Kr Kunst i Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 3. Freitag am 5. Jänner 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganzjährig «, halbjährig 3 fi. Durch die k. k. Post unter Couvert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle l. k. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am R»»n, Nr. 19«, im ersten Stocke. Das schöne Bild. V> » fremder Bursch hat aus fernem Land, Ein schönes Bild sich mit gebracht;' Dieß Bild gemalt von unsterblicher Hand, Das hält er uor sich bei Tag und Nacht; Das bleibt ihm theuer wohl bis ins Grab, Und stirbt er, so nimmt er es mit hinab. Des Nachts, wenn er ruht von des Tages Müh'n, Da wird lebendig das Wunderbild: Stets Heller und frischer die Farben glüh'n. Die Bäume wehe«, das Nasser quillt. Und Jung und Alt, wie da im Bild' zu sehn, Hebt »n zu sprechen, und »uf und »b zu «ehn. Früh aber, wenn neu in der Worgenstund' Der Becher des Tagwerks sprudelt und schäumt. Da glänzt noch sein Auge, noch lächelt sein Mund; Er hat j» so süß und so lieblich geträumt: Das Bildnis, gemalt von Gottes Hand Das ist sein liebes Vaterland! — R. Ütigler. Der St. Barbara-Schacht z« Idria. (Fortsetzung.) lie Trunkene überblickte mit einem himmlischen Lächeln die Gruppe ihrer Getreuen, noch mehr verklärte sich aber ihr Antlitz im freudigen Er­ beben, als aus dem Waldesdunkel unter leisen und schmelzen­den Tönen einer Hirtenflöte die Melodie „Willkommen! o seli­ger Abend" ertönte, und alsbald darauf an dem Stamme einer alten Buche hingelehnt, gerade Röschen gegenüber ein Jüng­lingsichtbar wurde, der, wie es den Anschein hatte, starrund unverwandt nach ihr herüber sah. Gestalt, Stellung, Wuchs, alles ähnelte dem kühnen Wagehalse von letzthin; doch wozu diese Zurückgezogenheit? meinte etwas empfindlich die Ueber­raschte, und neigte unwillig das Köpfchen nach dem Pfade hin, der zu ihrer Hütte führte. Dieses mochte der Regungslose gemerkt haben, denn ehe Röschen vermuthen konnte, stand der ängstlich Ge­wünschte in einer demüthigen Stellung vor ihr. Du willst schon so eilends dich von hier entfernen? fragte er Röschen, welche verlegen mit der Schürze spielte. Ich muß wohl — der Abend bricht heran, und mein Weg ist noch weit, erwiederte sie bebend. Nicht so weit, als du wohl glaubst. Dieser hier führt um Vieles früher dich zum Ziele. Der Unbekannte zeigte, dieß sagend, auf einen Nebenpfad, welcher von dem Ge­wöhnlichen eine gerade Richtung über den vor ihnen stehen­den Gipfel zu nehmen schien. Ist dir denn der Weg zu unserer Hütte bekannt? Mehr als du glaubst. Ich nehme denselben täglich, weil ich von der RoseA-Alpe Blumen für — dieses Vild­niß hole. Dieses sprechend stockte der Jüngling und sah verlegen zu Boden. Nur für dieses Bildniß? bemerkte Röschen sanft ver­weisend. Und für dich, sprach er hocherröthend, indem er seinen Blick gegen Himmel richtete, und dann auf seine Heilige, als wollte er diese um Vergebung bitten, daß er außer ihr noch ein anderes Bild im Herzen trage. Röschen lächelte zufrieden, und ohne zu wollen er­ griff sie ihren Hirtenstab, um den bezeichneten neuen Weg einzuschlagen. Du fliehest mich, sollte ich dich wieder beleidigt haben, fragte der ängstlich Besorgte, ihre Rechte ergreifend und an das pochende Herz stürmisch pressend. Beleidigt