Nl. 383, fi,l>. h"b! si. °«0. »l!« bl« ZufteUunz, in« H»u« holbl.eolr. »t!t d» Post «»'',j. fi'5. haldj. 7 »N, Dienstag, 13. Dezember. Ins,« »I,»,,,,«,: FÜ, ll«W« 3»»«,«« »!, ,n « ^«!l«n »ß tl., «lsz«l« per >j«il« » !»., »«« «<»»«» Wo ausgezeichneten Dienstleistung das Ritterkreuz des „.Mo-Ordens "nt Nachsicht der Taxen allergnädigst ü^leihen geruht. __________ Nichtamtlicher Theil. h, Ihre k. und l. Hoheiten der durchlauchtigste Krön» t^'Nz Erzherzog R udolf und die durchlauchtigste «, "prnlz.ssm Erzherzogin Stefanie haben zur yMidllckllchen Abhilfe für die durch den Brand im /»'Theater Geschädigten 1000 st. an den Bürger mei-lur von Wien übersenden lassen. c> Se. t. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr p"0l>la. schall Erzherzug Albrecht hat zur Unter-'"yllllg her Huiterbliebenen der beim Ringtheater° runde Verunglückten sowie für die bedrängten Theater» Mlei.strlen den Betrag von ^000 ft. gnädigst gespendet; m>, pichen Zwecken sind an das Polizeipräsidium in 'wlün gelangt von Ihren k. und k. Hoheiten den durch« ^Uchtlgsten Hnren Erzherzogen: Wilhelm 2000 fl., ^"lilrr sammt durchlauchtigster Frau Gemahlin ^W ft., Leopold 500 ft., von Ihrer k. und k. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Eli-'"beth 500 si. Vom Neichsrathe. 178. Sitzung des Abgeordnetenhauses. Wien, 10. Dezember. Der Herr Präsident Dr. Smolka eröffnet um N Uhr 30 Min. die Sitzung. Auf der Ministerbant: Se. Excellenz der Herr Ministerpräsident und Leiter des Ministeriums des Ixnern Graf Taaffe, Ihre Excellenzen die Herren ^mister: Dr. Freiherr von Ziem iallowsli, Ar. Prazak, GM. Graf Weljersh eimb. Dr. "iltler v. Nunajewsti und Freiherr v. Pin o. Präsident (sich erhebend): ^ Hohes Haus! Nachdem ich gestern es als meine Dicht erachtet habe, nut einigen Worten dem Gefühle, ,^ Uefen Bedauerns über das schwere Unglück, welches ^er dle Bewohner Wien» hereingebrochen ist, zum Midrucke zu bringen, hatten wir noch keine Ahnung /bun, dafs diefer Katastrophe auch einer unserer Col»-!^kll mit seiner Gemahlin erlegen ist. Es ist der für ^ll Grußgrundbesitz Bochuia gewählte Abg. Ladislaus «"ter vull Pegowftl, l. k. Landesgerichtkrath. ^^owjtl hat sich stets sowohl als Staatsbeamter als ^ als Augeurdueler dnrch Pflichttreue ausgezeichnet, h " wir betrauern seln Hinscheiden mit dem Aus- ucte des lichten Schmelzes und wollen ihm ein In.des Andeuten bewahren. (Das Haus erhebt sich.) ?? bitte Sle, meine Herren, diesen Gefühlen bei-'"-'N'lnen, und nachdem lch sehe, dass Sie dies be-l, " thllli, indem Sie sich von Ihren Sitzen erheben, ^ltrugc lch, dafs diese ehrende Kundgebung des Bei-v°, Mch dem Protokolle der heutigen Sitzung ein- blecht werde. (Allgemeiner Beifall.) v <5^e. Excellenz der Herr Flnanzmimster Dr. Ritter ^"najewstl legt auf Grund Allerhöchster E» h,"^lgllng einen Gesetzentwurf, betreffend die Be-hu^""N eines Credites von 50,000ft. be-d^/^ Linderung der Noth läge der durch din. ^^"d des Ring theaters Geschä-Wri V/ i"r verfassungsmäßigen Behandlung vor. '"'^"Präsident und Leiter des Ministeriums des Innern Graf Taaffe: «ts^Hohes Haus! Angesichts des herz- und mark-^Ullelndrn Ereignisses, das sich vorgestern hier in ^llfa .^etragen häl, habe ich es nicht bloß für meine hebeV ' ^"dern für meine Pflicht gehalten, mir die ^«^eugmig zu verschaffen, ob bei dieser traurigen z^F^phe diejenigen Behörden und Anstalten, die> ^"^erventiun berufen waren, in vollem Maße ihre HM dlgleit erfüllt haben. Unter den verschiedenen llUllMgen, die ich in diefer Beziehung getroffen habe, ist die, dass ich dem Statthalter von Niederösterreich aufgetragen habe, mir über diese unheilvolle Katastrophe eine wahrheitsgetreue Realition zu erstatten, und ich glaube nicht zu fehlen, wenn ich diese zur Kenntnis des hohen Hauses bringe (liest): „Auf Grund der durch die k. l. Poliz-ldirectwn gepflogenen Erhebungen stellt sich der Sachuerhalt be» züglich der am 8. d. M. abends im Wiener Ringtheater eingetretenen höchst traurigen Katastrophe in Folgendem dar: Der für den Polizei-Inspectionsdienst im Ring-theater am 8. d. M. bestimmte Polizeibeamte begab sich gegen 6'/< Uhr abends vom Amtsgebäude zum Theater, wo ihm gleich zur Kenntnis kam, dass im Theater Feuer ausgebrochen sei. Er eilte sofort ins Amt zurück, um telegraphisch das Stadtbaumt von dem ausgebrochenen Brande zu avisieren, und sowohl er als der Hauscommissär mit der im Augenblicke zur Verfügung gestandenen Wache begaben sich eiligst zum Theater, nm bis zum Eintreffen der Feuerwehr die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen. Der Inspections» mit dem Hauscommissär fanden schon das Fuyer finster und leer, und trotz des aus dem Zu-schauerraume heraustretenden Rauchqualmes drang der Hauscommissär in Begleitung mehrer Wachen an jene Stelle znm linksfeitlgen Parket, von welcher Hilfe-rufe vernehmbar waren. Mit Benützung von Zündhölzchen wurde den Hilferufenden ermöglicht, den Ausgang und Rettung zu finden. Ein weiteres Eindringen in die Parket» räume war unmöglich, da schon zwei Logen gegenüber der zum Parket führenden Stiege in Flammen stan« den, und nachdem weitere Hilferufe auch au3 den oberen Räumen nicht vernommen wurden und erhobener-maßen ein großer Theil der Theaterbesucher von vorn und fast alle Thealermitglieder durch die rückwärtige Thür der Heßgasse die Straße erreicht hatten, glaubte man annehmen zu lünnen, dass alleS gerettet sei. (Große Bewegung.) Ein Vordringen in die oberen Stockwerke war vollständig unausführbar, und der