Prei» str Moriurg. Ein Monat 40 tr. Vierteljährig 1 fi. SV „ Halbjährig 2 „ 40 „ Ganzjährig 4 „ 80 „ Mit Poftvtrsnidilug. Ein Monat . 50 kr. Vierteljährig 1 „ ü0 „ Halbjährig . 3 „ — „ ^ig. 6 „ „ Einzelne Nummern 6 kr. Horresponöent ^ SS. Zistrtionzgtdbhr- Die viermal gespal-tene Druckzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 5, bei zweimaliger mit 8, bei dreimaliger mit 10 Kreuzern berechnet. Erscheint jeden Sonntag und Donnerstag in je Einem halben Bogen (die Beilagen ungerechnet). Don«erStag den t?. Juki. R8«S Der Grazer Turnverein. v.- Als der Grazer Turnverein am 15. Juni d. I. in s Leben trat, an welchem Tage in der Hauptversammlung die ersten Beschlüsse gefaßt und die Walil des Turnratlics vorgenommen wurde, besaß derselbe weder ein geeignetes Locale, noch Geräthe, noch - Geld; und nun üben sich ftit 7. Juli an jedem zweiten Abende theilweise in der schattigen Lindenallee, theilweise im großen Saale der Villa Schosserer schon über 100 Turner durch 2 Stunden, einige der nothwendigsten Geräthe stehen schon am Platze und die übrigen werden täglich erwartet. Der Verein zählt an 200 unterstützende und nahezu 300 turnende Mitglieder, von denen freilich eine große Zahl, die Studirenden nämlich, erst nach Ablauf der Ferien an den Uebungen theilnehmen werden und bei der allgemeinen Theilnahme, die besonders jetzt für den Berein rsge wird, indem man sieht, daß aus musterhafte Ordnung »vährend der Uebungen, auf streng systematische Aufeinanderfolge derselben uud besonders auf die ungemein zweckdienlichen sogenannten Freiübungen das größte Gewicht gelegt wird, läßt stch erwarten, daß derselbe bald ganz auf eigenen Füssen stehen werde, daß ihm der Besitz eines geeigneten Platzes und der sich schon jetzt als dringende Nothwen^keit herausstellende Bau einer Turnhalle zur Möglichkeit werden wird. Diese Nothwendigkeit liegt wohl Jedem, der für die Anforderungen un- serer Zeit ein Berständniß hat, klar vor Augen. Daß sie schon vielseitig anerkannt wird, beweisen nicht nur die Zahl der Turnvereine, die in Deutschland 900 bereits übersteigt und deren jeder beinahe seine eigene Turnhalle besitzt, son« dern auch viele Stavtgcmeinden in Oesterreich, welche der Turnsache jede mögliche Unterstützung gewähren, wobei das Turnen noch nicht öffentlich als wesentlicher Theil der Bolkserziehung ange-sel)en wird. Einen glänzenden Beweis dafür lie-fert die Stadtgemeinde Wien, welche erst vor Kurzem beschloß, auf ilire Kosten sechs Turnt)allen aufführen zu lassen. Wir hoffen uns in der Erwartung nicht zu täuschen, daß auch Graz bald diesem rül)mlichen Beispiele nachfolgen werde, obwohl wir die großen Schlvierigkeiten und Kosten, welche mit einem solchem Baue verbunden sind, nicht verkennen; aber wir sind auch der Meinung, daß Graz, als die Hauptstadt des Landes, eine Turnhalle besitzen müsse, deren Größe und ziveck-mäßige Einrichtllng der Anzahl und Intelligenz seiner Bewohner entspricht und die nicht durch Beschränktheit des Raumes der Ausbreitung des Turnwesens Hindernisse entgegenstellt, denn nach unserer Ansicht soll sie nicht nur die große Anzahl Jener in sich aufnehmen könilen, welche durch geordnete Körperübungen den Verlust an Kraft, der ihnen im Bureau, im' Berkaufsge-wölbe oder in der Werkstätte wurde, wieder ersetzen wollen, sondern auch eine Schule, in der die ganze Jugend der Stadt zu tüchtigen Män- nern herangebildet wird, die im Falle der Noth lvährend bewegter Zeiten als nicht gering zu achtende Wehrkraft dem Staate dienen können, der wie alle übrigen civilisirten Staaten nur schon zu lange an der Last eines unverhältniß-mäßig großen stehenden Heeres dahinsiecht und endlich eine Schule für Jene, die sich der Sache ganz weihen und als Turnlehrer künftig für gleiche Zwecke im ganzen Lande wirken lvollen. Gleichzeitig mit dem Beginn des Turnens veröffentlichte der hiesige Turnrath ein Programm, in welchem er jene Grundsätze entwickelte, nach welchen er sein Verhalten dem Bereine sowohl, als auch dem übrigen Publicum gegenüber bestimmte. Wir können uns mit diesen Grund-sätzen ganz einverstanden erklären, besonders damit, daß sich der Turnrath nur als ausübendes Organ des Gesammtwillens des Vereines betrachtet, denn nur zu häufig schen wir, daß der Keim 'des Verderbens für einen Verein in seinem mit absoluter Macht betrauten Ausschuße liegt, der die Wichtigkeit der öffentlichen Meinung verken-nend, oft sogar dieselbe scheuend, statt die Ent' Wicklung eines Vereines zu fördern, derselben nur Hindernisse in den Weg legt. Oft fehlt es bei solchen Vereinsvorständen nicht an gntem Willen und der größten Ehrlichkeit, aber wohl an Mutl), althergebrachten Ansichten abzuschwören. Wir finden dieses Beispiel an zwei Vereinen unseres Landes, am Jndustriev ereine solvoh! als am landwirthschaftlichen; beide haben eine große Heitere Skizzen aus der Bureauwelt. IV. Die Vergleich»-Co mmi ssion. 