Zwecke des gegenseitigen Schutzes durch feste Gesetze und der Förderung ihrer geistigen und leiblichen Wohlfahrt nennen wir einen Staat. Nur an¬ sässige Völker haben staatliche Einrichtungen. Jeder Staat hat ein Oberhaupt, und nach der Machtstellung dieses Oberhauptes teilen wir die Staaten in Monarchien und Republiken. 1. ) Die Monarchie. Der Monarch, der verschiedene Titel (Kaiser, König, Herzog, Fürst usw.) führen kann, ist der Inhaber der höchsten Gewalt. Die Monarchie kann sein: a) eine absolute: der Monarch gibt Gesetze und läßt sie durch die von ihm ernannten Beamten ausführen,' d) eine konstitutionelle: der Monarch teilt seine Gewalt mit dem Volke, das seinen Willen durch seine Abgeordneten kundgibt. 2. ) Die Republik. Das Volk ist der Inhaber der höchsten Gewalt und überträgt dieselbe zeitweise dem gewählten Oberhaupte, das die Gesetze auszuführen, und den Abgeordneten, die Gesetze zu geben haben. Jeder Staat zerfällt wieder in mehrere kleine Gebiete, die Provinzen, Kreise usw. heißen. Die Linie, die zwei Staaten voneinander scheidet, heißt die Grenze. Wird die Grenze durch Berge oder Wasser gebildet, so ist sie eine natürliche, wenn nicht, eine politische. 70 zugleich auch die erste Fabriksstadt. An der Korvmandelküste ist der Haupt- Hafen Madras (mädräs). An beiden Küsten haben auch die Portugiesen und Franzosen noch einige Besitzungen, denen aber keine größere Bedeutung zukommt. Die größte Stadt im Innern Dekans ist Haiderabädh die Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums. Von der Koromandelküste führt eine Reihe von flachen Inselchen (die sogenannte Adamsbrücke) nach Ceylon? hinüber. Inmitten dieser birnförmigen Insel, die an Ausdehnung Böhmen übertrifft, erhebt sich ein Gebirge von 2000 in Höhe, rings umgeben von Tiefebenen. Der Golf von Mana ar (manär) liefert kostbare Perlen, das Land selbst ist reich an verschiedenartigen Edelsteinen und an Gewürzen; der echte Zimt¬ baum hat hier seine Heimat. Noch wichtiger sind in neuester Zeit die großen Kaffee- und Teepflanzungen geworden. Die größte Stadt ist Kolömbo» an der Westküste, ein Ruhepunkt für die Dampfer, die - vom Sneskanal nach Ostasien oder Australien fahren. 8 39. Während die vorderindische Halbinsel durch ein Tiefland vom Stamme Asiens getrennt ist, ist HinterinVien auf das innigste mit demselben verbunden, indem die meridionalen Gebirge, welche die Grenze zwischen Tibet und China bilden, sich fingerförmig ausbreitend in die Hinterindische Halbinsel hineinziehen. Drei Ströme: Jräwadi, Salu en und Mekong, aus Hochasien kommend, fließen nach S.; Jräwadi, Mekong und der viel kürzere Menam haben an ihren Mün¬ dungen große Flachländer (Delta) angeschwemmt, die sich wegen ihrer sumpfigen Natur besonders zum Reisbau eignem Die Bewohner sind Mongolen; ihre Sprache, die nur aus einsilbigen Worten besteht, ist denen der Chinesen und Tibetaner am nächsten verwandt, und wie diese sind sie auch Buddhisten. Im ganzen Osten haben sich aber neben den trägen Eingebornen fleißige chinesische Einwanderer angesiedelt. Kultiviert sind nur die Tiefebenen entlang den Küsten nnd an den Flußdeltas und die breiten Talflächen der großen Ströme; das Gebirge wird dagegen von Völkern bewohnt, die auf einer niederen Stufe der Gesittung stehen und zuni Teile kaum bekannt sind. Von den ehemaligen unabhängigen Reichen besteht nur noch Siam. Der Westen ist englisch, der Osten französisch geworden. 1.) Birma, das Land des Jräwadi und Salnen, ist englisch und wird politisch zu Vorderindien gerechnet. Die Hauptorte liegen im mittleren nnd unteren Jräwadital; am wichtigsten ist jetzt Rangoon (rängün). * Arabisch, — Haiderstadt (llaiäer — Löwe, ein gebräuchlicher Personenname). Indisch, — Löweninsel. In der einheimischen Sprache Hafen. 