haben? bebte es leise von des Mädchens Lippen, dem diese Zumuthung unerwartet kam. Du flohst ja meinen Anblick vor einigen Tagen, und seit diesem sprach ich nur durch meine Blumen mit dir. — Ach Röschen, wenn du wüßtest wie wohl mir ist, wenn ich des Nachts deine Blümchen mit neuen austausche! Sprache, Leben haben sie für mich, denn dein Hauch, dein Blick hat sie ja für mich geheiligt und beredt gemacht, daß ich aus ihren leisen Beben, und dem holden Wiegen der Vlüthen­kelche deitie schöne Seele mir malen, und mit Entzücken deine Gedanken und Empfindungen deuten kann. « Jetzt war ihr Alles klar geworden. Darum ließsich der Arme bis auf heute auch nicht mehr sehen. Als Röschen jedoch über dieses Zartgefühl verlegen schwieg, schickte er sich an sie auch jetzt zu verlassen. Eine Thräne zitterte in seinem Auge; Röschen ersah sie, schloß sich erbleichend näher an ihn und deutete mit einer leichten Kopfbewegung nacy Vor­wärts, denn unbemerkt war schon unterdessen der Mond heraufgekommen. Der leise Wunsch ward verstanden und befolgt, und ehe man den Gipfel erreichte auch das Ver­sprechen gegeben, einander am andern Morgen wieder zu sehen. Auf Blumenpfaden der ersten Liebe wandelt sich's so schnell! Seit diesem war eine selige Woche verstrichen, und Röschen hatte ihren Andreas täglich gesehen und gesprochen. Andreas war Oekonomieschreiber auf der, eine halbe Stunde von Röschens Geburtsorte entlegenen Herrschaft Egg. Ein armer elternloser Jüngling, gutmüthig und red­lich; die Herrschaft liebte ihn ungemein, und weil sie eben zu dieser Zeit einige Bauten auf ihrer Alpe besorgte, so hatte sie ihn zur Leitung derselben, dahin beauftragt. Seit seiner Jugend der Frömmigkeit ergeben, in der Schule des Unglückes und der Entbehrungen herangereift, hatte er sich besonders die heilige Barbar a zu seiner Schutzfrau er­wählt. I n den schwersten Stunden seines Lebens, in Drangsalen, in Leid und in der Freude, kniete er vor die­ses Bildniß hin, und hatte im Vertrauen auf die Fürbitte dieser Heiligen immer Erleichterung und Trost gefunden. Röschen, von Natur mit einem weichen Gefühle be­gabt, in ihres Vaters Hause, durch eine böswillige Stief­mutter so vielen Mühseligkeiten ausgesetzt, fühlte sich in der einsamen harmlosen Alpenwelt magisch zu diesem Jüng­linge hingezogen, besonders als sie ihn so fromm gefunden, und erfahren hatte, daß auch er unglücklich sei. Ihre Her­zen waren Eins geworden. Morgens und Abends knieten sie vor dem Bilde der Heiligen, nachdem sie früher gemein­schaftlich einen frischen Blumenkranz um dasselbe gewunden hatten, baten und flehten so innig, fromm und vertrauungs­voll, wie immer> schuldlose Kinder zu ihrer Mutter flehen, daß ihnen der Himmel auch einmal einen Strahl des Glückes zukommen lassen wolle, wenn sie anders seiner Gnade würdig .wären. Eines Sonntags knieten wieder beide vor dem Bilde. Ihre Augen hingen mitleidsvoll an dem milden Antlitze der heiligen Blutzeugin, denn vor ihnen schwebten die grimmen Martern, welche die Himmlische in der Blüthe ihrer Jahre für den heiligen Glauben erdulden mußte. Sie sahen im Geiste die Dulderin mit Ochsensennen peitschen, mit scharfen Glastrümmern ihre Wunden einreiben, mit Pech­fackeln ihre Seiten brennen, sahen ihren Vater die Stand­hafte bei den