1'. X. — In der Gemeinde Krarenhansen herrscht seit zwanzig Jahren ewiger Hader und Zwist zwischen den Bauern und Kleinl)äuslern. Die Bauern behaupten, der ganze Gemeindegrund sei ausschließlich ihr Eigenthum von uralten Zeiten her; die Keuschler wieder sind so kühn, das Ding stark zu bezweifeln. Diese Zweifel und Befehdungen haben schon den Patrimonialbehörden seit den Vierziger Jahren „schätzbares Material" in Hülle und Wlle geliefert. Die Eingaben der streitenden Parteien und die in Gemäßheit derselben aufgenommenen Protokolle bilden bereits einen förmlichen Faseikel und können nach Pfunden abgewogen werden. Mehrere Referenten über diesen Gegenstand schlummern schon im kühlen Grabe und ob der Faseikel einem der Letzteren, die sich durch den ungeheuren Aetenwust „hindurchbeißen" mußten, nicht etwa die eigentliche Todesursache gelvesen, darüber schweigt die Ge-schichte, d. h. die Registratur. Zwar ist der Lethestrom schon über unzählige Eingabenstempel, legale Schriftverfassungs- und illegale Winkel-scyreibertazen hinweggerauscht und der gegenseitige Aerger in der Gemeinde hat das Hinabstürzen mancher Halben Wein auf dem Gewissen. Auch etliche CommissionSgebühren sind schon (vulgo) '„geschlvitzt" worden. Dennoch ist der Streit bis zur Stunde noch im Verhältnisse wohlfeil geblie-^ben; obwol)l hart an die Grenze streifend, wo die Schrecken der Gerichtsordnung beginnen, neben der Blutfahne des Erpensars das wseiate spvrltnx«. der Eontumaeirnng dränt und die j Tagsatzungs-Leichenhügel lvenit^'r mit Denkmälern, ^ als mit finanzbndgetividrigen Denkzetteln von den Herren Todtengräbern utliu8lin6 .juri« geschmückt ! werden, obwohl nahe den bodenlosen Gewässern ^der Einreden, Repliken und Dupliken und von ^allerlei irdischen Justiz Paragraph-Gelüsten angewandelt, hat sich der Confliet noch außer der ! „rechtsfreundlichen" Schußiveite erhalten und eben heute soll der letzte Versuch gemacht werden, ob !die Geldbeutel der kämpfenden Parteien vor ^kräftigeren Entleerungen im Proeeßwege bewahrt lverden können, oder nicht. j Der delegirte Bezirksbeamte, welcher schon ^seit acht Tagen den babylonischen Aetenthurm ^über die Krarenhausener Gemeindegründe studirt ^und von nichts als Katasterbögetl, Aeckern, Wiensen, Hutlveiden, Hochwald und nneultivirter Area j geträumt hatte, ist mit seinen Erhibiten Schätzen glücklich in der Gri'mzeigerbucht gelandet, wo die^ Seeschlacht beim Weinkruge beginnen soll, denn daß bei einem solchen voraussichtlich langwierigen! Maffenkampfe erbitterter Parteien Rebenblnt fließt, ^ ist absolut unvermeidlich, ebenso verbreiten sich Wolken von Pulverrauch aus - mit der gröbsten I Sorte geladenen Pfeifenmörsern. Abgesehen da-von, daß die Gaststube überl)aupt für^ den ofsiei-ösen Etikettezwang des Anstands-Durstes und der ^ ehrfnrchtsvollen Tabakenthaltsamkeit nicht so wie die Amtsstube geschaffen ist, darf der Eommissär dann am wenigsten steife und intolerante Respeets-«Prätensionen erheben, wenn er nicht in: Namen des Gesetzes dietatorisch. sondern lediglich als Rathgeber und Vermittler zu sungiren hat, denn eine gewisse animirte Stimmung, wie sie beispiels-^lveise der 1661ger Rebensaft sehr leicht erzeugt, leistet der Neigung zum Ausgleiche oft mehr Borschub, als der nüchternste Caleul und die 'prophetischen Schreckbilder des drohenden Proees-ses, vulgo „Rechtsweges." Hier gilt es weniger, den Hauptschreiern oder sonst Störrigen durch kategorischen Ernst und trockene Amtsmienen oder gar durch Barsch-lieit imponiren zu wollen, oder ln behäbiger Passivität die Entlvicklung der Bataille zu betrachten, die erhitzten Parteien ein paar Stunden Planlos durcheinander schreien zu lassen und dann das voraussichtliche Resultat: Null zu registriren. Hier gilt es vielmehr, den Faden der Verhandlung stets in der Hand und die tviderstrebenden Parteien am Zügel zu halten, ohne daß sie es mer-ken und den geringsten Zwang verspüren und da kann nicht der Ernst, sondern der heitere Scherz Wunder wirken. Ein einziges glückliches Impromptu bändigt durch die Macht der heiteren Zahl von Mitgliedern, darunter tüchtige Kräfte, aber ihr Wirken kann nicht eigentlich ein voltö' thümliches genannt werden; es beschränkt sich zu viel auf das Kanzleiwesen und gewahrt der Oef' fentlichkeit nicht mehr als den Genuß zweier wenig gelesener Blätter und einer jährlichen Pte-narversammlung mit Paradereden und darauf-folgenden Zweckessen nebst obli^ten, mehr oder minder gelungenen Toasten. Wir können dem Turnrathe daher nur Glück wünschen, wenn er diesen Pnnct seines ProgrammeS einhält, so oft als möglich Hauptversammlungen zu veranlassen, trotz der Schwierig^itett ihrer Einberufung, fer-ners wenn er, wie angedeutet, stets auf die nicht allein dem Körper nützende, sondern auch die sittigende Wirkung des Turnunterrichtes Bedacht nimmt, wenn weiters sein Streben dahin zielen wird, ncbst tiichtigen Turnern auch eine dem Ge-meindewtsen so nützliche freiwillige Feuerwehr zu erzielen und endlich, wenn er im Bürger-stände, in dem doch die ganze Kraft und die ganze Bedeutung eines Rechtsstaates liegt - und ein solcher soll Oesterreich doch werden, - seinen steten