90 an; nur der äußerste Norden und der äußerste Süden ragen in die gemäßigte Zone hinein. Nur wo die Seehöhe etwas beträchtlicher ist, wird die Glut gemildert, ja die höchsten Berge tragen sogar ewigen Schnee. Wo der Regen genügend ist, dehnen sich Urwälder aus; aber im all¬ gemeinen ist Afrika trocken, und Waldwuchs entwickelt sich dann nur entlang den Flüssen. Abseits davon bedecken Grasbüschel den Boden (Steppe), zur Regenzeit ein üppiges Gefilde, zur Trockenzeit kahl und verdorrt. Regen tritt im tropischen Afrika ein, wenn die Sonne auf ihrer (scheinbaren) jährlichen Wanderung den Zenit überschreitet, und ist meist von heftigen Gewittern begleitet. Herden von Antilopen, Zebras, Büffeln und Giraffen (Schiraffen) beleben die Grasfluren, daneben in Wald und Steppe die großen Dickhäuter: Elefant, Rhinozeros und Flußpferd, und von den Raubtieren besonders Löwe, Schakal und Hyäne; Steppen und Wüsten durchläuft der größte Vogel, der Strauß. In den Wäldern am Guineagolf leben die menschenähnlichen Affen Gorilla und Schimpanse. Die meisten afrikanischen Flüsse beunruhigt das Krokodil. Wo es nicht oder doch nur selten regnet, dehnen sich Wüsten aus. Das tropische Afrika wird im N. und S. von Wüsten eingeschlosfen, im N. von der Sahara, im S. von der Kalahari (kalachäri), die aber, zum Teile wenigstens, der Steppe zugerechnet werden kann. Z 59. Die Bevölkerung von Afrika schätzt man auf 14 l Millionen (5 auf 1 üm2). Der weitaus größte Teil des Festlandes wird von dunkel¬ farbigen Völkern oder Negern bewohnt, der Norden und Süden dagegen von hellfarbigen Völkern. Diese gehören im N. zur kaukasischen Rasse, im S. zu den im raschen Aussterben begriffenen Rassen der Hottentotten und Buschmänner. Von allen Erdteilen ist Afrika noch am wenigsten der Kultur erschlossen. Im N. hängt es zwar durch die Landenge von Sues mit Asien zusammen und tritt an zwei Punkten, bei Sizilien und Gibraltar, sehr nahe an Europa heran, aber dann folgt die große Wüste, welche selbst nach der in nachchristlicher Zeit erfolgten Einführung des Kamels ein großes Verkehrshindernis blieb. Das Negerland ist daher eigentlich nur vom Meere aus erreichbar, aber der Mangel an tief einschneidenden Buchten und die Unterbrechung der Schiffbarkeit der Ströme in ihrem Unterlaufe machen Afrika auch von der See aus wenig zugänglich. Dazu kommt noch das ungesunde Klima in den heiß-feuchten Küstenländern, das dem Europäer keine dauernde Ansiedlung gestattet. Endlich ist Afrika auch verhältnismäßig arm an begehrenswerten Naturerzeugnissen; es spielte in früherer Zeit nur durch den Sklavenhandel (besonders nach Amerika) 134 Z 111. Obwohl die britischen Inseln schon ziemlich weit nach N. liegen (der südlichste Punkt in der gleichen Breite wie Prag), haben sie doch so warme Winter, daß an den SW.-Küsten südländische Gewächse, wie Lorbeer und Myrte, im Freien wachsen können. Sie verdanken diesen Vorzug ihrer Lage inmitten eines sür seine Breiten ungewöhnlich warmen Meeres; dieselben Seewinde aber, die die Wintertemperatur erhöhen, machen den Sommer kühl und umschließen den Himmel einen großen Teil des Jahres mit Nebel oder Wolken. Die hohen Westküsten der Inseln gehören zu den regenreichsten Gebieten Europas. Warme Winter, kühle Sommer und große Feuchtigkeit sind also die charakte¬ ristischen Eigentümlichkeiten des britischen Klimas. Mit Aus¬ nahme der Hochländer von Schottland und Wales und der Sümpfe ist das Land fruchtbar und namentlich fällt das üppige Grün der Wiesen auf. Z 112. Die ursprüngliche Bevölkerung aller britischen Inseln bildeten Kelten. Im 5. Jahrhunderte wanderten die deutschen Angelsachsen ein und benannten das eroberte Land -England»; nur iu dem schwer zugänglichen Gebirgslaude von Wales erhielten sich die Urbewohner. Die Herrschaft der Angelsachsen wurde im 11. Jahrhunderte durch die Nor¬ mannen gestürzt. Diese, obwohl gleichfalls germanischer Herkunft, hatten in ihrer zweiten Heimat, der Normandie, die französische Sprache an¬ genommen und brachten sie mit nach England. Eine Menge französischer Worte drängte sich in die angelsächsische Sprache ein und so entstand die englische Mundart. Im 17. Jahrhunderte wurden England, Schottland und Irland zu einem Reiche vereinigt. Irland blieb größtenteils keltisch, im südlichen Schottland aber wurde die englische Sprache bald die alleinherrschende. Noch immer dringt sie siegreich gegen die keltische vor, um diese endlich ganz zu verdrängen. Bis zur Zeit der Königin Elisabeth (16. Jahrhundert) blieben die Briten ein Baueruvolk. Seit der Entdeckung Amerikas hörte aber das Mittelländische Meer auf, die große Verkehrsstraße zu sein, und an seine Stelle trat der Atlantische Ozean. Nun begannen sich auch die Briten zu einer seefahrenden Nation zu entwickeln, in fremden