PHYSISCHE UNO TECHNISCHE beschr ei bung DER FLINTENSTEINE, wie sie SIS' 3 n der Erde vorkommen und de<*‘en Zurichtung 211m okonomischen Gebrauch, sammt AbbiJdung der dazu gehorigen Werkzeuge. VON HACQUET. W i e n, bey Christian Friedrich Wappler. 179** Sfikkis 0 i 0“ruZ to ,«T* r* t »' t •Tat • *lT»rfyi»jW' i cr jc > iw w w wiy V o r r e d c. Im verflossenen 1790 Jahr erschien zum er- stenmal eine etwas ausfuhrlicbe oriclttogno- stische Beschreibung der Flintensteine in dem ersten Band meiner physikalisch- po- litischen Reisen in den Jahren 1788 und 17^9 durch die nordlichen Karpathen, so dann auch in eben dem Jahre die technische Geschichte davon in dem vierten Band des lielvetischen Magazin, wie und auf was fur eine Art solche zu Kaufrnannsgut verfer- tiget werden. Da aber in diesen beiden Schriften einige wessentliche Fehler, be- sonders aber in letzrer begangen worden, so iindet man sich verpflichtet diese hiemit durcli eine veranderte und vermehrte Aus« gabe dieser kleinen Schrift zu verbessern, Der hauptsachlichste Fehler, den man bei dieser Beschreibung in erwehnten Ma¬ gazin sich zu schuklen kommen lasse, war dieser, dafs obgleich die Zeichnung der W erkzeuge in naturlicher GraRe zugeschickt worden, wie es dann auch der Text be- zeugt; so hat es doch dem Verleger, nicht beliebt solche zu lassen, sondern ohneZwei- Tel aus okonomischen Griinden um die Half- X 2 te V o r r e d e. te vermindert, ohne in dem Text davon Erwehnung zu machen; diefs und einige libel verstandene Worter, baben die Sache so verdreht und zum Theil unverstandlich gemacht, dafs der Leser in Zweifel versetzt wurde. Ferner, hat man seit der Zeit die un- umgangliche Nothwendigkeit eingesehen, die dazu gehorige Flintensteinbank zu be- schreiben und durch Zeicbnung darzustellen, wiesie hier auf der zwoten Tafel unit und ohne dem Arbeiter erscheint, urn auch die uatiirliche Stellung des letztern abnehmen zu konnen. Sollte nun bei aller der hier gegebenen Nachricht doch noch manchem Leser eini- g es nicht verstandlich genug seyn, was die earbeitung davon betrift, so erbietet sich der Verfasser auf eine jede Anfrage , so viel moglich fernere Nachricht dariiber zu ertheilen, die Zuschrift ist: a Mr, Racquet a Lcopol en Galine. Lemberg den iten Juny 1791. Ver- Verzeichnifs d c r K a p i t e 1. Erstes Kapitel. Seitc, Betrachtung iiber dieFIintensteine iiber- haupt, defsen Entstehung, aufsere Kennzeichen , Bestandtheile u. s. w. 1 Zweiles Kapitel DieMethode, wie die Flintensteine ge- schlagen, oder wie dessen Zurich- tung zu Kaufmannsgut bewerkstel- ligetwird. Deren vorziigliche Giite in Galizien u. s. w. 44 Erklaruag d e r Vignette und Kupfer. Vignette. Stellt cine Flintensteinkugel im Durcb- schnitte vor. * Die Erhabenheit oder der Wirbel des Steins. a Eine y- fdrmige Aushohlung, welcfie mit Wasser und Quarzkristalleri aiigefullt ist. b Rinde schwarze Flecken, woes scheint, dafs der Stein bier seine erste Harte oder Kieselart angenohmen babe. c Eben solche Flecken ' aber' nach der Eange. Erste Erklarung der Vignette and Kupfer . , Erste Tafel. Fig. A. Der Brucbhammer im Plan zu ': seJien. — B,' Ebenderselbe im Profil. Fig. C. Der Spizhammer im Plan. -v, — D. Edenderselbe im Profil. ' Fig. E. Der Scbeibenhammer im Grund*- rifs. — F. Ebenderselbe im Profil. Fig. G. Das Meifsel im Grundrifs. —> H. Ebendasselbe im Profil. Alles in natLirlicher halben Grofse vorgestelt. JZweite Tafel. Eig. A. Eine Bank oder Tisch zum Feu- erstein schlagen im Grand, bey * ist ein Loch um den * Scheiben einzustecken , vor diesem Loch ist das Klotz- chen mit dem Meifsel. Fig. B. Was der Arbeiter vor eine Stel- lung bei der Zurichtung hat, bey * ein Korp wo die zuge*» richten Steine eingeworfen, Werden. ErklUrung der Vignette und Kupfer. Fig. C. Ein langer Flintensteinschiefer, woraus J solche Steine ge- sclilagen werden. Fig. D. Eben der Stein im Durchschnitte ct die kurze Scharfe, /3 die lange, 7S3. 4 «*» 8 Erstes Kapitcl. erdarten ; in wie vielen Stiicken zeugt sich nicht die Saugerde unterder Gestalt derKalk-Schwer- Bitter-und Alaun-Erde? wo diese vier Erd- arlen melir oder weniger nock die fixe Luft in sich haben, und also noch mit den Sauren brausen, und fur Saug - oder alkalische Erde anzusehen sind *) nur die Kieselerde ausge- nommen, welche die dichteste ist, nur auf sol- cke hat man den einfachen Weg noch nicht ge- funderl, die Sauren darauf wiirkend zu machen, ob ich gleich in den hohen Alpen an Tage ge- legenen verwitterten Quarz mehrmalen die Er- fahrung gemacht habe, dafs sich auch solche mit Salpetersaure ett^as merklich aufloste, allein da hier hundert Einwiirfe fiir einen dagegen ge¬ macht werden konnen, als wegen der ob zwar geringen doch bestandig beihabenden Kalkerde ■u. s. w. so will ich auch nichts behaupten, sondern es der Zeit iiberlassen, welche auch durch blofse Zufalle oder hauffige Versuche der Naturforscher uns das Geheimnifs der Na- tur aufdecken wird. Nehme man also an, dafs nur eine ein- zige Haupterdart in der Natur sej, man gebe ihr eimen selbst beliebigen Namen, Kiesel - oder alka- Hier kann mm freylich die Einwendung niachen, die fixeJLuft hSngt sich ja nicht allein an (lie Sanjg^oder-^lkdlischen_Erden und Salze an, sondern auch an andere Korper ? allein hier ist nur Red* TO* Erdarten usd von nichts aitdcrm. Betrachtung iiber die FLintensteins. y alkalinische Erde, so geschieht natiirlicher Wei- se keine Verwandlung, wenn man erfahrt, dafs die Kalkerde in Thon- und solche bald in bittere , schwere, Alaun, oder Kieselerde iiber- geht, sondern cs ware nur cine Mutazion oder Verlarvung, die die urspriingliche Erde durch Zusatze einer mutirten Saure durch melir oder weniger Dichtigkeit der Erde unter verschiede- nen Gestalten oder Eigenschaften darstellet. Hat nun die urspriingliche Erde in ihren zer- theilten oder weichen Zustande sich mit der Luft, phosschorische , Flufsspatsaure u, s. w. zu verbinden Gelegenheit gehabt oder nicht, so wird auch natiirlicher Weise nach solchen Um- itanden eine abweichende Erde oder Steinart entstehen, und nachdeme die Erde in einer sol¬ chen Umhiillung erscheinet, bekommt sie von den Naturforschern den zweckwafsigen Namen, (Wie lange haben nicht unsere Vorfahren den Gibs ftir eine besondere urspriingliche Erde oder Stein gehalten; bis nicht in neuern Zeiten man die Vitriolsaure darin endeckt hat? ) Nun da in dem fliefsenden Zustande diese eigentlichen oder homogenen Erdtheile gebildet sind, so werden sie auch durch die Verwandschaftskraft (vim attractivam) gewisse Punkte vereinigen, wie man tausend solche Beispiele in der Natur, als an den Achat, Chalcedon; Flintenstein, Kieskugeln u. s. w. hat, und so was hat man in der unterirdischcn Werkstadt der Natur durch Anziehungskraft schon oftmalen beobachtet, und es auch schon durch manches kiinstliches A 5 Ge- io Erstes Kapilel. Gemisch erwiesen, z. B. Man maclie ein Ge- misch von Gummi mit Wachs, Griinspan u. s. w. so dafs es eine griinbraune Farbe bekommt, und lafse solches ein paar Jahre liegen, sowird sich doch nach dieser Zeit, obgleich die Massa selir fest ist, der gauze Griinspan wenigstens dessen mit dem Metall gesattigte Saure von der Peripherie in die Mitte gezogen haben, welches Griine sehr lebhaft ist, und in keinem Vergleich mit dem dunkeln Gemische komt, welches bei der Bereitung entstand. Gegen dieses last sich freylich auch manches einwen- dcn, als dafs die Pflanzensaure von dem Ku- pfer oder Griinspan sich lofs gemacht habe, also dadurch das Kupfer sich durch die dazu gekom- mene dephlogistisirte Saure in ein reinern Kalk (Oxidum) verwandelt und seine griine Farbe verloren habe u. s. w. Allein niemals ist das Ganze von der griinen Farbe so zu anfang als man es nach einigen Jahren in der Mitte findet, und so ist auch der Gehalt des Kupfers imMit- telpunkt grofser als in dem Umkreis dieses Ge- mische. u. s. w. Sollte man aber lieber folgenden Lehrsati bei Entstehung der Horn - und Flintensteinku- geln in den Kreidenmergellagen annehmen, das ist namlich : dafs die Kieselerde durch die Kalkerde durch filtrire, und in einem Mittel- punkt sich zusammenhauffe , oder dafs die Saugerde durch gewifse uns unbekannte Um- •tande.ihre Luftsaure verlast, um cine andere auf- JSelrachtung uber die Blintensleine. 11 aufzunehmen, und sich beinahe ganz in Kie- *el und Alaunerde umwandelt, und jc mehr sich solclic zum Miltelpunkt drangt, dichtcr oder ganz glafsartigwird, wie das Beispiel viel- faltig an jencn Kugeln vorkommt, die holil sind, wo die Seitenwande der Hohlen ganz mit Quarzkristallen iiberzogen sind, und hicr die einfacheste Erdart besteht, obgleich der Quarz nach gemachten Versuchen eines uncr- miid.eten Wiegbebs noch einen Theil in sich hat, welcher mit der Kalkerde iibereins kommt u. s. w,, und wenn dieses nicht ware, dafs namlich die Kieselerde ganz rein sej, so wiir- de sie im Fetter eben so fliichtig, wie der De- mant werden, den man wegen dicser Fliich- tigkeit unter die brennbaren Kdrper gesetzet hat; eine Eigenschaft, die diese allein nicht zu berichtigen scheinet, sonst miiste man auch das Wasser mit eben so vielen Recht unter die brennbare Klasse nehmen , denn, da der De- mant weder brennt, noch dem Feuer ]Naiming gibt, so weifs man nicht, wie man solchen unter die brennbaren Kdrper bringen kann, auch diese Art der Veranderung mag wohl manchmal aber nicht allzeit statt haben u. ** w. Das Vorgeben del Hrn. Hopfner, dafe auch Quarzkristallen im Feuer wie der Demant verfliegen, ist mit unseren gemachten Erfah- rungen nicht iibereinstimmend. Da wir alls Jahre in meinen mineralogischen Kollegicn die Tersuche mit diesem Edelstein im Feuer vor- neh- 1 2 Erstes Kapitcl. nehmen , so habe ich mehr als einmal mit sol- chen zu gleichcr Zeit verschiedene Quarzkri- slalien mit nnter die Mufel eines Probierofen gesetzt, aber niemalen die Verflichtigung an Letztern gewahr werden konnen. Ohne Zwei- fel hat man bei den Versuchen nicht die Ob- achtsamkeit gehabt, das Gefafse , worin der Quarz war, zu bedecken, wo also wahrend der Hitze bei der Zerknisterung solcher heraus- gesprungen, und man dadurch getauscht wor- den. Da zu Verflichtigung keine grofsere Hitze als nach Reaumur 428 oder nach dem fahren- lieitischen Thermometer 998 Grade, wo das Silber noch nicht in Flufs kommet, erfordert werden ; so kann man mit aller Genauigkeit dessen Verflichtigung von Anfange bis zum Ende beobachten. *) So habe ich mehrmalen die Versuehe gemacht, wo nach einer Stundejj'De- mantsplittern die Halfte ihres Gewichtes verloh- ren haben, und ganz millicht von Farbe, und einen fetten Glanz bekamen. Rubin, Sa- phier, Granaten u. d, haben sich in diesem Grade des Feuers nicht sehr merklich geandert, weder an Farbe noch Gewicht; doch wenn eine Aenderung gespiirt wurde, so war sie entwe- der am Gewicht, oder an der Farbe, beides zu- ') Zu der V>TflichtigiiBg des Denunts in einem folchenjgeringen Feu- •rgrade d'arfen es nur diinne SpLittor «eyn, welche dem F«uet «fne grosse OberflU«he darbiettn. Beirachlung iiber die Flintensteinc. 