Anhaltspunet sucht. Das Programm des Turnrathes sagt nns serner, das derselbe Subventionen abhold ist; - wir glauben dieses dahin verstehen zn müssen, daß unter diesen Subventi-onen jene Beiträge gemeint sind, welche ohne Liebe fiir die Sache oft blos aus Eitelkeit beinahe jedem Vereine von Seite Solcher zufließen, die sich gerne Gönner nennen hören und noch lieber eine gewisse Proteetorsmiene zeigen - und daß diese unsere Ansicht die richtige ist, zeigt der Schlußsatz, der sich an Jene wendet, welche die Aufgaben eines Turnvereines begreifen und dieselben daher auch gewiß mit ganzer Kraft unter-stützen werden. Wie wir hören, beabsichtigt der Berein die Eröffnung des Turnens in kürzester Zeit auch durch ein Fest für alle seine Wkitglieder zu feiern und der hiesige Männergesangsverein soll seine Mitwirkung auch schon zugesichert haben; wir hoffen, daß dieses Fest seiner Bedeutung ent- Laune die zornigsten Gemüther schnell und leichter als jede Aussicht auf Amtsdiener, Gensd'ar-merie, Handschellen, Arrest oder Prügel für grob-liche Ausschreitungen. Dem Beamten, der die Krazenhausener zur Raison bringen soll, hat die Natur, wie lv« annehmen wollen, neben einer unerschütterlichen Geduld und zäher Ausdauer eine gewisse humoristische Laune verliehen. Das Aviso, welches er gleich nach seiner Ankunft von den Führern bei^ der Parteien empfängt, nämlich daß es „schad' ums Pulver" und kein Gedanke an Ausgleich vorhanden sei, schreckt ihn ganz und gar nicht von der ruhigen Entwicklung seiner Operationen ab. Er lächelt über die Entschiedenheit der Prophezeiung und denkt sich im Stillen: „Nur Geduld, Ihr Dickköpfe und Schmollhänschen; Ihr kommt mir schon noch in mein Kraut!" Nachdem das jü^ste Aetenstück entfaltet worden ist, trägt der Bergleichseommifsär unter allgemeiner Stille eine kurze Erörterung des Streitgegenstandes vor und fragt dann die Spre-cher, was jeder Theil beaehre. Die Antwort besteht darin, daß die KeusHler ein Drittel der bisher als Eigenthum der Bauern in Anspruch genommenen Gründe verlangen, was die Bauern zuerst rundweg verweigern. „Scha' g'siahst scha', siest (sonst) mechts niz ? Oes war'ts ja eh' wöhlsli (wohlfeil)!" - Also fra-aen die Bauern höhnisch ihre Gegner, die ihrerseits erbittert antworten: „No, wer'n mer's scho' g'ftha, laß'n mers drauf ankemma, klag'n mer halt i)oktermaßi, (doktormäßig, d. h. beim Advo-katen) often wird'S glei anderschter geh'n!" -„Sakradi eini!" brummt ei». alter Keuschler. „glaubts Oes denn, Uenseroaner is aar nix in der Gmoan? Moant's Oes eppa, mir Kloanhäus- sprechend ausfallen werde, daß sich Sänger und Turner, die doch überall Hand in Hand gehen, nur inniaer verbrüdern werden und glauben im voraus e,nen günstigen Bericht darüber versprechen zu können. Laibach -pp- 15. Juli. Die Tage der Jubelfeier des dreihundertjährigen Bestandes unserer Rohr-schützengesellschaft sind noch nicht vorüber und schon komme ich mit einem Festbericht. Wollte ich den Totaleindruck des Jubelfestes abwarten, so würde er schon veraltet sein und Ihre Leser würden mit Recht den Bericht beiseite legen, ohne il)N zu lesen. Darum frisch, so lange die durch das Fest angeregten Gedanken noch nicht von nüchternen Reflexionen dnrchbrochen werden. - Die Feier begann vorigen Sonntl^ 10 Uhr unter den Aussichten auf einen Regen. Später jedoch theilten sich die Wolken und es ward das schönste Wetter. Im freien Schußraume des Schützenhauses, der mit Wappenschildern, Kränzen, Guirlanden, Fahnen zc. geschmückt war, erhob sich ein Zelt und in diesem der Altar, vor welchem die kirchliche Feier statt-fand. Der Raum war mit Gästen gefüllt, unter denen die Vertreter der Behörden und Corpora-tionen, der Bürgermeister mit Magistrats- und Gemeinderathsmitgliedern, das gaW Offiziers-eorps Zt. bemerklich waren. Als Se. Excellenz der Herr AML. Baron Marviöiö erschien, into-nirte die Musikkapelle des Regimentes Hohenlohe die Volkshymne, die Kanonen krachten und die Feier begann. Zuerst hielt der Geistliche, der Di-reetor der hiesigen Deutsch-Ordens-Eommende, eine Rede bezüglich der Bedeutung der Feier, worauf die Schützenmesse celebrirt wurde und hierauf die Weihe des prachtvoll in Gold und Seide gestick-ten neuen Schützenbanners erfolgte. Das Banner ist ein Meisterstück der Goldstickerei, in Wien bei Buchmaier angeferti^ und kostet 550 fl. Nachdem die Weihe des Banners geschehen, ward selbes den Schützen übergeben, wobei der Ober- ler ham gar ka Recht? Mir müaß'n so guat Steuern zahlen, wiar Oes und often föllt'n mer koan' Gmoangrund net ham, was war' den na-cher dös?" Noch mehrere derlei Reden fallen; die Gemüther beginnen ausaeregt zu werden. Jetzt hält es der Eommissär für angezeigt, die Wogen zu dämpfen und da die Parteien selbst gar keinen Weg der Verständigung andeuten, die Initiative zu ergreifen. Erstlich schildert er den Streittheilen mit lebliafter Wärme sowohl die wohlthätigen Folgen eines Vergleiches, als auch die Unannehm-lichkeiten, welche eine fortgesetzte Opposition im Schöße der Gemeinde zur Folge haben müßte und sieht mit Vergnügen das zustimmende Nicken Vieler, die nach geendeter Ermahnung laut sich äußern: „Wahr is's, an' Ausgleich war' eh' 's Schönste, dös ewige Streiten hoaßt nix!" „Na also Leut'ln, so gebts halt von beiden Seiten etwas nach, dann ist der Vergleich bald fertig. Wie wärs, wenn die Bauern ein Viertel der Gründe den Keuschlern einräumen wollten?"