Erdteilen wurden Kolonien angelegt, und die Engländer bewiesen hierin ein größeres Geschick als die übrigen Völker. Während der langjährigen Kriege mit Napoleon zu Anfang des 19. Jahrhunderts benutzte England jede günstige Gelegenheit, um seinen Kolonialbesitz zu vergrößern, und seit dieser Zeit ist es die erste Kolonialmacht der Erde, das, was früher Spanien war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verbesserte James Watt (dschäms uatt) die Dampfmaschine und gab dadurch Veranlassung zur Begründung 148 Sees. Dieser herrliche See mit seinem milden Klima und in der Nähe der höchsten Alpenhäupter ist von einem Kranze von Orten umgeben, unter denen Lau¬ sanne, die Hauptstadt des weinreichen Kantons Waadt, der größte ist. Der Kanton Neuchätel (nöschatel) ist der Hauptsitz der Uhrenfabrikation und umfaßt den größten Teil des Jura mit der Industriestadt Ch aux de fonds (schö dö fvNg) sowie das Seenvorland mit der Hauptstadt Neuchätel. Städtetafet. Das Deutsche Reich. (Zeichnung auch für Niederlande und Belgien. — N. B. und ö. L.) Dünkirchen 51, 20 (2'/z); Helder 53, 22-/? (4-/,); Kuxhaven 54, 26 7, (8 7s) ; dänisch-deutsche Grenze 557?; Trave¬ münde 54 , 28 7s (11)i Memel 55 7s, 39 (21); Oderbiegung nach NW. 50, 36 (18'^); Elbe-Eintritt 51, 32 (14); Eger 50, 30 (127r); Passau 487s, 31 (13^); Königssee 47'/?, 30-/, (13); Basel 47 7s, 25 7, (7 7sU Metz 49, 23-/, (6). Allgemeine Übersicht. 8 9. Der Boden Mitteleuropas senkt sich gleich¬ sam in drei Stufen von S. nach N. Die oberste Stufe bilden die Ostalpen, die mittlere die deutschen Mittel¬ gebirgslandschaften, die untere die deutsche Tiefebene. Von den Ostalpen gehört nur ein kleiner Teil zum Deutschen Reiche; ihre Südgrenze verläuft unregel¬ mäßig über Kämme der äußersten Alpenketten und quer durch Täler, so daß von allen größeren nach N. gehenden Flüssen nur die Iller ganz zum Reiche gehört. JmsSW. bilden Bodensee und Rhein die Grenze gegen die^Schweiz. 8 10. Die deutschen Mittelgebirgslandschaften bestehen einerseits aus Ebenen und welligem oder 186 ist allerdings groß, aber auf einer ununterbrochenen Ebene gehen die klimatischen Unterschiede ganz langsam ineinander über. Im Vergleiche zu Westeuropa in gleicher Breite zeichnet sich das russische Klima durch strenge Winter und heiße Sommer und durch verhältnismäßige Trockenheit aus. Der Regen nimmt nach SO. mit der Entfernung vom Atlantischen Ozean ab; südlich von der Linie Kamamündung-Kiew hört infolgedessen der zusammenhängende Wald auf und beschränkt sich auf die Flußufer. Das ist die süd russische Steppe (der Gegensatz zum mittel-und nord- russischen Waldlande), die aber noch feucht genug ist, um auf dem frucht¬ baren Boden der Schwarzen Erde einen ausgedehnten Ackerbau zu ermöglichen; doch tritt in trockenen Jahren leicht Mißwachs und Hungers¬ not ein. Unabsehbare Getreidefelder wechseln mit viehreichen Weideflächen; nur die kaspische Senke ist unfruchtbare Salzsteppe mit Nomadenleben. Z 57. Kein Staat Europas umfaßt eine größere Anzahl mittel¬ ländischer und mongolischer Völker als Rußland, aber die Russen sind allen anderen an Zahl weit überlegen. Sie bewohnen fast das ganze Tiefland vom Schwarzen bis zum Eismeere, während die übrigen Völker¬ schaften (Polen, Letten, finnische und türkische Stämme) nur an den Rändern auftreten, und bekennen sich zur griechischen oder ortho¬ doxen Kirche, deren Oberhaupt der russische Kaiser ist. Die Russen scheiden sich in Großrussen, die vorwiegend das zentrale und nördliche Tiefland bewohnen, Kleinrussen auf der südrussischen Landhöhe bis an die Karpathen (zu ihnen gehören auch die Kosaken, d. h. zum Reiterdienste verpflichtete Kolonisten), und Weißrussen im oberen Dnjepr-, Düna- und Njemengebiet. Die Großrussen sind der eigentliche herrschende Stamm. Fast drei Jahrhunderte haben sie unter mongolischer Herrschaft geschmachtet, und dieser langen Knechtschaft ist es zuzu¬ schreiben, daß sie an Bildung so weit hinter anderen europäischen Völkern zurückstehen. Erst im 1b. Jahrhunderte ging die Befreiung von Moskau aus, aber Rußland blieb noch ganz asiatisch, bis es mit Beginn des 18. Jahrhunderts unter Peter dem Großen in die europäische Staatenfamilie eintrat. Immer weiter schob es nach allen Seiten seine Grenzen hinaus, vor