13 zugleich habe ich noch nicht gewahr werden konnen. Doch von der Entstehung der Flin- tensteine weitershin noch ein Wort; dermalen aber zu der Geschichte dieser Steine. Dafs es nocli viele Dinge in der Welt ge- be, welche zum allgemeinen Gcbrauch der Menschen seit Jahrhunderten angewendet wor- den sind, und oft uns ganz sowohl pbysisch als technisch, oder deutlicher zu reden, des- sen Herkommen oder Zubereitung bis diese Stunde noch unbekannt geblieben, ist mehr als erwiesen. Hundert Beispiele konnen hier angefiihret werden, wenn es der Beweise be- diirfte; allein wir wollen bey unseren Flinten- stein stehen bleiben. Eine dem Ansclieine nach noch so we- nig und unbedeutende Sache, aber wie oben erwehnct, von einem so vielfalti^en Nutzen dafs andere Dinge in gemeinen Leben wenig vorkommen, die dessen Allgemeinheit iiber- treffen , und dem ungeachtet weifs beinahe Niemand etwas ganz Zuverlassiges von derZu- richtungsart dieses Naturprodukts , als nur jene, welche sich damit Brod verdienen. Man sucht vergebens bei den technischen Schriftstellern, Enzyklopedisten u, s. w. Nachrichten da von, das, was man dabei findet, ist defsen so we¬ nig, oft so unwahr und so dunkel gesagt, dafs kein Mensch daraus king werden kann , wie wei- 14 Erstes Kapitel. weiter von dem noch bestgesagtcn Beispiele angefiihrt werden soli. Die Pariser Academtsten, welche ihr Di. etionaire des Artes et Metiers so weitschichtig bearbeitet liaben, schweigen ganz davon , so auch die Englander, da doch bei diesen bei- den erlauchten Nazionen solche bearbeitet wer- den; aber ohne Zweifcl war es der Gewinst- gtist, der diese Volker beim Stiilschweigen erhielt, und ein Geheimnifs daraus machte. Aber obgleiclt diese beiden Nazionen davon, aus was iinmer fiir einer Ursache geschwiegen, oder vielleicht die Sache fiir zu gering schatz- ten, um davon Erwehnung zu machen , so sollte man doch glauben, dafs so was Einfa- ches unmoglich lange verborgcii bleiben konnte, nachdem es in ein paar Provinzen Frankreichs und Englands dem gemeinen Mann in Hiinden lag, und dennoch wird ein Jahrhundert ver- strichen sejn , ehe man allgemein die Kennt- nifse davon erhielt, wie man noch taglich die absurdesten Nachrichten in offentlichen Schriften erhalt. Es scheint, dafs es nur in andernLandern an dem Materiale fehlte, oder dafs man folches unter einer andern Gestalt, und Materiale verkannte , wie wiirklich sich das Bejspiel fchon mehrmalen ergeben hat, und man also sich um defsen Zurichtung we- nig bekiimmerte. Allcin aufmerksamc Regen- ten fahen die Sache so gleichgiiltig nicht an, dieses nothwendige Produkt nicht auch, wo Betrachlung uber die Flintensteine 1 5 es moglich war, in ihrem Reiche zu erzeu- gcn. Friedrich Wilhelm Konig von Preussen hatte in Deutschland zuerst sein Augenmerk darauf gerichtet , wie man es aus der mifslun- genen Unternelimung — aber noch mehr aus der unvollstandigen Nachricht der Bearbeitung dieser Flintensteine bei Jacobsson*) erzehltfin- det. Die Sache ist folgende : „Es wurde ein gewisser Mathias Klose „nach St. Anges einen kleinen Stadtchen in ,,dem Gouvernement Berry, wo ansehnliche ,,Flintensteinwerker sind , geschickt , bei „Lebensstraf darf aber kein Fremder die Wer- „ker sehen. Er brachte einen 6 Pfund schwe- ,,ren Flintenstein mit aus St. Anges , wo er „ein Vierteljahr zubrachtc , urn die Bearbei- „tung zu erlernen, aus diesem machte er im „Lande Flintensteine , wclche auch die Probe ,,aushielten. Nachher mufste er gleiclifalls „Flintensteine aus einheimischen Feuersteinen „werfertigen , und diese fand man in Speren- „berg bei Neustadt, Eberswirid in der Mittel- ,,markt. Er vcrfertigte die Steine mit Gliick, „und es wurden hiemit Proben angestcllt, sie ,,zersprangen aber nach dem zweiten Sehufs , „und die gauze Sache gerieth dariiber in Ste- cken *) S. K. G* Jakobsson Techuologisch«s WUrterbuch 4 u l?il. 16 Ersles Kapilcl. „cken. Die Handgriffe beim Bearbeiten der „Feuersteine sind kiirzlich diese; vermittelst ,,eines stahlenen Werkzeugs wird der Stein erst „mit der Faust stiickweise abgeschlagen und „gespalten , dann er ist schifrich und splitte- „richt. Mit einem andern stahlenen Werk- „zeuge schlagt man ihn zu seiner gewohnli- ,,chen Gestalt , und er geht iiberdem noch „zwei — bis dreimal durch die Hande, je ,.nachdem er sich leicht oder schwer bearbei- „ten lafst.“ Die Werkzeug, deren sichKlo- se damals bei seiner Probe bediente, sollen noch in Berlin bei der Artillerie aufbehalten werden. Im hanoverischen Magazin von Jahre 1772. seit 959 hat auch Herr Bek- mann mit ein paar Zeilen davon Erwehnung gemacht, wo er sagt, „Hirten und andere „Leute, die mit einem geringen Verdienstzu- „frieden seyn miissen, schlagen die Flinten- ,,zteine vorziiglicli in Champagne und Pikar- 3 ,die aus freier Hand. “ Man sehe auch, was der Herr Professor Johann Beckmann Bruder des erst erwehnten ferner von diesem Gegen- stande in seinem schatzbaren Beitrage sagt* *) So weit gehen diese Nachrichten bei Ja¬ cobsson und Beckmann, und ich weifs keinen ein- zigen Schriftsteller, der mehr oder was Befsercs iiber die Zurichtung dieser Steine gesagt hatte , ob- *3 BejttSjt tut Geichlcht# der Erfindang , 3 Stilcke, JCeipi. i7St Bctrachlung liber die Flintensteine. 17 obgleich, wie man weiter ersehen wird, der er- wehnte Klose zwar am griindlichsten von dem Zurichten dieser Steine gewust habe, aber dannoch eben so unvollkommen, als auch seine Kenntnifse in den dazu gehorigen Stein- arten waren, und es scheint ihm eben so er- gangen zu sejn , wie vielen anderen; dafs er namlich die Hornsteine, welche die Farbe der franzosischen Flintenstein hatten , fiir die achten Steine hielte, und natiirlicherweise ihm die Probe niclit aushalten konnten , denn , wenn es an dem ist, wie Herr Gerhard sagt *) „fast iiberall auf den Feldern, besonders auf den Sandfeldern der Chur und Neumarkt (wo ich mich aber recht zu entsinnen weifs, nur Kiesel und keinc Flintensteine gesehen zu haben) desgleichen in den Meergeschick- ten der Insel Wollin anzutreffen so mochte es Avohl ohnmoglich an Flintensteinen in dem Erandenburgischen fehlen, allein , wie man aus dem erwehnten sieht, so hatte Klose doch eben die Horn und Kiesel und keine Flinten¬ steine aus diesem Lande zubearbeiten gehabt* Einen noch deutlichern Beweis, dafs man die Flintensteine im Brandenburgischen verkannt hat, zeigen auch die angegeben Bestandtheile dieses Natursproduckt. In eben dem Buch lieifst es „der Kiesel oder Flintenstein bestehe Grundrifs des mineral Systems xu Voilesungco» Bit’* *7*. ^9 ii B 18 Erstcs Kapitel. ,,aus blosser Glaserde, ist folglich viel homo- ,,gener als der reine Quarz “ indeme der Ver- fasscr nach &cht gemachtcn Versuchen von an- dern Mineralogen dem Quarz die Kalk - und Alaunerde nicht hat absprechen konnen ; allein wenn man Systeme fabrizirt, so will man auch ” merkbare Unterscheidungszeichen angeben , die bei andern (oft der Neuheit in liebe^) nicht zu finden sind, aber leider! nur gar zu oft auf Unkosten der Wahrheit; dann oft ist der System- geist dergroste Feind derselben. Weiter unten sollen die wahren Bestandtheile so weit wie sie bis itzo entdeckt worden , angefiihrt werden. Bevor man von der achtenZubereitung der Flintensteine Erwehnung machet, ist zum vor- auseine hinlangliche Kenntnifs des Naturpro- duckts nothwendig, urn dal's man bei Versuchen nicht das Materiale oder den Stein verkenne , und das Mifslingen auf die Belehrung schieb®, wie es die Erfahrung mehrmalen gegeben hat. Die Bestimmung der Setter oder Flin¬ tensteine bei den Mineralogen ist oft so un- deutlich und verwirrt, dafs man es den mei- sten ansieht, diesen Stein niemalen recht ge- kannt zu haben, dann Kieselund Hornsteine sind so oft damit verwcchselt worden y dafs man am Ende nicht weifs , ob diese drei Steinarten nur eine oder so viel besondere Arten ausmachen sollen. Das Aug hat hier imnrer sehr getauscht, bis man nicht durch einc Belracbtung filer die Flintensteine. 19 eine lange Uibung, oder Versuch mit der Bearbeitung daran gewohnt worden* Wenn man also eine richtige Kenntnifs eines Korpers aus was imme*' einem der drei Faturreiche es sey, liaben will , so miifsen sol- che Merkmale an ihm gefunden werden, die niemalen ein anderer hat , und solche miis- sen dann so deutlich und einleuchtend gege- ben werden , als moglich , diese kbnnen durchs blofse ausserliche Ansehen , oder durch den mechanischen oder analitischcn Weg bewerk- *telliget werden. Die Bestimmung der Flinten- oder Feu- ersteine (Pyromachus Theophrasti *) seu lapis ignarius, lapis sclopetarius , franzosisch Pierre a fusil, pohlnisch Krzemin) kann sich oryktono- stisch auf folgende Merkmale griinden. D er Flintenstein wird gewohnlich rund, manchmal langlicht, plat wie in Viereckege- druckt, zwefg^icht auf selir manichfalti- ge Art, glatt, mit und olme Rinde von Krei' dethon , Gibs - Sand - oder Kalkmergel iiber- zogen gefunden* Dann jener, der in ganzen Felsen, oder Schichten bricht, ist niemalen ganz reiner Flintenstein, und last sich also nicht gehorig zurichten oder bearbeiten. Die B 2 Far- *) laber d» hpidibii* Lugd. 1647. 