Beilage zur Lmbacher Zeitung. M 33. ^ Siebenter Jahrgang. 3». Mai R863. An Analiafius Vnin. März 1863 ^). ^s ist schon lange, das; cö Icnzt, 's gab heuer milden Nintcr. Nun hat es gar gc-ercel lenzt! Das steckte wohl dahinter? Der Frühling sprach voll Ungeduld: „Nicht warten kann ich länger, „Erfahren soll er bliih'ndc Hnld, „Man kröne meinen Sänger." An Blumen hat der Lenz gedacht.... Sie haben 's falsch verstanden, Und cincn Titel draus gemacht, Tcii sic ums Haupt Dir wanden. Doch ist's cin Kran; dcr Blütezeit; Will cbcn auch nur sagen: Tu hast den Frühling Prophezeit, ^ Darfst seine Krone tragen! Pott, Tn sangest als Prophet In Oest'reich nicht vergebens: ?lus Deinen Ingcndlicdcrn weht Dcr Hauch des jungen Lebens. Drum trage nun die Excellenz Lebendig, wirksam, heiter. Dein Kaiser war der bliih'ndc Lenz Und schmückte Dich! Was weiter? Liebcswege. Eine Geschichte von E. H ocfcr. i ^ (Fortsetzung.) j ^' ! <^Ia) erzählte Pmü von dem traurigen Falle das Nöthigste, ! ohne daß cr mich aus'ö Neue unterbrochen hätte. Sein Gesicht ^ Zllgic jctzi einen gedankenvollen Ernst, anf der Stirn und zwi- z schen den Brauen erschien oin finsterer Zug, den ich gleichfalls ! noch nie an ilm gefunden. Eo blieb cr neben mir, stumm ' u-,d aufmerksam, trat mit mir in unser Haus und auch in ! ^cir.e Wohnung. Ta sah cr auf und meinte überrascht: ^ „Welch? Narrheit! — Nimm's nicht übel. Alter! Ich bin zer- ! Dlchlers, und «m Echlussc dcssclbcu dicß Ynbschc Gedicht. - ""^'" .^ , streut, merk' ich. Aber die Nachrichten von der armen Person fesselten mich so, das; ich nicht auf unsern Wca achtete. Gescg-ncte Mahlzeit!" Uno cr wandte sicb der Thür Zu. „Bleibe noch," bat ich, „ich esse noch nicht. — Ich möchte Tich noch Etwas fragen. Weißt Tu Nichts von der jungen Gräfin? Was ist es eigentlich mit ihr? Wie ist ihre Stellung im Hause? Ist sie die Tochter dcr Excellenz, jenes Kiud, von dem wir als Knaben hörten?" — Er hatte sich mir wieder zugedreht und sah mich eine Weile schweigend an, bevor er antwortete: „Ich denke wohl. Aber weßhalb fragst Tu? Ward die Tame sichtbar?" — Ich erzählte, wie ich sie getroffen und so müde und krank gefunden habe, daß es inich erschütterte. ^ „Ich habe noch kein Wesen gesunden," sehte ich hinzu, „dessen Erscheinung ciuen solchen Eindruck auf mich gemacht — ich weiß nicht, nenne ich das, was sie umgibt, was von ibr zu uns hcrübergeht, mehr liebreizend, oder schwermüthig, oder geheimnißvoll ? Es muß iu ihrem Leben, in ihrer Stellung im Hanse zu dcr Mutter etwas Besonderes sein, Paul." l Seine Stirn war leicht gefaltet, und die braunen Augen ruhten auf mir mit einem eigenthümlich düstern Blick, als er jetzt sagte: „Und nach alle dem fragst Tu mich? Nie kommst ^ Tn dazu?" — Ich schüttelte verwundert den Kopf. „Aber ' was gibt's denn, Paul?" rief ich. „Was fällt Tir in dieser ^ Frage anf? Natürlich frage ich Tich darnach — Tein Vater war Geschäftsführer der Familie, uud eben hast Tu mir gesagt, ^ daß Tir die Kammerfrau der Gräfin bekannt gewesen. Ta ^ tonntest Du doch Einiges über diese Menschen und ihr Leben wissen. Wenigstens seh' ich nichts Auffälliges in meinen Worten, > wiederhole ich." — Er strich sich langsam über Stirn und ! Augen. „Tu hast Necht," versetzte er, „ich bin närrisch. Ich ! weiß nicht, was in mir steckt. — Aber ich kann Tir leider ! nicht dienen. Tas Haus ist immer verschlossen geblieben. Ursula ! hat meines Wissens gleichfalls Nichts über die Familie erzählt. ! Ich weiß nur, was die ganze Stadt weiß, daß Eomteß Lucie ! — so soll sie heißen — nach dem Tode ihres Vaters als ! kleines Kind von hier fort- und erst vor einigen Jahren zurück-! kam. Tas ist Alles, wenigstens was ich Tir sagen kann. Im ! Hause bin ich nur ein Mal gewesen, um mit der alten Excel-! lenz über einen Punkt zu reden, der sich noch auf die Ge-! schäftsführnng meines Vaters bezog. Aber unser Gesprück war ! schnell zu Ende. Wir passen nicht für einander, schien es da' ! mals." — „Sie scheint mir zn Niemand zu Passen," bemerkte ich. — „Freilich," war seine ruhige Antwort. „Aber nun im Ernst, adieu, Gustau! — Also die Ursula todt! — Wieder eines weniger von den alten bekannten Gesichtern!" Er sprach ^ diese letzten Worte wie vor sich hin und ging zur Thür hinaus. ^ Ich schaute nachdenklich hinter ihm drein. Was hatte er 5 denn? Was war denn das, was mir an ihm auffiel? Ich ^ wußte es mir nicht klar zu macben und meinte endlich, ich ^ möchte mich überhaupt geirrt und Etwas zu sehr geglaubt haben, ^ was gar nicht dagewesen, zumal ich Paul am Nachmittage bei ^ cincm zufälligen Gang über den Wall wieder begegnete und ! ihn wie ganz gewönlich fand. Ja, cr war sogar heiterer als ! sonst meistens, und als wir an der Mauer des Nüdcr'schen ^ Gartens vorübergingen, zeigte er auf den Baum, aus dem ! ich voreinst so rasch znr Erde gefahren war, und erinnerte mich ! lachend an die ganze damalige neugiersvolle Zeit. ^ Durch die nun entlaubten Baumzwcige gewann man, was i ich früher nicht bemerkt, vom Wall aus eine leidliche Ansicht ^ von der rückwärts gelegenen oberen Etage des gräflichen Hauses ^ und in einem der Seitenflügel zeigten sich die Fenster eines ! Gemachs weit geöffnet. „Das kann das Todtenzimmcr sein," z meinte ich im Vorbeigehen. — „2n irrst," verfehle er gleich- ^ gültig. „Zufällig kann ich Tir doch eine Notiz über das Haus ! geben. Vordem war in dem Flügel die Wohnung des alten z Generals, und nachher hat sich, wie ich einmal von Ursula ! erfahren haben mnß, die Eomteß dort eingerichtet. Die Fenster ^ gehören zum Wohnzimmer." ! Es vergingen ein Paar Tage, von denen ich nichts Ve-sondercs zu sagen weiß. Dann jedoch erschien eines Morgens ! in meiner Sprechstunde jene jüngere Dienerin, die ich zuletzt ^ mit der (5omteß am Sterbebett der Alten getroffen, und for- ^ derte mich zu einem Besuch bei ihrer Herrschaft auf. „Möchten ! Sie doch bald kommen," sagte sie. „(5omteß Lucic scheint recht ! trank zu sein, und ich bin so sehr allein mit ihr!" — „Wie ! ist das, mein Kind?" fragte ich erstaunt. „Die Mntter wird > doch nach der Tochter sehen?" — „Ach nein," erwiederte sie topfschüttelnd, „es ist kein Verkehr zwischen den Herrschaften, und die Excellenz kann auch Niemand sterben oder auch nur krank sehen." Damit ging sie. Eine Stunde später trat ich ^ in das Schlafzimmer der Dame. Es lag mit dem Wohngemach wirklich in jenem Flügel, den wir neulich vom Wall aus er- ! blickt. — Die Gräfin war sehr krank. — „Sie sehn, Doctor," sagte sie mit einem müden Lächeln, „daß ich dießmal besser