allem, um Meeresküsten zu gewinnen. Die ehemaligen Großstaaten an seinen Grenzen fielen, wurden teils vollständig vernichtet, wie Polen, teils bedeutend geschwächt, wie Schweden und die Türkei. Erst 1867 wurde die Leibeigenschaft auf¬ gehoben und der Bauer persönlich frei. Mehr als in anderen Großstaaten ist hier Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, begünstigt durch ungeheure, fruchtbare Ebenen. So wurde Rußland die wichtigste Kornkammer Europas. Die Hauptprodukte des Ackerbaues sind Getreide (besonders Weizen und Roggen) und Flachs. Die Schafzucht gewinnt immer größere Ausdehnung, auch die Pferde- und Rindviehzucht ist von Be¬ deutung. Das Vorwiegen der bäuerlichen Bevölkerung hat zur Folge, daß Rußland verhältnismäßig wenig größere Städte besitzt. 203 Südamerika. (W. L) Panama 10 n, 62 (79); Trinidad 10 n, 44 (61^); Kap Branco 7 s, 17 (35); Kap Hoorn 56 s, 49 (67); Arica 18'/- s, 53 (71). 8 79. Südamerika (18 Mill, llm^) ist, wie Afrika, dein es in seinen Umrissen auffallend gleicht, ein Stamm ohne Glieder. Im N. der kleine Einschnitt See von Maracaibo, im O. einige flache Meerbusen, und nur das Südhorn umschwärmen einige unwirtliche Inseln: die Falkland- und Feuerlandgruppe und die westliche Jnselreihe. Da¬ gegen unterscheidet sich Südamerika von Afrika durch das Vorherrschen der Tiefebene, durch die Schiffbarkeit seiner Riesenströme und durch die größere Entwickelung der gemäßigten Zone. Die westliche Küste begleiten die Anden, das ausgedehnteste Ketten¬ gebirge der Erde und ein Sitz heftiger vulkanischer Tätigkeit, die sich Fig. 28. Durchschnitt durch Südamerika vou W. nach O. Dieser Durchschnitt würde der Natur genau entsprechen, wenn er bei gleichbleibender Höhe 100 mal länger wäre. teils in Ausbrüchen der zahlreichen feuerspeienden Berge, teils in ver¬ heerenden Erdbeben äußert. An Höhe wird es nur vom Himalaja über¬ troffen, und die gänzliche Abwesenheit tiefer Pässe machte es zu einem Verkehrshindernis zwischen der atlantischen und pazifischen Seite, das erst die Jngenieurkunst unserer Zeit zu besiegen verstanden hat. Die Anden beginnen an der Südspitze des Kontinents und ziehen als einfache Haupt¬ kette bis zum 30. Parallelkreise; die niedere patagonische Küstenkette ist zu Inseln zersplittert. Der Vulkan Aconcagua (akonkägua, 7000 m) ist der höchste Gipfel von ganz Amerika. Jenseits des 30. Parallels teilt sich die Hauptkette in zwei, stellenweise in drei Ketten, die Hochplateaus einschließen, welche wieder durch Querketten voneinander getrennt werden. Die Umwallung der Hochebene des Titicacasees (3900 m) trägt einige der höchsten Andengipfel und eine Reihe tätiger Vulkane; desgleichen auch die der Hochebene von Quito (kito, 2800 m) mit dem Chimborasso (tschiinborässo, 6300 m). Jenseits des Äquators beginnt die Dreiteilung der Hauptkelte; durch die östliche Hochebene fließt der Magdalenen- flnß der Karibischen See zu. Die Ostkette verzweigt sich in das Schnee¬ gebirge von Santa Marta und in das Küstengebirge von Venezuela (wenesuela). 238 zum Ackerbau geeignet, wofür die von alters her heimische Wollindustrie (besonders Tuchfabrikation) entschädigt. Ihr Mittelpunkt ist Brünn, die jetzige Hauptstadt Mährens, Sitz einer technischen Hochschule und eine der ersten Industriestädte Mitteleuropas, der das benachbarte Steinkohlen¬ becken von Rossitz zugute kommt. Der einst als Staatsgefängnis ge¬ fürchtete Spielberg, an dessen Fuße Brünn liegt, erhebt sich auf der Land¬ zunge zwischen der Schwarzawa und Zwittawa. Jglau, auf der wasser¬ scheidenden Höhe inmitten einer großen deutschen Sprachinsel, Trebitsch und andere Orte beteiligen sich lebhaft an der Tuchfabrikation. In dem Zwittawatale nördlich von Brünn wird Eisen gefunden und verarbeitet; Blansko ist der wichtigste Ort für diesen ansehnlichen Industriezweig. Das Kalkgebirge östlich davon zeichnet sich durch Höhlenreichtum aus; die «Mäzocha-i ist einer der merkwürdigsten Einsturzkessel Europas. Das obere Zwittawatal hat deutsche Bevölkerung, die sich über das obere Hannaplateau ausbreitet, aber von der des Gesenkes durch einen tschechischen Streifen getrennt ist. Die Flußebenen und Hügel östlich der Randlinie sind vortreffliches Ackerland mit ausgedehnten Zuckerrübenpflanzungen (besonders südlich von Brünn), die nur denen des Elbetales au Bedeutung nachstehen. Unterhalb Znaim an der Thaya liegt reiches Weinland, besonders in der Umgebung von Nikolsbürg. Der größte Ort des Marchtales ist Göding. Ungarisch-Hradisch am Beginne der unteren Marchebene liegt nahe an der Stelle der einstigen Hauptstadt des großmährischen Reiches, in der Cyrill und Method den Nordslawen das Christentum gepredigt haben. Als Grenze zwischen dem nördlichen tschechischen und südlichen deutschen Sprachgebiete kann die gebrochene Linie Znaim-Brünn- Thayamündung angesehen werden. Städietafek. (Orte mit über 15 Tausend Einw.) ' — Stiefmutter. 