Hauscommissär, welcher noch bis znr Hälfte des zwei. ten Stockwerkes vorgedrungen war, mu>ste infolge der Unmöglichkeit, in der raucherfüllten und heißen Luft zu athmen, sich schleunigst zurückziehen. Die Feuerwehr hatte nun die Thätigkeit hauptsächlich auf die Löschung des Brandes zur Ermöglichung des weiteren Vordrin» gens in die inneren Räume gerichtet, und nach Maß-gäbe des Fortfchreitens der Löscharbeit war es mög° llch geworden, bis über das zweite Stockwerk hinaus vorzudringen, wo auf den Stiege» d>e ersten Leichen getroffen wurden. Beim weiteren Vordringen wurden nach und nach, und zwar bis heute 235 theils vollständige, theils verstümmelte Leichen gefunden. Die Leichen wurden in das Pulizeidirections-Gebäude geschafft, von wo sie später mittelst der aus allen Bezirken requirierten Tragbetten und der vom Generalcommando zur Verfügnng gestellten Sanität«, waaen ,n das allgemeine Krankenhaus geschafft wurden. Was die Enlstchmigsulsache des Brandes anbelangt, worüber die Erhebungen noch nicht beendet sind, so clirsierten an der Unglücksstätte verschiedene Gerüchte. Die einen führten den Brand auf eine Gasexplosion zurück, die anderen behaupteten, dass die nicht bewachte Maschine der elektrischen Beleuchtung an der Hauptfront des Theaters den Brand ver« urfacht habe. Jedoch nach den bisherigen Erhebungen dürfte aiMnehmen sein, dass eine ober der fünften Soffitte hängenden Coulisse durch die Soffittcnbeleuchtung ^ener gefangen habe und das Feuer mit unglaub' llcher Schnelligkeit sich über den Schnürboden ver« breitet hat. Ein Theater-Feuerwehrmann, der die eiserne Courtine herablassen wollte, behauptet, sein Vorhaben nicht mehr ausführen zn lönn-n, da infolge der inlen-siven Hitze die Maschine den Dienst versagt haben soll. Ans allem geht hcror, dass der Brand im Bühnenraume eine Weile gedauert hat, bevor derselbe sich bis in den Zilschauerraum verpflanzte. Und hier liegt das furchtbare Versäumnis, dass von der Bühne aus unterlassen wurde, gleich unmittelbar nach Ausbrnch des Feuers deu eisernen Vorhang gegen den Zuschauer» räum herabzulassen und das Feuevsignal nach außen zu geben, wodurch das schnellere Eingreifen der Net- tungsanstalten sowie die Rettung der im Zuschauer« räume befindlichen Unglücklichen ermöglicht worden wäre, Während thatsächlich zur Zeit der eingeleiteten ersten Reltungsmahregeln der Brand den Zuschauerraum schon ergriffen hatte. Um einer Gasexplosion vorzubeugen, wurde nach Aussage eines Arbeiters vom Beleuchtungiinspeetor das Gasometer abgedreht, ohne dass die Noch-lO^l-) Lampen angezündet gewesen wären, wodurch den Ver« uuglückten die Rettung zur Unmöglichkeit wurde. In Bezug auf die allgemeinen Vorkehrungen zum Zwecke der Sicherheit des die Theater besuchenden Pliblicums wird nur noch bemerkt, dass die im März dieses Jahres angeordnete Untersuchung sämmtlicher Theater in Vezng auf die Feuersicherheit und ms-befondere die letzte des Ringtheaters seitens des hiesigen Magistrates als die Feuer-Sicherh^tsbchorde erst vor vierzehn Tagen stattfand und dass nach einer der Polizeidireclion zugekommenen Zuschrift des hiesigen Magistrates vom 20. September die nach dem Befunde der Delegiertencommission nothwendigen Voikehiungen getroffen und die speciellen Austräge an die Theater-directoren ertheilt wurden und dafs die Überwachung des Vollzuges der Aufträge feiten« des Magistrates dem Stadlbauamte aufgetragen wurde. Die Erhebungen in Bezug auf die schuldbaren Versäumnisse anlässlich der Katastrophe >m Ring« theater sind im Zuge. Ich erlaube mir noch zu bemerken, dass ich gestern früh sofort die Verfügung getroffen habe, dajs diejenigen Polizeicommiffäre, die zur Inspection bei den Theatervorstellungen bestimmt sind, sich eine Stunde vor der Vorstellung dahin zu begeben und sich die genaue Ueberzeugung zu verschaffen haben, ob die< jenigen Verfügungen, die durch die gedachte Com« mifston als nothwendig dargestellt wurden, auch wirklich in Ausführung gekommen sind, und die Polizei hat sich diesfalls mit dem dazu berufenen Stadtbau-amte ins Einvernehmen gesetzt, damit auch ein Delegierter des Stadtbauamtes an diesen täglich vorzuneh« menden Untersuchungen lheilnehmen könne. (Bravo! Bravo!) Ich glaube, vorderhand ist d,e Hauptsache, um für die Sicherheit des theaterbesuchenben Publi-cums zu sorgen, die, dass darüber gewacht werde, dass die aufgetragenen Verfügungen wirtlich durchgeführt werden. Im Schoße der Regierung und be, den be-treffenden Aemtern wird in Erwägung o/zogen werden, was noch für weitere Beifügungen allen'alls getroffen werden können, und dieselben werden fodann in Ausführung gebracht werden, wenn fie m der Competenz der Executive der Regierung liegen. Ich bitte das hohe Haus, die Versicherung entgegennehmen zu wollen, dass die Regierung gewiss das Menschenmöglichste thnn werde, um für die Slcheiheit c>es theaterbesuchenden Publicums zu sorgen." (Allgemeiner Beifall.) Abg. Graf Hohenwart: Ich glaube nur den Gefühlen des hohen Hauses zu entspiechrn, wenn ich den Antrag stelle, dass die RegirrungKumlagr, betreffend den Credit znr Unterstützung der dmch den Aiand des Ringlhealers Gschäoigten mit Aüwenüang aller nach der Geschäftsordnung zulässigen Aulü, gangen sogleich in Behandlung genommen werde. (Zustimmung.) Abg. Ritter v. Schönerer stellt den Antrag, es werde die Mittheilung des Herrn Ministerpräsidenten einem von dem ganzen Hause zu wählenden Ausschusse von 24 Mitgliedern zur Vurberathung und Berichterstattung zugewiesen. (Widerspruch.) Abg. Friedmann