aufpasse. Ich fühle mich kaum seit ! gestern Abend ernstlich krank und schickte schon heute Morgen ! zu Ihnen." — „Sie hätten immerhin gestern Abend schicken ^ sollen," gab ich ernst zur Antwort, indem ich ihre Hand auf's ^ Aett zurücklegte. — „Wie finden Sie mich?" fragte sie, die großen, grauen Augen fest auf mich richtend, und da ich mit meiner Entgegnung zögerte, setzte sie hinzu: „Ich wünsche die Wahrheit zu wissen und zwar so genau, wie Sie mir dieselbe irgend sagen können." — Ich sah sie eine Weile, schweigend und beobacbtcnd an, bevor ich versetzte: „Wir wollen das Vcste hoffen, gnädige Gräfin; es ist übrigens gut, das; eine schwächliche Constitution diese Krankheit insgemein leichter überwindet, als eine kräftige." — „Ich habe ein Nervenfieber?" fragte sie wieder. — Ich nickte. „Ja, und es tritt heftig auf. ,Eio müssen vor allen Dingen die tiefste Nuhe um sich her haben und sick auch geistig so friedlich wie irgend möglich halten. Denken Sie an Nichts, als an Ihre Genesung und an ein folgendes heiteres, schönes Leben." — Sie sah mich noch einen Augenblick mit einem ruhig ernsten Blick an, dann jedoch schloß sie die Augen langsam und lag regungslos. Ich ging in'Z Wohnzimmer, um meine Verordnungen M inachen, und als ich vom Schreibtisch wieder aufstand, gab ich der Dienerin noch diese und jene Vorschrift und fragte endlich, ob ich mich schon bei der alten Gräfin melden lassen könne. Bevor mir noch die Dienerin antworten konnte, rief aber dio Kranke, welche meine Worte vernommen, nach nur, uno ^ ich wieder neben ihr stand, sagte sie schnell: „Sie wollte'.', .^ meiner Mutter? Ich bitte, lassen Sie das. Die General liebt kein Krankenbett." — „Auch das ihres eiuzigen Kinder nicht?" fragte ich ernst. — „Nein," erwiederte sie kurz und schloß auf's Neue die Augen. Als ich Mittags wiederkam, fand ich den Zustand mch> verbessert, und Abends, da ich zum dritten Mal einsprach, da< Fieber und alle anderen Erscheinungen so gesteigert, daß ich erschrak. So schnelle Fortschritte hatte ich nicht gefürchtet. — Ich gab neue Vorschriften, ich trieb ein Paar weitere Dionc rinnen, welche jetzt da waren, aus dem Gemach und ging endlich herabgestimmt wieder fort und meiner übrigen Prciri,. nach, die gleichfalls nicht geeignet war, mich zu erheitern. Ich hatte noch nie so viele und so gefährliche Krankheiten zualeich vor mir gehabt, und ich kam Abends erst nach acht Uhr todt müde und niedergeschlagen nach Hause und warf mick, ohne noch speisen zu mögen, erschöpft in die Sophacckc. Ich hatte so vielleicht eine Viertelstunde gesessen, als Paul bei mir eintrat, von dem ich schon gehört, daß er bereit- cn>n Nachmittage ein paar Mal nach mir gefragt habe. „Nun, Du König der Aerzte," sagte cr ungewöhnlich heiter, „Dein N?ich dehnt sick aus, wie es scheint! Man findet Dich ja gar nicht mehr! Immer bist Tu auf Deinen Eiegcszügen!" — „Gott gcb's, das; es Sicgeszüge werden," meinte ich kopfschüttelnd- „es sieht aber wenig darnach aus." — „Du hast gefährliche Kranke?" fragte er theilnehmend. -- „Ja, leider! — „Nun, schlag' Dir das jetzt aus dem Sinn," sprach er heiter, indem er sich neben mir in das Eopha warf. „Laß uns fidel sein und noch ein Glas Wein mit einander trinken. Ich habe!)eu>' Mittag meine Ernennung