2 Mährisch- und Polnisch-Ostrau mit Umgebung. 269 das Banater Gebirge (1400 m) von den Transsylvanischen Alpen. Es ist wie das benachbarte Siebenbürgen von Rumänen und Deutschen bewohnt und enthält in Verbindung mit Schwarzkohle reiche Eisenschätze, die in Re sieza (restza) und Oravicza (oraviza) bearbeitet werden. Im S. wird dieses Gebirge von dem großartigen Durchbruchstale der Donau durchschnitten. Durch seine engsten Stellen stürmt die Donau mit der Gewalt und Schnelligkeit eines Bergstromes, und die Felsenriffe des Eisernen Tores haben bis zu der jüngst vollendeten Regulierung die Schiffahrt nur im Sommerhalbjahre bei hohem Wasserstande gestattet. Die Eisenbahn umgeht dieses unwirtliche Felsental über den Terego- vaner Paß. Z 73. Nahezu die Hälfte von Ungarn nimmt das Tiefland ein. Die Donau von der Hauptstadt abwärts teilt es in zwei Teile von sehr verschiedenem Charakter. Das weftungarische Tiefland (im Altertum als Pannonien noch zum römischen Reiche gehörig) ist nur zum Teil Ebene, zum Teil aber Berg- und Hügelland, und unter¬ scheidet sich vom östlichen auch dadurch, daß es, obwohl größtenteils von Magyaren bewohnt, doch auch eine ansehnliche deutsche Be¬ völkerung (besonders in den Städten) besitzt. Von dem Berglande am Graner Donau-Durchbruche erstreckt sich nach SW. der Bäkonywald, bis 700 in hoch, und umschließt in Verbindung mit dem fruchtbaren pannonischen Hügellande (s. Z 37) und den Karpathen die ober¬ ungarische Ebene. Die Eingangspforte an der Donau bewacht Pre߬ burg, einst die Krönungsstadt Ungarns; unterhalb dieser teilt sich die Donau in drei Arme, die die sumpfigen, aber gut bebauten Inseln Schütt umschließen und sich bei der Festung Ko morn wieder vereinigen. Zwischen Gran, wo der Primas (erster Bischof) des katholischen Ungarn residiert, und Waitzen durchbricht die Donau das innerkarpathische Rand¬ gebirge. Nördlich von der Donau greift die Ebene fingerförmig in die Karpathen ein; südlich davon breitet sich das Becken der Raab aus, die aus dem pannonischen Hügellande kommt und bei Raab in die Donau mündet. Das westliche, noch von Deutschen bewohnte Hügelland erzeugt viel Wein, besonders die Gegend von Ödenburg; östlich davon der flache, zeitweise völlig austrocknende Neusiedler See. An der Spitze des Dreieckes zwischen dem Bakonywald, der Donau und der Drau liegt zu beiden Seiten der Donau die Hauptstadt des ungarischen Staates, Budapest. Die zentrale Stellung im ungarischen Länderkreise zwischen dem großen Flach- und dem westlichen Hügellande, am Hauptstrome des Landes, der sich hier zum letzten¬ mal verengt, und daher bequem überbrückt werden kann, hat diese Doppelstadt zur 272 Die südliche Lage ermöglicht den Reisbau auf dem häufigen Sumpfboden und die Seidenzucht, die in letzter Zeit großen Aufschwung genommen hat. Der Hauptort des Banats, Temesvär (temeschwär), eine Festung, bewacht den Eingang durch die Teregovaner Pforte. StädLetasst'. Die nördlichen Kandländer. 8 76. Auf die breite, hier noch vorwiegend mit Nadelholz bewaldete Karpathenzone folgt nach N. ein Flachland, das schon zur großen osteuropäischen Tiefebene gehört. So sehr es auch dem Auge einförmig erscheint, so bestehen doch Höhenunterschiede, die eine ungleichförmige Verteilung der Flüsse bewirken. In Westgalizien fließen sie nach N. zum Grenzflüsse Weichsel; die wichtigsten sind der Dunaj ec mit dem Poprad, die aus der Tatra kommen, und der San, der das längste Karpathental durchläuft. Den viel breiteren Osten nimmt das podolische Plateau ein, das von der europäischen Hauptwafserscheide durchschnitten wird: zur Weichsel geht der Bug, der Styr aber schon zum Dnjepr, und nach SO. fließen der Dnjestr, der Hauptfluß des Ostens, der Pruth und der Sereth, Nebenflüsse der untersten Donau. Diese Randländer sind im Gegensätze zu den übrigen Ländern der Monarchie ein Anhängsel ohne hydrographische Selbständigkeit; sie besitzen nur die Oberläufe von Flüssen, deren größter Teil in fremden Staaten liegt. 