-„A Viertel? Ah, dös thats net; dös war' wohl z' viel!" sagen jetzt dieselben Bauern, die gerade zuvor den Ausgleich so schön gefunden haben. „A Viertel? Ah, dös thats net; dös war' wohl z' Weng!" erwiedern dieselben Keuschler, welche kurz zuvor, einsahen daß das ewige Streiten nichts heiße. „Mir kemman net z famm'. 's iS fchad, wann'S Jhna a' Müah' geb'n; geh'n mer lieber hoam und thoan mer uns wo anderfcht befrag'n!" meinen jetzt beide Theile und einige schicken sich zum Gehen an. - „Halt, dageblieben! DaS geht nicht so geschwind, als bei der Aepfelfrau!" AlleS lacht über daS harmlose uralte BoltSsprüchlein und die Aufregung ist momentan gedämpft. „Gut schützenmeister Dr. Ritter v. Stockt eine schwungvolle Anrede hielt, die mit den Worten schloß: „Laßt das Banner das Zeichen sein, daß wir einig find, denn Einigkeit ist, waS unS in jetziger Zeit noththut." Nun ward das Schreiben mit-ßetheilt, das von der Generaladjutantur Sr. Ma-^estät an den Oberschützenmeister eingetroffen war. Es lautet: „Euer Wo^eborenl - Se. Majestät der Kaiser, mit AllergNNvWem Beifalle das patriotische Gefühl anerkennend, mit welchem die Mitglieder deS derzeit uuter dem Protectorate Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Ernst stehenden k. k. privilegirten Schießstandes zu Laibach daS Gedächtniß seines dreihundertjährigen ehrenvollen Bestehens durch ein Jubelfestschießen zu bezeichnen beschlossen, finden sich hnldvollst bewogen. Allerhöchst seine Porträtbüste aus Bronee für das Schützenhaus zum bleibenden Anden-ken zn bestimmen. Die Büste, vom Bildhauer von Fernkorn nach dessen letzter Originalauf-nalime bereits in Arbeit genommen, werde ich nach ihrer Vollendung dem Vereine unverzüglich zusenden, indessen Ener Wohlgeboren es übernehmen wollen, am Tage des Jubelfestes die Mitglieder von diesem Acte kaiserlicher Gunstbe-zengung vorläufig in Kenntniß zu setzen. - Wien, am 5. Juli 1862. - Graf Creneville, k. t. FML. und I. Generaladjutant." — Daß dieser Mittheilung der unbeschreibliche Jubel und ein drei-faches Hoch auf den giltigen Monarchen, der die Gesellschaft so auszeichnete, folgte, können sich die Leser denken. Mit der Vorlesung dieses Schrei-bens schloß die Eröffnungsfeier des Jubiläums. Das Publicum, welches sichtlich ergriffen war durch den feierlichen Act, ging in die Stadt zurück, die Schützen jedoch blieben und versammelten sich später zum Diner in dem Saale. Bei diesem Schützenbanket ging es nun änßerst lebhaft und heiter zu, ^hlreiche Toaste wurden ausgebracht, auf Se. Majestät den Kaiser, auf den hohen Proteetor Herrn Erzherzog Ernst, ans den Ober-schützenmeister, auf die eingeladenen Schützenve-reine und auf die Schützenbrüder in Frank- also, lvenn's nach Dritteln und Vierteln nicht geht, vielleicht gehts nach Parzellen." Atappe und Ka-tastralanszugSbogen werden aufgelegt und der Commissär beginnt aus Letzterem abzulesen: „Par-zelle Nr. 211, Hutweide mit 4 Joch 1285 Quad. Klft. - wie stehts, wollen die Bauern selbe ab-treten?" Jetzt guckt Alles in die Mappe. „Zwoahun-dert eilst? Ah dös is neben der Schmiedwiesen außer's Kreuz - was moanst Hansl, geb'n merS her, daß dö sakrische Keierei amal an' End' hat? Ob mer's ham, oder net, weg'n dem wird's net glahlt gehn!" Der Sprecher erfährt zwar sogleich Widerspruch, aber der Commissär hat ihn unver-wandt betrachtet und ist überzeugt, daß dieser Bauer beim Versöhnungswerke noch sehr nützliche Dienste leisten wird. Die Bauern verweigern, die fragliche Parzelle abzutreten und die Keuschler erklären, daß sie damit ohnehin nicht zufrieden wären. Man wird gestehen müssen, daß unter solchen Verhält-nissen keine besonders tröstliche Aussichten für den VergleichSstifter vorhanden sind, welcher gleichwohl den Muth nicht sinken, sondern sich eine Flasche Wein konlmen läßt, um sich für den weiteren Erörterunaskampf mit beiden Parteien zu stärke» und im Stillen auf endliches Gelingen zu toasten. Denn ihm fchwebt, abgesehen von der ämtliche» Weisung, in Wahrheit der lebhafte Wunsch vor Augen, der durch die Welfen- und Ghibellinen-wirthfchaft mit sich selbst zerfallenen Gemeinde Kraxenhaufen den idyllischen Frieden wieder zu geben, den sie vor 20 Jahren genossen. Die wei-tere Schilderung, wie ihm dieß Borhaben glilcklich gelungen, verbunden mit einer humoristische» Classification und Charakteristik deS steirische» Landvolkes im Allgemeinen, wie eS sich in der furt, welch' letzterer Toast telegraphisch nach Frankfurt gesendet wurde. Vertreter sind bei dem Jubelfeste, einmal alle Schießstände Krains ^gg, Littaj, Neumarktl, Neustadl zc.) dann Graz, Mar-bürg, Cilli (der SchüKenmeister Hastainski von dort hatte