auf die Obcrförstcrei in Eternwald bekommen. Es ist eine kleine Stelle und sehr abgelegen, aber l gleichviel — ick habe damit, was ich wünsche." — Ich drückte ! ihm die Hand und gratulirte von ganzem Herzen. Der Freund ! zeigte sich auf das Glücklichste verändert: das Stille, Gedan ^ tenvolle war von ihm fort, ein frischer Hauch gleichsam ging durch sein ganzes Wesen. „War Dir Deine Stellung denn s^» ! verhaßt?" fragte ich lächelnd. — Er nickte. ! Ich klingelte nnd hieß die Haushälterin uns Wein bringen, ! obgleich Paul mich mit auf sein Zimmer hincmf haben wollte. „Las; es gut sein," redete ich zu ihm. „Ich habe eine Ahnung, ! das; ich heut' Abend noch gerufen werde, und da will ich hier sein." — „Hast Tu so schwere Kranke?" fragte cr. „Tu bist auch niedergedrückt, merk' ich. Wer ist's denn? Sind von unseren Bekannten darunter? Aber ich wüßte doch nicht —!" „Nein, Bekannte nicht," gab ich zur Antwort, indem ich ihm ein Glas Wein cingoß, „wenigstens nicht alte. Aber gleichviel — es ist mehr als einer von den armen Menschen am Tode. Es könnte leicht geschickt werden, und zu der Gräsin —" Er zuckte aus seiner Ecke so jäh empor, das; ich unwillkürlich innc hielt. Sein dunkles Auge durchbohrte mich fast, und seine Etimme schien zu beben, als er hcraussticß: „Wie sagst Du? — „Ja, die Gräfin Röder," versetzte ich verwundert. „Sie ist leider sterbenskrank — !" — Er sprang ans, cr kam, als sei cr mir auf dem Eopha noch nicht nahe genug, um deu Tisch herum und trat hart an mich heran, er stützte die Faust auf die Lehne und sprach zu mir hinabgebeugt: „Ist die Alte wirklich sehr krank?" — „Die Alte?" cntgegnete ich immer verwunderter und schaute ihu fragend an i „aber was ist's denn, Paul, was hast Du? — Nein, die Comteß ist's — Tu nanntest sie —" — „Lucic?" rief cr zurückfahrend, sein Gesicht war weist, wie eine frisch getünchte Wand. „Lncie, Gustav? Unmöglich! — Ich — aber was fehlt ihr?" Ich stand auf und trat zu ihm und schaute ihn besorgt nn, denn dieser Wechsel in seinem Wesen war so jäh und mir so unverständlich, daß mich ein Gedanke an eine plötzliche Geistesstörung durchfuhr. „Paul, Paul," sprach ich so herz-lich und ruhig, wie ich's vermochte, „was hast Tu denn , um Gotteswillcn? Was regt Dich so auf?" — „Und das soll mich nicht aufregen?" rief er und warf mit einem wilden Lächeln den Kopf auf, daß die langen dunklen Haare von der Stirn aus nach hinten flogen. „Du sagst mir, das; — aber was fehlt ihr?" unterbrach cr sich selbst uud wandte mir das bohrende Auge wieder zu und packte meine Hand mit schmerzhaftem Druck. — „Nochmals, Paul, um Gotteswillen, was geht Dich die Comteß Röder an?" fragte ich immer bestürzter. Eeine Aufregung, die Verwunderung darüber, die schnell wechselnden Nedeu — Alles das ließ mir, so schnell wie es gekommen, keinen Augenblick zur Uebcrlegung übrig. Ick sah ! ihn, ich hörte ihn, ich antwortete ihm — zum Denkeu kam ^ ich nicht, so rasch ging das Alles. „Ich bitte Dich, Paul — ^ ^ —-" — „Was mich Lucie angeht?" rief er wieder. „Was ! ihr fehlt, will ich wissen!" — „Ein Nervenficber," entgegnete ! ick nachgebend. — „Gefährlich?" — „Ja, sehr." — „Und gestern noch aM^d! Und heute, wo ich endlich — gefährlich, sagst Du?" ^. ^g^ ^,^ -^,^ noch hoffen!" sprach ich, 'Uglelch "schüttert und bestürzt. Tic Augen gingen mir auf. Was hatte ich da angerichtet! (Fortsetzung folgt.) Neber weibliche Geistesbildung. Von eiucr D«„!c ^ 5.