Haaren zerren, mit Fäusten in das Antlitz schlagen, sie mit Füßen treten, sie sahen, o des entmensch­ten Vaters, ihn selbst, den Grausamen, endlich sein eigenes Kind erbarmungslos enthaupten! — Mitten in diesen heili­gen Betrachtungen, erweckte sie ein gellendes Gelächrer. Der herrschaftliche Verweser, ein harter Mann, voll Eigendünkel und bäurischen Stolzes, stand zwischen ihnen, bald den Oekonomieschreiber, bald das Mädchen, und be­ sonders wie es schien, Letztere mit einer besondern Ironie betrachtend. So arbeitet man für das Interesse seiner Herrschaft auf der Alpe? nahm er endlich das Wort. Statt daß er die Arbeiter sorgsam überwachen sollte, heuchelt er da, und treibt sich mit Dirnen herum. Dieß sprechend schlug er mit dem Stocke nach dem Bilde, daß es zertrümmert von der Felsenwand herab zu Boden sank. So weit geht eure Macht nicht, gestrenger Herr, rief Andreas aufspringend. Höhnen könnt ihr mich nach eurer bekannten Art, aber an mein Heiligstes greifet ihr nicht, sonst muß ich vergessen, daß ihr mein Vorgesetzter, und glauben, daß ihr ein elender Mensch seid. Bube, mir dieß? schrie der Empörte, die Vrandadern seines Gesichtes schwollen auf, die Lippen wurden blau, Schaum bildete sich in den Winkeln seines Mundes, und die Augen drohten aus ihren Höhlen herauszuquellen. Warte Bube! dieß sollst du mir entgelten! wiederholte der Ergrimmte, und schwang seinen Riesenstock. Doch an den Ulmenstamm von dem kräftigen Andreas gedrückt, konnte der Marklose, nichts als ohnmächtig mit den Zähnen knirschen. Versprecht mir Ruhe, schrie Andreas, oder ich lasse euch hier zappeln, bis die Raben euer schlotterndes Gebein in alle.4 Winde schleppen, übrigens aber berichtet ihr mei­ner gnädigen Herrschaft, wie ihr mich gefunden, was ihr gesehen, denn, jene, und nicht ihr, ist nächst Gott mein Richter. Allein in dieser öden Wildnis;, von jeder menschlichen Hülfe so weit entfernt, zu schwach mit dem kräftigen Jüng­linge aufzunehmen, was blieb dem geschwächten Unmenschen anders übrig, als den gütlichen Vorschlag einzugehen, und seine Rache einer andern Zeit und Gelegenheit aufzubewah­ren. Er nickte bejahend dazu. Schnaubend vor innerm Grimme, welchem stille Dro­hungen seiner krampfhaft bewaffneten Hand folgten, schaute der Losgelassene, oft tief, aufathmend, noch immer starr, auf seinen Schreiber hin, welcher beruhigt sein theures Bildniß unter den Glastrümmern hervorsuchte, es aus dem zerschlagenen Rahmen nahm, dann tief betrübt zusammen rollte, und sorgsam in seine Vrusttasche steckte. Das Mädchen, welches lautlos und mit gefalteten Hän­den diesem seltenen Auftritte bis jetzt zugesehen hatte, war im Innern hoch erfreut, daß die Sache so eine glückliche Wendung genommen hatte. Dieses Muthes, und dieser Besonnenheit wegen, im höchsten Zorne seine Achtung und Pflicht nicht verletzt zu haben, liebte sie ihren Andreas noch mehr. Zürnen Euer Gestrengen uns nicht, wir haben nichts Böses gethan noch gewollt, flehete die Zitternde, den noch immer zuckenden Arm des Zürnenden mit beiden Armen umschlingend, indessen sie ihr Haupt sanft auf seine Schultern lehnte, und ihr Auge flehend zu ihm emporsah. Der Unmensch lachte und schwieg, emsig bemüht den inner« Groll zu verbeißen. Bitte Niemand, wenn du Recht hast, nahm Andreas 7 