8 77. Die hydrographische Zweiteilung Galiziens, das erst 1772 bei der Teilung Polens an Österreich kam, ist zugleich eine sprachliche. Westgalizien ist polnisch, Ostgalizien ruthenisch (kleinrussisch), doch ist auch hier die christliche Städtebevölkerung größtenteils polnisch. Polen und Ruthenen unterscheiden sich nicht bloß sprachlich, sondern auch religiös, denn obwohl die Ruthenen auch zur katholischen Kirche gehören, haben sie doch den griechischen Ritus, die russische Schrift und den julianischen 274 Böchnia, die unterirdisch miteinander verbunden sind und den ersten Rang in der an Salz so reichen Monarchie behaupten. Die übrigen größeren Orte liegen an der Grenze des Hügellandes, längs welcher auch die Hauptbahn verläuft, so Tarnow an der Einmündung der Popradbahn, Rzeszöw (scheschow) am Wislok (Nebenfluß des San), Jaroslau am San und desgleichen auch Przemysl (pschemischl) an der Stelle, wo der Karpathenrand eine südliche Biegung ausführt, daher stark befestigt, um einen von O. anrückenden Feind aufzuhalten und den Zugang nach Ungarn auf der Lupkowbahn zu versperren. In den Karpathen ist der wichtigste Ort Neu-Sandez am Dunajec. Z 79. In Ostgalizicn sind drei Teile zu unterscheiden. Das podo- lische Plateau ist eine baumlose, steppenartige, menschenleere Ebene, deren Lößboden aber die reichlichsten Weizen-, Roggen- und Gerstenfelder Galiziens trägt. So einförmig die Hochfläche, so reizend und mannig¬ faltig sind die tief eingeschnittenen, steilwandigen Täler, durch die die Flüsse in nahezu gleichen Abständen der Plateau-Abdachung zum Dnjestr folgen. Hier drängt sich auch die Bevölkerung zusammen; die bedeutendsten Orte sind Tarnopol am Sereth (300 in über dem Meere), Buczacz (bütschatsch) und Brzezany (bscheschäni). Nach N. bricht das Plateau ziemlich steil zum Tieflande des Bug und des Styr ab, das auch im W. durch einen schmalen Rücken vom Sangebiete geschieden ist. Am Rande des Bugbeckens liegen Lemberg, die Hauptstadt Galiziens, mit polnischer Universität und technischer Hochschule, und Zloczöw (sljotschow). Der Grenzort Brody, fast ganz von Juden bewohnt, treibt starken Handel mit Rußland. Zwischen dem Dnjestr und den Karpathen breitet sich ein niederes, fruchtbares Hügelland aus. Die größeren Städte liegen auch hier in der Nähe des Gebirgsrandes, wie Sambor am Austritte des Dnjestr, zum Teile auch bedingt durch die Salzsiederei, wie Drohobycz (drohöbitsch) und Kalusz (käljusch), und durch die Petroleumgewinnung, die in Boryslau (südwestlich von Drohobycz) am intensivsten betrieben wird. Bei Stryj mündet die Karpathenbahn von Munkäcs, bei Stanislau schließen sich an die Hauptbahn Lemberg-Czernowitz zwei Sekundärbahnen an, von denen die eine in die Marmaros, die andere zuerst am Rande der äußeren Karpathen, dann mitten durch sie bis nach Mähren führt und zur Erschließung des Gebirges wesentlich beiträgt. Kolomea am Pruth gehört hydrographisch bereits zur Bukowina. 8 80. In der Bukowina senkt sich das Borland der Karpathen nicht mehr zum Dnjestr, sondern nach SO.; alle Karpathenflüsse, Pruth, Sereth und Moldawa, biegen daher, sobald sie das Gebirge verlassen haben, 280 erreicht. Diese Einsenkung benützt die neue Eisenbahn, die von Brod (an der Save) über Sarajevo nach Mostar, der Hauptstadt der Herze¬ gowina, und bis znm Delta der Narenta führt, wo sich die Dampfschiffahrt anschließt. Durch diese Bahn ist nicht bloß die innere Herzegowina, sondern auch das mittlere Bosnien direkt mit dem Meere verbunden. StädtetafeL. Kroatien und Dalmatien. Agram.58 Tausend Einwohner, Fiume.38 » » Esseg.23 Spalato.19 -> » Zara.13 » » Bosnien-Herzegowina (1895). Sarajevo.42 Tausend Einwohner, Mostar.17 » » Banjaluka .15 » » 287 Golf von Fiume 257. — von Genua 119. — von Guinea 89. — von Korinth 111. — von Lion 28. — von Manaar 70. — von Mexiko 38, 193. — von Patras 111. — von Salerno 120. — von Taranto 118. — vonTriest215,257,260. -- von Valencia 131. — von