bis zum Abend des 2. Tages den besten Schuß gethan) Bruck a. d. M., Klagenfurt, Feld-kirchen, Görz, Trieft :c. Nach dem Banket begann das Schießen, das auch gestern fortgesetzt wurde, immer sehr animirt war und heute Nachmittag um 5 Uhr seinen Abschluß findet, worauf dann die Vertheilung der Beste vorgenommen wird. Als Schlußstein des in allen seinen Einzeln-heiten wirklich schönen Jubelfestes soll Morgen Mittwoch eine großartige gesellige Unterhaltung folgen, zu welchem alle Gesellschaftskreise einaela-den wurden. Es wird nämlich im freien Schieß-räume Harmoniemufik mit obligatem Bier, Wein, kalter Küche zc. sein, während zugleich im Saale der Schießstätte BaUmusik ist und die junge Welt sich der Lust des Tanzes hingibt. Ob letzteres, der Tanz nämlich, »virklich eine Lust sein wird steht indeß aus dem Grunde zu bezweifeln, weil wir seit Sonntag eine Hitze von mehr als 24 Grad haben. Es dürfte der Ballsaal genau jene Lust bieten, die man in der Franziskanergasse in jenem Hause findet, wo angeschrieben steht: Hier sind Dampf- zc. Bäder zu finden. Indeß, die Menschheit hat schon oft gezeigt, daß sie in der Begeisterung wirklich der Aufopferung fähig ist und so ist auch anzunehmen, daß es Schwitzmu-thige genug gibt, die den Kampf mit einer afri-kaittsch gesteigerte?! Temperatur aufnehmen. ->40»»— -A- Graz, 11. Juli. Durch eine Notiz der Tagespost erfahren wir, daß die Statuten des hiesigen naturwissenschaftlichen Vereines bereits die allerhöchste Genehmigung erlangt haben; dieselbe Notiz bezeichnet aber auch noch nebst Freih. v. gürstenwärther drei Professoren als Gründer des Vereins. Dies wäre dahin zu berichtigen, daß der eigentliche Gründer Hr. Dorfmeister ist, auf dessen Amtsstube zeigt, sei einem nächsten Artikel vor-behalten. Briefe aus Peusionopolis. VI. (k'XkL) Die ziemlich lange Pause in meiner Eorrespondenz konnte die berechtigte Vermuthung erregen, ich sei der Geschichte der Grazer Häuser, Hausherrn und Hausmeister überdrüßig, ober in-zwischetl selbst - Hausherr geworden. Ich ersuche, letzteren Verdacht für immer bei Seite zu laffen -und statt jeder weiteren Entschuldigung die Fort-der Pensionopolitana entgegenzunehmen, och halt! wo blieben wir denn Nr. V stehen? Ach, ich Habs - bei dem „wilden Woh-nungsagenten" nnd mir - dem Opfer seiner Jcigd auf quartiersuchende Menschen. Wie sehr erbaut ich von der „unter der Hand" proeurirten Behausung war, hätte auch ein etwas schwächerer Physiognomiker als Lavater - in meinem Mienen-spiele sehr leicht herausgefunden. Noch ein paar solcher Wohnungsantrage - schwur ich in stiller Wuth - und ich werde Lazzaroni - Eckensteher -Diogenes, was Ihr wollt - nur keine Grajer Miethpartei! Ich hatte meine Entdeckungsreisen herzlich satt bekommen - und da ich eine etwas lebhafte Phantasie besitze - so verwandelten sich alle Häuser in meiner Seele zu Ruinen, die Hausherrn zu Molchen, sämmtliche Hausmeister ju gistgeschwollenen Unken und zu Erdflöhen und Wanzen das heillose Gezücht der WohnungS-Kenten, über die das Gericht deS Himmels als »olkenbruch von Zacherlpulver herabregnm müsse. Die Ruinen von Pensionopolis! Ich denke mir eine Schaar landläufiger Archäologen selbe emst durchwandern und allerlei gelehrte Betrachtungen an und Hypothesen aufstellen. Aufforderung sich 8 Herren zu einer Besprechung vereinten, unter denen sich wohl obbezeichneter Hr. Baron Fürstenwärther, auch 2 Lehrer für Volksschulen, aber kein einziger Professor einer höheren Lehranstalt befanden, welch' letztere sich überhaupt erst ziemlich spät dem Vereine anschlössen. (-r) Wolfsberg in Kärnten, 8. Juli. Gestern sollte ein Gemeiner des hier garnisoniren-den ersten Bataillons des Graf'Zellaöiö.Jnfanterie-Regiments, welcher einen Korporal im Quartiere zu Wolkersdorf (Ortsgemeinde St. Stefan) ab-sichtlich durch einen Schuß verletzte und der am 4. d. M. um 1 Uhr Nachts sommt dem Blesirten nach Wolfsberg eingeliefert wurde, den Tod durch Pulver und Blei standrechtlich erleiden. Schon um halb 7 Uhr früh den 7. d. M. wurde der Delinquent außer die Stadt auf den Priel geführt, vor einem Kriegsgericht standrechtlich verhört und zum Tode verurtlieilt. - Als das Urtheil dem Herrn Obristen zur Unterschrift vorgelegt wurde, begnadigte derselbe den Verurtheilten zu Ivjäh-riger Kerkerstrafe aus folgenden M'lderungsgrün-den: 1. Weil er ein Ivjäliriger Diener des Staa-tes und der musterhaften Conduite wegen, welcher er sich durch diese Zeit erfreute, zur Reangagirung vorgeschlagen wurde; 2. weil der Korporal nicht tödtlich verwundet sei, 3. weil die gute Diseiplin des Regiments es nicht erlieischt, zur Constatirung eines Ezempels die strengsten Maßregeln des Standrechtes in Anwendung zu bringen und end-lich 4. weil der Verurtl^eilte bei Vollsührung der That sich im berauschten Zustande befunden habe. Nach dieser Beschlußfassung wurde dem Sträfling das Urtheil und die Begnadigung öffentlich vor einer großen Menschenmafse in deutscher und un-garischer Sprache vorgelesen, worauf derselbe abgeführt und das Weitere über ihn verfügt wurde. Cilli. 