lnr Kunst, Literatur, Theater u. geselliges Lebe«. NNN2<22NW ^C>N NN<«3!?HN Nyu, im erste» Otocke. Das Liebste. Tchwer ruhte das Schicksal auf Medor's Haupt: Es halt' ihm der Sturm sein Schiff geraubt; Die Kraft war gessoh'n sein greises Gebein, Sei» einziges Kind lag im Todtenschrcin. — Da ruft ihn in finsterer Schmcrzensnacht Der Herr, der über das Weltall wacht: „Sprich, wessen Verlust am tiefsten dich tränkt. Das sei) »on den Dreien dir wieder geschenkt; Zum Grunde des Meeres reich' ich hinab Und hebe dein Schiff »us den, Wogcngrab; Ich hauche dich an , und frisch und neu Erblüht dir des Lebens wonniger Mai ; Ich winke, und sieh — mit freudigem Vlick KHrt dir dein Kind in die Arme zurück!" Und fromm verhüllend sein Angesicht Wirft Medor sich zur Erde und spricht: »Groß ist deine Huld, ° d» Vater der Welt, Der jedes Thräncbcn im Auge zählt! Laß' ruhen die Schätze im tiefen Meer, Latz' mir mein kränkliches Alter, 0 Herr, Nu r gib dem Vater sein größtes Glück, Mein einziges Kind, das gieb mir zurück!>< Vi. Rigler. Cornelia Fieramonti. (Abcntheuer aus dem Soldatenleben.) Mitgethcilt «on Johann Gabriel Seidl. (Fortsetzung.) Ein wunderlieblicher Morgen glühte aus zerreißenden Nebeln hervor, als ich in das Thal einlenkte, dessen Mitte Cornelia's Villa einnahm. Der ganze unfreundliche Weg war vergessen, als ich sie von Weitem, in Begleitung ei­nes vertrauten Dieners, hoch zu Rosse, wie eine junge Amazone, mir entgegen kommen sah. I n Freuden und Leiden, in Geplauder und Tände­leien verging uns der goldige Sonntag. Sie war zu hei­ter gestimmt, als daß ich sie durch das Gerücht von der Wahrscheinlichkeit eines baldigen Abmarsches um ihre Laune hätte bringen mögen; und wenn ich ihr so in's Auge sah, so-ganz selig war im Bewußtseyn, die schönste Dame des Landes mein nennen zu dürfen, so erfaßte mich süße Zu­versicht, und ich hielt jede Trennung für unmöglich. — Auch auf Trevolp i kam die Rede, und ich verhehlte mei­ner süßen Donna nicht, was ich von seiner Rachsucht jetzt mehr, als je, befürchte. „Seyd unbesorgt, Signor«— sprach sie mit flüchtigem Erröthen, — „ich weiß, daß er euch nachstellt; aber bald wird er diese Gegend für immer zu verlassen l)aben. Wer meiner Liebe in den Weg treten will, nehme sich in Acht! Ich, weiß zu schützen, wen ich liebe — zu schützen um je­den Preis!« Und dabei leuchtete ein so wildes Feuer aus ihren blitzenden Augen, daß ich mich doppelt glücklich fühlte, von ihr geliebt und nicht der Nebenbuhler ihres Erkornen zu seyn. Die Nacht nahte auf Flügeln. Wenn ich noch vor Tagesanbruch unbemerkt meine Station erreichen wollte, galt kein Säumen mehr, so schwer mir auch der Abschied fiel. Corneli a begleitete mich bis an den Saum des Thales. Ih r glühender Abschiedskuß brannte mir tief in's Herz. Zerrissen von den widersprechendsten Empfindungen sprang ich auf meine Sedia und winkte ihr so lange noch zu, bis das Thal und mit ihm die reizende Armida, die es bewohnte, hinter den Felsen verschwand. Meine Seele war erfüllt von den seltsamsten Eindrücken; Hoffnung, Beklommenheit, Sehnsucht, Unruhe, und wie all' die Ge­fühle heißen, die sich in einer Brust regen, welche das Bewußtseyn leichtsinnig verletzter Pflicht und unbesonnen genährter Liebe, die am Ende doch zu keinem ernsten Ziele führen kann, nicht ganz in den Hintergrund zu drängen vermag, kämpften in meinem Innern. Dumpfe Betäubung und gedankenloses Hinbrücen trat nach und nach an die 338 Stelle träumerischer Aufgeregtheit, und jene quälende Un­ behaglichleit, welche den merkbaren Uebersprung aus der Poesie der Leidenschaften in die Prosa der Wirklichkeit im­ mer begleitet, bemächtigte sich meiner mit ganzer Kraft.