betont, dass es nothwendig sei, die Sicherheitsvorkehrungen in den Theatern durch ein Gesetz zu regeln, da die administrativen Maßregeln sich nicht als wirksam genug erweisen. Das Schwergewicht liege darin, dass die getroffenen Schntzvur-llchtungen auch wirklich eingesühn und gehai.dhabt werden. Dies könne nur durch Ellafsung eines Gesetzes erreicht werden, welches die Giunozü^e dirser Anforderungen bereits in den Concejsiliiiebeoln.uunu.en anführe und die Thealenmtermhmel- zur st,icien Durch. Wrung verpflichte. Redner beantragt daher d.e Ein-schung eines Specialaueschnsses uon 24 M>t^l,ebern, welcher einen Gesetzentwurf ous^arbellen halte, m welchem die Bedingungen feststellt werden, unter denen Concessionen für Theater ertheilt werden sollen. (Schluss snlat.) Lailachcr HcltlMg «r. 2^5 24N2 13. Dezember IM. Wien, 11, Dezember. (Orig.'Lorr.) Per Verlcht, den der Ministerpräsident Graf taaffe auf Grund amtlich vorgenommener Erhebungen gestern dem Abgeordnetenhause vorgelegt hat, lässt leinen Zweifel darüber auskommen, dass dle entsetzliche Katastrophe, die am 8. Dezember lm Rlngtheater stattgefunden und ganz Wien in die tiefste Trauer versetzt hat, eme Folge der Versäumnis war, den «lsernen Vorhang unmittelbar nach Auebruch des Feuers gegen den Zuschauerraum herabzulassen und das Feuersignal nach außen zu geben, und dass die Rettung von mehreren hundert Menschen vor grausem Erstlckungs- und Flammentode durch die Absperrung des Gasometers, ohne dass die Noth-Oellampen angezündet gewesen wären, zur Unmöglichkeit wurde. Wenn etwas das schmerzlich tiefe Weh, das dle Sorglosigkeit in der Handhabung erst kürzlich erlassener Vorschriften über die Bevölkerung der Residenz-und Reichshauptftadt heraufbeschworen hat, einigermaßen zu mildern geeignet ist, so ist es die wahrhaft rührende Theilnahme, die sich in allen Kreisen Wiens für die Hinterbliebenen der unglücklichen Opfer des 8. Dezember kundgibt, das alle schichten der Bevölkerung erjüllende opferwillige Bestreben, alles, was eben lhunlich ist, zu veranlassen, damit sich zu dem namenlosen Schmerze, den der Verlust des Ernährers u» so viele Familien getragen, nicht auch noch Sorgen, Noth und Entbehrung gesellen. Dem erhabenen Bei« spiele des Kaisers folgend, der, wie immer, auch bei diesem unglücklichen Anlasse mit seiner hochherzigen Spende den ersten Tropfen Balsam in den Kelch der schweren Leiden geträufelt, den ein unerbittliches Verhängnis viel hundert Familien credenzt hat, beeilen sich alle Stände der Residenz ihr Scherflein dem Ziele beizusteuern, das Schicksal der so hart Betroffenen wenigstens vom Drucke der materiellen Sorge freizuhalten. Die Art und Weise, in der das Abgeordnetenhaus, all seinen politischen Hader und Zwist vergessend, die Regierungsvorlage, betreffend die Bewllll« gung eines Credites von 50,000 Gulden behufs Lin-oerung der Nothlage der durch den Brand des Rlng-lheaters Geschädigten, mit vollster Einmüchigkelt ohne jeden Verzug in verfassungsmäßige Behandlung genommen, hat nicht verfehlt, aus die Bevölkerung der Residenz einen hochel hebenden Eindruck zu machen, wie denn auch dlc Versicherungen des Mlnisterprüsi. oenten, es seien neuerlich die umfassendsten Vorkehrungen für die Sicherheit des theüterbesuchcnoen Puoll-cums getroffen und die Conlrole deren genauester Beachtung veranlasst worden, sicher ganz geeignet waren, d»e Bevölkerung mit der trostreichen Beruhigung zu erfüllen, dass die Wiederholung eines jeden noch jo entfernt ähnlichen Unglückes, wie eö der Abend des unglückseligen s. Dezember über diese Stadt gebracht, für alle Hinkunft unmöglich gemacht worden sei. Die von allen Mitgliedern oc» Hauses unterfertigte und in der gestrigen Sitzung eingebrachte Interpellation: Welche Maßnahmen adnilliistrativer und legislativer Art oic Regierung eiilzuleiten beabsichtige, um für die Zukunft d»e Bevölkerung Wlens und des ganzen Reiches, so weit menschliche Voraussicht reicht, vor der Wiederlehr ähnlicher Katastrophen zu bewahren, — empfieng indirect sofort ihre Beantwortung durch die vom Grafen Taaffe am Schlüsse seines Berichtes dem Hause gemachte Mittheilung, dass im Schoße der Regierung und bei den betreffenden AcnUern ticrrtts die Frage in Erwägung gezogen werde, w^» noch für weitere Verfügungen getroffen werden können, um das «Menschenmöglichste" für die Sicherheit des thealer-besuchenden Publlcums zu thun, und der Beifall, der dieser Versicherung folgte, war der Unlicipand0'Zoll dankbarer Anerkennung, mit der dle Bevölkerung das diesbezügliche Streben der Regierung begleitet. Der Brand des Ningtheaters. Die Erregung der Wiener Bevölkerung über die Katastrophe im Rlngtheater ist „och immer eme außerordentliche. Es tritt eben immer klarer zutage, dass da» Unglück weit größere Dimensionen angenommen hat. als man anfangs glaubte. Seit 9. d. M. früh sind im Stadtcommissariate der Polizeidirection zwölf Beamte damit beschäftigt, die Anmeldungen über Vermisste entgegenzunehmen, und sie können nicht schnell genug arbeiten, um die Angaben der Herandrängenden zu Protokoll zu nehmen. Fast schrecken wir davor zurück — schreibt die „Wiener Abendpost" vom 10ten d. M. -- die Zlffer niederznschreiben, welche bis heute mittags bei dem Zusammenzählen der Listen der Vermissten constatlert wurde. Sie übersteigt weit die Höhe von 1500. Freilich ist bis zur Evidenz nachgewiesen, dass die Namen vieler Vermissten, von mehreren Seiten angemeldet, zwei-, za dreimal in den Aufnahmsprolotollen