Katholisehe ■ cier v rerkthatigen christlichen Lieb. Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani tajiti It ♦ t^t * lt*?it*ttt* t ^ t i* t1 * Heiliger Vincenz von Paul, du Vater der Armen und Stifter der katholischen Frauen-Vereine, bitte fur uns! Der Katholische Frauen-Verein der werkthatigen ehristliehen Liebe in Marburg, w Mit Druckerlaubnis des hochwiirdigsten fb. Lavanter Ordinariates vom 18. December 1899, Nr. 36/Praes. Marburg, 1900. Im Vcrlagc der fb. Ordinariatskanzlei, — St. Cyiillus Buchdruckerei, (4i JU-) //j-pj j~~7 10uS51 Nr. 36/Praes. ** 1 , KS An den Hochwiirdigen Herrn Dr. Josef Pajek, Domcapitular, F. B. Consistorialrath, Canonicus theologalis, Theologieprofessor, Ritter des Ordens der eisernen Krone III. Classe und Besitzer der Jubilaums-Erinnerungsmedaille fiir Civil-Staatsbedienstete in Marburg. Fiir das mir vorgelegte Manuscript: «Der katholische Frauen-Verein der werkthatigen christlichen Liebe in Marburg. Nach dessen Geist und Wirken dargestellt von Dr. Josef Pajek», ertheile ich im Sinne der apostolischen Constitution «Officiorum ac munerum de dato 8. Kal. Febr. 1896» sehr gerne die Druckerlaubnis. Durch vorgenannte, mit grofier Umsicht und Sorgfalt verfasste Schrift wird der vierzigjahrigen gesegneten Wirk- samkeit des Marburger katholischen Frauen-Vereines der werk- thatigen christlichen Nachstenliebe ein bleibendes Denkmal gesetzt, auf dass es sei den gestorbenen Mitgliedern zum frorm men Gedachtnisse, den lebenden zur dankbaren Erinnerung und den nachkommenden zur heilsamen Aufmunterung. Des Himmels reichster Segen begleite das treffliche Buch auf allen seinen Wegen! Marburg, am Feste der Expectatio partus B. M. V., den 18. December 1899. t Michael, Fiirstbischof. Auetoritative Wurdigung der christlichen Werke der Barmherzigkeit des heil. Vincenz von Paul. TJnter den derzeitigen Vereinen zur Linderung der Noth der Armen und zur Verbesserung des Loses der Arbeiter sind geradezu providentiell die sogenannten Conferenzen des heil. Vincenz von Paul. »Wir wollen nicht verschweigen«, schreibt der HI. Vater Papst Leo XIII. in seiner Encyclica Humannum genus vom 20. April 1884, »dali der Verein, der nach dem hi. Vater Vincenz seinen Namen ftihrt, durch sein Ziel und seine Thatigkeit beriihmt und um das Wohl der unteren Schichten des Volkes bestens verdient sei. Es ist bekannt, was er wirkt und was er will; namlich er strebt an, den Diirftigen und Un- glucklichen zu Hilfe zu kommen und zwar durch seine be- wunderungswiirdigen Mafinahmen und seine Bescheidenheit, die da umsoweniger gelten vvill, je mehr sie zur christlichen Nachstenliebe tauglich und zur Behebung des Elendes zutreffend ist.« Derlei Vereine, welche auf eine so wunderbare Weise die Losung der Arbeiterfrage von der Liebe verlangen und er- hoffen, bliihen auch in unserer Diocese; mit diesen gehen Hand in Hand die sogenannten Frauenvereine vom hi. Vincenz von Paul. Und wir wunschen es aufs lebhafteste, dali diese von Tag zu Tag zunehmen und dali sich ihnen noch immer mehr in den Stadten und Markten unserer Diocese zugesellen mogen. (Gesta et statuta Syn. dioec. Lav. anno 1896 celebratae. Marburgi, 1897. Seite 230). Weihe unc! Widmuns£. Dieses Schriftchen sei dem gesegneten Andenken an das trostvolle Wirken des heiligen Vincenz von Paul, des Vaters der Armen, geweiht. Gewidmet sei es auch dem lobwurdigen «Katholischen Fr auen - Ver ein e» von der werkthatigen christlichen Nach-' stenliebe zu Marburg, und zwar vorab den im Herrn selig ruhenden Protectoren, den Hochwtirdigsten Fiirstbischofen Anton Martin und Jakob Maximilian, den Consulenten, Franz Friedrich, Franz Kosar und Christoph Kanduth, sowie den Mitbegriindern des Vereines, der verstorbenen zweiten V e r e i n s- Vorsteherin Frau Katharina Pachner und allen ubrigen abgeschiedenen Ausschufi-Frauen und Vereins-Mit- gliedern. Sodann sei es dargebracht dem gegenwartigen Hoch- wurdigsten Vereins - Protector, Sr. Fiirstbischoflichen Gnaden dem Hochwiirdigsten Herrn Furstbischof von Lavant, Dr. Michael Napotnik, dem Vereins-Con- sulenten, Herrn Dom- und Stadpfarrer Jakob Philipp Bohinc, der ersten Vereins-Vorsteherin Frau Grafi n Sophie von Brandis, der jetzigen, dritten Vereins-Vor¬ steherin Frau Francisca Scherbaum, Dame des Elisabeth- Ordens zweiter Classe, den Ausschufi-Frauen und allen lebenden Vereins-Mitgliedern zur frommen und freudigen Erinnerung an das 40-jahrige Jubilaum des gesegneten Wir- kens des Vereines. Der ergebenste Verfasser. Die Dom- und Stadtpfarrkirche zum heil. Johannes dem Taufer in Marburg. -Seli«; sintl die Barmher/.igen, tlenn sie werden Barmherzigkeit erlangen«. (Matih. 5, 7). § 1 - Einleitendes iiber die Nothwendigkeit der christ- lichen Nachstenliebe. J jVi an hat es versucht, die christliehe Nachstenliebe als in der menschlichen Gesellschaft ganz gut entbehrlich hin- — zustellen. 'Man bat namlich die Gerechtigkeit und ihr gesetzmafiiges Walten allein fiir vollkommen hinreichend er- klart, um alle menschlichen gesellschaftlichen Verhaltnisse in befriedigender VVeise zu ordnen. Man hat aber dabei iibersehen, dafi die Gerechtigkeit nur ein Bestandtheil der Liebe ist, nach dem Worte des Herrn: »Uu solist lieben den Herrn, deinen Gott aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemiithe. Dieses ist das grofite und erste Gebot. Ein zweites ist aber diesem gleich: Du solist deinen Nachsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hangt das ganze Gesetz und die Propheten«. (Matth. 22, 37—10). Es ist aber auch nicht moglich, dafi eine Gesellschaft existieren konnte allein unter dem Mafie und der Eegel der Gerechtigkeit oline die Liebe. Was ware die Familie, nur nach strengem Rechte geordnet ohne Liebe? Was ware das so \vichtige Verhaltnis zwischen Herrschaften und Dienstboten ohne jenes trostliche Wohl\vollen, das z. B. auch liber die gesetzlichen vier Wochen hinaus fiir die erkrankten Knechte und Magde liebend besorgt ist. Wer \vagte es zu behaupten, dafi das Gluck des Ehebundes einzig und allein auf den Ver- tragen beruhe, welche in Absicht auf die eheliche Verbindung iiber das Vermogen geschlossen werden. Die Neuvermiihlten sehen, auch wenn sie sich in den glucklichsten Vermogens- verhaltnissen befinden, bald die Nothwendigkeit ein, das Mahn- wort des heiligen Weltapostels zu beherzigen: »Traget Einer des Andern Lasten und so werdet ihr erfiillen das Gesetz Christi«. (Galat. 6, 2). 1 ' e*" Reduciert man die gesellschaftlichen Verhaltnisse aus- schliefilich auf das Mafi des strengen Rechtes, so hat man ihnen allen das Licht der belebenden Sonne genommen, die auch dann noch einen verklarenden Strahi auf diese Verhalt¬ nisse wirft, \venn sich die Gesellschaft schon sehr weit vom wahren katholischen Ghristenthum entfernt hat. Wenn dem Gemeindeleben das christliche, ausgleichende und versohnende Wohlwollen genommen wird, das hinausgeht tiber das, was strenges Recht verlangt, dann hat man den Darbenden trotz einer gewissenhaft gehandhabten Gemeindeordnung das Dasein vergallt und das Leben verbittert. Diese Liebe, \velcher das gesellschaftliche Leben unbedingt bedarf, ist zwar jedem Menschenherzen schon von der Natur, oder besser gesagt, von Gott eingepflanzt. Recht fruchtbar wird sie aber erst als christliche Nachstenliebe, die wahrhaftig imstande ist, ein Platzchen des verlorenen Paradieses uns wieder finden zu lassen. Die christliche Nachstenliebe stellt durch die heilige katholische Kirche und ihre Organe neben jedes Leid auch eine Veranstaltung der christlichen Barm- herzigkeit, um so das Leid zu lindern und ertraglich zu machen. Der heilige Vincenz von Paul. In der heiligen katholischen Kirche hat es nach Ausweis der Geschichte nie an edlen Mannern und Frauen gemangelt, welche es sich geradezu zur Lebensaufgabe machten, gegen die Armen und Kranken die christliche Barmherzigkeit zu tiben. Am meisten hat sich aber um die leidende Menschheit der heilige Vincenz von Paul verdient gemacht. Der hi. Vincenz von Paul wurde am 24. April 1576 in dem kleinen Weiler Ranquines in der Pfarre Pouy nachst Dax im siidlichen Krankreich geboren. Das Vermogen seiner Eltern bestand in einem Hauschen und einigen Grundstiicken, die sie mit eigener Hand bearbeiteten. Arm an Giitern dieser Welt waren sie reich an Glauben und Tugend. Vincenz war unter sechs Kindern das drittgeborene. Er wurde zur Bewachung der Herde seines Vaters verwendet und verbrachte seine kindlichen Tage bei den Ruinen der Wall- fahrts-Kapelle unserer Lieben Frau de Lalande im Schatten einer Eiche, welche noch heutzutage steht. Die Frommigkeit schien ihm angeboren zu sein. Er theilte, gleichsam als Voriibung fiir seine spateren Almosen- spendungen, damals schon mit den Armen sein Stiick Brot. Hatte er nichts, was ihm eigen war, so nahm er zur Nachsten¬ liebe seiner Eltern, von welcher er so oft Zeuge gewesen war, ~ 3 —s— seine Zuflucht und erhielt von denselben z. B. die Erlaubnis, wenn er von der Muhle das Mehi holte, Armen, denen er auf dem Wege begegnete, einige Handvoll aus dem geoffneten Sacke auszutheilen. Der Vater war uber den frommen Sinn seines Kindes sehr erfreut und erkannte bald, dafi ihn Gott anderswohin rufe. Deshalb brachte er den kleinen Vincenz in das Erziehungs- haus der Patres Franciscaner nach Dax. Hier erwarb sich Vincenz durch seinen Fleifi, seine Bescheidenheit und Frommig- keit die Achtung seiner Lehrer, und durch seine Sanftmuth und Herzensgiite die Liebe seiner Mitschiiler. Nach vier Jahren wahlte ihn Herr von Commet wegen seiner vorztiglichen Kenntnisse und guten Sitten zum Lehrer und Erzieher seiner zwei Sohne. Vincenz erfiillte seine Pflichten zur vollsten Zufriedenheit Commefs und setzte zugleich seine Studien fort, ohne daft er seinem Vater zur Last gefallen ware. Nach weiteren vier Jahren, in welchen seine Weisheit und Wohlthatigkeit sich immer schoner zeigten, bat er um die Aufnahme in den geistlichen Stand und empfieng im 20. Jahre seines Alters am 20. December 1596 die Tonsur und die vier niederen Weihen. Nach Vollendung der theologischen Studien vvurde er in Tarbes, zu welchem Bisthume der Marianische Gnadenort Lourdes gehort, am 23. September 1600 zum Prie- ster geweiht. § 3 . Der hi. Vincenz in der Sklaverei. Nun muftte Vincenz eine schwere Prtifung bestehen. Er ivurde namlich von Seeraubern gefangen genommen und ge- fesselt nach Afrika gebracht, wo ihn ein mochamedanischer Arzt als Sklaven kaufte, welcher den heiligen Priester zwar milde behandelte, aber ihn zum Abfall vom Glauben verleiten ivollte. Nach dem Tode des Arztes kam Vincenz in die Gewalt eines vom Christenthume abgefallenen Menschen, des Ludwig von Mericorut. Von diesem wurden Versprechungen, Drohungen und Misshandlungen angewendet, um den Glauben des Vincenz zu erschtittern, aber vergebens. Ausgeriistet mit Starkmuth von Oben, iiberwand er aJle Versuchungen, eingedenk der Worte Jesu: »Was niitzt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leideL. (Matth. 16, 26). Er verlieL nie den Weg der Wahrheit und wollte lieber in Trtibsal leben, als ein augenblickliches, betriigerisches Ver- gniigen durch eine Siinde sich erkaufen. Er ertrug die Be- schwerden seiner Sklaverei mit Geduld und Liebe, und durch sein Beispiel und durch seinen frommen Flifer ivirkte er der- 1 * mafien auf die iibrigen Christensklaven ein, dab aucli sie in voller Flrgebung ihr hartes Los ertrugen und genau und bereit- willig ihre Pflichten erfiillten. Der Herr belohnte diese Stand- haftigkeit und Treue; naeh einer zvveijahrigen Sklaverei erlangte Vincenz wieder die Freiheit und hatte das Gliick, aucli seinen harten Gebieter zum heiligen katholischen Glauben zuriick- zuftihren. Am 28. Juni 1607 landete er sammt seiner Herrschaft in Frankreich, wo der Renegat und seine Gemahlin durch den papstlichen Vice - Legaten wieder mit der Kirche versohnt wurden. § 4 . Der hi. Vincenz wird an seinem guten Rufe gemartert. Jetzt besuchte Vincenz mit besonderer Vorliebe die Spitaler, sorgte fiir die Kranken, verpliegte dieselben, ermahnte und trostete die dem Tode nahen und fuhrte die einen durch seine Zuspriiche den Weg zum Himmel, die anderen, die die Ge- sundheit wieder erlangten, zur Religion und Tugend zuriick. Da kam iiber ihn eine ziveite Priifung. Er wurde von dem Richter von Sore, mit dem er die Wohnung theilte, eines Diebstahles beschuldigt. Der Richter war eines Tages sehr friihzeitig in Geschaftssachen fortgegangen und hatte vergessen, den Schrank, in welchem er eine Summe von 400 Thalern auf- bewahrt hatte, zu verschliefien. Vincenz lag krank im Bette und erwartete eine Arznei. Der Apothekerjunge bringt ihm dieselbe, sucht in dem Schranke ein Gefafi, um dieselbe hinein- zugiefien, bemerkt das Geld, nimmt es geschickt zu sich und entfernt sich mit der unbefangensten Miene. Bei seiner Ruck- kehr fordert der Richter, erstaunt und voli Bestiirzung, seine Borse nicht zu finden, dieselbe von Vincenz, anfangs zogernd, dann aber mit heftigem Zorne. Vincenz hatte nichts gesehen. Der Richter beschuldigt ihn mit dem Hinweise auf seine Ar- mut und ist liber seine Ruhe und sein Schweigen empdrt und schafft ihn schlieblich mit Schimpf aus der Wohnung. Seine Rachsucht gieng aber noch weiter, indem er den heiligen Priester bei seinen Bekannten des Diebstahles und der Heu- chelei anklagte. »Gott weifi die Wahrheit«, das waren die ein- zigen Worte, welche Vincenz zu seiner Vertheidigung sprach. Stark durch sein Gottvertrauen und seine Unschuld, behielt er seine Seele im Frieden; er betrubte sich iiber die Ungerech- tigkeit des Anklagers, nahm es aber willig hin, das Opfer der- selben zu sein. Beim Anblicke einer so groben Mafiigung, Geduld und Demuth waren die Besonnenen weit entfernt an seine Schuld zu glauben und bewunderten desto mehr seine Tugend. -I- 5 -4 Zelin Jahre verstrichen. Eines Tages wird der Richter in ein Gefangnis nach Bordeaux gerufen, wo ein Gefangener ihn zu sprechen verlangt. Es war der friihere Apothekerjunge, welcher von Gewissensbissen gefoltert, sein Verbrechen ein- gestehen wollte und einen sofortigen und vollen Schadenersatz versprach. Bei dieser Eroffnung fiihlt sich der Richter selbst von Vorwtirfen gepeinigt, dab er einen Unschuldigen angeklagt > und einen Tugendhaften geschmaht habe und richtet an Vincenz einen demuthigen Brief, um ihn um Verzeihung zu bitten. Der Heilige hatte ihm aber schon langst verziehen, eingedenk des Wortes des Herrn: »Liebet euere Feinde; thuet wohl denen, die euch hassen und betet ftir die, welche euch verfolgen und vergewaltigen, damit ihr Kinder seiet eueres Vaters, der in den Himmeln ist, welcher seine Sonne aufgehen labt liber Gute und Bose und regnen 1 alAt iiber Gerechte und Ungerechte«. (Mattli. 5, 44. 45). 1 § 5 . Vincenz wird aus christlichem Erbarmen Galeeren- strafling. Wie in den zwei eben erziihlten Begebnissen der heilige Vincenz eine uniiberwindliche Standhaftigkeit im Glauben und eine griindliche Demuth an den Tag gelegt hatte, so erwies sich im folgenden Ereignisse auf das glanzendste seine opfer- freudige Nachstenliebe. Konig Ludwig XIII. hatte angesichts der so trostvollen Werke der Barmherzigkeit des heiligen Vincenz denselben mit Decret vom 8. Februar 1619 mit dem Amte eines General- almoseniers sammtlicher franzosischer Galeeren bekleidet. Nach- dem Vincenz so formlich mit der Sorge fiir die Wohlfahrt der Galeerenstraflinge betraut war, begab er sich nach Marseille, wo sich dieselben damals ihrer groben Mehrzahl nach befanden. Er wollte aber zuerst die Ausdehnung des Ubels erkennen, um dann die zweckmafiigsten Heilmittel anwenden zu konnen. Um desto ungehinderter die Sachlage zu erforschen, wollte er un- p gekannt bleiben; dadurch entzog er sich auch den Ehren- bezeugungen, welche ihm sonst in Folge seines hohen Amtes zu theil geworden waren. Als er eines Tages am Meeresufer dahimvandelte, sah er. eine Frau ganz in Thranen aufgelost. Auf sein Befragen erfuhr er, sie beweine ihren Solin, der nicht so sehr schuldbar als vom Ungliicke verfolgt, soeben in eine der Hafengaleeren abgefiihrt ivorden war. Vincenz fand den Ungliicklichen bald heraus und durch das Mitleid des Heiligen geriihrt, erzahlte der Gefangene unter 1 Vie de S. Vincent de Paul par M. 1’abbe Maynard. Pariš, 1880, pap;. 16. 6 -i- einem Strom von Thranen die Ursache seiner Verurtheilung. Durch seinen Fleifi ernahrte er seine Gattin und seine drei Kinder. Aus Mangel an Uberlegung erlaubte er seinem Arbeits- herrn, einern Goldschmied, einen falschen Bunzierungsstempel in seinem Zimmer zu verbergen, wodureh er die Regierung um einen Theil ihrer Einkunfte betrog. Einer seiner Mitarbeiter, der dieses wusste, und den es schon lange argerte, dafi der Meister seinen Mitgesellen iiberall bevorzugte, zeigte es der Regierung an, und so erfolgte die Untersuchung und die Ver¬ urtheilung des Arbeiters, bei dem man den falschen Stempel gefunden. Vincenz beugte sich, durch dieses Gestandnis innigst geriihrt, nieder, um mit seinen Thranen die Ketten des Un- glticklichen zu benetzen; dann hob er die Augen zum Himmel, um sich beim Vater der Barmherzigkeit Rathes zu erholen; dann blickte er den wachehabenden Officier an, der Zeuge dieser Scene gewesen war, und bemerkte an ihm eine Ruhrung, \velche es hoffen liefi, dafi er das unerbittliche Gesetz der Pflieht in diesem Ausnahmsfalle minder strenge nehmen werde. Er wandte sich an ihn und bat ihn, er moge eimvilligen, daft er den Platz des armen Galeerensklaven einnehme. Der Officier hat ja doch die bestimmte Zahl der Gefangenen. Dieser antwortete nur mit seinen Thranen; so sehr war er von der mitleidigen Liebe des Heiligen ergriffen. Da fasste Vincenz die Fesseln des Gefangenen, loste dieselben, kiisste sie und legte sie an die eigenen Fusse und schickte in Eile den jungen Mann zu seiner Familie zuriick. Mehrere Wochen brachte Vincenz ungekannt als Sklave auf den Galeeren zu, bis es endlich gelang, ihn zu entdecken und die Ketten dieses Helden christlicher Selbstaufopferung zu losen. Dies ist die wahre Liebe, die sich selbst zum Opfer bringt. Hat uns ja Christus geliebt und fiir uns sein Leben hingegeben; also miissen auch wir unser Leben fiir unseren leidenden Mitbruder darzubringen bereit sein. »Plin Gericht ohne Erbarmen kommt liber den, \velcher nicht Barmherzigkeit iibt, es iiberwindet aber die Barmherzigkeit das Gericht .... Wenn ein Bruder oder eine Schivester entblosst sind und der taglichen Nahrung ermangeln . . . ihr gebt ihnen aber das Noth\vendige nicht, was niitzt dieses?« (Jac. 2, 13 — 16). 1 § 6 . Vincenz griindet den katholischen Frauen-Verein der werkthatigen christlichen Liebe. Wie wir gesehen, ist Vincenz in den harten Priifungen des Glaubens, der demiithigen Geduld und der erbarmenden > Maynard, op. cit. pag. 41. Franz Legivarth, Der katholische Frauen- Vereii) in Graz, Graz 1850, S. 9. »e- 7 ~ |- Nachstenliebe bewahrt worden. Sein ganzes Leben ist iibrigens so reich an heiligmabigen Tugendacten und segensreichen Werken, dab wir hier nur Einiges von dem Vielen anfiihren konnen um so zu zeigen, wie grob sein Glaube, sein Eifer und seine Liebe war. Durch die von ihm gestiftete Congre- gation der Missionspriester suchte er das mit Gott zerfallene und verarmte Volk zur Bube, zur Einsicht seiner verkehrten Lebensweise und so wieder zu einem geordneten Leben zurtick zu fiibren. Er errichtete ein Rettungshaus fiir gefallene Per- sonen und ein anderes Haus fiir momentan hilflose dienst- suchende Madchen; er stiftete zur Wartung der armen Kranken die barmherzigen Schwestern und ein grobes Spital fiir Arme und Kranke in Pariš, sowie den Verein der Jungfrauen vom lieiligen Kreuze fiir den Unterricbt der \veiblichen Jugend; er bewirkte die Stiftung zur Versorgung der Findelkinder, eine Anstalt fiir Wahnsinnige, ein Spital fiir erwerbsunfahige Ar- beiter u. s. w. Von der Griindung des katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen christlicben Nachstenliebe wollen wir aber aus- fiibrlicher berichten. Vincenz war Pfarrer in der Stadt Chatillon-les-Dombes in der Diocese Lyon geworden. Unter den vielen Bekehrungen, die Vincenz durch die Gnade Gottes hier bewirkte, waren be- sonders merkwiirdig die jener zwei Damen, welcbe zur Griin¬ dung des Frauen-Vereines am meisten beigetragen haben. Diese zwei Damen waren Franpoise Bachet de Mayseriat und Charlotte de Brie; sie waren sowohl durch hohe Geburt und grobe Glticksgiiter als durch ihre imponierende Erscheinung ausgezeichnet, und als Muster des guten Toneš in der Stadt angesehen; sie lebten zwar nicht in Unordnung wohl aber in bestandiger Zerstreuung unter den Freuden und Geniissen der vornehmen Welt. Ihre gewohnlichen Beschaftigungen waren frohe Festlichkeiten, Spiele und andere gesellschaftliche Unterhaltun- gen. Als nun diese Damen mehr aus Neugierde als aus frommem Antriebe die ersten Predigten des Heiligen anhorten, wurden sie durch seine sanfte, eindringliche und iiberzeugende Bered- samkeit so tief geriihrt, dab sie sich entschlossen, ihr bisher eitles Leben dem Dienste der Religion und den Armen zu widmen. Sie besprachen sich mit Vincenz, der ihr Vorhaben billigte und in Allem .behilflich zu sein versprach. Dieser Ent- schluss, der ebenso schnell ausgefiihrt als gefasst wurde, brachte in Chatillon die heilsamste Wirkung hervor. Wie hatte auch die so erfreuliche Umwandlung zweier Damen von so grobem Ansehen ohne den wohlthuendsten Einfluss auf die Gemiither der Ubrigen bleiben konnen; wissen wir doch alle, dab die Beispiele kriiftiger sind als Worte, und dab man besser mit Werken als mit Worten lehrt. -ŠH 8 -f;~ Die Noth einer Familie gab dem Werke, welches jene Damen angefangen, einen Bestand, der Jahrhunderte iiberleben solite. Es \var an einem Sonntage, nach der Vesper, als eine dieser Damen den hi. Vincenz in dem Augenblicke, als er die Kanzel besteigen \vollte, anhielt und ihn bat, der Pfarrsgemeinde eine arme Familie, deren Kinder und Dienstboten unweit von Chatillon krank und ohne Pflege seien, zur Unterstiitzung zu empfehlen. Die Anrede nun, die Vincenz zu Gunsten dieser Armen hielt, war so ruhrend und Gott gab seinen Worten so viel Kraft und Salbung, dafi nach vollendetem Gottesdienste viele seiner Zuhorer dorthin giengen, und diesen Armen Brot, Wein und allerlei Vorrath brachten. Auch Vincenz gieng hin. Aber es begegneten ihm schon scharemveise seine Pfarrkinder, die ihm zuvorgekommen \varen. Dieser riihrende Anblick, der seinem Herzen unaussprechlich wohlthat, erregte in ihm nur eine demiithige Erwagung. »Diese gutmiithigen Menschen« sagte er, »gleichen einer Herde Schaflein ohne Hirten. Grofi ist die Nachstenliebe, die sie tiben, aber diese ihre Liebe ist nicht wohl geordnet. Jene Kranken erhalten jetzt vielen Vor¬ rath auf einmal; was aber nicht sogleich verzehrt wird, geht zu Grunde und in kurzer Zeit stellt sich die friihere Noth und Verlassenheit wieder ein«. Vincenz dachte daher an ein Mittel, die erste Regung eines nattirlichen Mitleides zu verewigen und einem voriibergehenden edlen Gefiihle fortdauernden Bestand zu verschaffen. Er besprach sich mit seinen beiden ersten Schiilerinnen und einigen anderen frommen wohlhabenden Frauen, machte den Entwurf fur die Vereinsregeln, deren Gtite sie erst erproben sollten, ehe er um die Genehmigung der- selben durch die geistliche Obrigkeit nachsuchte. So wurde im Jahre 1617 der erste Verein der christlichen Nachstenliebe in Chatillon gegrundet und er\vies sich derselbe in den Drangsalen der Hungersnoth und Seuche, welche bald darauf jene Gegend heimsuchten, als ein segensvolles Werk der gottlichen Vorsehung. Jetzt erst stellte Vincenz jene Regeln endgiltig fest, nach welchen der Verein seine Wirksamkeit einrichten solite. Der Erzbischof von Pariš genehmigte die Vereinsregeln mit Freude und sprach zugleich den Wunsch aus, dafi der so wohlthatige Frauen-Verein uberallhin mochte verbreitet werden; dieses ist auch in der That geschehen. § 7 . Erklarung des Bildes, auf welchem der hi. Vincenz mit einem kleinen Kinde auf dem Arme durch die Gassen der Stadt schreitend, dargestellt wird. Pariš war schon zu Lebzeiten des hi. Vincenz eine grofie und ziemlich leichtlebige Stadt. Daselbst kam es vor, dafi fast jeden Morgen in irgend einer Strafie bald da, bald dort ein neugeborenes Kind lebendig aufgefunden wurde. Arme und verwahrloste Personen, denen ein neugeborenes Kind nur eine Last war, suchten sich dieselbe vom Halse zu schafifen, indem sie in der Nacht das Kind auf die Strafie setzten, es etwa auf eine Staffel oder Bank legten und sich heimlich davon machten. Nun konnte man doch soleh ein armes Geschopf nicht hilflos liegen lassen; darum waren Polizeicommissare aufgestellt, welche solehe Kinder auflesen mussten und dann zunachst einer Witwe iiberbrachten. Diese nahm zwar solehe Kinder auf und hielt sich ein Paar Magde dafiir. Allein die Menge war viel zu grofi, als dafi sie diese Kinder alle gehbrig be- sorgen konnte. Die meisten starben an Schwindsucht aus Mangel an der richtigen Nahrung; andere, die zu arg schrien, mogen auch von den uberdriissigen Magden einen Sehlaftrunk von der Art bekommen haben, dafi sie nie mehr erwachten; andere wurden an Leute verschenkt, die ein solehes Kind begehrten; da kam es dann vor, dafi man solehen armen Kin- dern zu aberglaubischen Zwecken das Blut abzapfte, oder aber dafi Diebe ihnen die Hande abschnitten und sie rosteten, weil sie glaubten, wer eine solehe gerostete Kindeshand mit sich. fuhre, der sei gefeit und unsichtbar. So kamen viele dieser Kinder um’s Leben, ohne dafi sie getauft worden waren; sie sind also um ihre wahre Bestimmung gekommen, in alle Ewig- keit im Himmel Gott zu loben und sich seines Antlitzes zu erfreuen. Dieses grofie Obel, wornach alle Jahre einige Hundert von ihren Miittern weggeworfener Kinder zu Grunde giengen, kannten die Pariser, Hohe und Geringe; aber jedermann gieng seinen eigenen Geschaften nach und kummerte sich so wenig um die Kinder, als ihre Mtitter sich um sie gekummert hatten. Wenn manche christlichen Personen darilber gejammert haben mogen, so riihrten sie doch keine Hand, in der bequemen und leider sehr verbreiteten Meinung, da sei eben nichts zu machen. Vincenz aber gehorte nicht zu denen, die alles gehen lassen, wie es eben geht, sondern zu jenen, von welchen die hi. Schrift sagt: »Die aber vom Geiste Gottes getrieben wer- den, diese sind Kinder Gottes«. (Rom. 8, 14). Vom Geiste Gottes getrieben, gieng- Vincenz zu den katholischen Vereins- Frauen, welche die thatige Nachstenliebe iibten, und bat sie, sie sollten zuweilen in das Haus der die Findelkinder besor- genden Witwe gehen, um nach den Armsten nachzusehen. Da nun die Frauen selber sahen, wie jammerlich es den armen Kindern dort gehe, Ijekamen sie grofies Mitleiden und machten mit einander ab, sie wollten ein Dutzend dieser Kinder uber- nehmen und versorgen. Es wurden nun aus der grofien Menge -S- 10 -i- zvolf Kinder ausgelost und dann untergebracht in einem Haus von frommen Personen, welche sich mit nichts als christlichen Werken beschaftigten. Allein es geht im Guten wie im Bosen; wenn der Mensch ein gutes Werk im Kleinen anfangt, so bekommt er Lust und Freude, die Sache weiter und starker zu betreiben, wie auch der Siinder im angefangenen Siindenleben nicht gleichmafiig bleibt, sondern immer weiter schreitet und es spater viel arger macht als im Anfang. Jene christlichen Vereins-Frauen holten allmahlich so viele Findelkinder in ihre Anstalt, dafi die jahr- lichen Kosten viele Tausende ausmachten. Sie konnten kaum mehr die nothige Summe aufbringen, so dafi ihnen der klein- miithige Gedanke kam, ob sie nicht die ganze Sache aufgeben sollten. Als Vincenz dies erfuhr, hielt er eine General-Ver- sammlung von allen Personen, die bisher um die Verpflegung der Kinder sich angenommen hatten. Er stellte ihnen vor, wie durch ihre Sorgfalt jetzt schon funf- bis sechshundert Kinder am Leben erhalten worden seien, \velche ohne ihren Beistand zu Grunde gegangen waren. Sie hatten das Verdienst, dafi diese Kinder Gott erkennen und ihm dienen gelernt haben. Sie seien aus Gnade ihre Mtitter geworden, nachdem die natiir- lichen Mtitter sie weggeworfen hatten. Ob sie nun aufhoren wollen, Mitleid zu haben und die Kinder von nun an hilflos zu Grunde gehen wollen lassen? Die Anrede des Heiligen bewirkte, dafi die Frauen und Jungfrauen einstimmig beschlossen, dafi sie ausdauern wollten in ihrem Liebeswerk. Und so entstand hernach das grofie Findelhaus, wo die Kinder nicht nur aufgenommen wurden, um ihr leil)liches Leben zu erhalten, sondern auch spater noch erzogen und unterrichtet vvurden, um ein anstandiges Fort- kommen zu finden. 1 § 8 . Seliger Tod des hi. Vincenz. Schon vierzig Jahre vor seinem Tode beliel ihn ein schweres Ubel an den Ftissen, welches ihm oft und besonders in den letzten Jahren die grofiten Schmerzen verursachte. Es liofi namlich so stark ein scharfer Salzfluss daraus, dafi nicht nur seine Striimpfe ganz nass von dem atzenden Safte wurden, sondern selbst der Fufiboden. Endlich konnte er nur noch mit Kriicken gehen; zuletzt vermochte er auch dieses nicht mehr, sondern musste sich auf einem Tragstuhl in die Kapelle brin- gen lassen, um die heilige Messe zu horen. Aber da horte 1 Alban Stolz, Der heilige Vincenz von Paul, Freiburg 1878, Seite 36 — 39. -I- 11 man nicht die leiseste Klage von ihm, sondern er behielt seine Heiterkeit und Freundlichkeit und traf alle Anordnungen. Da einmal gerade seine gesclnvollenen Fusse verbunden wurden, sagte ein Mitbruder zu ihm voli Mitleiden: »Ach, was haben Sie fiir verdriefiliche Leiden!« Da gab Vincenz zur Antwort: »Wie? Nennen Sie das Werk Gottes und seine Anordnung, dafi er einen armseligen Siinder leiden lasst, verdriefilich ? Gott verzeihe Ihnen dieses Wort! Das ist nicht die Sprache eines geduldigen Christen«. Wenn mitunter die Schmerzen recht arg wurden, dann sah man Vincenz die Augen auf das Bild des Gekreuzigten heften und man horte ihn ausrufen: »Ach mein Heiland, mein gutigster Erloser!« Indessen naherte sich immer mehr die letzte Stunde des Heiligen, und er selbst ftihlte sein Lebensende herannahen, indem eine anhaltende Schhifrigkeit ihn plagte, die er als ein Bild und den Vorboten des Todes betrachtete, weshalb er lachelnd zu sagen pflegte: »Der eine Bruder (der Schlaf) fiihrt den andern (den Tod) bei mir ein». Wenn er aber so ein- geschlummert hatte, wachte er sogleich wieder auf, wenn von den Umstehenden der heilige Name Gottes ausgesprochen wurde. Besonders gerne hatte er es, wenn die Priester betend die Worte aussprachen: »Gott, habe acht auf meine Hilfe«, die er so oft im Brevier gesprochen hatte. Er antwortete bis zum letzten Athemzuge immer mit dem Zusatze: »Herr, eile mir zu helfen«. — Was kann auch der Sterbende besseres thun, als die unergriindliche Barmherzigkeit Gottes anrufen? Als ein Priester erfuhr, dafi Vincenz im Sterben sei, eilte er herbei, und bat flehend, Vincenz moge ihn und die Missions- priester alle segnen, damit seine Congregation ihrem heiligen Berufe treu bleibe. Vincenz erhob die Augen noch einmal zum Himmel und sprach: »Gott, der das guteWerk begonnen, wird es auch vollenden«. Bald darauf, am 27. September 1660, um halb fiinf Uhr friih verschied der hi. Vincenz im 85. Jahre seines Lebens. — Fiinvabr, ein solcher Tod ist ein gliick- seliger Tod! § 9. Der „R6misch-katholische Frauen-Verein der werk- thatigen chfistlichen Liebe“ zu Graz. Im Geiste des hi. Vincenz von Paul und mit thunlicher Berucksichtigung der Statuten, wie sie der Heilige ftir seinen Frauen-Verein entworfen hatte, constituierte sich in Graz am 30. October 1848 im Salon der Grafin Anna von Saurau der «Romisch-katholische Frauen-Verein der \verkthatigen christ- lichen Liebe«. Am 5. April 1849 erfolgte die Genehmigung des ,g— '| 9 —g— Vereines von Seite des Magistrates, am 7. April 1849 unter Ausdriicken des hochsten Lobes die Gutheissung vom neu- ernannten Ftirstbischofe Josef Othmar Ritter von Rauscher. Am 19. Juli 1849 hielt der Verein zum erstenmale in der Dom- kirche seinen feierlichen Gottesdienst ah, bei dem der Hoch- wurdigste Furstbischof im Anschlusse an das Vereinsprogramm der Thatigkeit des Vereines die ehrendste Anerkennung zollte, Gottes Segen auf denselben herabflehte und mit den Worten, welche in ungeahnter Weise sich erfiillen sollten, schlofi: »Ihr Verein ist ein Samenkorn, welches, befeuchtet vom Thaue des Himmels, zu reicher, goldener Saat sich freudig entfalte«. Am 19. November 1849 wurde der Verein dureh ein Apostolisches Schreiben Papst Pius IX. mit kirchlichen Gnadenschatzen aus- gestattet. Am 23. Marž 1854 erhielten die Vereins-Statuten dureh Seine Majestiit Kaiser Franz Joseph I. die Bestatigung. Imjahre 1851 trat in Leoben der erste Filial-Verein ins Leben, der noch gegenwartig eine gesegnetste Thatigkeit entfaltet. Im |ahre 1860 schlossen sich die Frauen -Vereine von Marburg und Radkersburg dem Verbande an. 1 § 10. Griindung des ,,Katholischen Frauen-Vereines" in Marburg. Mit dem Decrete der heiligen Consistorial-Congregation ddo. Rom 20. Mai 1857 wurde die Kirche zum hi. Johannes dem Taufer in Marburg zur Kathedral-Kirche, und die Stadt Marburg zur Residenz der Ftirstbischofe von Lavant erhoben. Am 4. September 1859 hielt Anton Martin Slomschek, Furst¬ bischof von Lavant seinen feierlichen Einzug in die neue Kathedrale. 2 Eine der angelegentlichsten Sorgen des neuen hochwiir- digsten Oberhirten von Marburg war die Griindung eines Katholischen Frauen-Vereines in seiner Residenzstadt. Unter den Papieren des hochseligen Kirchenfiirsten befindet sich ein vom 30. Marž 1860 datiertes Schriftstiick mit nachstendem Wortlaut: „Pla n fur einen kath. Frauen-Verein in Marburg. I. Zweck. 1. Bildung der verwahrlosten Jugend iiber- haupt, der Madchen insbesonders. 2. Die Unterstutzung der Hausarmen, insbesonders der Kranken. 1 Beilage zu Nr. 248 des »Grazer Volksblatt« vom 30. October 1898. 2 Franz Kosar, Anton Martin Slomšek, Furstbischof von Lavant, Marburg 1863, S. 82 und 84. ■•S— 13 —IF II. Mittel. 1. Freiwillige Beitrage der Vereinsmitglieder und Wohlthater. 2. Die Besuche und Erhebungen der liebe- thatigen Vereins-Frauen. 3. Die Vereinsberathungen uber die Aufnahme — Abhilfe der Armen. 4. Die Griindung einer Arbeitsschule fiir Madchen — womoglich auch Knaben fiir freie Stunden, nach Art der zu St. Andra. 5. Unterbringung der der Schule entwachsenen Madchen und Knaben bei christ- lichen Familien und Handvverkern. III. Ausfuhrung. a) Ein Einladungs-Bogen an die Frauen zum Beitritte und Unterzeichnung als 1. Unterstiitzerinnen mit Geldbeitragen. 2. Mitwirkende durch Hausbesuche der Armen und Kranken, dann der Arbeitsschule. 3. Einige Herren \varen als berathende Mitglieder einzuladen. h) Die Vereins-Statuten waren die des Grazer Frauen- Vereines anzunehmen, insoweit sie die beiden Zwecke des Marburger Vereines beriihren. c) Das Vereinsfest ware Maria Lichtmess oder Maria Empfangnis (Verkiindigung ?) d) In der ersten Sitzung soli die Wahl des Vorstandes, der Lehrerin etc. stattfinden und der Verein mit Ostern ins Leben treten. E i n 1 a d u n g an die edelgesinnten Frauen der bischoflichen Residenzstadt Mari)urn zur Bildunn eines Katholischen Frauen-Vereines der O r—' christlichen Liebe. Hochverebrte Frauen! Mit heiliger Begeisterung baben wir die Mission vollendet. 1 Das schonste Denkmal dieser er- habenen Andacht sei die Erriehtung eines Katholischen Frauen- Vereines zu Marburg mit dem doppelten edlen Ziele: die ver- lassene Jugend, vorerst die Madchen vor Abwegen zu bewahren und den verlassenen Hausarmen, besonders Kranken, die ge- eignete Hilfe zu bringen. Die Erriehtung einer weiblichen Arbeits-Schule und die Unterbringung dienstfahiger Madchen sei unser Hauptaugenmerk; aber auch die Unterstutzung der Armut in unserer LLmgebung soli niclit unterbleiben; denn wo es an einer Hausmutter mangelt, da seufzt der Arme, sagt der Geist Gottes. (Ecclus. 36, 27). Wohl bekannt ist es mir, wie viel Gutes und Schones in Marburg durch die woh!thatigen Hande edler Frauen geschieht; ' Die Mission wurde durch vier Vater aus der Gesellschaft Jesu unter Zuhilfenahme einiger DiOcesanpriester in der Domkirche und in der Aloisikirche vom 3. bis zum 18. Marž 1860 unter grofier Theilnahme ab- gehalten. Eine Frauendeputation dankte dem Fiirstbischof fiir die grofie Gnade einer Mission. Bei dieser Gelegenheit eroffnete er den Erschienenen sein Anliegen und seine Bitte, sich durch Erriehtung eines Frauen-Vereines der vervvahrlosten weiblichen Jugend zu erbarmen. Franz Kosar, op. cit. S. 187. 