Freytag den 10. August 1827. Der Dosensammlcc. (Auö dem Wanderer). ^»)er Eine sammelt Bücher, Der Andre Schilderey'n, Der Dritte sammelt Münzen, Der Vierte gar Gestein; Der Fünfte ist an Nosen Und Pelargonien reich, Ich aber sammle Dosen, Warum? Das sag' ich euch. Zwey goldne, vier von Silber, Sie wiegen wenig Loth; Die. taugen ins Versatzamt Zur boftu Icit der Noth; Dann andre zwey von Messing, Und auch broncirte zwey, Ersetzen ihre Stelle; Für'ö Volk ist's einerley. Geschmückt mit Frauenarbeit. Mir Blumenstickercy, Hab' ich gar viele Dosen, Und denke mir dabey: Die Zeiten slnd vergangen, Wo sie mich hatten lieb; Die Mädchen sind verflogen, Doch ihre Arbeit blieb. Portraits kann ich zeigen Wohl auch gar viele euch! Doch ach, die lieben Lärvchen Sch'n j«tzt sich nicht mehr gleich; Jüngst kam von diesen Schönen Mir eine in die Quer, Da zeigt' ich ihr ihr Abbild: Sie kannt' es selbst nicht mehr. Auch Dosen gibt's von Haaren, Verschlungne Namen steh'n In brennend rothen Herzen, Gar rührend anzuseh'n; Am schönsten doch ist eine, Da prangt dieDreye drauf, Von Nosen so geformet-, Die gcht anch dreymal auf. Dann hab' ich auch zwey Dosen Von ganz besondrer Art, Die spielen Musikstücke, Gar lieblich und gar zart; Doch nicht aus welschen Opern So ein Dumdideldey; Von Mozart was und Weber, - Und Walzer noch dabey. Da sind denn wieder andre, Ganz einfach, schwarz und braun; Doch ist darin verborgen So mancher Scherz zu schau'»,;- Was, w'll ich euch nicht sagen ; Denn wollt' ich — mit Respect — Ein Jeder soll's beschnüffele, So hielt ich's nicht versteckt. Ein kleines Dö'ßchen trag' ich, Geh' ich zu Frau'n im Sack; Jedoch im Trauerspiele Da brauch' ich viel Taback; Da nehm' ich eine große, Auch m der Kanzelei), Man muß da Prisen geben Und nehmen vielerley. Von einem jeden Stoffe, Won jeglicher Gestalt,' Besitz' ich Dosen, nehme Vald die und jene öald, Verandrung würzt das Leben, Gewähret Zeitvertreib, Mit Dosen darf man wechseln, Dsch nicht mit seinem Weib. Aus Gold bieth' ich dem Reichen Ein Prischen dar mit Stolz, Dem schlechten Comödianten Reich' eines ich aus Holz, Aus Eisen lass' ich schnupfen Den Mann von festem Sinn, Tonknnstlcrn aber reich' ich . Schnell dlc S p i e ld o se hin. Den Ehemännern bieth' ich Aus Horn ein Prischen an, Und aus Krystalle schnupfen Lass' ich den braven Mann; Ein gläsern Döschen nehm' ich, Komm ich in Frauennah', Und Dichtern reich' ich Taback Aus ?ll^icr » maL^e. Kann nicht zum Vesten leiden Das Recensenten pack, Und schnupfe auch mit diesem Nicht allzugern Taback; Doch gaben sie zu schnupfen So manche Prise mir, Aus Feigenholz ein Döschen Bieth' ihnen ich dafür. I. F. Castclli. I l l y r i e n in n aturhistorischer Rücksicht. (Grcm'swnen durch Istrien.) (Fortsetzung.) Hr. Parisini hatte einstweilen alles, was ;ur Erleichterung unserer Ercurston auf dem Muni^HI^-gior« dienen konnte/ auf eine zuvorkommende Ari oor« bereitet; wir fuhren noch an demselben Nachmittage nach Buglino, daS in eln«m sehr tiefen Thal am Fuße des Berges, den wir besteigen wollten, liegr. Der Weg dahin führt über ziemlich steiles Gebirg, das aus bloßem verharrn«» Mergel und Schieferthon besteht. Von der höchsten Kuppe zunächst einer alten Burg über« sieht man die ganze Gegend, die dem Mantn IVsal;-ßiure vorliegt, den See vonZepich, mehrere aufein« zelnen Hügeln liegende Dörfer mic ihren Kirchen, ein hübsches Schloß, dem Fürsten Wilhelm Auers« berg gehörig, das tiefe Th^>l von Buglmo mit seinem reichen Wein-und Feldbau, im Hintergrund« das Karst - Gebirg, dessen höchster Nucken der M«lit« Na^ßiore bilder. Dieser ist gleichsam, wie Ofsa und Pel,on, ein Werk der Titanen, aus zwey über einander gesetzten Kuppen gebildet. Die untere weit breitere bogenförmig in baS Thal h^rablaufende weiße Kalkwand ist kärglich mit wenigem Grase bewachsen. Auf der Böschung ist eine Hochebene mit drey Dörfern, die einen beschränkten mühs^m?n Feldbau treiben; die zweyte Kuppe ist auf diese Hochebene aufgesetzt, viel schmaler, in fünf Einschnitte gecheilt, mit Buchenwald - gekrönt, ans welchem grüne Wiesenmatten hervorra- gen, die uns für den morgigen Tag Ausbeltte verspräche,:. Mk dem letzten Strahl der untergebunden Son< ne träte» wir in das Thal und fände» jenseits eines mit Geschiebe,, und Gerolle ausgefüllte» / nun trocke. nen Torrente, in einem Waldchen aus Eichen und Buchen, ein gar anmuihiges für uns zubereitetes ei», faches Landhaus, das dem Postmeister von Buglino, Hrn. Batcoglia gehörte, Wir wurden freundlich aufgenommen, und der ehemahlige Pfarrer von Bu-glino, dermahlen inArtignano, derben SluiNe ?,Ia^ ^il'!