erscheinen; doch die Z.ffer hat eine so furchtbare Höhe erreicht, dass ste immerhin auf die wirkliche Größe des Menschenoerlustes m,t einizer Wahrscheinlichkeit schließt. Das Feuer griff mit solcher Schnelle um sich. dass leider nur eine kleine Zahl der auf den Oallerien Befindlichen sich retten konnte, ja selbst von den etwa 40 Besuchern, die im Parket ihre Sitze schon eingenommen hatten, haben die meisten den Tod gefunden. Die Hilfe konnte nicht schnell genug kommen, und als man das Rettungswerk in Angriff nahm, hatte nian keine Ahnung davon, wie viel Menschen sich noch im Theater befinden. Außer den etwa 80 Personen, die vom Balkon in das Fangtuch sprangen, und einer kleinen Zahl, die rechtzeitig ins Freie gelangte, ist leider kein Men-schenleben gerettet worden. Als man auf die Gallerie drang, waren nur mehr Leichen zu finden, und diese zu bergen, war die einzige traurige Arbeit, die jetzt noch übrig blieb. Seitdem werden fortwährend verkohlte und verstümmelte Leichen aus den Ruinen hervorgeholt, und viele sind noch in dem rauchenden Schütte begraben. Am 9. d. M. nachts um 12 Uhr ist der im In-nern des Theaters fortglimmende Brand im vierten Stockwerke des Tractes in der Hehgasse in frischer Kraft aufgeflammt. Im Eckpavillon, wo früher die Schneiderwerlstätte war, fand das Feuer an halbverkohlten Balken und Sparren reichliche Nahrung und verbreitete sich neuerdings über den ganzen Tract in der Heßgasse. Die Flammen schlugen zuletzt tlafter-hoch empor, und war die Gefahr e»ne umso größere, als im Tracte in der Heßgafse vom zweiten Stocke abwärts die dort befindlichen Wohnungen bisher un-versehrt erhalten werden konnten. Die Dampspritze wurde sofort in Action gesetzt, und Feuerwehrleute stellten auf den erhaltenen und noch benutzbaren Stiegen die Schlauchführung nach dem Arandobjecte her. Zu» letzt wurde die große Schubleiter ausgestellt, um von außen durch die Fensteröffnungen das lodernde Gebälke abzudämpfen. Gegen 2 Uhr ist dieS auch gelungen und die Damftfsprltze trat wieder außer Action. Von derselben wird auch nur mehr in den dringendsten Momenten Gebrauch gemacht werden, da bis jetzt so kolossale Wassermengen in das Gebäude geschleudert worden sind, dass das Wasser auf den erhaltenen Gängen und Stiegen und durch das geborstene Mauer-werl rieselt; hiedurch liegt die Gefahr nahe, dass in-folge Unterwaschung Mauereinslürze erfolgen. Dieselben sind bereits so imminent, dass das Betreten des Gebäudes von heute an absolut untersagt ist. Dle noch erhaltenen Stiegen uno Zwischenmauern werden, soweit möglich, gepölzt, um einen plötzlichen Zusammen-bruch zu verhindern. Bis dlese SicherhritSarbelten durchgeführt sind, muss auch mit dem Wegräumen des Schuttes im Parterre und dem Herausschaffen der dort noch ruhenden Leichen und menschlichen Ueberreste innegehalten werden. Heute wird die Brandstätte im Innern des Theaters photographiert. Von den Fenstern in der Heßgasse aus ist es möglich, die ehemalige Bühne uno den Zuschauerraum zu überblicken — ein Bild unbeschreiblicher Verwüstung. Die Eisen» Vorrichtungen der Bühne, das Drahtnetz, Traversen, Eisensparren, alles ist niedergebrochen und ein wirres Chaos. Dazwischen glimmt es noch an verschiedenen Stellen, und steigen Rauchwöltchen auf. Die Pollzeibeamten, welche mit der Entgegennahme der Anzeigen über Vermifste betraut sind, wollten im Laufe der Nacht eine geordnete Liste aller bisher eingelauseneil Anzeigen herstellen, mussten aber, da sie das kolossale Material nicht bewältigen konnten, die Arbeit einstellen. Virle Leute haben, nur um Kartell zum Emlrltte in das allgemeine Krankenhaus zur Besichtigung der Leichen zu erhalten, Personen bet der Polizei als vermisst angezeigt, die gar nicht im Ringtheater gewesen sind. Durch dieses mtt Rücksicht auf die hochgradige Erregung, in welche die ganze Bevölkerung Wiens durch die Schauertatastrophe versetzt «st, nicht quallftcierbare Treiben Einzelner ist natürlich die Herstellung einer authentischen Liste, aus welcher die Größe des Verlustes an Menschenleben ersichtlich wäre, ungeheuer erschwert. Schon jetzt laufen bezüglich der bisher veröffentlichten Vermlsstenlisten ununterbrochen Widerrufe ei», und dies dürfte sich fortsetzen, da von den als abgängig angezeigten 1b00 Personen zweifellos die Hälfte an dem Verhängnis« vollen Abende gar nicht un Theater gewesen ist. In das allgemeine Krankenhaus sind im ganzen 235 Leichen gebracht worden, von denen bis Uten d. M. abends 116 agnosciert worden sind. Die Leichen, welche am 10. d. M. von der hiezu beorderten Eom-Mission im allgemeinen Krankenhause an die Angehörigen ausgefolgt worden sind, wurden in deren Gegenwart in Särge gelegt und letztere sofort verlöthet. Dies geschah bei allen Leichen, deren Angehörige ein Begräbnis von der Wohnung aus, wohin die Todten in den Särgen gebracht werden, veranstalten wollen. Alle diese Begräbnisse haben am 10. d. M. nachmittags stattgefunden. Bei den agnoscierten Leichen, welche von den Angehörigen in der Lelchenkammer des Krankenhauses belassen oder in die Beisehkammer eines Be-zitkes überführt werden, kann das Begräbnis in den nächsten Tagen stattfinden. Alle Leichen, welche bis 10. d. M. abends Nlcht agnosciert wurdeu, werden in der Nacht auf den Lentral-Friedhof gebracht und bleiben in der dortigen Veisehkammer ausgestellt. W 12. d. M. findet dann unter Theilnahme deS Wien" Gemeinderathes das gemeinsame Begräbnis statt. ^'«1^ Anordnungen werden heute mittags als polizeilich Kundmachungen in der Residenz angeschlage^ Für die Hinterbliebenen der Verunglückten W" zahlreiche Sammlungen eingeleitet, und überall M» die Spenden in reichem Maße ein. Bis 1"-,^', ,, mittags sind in Wien, nach einer annähernd rillM Schätzung, gegen 250,000 ft. gespendet worden. Der Staatsanwalt Herr Graf Lamezan w". wie mehrseitig berichtet wird, mit wahrer äooe Verachtung bemüht, Menschen aus dem brennen^ Theater herauszuholen, leider vermochte er nur 5,elNj zu bergen. ,M, „Es war gegen halb 8 Uhr abends -- "M Graf Lamezan einem Berichterstatter des „" " Wiener Tagblatt" — als ich vor dem bre>me>m Ringtheater anlangte. Kaum dass ich wenige v^ den vor dem brennenden Theater gestanden, ^^ Wachmann Ignaz Winklcr zu mir heran und m"" ' mir mit verstörter Miene, dass sich droben im Vl'cl» hause Menschen befänden. ., .