das Wort, darauf führte er Röschen beim Arme, den kürzern Pfad ihrer Hütte zu, indem er den Brütenden un­ beachtet zurück ließ. Wie versteinert stand dieser, und starrte den Wan­ delnden bis auf den Gipfel nach, hinter welchem sie ver­ schwunden waren. Sie sind dahin, wie ihre glücklichen Stunden, sagte er hohnlächelnd, und ging langsamen Schrittes den entgegengesetzten Fußsteig. Tags daraufkam der Vater, Roschen abzuholen, weil sie bei der Wirt ­ schaft, wie er sagte, dringend nothwendig sei, und die Lie­ benden sahen sich auf der Alpe nicht wieder. (Fortsetzung folgt.) Das Benefiee-Gntrse. Wahres Lebensbild von Leopold Kordesch. (Fortsetzung.) Man trat wieder zusammen, spähete, lugte, simulirte. Ich kann nichts entdecken, ich sehe mich blind, sprach Gri­ seldis unwillig und rieb sich die Augen. Der Fremde war wirklich in keiner Loge, konnte nur im Parterre versteckt oder fortgegangen sein. Sehr fatal das, und zugleich auch delicat, meinte der Regisseur. Man muß ihn aufsuchen, erkunden, vielleicht ein Miß­ griff — Lassen Sie das gut sein, Herr Direktor! dergleichen Mißgriffe sind rarer, als weiße Schwalben — zudem wird er sich schon von selbst einfinden, wenn das so wäre, was ich eben nicht wünsche. Ja wohl, ja wohl, schrieen Mehrere. Dem Zettelträger, Logenmeister und Theaterdiener wurde nun der Fremde möglichst genau beschrieben; sie sollten sich an die Ausgänge stellen, den Herrn auf jeden Fall heraus­ finden,, und ihn, wo nicht im Theater, doch gewiß in der Stadt auskundschaften und dann einer guten Belohnung sicher sein. Morgen, wenn nicht noch heute weiß ich überdieß, daß ich ihn finde, zugleich seine ganze Lebensbeschreibung, denn warum? es kann die Erde ihn doch nicht wie Korreh, Da­ ta« und Abiron, oder wie die drei eigentlich heißen, verschlungen haben? sprach zuversichtlich der Zettelträger im Abgehen. Die Vorstellung ging prächtig in die Scene. Der Applaus, den die Beneficiantin Griseldis erntete, war ein ungewöhnlicher, unerhörter. Aber nie hatte sie auch viel­leicht mit mehr Seele, mehr Innigkeit und Wahrheit debu­tirt. Ih r herrliches Spiel riß auch die Mitwirkenden zu einer besondern künstlerischen Begeisterung hin; kurz das Stück gefiel so unendlich, so enthusiastisch, daß am Ende, als die Beneficiantin mit verklärtem Gesichte vor der Ver­sammlung für diese Aufnahme mit einigen Worten ihren Dank aussprach, unter allgemeinem Jubel, Bravorufen und Klatschen deutlich die Worte: „Morgen wieder! morgen und alle Tage!" heraus zu hören waren. Das Haus entleerte sich der begeisterten und zufriede­nen Menge nach und nach, und ward still und stiller. Der König, die Königin, Percival, Griseldis, Ritter und Edel­damen und alle Andern standen, ihrer Theaterrobe entledigt, wieder auf der Bühne und warteten neugierig auf die An^ kunft der 3 verbündeten Kundschafter. Meine Herren und Damen, ich danke Ihnen recht herzlich, daß sie mich so gut unterstützten, Sie sind heute Alle meine Gäste zu einem kleinen Diner im großen Hütel nebenan, sprach die Direktorin. Recht so mein Kind, wir wollen fröhlich ein Glas leeren auf die"Gesundheit des Fremden; ich eile, alles zu arrangiren und ihr kommt mir nach — ergänzte ihr Mann und empfahl sich. Der Kassier brachte mit der Rechnung die Nachricht, daß der letzte