14 allein ihre Krafte sinil zersplittert, ihre Wohlthaten oft miss- braucht. Vereinte Krafte allein sind im Stande Grofies zu wirken; darum sind Vereine ein grofies Zeitbediirfnis, und ein katholischer Frauen -Verein der kostbare Augapfel einer jeden katholischen Stadt, der Segen in alle Kreise der Armut ver- breitet. Wir brauchen im Vereine doppelte Krafte; die Kinen unterstiitzen mit ihren Liebesgaben, die Anderen besorgen und iiberbringen den Arrnen die Hilfe. Darum gescliieht meine freundliche Einladung, sich als unterstiitzende oder wir- kende Mitglieder, oder als beide zugleich unterzeichnen zu wollen, nach dem Ermessen der eigenen Kraft und des guten Willens. Am Ostermontage, den 9. April d. J. solle die erste Ver- sammlung in der bischoflichen Residenz um 11 Uhr vormittags gehalten werden, in \velcher die Vorsteherin des Frauen-Ver- eines gewahlt, die iibrigen Amter bestimmt, und die Angelegen- heiten des Vereines besprochen werden. Zu dieser Versammlung werden alle Frauen, die sich als Vereins-Mitglieder erklaren, hoflichst eingeladen. Von jeher waren hochgesinnte Frauen das hochste Gluck ganzer Volker sowie einzelner Familien; sie sind helfende Engel in der Notli in allen Stadten und Gemeinden; gewiss werden auch die Frauen Marburgs das in Sie gesetzte Vertrauen Ih res Oberhirten nicht nur glanzend rechtfertigen, sondern noch weit ubertreffen. Mar b ur g, am Schmerzensfreitag den 30. Marž 1860. Anton Martin m. p., Fiirstbischof. Verzeichnis jener Frauen, die Ihren Beitritt zum Katholischen Frauen- Verein der werkthatigen christlichen Liebe erklaren. (Hier folgen drei Rubriken mit den Uberschriften: »Name und Charakter der Frauen, Unterstiitzende, Mitwirkende«). Beitrage wochentlich 3 Kreuzer osterr. Wahr. Ainter. 1. Vorsteherin, Stellvertreterin. 2. Secretarin. 3. Cassierin oder Rechnungsfuhrerin. 4. Lehrerin fiir die Arbeitsschule. 6. Assistentinnen oder Ausschussfrauen. Der leitende Priester. Versammlungen. a) Am ersten Montage im Monate in der Wohnung der Vorsteherin um 3 — 4 Uhr Nachmittags. Anton Martin Slomschek, Flirstbischof von Lavant, 1846 1862, Griin- der des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg und erster Protector desselben. •H* J>) Berichterstattung. Neue Aufnahme der Kinder. Beitritt der Frauen. Fortgang der Arbeitsschule. Dienstboten-Unter- bringung. <) Bestimmung der nachsten Versammlung, die ordentlich oder auberordentlich sein kann. d) Vereins-Locale. Vereinsfeste. Maria Lichtmess (oder Verkiindigung). St. Vincenz von Paul am 19. Juli um ? eine heil. Messe. Vereinskirche? Dom. Fiir Verstorbene?« Das Rubrum dieses Schriftstiickes lautet: »Act der Er- richtung eines Frauen-Vereines zu Marburg«. § 11 . Bereitwillige Aufnahme des oberhirtlichen Ein- ladungs-Schreibens. Der Aufruf des Furstbisehofes Anton Martin circulierte in der Stadt und kehrte mit 320 Unterschriften bedeckt zuriick, unter welehen sich die allerachtbarsten Namen befanden. Am 9. April 1860’ versammelten sich die Frauen im Saale der bischoflichen Residenz, um den Verein zu constituieren. Der Wahl der Vorstehung gieng eine Anrede des Ober- liirten voraus, welche verdient in \veiteren Kreisen neuerdings gelesen und beherzigt zu werden. § 12 . Ansprache des Furstbisehofes Anton Martin bei der constituierenden Versammlung des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg in der furstbischoflichen Residenz zu Marburg am 9. April, Ostermontag 1860. »Hochverehrte Frauen! Eine grobe Freude war fiir mich der freundliche Empfang, als ich meinen neuen bischoflichen Sitz angetreten, um mit den Bewohnern dieser Stadt Freuden und Leiden zu theilen; er lieferte mir den Beweis, dafi ich liebende Herzen gefunden, und wo christliche Liebe herrscht, dort ist gut wohnen. Noch eine grofiere Freude fiir mich als Oberhirten war die ausgezeichnete Theilnahme an der Mission, wobei die Frauen vorangegangen; sie war mir ein trostlicher Beweis, dali Nach Kosar’s Angabe, op. cit. S. 188 war es der 7. April 1860. -S- 16 -g- ich ein gutes Erdreich gefunden, und daB das Christenthum in dieser Stadt besonders gute Friichte tragen werde, nachdem die frohe Botschaft des Evangeliums mit solcher Freude auf- genommen \vurde. Heute aber, Verehrteste, ist meine Freude vollkommen, im Kreise einer so zahlreichen Versammlung von Frauen der werkthathigen christlichen Liebe zu sein, die einander freund- lich die Hande reichen zu einem Vereine, der zum Troste der Stadt — ein leuchtender Štern einer besseren Zukunft sein soli. Wo aber Liebe herrscht, dort wirkt sie Grofies; Ihre zahlreiche Versammlung ist mir Biirge daftir. Wer auf christ- liche Frauenherzen baut, baut nicht auf Sand. Unsere Aufgabe, Verehrteste, sei eine zweifache: Vor Armut die Jugend zu bewahren, — das Alter vor Noth und Elend nach unseren Kraften zu retten, und zwar mit vereinten Kraften; vereinte Krafte wirken GroBes und Bleibendes; denn, »\vo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind«, sagt Christus, »bin ich in ihrer Mitte«. (Matth. 18, 20). I. »Arme werdet ihr immer unter euch haben«. (Matth. 26, I I), sagt Christus, seitdenr und so lange die Welt steht. Gott gab die Armut der christlichen Liebe zur Pflege; je grofier die Liebe, um so kleiner die Noth. — Doch ist eine zweifache Armut wohl zu unterscheiden: die geistige und die leibliche. Die leibliche Armut kann nie behoben werden, wo die geist- liche driickt; denn diese ist die Ursache der ersteren. Unser Hauptaugenmerk soli darum sein, vor Allem der geistlichen sittlichen Armut vorzubeugen, durch eine religiose Erziehung so vieler verwahrlosten Kinder dieser Stadt. Ich begegne so vielen Kindern auf unseren Gassen und Strafien, die miissig umherschlendern und das Proletariat un- serer Stadt vermehren. Sie wachsen ohne Religion, ohne Arbeit, das ist ohne Erziehung auf und vverden Plagegeister fiir die Zukunft. Miissigang ist aller Laster Anfang. Fiir solche arme vervvahrloste Kinder ist eine Arbeits- schule das Rettungsmittel; die Arbeit mit der Religion ist fiir die Jugend die einzige Arznei. Aus Kindern ist durch eine zweckmaBige religiose Erziehung Alles zu machen; und ein weit groBeres Verdienst ist es, der Armut vorzubeugen, als dieselbe aus dem Abgrunde des Elendes herauszuheben. Dazu brauchen wir aber Mutteraugen, welche die Noth weit friiher bemerken als wir Miinner, — Mutterherzen, die weit besser zu helfen verstehen, als \vir Amts- und Geschafts- manner. Die Liebe guter christlicher Frauen ist sinnreicher, als die der Manner, besonders in der Kinderwelt. Darum spricht der Heiland: Das Weib hat viele Schmerzen, aber auch viele ~%r' 17 -S* Freunde, wenn ein Mensch geboren wird. (Joann. 16. 21). Welche Freude fiir Sie, meine verehrten Frauen, wenn Sie durch eine solehe Kinder-Rettungsanstalt niitzliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft, dem Staate und der Kirche, ja dem Himmel wiedergeben, die ansonst verloren gegangen waren. »Wahrlich sage ich euch«, spricht Jesus, »wer ein sol- ches Kind aufnimmt, nimmt mich auf. Was ihr dem Kleinsten aus ihnen gethan, das habt ihr mir gethan«. (Matth. 18, 5). II. »Arme. werdet ihr immer unter euch haben«; allein, jene sind nicht die bedtirftigsten, die am zudringlichsten an Ihrer Thiire klopfen — die Hausarmen sind die armsten, welche Scham oder Krankheit hindert, von Haus zu Haus Hilfe zu suchen. Arm und elend sein, ist schwer, aber doppelt schwer, Niemanden zu haben, der das Elend mitfuhlt. Dazu sind aber- mals christliche Frauen berufen. Kein Mann bemerkt so schnell, wo es mangelt, kein Nachbar weifi so gut, wie zu helfen, als eine gute Nachbarin; darum sagt die heilige Schrift: »Wo keine Hausmutter, dort seufzt der Arme«. (Ecclus. 36, 27). Viele aus Ihnen leisten Grofies und Erfreuliches fiir die Armen, werden aber nur zu oft getauscht, Ihre Wohlthaten werden missbraucht. Viele aus Ihnen kennen die grofie Noth so mancher verarmter Familien, so vieler Hausarmen; Ihre Mittel langen aber nicht aus, um nachhaltige Hilfe zu leisten. Diesem Bediirfnisse entspricht nur ein christlicher Frauen- Verein der werkthatigen Liebe, wo sich Nachbarinnen freund- lich die Hande reichen und mit Rath und That kraftig unter- stiitzen. — Die gemeinsame Unterstiitzung einzelner verlassenen Hausarmen — sei die zweite schone Aufgabe unseres wobl- thatigen Frauen-Vereines. Wie lohnend ist das Bewusstsein, den Armen geholfen, - wie trostlich im Tode der Gedanke, Menschen gerettet zu haben. Dieses, meine Frauen, ist der grofite Reichthum fiir die Ewigkeit. »Unsere Werke folgen uns nach«. (Apoc. 14, 13). Die Thranen der Armen an unserem Grabe sind das schonste Monument. III. Soli aber unser Werk gelingen, so mufi der Segen von oben kommen; darum erlaube ich mir, verehrte Frauen, beim Beginne unseres schonen Vereines eine dreifache Bitte: 1. Unser Eifer sei rein, wie das Sonnenlicht, das Warme und Leben in allen Kreisen verbreitet; — auch unsere-Absicht sei und bleibe rein ohne Beimischung menschlicher Riicksich- tcn; sie ist das Gold unserer Handlungen. -I- 18 -s- 2. Unser Verein sei einig und alle Kleinlichkeiten besei- tigt, die so leicbt entzweien. Durch liebevolle Nachsicht, durch schwesterliche Einigkeit wird Grofies geschehen, wahrend durch Zwietracht die grofiten Werke zu Grunde gehen. 3. Rechnen wir nicht auf Menschenlob noch Menschen- dank; diese waren bei einem christlichen Vereine nur falsche Miinzen. Es ist ein Auge, das alles sieht, ein Ohr, das alles aufmerkt, ein Herr, der alles lohnt. Ein Glas Wasser, dem Armen gereicht, findet einst seinen reichlichen Lohn. (Matth. 10, 42).' Dieses seien die drei Leitsterne unseres vereinten Wir- kens; dann wird es an Gottes Segen nicht fehlen und an diesem ist alles gelegen. Sei mir darum gesegnet diese erste Stunde in Ihrem ver- ehrten Kreise; gesegnet in der bischoflichen Residenzstadt Marburg unsere erste Versammlung; noch unsere Nachkommen mogen segnen nach vielen Jahren unsere heutige erste Be- rathung; denn nicht leere Worte, sondern bleibende Werke echter christlicher Liebe, seien das Monument, dessen Grund- stein wir heute legen wollen durch die Constituierung des Frauenvereines, die wir unter Gottes Beistand vornehmen wollen. 1 § 13 . Wahl der ersten Vereinsvorstehung. Das Resultat der Wahl war Folgendes: Sophie Gratin Brandis, Vorsteherin; Katharina Pachner, Cassierin; Josephine Kolleger, Armenpflegerin; Antonie Reiser-Frtihauf, Secretarin. Als Ausschussfrauen erscheinen: Therese Albensberg, Aloisia Altmann, Marie Dietrich, Marie Duchatsch, Marie Jurjevich, Francisca Koch, Aloisia Leyrer, Marie Freiin von Rast, Fran¬ cisca Scherbaum, Josephine Semlitsch, Katharina Wisiag. § 14 . Anzeige der Errichtung eines Katholischen Frauen¬ vereines der thatigen Nachstenliebe zu Marburg an das hohe Prasidium der k. k. Statthalterei zu Graz. Unter dem 11. Mai 1860, Nr. 1163 richtete Fiirstbischof Anton Martin Slomschek an das hohe k. k. Statthalterei-Prasi- dium in Graz nachstehendes Schreiben: 1 Fr. Kosar, op. cit. S. 188 191. -S- 19 -I* »Euere Excellenz! Hochgeborner Herr Graf und Statthalter! Die geistige und physische Armut nimmt in den Stadten ehen in jenem Grade zu, als sich die Zahl der Einwohner ver- mehrt. Der sittlichen Verkommenheit und leiblichen Verarmung vorzubeugen, und wo solche in einzelnen Familien oder bei Personen schon eingetreten, eine thatige Abhilfe zu verschaffen, sind Frauen-Herzen und Frauen-Hande am besten geeignet. Zu diesem edlen Zwecke bildet sich eben nach dem Mu¬ ster des erprobten Frauen-Vereines der Provinzial-Hauptstadt Graz auch in meiner neuen bischoflichen Residenzstadt Mar- burg ein Katholischer Frauen-Verein der werkthatigen christ- lichen Liebe. Sein Zweck ist die Versorgung der vervvahrlosten Jugend uberhaupt und der Madchen insbesonders durch eine Nach- schule im Strieken, Nahen und anderen weiblichen Arbeiten, um solche Verlassene zu Arbeitsamen heranzuziehen, aber auch verlassene Hausarme, besonders Kranke mit Nahrungsmitteln und Arzneien zu unterstiitzen. Die Mittel des Vereines sind milde Gaben der christlichen Liebe, welche die Vereinstheilnehmer frehvillig spenden. Das Amt einer Vorsteherin ubernimmt die hochgeborne Frau Grafln Sophie von Brandis und die geistliche Leitung der hochwiirdige Herr Franz Friedrich, Dompropst des Lavanter Domcapitels, dessen Stelle der Herr Priesterhaus-Spiritual und Consistorialrath Franz Kosar vertritt. Indem ich die Errichtung dieses nur zu Werken der Frommigkeit und Nachstenliebe bestimmten nach Vorschrift der allerhdchsten kaiserlichen Verordnung vom 25. Juni 1856, § 122 von mir als Diocesanbischofe genehmigten Frauen-Ver¬ eines Euerer Excellenz als unserem hochverehrten Landeschef unter Vorlage der Vereinsstatuten zur hohen Kenntnis hringe, bitte ich zugleich den Ausdruck meiner ausgezeichnetesten Hochachtung zu genehmigen, mit der ich verbleibe Euer Ex- cellenz . . . .« § 15 . Rescript des hohen k. k. Statthalterei-Prasidiums ddo. Graz 15. Mai 1860. »An Seine, des hoch\vurdigsten Herrn Fiirstbischofes von Lavant etc. etc. Anton Martin Slomschek, Furstbischdfliche Gnaden. Eure Fiirstbischofliche Gnaden ! Die mit geschatztem Schreiben vom 11. des Monates Z. 1163 gemachte Mittheilung, dafi Euere Furstbischdfliche 2* -I- 20 -§- Gnaden sich bestimmt gefunden haben, die Bildung eines ka- tholischen Frauenvereines der werkthatigen christlichen Liebe in Marburg nach dem Muster und nach den Statuten des hier bestehenden gleichen Frauen-Vereines zu genehmigen, nehme ich zur um so erfreulicheren Kenntnis, als ich die Uberzeugung hege, dafi dieser wohlthatige Verein, dessen Entstehen offen- bar der fur Arme so vorsorglichen Einflussnahme Euerer Fiirst- bischoflichen Gnaden zuzuschreiben ist, unter Hochihrem Schutze um so gewisser gedeihen und den besten Erfolg er- zielen werde, als auch der bekannte fromme Sinn der gewahlten Vorsteherin, Frau Grafin Sophie Brandis, die Entwicklung der regsten Thatigkeit erwarten lafit, und dieselbe in ihrem Wirken auch die beste Beihilfe in dem mit der geistlichen Leitung des Vereines betrauten Hochwiirdigen Herrn Dompropste Franz Friedrich und in dessen Stellvertreter Herrn Consistorialrathe Franz Kosar finden \vird. Es wird auch mir zur angenehmen Obliegenheit gereichen, meinerseits dem Vereine die nothige Unterstiitzung angedeihen zu lassen. Euere Furstbischofliche Gnaden wollen iibrigens dem Vereine bemerken, dass derselbe am Ende eines jeden Jahres den Rechnungs-Abschluss, die Zahl der Mitglieder und die etwaigen Veranderungen in dem Vereinsvorstande zur Kennt¬ nis der Statthalterei zu bringen habe. Genehmigen Euere Furstbischofliche Gnaden die Ver- sicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung und beson- deren Verehrung. Strasoldo m. p.« § 16 . Ansprache des Furstbischofes Anton Martin bei der Christbaumfeier des Katholischen Frauen-Vereines im Jahre 1860. Der Katholische Frauen-Verein veranstaltete alljahrlich fiir die in Obsorge genommenen Waisen-Kinder eine Christ- baum-Feier und Furstbischof Anton Martin pflegte bei diesem Anlasse die Flrschienenen mit einer Ansprache zu erfreuen. Unter den Schriften des hochseligen Oberhirten tindet sich eine Skizze, welche wahrscheinlich der Ansprache bei der Christbaumfeier des ersten Vereinsjahres 1860 zur Grundlage gedient hat. Dieselbe lautet: »An Frau en! Missionare seid Ihr, — nicht iiber den weiten Ocean hin bestimmt, — sondern im engen Kreise Fluerer geliebten Fa- milie. Bauet den lieben Kleinen den gemiithvollen heiligen Christbaum! Bauet einen Thron dem gottlichen Kinde im Herzen der Kleinen! — Pflanzet das hi. Kreuz der Religion -S- 21 -l* in die Herzen Eurer theuren Kreise! — Lasset leuchten den goldenen Štern der Religion! — Zeiget das gottliche Kind wie einst Maria den Weisen Jenen, in der en Mitte Ihr wohnet. — Das ist Eure Mission, Ihr edlen christlichen Frauen. — Richtet gut Eure Mission. — Dann wird das Friedenslied er- schallen: »Ehre sei Gott in der Hohe und Friede den Men- schen auf der Erde, die guten Willens sind.« (Luc. 2, 14). Der Christbaum. (In Gegenwart der Kinder). Die Christnacht ist die heiligste Nacht der ganzen Welt- geschichte, und der schonste Abend des ganzen Jahres, das ist der heilige Abend. Die Friichte, die auf dem Baume han- gen, sie erinnern uns Erwachsene an das verlorene Paradies und ermuntern uns zugleich wiirdige Friichte der Busse zu bringen, damit wir durch dieselben das himmlische Paradies erkaufen konnen, wohin uns der neugeborne Heiland den Weg gebahnt hat. Damit sich aber auch die armen Kinder der Geburt Jesu Christi erfreuen, haben Sie, verehrte Frauen, den Kleinen niitz- liche und angenehme Geschenke bereitet, was Ihnen der neu- geborene Heiland hundertfach vergelten wird. Er hat ja selbst gesagt: »Was ihr gethan habet an Einem aus diesen meinen mindesten Briidern, das habet ihr mir gethan.« (Matth. 25, 40). § 17 . Ansprache des hochwiirdigsten Oberhirten Anton Martin im Friihjahre 1861, nach dem Ablaufe des ersten Vereinsjahres. »Ho c h v er eh rte Frauen: Ein Jahr Ihres segensreichen Vereinswirkens ist voriiber, — ein Jahr des Segens ftir Marburg. Ich bentitze die letzten Stunden vor meiner Abreise zu einer Vereinssitzung, wozu ich Sie eingeladen, um Ihnen meinen tiefgefiihlten Dank fiir die erfreulichen Leistungen und groben Wohlthaten im Namen der armen Kinder, die Ihre Schiitzlinge und Pflegekinder gevvorden, und auch im Namen Dessen aus- zusprechen, der uns ajle versichert: »Was ihr einem der Kleinen gethan, das habet ihr mir gethan.« (Matth. 25, 40). Meinen Dank der hochgeborenen Frau Gratin Sophie von Brandis, geb. Gratin Ftinfkirchen, Sternkreuz-Ordens-Dame, als Vorsteherin fiir die umsichtsvolle Leitung, — den iibrigen amtierenden Frauen fiir die mit Umsicht und grofier Opfer- liebe verwalteten Vereinsamter, — den Ausschuss-Frauen fiir Ihre thatige Mitwirkung, — allen Mitgliedern fiir Ihre rnilden .g- 22 -s* Beitrage. Sie sind ein schoner Beweis Ihrer christlichen Liebe, eine schone Aussaat, die fiir Zeit und Ewigkeit reichliche Friichte tragen wird. Im Verlaufe dieses ersten Jahres liaben Sie sich reich¬ liche Erfahrungen gesammelt, — freudenvolle, -— aber auch bittere. Ich bitte Sie, letztere zu vergessen, erstere aber fiir das fernere Wirken zu beniitzen. —- Dieses sei das Ziel unserer heutigen Versammlung, die ein fester Grund fiir unser ferneres Vereinswirken sein soli. Mein aufrichtiger Wunsch ist, — es bleibe der bisherige Vorstand, unter dem so Vieles und so Schones geschehen, und der unserem Vereine die Bahn geebnet hat. Da aber der ein- stimmig gewahlte geistliche Vorstand, Herr Dompropst Franz Friedrich erklart, nicht ferner sein Ehrenamt behalten zu kiin- nen, und auch die Fran Vorsteherin nach den Statuten eine neue Wahl verlangt, so wollen \vir unter dem Beistande Gottes : 1. Das Resultat unseres Vereinswirkens in dem Rechnungs- Abschlusse vornehmen; 2. Ihre Wiinsche oder allfallige Abanderungen berathen; 3. Die Wahl vornehmen, und sonach unser wohlthatiges Vereinswirken mit neuer Kraft fortsetzen«. § ' 8 . Erster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis des Kath. Frauen-Vereines der werkthatigen Nachsten- liebe in Marburg vom i. April 1861. Zahl der Mitglieder 320. Vereins-Consulent, Franz Kosar, f.-b. Consistorialrath und Spiritual im fiirstbisch. Priesterhause. Vereins-Vorsteherin, Frau Sophie Graiin von Brandis. Der erfreuliche Bericht lautet: »Indem der Vorstand des katholischen Frauen-Vereines in Marburg, welcher im April des Jahres 1860 in.s Leben gerufen wurde, hiermit den ersten Jahres - Bericht und Rechnungs-Ausweis der Offentlichkeit iibergibt, glaubt der Berichterstatter diesen entstehenden Verein mit jenem evan- gelischen Senfkornlein, welches zwar sehr unansehnlich bei seiner Aussaat war, allmalig jedoch zu einem herrlichen Baume sich entfaltete, zu seiner Freude und seinem Troste vergleichen zu dtirfen. Denn obgleich nach einem bewahrten Sprichworte jeder Anfang schwierig ist, so hat doch dieser zeitgemafie Verein nicht nur bei seiner Griindung eine sehr giinstige Auf- nahme, sondern auch allmalig eine so rege und opferwillige Theilnahme unter den edlen Frauen Marburgs, deren milder Wohlthatigkeitssinn sich schon so oft und glanzend bewalirt hatte, gefunden, dab die Erfolge, die er bereits im ersten Jahre Sophie Grafin von Brandis, Stemkreuz - Ordens - Dame, erste Prasidentin des KatholiscKen Frauen-Vereines von Marburg, 1860 — 1878 . »J- 23 —s*- seiner Wirksamkeit erzielte, jedenfalls giinstig und befriedigend genannt werden miissen. Nach dem Wunsche Sr. Furstlichen Gnaden, des Hoch- wiirdigsten Oberhirten, hat der Verein als nachsten Zweck die Erziehung derverwahrlostenweiblichenJugend sich ge s telit. Alsbald erbot sich eine wohlthatige Frau, eine Gratis -W o h n u n g mit drei Zimmern und einer Kiiche zu diesem Zwecke herzugeben, und es wurde schon im August v. }. eine Arbeitsschule eroffnet, in welche gleich beim Beginne 70 Kinder aufgenommen wurden, deren Zahl sich bis jetzt auf 86 vermehrt hat. Die Schule zerfallt in zwei Ab- theilungen: in eine Strick- und Nahschule, deren jede ihre eigene Lehrerin hat; die Lehrerin der Strickschule — selbst eine Vereinsfrau und besondere Freundin der Kinder — besorgt den Unterricht vollends unentgeltlich. Jeden Tag besucht die Schule eine Vereinsfrau, um die Lehrerinnen beim Unterrichte zu untersttitzen und durch ihr Ansehen Ordnung und Fleift zu fordern. Aufier dem technischen Unterrichte erhalten die Kinder wochentliche religiose Unterweisungen, und verrichten gemeinschaftlich ihnen entsprechende fromme Ubungen. Der Unterricht dauert von 9 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags, wird j e d o c h zur Sommerszeit noch verlangert. Alle Kinder erhalten Mittags die Gratiskost. - Aufierdem wurde den Kindern von den Vereinsfrauen ein reicher Christbaum bereitet, zu dessen Ausstattung die Officiere des vaterlandischen Regimentes Kinsky sogar aus dem fernen Italien die grofimuthige Spende von 100 tl. beitrugen, zur dank- baren Erinnerung an die so ausgezeichnete und liebevolle Piiege, welche die Frauen Marburgs im Jahre 1859 den Venvundeten dieses Regimentes angedeihen liefien. — Auch wurden zwei Betheilungen mit Lebensmitteln, u. zw. zu Weihnachten an 100 und zu Ostern an 150 Arme vorgenommen. Welches liebende Christenherz mochte bei Lesung dieses Berichtes nicht mit freudigem Danke zum Vater im Himmel emporblicken, der allein in seiner Giite den hoffnungsvollen Baum dieses wohlthatigen Vereines in der Stadt Marburg ge- pflanzt hat, unter dessen schattenreichen Asten bereits im ersten Jahre so viele verlassene Kinder und Arme Schutz und Erquickung fanden? Und weil die Gebarung mit dem Vereinsvermogen eine so sorgfaltige gewesen, dafi der gewiss bedeutende Cassarest von 1634 ti. 49 kr. sich ergab, so ist der Plan fiir eine weitere Ausdehnung der Wirksamkeit des Vereines fiir das nachste Jahr bereits gefasst worden. Im Vertrauen auf Gott, der das gute Werk begonnen und bereits im ersten Jahre so reichlich gesegnet, mbgen demnach die Vereins-Frauen freudigen Muthes fortfahren auf der be- -S- 24 ~f~ tretenen Bahn werkthatiger Nachstenliebe, m d gen Wohlthater des Vereines immer zahlreicher sich finden, in der festen Uber- zeugung, dafi auch an ihnen das trostreiche Wort des Herrn sich erwahren werde: »Selig sind, die Barmherzigkeit iiben, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.« Schliesslich spricht der Berichterstatter im Namen des Vereines dessen tiefgefiihlten Dank aus, zuerst Sr. Furstlichen Gnaden, dem Hochwtirdigsten Ftirstbischofe Anton Martin, Hochwelcher in seiner allseitigen oberhirtlichen Vatersorge diesen Verein ins Leben gerufen, dann aber auch allen edlen Wohlthatern nah und fern, die in ihrer Begeistefung fiir den erhabenen Zweck dieses Vereines denselben durch Geld- und Naturalgaben so reichlich unterstiitzt haben. Gottes Segen moge ruhen auf dem Vereine immerdar!« § 19 . Zweiter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom i. April 1862. Zahl der Mitglieder 320. Vereins-Consulent, Franz Kosar, f.-b. Consistorialrath und Spiritual. Vereins-Vorsteherin, Fran Sophie Grafin von Brandis. Der interessante Bericht lautet: »Der vorjahrige Jahres-Bericht stellte eine Erweiterung der Wirksamkeit des Frauen-Vereines in Aussicht. Unter Gottes Beistand ist dieselbe im laufenden Jahre auch vvirklich erzielt worden, und zwar ganz vorziiglich durch zwei Unter- nehmungen, welche beide in ihrer \veiteren Entwickelung sehr geeignet sein werden, auf die religiose Bildung und Gesittung einen wohlthatigen Einfluss zu iiben. Die erste Unternehmung war die Griindung einesWaisen- Institutes fiir Madchen. Grofi zwar ist auch die VVohlthat, welche den kleinen Kindern in der Strickschule zu Theilwird, in welcher gegenwartig deren 66 an der Zahl nach der im vorjahrigen Jahres-Berichte beschriebenen Weise den Tag hindurch be- schaftiget und theihveise auch verpflegt werden; jedoch erweist sich diese Wohlthat immer noch als ungeniigend, um alle der Erziehung nachtheiligen Einfliisse von den armen Kleinen ferne zu halten. Deswegen dachte der Verein schon im ver- fiossenen Jahre daran, ein Waisen-Institut zu griinden, in wel- chem waise Madchen Wohnung und volle Verpflegung fanden, und zugleich in Allem unterrichtet wiirden, was fiir ihren kiin- ftigen dienstlichen Beruf dienlich sein kann. Liebreich hat die gottliche Vorsehung geholfen. Fiben jene edle Wohlthaterin (Frau Maria Schmiderer), welche fiir die Strickschule eine un- entgeltliche Wohnung hergab, hat auch fiir das Waisen-Institut 25 -s- in dem gleichen Hause eine angemessene Wohnung auf un- bestimmte Zeit unentgeltlich angewiesen. Theils durch Ankauf, theils durch Geschenke war die Wohnung bald zvveckmaftig eingerichtet und geschmiickt, und das Institut im September des verdossenen Jahres (1861) eroffnet, welches gegenwartig sechs Waisenmadchen mit einer eigenen Lehrerin bewohnen. Um die Kinder zu Fleifi und Ordnung zu gewohnen, ist der ganze Tag durch eine genaue Tagesordnung so eingetheilt, dafi in angenehmer Aufeinanderfolge Handarbeit und Wieder- holung der nothwendigsten Schulgegenstande, als: Lesen, Schreiben und Rechnen abwechseln, mit besonderer Sorgfalt aber der Religionsunterricht fortgesetzt wird. Uberdiess ver- richten die Kinder gemeinschaftlich die taglichen Gebete, be- suchen taglich die heilige Messe, und empfangen allmonatlich die heiligen Sacramente. Da der Verein noch nicht in der Lage ist, eine eigene Nahschule ftir auswartige Madchen zu erbffnen, so besuchen die der Schule bereits entwachsenen und ftir den Nahunterricht fahigen Madchen zugleich das Institut, in welchem sie von 8 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends ver- bleiben und an allen Beschaftigungen der Waisenmadchen theil- nehmen. Die Zahl dieser auswartigen Nahschiilerinnen belauft sich gegenwartig auf 9, indem wahrend des Jahres Eine durch Versetzung ihres Vaters gezwungen war auszutreten, Eine aber bereits einen Dienst angetreten hatte. Der Verein hatte alle Ursache, mit dem Waisen-Institute bisher zufrieden zu sein, sowohl was den Fortgang in der Handarbeit und den Schul- gegenstanden, als auch die sittliche Haltung betrifft. Die zrveite Unternehmung war die Grtindung einer den Zeitbediirfnissen entsprechenden Vereins-Bibliothek. Noch wunderbarer zeigte sich hier die gottliche Vorsehung; denn obgleich der bose Feind alle erdenklichen Anstrengungen machte, um dieses Werk zu hintertreiben, von welchem er mit Recht einen gewaltigen Damm gegen die Ausbreitung des sitt- lichen Giftes schlechter Biicher befiirchtet, so siegte doch der beharrliche Wille, von Gott gekront, mit einem wirklich nie geahnten Erfolge. Um die Vereinscasse zu schonen, eroffnete der Gefertigte eine Subscription und der Erfolg derselben war ein staunenswerter. Unerschopflich im Geben, wo nur immer edle Zwecke zu fordern sind, zeichneten zuerst Se. fiirstbischof- lichen Gnaden den Betrag von 100 h., der Clerus der Stadt 112 tl., der Frauen-Verein 39 d., und eine ungenannt bleiben wollende Wohlthaterin 110 d., folglich in Summa 361 d. Auber- dem wurden fiir die Bibliothek 177 Biicher geschenkt, deren manche sehr wertvolI sind. Angekauft wurden 202 Biicher um den Preis von 286 d. 80 kr. Die Vereinscassa bestritt nur die nothigen Einbande mit 52 d. Es zahlt demnach dieVereins- Bibliothek gegemviirtig 379 Bande, wahrend dem Gefertigten -S- 26 -§- noch 75 fl. 20 kr. zur ferneren Verwendung verbleiben. Wie zeitgema.fi dieses Unternehmen gewesen, und wie sehr clas Bediirfnis nach guter Lectiire wirklich vorhanden war, bat der Erfolg bewiesen. Denn obgleich die Bibliothek erst mit Anfang October dem offentlichen Gebrauche ubergeben wurde, so weist doch schon bis jetzt das Ausleihungs-Verzeichnis die gewiss bedeutende Zahl von 398 erfolgten Ausleihungen aus. Fin besonderes Lob verdienen sovrohl die auswartigen Nah- schiilerinen, als auch die Waisenmadchen, welche nach dem Zeugnisse der Lehrerin an Sonn- und Feiertagen beinahe die ganze freie Zeit mit dem Lesen belehrender und auferbaulicher Jugendschriften zubringen. Der Verein darf hoffen, dafi diese Bibliothek noch manchem Kranken auf seinem Krankenlager Trost, manchem Zweifelnden Rath, manchem Irrenden Belehrung gevvahren, gar viele aber in ihrem Tugendstreben machtig for- dern, und dafi Gott, dessen Reichthiimer unermesslich sind, auch in Zukunft nicht ermangeln werde, Wohlthater fiir diesen erhabenen Zweck echter christlicher Bildung und Aufklarung zu ervvecken. Und wurde dem Gefertigten ftir die in solcher erbaulichen Lectiire gewonnene geistige Freude und Starkung schon zu wiederholten Malen der innigste Dank ausgesprochen, so erfiillt er nur seine Ptiicht, wenn er diesen Dank, der nur zum geringsten Theile ihm gebiirt, hiemit auf alle hoch- herzigen Gonner der Vereins-Bibliothek iibertragt, welche die Krankheit unserer Zeit, aber auch die anzuivendenden Heil- mittel begreifen. Neben diesen zwei grofieren Unternehmungen hat der Verein in diesem Jahre auch die Kranken in ausgedehnterem Mafte unterstiitzt, sowie den Kindern der Vereins-Institute aber- mals einen sehr reichen Christbaum bereitet, zu welchem noch insbesonders das hochherzige Officier-Gorps des vaterliindischen Regimentes Kinsky den so bedeutenden Beitrag von 100 H. gespendet hat. Auch hatte der Verein 6 religiose Conferenzen mit 2 General-Communionen in diesem Jahre abgehalten. Wenn wir noch dazu envahnen, dafi trotz so namhafter Auslagen das Stammvermbgen des Vereines dennoch um 1101 fl. 64 kr. sich vermehrt hat, so mtissen wir freudig bekennen, dafi der Eifer der Vereins-Frauen nicht erkaltet, sowie dafi Gott nicht aufgehort hat, demselben neue Wohlthater zuzufiihren, in welcher Hinsicht sich der Verein verpflichtet ftihlt, ganz vor- ziiglich zweier Wohlthater dankbar zu gedenken, namlich jenes ungenannten Wohlthaters, welcher dem Vereine 100 fl. zu- sandte, und der grofimiithigen Curatoren der Marburger Spar- cassa, welche bei deren Erofifnung die erste Elinlage von 100 ti. fiir das Waisen-Institut des Vereines machten und das erste Sparcassabiichel dem Frauen-Vereine uberreichten. Moge ihnen und allen, welche den Verein in seinen Unternehmungen mit -s- 27 Rath und That untersttitzten, der reichste Lohn im Himmel dafiir werden.« § 20 . Dritter Jahres - Bericht und Rechnungs -Ausvveis vom i. April 1863. Zabl der Mitglieder 343. Vereins-Consulent, Franz Kosar, f.-b. Consistorialrath und Spiritual. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Aus dem Berichte heben wir jene Stelle heraus, welche den Heimgang des hochwurdigsten Fiirstbischofes Anton Martin, des Grunders des Vereines, beklagt und auch die trostliche Kunde bringt, dass Fiirstbischof jacob Maximilian -dem Vereine seinen hohen Schutz zugesichert hat. »Der dritte Jahres-Bericht des katholisc'hen Frauen-Vereines mufi mit der Verzeichnung des betriibendsten Ereignisses be- ginnen, welches ihn in der kurzen Zeit seines Bestandes hatte treffen konnen. — Es hat dem Herrn des Lebens und Todes gefallen, den Begrtinder des Vereines und dessen machtigste Stiitze, den hochwiirdigsten und hochgebornen Flerrn Anton Martin Slomschek, Fiirstbischof von Lavant, am 24. September 1862 in ein besseres Leben abzuberufen. Dieser Verlust mufite den Verein um so schmerzlicher beriihren, als er gerade daran schreiten wollte, neue und wichtige Unternehmungen zum Besten der Armen und Leidenden ins Werk zu setzen, bei denen er einer so machtigen Stiitze dringend bedurft hatte. Der Verein beugt sich in Demuth und Ergebung unter dem allzeit weisen und heiligen Willen Gottes und indem er dem hohen Begrtinder das Opfer seines Gebetes in die Ewigkeit nachsendet, legt er hiermit den Ausdruck seiner unbegrenzten Verehrung und Dankbarkeit fiir Alles, \vas Hochderselbe dem Vereine gethan, als ein Denkmal seiner unverloschlichen Liebe an seinem Grabe nieder. Ein vierfacher Trost ist es insbesonders, welcher die A schmerzende Wunde dieses Verlustes lindert. Zuerst des hohen Verblichenen feierliches Gelobnis in seinem Testamente, dafi er seiner Lieben und Theuren vor dem Throne Gottes nieht vergessen werde, so er im Gerichte Barmherzigkeit vor Gott findet, dafi also der Verein seiner Fiirsprache sich ganz vorztiglich erfreuen werde, da gerade er seinem Herzen besonders lieb und theuer war. — Dazu kommt das grofie Legat von 1000 fh, welches nach seinem Willen im vollen Betrage dem Vereine auszuzahlen kommt, wodurch er fiir alle Zukunft mit dem Vereine durch das Band thatiger Liebe verbunden bleibt. — Daran reiht sich unsere Hoffnung, dafi ihm auch die Liebe zu unserem Vereine eine besondere Krone im Himmel bereitet habe, namlich diejenige, welche der Herr den Barmherzigen verheifien hat mit den Worten: »Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barm- herzigkeit erlangen«. — Endlich trostet uns das in so liebe- voller Weise von unserem nunmehrigen hochwtirdigsten, hoch- gebornen Oberhirten Jacob Maximilian gegebene Ver- sprechen, dafi nun Hochderselbe des venvaisten Vereines Vater j und Protector sein wolle, an Hocbwelchen sich derselbe allzeit und in allen Anliegen vertrauensvoll wenden konne. Der Verein ftihlt sich gedrungen, fiir diesen gniidigen Beweis hohen Wohl- wollens seinen tiefgefiihlten Dank auszusprechen.« § 21 . / Vierter Jahres - Bericht und Rechnungs-Ausweis vom i. April 1864. Zalil der Mitglieder 315. Vereins-Consulent, Franz Kosar, f.-b. Consistorialrath und Spiritual. Vereins-Vorsteherin, Frau Sopli ie Grafin von Brandis. Dieser Bericht meldet besonders hinsichtlich der Vereins- <- Bibliothek sehr Giinstiges. »Besonders erfreulich und die fruheren Jahre weit iiber- treffend war der Einfluss, den der Verein durch seine Bibli¬ othek auf die religiose und sittliche Bildung der Familien genommen hat. Es sind haufig Falle vorgekommen, dafi Sdhne und Tochter ihren Eltern, sowie Studierende ihren Kost- gebern in den Abendstunden aus den Vereinsbiichern vor- lasen und mit nicht geringer Danksagung die gelesenen Bii- clier zuriickbrachten, wodurch die gegenseitigen Beziehungen in den ervvahnten Verhaltnissen gewiss nur veredelt ,werden konnten, wahrend der Jugend das Bediirfnis nach den oft so gefahrvollen Abend-Unterhaltungen weniger fuhlbar wurde. Es geschah ofters, dafi dem Andrange der Erbauung Sucben- den bereits nicht entsprochen werden konnte, obgleich die { Bibliothek auch in diesem Jahre einen namhaften Zuwachs an gediegenen Bildungsschriften erhalten hat. Im Ganzen ist sie um 36 Bande vermehrt worden, \vovon 6 dem Vereine geschenkt, die iibrigen aber um den Preis von 47 11. angekauft wurden. Da der bezugliche Cassarest des fruheren Jahres nur 18 fl. 4 kr. betrug, so wurde der Rest durch milde Gaben einiger fiir religiose Bildung opfenvilliger Wohlthater gedeckt. Der Ge- fertigte lasst sein Vertrauen nicht sinken, dafi der liebe Gott auch fernerhin die VVohlthatigkeit edler Menschenfreunde dieser den Verein besonders ehrenden Aufgabe zuwenden werde.« -I- 29 -g- § 22 . Fiinfter Jahres - Bericht und Rechnungs - Ausweis vom i. April 1865. Zalil der Mitgleder 310. Vereins-Consulent, Jacob Philipp Bohinc, Theologie - Professor. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Der Bericht meldet ein wichtiges Ereignis, die Berufung der Schulschwestern zum Unterrichte der weiblichen Jugend mit folgenden Worten: »Der Verein hat tiber den von ihm in der General -Ver- sammlung vom 1. Mai 1863 gefassten Beschluss die Schul- schwestern berufen, welche 4 an der Zahl aus dem Mutter- hause zu Eggenberg bei Graz am 15. October angekommen, und sofort den Unterricht in der Nah-'und Strickschule, und die Pflege und Erziehung der Waisenkinder ubernommen haben. Dieselben unterziehen sich, weil der Wichtigkeit ihrer Aufgabe wohl bewusst und vom Geiste christlicher Liebe erfiillt, ihr mit allem Eifer, und man kann sich zuversichtlich der Erivar- tung hingeben, dafi in ihrer Schule eben so christliche als deifiige Dienstboten herangebildet werden.« § 23. Einleitende Schritte zur Berufung der Schul- schwestern. Das handschriftliche Actenmaterial berichtet liber den Gegenstand Folgendes. Am 15. April 1863 richtete der Vereins-Consulent Franz Kosar an das hochwiirdigste f.-b. Lavanter Ordinariat nach- stehendes Bittgesuch: «Die in tiefster Ehrfurcht gefertigte Vorstehung des Katho- lischen Frauen-Vereines zu Marburg hat in der am 13. April 1. J. (1863) abgehaltenen General-Versammlung die Pflieht uber¬ nommen, die einstimmig votierte Berufung der Schulschwestern zu Vereinszwecken ins Werk zu setzen. Die zu berufenden drei Schulschwestern sollen aus dem Mutterhause zu Algersdorf nachst Graz kommen, allwo die Kloster-Vorstehung solche zu senden sich bereit erklart hat, und sind bestimmt, die Leitung zvveier Vereins-Institute zu tibernehmen, namlich des Waisen-Institutes und der Strickschule fiir arme Kinder. Die Deckung sammtlicher Auslagen des Zu- zuges und der Erhaltung ubernimmt und garantiert der Frauen- Verein aus eigenen Mitteln. Die ehrfurchtsvoll gefertigte Vereins-Vorstehung stellt demnach das unterthanigste Ansuchen, Ein Hochwiirdigstes -I- 30 -!- f.-b. Ordinariat wolle nacb Artikel XXVIII. des Concordates die kirchliche Berufung der Schulschrvestern gnadigst zu ver- anlassen und den Consens der hohen Landesregierung zu er- wirken geruhen.« Das Schriftstuck ist vom Vereins - Consulenten Franz Kosar und von den nachbenannten Frauen unterzeichnet: Sophie Grafin von Brandis, Vereins-Vorsteherin. Katharina Pachner, Cassierin. Josepha Kolleger, Armenpflegerin. Antonie Reiser-Fruhauf, Secretiirin. § 24. Verhandlungen zwischen dem fiirstbisch. Ordinariate und der k. k. Statthalterei. Am 11. Mai 1863, Nr. 951 bat das hochwtirdigste fiirst- bischofliche Ordinariat der hochloblichen k. k. Statthalterei die kirchliche Genehmigung des obigen Beschlusses mitgetheilt und denselben auch der hohen Landesstelle zur Approbation empfohlen. Am 28. September 1863, Nr. 2036 hat das furstbischof- liche Ordinariat bei der hohen Landesstelle die Erledigung seiner Eingabe vom 11. Mai 1863, Nr. 951 urgiert. Mit Rescript vom 29. October 1863, Nr. 17.439 gibt die hochlobliche k. k. Statthalterei ihrer Ansicht Ausdruck, daft es sorvohl im Interesse der Wurde des Ordens als der Sicherung des gedeihlichen Fortbestandes des Filial-Institutes geboten erscheine, dafi vorerst die Mittel zur Subsistenz desselben voll- kommen und bleibend sichergestellt werden und trifft die Ver- anlassung der Einleitung der nothigen Verhandlung. Mit Erlass vom 2. November 1863, Nr. 2227 hat das hoch- vviirdigste fiirstbischofliche Ordinariat die Vorstehung des Frauen-Vereines von der gedachten Verftigung der hohen Landesstelle verstandigt. § 25. Eine neue Proposition des Vereins-Consulenten. Unter dem 29. Februar 1864 richtete der Vereins-Consulent Franz Kosar an das hodrvviirdigste fiirstbischofliche Ordinariat folgende Eingabe. »Die ehrfurchtsvollst gefertigte Vorstehung des Katholi- schen Frauen-Vereines zu Marburg unterbreitet anliegend den mit der ehrwiirdigen Congregation der Schulschwestern zu Algersdorf nachst Graz riicksichtlich deren Berufung zur Leitung der Vereins-Erziehungs-Institute abgeschlossenen Ver- trag mit der unterthanigsten Bitte: Ein Hochwiirdigstes fiirstbischofliches Ordinariat wolle gnadigst geruhen, nunmehr auf Grundlage dieses Vertrages die Zustimmung der hohen Staatsregierung zu diesem heil- samen Unternehmen zu erwirken und die Berufung besagter Schulschwestern ins Werk zu setzen.« § 26. Befurwortung der Proposition des Vereins-Consu- lenten durch das fb. Ordinariat. Das hochvvtlrdigste fb. Lavanter Ordinariat bat der Bitte des Consulenten des Katholischen Frauen-Vereines entsprochen und unter dem 1. Marž 1864 Nr. 520 an die hochlobliche k. k. Statthalterei nachstehende Eingabe gerichtet: »Mit Bezug auf den hohen Erlass dto. 29. October 1863, Nr. 17439 wird der hohen k. k. Statthalterei nun in der An- lage der vom hiesigen Katholischen Frauen-Wohlthatigkeits- Vereine mit der Congregation der Schulschwestern zu Algers- dorf abgeschlossene Vertrag wegen Ubernahme des hier in Marburg bereits bestehenden Waiseninstitutes, und zugleich Wiederholungsschule und Strickschule mit dem ergebensten Bemerken unterlegt, daft bei dem Umstande, als der Unterhalt dreier Schwestern vorlaufig sichergestellt ist, der hohen Regie- rungs-Genehmigung hoffentlich nichts mehr im Wege stehen diirfte. Geruhe die hohe k. k. Statthalterei diese Bewilligung, und zwar in thunlichster Balde, hochgeneigt zu ertheilen, da es sich wirklich um das Zustandekommen eines edlen, ebenso religiosen als in Wahrheit human en Vorhabens handelt. Der Vertrag wird ergebenst zuriickerbeten.« § 27. Giinstige Erledigung der gemachten Proposition. Die Erledigung dieser Zuschrift erfolgte von Seite der hochldblichen k. k. Statthalterei unter dem 14. April 1864, Nr. 6424 in nachstehender Weise : »Da laut des vom hochw. fb. Ordinariate unterm 1. vori- gen Monates Z. 520 ariher iibermittelten zwischen dem katho¬ lischen Frauen-Wohlthatigkeits-Vereine in Marburg und der Congregation der Schulschwestern zu Algersdorf bei Graz wegen Berufung dreier Schulsclrvvestern zum Beistand bei Durchfiihrung von Vereinszwecken abgeschlossenen Vertrages auf jegliche Subsistenz-Sicherstellung verzichtet, iiberdies hie- durch weder ein neuer Convent, noch auch eine Filiale ge- griindet wird, indem der Vertrag durch jedem Theile frei- -I- 32 -S- stehende halbjahrige Aufkiindigung losbar, mithin die Berufung nur eine zeitweilige ist, so entfallt die Nothwendigkeit der nur bei Griindung von Conventen geistlicher Orden oder Corpo- rationen gesetzlich vorgeschriebenen Zustimmung der politi- schen Landesstelle . . . Die Beilage der angefiihrten Eroffnung folgt anschliissig zuriick.« Diese Finalisierung der Angelegenheit wurde mit Rescript dto. 23. April 1864, Nr. 910 der Vorstehung des »Katholischen Frauen-Vereines« mitgetheilt. § 28. Sechster Jahresbericht und Rechnungs-Ausweis vom i. April 1866. Zahl der Mitglieder 305. Vereins-Consuient, Jakob Philipp Bohinc. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Aus diesem Berichte ist hervorzuheben, dafi die Vereins- Vorstehung an die hohe k. k. Statthalterei die Bitte um Be- willigung einer zweiclassigen Schule fiir schulpflichtige Kinder gerichtet hat. Die hohe k. k. Statthalterei be\villigt liber Beflirwortung des hochvviirdigsten fiirstbischofiichen Ordinariates die Errich- tung dieser Schule unter dem 28. Februar 1866, Nr. 1769 und ist durch dieselbe der Wirkungskreis des Vereines enveitert worden. Die neu eroffnete Schule wurde von 117 Schiilerinnen besucht. § 29. Siebenter Jahresbericht vom i. April 1867. Zahl der Mitglieder 298. Vereins-Consuient, Christoph Kanduth. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Aus diesem Berichte sei Nachstehendes erwahnt: »Wie im Vorjahre bereits begonnen, wurde auch heuer die zwei- classige Madchenschule unter Leitung der ehrwtirdigen Schul- schwestern, denen der Verein seine vollste Anerkennung fiir ihre aufopfernde Bemiihung hiernit ausspricht, fortgeftihrt; da jedoch die Zahl der Schiilerinnen gegen das Vorjahr bedeutend zugewachsen ist, so war auch eine Vermehrung der Lehrkrafte erforderlich, was die Mehrausgabe von 200 tl. an Besoldung der Lehrerinnen rechtfertiget. Aus demselben Grunde steigerten sich auch die Ausgaben fiir VerkOstigung, indem der grafite Theil der Miidchen aus Vereinsmitteln das Mittagsmahl und Jausenbrot erhielt. Die Betheiligung der Armen und Kranken weist eine geringe Differenz an Ausgabe gegen das Vorjahr aus, sowie auch die Jakob Maximilian Stepischnegg, Fiirstbiišchof von Lavant, 1862—1889, zweiter Protector des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg. 33 Monatsbeitrage um mehr als 100fl. in der Minderzahl geblieben sind, hingegen der Ertrag fiir gelieferte Arbeit in der Nah- und Strickschule um etwas gestiegen ist.« § 30 . Achter Jahresbericht und Rechnungs-Ausweis vom i. April 1868. Zalil der Mitglieder 303. Vereins-Consulent, Christoph Kanduth. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Die Schule wurde von 250 Madchen besucht und ist von der hochlobliehen Schulbehorde im Laufe desjahres eine dritte und vierte Miidchenschulclasse bewilligt worden. § 31. Neunter Jahresbericht und Rechnungs-Ausweis vom i. April i86g. Zalil der Mitglieder 305. Vereins-Consulent, Christoph Kanduth. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Die Zahl der Schiilerinnen betrug 300, von denen bei- liiufig 150 an Schultagen im Hause den Mittagstisch erhielten. Am Bittmontage wurde mit den Kindern ein Maigang nach Vordernberg auf die Besitzung des hochw. Dompfarrers Georg Matjašič unterr.ommen und wurden die Kinder daselbst im Weingarten-Hause gastlich bewirtet. Kranke und Dtirftige wurden vom Vereine nach Kraften unterstiitzt. § 32. Zehnter Jahresbericht und Rechnungs-Ausweis vom 2i. Juni 1871. fiir die zwei Geschaftsjahre vom 1. April 1869 bis 1. April 1871. Die Zahl der Mitglieder ist nicht ausgewiesen. Vereins- Consulent, Franz Kosar, Domherr. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Aus dem Berichte heben wir Nachstehendes hervor: »Da, ivie man vemimmt, vielfach — selbst unter Vereins- Mitgliedern — Unklarheit herrscht uber das Verhaltnis des Frauen-Vereines zu den Schulschwestern, seit dem diese ein eigenes Haus besitzen und eine eigene Privatschule mit einem eigenen Convicte unterhalten, so diene Folgendes zur Auf- klarung. Im fahre 1864 wurden die Schulschwestern nur fiir die Zwecke des Frauen-Vereines berufen, namlich zur Leitung des 3 ■*§-• 34 —f- von demselben gegriindeten Waisen-Institutes and der Indu- strieschule. Die Schulschwestern erboten sich jedoch aus eige- nem Antriebe, dem Vereine ein Mehreres zu leisten, und zwar den Vereinszoglingen auch formlichen Schulunterricht zu er- theilen, und eroffneten nach eingelangter hoher Statthalterei- Bewilligung ddo. 28. Februar 1866, Z. 1769 sofort eine form- liche zweiclassige Privatschule, die sich im Jahre 1868 in Folge gleicher Bewilligung zu einer vierclassigen Madchenschule erweiterte. Allein der Andrang der Kinder wurde alsbald so grofi, dafi die Anzahl der Lehrerinnen vermehrt werden mufite, der Verein aber so grofien Auslagen nicht mehr gewachsen war. Es wurde demnach im Jahre 1870 nachfolgendes neues Ubereinkommen geschlossen: Der Frauen-Verein erhalt hinfort auf seine Rechnung nur drei Lehrerinnen um den Pauschalbetrag von 600 d. Dafiir hat das Institut der Schulselnvestern die Verpflichtung, 150 vom Vereine aufgenommene arrae Kinder, so wie die 10 Mad- chen des Waisen-Institutes in den Schulgegenstanden und \veiblichen Handarbeiten zu unterrichten, die gesammte Leitung des Waisen-Institutes zu besorgen und fur obige arine Schul- kinder auch das Mittagsessen zu bereiten. Die Victualien hiezu, sowie was noch sonst zur Unterhaltung des Waisen-Institutes, zur Beschaffung der Kleider und Lehrmittel fiir arme Kinder noth\vendig ist, besorgt die Armenpflegerin des Vereines auf Rechnung desselben. Im Ubrigen sind die Schulschwestern nun ganz selbststandig; sie konnen aufier obigen Vereinszog¬ lingen noch andere Kinder in ganz beliebiger Anzahl, sowohl in die Schule, als in ihr eigenes Convict aufnehmen, und nimmt der Verein darauf keine Ingerenz, wie denn auch die Vereinscassa dadurch in keiner Weise belastet wird. Durch dieses Ubereinkommen wurde die Gebarung des Vereines moglichst vereinfacht, ohne den Vereinszweck zu schadigen. Im Gegentheile hat der Verein die Beruhigung, dafi die Ausbildung und Erziehung der in seiner Pdege stehen- den Kinder in einer Weise besorgt wird, die kautn etwas zu wtinschen iibrig lafit. Von der Gediegenheit des Schul- unterrichtes geben Zeugnis die jahrlichen Schlufipriifungen mit ihren glanzenden Erfolgen; von der guten Disciplin die in allen Raumlichkeiten des Hauses herrschende Reinlichkeit, Zucht und Ordnung, wie nicht minder der iiberall sich kund- gebende heitere und fromme Sinn der Kinder; von der hu- manen Behandlung von Seite der Lehrerinnen aber der von Jahr zu Jahr zunehmende Andrang der Kinder, so dafi, ob- wohl die Raumlichkeiten der Anstalt schon wiederholt erweitert wurden, dieselben gleiclrvvohl noch immer nicht geniigen, um alle Kinder aufzunehmen, die sich von nah und ferne heran- drangen. — Im Ganzen besuchten im Jahre 1870 diese Kloster- »S- 35 -1— schule 300 Kinder, wahrend sie im laufenden Schuljahre von 350 Kindern besucht wird. Pflichtschuldigst ergreift die Vereins-Vorstehung diese Gelegenheit, um allen P. T. Wohlthatern und Gonnern des Vereines im Namen desselben den warmsten Dank auszu- sprechen; — erlaubt sich aber auch, alle edlen Frauen Mar- burgs, welche noch aufierhalb des Vereines stehen, zum Bei- tritte freundlichst einzuladen. Denn ist auch die Privatvvohl- thatigkeit ein segensreiches Werk, so konnen doch so grofie Resultate, wie sie die Vereinsschule aufvveist, nur mit ver- einigten Kraften erzielt werden, und gewifi Niemand wird es leugnen, dah in unserer Zeit kein Almosen besser vervvendet werden kann, als wenn es fiir christliche Bildung und Er- ziehung der Jugend gespendet wird. Der vorziiglichste Dank des Vereines aber gebiirt den ehrwiirdigen Schulschwestern, die mit edler Uneigenniitzigkeit und Selbstaufopferung um eine so geringe Entlohnung und mit einer wahrhaft staunenswerten Sparsamkeit mit so geringen Mitteln so GroLes fiir den Verein leisten, und nun vollends in dem, ihnen nunmehr eigenthiimlichen Hause die Vereins-Institute beherbergen, ohne dafiir die geringste Entschadigung von Seite des Vereines anzusprechen.« § 33. Eilfter Jahresbericht und Rechnungs-Ausweis vom i. Juli 1872. Zahl der Mitglieder 285. Vereins-Consulent, Franz Kosar, Domherr. Vereins-Vorsteherin, Sophie Grafin von Brandis. Dem Berichte entnehmen wir Folgendes: »Nicht ohne Bekiimmernis iibergibt die Vorstehung des Frauen-Vereines ihren eilften Jahresbericht der Offentlichkeit. Schon die Jahresrechnungen der zwei letztverflossenen Jahre haben mit einem sich allmalig steigernden Deficit abgeschlossen. Aber wahrend das Deficit des vorigen Jahres nur 52 fl. 19 kr. betrug, welches zudem noch zum groftten Theile durch einen hohen Giinner gedeckt wurde, beziffert sich das Cassa-Deficit des eben abgelaufenen Vereinsjahres bereits auf 319 fl. 58 kr. Der Grund dieser Plrscheinung liegt zum Theile in der zunehmenden Theuerung der Lebensmittel, so dafi die Ver- kostigung beider Vereinsinstitute bei gleicher Anzahl der Pfleg- linge um den Betrag von 68 fl. 21 kr. gegen das Vorjahr stieg; zum Theile auch darin, dab die Naturalgaben, welche, wie die fruheren Jahresberichte zeigen, in den ersteren Jahren so reichlich flossen, nun beinahe ganzlich versiegt sind und daft der Verein in diesem Jahre keine Legate erhielt; zum groftten 3 * -S- 36 Theile aber in der allmalig abnehmenden Anzahl der Mitglieder und in der Verringerung ihrer Beitrage. Denn wahrend der erste Jahresbericht vom Jahre 1861, 320 Mitglieder mit einem Jahresbeitrage von 1869 tl. 90 kr. ausweist, erscheinen im vor- liegenden Berichte nur 285 Mitglieder mit dem Jahresbeitrage von 1304 ti. 70 kr. aufgefuhrt, also um 565 ti. 20 kr. weniger, als im ersten Vereinsjahre. Es wurde schon von manchem Vereins-Mitgliede unliebsam bemerkt, dafi der Verein nicht in reicherem Mafte die Haus- armen unterstiitze. Allein der gegenwartige Bericht zeigt zur Geniige, dati der Verein nicht nur fur Armenuntersttitzungen nicht mehr leisten konnte, vielmehr im abgelaufenen Jahre dieselben noch einiger Massen beschranken mulite, um seinen Hauptzweck, namlich die Erhaltung der beiden Vereinsinstitute nicht zu schadigen. Im Ubrigen blieb das Verhaltnis des Vereines zum Insti¬ tute der Schulschwestern auch im abgelaufenen Jahre genau so, wie es im vorjahrigen Jahresberichte dargestellt wurde. 150 arme Schulkinder erhielten die unentgeltliche Mittagskost sammt doppelter Brotjause; 8 Waisenmadchen aber die volle Verpiiegung, wahrend die Schulsch\vestern fur ihre Miihewaltung mit einem Pauschalbetrage von 600 ti. entlohnt wurden.« § 34. Zwolfter Jahres - Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom i. Juni 1873. Zahl der Mitglieder 285. Vereins-Consulent, Franz Kosar, Domherr. Vereins-Vorsteherin, Sophie Gratin von Brandis. Der Bericht besagt: »Die laufenden Einnahmen und Ausgaben sind sich mit dem Vorjahre ziemlich gleich geblieben. Um jedoch das vor- jahrige Gebarungs - Deficit zu decken und sich die nothige Barschaft fur die Current-Gebarung zu verschaffen, war der Verein leider genothigt, das Stamm-Vermogen anzugreifen und 9 Stiick Staatspapiere a 100 tl. zu verkaufen, wofiir ein Bar- betrag pr. 623 ti. 35 kr. erzielt wurde. Uberdies musste der Verein auch das mit den hiesigen Schulschwestern seit Jahren bestehende Ubereinkommen ab- andern, und so sehr er auch deren grotie Muhewaltung bei der Verpiiegung und Plrziehung der armen Schulkinder an- erkennt, ihre Entlohnung hiefiir auf jahrliche 400 ti. fiir die Zukunft herabsetzen. Nur dadurch scheint es ihm mdglich zu sein, fiir die Folge die Einnahmen und Ausgaben ins Gleich- gewicht zu bringen«. -S- 37 -s- § 35. Der dreizehnte, vierzehnte, fiinfzehnte und sechzehnte Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis standen dem Referenten nicht zur Disposition. In diesem Zeitraume stand der Verein unter der geist- lichen Leitung des Vereins-Consulenten, Domherrn Franz Kosar. Die hochachtbare grafliche Familie Brandis iibersiedelte unter- dessen im J. 1878 nach Graz und entfaltete dort die gleiche gesegnete charitative Thatigkeit als zuvor in Marburg. Unver- gesslich bleibt fiir den Katbolischen Frauen-Verein von Marburg der Name der er.sten, langjahrigen und bestverdienten Vor- steherin, der hochgeborenen Frau Sophie Grafin von Brandis, der zu Ehren auch der an die Burg anschlieftende ehemalige Schloftpark den Namen Sophien-Platz erhalten hat. § 36. Siebzehnter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom io. April 1880. Zahl der Mitglieder 308. Vereins-Consulent, Franz Kosar, Domherr. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Einigesaus demjahresberichte: »Durchschnittlich erhielten 200 Schiilerinnen taglich die Mittagskost, welche die Schul- schwestern bereiteten. Hiebei hatte der Verein freilich auch ein erziehliches Moment im Auge; namlich, dah die armen Kinder dem Gassenleben und dessen Gefahren entriickt, die Zeit zwischen dem vor- und nachmittagigen Schulunterrichte unter der Aufsicht der genannten Schwestern zubrachten. Dem Bediirfnisse nach Bekleidung und Beschuhung konnte der Verein bei einer so grofien Zahl der Pfleglinge aus eigenen Mitteln freilich nicht geniigen. Er veranstaltete darum auch in diesem Jahre einen reieh ausgestatteten Christbaum. Mit einem liber alles Lob erhabenen Eifer sammelten die Ausschufi-Frauen zu diesem Zwecke 299 fl. 10 kr. und in verschiedenen Ge- wolben noch iiberdies eine betrachtliche Menge von Stoffen. Die Kleider selbst wur-den von Vereins-Mitgliedern unentgelt- lich angefertigt, wodurch es moglich geworden ist, 120 Kinder mit Winterkleidung und 40 Kinder mit Beschuhung zu ver- sehen. Man muh am Abend der Betheilung den armlichen, wohl nur fiir die hochste Nothdurft ausreichenden Anzug der armen Kinder gesehen haben, als sie einzeln vortraten, um die Christgeschenke in Empfang zu nehmen, um die Wohlthat zu ermessen, welche ihnen durch die reiche Betheilung zu Iheil geworden war.« -S- 38 -s- Da im siebzehnten Jahresberichte da.s erstemal der Name der hochverdienten Vereins-Vorsteherin Frau Katharina Pachner in Erscheinung tritt, wird es angemessen sein, hierorts zweier allerhochsten Anerkennungen zu envahnen, welche derselben zutheil geworden sind. Der Wortlaut derselben ist folgender: »An die Wohlgeborne Frau Pachner, Kaufmanns-Gattin in Marburg. Seine kaiserliche und konigliche Apostolische Majestat haben mit der Allerhochsten Entschlieftung aus Schonbrunn am 2. No¬ vember 1859 in Allergnadigster Wiirdigung des hervorragenden patriotischen und humanen Wirkens, welches Euer Wohl- geboren wahrend des letzten Krieges zur Pflege und Unter- stiitzung kranker und vervvundeter Militars an den Tag gelegt haben, das Armee-Ober-Commando zu beauftragen geruht, Euer Wohlgeboren die belobende Anerkennung aus- zusprechen. Ich erfiille eine angenehme Pflicht, indem ich diesem Allerhochsten Befehle hiemit entspreche. Wien, am 7. November 1859. Erzherzog Wilhelm.« »Ihrer VVohlgeboren Frau Katharina Pachner, Haus- besitzerin in Marburg. Der k. k. Statthalter in Steiermark. Nr 202S Graz am 19. luni 1879. praes. Eure Wohlgeboren! Seine k. und k. Apostolische Majestat haben mit Aller- hochstem Handschreiben vom 3. d. M. allergnadigst anzube- fehlen geruht, dafi Eurer VVohlgeboren in VVurdigung der patriotischen Opferwilligkeit bei Unterstiitzung und Pflege ver- wundeter und kranker Soldaten wahrend der Occupations- kampfe die Allerhochste Anerkennung ausgesprochen werde. Es gereicht mir zum besonderen Vergnugen, hievon Eure Wohls:eboren zu Folge Erlasses des Herrn Ministers fiir Landes- vertheidigung vom 10. d. M. Z. 1186 Praš. in die Kenntnis zu setzen. Empfangen Eure Wohlgeboren die Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung. Guido Freiherr von Kubeck.« -I- 39 -4- § 37. Achtzehnter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 25. April 1881. Zahl der Mitglieder 310. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahresbericht meldet: »In der Vereins-Versorgung standen durchschnittlich 35 arme Familien und 200 arme Schulmadchen, welche Letztere die tagliche Mittagskost erhielten. Die Bereitung der Kost, die Aufsicht der Kinder in der freien Zwischenzeit, sowie den Schulunterricht besorgten die Schulschwestern. Um die armsten dieser Kinder wenigstens theihveise mit Kleidung und Beschuhung zu versehen, veranstaltete der Verein auch in diesem Jahre einen Christbaum, fiir welchen die Aus- schufi-Frauen mit dem lobenswertesten Kifer neben manchen wertvollen Naturalspenden den bedeutenden Geldbetrag von 323 fl. 92 kr., also um 24 fl. 82 kr. mehr als im Vorjahre, an- sammelten. Mit Kleidungsstucken, welche theils die Vereins- frauen, theils grofiere Schtilerinnen unter Anleitung der Schul- schwestern anfertigten, wurden betheilt 140 Schulerinnen, von denen die 45 Armsten auch noch feste Winterschuhe erhielten.« § 38. Einunzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom ig. April 1883. Zahl der Mitglieder 319. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der einundzwanzigste Jahres-Bericht 1 meldet: »Im Laufe des gegenwartigen Jahres beabsichtigt der Verein seine Wirksamkeit noch zu erweitern und seine Ob- sorge insbesondere auf zureisende dienstsuchende Madchen, sowie auf zeitwei.se unverschuldet vacierende Dienstmagde aus- zudehnen, und zu diesem Zwecke ein kleines Asyl versuchs- weise zu eroffnen, um diese hilflosen Geschopfe mindestens ljis zu ihrem ersten, beziehungsweise bis zu ihrem abermaligen Dienstesantritte vor sittlichen Gefahren zu bewahren. Moge er hiefiir Theilnahme und Unterstutzung finden!« 1 Der neunzehente und zwanzigste Jahres-Bericht sind nicht erhaltlich gewesen. 40 § 39. Zweiundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom x8. April 1885 uber die Geschaftsjahre 1883 und 1884 . Zahl der Mitglieder 322. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahres-Bericht meldet: »Der Tod hat im abgelaufenen Jahre dem Vereine vier edle Mitglieder entrissen, welche noch sterbend ihre innige Anhanglichkeit an den Verein in auferbaulicher Weise bekundet haben, indem sie ihm reiche Legate zuwendeten, und zwar: Frau Barbara Tappeiner 1000 fk, Frau Cacilia Kirchengast 200 fi., Fraulein Theresia Trampusch 100 fl. und Frau Cacilia Bindlechner 10 fl. Ungeachtet dieser und anderer Sterbefalle ist die Anzahl der Mitglieder im Laufe des Jahres von 319 auf 322 gestiegen. Durch die angefiihrten Legate hat sich das Vereins-Ver- mogen zwar in erfreulicher Weise gehoben, aber noch immer nicht in dem Mafie, dafi der Verein mit Aussicht auf dauern- den Bestand hatte wagen konnen, die im Jahres-Auswei.se pro 1883 in Aussicht gestellte Griindung eines Dienstboten-Asyles zu unternehmen. Immerhin ist der Verein dem angestrebten Ziele bedeutend nilher gekommen und wollen wir hoffen, dafi Gott noch weiter helfen werde.« § 40. Dreiundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 29. April 1886. Zahl der Mitglieder 326. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahres-Bericht meldet: »Einen schmerzlichen Verlust erlitt der Verein durch den Tod der Vereins-Bibliothekarin, der Frau Filomena Pagg, welche mit einer besonderen Eignung ftir dieses Amt auch noch eine grofie Dienstbereitwilligkeit verbunden hatte, was ihr Gott lohnen moge. Es diene den verehrten Vereins-Mitgliedern zur Wissen- schaft, dafi die nunmehrige Vereins-Secretarin, Fraulein Theresia Poschl, so gefallig war, die fernere Obsorge der Vereins- Bibliothek zu iibernehmen. Moge die Bibliothek recht eifrige Beniitzung aber auch opfer\villige Unterstiitzung zur Anschaf- fung neuer entsprechender Biicher finden! Hiebei wird die Bemerkung des vorjahrigen Berichtes wiederholt, dafi nur -S- 41 -*► Vereins-Mitglieder Biicher entleihen konnen und dafi kein ent- liehenes Buch iiber drei Monate zuriickbehalten werden darf.« § 41. Vierundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 27. April 1887. Zahl der Mitglieder 331. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins -Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. In diese Zeit fallt die Restauration der Domkirche zum heiligen Johannes dem Taufer in Marburg und haben zur Be- streitung der bedeutenden Kosten auch die Mitglieder des Katholischen Frauen-Vereines reichlich beigetragen. — Der Jahres-Bericht deutet dieses mit den schlichten Worten an: »Das soeben eingesetzte vvirklich schone Chorfenster in der Domkirche, darstellend die Heimsuchung Marias bei Elisabeth und gewidmet von Marburgs Biirgerfrauen um den Betrag von 1350 fl. darf wohl auch in diesem Jahres-Berichte zur Ehre des Katholischen Frauen-Vereines der Stadt Marburg dankbar envahnt werden.« § 42. Fiinfundzvvanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 10. April 1888. Zahl der Mitglieder 329. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahres-Bericht meldet: «AnlaFlich des Priester-Jubilaums des hi. Vaters Leo XIII. hat sich der Frauen -Verein die ehrende Anerkennung verdient, daft er fiir den giinstigen Ausgang der Sammlung und der Vorbereitung der Jubilaumsgaben in hervorragender Weise thatig war. Er selbst hat fiir diesen Zweck ein schones Meb- buch gespendet.« § 43. Sechsundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 1. April 1889. Zahl der Mitglieder 314. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahres-Bericht meldet: »Der Verein besaft seit seiner Entstehung neben einigen anderen Staatspapieren auch 1400 H. in Siebenbiirger Grund- 42 -s- entlastungs-Obligationen, als Anlage von urspriinglichen Bei- tragen, welche dem Vereine nicht zum Verbrauche, sondern zur Grundung eines Vereinsfondes gewidmet worden waren. Im Laufe der Jahre haben sich an Legaten, aufierordentlichen Beitragen und kleinen Gebarungs-Uberschussen allmahlich auch schon liber 4000 fl. angesammelt, welche in der liier- ortigen Spar- und Hilfscasse angelegt waren. Als nun im ab- gelaufenen Vereinsjahre die Siebenburger Grundentlastungs- Obligationen zur Convertierung einberufen wurden, hat es sich als das vortheilhafteste herausgestellt, dieselben lieber zu ver- kaufen und hiefiir osterreichische 5% steuerfreie Noten-Rente anzukaufen. Im Zusammenhange damit wurden, um eine hohere Capitals-Verzinsung zu erreichen, auch die oben erwahnten Spar- und Aushilfscassa-Einlagen behoben und auch hiefiir Staatspapiere angekauft, wodurch eine 5°/ 0 . Verzinsung des gesammten Stamm-Vermogens erzielt worden ist. Aus dieser Capitals-Veranderung ergaben sich die grofien Summen in der Einnahme, so in der Ausgabe.« § 44. Siebenundzwanzigster Jahres - Bericht und Rechnungs-Ausweis vom i. April 1890. Zahl der Mitglieder 309. Vereins-Consulent, Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahres-Bericht bringt uns eine traurige Nachricht. »Das eben abgelaufene Vereinsjahr 1. April 1889 bis I. April 1890 — wird fiir immervvahrende Zeiten in der Ge- schichte des Vereines ein denkwiirdiges bleiben. Es hat nam- lich Gott, dem Herrn liber Leben und Tod, gefallen, in diesem Jahre des Vereines langjahrigen grdfiten Wohlthater und grofi- miithigsten Beschiitzer, Se. F.-B. Gnaden und Excellenz, den Hochwiirdigsten Flerrn Flirstbischof Jakob Maximilian aus diesem irdischen Leben abzuberufen, Hochwelcher so oft durch seine salbungsvollen Vortrage den Verein erbaut, fiir den Verein das heilige Mefiopfer dargebracht, den Vereinsfrauen die heil. Communion gespendet, an den Kinderfesten mit vaterlicher Herablassung theilgenommen, den Kindern die Christgeschenke eigenhiindig ausgetheilt, immer einen Jahresbeitrag von 100 fl. und ein Christbaumgeschenk von 40 fl. — fiir Beschuhung armer Kinder, wie er jederzeit beifiigte, — dargebracht und endlich im Testamente den Verein mit einem Legate von 500 fl. bedacht hat. Am Begrabnistage legte der Verein zum Zeichen kindlicher Pietat einen Kranz am Grabe des hochseligen geist- lichen Vaters und grobten Wohlthaters nieder und es gereicht -I- 43 -3- ihm nunmehr zum Troste, diese frommen Erinnerungen als einen, wenn auch nur schwachen Beweis seiner Dankbarkeit in diesem Jahres-Berichte aufzubewahren. Das Andenken des hochseligen Fiirstbischofes wird im Vereine immer gesegnet sein!« Dafi auch der gegenwartige Hochwiirdigste und Hogh- geborne Herr Ordinarius dem Katholischen Frauen-Vereine seine volle Huld zugesichert, zeigt der Bericht mit dem nach- stehenden Beifiigen an: »Wir schliefien diesen Bericht einerseits mit der trost- reichen Versicherung an die Vereins-Frauen, dafi auch Se. F.-B. Gnaden, der gegenwai;tige Hochwurdigste Herr Fiirstbischof Michael das Protectorat unseres Vereines bereitwilligst iiber- nOmmen und dem Vereine schon bei wiederholten Anlassen viiterliche Huld und Liebe bewiesen und immerdar zu bewahren versprochen haben; anderseits aber mit dem Bewufitsein, dafi in einer Zeit, wo die gefahrvolle sociale und Arbeiterfrage insbesondere das Leben und Vermogen der Geschaftsleute und Fabrikanten mit Vernichtung bedroht, unser Katholische Frauen-Verein sich riihmen diirfe, die Zeichen der Zeit zu verstehen und in edelster Weise, wenn auch mit bescheidenen Mitteln, an der Losung dieser schweren Frage mitzuarbeiten. Denn gewifi ist kaum etwas so geeignet, die aufgeregten Ge- miither der arbeitenden Classen zu beruhigen und ihre Ohren den Aufreizungen boswilliger Hetzer zu verschliefien, als der erhebende Anblick der katholischen Vincentius -Vereine, wo die edelsten Herren und Frauen nicht blofi von ihrem Uber- flusse Almosen spenden, sondern personlich die Wohnungen der Armen, der Kranken und Leidenden aufsuchen, um iiberall guten Rath, Trost und Hilfe zu spenden; die Kinder armer Familien aber in katholischen Schulen und Instituten sammeln und zu Fleifi, Arbeit und Frommigkeit erziehen, wie dieses alle.s auch unser Verein schon seit Jahren und zwar mit ersicht- lichem Segen Gottes zu thun bemiiht ist. Mit Riicksicht darauf werden alle aufier unserem Vereine stehenden, edel und christlich denkenden, und die Bediirfnisse und Gefahren unserer Zeit richtig beurtheilenden Frauen der Stadt Marburg anmit ..Hoflichst und um der Liebe Jesu willen zum Beitritte in unseren Verein eingeladen. Alle politischen und nationalen Zankereien stehen un¬ serem Vereine vollkommen ferne. Nach der Anweišung unseres Vereinspatrons, des grofien Armenvaters und Arbeiterfreundes, des hi. Vincenz von Paul, sollen und wollen die Vereins-Mit- glieder nur Diener der christlichen Gottes- und Nachstenliebe sein. Wer sich zu diesen Grundsatzen bekennt, der reiche uns freundlich die Hand und sei uns herzlic.h willkommen!« »!-. 