poštnina v «IrLavi 8tt8 psvZslirsns. Bezugspreise - für Jugoslawien : ganzjährig 20 ir, halbjährig 10 K. für Österreich: ganzjährig 28 K, halbjährig 13 K. für Amerika: 2 50 Doch — Einzelne Nummern 70 ü. Gottschee, 10. April 1920. Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Berichte sind zu senden an die Schriftleitung. — Postsp.-Nr. 10.975. Anzeigen-Aufnahme u. -Berechnung in der Buchdruckerei. Eine Eingabe und ihre Erledigung. Unterm 18. Oktober vergangenen Jahres hat eine Anzahl von Eltern aus der Schulgemeinde Mitterdorf nachstehende gemeinsame Eingabe an die Landesregierung für Slowenien in Laibach gerichtet: An die kgl. Landesregierung für Slowenien (koverjsnistvo r» uk in doAočsstvo) in Laibach. Wir unterfertigten Eltern schulpflichtiger Kinder sind von der Schulleitung Mitterdorf verständigt worden, daß unsere Kinder von jetzt an der slo¬ wenischen Klasse zugeteilt werden, weil ein Eltern¬ teil slowenischer Abstammung ist. Die Schulleitung begründet ihr Vorgehen mit folgender Entscheidung des Oberschulrates in Lai¬ bach vom 2. Oktober 1919, Z. 15.103: 2» sprejem v Ijuäske Lols kocsvsksx» okraja velja nuöslo: ^ko je oee po roäu Slovenec in mati po roäu Nsmka, all pa ako je oče po roäu Nemec in mall po roäu Slovenk», teäaj se sprejme otrok v slovensko solo, or. v slovenski oääelek äotiöns Lols. V nemško solo, or. nemLki oääelek äoticns Lote se sprejmejo Is otroci, ki so njib starši (oče in mati) po roäu Nemci. Gegen diese Verfügung des Oöerschulrates in Laibach legen wir hiemit entschiedene Verwahrung ein. Denn: I. Sie verletzt das von allen modernen Staats¬ verfassungen anerkannte Naturrecht der Eltern, welche als Erhalter der Kinder über deren Er¬ ziehung zu entscheiden haben. Es muß den Eltern grundsätzlich das Recht gewahrt bleiben, ihre Kinder, falls die für die Erreichung des Lehrzieles erfor- derlichen Vorbereitungen vorhanden sind, einer Schulabteilung zuzuteilen, deren Unterrichtssprache eine andere ist als die Muttersprache beider Elternteile. II. Diese Verfügung steht, insoweit die seiner¬ zeitigen halbamtlichen Regierungserklärungen als authentisch anzusehen sind, im Widerspruche mit der auf demokratischen und freiheitlichen Grund¬ sätzen aufgebauten künftigen Staatsverfassung, welche das Recht der Eltern ans Bestimmung der Glaubens- und Volkszugehörigkeit ihrer Kinder in weitestgehendem Maße berücksichtigen wird. hll. Diese Verordnung verstößt gegen das ver¬ fassungsmäßig infolge der Friedensvertragsbestim¬ mungen zu gewährleistende Prinzip der Gleich¬ berechtigung aller Staatsbürger, insoferne bloß der slowenische Elternteil für die Nationalität der Kinder beiderlei Geschlechtes, bezw. für die von ihnen zu besuchende Schulkategorie ausschlaggebend sein soll. Wir werden nicht fehlgehen in der An¬ nahme, daß es der Staatsregierung eben so peinlich wäre wie den vom mehrerwähnten Erlasse be¬ troffenen Eltern schulpflichtiger Kinder, wenn eine interne, durch Verfassung und Verträge geregelte Angelegenheit behufs Interpretation vor das Forum des Völkerbundes gebracht würde. IV. Die Weisung des Oberschulrates schädigt auch das wirtschaftliche Fortkommen unserer Kinder, da sie zur Erhaltung ihrer Existenz auf Neben¬ erwerb in den benachbarten deutschen Ländern angewiesen sein werden, wozu die völlige Beherr¬ schung der deutschen Sprache die notwendige Vor¬ aussetzung bildet. V. Da die Sprache im Hause und in der Familie die deutsche ist, so wird diese Maßnahme wohl kaum den vom Oberschulrat in Laibach allen¬ falls erwarteten Zuwachs an slowenischer