Getreue, ein alter podagrischer Rentier, bereits zu Wagen fort sei. War der alte Herr doch bewegt, sagte er, wie ich ihn noch nie gesehen. Mi t der Bitte, Frau Direktorin möchten diese kleine Vroche als ein geringes Andenken an diesen Abend tragen,steckte er mir die Prätiose zu und meinte, ich möchte ja nicht sagen, daß sie von ihm käme — aber da! ich kann das nicht. Froh erstaunt nahm die Beneficiantin das Geschenk, wo es sich denn fand, daß die Nadel mit Rubinen und einem sehr hübschen Diamanten besetzt war. Die Verbündeten kamen nicht. Eine halbe Stunde verging '— sie ließen sich nicht sehen. So brach denn die Gesellschaft auf und steuerte auf das Hütel zu. An der Thüre eines freundlichen Salons empfing sie der Direktor. Man aß, trank, schwatzte, unterhielt sich. Endlich wurden Toaste auf den Fremden, wie auch auf den alten Rentier ausgebracht. I n diesem Augenblicke trat ein Kellner mit einer thurmhohen Zuckertorte ein. Dieß von unserer Frau, der Frau Direktorin für das heutige Theatervergnügen! — Ich wußte wohl, es werde noch ein Drittes kommen, lachte der Kassier, das Prachtwerk dem Träger abnehmend und es in fröhlicher Verneigung vor die Beneficiantin stellend. Drittens : Die Frau Tortenspenderin soll leben! scholl es dem abgehenden Kellner nach. Ein Paar recht vergnügte Stunden flössen dem harm­losen Künstler-Oeroie dahin; schon war vom Aufbrechen die Rede, als es klopfte und das Gesicht des pockennarbigen Zcttelträgers zwischen der Salon-Thüre gar trübselig hinein guckte. Vergeben, Herr Direktor, sprach er verlegen, daß ich störe — denn warum? Jedermann hat beim Essen gerne Ruhe — allein da ich Sie in der Wohnung vergeblich suchte und endlich erfahre, daß Was erfuhren Sie? — der Fremde — war und wer ist er? — Ach, ich erfuhr, daß —. Sie hier Alle beisammen wären — sonst nichts. Ein schallendes Gelächter brach aus. Man bat ihm zu trinken. Auf Ehre, meine Herren und Damen, fuhr er nach einigen tüchtigen Zügen fort, ich und meine zwei Gefährten — wir haben wohl einen Schluck verdient, obschon wir so viel als nichts über den Fremden herausbrachten, denn war­um? — er ist halt nirgends zu finden. Allein was will man? — Es ist Nacht,stockpechsinstere Nacht, die Häuser geschlossen' — kein Wunder also! — morgen aber, wenn er nur nicht in ein Mauseloch kriecht, ist er mein, gewiß mein, bei allen den vielen Ballen, Papier, die ich schon mein Lebetag durch die Zetteln verschleppte, denn warum? ich habe es hier ja vor der ganzen respektablen Gesellschaft versprochen! Nach diesen Worten empfahl er sich. Gleich darauf brach auch der fröhliche Zirkel auf, begab sich nach Hause und zur Ruhe. Des andern Tages sprach man von nichts, als von der Benefice-Vorstellung, vorzüglich aber von dem Fremden, der der Beneficiantin ein so namhaftes Präsent gemacht haben sollte. Tausendstimmig, wie es in kleineren Städten zu gehen pflegt, hatte sich der Ruf hievon gleich einem Lauffeuer verbreitet. Wiewohl man der Direktrice nichts als Gutes nachsagen mußte, wie wohl sie erst am Abend vorher Aller Herzen unwillkührlich für sich gewann, konnte es doch nicht fehlen, daß unter die tausend Muthmaßungen, wer der Fremde sei, sich auch hie mischte, er könne ja wohl ein geheimer Adorateur der schönen jungen Frau von der Residenz