— Ein himmlisches Weib! rief nachzuckend, die fiebernde Fan­ tasie. — Wozu aber soll's am Ende führen? warf der be­ rechnende Verstand hin. — Wenn du wirklich bald von hinnen solltest?! — Schrecklicher Gedanke! schrie das Herz auf. Gut wär's, gut wär's! verwies der Kopf, — und so gab es einen Zank und einen Hader in mir, daß ich fast müde ward, die. Parteien anzuhören, und in den all­ täglichen Seufzer ausbrach: „War' ich lieber schon wieder glücklich zu Hause!« — »Alle Wetter!" —fuhr ich plötzlich auf, daß der Vet­ turin ängstlich aufschrack. „Wie man doch im Liebestaumel auf Alles vergießt. Da Hab' ich mir so fest vorgenommen, mich für den Rückweg mit Feuerzeug zu fourniren, und nun führ' ich die Pfeife so zurück, wie ich sie hergebracht. Ein eigenes Schicksal! Wenn ich auf Ahnungen hielte, so glaubte ich, daß es etwas zu bedeuten habe.« Zum zweiten Male die Tantalus-Scene der vorigen Nacht durchlebend, rollte ich schon in's tiefste Dunkel der Bergschlucht hinein, noch mißmuthiger, als gestern, indem ich heute nicht einmal schlafen konnte. Die erste Hälfte des Rückweges fuhr ich langsam, indem es immer merklich bergan ging. Es mochte auf Mitternacht zugehen, als wir den höchsten Punkt der Strasse erreicht hatten. Aus flockigem Gewölke trat, wahrhaft ersehnt von mir, der Mond hervor, der mir heute um so willkommener war, je unheimlicher es in meinem Innern aussah. Aber der blaße Mond in einer grotesken Abruzzcn - Landschaft ist ein ge­spenstischer Maler, besonders für einen Abenteurer in mei­ner damaligen Stimmung. Er zauberte mir auf die tief­gefurchten Kallfelfen, von welchen düstere Bäume und strup­pige Sträucher in wirrer Unordnung niederhingen, so fraz­zenhafte Bilder hin, daß ich Mühe hatte, mein Mißbeha­ gen zu unterdrücken. — Ich hätte einen Napoleond'or für einen Funken Feuers gegeben, um meine unbehagliche Stimmung in ringelnden Rauchwölkchen verdampfen zu können. Jetzt näherten wir uns dem verlassenen Hause, wel­ches beiläufig die größere Hälfte des Heimweges bezeich­nete. Ich wähnte anfänglich, mein Auge täusche mich — aber mein Vetturin bestätigte mir durch die Worte: „Nun, Signor, dort ist Licht zum Anfeuern der Pfeife!" daß ich recht gesehen hatte. Wirklich schimmerte durch die niedri­gen Fenster des Erdgeschosses ein matter Glanz, ob von Lampe ot>er Kerze^ das galt mir gleich; war's doch gewiß Feuer genug für meinen Bedarf. — „Ist hier ein WirthsHaus?« fragte ich meinen Vetturin. <,»Gewesen!"^> — antwortete er. — „„Wer jetzt d'rin seyn mag, weiß ich nicht. Seit Langem schon wohnte Niemand hier; noch gestern war's um diese Zeit finster."« Ich ließ halten und rief mit lauter Stimme, aber nichts rührte sich; nur von der gegenüberstehenden Fels­wand scholl mein Ruf kurz abgebrochen zurück. »Sie werden schlafen!