8 v», to Ersles Kapitel, Farben an solchen sind sehr verschieden ; al* schmutzweifs, schmutziggelb, blaulicht wie gro- bcr Kalcedon , rothlich , graubraun, Fuchs- braun wie gebrannter Koffee, aschgrau mit und ohne weifsen Flecken , welche bald quarz- oder mergelartig sind. Er wird selten, oder niemalen hochfarbig, und endlicli auch wohl ganz schwarz gefunden, Aeusserlich hat er keinen merklichen Glanz, wenn er auch mit keiner Rinde iiber- zogen ist (nur ausserst selten haben die schwar- zW-' von Galizien, welche Rindenlofs sind, etwas ein schmiriges oder fettes Ansehen auf ihrer Oberfiache, namlich weifsblau ins Schwar- ze fallend) wie jener, der in gelben oder grauen Sandmergel gefnnden wird, sondern ist ein wenig rauch oder uneben mit kleinen Vertiefungen versehen, und hat meistens die Farbe des Muttersteines, worin er gesteckt ist* Inwendig ist der Glanz gemein und mat, so wie ein Horn, niemalen schimmernd. t Im Anbruch niemalen so kurzsplittericht wie der gemeine Hornstein, sondern er zerfallt in glatte langlichte mehr oder weniger gewolbte Splittern, welche ihre Richtung nach einem Punkt des ganzen Steines hingeben, namlich zu den gespitzten Theil (Wirbel oderKnorbel) des ganzen Steines. Ist der Stein rund , so brcchen seine Splitter mehrschalicht, so wic die Schichten ein eif Zwiebel, ist er plat oder halbrund, viercckiht wic in dem erwehnten Za- Betracbtung iiber die Flinteruteinc. a i Zarander undHunyader Commitat in Siebenbiir- gen man das Beyspiel hat, so haben auch die Splitter weniger Gewolbung, folglich \vc- niger geschickt sich bearbeiten, zu lassen. Die Splitter sind weder gescharft noch uneben auf ihren Flachen. Sein Bestand ist aus unfiihlbaren Thei- len , und fiihlt sich ganz glat und nicht sehr halt an, aber ist er mit fremden Theilen ge- mischt , dann ist er uneben und raueh , doch sind die fremden Theile jederzeit anderst ge- farbt, und geben nie cin so gutes Feuer, wie die iibrige Mafsa* Seine Bruchstucke sind halb durchsichtig, wenigstens an den Kanten , wenn er auch ganz aschgrau oder schwarz ist. Die Harte ist so grofs, dafs er Glas schneidet, und sich weniger abniitzt als Quarz, besonders, wenn er gleichformig schwarz vor- kommt, und dann ist er auch nicht untaug- lich zu Probiersteinen. Seine Shwere kommt dem Achat sehr nahe , namlich wie oben er- wehnet worden. Der Geruch von dem An- hauchen ist so wie alle Steinarten , die gla- sigten ausgenommen, etwas thonartig in fri- schen Anbruch. Dafs aber nicht alle Flintensteine jeder^ eit hom. ogen, und vollkommen in Betrefde* B 3 Be- *1 Erstes Kapitel. Bestandes gebildet sind, giebt die tagliclie Erfahrung an den franzosischen, cnglischen u. s, w. wo sie bald mit sichtbaren Kalk oder Kieseltheilen , als Kalzedon, Agat, Karneol u. s. w. gemischt sind, und oft die Gestalt einer Breccia oder Buddingstone habe, wo hingegen aber, je reinersievon fremden Thei- len sind, desto harter sind sie, und die Spal- tung und Zurichtung geht befser von statten. Der reinere giebt einen weifsen etwas in Aschgraue fallenden Strich. lch habe, wie die Erfahrung geben wird, hier die Kennzeichen so genau angegeben als moglich , wdche in die Augen fallen, indes- sen ist doch die mechanische Behandlung noch die allersicherste, indem kein anderer Stein so was eigenes im Zurichten zu Flintenstei- nen wie dieser hat, wie man weiter unten sehen wird. Nun auch ein Wort von den Bestand- theilen , welche der analitische Weg gezeiget hat. Ich habe zu diesem Ende nicht allein aus Frankreich, sondern aus verschiedenen an- dern Landern Probstiicke dieser Steine genom- men, und sie in eine Gliilihitze von 430—“ 450 reaumirische Grade, wo das Silber im Flufs erhalten wird, gebracht, wo sie dann alle’ zu Anfang etwas weniger briichig wurden, und nacb einer Zcit, als die Feuchte der At¬ mos- Betrachtung liber die Flintensleine. mosphare cindrang, in so viele Stiicke zer- ficlen, als sie durch Gliihhitze Ritzer bekom- men hatten, folglich nicht so wie gebrannter Kalkstcin zu than pflcgt, die Farben aber fol- gend geandert* Die franzosischen gelben wur¬ den etwas grauweif* ; italianische graue wur- den halbweisschmutzig; krainische schwarz- graue wurden weifs mit etwas grauen ; Tyro- ler gtaubraun oder kofefarbige warden ganz blaf* ; Siebenbiirger gelb und graugelbe wu£* den schmutzigweifs ; moldauer blaulicht schwar- ze wurden ganz weifs; galizische graue ver- hielten sich wic die Tyroler; die podolische schmutzigweifse warden weif*, etwas ins Graue fallend ; die podolisch und rolhinischen schwarzen wurden ganz reinweis. An Harte nahmen sie alle zu, und schnitten das Glafs befser wie vorhin, nur schien ihr Sprodwer- den durch das Feuer sich eher abzunutzen, aber an Durchsichtigkeit nahmen sie alle ab , und die drei letztern erhielten inehr Glanz. Mit Alkali schmelzen sie leicht zu einen guten Glas in eben den Feuergrade , wie oben erwehnet: wurde das Alkalische ingrds- sern Gewicht, als der Stein hatte, vermehrt, «o erhielt man nach dem Abkiihlen den Kie- selsaft u. s. w. die schwarzen gaben jcderzeit das reinste Glas, ein Zeichen , dafs die Far* bung dieses Stcines blofs von einem brenn- baren Wesen herkomt; wenigund wohlauch B 4 oft 24 Erstes Kapitel. oft kein Eiscn oder andcrn Metallkalk bei sich habe. Es ware mehr als uberflufiig, alle die Ursachen hier anzuzeigen, welcher man sich bediente, durch den nafsen Weg die Be- standtheile herauszubringen , da die Menge der enthaltenen Grunderden von der grofsten bis zur geringsten Quantitat summarisch zu erwehnen genug ist. Von den 9 Abarten der aus verschiede- nen Landern angezeigten Flintensteine gab der italianische die meiste Kalk - und die wenig. ste Kieselerde. Aus einer Unzen Stein kam- men 5 Quentchen 30 Gran Kiesel, 40 Gran 'Alaun, und 18 Gran Kalkerde 1 bis 2 | Ei~ ien heraus. Aus den schwarzen aus Galizien, namiich aui dem Antheil der Provinzen von Volhynien und Podolien erhielt than nachwie- derholten Versuchen aus 1 Unze 6 Quentchen 25 Gran Kieselerde, 43 Alaun- 10 Kalker¬ de, und 1 Gran Eisen, manchmal aber auch kaum eine Spur davon, folglich haben letzte- re die meisten Kiesel, und die wenigste Kalkerde und Eisen, der iibrige Abgang be- stand in Wafser , Luft, und brennbaren We- sen. Die Alaunerde verhielt sich nach der Kalkerde immer verhaltnifsmafsig, so wurden auch die Probestiicke von der reinen Oberfla- che ausgenommen. Herr Betrachtung uber die Flinlensteine ♦ 2 $• Herr Hoffrath Gmelin *) hat in seinem schatzbaren mineral Reich S. 244. die Be- standtheile der erhaltenen Grundtheilen, wel- che Hr. Wiegleb **) aus dem Kiesel erhalten hat, dargestellet, allein diese Bestandtheile konnen nicht vollkommen fiir jenen des Flin- tensteines gelten , dann zwischen diesen beiden Steinarten ist, wie aus dem yorhergehenden und folgenden der Unterschied sehr merklich; nur das vorkommende Eisen ist meisten zufal- lig vvegen den oft dabei vorkommenden Kies- und eisenschiifsigen Thontheilen, wie aufs neue wiederholte Versuche gezeigt haben, so ist auch erwiesen worden , je mehr diese Stein- art Ungleichheiten an erwehnten Grunderden in Gemisch hat, desto verschiedener ist die Bearbeitung daron zu Kaufmannsgut ausge- fallen, so z. B. je mehr diese Steine Kiesel- erde in sich hatten, desto harter waren sie, nnd man mufste desto behutsamer mit dem Spalten umgehen ; indefsen geben doch solche das meifste Feuer, und dauren am langsten, indcm ein soldier Flintenstein 120 Schiifse sehr gut, ohne zu versagen, aushalt. Nun auch ein Wort von der Lagerstadt insbesondere dieser Steine. Im Gouverne- B 5 ment *) Grundrifs der Minaralogie Gottingen , 1790. *•) Nova afta acad. nat. curio, disquisitio chimica de jilice.val, VI. app. pag. 398. 4*0 Norimbergae , x 7x8, s 6 Erstes Kapitel. merit Berry und Champagne befinden sich sol- che sowohl auf der Oberflache der Erde, als anch unter derselben, und im letztern Fall in weit auslaufenden Banken oder Lagern. Da der gemeine Mann auf sein eigenes Unterneh- men darauf bauet, und bearbeitet, so mufs er erstens dem Eigenthiimer auf ein oder meh- rere Jahre gegen eine gewifse Sum me den Boden ablosen, oder jahrlichen Zin* davon zablen. Ein Morgen oder Arpent, wird un- tcr go bis 100 Pfund (Livres *) nicht hinge- geben , nachdem aber der fruchttragende Bo¬ den ist, kommt er auch viel holier; wo dann auch wohl bis 200 Pfundc dafiir gezahlt wer- den mufs* In Galizien hat man noch nicht diese Schichtenlagen wie in Frankreich und Eng¬ land aufgedeckt, aber es ist doch zu hoffen, Venn man dem Werk mit mehreren Betrieb zusetzt, dafs man eben diese Lagersadte fin- den werde. Man hat auch hier zu Lande die Aufarbeitung dem gemeinen Landmann iiber- lafsen, allein da die Sache noch in ihrer Ge- burt ist, und dem Bauer seine Bediirfnifse noch sehr eingeschrankt sind, so ist er auch der Arbeit weniger ergeben , als anderwkrtsj und um so mehr da sein Boden oder Felder ohne ') Pfu»d Oder Livres welches ao franzcisiiche Sols hat, macht nach Kalserliche* Miimfnfs 2a kr. a, a/3 Pfenning. Belrachtung uber die Flintensteine. 