^ili7 KamstaZ den 30. AV^tl 1831. Karagossa. - eine Novelle aus der berühmten Belagerung jener Stavt. (Fortsehnn g.) <^^er junge Arragonier hob den Kopf ungestüm And antwortete rauh: »Ich liebe Gott, die Kirche und den König, und begehre nichts weiter, als für sie zu sterben. Erlaubt mir dagegen, hochwürviger Herr, meine eigene Meinung über den Ausgang dieser Dinge zu haben. Ich habe meine ganze Familie hier in Saragossa verloren. Solch eine Erinnerung erbittert, und die Heiligen wcrden mir um meines Schmcrzens willen schon meine Zweifel vergcben." — Es schoßen ihm Thränen in die Augen, und mit dem Ausdruck grollender Verzweiflung riß er eine Patrone aus der Tasche, und ladete ungestüm sein Gewehr. — Kaum war er mit diesem Geschäft fertig, als er «me Kinderstimme hinter sich horte, und daneben die begütigende Stimme einer Wärterinn, die ihm keine unbekannte war. Er drehte sich rasa) um, und eine wehmüthige Freude verdrängte den Zorn auf seinem Gesicht, als er ein Mädchen vor sich sah, noch halb bäurisch gekleidet, welches ihn an lang verschwundene Freuden mahnte. »Ach, Theresina!" rief er überrascht: .Wie kommst Du hiehcr?« Das Mädchen schlug die Augen gegen ihn auf, ^Nte auch ihn bci'm Scheine der Pechpfanne, und antwortete nicht minder überrascht: «Ei, Iuanito! Gott segne Dich. Wie bin ich so froh, Dich zu sehen' Nun habe ich allen Jammer vergessen, der mich seit em Paar Stunden drückt.« „Wo ist Deine Herrschaft? gams, und erbot sich, bei ihm, dem Verlassenen, auszuharren in Noth, Gefahr und Tod. „Gib mir Deinen Säbel«, rief sie mit wilder Begeisterung, »daß ich neben Dir kämpfe, während Du auf den Zeind schiebst, ober erlaube wenigstens, daß ich Dir die Flinte lade, während Du Dich mit^dem Säbel vertheidigst. Ich verstehe mich darauf, und mein Gebet soll jeden Schuß doppelt segnen." »Du mein gntcb Herz!" erwiederte ihr Verlobter mit zärtlicher Rührung, und schüttelte ihr die Hand- «Ich danke Dir für diese Liebe. Erinnere Dich jedoch, daß dieses Kind Deinen Schutz verlangt, und ' daß hier kein Platz für Weiber ist.« Theresina antwortete alsogleich heftig: «Sieh Dich um. Schon wird es hell, und von drüben herüber klingt die französische Trommel, die Feinde re-gcn sich., und dennoch weichen die Weiber nicht von dieserStelle. Ich bin wieder mulhig, Iuanito. Ich fürchte mich nichc. Was Du aber von dem Kinde sagst, ist wahr. Ich will es zu seiner Mutter brin-> bevollen Blick zu, wie cs ihrem Verlobten schmecke. Der Trinker gab endlich lächelnd das Gefäß zurück, und sprach: «Die Heiligen mögen Dir's vergelten. Es hat mir behagt, und die Schurken drüben, die mir dazu eine Salve geben, sollen erfahren...." Er stürzte zusammen. Eine Flinlenkugel hatte ihn gerade vor die Stirn getroffen. Wie nun die um-stehende Menge Platz machte, damit der Leichnam, zur Erde konnte, schleuderte Theresina das Kind , das sie in den Armen hielt, von sich, auf's Gcrathewohl in das Volk 7l hinein, und warf sich auf den Tobten. M!t ihrem , Kopftuche tt^nete sie das hervorquillende Blut von seiner Stirne, rüttelte ihn dann, und heulte m allen Weisen der Verzweiflung zu allen Heiligen ihren Schmerz empor. Der Kampf, welcher unerbittlich losbrach, ließ kein Mitleid aufkommen, schafft sie weg.« schrien einige; «wozu das Geheul? es war eben ein Mensch wie ein anderer.