Volks¬ zahl herbeiführen. Wohl aber wird sie, wie ana¬ loge Erfahrungen in Ungarn usw. zeigen, imstande sein, die Erreichung des angestrebten Lehrzieles ernstlich zu gefährden, da solche in die slowenische Schulabieilung gezwängte Kinder nach Verlassen der Volksschule keiner der beiden Sprachen in Wort und Schrift mächtig sein werden. Aus den angeführten Gründen bitten wir, die kgl. Landesregierung wolle den eingangs zitierten Erlaß des Oberschulrates sogleich außer Kraft setzen und, falls Weisungen in dieser Angelegenheit überhaupt notwendig sind, die Entscheidung treffen, daß für die Einreihung von Schulkindern in nationale Abteilungen der Schule der einver¬ ständliche Wille beider Elternteile maßgebend sein soll, 6. daß bei Abwesenheit des einen Elternteiles dem zweiten Teile das Recht zusteht, L. daß nur im Falle, als unter den Eltern ein diesbezügliches Einvernehmen nicht zu erzielen wäre, die Behörde befugt wäre, die Frage nach gleichmäßig bleibenden Grundsätzen zu regeln, und O. daß im Interesse eines gedeihlichen Unter¬ richtes im allgemeinen kein Kind einer Klasse zu¬ geteilt werden darf, deren Unterrichtssprache es nicht versteht. Mitterdorf bei Gvttschee, 18. Oktober 1919. Stur» csrksv p. Ločsvjll, 18. oktobra 1919. (Unterschriften.) Allgemein hoffte mau, baß die vorstehende sachliche und wohlbegründete Eingabe eins günstige Erledigung finden würde. Doch nein. Die Ein¬ gabe wurde mit folgenden trockenen Worten ab¬ gewiesen: Mit Rücksicht auf die Verordnung vom 2. Oktober 1919, Zl. 15.103, kann dem Ersuchen der Eltern aus Mitterdorf bei Gottschee um Ein¬ schulung ihrer Kinder in die deutschen Klassen nicht entsprochen werden, weil die Untersuchungen er¬ geben haben, daß von allen in der Eingabe unter- fertigten Eltern entweder der Vater oder die Mutter slowenischer Abstammung sind. So bleiben denn die Kinder, welche Slowenisch nicht verstehen, noch immer zu Hause ohne Unterricht. Denn in den slowenischen Klassen einem unverständlichen Unter¬ richte beizuwohnen, das wollen sie nicht; in die deutschen Klassen aber werden sie über strengen bezirksschulrätlichen Austrag nicht mehr zugelassen. Die einzige Hoffnung der betroffenen Eltern bildet die endliche Durchführung des Schutzes nationaler Minderheiten. Aus Stadt und Land. Gottschee. (Sommerzeit.) Seit 10. April haben wir auch in unserem Staate die Sommerzeit. Die Uhren müssen um eine Stunde vorgerückt werden. Die Einführung geschah Heuer so über¬ raschend, daß man daraus gar nicht vorbereitet war. Es haben deshalb am 10. April auch viele Leute hier den Eisenbahnzug versäumt. — (Der Staatsstreich in Berlin) ist mißlungen. Die Truppen Kapps wurden ent¬ waffnet. Die frühere Regierung ist wieder nach Berlin zurückgekehrt. — (Ein bekehrter Sozialist.) Der Amerikaner Dr. Karl Hartmann, ein hochgebil¬ deter Mann, der in drei Sprachen zahlreiche Schriften sozialen und philosophischen Inhalts veröffentlicht hat, war seit vielen Jahren über¬ zeugter und radikaler Sozialdemokrat. Er lebte zumeist in Zürich und Paris und unterstützte be¬ sonders Herve und die französischen Syndikalisten. Ec setzte ein Testament auf, in welchem er sein ganzes Vermögen der französischen sozialistischen Partei vermachte. Dr. Hartmann wurde nun zu Anfang des großen Krieges auf der Reise von Amerika nach Marseille wegen seines deutschklin¬ genden Namens in Gibraltar durch die Eng¬ länder vom Schiff heruntergeholt, und obwohl er 58 Jahre alt war, acht Monate lang in Gibraltar und später auf der Insel Man im Jnterniertenlager gefangen gehalten, bis