27 ohne vieler Miihe so reichliche Erndte ge- ben. *) Die Flintensteine in Galizien haben manche Abanderungen sowohl in Betref der Biidung als auch des Bestandes wegcn, wel- che folgende sind; Erstens : Pyromachus s. lapis sclopetarius globosus particulis impalpabiltbus niger subdiaphanum, fractura levis subconchoidea, crusta margacea aut nulla. Diese Flintensteinkugeln, welche von /ein bis zu 490 Schwere vorkommen , sind inwendig meistens schwarz, und bestehenaus unfiihlbaren Theilen, auswendig sind sie mit einer weifsen, dem feinen Postpapier glei- ehen Rinde umgeben, oder welches doch sel- ten geschieht, fehlet sie wohl auch ganz und gar, Obgleich hier die Gestalt dieser Steine meistens rund ist, so sind sie doch manchmal auf eine etwas abweichende Art gebildet, als langlich rund mit einem Wirbel oder Knop- chen, so wie eine Citrone verselien , welche Erhabenheit oft von dem Arbeiter Knorbel genannt wird; oder ganz rund und einfarbig, welche letztern die beste Zurichtung leiden, m’anch- *) Was dahier von Galizien gesagt ist, gilt auch ron d«r Repnblik Pohlen , wo d*r«ule» ebe* st gut* Flimtensteint wtrdu* a 8 Erstes Kapitel. manchmal haben sic im Anbruche etwas rothli- ches, wo dann die Oberflache dcsfrischen Bruchs oft doch wenig bemerkend vielfarbig spielt. Zweitens rundeDichte, welchc ausmeh- reren Farben beitcken, als weifs, blau, grau «. s. w. Pyromachus s. lapis sclopetarius perfecte globosus compactus, versicoloratus aut zoni- sans crustu morgacea vel nulla. Wenn diese Kugeln klein sind, und die Farben Lageweis aufeinander liegen z. B. schwarz , blau , weifs und grau, so kann man moderne odcr erhabene Arbeit daraus stechcn, als Kopfe fiir Ring u. d* wo also die eine Lage dcr Farbe, alg z. B. schwarz fiir den Grand, und blau oder weifs fiir dem erhabe- nen Kopf dienen kann. Da der Stein eben das feine Korn des Kalcedon und Achat hat, nur nicht so durchsichtig ist, so last er sich eben so gut behandeln, und seine Politur ist eben so glanzend, wie man dann auch in Ita- lien eine Menge solcher gefarbten Steine ver- arbeitet, doch vor Zeiten mehr als itzo , die nichts anderes als unsere Flintensteine sind. Will man zu dieser Absicht sich solche Steine, um Kameen daraus zu machen, verschaffen, so ist e* darum zu thun, dafs man jene Ku¬ geln , welche beim ersten Anbruch, den man mit dem Hammer darauf macht, die Farben- lagen Betrachtung iiber die Flintensteine. 29 lagen erkennt, und dann mit einem Spitz- hammer ringsherum zollbreite Schiefer ab- schlage, die so dick ausfallen miissen, als es zu dieser .Arbeit nothig ist. Nach Wallerius, Und anderen Mineralogen wird diese Steinart oft zu den Achaten, oder fur einen Onix ge- rechnet, allein, obgleich die Erdart in unsern Stein eben so wie in vielen andern sogenann- ten Kieseln ist, das ist, beinahe blose Kiesel, und nur mit sehr wenig Alaun-Kalkerde, und einem brennbaren Stoif vermischt, welcher oft schwer darinnen gut zu entdecken ist, so hat doch hier bei diesem Stein wenig Durchsich- tigkeit statt, dann bis auf diese Eigenschaft ware die Bestimmung bei Wallerius richtig, wenner sagt: achate vix semipellucidus fasciis aut stratis diverse colloratis ornatus sp, 129. Drittens runde, welche bald von einer oder mehreren Fatben gezieret und inwendig hold sind , deren Holilung anfangs stats mit Wafser, nachgehends aber mit Quarzkristallen mit und ohne Prisma gefullet sind. Byromaclius s. lapis sclopetarius globo* sus uno aut [versicolloratus, intus excavatus, saepius repletur aqua aut crystallis quarsosis (Geodon Plinii). *) Nie- "J C. Pliaii oaturalis hiitor. lib. XXXVI. T, XII.; pag. 1° Pari*. i7ta. 4(0. 30 Krstes Kapitel. Niemalen kann sich eine hohle Kiesel- oder Flintensteinkugel bilden, wenn nicht bei ilirem weichen Zustand Wasscr in der Mitte enthalten ware; bckommt eine solche Kugei bei ihrer Entstehung einenRitz, dafs das Was- *er ausfliifse, oder verdiinstet, so findet man auch eine solche Kugei leer ohne Kristallisa- zion, so wie man dergleichen Spurcn in den Mergelgebirg von Podolien, besonders bei Zbrycz und Zaleszczyk und in Pokuzien ge- funden werden , wo diese Kugeln noch in ih¬ rer ersten Bildtmg waren, namlich noch mei- *tens kalkartig, grauweis, kaum mehr als die Halfte oder zwei Drittel an Gewicht der kom- pakten Flintensteine , und von noch ziemlich weichen Bestand, so dafs, wenn die Lager- stadte mich nicht klar liberzeuget hatte, ich niemalen diese dafiir wiirde gehalten haben. Aus diesem ersieht man klar, dafs hier aus Kreide oder reiner Kalkerde Thon und [Kiesel entstehen , oder sich entwickle und ohne Zwei- fel, wenn solche Steine der Verwitterung aus- gesetzt sind , das ist, ihr verlarvendes Mittel verliehren, sich in Thon und Kalk wieder umbilden, Eine solche Kugei in ihrem ersten Zustand, nimmt, wie oben erwehnet, einCn viel grofsern Raum ein, als wenn sie sich vollkommen zu Kiesel gebildet hat, so dafs sie mit ihrer Dichtigkeit und Schwere zunimmt. Ist nun eine solche Feuersteinkugel zu Anfang ihrer Oberflache ganz ohn* Ritze, und sie Betrachtung uber die Flit:tens!cine. s9 sie hat blofses Wafser eingeschlofsen , so er- zeugen sich ganz durchsichtige Kristallen, wic gesagt , mit einer sechseckichten Pyramide. Diese Krikallen sind von Natur meistens ganz rein, kiesclartig, Aveifs, auch oft durch Ei- sentheile rolli, blaulich, gelb und grau ge- farbt, doch sind sie auch nicht jederzeit so rein , sondern ihre Grundflache ist von eben der Natur der Mutter, oder Fiintensteinhohle, worauf sie sitzen. Es ist also erweifslich, dafs die reinste Kieselmaterie dieser Steine jederzeit in der Mitte durch Hilfe des Wafsers noch aufgelost *ey, wo dann bei ungestorter Ruhe sich sol- che bilden kbnnen. Das \Yafser, welches man noch oft bei Zerschlagung dieser Kugeln antrift , ist rein, und ohne alien Geschmack; je grofser die darin gebildeten Kristallen sind, desto weniger ist davon vorhanden , als wenn das Wachsthum der Kristallen das Wafser ver- zehre; allein dies ist nur bloses Muthmassen, indem so was wegen lange der Zeit, welche es erforderte, nicht beobachtet werden kann, und um , so viel mehr, ist es allhier unmog- liclx, als diese Steine undurchsichtig sind. Was aber noch merkwiirdig an den Hohlen dieser Kugeln ist, ist, dafs sie beynahe allezeit die Figur eines griechischen Y haben, und so weic dieses in den schwarzen Kugeln sich ausdehnt, stats mit einer Aveifsen Substanz umgeben ist, als wenn das Wafser die .farbenden Theile ver- 3* Erstes Kapitel. verzehret, oder gehindert hatte, so weit zu dringen. Was die Figur der Hohle betrifu, weifs ich keine andere Ursache anzugeben, als dafs sie blofs vom Druck herkommt, in- dem die hohlen Kugeln niemalen ganz rund - sind. Ob alle diese Kugeln Seeigel gewesen sind, glaube ich nicht, indem ich noch nie- malen Merkmale dieser Thiere an den galizi- schen Flintensteinkugeln gefunden habe. Viertens von einem halben bis zu einem ganzen Schuh lange , und einige bis zween Zoll dicke, runde , priopolitenformige Flin- tensteine, von Farbe grau schwarz und ganz dicht* Pyromachus s. lapis sclop. oblongus rotun- datus cinereo nigrescens compactus s. pjyapoli- tiformis. Diese lafsen sich wegen ihrer Dichtig- keit ganz gut zu Flintensteinen zurichten. Da man aufser den Kalkarten keine solche fi- gurirte Steine hat , so ist zu vermuthen, dafs sie ihre erste Bildung im kalkartigen Zustand erhalten haben. Auch diese Art habe ich mei- steins an einem Ende mit einem Wirbel, An- satz, oder Knopfchen gefunden. Fiinftens , astige Feuersteine von Farbe schwarz oder grau , wovon die Seitenaste klein und zugespitzt zugehen, so dafs sie ganz die Aehn- Betrachtung iiber die FUntensteine. 3,3 Aehnlichkeit der Hirschhorner, Korallen , Fin¬ ger u. s. w. haben. Pyromaclius s. lap, sclop. compaclus niger r^mosus, gldber cornu cervi aemulans. Diese oft so sonderbar gebildete Steine stek- ken einzeln in einem zimlich festen weifsen Krei- denmergel. Ich habe sie so wenig als die vorher- gehende Art jemalen hohl gefunden, folglicli ganz zum dkonomischen Gebrauch tauglich. Man war Anfangs nicht allein hier zu Lande , namlich in Galizien und Polilen, sondern aucli anderwarts der Meinung, dafs dergleichen ge¬ bildete Steine wiirklich Versteinerung seyen, allein, da niemalen Merkmaale eines vorher gewesenen natiirlichen Produckts vorgekommen, und da sie allzuhauffig in dieser Gestald aller Orten in Mergel und Kreidenschichten anzutref- fen sind, so fallt also die Muthmafsung ganz Aveg , aber wahrscheinlicher ist est, dafs oft alle diese Feuer-oder Flintensteine unmerkli- che Versteinerungen einschliefsen; wenn ich sage unmerkliche , so verstehe ich darunter die grauen nnd weifsen Flecken, welche in den schwarzen und andern dergleichen gefarblen Steinen stecken, und meistens von Seethieren lierkommen, dann diese Flecken oder Verstei¬ nerungen sind eben nicht selten. Ich besitze Stiicke in meiirer Mineraliensammlung.aus er- wehnten und andern Gcgenden, wo in Faust- grofsen Steinen, welche den Uebergang des C Mer- 34 Erjles Kapilel. Mergelsteins (Lithomarga) in Kicsel zengen , die Versteinerungen von kleinen Amonshornerij und Rohrkorallen (Tubipora) in dem noch kal- kichten Theile ganz sichtbar, aber in Kieslich-. ten kaum mehr mit dem besten Vergrofserungs- glafs zu sehen sind. Mit dem blofsen Aug wird man oft in diesen scliwarzen Steinen weifs- graue Flecke gewahr, die man fiir Zufal- lige Farbenanderungen ansehen wiirde, wenn man sich nicht mit dem gewafneten Aug der Versteinerungen iiberzeugte. Indefsen gilt dies dock nicht von alien Mackeln und Flecken, welche sich in dem Flintenstein finden, dann ich habe auch oft noch solche aus blofsen Mer- gel bestehend gefunden, woran ich niemaleu eine bestimmte Figur von Versteinerung wahr- nehmen konnte. An vielen Mergelklotzen oder Knauers, wie man sie auch im gemeinen Sprach- gebrauch zu nennen pflegt, fmdet man eine doppelte Art von Entstehung der Flintensteine. Erstens von der Oberflache zu den Mittelpunkt sich bildend, mit und ohne Hohle , wo also der mehr kieslichte Theil in Umkreis , und der Thonmerglichte davor eingeschlossen ist. Diefs ist an unsern Flintensteinen ohne alien Versuch durchs geiibte Aug sehr merkbar, dann