^^. ' «otto: „Ich frcuc mich, wcnn li:',,^ Minner sprcckcil, -a.au ich verstckc» taun, N'ic sic cs mciücü." Götyc. Es scheint wohl überflüssig, in einer Zeit, wo alles nach gchigem Fortschritt strebt, wo es Anstalten und Mittel in Menge gibt, die männliche, wie die weibliche Geistesbildung zu fördern, noch für letztere ein aufmunterndes Wort zu sprechen, denn es wird wohl wenige gebildete Menschen geben, die den Werth der weiblichen Gcistesbildnng nicht anerkennen würden. Allein die Ueberzeugung der dringenden Nothwendigkeit derselben, ist noch lange nicht in alle Kreise unserer Gesellschaft eingedrungen: darum sei es mir vergönnt, einige Worte darüber mitzutheilen, die zwar keinen Anspruch auf Neuheit oder Originalität machen, sondern nur das zusammenfassen, was jeder Denkende sich selbst sagen muß. So sehr im Auslande, besonders in Deutschland, ja sogar in den uns benachbarten Städten die weibliche Geistesbildung täglich einen höheru Aufschwung nimmt, und die besten Kräfte bemüht sind, sie zu fördern, so gibt es doch immer Leute genug, die rufen: Wozu braucht ein Mädchen dieß Alles! Der Knabe ja, der muß etwas Tüchtiges lernen, um seinen Weg durch die Welt zu finden, aber das Mädchen soll nur eine brave Hausfrau werden. In diesem Passus gefallen sich mauche unserer Frauen; sie wollen dadurch ihre eigene Unwissenheit beschönigen und ihre Bequemlichkeit, etwas mehr für die Erziehung ihrer Mädchen zn thun, rechtfertigen. Aber eben sie wissen in den seltensten Fällen, was zu einer guten Hausfrau gehört! So läßt man die Mädchen durch einige Jahre die Schule besuchen, beschränkt den Unterricht auf die allcr-nothwendigsten Elementargegenständc, uud dieser beruht noch meistens auf einem mechanischen Memorircn, ohne die gesammte Geisteöcntwicklung zu fördern. Tann sendet man die Töchter ein Paar Monate hindurch zu einer Näherin, damit sie in der Kunst des Echneiderns unterwiesen werden, und endlich in irgend eine feinere Küche; so meint man die trefflichsten Hausfrauen herangezogen zu haben. Ob die Fertigkeiten, die sie sich etwa dort aneignen, nicht durch vieles andere, was sie nebenbei lernen, doch zu theuer erkauft sind, mag dahin gestellt bleiben. Will man aus dem Töchtcrchen auch noch ein gebildetes Fräulein machen, so fügt man etwas Französisch und Musik hinzu und glaubt dann alles gethan zu haben, was die weibliche Bildung erfordert. Daß das Weib gleich dem Manne ein Recht auf allgemeine Vildnng habe — sehen Wenige ein. Wird der Knabe in seinem künftigen Berufe alles brauchen , was er lernt? Wozu nun das Studium so vieler Dinge-, wenn es nicht dazu dienen soll, seine Anlagen allseitig zu ent-! wickeln, seine intellektuellen Kräfte zu stärken, dem Geiste jene Elastizität, jene Ecbmiegsamkeit zu geben, die ihn zu jedem ! Berufe befähigt. Uud das Weib hätte leinen Anspruch aus ! allgemeine, rein formelle Bildung! — Man will ihre Erzic-^ hung auf ihren speciellen Beruf beschränken und sieht in ibr ^ nicht das Gottcswcrk, das um seiner selbst willen, seiner Natur ^ gemäß zur Höhe sittlicher Vollkommenheit zu führen ist! ^ Möge