44 —§*- § 45 . Ansprache des Hochwurdigsten Herrn Vereins- Protectors, Fiirstbischofes Michael am 22. December 1889. . Aus Anlass der am 22. December 1889 von dem Frauen- Vereine fiir arme Kinder veranstalteten Weihnachtsbaum-Feier hielt der hochwurdigste Vereins-Protector folgende Ansprache: Im Herrn Versammelte! I c h s c h a u t e, u n d s i e h e, d a w a r einBaum m i 11 e n auf Krden, uberaus grofi, hoch und stark. Sein Wipfel reichte b i s an den Himmel, und man sah ih n bis a n die Grenzen der Er d e. Sein Laub war schon und sein er Friichte waren viele und N a h r u n g fiir ali e war a n ih m. (Dan. 4, 7—9). An diesen im Buche des grofien Propheten Daniel er- wahnten Riesenbaum erinnert mich der hier vor unseren Augen stehende, liehtumflofiene Christbaum. Der Wechsel der Zeiten hat uns wieder das hohe und heilige Weihnachtsfest ge- bracht, gebracht dieses wunderliebliche Friedens- und Freuden- fest. Und dieses hat uns wieder in diesem schonen Saale den Christbaum angeziindet, der da kaum wartet, dafi er den gleich- falls kaum wartenden Kleinen seine goldenen Friichte von den Asten und Zweigen zugeschiittelt. Wunderbar, meine Lieben, alljahrlich kehrt wieder das Fest mit seinem Christbaume, und alle Jahre freut sich des- selben Jung und Alt, jubelt ihm Reich und Arm entgegen, und gar niemand fiihlt Unbehagen an dem bestandigen Einer- lei, so wenig als es uns nicht betrtibt, dafi des Tages Kbnigin, die Sonne, alle Tage am Horizonte heraufsteigt, oder alljahrlich der Friihling ins Land einzieht und Bliiten und Blumen hin- streut iiber Feld und Flur. Aber wie solite das hohe und hehre Weihnachtsfest nicht in unseren Herzen Liebe und Freude wachrufen, da ja doch der allgtitige Gott den Menschen das Beste gegeben, was er besitzt, seinen wesensgleichen Sohn, das wunderliebliche Jesukind im Stalle zu Betlehem! Und sowie Gott die Welt mit so grofier Himmelsgabe begliickt, iihnlich wollen auch gute Menschen einander durch Weihnachts- Geschenke begliicken und sich dariiber mit einander freuen. Und darum eilen in diesen weihevollen Tagen Liebhaber und Liebhaberinnen des gottlichen Jesukindes hinein in die Hiitten und Kammern des Elendes, der Armut und der Entbehrung mit Liebesgaben aller Art, um die Ungliicklichen zu begliicken und die Freudlosen zu erfreuen. Und so wird fiir gar Viele Weihnachten die schonste Zeit des Jahres, vielleicht der ein- zige Augenblick wahrer Wonne, sufiester Seligkeit. Fiirwahr, 45 ^ wie kein zweites Kirchenfest erwarmt trotz Kalte, Schnee und Eis das hochheilige Weihnachtsfest so manches Herz, lasst im Lichte des Christbaumes schmelzen das Eis des Unglaubens, der Verzweiflung, des Menschenhasses. Verehrte Anwesende! Der Baum im Buche Daniel sinn- bildet den herrlichen Christbaum. Ich schaute, und siehe, da war ein Baum mitten auf Er d en, iiberaus grofi, hoch und stark. Sein Wipfel reichte bis an den Hi m m el, und man sah ihn bis a n die Grenzen der Erde. Schon ist das Vorbild, aber unvergleichlich schoner das Naehbild. Denn wenn wir alle die Gaben und Geschenke gesammelt hatten, die seitdem vertheilt wurden, als das gott- liche Jesukind die werkthatige Nachstenliebe in die Welt ge- bracht, wir wiirden dazu benothigen einen Riesenbaum, der mit seinen Asten und Zweigen die ganze We.lt umspannen wiirde. Und wenn wir alle Sorgen und jedweden Kummer sammeln klinnten, die das Christkindlein seit fast zwei Jahr- tausenden gelindert und gemildert, und die Thranen, die es getrocknet, ja, dann miissten wir mit Daniel bekennen: Sein Laub — des Christbaumes namlich — es ist so schon, und seiner Friichte, es sind so viele. Der Christbaum spielt als Sinnbild der gottlichen Barmherzigkeit und der christlichen Nachstenliebe eine tiberarts grofie Rolle in der Geschichte der christlichen Mildthatigkeit. So gleicht auch der Katholische Frauen-Verein der werk- thatigen Nachstenliebe in Marburg einem schonen, frucht- beladenen Baume, der da schon liber sechsundzwanzig jahre griint, bliiht und edle Friichte zeitigt. O, ich begluckwiinsche aus dem Grunde meines dankbaren Herzens die edelgesinnten Ptlanzer dieses guten Baumes, wie auch seine Pfleger und Erhalter. Zugleich freue ich mich inniglich, dafi ich heute als Oberhirt theilnehmen kann an der Feier des fruchtbeladenen Christbaumes, den ihr, hochverehrte Frauen hier aufgepflanzt durch eure opfervolle, nie versiegende Glite und Liebe. Heute strahlt eure Opfergesinnung und Mildthatigkeit, glanzt und leuchtet die Glite aller Wohlthater, Gonner und Freunde des Vereines der werkthlitigen Liebe — herab vom herrlichen Christbaume. Ich fiihle mich verpflichtet, herzinnigst zu danken fiir alle Miihen und Sorgen, welche die Vereins-Mitglieder bisher aufgewendet zur Unterstiitzung der Armen und Nothleidenden, wie ftir alles Gute, das sie bisher gewirkt und gethan. Mein oberhirtlicher Dank sei gesagt dem weisheitsvollen Berather des Vereines, dem Herrn Pralaten Franz Kosar; ferner der bestverdienten Frau Vorsteherin, der Cassierin, der Armen- ptiegerin, der Vereins-Secretarin und den zwolf Ausschufi- Frauen. Wie beseligend und trostvoll mufi der Rtickblick auf -i~ 46 -f~ das bereits Geleistete sein, zumal mit Hinblick auf denjenigen, der da gesagt: Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist; ich war nackt und ihr habt mich bekleidet. Und \viederum: Was ihr dem Geringsten der Meinen gethan, das habt ihr mir gethan. Ja, sehr geehrte Frauen von Marburg, ihr habt euch als treue Verehrerinnen der gefeierten Landgrafin von Thtiringen, der hi. Elisabeth enviesen, die in ihrer Stadt Marburg die christliche Charitas in heroischer Weise iibte! Nun aber wollen wir im Herrn Versammelte, zur Ver- theilung der reichlichen Fruchte des schonen Christbaumes schreiten, nachdem wir zuvor noch mit einigen Worten seiner tiefen Bedeutung gedacht. Der Christbaum erinnert uns vorab an einen doppelten Baum, der in der Geschichte des Menschengeschlechtes von tiefgehender Bedeutung ist: an den verhangnisvollen Paradieses- baum der Erkenntnis des Guten und des Bosen. Dort die gol- denen Ntisse und Apfel deuten an die verfiihrerische Pracht der Siinde; fliehen wir die Verlockungen zur Stinde! Er erin¬ nert uns sodann an den ewig gesegneten Baum, welchen der gottliche Herr und Fleiland Jesus Christus auf der Anhohe von Golgotha gepflanzt hat: an den Kreuzesbaum. Dort die vielen und kostbaren Fruchte deuten an die heilsamen Fruchte der am Stamme des Kreuzes vollbrachte Krlosung des siindigen Menschengeschlechtes. Pflucken und geniefien wir gerne diese zum ewigen Leben nahrenden Fruchte, unter welchen jene des hochheiligen Mefiopfers und der heiligen Sacramente be- sonders hervorragen! Fin iiberaus machtiger, weitschattender Baum ist ferner auch unsere heilige, katholische Kirche. Indem wir uns unter ihrer Krone schatten und mit ihren Frtichten sattigen, danken wir auf den Knien liegend dem Pflanzer dieses heil- und segenbringenden Baumes! Griin ist die Farbe des Christbaumes, und griin ist auch die Farbe der Floffnung. So erftillen sich heute die Hoffnungen, welche die Kleinen und ihre Eltern in diesem Jahre gehegt. Es gehen aber auch eure Floffnungen, christliche Frauen, in Erfiillung, den Arrnen helfen zu konnen, ja schon geholfen zu haben. Und es griint auch die Floffnung, dafi der lobwiirdige Verein auch in Zukunft \vachsen und gedeihen und vortrefi- liche Fruchte bringen werde. Endlich die schimmernden Goldfaden und zierlichen Pa- pierketten sind ein Sinnbild des geistigen Bandes der heiligen Liebe, welche durch Jesus Christus um die Flerzen der Men- schen geschlungen vvurde und welche uns alle zu einer grofien Gottesfamilie gestaltet. Am Schlusse ermahne ich aber noch euch, liebwerte Kinder, dafi ihr immer eifrig bestrebt sein sollet, gute Baume -fr- 47 zu sein, auf welchen stets bliihen die Tugenden dankbarer Liebe, kindlichen Gehorsames, wahrer Frommigkeit, engel- gleicher Unschuld. Indem ich zuletzt allen edlen Kinderfreunden und Kinder- freundinnen im Namen des gdttlichen Christkindes und seiner armen Mitbriiderclien und Mitschwesterchen fiir die schone Christbaumfeier verbindlichst danke, ertheile ich allen Anwe- senden als Wahrzeichen und Unterpfand des himmlischen Segens meinen oberhirtlichen Segen, indem ich bete: Omni benedictione coelesti ac terrestri benedicat vos omnipotens Deus Pater et Filius et Spiritus Sanctus! Amen. § 46. Ansprache des Hochvviirdigsten Herrn Vereins- Protectors, Fiarstbischofes Michael am 21. December 1890. Bei Gelegenheit des am 21. December 1890 von dem ka- tholischen Frauen-Vereine der werkthatigen Nachstenliebe fiir arme, verlassene Kinder aufgestellten Christbaumes hielt der hochwiirdigste Oberhirt nachstehende Anrede: Im Herrn Versammelte! Wieder ist da jene geheimnisvolle Zeit, die jedes Menschen- herz riihrt und erhebt, das noch fiir Hoheres und Besseres schlagt. Da ist die selige und begltickende Weihnachtszeit, die das gottliche Kind in die Krippe legt, die so manche Thrane trocknet, so manches traurige Herz trostet und auf- richtet. Fiir diese erwartungsvolle Zeit, in der die christliche Cha- ritas aufierordentlich wirkt, scheint mir der vierundachtzigste Psalm geschrieben zu sein,in welchem esheifit: Gott der Herr redet Frieden iiber seinVolk und iiber die, so sich wenden zu ihrem Herzen. Ja, na h e ist seinHeil jenen, die ihn fiirchten, damit die Herrlichkeit wohne in unserem Lande. Barmherzigkeit und Wahrheit begegnensich; Gerechtigkeit und Friede kiissen sich. Die Wahrheit sprosset aus der Erde h e r v o r, und die Gerechtigkeit s c h a u e t v o m H i m- mel herab. Denn Giitigkeit gibt der Herr; und unsere Erde gibt ihre Frucht. (Ps. 84, 9 — 13). Aber auch noch an ein anderes Schriftwort erinnert mich die heutige herrliche Feier, wobei der katholische Frauen-Verein die christliche Liebe durch Werk und That offen bekundet es ist der kurze johanneische Ausspruch, der die herrlichste Offenbarung des Christenthums enthalt: Gott ist die Liebe. -*f-* 48 —i— (I. Joan. 4, 8). Wer hatte es verstanden, vor dem wunderbaren Ereignisse zu Bethlehem dieses ergreifende Wahrwort aus- zusprechen ? Indes, wie hat sich denn die unendliche Liebe Gottes auf Erden geoffenbart? Der grofie Herold der Liebe, Sanct Johannes, gab zu seinem Ausspruehe selbst auch die Erklarung, indem er den denkwurdigen Satz niederschrieb: Also hat Gott dieWelt geliebt, dafi er seineneingeborenenSohn hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht ver- loren gehen, sondern das ewige Leben haben. (Joan. 3, 16). Wie manifestierte oder offenbarte sich nun das Wunder der gottlichen Liebe des gottlichen Sohnes ? Zum ersten geviis schon durch die demuthige Geburt im Stalle zu Bethlehem. Nicht wahr, meine Lieben, was ist so der grofien Liebe und Giite des gottlichen Messias angemessen, als von einer sterb- lichen Mutter im Stande der Kindheit geboren zu werden? Was ist liebenswiirdiger als der Anblick eines unschuldsvollen Kindes? Was ist anziehender, als den anbetungswurdigen Weltheiland unter den demiithigen Ziigen, unter der reizvollen Gestalt eines anmuthigen Kindes zu sehen? Ja, wer solite nicht tief in seiner Seele gertihrt werden, wenn er die schreckliche Gottheit, welche der Mensch nicht sehen und dann leben kann, als wenn er, sage ich, die un¬ endliche Gottheit durch die Liebe als das erscheinen sieht, was das Kleinste und Schwachste im menschlichen Geschlechte ist, als ein Kind? Und es strahlt schon Milde und Freund- lichkeit aus dem wunderlieblichen Auge des zarten Gottes- kindes. Es ist ja jenes Auge, welches nachher den biederen Nathanael unter dem Feigenbaume, den zu jedem Opfer be- reiten Zachaus auf dem Feigenbaume, den folgsamen Matthaus am Zolltische, den zerknirschten Petrus am Kohlenfeuer auf- ge.sucht, welches am Kreuze dem bubfertigen Schacher Gnade und Verzeihung zugewinkt. Siehe, ruft ein Geistesmann aus, diese Augen, sie stehen dem Christkinde voli Thranen. Es weint, aber nicht aus dem Zwange der Natur, sondern nach dem Drange der Liebe — wie ja Jesus spater geweint am Grabe seines lieben Freundes Lazarus, wie er geweint beim Anblicke der vielbegnadeten, aber heilsvergessenen Stadt Je- rusalem. Liebe, mafilose Liebe war es, die den gottlichen Heiland bewog im grofiten Elend geboren zu werden, damit er auf soche Art und Weise werden konne der allgemeine Troster der Unglucklichen jeglicher Art. Es ist ein alter Erfahrungs- satz, dafi man weniger gewillt ist, jenen hilfreich zur Seite zu stehen, deren Trtib- und Drangsale man nicht selbst empfunden, nicht selbst erfahren hat. Ein tiefwahres Wort hat ein deut- »S- 49 -l* scher Dichter ausgesprochen, indem er sagte: Gliicklichen ist nicht beschieden, das Los der Unglticklichen zu verstehen. Gewifi, wenn man den Armen sagen wurde, sie sollen zufrieden sein und Muth baben, da konnten sie erwidern: Es ist leicht die Armut zu preisen, wenn man im Uberflufie lebt. Nun aber kenne ich Einen, der Armut empfahl und selbst arm war, wie niemand vor ihm und niemand nach ihm. Denn dafi ein neugeborenes Kind einen verfallenen Stali zur Wohnung und eine Krippe zur Wiege bekommt, ist eine hochst seltene Ausnahme; ich kenne nur Einen, der so daran gewesen. Man denkt oft, es ist nichts im Hause, so es aber ans Fortziehen geht, findet sich manches niitzliche Ding vor. Von Einem aber weifi ich, dafi er oft auszog von einer Stadt zur anderen, ich habe aber nie gelesen, dafi er mit sich et\vas getragen. Er hatte eben nichts. Gerath der Mensch in die grofite Noth, eines bleibt ihm doch; es bleibt ihm, wenn es ans Sterben kommt, soviel Raum, wenn auch nur auf nackter Erde, dafi er liegen kann. Ich aber kenne Einen, der im Augenblicke des Todes auf der ganzen weiten Welt, deren Schopfer und Werkmeister er doch war, nicht ein Platzchen fand, um sein todtmtides Haupt hin- zulegen. Er schwebte zwischen Himmel und Erde, hieng hoch in der Luft am Kreuze. Und als er todt war, brauchte kein Testament seiner Verlassenschaft aufgesetzt zu werden. Die Soldaten machten im Augenblicke alles richtig, seine Kleider durch das Los unter sich vertheilend. Gott ist die Liebe. Jesus Christus hat an sich selbst er- fahren, was Jammer und Kummer, Leiden und Schmerzen, Elend und ganzliche Verlassenheit sei; er hat das allerschwerste Kreuz vorangetragen, wodurch er sich das Recht erworben, in die Welt hineinzurufen: Kommet ali e zu mir, die ihr m ti h s a m und b e 1 a d e n s e i e t, i c h w i 11 e u c h e r q u i c k e n. (Matth. 11, 18). Ja, Ziige unbegrenzter Liebe waren es, die den mensch- gewordenen Sohn Gottes vor aller Welt kenntlich machten. Er hat geliebt, wie kein Mensch vor ihm und nach ihm, und er hat das geliebt, was kein Mensch vor ihm der Liebe wert gehalten. Er hat die Armen geliebt, die die Welt vor ihm gehaftt und verachtet... Er, der grofite Menschenfreund, liefi das siifte Wort vernehmen: Selig seid ihr Armen, denn e u e r ist das Reich Gottes! Selig seid ihr, die ihr jetzt Hunger leidet; denn ihr werdet gesattigt wer- den. Selig seid ihr, die ihr jetzt weinet; denn ihr werdet lachen. (Luc. 6, 20. 21). fesus bekundete seine gottliche Liebe durch zartliche Liebe der unschuldigen Kinder, iiber welche das Heidentbum berathschlagte, ob es dieselben bei ihrer Geburt aufnehmen O 1 4 - Gesegneten m e i n e s Vaters, besitzet das Reich w e 1- ches seit Grundlegung der Welt euch bereitet ist. Denn m i c h hungerte, und ihr gabet mir zu essen; mich diirstete, und ihr gabet mir zu trinken; ich \var nackt, und ihr kleidetet mich; ich war k ran k, und ihr besuchtet mich. (Matth. 25, 34 ff). Sehr geehrte Frauen! Ihr habt euch besonders der armen Kinder angenommen, um sie zu kleiden, zu speisen und gut zu erziehen. Gott ist ein Kind geworden, um die Kinder Gottes zu erlosen aus Siinde und Irrthum, aus Jammer und Elend. Wohl ein groBes Geheimnis ist ein Kind. Alles Wohl und Weh, dessen ein Menschenleben fahig ist, ruht im Keime in seiner jungen Seele. Und alles Heil und Unheil, das ein Mensch iiber Tausende von Menschen zu bringen vermag, liegt in seiner jungen Brust verborgen. Und wo ist zu finden jene heilvolle Kraft, die das Wohl zu fordern und das Weh hint- anzuhalten, die das Heil zu schaffen und das Unheil zu bannen vermag? Es ist eine gute, christliche Erziehung. Und fur diese sorgt nach Kraften der katholische Frauen-Verein. Welch ein verdienstliches, gottgefalliges Werk! Der beruhmte Convertit Clemens von Brentano (-j* 1842) sang einst so schon vom Kinde: Welch ein Geheimnis ist ein Kind! Gott ist auch ein Kind gewesen. Weil wir Gottes Kinder sind, Kam ein Kind uns zu erldsen. Welch Geheimnis ist ein Kind ! Wer dies einmal je empfunden, Ist den Kindern durch das Jesukind verbunden! Nun aber wollen wir schreiten zur Vertheilung der iiber- reichen Friichte des herrlichen Weihnachtsbaumes, der mit seinen sich ausbreitenden Zweigen ein Sinnbild des Christ- kindes ist, tvelches auch seine Arme ausstreckt, um auszutheilen seine Gnadengaben. Seine Lichter und blinkenden Sterne sind aber ein Sinnbild der Sterne des Himmels, welchen im Buche des Propheten Daniel jene verglichen tverden, die andere in der Gerechtigkeit untenveisen. Sie werden n a ml ich leuchten, wie Sterne im mer und ewig. (Dan. 12, 3). Dieser Lohn winkt den .Mitgliedern des katholischen Frauen- Vereines, wie auch den ehrwiirdigen Schulschwestern, da die ersteren mittelbar und die zweiten unmittelbar die Kleinen in der Gerechtigkeit unterrichten. Ich schiiefie meine Ansprache mit geziemendem Danke an die Fest-Theilnehmer, mit innigen Gliicks-, und Segens- tviinschen fiir das kommende Weihnachts- und Neujahrs-Fest, wie mit der herzlichen Bitte, dem Vereine auch furderhin alle Liebe, Theilnahme und Opfergaben zuwenden zu wollen. Die 4* -I- 52 -š- Mitglieder wollen dem herrlichen Baume, der vor siebenund- zwanzig Jahren gepflanzt wurde und schon grofi und frucht- bar geworden ist, in seine Wurzel Nahrung zufuhren, die Vor- stehung ihm in seinem Stamme aufwarts heben, damit in dessen Krone die Pfleglinge stets gut geborgen bleiben. Dazu gebe Gott seinen Segen, wie ich jetzt allen Anwesenden den hohen- priesterlichen Segen ertheile: Sf. Sit nomen Domini benedictum! Ii-. Ex hoc nune et usque in saeculum. Hf. Adiutorium nostrum in nomine Domini. R. Qui fecit coelum et terram. V. Benedicat vos omnipotens Deus: Pater et Filius et Spiritus Sanctus! R. Amen. § 47. Acht und zvvanzigster Jahresbericht und Rechnungs- Ausweis vom i. April 1891. Derselbe ist nur im Entwurfe erhalten. Diesem entnehmen wir, dafi der Verein 295 Mitglieder gezahlt hat. Vereins-Con- sulent war Domherr Franz Kosar. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Verein erhielt aus dem Nachlasse des verstorbenen romischen Grafen Leopold Freiherrn von Lilien- thal in Graz ein Geschenk von Hundert Gulden. § 48. Neun und zvvanzigster Jahresbericht und Rechnungs- Ausvveis vom 1. April 1892. Zahl der Mitglieder 295. Vereins-Consulent Franz Kosar, papstlicher Hauspralat und Domherr. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahresbericht meldet: »Zur Bestreitung der Kosten der Armen-Unterstiitzungen und der Verkostigung der Schiilerinnen dienten die regel- mafiigen Jahres-Beitrage der Mitglieder im Gesammtbetrage von 1084 fl. 50 kr., die Zinsen der Stamm-Capitalien pr. 461 fl. und der Erlos der Handarbeiten pr. 158 fl. 40 kr.« § 49. Dreissigster Jahresbericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1893. Zahl der Mitglieder 345. Vereins-Consulent, Franz Kosar, papstlicher Hauspralat und Domdechant. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner. Der Jahresbericht meldet: »Uberschauen wir die Vereinsthatigkeit der abgelaufenen 30 Jahre, so mufi es uns mit Trost .und Dank gegen Gott erfiillen, wenn wir bei nur durehschnittlicher Berechnung wahr- nehmen, dafi bei einem jahrlichen Verptiegsstande von 200—300 Schulkindern und 40 —50 armen Familien, bisher mindestens 7000 Schulerinnen und 1200 arme Familien die Unterstiitzung unseres Vereines genossen haben, wofiir bei einer durchschnitt- liehen, die Christbaum-Sammlung einschliefienden Jahres-Ein- nahme von 2000 fl. mindestens 60.000 fl. verwendet worden sind. Gewifi eine grofie Summe, beziiglich welcher sich un- willkur!ieh zwei Fragen aufdrangen. Erstens, ob wir wohl meinen, dafi wir heute reicher waren, wenn wir dem Vereine unsere Jahresbeitrage nicht gespendet hatten? Diese Meinung diirfte kaum Jemand unter uns haben; wohl aber gibt uns unser Glaube die Zuversicht, dafi unsere Vereinsalmosen in jener himmlischen Sparcasse gegen iiber- reiche Riickzahlung ftir unsere Sterbestunde aufbewahrt seien, von welcher der gottliche Heiland spricht mit den Worten: »Sammelt eueh Schatze im Himmel, wo nicht Rost und nicht Motte sie aufzehren und wo die Diebe nicht einbrechen und sie stehlen.« — »Damit, wenn es mit euch zu Ende geht, sie eucli aufnemen in die ewigen Wohnungen.« (Matth. 6, 20. Luc. 16, 9). Zweitens, was hatten wir, jeder fiir sich, mit unserem kleinen Jahresbeitrage fur die Ehre Gottes und das Heil unseres Nachsten Grofies leisten konnen? Wie Grofies aber hat der Verein durch die Zusammenfassung aller unserer kleinen Jahres¬ beitrage bewirkt! Auch hier hat sich das schon den alten heidnischen Romern bekannte Sprichvvort bewahrt: »Durch Eintracht gedeihen die kleinsten Dinge, durch Zwietracht aber zerfallen die grofiten.« Moge der liebe Gott unseren Verein auch ktinftighin vor jeder Zwietracht bewahren und in heiliger Eintracht erhalten, auf dafi er allezeit jenes Segens wiirdig sei, welchen der Herr dem eintrachtigen Wirken verheiften hat mit den Worten: »Wo zwei oder drei versammelt sind in meinein Namen, da bin ich mitten unter ihnen.« Matth. 18, 20).« § 50. Ein und dreissigster Jahresbericht und Rechnungs- Ausweis vom i. April 1894. Zahl der Mitglieder 348. Vereins-Consulent, Franz Kosar, papstlicher Flauspralat und Domdechant. Vereins-Vorsteherin, Frau Katharina Pachner, -I- 54 -4- Aus dem Jahresberichte heben wir nachstehende zwei Stellen hervor: »Weil fiir die fortwahrend sich erweiternde Lehranstalt der Schulschwestern die vorhandenen Raume nicht gentigten, so haben die Schulschwestern imjahre 1892 ihrer Schule einen neuen Tract hinzugebaut and eine nachbarliche Grundparzelle zugekauft. Den Zubau haben sie aber im Interesse der vom Frauen-Vereine unterstutzten armen Schulkinder in der Weise ausgefuhrt, dafi fiir dieselben ebenerdig ein geniigend grofies Zinnner fiir den Mittagstisch und iiberhaupt fiir den Aufenthalt in der schulfreien Zeit, sodann eine besondere Kiiche sammt Speisgewolbe, sowie ein besonderer, von ihren eigenen Instituts- zoglingen abgesonderter Spielplatz gewonnen worden ist. Und das alles haben sie gethan auf eigene Kosten. Der Verein bat nur die nothwendige Kiicheneinrichtung, so namentlich einen neuen Kessel und Sparherd und einen eisernen Ofen fiir das Speiszimmer beigestellt; was alles naeh Abrechnung des Wer- tes des friiheren, auch vom Vereine beigestellten Kessels dem Vereine eine Auslage von 130 fl. 79 kr. verursacht bat«. »Zum Schlube sei der kath. Frauen-Verein von Marburg noch anempfohlen dem Schutze und Segen der heiligen Fa- milie von Nazareth: Jesus, Maria und Joseph. Es ist eben die Verehrung der hochheiligen Familie von Nazareth, welche unser glorreich regierender Pap.st Leo XIII. in seinem apostolischen Schreiben vom I4. Juni 1892 den christlichen Familien als ein vorziigliches Heilmittel gegen die socialen Ubel unserer Zeit ans Flerz gelegt, und unser hochwtirdigster Oberhirt in seinem diesjahrigen Fasten - Hirtenbriefe durch die Einfiihrung des Vereines von der hi. Familie seinen Diocesanen mit so liebe- gliihenden Worten empfohlen hat. Mogen die edlen Vereins-Frauen ihre Familien diesem Vereine einverleiben, ein Bild der hi. Familie in ihren Woh- nungen aufstellen, ihre Kinder und Hausleute vor diesem Bilde rteibig zum Gebete versamineln und ihnen die Bedeutung dieses Bildes erkliiren. — Mogen die Vereins-Frauen aber auch die Winzer- und Arbeiter-Familien, deren Kinder und kranke Mit- glieder unser Verein unterstutzt, liebevoll zum Beitritte zu diesem Vereine anleiten und aneifern. Das neunzehnte Jahrhundert steht auf der Neige und gar manche Fragen, die ihm als hochst wichtig erschienen und es machtig bewegten oder wohl gar zeitweise erschiitterten, wird man ihm als abgentitztes Kinderspielzeug in’s Grab nachwerfen, wenn am Morgenhimmel des zvvanzigsten Jahrhundertes die sociale Frage in blutrother Schrift auftauchen und gebieterisch ihre Losung verlangen wird. MonsignorejFranz Kosar, papstlicher Haus - Pralat, Domdechant und Consulent des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg. -I- 5o -i- Ja; das nachste Jahrhundert gehort der socialen Frage. So wie so muli diese Frage zur Losung gelangen, sei es auf friedliche sei es auf gewaltsame Weise. Gelange es alle christlichen Familien zur Verehrung der lil. Familie von Nazareth zuruckzufuhren; — gel.ange es die christlichen Vater zu begeistern, fortan im Geiste des hi. Vaters Joseph ihre Hausvaterpflichten gegen Weib und Kind, gegen Dienstboten, Gesellen und Arbeiter zu erfiillen; gelange es alle christlichen Miitter zur Nachfolge der heiligsten Mutter Maria zu bewegen, dab sie fortan im Geiste Mariens ihre Mutterpflichten gegen Mann und Kind und Hausgesinde erfiillen; - gelange es die christliche Jugend in und auber der Schule, die Dienstboten, Lehrlinge, Gesellen und Arbeiter in die Tugend- und Arbeits-Schule des heranwachsenden Jesus in der Zimmer- manns-Werkstatte zu Nazareth zu ftihren, damit sie hier lernen, in seinem Geiste und nach seinem Beispiele das vierte Gebot Gottes gegen die Eltern und Vorgesetzten zu erfiillen; — ge¬ lange es iiberhaupt am Abend dieses Jahrhunderts jede christ¬ liche Familie zu einem getreuen Abbilde der hi. Familie zu Nazareth umzugestalten: dann \viirde die sociale Frage alsbald in friedlicher und segensvoller Weise geldst sein und im nach- sten Jahrhundert der Himmel zur Krde sich neigen und nach d en VVorten des hi. Apostels Paulus ein Reich Gottes auf Erden erbliihen, in welchem Gerechtigkeit, Friede und Freude im lil. Geiste wohnt. (Rom. 14, 17). Gelingt hingegen diese friedliche Losung nicht, dann wird die von Gott abgefallene Welt zur ge w alt.s amen Losung der socialen Frage schreiten. Die in allen Landern von Tag zu Tag sich mehrenden grablichen und bisher in der Geschichte unerhorten Attentate auf das Leben und Eigenthum des Nach- sten stehen bereits vor uns als die Vorboten jen er gewaltsamen Losung, vor welcher jetzt schon die Besitzenden mit Recht zittern, die Armen aber umsonst sich goldene Berge ver- sprechen.« § 51. Der jahe Hintritt des Vereins-Consulenten, Pralaten Franz Kosar. Mit ahnungsvollen Worten hat sich Monsignore Pridat Franz Kosar von den Lesern der Jahresberichte des katholi- schen Frauen-Vereines verabschiedet und ist sodann in der Nacht vom zehnten zum eilften Juni desjahres 1804 im Curorte lka am Gestade der Adria gestorben. Am 7. )uni 1894 empfahl sich Monsignore Franz Kosar auf das liebenswurdigste bei Seiner furstbischoflichen Gnaden, dem hoclnviirdigsten und hochgeborenen Herrn Ordjnarius und -f- 56 -t~ bei seinen geistlichen Mitbrudern. Unmittelbar vor der Abreise verrichtete er noch seine Beichte. Auf dem Wege nach Ika besuchte er die beriihmte Wallfahrtskirche auf dem Berge Tersat bei Fiume und betete daselbst fiir sieh und die Seini- gen, wie er in seinem letzten so freundlichen und frohsinnigen Briefe vom 9. Juni liebevoll anmerkt. Im Curorte Ika langte er seelenvergniigt und heiter an, und hoffte sich daselbst wie im vorigen Jahre bestens zu erholen. Sonntag abends den 10. Juni ergieng er sich noch recht lange im Garten, be¬ suchte sodann in der Hauskapelle den lieben Heiland im Taber- nakel und begab sich sodann zur Ruhe. Am 11. Juni 1894 morgens fand ihn die diensthabende Barmherzige Schwester mit geschlossenen Augen und ge- schlossenem Munde, mit auf der Brust ruhenden Handen, todt im Bette liegen. Uber sein Antlitz war wohlthuender Friede ausgegossen. Nach arztlichem Befunde war ein Herzschlag und in Folge desselben der Tod eingetreten. ’ Seine irdischen Uberreste wurden nach Marburg gebracht, und bier hielt der hochwiirdigste und hochgeborne Herr Fiirst- bischof Dr. Michael Napotnik auf den theuren dahingeschie- denen Domdechant Franz Kosar eine ergreifende Trauerrede, aus der \vir hier wenigstens Nachstehend.es wiedergeben. § 52. Trauerrede auf den hochwiirdigen Herrn Dom¬ dechant Franz Kosar. »Memoria iusti in laudibus. In Rulim steht das Andenken des Gerechten.« (Sprichw. 10, 7). In ehristlieher Trauer Versammelte! tDer Mensch kennt sein En de nicht. Wie die Fische mit der Angel und dieVogel mit den Schlin- gen gefangen werden, so uberfallt den Mensch en eine schwere Zeit, die ihm unversehens iiberden Hal s kommt.« (Pred. 9, 12). Dieses Wort des weisesten der alttestamentlichen Prediger, das nur bildlich ausdruckt, was Jesus Christus die ewige Weisheit klar und deutlich wieder- gegeben hat mit der Mahnung: »Wachet, denn ihr wisset weder Tag noch die Stunde« (Matth. 25, 23) — dieses Schriftwort, sage ich, sehen wir vollig bestatigt an dem theueren Todten, dessen Sarg wir schmerzerfiillt umstehen. Gerade vor 1 Vgl. Monsignore Franz Kosar, von Dr. Johann Križanič. Marburg, 1895. -4- 57 -§- acht Tagen verliefi uns heiter und munter der Theuere und heute kehrt er als entseelter Leichnam wieder. O, der Mensch kennt sein Ende nicht! Am verwichenen Montage machte wie ein machtiger Donnerschlag unsere Herzen beben und zittern die telegra- phische Nachricht: Domdechant Franz Kosar ist todt! Und heute haben wir uns in diesem Dome im Herrn versammelt, um das letzte Ehrengeleite zu geben einem Manne Gottes und Priester des Herrn, der uns allen unaussprechlich lieb und theuer war. Je langer wir den Edlen besaben, desto langer wunschten wir ihn zu besitzen. Und wir besaben ihn wider alles menschliche Hoffen lange und dennoch zu kurz, ja viel, viel zu kurz. Was darum heute unser Herz bewegt, dessen werden unsere Augen zu Verrathern. Im Herrn trauernde Zuhorer! Ich weib es wohl, dab des Dahingeschiedenen Demuth Alles zu verbergen verstand, was ihm eitles Menschenlob hatte einbringen konnen. Doch aber ist es wtirdig und gerecht, so der getreue Diener des Herrn nach dem Tode verdientermaben verherrlicht wird, da es ja der Herr selbst ist, der in seinem Diener gelobt und gepriesen wird ob der vielen und groben Gnadengaben, die er ihm ver- liehen. Zudem gereicht das wohlverdiente Lob des selig im Herrn Entschlafenen den Lebenden zur heilsamen Erbauung und Mahnung, feuert sie zur Nacheiferung im Guten an, ent- flammt sie zur Nachahmung der Tugenden, welche den Ge- feierten zierten und ihn verehrungs- und nachahmungswiirdig machten. Ferner wird dadurch der Verblichene dem frommen und dankbaren Andenken am wirksamsten anempfohlen. Diese vollgiltigen Griinde bewegen mieh, auf den vielverehrten und viellieben Pralaten Franz Kosar, diesen hochedlen Mann und hochst wiirdigen Priester des Herrn, eine kurze Gedachtnis- rede zu halten, indem es mir, um ein mehreres zu leisten, an Zeit gebricht, vornehmlich aber an Kraft und Starke ob der groben Wehmuth, die meine Seele ergriffen hat und sie ge- fangen halt und noch lange gefangen halten wird. Ihr machtigen Sterbepatrone St. Michael und St. Josef und du Seraph in Menschengestalt, hi. Franciscus, Namens- patron des tief Betrauerten, ftirbittet fiir ihn, fiir mich und meine Zuhorer! Franz Kosar ward am 10. September 1823 zu Frablau im Sannthale von biederen, gottesfurchtigen Eltern geboren, welche ihr liebes Kind in der Furcht des Herrn erzogen und es als- bald zum Unterrichte in die Ortsschule schickten. Nach zuriick- gelegter Volksschule begab sich der talentvolle und gemtith- reiche jtingling auf das Gymnasium nach Rudolfswerth in Krain, allwo er unter der vortrefflichen Leitung der Professoren aus dem Franciscaner-Orden in den Jahren 1835 bis 1840 tiberaus 58 -i~ eifrig studierte und durch sein musterhaftes, makelloses Be- nehmen geradezu Aufsehen erregte. Dazumal war sein Oheim P. Leonard Kosar Provinzial der Franciscaner-Ordensprovinz »Heiligen Kreuz«. Uie sogenannten philosophischen Studien absolvierte Kosar in Laibach 1841 bis 1842. Daselbst waren seine intimen Freunde und Gesinnungsgenossen Monsignore Lucas Jeran und der k. k. Regierungsrath und Reichsraths- Abgeordnete Herr Anton v. Globočnik. Wie die vorausgegan- genen Studien, so absolvierte Franz Kosar zu Klagenfurt in den Jahren 1843 bis 1846 auch die theologischen mit dem gliin- zendsten Erfolge, so dab er, erst 23 Jahre alt, am 15. Sept. 1846 vom Fiirstbischofe Anton Martin Slomschek, unsterblichen Andenkens, zum Priester ordiniert wurde. Kosar ist einer der ersten Ordinanden, welchen Slomschek die bischbflichen Hllnde zur Priestenveihe aufgelegt hat. Flierauf wirkte der Neugeweihte des Herrn als Cooperator sebr segensvoll in Poltschaeh vom October 1846 bis April 1847, sodann zwei Monate in Hioheneck, von wo er sich ob heftigen Augenleidens und Bluthustens als Deficientpriester zu seinen Angehorigen nach Frafilau begab. In dieser Zeit faftte der jugendliche Priester den Entschlufi sich Gott ganz zu weihen, und bat um die Aufnahme in die Congregation der Missions- priester des hi. Vincenz von Paul. Die andauernde Kranklich- keit hinderte denselben an der Ausfuhrung des schonen Vor- habens. Im April desjahres 1855 ward er probeweise in seiner Geburtspfarre als Kaplan wieder angestellt, und da sich sein Zustand merklich besserte, wurde er im Februar des folgenden Jahres als Ghorvicar und Domprediger nach St. Andrii im Lavantthale in Karnten berufen, in welcher Stellung er auch noch das Amt eines F. B. Hofkaplans und zugleich eines Spirituals bei den Alumnen des vierten Jahrganges zu ver- sehen hatte. Nach erfolgter Translation des Bischofsitzes von St. Andrii nach Marburg wurde Franz Kosar unter Verleihung des Titels eines F. B. Consistorialrathes zum Spiritual-Director des F. B. Lavanter Priesterhauses ernannt, welches verantwortungsvolle Amt er bis zum 1. Februar 1865 ruhmvoll versah. In diesem Jahre ubersiedelte der Verdienstreiche als Pfarrer, Dechant und Schuldistrictsaufseher nach Drachenburg, wo er sich als opfervoller Hirte seiner ihm anvertrauten Seelenherde, als \varmer Freund des Volkes und als Vater des ihm unterstehen- den Clerus neue unvergiingliche Verdienste erwarb. Mit Bei- hilfe des ihm mit aller Liebe zugethanen Decanatsclerus brachte Kosar durch langere Zeit die Kosten fur die Erhaltung eines papstlichen Zuaven in der beilaufigen Hdhe von 240 H. auf. Am Feste des heiligen Apostels Johannes 1870 kehrte der Vielerfahrene zurtick nach Marburg, wo er als Mitglied des Lavanter Domcapitels die verschiedensten Amter innehatte wie das Amt eines Canonicus Poenitentiarius, eines Prosynodal- und Synodal-Examinators, des Beisitzers des F. B. Diocesan- und Ehegerichtes, des Vertheidigers des Ehebandes und des Gelubdes. Vom Jahre 1872 bis zum Jahre 1881 tradierte er an der theologischen Diocesan-Lehranstalt das Kirehenrecht. Seit dem Jahre 1878 fungierte■ Domherr Kosar als F. B. Commissar und geistlicher Leiter im Institute der- Schulschwestern vom dritten Orden des hi. Franciscus. Diese Congregation hat wohl diesem ihrem weisheitsvollen Ftihrer den groben Aufschwung zn verdanken, welchen sie in den letzten vier Lustren genom- men. Noch im Testamente gedachte der Šelige dieser ihm lieb- werten Anstalt und legierte ihr von seiner auberst geringen Hinterlassenschaft 200 tl. zur Unterstutzung. Aher nicht nur bei den Schulschwestern in Marburg war Kosar ordentlicher und spater auberordentlicher Beichtvater, letzterer war er auch im Kloster der Franciscanerinnen und der Schulschwestern in St. Peter bei Marburg. Nicht genug. Der berufstreue Diener des Herrn war lang- jahriger Consulent des lobwurdigen katholischen Frauen-Ver- eines, dem er 100 d. testierte; er war Griinder und bisheriger Prasident des herrlichen Vereines zur Unterstutzung diirftiger Diocesanpriester, fiir welche er gleichfalls 100 Gulden letzt- willig bestimmte. Uberhaupt war der nun im Herrn Ruhende ein opferwilliger Forderer aller guten Vereine, aller frommen Bruderschaften, wie er denn seinerzeit Prasident des katho¬ lischen Prebvereines war, ferner Mitglied des katholischen Gesellen-Vereines, dem er testamentarisch I00 Gulden amvies wie die gleiche Summe auch dem katholischen Unterstiitzunpfs- ... . _ o Vereine in Cilli, war Mitglied mehrerer frommer Vereine und ablabreicher Bruderschaften, so namentlich des gottgesegneten dritten Ordens des hi. Franciscus von Assisi, war hilfreicher Freund der Armen, weswegen er fiir die Armen in Marburg, Frablau und Drachenburg je 50 Gulden und fiir jene in Polt- schach und Hoheneck je 20 Gulden zur Vertheilung in seinem Testamente anordnete. Nicht unerwahnt bleibe es, dab er im Jahre 1870 zum Landtags-Abgeordneten erwahlt wurde, in welcher Eigenschaft er sich durch sein liebevolles und versohnliches Gebaren all- gemein Achtung, Verehrung und Liebe erwarb. Nach dem Tode des gelehrten Ftirstbischofes Jakob Maximilian, gesegneten Andenkens, ernannte der gleichfalls schon selig im Herrn ruhende Salzburger Fiirsterzbischof Franz de Paula Eder den kenntnisreichen Domcapitular zum Caj)itelvicar oder Venveser des verwaisten Bisthums Lavant, welches schwierige Amt er zum Segen, Heil und Wohl der groben Diocese bis zur Wieder- besetzung des bischoflichen Stuhles verwaltete. Am 15. Marž -S- 60 -4- (les vorigen Jahres wurde (ler verdienstvolle und tugendreiche Mann von Seiner kaiserlichen und koniglichen Apostolischen Majestat Franz Joseph I. zum infulierten Domdechant ernannt, wie er schon im Jahre 1888 von Seiner Heligkeit Papst Leo XIII. mit der hohen Wtirde eines papstlichen Hauspralaten ausge- zeichnet und mit dem Verdienstkreuz pro Ecclesia et Pontiiiee decoriert worden ist. Die Erfullung aller der vielen und grofien Pflichten, welche mit den verschiedensten vom Monsignore Franz Kosar bekleideten Amtern naturgemafi verbunden waren, forderte schon einen ganz gesunden und kraftigen Mann, einen Mann, der ohne Ruh’ und Rast unverdrossen arbeitet. Aber der ver- storbene Pralat litt immerwahrend an einem Herzfehler, erftillte jedoch dabei nicht blofi die mannigfachen Standes- und Be- rufspflichten genauest, sondern war nebstbei noch hervorragend literarisch thatig:. Seinerzeit war er eifrmer Mitarbeiter und spater auch Redacteur der bei dem slovenischen Volke so beliebten »Drobtince«; verfaftte in deutscher und slovenischer Sprache das grundlegende, uniibertreffliche Werk: Leben und Wirken des hochseligen Fiirstbischofes Anton Martin Slomšek; veroffentlichte eine treffliche Abhandlung liber den Colibat des katholischen Clerus, einen herrlichen Aufsatz tiber die hi. katholische Kirche, um andere in den verschiedensten Zeit- schriften publicierten Aufsatze zu iibergehen. Zuletzt schrieb er das bisher vorztiglichste slovenische Gebet- und Betrachtungs- buch »Nebeška hrana«, welches in Hunderten und Tausenden Exemplaren unter den Bewohnern Steiermarks, Karntens, Krains, des Kiistenlandes und noch weiter hinaus verbreitet ist. Uie Friichte seines gesegneten Wirkens als gottbegeisterter Kanzel- redner, als weiser Seelenfuhrer und als leichtfaCilicher Volks- schriftsteller werden von langer, langer Dauer sein. Dies- beziehentlich kann er mit vollstem Redite von sich sagen: Non omnis moriar multaque pars mei vitabit Libitinam. (Hor. Od. III. 30. 1 ). Fiirwahr! Franz Kosar war gleich einer Saule, die, je mehr man sie belastet, desto fester steht und das stiitzt, was sie zu stiitzen und tragen berufen ist.« § 53. Die General-Versammlung vom io. December 1894. 1 Am 10. December 1894 wurde um 10 Uhr Vormittags in der f.