^ «Führen Sie mich hinauf", rief ich 'y?. Gleichzeitig gab ich einigen Wachleuten und 3""^ Männern den Befehl, uns zu begleiten. Wir ^">Me uns sodann durch das mit Qualm und Rauch "> Foyer, von da rechts über die Stiege, die i^ „!« Gallerie führt. Ueberall herrschte tiefe 3""" „ Rauch und Hitze erfüllten den Raum. So viel m" ,^ wir aber doch mit Gewifsheit constatieren, ""' ^n weder im Foyer noch auf der Stiege, die M > -Gallerie führte, Menschen befinden. Nur das Pl°„^ der lodernden Flammen hörten wir deutlich, "".A wir die Biegung überschritten, welche die Stieg«'"^ um zu den höheren Gallerien zu gelangen, ^M> faltete sich vor unseren Augen ein entsetzlicher ^" ^, wir sahen im Parterre die hellen Flammen aB" ^ und ein starker Lnftzng peitschte die Flammen " die Fenster- und Thüröffnungen. Da der W"H" . schon im Hinaufgehen erklärt hatte, dass die M'^ Hansen, die er wahrgenommen, sich im zweiten . befinden, rief ich meinen Begleitern ausmunterl ^ „Nur mir nach, wir muffen hinauf!" ^", ..M macht die Stiege eine Biegung, und hier ^ '^, wieder totale Finsternis. Ich ersuchte einige V^< sich schleunigst wieder hinab zu verfügen, unle» ^ ordnen, dass Wafserschläuche heraufgeleitet N" nnd gleichzeitig auch Fackeln mitzubringen. . «!„- Trotz der Dunkelheit tappten wir aber ""He» stern weiter vorwärts. Bei der Wendung zul ^^e Gallerie, und zwar bei der ersten Wrnoung,^r" die Stiege macht, stießen wir bereits auf einen" ^e stand, und in diesem selben Augenblicke blitz^ ^ Flamme von dem inneren Raume heraus, un ^ entsetzlichste Schauspiel bot sich unseren W'"^' ^ wir sahm vier- bls fünffach übereinanderg^,^c Menschenkörper da liegen. Iin Nu ward es ^ finster, und wir konnten mit den Rettung«" ^ nicht sofort beginnen. Mein Ruf um Fackeln ""^, Zllleitung eines Svritzenschlauches verhallte >r ^ ^, So fchritten wir denn, so gut es eben unter o ^, gebenen Verhältnissen möglich war, zu unjel ^ beit .... wir begannen mit der HervorM"'^ge einzelnen Körper. Mittlerweile kamen auch ^< Wachleute mit brennenden Fackeln. Welch " ^, blick! ... Die Menschen waren übereil""^ ' ^ dem Vordertheile ihres Körpers nach «bwa"»^^ dem unteren Theile nach oben gerichtet, und 1^ ^ übereinander und untereinander .... H^ ,«K <^ bemerkte man das Zucken eines Gliederche'l ' ^ Zucken einer Hand. das Zittern eines 6"p ^be" schien in dem emen oder in dem anderen noV vorhanden zu sein. . Mt»^ Wir wollten nun naturgemäß an die ^ dieser Menschen schreiten, von denen man ^ ^ auch nur leise Vermnthung haben tonnte, da!» ' zg,, noch am Leben befänden... es war vergeou^ ^c dem ersten Versuche zeigte sich, dass die Last, ^ ^ diesen noch zuckenden Körpettheilen ruhte, ^ ,^eg"'' oben aufliegenden Menjchenmassen, nur das ^ ^el' gesetzte Resultat liefern würde, dass man t»ie ^ theile nämlich durch gewaltsames Hervorze dH' d^H übereinander gethürmt lagen, die Ste"""^, zM'-und Beine gaben Zeuani« von dem ^ra^ Wallache? Zeilnnq Nr. 283 24N3 13. Dezember 1881. n>2 ^" dlese armen Menschen gekämpft haben ein m-i'l,'l ^ ^" lebte Leichnam, den wir fanden, war jch'^'bl'ch".. . . Hinter diesem Leichnam, zum Theile M' begraben von glimmendem Schutt, lagen noch K,"^"tjtruttieils schon verkohlte Körper, von deren t»tis n ^ '"chts mehr wahrzunehmen war. Ueber Elus,. "" hlnweg schritt ich noch ungefähr fünf H ' <^'- - - em weiteres Vordringen war unmöglich. "" ^achstuhl brannte mir lichterloh entgegen, di Unten angelangt, war mein Erste«, zu fragen, ob 3nk ^" Arbeiten, wie ich sie mit meinen jedoch ^uesgejahr spottenden muthvolleu Genossen hier auf auck l ' ^""'r. des brennenden Hauses unternommen, t>e>> «^ ^" ^'"^" ^"^ '" Angriff genommen wor-'' lelrn. Ich hörte zu meinem Entsetzen, dass in in« ^"irnlojeu Verwirrung im ersten Augenblicke nie-tb» ^"^" gedacht, jetzt das gleiche auch hier zu ^ "' wäre aber eine vergebliche Mühe gewesen, da "» 6euer rascher als auf der rechten Seite den lmlen """erfasst halte." nub ' ^"' Reichsrathsabgeordneten befanden sich s °" dem sammt seiner Gemahlin (wie im Reichs-lyidmchte bereits gemeldet) der Katastrophe zum ^p " gefallenen Abg. Pegowsli im Rlngtheater Alfred ""er v. Czajlowsli und Dr. Rabl. Beide ret-^n sich vor dem Tode. Ritter v. Czajlowsti !>ui 3 ^^ ^""llen Corridor eine Fensterscheibe ein, um I die Gasse zu springen, wobel er sich an der Hand "wandele. Die natioualenAbgeordneten aus ^°l" wollten, wie dem „Sloo. Narod" aus Wien i Mleben wird, nach der Clubsihung das Ringtheater luchrn. belulnen jedoch keine Sitze mehr. , Unter der Zahl der Verunglückten befindet sich "H eine ganze aus sieben Personen bestehende Fa» """.die alle den Flammentod fanden. Es ist d,es ^e in der Miesbachgasse wohnende Familie. Der aler kam gestern von einer Reise nach einer Ab-^Mihrit von jechs Monaten nach Hause, um mit seiner Millie das Geburlsfest zu feiern. Sämmtliche bebten gestern das Rmglheater, und keines der Fa-"'uenglledrr kam lebend nach Hause zurück. Das Brü-'"paar Iatobi, welches zur Feier des Geburtstages e» sind nämlich Zwillinge) das Theater besuchte, kam ^ den Flammen um. Vom Unterpersonale des Ring-Katers sind die Tischler Soffta und Nowotny und !