er end¬ lich durch Vermittlung Herves und Briands wieder freikam. Er hat über das System der Zivilge¬ fangenschaft ein sehr objektives Buch geschrieben, worin er als sein tiestes Erlebnis folgendes er¬ zählt: Es fiel ihm eines Tages ein, daß so ein Gefangenenlager eigentlich eine Verwirklichung des soziali st ischen Staates sei. Alle In¬ sassen sind völlig gleichberechtigt, erhalten Wohnung, Verpflegung, Licht und Heizung frei und haben völlig gleiche Arbeitspflichten. Soziale Unter- schiede sind abgeschafft und schließlich herrscht im Lager eine große Freiheit der Selbstverwaltung und große Solidarität, freilich nur nach außen. Denn selbst hier, wo es keinerlei Existenz- und Klassenkampf gab, blieb die Ausbeutung der Menschen durch den Menschen bestehende Tat- fache. Der Faule nutzte den Fleißigen aus, der Kluge den Dummen. Es gab unglückliche Last¬ tiere, auf die man alle schmutzige oder schwere Arbeit abschob, es gab Schlaue, die sich beim Essen, beim Wohnen, beim Spazierengehen un¬ statthafte Vorteile zu erschleichen wußten; es gab Geschäftstüchtige, die einen wucherischen Handel zu entwickeln verstanden, und selbst die Geistigen nutzten ihre Überlegenheit aus, um für Brief¬ schreiben, juristische Ratschläge usw. Tabak oder sonst etwas zu erpressen. Diese Beobachtung wurde für Dr. Hartmann eine so tiefe Enttäuschung, daß er darüber seinen sozialen Glauben verlor und noch in der Gefangenschaft sein Testament änderte: er vermachte sein ganzes Vermögen dem Hunde- und Katzenasyl in Blattersea bei London. — (Bis wann wird die finanzielle Wiedergesundung erfolgen?) Der neue ungarische Ministerpräsident Simvnyi-Semadam bezeichnete als die zweite wichtigste Aufgabe der Regierung die Hebung des Wertes des ungarischen Geldes. Nach zwei Jahren, nach der zweiten Ernte werde das Geld die gewünschte Werthöhe erreichen. Vielleicht ist das eine zu optimistische Hoffnung. Ist sie aber berechtigt, so müßte sie auch für Jugoslawien zutrcffen. Erst mit der allmählichen Steigerung des Geldwertes ist auch ein Abbau der Teuerung zu erhoffen. — (Amerikamüde infolge des Alko¬ holverbotes.) Aus Genf wird berichtet, daß die in der Schweiz aus den Vereinigten Staaten eintreffenden tschechischen, polnischen und südsla- Seite 36. Gotischen Zeitung — Nr. 11. Jahrgang II. wischen Einwanderer übereinstimmend angeben, daß der Grund ihrer Rückwanderung hauptsächlich das Verbot der geistigen Getränke in den Ver¬ einigten Staaten sei. Das Alkoholverbot der Kriegszeit ist nämlich in Amerika, sehr zum Leid¬ wesen feuchter Kehlen, auch zum Friedensverbot geworden. Ein Heer von Soldaten bewacht die noch nicht vernichteten Lager geistiger Getränke. Millionen von Bierflaschen wurde schon behörd¬ lich der Hals gebrochen. Die Durstigen werden dabei freilich trotzdem nicht müde, die harten Gesetze zu umgehen. — (Die jugoslawischen Auswanderer in Amerika.) Was unsere Auswanderer in Amerika betrifft, schreibt das „Agramer Tagblatt", so wird dieser Frage leider von Seiten unserer Regierung viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es besteht keine genaue Statistik, doch dürfte sich in den Vereinigten Staaten über eine halbe Million unserer Auswanderer befinden. Unsere Gesandt¬ schaft in Washington ist mit diplomatischen Ge¬ schäften überbürdet und unser Generalkonsulat ge- nießl sehr wenig Vertrauen. Sonst haben wir in Amerika keinerlei Vertretungen, an welche sich unsere Auswanderer wenden könnten. Viele wenden sich noch heute an die schwedischen Konsulate, welche zur Zeit des Krieges mit dem Schutze der öfterr.