« sagte ich, sprang ab, und eilte, nur auf den Genuß denkend, der mir nach langer Entbehrung bevorstehe, dem Hause zu. Mein Pochen blieb unerwiedert. Ich drehte die Klinke, und die Thüre sprang knarrend auf. Eine finstere Haus­ flur, vielleicht die Küche des Hauses, — denn unterscheiden konnte ich nichts, — nahm mich auf. Rechts flimmerte durch einen Spalt Licht; ich öffnete eine zweite Thüre, — und trat in eine kleine, räucherige Stube, welche von einer weitherabgebrannten, flackernden Kerze matt erleuch­tet war. Ohne eine Menschenseele zu gewahren, näherte ich mich dem Steintische in der Mitte, auf welchem eine Flasche stand, in der die Kerze steckte, und wollte mir die Pfeife anfeuern. Aber plötzlich gerann all' mein Blut zu Eis, denn der gräßlichste Anblick, denn ich je in meinem Leben gehabt, bot sich mir zur Schau. Auf dem Tische, vor der Flasche, zu welcher ich mich eben hinbeugen wollte, lag ein abgeschnittener Menschen­kopf. Frisches Blut träufelte noch auf den Boden, auf welchem in einer Lache Blutes der Rumpf des Gemorde­ten schwamm. Unfähig, ein Glied zu regen, stand ich da; wie kaltes Wasser rieselte es mir über den Rücken, wäh­rend Todesschweiß auf meine Stirne trat, und meine Haare, vom Schreck elektrisirt, sich auf dem Schädel borstig empor­sträubten.—Du bist verloren, dein eigen Bild liegt vor dir! rief's,in mir, und ich, der ich (Gott weiß es!) nicht zit­terte, wenn die Kugel in der Schlacht die halbe Hirn­schale meines Kameraden mir vor's Gesicht schmetterte, war so sehr ausser Fassung gebracht, daß mir die Zähne aneinanderschlugen, und die Kniee schlotterten. Die Augen weit aufgerissen, wurzelte ich im Estrich, alle Sinne, bis auf den des Gesichtes, versagten mir ihren Dienst, und dieser einzige sog sich so voll an Entsetzen, daß ich ver­gehen zu müssen glaubte. Mir war's, als ob die Wände sich plötzlich aufthäten und aus hundert klaffenden Spal­ten blutgierige Banditen mit gezückten Messern ausspieen. Ich wagte, — wiewohl alles ruhig und ausgestorben blieb, nicht, mich umzuwenden, denn ich dachte, sie ständen mir schon im Nucken. Aber der gräßliche Anblick vor mir ge­staltete sich immer deutlicher. Mi r war's, als wäre mir der Kopf, trotz seiner wild verzerrten Züge, nicht unbekannt. Die schwarzen Locken, der buschige Kinn- und Schnur­bart, die weitgeöffneten Augen—kein Zweifel! — ich kannte diesen Cäsarskopf, er saß noch gestern auf d. „Ich kenne meine Pappenheimer!" ' Tchiller's Wollenstem. Vei ruis muß man eine doppelte Literatur, eine deutsche und eine (neu-) böhmische unterscheide»; in der Regel macht eine genug zu schaffen, aber diese zwei »ertrugen sich sehr gut mit einander, weil die eine nur als Theil eines großen Abschnittes, »die österr.ichisch-deutsche Literatur» zu be­ trachten, u»d die zweite in der zweite» Cntwickelungs-Epoche begriffe» ist. Dculsche Bücher erscheinen viel. Ober sogenannten schon wissenschaftliche» In ­ halts so wenig, daß man sich lieber hinsetzen möchie, »»> Anleitunge» zu 8nurt WKi«t (freilich sehr wichtige Sachen) und! »Erprobte Mittel den besten Dünger zu erzeugen" als sonst etwas schreiben mochte, vr . Keßle r hat ein Haudbuch (für