13. Juli. Auch wir haben unseren Ver-gnügnngszug gehabt, freilich vorläufig nur einen „Die Ruil'en der drei Säcke!" Hm! wird der Eine sagen. Das ist sicher der Ort, wo die schwersten Verbrecher, etwa die Vatermörder und Journalisten eingesperrt wurden, aus daß sie fern von Himmel und Lust abbüßeu die Frevel ihres unseligen Daseins. Tenfel! wie es hier noch immer stinkt! Wahrscheinlich sührte da die Vloava maxüna liindurch und diese Gottlosen waren ver-dämmt, dreimal des Tages ihren sündigen Leib bis an die Nasenspitze in deren Strömung zu tauchen. Und wie eng diese Hänser sein mußten! Vielleicht pöckelte man jene Frevler darin ein, wie Häringe in Tonnen! Welch' ökonomische Stras-pflege! Noch mehr Bewunderung wird die via Lpvrina erwecken. Wie scharfsinnig doch die Alten bauten - wird es heißen. Neben den Staatsgesängnissen auch gleich das Hochgericht! Muß doch sauer gewesen sein dieser letzte Gang! Wenige werden ihn wohl zu Fuße geschlossen haben. Darun: hat das Menschlichkeitögesühl der alten Pensionopolitaner in der Nähe des Berggipfels einen Stall gutherziger Esel errichtet (vil^v „Eselsstall'^), die den armen Verbrecher hinaus-trugen, wenn ihm das bischen Athem ausging. In die steinernen Käfige zu beiden Seiten, welche man nur uueigentlich Häuser nennen könnte, > quartirte man wahrscheinlich die Raben und Krähen ein, denen die Aufgabe bescheert war, die Leichname der Hingerichteten für anatomische Cabinete zu skeletiren. Die häufigen Funde jener riefigen Reifen, die zu dem gar wunderlichen Gewände Cnnolina gehört haben solle», - lassen bei der Topographie d^ alten Pensionopolis mit großer Sicherheit darauf schließen, daß in so manchen GSssen ein förmlicher Straffenkampf jweier gegeneinander segelnden Crinolinen statt-finden mochte, den die Penfiono^itaner den „Crinolinenrummel" zu nennen beliebten. Chro- angehängten und nur nach Markt Tüffer. 180 Vergnügungszügler und Sängerfahrer, unter denen das schöne Geschlecht auf augeuerfrischeude Weise hervorstach, versammelten sich gestern wohlgemuth iu den Hallen des Bahnhofes, um in eigenen Wägen dem Postzuge angehängt und nach dem Ziele der Sängerfahrt, dem jugendlich aufstrebenden Badeorte Markt Tüffer befördert zu werden. Unsere Phantasie malte uns die Freuden des Empfanges, Ehrenpforten, Fanfaren, Pöllerschüße und Bewillkommnungsjubel in ziemlich lebhaften Farben vor, als der Zug im Bahnhofe von Tüffer stille stand und die Wogen der Vergnügunt^s-reisenden aus den geöffneten Waggonthüren sich ergossen. Ich liabe von jeher an die Macht der ersten Eindrücke geglaubt. Der erste Eindruck bei einer Ankunft gibt den Ton an, der später in zahlreichen Variationen lviederklingt. Wir wurden mit großer - Stille empfangen. Auch dem schärfsten Auge waren Spuren eines eigentlichen „Ern-pfanges" nicht sichtbar; der Bahnhof scheint vielmehr sein langweiligstes Gesicht angezogen zu haben; alles zeigte eine alltägliche, durch nichts aus der Fassung zu bringende Physiognomie. Da der Mensch nicht blos vom Gesänge, sondern auch von anderen, mehr materiellen Dingen lebt, so galt es, für die Mittagsstunde einen Platz an einer Ü'Me ä'köte zu erobern, denn bei Sänger fahrten speist man nicht gerne nach der Karte. Hi.er zeigte sich nun ein zweiter Uebelstand. Bad Tüffer besitzt nicht eine so große Ränmlichreit und auch nicht so viel Schatten, um die Vergllü-guttgssahrer in ein Ensemble z'.i vereinigen l'.!:d es ergab sich die Nothwendigkeit einer Theilung der ^'kötv im Bade selbst und beim Flos-ftrwirth. Dieser Uebelstand hatte leider andere im Gefolge. Damit kein Theil verkürzt werde, mußte das gesellige Vergnügen des Gesanges von der Tafel ausgeschlossen bleiben und die Thätig-keit der Sänger und Nichtsänger blieb auf die Ausführung der Kaubewegungen und auf das ruhige Warten von einer Schiissel zur anderen beschränkt. Wir waren mundtodt. Kein Liedlein niken von Pensionopolis wollen wissen, daß in dem „Landhausgäßchen" ein Crinolinenreif und Soldatensäbel so hart aneinander geriethen, daß es Feuer gab und dabei die Privilegien des an die Crinoline gehörten Ehemannes abbrannten; eine schauderhafte Thatsache, die wohl auch in breiteren Gassen passiren mochte. Sehr viel Kopfbrechens wird auch das Strassenpflaster verursachen. In manchen Gassen wird es schwer sein zu alauben, man habe diese hühneraugenfeindlichen Mosaikböden absichtlich ge-^t, sondern es wird sich der Archäologe an den Meteorologen wenden und dieser die Sache durch periodische Steinregen zu erklären suchen, lvobei die zürnende Gottlieit für Pensionopolis gerade die ungleichsten Ez'emplare bestimmen mußte. Besonders lel)rreich möchte sich für den Ar-chäolcgen die Untersuchung einer Hansriiine von Unterst zu oberst herausstellen, wenn er dabei den handschriftlich aufbelvahrten Plan und Par-teienkatalog zur Hand hätte. Seine Begriffe von der Benützung des kleinsten Raumes, von der Verträglichkeit und Genügsamkeit der Pensionopolitaner, endlich von der Ueberflüßigkeit deS Lichtes Rnd der