-b. Residenz eine General-Versammlung des katholischen ' Der zwei und dreifiigste Jahresbericht und Rechnungs-Ausweis vom April 1895, in \velchein Jahre der Verein 350 Mitglieder zahlte, ist dem Berichterstatter nicht zuganglich geivesen. - 1 - 61 —§- Frauen-Vereines abgehalten und hielten Seine Furstbischoflichen Gnaden, der hochvviirdigste und hochgeborne Flerr Ordinarius bei diesem Anlasse eine denkwiirdige Ansprache, welche auch die eigentliche Veranlassung der gegentvartigen Berichterstat- tung geworden ist. General -Versammlung des katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen christlichen Nachstenliebe abgehalten in der furstbischoflichen Residenz zu Marburg, am 10. December 1894. Die Vereins-Vorstehung erliefi an alle Mitglieder folgende gedruckte Einladung: »Die Vorstehung des katholischen Frauen- Vereines beehrt sich mitzutheilen, daft die General-Versamm- lung 1 des Vereines am 10. d. M. vormittags 10 Uhr in der furstbischoflichen Residenz stattfinden wird, und ladet hiezu die Vereins-Frauen geziemendst ein. Marburg, am 3. December 1894.« Programmpunkte :• Beginn mit dem Vereinsgebete; kurze Ansprache des hochwiirdigsten Oberhirten als Vereins-Protec- tors; Einfuhrung des neuen Vereins-Consulenten; Lesung der Zuschrift der bisherigen Vereins-Prasidentin, ihre Ernennung zur Ehrenprasidentin; Wahl einer neuen Vorsteherin und der iibrigen Vorstands - Frauen; beliebige Antrage und etwaige Wiinsche. SchluE: Verrichtung des Vereinsgebetes. Hochgeehrte Vereins-Frauen! Es ist heute das erste Mal, daft ich als Oberhirt der La- vanter Diocese die General - Versammlung des katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen christlichen Liebe in Marburg feierlich abhalte. Da wir das herzerhebende Vereinsgebet soeben verrichtet haben, heifie ich sie nun alle in meinem Hause herzlich willkommen! Der wohlthatige Verein besteht bereits zweiunddreiEig Jahre. Wie viel Kummer er gestillt, wie viele Thranen er ge- trocknet, iiberhaupt wie viel des Guten er in diesen drei De- cennien gewirkt und vollbracht hat, wer konnte es genau sagen und schildern? Seine Wirksamkeit war stets eine doppelte, eine geistige und eine materielle oder korperliche. Die Mitglieder unter- stiitzten die Armen und Hilfsbediirftigen materiell durch Geld, Kleidung, Nahrung, durch Zahlung von Wohnungsmiete also durch Almosen, oder durch leibliche Werke der christ- ' Ein ausftihrlicher Bericht iiber die folgenreiche General-Versamm¬ lung erschien in der »Siidsteirischen Post« vom 12. December 1894 Nr. 99 Seite 2. 62 -S- lichen Barmherzigkeit. Aber sie spendeten noch weit grobere und viel edlere Almosen, sie iibten auch geistliche Werke der Barmherzigkeit. Und diese bestanden in frommen Gebeten, in erhebenden und ermuthigenden Trostworten, in christlichen Ermahnungen, in liebevollen Unterweisungen anlablich der Besuche der verlassenen Armen und Kranken in ihren durftigen Wohnungen. Ein solches Almosen ist kostbarer, segensreicher und verdienstlicher, als eine leibliche Almosengabe, weil die unsterbliche Seele unendlich kostbarer ist, als der sterbliche, vergangliche Leib. Das Wirken des Vereines war ein stilles und unauffalliges, aber ebendeshalb Gott dem Herrn um so gefalligeres und fiir die Armen und Nothleidenden um so gewinnenderes und heil- sameres. Die edelgesinnten Frauen lieben sich bei ihrem Wohl- thun vom christlichen Grundsatze leiten: W a s deine Rechte thut, soli deine Lin k e nicht wissen. Wie der Vermogensstand des zeitgemaben Vereines be- stellt ist, ersehen die verehrlichen Mitglieder aus dem uns vor- liegenden Einunddreibigsten Jahresberichte und Rechnungs-Ausweise des katholischen Frauen- Vereines der werkthatigen Nachstenliebe zu Mar- burg vom 1. April 1894. Der hochw. Herr Dom- und Stadt- pfarrer Jakob Philipp Bohinc mbge den, noch vom gewesenen, leider nur ali zu fruh gestorbenen Vereins-Consulenten Monsig. Franz Kosar verfassten Bericht vorlesen. (Fiest). Hochgeehrte Versammelte! Aus dem eben vernommenen Berichte konnen und diirfen wir schheben, dab der lobliche Verein im allgemeinen gut situiert ist, dab ferner der verewigte Verfasser ein warmer Freund und Gonner, ein eifriger Forderer und Vertreter des Vereines war. Ich hoffe zuversichtlich zu Gott, dab er bereits den verdienten Lohn von jenem empfangen hat, der da feier- lich versicherte: Wahrlich, ich sage euch, was ihr Finem dieser meiner geringsten Briider gethan, das habt ihr mir gethan. (Matth. 25, 40). Und wo ich bin, da soli mein Diener auch sein. Wenn jemand mir dient, den wird mein Vater ehren. (Joan. 12, 26). Ich weib und bin iiberzeugt, dab das Andenken des nun im Herrn selig ruhenden Vereins-Consulenten im Vereine fort- leben, wie es auch in der ganzen Diocese stets gesegnet blei- ben wird. In memoria aeterna erit iustus: ab audi- tione mala n on timebit. Im ewigen Gedachtnisse wird der Gerechte sein, und w ir d sich nicht ftir- chten vor bosem Geriichte. (Ps. 111, 7). Da der verevvigte Pralat schon durch langere Zeit kriin- kelte, versah dessen Obliegenheiten im Vereine der hoch\v. -S- 63 ~S~ Herr Dom- und Stadtpfarrer Jakob Philipp Bohinc. Auch hielt er bereits durch eine geraume Zeit die Ansprachen bei den jahrlichen kirchlichen Andachten des Vereine.s, zumal anlass- lich der gemeinschaftlichen Communionen der Vereins-Mit- glieder am Feste des hi. Vincenz von Paul, am Freitage der schmerzhaften Mutter Gottes und am Feste der Expectatio partus B. M. V. den 18. December. Deshalb haben die ver- ehrten Ausschufi-Frauen gut gethan, daft sie den hochwiirdigen Herrn Dom - und Stadtpfarrer zum hi. Johannes Baptista um die Ubernahme der Stelle eines Vereins-Consulenten ersucht und gebeten haben. Ich begriifie lebhaft diese Wahl, heifie sie gut und ersuche zugleich den Herrn Canonicus, dem sehr loblichen Vereine ein ebenso treuer und opferbereiter als weiser Berather sein zu wollen. Da Seine Hodrvviirden der Wahl soeben zugestimmt hat, stelle ich ihn als den neuen Vereins-Consulenten den Versammelten vor und fiihre ihn zugleich ein in sein wichtiges Amt mit dem lebhaften Wunsche, daft er nach dem Vorgange des Verstorbenen die Verzeichnisse und Protokolle fiihren wie die Obliegenheiten eines Vereins-Consulenten erfiillen, Gott aber alle seme dem Vereine zuleistenden Liebesdienste reich- lich segnen moge! Sehr vere h rte Ver.sammelte! Ein weiterer Gegenstand unserer heutigen Berathung betrilft die Wahl einer neuen Vereinsvorstehung. Die bisherige, so besorgte und aufopferungsvolle Vereins- Prasidentin Frau Katharina Pachner hat mittels ihrer geschatz- ten Zuschrift vom 26. September 1894 ihre Stelle niedergelegt. Damit dies zur allgemeinen Kenntnis gelange, moge der Inhalt des Schriftstuckes der Versammlung bekannt gegeben werden. Wie Ilir, hochgeehrte Frauen, aus dem Verlesen des ver- ehrlichen Schreibens entnommen, ist es der hochherzigen Frau thatsachlich nicht mehr moglich, das pflichtenreiche Amt der Vereinsvorsteherin zu versehen. Indem ich dariiber meinem lebhaften Bedauern Ansdruck leihe, danke ich der hochsinnigen Frau fiir die umsichtige, mit vielen und groften Opfern ver- bundene Leitung des Veneines durch volle zwanzig Jahre. Zu¬ gleich bitte ich den gottlichen Arzt Jesus Christus, daft er der leidenden Frau noch vollkommene Gesundheit schenken moge, damit der Verein noch viele Jahre diese grofte Wohlthaterin der Armen zu den Seinigen zahlen konnte. Sehr erfreulich ist es, daft die rastlos thiitige Frau laut ihrer Zuschrift noch fernerhin ihre Krafte dem Vereine zu weihen willens ist. In Wiirdigung der aufterordentlichen Ver- dienste, die sich Frau Katharina Pachner um den Verein er- 64 - 5 - worben, and zum Zeichen der dankbaren Anerkennung der- selben seitens der Vereinsmitglieder geht nun mein Antrag dahin: Es moge die hochverdiente und hochgeehrte Frau per acclamationem oder durch allgemeinen Zuruf zur Ehren- Vorsteherin des Vereines erwahlt werden. Da nun mein Antrag mit Jubel begriisst und einstimmig angenommen worden ist, so ersuche ich den Herrn Consulenten der Frau Pachner von dieser Erwahlung Meldung zu machen. Es wird angezeigt sein, der Ehren-Prasidentin diese Auszeich- nung in einem etwa von mir, von der neuen Vereins-Vorstehung und dem Vereinsconsulenten gefertigten Diplome zu notificieren. Moge die Ehrenprasidentin dem Vereine noch lange, ja recht lange vorstehen. Durch die Wahl der Frau Pachner zur Ehrenvorsteherin hat der Verein seine wirkliche Leiterin verloren. Es ist nun Sache der heutigen General-Versammlung eine neue Prasidentin zu wahlen, was iibrigens unschwer sein wird. Sehr ansehnliche Versammelte! Wie ihr wisset, hat die wohlgeborene Frau Francisca Scherbaum schon bislang durch langere Zeit den Verein geleitet, war Stellvertreterin der er- krankten Vorsteherin. Die hohen Verdienste der Frau Scherbaum, ihre allgemeine Beliebtheit und ihr grofies Ansehen, zumal aber ihre nie versiegende Opfenvilligkeit machen sie ganz besonders tauglich und geeignet fiir den wichtigen Posten. Ich erlaube mir daher zu beantragen: die General-Ver¬ sammlung wolle gleichfalls per acclamationem die hochgeehrte Frau Francisca Scherbaum zur Vereinsvorsteherin wahlen. Mit nicht geringer Freude constatiere ich die einstimmige Wahl und ersuche die sehr geehrte Frau, die Vereinsleitung gutigst zu iibernehmen und sie mit aller Kraft und in aller Liebe zu fiihren. Die Hilfe von oben wird ihr sicherlich nicht fehlen, wie sie niemals demjenigen mangelt, der das Gute will, wirkt und befordert. Auch der eifrigen Unterstiitzung seitens der Vereinsfrauen kann sie vollends versichert sein. Nun miissen noch die ubrigen Functionarinnen der Vereins- vorstehung bestellt werden. Da die bisherigen Ausschufifrauen den Zweck des Vereines treu und gewissenhaft, selbstlos und opferbereit unablassig verfolgt haben, wird es sicherlich der allgemeine Wunsch sein, dafi auch sie durch Zurufen wieder- gewahlt werden. Als wiedergewahlt erscheinen die Damen: Anna Majciger, Armenpflegerin; Jeanette Scherbaum, Cassierin; Theresia Poschl, Secretarin und Bibliothekarin; ferner die Ausschufifrauen: Maria Bromm, Therese Druckmiiller, Anna Eichler, Anna Halbich, Maria Schneider, Maria Vivat, Antonia Wagner, Josefine Wenedikter, Carolina Wolfling und Anna WreBnig. Allen Ge\vahlten danke ich fiir die bisher gehabte Miihewaltung und bitte sie, auch kiinftighin die Vereinsinteressen - 4 - 65 -> nach Kraften fordern zu wollen. Zur Erleichterung der Arbeit mogen noch zwei neue Ausschussmitglieder gewahlt werden. Es sind dies die bestverdienten Damen: Elise Renner geb. Grafin Apraxin und Anna Reichenberg. Ihr Eintritt in den Ausschufi ist, wie ich bemerkte, mit inniger Freude und gro- fiem Danke begrufit worden. So sind wir, Verehrteste, beim letzten Punkte unserer Tagesordnung angelangt, der es allen Anwesenden erlaubt, etwaige Antrage zu stellen und beliebige Wiinsche vorzubringen. Ich meinerseits hatte ein dringendes Verlangen. Es soli nahmlich bis zur Feier des vierzigjahrigen Bestandes des Ver- eines eine Broschiire iiber die Entstehung und Gesammtthatig- keit des Vereines mit Aufnahme der Vereins-Statuten und Gebete, der Jahresberichte und Ansprachen, sowie sammtlicher Vereins-Consulenten, Vorsteherinnen und Mitglieder verfasst werden. Durch eine solche iibersichtliche Darstellung der viel- jahrigen Wirksamkeit des wohlthatigen Vereines wiirde neues Leben in denselben gebracht werden. Von den Theilnehmern an der General-Versammlung wurden folgende Antrage und Wunsche zur Besprechung ge¬ bracht. Jeder einzelne Sterbefall unter den Vereinsfrauen soli sammtliehen Vereinsmitgliedern auf geeignete Weise bekannt gegeben werden. Die Vereinsmitglieder sollen weiters alljahr- lich zur Frohnleichnamsprocession corporativ erscheinen, sich um die Vereinsfahne sammeln und mit blumengeschmuckten und brennenden Kerzen an der Feier theilnehmen. Zur Er- hohung dieses hehren Festes und der iibrigen Vereins-Feier- lichkeiten soli eine neue Vereinsfahne angeschafft und in der Dom- und Stadtpfarrkirche feierlich geweiht und gesegnet werden. Es mbge ferners alljahrlich, wenn thunlich, eineGeneral- Versammlung abgehalten werden. Die Ausschufifrauen sollen endlich abwechselnd monatlich einrnal die Kinder des Waisen- institutes bei den ehrwtirdigen Schulseh\vestern, sowie auch die Armen, die unterstiitzt werden, ofters in ihren Wohnungen besuchen, um sich die Uberzeugung zu verschaffen, ob die- selben der Unterstiitzung wiirdig und bedtirftig sind. Da sammtliche Antrage von den Versammelten mit Freu- den begriifit wurden, ersuche ich die neue Vereinsvorstehung, fiir deren Ausfiihrung und Verwirklichung die angelegentlichste Sorge tragen zu wollen. Hochverehrte Versammelte! Zum Schlusse der heutigen erfreulicli verlaufenden General- Versanunlung danke ich allen Erschienenen recht herzlich und ersuche die Vereinsmitglieder, sie mogen wie bislang so auch in Zukunft stille und eifrig zum eigenen Wohle und zum Wohle 5 -Ž- 66 -A- der Armen und Kranken wirken. Sie sollen sich um etwaige Verkleinerungen nicht kummern, von denen ja das Gute nie- mals frei ist. Dafur aber moge sie der christliche Geist der Geduld, Sanftmuth und Liebe beseelen und leiten. Sie mogen aufierdem sorgen und trachten, noch viele neue Mitglieder zu gewinnen. Die lobliche Vereinsvorstehung moge sich nicht auf et- waige Wiinsche einlassen, das Erbtheil der Armen fiir andere Zwecke zu vemenden, als es nach den Vereinsstatuten ver- wendet werden mufi. Der Verein steht, Gott sei es gedankt, zu fest, als dafi sein Ende nahe bevorstehen wiirde. Und gesetzt auch, es ware seine Auflosung zu befurchten, was eben gottlob durchaus nicht der Fali ist, so wtirden die vorhandenen Activa unter Auflassung der tiblichen Geldsammlungen allmahlig ver- braucht werden. Die wunderbar anheimelnde Zeit des Christbaumes nalit heran. Der katholische Frauenverein gleicht auch einem viel- geasteten Baume, der nicht dtirre, sondern ganz frisch und bliihend ist und reichliche Friichte verspricht. Damit sich dieses bewahrheite, lade ich die hochgeehrten Frauen zur gemein- schaftlichen Adventandacht in der Dom- und Stadtpfarrkirche am 17. d. M. 4 Uhr nachmittags, insbesondere aber zur heil. Communion am darauffolgenden Tage 7 Uhr friih geziemendst ein. Die Christbaumfeier findet am 22. December 4 Uhr nach¬ mittags im grofien Saale des Institutes der ehrwiirdigen Schul- schwestern statt. Wir schliefien nun die Versaminlung mit dem tiblichen Vereinsgebete. Indem ich zuletzt Maria, die machtige Schutzpatronin, und den hi. Vincenz, den grofien Schutzheiligen des Vereines, um ihre vielvermogende Fiirsprache bitte, und indem ich den Vereinsmigliedern recht frohliche Weihnachten und ein segens- reiches Neujahr wiinsche, ertheile ich zum Zeichen meines oberhirtlichen Dankes und als Anwartschaft des himmlischen Segens den bischoflichen Segen: Benedicat vos omnipotens et misericors Deus: Pater et Filius et Spiritus sanctus! Amen. § 54. Hintritt der Ehrenprasidentin Frau Katharina Pachner. Der am 10. December 1894 in der Fiirstbischoflichen Re- sidenz tagenden General-Versammlung des kath. Frauen-Ver¬ eines zu Marburg ist, \vie bereits envahnt, die briefliche Nach- richt zugegangen, dafi die Vorsteherin des kath. Frauen-Ver¬ eines, Frau Katharina Pachner, ob anhaltender Kranklichkeit Frau Katharina Pachner, zweite Prasidentin des Katholischen Frauen- Vereines von Marburg, 1878 1894, seit 10. December 1894 Ehrenprasidentin. 1 67 —■jp das pflichtenreiche und verantwortungsvolle Amt einer Vor- steherin nieder zu legen gezwungen sei. Nachdem die betriibliche Nachricht zur Kenntnis genom- men war, erhoben sicb Seine Furstbischofliche Gnaden und stellten den erfreulichen Antrag, die bisherige Vorsteherin des Vereines Frau Katharina Pachner durch einstimmigen Zuruf sammtlicher anwesenden Frau en zur Ehrenprasidentin zu er- wahlen und zu verfiigen, dafi die Vereins-Vorstehung diese Ehrung der hochverdienten Frau Ehrenprasidentin durch die Abordnung dreier Vereins-Frauen in einem eigenen Diplome zur Kenntnis bringe. Der huldvolle Antrag des hochwurdigsten Herrn Vereins- protectors wurde beifallig aufgenommen und den zweiten Tag nach der General-Versammlung auch schon in’s Werk um- gesetzt. Im bezuglichen Diplome ist der bisherigen Vereins-Vor¬ steherin der innigste und hochachtungsvollste Dank ftir die Treue, in welcher sie seit dem Bestehen des Vereines dem- selben angehort, an seinen Geschicken thatigen Antheil ge- nommen, denselben gefbrdert und zur grofieren Bedeutung gebracht — ausgesprochen worden; wie auch dafiir, dafi sie als Vorsteherin des Vereines immer in kluger, umsichtiger, selbstloser und opferwilliger Weise die Geschafte geleitet und beigetragen hat — zur Erhaltung christkatholischer Lebens- sitte unči zur VVeckung und Vertiefung des Sinnes ftir die gottgcefalliffen Werke wahrer christlicher Humanitat. In der Biederke.it ihres Sinnes und in der Gtite ihres christlichen Herzens habe sie das pflichtenreiche Amt einer Vorsteherin so segensvoll gefuhrt, dafi Ihr Name ftir immer geschrieben bleibe in der Geschichte dieses trostreichen Ver¬ eines und in dem Buche des ewigen Lebens. Bei der General-Versammlung \var der Wunseh und die Hoflnung ausgesprochen worden, dafi sich das Befinden der gefeierten Frau Ehrenprasidentin bald bessern werde, und dafi sie dem Vereine noch eine geraume Zeit werde erhalten bleiben. Man ahnte es nicht, dafi die hochbetagte Wohlthaterin der Armen nur noch wenige Tage vor sich habe, und dafi sie bald den Lohn ihrer guten Werke vom gerechten Richter in Empfang zu nehmen bereit sein solite. Die Uberreichung des Ehrendiploms und die aufierordent- liche ihr zutheil gewordene Auszeichnung hat die greise Ehren¬ prasidentin noch sichtlich erfreut. Drei Tage nach dem feierlichen Acte der Uberreichung des Diplomes, am 15. December des Jahres 1894, verschied Frau Katharina Pachner im hohen Alter von 84 Jahren. An ihrem offenen Grabe liat der hochwiirdige Herr Vereins-Con- sulent P. T. Dompfarrer Jacob Philipp Bohinc in einer kurzen 5 * 68 - 2 * Ansprache der Verewigten Lebenslauf als Vorbild katholischer Vereinsfrauen treu und belehrend geschildert. § 55. Dreiunddreissigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom i. April 1896. Zahl der Mitglieder 369. Vereins-Consulent, Jacob Philipp Bohinc, Dom- und Stadtpfarrer. Vereins-Vorsteherin, Frau Fran¬ cisca Scherbaum. Dem Jahres-Berichte entnehmen wir folgendes: »Die Einnahmen des Vereines betrugen im abgelaufenen Vereinsjahre 2018 fl. 63 kr. In dieser Summe ist enthalten der Jahresbeitrag Sr. Fiirstbischoflichen Gnaden mit 100 fl.; das Legat der in Gottes Frieden ruhenden Frau Katharina Pachner, der gewesenen Vereinsvorsteherin, mit 200 fl.; das Legat der seligen Frau Anna Leber mit 20 fl. und das Geschenk des hochwohlgeborenen Herrn Baron v. Godel-Lannoy mit 25 fl. Ftir den Christbaum wurden gesammelt 415 fl. 27 kr., und davon 200 arme Schulkinder mit 72 Paar Winterschuhen, 69 Kleidern und anderen z\veckmafMgen Geschenken betheilt. In monatlicher Verpflegung standen durchschnittlich 40 Arme und Kranke. Die Zahl der Vereinsmitglieder betragt 369 gegen 350 des Vorjahres, von denen drei gestorben sind. Neu beigetreten sind 22. Alle Angelegenheiten des Vereines wurden statutengemab in den monatlichen Ausschufisitzungen unter der Leitung der Vorsteherin und in Anwesenheit des Consulenten verhandelt und berathen.« § 56. Vierunddreissigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 2. April 1897. Zahl der Mitglieder 391. Vereins-Consulent, Herr Jacob Philipp Bohinc, Dom- und Stadtpfarrer. Vereins-Vorsteherin, Frau Francisca Scherbaum. Dem Jahres-Berichte entnehmen wir dieses: »Die Zahl der Vereinsmitglieder betragt nun 391 gegen 369, beziehungsweise, da zwei gestorben sind, gegen 367 des Vorjahres. Der Verein wachst und gedeiht und sei daftir Gott und den vieledlen Vereins-Frauen herzinniger Dank gesagt; der Verein selbst aber, umwillen seines Wachsens und Gedeihens jenem evangelischen Senfkornlein, dem kleinsten unter allen Samen, verglichen, welches ein Saemann nahm und auf seinen Acker saete. -1- 69 -§~ Der Saemann ist der hochselige Fiirstbischof Anton Martin Slomšek gewesen; der Acker diese schone Stadt Marburg; die Zeit der Aussaat das Fruhjahr des Jahres 1860. Am Oster- montage des genannten Jahres, am 9. April, hat sich in der furstbisfchoflichen Residenz der katholische Frauen-Verein con- stituiert. Dazumal sagte der hochwiirdigste Oberhirt, indem er die Nothwendigkeit und das Ziel des Vereines besprach, zu den versammelten Frauen: »Wohl bekannt ist es mir, wie viel Gutes und Schones in Marburg durch die wohlthatigen Hande edler Frauen geschieht; allein ihre Krafte sind zersplittert, ihre Wohlthaten oft missbraucht. Vereinte Krafte allein sind imstande Grofies zu wirken. Darum sind Vereine ein grofies Zeitbediirfnis und ein katholischer Frauen -Verein der kostbare Augapfel jeder katholischen Stadt, der Segen in alle Kreise der Armut verbreitet . . . Von jeher waren hochgesinnte Frauen das hochste Gluck ganzer Volker sowie einzelner Familien; sie sind helfende Kngel in der Noth in allen Stadten und Ge- meinden; gewifi werden auch die Frauen Marburgs das in sie gesetzte Vertrauen nicht nur glanzend rechtfertigen, sondern noch umit iibertreffen.« In der That die Frauen Marburgs haben dieses Vertrauen vollauf gerechtfertigt. Das Samenkorn keimte, der Baum des katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen Nachstenliebe wuchs, allmahlig zwar, jedoch stettig, trotzte dem Winde und dem Sturme und erstarkte in den siebenunddreifiig Jahren seines Bestehens: zu jeder Zeit geschirmt vom Protectorate seines hochwiirdigsten Oberhirten, umwoben vom Sonnenscheine der Sympathien einsichtsvoller Frauen, gestiitzt von einer opfer- uulligen Biirgerschaft. Von Gott gesegnet, tragt und zeitigt er ftir und fiir siifie, kostliche Frucht. Sein schattiges Gezweige ist gevvorden der Hort der Waisen, seine Frucht das Labsal der Armen. Darum ist der Wunsch der Vereins-Vorstehung so innig, dafi dieser schone Baum immer tiefer seine Wurzeln schlage und immer reichere Frucht erbringe; darum das Verlangen so stark, dafi der katholische Frauen-Verein nach Mafigabe seiner Kraft und Einsicht mitthue an der vorsichtigen Losung der grofien, die ganze menschliche Gesellschaft aufregenden socialen Frage; darum so warm empfunden der Dank, welchen der Verein schuldet und darbringt seinen Mitgliedern, Wohlthatern und Gonnern, allzuvor seinem Hochwurdigsten Protector, Sr. Fiirstbischoflichen Gnaden Dr. Michael Napotnik, der hoch- wiirdigen Geistlichkeit, den ehrumrdigen Schulschwestern sowie der sammtlichen, dem Vereine wohlgeneigten Bewohnerschaft der Stadt Marburg; herzlich und vertrauensvoll ist darum auch die Bitte an die verehrten Frauen des Vereines, dafi sie, wie -§- 70 ~f~ bisan so auch fernerhin den Weg der christlichen rverkthatigen Nachstenliebe einhalten als den Weg, auf welchen der grobe Menschenfreund, unser Herr und Heiland Jesus Christus, die menschliche Gesellschaft fiir alle Zeiten gewiesen bat; und gleich herzlich und vertrauensvoll die Bitte an alle Wč>hlthater und Gonner, auf dab sie ihre giitige Hand dem Vereine nie entziehen. Wende von keinem Armen dein Angesicht ab: denn also wird geschehen, dab des Herrn Angesicht auch von Dir nicht abgewandt werde. (Tob. 4, 7). Die Einnahmen des Vereines betrugen im abgelaufenen Vereinsjahre 1962 fi. 44 kr. In dieser Summe i.st mitenthalten der Jahresbeitrag Sr. Fiirstbischoflichen Gnaden mit 100 fl. und das Legat der seligen Frau Josefa Kurnik pr. 50 fl. K tir den Christbaum wurden 4I0 fl. gesammelt und davon I80 arme Schulkinder mit Winterschuhen, Kleidern und ande- ren zweckmabigen Geschenken betheilt und erfreut. In monatlicher Verpflegung standen durchschnittlich 48 Arme und Kranke. Alle Angelegenheiten des Vereines wurden statutengemab in den monatlichen Ausschub-Sitzungen unter der Leitung der Vorsteherin und in Anvvesenheit des Consulenten verhandelt und berathen. Die drei gebrauchlichen Vereinsandachten mit gemein- schaftlicher Communion, am Feste des Vereinspatrons, des heiligen Vincenz von Paul, zu Weihnachten und zu Ostern wurden regelmabig und bei sehr zahlreicher Theilnahme be- gangen.« § 57. Revision der Statuten des „Katholischen Frauen- Vereines vom hi. Vincenz von Paul“ und die von Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. fiir diesen Verein bewilligten Ablasse. Unter dem 6. August I896 haben Seine Furstbischofliche Gnaden, der Hochwtirdigste und Hochgeborene Herr Ordinarius Michael, Fiirstbischof von Lavant, an den Heiligen Apostolischen Stuhl nachstehende Bitte gerichtet: »Heiligster Vater! In der Diocese Lavant ist bereits im Monate April des Jahres 1860 ein frommer Verein von Frauen gegriindet worden, welche Gott in der Person der Armen dienen und nach dem hi. Vincenz von Paul benannt werden; dieser Verein ist von Anton Martin Slomschek, Bischof von Lavant, im namlichen Jahre canonisch bestatigt worden. -S- 71 -s* Der gedachte Verein ist nach dem Vorbild eines ahn- lichen frommen Vereines errichtet worden, der in der benach- barten Seckauer Diocese besteht, und welchem vom Heiligen Stuhle unter dem 19. November 1850 fiir nachbenannte Tage vollkommene Ablasse sind bewilligt worden: 1. Fest der Un- befleckten Empfangnis der seligsten Jungfrau Maria. 2. Fest des hi. Vincenz von Paul. 3. Der Zeitraum fiir die osterliche Beicht und Communion. Der fromme Verein der Frauen vom hi. Vincenz von Paul bat zum Ziele: 1. Almosen, welche den Armen nicht in Geld sondern als Naturalgaben verabreicht werden. 2. Besuch der Armen und Kranken in ihren Wohnungen. 3. Christliche Unterweisung und Erziehung der Kinder und der Familien. Die Vereinsmitglieder unterziehen sich Nachstehendem: 1. Sie bitten den Leiter, das ist den Ortspfarrer oder aber den von ihm hiezu bestimmten Priester um Einschreibung ihres Namens in das Verzeichnis der Mitglieder des Vereines. 2. Die- selben leisten jahrlich in die Vereinscasse einen ihren Ver- mogensverhaltnissen entsprechenden Beitrag, in der Regel vier Kronen. 3. Die Vereinsmitglieder besuchen die Armen und Kranken. 4. Bezeichnen sie der Vorstehung diejenigen Armen, die zu untersttitzen waren. 5. An der Frohnleichnams-Procession nehmen sie theil und tragen hiebei brennende Kerzen in ihren Flanden. 6. Geben sie den verstorbenen Vereinsmitgliedern das Geleite beim Begrabnisse. 7. Sie sorgen daftir, dafi fiir jedes Vereinsmitglied eine heilige Messe gelesen wird. In den einzelnen Pfarreien ist die Pfarrkirche zugleich die Vereinskirche. Dieser fromme Verein ist keiner Erzbruderschaft ein- gegliedert, und leitet seinen Ursprung von keinem religiosen Orden her, sondern ist derselbe vom Bischof von Lavant er¬ richtet und genehmigt worden. In den einzelnen Pfarreien werden nach Thunlichkeit solche Vereine gegrundet werden, und werden sich dieselben an die gleichen Statuten halten und werden sich alle der namlichen Ablasse erfreuen. Deshalb bitte ich zu Fiifien Eurer Heiligkeit kniend, dafi den Mitgliedern der frommen, nach St. Vincenz von Paul be- nannten und in der LdVanter Diocese canonisch errichteten Vereinigung von Frauen nachstehende Ablasse zu gewahren geruhen: 1. Am Feste der Unbefleckten Empfangnis der selig¬ sten Jungfrau Maria. 2. Am Feste der sieben Schmerzen der seligsten Jungfrau Maria am Freitage nach dem Leidenssonntage oder an einem anderen Tage um Ostern. 3. Am Feste des heil. Vincenz von Paul. 4. Fiir die Sterbestunde unter den ge- wohnlichen Bedingungen, als da sind: Beichte, hi. Communion in der Pfarrkirche, Gebet fiir den hi. Vater und die hi. Mutter -f- 72 Kirche, fiir die Eintracht unter den christlichen Fiirsten und fiir die Ausrottung der Irrlehren.« Die erbetenen Gnaden wurden von Seiner Heiligkeit mit nachstehendem Breve huldvollst bewilligt: »LEO PAPST XIII. Zum kiinftigen Angedenken. Da Uns berichtet worden ist, dafi in der Lavanter Diocese eine fromme Vereinigung von, nach dem hi. Vincenz von Paul benannten Frauen canonisch errichtet worden ist, um den Armen und Kranken Hilfe zu bringen, und dah die Mitglieder derselben recht viele Werke der Frommigkeit und Liebe zu verrichten pflegen, so haben Wir, damit diese fruchtbare Vereinigung taglich neuen Zuwachs gewinne, im Vertrauen auf die Barmherzigkeit des allmachtigen Gottes und das Ansehen der heiligen Apostel Petrus und Paulus allen und jeglichen Frauen, welche jetzt oder mit der Zeit der Vereinigung zugezahlt werden, fiir die Todesstunde, wenn sie wahrhaft reumiithig beichten und mit der heil. Communion gestarkt werden, oder wenn sie dieses zu thun nicht mehr im Stande waren, wenigstens zerknirscht den Namen Jesu mit dem Munde aussprechen, und wenn dieses nicht moglich, wenig- stens im Herzen, und den Tod als Frucht der Siinde aus der Hand Gottes mit Geduld annebmen, einen vollkommenen Ab- lass verliehen; in gleicher Weise gewahren Wir den namlichen Mitgliedern, welche nun oder mit der Zeit dem Vereine bei- gesellt worden, wenn sie wahrhaftig reumiithig beichten und communicieren und die eigene Pfarrkirche am Feste der Un- befleckten Empfangnis Maria der seligsten Jungfrau, am Feste des hi. Vincenz von Paul, am Freitage in der Leidenswoche, oder an einem anderen vom Ordinarius zu bestimmenden Tage in der Osterzeit von der ersten Vesper bis zum Sonnenunter- gange eines solchen Tages jahrlich besuchen und dort fiir die Eintracht der christlichen Fiirsten, fiir die Ausrottung der Irr¬ lehren, fiir die Bekehrung der Siinder und fiir die Erhohung der hi. Mutter der Kirche zu Gott fromme Gebete verrichten, an welchen Tagen sie dieses vollbringen, einen vollkommenen Siindenablass, der in Form der Fiirbitte den Seelen im Fege- feuer zugewendet werden kann. Dieses soli fiir zehn Jahre seine Giltigkeit haben. Gegeben in Rom bei St. Peter unter dem Fischerringe am 28. August 1896, Unseres Pontificates im Neunzehnten Jahre. Fiir den Herrn Cardinal de Rugiero Nicolaus Marini, Substitut.« 1 Vergl. »Kirchliches Verordnungs-Blatt« fiir die Dibcese Lavant vom 25. October 1896, Stttck VII., Nr. III., SS. 5 und 6. -I- 73 -f* § 58. Vereinsgebet zu Jesus, dem Gekreuzigten, um die wahre Nachstenliebe. (Entnommen aus einem Conferenz-Vortrage des hi. Vincenz von Paul). O mein Jesus, warum bist du vom Himmel herabgestiegen? Welches Ubermab von Liebe hat dich bewogen, dich zu uns herab — ja bis zura schmachvollen Kreuzestode zu erniedrigen? - Was hat dich bestimmen konnen, dab du die Gestalt eines Siinders annahmst, ein so muhsames Leben fiihrtest, und eines so schimpflichen Todes starbest?— Du antwortest: Die Liebe! — O wie unermefilich war deine Liebe! — Nur du, weil Gott und Mensch zugleich, warst eines solchen Ubermafies dei' Liebe fahig! — Diese Liebe ist es, die dich gekreuzigt und das an- staunungswiirdige Werk unserer Erlosung vollbracht hat. Diese Liebe soli aber auch uns zum Beispiele dienen, wie auch wir Gott und den Nachsten lieben sollen. — — Ach, wenn ich nur einen Funken jener Liebe hatte, wovon dein Herz, o mein Heiland entliammt war, wtirde ich gegen das Elend meiner Mitmenschen gleichgiltig sein? — Konnte ich meine Briider und Schwestern leiden sehen, ohne ihnen zu Hilfe zu eilen? O Jesus! gieb mir diese Liebe zu meinem Nachsten, daft, wie du mich geliebt, und dich fur mich ganz hingeopfert hast, auch ich mich ganz und gar aus Liebe zu Gott und meinem Nachsten opfere! O wie glticklich werde ich mich schatzen, wenn du meine Bitte erhorst und mir die Gnade verleihest, die Giiter, die ich von deiner mildreichen Hand empfangen habe, wiederum fur dich verwenden zu konnen, der du sprichst: »Was ihr an Einem aus meinen mindesten Briidern gethan, das habt ihr mir gethan!« O Jesus! entziinde in mir das Feuer deiner Liebe. Amen. § 59. Kirchengebet zu Ehren des hi."Vincenz von Paul, des Schutz- patrones des Katholischen Frauen -Vereines. O Gott, der du zum Heile der Armen und zur Ver- mehrung des Eifers im geistlichen Stande durch den hi. Vincenz eine neue Familie in deiner Kirche erweckt hast, wir bitten dich instandigst, verleihe, dafi wir von demselben Geiste be- seelt, der ihn beseelte, dasjenige lieben, was er liebte, und das, was er lehrte, auch ausiiben mogen. Durch unsern Herrn »S- 74 - 3 - Jesum Christum deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in Einigkeit des HI. Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Heil. Vincenz, du Vater der Armen, bitt fiir uns! Vater unser . . . Gegrusset seist du Maria . . . Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, wie im Anfange, so auch jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen. § 60. Fiinfunddreissigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 2. April i8g8. Zahl der Mitglieder 399. Vereins-Consulent, Herr Jacob Philipp Bohinc, Dom- und Stadtpfarrer. Vereins-Vorsteherin, Frau Francisca Scherbaum. Dem Jahres-Berichte entnehmen wir Folgendes: »Die drei gebrauchlichen Vereinsandachten, mit gemein- schaftlicher heiliger Communion am Feste des Vereinspatrons, des heiligen Vincenz von Paul, zu Weihnachten und zu Ostern, sind regelmabig und bei sehr zahlreicher Betheiligung gefeiert worden und gilt dies insbesondere von der Osterandacht am Siebenschmerzen-Freitage, an welchem wohl iiber zweihundert Frauen aus der Hand des Hodrvviirdigsten Oberhirten die heil. Communion empfangen haben.« § 61. Sechsunddreissigster Jahres-Bericht und Rechnungs- Ausweis vom 2. April 1899. Zahl der Mitglieder 442. Vereins-Consulent, Herr Jacob Philipp Bohinc, Dom- und Stadtpfarrer. Vereins-Vorsteherin, Frau Francisca Scherbaum, Dame des Elisabeth-Ordens zweiter Classe. Den Jahresbericht wollen vir vegen des groben Interesses, das er zu ervecken nicht ermangeln vird, unverkiirzt vieder- geben. Derselbe lautet: »Der katholische Frauen-Verein besteht nun an die vierzig Jahre. Am 9. April 1860, am Ostermontage, hat sich derselbe in der fiirstbischoflichen Residenz zu Marburg constituiert zum Zvecke der Bildung und Erziehung der vervahrlosten Jugend, zumal der Miidchen, und zur Unterstiitzung der Hausarmen und Kranken, in der richtigen Erkenntnis, dab, wer dem Nach- sten dient, dem lieben Gott diene. Gott dienen aber ist eine grobe Ehre. (Eccli. 23, 38). Hr- 75 —f— Behordlich genehmigt wurde der Verein mit Rescript der hohen k. k. Statthalterei vom 15. Mai 1860, Z. 9088, mit den schonen und bisan bestandig sich erfiillenden Worten: »Die Mittheilung, dafi Euere Fiirstbischofliche Gnaden (Anton Martin Slomscbek) sich bestimmt gefunden haben, die Bildung eines katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen christlichen Liebe in Marburg, nach dem Muster und nach den Statuten des hier in Graz bestehenden gleichnamigen Vereines zu ge- nehmigen, nehme ich zur um so erfreulicheren Kenntnis, als ich die Uberzeugung hege, dafi dieser wohlthatige Verein, dessen Entstehen offenbar der fiir Arme so vorsorglichen Einfluss- nahme Euerer Fiirstbischoflichen Gnaden zuzuschreiben ist, unter Hochihrem Schutze um so gewisser gedeihen und den besten Frfolg erzielen werde.« I)iese nahezu vierzigjahrige Dauer moge zu einem Zeug- nisse sein, dafi die Frrichtung des Vereines einem Zeitbediirf- nisse entsprochen habe; aber auch zu einem Zeugnisse dafiir, dafi der Frauen-Verein alle Jahre seines Bestehens und Wir- kens unter Gottes Schutz und Schirm gestanden, und dafi seine Vorstehung und seine Mitglieder treu und erfolgreich sich bemiiht haben, im Sinne der Vereinsstatuten den leiblichen und geistlichen Werken der Barmherzigkeit obzuliegen; trostend, ermuthigend, rathend und Hilfe bringend zur Seite zu sein den Kranken, Diirftigen und Verlassenen. Es soli nicht verschwiegen werden, dafi die verehrten Frauen des Vereines im freimiithigen Bekenntnisse ihres heiligen Glaubens, im treuen Besuchen des sonn- und feiertaglichen Gottesdienstes, in reger Theilnahme an den Leiden und Freuden unserer heiligen katholischen Kirche ein zur Nachahmung aneiferndes Beispiel gegeben, sittigend und ausgleichend gewirkt und an der Milderung des socialen Elendes thatigen und segensvollen Antheil genommen haben. Das sei nur das Bild der ausserlichen Thatigkeit des Vereines. Die personlichen Miihen und Arbeiten, die Wege, Sorgen und Opfer der Vereins-Frauen, alle ihre einzelnen Wohlthaten fiir Leib und Seele, alle Tugendacte, die sie im lnteresse des Vereines geiibt, alle Verdemiithigungen, die sie ertragen, alle Verdienste, die sie sich so fiir die Ewigkeit er- worben, Trost und Hilfe, die sie durch ihr menschenfreundliches Wirken in die Hiitten der Armut gebracht; sie entziehen sich dem Auge und dem Urtheile des Menschen, stehen aber ver- zeichnet im Buche des ewigen Lebens. »Dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten.« (Matth. 6, 4). Der vorliegende Jahres-Bericht umfasst die Zeit vom 1. April 1898 bis 1. April 1899; demnach auch jenen, fiir unser geliebtes osterreichisches Vaterland und insbesondere fiir den katholischen Frauen-Verein denkwurdigen Zeitraum, in welchem -S- 76 -g~ zwei Jubilaen, das Papst- und Kaiser-Jubilaum diesem (dem Frauen-Vereine) den ersehnten Anlass geboten haben, die Liebe und Treue gegeniiber der Kirche und dem angestammten Herrscherhause an den Tag zu legen und durch Anschaffung einer neuen, kostbaren Vereinsfahne zum bleibenden Ge- dachtnisse zu gestalten. Fiir den katholischen Frauen-Verein ist zudem das Kaiser- Jubilaum zu einer ausnehmenden Bedeutung dadurch geworden, dab Se. Maj estat der Kaiser Franz josefl. der Prasi- dentin des Vereines, P. T. Frau Francisca Scherbaum, umwillen ihrer hervorragenden Verdienste im Reiche der christ- lichen Charitas, den hohen Elisabeth-Orden zu ver- leihen geruht haben. Im Gedenkbuche der Dom- und Stadtpfarre Marburg ist der Act verzeichnet mit denWorten: »Am ersten Fastensonntage, d. i. am 19. Februar 1899, ist in der furstbischofl. Residenz Frau Francisca Scherbaum, Prasidentin des katholischen Frauen- Vereines in Marburg, im Beisein ihrer Kinder, vieler Frauen des katholischen Frauen-Vereines und zahlreicher illustrer Gaste, mit dem Elisabeth-Orden II. Classe feierlich decoriert worden, zur hohen Auszeichnung des katholischen Frauen -Vereines, zur Ehre Ihrer Familie und zur allgemeinen Freude der Stadt Marburg.« Im Ubrigen vollzog sich die Vereinsthatigkeit das ganze Jahr hindurch in Einhaltung der Vereinsstatuten auf die schon durch vieljiihrige Erfahrung bewahrte Art und Weise. Die Zahl der Vereinsmitglieder hat sich von 399 des Vor- jahres auf 442 gehoben. Gestorben sind und werden dem frommen und danbkaren Gedenken empfohlen die Frauen: Baronin Bourgeois Maria, Ehrenberg Anna, Ferk Paulina, Frangež Francisca, Marnzeller Maria, Ohm Theresia, Stark Elisabeth, und die Fraulein: Glantschnig Josefine, Manhart Louise und VVenedicter Emilie, welch’ letztere dem Vereine seit seiner Grundung angehort hatte. In den von den Ausschub-Frauen gesammelten Beitragen von 1024 fl. ist der Jahresbeitrag Sr. Fiirstbischoflichen Gnaden mitenthalten. In der Mittagsverkostigung standen durchschnittlich 100 Schiilerinnen. Um diesen nach Thunlichkeit mit Bekleidung und Beschuhung aufzuhelfen, \vurde, wie alljahrlich, ein Christ- baum aufgestellt, fiir \velchen nebst diversen Naturalgal)en 410 II. gesammelt \vorden sind, so dab sammtliche Schiilerin- nen mit Schuhen, Kleidern, Kopftiichern, Strtimpfen und son- stigen Kleinigkeiten betheilt \verden konnten, wofiir im Namen Frau Francisca Scherbaum, Dame des Elisabeth-Ordens zweiter Classe, dritte Prasidentin des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg, seit 1894. i 4- 77 der Kinder allen groftmiithigen Wohlthatern ein herzliches ,Vergelt’s Gott‘ gesagt sei. In vollstandiger Verpflegung befanden sich zwei Waisen- kinder, in raonatlicher Unterstutzung 66 Kranke. Testamentarisch ist der Verein bedacht worden von Frau Anna Ehrenberg mit 10 fk, von Baronin Maria Bourgeois mit 300 tl. und von Fraulein Josefine Glantschnig mit 200 fk, ab- ztiglich der Steuergebtiren mit 178 fl. Die drei in den Vereinsstatuten vorgeschriebenen An- dachten, am Feste des heil. Vincenz von Paul, zu Weihnachten und zu Ostern sind regelmaftig und bei sehr zahlreicher Be- theiligung gefeiert worden. Schlieftlich spricht der Berichterstatter fur das dem Ver- eine erwiesene Wohlwollen den innigsten und ehrfurchtšvollsten Dank aus Sr. Furstbischoflichen Gnaden, dem hohen und immer giitigen Protector des katholischen Frauen-Vereines; dann allen seinen Mitgliedern, Wohlthatern und Gonnern, der hochwiirdigen Geistlichkeit und besonders den ehrwiirdigen Schulschwestern, welche mit der Verkostigung der Schulmad- chen, mit der Verpflegung der Waisenmadchen und mit der i Anordnung des Christbaumes Jahr um jahr so viel Sorgen zu tragen haben; und bittet vertrauensvoll die verehrten Frauen des Vereines, daft sie frohlich und ungebrochenen Muthes das grofte Werk der christlichen Nachstenliebe noch fernerhin tiben; die Wohlthater, daft sie ihre Wohlgeneigtheit dem Vereine nicht entziehen und die hochachtbare Biirgerschaft der Stadt Marburg, daft sie dem katholischen Frauen-Vereine nach wie vor die Mittel zur ausgiebigen Thiitigkeit gerne biete.« § 62. Ehrung der Vereins - Vorsteherin Frau Francisca Scherbaum durch eine Allerhdchste Begnadigung. Zur am 19. Februar 1899 im grofien Festsaale der F.-B. Residenz in Marburg Ih Gegenwart Seiner Furstbischoflichen Gnaden, des Hochwiirdigsten und Hochgeborenen Herrn Or- dinarius erfolgten Uberreichung des Elisabeth-Ordens an die bestverdiente Vorsteherin des Katholischen Frauen-Vereines sei noch angemerkt, daft hiebei der von der hohen k. k. Regierung mit der Vornahme der Ordensiiberreichung betraute k. k. Statt- haltereirath Herr Franz Kankowsky eine warmempfundene und formvollendete Ansprache gehalten hat, deren leitende Gedanken wir nachstehend nach Thunlichkeit wiedergeben. -I- 78 -4- § 63. Ansprache des Herrn Statthaltereirathes Franz Kankowsky bei der Uberreichung des Elisabeth-Ordens II. Classe an Frau Francisca Scherbaum, Vorsteherin des Katholischen Frauen- Vereines von Marburg. E ure Furstbischofliche Gnaden! Hochansehnliche Da m en und Herren! Unter dem 16. September 1898 haben Seine Kaiserliche und Kdnigliche Apostolische Majestat an die getreuen Volker der osterreichisch-ungarischen Monarchie ein herzergreifendes Manifest gerichtet, das mit den Worten beginnt: »Die schwerste grausamste Priifung hat Mich und Mein Haus heimgesucht. Meine Frau, die Zierde Meines Thrones, die treue Ge- fahrtin, die Mir in den schwersten Stunden Meines Lebens Trost und Stiitze war — an der Ich mehr verloren habe, als Ich auszusprechen vermag, ist nicht mehr. Ein entsetzliches Verhangnis bat Sie Mir und Meinen Vdlkern entrissen. Eine Mbrderhand, ein Werkzeug des wahnwitzigen Fanatis- mus, der die Vernichtung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung sich zum Ziele setzt, Hat sich gegen die edelste der Frauen erhoben und in blindem ziellosem Haft das Herz ge- troffen, das keinen Hafi gekannt und nur fur das Gute ge- schlagen hat.» Am 17. September 1898 richtete Seine Majestat an Seine PIxcellenz den Herrn Ministerprasidenten Grafen Thun naeh- stehendes Gnadenschreiben: „Ich habe Mich bestimmt gefunden, in trauernder Erinnerung an Meine in G-ott ruhende, innigstgeliebte Frau Gremalin, die Kaiserin und Konigin Elisabeth, und zu Ehren Ilirer Namenspatronin, der heiligen Elisabeth von Tluiringen, einen Orden fur das Erauen- geschlecht zu stiften, dem Ich den Namen „Elisabeth- Orden“ beigelegt habe. Mit diesem Orden ist auch eine Medaille verbunden, welche den Namen Elisabeth-Medaille zu fiihren hat. “ Unter dem gleichen Datum, am 17. September 1898 hat Seine Majestat an den Minister des Allerhochsten Kaiserhauses, den Grafen Goluchowski ein Har.dschreiben gerichtet, in dem wir die ergreifenden Worte lesen: < 4 - 79 -!- „Die Verewigte war in Ihrem Leben rastlos be- strebt, Gutes zn schaffen, mn die Leiden ihrer Mit- menschen zn lindern; und so soli auch dieser neu- gegriindete Grden dazu bestimmt sein, Verdienste, welche sich Frauen und Jungfrauen in den verschieden- sten Berufsspharen oder sonst auf‘ religiosem, huma- nitarem oder philantropisehem Gebiete erworben haben, zn belohnen.“ In der Blinleitung zum gleichzeitig veroffentlichten Ordens- statut heifit es aber: „Indem Wir ervvarten, dass Alle, die Wir, oder Lnsere Naclifolger in der Regierung in diesen Orden aufnehmen oder mit der Elisabeth-Medaille auszeichnen, in treuer Erinnerung an die verklarte Kaiserin und Konigin stets bemiiht sein werden, durcli ihr Verhalten, x sowohl im offentlichen, wie im Privat- und Familien- leben, das Ansehen und die Wiirde dieses Ordens zu wahren und zu heben, hingegen Alles zu vermeiden, was demselben zur llnehre gereiehen komite, haben VVir nachstehende Bestimmungen festgesetzt. “ Marburg ist nicht arm an tugendhaften und des Aller- hochsten Lobes wurdigen Frauen. Vor allem aber wenden sich die Blicke der Bewohner dieser aufstrebenden Stadt auf Frau Francisca Scherbaum, eine gar verdienstvolle Frau, die nicht bloft als Mutter und Hausfrau ein Musterbild ist, die viel- mehr auch das Wohlthun als ein Herzensbediirfnis fiililt und unentwegt ubt. Kein Armer wird ohne entsprechende helfende Gabe von ihrer Schwelle fortgewiesen, kein Trostesbediirftiger entlassen, ohne durch Wort und That aufgerichtet worden zu sein. Ganz besonders hat sich aber Frau Francisca Scherbaum hervorgethan als Pflegerin der verwundeten Krieger, die ftir Osterreichs Ruhm und Ehre gekampft und geblutet haben, und sodann als Vorsteherin des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg, dem sie schon seit vierzig Jahren angehort, und dessen sicherste Stiitze sie ist. Empfangen Sie also, Hochverehrte Frau, aus der Hand Ihrer Frau Schwiegertochter, jenny Scherbaum, Cassierin des -I- 80 von Ihnen geleiteten lobenswerten Vereines, dieses Zeichen der Allerhochsten kaiserlichen Huld und Gnade, das Sie noch viele, recht viele Jahre erfreuen moge. § 64 . Urkunde, betreffend die Verleihung des Elisabeth-Ordens II. Classe an Frau Francisca Scherbaum, Vorsteherin des Katholischen Frauen-Vereines in Marburg. Wir Franz Joseph der Krste von Gottes Gnaden Kaiser von Osterreieh, Konig von Bohmen u. s. w. und Apostoliseher Konig von Ungarn haben Uns bewogen befunden, der Vorsteherin des katholischen Frauenvereines in Marburg Franzisca Scherbaum geborenen Kokoschinegg, Unseren Elisabeth - Orden zweiter Classe zu verleihen. Zur Beglaubigung haben Wir gegenwartige mit Unserer eigenbandigen Fertigung und mit der Gegenzeichnung Unseres o O O O o o Ordens-Kanzlers versehene Urkunde ausfertigen lassen. Gegeben in Wien, am 30. November im Jahre 1898. Franz Joseph m. p. Der Ordenskanzler: Franz Graf von Bellegarde. Karl Ritter von Schultes als Ordensschatzmeister. § 65. Begliickwiinschung der decorierten Vereins-Vor¬ steherin durch den Vereins-Consulenten. Nach dem Herrn k. k. Statthaltereirathe sprach iiber er- folgte Einladung Seiner Furstbischoflichen Gnaden der verdienst- 81 —Sf volle Consulent des Katholischen Frauen-Vereines nach- stehende aus dem Herzen kommende und zum Herzen gehende Begriifiungsworte: »Zur Zeit, da die Volker Osterreichs sich riisteten, das Jubilaum der funfzigjahrigen glor- und segensreiehen Regierung ihres geliebten Kaisers, Seiner Kaiserlichen und Koniglichen Apostolischen Majestat Franz Joseph des Ersten festlich zu begehen und in edlem Wetteifer ihre treue und unentwegbare Anhanglichkeit an die angestammte Dynastie sichtlich und festlich zu erweisen, zu jener Zeit war es der ausdriickliche Wunsch des erhabenen Monarchen, dafi die Jubilaums-Feier in allen ihren mannigfaltigen und unzahligen Erscheinungen zum Zwecke und Ziele die Werke der Humanitat, der christ- lichen Charitas, der werkthatigen christlichen Nachstenliebe sich auserwahle. Diesem besten aller Wiinsche hat auch Seine Kaiserliehe und Kbnigliche Apostolische Majestat selbst in der Stiftung des hohen Elisabeth-Ordens Ausdruck und Leben in der sin- nigsten Weise verliehen. Ich sagte, in der s i n n i g s t e n W e i s e, weil dieser hohe Orden den Namen jener hehren Frau tragt, welche eine ehe- liche Gemalin Seiner Kaiserlichen und Koniglichen Aposto¬ lischen Majestat gevvesen, den Namen weiland Ihrer Kaiser¬ lichen und Koniglichen Apostolischen Majestat, der Kaiserin und Konigin Elisabeth, Allerhochstwelcher glaubig frommen Sinn, liebreiche Freigebigkeit gegen die Armen und Kranken und deren heldenmiithige Geduld im Ertragen Ihres Kreuzes Seine Furstbischoflichen Gnaden, unser Hochwtirdigster und Hochgeborener Oberhirt Michael, Ftirstbischof von Lavant, in der am 16. September 1898 in der hiesigen Dom- und Stadt- pfarrkirche gehaltenen und am 19. November 1898 durch den Druck veroffentlichten »Gedenkrede« so ergreifend geschildert haben. Der Elisabeth-Orden ist im bekummerten und verlassenen Herzen Seiner Kais. und Konigl. Apostolischen Majestat, un- seres gnadigsten Kaisers und Herrn gedacht und auch gestiftet worden. Ich sage, in sinnigster Weise, weil der Orden den Namen der hi. Elisabeth, der koniglichen Prinzessin von Ungarn und Landgrafin von Thiiringen und Hessen fiihrt, die da war und ist ein Beispiel der Andacht und Reinheit fiir Jungfrauen, ein Spiegel der Liebe und Ergebenheit ftir Ehefrauen, ein Muster stiller Geduld fiir Witwen und das zur Nachahmung aneifernde Ideal der werkthatigen christlichen Nachstenliebe. Ich sage, in sinnigsterWeise, da dieser hohe Orden jenen Frauen verliehen werden soli, die eines biederen treuen Herzens sind, die ihrem Hause gut vorstehen, die da mit allen 6 -H 82 s- Tugenden des christlichen und burgerlichen Lebens geziert sind, und welche mit umsichtiger, gritiger Hand die Werke christlicher Nachstenliebe tiben, eingedenk der Worte der Schrift: »Wende von keinem Armen dein Angesicht; denn also wird es geschehen, dafi des Herrn Angesicht auch von dir sich nicht abwendet.« (Tob. 4, 7). In der bischoflichen Residenzstadt Marburg befindet sicli nun wirklich eine solche vortreffliche Frau. Der Allmachtige im Himmel hat mit Wohlgefallen auf dieselbe herabgesehen, und Seine Kais. und Konigl. Apostolische Majestat haben mit Freude die Kunde von ihrem frommen Wohlthun vernommen. Die hochzuverehrende Frau Francisca Scherbaum ist die preiswtirdige Frau, die ihrem Hause gut vorsteht, die von keinem Armen ihr Gesicht abwendet, die Frau, welche dem Katholischen Frauen-Vereine die ganze und volle Zeit seines Bestehens angehort, die Frau, welche diesem Vereine seit einer Reihe von Jahren mit Weishe.it vorsteht und ihn umsichtig und opferfreudig leitet. Ja, der Himmel hat diese herzensgute Frau gesehen, des Kaisers Majestat hat von ihr gehort. Und so ist es geschehen, dab sie heute in hochansehnlicher Versammlung in der fiirst- bischoflichen Residenz unter den Augen Seiner Ftirstbischof- lichen Gnaden, des Hochwtirdigsten und Hochherzigsten Prote- ctors des Katholischen Frauen-Vereines mit dem neugegriindeten Elisabeth - Orden ausgezeichnet worden ist, zur Freude ihrer hochachtbaren Familie, zur Ehre der biederen Frauen dieser freundlichen Stadt, zu einer ganz besonderen Ehre und Freude des segensreich wirkenden Katholischen Frauen-Vereines, dessen gepriesene und allerseits hochverehrte Vorsteherin sie ist. Meine herzinnigste Begluckvvtinsehung schliefie ich mit einem Wahrspruche des Weisen aus dem alten Bunde: »Gltick- lich ist der Mann einer guten Frau; die Zahl seiner Jahre wird doppelt. Eine wackere Frau macht Freude ihrem Manne . . . Gutes Los ist eine gute Frau, Antheil Solcher, die Gott furch- ten; des Reichen sowohl als des Armen Herz ist glucklich, und allezeit ist ihr Antlitz heiter.« (Sirach. 26, 1. 2. 3j. § 66 . Ehrung des Katholischen Frauen-Vereines und seiner Vorsteherin durch den Hochwiirdigsten Fiirstbischof- lichen Protector desselben. Um die Freude der nunmehrigen Dame des Elisabeth- Ordens z\veiter Classe, Frau Francisca Scherbaum und der um sie versammelten Familienmitglieder und der zahlreichen illustren *§— 83 *-§*- Festgaste ganz voli zu machen, beehrten Seine Furstbischof- lichen Gnaden, der Hoch\viirdigste Oberhirt und hochherzige Protector des Katholischen Frauen-Vereines die Anwesenden mit nachfolgender kurzen aber herzbewegenden Ansprache: Hoehverehrte Anv/esende! Fin sehr erfreulicher und vvillkommener Anlass hat uns heute in diesem Festsaale versammelt. Es ist die feierliche Decorierung der Wohlgeborenen Frau Francisca Scherbaum, der verdienstvollen Vorsteherin des hiesigen katholischen Frauen- Vereines der werkthatigen christlichen Nachstenliebe. Durch diese Allerhbchste Auszeichnung ist das gesegnete Wirken der hochgeehrten Frau Prasidentin, wie auch aller der hochsinnigen Vereinsmitglieder aufierlich anerkannt, belobt und belohnt worden. Recht so! Denn die leiblichen und geistlichen Werke der christlichen Barmherzigkeit, die der Verein schon so lange eifrig iibt, werden zeitlich und ewiglich belohnt. Almosen errettet vomTode und dieses ist’s, das von Siinden reinigt und das da bewirkt, d a fi man Barmherzig¬ keit und das ewige Leben fin det. (Tob. 12, 9). Wer nachGerechtigkeit und Barmherzigkeit strebt, der wird Leben, Gerechtigkeit und Ehre finden. (Spruche 21 , 21 ). Die mildthatige Frau Prasidentin, wie auch alle die iibrigen edelgesinnten Mitglieder des lobwurdigen Vereines waren die freigebige Hand, welcher sich Gott der Herr bediente, um die Armen zu untersttitzen, um ihnen reichliche Almosen zu spen- den. Daftir ist die Vereins-Vorsteherin und mit ihr der ganze Verein durch die allerhochste Huld und Gnade Seiner Majestat, unseres allergnadigsten Kaisers und Herrn, ausgezeichnet worden - des Kaisers, sage ich, Allerhbchstwelcher selbst ein barm- herziger Samaritan, ein Vater der Armen, Witwen und Waisen genannt zu werden verdient. Uber die wohlverdiente Decorierung der Frau Vereins- Prasidentin freue ich mich als Vereins-Protector im Grunde des Herzens. Indes aber, wenn der mir liebwerte Verein eine einzige Person ware, wiirde ich noch eine Auszeichnung be- antragen und verlangen. Wir wissen, dafi von Seiner Majestat aus Anlass des funfzigj-ahrigen, goldenen Regierungs-Jubilaums eine Jubilaums-Medaille tur vierzigjahrige treue Dienste gestiftet worden ist. Nun, diese Ehrenmedaille wurde ich noch fiir die treuen, opfervollen Dienste des Marburger katholischen Frauen- Vereines erbitten wollen. Denn der lobliche Verein wird als- bald das vierzigjahrige Jubilaum seines Bestandes und seiner segensreichen Wirksamkeit feiern konnen. Ich hoffe zuversicht- lich zu Gott, dem Allmachtigen und Allgiitigen, dafi wir dieses seltene Fest auf eine ganz vorziiglich feierliche Weise begehen 6 * -I- 84 -4“ werden. Die heutige Festfeier ist die wiirdige Einleitung zum bevorstehenden schonen Jubilaum. Nun aber gratuliere ich als Diocesanbischof und Verein.s- protector der Wohlgeborenen Frau Vorsteherin zur allerhochsten Auszeichnung und wunsche lebhaft, dafi Sie den schonen Orden als Zeichen der kaiserlichen Huld und Gnade lange, lange trage auf Ihrer barmherzigen Brust zur eigenen Freude und zur Freude der ganzen hochangesebenen Familie, wie aueh zur Zierde des Vereines und zu meiner Herzenswonne. Zugleich danke ich fiir das bisherige erspriefiliche Wirken allen den sehr geehrten Ausschufi-Frauen, und ergreife gerne die sich mir heute darbietende Gelegenheit, um meine oberhirtliche Anerkennung und warme Begltickwiinschung auszusprechen der langjahrigen, bestverdienten Ausschubfrau Anna Majciger, deren Gemahle Herrn k. k. Gvmnasialprofessor Johann Majciger auch heute eine allerhochste Auszeichnung feierlich uberreicht worden ist. Meinen bischdflichen Dank sage ich ferner dem hoch- wiirdigen Herrn Dom- und Stadtpfarrer Philipp Jacob Bohinc, der als weiser Berather den herrlichen Verein auf das that- kraftigste unterstiitzt und befordert. Insbesondere aber schulde ich meinen verbindlichsten Dank Seiner Hochwohlgeboren, dem sehr verehrten Herrn k. k. Statthaltereirathe Franz Kankowsky fiir die Erwirkung, Uber- bringung und Uberreichung der allerhochsten Ordens-Aus¬ zeichnung, ude nicht minder fiir das dem Vereine stets ent- gegengebrachte und be\viesene Wohlwollen. Diesem meinen herzinnigen Danke fuge ich die ergebene Bitte bei: Herr Statthaltereirath wolle nach seiner \veisen Einsicht und seinern klugen Ermessen den unterthanigsten Dank unser aller an die Stufen des allerhochsten Thrones gelangen lassen! Der Schluss der heutigen so seltenen, wie zur heilsamen Bethiitigung der Nachstenliebe anspornenden Feierlichkeit ist von selbst gegeben. Zum Zeichen unserer nie versiegenden Dankbarkeit, Treue und Liebe wollen wir in den Ruf ein- stimmen, der immer und immer aus dem Herzen eines jeden Osterreichers empor dringt zum Himmel: Gott erhalte, Gott be- schiitze unseren Jubelkaiser Franz Joseph den Ersten ! § 67. Das Fahnenweihe-Fest des Katholischen Frauen- Vereines der werkthatigen Nachstenliebe in Marburg, den ii. Mai 1899. Bei der am 10. December 1894 abgehaltenen General- Versammlung des katholischen Frauen-Vereines ist die An- f Seine fb. Gnaden, der Hochwiirdig.ste und Hochgebome Herr Dr. Michael Napotnik, Fiirstbischof von Lavant, gegenwartiger hoher Protector des Katholischen Frauen-Vereines von Marburg. 4 -*Ejr- 8o —f- schaffung einer schonen Kirchen-Fahne als des sichtbaren Symboles dieser wahrhaft christlichen Vereinigung edelgesinnter Familien-Miitter, sorgsamer Hau.sfrauen und frommer Jung- frauen angeregt worden. Dieser berechtigte Wunsch nach dem Besitze einer eige- nen Vereins-Fahne ist, wie der 36. Jahresbericht meldet, im fahre 1898 anlafilich des so erfreulichen Doppel-Jubilaums, namlich Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. und Seiner kais. und konigl. apostolischen Majestat Franz Josef des Krsten glucklich realisiert worden. Seine Furstbisehoflichen Gnaden, der hochwurdigste und hocbgeborne Herr Vereins-Protector, geruhten liber erfolgte instandige Bitte der loblichen Vereins-Vorstehung arn 11. Mai I899 die herrliche Fahne feierlich zu benedicieren und die erhebende Solemnitat mit der nachstehenden Ansprache ein- zuleiten, die selbst eine geistliche Standarte genannt zu werden verdient, und ein Banner Christi ist, dem die verehrlichen Vereins-Frauen immerdar unentwegte Treue bewahren werden. Predigt auf das Himmelfahrtsfest unseres Herrn Jesu Christi und zu- gleieli fur das Fahnenweihe-Fest des katholisehen Frauen-Ver- eines der werkthatigen Nachstenliebe, gehalten in der Dum- und Stadtpfarrkirche zu Marburg am 1 I. Mai 1899. Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er in den Him- mel aufgenommen und sitzet zur Recli- ten Gottes. (Marc. 10, i<>). Vielgeliebte im Herrn! Zwei merkwiirdige Einziige h at Christus der Herr in zwei ganz verschiedene Orte gehalten. Der eine gieng vom Himmel in die Welt und dieser war einfach und gering, er wahr sehr armlich und demiithig. Denn der gottliche Heiland ist aus der ewigen Glorie in die Verachtung, aus der himmlischen Gltick- seligkeit in das irdische Klend, aus den grobten Freuden in die bittersten Leiden hmeingezogen. Aber der zweite Einzug erfolgte von der Welt in den Himmel, und dieser war feierlich und herrlich, er war glorreich und erhaben. Denn Jesus Christus ist da aus der Schmach und Verachtung in die ewige Glorie, aus dem Krdenelend in die himmlische Herrlichkeit, aus dem Thranenthale in das Paradies eingezogen. Bald nach dem Eintritte in die Welt hatte der liebe Heiland seine Krdenlaufbahn vollendet. Bevor er noch den Hohepunkt des menschlichen Alters erreichte, neigte sich seine Lebenszeit -Hs— 86 — Jr*- schun zum Knde. Kaum dreiunddreifiig Jahre zahlend musste er in der schonsten Bliite des Mannesalters einen gewaltsamen Tod sterben. Aber je kiirzer seine Lebenszeit war, desto thaten- reicher und segensvoller ist sie zu nennen. Vergebens sehen wir uns in der ganzen Menschengeschichte nach einem Leben um, welches dem Leben des gottlichen Sohnes an edlen Thaten, an unsterblichen Verdiensten um das wahre Wohl der Mensch- heit zur Seite gestellt \verden konnte. Mit dem buldvollen Zu- rufe: Kommet alle zu mir, die ihr miihsam und be- laden seid; ich will euch ercjuicken — mit dieser liebevollen Einladung trat er hinaus in die bedrangte Welt. Segen gieng von ihm aus; Wohlthun begleitete seine Sehritte und Tritte; sanft, mild und herablassend wandelte er unter Menschenkindern. Um zu suchen, was verloren war, um jede Seele zum Himmel zu fiihren, bereiste er voli Gnade und Er- barmung seine geliebte Heimat, das schone Palastina von Stadt zu Stadt, von Flecken zu Flecken, von Landschaft zu Land- schaft. Er, derVVeg, die Wahrheit und das Leben war allen alles geworden: eine ganze Welt dem schmachvollsten Untergange geweiht, war durch ihn gerettet und erlost, begliickt und beseligt fiir immerwahrende, ewige Zeiten. Und dennoch war dieser grofite Wohlthater der Welt, der uneigenniitzigste, selbstloseste Menschenfreund, dieser grofi- miithigste Spender himmlischer Gnaden und Gaben; doch war er, die Menschenliebe selbst, der Gegenstand fast allgemeinen Hasses. Schmach und Verfolgung waren der Weltlohn fiir seine guten, edlen Werke: angefeindet war er von jenen, die er mit Liebesthaten uberhauft; gefangen von jenen, die er aus Satans Knechtschaft befreit; gegeifielt von solchen, von welchen er die Zuchtruthe des gottlichen Zornes abgewendet; er ward verwundet von solchen, die er heilen, und getodtet von jenen, denen er erviges Leben bringen wollte. Aber unbeachtet der unbegreiflichen Bosheit der Menschen, liebte er dieselben bis an’s Ende; er besiegelte mit dem Blute seines Herzens das Erlosungswerk, vom Kreuze herab das heilverktindende Wort rufend: Es ist vollbracht! Doch wie? Solite der schmachvolle Tod am Kreuze das Ende seines Wirkens sein, verdunkelnd den Glanz seiner ruhm- vollen Thaten und diisteren Schatten werfend auf die lichtvolle Seite seines Lebens? Solite der unbeugsame Kiimpfer fiir Recht und Gerechtigkeit selber keine Gerechtigkeit finden? Solite seine irdische, so geeignete Laufbahn sich im Dunkel des Grabes spurlos verlieren? Nein, nein! Das konnte der ewig gerechte Gott im Himmel nicht zulassen. Es mulite dem Ver- dienste voller Lohn, vollste Vergeltung widerfahren. Darurn wurde der Erniedrigte erhoht, der Geschmahte verherrlicht: Jesus erstand glorreich vom Tode und vierzig Tage darauf fuhr -S- 87 -s- er am Olberge in Gegemvart seiner geliebten Freunde aus eigener Macht und Kraft triumphierend in den Himmel auf. Und an diesen zweiten, ruhmreichen Einzug des Gott- menschen von der Welt in den Himmel erinnert uns, Andach- tige, das heutige trost- und freudenreiche Fest der Himmelfahrt unseres Herrn fesu Christi. Indem wir nun Jesum bei seinem glonviirdigen Hingange von der Erde in den Himmel im Geiste begleiten und uns des Sieges seiner uniiberwindlichen Fahne, der Kreuzfahne, wie der grofien Herrlichkeit, \vomit ihn sein himmlischer Vater geschmuckt hat, freuen, wollen wir von diesem ewig denkwiirdigen Ereignisse eine entsprechende An- wendung machen: vorerst auf das Leben Jesu, sodann auf unser eigenes und schliefilich auf das besondere Fest, das wir noch hette begeben; es ist das Fahnemveihefest des hiesigen katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen christlichen Nachstenliebe. Vor allem moge der zum Himmel hinaufgefahrene Heiland unser Beginnen huldvollst segnen, wir bitten ihn aus ganzer Seele, sowie er noch vor dem Abschiede am Olberge seine lieben Jiinger gesegnet hat. Heilige Familie, schiitze uns! Heiliger Vincenz von Paul, bitte fiir uns! % Geliebte im Herrn ! Nadi der wunderbaren Auferstehung, dieser ersten Stufe der offentlichen Verherrlichung und wohlverdienten Belohnung des gnadenreichen VVirkens Jesu, ptlegte der gottliche Lehr- meister einen geheimnisvollen, nicht mehr einen ununter- brochenen Verlcehr mit seinen Jiingern; er redete zwar mit ihnen, aber es waren bereits die letzten Auftrage, die er ihnen gab; die letzten Vollmachten, die er ihnen ertheilte; die letzten VerheiBungen, womit er sie starkte. Alles deutete schon darauf hin, dafi die Stunde nahe, da sein Wort sich erfiillen solite: I c h gehe nun z u me in e m Vater und eurem Vater, zu meinem Gott urt'd eurem Gott. (Joan. 20, 17). Wie so selig und iiberglucklich mussten sich doch die Apostel gefiihlt haben, als sie mit dem verklarten Heiland noch umgehen konnten; wenn er sie plotzlich mit seinem Besuche iiberraschte wie in Jerusalem so zumal in Galilaea am wunder- lieblichen See Genesareth, wo der Apostel des Glaubens, Sanct Petrus, den Auftrag erhielt, im Reiche der Kirche den unsicht- baren Konig, Jesum Christum, fiir den Bereich der sichtbaren Welt als Statthalter zu vertreten. In diesen gnadenvollen Tagen 88 ~š~ seines Weilens unter den Aposteln vollendete der Herr d en Ausbau des gewaltigen Hauses, das er auf ewigen Felsen ge- griindet und dessen Dach er iiber den Erdball gewolbt, darnit alle Volker derErde darinnen ihre Wohnung und lebenspendende Nahrung, ihren Unterhalt finden. Indes, es entflieht wohl keine Zeit schneller als die gltick- liche. So nahte denn auch die Zeit beseligenden Zusammen- seins mit dem liebenden und geliebten Meister gar rasch ihrem Ende. Fiir den Morgen des vierzigsten Tages nach seiner Auf- erstehung berief Jesus die Apostel wieder nach Jerusalem. Dort nun im hohen, wiirdevoll ausgestatteten Abendmahlssaale, gelegen am Sionsberge, finden wir die getreue Jiingerschar am Morgen jenes groben, jenes einzigsten Tages versammelt. Was ihrer wartet, wissen sie noch nicht; dab es aber etwas Grobes, etwas Unge\vohnliches und Auberordentliches sein werde, das ahnen sie in ihrem gedankenschweren Geiste und fiihlen es in ihrem tiefbewegten Herzen. Aber siehe, da erscheint der geliebte Meister plotzlich in ihrer Mitte und griibt sie mit dem siiben Friedenszurufe: Pax vobis! Der Friede sei mit euch! Hierauf erinnert er sie nochmals an die schwere Aufgabe, die ihrer wartet; senkt seine letzten Lehren und Mahnungen in ihre empfanglichen Seelen und befiehlt ihnen, von Jerusalem nicht zu weichen, bis der Troster, der Heilige Geist liber sie kommen wiirde zum ewigen Unterpfande der Wahrheit, die er vom Himmel gebracht und auf der Erde verkiindet hatte. Dann aber, so berichtet Sanct Lukas, dieser feingebildete und zartfiihlende Evangelist, dann fiihrte er sie aus Jerusalem gegen Bethanien hinaus auf den Olberg. O welch ein denk- wiirdiger Weg, christliche Zuhorer, ist doch dieser Weg! Er ist derselbe, den der Heiland vor sechs Wochen, auch an einem Donnerstage, ebenso von den Seinigen umgeben, auch nach den Anhohen des Olivenberges wandelte. Aber welch ein Ab- stand von damals und jetzt! Damals \var es Abend. Diistere Schatten der Finsternis senkten sich hernieder auf die bange Eirde, und Todesschauer wehte von Golgotha heriiber durch die stille Nacht. Jetzt ist es Morgen. Strahlend geht die Sonne liber den Olberg auf und verkiindet das Werden eines neuen, alles verjiingenden, alles erfreuenden Tages. Damals am Griin- donnerstage waren es Henker und Schergen, die unter den diisterschattigen Olbaumen lauerten, um den Unschuldigen in Bande zu schlagen, den Gerechten vor den Richterstuhl zu schleppen, um liber das Wort des Lebens das Wort des Todes zu sprechen. Aber jetzt sind es zahllose Scharen himmlischer Geister, die den Sieger iiber Tod und Holle erwarten, um ihn nach dem Throne zu geleiten, der ihm von aller Ewigkeit an gehort. Damals waren es schaurig kalte Kreuzesarme, die sich ausstreckten nach dem Opfer fiir die Siinden der Welt. Jetzt aber sind es zarte Vatersarme, die sich ausstrecken nach dem vielgeliebten Sohne, der durch seinen Gehorsam bis zum Tode am Kreuze den Himmel mit der Erde versohnt hat. O, zwei sonderbare Wege! Auf diese beiden Wege richten wir, andachtige Zuhorer, unser Auge: auf jenen Abend und diesen Morgen; auf jenen namenlosen Schmerz, der dem lieben Heiland im Garten Gethsemani blutige Thranen weinen machte, und auf diese unbeschreibliche Wonne, welche nun Jesu Seele und Leib durchstromte; auf jenen gewaltigen Kampf und diesen groftartigen Sieg. Indem wir diese zwei so verschiedene Wege betrachten, erblicken wir den Weg, der auch dem Christen zu gehen vorgezeichnet ist, den wir alle zu wandeln haben: es ist der konigliehe Weg vom Leiden in die Freuden, aus dem Kampfe in den Sieg, vom Kreuze zur Krone. Wandeln wir ihn unentwegt und beharrlich! Und der Weg fubrte iiber den Cedronbach hinauf auf den Olberg. Vom Gipfel dieses anmuthigen Hiigels sah man gegen Westen das gottbegnadigte, aber beilsvergessene Jeru- salem, sich mit den langen Mauern und riesigen Bauten aus- dehnend an dem tiefen legendenreichen Thale josaphat. Gegen Osten aber lag in weiter fruchtbarer Ebene das stille, friedliche Bethanien,. wo der menschenfreundliche Jesus so gerne im gast- lichen Hause seines Freundes Lazarus und dessen Schwestern Martha und Maria einkehrte. Von dieser Anhohe nun schaute Jesus zum letztenmale hinaus in die erloste Welt, und mit welchen Gefuhlen? O gewiss mit den dankbarsten und wonne- vollsten. Denn, was dem ersten Menschen verheifien worden war, was durch die heilige Schrift vorherverkiindet, was im alten Bunde vorgebildet wurde, und wovon das ewige Heil der ganzen Menschheit abhieng, das war vollbracht, alles vollbracht, herrlich vollbracht. Einen Blick noch wirft der Heiland von der Kuppe des Olberges auf die Orte, wo er gelebt und ge- wirkt, wo er gelehrt und gesegnet hat; einen Blick auf das gegeniiberliegende Calvaria oder Schadelstatte, wo er im furcht- baren Kampfe den Satan iibenvand und die Menschheit eroberte — alsdann verabschiedet er sich mit unaussprechlichen Worten der Liebe von den Seinigen, breitet seine heiligen Hande liber die machtig ergriffenen Jiinger aus, und aus seinen durchbohrten Handen fallt sein Segen auf die Apostel und auf den Erdball nieder, der unter seinen Fiiften lag, und hierauf erhebt er sich sofort immer hoher und hoher gegen den Himmel, bis eine lichte Wolke die hoheitsvolle Gestalt verbarg, in welcher der gottliche Sohn, voli gnadenreicher Anmuth unter den Menschen, seinen Briidern und Schwestern, gewandelt. So kehrte Jesus in den Himmel zuriick, nachdem er ihn fiir alle erworben; zog als siegreicher Herrscher in sein wahres Reich ein, begriifit von tausendfachem Jubelrufe der himm- -S- 90 -*► lischen Geister, empfangend aus der Hand seines ewigen Vaters die unverwelkte Siegeskrone fiir die Dornenkrone, erhaltend das Scepter evviger Herrschaft statt des Kreuzes und gesetzt auf den Thron seines Konigthumes. Einst fragte den Herrn der romische Landpdeger Pilatus: Bist du ein Konig? Ja, ich bin es, lautete schon damals die Antwort; aber heute am hochheiligen Himmelfahrtsfeste ist die Frage wie die Antwort rnehr als volle Wahrheit geworden. Erfiillt hat sich, was der Herr zu Nikodemus, dem geheimen Anhanger des Messias, gesprochen: Niemand steigt in den Hi m m el, als der v o m H i m m e I h e r a b g e s t i e g e n ist: d e r M e n s c h e n s o h n , der im Hi mm el ist. Was Jesus den beiden nach Emaus wallenden Jiingern gesagt, dies geschah: M u s s t e nichtJesus leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen? Die Apostel aber schauten mit wehmuthsvollen Blicken dem geliebten Meister nach; erhoben ihre Hande und beteten Jesum an. Beteten Jesum an, o einfache aber inhaltsschwere, vielsagende Worte. Nicht habe ich gelesen, dafi es in der heiligen Schrift zuvor geheifien hatte mit solchem Nachdrucke: Die Apostel erhoben ihre Hande und beteten Jesum an. Nun aber heifit es seit der Auferstehung, zumal am heutigen glor- reichen Feste: Sie erhoben ihre Hande und beteten ihn an. Ja, da beginnt der heilige Cultus gottlicher Anbetung und Verehrung Jesu Christi; und er beginnt an der Statte, wo der Kampf der tiefsten Schmach und der qualvollsten Schmer- zen begonnen. Noch heute wolbt sich gegen den Himmel seit Kaiser Constantin dem Grofien die altehnviirdige Himmelfahrts- kirche als bleibendes Erinnerungszeichen an die Stelle, wo Jesus die Erde init dem Himmel vertauschte und wo ihm die Apostel den ersten Tribut gottlicher Verehrung gezollt und dargebracht, um von da an nimmermehr aufzuhoren bis an das Ende derWeltzeit. Wie oft mogen die Apostel, so lange und so oft sie in Jerusalem weilten, hierher geeilt sein, um Jesum der Einladung des Psalmisten gemafi anzubeten hier a n der Statte, \vo seine Fiifie gestanden. (Ps. 131, 7). Als aber die Jtinger ungewandten Blickes betend nach oben schauten, siehe, da standen zwei Manner in weifien Ge- wanden vor ihnen und sprachen sie liebevoll an: Manner von Galilaa, was s t e h e t ihr da und schauet gegen den Himmel? Dieserjesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommenworden, w i r d ebenso w i e d e r- kommen, wie ihr ihn sahet hingehen in den Himmel. Und sie kehrten tiefbewegt vora Olberge nach Jerusalem, und bereiteten sich dort, mit Maria vereint, durch Gebet, Betrachten und Fasten auf den Empfang des Heiligen Geistes vor. Das ist, Theuerste im Herrn, die Begebenheit, deren Er- innerung wir heute feiern, gewiss die wunderbarste und denk- -I- 91 ~£~ wiirdigste Begebenheit der