je voll- kommener der Stein sich gebildet hat, desto mehr erhalt er Schwere , glatte Oberflache und Durchsichtigkeit, ist der Stein mit einem brennbaren oder bituminosen Wesen versehen, oder von Eisen gefarbt , so wird auch jeder- zeit die Farbung mehr in dem kieslichten als tho- nich- Betrachlung tther die Flintensteinc. nicliten oder kalkicliten Tlieile stecken, und so komtnen oft solche Kugeln vor, welche von cfer Oberflache zuni Mittelpunkt kaum 4 Zoll betragen , wo die Nuanceri oder Farbenande- rungen so unmeikhch aus dem ganz schwarzen ins Schmutzigweifse ubergehen , dafs man aus- ser deren Ende keine Granzen des Uibergangs bestimmen kann. Anfangs war ich geneigt zu glauben, dafs die Materie des Steines durcliaus die namliche, und die Farbung desselben nur zufallig sey; aber die analitischen Versuche zeugten das Gegentheil, namlich, dais nur je- derzeit jener Theil, der zu vollkommenen B’lin- tensteinen gehort, der die meisten kiefslicliten Tlieile in sich hatte, und nicht jener, der noch mehr in steinmerglichten Zustand war; man sollte daraus schliefsen, daf* je liomogener die Theile sind, die den Stein bilden, desto elier werde derselbe fahig gemacht, durch die gieich- liegende Poros das Farbenwesen durchdringen zu lassen , oder umgekehrt, dafs dessen Dicli- tigkeit mehr solches erhalt. Dock sind diese nur blofse zufallige Muthmafsungen, die ich bei tausendmaligen Vorfinden dieses Gegenstandes gemacht habe, ohnejemalen darauf zubeharren. Die zwote wahrscheinliche Entsteliung ist aus dem Mittelpunkt, oder mit einem Kern; oft kann man den Kern, wo die Entsteliung erst in ihren Anfang ist, erkennen, oft aber auch nicht; so fande ich Beispiele an kleinen Amonshornern u, s. w. wo sie mitten in einem C a zim- 35 Erstes Kapilel. zimlich harten Mergelstein schon zu Feuerstei- nen verandert waren, und je weiter die Flm- tensteinmaterie von dem Mittelpunkt abstand , je grofser und kalkartiger war sie , als wenn erst durch diesen Stem eine noch feinere Kie- selmaterie sich durchdrange, um die Grofse des Kerns vermehren zu helfen. Diese Entstehung mit einem runden Kern bildet auch nichts als Kugeln, wo doch bei vollkommener Bildung einer solchen schwarzen Flintensteinkugel jenen etwas einer Versteinerung ahnliches merkbar ist. Sollten vielleicht durch Lange der Zeit, Druck oder melir anzunehinende Dichtigkeit der Korper die Versteinerungen bei mancher Steinart verschwinden. Eine Muthmafsung, die ich vor einer langen Zeit schon geheget, und in dem de uts chen Naturforscher bekannt gcmacht habe , welches sich auch hier im- mer melir durch fernere gemachte Erfalirungen zu bestattigen scheinet. In dem tiefen Thai (Klemboka Dolina) in Podolien, wo die schwarzen Priapolitenfor- migen Flintensteine brechen, fand ich unzah- lige Beyspiele von der ersten Entstehung dieser Steine. Wenn man die Mergelklotze entzwei schlagtj so findet man sie Anfangs weifs , dann gegen die Mitte zu weilsgrau, oft nur einen Zoll lang, und drei bis vier Linien breit, ei¬ nen grauen schwarzlichten Kern, der den An- fang des Fhntensteines und mit der iibrigen Mafsa ein Gauzes ausmacht. Ich Betrachtung liber die Fiinlensteine. 37 Icli habe niemalen einen andcrn dazu ge- schickten oder schon gebildeten Korpcr gefun- den, als ein rohriges Gewebe, welches aber nicht in dem grauen oder schon glasichten, son- dern beim Ausgang in den kalkichten Theil zu sehen war. Dafs dieses ebenfalls ein Seeproduckt sejr, und unter das Geschlecht der Reteporirten Escha- ra lutuosa pallas gehore , scheinet gar keinem Zweifel unterworifen zu sejn, so wenig e* auchisichlbar ist , dann die gebundenen Rohr- chen sind alle wie kleine Viereckt zusammen- gefiigt, so dafs ein solches Viereck nie mehr als eine halbe Linie betragt* Um so viel moglich iiber diese Bildung der Flintensteine eine Erlauterung zu geben, habe ich einige Beispiele aufVignetten in dem oben angefiihrten 1 sten Theil der Reise durch die nord- lichen Karpathen in Abbildung geliefert, doch man sehe auch die schon erwehnte Tittel Vig¬ nette dieser Beschreibung an , wo eine solche F'lintensteinkugel im Durchschnitte vorgestellt, wo in der Mitte eine mit Quarzkristallen drej?- ekichte Aushohlung a, so wie auch bej b und c , die erste Erhartung von schwarzen ins weis- se angezeigt ist. Da hier keine besondern Farben als schwarz und weifs vorkommen, so hat man solche Uibergange durch Zeichnung und schwarzen Abdruck ganz deutlich geben hdnnen, freilich nicht, so in der Vollkom- C 3 men- 38 Erstes Kapitel. menheit, als wenn man den natiirlicken Korper vor sich hatte. Ein jeder Kenner weifs, wie scliwer, ja oft ganz chnmoglich es im Minetaj.reiche sej, mit Abbildungen den Leser zu befriedigen* Sechstens in Schichten brechender Flin- tenstein. Pyromachus s* lap, sclop. compactus, albo cinerascens, perfecte opacus, in stratis or- dinatus, crusta tenuissima aut nulla. Diese Flintensteine sind sclimutzigweifs, oder weifsgrau, ganz undurchsichtig, in Bruch, etwas schalicht, und zeigen kein Merkmal von ihrerurspriinglicben Entstehung. Die Oberflache ist meistens uneben und lockericht , die Ritzen und' Briiche sind oft, so wie alle vorhergehen- den mit einer sehr diinnen kaum merklichen Rinde umgeben , von Braunstein (^Manganesia) Dendritten angeiegt, so wie bei dem Achate. Diese Steinart sieht so aus, wie ein unreifer oder unreiner Chalcedon oder Achat , und last sich zum Gebrauch des Feuergewehrs sehr schwer zurichten, so dafs man die damit ange- fangene Arbeit wieder aufgegeben hat. Die Steinart, worin er bricht, ist ein eben so ge- farbter Kalk und Mergelstein , der hin un wie¬ der mit Versteinerungen [angefullt ist, welche bei dem aus diesem gebildeten Flintenstein niemals zu sehen sind. Der Mergelstein der solchem zur Mutter dient, gibt am Stahl heftig Feuer, Bslrachtung iiber’die Tlintensteint. 39 Feuer, und brawst auch mit Saure; cr macht also eine Abanderung des Mittelsteines aus, wovon ich in orjctographia carniolica Erweh- nung gethan habe. Da seine weifsgrauc Farbe sowohl als sein gleichformiges Korn, ganz dem gemeinen zeitlichen Kalkstein gleich sieht, so wurde sich auch, wie oben gesagt, der erfahren- ste Mmeralog daran verkcnnen, und ihn fur einen rcinen Kalkstein halten* Siebentens hornartiger, oder gelb durch- sichtiger Flintenstein, welcher von weicheren Bcstand ist, als der vorhergeliende. Pyromaclius s. lap. sclop, pellucidus fla- vescens , fractura nitens , cortice glabro , cre- taceo , duritate minima , silex pyromachus va¬ gus , cortice glabro, fragments, diaphonis. - Glaber^iniis Linne *) silex ignarius semipelluci- ' dus flavescens. Wallerii. **) Diefs ist eigentlich der gemeine Flinten¬ stein , der iiber den Podhorceflufs bei Zbrycz in der Republick Pohlen sehr selten in Galli- zien so weit bis die Stunde die Entdeckungen davon gemacht worden, aber desto haufiger in Frankteich, England und anderen Orten bricht, und von welchen die Lithologen in iliren Wer- C 4 ken *) SyfteiBj »3tur» *Ji(io u Holm i as i76g, ") — leiMMlogi* Vi«n»» *774. 40 Erstes Kapitel. ken unter verschiedenen Namen Meldung thun, und ihn bald als Kiesel-Horn- oder Feuerstein bestimmen. Unter den Franzosen haben einige diese Benennung vereiniget, und nennen ihn Pierre de corne a Fusil. Indessen obgleich diese Be¬ nennung nicht so ganz unschicklich scheint, so verbindet sie doch zwo verschiedene Steinar- ten fiir eine einzige, die sich sowohl bejm mechanischen Gebrauch, als in ihrem Bestand unterscheiden, Diese Abart von Flintenstein ist beinahe jederzeit mit einer oft Zoll dicken, weilsen Gibsmergelrinde iiberzogen , so wie sie zu Podgorce, vor Krakau am Weichselflufs in Ga- lizien , in nicht hellen sondern grau - horn- filrbigen Kugeln breclien; welche sich eben zum Gebrauch tauglich befinden, und man auch alldorten schon seit ein paar Jahren sie auf Fiintensteine bearbeitet. Da ich im Orte viele solche Feuer5teine in ihrer Lage zu sehen be- kam, und solche zertriimmerte , um das Inne¬ ve abzunehmen, fande ich die weifse sogenann- te Kreidenrinde aus einem blafsen gjbsigten Mergel bestehend, indem sie mit Sauren nieht brauste, an der Zunge glebte, durchs Anhau- chen einen starken Thongeruch gab , und im Feuer zum Theil verhartete, und wohl auch sich zu Mehl brannte; nur die aufserste Ober- flache zeigte etwas Kalkartiges* Die Belrachlung tiler die Flintensteine . 41 Die Flintensteinkugeln von Podgorce, relche in Steingetriimern oft lagenweise ne- bc:i andern Kalk undThonsteinen brechen, nnd welche ich zum Bcyspiel hier anfiihre, haben, wie erwehnet, oft eine Zoll dicke Rinde, wel¬ che ans dem Horngrauen ins ganz Weifse liber- geht. Nun da diese oft gauze Thonrinde ringsum in die Kugel gleich dick aufgesetzt, und die eingeschlossenen Kieselkugeln , ganz dicht, und von gleichen Korn sind, so ist nicht zu ver- muthen , dafs sie durch die Verwitterung stiick- weise in spharischer Gestalt sich absondern soll- te, und so was kann man durch hundertmal des Tags an diesen erwehnten Kugeln beob- achten, wo in der weifsen Rinde kleine, oft nur Hirschkorn grofse Kieselkugeln sich zu bil- den anfangen; man sehe die Vignette bejr Litt. e. Wollte man nun behaupten, auch die stehen in der Verwitterung, so konnte man antworten: warum haben diese kleinen Korper der Verwitterung mehr widerstanden, als tau- sendmal grofsere Kugeln in dem innern der Er- de ? dann sie sind ganz in dem weifsen Thon- kiesel, und mit dem grofsen Kieselkugeln nicht zusain menhangend. Nun auch ein Wort von der umhullenden Steinart (matrix) der Flintensteine* Durch ganz Podolien , Volhjnien und Pokuzien im Konigreiche Galizien brechen die Flintensteine meistens in einer weifsen feinkor- C 5 ni- 4 ® Erst.es Kapitel. nigen Thonmcrgelerde, oder dessen Stein, wel- cher rnit Argilla fermentante der Mineralogen viel Aehnliches hat Die Bestimmung, die man davon geben kann, ware folgende: Marga indurata argillacea alba, particu- lis distinctis et indistinct is , textura tractabili aut tcnack In dieser Erde oder Steinart, dann bald ist sie mehr hart oder weich , bald aus gleich - oder ungleichformigen Theilen beste- liend, liegen die erwehnten Steine (die von Podgorce attsgenommen ^ beinahe ganz ohne Rinde, denn die sehr wenige weifse Erde, die an den schwarzen Kugeln anhangt , ist ein blofses Oberhautchen (epidermis) wie auf der Birkenrinde liegt, und kann also fur keine wahre Rinde gelten. Es ware mehr als uber- fliifsig liier eines weitlauffigen analitischen We< ges von dieser Erdart zu erwehnen , sondern ich will nur in Kurzen folgendes anmerken, Nachdem dieser Stein durch 3 Jahre au* der Erde in einem trockenen Ort aufbewah- ret worden, hat er an spezilischer Schwere 255o = tooo und verlohr durch eine zwei- stiindige Gliihhitze von 400 Reaumurische Gra. den 30 von hundert an Gewicht. Zu Anfang sclieint dieser Mergelstein ganz gut das Feuer zu ertragen, allein bey zuneh- mender Gliihhitze springt er in Stiicke, mischt man iha mit etwas Thon, und verfertiget klei- nc Betrachtung uber die Fiintensteine. 43 ne Scherben oder Goldtigeln daraus , so brennt er sich zimlich gut aus, nur ist sein Bestand zu viel kalkartig, folglich zu weicli, urn oline Zusatz Scherben u. d. daraus zu verfertigen, als zu Abgluhung des Srlbers und Goldes, wie man sie bei der Probierkimst braucht, indem durch das Anhangen, der Metalle an solchen ihr Gewicht bei der geringsten Unobachsamkeit vermehret wurde , auch zu Abtreibscherben, worauf Versuche Gemacht worden, taugt er nichts , indem sich das Blei darauf vcrglattet, und nicht einsaugt. Wenn dieser Mergelstein auf einen thonigten Boden geworffen wird, so zerfallt er bald, und macht ihn zum Wachs- thum allerley Friichten geschickt, aberbediingen tlmtes ihn so wenigals alle iibrige Mergel. Frisch gegraben merkt man an solcher Erdart nicht das Geringste eines Braunsteines, allein nach einer Zeit, als die Luftsaure eingedrungen ist, kommt solcher hm und wiederin Gestalt schwar- zer Dentritten zum Vorschein , oder wurde durch seine Schwarze merkbar. Fine Unze dieses ausgegliihten Mutterstei- nes gab durch den nafsen Weg nach wiederhol- ten Versuehen 3 Quentchen, 10 Gran, manch- mal auch 3: 9: 52. Gr, mit Luft und Schwe- felsaure gesattigte Kalkerde , 1 Quint. 3 bis 25 Gr. AJaunerde, t Quint, auch oft bis 2 Gr. und dariiber Kieselerde, 2 bis 3 Gran Bitterde, und eine Spur Braunstein - Kalk ( oxidum mail- ganesiae .) Zwei- 44 Zweit.es Kapitel. Zweites Kapitel. Die Methode, wie die Flintensteine geschla - gen, oder wie dessen Zurichtung zu Krtuf- mannsgut bewerkslelliget wird. Deren vor- zugliche Giite in Gaiizien u. s. w. D ie Flintensteine, welche die Arbeiter liter, so wie in andern Landern am Tag linden, sind selten, oder wohl gar nicht zum Zurichten fur Biichsensteine tauglich , sie dienen aber weiter zu nichts, als dafs sie die Anzeige geben, dafs auch solche Steine in der tiefe stecken mogen. Auf diese Anzeige wird hicr zu Lande, so wie anderwarts der Boden aufgeschiirft , umgewiihlt, oder so weit Vertieffungen indie Erde gemacht, als der Arbeiter mitNutzen und Sicherheit sich mehr oder weniger tief unter die Oberflache der Erde einlassen'kann. Keine ordentlichen Gesenke oder unterirdische Seiten Ausweitung 'Werden hier auf diese Steine so wie z. B. in Ber- Methode, wie die Flinlensleine geschlagen* 4T in Berryischen in Frankreich gemacht werden, nicht vorgenommen. Die frisch ausgegrabene Steine werden alsobald bearbeitet, aber dazu darfen sie auch nicht zu nafs sein, obgleich es allgemein bewust ist, dafs Steine, welche viel Feuchligkeit in sich haben, sich leichter spal- ten und zersetzen lassen, als trockne. So z. B. zerschneidet man Glafs mit einer schwachen Scheer unter dem Wasser u. s. w* allein die Zersetzung der Flintensteine, wenn sie viel Wasser in sich haben , geschieht unordentlich , darum ist es oft vonnothen, dafs man sie vor der Spaltung an der Sonne, oder vor einem schwachen Feuer troknen last, dabei hat man aber doch sich in Obacht zu nehmen , dafs sie auch nicht zu viel austrocknen, welches die Ar- beiter verbrennen heifsen (pierre brule) sonst geht die Spaltung dieser Steine eben so schleht von statten, als im Gegentheile, wenn sie zu nafs sind, und so taugen auch diejenigen Flin- tensteinkugeln nicht viel, welche auf der Ober- flache det Erde , oder im Wasfer gelegen sind. Am tauglichsten sind sie, wenn sie nicht lange vor der Bearbeitung aus der Mergelerde ge- nommen werden, dann obgleich alle Flinten- steine, die vorkommen sich alle spalten lassen, so sind doch wie gesagt, die frisch gegrabenen, wenn sie nicht zu nafs sind, die besten, und so haben die runden vor alien iibrigen gebilde- ten bei der Arbeit den Vorzug , indem fur mi¬ ser Aug, wenn es auch bewafnet ist, unsicht- bare Schichten wie die Blatter eines fleischigten Zwie- 46 Zweites Rapitel. Zwiebel aufeinander liegsn, und also die da- von gehauenen Splittern sicli inehr oder weni- ger gewolbt darstellen, 11m gute Flintenstei- ne daraus zu verfertigen. Im iibrigen was die Einsaugung des Wafser in diese Steine betrift, so haben sic die Durclisichtigkeit ausgcnom- men viel eigenes mit den unreinen oder beinahe ganz undurchsichtigen Opafen wie dergleichen ocherfarbige bei Kaschau in Ungarn brechen. Beror, yon der Bearbeitungdieser Steine zum mechanischen Gebrauch Erwehnung gc- schehen soil, so ist zu erst nothwendig zu bestimmen, wie ein gut zugerichteter Bichsen odtr Flintenstein eingetheilet wird, um, wenn man davon die Zurichtung beschreibt, ver- standen zu werden. Mail kann fiiglich einen solchen durch die Kunst gebildeten Stein in 3 oder 4 Flachen, woron eine grofse, und 2 oder 3 kleine sind, und ebenfalls in 4 Ran- de, namlich in ein halb runden , nnd 3 gera- de eiiitheilen; wenn liiergesagt wird in 3 oder 4 Flachen ,so hat nur leztere Zahl bei den Dop- peltsteinen statt, wie weiter erwehnet werden soil. (Man sehe die Tafel II bey E. einen solchen Stein vorgestellt, die vier Flachen sind bei a. b. c. d. und die Rander bei e. f. g. h. angezeigt.) Erstens aui einer unteren ebensbhligen Flache, welche auf das untere unbewegliche Blattc des Hannes zu liegen komint* Zweitens Methode, wic die Flintensteim ge/chlagen. 47 Zweitens dann in zwey oder drei , wenn es ein Doppeltstein ist, der eine scharfe oder Feuerschneide an beiden Enden hat , und nach Belieben umgekehrt werden kann, zwei, wenn eines von den erwehnten zwoen Feuer- schneiden zugerundet ist, wie es an den ge- wohnlichen Flintensteinen zu seyn pflegt, wo also die erste und schmaleste FJache die Rib- be der Riicken oder Haft le manche genannt wird. Dieser Theil des Steines wird von dem beweglichen Theil des Hahnes am Flin- lensteiiuchlofs gehalten. Drittens, wie schon erwehnet worden, kommen nebst den Riicken oder eb^nsohligen schmalen Rippen noch zwei schieffe Fiachcn auf der Oberflache des Steines vor, wovon ci¬ ne gewohnlich kurz, und die andere lang ist, und 45 Grad Abfall haben. I)cr scharfe Rand dieser Flachen le tranchant ist jener, womit Feuer geschlagen wird, er wird auch von den Franzosen Bord de platine genannt, wenn diese beiden scharftn Seiten an einen Stein bleiben, so heist er Doppelstein Bou- caniere a deux bouts: wird aber die kiirzere oder schmale Seite, wie gewohnlich geschie- het, zugerundet, so heifst diefs der Kopf, bei den Franzosen aber le cul, Viertens sind ferner noch zween Grade oder halbrund ablaufende Seitenranfte, oder Kanten, les Bords, weiche nach der Dicke des 4 $ Zweites Kapitel. des Steines breiter oder schmaler ansfallen, Es sind also an einem Stein 3 stumpfe und r scharfer, oder 2 scharfe g. h. und 2 stumpfe Kanten. Wie bei f. g. Zum Flintensteinschlagen gehoren folgen- de Werkzeuge : ♦ Erstens ein stumpier oder Bruchliarrmer Marteau cassantTaf. 1. Lit. A. B., wo solcherim Grundrifse und Durclischnitte zu sehen ist, und ^ . '■ 7 liat gegen^2 Pfunde an Schwere* Zweitens ein Spitz-oder Schiefer - Ham¬ mer Marteau a pointe 011 marteau fendent Lit. c. im Grundrifs D. im Proftl 1 Der stumpfe 2 der scharfe Spitz, wenn die Stumpfe das liier angezeigte Maafs iibersteigt , so greift das Instrument nicht mehr an. Dieser Ham¬ mer hat die Schwere des vorigen. Drittens der Scheibenhammer la roulette Lit. E im Grundrifs F. im Profil , mit dem Stil, dieser wiegt von 6 bis 8 Loth, nachdem man grofsere oder kleinere Steine zum Zurundenhat, erfordert die Stahlscheibe auch mehr oder we- niger Schwere oder Gewicht. Viertens das Meifsel, Ciseau, welches an beiden Enden Scharfe hat, dieses hat an Gewicht ein halb Pfund, und manchmal dar- iiber, bei Lit. G. et Ii. ist solches ini Grund¬ rifs Mtthode, me die Flintensteine geschlagen . 49 rlfs und Profit vorgestellet. Diese vicr Instru- menten sind nach der halbcn Grofse vorge*tellt. Fiinftens eine gemeine Stahlfcile um den abgenutzten Meisel die Scharfe wieder zu geben. Sechstens, eine Bank, worauf ein klei- ner Klotz befestiget ist. Table a Boucaniere, und worinn das Meisel fest gemacht, um dar- auf die mit dem zweyten Hamer gemachten Schiefers zu Flintensteinen zuzurichten. Um das Meisel nach ‘Belieben heraus zu nehmen, oder umzukehren, ist solches mit einem paar kleiner holzernen Keile befestiget* Eine sol- ehe Bank und Tisch mufs auf 3 Fiifsen gesetzt seyn , und die gehorige Hohe fiir den Arbei- ter haben. Das ganze mufs von harten Hols seyn. Es ist befser, dafs ein jeder Arbeitcr seinen eigenen Werkstuhl habe, als dafs zween oder mehrere um einen Klotz sitzen, um von den abfahrenden kleinen Splittern nicht b escha- diget zu werden Man sehe Tafel II. lit. A. , wo ein sol- cher Tisch mit dem darai*f befestigten Klotz, worin das Meisel steckt, vorgestellet ist, vor dem Klotzchen ist ein rundes Loch , wo der Arbeiter noch einen Scheibenhammer stecken hat, um nach Belieben zu wechseln, wenn ihm der in der Hand habende fiir die vorkommende Schiefers zu schwer oder zu D leicht $0 . • Zweites Kapitcl. leicht sey, bei B. aber, wie und was der Ar- beiter vor eine Stellung beim Zurichten der Flintensreine annehmen mufs. Venn man nun zur Arbeit schreiten will, jo miifsen, wie oben gesagt worden, die Kid* tze, Knauers, Steinkugeln u. s. w. die von 1 Pfund bis 3 Zentner schwer gefunden wer- den, die gehorige Trockne haben ; dies zu er- kennen lernt die blofse Uibung beim Versucli mit dem Spalten, und lafst sich schwer. oder gar nicht beschreiben, aber ein nur wenig ge- schickter Arbeiter hat es in ein paar Tagen erlernt, wennersich ofters Probestiicke sehlagt. 