Lust für die Bewoliner der Stadt würden so manche Eriveiterung erfai)ren. Sehr oft würde er Keller und Dachkammer der Herrschaftswohnung, die Stockwerke dem Dienstgesinde zuweisen, da er jene beiden Extremitäten weit wohnlicher fände als das Mittelstück. Jedenfalls dürste bei solchen Untersuchungen hie und da ein im Laufe der Zeit „versilberter" Hausherr neben seinem „versteinerten" Haus-Meister gesunden werden. Z»r Erklärung solcher „Metallstufen" und „Petrefaetr" wird wohl dem Altetthumsforscher die biographische Abhandlung eines Zeitgenossen willkommen sein und die will ich nächstens liefern. durste die langen I'Me 6t»6le Pausen erfüllen, kein Toast ließ sich vernehmen, um die Gemüther in Schwung, die Zungen in Fluß zu bringen. Die unruhigen Gemüther wurden auf die Zukunft vertröstet; das Programm hat ja noch nicht be-gönnen. Das nächste Stelldichein war im Fel-senkeller. Wir kommen hin. aber auch hier diese verzweifelte alltägliche Physiognomie, keine Spur einer Vorbereitung für so viele, aus der Ferne ge-kommene Gäste, keine Tische, keine Bänke - hie und da ein Glas Bier. Die Damen wurden bald Meister der Situation. In malerischen Gruppen belagerten sie die srlschen Rasenplätze der umgeben-den Bergabhänge und hörten sich die Stücke an, welche die Liedertafel mittlerweile zum Besten gab. Den Schwerpunct des Festes bildete die Soiröe im Bade, während im nahen Gasthaus zum Flosserwirth zwei ländliche Musikkapellen das heimische Publicum, so wie von den Bergnü-gunsgreisenden diejenigen um sich versammelten, welche im Bad keinen Platz mehr fanden, denn dort herrschte allerdings die Primitivität eines socialen Naturzustandes; Occupation und In-Vasion begründete hier das Recht auf die selir gesuchten Tische nnd Bänke, so wie auf Imbiß und Trank. Das Angebot vermochte die Nach-frage nicht zu befriediaen, welcher Umstand zur Hebung des geselligen Vergnügens unmöglich bei-tragen konnte. Die Cillier Liedertafel, welche aus 21 Mitgliedern bestehend, sich hier hören ließ, suchte die Anwesenden zu animiren, was ihr durch qut gewühlte und präeis vorgetragene Musikstücke auch gelang. Der Erfolg des Abends wäre in-dessen unvergleichlich schwungvoller gewesen, wenn die Veranstalter dieser VerWÜgungsfahrt es nicht verschmäht, das löbliche Regimentseommando in Cilli um die Regimentsmusik zu ersuchen, deren Mitwirkung, wie man uns auf's bestimmteste ver-sichert nnd wie von der Liberalität des löblichen Regimcntseommandos nicht anders zu erwarten war, auf das Bereitwilligste zugesagt worden wäre. Es war ein sehr ronlantischcr Abend, der Moud stand groß und klar am Himmel, al^ die 180 Bergnügüngsreisenden den Ufern der Sann entlanq wandelten, die Stunde der Ritckf,ihrt er-liarrend. Diese war auf 11 Uhr 25 Minuten, unseres Bedünkens ziemlich spät angesetzt. Doch endlich kam auch sie und angehängt an einen Militärzug erreichte die Tilffererpedition glücklich den heimatlichen Bahnliof. -8- Pettau, 14. Juli. Die scharfen Ue- ^ bungen mit den neuerfundenen Schießbaum'.'c'll'! Batterien beginnen hier durch das E. H. Wilhelm l 6. Artillerie-Regiment aus Graz am 15. Juli -und es werden vom 15. bis 19. d. M. die i 4pfi'mdiaen Cavalleriebatterien Nr. 2, 3 und 4! unter Commando des Herrn Obristlieutenant Mallat und vom 21. bis 26. d. M. die 8psün-digen Fußbatterien Nr. 1 und 9 unter Eommando des Herrn Majors Kl)un und Jntervenirung des Regiments Commandanten Herrn Obristlieutenant Wochen wird sodann daS Artillcrie-Regiment: Pichler auS Laibach diese Uebungen fortsetzen. Auch werden zu diesen Uebungen einige hohe Persönlichkeiten und die Musikbanden belder Regimenter erwartet. v. Drachenburg, 1v. Juli. Borgestern Nachmittags zwischen 4-5 Uhr thürmten sich in Nordwest grauenerregende Gewittenvolken, welche allmählich gegen Nordosten nach der Sottl dann unter Wind. Landsberg nach dem benachbarten Kroatien zogen und sich in einen heftigen Hagel-regen auflösten, der in neun Steuergemeinden des nordöstlichen Theiles des Bezirkes Drachen-bürg die noch nicht eingebrachten Winter- und Sommerfrüchte, sowie die Hangende Weinfechsung sehr stark beschädigte, waS um so empfindlicher ist, als die betroffenen Gemeinden größtentheils aus Weingärten bestehen und nach der Trauben-menge lieuer eine außergewöhnlich gute Fechsung zu hoffen war. Auch der angrenzende Theil Kroatiens soll durch den Hagelschlag stark gelitten haben. Marburg, 17. Juli. -Z^.