^ Schneider Fittmger verbrannt. Der Schnürmeister "uct, her bereits unter den Leichen agnosciert ist, >atle es versucht, sich durch einen Sprung zu retten, ^ dem er ein Bein brach. Er lam nicht mehr ^nd von der Stelle. Frau Iustian, die 82jährige "'Utter eines Garderobiers des Theaters, war mit wei Enkeln auf der Gallerie. Sie kamen nicht nach )ause. Der als verwundet gemeldete Börsebesucher .zeruy ist sammt Frau und Kind todt. Unter den lcrmljsten befinden sich auch drei Professoren und iehrere Zöglinge der Frieh'schen Militär-Vorberei-^ngsschule; unter den Zöglingen ist auch Graf Sig-wild Festrtics. Folgende Episode lässt erkennen, mit welcher senden Ge>chwindigleit das Feuer um sich griff. Der illgenleur der Südbahn Theodor Ackerl hat mit seinem ^ohtte Theodor, einem 17jährigen Gymnasiasten, sich ^l der zweiten Gallerie des Ringtheaters eingefunden. ^ dn Schrcckensruf: „Feuer" erscholl, ergriff er mit '^em Sohne unter Mcklassung der Garderobe "gendlickllH die Flucht. Auf der Stiege angelangt, "lM plötzlich das Gas. Er tappte an der Wand Aller und r»ef: «Theodor!" „Ja, Papa, ich folge 2> ' antwortete von rückwärts sein Sohn. An die , lupfte des ersten Stockwerkes angelangt, schlug ihm r kllK eine glühend heiße Luflwelle aus dem Zuschauer« ;. ">Ne entgegen, welche ihm das Gesicht verengte und ^ ' fast den Athem benahm. „Theodor!" rief er n°, "- «Ich t»n hinler dir", antwortete der An-° uirue. Leute kamen plötzlich in der Dunkelheit nach-^"rzt. es entstand ein Gedränge, Ackert wurde vor-y,., gestvßrn, prallte nut der Stirn an der Krümle '9 der Stiege an die Wand, so dass er eine die h. theile vls auf den Knochen durchdringende Quetsch-ty""^ erlllt; er hielt sich aber auf den Füßen, ward dc, " geschleudert und befand sich in wenigen Secun-jell, "" ^"y,^. Dort sah er nach seinem Sohne, derben c^Hlen "icht mehr und fand in den Flammen dllick >oo- ^lterl brach, von Physischem Schmerze Dbr? ^ Brandwunden, die er im Gesichte, an den Hub, >""b Häliden erlitten, und der Angst um den l^'l Übermannt, zusammen. Der unglückliche Vater ltnn» ? ^luer Wohnung in bedenklichem Zustande l darnieder. ^Ne Äi""^l, wie an dem verhängnisvollen Abende The°. ö"hl von Personen auf den Eckballou des »ttm.^ gelangte, von wo sie mittelst Sprungtuches dez. twUlde, erfährt die „Wiener Zeitung" Folgen« ^lmn " AtetaUwarenhändler M. Kohn halte sich fünf ksllnk ^^"^ ^"/^ Uhr auf der dritten Gallerie em. kiti^,, " und dort seinen Sitz in der sünften Reihe lltch ^"unen. Beim Nlederfetzen wendete er sich um die y>, "'lerte das Publicum, wobei sein Blick auch auf i^>. U"'gtthür siel. Als er sein Gesicht der Bühne Hch ,"e. erscholl der Ruf: „Feuer". Er sprang auf ^vch l" »egen den Ausgang — da verlosch das Gas. land «r di« Thür, an der sein Ms wenige Secunden frllher haften geblieben war, und tappte an den Wänden die Stiege hinab bis in das erste Stockwerk. Dort schlug ihm so glühender Brodem entgegen, dass er wieder hinauflief und in der Hälfte der Stiege zum dritten Stockwerke bereits den Menschenknäuel festgekeilt fand. Er kehrte schleunigst wieder um, tappte neuerdings hinab, brach in der erstickenden Atmosphäre halb bewusstlos zusammen, raffte sich noch einmal empor und griff bei den nächsten Schritten an Glas. Ein Stoß mit dem Ellenbogen, die Scheibe klirrte zu Boden, und frifche Luft strömte ihm entgegen, die ihn neu kräftigte. Er stieg in eine» dunklen Raum und sah durch eine zweite Glasthür vor sich Licht blinken. Er zertrümmerte auch diese Thür und trat auf den Eckballon. Hinter sich hörte er Personen. .Er rief denselben entgegen, ungefähr 80 Leute eilten auf den Balkon und entrannen so dem Erstickungstode. Unter den Todten befindet sich, wie man der „Wr. Abdpst." mittheilt, ein junger Mann, der eine unglückliche Witwe und mehrere kleine Kinder zurück-lässt. Dieser war nur durch einen unseligen Zufall von seinem traurigen Schicksal ereilt worden. Er er-wartete nämlich, wie an jedem Feiertage, auch Donnerstag abends Gäste; da diese jedoch bis 6»/. Uhr nicht kamen, entschloss er sich, in das Rinathealer zu gehen. Wenige Minuten, nachdem er sein Haus verlassen hatte, erschienen die erwarteten Gäste, leider war es bereits zu spät. Außerordentliche Theilnahme, besonders in kaufmännischen Kreisen, ruft das Schicksal de« Herrn Johann Pawlik hervor. Herr Pawlik. Procurist der t. l. priv. Prerauer Zuckerfabriken der Gebrüder Skene, der durch ein Menschenalter dem genannten Hause angehört, ist mit seiner Gattin, einer Tochter, dem Bräutigam einer anderen Tochter und einem Freunde dieses Bräutigams der Katastrophe zum Opfer gefallen. Die verlobte Tochter des Unglücklichen wurde gerettet. Der Commis Moriz Späthinger, der mit Brandwunden bedeckt in der Salvatorgasse Nr. 6 darnieder-liegt, erzählt über seine Rettung Folgendes: „Ich erwartete gestern nachmittags meine von Venedig an» gelangte Schwester auf dem Perron. Ich begrüßte sie mit den Worten: «Ich habe dir eine besondere Ueber-raschung vorbereitet: wir haben zwei Sitze im Ring. theater." Um 6'/, Uhr