2!» Samstag den 23. Mai 1829. Ais es regnete- ^»ieder sauste wild der Negen Auf das dürre Sommerland, Und ich saß mit ihr am Fenster, Haupt an Haupt und Hand iu Hand. Stille saßen wir und schämen Wie's so prasselnd niederfiel. Und nnt iliren braunen Locken Trieb der Wind sein loses Spiel; ^ Und wir sahen träumend nieder Zu des Hauses Flur lind Rain,- Wie die Wasserbläschen platzten Drunten auf dem Kiesgestein. Sahen, wi« am Weingebirge Hin sich wand der Solkenzug, Lauschten, wie die Traufe klirrend An die Hauölaterne schlug. Und so wild der Regen sauste, ^ Und so wild das Vächle'm schwoll, Ach uns war dabei so selig, Ach uns war das Herz so vo-ll. Und wie über Wind und Negen IedeZ hatte seine Klag', Mußt' ich heimlich zu mir sagen, 'l6). es war «'», schier Tag! Ioh. N> Vogel. S- ior v i Pedant e. ( F ortsehung.> ,^^D Zur Abendzeit starrte Beausire, am Fuße eines V Bollwerks gelagert, das über die Stadt auf Meer und > Hafen nie'oersah, in das Becken des Letztern, wo ein V Schiff gerade beschäftigt schien, seine Flügel zur wei: « tern Reise zu richten. Das Schiff war der Franklin. j Der Offizier sollte darauf die Insel verlassen, und man l hatte ihm eine der spätern Abendstunden bestimmt, uni ! auf dem Schiffe sich cinzusinden, weil es mit dem fri- j schcsten Morgenwinde in die hohe See zu steuern halte, j Scin Bcruf und die Pflicht des Gehorsams, wi« die ! edlere Pfticht des Sohnes, riefen gebieterisch den jun- -gen Kapitain üder's Mecr nach der Heimach; aber, mit träumerischer Gewalt schien ihn ein lebhafteres Gefühl am Gestade von Rhodos zurückhalten zu wollen: die Liebe zu Athanasia, die doch nie die Seinige werden^ sollte. Verg-ebcns bestrahlte daher mit schimmerndem Golde die Sonne das Meer, dessen leicht kräuselnde Wellen eine glückliche Fahrt verhießen, vergebens spktte ein günstiger Wind mit den sich blähenden Segeln des Schaffs, und den Wimpeln der Freiheit: vergebens jauchzte die Schaar der amerikanischen Matrosen während der anstrengenden Arbeit, des glücklichsten Heimzugs gewärtig. Beausire's Gemüth blieb traurig, wie sein Antlitz ernst. Gleichgültig dachte er an den Augenblick, wo er im Vaterlande an's Ufer steigen würde,' mit zerrissenem Herzen jedoch der Stunde, der nahen, die ihn von diesem Zaubcreilande reis-sen sollte. Sein Herz zu trösten bereitete sich das Schicksal, und sendete ihm einen Herold, zur Stunde, da er verzweifelte. Rockides kam durch das hohe Gras der Bastionen auf den Trübsinnigen zu. Kaum erwiederte dieser den freundlichen Gruß des Griechen. »Ich weiß, was Ihnen Kummer macht,« sagte Rockidcs: »sagte ich Ihnen jedoch nicht in Ruschucks Garten, daß ich Ihnen Glück zu bringen verstehe? Glück, mein Herr, denn nur ein Wort kostet es Ihnen, und eine schwache Belohnung fur Ihren Diener, so verläßt das schönste Weib, das je die Erde getragen, diese Insel, ihren Kerker, an Ihrer Hand, in Ihrem Arm.« »Wahnsinniger Schwatzer ! « fuhr Beausire wild auf: »so gut Du Mich im Hause Deines Vetters feig im Stiche ließest, so wenig vermagst Du zu erfüllen, was Deine Zunge spricht.« »Es wäre dennoch einer Probe werth. Meiner ciqcncn Sicherheit wegen mußte ich entspringen, mich verborgen halten. Doch verkehre ich insgeheim mit Gregors Hause. Ich habe Athanasia gesprochen, sie in Thränen gefunden, und die Ursache dieses Weinens leichtlich entdeckt. Der Gedanke, Sie scheidend zu wissen, bringt das Mädchen fast um ihren Verstand, und sie ist nicht zu retten, wenn sie zurückbleibt. Dieses Ihnen vorzutragen, verbunden mit dem Wunsch Alha-i nasia's, von Ihnen gerettet, durch Sie befreit zu wer-dcn, den ich Ihnen verkünden soll, hat mich bewogen, Sie aufzusuchen,, trotz der Gefahr, die meinem eigenen Leibe droht.