- Am 15. Abends langte hier der k. k. Brigadier Doeteur an, um die hiesige Garnison zu inspieiren. -je- Am 14. d. M wurde der Commis H., welcher bekanntlich bei dem hier stattgefundenen Obligationendiebstahl der Hauptbetheiligte ist, von Großkanischa an das hiesige Untersuchungsgericht eingeliefert. Eine große Menschenmenge erwartete am Bahnhof den Gauner, dessen Ankunft tele-maphisch angekündigt war; da derselbe von seiner Stichwunde bereits genesen, so wurde er nicht in dem bereitgehaltenen Wagen, sondern zu Fuß in Begleitung eines Panduren in daS Arrestloeale abgefülirt. Wegen wiederholter Selbstmordversuche steht H. unter besonderer Gefängnißanfsicht. Die Vorbereitnngen znr Neupflasternug und Eanalisirung Marburgs haben bereits begonnen, indem nicht nur die Pflastersteine zugehauen werden, sondern auch das Baumaterial zum Ca-nalbau in mehreren Gässen bereit gehalten wird. Am verflossenen Samstag ertrank in der Drau ein vierjähriges Kind. Die Leiche desselben wurde in die Todtenkammer der Magdalena-Vorstadt gebracht. -ok. Montag den 14. d. M. Bormittags wurde vom Thürmer ein Brand außer der Stadt signalisirt, welcher in der Thesen an der Pettauer Strasse ausgebrochen war. Es brannte ein Wirth-schaftsgebäude und der Dachstuhl des Wohngebäudes ab. Der als Pnblieist und Archäolog rülm-lich bekannte Herr F. Raisp übernahm die Vertretung der Interessen des Nürnberger germanischen Museums für die Stadt und den Bezirk Pettau. Aus Obertäubling wird uns geschrieben, gerathen sei und dessen Aufenthalt bisher nicht ennittelt werden konnte. Man glaubt, daß der Knabe entführt worden sei. Zur TageSgescbichte * Ihre Majestät die Kaiserin verließ bereits Kissingen, dessen Büder auf die Genesung der hohen Frau den aünstigsten Einflüß genommen und begab sich nach München, um da mit ihrer Schwester, der Königin von Neapel zusammenzu« kommen, worauf sie ihren Aufenthalt in Possenhofen nehmen will. * Wie ein Wiener Blatt erzählt, wurde ein österr. Minister von einem Bureauchef ganz fub-missest und unvorgreiflich „auf den eingeriffenen Unfug mit den Barten" aufmerkfam gemacht und gab dem verdutzten Bartfeind den treffenden Bescheid: „Ich habe jetzt wichtigere Sachen Fu thun, als daß ich mich noch mit Studien über die Pflege des Bartes befassen sollte. Die Beamten mögen den Bart tragen, wie es Ihnen beliebt, wenn sie nur ihren Pflichten nachkommen." * In Sussex hat sich vor Kurzem ein junger Mann, um seinen Zahnschmerzen ein Ende zu machen, erhängt. söhn Franz Donitter aus Peöiöberg in Verlust (Eingesendet). Ein Wort für den Beitritt zum Thierschutzvereine. Durch mehr als zwei Monate erfreute eine Steindrossel (Steinröthel), welche alltäglich auf der äußerften Spitze des Thuimkreuzes am hiesigen Dome ans munterer Kehle die aufgehende Sonne begrüßte, mit ihren hellklingenden Tönen so manchen Naturfreund. Da sich dieser frohe Sänger mit seinem Weibchen auch nicht ferne in einer alten Mauer sein Nestchen baute, so hoffte man, es werde diese Gattung Singvögel, die einst hier lieimisch war, wieder l)ier fortgepflanzt werden. Seit vierzehn Tagen nun verstummte der heitere Gesting am Thurmkreuze und es sucht so manches Auge vergebens den ilM traut gewordenen Sänger. - Es wurden dem armen Thierchen von der Hand eines Menschen, dem wohl das Gefühl für Freiheit fremd sein mußte, unweit von seinem Nestchen Schlingen gelegt und dieses, darin Aetzung für seine Jungen erblickend, ahnte nicht die eigene Gefahr, gerieth in Eine der Schlingen und fiel gefangen zur Erde. - Doch der Unmenfch sollte sich nicht an dem Schmerze des seiner Freiheit beraubten Thierchens laben, denn ehe er dasselbe gewahr wurde, hatte es eine Katze zur Beute auS-ersehen und ihm blieb nur das zurückgebliebene Gefieder. - Wäre es nicht wilnschenslvertli, daß, um solche Grausamkeiten gegen Thiere möglichst hintanzuhalten, auch hier dem Thierschutzvereine beigetreten würde? _______________ Verstorbene in Marburg. Vom 12. bis 16. Juli. Jcikob Löschnig, JnwolinerSkind, alt 1 Woche, an Schwäche. Gertraud, des Herrn Frniiz Straschill. biirgl. Brauermeisters Kind, 4 Monat alt, an Fraisen. daß seit dem 30. Juni der zehnjährige Wmzers^ 59 Jahre alt, ° Ein arrondirter Acker, in der Magdalena Vorstadt gelegen, 3 Joch 500 Quadratklafter verbürgtes Maß, von bester Gleba in gutem Culturzustand ist aus freier Hand mit oder ohne Fechsung zu verkaufen. Dürfte auch wegen der Nähe des Kärntner Bahnhofes und der in Ausfülirung begriffenen VerbindungS-Strassen zu Baustellen empfohlen werden. — Auskunft ertheilt der Eigen-tliümer, HauS'Nr. 32, Magdalena-Vorstadt zu Marburg. Anzeige. Hiksige geehrte Aufträge, sowie auch auswärtige Zimmermaler-Arbeiten werden fortlvährend zu den möglichst billigsten Preisen und auf d«» Geschmackvollste auSgesührt. ^ Plafond Skizzeu und Wandmuster liegen zur geneigten Ansicht in der Wohnung des ergebenst Gefertigten anf. Maler Grazer Borstadt, Mühlgaffe Nr. 77. Willterrogge« zum Sameu, gänzlich fehlerfrei, von ausgezeichneter Schönheit ift im Schlosse Kranichöflld zu verkaufen. ^122 der Warasdiner Dampfmühle befindet sich in Marburg einzig und allein beim Herrn Franz Gruber, Hauptplatz Nr. 86. 117) Vom BerwaltumgSamte. söhn Franz Donitter aus Peöiöberg in Verlust Verstorbene in Marburg. Vom 12. bis 16. Juli. Jcikob Löschnig, JnwolinerSkind, alt 1 Woche, an Schwäche. Gertraud, des Herrn Frniiz Straschill. biirgl. Brauermeisters Kind, 4 Monat alt, an Fraisen. daß seit dem 30. Juni der zehnjährige Wmzers^ 59 Jahre alt, Druck, Verlag und verantwortliche Redaktion von E. Zanschitz in Marb«?g. Druck, Verlag und verantwortliche Redaktion von E. Zanschitz in Marb«?g.