-,« öfters bestiegen hat u„d die Standorte der offi-cinellen Pflanze» genau kannte, und gar manches i'!iu5 äoine^ica) und große» Felsen, blocken eingelagert ist, und fuhren von hier mit 6 Ochsen die Straße »ach Fiimie herauf, die Kaiser Joseph der Zweyte über dieses unwn'ihkare Gebirg erbauen ließ. Unserm Legenden und Sage» bewandert? Pfarrer lci« tete den Namen Wran^ von einer Königinn dieses Namens a l', die hier im Exil ungefähr hundert Klaf> ter böher als dieses Dorf, wo noch Spuren von Mauern gesehen werden, ihre Untreue gebüßt haben soll; uns wollte es scheinen, als wäre das Dorf selbst einst in jener höheren Gegend gestanden, wegen der strengeren Kalte und den vielen Wasseirissen, die sich dort gebildet haben / verlassen, und in das tiefere Thal her» abgesetzt worden. Den Namen VVl-anja leiteten wir von dem slavischen Brana (Stadthor) ab, da diese Gegend eigentlich der einzige Thorweg ist, wo man diesen schroffe,, Berg überstsigen kann, auch oo» jeher ein Saum weg hier durch nach Fiume führte. Die Veränderung des L in ^ ist gemein in mehreren Sprachen, und das ^ möchten wohl die Venetianer, denen selbst die italienischen Worte zu hart scheinen, eingeschaltet haben, so wie sie in andern die Consonan' ten weglassen: ähnliche Einschaltungen werden wir Gelegenheit haben, noch ferner nachzuipeisen. Unter solchen Gesprächen gelangten wir zu einem gemauerten Brunnen, eine Seltenheit in diesen wasserarmen Ge- birgen , wo wir unseren Vagen verließen «nd die eigentlich« Bergreise der zweyten Kuppe antraten. Un» fern der Quelle war eine Wiese, auf welcher uns der Pfarrer den gelben Entian ((^«nNana Imea) , Im-pei-lUor-ia O^l-uliiium, und die Feuerlilic (I^iliüin buldifel'lnn) zeigte. Ein starker Wind zwang uns den felsigtcn Abhang/ der mehr Ausdeute versprach, zu verlassen, um im Schutz des Buchenwaldes die fünf Einschnitte des langen Bergrückens zu übersteigen, auf welchem wir bloß gemeine und wenige suka^ini Pflan, zen fa»l>en. Auf dem höchsten Joch erschien, endlich. Mir zum erstenmahl ^xil>n5;H re^vnäa Mill<.?., die wir sonderbar genug viel früher von dem entfernten Caucasus erhielten, als aus diesem uns näher gelege« lien Gebirge. Dieß möchte wohl ihr erster, vielleicht einziger Standpunct diesseits der Alpen seyn 5 sie ist in Italien bloß in Calabrien bekanm, wendet sich rot» dort nach Creta, woher sie Hr. Sieber mitbrachte, und endet am Caucasus, wo sie Adams zuerst ent' deckte. Von 3. i-uwncilsolia ist sie durch die mehr ausgeschweiften, als geahnten WurzMtter, die wei« ße Behaarung, und eine ärmere Blüthenrispe leicht zu unterscheiden. Sie kommlmit jener nirgends zugleich vor, immer unter einen wärmeren Himmelsstrich, wenngleich auf kühleren Höhen; sie ist demnach der Repräsentant der Z^xisi-Ä^a roUniäitolia wärmerer Gegenden, aufziemlich gleicher Höhe. Bey demHer-ausireten aus dem Walde auf eine kleine Wiesenmatie stießen wir auf ein gar niedliches Zwergröschen, mit kleinen eyformigen Blättchen, und hochrothen Blumen der Ii.u5a ^impiii^UjsoIia mit ähnlicher Blüthe der Garten ähnlich Auf dem kahlenScheicel der höchstenKup-pe «achst d?r Pyramide ^) war der Wind so stark, daß wir uns niederlegen mußten, um die henliche Aussicht in den Hafen von Fiume zu unseren Füßen, über das Meer und die Inseln, durch welche der Wasserspiegel getheilt wird, längs dem Gebirge des Corso, über welchen noch Spitzen fernerer und höherer Alpen hervorragen, zu genießen. t^Ioborica coräilolia, und *) Die Höhe des ^Ia«>c N.