ganzen Welt- und Menschen- geschichte! Fiir den gdttlichen Heiland ist sie die zweite und letzte aber auch allerhochste Stufe der Verherrlichung, der wohlverdienten Belohnung im Himmel fiir das ruhm- und thatenreiche, die Menschen begluckende Wirken auf Erden. Der heutige Tag ist der Tag der grofiten Verklarung Jesu Christi. Diese Verklarung auf dem Olberge ist mehr, als die Verklarung am Berge Tabor. Das heutige Fest ist ein Sieges- und Triumphfest Jesu Christi, dessen Kreuzesbanner stets sieg- haft ist und bleibt. Geliebte im Herrn! Das heutige heilige Himmelfahrtsfest ist wie fiir unseren gdttlichen Erloser ein Sieges- und Triumphfest, so auch fiir die Tugend, indem es den ehren- und ruhmvollen Ausgang zeigt, welchen der Tugendpfad immerdar nimmt. Wer solite es nicht anerkennen, dafi es eine iiberaus trostvolle Gewissheit ist, die uns das heutige glorreiche Fest lehrt, dafi namlich die Tugend ihre verdiente Belohnung und Anerkennung jederzeit findet, ganz sicherlich findet, wenn nicht schon hinieden, so doch jenseits des Grabes, und dafi dieser Lohn um so grofier dort oben sei, je geringftigiger derselbe hinieden auf Erden war. Da nun dem zweifellos so ist, darum darf sich der treue Anhanger Jesu Christi nicht betriiben iiber den etwaigen Un- dank von Seite der W'elt. Fiirwahr, wurde das heilige, ja gott- liche Leben Christi des Herrn falsch beurtheilt, wurde es durch alle erdenklichen Verleumdungen und Lasterungen verdachtigt; wie solite, wie diirfte der Christ, mit gar verschiedenen Man- geln und Unvollkommenheiten behaftet, sich weigern ein Glei- ches zu ertragen. Es ist einmal der Weltgang so, dafi der Tugendhafte verkannt, der Fromme und Gerechte gehasst, an- gefeindet und verfolgt wird. Das Gute findet jederzeit seine Feinde. Die Unschuld wird haufig vom Laster bekampft. Der Friedfertige wird als Hetzer und Ruhestorer bezeichnet. Dal^ es ist, wie es ist, bezeugen die heiligen Martyrer, die nur fiir Christus und seine heilige Lehre, die nur fiir Wahrheit und Gerechtigkeit, fiir Tugend und reine Sitten heldenmiithig kampften, dafiir abef ihr engelgleiches, gottseliges Leben ge- waltsam einbiissen mussten. Wenn sonach auch dir, lieber Christ, Missachtung und Verhbhnung, unverdiente Zuriicksetzung, kriinkende Behand- lung, ja vollstandige Verkennung deiner Verdienste begegnet, bedenke, dafi du hiebei das gleiche Los mit Jesu theilst, dafi du mit dem gdttlichen Sohne gleichbehandelt wirst, was gewiss kein geringer Ruhm. Der Diener soli es ja nicht besser haben als der Herr, Zudein sind die Wege wunderbar, auf welchen. -f- 92 -f- die gottliche Vorsehung den Menschen einem glticklichen Ziele entgegenfuhrt. Wer kann sie begreifen diese geheimnisvollen Rathschitisse Gottes? Gottes Wege sin d nicht unsere Wege, seine Gedanken nicht unsere Ge dan k e n. Aber das wissen wir zuversicbtlicb, denn der Heilige Geist sagt es uns, die untrtigliche Wahrheit, dab jenen, welche Gott lieben, alle Dinge zum Besten g er e i e h en. Blicken wir, Andachtige, mit den Augen des Geistes hin auf unseren lieben Heiland, wie er, in den Himmel auffahrend, uns ermunternd zuruft: Folget mir nach! Ja, folget mir nach! Der Weg, den Jesus wandelte, fiihrt irrthumslos zum glticklichen Ziele. Aber eines ist zu merken: es ist der Weg iiber Golgotha auf den Olberg, der Weg vom Kreuzberge auf den Himmelfahrtsberg. Kurz gesagt, es ist der dornenvolle Kreuzweg, dem wir nicht ausweichen dtirfen, wenn es uns nach den lichten Hohen des Himmels gelustet. Auch der Weg ins gelobte Land fiihrte die Israeliten keinesfalls liber lachende Fluren und griinende Auen, sondern durch eine dtirre, wasser- lose, sandige und felsige Wiiste. So ist auch der enge, schmale Pfad zur Himmelsheimat ein drangsalsvoller: das Himmelreich leidet Gewalt, und nur diejenigen, die Gewalt brauchen, reiben es an sich. Darum sprach auch der gottliche Heiland zum ofteren: Wer mir nachfolgen wi 11, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! Und dieses Kreuz sind die mannig- fachen Miihen und Beschwerden, die mit einem tugendhaften Leben verkniipft sind: es ist der bestandige Kampf mit unseren Schwachen, mit der bosen Welt, der Streit mit dem alten Feinde der Menschheit, dem Satan. Das alles legt Kreuz auf Kreuz auf unsere Schultern, um uns so Gelegenheit zur Nachfolge Christi darzubieten. Driickt nun eines dieser Kreuze, wage es, mein lieber Christ, nicht abzuschiitteln, noch deine Schritte vom Tugendpfade abzulenken. Das Kreuz ist deine Brucke liber gefahrvolle Stellen, es ist deine Himmelsleiter. Wer sonach dem Kreuze aus dem Wege geht, geht seiner Rettung und Erlosung, geht seinem ewigen Heile aus dem Wege. Wer aber als zweiter Simon von Cyrene dem Herrn das Kreuz nachtragt, wird mit ihm erhbht und verherrlicht werden; wer mit ihm karnpft und siegt, wird mit ihm gekronet werden. Heute erhebt sich der gottliche Heiland liber die undank- bare Welt, die ihm Gutes mit Bosem vergolten, die ihm ein so schweres Kreuz gezimmert, erhebt sich zur Einkehr in den Ort unverganglicher Belohnung, in den ewig schonen Himmel. Dort sind auch unsere Thaten und guten Werke, unsere Ver- dienste im Buche des Lebens aufgezeichnet, dort wird nichts vergessen und unbelohnt bleiben. Dort winkt der Tugend die wohlverdiente Krone. Noch immer steht im Buche der Blicher -I- 93 -> die Verheifiung, die der Herr zwar zu den Aposteln gesprochen, die aber jedem Tugendhaften gilt: Wenn ich werde heim- gegangen sein und einen Ort fur e u c h werde be- reitet hab en, so will ich wiederkommen und euch zu mir n eh m en, dam it auch ihr dort weilt, wo ich bin. ja, so gewiss diese Worte im Flvangelium stehen, so ge- wiss wird Jesus Christus, welcher heute auf einer lichten Wolke verschwindet, auf den Wolken des Himmels dereinst wieder- kommen, um zu richten die Lebendigen und die Todten, um alles nach Verdienst und Gebiir zu vergelten und zu entlohnen. Damit aber an dem Tage der endgiltigen Entscheidung uns, Geliebte im Herrn, als Entlohnung fiir unser Wirken und Walten, fiir unser Handeln und VVandeln der Eiimmel zuerkannt wird, lasset uns klugerweise diese Erde unter unseren Fiifien nicht als bleibende \Vohnstatte ansehen! Ist ja doch unser Leben nur eine fiuchtige Pilgerreise nach dem Jenseits. Ehe wir uns versehen, stehen wir schon an der Grenzscheide des Lebens. East nur ein Augenblick ist die kurze Spanne Zeit von der Wiege bis zur Bahre. Diese Welt mit ali ihrer Pracht und Lust verschwindet schnell; und diese Welt solite unser Herz auf die Daber fesseln, solite es von Gott abwendig machen, solite unsere Schritte auf dem Wege des Heiles hemmen und aufhalten? Nein und niemals. Wir wollen unverdrossen und ungebeugt wandeln den Weg der Tugend, diesen Weg, der schnurstracks hinfuhrt zu Jesus Christus, unserem Erloser und Seligmacher. Wir wollen treu halten und fest stehen zur Fahne Jesu Christi, zum Banner der glorreichen Auferstehung und glorreichen Himmelaufnahme! Geliebte im Herrn! Heute am freudenreichen Siegesfeste unseres gbttlichen Herrn und Heilandes Jesu Christi begehen wir ein gar erheben- des Fest in diesem herrlichen Gotteshause. Es ist die Vornahme der kirchlichen Weihe der neuen schonen Fahne des hiesigen katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen christlichen Nachstenliebe. Der sehr lobliche Ausschub des lobwiirdigen katholischen Frauen-Vereines fasste in seiner Sitzung vom 7. Marž 1898 den erfreulichen Beschluss, zum Papst- und Kaiser-Jubilaum eine neue Vereinsfahne zu beschaffen. Diese solite eine dauernde Erinnerung sein an das Jubeljahr unserer beiden Vater, des geistlichen und des Landesvaters, und zugleich ein aufieres sichtbares Zeichen jener herzlichen Treue, in welcher der katholische Frauen-Verein der heiligen Kirche mit ihrem gott- gesetzten Oberhaupte, dem Heiligen Vater, und dem oster- -I- 94 -£ reichischen Vaterlande und seinem erhabenen Monarchen stets ergeben gewesen ist. Die Anfertigung der Fahne wurde den kunstsinnigen Stickerinnen der ehrwurdigen Schulschwestern in Marburg an- vertraut, die die Fahne mit Ende September des verflossenen Jahres um den Preis von 412 Gulden fertigstellten, welcher Preis zumeist mit freivvilligen Gaben der hochgeehrten Vereins- Frauen gedeckt worden ist. Die prachtvolle Fahne ist ihrer Form nach eine Kirchen- fahne, aus hochfeinem weifien Seidenmoirestoffe, 2-70 m lang und P60 m breit, mit zwei Heiligenbildern geschmtickt. Im Mittelfelde der einen Fahnenseite prangt das Bild der heiligen Familie, in Ol gemalt. Maria, die Mutter Gottes, unsere liebe Frau, sitzt am Rocken und spinnt. Zu ihrer linken Seite steht der lil. Joseph, das Svmbol seines Handwerkes, die Zimmer- mannshaeke in der Hand haltend, und schaut sinnenden, un- ver\vandten Blickes auf das Jesukind, das zu den Fiifien seiner Eltern sitzt und einen Pergamentstreifen oder eine Schriftrolle in den Handen halt mit dem Spruche: O ra et la bora! Bete und arbeite! Ober dem Bilde ist nebst der Jahres- zahl 1898 in grolien goldenen Fracturbuchstaben die Bitte eingestickt: Heilige Familie, beschiitze uns! Auf der zweiten Seite der Fahne glanzt im Mittelfelde das Bild des hi. Vincenz von Paul, des Apostels der Nachsten- liebe. Der Heilige ist dargestellt im schwarzen Talare, schlicht und mild, mit je einem Waisenkinde rechts und links. Schiitzend ruhen die freigebigen giitigen Hande des grofien Menschen- freundes auf den lieben Kleinen. Uber dem Bildnisse ist die Bitte eingewebt: Heiliger Vincenz von Paul, bitte f ti r uns! Die Tressen oder Borden, die Schntire, (Juasten und Be- hange sind sammtlich von echtem Golde. Die unteren Theile der Fahne sind mit Seidenstickerei reichlich geziert. Der zier- liche Fahnenstab schliefit mit einem in Feuer vergoldeten Strahlen-Kreuze ab, das in der Mitte auf der einen Seite den heiligen Namen Jesus und auf der anderen Seite den stiften Namen oder das Monogramm unserer lieben Frau tragt. Die Fahne ist ein wahres Prachtstiick und stellt in den beiden herrlichen Abbildungen den Zweck, das Ziel und die Thatigkeit des Vereines lebhaft vor unser Auge. Indes, solite das Ziel und die gesegnete Thatigkeit des Vereines so unbekannt sein, daft ein sichtbares Zeichen die Wirksamkeit des Vereines veranschaulichen solite? Nein, aber nothivendig ist es, dafi der Verein auch ein Symbol oder Sinnbild der Einheit, der Zusammengehorigkeit, des Strebens und Wirkens babe. Im Ubrigen ist der Verein bestens in der Stadt bekannt. -I- 95 - 4 - Er besteht nun an die vierzig Jahre. Am Ostermontage, den 9. April 1860 bat sich derselbe in der furstbischoflichen Residenz conatituiert zum Zwecke der Bildung und Erzie- hung der verwahrlosten Jugend, zumal der Madchen, und zur Unterstiitzung der Hausarmen und Kranken, in der richti- gen Erkenntnis, dafi, wer dem Nachsten dient, dem lieben Gott diene; in der Wlirdigung und Beobachtung des hoch- bedeutsamen Ausspruches des lieil. Apostels Jacobus: Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst v o r Gott und demVater ist dies: Waisen und Witwen in i h r e r T r ti b s a 1 z u H i 1 f e k o m m e n und sich unbe- fleckt von dieser Welt bewahren. (Jacob. 1, 27). Wahrlich, von Zeit zu Zeit thun sich Erde und Himmel auf, damit den Armen geholfen werde. So loste sich vor 40 Jahren in Marburg ein heller, lichter Štern am Himmel und sank in Menschenherzen und blickt aus Menschenaugen wieder. Das gleiche Licht kam als ein Edelstein aus der Erde tiefem Schacht: es ist der Štern und der Stein die Barmherzig- k e i t, die sich in Frauenherzen senkte und dieselben fur die Armen machtig riihrte und bewegte. Die edelsten Frauen vom Adel und vom Biirgerstande traten zusammen und bildeten den Verein der werkthatigen christlichen Nachstenliebe, der nun schon das 40jahrige Jubilaum seines Bestandes und seiner gesegneten Thatigkeit feiert. Diese lange Dauer moge zum Zeugnisse sein, dab die Errichtung des Vereines einem wahren Zeitbedurfnisse entsprochen habe; aber auch zu einem Zeug¬ nisse dafiir, dab der Frauen-Verein alle Jahre seines Bestehens und Wirkens unter Gottes Schutz und Schirm gestanden sei. Wenn ich vom Wirken der guten Frauen hore oder lese, denke ich immer an den Bericht in der Apostelgeschichte tiber die Tabitha oder Dorcas in Joppe, welche voli guter Werke und Almosen war, die sie verrichtete. Sie wurde aber krank und starb. Da sandte man nach Lydda zwei Manner, die den hi. Petrus bestiirmten, er moge kommen und nicht saumen. Als Petrus ankam, fuhrten sie ihn ins Oberzimmer und es standen um ihn her alle Witwen, und weinten und zeigten ihm die Unter- und Oberkleider, welche ihnen Dorcas gemacht hatte. Petrus ward geriihrt durch diese Mildthatigkeit der Ver- storbenen, kniete bei-der Bahre nieder und betete. Dann wandte er sich zum Leichname und sprach: Tabitha stehe auf! Sie aber offnete ihre Augen, und da sie den Petrus sah, setzte sie sich auf. Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf. (Act. ap. 9, 36 — 44). Ja, die Frauen Marburgs handeln nicht, wie wir im Briefe des hi. Jacobus lesen: Was niitzet es, meineBriider, wenn Jemand s a g t, er habe den Glauben, aber die W e r k e nicht h a t ? K a n n e t w a der G1 a u b e ihn s e 1 i g -1- 96 -§- m a c h e n ? W e n n ein Bruder oder eine Schwester von Kleidung e n t b 1 o b t w a r e und Mangel litte am taglichen Unterhalte, jemand aber aus euch z u i h n e n sprache: Gehet in Frieden, w a r m e t euch und sattigteuch! Ihr gebet ihnen aber nicht, waszur Leibes Notbdurft gehort, was wiirde d as helfen? (Jacob. 2. 14— 16). Die Mitglieder des katholischen Frauen- Vereines iiben die Barmherzigkeit, darum wird auch ein barm- herziges Gericht liber sie ergehen. Selig sin d die B ami¬ li erzigen; denn sie w er d en Barmherzigkeit erlan- gen! (Matth. 5, 7). Der zeitgemabe Verein ist gottlob in steter Zunahme begriffen. Die Zahl der Vereinsmitglieder hat sich in jiingster Zeit bedeutend vermehrt, wie auch die milden Beitrage zuge- nommen haben. Im Ganzen diirfte der Verein bis heute wohl gegen 160.000 Kronen fiir seine edlen Zwecke verausgabt haben. Dazu kommen die personlichen Arbeiten und Wege, Sorgen und Opfer, alle die Wohltbaten fiir Leib und Seele, alle Tugendacte, die geiibt, alle Verdienste, die gesammelt, der gute Same, der ausgestreut, die Friichte, die gezeitigt wurden — wofiir Gott gepriesen und angebetet sei! Innigster Dank sei aber auch gesagt den im Herrn selig ruhenden Begriindern und Beforderern, wie den lebenden Wohlthatern, Freunden und Gonnern, zumal allen Frauen der Vorstehung und des Ausschusses, wie allen Mitgliedern des Vereines, die treu und unverdrossen im Dienste der christlichen Nachstenliebe wirken und arbeiten! Reichlicher Himmelslohn moge allen diesen Liebhabern der christlichen Gottes- und Nachstenliebe zutheil werden! * * * Vielgeliebte im Herrn! Unter den beriihmten griechischen Trojahelden wird Ulis- ses bekanntlich als der Weiseste gepriesen. Es ward aber seine Weisheit auch darin vornehmlich gefeiert, dali er dem Lust- und Freuden-Leben, welches ihm die zauberische Circe auf ihrer anmuthigen Insel versprach, dab er diesem groben Gliicke das Gliick vorzog, einmal noch den Rauch seiner Heimat Ithaka aufsteigen zu sehen. Und was war Ithaka? Eine arm- selige Klippe, ein schmales Felseneiland war es von wenigen Stunden Lange. Und dennoch verachtete der weisheitsvolle Mann als Tand allen Prunk und allen Schimmer der Fremde, um nur seine liebe, ob auch noch so arme Heimat zu sehen. Der neue Herz Jesu-Altar in.der Dom- und Stadtpfarrkirche in Marburg. -1- 97 -f~ Mit uns, andachtige Zuhorer, verhalt es sich umgekehrt. Die Heimat, die wir auf Erden haben, ist voli Elend, Rauch und Blendwerk; jene aber, die wir noch suchen, ist lauter Licht und Herrlichkeit. Es ist der ewig schone Himmel. S u- chen wir demnach, mahnt uns der gotterleuchtete Apostel Paulus, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes thronend. Sursum corda! Die Herzen in die Hdhe, ruft der Priester beim heiligen Mebopfer und die Glaubigen erwidern: Habemus ad Dominum. Wir haben sie zum Herrn erhoben. Also von der Erde hinweg! Unsere Herzen mogen tiber die Erde und iiber den Scheinglanz ihrer nichtigen Giiter erhoben sein und bleiben. Sursum corda! Aufwarts die Herzen. Droben ist das gelobte Land, unser Vaterland. Bleiben unsere Herzen stets nach oben gerichtet, dann wird auch unser Tod nicht ein ewiges Exil sein, wie ihn ein romischer Dichter nennt, sondern er wird nach dem schonen Ausspruche des groben Weisen von Hippo, Sanct Augustinus, nur die Riickkehr in’s Vaterland sein. Ja, unser Tod wird sodann nur das Ende dieses zeitlichen leidensvollen und der Anfang- des ewigen freudenvollen Lebens sein. Wir werden am groben Oster- und Himmelfahrtsfeste des jiingsten Tages glorreich auferstehen und glorreich in den Himmel aufgenom- men werden. Durch d e i n e w u n d e r b a r e H i m m e 1 f a h r t, e r 16 s e uns, o Herr! Amen. § 68 . Die Christbaum-Feier des Katholischen Frauen- Vereines am 21. December i8gg. Der Katholische Frauen-Verein veranstaltete am 21. De¬ cember I899 um 3 Uhr Nachmittag im Kloster der ehnvtirdigen Schulschwestern fiir seine Schiitzlinge die alljahrlich iibliche Christbaum-Feier, zu welcher die Frauen aus allen Kreisen der Stadt ganz auberordentlich zahlreich erschienen sind. Sowohl die gesanglichen als auch die declamatorischen Leistungen der Kinder, welche der Feier entsprechend zu Gehor gebracht worden sind, legten ein ehrendes Zeugnis ab fiir die Hingebung, den Ernst und das Verstandnis, mit welchen die ehrwurdigen Schulschwestern ihrer Piiicht als Erzieherinnen obliegen. Nachdem so die Zuhorer in die weihevolle Stimmung einer Christbaum-Feier eingefiihrt worden sind, ergriff wegen Verhindertseins Se. fb. Gnaden der hochw. Herr Dompfarrer Jakob Ph. Bohinc das Wort und hob die Bedeutung des Weih- nachts-Festes und der sinnigen, mit dem demselben zusammen- 7 98 -S- hangenden christlichen Sitten fiir Erwachsene und Kinder her- vor und dankte in herzlicher Weise den Frauen des Vereines fiir den edlen Wohlthatigkeitssinn, den sie gerade durch die Veranstaltung der erhebenden Feier an den Tag gelegt haben; die Kinder aber mogen in Dankbarkeit und Verehrung der edlen Wohlthater gedenken und dem gottlichen Christkinde, \velches sie durch die Flande edler Frauen so reichlich be- schenkt, in Glaubenstreue und frommem Lebenswandel an- hangen. Flierauf wurden 260 arme Schtilerinnen mit Kleidungs- stucken, Winterschuhen, Weihnachtsbrot und Friichten betheilt im Werte von iiber 500 fl., welche Summe von den Frauen des Vereines in der Stadt gesammelt worden ist, ein Beweis der groben Riihrigkeit und des Eifers des Vereines, der es jetzt unter der umsichtigen Leitung des hochw. Herrn Dom- pfarrers Jakob Ph. Bohinc zu der stattlichen, bis nun uner- reichten Zahl von 442 Mitgliedern gebracht hat. § 69. Siebenunddreissigster Jahresbericht und Rechnungs- Ausweis des katholischen Frauen-Vereines der werk- thatigen Nachstenliebe in Marburg. Mit dem gegenwartigen Berichte tritt der katholische Frauen-Verein das siebenunddreibigste Mal seit seinem nun- mehr schon vierzigjahrigen Bestande und das letzte Mal in dem zur Neige gehenden Jahrhunderte in die Offentlichkeit. Der katholische Frauen-Verein, ins Leben gerufen von dem hochseligen Fiirstbischofe Anton Martin am 9. April 1860 und von der politischen Behorde genehmigt am 15. Mai des- selben Jahres, hat laut Statuten die erhabene Aufgabe, die Armen, ohne Unterschied der Religion und des Geschlechtes, in ihren verschiedenen Drangsalen zu untersttitzen, durch Almosen und Spenden an Lebensmitteln ihre Noth zu lindern, durch Flausbesuche den Schutzbefohlenen und Kranken Trost zu spenden; und insbesondere auf die religiose Bildung und Erziehung armer Kinder und Familien so einzuwirken, dafi die Schiitzlinge ordnungsmafiig dem gebotenen Gottesdienste bei- wohnen, die Kinder iiberdies regelmabig die Schule besuchen und in Arbeitsamkeit und Gottesfurcht erzogen werden. Ob und in\vieweit der katholische Frauen -Verein im Laufe der vierzig Jahre seines Bestandes dieser seiner pflichtenreichen Aufgabe gerecht geworden ist, ist vollstandig nur Gott allein bekannt; gewib ist es aber, dafi die in diesem schonen Vereine wirkenden, mit lebendigem Gottvertrauen und mit selljstloser Liebe ausgeriisteten Frauen, wenn auch im Stillen, so doch redlich bemiiht waren, Alles zu thun, was in ihren Kraften lag. Durch Besuche, Trostworte, Rathschlage und durch die unzahligen Geschenke an Kleidern, Nahrungsmitteln, Holz, Geld u. s. w., haben sie unendlich viele Thranen getrocknet, Janimer und Elend gelindert, Kummer gebannt und Frieden gebracht, und was nicht minder wichtig und verdienstlicb, durch die Erfullung ihrer religiosen Pfiichten, den ofteren gemein- schaftlichen Empfang der heiligen Sacramente, durch ihr tugend- haftes, mustergiltiges Beispiel haben sie die in religioser Be- zieliung Verlassenen zueinem auferbaulichen christlichen Le- benswandel angespornt, so manche vor dem siitlichen Unter- gange bewahrt und auf den Weg treuer Pflichterfullung hin- geleitet. Von diesen edlen selbstlosen Vereins-Frauen mogen gelten die Worte des weisen Salomon, welcher im letzten Capitel der Sprichworter in inniger und uberausschoner Weise die Vorziige einer tugendhaften Frau preist und von ihr sagt: »Sie offnet ihre Hand dem Armen und strecket aus ihre H a n d e nach dem Diirftigen;.... ilrren Mund offnetsiezurWeisheit und dasGesetz derMilde ist auf ihrer Zunge.« (Sprichw. 31, 20. 26). Die Ehre Gottes und das Wohl der Armen ist das Lo- sungswort der Vereins-Frauen; zu wirken. zur Ehre Gottes und zum Wohle der leidenden Menschheit, ist Ziel und Zvreck des Vereines; gemafi dem ausdruklichen und fur alle Zeit fort- dauernden Befehle unseres Heilandes: »Du solist den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Eler- zen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemuthe und aus allen deinen Kraften. Das ist das erste Gebot. Das andere ist aber diesem gleich: Du solist deinen Nachsten lieben wie dich selbst. Ein anderes grofieres Gebot als d i e s e s gibt es nicht« (Mark. 12, 30. 31), und: »Wer dem Armen einen Becher Wasser zu trinken reicht in m e in e m Namen, wahrlich, ich sage euch, er wird s einen Lohn nicht verlieren.« (Mark. 9, 40). Im ersten Jahresberichte liber das Wirken des katholi- schen Frauen-Vereines, welcher am 1. April 1861 in die Otfent- lichkeit gelangte, vepgleicht der Berichterstatler diesen eben ins Leben gerufenen Verein mit jenem evangelischen Senf- kornlein, das zwar sehr unansehnlich bei seiner Aussaat war, allmahlig jedoch zu einern herrlichen Baume sich entfaltete. Wahrhaftig, ein zutreffender und gewifiermassen prophetischer Ver gleich! Das Senfkdrnlein keimte; treue, umsichtige Hlinde behti- teten es, im Laufe der vierzig Jahre seines Seins ist es ein Baum geworden. Und dieser Baum hat nach der Tiefe und 7 * ♦I- 100 nach der Breite machtige Wurzeln geschlagen, ist erstarkt in seinem Geaste und imstande, zu widerstehen dem Sturme und dem Winde. Vom Tbaue des Himmels gesegnet, vom Hoch- wiirdigsten Protector beschutzt, von der edelgesinnten Biirger- schaft unserer lieben und schonen Draustadt gesttitzt, tragt und zeitigt er reichliche und siifie Frucht, ganz so, wie es in der heiligen Schrift zu lesen ist: »In der Tiefe wird er Wurzeln schlagen und in der Hohe Frucht tragen.« (Is. 37, 31). Die Vereinsthatigkeit vollzog sich das ganze Jahr hindurch in Einhaltung der Vereins-Statuten auf die bereits durch viel- jahrige Erfahrung bewahrte Art und Weise. Die Zahl der Vereinsmitglieder hat sich von 442 des Vor- jahres auf 457 gehoben. Gestorben sind und werden dem frommen und dankbaren Angedenken empfohlen die Frauen Anna Perger und Uršula Plavetz. An Jahresbeitragen erhielt der Verein von Seiner F. B. Gnaden 200 K, von den Vereins-Frauen wurden gesammelt 2087 K. In der Mittagsverkostigung standen durchschnittlich 100 Schiilerinnen. Um diesen nach Thunlichkeit mit Bekleidung und Beschuhung aufzuhelfen, wurde, wie jedesjahr ein Christ- baum aufgestellt, fur welchen nebst diversen Naturalgaben 415 tl. gleich 830 K gesammelt worden sind, so dafi sammt- liche arme Schulmadchen mit Schuhen, Kleidern, Kopftuchern und sonstigen Kleidungsstiicken betheilt werden konnten, wo- fiir im Namen der betheilten Kinder allen grofimiithigen Wohl- thatern ein herzliches »Vergelts Gotu gesagt sei. In vollstandiger Verphegung befanden sich vier Waisen- kinder, in monatlicher Untersttitzung siebenzig Kranke und Arme. Testamentarisch ist der Verein bedacht worden von Frau- lein Katharina Pazofsky, nach Abzug der Gebiiren, mit 355 K 22 h, von Frau Uršula Plavetz mit 85 K 58 h, von Friiulein Louise Tappeiner mit 887 K 50 h, vom Herrn J. Posthemer mit 80 K, und von einem Ungenannten durch den Hochwur- digen Herrn Domcapitular Dr. Josef Pajek mit 40 K. Die in den Vereins-Statuten vorgeschriebenen, gemein- schaftlichen Andachten, am Feste des heil. Vincenz von Paul, zu Weihnachten und zu Ostern sind bei sehr zahlreicher Be- theiligung gefeiert worden. Aus dem Ausschufie ist wegen ihrer Ubersiedelung nach Graz ausgetreten die um den Verein wohlverdiente Frau An¬ tonia Talakerer, k. k. Obergeometersgattin: an ihre Stelle wurde in den Ausschuft die hochwohlgeborene Mechthildis Freifrau von Twickl gewahlt. -6-101 H- Zum Schlusse wollen wir dem himmlisclien Vater Dank sagen fur alle Gnaden, die er dem katholischen Frauen-Ver- eine, dessen Mitgliedern und Gonnern im Laufe der vielen Jahre seines Bestandes erwiesen hat. Den aufrichtigsten und unterthanigsten Dank schulden wir dem hohen Protector des Vereines, Seiner Fiirstbischof- lichen Gnaden Dr. Michael Napotnik, hocbwelcher, wie immer, so auch im vergangenen Jahre die Bestrebungen des Vereines auf das kraftigste und wohlwollendste unterstiitzte und dessen Vorstehung durch Geld, Rath und That machtigen Beistand leistete. Herzinnigsten Dank insbesondere flir die herrlichen Ansprachen, mit welchen der hochwtirdigste Oberhirtjahr um Jahr die Vereins-Frauen erfreute und zu neuer nicht ermii- dender Thatigkeit aneiferte. Dank den edlen Vereins-Frauen, welche ihren freiwillig ubernommenen Pflichten mit der grofiten Gewissenhaftigkeit nachkommen, die Hauser der Vornehmen und Reichen wie der Armen besuchen, um dort im Namen der Diirftigen zu bitten und hier Wohlthaten und Trost zu spenden und zu einem auferbaulichen und christlichen Leben zu bewegen. Dank den ehrwtirdigen Schulschwestern, welche sich mit *»» ^ O > rastlosem Kifer dem miihevollen Unterrichte und der verdienst- vollen Erziehung der hilfsbediirftigen verlassenen Waisen hin- geben und bei Veranstaltung der Christbaum-Feier, wo es gilt den Kleinen eine Freude zu bereiten, soviel Miihe auf sich nehmen, Jahr um Jahr. Dank der edelgesinnten Btirgerschaft und dem hochw(ir- digen Clerus der Stadt Marburg, welche durch ihre reichlichen Geldspenden die ausgiebige Unterstiitzung der Armen und Waisen ermoglichten. Der hochstgiitige Gott \vird keine Gabe unbelohnt lassen, welche ihm zu Lieb und Ehr’ und den unsterblichen Menschen- seelen zum Heile gegeben wird, nein, er wird jede solclie Gabe tausendfach vergelten! » Was wird das fur eine Verherrlichung der Mildthatigen sein, wenn der Herr einmal sein Volk mustern und den Ver- diensten und guten Werken den versprochenen Lohn ertheilen, fiir Irdisches Himmlisches, fur Zeitliches Ewiges, fur Geringes Grofies verleihen, dem Vater uns darstellen wird im milden Gerichte, weil \vir die Werke der Barmherzigkeit unseren Brii- dern in seinern Namen erwiesen haben. Eine eingehende Schilderung der Vereinsthatigkeit be- findet sich in der Festschrift, welche bei der am 24. April d. J. stattfindenden General-Versammlung an die anwesenden ge- ehrten Mitglieder des Vereines zur Vertheilung gelangt. - 4 - 102 § 70. Der gegenwartige Stand der Mitglieder mit nament- licher Anfiihrung derselben. Summe der vom Vereine gespendeten Almosen. Gesammtzahl der Mitglieder 470. Frau Francisca Scherbaum, Dame des Elisabeth-Ordens zvveiter Classe, • Vorsteherin. Frau Anna Majciger, Frau Jenny Scherbaum, k. k. Professorsgattin, Gutsbesitzersgattin, ' Armen-Pflegerin. Cassierin. Fraulein Theresia Poschl, Haus- und Realitatenbesitzerin, Secretkrin und Bibliothekarin. A. Ausschuss - Frauen : 1. Frau Theresia Druckmiiller, Private, Pfarrhofgasse Nr. 9, ist beim Vereine seit dem Jahre 1889. 2. Frau Anna Majciger, k. k. Professorsgattin, Frauengasse 11, 1870. 3. Fraul. Theresia Poschl, Haus- und Realitatenbesitzerin, Karntnerstrafie 5, 1878. 4. Frau Anna Reichenberg, Private, Burgerstrafte 26, 1889. 5. Frau Francisca Scherbaum, Gutsbesitzersgattin, Burgplatz 3, 1860 . 6. Frau Jenny Scherbaum, Gutsbesitzersgattin, Ferdinand- strafte 5, 1876. 7. Frau Maria Schmidt, Private, Tegetthoffstrafie 20, 1891. 8. Frau Maria Sehneider, k. u. k. Regimentsarztens- Witwe, Pfarrhofgasse 9, 1886. 9. Frau Mechtildis Baronin von Twickl geb. Freiin von Bernhard, Gutsbesitzersgattin, Parkstrafie, 1897. 10. Frau Maria Vivat, Private, Frauengasse 7, 1874. 11. Fraulein Josephine Wenedikter, Private, Pfarrhofgasse l, 1860 . 12. Fraulein Čarobne Wolfling, Private, Casinogasse 2, 1860 . 13. F rau Anna Wressnig, Kxpeditorsgattin, Domplatz I8, 1861. B. Mitglieder. A. 14. Frau josephine Adamowitsch, Weinbaugasse 108, 1899. 15. Frau Rosa Ambros, Parkstrahe, 1896. 16. P'rau Martha Edle von Anders, Parkstrafte 14, 1899. 17. Frau Andlowetz, Stralien- meistersgattin, Burggasse 24, 1896. 18. Frau Therese Apollonia, Geschirrhandlung, Draugasse 3, 1897. 19. Frau Marie Arledter, Hausbesitzerin, Franz-Josefsstrafie 19, 1883. 20. Frau Marie Arsenschegg, Liquer - Erzeugung, Karntnerstrafte 30, 1898. Der neue Herz Maria-Altar in der Dom- und Stadtpfarrkirclie in Marburg. - 4 - 103 - 4 - 21. Fr. N. Atteneder, Inspectors-Witwe, Elisabethstrafie 20, 1898. 22. Frau Marie Azzola, Caffetiersgat., Victringhofgasse 1, 1898. B. 23. Frau Anna Badl, Fabriksbesitzersgat., Hauptplatz 14 und Kartschowin, 1893. 24. Frau Emma Ballieux v. Guelfenberg, k. u. k. Oberstensgat., Ferdinandstrafie 2, 1893. 25. Frau Mar. Bancalari, Pfarrhofgasse, 1876. 26. Frau N. Barthl, Private, Burgplatz 12, 1899. 27. Frau Francisca Bassin, Beamtenswitwe, Karntnerstrafie 26, 1877. 28. Frau Friederike Baronin Basso von Godel-Lannoy, k. u. k. Linienschiffs-Lieutenants-Gat., Pfarr¬ hofgasse 11, 1884. 29. Frau Maria Baumann, Private, Perko- strafie 7, 1889. 30. Fr. N. Baumeister, Buchhaltersgat., Reiser¬ strafie 12, 1899. 31. Frau Ottilie von Beckh-VVidmanstetter, Deutschordens-Archivars-Gattin, Wien, Singerstrafie 7, 1889. 32. Frau Anna Bergmann, Private, Reiserstrafie 2, 1899. 33. Frau Katharina Berner, Backermeistersgat., Karntnerstr. 24, 1898. 34. Herr Franz Bohm, Privat, Hausbesitzer, Pfarrhof¬ gasse 4, 1860. 35. Herr Jacob Philipp Bohinc, Dom- u. Stadt- pfarrer, Domplat , 20, 1891. 36. Frau N. Brabanec, Siidbahn- inspectorsgattin, Reiserstrafie 15, 1899. 37. Frau Henriette von Braun, k. u. k. Majorsgattin, Tegetthoffstrafie 34, 1895. 38. Herr Franz Brelich, k. k. Professor, Schillerstrafie 18, 1881. 39. Frau Marie von Britto, Professorsgat., Lendgasse 4, 1885. 40. Frau Cacilie Biidefeldt, Private, Herrengasse 6, 1865. 41. Frau Marie Burmann, Obermullersgat., Burgplatz 2, 1890. C. 42. Herr Josef Cede, Vorstadtkaplan, Magdalenaplatz 1, 1896. 43. Herr Josef Cerjak, Chorvicar, Domplatz 20, 1898. 44. Frau Wilhelmine Baronin von Cirheimb, k. u. k. Oberstensgattin, Sofienplatz 4, 1899. 45. Frau Dr. Therese Codelly, Private, Biirgerstrafie 26, 1899. D. 46. Frau P. Dekleva, Private, Schillerstrafie, 1896. 47. Frau Francisca Delago, Hausbesitzerin, Herrengasse 2, 1860. 48. Frau Therese Dereani, Hausbesitzers- und Scbneidermeistersgattin, Pfarrhofgasse 1, 1899. 49. Frau Filumena Derka, Maschinftih- rersgattin, Domgasse 8, 1899. 50. Frau Cacilia Derniatsch, Pri¬ vate, Theatergasse 8, 1897. 51. Frau Dervvuschek, Baumeisters- gattin, Reiserstrafie 26, 1899. 52. Frau Maria Deutsch, Private, Bancalarigasse 6, 1890. 53. Frau Edle von Diskau, Private, Sulz, 1889. 54. Frau Francisca Dolenc, Parkstrafie 14, 1899. -S- 104 -s- 55. Frau N. Dominkuš, Advocatensgat., Reiserstrafie 13, 1899. 56. Frau Francisca Dorfel, Private, Biirgerstrasse 44, 1889. 57. Frau Emma Drescher, Officialsgat., Tegetthoffstrafie 14,1898. 58. Frau Maria Drexler, Realitatenbesitzerin, Miihlgasse 24, 1874. 59. Frau Marie Duchatsch, Hausbesitzerin, Burggasse 4, 1860. 60. Frau Antonia Dufek, Private, Victringhofgasse 5, 1892. 61. Frau Marie Duma, Backereibesitzerin, Tegetthoff¬ strafie 31, 1899. E. 62. Frau Amalia Eberth, Private, Grabengasse, 1893. 63. Frau Anna Eiehler, Apothekers-Witwe, Schillerstrafie 8, 1870. 64. Fraulein Anna Erjavec, Private, Domplatz, 1897. 65. Frau Louise Exl, Private, Tegetthoffstr. 81, 1899. F. 66. Frau Amalia Falnbiegl, k. u. k. Oberstabsarztensgat., Schillerstr. 12, 1896. 67. Frau Eleonore Faritsch, Private, Franz- Josefsstr. 12, 1897. 68. Frau Therese Fauland, Private, Tegett¬ hoffstrafie 14, 1898. 69. Frau Anna Fehrenbach, Optikersgat., Herrengasse 26, 1899. 70. Frau Antonia Felber, Holzhandlung, Lendgasse 12, 1870. 71. Frau Maria Felber, Kaufmannsgattin, Draugasse 11, 1888. 72. Frau Grafin Ferraris-Occhieppo, k. k. Oberfinanz-Dir.-Gat., Tegetthoffstrafie 49, 1899. 73. Frau Aloisia Ferlinz, Private, Rathhausplatz 8, 1882. 74. Frau Babette Fersch, Hausbesitzerin, Poberscherstr. 9, 1895. 75. Herr Dr. Franz Feuš, Theologie-Professor, Domplatz 19, 1883. 76. Frau Cacilia Fiebiger, Kupferschmiedmeistersgat., Karntnerstrafie 6, 1896. 77. Frau Dr. N. Firbas, k. k. Notarsgat., Reiserstrafie 12, 1899. 78. Frau Ludmilla Fischer, Private, Tegetthoffstrafie 13, 1899. 79. Frau Katharina Forstner, Private, Magdalena -Vorst., 1862. 80. Frau M. Frangesch, Kaufmannsgat., Herrengasse 11, 1891. 81. Frau Dr. Frank, Stadtarztensgattin, Burggasse 2, 1895. 82. Frau A. Franz, Miihlenbesitzersgattin, Mellingerstrafie 19, 1899. 83. Frau Therese Franz, Grofi-Industriellens-Gattin, Mellingerstrafie 19, 1895. 84. Frau Anna Friedel, Private, Schillerstrafie 18, 1883. 85. Frau Rosa Fritsche, Realitaten¬ besitzerin, Fabriksgasse 14, 1890. 86. Frau Amalia Fritz, Haus- besitzerin, Triesterstrafie 9, I880. 87. Frau Anna Fritz, Fleischer- meistersgat., Urbanigasse 6, 1875. 88. Frau Aloisia Fuchs, Brieftragersgat., Domplatz 7, 1899. 89. Frau N. Fuchs, k. u. k. Rittmeistersgat., Elisabethstrafie 5, 1899. 90. Frau Marie Fuhrer, Gastvvirtschaft, Kartschowin, 1898. 91. Frau N. Furche, Wein- hilndlersgat., VVielandgasse 6, 1899. 92. Frau Florentine Futter, Hausbesitzersgat., Ferdinandstrafie 2, 1892. -I- 105 -s- G. 93. Frau Auguste Gaifier, Private, Burgplatz 8, 1880. 94. Frau Christine Edle v. Gariboldi, k. u. k. Generals-Witwe, Biirgerstrafie 14, 1899. 95. Frau Leopoldine von Gatti, Private, Frauengasse 7, 1897. 96. Frau Joseline Gaudot, Private, Tegett- hoffstrasse 3, 1899. 97. Frau Anna Geiger, Private, Domgasse 8, ^ 1884. 98. Frau N. Geissler, Volksschul - Lehrersgat., Biirger- strafie 8, 1899. 99. Fraul. N. Geissler, Private, Schillerstrafie 4, 1881. 100. Frau N. von Geringer, Private, Tegetthoffstrafie 13, 1899. 101. Frau M. Gerth, Lebzelters- und Hausbesitzersgattin, Burggasse 24, 1880. 102. Frau Theresia Giegerl, Kaufmanns- gattin, Karntnerstrafie 10, 1899. 103. Frau Marie Girardis, Private, Herrengasse 54, 1897. 104. Frau Louise Girstmayer, Hausbesitzerin, Victringhofgasse 19, 1884. 105. Frau Marie Glančnik, Advocatens- und Realitatenbesitzers-Gattin, Schiller¬ strafie 29, 1886. 106. Frau A. Glaser, Private, Reiserstrafie 12, 1899. 107. Frau Maria Glaser, Maurermeistersgat., Fabriks- gasse 11, 1899. 108. Frau Marie Goring, Secretarsgat., Tegett¬ hoffstrafie 13, 1899. 109. Frau Francisca Goriupp, Hausbesitzers- gat., Karntnerstrafie 43, 1898. 110. Frau N. Gotz, Brauereibes.- gattin, Tegetthoffstrafie 5, 1899. 111. Frau Flise Gradischnik, Hausbesitzerin, Karntnerstrafie 72, 1896. 112. Frau M. Granitz, Kiirschnersgattin, Herrengasse 6, 1894. 113. Herr Robert Greistorfer, k. k. Hofrath, Prasident des k. k. Kreisgerichtes, Elisabethstrafie 20, 1899. 114. Frau Johanna Grogi, Hausbesitz., Domgasse 2, 1867. 115. Frau Maria Grossinger, Private, Drau- gasse 3, 1897. 116. Frau Betti Gruber, Private, Parkstrafie 12, 1899. 117. Frau R. Gruber, Lederfabrikantensgat., Draugasse 9, 1860. I 18. Frau Marie Grubitseh, Kaufmannsgat., Herreng. 10, 1870. 