Venedig 215. Golfstrom 182. Gorilla 90. Gospic 276. Gotha 161. Gothenburg 183. Gotland 183. Gotthardbahn 118, 146. Gottschee 258. Gradišča 259. Gradmessung 44. Granada 132. Granaten 230. Gran, Fluß, 265. — Stadt, 269. Granitplateau 251. Gran Sasso 120. Graslitz 233. Grat 13. Graubünden 147. Graue Nase, Kap, 175,176. Graz 30, 256. Greenwich 23, 137. Greifswald 165. Greiner Strudel 248. Greiz 161. Grenoble 179. Grenze, natürl., polit., 59. Griechen 113. Griechenland 34, 117. Griechische Inseln 27. Griechische Kirche 109,186. Griechisches Meer 110. Grödener Tal 253. Grönland 38, 39, 181, 196. Groningen 171. Großbritannien 32, 133. Große Antillen 39, 202. Großer Ozean 25, 26, 34, 38, 40. — Salzsee 201. — St. Bernhard 143,146. Großglockner 240, 254. Groß-Kanizsa 270. Großmogul 69. Großrussen 186. Großrußland 188. Großwardein 271. Grotten des Karstes 257. Grünes Erin 140. Grünes Vorgebirge 89. Guadalquivir 33, 128. Guadiana 33, 128. Guanahani 202. Guanolager 205. Guatemala 202. Guayana 40, 206. — Gebirge von, 39. Gürteltier 204. Guinea 36. — -Inseln 38, 99. Gurgl 252. Gurk 255. Gurkebene 258. Guyenne 178. H- Haag 31, 171, 172. Haar 157. Haarlem 171. Habsburg, Burgruinen, 147. Habsburger 222, 248. Habsburg-Lothringer 222. Hafen 25. Haff 163. Hafnereck 240, 241. Hagen 158. Haida 233. Haiderabad 70, 88. Hainan 34, 75. Hamburg 250. Haiti 39, 202. Halbinsel 25. Halbkugel, nördl., südl., 48. — östliche, westliche, 24. Haleb 85. Halifax 197. Hall 251, 252. Halle 167, 168. Hallein 246, 254. Haller Salzberg 246. Hallstätter See 251. Halys 83. Hamburg 31, 168. Hamitische Bewohner in Afrika 91, 93. Hammerfest 183. Hamun 81. Hanau 159. Hanhai 65. Hanna 237. Hannaplateau 235. Hannibal 178. Hannover 31,159,167,168. — (Welf), englisches Herr¬ scherhaus, 135. Hansabund 152. Hansestädte 166, 168. Harburg 167. Hardt 155. Hargitta 267. Harz 149, 160. Hauptfluß 15. Haupttal 14. Hauptwasserscheide von Europa 103. Hausruck 248. Haussaneger, -staaten 95. Haustiere 55. Havanna 202. Havel 29, 163, 164. Hawai 198, 212. — -Gruppe (-Inseln) 40, 211. Hebriden 133. Hebron 86. Hedschas 87. Hegyalla 266. Heidelberg 155. Heiducken 271. Heilbronn 155. Heiliges römisches Reich deutscher Nation 150. Helder 169, 170. Helgoland 166. Helikon 113. Hellespont 27, 101. Helsingfors 189. Hemisphäre 24. Herat 81. Herbst 53. Heringsfang 182, 183. Heri-Rud 81. j Herkulanum 54, 125. Hermannstadt 30, 268. Hermon 85. Hermupolis 118. Hernad 265. Herzegowina 30, 279. I Herzogstuhl 255. Hessen 31, 156, 159. Heiland 133. Heuscheuergebirge 227. Hildesheim 160. Hilmend 81. Himalaja 35, 64, 68. — -Länder 68. Himmels-Achse 43. — -Äquator 43. — -Gewölbe 44. — -Kugel 43. Hindostan 35, 69. Hindu 63, 67. Hindukusch 35, 61, 80. Hinterindien 34, 35, 36, 70. Hinterindisches Gebirge 61. Hoangho 35, 73. 297 Samarkand 80. Sambesi 37, 89, 96. Sambor 274. Sambre 169. Samoa 211. Samojeden 189. Samos 84. San 272. Sandbänke 53. Sandsteinkarpathen 265. San Francisco 39, 200. San Marino 120. Sann 244, 256. Sansibar 38, 96, 99. Sanssouci 164. Santal 267. Santa Marta, Schneegebirge von, 203. Santiago 40, 206. Santorin 118. Saöne 173, 178. Sao Paulo 207. Saragossa 131. Sarajevo 30, 279. Saratow 191. Sarca 253. Sardinien 27,33, 121, 126. Sattel 13, 14. Sauerländisch. Gebirge 157. Save 29, 216, 240, 244, > 245, 258, 262. Savetal 244. Savona 119. Savoyen 179. — -Carignan (Herrscher¬ haus) 121. Sazawa 229. - -Mulde 234. Schafberg 251. Schaffhausen 147. Schafinseln 181. Schafzucht 264. Schah 81. Schakal 90. Schaltjahr 6. Schalttag 6. Schamo 66. Schanghai 75, 88. Schar-Dagh 111. Schat el Arab 84. Scheck, 87. Scheibbs 250. Scheitel des Berges 12. Scheitelpunkt 4. Schelde 169. Schemnitz 266. Schemnitzer Gebirge 266. Scheren, Scherenhof 181. Schiiten 81. Schimpanse 90. Schipkapaß 112. Schiras 82. Schiwa 67. Schlesien, Österr.