« »Wie? Aihanasia selbst riefe mich zu ihrer Befreiung auf? sie hätte sich entschlossen, endlich meiner Liebe nachzugeben, endlich die Sclavenketten zu zcr-reisscn, die so unwürdig ihre Hände belastend Sie, die meiner Bitte so sehr widerstanden ^ Wie könnte ich säumen ihr zu gehorchen, da sie mit ihrem Wunsche zugleich mein höchstes Glück ausspricht? Aber wie soll es gelingen,' durch die Riegel ihre Haft zu brechen, die Luchsaugen des niederträchtigen Schergen, der sie UUHüthct, zu blenden? Wie soll dieß alles geschehen im weniger Viertelstunden? Dort hat das Schiff seine Segel schon gerüstet, ein schwacher Anker hält cs nur noch an diesem Grund. Der günstige Wind wird mit jedem Augenblick erwartet: wenn mich die Kanone ruft, und Athanasia ist nicht befreit, — um so trostloser ist dann mein Geschick!« «Das sei meine Sorge. Wo die Veute zur Entführung einwilligt, ist das Gelingen leicht, das Hinderniß nicht möglich. Aber freilich, mit leeren Hän-deu darf ich's nicht beginnen. Ich habe der Sclaven Finger zu vergolden, die Mägde durch Gcschcnke in den Schlaf zu lullen. Es.bleibt mir vielleicht nichts übrig, als die Bestechung an dem Vetter selbst zu versuchen. Der Bitte wäre er nimmer zugänglich, aber einer tüchtigen Geldbörse vermag er nicht zu wider- stehen. Ich kenne ihn darauf. Sie haben, wie ich erfahren habe, von Ihrem Oheim großen Werth an Edelsteinen empfangen. Der geringste unter diesen würde hinreichen, unserer Sache den günstigsten Erfolg zu sichern. Vertrauen Sie mir, als dem Voten von Alhanasias Liebe, und wenn Sie es befehlen, mache ich mich gleich an die Arbeit, dafür bürgend mit mei« nem Kopf.« Veausire jubelte in den Himmel hinein, und seine freigebige Hand wurde der Dollmctscher seiner Gefühle. Rockides ward von ihm in Eid und Pflicht gencmmen, und gelobte, beim ersten Signalschußc, den der Frank-lin geben würde, mit der schönen Sclavin am Strande zu seyn, und sie an Veauttres Herz zu legen. Er entfernte sich alsobald, längs dcn Mauern gleich einer Eidechse hinschlüpfcnd, und Veausire konnte edcnfalls nicht länger mehr an der Stelle ausdauern, die er bis jetzt eingenommen. Er stieg herab in die Stadt, begrüßte noch einmal, verborgen von der eindämmernden Nacht, das fest verschlossene Haus seines Oheims, rief seinem Renard, der mit seinen Habseligkciten im Hause des Consuls wartete, und nahm von diesem, den ein plötzliches Fieber an das Vetc gcfessclc hielt, dcn herzlichsten Abschied. Zwei Diener des Consuls geleiteten die Franzosen an den Hafen. Dort angelangt, sendete Veausire sie zurück. Er und Ncnard warfen sich auf den Stufen der Hafenbrusiwehr nieder, in der Gegend, wo das Voot sich einfinden sollte, bestimmt, die Reisenden an Vord zu bringen. Ausser dem Geräusch auf dem Amerikaner, war beinahe kein Laut rings um zu hören. Auf Fässern und Ballen schlummerten hin und wieder einige griechische oder arabische Lastträger; die Zollschildwachen saßen unfern unter ihrem leinenen Dache, und spielten zum Zeitvertreib mit Nüssen oder Steinen; in der Kaffecschenke vernahm man nichts, als die pathetische Stimme des Erzählers, wie er von dem großen Kalifen Harun und seinem Wessir den Zuhörern berichtete. Der Himmel war dunkel, die Sterne blitzten schwach, aber electrisch sprühte die Brandung des Meeres in wcißgclben Funken. Allzulangsam für Veausire's Wünsche, allzu zögernd für seine Ungeduld, und wieder allzu schnell für sein Vorhaben trat der Mond an den Bogen des Himmels. Wie die Augenblicke schlichen! das Herz des Offiziers pochte ihnen langsam nach» Wie schnell dagegen auch die Zeit verging! vielleicht zu schnell, fürchtete er, für den Plan, der in so kurzer Zeit entworfen, so rasch vollendet seyn mußte! Alle Pulse Bcausire's klopften wieder unruhig tobend der jagenden Zeit nach. Endlich, — es waren einige Stunden vergangen, — endlich näherte sich der entscheidende Moment. Eine Laterne wurde schnell arn Mast des Amerikaners in die Höhe gezogen,- ein Paar rasche Pfiffe folgten diesem Signal; der erste Schuß — -ff ein Zeichen der Einschiffung für, die Passagiere — brüll- 8 te über den Haftn hin. Bcausire und Nenard fuhren d auf, und sprangen die Stufen empor auf den Rand e dcr Brustwehr. Bcausirc's Augen flogen über den v Strandplatz hin, um die Erwarteten zu erspähen. Aber 5 wie schnürte sein Herz sich zusammen, als er dcn gan. t zcn Strand vom hellsten Mondlicht überstrahlt sah, gungcn des segelfcrtigen Schiffs zu ergötzen. Wie soll- ! te Athanasia unbemerkt zum Ufer gelangen ? Wie konnte Beausire hoffen, Rockides List und guten Willen verwirklicht zu sehen? Der Offizier zögerte, verweilte, verwünschte sein Schicksal, und hoffte noch immerdar. Die Zeit des Hcffcns ging jcooH vorüber. Der Kapitain des Amerikaners, umgeben von mehreren Befehlshabern anderer Fahrzeuge, kam vom Punschnapfe, sich auf sein Schiff zu verfügen. Er stieß auf Beausire, erkannte seinen Mann, und forderte ihn auf gut Seemännisch auf, mit ihm an Bord zu steigen, indem mit dem er-sicn Frühroth der Franklin den Hafen verlassen würde. Kein Sträuben, kein Widerstand half; trostlos und niedergeschlagen folgte Beausire seinem Führer. Nirgends Nockidcs, nirgends Athanasia zu sehen. Wie in sein Grab stieg er die Stufen an's Mccr hinab, und heran rauschte das Boot, bereit, ihn aufzunehmen. Da — gleichsam als wären sie herausgestiegen aus den Fllithen, — gewahrte er Rockides, und eine Verschlei-este neben ihm in einem Kahne stehend, dcn der Grieche von der andern Seite des Hafens, leise und längs dcn Mauern hcrangcrudcrt hatte. Beausire's Brust zuckte vor Freude; er schüttelte Nockides Hand. / «Habe ich.'s recht gemacht?« flüsterte dieser, sich «u ihm hcrabbeugend, und ein Ende des Schleiers aufhebend, worunter Athanasia's Zuge, beglänzt vom Mond, blendend wie er, aber auch so bleich, hervor-s"hcn: „hier ist das versprochene Kleinod)- ich habe mit Gregor s^hst unterhandeln müssen; Alles was sie mir grgcdcn, reichte noch nicht hin; doch habe ich mich ver- l"gt, ^d hoffe, daß Sie meine Bürgschaft ehren lvcrocn.« i"" ^ck,ich, Sfsizi« drllckll d,el ' ««/^«"'" 3m««, ...„ .,„ „„h, ^ 'z «„h^ k.,., »Lebe,. 2. ,»°h>, «„ ,„.,^^ ,^ , °^ ^,^ «m,.e3,ock.de«ft,.,em G»„n°r z.., ,.dcm°r?lch»n»- -sicn mit raschem Schwung in das Boot hob, wohin ibr Beausire nebst Rcnard nachsolgten. «Wen bringen Sie da?« fragte der Kapitän des Schiffs verwundert, als er ein Frauenzimmer in feinen Shawls unter der rohen Schiffsmannschaft erblickte. «Eine Unglückliche, Ka-pitain;" erwiederte Veausire mit Vertrauen: »sie sucht die Freiheit nach langer Haft, und ein Sohn der freien Staaten Amerika's wird ihr seinen Beistand nicht versagen.