119. Frau Theresia Gunther, Caffetiers- und Hausbesitzers¬ gattin, Victringhofgasse 29, 1898. 120. Frau Antonia Gyorok, Lederhandlersgattin, Burgplatz 1, 1878. H. » 121. Frau Kath. Haage, k. k. Bezirks-Thierarztensgattin, Wielandplatz 2, 1899» 122. Frau Marie Haas, Buchhaltersgat., Domgasse 7, 1897. 123. Frau Anna Halbich, Private, Nagy- strafie, 1891. 124. Fraulein Magdalena Halbich, Private, Nagy- strafie, 1898. 125. Frau N. Haring, Private, Tegetthoffstrafie 5, 1899. 126. Frau Josefa Hartler, Landesproducten-Handlerin, Tegetthoffstrafie 33, 1899. 127. Frau Anna Hartnagel, Haus¬ besitzerin, Augasse 19, 1881. 128. Frau Anna Hauser, Stations- chefsgat., Tegetthoffstrafie 50, 1899. 129. Frau Emilie Hauser, Realitatenbesitzerin, Kriehubergasse 19, Mellingerhof, 1896. 130. Frau Ida Hausmaninger, Weinhandlersgattin, Tegetthoff- 4 FF 106 strabe 34, 1895. 131. Frau Alexia Havliček, Hausbesitzersgat., Tegetthoffstrabe 81, 1899. 132. Herr Laurentius Herg, Dom- dechant, Domplatz 18, 1881. 133. Frau Katharina Hermann, Fabriksbesitzersgat., Postgasse 5, 1891. 134. Frau N. Hesse, k. k. Professorsgat., Biirgerstrabe 4, 1899. 135. Frau Maria Heumeier, Kleiderhandlung, Hauptplatz, 1879. 136. Frau N. Himmler, Tegetthoffstrabe 65, 1899. 137. Frau Ella Hofmann, Oberstlieutenantsgat., Reišerstrabe 12, 1899. 138. Frau Marie Hoffmann, Lederhandlersgat., Tegetthofstr. 24, 1898. I39. Frau Anna Hoenig, Schulleiterswitwe, Kaiserstrabe 6, 1898. 140. Frau Cacilia Hoidecker, Maschinfuhrersgat., Franz Josefstr. 27, 1895. 141. Frau Ludmilla Holl, Private, Biirgerst. 42, 1899. 142. Frau Barb. Holzer, Baumeisterswitwe, Wielandplatz 2, 1899. 143. Frau Louise Holzer, k. k. Professorsgattin, Casinogasse 6, 1899. 144. Frau Louise Holzer, Private, Wielandplatz 2, 1899. 145. Frau Rosa Horinek, Apothekers- u. Hausbesitzersgat., Hauptplatz 15, 1895. 146. Frau Theresia Horvvath, Schuhmachersgat., Herren- gasse 35, 1895. 147, Herr Jakob Hribernik, Spiritual, Haupt¬ platz 9, 1887. I48. Herr Carl Hribovšek, Domherr, papstlicher Hauspralat, Hauptplatz 9, 1891, 149. Frau Maria Hruza, Agentens- gat., Elisabethstrabe 20, I899. 150. Frau Leopoldine Hudovernik, Beamtenswitwe, Casinogasse 2, 1892. 151. Herr Ludwig Hudovernik, Domvicar, Domplatz 20, 1891. J. 152. Fraul. Anna Janežič, Private, Schillerstrabe 4, 1891. 153. Frau Marie Janschek, Private, Wielandplatz 14, 1899. 154. Frau Marie Jartschitsch, Kleidermacherin, Freihausgasse 3, 1893. 154. Frau Anna Jellek, Realitatenbesitzerin, Tegetthoff¬ strabe 61, 1899. 156. Frau Louise Jentl, Hausbesitzersgattin, Tegetthoffstrabe 7, 1899. I57. Frau Anna von Jettmar, k. k. Finanz-Obercommissarsgat., Burggasse 2, 1890. 158. Frau N. Johannesberg, Private, Tegetthoffstrabe 39, 1899. 159. Frau N. Ivanitsch, Private, Reiserstrabe 13, 1899. K. 160. Frau L. Kankowsky, k. k. Statthaltereirathsgattin, Tegetthoffstrabe 47, 1899. 161. Frau N. Kapun, Gerichtssecretars- gat., Reiserstrabe 15, 1899. 162. Frau Johanna Karnitschnigg, Gerichtsadjunctensgat., Grabengasse 6, 1892. 163. Frau Emilie Kartin, Private, Karntnerstr. 22, I898. 164. Frau Julie Kaufmann, k. u. k. Majorsgat., Tegetthoftstrabe 19, 1899. 165. Herr Jacob Kavčič, Religionsprof., Domplatz 18, 1890. 166. Frau Albertine Kautny, Hausbesitzersgattin, Annagasse 106, 1890. 167. Frau -I- 107 -f~ P* Maria Keifl, Private, Biirgerstrafie 7, 1899. 168. Frau Maria Ketz, Kaufmannsgattin, Victringhofgasse 19, 1895. 169. Frau Maria Kieser, Photographensgat., Schillerstr. 20, 1893. 170. Frau Christine Kiffmann, Hausbesitzerin, Mellingerstrafie 23, 1896. 171. Frau N. Kirchlechner, k. k. Professorsgat., Biirger.str. I0, 1898. 172. Frau Theresia Klammert, Oberconducteursgattin, Wielandplatz 3, 1899. 173. Frau Anna Kleebinder, Private, Biirgerstralše 7, 1899. 174. Frau Leopoldine Kleinschuster, Blumenfabrikantin, Gartengasse 13, 1882. 175. Frau Anna Knauer, Weinbau-Adjunctensgattin, Weinbauschule, 1893. 176. Fraulein Mitzi Kočevar, Private, Elisabethstrafte 19, 1899. 177. Frau M. Kokol, Gerichts - Adjunctensgattin, Btirgerstrafie 26, 1899. 178. Frau Pauline Kokoschinegg, Kaufmannsgat., Tegetthoff- strafie 14, 1890. 179. Frau Aloisia Koller, Kleiderhandlung, Hauptplatz 1, 1893. 180. Frau M. Koller, Private, Burggasse 22, 1893. 181. Frau Johanna Koltsch, Greislerin, Freihausgasse 6, 1895. 182. Frau Marie Koprivnik, Professorsgat., Badlgasse 111, 1898. 183. Frau Francisca Kordon, k. k. Steueramts-Officials- gat., Magdalena-Vorstadt, 1898. 184. Frau N. Koroschetz, Kauf¬ mannsgat., Triesterstrafte 4, 1874. 185. Frau Josefa Koser, Private, Muhlgasse, 1895. 186. Frau Anna Košan, Professors¬ gat., SchillerstrafSe 24, 1889. 187. Frau M. Kossar, Private, Domgasse, 1880. 188. Frau Aloisia Kostjak, Korbflechterei, Domgasse 6, 1898. 189. Frau Antonia Kottnig, Private, Casino- gasse, 1899. 190. Herr Franz Kovačič, Theologie-Professor, Domplatz 18, I898. 191. Frau Theresia Kozovran, Private, Burg¬ gasse, 1890. 192. Herr Franz Xav. Krainz, Kaufmann, Drau- gasse 12, 1878. 193. Frau Marie Krainz, Oberlehrersgat., Tegett- hoffstrafte 14, 1895. 194. Frau Cacilia Kramer, Hausbesitzersgat., Tegetthoffstrafte 21, 1899. 195. Frau Cacilia Kracker, Haus¬ besitzerin, Domplatz 11, 1892. 196. Frau H. Kregar, Tischlers- gat., Herrengasse 25, 1895. -j-. 197. Frau Marie Krenn, Private, Nagystral$e 8, 1899. 198. Frau M. Krenn, Handelsmannsgat., Burgplatz 8, 1896. 199. Frau Maria Krenn, Private, Augasse 12, 1881. 200. Frau Rosa v. Kriesten, Hausbesitzerin, Badlgasse 114, 1890. 201. Herr Dr. Johann Križanič, Domherr, Domplatz 18, 1897. 202. Frau Rosalia Krois, Private, Freihausgasse, 1895. 203. Fraulein Sabine Kutschera, Lehrerin, Domplatz 12, 1893. 204. Frau Emilie Kuster, Realitiitenbesitzersgattin, Tegetthoff- strafte 14, 1897. L. 205. Frau Therese Liichle, Hausbesitzerin, Karntnerstr. 35, I895. 206. Frau Amalia Landvogt, Private, Miihlgasse 22, 1895. 207. Frau Maria Laufer, Gastwirtin, Franz Josefstrafie 38, 1895. 208. Frau Amalia Lavtar, Professorsgat., Schillerstrafte 10, 1885. 209. Frau N. Lebar, k. u. k. Hauptmannsgat., Parkstrafie 14, -I- 108 -&► 1899. 210. Frau Antonia Lehmann, Maschinistensgat., Burg- platz 2, I898. 211. Frau Anna Lenart, Grundbuchsfuhrersgat., Herrengasse 50, 1891. 212. Frau Maria Leyrer, Hausbesitzers- gattin, Schulgasse 4, 1893. 213. Frau Rosa Leyrer, Private, Herrengasse 22, 1895. 214. Frau N. Loffler, Buchhaltersgat., Reiserstrabe 2, 1899. 215. Frau Elise Loschnigg, Private, Magdalena-Vorstadt, 1879. 216. Frau Marie Loschnig, Haus- besitzersgat., Draugasse 13, 1888. 217. Frau Francisca Lucardi, Private, Triesterstr. 2, 1883. 218. Frau N. Lutschonig, k. u. k. Majorsgat., Wielandplatz 9, 1899. M. 219. Frau Katbarina Macher, Hausbesitzerin, Josefigasse 3, I874. 220. Frau Therese Mahoritsch, Hausbesitzerin, Franz Josefsstrabe 10, 1892. 221. Frau Anna Majcen, k. k. Ubungsschul- lehrersgat., Leitersberg-Kartschow., 1890. 222. Herr Josef Majcen, fiirstb. Hofkaplan, Domplatz 19, I888. 223. Frau Anna Mak, Private, Karntner-Vorstadt, 1896. 224. Frau Baronin Emilie von Marenzi, Private, Casinogasse 2, 1860 . 225. Frau Rosa Martschitsch, Private, Magdalena-Vorstadt, 1883. 226. Frau N. Matašič, k. u. k. Hauptmanns- und Hausbesitzersgat., Biirger- strabe 10, 1899. 227. Herr Dr. Martin Matek, Theologie-Prof., Hauptplatz 9, 1890. 228. Frau N. Matek, k. k. Professorsgat., Kaiserstrabe 16, 1898. 229. Frau Johanna Maurhofer, Maschin- fiihrersgat., Franz Josefstrabe 12, 1897. 230. Frau Justine Mayr, Weinhandlersgat., Tegetthoffstrabe 23, I899. 231. Frau Matli. Mayer, Private, Tegetthoffstrabe, 1899. 232. Frau Rosa Mayer, Hausbesitzerin, Victringhofgasse 33, 1891. 233. Herr Dr. Anton Medved, Religions-Professor, Domplatz 18, 1893. 234. Frau Maria Meissel, Sudbahnbeamtensgat, Allerheiligengasse 22,1897. 235. Frau N. Meniš, Kasegrobhandlung, Wielandgasse 12, 1899. 236. Frau Katbarina Merki, Fleischersgat., Miihlgasse 1, 1896. 237. Frau Anna Milositsch, Hausbesitzerin, Draugasse 4, 1883. 238. Herr Dr. Johann Mlakar, Domherr, Biigerstrabe 52, 1879. 239. Frau Marie Morič, Hausbesitzerin, Btirgerstrabe 26, 1899. 240. Frau Maria Moschitsch, Private, Casinogasse, 1898. 241. Frau Johanna Mulle, k. k. Notarswitwe, Hauptplatz 21, 1875. 242. Frau Maria Mulle, Milchhandlung, Grabengasse 6, 1895. 243. Frau Paula Mtiller, Private, Victringhofgasse 2, I890. 244. Frau Josefa Muletz, Stadtrathsbeamtensgattin, Mellinger- strabe 7, 1891. 245. Frau N. Mulletz, Private, Reiserstrabe 8, 1899. 246. Frau M. Murschetz, Hausbesitzersgat., Victringhof¬ gasse 7, 1895. 247. Frau Leopoldine Musek, Hausbesitzersgat., Josefigasse 4, 1897. 248. Frau N. Mvdlil, Gartnersgat., Elisabeth- strabe 5, 1899. •f~ 109 -s- N. 249. Seine Furstbischofl. Gnaden, Dr. Michael Napotnik, Fiirstbischof von Lav., Domplatz 19, 1881 — 1885, 1889. 250. Frau Francisca Nasko, Fabrikantensgat., Victringhofgasse 1, 1869. 251. Frau Marie Nasko, Fabrikantensgat., Biirgerstrabe 26, 1899. 252. Frau A. Nekrepp, Hausbesitzersgat., Schwarzgasse 4, 1895. 253. Frau Karola Edle von Nemethy, geb. Grafin von Scharffen- berg, k. u. k. Feldmarschall-Lieutenants-Gattin, Ferdinandsstr. 2, 1892. 254. Frau Anna Nendl, Private, Biirgerstrabe 26, 1899. 255. Frau Anna Nepolitzki, Baumeisters-Witwe, Karntnerstr. 43, 1896. 256. Frau N. Nestroy, k. u. k. Hauptmannsgat., Biirger- strabe 6, 1899. 257. Frau N. Nodl, Hausbesitzers- und Stadt- rathsgat., Elisabethstrabe 17, 1899. 258. Flerr Anton Novak, Buchbinder, Schillerstrabe I6, 1875. 259. Frau Marie Grafin Nugent auf Flausambacher, Gutsbesitzerin, 1898. O. 260. Frau Josefine Ogriseg, Grobhandlung, Tegetthoff- strabe 7, 1899. 261. Frau Olga Ogriseg, Hausbesitzerin, Wein- baugasse 116, I898. 262. Frau Maria Ohm, Gasthofbesitzersgat., Tegetthofifstrabe 8, 1884. 263. Frau Maria Ornig, Hausbesitzerin, Werkstattenstrabe 22, 1877. 264. Frau Therese Orosel, Advoc,- Gattin, Tegetthofifstrabe 20, 1879. 265. Herr Ignaz Orožen, Dompropst und apost. Protonotar, Domplatz 18, 1867. 266. Frau Ernestine Orthaber, k. k. Finanz-Commissarsgattin, Elisabeth¬ strabe 19, 1899. P. 267. Fraulein Amalie Pachner, Private, Burgplatz I, 1896. 268. FrauTheresia Pachner, Private, Burgplatz 1, 1896. 269. Frau Aloisia Pacholle, Steueramts-Controlors-Gattin, Dammgasse 25, 1896. 270. Herr Dr. Josef Pajek, Domherr, Domplatz 18, 1891. 271. Frau Paltauf, Staatsanwalts-Substitutensgattin, Schiller- strabe 12, 1898. 272. Frau Agnes Passero, Private, Karntner- strabe, 1899. 273. Frau Karoline Paternolli, k. u. k. Oberlieut.- Gattin, Pfarrhofgassg 2, 1898. 274. Frau Anna Payer, Haus¬ besitzerin, Herrengasse und Schulgasse 3, 1860. 275. Frau M. Pelikan, Conditorsgat., Herrengasse 16, 1891. 276. Frau Anna Perger, Private, Biirgerstrabe, I896. 277. Frau Maria Pergler, Wagnermeistersgat., Fabriksgasse 16, I897. 278. Frau Perschak, Damen-Confection, Burggasse 2, 1887. 279. Frau Marie Perz, Private, Tegettboffstrabe 56, 1891. 280. Frau Anna Petuar, Caffetiersgat., Domplatz 5, 1895. 281. Frau N. Petz, Private, Magdalena-Vorstadt, 1874. 282. Frau Anna Pfeifer, Victring- hofgasse, 1888. 283. Frau Bertha Pfrimer, Weingrobhandlers- gattin, Tegethoffstrafie 45, 1899. 284. Frau Frieda Pfrimer, Weingrofihandlersgat., Wielandplatz 5, 1899. 285. Frau Kath. Pfrimer, Private, Tegetthoffstrafie 45, 1899. 286. Frau Paula Pfrimer, Weingrofihandlersgat., Wielandplatz 5, 1899. 287. Frau Anna Pichler, Private, Victringhofgasse 7, 1898. 288. Frau Fransisca Pichler, Hausbesitzersgat., Karntnerstrafie 1 18, 1893. 289. Frau Marie Pichler, Flausbesitzersgat., Victringhofgasse 7, 1883. 290. Frau Ottilie Pichler, Private, Fabriksgasse 9, 1890. 291. Frau Adele Pickel, Betonwaren-Fabrikantensgattin, Theater- gasse 11, I897. 292. Frau N. Pirch, Schlossermeistersgat., Burg- gasse, I873. 293. Frau Anna Pirchan, Kaufmannsgat., Schiller- strafie 16, 1899. 294. Frau Caroline Pirchan, Kaufmannswitwe, Herrengasse 20, 1868. 295. Frau Charl. Platzer, Papierhandlung, Herrengasse 3, I887. 296. Frau Uršula Plavetz, Hausbesitzerin, Allerheiligengasse 8, I896. 297. Frani. Babette Ploder, Private, Tegetthoffstrafie, 1898. 298. FrauEleonore Podkraischeg, Steuer- einnehmers-Witwe, Karntnerstrafie 54, 1874. 299. Frau Johanna Pokorn, k. k. Professorsgat., Elisabethstrafie 19, 1898. 300. Frau Maria Potočnik, Doctorswitwe, Domgasse 7, 1896. 301. Frau N. Pratto, Private, Reiserstrafie 6, 1899. 302. Frau Caroline Priol, Private, Victringhofgasse 9, 1898. 303. Frau Maria Prstič, Private, Tegetthoffstrafie 3, 1899. 304. Frau Josefa Pucher, Handelsmannsgat., Sackgasse 6, 1897. 305. Frau Josefa Pucher, Private, Fabriksgasse 21, 1881. 306. Frau Karoline Pugl, Wein- grofihandlersgat., Sophienplatz 3, 1899. Q. 307. Frau Amalie Quandest, gasse 4, 1873. R. Kaufmannsgattin, Herren- 308. Frau K. Rabiček, k. u. k. Generalstabsarztens-Witwe, Herrengasse 48, 1897. 309. Frau Francisca Račk, Med.-Doctors- und Realitatenbesitzers-Gattin, Postgasse 8, 1885. 3I0. Frau Amalia Radey, k. k. Notarsgattin, Tegetthoffstrafie 14, 1896. 311. Frau E. Rainer von Harbach, k. k. Bezirks-Conunissars- Gattin, Herrengasse 54, 1897. 312. Frau Katharina Rakovec, Siidbahnbeamtensgat., Tegetthoffstrafie 14, 1891. 313. Frau Elise Rauch, Private, Herrengasse 16, 1899. 314. Frau Albertine Raunicher, Private, Tegetthoffstrafie 81, 1899. 315. Frau Therese Razdošek, Private, Mellingerstrafie, 1899. 316. Frau Rosalia Reiber, Private, Victringhofgasse, 1895. 317. Frau N. von Reichenberg, k. u. k. Hauptmannswitwe, Btirgerstrafie 14, 1899. 318. Frau N. Reidinger, k. k. Notarsgat., Elisabethstrafie 9, 1899. 319. Frau Helene Reismann, Fleischermeistersgat., Schlacht- hausgasse 6, 1895. 320. Frau Maria Reisp, Lederverschleiss, Karntnerstrafie 9, 1893. 321. Frau Maria Reisp, Friseursgat., Franz Josefsstrafie 7, 1898. 322. Frau Maria Repnik, Gasthof- besitzersgat., Victringhofgasse, 27, 1869. 323. Frau Magdalena Reschmann, Hausbesitzersgat., Blumengasse 52, 1891. 324. Frau Maria Riefi, Hausbesitzerin, Karntnerstrafie 64, 1895. 325. Frau Therese Robitsch, Hausbesitzerin, Triesterstrafie 10, 1892. 326. Frau Gisella Rohrer-Werner, Private, Parkstrafie 14, 1899. 327. Frau Anna Rossmann, Weingrofihandlung, Sophienplatz 3, I899, 328. Herr Thomas Rožanc, Ehrendomherr, Magdalena- platz 1, 1893. 329. Frau Clara Ruhri, Stadtrathbeamtensgat., Schmiderergasse I3, 1860 . 330. Frau Maria Rupnik, Haus¬ besitzerin, Franz Josefsstrafie 11, 1894. 331. Frau M. Rupprich, Caffetiersgat., Herrengasse 21, 1894. S. 332. Frau Anna Salzer, Tischlermeistersgat., Grabengasse 4, 1896. 333. Frau M. Sandermann, Bahnbeamtensgat., Nagy- strafie 9, 1899. 334. Frau Friederika Sarlay, Private, Tegetthoff- strafte 60, 1899. 335. Fraul. Mariana v. Sauer, Lehrerin, Kaiser- strafie 14, 1898. 336. Frau Maria Savernig, Bahnschlossers- gattin, Miihlgasse 5, 1893. 337. Frau Wilhelmine Sedlatschek, Lehrersgat., Hauptplatz 7, 1882. 338. Frau Adele Baronin von Seenuss, k. u. k. Oberst-Lieutenantsgattin, Annastrafie 107, 1896. 339. Frau Johanna Seidl, Private, Wielandplatz 3, 1899. 340. Frau R. Seiler, Goldarbeitersgat., Herrengasse 3, 1889. 341. Frau N, Sernec, Rechtsanwaltsgat., Kaiserstrafie 4, 1886. 342. Frau Theresia Serpp, Private, Tegetthoffstrafie, 1894. 343. Frau Antonie Simon, Private, Tegetthoffstrafie 21, 1882. 344. Herr Franz Simonič, Domkaplan, Domplatz 20, 1894. 345. Frau N. Sirak, Kunstschlossersgat., Karntnerstr. 37, 1891. 346. Frau Marie Sketh, Btirgerschullehrers-Witwe, Blirgerstr. 8, 1899. 347. Frau Adele Škoflek, Sparcasse-Cassiers-Gattin, Schillerstrafie 4, 1889. 348. F>au Theresia Skrajner, Babn- beamtensgattin, Herrengasse 50, 1887. 349. Fraulein Agnes Slatinšek, Private, Ratzerhof, 1897. 350. Frau Theresia Sodin, Schneidermeistersgat., Pfarrhofgasse 9, 1891. 351. Frau Adele Sommer, Oberconducteurs-Gattin, Mellingerstrafie 8, 1894. 352. Frau Julie Soss, Handelmannsgat., Tegetthofistr. 9, 1899. 353. Frau Maria Spaček, kais. Rathswitwe, Tegetthoffstrafie 61, 1891. 354. F'raulein Amalia Stachel, Hausbesitzerin, Karntner¬ strafie 7, 1892. 355. Frau Josefa Stauder, Hausbesitzerin, Ufer- strafie, 1862. 356. Frau N. Staudinger, Hausbesitzersgattin, Wielandgasse 6, 1899. 357. Frau Kliše Starkel, Kaufmannsgat., Postgasse 8, 1890. 358. Herr Peter Štefan, Vorstadtkaplan, Magdalenaplatz I, I894. 359. Frau Rosa Steinko, k. k. Ober- ingenieursgat., Tegetthoffstrafie 13, 1899. 360. Frau N. Stelzer, 112-S- Oberconducteursgattin, Tegetthoffstrafie 63, 1899. 361. Fran Anna Štern, Hausbesitzersgat., Augasse 6, I897. 362. Frau Juliana Štern, Private, Fabriksgasse, I876. 363. Frau J. Stettinger, k. k. Finanzrathsgat., Parkstr. 16, 1899. 364. Frau Antonie Stoger, Med.-Doctors-Witwe, Schillerstrafie 10, 1896. 365. Herr Matthaus Strakel, Chorvicar, Domplatz 20, 1894. 366. Frau Christine Stranz, Maschinfiihrersgattin, Franz Josefsstrafie 14, 1895. 367. Frau Antonia Straschill, Holzhandlung, Uferstrafie 2, 1897. 368. Frau Francisca Straschill, Hausbesitzerin, Lendplatz 5,1860. 369. Frau Julie Stricker, k. u. k. Hauptmannsgat., Kaiserstrafie 8, 1899. 370. Frau Francisca Swaty, Hausbesitzersgat., Domgasse 5, 1887. 371. Frau Pauline Swoboda, Ingenieurswitwe, Pfarrhof- gasse 3, 1899. 372. Frau Johanna Schappl, Caffetiersgattin, Tegetthoffstrafie 46, 1891. 373. Frau N. Scharer, Hausbesitzers- gattin, Wielandplatz 4, 1899. 374. Frau Marie Scheikl, Ober- Ingenieursgattin, Schulgasse 5, 1880. 375. Frau Marie Scherag, Fleischersgat,, Tegetthoffstrafie 24, 1897. 376. Frau Theresia Schescherko, Flausbesitzerin, Mtihlgasse 8, 1885. 377. Frau Anna Schicker, Private, Parkstrafie 12, 1899. 378. Fraul. Marie Schmiderer, Private, Karntnerstr. 15, I892. 379. Frau Helena Schiffrer, Private, Parkstrafie 16, 1899. 380. Frau Luzia Schifko, Beamtensgattin, Tegetthoffstrafie 44, I899. 381. Frau Marie Schifko, Comptoiristensgat., Reiserstrafie 15, 1899. 382. Frau Cornelia Schlesinger, Kaufmannsgat., Biirgerstrafie 10, I899. 383. Frau Francisca Schmiderer, Vicebiirgermeisters- und Realitatenbesitzersgattin, Karntnerstrafie 36, I885. 384. Frau Maria Schmidi, Hausbesitzersgattin, Karntnerstrafie I8, 1869. 385. Frau N. Schmidi, Private, Domgasse 4, 1880. 386. Frau Josefa Schmidt, Private, Magdalena-Vorstadt, 1880. 387. Frau Maria Schnutt, Private, Magdalena-Vorstadt, 1892. 388. Frau Johanna Schosteritsch, Hausbesitzersgat., Mtihlgasse 13, 1887. 389. Frau Schram Martina, k. u. k. Lieutenantsgat., Biirger- strafie 46, 1898. 390. Frau Lina Schrainke, Private, Biirger- strafie 7, 1899. 391. Frau Olga Schreiner, k. k. Directorsgat., Biirgerstrafie 43, 1891. 392. Frau Caroline von Schroft, k. u. k. Feldmarschall-Lieut.-Gattin, Theatergasse 17, 1891. 393. Frau Louise Schrottenbach, Forsterswitwe, BtirgerstraBe 48, 1890. 394. Frau Bertha Schunko, Private, Robwein, 1898. 395. Frau Katharina Schweizer, Hausbesitzerin, Mellingerstrafie 16, 1891. 396. Frau Marie Schwerer, Private, Parkstrafie 12, 1899. T. 397. Frau Julie Taborsky, Apothekers- und Hausbesitzers- Gattin, Hauptplatz 5, 1897. 398. Herr Jacob Tajek, k. u. k. Militarkaplan, Biirgerstrafie 52, I895. 399. Frau Antonia Talakerer, k. k. Obgeometersgat., Pfarrhofgasse 7, 1896. 400. Frau Anna Temmerl, Private, Parkstrafie 12, 1899. 401. Frau N. Baronin Teuchert-Kaufmann Edle von Traunsteinburg, k. u. k. Haupt- manns-Gattin, Wielandplatz 4,1898. 402. Frau Pauline Thalmann, Med.-Doctorsgattin, Victringhofgasse 1, 1897. 403. Frau Grafin Gabriela Thun-Hohenstein, k. u. k. Rittmeistersgat., Karntner- strafie 40, 1899. 404. Frau N. Thurn, Weingrofihandlung, Reiserstrafie 6, 1899. 405. FrauTheresia Tisso, Gasthofbesitzers- gattin, Burgplatz 8, 1877. 406. Frau Elise Treffer, k, k. Ad- junctensgattin, Franz Josefsstrafie 30, 1892. 407. Frau Anna Trethahn, Hausbesitzerin, Schulgasse 5, 1878. 408. Frau Helene Tscheligi, Brauereibesitzers - Gattin, Schillerstrafie 29, 1894. 409. Frau Maria Tscheligi, Hausbesitzerin, Karntnerstrafie 2, 1860. 410. Frau Theresia Tscherne, Fleischersgattin, Fabriks- gasse 18, 1890. 411. Frau Helene Tschernitschek, Realitaten- besitzerin, Theatergasse 11, 1879. U. 412. Frau N. Ulaga, Kaufmannsgat., Tegetthoffstrafie 21, 1899. 413. Frau Anna Ullaga, Private, Victringhofgasse 25, 1898. 414. Frau Baronin Unterrichter von Rechtenthal, k. u. k. Oberst-Lieutenantsgattin, Elisabethstrafie 9, 1899. V. 415. Frau Antonie Valaster, Private, Lendgasse, 1893. 416. Frau Gisela Vidor, Buchhaltersgat., Biirgerstrafie 26, 1899. 417. Frau Magdalena Vilberth, Gasanstalts-Directorsgattin, Dammgasse 3, 1892. 418. Frau Juliana Vogel, Hausbesitzerin, Allerheiligengasse 3, 1894. 419. Frau Emina Voregger, k. k. Professorsgattin, Tegetthoffstrafie 13, 1897. 420. Frau Paula Vovšek, Gerichtsrathsgat., Schillerstrafie 22, 1894. 421. Herr Johann Vreže, Religionsprofessor, Biirgerstrafie 52, 1892. W. 422. Frau N. Wagrandl, Glashandlung, Postgasse 8, 1875. 423. Frau Marie Wqblheger, Hausbesitzersgat., Tegetthoffstr. 42, 1891. 424. Frau Johanna Wallner, Volksschullehrers-Witwe, Biirgerstrafie 8, 1899. 425. Frau Maria Walzl, Spezereihandlung, Draugasse 8, 1893. 426. Frau J. Wambrechtsamer, Gastwirth- schaft, Victringhofgasse 12, 1898. 427. Frau N. Weigert, Kauf¬ mannsgat., Tegetthoffstrafie 13, 1899. 428. Frau M. Weiss, Private, Burggasse 20, 1896. 429. Frau Theresia Weifi, Private, Burg¬ platz 6, 1882. 430. Frau Maria Weltzebach, Private, Augasse 15, 1879. 431. Frau josefa Welzebach, Private, Nagystrafie 8, 1899. 432. Frau Louise Werhonik, Schmiedmeistersgat., Burggasse 26, 8 f- 114~£~ 1898. 433. Frau Marie Wesiag, Private, Karntnerstrafie 46, 1887. 434. Frau Emilie Wessely, Private, Josefsstrafie 19, 1879. 435. Frau Theresia Wiesthaler, Hotelbesitzerin, Tegetthoff- strafie 25, 1899. 436. Frau N. Winterhalter, Handelsgeschaft, Biirgerstrafie 7, 1899. 437. Frau Therese Wirth, Directorsgat., Theatergasse 17, 1898. 438. Frau N. Witlaczil, Private, Burg- platz 4, 1899. 439. Frau Maria Wogerer, Hausbesitzerin, Burg- gasse 9, 1897. 440. Frau Ludmilla Wogrinetz, Schuhmacher- meistersgat., Burggasse 24, 1897. 441. Frau Bertha Wokaun, k. k. Beamtensgat., Reiserstrafie 2, 1899. 442. Frau Flise Wolf, Plausbesitzersgat., Blumengasse 10, 1891. 443. Frau Josefine Wolf, Siidb.-Controlorsgattin, Reiserstrafie 12, 1899. 444. Frau Rosa Wolf, Telegrafen-Controlorsgattin, Reiserstrafie 8, 1890. 445. Frau Francisca Wolfling, Private, Flerrengasse 28, 1861. 446. Frau Leopoldine Wolfram, Pharmaceutensgat., Herren- gasse 33, 1895 . 447. Frau Maria Woss, Private, Muhlgasse 21, 1883. 448. Frau N. Wurtemberg, Private, Franz Josefsstrafie, 1894. 449. Frau Theresia Wurzer, Hausbesitzers- und Fleischers- Gattin, Herrengasse, 1883. Z. 450. Herr Johann Zaff, Privat, Schlachthausgasse, 1888. 451. Frau Urs. Zalaudek, Thierarztensgat., Domplatz 13, 1893. 452. Plerrjosef Zidanšek, Theologie-Professor, Biirgerstrafie 52, 1885. 453. Frau Maria Zinnauer, Backermeistersgat., Domgasse 1, 1890. 454. Frau M. Zinthauer, Private, Herrengase, 1894. 455. Frau Therese Zollenstein, Schuhmachermeistersgat., Burg¬ gasse I2, 1899. 456. Frau Amalie Zwettler, Private, Dom¬ platz 11, I893. 457. Frau Johanna Zvvielack, Private, Exercier- platz 1, 1899. Nachtrag. Wahrend der Drucklegung sind beigetreten: 458. Frau Vera Bezjak, k. k. Professorsgattin, Badlstrafie 113, April 1900. 459. Herr Alois Čižek, provis. Religionslehrer, Dom¬ platz 20, April 1900. 460. Frau Amalie Faleskini, Private, Burg¬ gasse 31, April 1900. 461. Herr Anton Korošec, Studienprafect, Biirgerstrasse 52, April 1900. 462. Herr Johann Markošek, Chor- vicar, Domplatz 20, April 1900. 463. Frau Marie Neger, Fabri- kantensgattin, Burggasse 29, April 1900. Frau Maria Preschern, Handelsmannsgattin, Domgasse 1, April 1900. 465. Frau Klara Rem, Casinogasse 6, April 1900. 466. Frau Maria Schalamun, Private, Casinogasse 6, April 1900. 467. Frau Amalie Schwaig- hofer, k. k. Professorsgattin, Schillerstrasse 14, April 1900. 468. Hochvvohlg. Frau Thekla Freiin von Teuchert-Kaufmann, Edle von Traunsteinburg, geb. Baronesse von Bernhard, k. u. k. Oberlieutenantsgattin, Vordernberg, Villa Elsa, April 1900, |v» -I- 115 -|* 469. Frau Filumena Tratnik, Giirtlersgattin, Domgasse 3, April 1900. 470. Frau Rosa Wismanitsch, Private, Domgasse 5, April 1900. Die Einnahmen des katholischen Frauen-Vereines betru- gen in den abgelaufenen 40 Jahren durchschnittlich 4000 K per Jahr und setzten sich dieselben theils aus den Jahresbei- tragen der Vereinsmitglieder, theils aus Geschenken, Legaten, theils auch aus den Zinsen des Stammkapitales zusammen, welches nur in aufterst dringenden Fallen angegriffen wurde. Besonders gesegnet waren die von Vereins-Frauen ver- anstalteten Sammlungen fiir die den Waisenkindern und an- deren besonders durftigen Madchen zu verabreichenden Weih- nachtsgeschenke, die aus warmen Winterkleidern und fester Beschuhung bestanden. Wenn man diese reichlichen Christgeschenke zu den jahrlichen regelmafiigen Almosen, welcbe fiir Kranke, Arme und zumal fiir verlassene Waisenmadchen verwendet wurden, hinzurechnet, dann darf man mit dankbarem Aufblicke zum Himmel sagen, dab durch die wohlthatigen Hande der frommen Vereins-Frauen im Zeitraume der verwichenen 40 Jahre an 240.000 K den armen Nothleidenden um Christi des barmher- zigen Samaritans willen sind zugefiihrt worden. So haben die edlen Vereins-FVauen gar manchen Armen in ihrer Verlassenheit Hilfe gebracht, und haben dieselben das Lob verdient, welches der gottliche Heiland den Barmherzigen spendet, indetn er spricht: »Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.« (Matth. 5, 7). 8 * -S- 116 -š- Zum Absehied. Alban Stolz erzahlt in seinem »Leben des heiligen Vin- cenz von Paul«, Freiburg 1878, S. 40 Folgendes: »Im Schwarzwalde, im Grofiherzogthume Baden, starben arme Eheleute schnell nach einander mit Hinterlassung von sieben Kindern. Das alteste war erst 8 Jahre alt. Bei der Be- erdigung der Mutter, welche nach dem Vater starb, stellte der Pfarrer ftinf der Waisen um das offene Grab und hielt eine Predigt, worin er besonders nachdrucklich den Ausspruch des Heilandes einpragte: »Wer eines dieser Kleinen aufnimmt, der nimmt mich auf«, und bat eindringlich die Anwesenden, sich dieser verlassenen Waisen zu erbarmen. Aus Liebe zu Gott wurden dann auch alle sieben Kinder von frommen Leuten iibernommen. Zwei Eheleute nahmen das Waisenkind, welches kaum zwei Jahre alt war, und es blieb 15 Jahre bis zum Tod der Pflegeeltern bei denselben. Nach dem Tode des Mannes wurde auch bald die Frau krank. Da keine Aussicht mehr war zum Gesundwerden, fragte einmal der Pfarrer beim Besuch der Kranken, wie sie meine, dafi es ihr nach dem Tode gehen werde. Da sagte die Frau: »Ich habe meine ledigen Jahre rein und keusch durchlebt, meine Kinder christlich erzogen, bin meistens taglich in die Kirche gegangen, habe des Jahres mehrmals die heiligen Sacramente empfangen, den Rosenkranz fast alle Tage gebetet — und doch schaudert mich der Ge- danke an den Tod, besonders wenn ich an die Verantwortung denke, welche ich geben mufi iiber 73 lange Jahre, liber Ge- danken, Worte und Werke. Nur Eines ist es, was mich noch trostet, namlich ein Blick auf das Madchen, welches ich mit meinem Mann in’s Haus genommen und welches wir so gut als moglich erzogen haben. Habe ich den Heiland in diesem Kind aufgenommen in unser Haus, so wird er mich auch auf- nehmen in sein Haus, in den Himmel.« So hat das gute Weib gesprochen, und so wird’s auch gegangen sein, als die Seele abgeschieden ist.« Ja wohl, selig sind die Barmherzigen, denn sie werden beim gerechten und barmherzigen Richter Barmherzigkeit er- langen. Inhalts-Verzeiehnis. Seite Kirchliche Approbation.V. Auctoritative Wurdigung der christlichen Werke der Barmherzigkeit des heil. Vincenz von Paul.VI. Weihe und Widmung VII. § 1. Einleitendes iiber die Nothwendigkeit der christlichen Nachsten- liebe. 1 § 2. Der heilige Vincenz von Paul. 2 § 3. Der heilige Vincenz in der Sklaverei . . 3 § 4. Der hi. Vincenz wird an seinem guten Rufe gemartert ... 4 § 5. Vincenz wird aus christlichem Erbarmen Galeerenstrafling . . 5 § 6. Vincenz griindet den katholischen Frauen-Verein der werktha- tigen christlichen Liebe. 6 § 7. Erklarung des Bildes, auf welchem der hi. Vincenz mit einem kleinen Kinde auf dem Arme durch die Gassen der Stadt schrei- tend, dargestellt wird 8 § 8. Seliger Tod des heiligen Vincenz.10 § 9. Der »Rbmisch-katholische Frauen-Verein der vverkthatigen christ¬ lichen Liebe« zu Graz.11 § 10. Grtindung des »Katholischen Frauen-Vereines« in Marburg . 12 §11. Bereitwillige Aufnahme des oberhirtlichen Einladungs-Schreibens 15 §12. Ansprache des Furstbischofes Anton Martin bei der constituie- renden Versammlung des Katholischen Frauen-Vereines von Mar¬ burg in der fiirstbischOflichen Residenz zu Marburg am 9. April, Ostermontag 1860 15 § 13. Wahl der ersten Vereins-Vorstehung .18 § 14. Anzeige der Errichtung eines Katholischen Frauen-Vereines der thatigen Nachstenliebe zu Marburg an das hohe Prasidium der k. k. Statthalterei zu Graz 18 § 15. Rescript des hohen k. k. Statthalterei - Prasidiums ddo. Graz 15. Mai 1860 19 §16. Ansprache des Furstbischofes Anton Martin bei der Christbaum- Feier des Katholischen Frauen-Vereines im Jahre 1860 ... 20 § 17. Ansprache des hochwurdigsten Oberhirten Anton Martin im Friihjahre 1861, nach dem Ablaufe des ersten Vereinsjahres . . 21 §18. Erster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis des Katholischen Frauen-Vereines der vverkthatigen Nachstenliebe in Marburg vom l. April 1861.22 § 19. Zweiter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 1. April 1862 24 § 20. Dritter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 1. April 1863 27 § 21. Vierter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1864 28 § 22. Fttnfter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1865 29 § 23. Einleitende Schritte zur Berufung der Schulschwestern ... 29 § 24. Verhandlungen zwischen dem ftlrstbischOfl. Ordinariate und der k. k. Statthalterei.30 § 25. Eine neue Proposition des Vereins-Consulenten.30 -§- 118 -S- Seite § 26. Beftirvvortung der Proposition des Vereins - Consulenten durch das fb. Ordinariat .31 § 27. Gunstige Erledigung der gemachten Proposition .... 31 § 28. Sechster Jahres- Bericht und Rechnungs - Ausweis vom 1. April 1866 32 § 29. Siebenter Jahres-Bericht vom 1. April 1867 . 32 § 30. Achter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 1. April 1868 33 § 31. Neunter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1869 33 § 32. Zehnter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 21. Juni 1871 33 § 33. Eilfter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 1. Juli 1872 35 § 34. Zvvblfter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom I.Juni 1873 36 § 35. Der dreizehnte, vierzelinte, fiinfzehnte und sechzehnte Jahres- Bericht und Rechnungs-Ausweis . . ....... 37 § 36. Siebzehnter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 10. April 1880 .. . . 37 § 37. Achtzehnter Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 25. April 1881 . . . .... 39 § 38. Einundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 19. April 1883 .. . . . . 39 § 39. Z\veiundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 18. April 1885 ilber die Geschaftsjahre 1883 und 1884 .... 40 § 40. Dreiundzwanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 29. April 1886 40 §41. Vierundzvvangzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 27. April 1887 . 41 § 42. Ftinfundzvvanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 10. April 1888 .... 41 § 43. Sechsundzvvanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1889 . .41 § 44. Siebenundzvvanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1890 " . ... . . . . .42 § 45. Ansprache des Hochvviirdigsten Herrn Vereins-Protec.tors, FUrst- bischofes Michael am 22. December 1889 ... .... 44 § 46. Ansprache des Hochvviirdigsten Herrn Vereins-Protectors, Fiirst- bischofes Michael am 21. December 1890 . 47 § 47. Achtundzvvanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1891 ... . . . ....... 52 § 48. Neunundzvvanzigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1892 . 52 § 49. Dreiliigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1893 .... 52 § 50. Einunddreiftigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 1. April 1894 . 53 § 51. Der jahe Hintritt des Vereins-Consulenten, Pralaten Franz Kosar 55 § 52. Trauerrede auf den hochvviiidigen Herrn Domdechant Franz Kosar. . . .56 § 53. Die General-Versammlung vom 10. December 1894 .... 60 § 54. Hintritt der Ehrenprasidentin Frau Katharina Pachner ... 66 § 55. Dreiunddreifiigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 1. April 1896 . .... 68 § 56. Vierunddreifiigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausvveis vom 2. April 1897 .. .... 68 § 57. Revision der Statuten des »Katholischen Frauen-Vereines vom heiligen Vincenz von Paul« und die von Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. fur diesen Verein bevvilligten Ablasse.70 § 58. Vereinsgebet zu Jesus, dem Gekreuzigten, um die vvahre Nach- stenliebe.73 -S- 119 -t- Sdle § 59. Kirchengebet zu Ehren des hi. Vincenz von Paul, des Schutz- patrones des Katholischen Frauen-Vereines. 8 60. Funfunddreifiigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 2. April 1898 .. § 61. Sechsunddreifiigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis vom 2. April 1899 . .... § 62. Ehrung der Vereins-Vorsteherin Frau Francisca Scherbaum durch eine AUerhOchste Begnadigung .. § 63. Ansprache des Herrn Statthaltereirathes Franz Kankowsky bei der Uberreichung des Elisabeth-Ordens II. Classe an Frau Fran¬ cisca Scherbaum, Vorsteherin des Katholischen Frauen -Vereines von Marburg. . . . .... § 64. Urkunde, betreffend die Verleihung des Elisabeth-Ordens II. Classe an Frau Francisca Scherbaum, Vorsteherin des Katholischen Frauen-Vereines in Marburg. § 65. Begluckwtinschung der decorierten Vereins-Vorsteherin durch den Vereins-Consulenten. » § 66. Ehrung des Katholischen Frauen-Vereines und seiner Vorsteherin durch den Hochwiirdigsten Ftirstbischofl. Protector desselben § 67. Das Fahnenweihe-Fest des Katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen Nachstenliebe in Marburg, den 11. Mai 1899 § 68. Die Christbaum-Feier des Katholischen Frauen-Vereines am 21. December 1899 . . § 69. Siebenunddreifiigster Jahres-Bericht und Rechnungs-Ausweis des katholischen Frauen-Vereines der werkthatigen Nachstenliebe in Marburg .. . ... § 70. Der gegenwartige Stand der Mitglieder mit namentlicher An- fiihrung derselben. Summe der vom Vereine gespendeten Almosen Zum Abschied . Inhalts-Verzeichnis. 73 74 74 77 78 80 80 82 84 97 98 102 116 117 NARODNA IX UNIVERZITETNA KNJIŽNICA 00000512988 »♦ 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 ♦ 4 ♦ 4 * 4 * 4 * 4 * 4 ♦ 4 ♦ 4» j»'j«j ®t : & j*:«:**: k' j #* ‘*i»vfc t m* ®* ® ♦ » ♦ ®t ® t »v^v* x ♦ # ♦ 4* * 4f * 4t * 4f 4 4f ♦ 4+4+4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 Wj*v* t ®* ® t * t * t « r»t »'ji»i'v m t&+'&+ >*m*4«4*4+4*4*4*4*4+4*4*4*4+4 i * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 ♦ 4 * 4 * 4 * <* * 4 * 4 * 4 * * ♦ 4» ► 4 4 ♦ 4 * 4 * 4 ♦ tlt * 4t * tlt ^ 4 * t$t * 4 ♦ tlt * tlt * tlt * tl t*4* 4 * 4 * 4 *4* 4 * 4 * 4 * 4 * tlt * tlt * t$t * 4 * tl ; ,:• 4 4 4t * 4t * 4t * 4 ♦ 4f * 4f*4f* 4 * 4 * 4 * * * 4f * 4 ► 4 #• 4- <$> 4 flt ♦ 4t ♦ #► 4 flt 4 flt ♦ 4t + tlt ♦ 4t * 4> 4 flt ♦ 4> 4 # »♦& j g j 14 j || j II j II j II j || ♦ || * || j 4*®* ► 4 4 4 4 4 4 4 4* 4 flt 4 flt ♦ 4* + 4 4 f|> 4 4 * 4 * 4*4 44s ► 4 -4+ 4 4 * 4t 4 4> 4 fif 4 4t ♦ 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 • 4 # 4 f|t 4 4 4f|t 4 f|t 4 f|t 4 f| t 4 f| t 4 f| t 4 f$f 4 f| t 4 f$f 4 f| t 4 f| ®'t®i®l®t®Z®t®*®*®t®*®*®*®*®i* • 4 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 * 4 4 4 * t$t ♦ t$t * 4 ♦ t$t ♦ t| .,;:. f^t 4 4 4 f|t 4 f|t 4 f|t 4 f| t 4 f| t 4 f|t 4 f| t 4 f$f 4 f| t 4 f| t 4 f| t 4 f| ■ 4 'Mi 4 f|t 4 f|t 4 4 4 4 4 f|t 4 f$f 4 f$f 4 f|t 4 f|f 4 f|f 4 f|> 4 f|f 4 f|i *£*X*t®t*b*t*l*& ■ 4 #|t 4 4 > 4 <§>• 4 4 > 4 4 ♦ flt ♦ 4 ♦ 4 f|t 4 4 * 4 * 4 ♦ 4* ♦ 4« IIJII t ^ t ® 1 ^ t ^ J ^ ^ t ® t ®* ®*® * ®*® + 4 ♦ 4 * 4 * 4 * tlt * 4t ♦ tlt * tlt •*• m * 4 * tlt ♦ tlt * tlt * 4 4 f^t 4 4t * t^t ^ 4t 4 t$t * 4 ♦ 4t * t|t ♦ ts^t * tsjjt * 4 4 tst 4 t|t 4 4i ^ *+ il t ® f ® *®* ® 1 ® t ® t ^ t ® *®*