« - Und der Todte sammt seiner Braut wurden zurückgcschleppt, um neuanfahrendem Geschütz Platz zu machen, welches Tod und Verderben gegen die Franzosen spie. Die schreiende Lucia war von dem Mönch bemerkt worden, der vorher mit Iuanilo gesprochen. Das Kind jammerte den Priester, und er nahm es aus den Händen des Soldaten, welcher es trug, und setzte das Mädchen auf seinen Arm. «Sei ruhig.« sprach er sanft, »und fürchte Dich nicht- Dein Schutzengel ist mit Dir, und ich bin ein Diener des Herrn, der alle Kinder zu sich kommen hieß." Diese Worte beschwichtigten in der That wie ein himmlischer Trost des Kindes Gemüth. Es folgte geduldig, nachdem der Priesteres auf die Erde gestellt, dem Gebote desselben, und versteckte sich, geklammert n^ uckc nach der andern entstand in den spanischen ^> lln, wo die grimmigen Todcsenget einbrachen, und die französische Bataillone, die ihnen folgten, schritten über einen Wall von Leichen in den Coffo ein. Der junge Trommler marschirte noch lustig an ihrer Spitze, und versah, auf einem Eckstein stellend, uner-müdet seine Pflicht, als ein Flintenschuß, der aus einem Nachbarhause kam, seine Trommel zerschmetterte und ihm das linke Bein streifte. »Sacreblcu!« schrie er, sprang von seiner Position herunter, und hielt ein Paar vorüberstürmende Soldaten auf: «Ihr seht, Kameraden, daß ein spanischer Hund meine Trommel zer. schoß. Das Regiment wird mir also eine neue ohne Abzug von meinem Solde liefern. Ihr seyd Zeugen!« Die Soldaten lachten und erwiederten: »Gern, braver Ionquille, wenn wir mit dem Leben davon kommen!« und sprangen vorüber. Der Tambour band sich sein Schnupftuch um das Bein, zog seinen Säbel, und woll: te seinen Brüdern nach, die bereits alle Seitenhäuser aufgesprengt hatten, und mit Waffengewalt hinein-, drangen. Auf den Treppen, in dcn Gängen, in den verödeten Stuben, wie in den Kellern kam es zu dem entsetzlichsten Gemetzel. Man würgte sich darinen unerbittlich, kein Gefangener wurde gemacht; wie auf dcn Flügeln des Sturmwindes verfolgten die Franzosen die nach der grausamsten Gegenwehr fliehenden Feinde von Haus zu Haus, durch dle Gana/e und Maueröff-nungen, welche wie Gallerten die Gebäude verbanden. Da das Bajonett die vorteilhafteste Waffe ist, die in solchem Streit anzuwenden, sah der Tambour Ionquille zu seinem Bedauern ein, daß er überall zu spät kam, und dereits gemachte Arbeit vorfand. Er stellt^ sich daher in der Straße an die Spitze eines kleinen Trupps, der keinen Anführer hatte, und zog der Co-lonne nach. Ueber Leichen und Trümmer ging der Weg. Unter den Ersteren lag, nach der Länge hingestreckt, der Mönch, den die Franzosen als einen der Führer an dieser Barrikade bemerkt hatten. »Sieh da, der Pfaffe hat seinen Lohn dahin !« rief La Valeur, einer der Soldaten: „Laßt sehen, ob er keinen Talisman bei sich trägt!« — Wie die Tiger stürzten die Soldaten aus den Leichnam hin, und der Tambour mußte alle Hartnäckigkeit und Autorität aufbieten, um eine Entweihung des todten Körpers zu verhüthen. »Zurück, ihr Marodeurs!« schrie er, seinen Briquet wie einen Blitzstrahl schwingend: »Zurück, oder der Teufel soll euch holen! Seyd ihr Katholiken? schon wenigstens das greise Haupt dieses Erschossenen, wcnn ihr den Priester nicht schonen wollt!