« Der Schissshcrr, von Punsch begeistert, und leicht gewonnen durch das treuherzige Benehmen des Franzosen, machte keine Einwendung. Er ließ Athanasien mit möglichster Sorgfalt auf das Schiff bringen, und wies ihr die für Vcausire bedungene Cajüte an, wo der Franzose sie ehrfurchtsvoll ihren Betrachtungen und dem Schweigen überließ, das sie, seitdem sie mit Bcausire neuerdings zusammengetroffen war, nicht gebrochen hatte. Die wenigen Nachtstunden vergingen dem jungen Offizier bald im Gcwühle feiner Gedanken. Die große Stille, die rund um dcn Hafen herrschte, verbürg: te ihm mit seiner kostbaren Beute ein sicheres Entkommen; aber, wie es zu geschehen pflegt, daß Menschen» ! von einem plötzlichen Entschluß überwältigt, erst nach , dessen Ausführung die Zukunft in Betracht nehmen, so - ftißte auch Veausire jetzt erst seine Wiederkehr nach Frank-. reich ins Auge, und alles, was ihn dort unter seinen ) jetzigen Verhältnissen erwarten möchte. Armandincn's - Bild stellte sich ihm drohend dar: weinend und besorgt l die geliebte Mutter; traurig und verlassen Athanasia, ) deren Schicksal er so leicht auf seine Schultern genom- . mcn hatte. Was sollte aus dieser Unglücklichen wer- > 1 drn , wenn sie nicht ihres Retters Gattinn würde? und - durfte sie diesen Nang einnehmen, so lange noch Ar- - mandine einen Anspruch aufVeausire's Hcrz besaß? Es -s war undenkbar, daß die Braut in Frankreich Athana- ' t sien gleich einer Schwester aufnehmen würde; dieser Hoffnung widersprach das glühende Blut des Südens, h Der Kapicain fühlte auch wohl im Innersten, daß es s- für seine eigene Ruhe besser seyn würde, wenn Athana-n sia, da sie nicht mit den unauflöslichsten Banden an -- ihn geknüpft werden konnte, auch nicht stin Haus be-it wohnte. Was aber dann? sollte er sie über das Meer ir geführt haben, unter trügerischen Vorspieglungen, um r- sie dann dem Mitleide zu empfehlen? auf der andern n Seite, — hatte Armandine nicht sein Wort, und die Mutter nicht die Aussicht auf eine Verbindung ihres el Sohnes, wie sie dieselbe schon längst gewünscht? — ie Er verlor sich in diesen Zweifeln; es war Morgen ge-ln worden, und das Schiff hatte sich schon majestätisch in g- die offene See bewegt, als Beausire, noch immer träu-!« mend, auf eine Kanone gestützt, sein Schicksal über-a- legte. Das fröhliche Geschrei der Matrosen, und die Regsamkeit, die auf dem Fahrzeug herrschte, erheiterten ihn. Sein Herz wurde hell durch die Strahlen der aufsteigenden Sonn?, hell wie die Flach? des Meers. So wie Alles freundlicher um ihn sich gestaltete, so fehlte auch die freundlichste Gestalt nicht in dem Bilde, welches seine Einbildungskraft sich erschuf. Ihn gelüstet?, nach seiner schönen Schutzbefohlenen zu schen, und er schlug rasch den Weg nach der Cajüte ein. Leise öffnete er die Thüre, geräuschlos lauschte er durch die Spalte: Athanasia saß auf dem Nuhelager, völlig angekleidet, hatte die Hände im Schooß gefaltet, und betete laut. Zufällig siel ihr Auge auf die Thüre, und da sie des jungen Mannes gewahrte, schwieg sie plötzlich, jedoch vor sich hinstarrcnd, und kein Blick, weder der Freude, noch der Überraschung, flog dem Jüngling entgegen. Mit schmeichelnden Worten und liebevollen Geberdcn näherte sich ihr Veausire: er redete sanft zu ihr, wie man zu einem geliebten Kinde redet, er sagte ihr Worte der Liebe, wie nur das feurigste Herz sie ersinnt, — nichts vermochte Athanasien ihrem räthselhaften Schweigen zu entreißen. ^ »Der schnelle Umschwung Deiner Lage hat Dich bestürzt," sagte der Offizier mit aller Milde: «sich mich doch an!