saßen wir in der ersten Reche des dritten Stockes, ganz rechts. Als die Flammen den Vorhang hoben, fühlte ich fast gleichzeitig eine entsetzliche Hitze im Gesichte. Meine Schwester lehnte ihr Haupt an meine Brust und schluchzte: „Moriz, nun müssen wir sterben!" Rasch entschlossen, zog ich die an allen Gliedern Zitternde mir nach und — unnennbares Glück! — trotz des Qualmes fanden wir den Nolhausgang und retteten uns auf die Straße. Trotz meiner eigenen Noth musste ich schaudernd an das entsetzliche Schickfal der Zurückgebliebenen denken. Wir waren fast allein auf der Nothtreppe." Herzerschütternd war die Scene, als ein Kauf. mann aus der Leopoldstadt feine Gattin agnoscierte. Derselbe befand sich. mit seiner Frau auf der vierten Gallerie, hatte seine Frau bei der Hand, auf der Sliege des dritten Stockes jedoch verlor er diefelbe im Gedränge — auf einmal glaubte er wieder die Hand seiner Gattin erfasst zu haben, führt selbe im Lauf' schritte aus dem Theater; aber welches Staunen und Entsetzen erfafst den Bedauernswerten, als er nicht seine, sondern eine ganz fremde Frau aus dem Feuertode gerettet hatte. Der Präsident der Prager Handelskammer, Herr Richard Ritter von Dohauer, der sich mit dem Bank. director Herrn Tauhenberg in einer Parterreloge be« sand, rettete sich mil diesem noch rechtzeitig durch den Hauplausgang, das Mitglied der Prager Handelskammer Herr Victor von Riedl wollte eben das Theater betreten, als der Menschenstrom herausdrängte. Wie in Wien, so gibt sich auch in allen übrigen Theilen des Reiches und weit über dessen Grenzen hinaus für die unglücklichen Opfer der Katastrophe und deren Hinterbliebene das innigste Mitgefühl kund. Außerdem werden allenthalben Mahregeln berathen, wie ähnlichen Unglücksfällen vorzubeugen wäre. Es liegen uns hierüber u. a. folgende Depefchen vor: Prag, 10. Dezember. Im Rathhaufe werden Beiträge für die Wiener Verunglückten angenommen. Das Bürgermeisteramt erlässt eine diesbezügliche Auf. forderuna. Deutsche und böhmische Blätter eröffneten Sammlimgen. D.e .Politik" schreibt: Im Unglücke erkennen und finden wir uns. Die theilnahmsuollen Worte die der greise Präsident des Abgeordneten-Hauses sowie der Führer deS böhmischen Volkes der Katastrophe gewidmet haben, beweisen, dass die Sym-pathien zwischen den Völterfamilien dieses Staates bestehen und mächtig auflodern, wenn ein Theil vom Schicksal heimgesucht wird. Aehnlich äußern sich andere böhmische Blätter. Budapest, 10. Dezember. Die heutigen Blätter aeben der tiefen Erschütterung und dem allgemeinen Bedauern Ausdruck über da« große Unglück, das Wien durch den Brand des Ringtheaters betroffen hat. Es sind bereits Sammlungen für Liebesgaben an die Fa-mitten der Verunglückten im Zuge. Bei der Redaction des „Pester Lloyd" sind bis heute vormittags 500 st. eingegangen. Paris, 10. Dezember. Für die Verunglückten im Ringthcater hat die „ Union ginerale" 100.000 Francs, der Präsident 10,000 Francs, Madame Bon-toux 5000 Frcs. und Director Feder von der „Umon" 5000 Francs gezeichnet. Die genannte Ba,.k eiöffilet außerdem eine Subscription bei ihrer gesamimen Clientel. Die Unglücksstätte auf dem Schottenringe war auch im Laufe des 10. d. M. von Tausenden umringt. Um 7 Uhr abends schlug im linken Tmcle des Gebäudes wiederum eine helle L^he empor; em,ge freigelegte Ballen dürften den im Innern noch »mmrr glimmenden Ärandrestrn neue Nahrung gegeben habm. Um 11 nachts war die Feuerwehr noch »mmer nut der Abdämpfung beschäftig'. Nachmittage um g>ten Herren Erzherzoge Albrecht und Johann Sal-vator haben im Laufe des Tages o»e Brandstätte besichtigt. ________ Locales. — (Valentin Pleiweiß f.) Wie man uns mittheilt, langt heute nachmittags nnt dem Wiener Post« zuge die Leiche des, wie genuldet, dleserta^e in Wien verstorbenen Banquiers Herrn Valentin Ple > welh auf dem hiesigen Bahnhöfe an und findet von da um 4 Uhr das Leichenbegängnis auf dem Fcieohofe zu St. Curiftuph statt, da der Dahingeschiedene den ausdrücklichen Wu»>ch äußerte, auf heimatlicher Erde seine letzte Ruhestätte finden zu wollen. — (Zum Brande des Ringtheaters) Man theilt uns mit. dass der Postmeister von Neu-marttl, Herr Kallönik, welcher an dem Schreck^ut-abende das Wiener Ringtheater besuchte, dadurch der eventuellen Todesgefahr e»tgleng, dass er — da er das Haus zu früh betreten — mit einem Bekannten sich wieber hixwegbegab, um in der benachbarten Liesinger Bierhalle ein Glas Bier zu nehmen. Dem Begleiter mundete das erste Glas besonders und er animielte Herrn Kaliönll, noch im Gasthause zu verweilen, indem er noch ein Glas leeren wolle. Die Herren blie» lien demnach noch eme Weile beim Bier, da lam schon die Botschaft von dem ausgebrochrnen Brande inS Locale und sie entgiengen so der entsetzlichen Gefahr deS wer-brennens. — (Herr Kreutzberg) ist von seiner schweren Verwundung durch den Tiger bereits nahezu ganz her» gestellt und dürfte in circa 14 Tagen unseie Stadt verlassen. Die schon seit längerem von hier wich Agram abgegangene Menagerie hat Herr lkreuhlielg, wie man uns mittheilt, nach Wien verlauft, wuhm dieselbe demnächst gebracht wird. — (Zum Attentate) auf den Lottocollectaoten Herrn Ieiminel in der Elephanten^sse, wmüner wir neulich berichteten, können wir nun noch nachtrugen, dass der Attentäter Plcinar, der dem Eoll.atlfand, ver« lief unter zahlreicher Theilnahme der Nereinsmilglieoer und des Publicums sehr animiert. Besondel» g>fielen die Vorträge des MännergesangSvereius der Ailalnica und die humoristlsche