man sie zur tüchtigen Hausfrau und braven Mutter ' vorbereiten; weiß man jedoch, welche Stellung sie in der Gesellschaft einzunehmen bestimmt ist, welche Ansprüclie ihr ! Gatte auf sie machen wird? Wäre es nicht schon darum noth-^ wendig, daß sie durch geistige Reife zu jeder Lage befähigt ^ würde? Allerdings gibt es Männer, denen verständige, geisv ^ volle Frauen nicht angenehm sind, weil solche Achtung begehren, Mivährend es sie nur freut, mit Frauen wie mit Puppen zu tändeln. Allein der Mann von wahrer Bildung kann nur mit dem Weibe glücklich sein, das auf gleicher Stufe der Bildung i sich nüt ihm bewegt, das seine tiefsten, liebsten Gedanken nachdenkt, in seine Bestrebungen eingebt und durch ihre Unterhaltung ihm Interesse gewährt. Wie oft fliebt der Gatte die Gesellschaft seiner langweiligen Gattin, die ans der Kleinlichkeit ihrc<' Alltaglebens sich nicht zum Verständniß seiner Interessen emporschwingen kann, und bringt den Abend im wüsten Treiben ^.des Gasthauses zu. Mff Und bedarf die Führung des Hauswesens keiner geistigen Kraft? — Für das Wohlbefinden der ganzen Familie mit möglichst geringen Anforderungen an Zeit, Unruhe und Kosten zu sorgen, rings um sich Glück zu verbreiten; erreicht sich dies; Alles durck blos; mechanische Thätigkeiten, als Kochen, Nähen, Plätten? ... «, Was für die Hausfrau gesagt ist, gilt noch vielmehr für DDoie Mutter, die Pflegerin und Erzieherin der zarten Menschen- , pflänzchen. Wer erkennt nicht den Werth einer guten Erziehung, und diese wird nur durch die Bildung der Mutter bedingt. Was gedankenlose, eitle, pflichtvergessene Mütter da verderben, WDbeweisen täglich traurige Beispiele; ebenso sehen wir das segen- ^ volle Wirten anderer sich von Geschlecht zu Geschlecht verbreiten. ! Ja gerade zu ihrem Berufe, wegen ihres Berufes bedarf das Mädchen der sorgfältigsten Geistesbildung. Wohl wendet man ein, unsere Mütter wußten Vieles nicht, was unsere Töchter ^ lernen müssen, und doch waren sie musterhaft in ihrem Berufe. Aber man bedenke, welche Fortschritte die Cultur in den letzten ^ Jahrhunderten gemacht hat; wenn die Bildung unserer Mütter ^ cmch im Verhältnisse zu ihrer Zeit anpassend gewesen ist, so ! wird die unserer Töchter es nicht sein, wenn sie nicht fort- i schreitet. Auch im Bezug der häuslichen Pflichten sind die An- ! forderungen dcr Zeit andere geworden. War es für unsere Urgroßmütter eine uuabweisliche Nothwendigkeit, für sich und ^ ihre Angehörigen zu spinnen und zu weben, so entheben die ' mannigfaltigen Fabriken, Näh- und Strickmaschinen unsere > 'Frauen eines großen Theiles der bloß mechanischen Arbeit; und ^ Unsinn ist es doch, auf Dinge Zcit und Kraft zu verlieren, ^ welche die Mas.chinc schöner und billiger liefert. — Es ist eine ^ dringende Mahnung der Zeit, daß der Mensch sich nicht zur ! Arbeitsmaschine erniedrige, sondern daß das Wirken des Geistes ^ zur Geltung komme. Jedoch wird das Weib darum nicht der > Pflicht häuslicher Arbeit.entbunden; man wird ihrer liebevollen ^ freundlich ordnenden Thätigkeit nie entbehren können; nur dürfen ^ uicht mehr die Hände allein arbeiten, während der Geist feiert, ! sondern ihr ganzes Wirten muß vom Verstande geleitet, durchdrungen sein. , Wie oft tritt in unserer Zcit, wo die Erhaltung