aus sein, wo sie erst vor zwei Jahren mit Bei­falle gastirte. Wer wird auch tausend Gulden (die Fama hatte die Summe bereits zu verdoppeln gewußt) wer wird einen sol­chen Betrag so mal i» i>rni><>,< hinauswerfen, ohne dabei seine Gründe zu haben? hieß es. Er wäre ja ein completter Narr, bei diesen Zeiten für eine Comödie das unmenschliche Geld hinzugeben, was kein Kaiser, kein König thun wird. — Einige bedauerten schon den Direktor, Andere, und zwar die Meisten, vertheidigten wacker dessen unbescholtene Frau, aber Keiner wußte, wer Recht habe, keiner wußte, wer und wo der Fremde sei. So verging der Stadt ein Tag voll lebhafter Debatten und den drei Kundschaftern ein Tag voll mühseliger und doch — vergeblicher Nachfragen. Der Fremde schien wie von der Erde vertilgt: kein Mensch wollte ihn gesehen haben; er blieb verschwunden. (Fortsetzung folgt.) Literarisches. (Bücherschau.) I n der Waygand'schen Buchhandlung in Leipzig (?) soll so eben ein Bändchen Gedichte, unter dem Titel »Mücken« von Narzis Maythal erschienen sein. Da der Herr Verfasser den Lesern unserer vaterländischen Zeitschrift nicht unbekannt ist, so sei es uns auch erlaubt, einige Worte obigem Werte ei, p^ente nachzusenden. Dieses Werkchen zerfällt in 4 Abtheilungcn, und zwar in Mücken des Herzens, in Gelegenheits- und andere Mücken, inReisemücken, und endlich inRomanzenartige. Was die Mücken des Herzens anbelangt, davon hier eine kleine Probe: S . 4. Mi r blühen die Veilchen Balsamischer Duft Erfüllt, mich zu quicken Die himmlische Luft. 8!t t!1,! te,-», levis! Können wir auch von den ersten 2 Ab­theilungen, wegen dem darin herrschenden Egoismus, veralteten Dichterklagen ?c. :c., welchen noch übrigens jeder Reiz der Neu­heit fehlt, nichts Rühmliches nachsagen, so dürfen wir doch den Rcisemücken nicht unsere Bewunderung entziehen, denn diese sind der Abdruck eines schönen Gefühls, und das Vorgefühl eines Himmels, wo die Liebe ihren Wunderkelch entfaltet. Z. B. S, 71­ Schnell an ihr vorüber. Ach, sie liebt mich nicht. ,- ,' Kann so ruhig schlummern. Wenn mein Herz auch bricht! Nicht so anziehend, doch leicht zu lesen sind die romanzen­ artigen Mücken, als: der Kirchhof, die Sehnsucht, das letzte Lied u. a. m. ' Diese Ausgabe, welche wir eine übereilte nennen, wolle den Hrn. Verfasser jedoch nicht entmuthigen, sondern ihn besorg­ ter in der Wahl des Stoffes, und in der Ausführung desselben machen, da sich bei ihm dichterische Fähigkeiten nicht verkennen lassen. Wir wünschen ihm herzlichst eine gütige Aufnahme dieser Erscheinung; der Druck läßt jedoch Manches noch zu wünschen übrig. Josef Buchenhain. (Kurioses.) Die Hamburger liter. und kritischen Blätter vom Jahre 1843, Nro. 60, haben aus »K^nleon et N^ri« Louise, Kilztoi'Iylles äe N. le Lkion Neneval aneieil Loeretaire all pültekeuille äe wkPnleoa «te.