1 st der vorhabende Stein des Zurichtens filing, so wird, wenn er nicht zu grofs ist, (die grofsen von l Zentner, und dariiber werden, von ein paar Arbeitern in die Hohe gehalten, und von einem Dritten mit einem Hammer ge- spalten, indefsen kann dieses ebenfalls aucli auf weichen Boden geschehen) sitzend , so wie die ganze Arbeit verrichtetet wird, mit der linken Hand iiber das linke Schenkelbein dem Knie nach einwaris festgehalten, dann wird mit dein stumpfen oder Bruchhamer ein An- fcruch, oder ein paar Zoll grofses Stiick von dem Ganzen abgeschlagen. Dieser Anbruch muis jederzeitda geshehen, wo def Wirbel oder Knor* bel, das ist, wo der Stein zusammen gedruckt, Oder gespiizt zugeht, wie schon oben erwehnet worden , geschehen (man sehe auch die schon erwehnte Titelvignette. bey dem * Zeichen in dens,, von MeChode, wie die Flintensteine geschlagen. 51 von daaua abwarts die Schichten des Stei- nes bald mehr oder weniger gewolbt weglau- fen. Dieser erste Anbruch gibt einem schon geiibten Arbeiter gleiclx zu erkennen, ob die Stcine *ich werden gut spalten lafsen, oder nicht, das ist, ob es wahrer Flintenstein oder nur eme gemeine Kieselart sej. Nach diesem wird Zweitens der Bruchhammer weggelegt, und wird dafiir der Spalt oder Spitzhammer in die Hand genommen, wenn nicht die eine Haifte des Hammers zum Brechen, und diean- dere zum Spalten zugerichtet ist, um damit den Stein in langlichten Schieferstiicken zuzer- setzen, Um dieses gehorig, und mit Vortlieil ins Werk zu bringen, mufs man den angebro- chenen Stein fest in der linken Hand halten, und zwar so, dafs der frische Anbruch, der mit dem ersten Hammer gemacht worden, in die Hohe stehe, . dann nur von dem frischen Bruch aus konnen die Splitter oder Steinstiicke zu den kiinftigen Flintensteinen fiiglich gehau- en werden, und niemalen von Ganzen , wo der Stein mit Rinde oder glat gewolbten Ober- fiache bedecket ist, indem der Spitzhammer von der Seite nicht angreift, ja nicht einmal gut^ in den frischen Bruch, wenn man mit der schweifscnden Hand dariiber gefahren ist. Die Fafsung des Steines mit der linken Hand beim Spalten mufs solchergestalten schief gehalten werden, dafs das obere Ende, wo man mit dem Sckieferhammer einhauet, ptwas D a vor- 5 * Zweiles KapiteL Vorhenke ; dann beobachtet man dieses nicht, no fahren dem Arbeiter die Splitter auf die gebogenen Finger der rechten Hand, womit der Hammer gehalten wird, und verletzt sol- che. Auch geschieht dies, wenn man den Hammerstil allzunahe beim Einsatz fafset, so ist es ebenfalls gefehlet, wenn er zu lange ge¬ halten wird; das Beste ist 1 bis i| Zoll kurz zu fafsen. Die zwei oder drei ersten Schiefer, die man von dem Stein abschlagt, sind zu Flintensteinen selten , oder gar nicht tauglich , indem sie gewolbt, oder auch wohl mit einer Rinde iiberzogen sind , und haben nicht die ge- horige Richtung der Rippe, die um einen or- dentlichen Flintenstein zu bilden nothwendig ist. Wenn man einmal mit dem Schieferschla- gen angefangen hat, so mufs beobachtet wer- den, dafs der Spitz des Hammers , welcher etwas breitschneidig oder auch zngespitzt seyn kann,nur so weit von deni Rand desSteines einge- setzt wird, als man Widens ist, grofsere oder kleinere Steine zu machen, das ist von zwei bi* fiinf Linien breit , giebt die gehorige Di- cke fiir alle Steine ab. Die Uebung macht hier den einzigen Lehrmeister aus , doch, wenn ein Mensch noch so ungeschickt ware, sokann er sich in 15 Tagen ziemlicli vollkommen mit dem Spalten oder Schieferschlagen gebildet ha¬ ben solchergestalten, dafs er wenigstens 5 bis goo, und ein vollkommener Arbeiter xooo bis 1500 Flintensteine in cinem Tage erzeu- gen kann. Melhode , wie die Fiintenstdnc gesclilagen. 53 Bci dem Shieferschlagen oder Abhauen muis man jederzeit Riicksicht nehmen, wo man mit dem Hammer einhauen soil , damit der Schiefer so ausfalle, dafs er in der Mitte eine Rippe erhalte , folglich, wenn zweySchie- fer 1 oder 1 § Zoll weit von einander abgehackt werden, so mufs in der Mitte an dem gan- zes Stein eine 3 bis 6 Linien breite Rippe blei- ben , hackt man nun grad ober dieser Rippe in der Mitte von 2 bis 5 Linien ein, soerhalt man cinen langen Schiefer , wie auf der Tafel II. litt C. im Grundrifg und bci D iin Durch- schnitte vorgestellet ist a. ist die kurze Feuer* schneide oder Kopfflache, welche, wenn der Stein nicht doppelt werden soli, zugerund et wird. Die lange oder bestandig Feuerge- bende Schneide oder Rande y. die. Rippe. Die dnrch Punkten angczeigten Flintensteine , wel¬ che aus einem solchen Schiefer gemacht wer¬ den konnen, fallen 2 bis 8 von einem solchen Schiefer ab *) Da man aber in der Arbeit so genau nicht Arch^hat, ob man zwei, dreioder mehr Linien tief in den Stein eingehackt, so D 3 .. pflegt *) in dan aten Theil der Bergbiukunde Leipzig 1790 wird auf «r 387. Seit gefxgt, dafs au« einem Schiefer nur ein Stein gemacht wird r * dann was die Bcfchreibuug bshngt wie Flinteniieiae g fchhge* werden, itt to Dunkel gefagt, dafs kei* Menfch klug dara»a werden kamu rielleicht hate ej ein Geheiwnifs s*yn follct*. * . A 94 Zweites Kapitel. pflegt man meistens ohne Riicksicht der Dicke Schiefer zu schlagen , welche beim Zurichten nach verhaltnifsmafsiger Dicke bald zu Pisto- len oder Flintensteinen gebildet werden. Eiu Schiefer, der gut gebildet ist, dann darauf jkommt alles an , mag so lang seyn als er wol- je, mufs in der Mitte nach seiner Lange, wie oben gesagt, ein ganz flachen oder ebcnenRii- cken, der von 4 —6 ja auch bis 1a Linien breit seyn kann , haben, dann nach Verhalt- nifs dieser Breite entstehen dann die grdfseren oder kleineren Steine fiirs Feuergewehr, in- dem dieser Rucken den Haft oder Kopf aui» xnacht. Neben diesen erwehnten Rucken fallt der Schiefer in zwo abschiifsigen Schneiden ab, wovon dann die breiteste und bestgebildete daran bleibt, und beim Zurichten die Feuer- schneide abgiebt, welche von 40—45 Gra¬ de hat* Drittens die Zurichtnng der Steine aus den geschlagenen Schiefern g^ckicht. folgends. Der Arbeiter setzt sich auf den oben erwehnten Stuhl, Bank, oder Zurichttisch , dafs, wenn er noch nicht genug geiibt ist, und Fer- tigkeit in der linken Hand hat, so mufs er mit seinen linken Knie die Hohe des in Klbtz- chen halb hervorragenden Stemeisen oderMei* sel erreichen* Nun nimmt er in die linke Hand, wovon der Arm auf der linken Knie 9der untern Theil des Schenkels, um gleiche Ruhe. Methode, wie die Flint enstcinc geschlagen, 55 Ruhe und Festigkeit in Arm zu haben, auf- liegen mufs (jcdoch ist dies nur so lange notliwen- dig- bis man Fertigkeit genug erhalt, wo dann alles auf freier Hand gearbeitet werden kann, indefsen giebt es doch auch Arbeiter die stats bei erster Methode oder mit aufliegen* den Arm fortarbeiten) einen von den erwehn- ten Schiefern, und halt ein Ende davon so breit fiber die Schneide des Meisels, als er einen breitern oder schmalern Stein zu machen im Sinne hat: welches sich aber doch mehr aus der Figur des Schiefers bestimmen laEst,. dann je breiter der Schiefer, und die Rippe oder Riicken auf solchen ist, desto ein grof- serer Stein kann daraus gemacht werden. Nun giebt er mit seinem Scheibenhammer, der mit einem runden Stiels versehen ist, zwei drei oder mehr gelinde Schlage auf dem Schiefer den er wie gesagt mit der linken Hand halt* und auf der Schneide des Meifsels gehalten * um dafs er von unten auf angeschnitten wird; so bald diefs geschehen, halt der Arbeiter den Schiefer von dem Stemeisen in die Hohe,und schlagt mit dem Hammer daran, wo dann das angeritzte Stiick abspringt, und so fahrt er so lange fort mit diesem Anritzen und Abschlagen bis er alle seine Schiefer in beinahe viereckig- te Stiicke zersetzet hat, wie man von der ge- gebenen Schieferfigur auf der Tafel II. lit. c. entnchmen kann, Wenn gesagt wird, dafs nur gelinde oder schwache Schlage mit dem Scheibenhammer gegeben [werden sollen, so D 4 geschieht 5 6 Zweites Kapiul. gcschicht dieses aus der Ursache, wenn mas zu starke SchJage gebe, so fiihre man mit dem Hammer durch , verdirbt das Meisel, und der Stein bekommt Splitter oder zertrimmert 3'ch ; indessen geht dieses leichte Abscblagen nicht bepallenFlintensteinen gleicb leicht von stat- ten; die galizischen pohliscben so wie auch die schwarzen von andcrnLander mogen wohlin die- sem Stiicke den Vorzug haben, Vierten6 nun wird die letzte Hand angc- legt, den Stein vollkommen zu bilden. Diese gemachten irregularen Viereke werden nunwie- der eine um die andere in die Hand ge- nommen , um den Haft zu bilden, das heifst der schlechtetse oder kiirzeste scharfe Rand •wird zugerundet, um dem Kopf oder Haft, wenn nicht aus dem Schieferstiicke eiir Dop- peltstein cmstelien soil, gemaebt, Zu dieser Arbeit gehort eben uicht viel weniger Geschicklichkeit, ah zu den Scbie- fcrschlagen , wenn die Steine schoii und gut ausfallen sollen. Wenn man diese Zurichtung rracht, so mufs der Stein zwischen den Daum- Zeig-und Mittelfinger der linken Hand fest mit dem zurichtenden Kant oder kurze Schneide auf das Stemeisen gehalten werden, wo man dann mit der Scheibe folchen rund abscharft. Die Schlagc die