Vorlesung des Herrn Hugo Turk über „die verschiedenen Abarten der Falken". Zum Besten zweier armer braver Studierender der hiesigen Mittelschulen wurde eine komische Auction veranstaltet, welche an 40 fl. dem humanen Zweck abwarf. Auch die Mufiloorträge einer Abtheilung des Theater« orchesters unter der Leitung des Herrn G. Mayer erfreuten sich großen Beifalls. >x- — (Naub.) Man schreibt uns aus Gurlfeld: Am 4. d. M. b Uhr frllh wurde der 72jährige Grund» befitzer Josef Tomazin aus Kerrie, als er zur Frühmesse nach Arch gieng. etwa 300 Schritte von sei. ner Wohnung von einem unbekannten, mittelgroßen Manne, der einen bis zu den Knieen reichenden Nock trug, räuberisch überfallen, zu Boden geschleudert einer rothledernen Brieftasche mit dem Inhalte von ,520 fl. beraubt und mit einem am Thutorte zurückgelassenen Taschenmesser an verschiedenen ttörftertheilen lebensgefährlich verletzt. Als der That verdächtig wurde ein kürzlich qruescierter Beamte eingezogen, weil constatiert worden, dass letzterer tagszuvor den Vrraubten in oesj^n Wohnung um ein Darlehen im Betrage von 100 ft. angegangen und weil Tom°j>n selbst den Verdacht nuf diesen gelenkt haben soll. Doch ist nicht ausgeschlossen, dass der eigentliche Thäter sich unter mehreren einig« Tage später Eingezogenen befinde. Lalbacher Zeltuug Nr. ^«3 24N4 13. Dezember 188l. — (Gemeindewahlen.) Bei der in der Gemeinde Püsendorf, Bezirl Littai. stattgefundenen Neuwahl des Vemeindevorstandes wurdeil Johann Miklavöii, Grund» besitzer in Pösendorf. zum Gemeindevorsteher und die Grundbesitzer Johann Stermole von Püsendorf zum ersten und Alois Pajl von Pösendorf zum zweiten Gemeinder athe gewählt. Bei der am 20. November d. I. stattgefundenen Neuwahl des Vorstandes der Ortsgemeinde Kompolje, Bezirk Gottschee, wurden die Grundbesitzer Johann Adamic von Kompolje als Gemeindevorsteher, Anton Mustar von Kompolje und Anton Vrodnil von Koni« polje als Gemeinderiithe gewählt. — (Nnanbringliche Brief Postsendungen.) Verzeichnis der bei dem l. k. Postamte zu Laibach er« liegenden unanbringlichen Briefe, und zwar an: Ursula Karlin in Bischoflack. Maria Persic in Podmovnit, Anna Ovigel in St Lorenz. Joses Herzog in Verholjc, Johann Ianz, Pfarrer in Laufen, Maria Pohann in Wien, Helena Pohlin in Trifail. Johann Campa in Soderöica. Anton Weiß in Schischla. Barthl Zever in Trieft, Lorenz Zernitz in Innsbruck, Franz Andorfcr in Trieft. Johann Kutiaro in Cilli. Peter Pugel, Kaminfeger, in DeutschM erfolgter Desinfection auf den Centralfriedhof uoei führt. , ,,., Der Kaiser sanctionierte das Gesetz über eine, Credit von 50,000 fl. für die Hinterbliebenen o" Ringthealeropfer. ^ Lemberg, 12. Dezember. Der armemsche ^< bifchof Romaczlan ist gestorben. . ,, Berlin, 12. Dezember. Die Börse begmnt morgc» ihre Sammlungen für die Wiener VerungliicktiN. Paris, 12. Dezember. Die Directoren der Pa ^ Blätter setzten ein Comili ein zur Hilfeleistung,' Wien. Es wird eine Opernvorstellung und ein g"v Ball projectiert. — Der Senat votierte einstimmig "> tunesischen Credite. Wien. 12. Dezember. (Wiener Abendpost.) S"" l. und k. Apostolische Majestät haben dem h"« " Herrenhause des Reichsrathes in zweiter und ^ Lesung beschlossenen Gesetzentwürfe, betreffend dl " willigung einer Summe von 50,000 fl. zur 2»w" -der Nothlage der durch den Brand des Rmglyem Geschädigten, bereits die Allerhöchste Sanctwn i" theilen geruht. «„, Wien, 12. Dezember. (Wiener Abendpo^ "^ folge weiterer Abmeldungen erscheint die D"^ cf^ Vermissten auf 814 herabgemindert. Auch diese H'» dürfte später noch herabgemindert Lottoziehuugen vom 10. Dezember: Trieft: 89 10 5 17 67. Linz: 43 69 36 32 60^^^ Theater. heute (gerader Tag): Boccaccio. Meteorologische Beobachtungen in Laiba^. ——-------------------——^—^«, s ?Ü.Mg. 732 84 ^. 10 windstill bewöllt H 12. 2 . N. 73573 -j- 18 SW. schwach bewöllt M" 9 „ Ab. 736 04 ^- U 6 O, schwach bewölkt ^, Trübe, tagsüber Negen mit Unterbrechungen, ^^ mitte! der Temperatur -j- 11", um 19« über dem ^Ol"^^- Verantwortlicher Redacteur: Ottomar vambk^^. W Vom ticssten Schmerze gebeugt geben die UiN" ^ zeichneten allen Verwandten und thcilnchmc' § M Freunden Nachricht von dem Hinscheiden '^ ^ innigstgeliebten, unvcrgesslichcn Vaters, des V^ » Valentin Pleimiß, W Privatier, ^ ,1 Ut»c M welcher Freitag, den i). Dezember 1881. um ^ H ^ nachts nach turzem beiden und Empfang d" " M Stcrvcsacramcnte im «8. Lebensjahre selig "' M Herrn entschlafen ist. l.,.-HeNtN W Nie irdische hülle des uns theuren VerdU°i ., M wird Montag, den 12. d. M., um '/.2 Uyr ' ^ W mittags, vom Trancchausc: 1., Hcrrcngasst A.„,..„> » Pfarrkirche zu Unscrrr Lieben Frau (^-^" ch M geführt, daselbst feierlichst eingesegnet, so^^^ns' ^ Laibach überführt und vom Süobahnhofc au» ^ ^ W tag, den 13. Dezember, um 4 Uhr "achM't ag" ^ M dem Fricohose zu St. Christoph in der FamM"'» M zur ewigen Uiuhc beigesetzt. , ^, . dcN W Die heil. Seelenmessen werden Dienstag, ^ W 18. d. M,, um 10 Uhr vormittags in obgcn"' M Psarrtirche gelesen. W Wien, den 10. Dezember 1881. , W Anton Pltiweiß, als Sohn — Valentlne P" M als Tochter. W Wir geben hicmit die traurige Nachricht, ^ unsere geliebte Tante, Fräulein » ^utoniZ. Mai, ^ Hausbesitzerin, W nach lurzem lleidcn hente. den 12. Dez""^^ M 12 Uhr mittags, im 80. Lebensjahre seng W entschlafen ist. «,>!«moch. b"! W Das Leichenbegängnis findet Al'"w"h se- W 14. d. M,. um 3 Uhr nachmittags vom St""^ M Iloriansgassc Nr. 90, auS statt. W Friede ihrer Me! .^. > Isawilio Wl»e^