-ungarischen Untertanen betraut waren. Die Tschechen und Polen haben bereits ihre Konsulate, nur unsere Staatsangehörigen wissen noch nicht, daß sie Bürger eines neuen Staates sind. Und doch sind diese Auswanderer für uns von großer Bedeutung, nicht bloß weil sie einen bedeutenden Teil unserer Bevölkerung ausmachen, sondern auch wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke. Das Ver¬ mögen unserer Auswanderer, von dein natürlich genaue Daten fehlen, muß ganz beträchtlich sein, denn nach amerikanischer Statistik haben unsere Auswanderer 23 Millionen Dollar amerikanischer Kriegsanleihe gezeichnet. Andere Staaten führen auf Grund des Besitzes amerikanischer Kriegs¬ anleihe ihrer Auswanderer weitgehende finanzielle Transaktionen zur Regelung ihrer Finanzen durch, während unser Staat gar nicht daran denkt, sich für unsere Auswanderer zu interessieren. Viele unserer Auswanderer würden jetzt gerne zurück¬ kehren, da das Leben in Amerika bedeutend teurer geworden ist, können aber wegen der Transport- schwierigkeiten nur schwer fortkommen. ,— (Arbeitszeit in Amerika.) In Ame¬ rika arbeitet der Arbeiter größtenteils für Stunden¬ lohn und jeder Staat hat diesbezüglich eigene Gesetze. In den meisten Staaten ist in den Berg¬ werken, bei den Eisenbahnen, der Post und ähnlichen Institutionen die achtstündige Arbeitszeit festgesetzt, aber bloß derart, daß kein Arbeiter gezwungen werden darf, mehr als acht Stunden täglich zu arbeiten. Infolge der Einrichtung des Stunden¬ lohnes arbeiten die Arbeiter, namentlich die Ein¬ wanderer, über acht Stunden, um größeren Ver¬ dienst zu erzielen. Unsere Auswanderer arbeiten in den schweren Industrien Amerikas auch zehn und zwölf Stunden täglich. Für ihre dort ge- leistete Arbeit würden sie auch hierzulande gewiß ebenso hohe Verdienste erzielen. In Amerika ist der Lohn nicht höher, sondern die Produktion größer. In Amerika herrscht Europa gegenüber allgemeines Mißtrauen und man hält einzig viel von dem Arbeitswillen in Deutschland und von dem an Rohstoffen so reichen Rußland, deren jetzige Lage in Amerika ganz anders betrachtet wird als bei uns. Man weiß dort, daß in Ru߬ land ein Übergang von der revolutionären zu einer fortschrittlich-demokratischen Regierungsform vor¬ bereitet wird, und so ist es erklärlich, daß Amerika dem neuen Rußland bereis 400 Millionen Dollar vorgestreckt hat, indem es sich die Exploitation der reichen russischen Bergwerke sicherte. Euro¬ päischen Ländern wird sich das amerikanische Ka¬ pital kaum zuwenden wollen. — (Arbeit für die Besitzlosen. — Proletariat.) Unter dieser Spitzmarke meldet der „Slovenec" in Nummer 66 vom 21. März l. I., daß der gewesene Minister für soziale Für¬ sorge, der Führer der Sozialisten, Herr Vitomir KordaL, in einer Agramer Bank Wertpapiere im Gesamtwerte von 767.750 X deponiert hat, die sein volles Eigentum sind. Außerdem hat dieser Proletarierkönig Häuser in Belgrad und Semlin. Durch die genannte Bank hat er seiner Anver- wandtschast 500.000 X anweisen lassen. Wir wollen diese Tatsache nur festgestellt haben. — (Zur Umwechslung der Banknoten.) Am 10. April haben die Hundertkronennoten auf- gehört als Zahlungsmittel angenommen zu werden. Für die übrigen Banknoten der Osterr.