« ' Beinahe hätte sich über der Leiche des Geistlichen ein blutiger Zwist erhoben. Zwei Bajonette bedrohten den herzhaften Tambour, wahrend die übrigen Soldaten sich daran machten, das Gewand des Mönchs zu zerreißen. Ein heiliger Schrecken befiel sie jedoch, als sie unter dem Mantel des Paters ein äusammengekau: 72 ,rt,s Kind entdeckten, welches unverletzt und ohne Thränen, aber mit bitterlicher Angst im Gesichte, die gefalteten Hände stumm gegen die Feinde ausstreckte. Der Anblick der Unschuld rührte die Herzen der Krieger. Die Fäuste, die sich zuvor ohne Schauder in Vlut getaucht, hoben jetzt mit der größten Sorgfalt die arme Lucia in die Hohe, und Ionquille, von zarterer Rührung ergriffen, als seine Kameraden, bemächtigte sich des gefundenen Schatzes. „Komm, meln kleiner Engel,« sagte er schmeichelnd; »komm, daß ich Dich aus der Gefahr bringe. Welch ein Vergnügen ist's, so unverhofft^ im sechszehnten Jahre, der Vater eines so liebenswürdigen Kindes zu werden! Geht nur weiter, mcine Freunde, der Streifschuß am Schenkel brennt mich dergestalt, daß ich kaum emcn Schritt vorwärts thun kann. Ich will daher langsam nach St. Joseph zurück und mein Töchterchen in Sicherheit bringen.« Ohne die Antwort seiner Gefährten zu erwarten, zog er mit seinem Kinde von bannen, es bald führend, bald wieder eine Strecke tragend, weil die Kräfte des Mädchens durch Angst und Kälte sehr erschöpft waren. Vorüberkommenden Soldaten bettelte er Brod und Wein ab, um die arme Lucia damit zu laben, und verzweifelte schier, daß er sich nicht dem Mädchen verständlich machen konnte, so wie er auch unter dessen Schluchzen kein Wort von dem Spanisch des Kindes verrieth. Am Ausgang der Straße Quemada begegnete er einem Bataillon seines Regiments, das zur Verstärkung heranrückte, und an dessen Spitze der Oberst selbst stand. Dieser den Tambour bemerkend, blieb einige Schritte neben seinen Truppen zurück, und rief: »Victorin? verwundet?« — vIa, mein Oberst, und Vormund dieses Mädchens zugleich, welches ich unter Leichen gefunden habe.« (Beschluß folgt.) A n e c V o t e. Eine ansehnliche Frau von ungefähr 50 Jahren erschien jüngst in der Unionshalle zu London, unter Beistand eines Offiziers, und brachte vor: sie wohne in der Vrirtonstraße und sei ihrer Zähne beraubt worden. Zum Glück gehorte zu dieser fürchterlichen Unthat «den keine besonders zahnbrecherische Grausamkeit. Die Klägerinn hatte eine Frau, die mit ihr im gleichen Hause wohnte, im Verdacht, den Perlenschmuck ihres Mundes entwendet zu haben. »Vor drei Tagen", sagte die Klägerinn, «hatte sie noch keinen Zahn im ganzen Kopf, und seitdem ich um meine Zähne gekommen bln, erscheint sie beim Mittagstische beide Kinnladen voller Zähne. Ich kann zwar nicht schworen, daß es meine Zähne sind,' aber wenn ich ihre Wangen so ausgesteift sehe, so bleibt mir fast kein Zweifel daran übrig. Ich nahm meine ganze Zahn« reihe vorigen Montag Nachts aus dem Munde und legte sie in ein Glas. Am folgenden Morgen ging ich zum Frühstück hinab, und als ich wieder herauf kam, waren meine Zähne weg. Die verdächtige Frau schläft mit mir in demselben Stock, und da sie an jenem Tage nicht beim Frühstück erschienen war, so schöpfte ich noch mehr Verdacht gegen sie.« Der Beamte bedauerte den Verlust der Klägerinn, sagte aber, es thue ihm noch^ mehr leid, ihr nicht helfen zu können, Gekonomische Kotij. Ein franzosischer Landwirth macht elnen Vor« schlag, aus den zur Aussaat bestimmten Kartoffeln vorher noch einen Nutzen zuziehen, der sich hören läßt. Nach seiner Meinung besteht die Keimkraft der Kartoffeln ausschließlich in der Nindensubstanz oder den sogenannten Augen der Frucht. Er schlagt da: her vor, den Saamen-Kartoffeln vorher den innerll Theil durch ein walzenartiges Instrument zu nehmen, und so den größten Theil des Nahrungsstoffes derselben für die Hausthiere zu ersparen. ----^---------- W ------------ . Epigramm von H », g c> v