« einen Artikel genommen, der bei uns ein nicht geringes Erstaunen um so mehr erweckte, als solcher den Tod Sr . Ereellenz des Herrn Baron von Ehrbcrg :c., welcher am 10. Juli v. I . im Herrn entschlafen ist, verkündet. Der­selbe sollte jener Anzeige zu Folge, schon am 12- Jänner 1815, und zwar als damaliger Gouverneur des taiserl. Erbprinzen, un­seres jetzt regierenden allergnädigsten Kaisers, mitten im Hofzir­kel, — also schon vor 20 Jahren — gestorben sein, und daß dieser Vorfall einen tiefen Eindruck auf seinen erlauchten Herrn Eleven gemacht haben soll. — Neuentdeckte Grotte. I m schönen Feistritz-Thale am nordöstlichen AbHange des Wechselgebirgcs, nächst Kirchberg in Niederösterreich, erregte eine jüngst statt gehabte Entdeckung gerechte Aufmerksamkeit. Herr Herrmann Steiger von Amstein, Oberbcamter der zu Feistritz vereinigten Herrschaften, durchforschte aus Liebe zur Naturwissen­schaft im August d. I . eine am Erlenberg bei Kirchberg gelegene Höhle, das Taubenloch, in Gesellschaft des herrschaftlichen Küst­ners Herrn Elias Lustre, eines vielgebildeten Technikers. Herr von Amstein gebrauchte alle bei einer derlei Fahrt nöthige Vor­sicht, wodurch es ihm gelang, mit einigen unerschrockenen Gefähr­ten nach Ueberwindung mancher Hindernisse eine der herrlichsten Höhlen zu entdecken, welche vielleicht Deutschland aufzuweisen hat. Der gegenwärtige Raum erlaubt nicht eine genauere Schilderung derselben. Die dermalig durchforschte Ausdehnung dieser Höhle erfordert zu ihrer Besichtigung in den bisher entdeckten Räumen einen Zeitaufwand von 3 bis 4 Stunden. Bequeme Treppen ließ Herr von Amstein über die steilen Abhänge, Gallerten über Haus- Hohe Abgründe, und feste Brücken über schaurige Klüfte herstellen. Die Kalkformen in dieser Höhle sind wunderbar. Es stellen die Tropfstein-Gebilde sich sehr mannigfaltig dar, und veranlaßten den Entdecker einzelnen Parthicn bestimmte Namen zu ertheilen, als: Der Dom, der Weinberg, die Glocken, die Vorhänge, der Drachenflug, der Wasserfall, der Teich :c. Die Annehmlichkeit des Feistritzer Thales, in welchem das mächtige Schloß Feistritz mit seinem Schatze der seltensten Alterthümer thront, gewährt seit dem Besitze von Seite des Herrn Josef Freiherrn von Dietric h dem Publikum, und besonders den Bewohnern Wiens viel Ver­gnügen. Die kräftigsten Geldmittel des Herrn Besitzers verbinden sich mit'dem reinsten Geschmacke in den dortigen großartigen Un­ternehmungen und Bauten, und die Liebe für das Alterthümliche brachten denselben auf den Plan, die Burg Feistritz in ihrer alten Bauart zu erhalten und eine Sammlung von Rüstungen und Schätzen dort aufzustellen, wie sie in keiner Privatsammlung an­getroffen werden. Hatte früher die unübertroffene Burg Tausende von Besuchern herbei gelockt, so dürften die neu entdeckten Höh­len bei Kirchberg den Gewinnst des Ausfluges verdoppeln, und neue Scharen reizen eines der schönsten Thäler, das der Feistritz zu durchwandeln, wo Herr Baron von Dietric h ein bequemes Gasthaus erbauet, und in der von ihm im Jahre 1824 angelegten herrlichen Straße der Weg die erquickten Städter über Sebenstein und Pötter der Residenz wieder zuführt. Mögen die erquickten Reisenden nach Kirchberg und Feistritz Herrn von Amstein für eine neue Quelle des Vergnügens danken. Herr Elias Lustre hat die Höhlen, welche bald eine neue Benen­nung «erdienten — vermessen, ein ausgezeichneter Maler die groß­artigsten Stellen aufgenommen und bald dürfte eine Broschüre mit Lithographien und geognostischen Beurtheilungen aus der Feder eines erprobten Touristen als Album der neuen Entdeckun­gen erscheinen. vr. Rudolf Puff. Auflösung der Charade in Nro. I. Saitenspiel. Laibach. Druck und Verlag des Iysef Blasnik.