« Die Jungfrau that e6. Aber, kalt wie ihre Züge blieb ihr Auge. «Du bist so auffallend verändert,« fuhr Veausire zärtlich fort, «und ich wage nicht, Dei-,ie Stimmung zu deuten. Kein Wort, kaum ein Blick für mich ? beengt vielleicht dieser Aufenthalt Deine Brust? schreckt Dich vielleicht diese unfreundliche, schmucklose Kammer, die jedoch mir reihender vorkommt, als der schönste Prunksaal, weil Du sie schmückst? so komm hinaus in's Freie! auf dem Verdeck weht eine reine Himmelsluft, und so weit das Auge reicht, sieht man nur Sonnengold und das liebliche Grün der Fluchen. Komm mit mir!« Schweigend erhob sich Athanasia, und^ folgte der Aufforderung ihres Freundes. In einem einsamen Winkel des Verdecks, dicht an der niedrigen Brustwehr, die aus Tauen geflochten, um das ganze Schiff läuft, bereitete Beausire seiner Begleiterinn einen bequemen Sitz und nahm Platz neben ihr; mitzittcrndcn Händen und klopfendem Herzen jedoch, weil sie noch immer das unheimliche Schweigen beibehielt. »Um Gotteswillen, meine Athanasia, so lasse mich uur einen Laut von Deinen Lippen hören!« bat Veausire dringend: »Du sitzest neben mir, wie ein Bild von Stein, möchte ich sagen, wenn nicht Dein unruhiges Athemholen mir das Leben in Deiner Brust ver^ riethe. Was deutet aber dieses Benehmen? mit inne- rem Schauder erinnere ich mich eines Mährchens meiner Kindheil, worinnen ein Nittcrsmann seine Geliebte zu entführen glaubt, und mit Grausen gewahrt, daß ein Gespenst sich an ihn gefesselt. Marmorbleich und kalt wie MarMor isi Dcin Gesicht, sind Deine Hände. Diese Augen, die herrlichen, die so trübe schauen, muß-ten in Thränen schwimmen, wenn sie in diesem blaßen Antlitz jetzo Leben verrathen sollten. Rede, mein Kind. Entreisse mich der Pein der Erwartung, der Ungewiß-hcit. Bei meiner Liebe, bei Ven Hoffnungen jenes Strandes, wohin ich Dich führe, beschwöre ich Dich: sprich! erlöse mich von den Ketten des Dämons, der sich meiner bemächtigt!" Athanasia sah ihn lange, gleichwie prüfend an. Veausire wußte nicht, ob Verachtung oder Kummer, oder ein Nest von rührender 3iebc aus diesem Blicke sprach. Die Griechinn ließ ihm nicht Zeit, sich eine deutlichere Erklärung zu erbitten, denn sie zog pfeilschnell ihre Hand aus der seinigen, erh.) sich, gleich ciner Göttinn, zog ihren Schleier fest zusammen, und stürzte sich über das Geländer in's Mccr. Veausire stieß einen lauten Schrei aus, und seine erste Bewegung war, der Unglücklichen in o.is Wellen-grad zu folgen; da fühlte er sich bei der Schulter zurückgehalten: der Kapitain des Schiffs stand bei ihm, und rief: «Seyd Ihr toll, junger Cammerad? wollt Ihr Euch mit der Närrinn in's Meer begraben i' sehr Ihr nicht, daß schon zwei meiner Naben hinabstiegen, um die schwärmerische Taube zu retten? überlaßt den Jungen das Geschäft, sie sind geübter darinn als Ihr.« Zwei rüstige Matrosen hatten sich in die Wellen gestürzt, und noch zur rechten Zeit die vom Wasser emporgetriebenen Gewänder Athanasiens erfaßt, uw die vom Fall Betäubte der Strömung zu entreißen, die sie unfehlbar unter dem Kiel des Schiffs, somit in das Verderben gezogen hätte. Ein Boot, das schnell herabgelassen wurde, unterstützte die Bemühungen der wackern Seeleute; die ihrer Sinne beraubte Griechinn wurde an Bord gebracht, und wie verzweifelnd warf sich Beausire über die entseelt Scheinende. Nur die Versicherungen des Wundarztes, daß sie noch athme, daß sie folglich wieder zum Leben erwachen würde, trösteten den Betrübten. (Di< Fortsetzung folgt.) Auflösung ver Oomonyme im Mvr. Watte Kr. 20. Strauß. Nevacteur: Fr. 5av. Meinrich. Verleger: Dgnaz M< GMer v. Ulelnmavr.