-ung. Bank zu 50, 20 und 10, 2 und 1 X, ist die Umwech- slungsfrist noch nicht bestimmt worden. Nachdem nunmehr eine größere Menge neuer Banknoten für unseren Staat in Paris hergestellt worden ist, wird voraussichtlich die Frist, innerhalb welcher die Banknoten zu 50, 20, 10, 2 und 1 X noch Geltung haben werden, nicht mehr allzulange dauern. Witterdorf. (Opfer des Krieges.) In Kerndorf ist am 1. April Josef Tramposch; in Rqin am 7. April Josef Rauke! nach langem Siechtum gestorben. Ersterer war 20, der zweite 23 Jahre alt. Die Krankheit haben sich die beiden Jünglinge in den Anstregungen des Krieges zugezogen. — (Unerhörte Roheit.) Ein irrsinniger Bursche aus Kukendorf ist kürzlich derart mi߬ handelt worden, daß er einige Tage darauf starb. Man hat den Armen sogar an einem Baume angebunden. Alles erwartet, daß die Rohlinge, welche die Mißhandlungen verübt haben, gebührend bestraft werden. — (Die ersten Auswanderer.) Diese Woche sind die ersten sieben Personen von hier nach Amerika abgereist, um, wie sie meinten, nicht niehr zurückzukehren. — (Hausverkauf.) Das Anwesen der M. Wrba in Ort 16 hat deren nächste Nachbarin I. Kresse angekauft; die Keusche der G. König in Ort 23 aber hat Barthel Zakrajšek aus Kern- * dorf erstanden. Die Verkäuferinnen sind nach Amerika. — (Viel Lärm um nichts.) Ein Sack mit 300 Kilo Kukuruzmehl soll jetzt unter unsere Sozialdemokraten aufgeteilt werden. Zahlt es sich angesichts einer solchen Armseligkeit wohl aus, daß sich unsere Leute mit Haut und Haaren den slowenischen Bolschewiken verschrieben haben? Wafern. (Sozialdemokratische Ver- sam^mlung.) Am Palmsonntage beehrte Genosse Rebi sch auch unsere Pfarre mit seinem Besuche, um uns mit den Einrichtungen des neuen Zu¬ kunftsstaates bekannt zu machen. Das Bild, das er uns in seiner Rede über die Zukunft entrollte, war in Purpurrot gemalt. Dies und jenes müsse anders werden, dies und anderes müsse abge- schafft werden (was wohl nicht ohne blutige Re¬ volution erreicht werden könnte). Wie aber der Teuerung abgeholfen, den Arbeitern und Bauern das Los erleichtert werden kann, davon bekommen wir nichts zu hören. Kein Wunder, daß nach Beendigung der Rede die zahlreichen Zuhörer das Versammlungslokal eiligst und unbefriedigt verließen und kopfschüttelnd ihr Heim aufsuchten. Unsere Bauern haben wohl eingesehen, daß von¬ seiten der Sozialdemokraten Hilfe nicht zu er- warten ist. Wöser. (Etwas zur Gemeindewahl.) Da in der nächsten Zeit die Gemeindewahl statt¬ finden soll, bilden sich in unserer Gemeinde wiederum mehrere Parteien, um in der Gemeinde Zank und Uneinigkeit zu stiften. Warum das? Ich glaube, eine "derartige Spaltung ist ganz un¬ nötig; sind wir doch größtenteils alle Grundbe¬ sitzer, ob groß oder klein, wir alle haben die gleichen Interessen an einer geordnetes Gemeinde¬ wirtschaft. Wir müssen sohin nur dahin trachten, solche Männer in die Gemeindevertretung zu senden, welche fortschrittlich, sparsam und für das allgemeine Wohl besorgt sind und keine Parteilichkeit und Selbstsucht kennen. Deswegen soll unsere Wahlpartei auch fortschrittliche Bauern¬ partei benannt werden, zu welcher sich jedermann bekennen kann. Wir brauchen Selbsthilfe, diese ist jetzt in dieser ernsten Zeit notwendiger als je. Darum lassen wir uns bei der kommenden Wahl in keine Parteilichkeiten ein, denn das schadet der ganzen Gemeinde. Wählen wir geschlossen, alle für einen, einer für alle, dann können wir hoffen, daß unsere Gemeindewirtschaft in Kürze wieder aufblühen wird, zum Wohle aller. Also noch¬ mals: hinweg mit jeder Parteilichkeit, denn das bringt keine guten Früchte! Was nützt es, wenn in der Gemeindevertretung bei jeder Sitzung Zank nnd Streit sein wird, da kann die Gemeinde nie zu einem geordneten Beschlüsse gelangen, da in solchem Falle stets Beschwerden geführt werden, sohin die Einigkeit durch Parteilichkeit