e,iner ! Familie immer schwerer wird, die Nothwendigkeit für die Gattin «n, auch an dcr Sorge oes Erwerbes Theil zu nehmen; oder' es wird ihr durch ein hartes Schicksal ihr Versorger entrissen und sie dem Kampfe mit dem Leben schutzlos ausgesetzt. Wie noth- wendig ist es da, daß ihr Denkvermögen geübt, ihre Urtheilskraft gestärkt ist, damit sie mit richtigem Blicke die Lcbcnsvcr-hältnissc zu erfassen und für den Unterhalt dcr Ihrigen zil sorgen im Stande ist. Noch dringender ist die Nothwendigkeit für die Alleinstehende, Einsame. Sie ist gleich dem Manne nur auf sich selbst gcwiesen, muß schutzlos durch's Leben gehen; wie traurig ihr Los, wenn sie nicht selbstständig denken, ihrc? Handlungen nach Grundsätzen z'n bestimmen gelernt hat. Wenn ,^ auch Freunde und Verwandte sie noch schützend umgeben, so wird doch ihr unbefriedigtes Gemüth in dem leeren Geiste keinen i Ersatz finden. Sie wird ihre Zeit, die sie nicht den beglückenden Pflichten der Gattin nnd Mutter widmen darf, auf eitle Tändeleien wenden; für die höheren Interessen der Menschheit kann sie ohne Pflege des Geistes kein Verständniß haben. Die Quelle der geistigen Freuden des Wissens fließt nicht sür sie; so entwickelt sich denn durch ihr interesse-und freudeloses Dasein eine Bitterkeit in ihrem Herzen, welche so oft alternden Mädchen zum Vorwurfe gemacht wird, die jedoch sie selbst gewift am meisten unglücklich macht. (Schluß folgt.) Wer Esel im Vrient. Im Orient ist dcr Esel bei weitem nicht so, wie im Occi-dcnt, durch schlechte Behandlung herabgesetzt worden. Mäßig und arbeitsam, wie er ist, ersetzt er für manche Verhältnisse, unter denen man sich des Esels statt des Pferdes bedient, um , so mehr das Pferd, da er einen schr sicheren Gang hat. So ist es z. V. im Königreich Griechenland, dem mit Thessalien, das noch zur Türkei gehört, und welches in alten Zeiten Griechenland fast alle seine Pferde lieferte, auch dieser Vortheil entzogen worden ist. In dem wilden Zustande, in welchem der Esel in den Wüsten Eentralasiens lebt, ist er fast fo groß, wie ein Pferd von mittlerer Größe; er ist dort thätig, wachsam und mit seines Gleichen verträglich. In Aegypten findet man Esel als Hausthiere von einer bemcrkenswcrthen Schönheit und ! Kraft. In Iudäa ward dcr Esel, der dort ein angesehenes > Hausthier war, von dem Vornehmen zum Reiten gebraucht, wie die evangelische Geschichte von Jesus berichtet, und bei den alten Griechen, namentlich bei den Arkadiern, stand er wegen k seiner Nützlichkeit in großen Ehren, so das; Homer kein Ve- f denken trug, dcn Ajar mit cincm Esel zu vergleichen. 6rcliüosc,gischo5. In Pompeji werden die Ausgrabungen in thätigster Weise betrieben. Man fand dieser Tage eine Kinderwicgc ganz nach dem in Europa gebräuchlichen Schaukelsystem. Ferner au-Holz geschnitzte Gladiatoren-Kämpfe, Volksspiele, Schlachten:c., ^ wclcbe mittelst einer Mechanik in natürliche Bewegung gesetzt ! werden können. Dieselben veranschanlichen mehr wie jedes Gc-mälde die Einzelheiten dcr Bewegung, Taktik nnd Plan dcr Aufstellungen, sowie die erstaunliche Fertigkeit der Gladiatoren. Dieser Fund hat das größte Aufsehen erregt. ss' Bevaulwortlichcr Nrdactmr I. v. Aleimnayr. — Trnck und Vcrlag von Igu. v. sNeinmayr L5 F. Vamberg in Laibach.