^iore wird von Hrn. Schmiedl uach Vüromcter-Messung 4291 Par. F. nach trigonometrischer Messung vvn Hrn. Obristen Baron von Weiden 44^o W. F, angegeben. 3axili'2AH ^2oon, nebst einigen verblühten Graser,, überziehen die ganze Klippe; wir stiegen unter dem Winde herab auf das erste Plateau zu einem Dorfe das die Italiener ?i!al1, die Illyrier Zrum^lnak/ nennen. Ein klarer Bach strömt hier ausdem Kalkfelsen, der Versteinerungen (Numalithen) enthalt, und dessen einstmahlige größere Spalten mit einer Nagelfiuh von scharfkantigen K^Iktrümmern ausgefüllt sind. Dieses Wasser treibt mehrere Walkmühlen/ auf welchen die Illyrischen Tücher aus häuslichem Gespinnste einheimi« scher grober Wolle zubereitet werden. Bey einem Bau« ern daselbst erwartete uns ein willkommenes Gabel? frühstück, bey welchem eine gute Brine und ein diesem Gebirge eigenthümliches Gericht ?rüäIi^X0 (Spinnrocken) genannt, aufgesetzt wurde. Es wird nähmlich ein dünnes Reis am Ende in vier Theile gespalten, die vier Theile auseinander gebogen, mit frischem ungesalzenem Käse bestrichen, über Kohlenfeuer geschwind herumgedreht und geschmorrt, bis sich eine braune Kruste bildet, und so sammt dem Neis aufgetragen; ganz warm schmeckt es sehr gut, mächt« aber wohl nur bey starker Bewegung leicht zu verdauen seyn ! Wir gingen nun längs der Hochebene zwischen Wiesen, wo wir abermahls eine Rose mit ähnlichen Blättern antrafen, welche einen länglich «eyrunden, mit Drüsen besetzten Fruchtknoten, und glatte roth« Früchte trug, die bey jener auf der Hohe kugelich und braun waren; der freundlich! Pfarrer versprach uns von beyden die reifen Früchte nachzusenden. klÄntago mariüma war gemein auf diesen Wiesen, und unser Begleiter zeigte uns die /^ng«1ica ^rclwNZeilca mit gründlicher Blüthe, die hier ganz besonders aromatisch ist. Von den beyden hier einheimischen Vipern (Vipcra 2U5tl>acÄ oriztHta,) hatte sich/ wahrscheinlich wegen des starken Windes, keine gezeigt. Bey dem Dorfe Veriäili gelangten wir zu unserm Wagen, der uns mit Pferden in das Landhaus zurückbrachte, von welchem wir ausgefahren waren. Hier brachten wir un« sere Pflanzen in Ordnung, empfahlen uns dem gast. freundlichem Wirth und dem äußerst gefalligen Pfarrer zu gutem Andenken, ließen uns durch vier Ochsen wie- der den Berg herauf zu der alten Burg ziehen , spann, ten dort Unsere vorausgeschickten Pferde vor, und ka, men bey dem klarsten Mondscheine südlicher Regionen nach Mitterburg wieder zurück. Tagsbegebe n heit. (Zur Waruung mitgetheil t,) Der Herausgeber der hannoverischen gemeinnützi« gen Blätter/ Hr. Schläger, er;ählr im Aprilheft 1627, Suick 2, folgendes neue Beyspiel als Warnung daß man sich mit Beerdigungen nicht über« eilen soll. Zu Samt, Genie« Laval, in der Nnhe von Lyon in Frankreich/ versah sich eine Frau leden Augenblick ihrer Niederkunft. Der geschickte Arzt/ Dr. M o n» tain, wurde aus Lyon zu ihrem Beystande herbey« geholt, allein bey seiner Ankunft sagte man ihm/ daß sie bereits gestorben und begraben sey. Hierüber erschrocken läßt er den Körper unverzüglich ausgraben, und findet ihn „och warm. Aller Anstrengung ungeachtet gelingt eS ihm nicht, die Frau ins Leben zurückzubrin. gen. Er versucht es darauf, daZ Kind zu retten. Die, s«r Versuch glückt; das Kind wird gerettet und lebt. M i s c e l l e n. Ein amerikanischer Capitan, Thomas Brownel, hat eine Pumpe erfunden, die 32Ümal ineinerMinu» te ansaugt und jedesmahl eine Gallon Wassers pumpt, und dabey durch den Wind getrieben wird. Sie ist so klein , daß man sie mit der Hand leitet; «in Mann pumpt damit s„ viel, als acht Menschen mit einer gewöhnlichen Pumpe. Kürzlich verirrte sich auf einem Jahrmärkte in der Nähe von London ein Beutelschneider in die Tasche emes Polizeybeamten, worin ein Paar Handfesseln eitt. halten waren. Der Polizeybeamte ertavpte den Kerl auf der That, und llgle ihm sofort die Handfessel an. ^7°^^^^^ch^^»ckt >., 2«,>««A>°,° E»«,.v°,.«l.>,.«'».)..