gestört und jeder Fortschritt unmöglich gemacht würde. Wählen wir also geschlossen, jede Ortschaft stelle die für sie geeigneten Kandidaten auf, denn jede Ort¬ schaft hat Anrecht auf einen oder mehrere Ver¬ treter; dann wird Einigkeit in der Gemeindehaus- Haltung und wir werden später den Erfolg dieses Zusammenhaltens nicht bereuen. Ein Erfahrener. Klagenfurt. (Einem tsragis.chen Schick¬ sal) fiel unser Gottscheer Landsmann Herr Ernst Jaklitsch zum Opfer. Er wurde nämlich beim überschreiten der Demarkationslinie bei Ebental (bei Klagenfurt) am 8. März von einem serbischen Posten erschossen. Der auf so furchtbare Weise ums Leben gekommene war amerikanischer Staats- bürger. Er stammte aus Unterdeutschau, wo heute seine Eltern wohnen. Diese waren seiner- zeit nach Nordamerika ausgewandert. Der Ver¬ blichene wurde im Jahre 1897 in Jakson Lansas, Nordamerika, geboren und kehrte mit seinen Eltern unmittelbar vor Ausbruch des Krieges in sein Heimatland zurück, woselbst er den ganzen Krieg hindurch bleiben mußte. Von der militärischen Einrückung war er als amerikanischer Staats¬ bürger enthoben. Im heurigen Jänner bekam er von der Belgrader Regierung die Ausreisebe¬ willigung, kam über Triest nach Klagenfurt und wartete hier auf die Einreisebewilligung nach Nordamerika, um welche er bei der amerikanischen Mission bittlich wurde. Die Leiche wurde voll¬ ständig ausgeraubt. Die Kleider waren vielfach zerrissen. Es scheint also vor dem Tode noch ein Ringen stattgefunden zu haben. Der Ver¬ storbene hatte auch ein Reisegeld von 10.000 bis 15.000 X bei sich, das bei der Leiche nicht mehr vorgefunden wurde. Das tragische Schick¬ sal des Herrn Jaklitsch hat hier großes Aufsehen hervorgerusen und die allgemeine Teilnahme er¬ regt. Am Leichenbegängnisse, das am 13. März in Annabichl, wohin die Leiche überführt worden war, stattfand, beteiligte sich eine große Menge Volkes. Der Sarg war mit mehreren Kränzen geschmückt, darunter einem besonders schönen, ge¬ widmet vom Verein „Gottscheerland", Zweigstelle Klagenfurt. Die Mitglieder des Vereines waren zur Begräbnisfeierlichkeit in corpore mit den Gottscheerabzeichen (weiß-blau) erschienen. Am offenen Grabe hielt ein Vertreter der Landesre¬ gierung — das Leichenbegängnis fand auf Kosten der Landesregierung statt — eine Trauer¬ rede und ein Vertreter des Vereines „Gottscheer¬ land" sprach ebenfalls ergreifende Abschiedsworte. Dem uns so jäh Entrissenen bleibt ein pietät¬ volles Gedenken gesichert. Danksagung Berantmwrtliwer Sckriftleitsr L. Erker. — Herausgeber und Verleger Fosef Erwick. Bubbdruckerei Aosel Vavlieek in Gotischer. Für die tröstende Anteilnahme, die mir anläßlich des Ablebens meines lieben Sohnes Iranz Hrarnposch erwiesen wurde, sowie für die zahlreiche Beteiligung am Leichenbegängnisse danke ich allen aufs wärmste. Waria Kramposch. Kerndorf, am 8. April 1920. Danksagung. Für die vielen Beweise rührender Teil¬ nahme anläßlich des Hinscheidens unseres geliebten Gatten, VaterS und Großvaters, des Herrn Josef Schauer sprechen wir hiemit unseren herzlichsten Dank aus. Insbesondere danken wir dem Herrn Primarius Dr. Pauliä für die liebevolle ärztliche Behandlung, den ehrw. Barm- herzigen Brüdern in Kandia für ihren Bei¬ stand und die aufopferungsvolle Pflege, der hochw. Geistlichkeit aus Pöllandl und Tschermoschnitz für die Begleitung zur letzten Ruhestätte und überhaupt allen und jedem für die Beteiligung am Leichenbegängnisse. s Die trauernd Kinterklieöenen in ZMandk und Hlesseltak. Abonnieret und leset die „Gottscheer Zeitung"!