-, 30, 235. — Preußisch-, 164. Schleswig 166. — -Holstein 166. Schlucht 14. Schnabeltiere 209. Schnee 51. Schneeberg 243. — im Fichtelgebirge 160. — Kramer, 257. Schneegebirge von Santa Marta 203. Schneegürtel der Alpen 144. Schneekoppe 227. Schneelinie 51. Schoberpaß 241, 247. Schönnbrunn 250, Schopftauben 209. Schott 91. Schottische Kirche 136. Schottisches Hochland 139. Schottland 32,33,133,139. Schütt 269. Schüttenhofen 231. Schumla 116. SchwäbischerJura 149,152. Schwäbisch-fränk. Terr. 149. Schwarzawa 235. Schwarzbnrg-Rudolstadt u. -Sondershausen 161. Schwarze Erde 186. Schwarzes Meer 27, 32, 101, 184, 185. Schwarzwald 153,155,156. Schwaz 252. Schwechat 250. Schweden 32,180,183,189. Schwedisches Terrassenland 181. Schweiz 31, 143, 245. Schweizer Alpen 143 f. Schweizerische Hochebene 102, 143, 145, 147. Schwerin 166. Schwyz 146. Schyl 192. Scrubflächen 208. Scylla und Charybdis 126. Sebenico 277. See (die, der) 15. — von Maracaibo 203. Seefeld 242. Seefelder Sattel 252. Seehöhe 10. Seehöhen von Mähren und Schlesien 235. Seehunde 196. ' Seekälber 196. Seeklima 50. Seeland, dän. Insel, 32,180. - holländisches, 171. Seen in den Alpen 245. Seenplatte, schwedische (bal¬ tische), 182, 183. Seine 33, 103, 173, 175. Seinebecken 175. Seiten des Berges 12. Selters 157. Semiten 63. Semmeringbahn 247. Semlin 276. Senegal 37, 94. Senegambien 37, 94, 95. Serail 115. Seraing 172. Serben 113. Serbien 34, 116. Serbisches Gebirge 261. Sereth29,32,192,216,272. Seul 76, 88. Severn 137. Sevilla 33, 132. Sewastopol 190. Shannon 140. Sheffield 138, 140. Sherry 132. Shetlands-Inseln 133. Siam 36, 70, 71. Sibirien 36, 77. Sibirisches Tiefland 35, 62. j Sichelberge 173. Sichern 86. Sidon (Saida) 85. Siebenbürgen 30, 263, 267. Siebenbürgisches Hochland 261, 262. Sieg 157. Sierra Leone 37. — Leone-Küste 94. — Morena 128. - Nevada 33, 102, 129, 198, 200. ! Sigmaringen 153. Sill 240, 252. Sillein 265. Silltal 252. Simplon 145. j Sinai-Gebirge 88. - -Halbinsel 88. Singapore 36, 71, 88. Sir 35. Siwah 92. Sixtinische Kapelle 125. Sizilien 27, 33, 126. Skagerrak 27. 101, 180. Skandinavien 27, 32, 181. Skandinavier 32, 180. 157 Talgehänge (Lurleifelsen) sind mit Weingärten bedeckt; hohe Burgen -erinnern an die Zeit der Ritter und des Faustrechtes; alle Ortschaften, meist schon von den Römern erbaut, sind voll von historischen Erinnerungen aus allen Jahrhunderten der deutschen Geschichte. Bei Bonn beginnt bereits das Tiefland, das sich dreieckförmig in das Gebirge einkeilt. Links fließen dem Rhein die Nahe und die Mosel, rechts die Lahn, die Sieg und die Ruhr zu. Das rechtsrheinische Gebirge bilden der Taunus zwischen Main und Lahn, der Westerwald zwischen Lahn und Sieg und das erz- und kohlenreiche Sauerländische Gebirge nördlich von der Sieg, mit den langgestreckten Höhenzügen der Haar endend. Das linksrheinische Gebirge besteht aus dem Hunsrück zwischen Nahe und Mosel und der Eifel jenseits der Mosel. Die Eifel ist der ödeste Teil des Schiefergebirges, von ausgedehnten Hochmooren bedeckt, und in: östlichen Teile ein erloschenes Bulkangebiet. In dem erzreichen Plateau der Ardennen setzt sie sich über die deutsche Reichsgrenze nach W. fort. Überraschend ist der Gegensatz zwischen den Hochflächen und den tiefliegenden Flußtälern. Die ersteren sind rauh, dünn bevölkert, städtearm (mit Ausnahme des Nordrandes); die geschützten Täler sind warm, zu Wein- und Obstbau geeignet, dicht bevölkert, städtereich. Aber auch zwischen Süden und Norden besteht ein Gegensatz; für den Süden ist der Weinbau die wichtigste Erwerbsquelle (vergl. Z 17), der Norden ist durch seine Kohlen- und Eisenschätze zum wichtigsten Industrie¬ gebiete Deutschlands emporgeblüht, das schon mit Großbritannien erfolg¬ reich wetteifert. Z 20. Das ganze Gebiet ist preussisch. Nassau (Teil der Provinz Hessen-Nassau) umfaßt den Taunus und Westerwald. Es ist reich an heil¬ kräftigen Quellen: Selters versendet von seinem Kohlensänerling Tausende von Flaschen in alle Welt; die vornehmsten Tannusbäder sind Ems an der Lahn (kohlensaures Wasser) und Wiesbaden am Südabhange des Taunus (Thermen). Letzteres gehört noch zur oberrheinischen Ebene, ebenso wie Frankfurt am Main, wichtige Handelsstadt und einer der größten Geldmärkte Europas. Die Rheinstraße kreuzt sich hier nicht nur mit der Mainstraße und der Straße nach Frankreich, sondern auch mit den Straßen¬ zügen aus Hessen (durch die breite Taleinsenkung der Wetterau zwischen Taunus und Vogelsberg) und aus Thüringen-Sachsen (durch das Tal der Kinzig). Der größte Teil des Schiefergebirges und der anstoßenden Tief- landbncht bildet die Rhcinprovinz. An der Grenze von Lothringen liegt das große Steinkohlenbecken von Saarbrücken an der Saar, einem