mit dem Sclieibenhammer angebracht werden , miifsen jederzeit so fal¬ len, dafy sie eine Linie von dem Meisel oder Melhode > me die Flinlensteine geshlagen . $7 oder Stemmeisen abstehen, dann wiirde de r Schcibenhammer go auffahren, dafa er iiber den Meisel stiinde, so wiirde bei jedem Schlag der Stein abspliltem, und das Meisel durch die darauf gebrachte 10 bis 15 Schlage de* Hammers zu Grande gerichtet werden, so aber, wie oben gesagt worden, fahrt der Hammer immer neben den Stemmeisen herunter, Der Mittelfinger ist der eigentliche Lei ter zu dicsen genauen Abstand bei dieser ganzen Zurichtung. Indefsen wird mancher Leser denken, dafs diefs leichter gesagt ist, als in die Ausiibung gebracht, allein man kann versichert sejn , daf* ein jeder, der sich es angelegen sevn l&fst, in einigen Tagen so viele Fertigkeit erhalt, dafs er in Zukunft gewifs selten einen Fehl- schlag machen wird, urn so mehr, da der Aibeiter , der seinen linken Arm iiber den lin- ken Schenkei liegen hat, den genauen und sichem Abstand zeigt. Der Feuersteintisch oder Feuersteinbank, mufs an dem Rande um das Klotzchen eine Zoli hohe Einfassung haben, um dafs der Ar- beiter sich einen Vorrath von gemachten rohen odernoch nicht ganz verfertigten Flintensteineu Einlegen kann, und nicht bei einemjederi' den er in die Hand nehmen mufs, sich zur Erde bucken darf. Die ganz zugerichtete werden aber linker Hand auf einen Haufen oder in einen Korb gc- worfen und Abends sortirt. D 5 Die 85 JZwe'Ucs Kapilel. Die verschiedenen Flintensteinsorten, wel- che dermalen im Konigreiche Gallizien u. f. w. gemacht werden, schranken sich blofs zumMi- litargebrauch ein. Die erste mid grofste Sorte ist fiir die Doppelhacken , welclie im Ort der¬ malen vier, bis vier und einen lialben Gulden das Tausend zu stehen kommen. Zweitens zu Stark sell! ofsern a drei, zu ordinaren Feuerge- welir zwei, dann fiir Karabiner , Pistolen und Stutzen ein bis ein und einen halbeu Gulden das Tausend. Von den zwei ersten Hunderttausenden hat man den Arbeitern, welclie sie auf ihre Rechnung verfertigen, gegen vierzig bis fiinf- zig tausend ausgeschofsen, welchen Ausschufs dennoch das Aerarium um einen geringeren Preifs iibernommen; und dem Civilstande zum hauslichen Cebrauch verkaufet. Ein jeder Landeinwoliner , der mit Feuersteinschlagen *ein Brod verdienen wollte, wurde unentgelt- lich abgerichtet, Jeder einzelne Arbeiter kam dem Staat auf fiinf und zwanzig Gulden zu stehen; allein obgleich diesc Unkosten bei der Menge sich etwas hoch beliefen, so ist doch dieses wieder eingebracht worden. Da hier der Preifs der Feuersteine nurso wie sie im ersten Jahr namlich 1788 der Er- zeuguug in Galizien iiberhaupt angesetzet wor¬ den, manchen der Preifs gegen die franzosi- ,»chen, wie unten erwehnet werden solle, auf Ort Methode, wie die FUnlenstcine. geschlagen. J9 Ort und Stelle zu hoch scheinen wird, so mufs man bedenken , daf* hier fur’s Militar von un- ausschiifsbaren Flintensteinen die Rede ist, und die franzosischen meistens ohne rollkommener Zurichtung zu uns kommen, und erst durch fernere Adjustirung und Ausmusterungen in den Zeughauscrn oder bei den Regimentern ein grofser Theil wieder verlohren geht, also die brauchbaren uin so viel theurer kommen miissen. Der Preifs der franzosischen Flintensteine, welchc zu Muene in dem Gouvernemcnt Berry und anderwerts im Reiche verfertiget werden, bestehen in folgenden Sortimenten. Les Boucanieres a cul long - - superfines - - petit fines - - blondes - - grande fines - palettes - - grises Pierres a fusil a deux bouts 6 Livresle milliers. 4 - 10 Sols. 3 - 10 - 3 * - - 3 - - 3 ~ 2 3 - - - grandes ou petites belles 3 o * - petites grises - 25 - a Pistolets grandes - 30 - moyennes -■ 25 - - petites - - 20 Diefs sind alle Gattungen, wie sie in Frankreich verfertiget werden, nnd so wie der Preifs angemerket ist, werden sie auf Ort und, Stelle Co Zweites KapitsL Stelle hindan gegeben. Die ersten , welche die theuernten sind, vind einen langen Haft haben , werden nur fiir Jagdflinten gebraucht , und sind von alien am beaten zugerichtet, und kommen jenen, welche oben unter dem Na« men Starkschlofser erwehnet worden, gleich. Woven alsonacb unsCren Geld 2 fl. x6 Kreut- zer zu stehen kommen. Diejenigen, welche noch grofs sind, und urn geringen Preifs von 1 —3 Pfund oder ein Gulden g Kreutzer Kai- scrgeld verkaufet werden, fehlt noch die roll- kommene Zurichtung des Hafts, Nachdem die Steine bei den Gruben gezahlt und sortirt sind, werden von den grofsen zu 25 — 30000 in site Weinfafscr verpackt, und auaser Land ge- schickt. Von den kleincn Pistolensteinen aber gehen bis 60000 in ein Fafs, was vier franzo- sische Eimer halt. Ob nun gleich der Preifs der franzosischen und englischen Flintensteine viel geringor ist, als von den Pohlnischen oder Galizischen ange- zeugt worden, so ist doch gewifs , dafs der Preifs , der im Lande erzeugten, mit der Zeit noch mehr fallen, und fiir den Staat keinen Unferschied machen wird, indem die Giite der Podolischen oder Galizischen u. s. w. die aus- landischen weit iibertreffen. Erstens sind sie barter ■, als die franzosisehen , zweitens geben sie ein starkers und entziindendcs Feuer, und drittens halten sie mehr aus , dann ein solcher ichwarzer Flintenstein halt wie gesagt hundert und Melhode , wie die Flintensleine geschlagen. 61 und zwanzig Schufs ganz gut, wo von den er- sten sechzigen niemalen einer fehl sclilagt, welches Niemand mit den franzosischen oder englischen ausrichten kann, dann ihr weicher Bestand maclit, dal's sie bald ihre Schiirfe ver-. liehren, Dafiir konnte man aber einwenden, dais so harte Steine, wie die pohlnischen, die Batterie der Flintenschlosser angreiffen, allein diefs soil bei einem guten Gewehr nicht statt haben. Viertens lassen sich auch die galizischen befser als alle iibrigen zurichten u, s. w. Die grdste Erzeugung der Flintensteine in ( Pohlen ist- in dem kaiserlichen Antheile von / Volhymien , Podolien und im Krakauischen bei : Podgorce. In der ersten Provinz in dem Ort ! Flizniow hat man in einem gewesten Kloster die Hauptniederlage fiir diese Steine. Hier hatte man im Anfang einen Artillerie Haupt¬ mann mit drei Gemeinen auf einige Monate hingesendet, um dem Landmann Unterricht zu geben , wie und auf was fiir eine Art Flinten¬ steine geschlagen werden sollten. Der Vorrath der brauchbaren Steine fiir die in Feld gegen die Tiirken stelienden Ar- meen belief sich nach ein paar Monaten fiber sech- zig tausend gute und mehr als 30000 Aus- schufs bearbeitete. Die sortirten Steine waren gleich im Anfange so schon, als wenn sie wa¬ ren geschliefen worden, welches aber auch nicht allein in der guten Bearbeitung , sondern auch O'j Ziveites KapiteL ' auch in der feinen Textur der Steinart zum \ Theil mitliegt, Die ersten dieser Fiintensteine, welche icli an Monat July 1788. aus der er. J wehnten neu entstandenen Fabrik oder Nie. derlag dem Feldherrn Priuzen von Koburg, der f damalen die tiirkische Festung Hotyn oder Ghotzin belagerte, zur Einsicht iiberbrachte , erKielten seinen ganzen Beifa.ll, und wurden : auch. solclie alsogleich gegen den Feind ge- ; braucht. Kaiser Joseph, der auf alle Wege Be- dacht nahm, wo aus seinem weitlauffigen Rei- che das Geld ausflofs, solche Kanale zu ver- stopfen, die unniitzen und entbphrlichen Waa- ren zu verbietken, und die unumganglich noth- wendigen selbst zu erzeugen; so liefs er nichts ausser Acht,sie im Reiche aufsuchen zu lassen, und zu bearbeiten, dann so gering als man den Artikel von Flintensteinen fur ein Land ansehen mag, so belauft sich doch eine solche geringe Waareauf einige tausend Dukaten dasJahrhin- durch,nicht zu gedenken , wienachtheilig diese Waare fiir den Staat werden konnte, wenn man mit jenen Machten in Krieg verwickeit v/are , von denen man sie zu kauffen hatte. Was er- steres betrift, namlich in Ansehung des dafiir ausser Land gehenden Geldes, so ist uns von einem bekannten Handelsmann in Wien bewust der das Jahr lnndurch 45 bis 50 und mehr Fas¬ ter solcher Fiintensteine aus Fraiikreich kom- men last*., wo also wie oben erwthnet, 30 bis 60000 Nethode, me die FUntensleine geschlagen . 63 60000 Steinc in einem Fafs sind; man nehme mm an , dafs das Tausend auf den Granzen des Reichs, als in Hafen von Triest, Fiume u. s, w. dem Mittel nacli nur auf zwei Gulden zu stehen komme , so gehen doch durch eine einzige solche Quelle jahrlich 2500 Gulden baares Geld aus dem Lande. Man nelime ei¬ ne Armee von dreimalhundert und mehr tau¬ send Mann an , welche jahrlich frische Steine brauchen, dann mehr als einmal so viele Jagd- Justige, und vier bis fiinf Millionen andere Menschen, welche solche zum Tobackrauchen und Haufsgebrauch benothiget sind, so kann man, gering gerechnet, annehmen, dafs jahr- lich 10 Millionen solcher Steine verbraucht wer- den, folglich gehen mehr als 20 bis 30000 Gulden fiir diese geritige und minder wehrte Waare als die einheimische ist, aufser Land, Um also diesen Verlust abzuhelfen ‘ setzte / der Monarch einen Preifs von hundert Duka- ten fiir denjenigender solche taugliche Steine ( in seinen Provinzen entdecken wiirde. Da aber die Ankiindigung durch die militar und civil Stellen oft mit der unrechten Bestimmung f des Steines geschah, indem man statt Flinten- -'Feuersteine hinschrieb, so war auch gar nicht xu zweifcln, dafs nicht viele Menschen sich und den Hof mit Herbeischleppung aller mog- lich Feuergebenden Steine unniitze Kostenvcr- ursachten , dann im Monat May 1788 hatte der Hof mit den vielfaltigcn auf wahre und faJ- 64 Zweites KapiteL MeLhode , etc. falsche gegebene Berichtc angcstelte Untersu- chungen ohne. den geringsten Nutzen schon 31000 Gulden Unkosten gehabt, welches Geld nie so ganz unniitzer Weise wiirde verwendet worden seyn , wenn die Monarchic in alien ihren Gegendcn mineralogisch bereist worden ware