Gewerbslcute) der Pyhssk, Chemie, Mechanik ic. herausgegeben,»welches als ein sehr' nützliches Compilat der neuesten Entdeckungen im Gebiete jener Wissenschaften anzuempfehlen ist. Von Raimu,!» Klaus , dem »u» «erstorbenen Redakteur der »Erinne ­ rungen» lesen wir »Heimatbilder" ei,sen Nouellencytlus, der alte Stoffe in etwas alter Manier, doch lebuidiacr Darstellimg behandelt. Em Hr. U««i(i°l«5 gab »Kin d er sch ou spiel e« heraus, die recht kindisch sind, und s» ließen sich zwar einige Sachen nennen, die aber keinen besondern Werlh haben; die Produktion im Innern ist wenig ergiebig. Unsere z »der 4 Journale scheinen sich zu regen und besser zu werden, obwool sie früher auch gut waren. Das oder hat seine gute» Gründe, denn der»No» ell i st" liefert noch Nachtragshefte, und läßt über sein Doscnn in Zweifel. Er war eine Zeitschrift für modern e Literatur, und bis auf eine grausame Heinomanie cckelhaft modern , nun hat sich die Mod e geändert, n»d de» »Novellist " scheint dabei zu Grunde gegangen zu seun. »Ost ui,t> W e st-be­ spricht hiiussg slawische Interessen, u,,d ist i» jeder Beziehung lobenswert; nur ist es zu beschrankt im Raum, um das große Werk, das slawische 2sten mit den» germanische» Weste» zu verbinden, vollständig valvire» zu tonnen, die »V o h e m i o« ist ei» gutes Lotalblatt, und schreitet recht l°be»s­ werth oft über diese Grenze, denn sie macht uns mit englische» uud franzö­ sischen Zuständen bekannt. »Das Panorama des U.n iversu m s" ist zu wohlfeil und doch recht gut, es einhält größtenhcils ethnographische und naturhistorischc Aufsatze. , Es ist somit für literarische Unterhaltung hinreichend gesorgt, und bei der Menge von Schriftstellern, die in Prag wohnen, wird auch für die Zeitschriften von ihne» hinreichend gesorgt. Die Böhmen haben auch mehrere Zeitschriften, deren vorzüglichste die Zeitschrift des böhmischen Museums, ein Werk »oll Gründ­lichkeit und Güte, mehr wissenschaftlichen Inhaltes, ist; dann die Blüten, (llwel^) welche sich nach dem Muster der Leipziger Modezeitung gebildet ha­ben, uud dabei häufig slawische Interessen besprechen, die böhmische Biene macht ihrem Name» Ehre, denn sie sammelt alles Mögliche, nur wird daraus kem Honig. Außer >Vncel'5: ?rei»!zlil!eri, welche mehr eine lose Aneinan­derreihung vieler darunter ausgezeichneten lyrisch - epischen Gedichte, als ei» großes episches Gedicht genannt werden können, erschien eine gute Uebcr­fetzung von Vchiller' s »Icanne d' Are« und eine höchst jämmerliche von Shakesp eare's »Macbeth«. ll«!ibnr IlupeeKi publicirte romantische Er­zählungen nach dem Französischen; Valbi' s Geographie wird bearbeitet, und so ergibt sich das Resultat, daß man noch zu wenig auf Originalität, mehr auf Uebersetzung und Nachbildung sehe, und daß der böhmischen Lite­ratur noch eine bedeutend größere Regsamkeit abgehe, um ei» abgeschlossenes Ein s zu bilde». Ebe» weil ich »meine Pappenheimer kenne" so will ich der übrigen neuesten Produkte nicht gedenken, denn nur das Neueste will ich Ihnen bringen, damit Sie .in Ihre», Herzen (sonst Spalte») für die übrigen Hul­digungc» und Stadtneuigkeitsreferot« Platz finden. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasnik.