Eme Feier der Industrie M Nkiumirktl in Obe r krni n. I8SS. Eine Feier der Industrie iu Ueiimnrktl in Oberkrain. 1899. Buchdruckerei von Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg. ^ie Samstag den 11. Februar erfolgte Über¬ reichung der den Großindustriellen Andre Gassner und Karl Mally verliehenen Ritterkreuze des Franz Josef-Ordens gestaltete sich zu einer Feier der Industrie, wie sie in Zeiten als die heutige, wo nationale, sociale und politische Gegensätze heftiger denn je aneinander prallen, immer seltener Vor¬ kommen. Dies, dann die Eigenart der Schöpfung und Entwickelung der Unternehmungen, welchen die beiden Herren angehören, im Zusammenhänge mit der vieljährigen und regen Thätigkeit der beiden Ausgezeichneten rechtfertigen es, die Berichterstattung ausführlicher, als dies in derlei Fällen üblich, zu halten. Als Ort der Überreichung der Orden wurde der Saal im Gasthofe «Radetzky» gewählt, in welchem sich um 3 Uhr nachmittags Bezirkshaupt¬ mann Dr. M. Gstetteu Hofer, die Vorstände der Behörden Neumarktls, mehrere Beamte von Krain- burg, Abgeordnete von Laibach, Industrielle des Bezirkes, Vertreter der Gemeinde rc. einfanden. Die beiden Ausgezeichneten erschienen mit ihren Frauen und allen Kindern. Bezirkshauptmann Dr.M. Gstettenhofer hielt folgende Ansprache: «Es gereicht nur zu ganz besonderem Ver¬ gnügen, heute der Übermittler zweier Auszeichnungen zu sein, welche Se. k. u. k. Apostolische Majestät unser allergnädigster Kaiser den Herren Großindustriellen Andre Gassner und Karl Mally verliehen hat. 4 Durch diese Verleihung hoher Ordensauszeich¬ nungen an die genannten Herren Industriellen wurde nebst der persönlichen Ehrung von Aller¬ höchster Seite die Bedeutung der Industrie für den Staat und das Gemeinwesen anerkannt, und wurden eben jene Persönlichkeiten ausgezeichnet, welche an dem Gedeihen und Emporblühen der Industrie wesentlichen Antheil haben. Sowie überhaupt jeder Staat, so ist auch Österreich sehr auf die Entwickelung der Industrie angewiesen, um all den Anforderungen, welche von allen Seiten an den Staat gestellt werden, zu ent¬ sprechen. Wir sehen allerorts einen regen Wettstreit auf industriellem Gebiete. Österreich kann nicht zurückbleiben, es muss vielmehr trachten, mit anderen Staaten gleichen Schritt zu halten. Jene Männer nun, die ihre Kräfte und ihre reichen Erfahrungen in den Dienst der Arbeit zur Begründung und Entwickelung gro߬ industrieller Unternehmungen gestellt haben, verdienen darum gewiss die höchste Anerkennung. Durch außerordentliche Thatkraft, Umsicht und rastlose Arbeit ist es beiden Herren gelungen, die von ihnen vertretenen Industriezweige auf eine sehr hohe Stufe der Entwickelung zu bringen. Die damit verbundenen Erfolge kommen nicht nur ihnen allein zugute, sondern in ganz besonderem Maße auch dem Staate, dem Lande und dem Bezirke, in hervor¬ ragendem Maße aber dem Ort selbst zustatten. Ganz besondere Anerkennung verdient das bei den beiden Herren vorkommende gute Einvernehmen mit den Arbeitern, denn der Arbeiter ist ein sehr wichtiger Factor im industriellen Leben und, auf schiefen Wegen befindlich, kann er sich selbst, dem 5 Staate und der menschlichen Gesellschaft sehr un¬ angenehm, ja gefährlich werden. Durch warme Fürsorge für die Arbeiter und deren Familien, durch zahlreiche menschenfreundliche Acte, durch die Förderung der Schul- und Wohl¬ fahrtseinrichtungen lassen sich die Arbeiter gerne an ihre Arbeitgeber knüpfen, und beide Herren haben es verstanden, die Arbeiter in solcher Weise an sich zu ziehen und so Zustände zu schaffen, um die man Neumarktl beneiden konnte. Die Herren Großindustriellen Karl Mallh und Andre Gassner können mit Genugthuung das Feld ihrer bisherigen regen Thätigkeit über¬ blicken und auf ihre Erfolge stolz sein. Von ganz besonders berechtigtem Stolze können aber die beiden Herren erfüllt sein, dass Se. Majestät unser aller¬ gnädigster Kaiser die Feier seines fünfzigjährigen Regierungsjubiläums zum Anlasse genommen hat, ihre Verdienste auf dem Gebiete der Arbeit uud eifrigen industriellen Thätigkeit anznerkennen. Möge die hohe Auszeichnung, die nunmehr die Brust der beiden Herren schmückt, der Ansporn sein, auch fürderhin unentwegt zum Wohle des Staates und des Gemeinwesens zu wirken, und möge ihnen die Gnade des Himmels Kraft und Gesundheit hiezu verleihen!» Im Namen der Dekorierten dankte Andre Gassner in längerer Rede, in welcher er aus¬ führte, dass die erfolgte Allerhöchste Auszeichnung als eine Anerkennung der Industrie im allgemeinen und jener Nenmarktls im besonderen aufzufassen sei, woraus die erfreuliche Wahrnehmung abgeleitet werden könne, dass die industrielle Thätigkeit an Allerhöchster Stelle volle Würdigung finde. Dies erfülle ihn mit umso größerer Freude, als das 6 Unternehmen, dem er in Neumarktl angehört, große materielle Opfer erforderte und auch nicht geringe Anforderungen an die Arbeitskraft der leitenden Theilhaber stelle. Er gedachte der aufopfernden Mit¬ arbeiterschaft seines Geschäftsgenossen Ed. Glanz¬ mann, stellte im weiteren an den Bezirkshauptmann Dr. M. Gstett en Hofer die Bitte, den ehrfurchts¬ vollen Dank der beiden Decorierteu für die ihnen zutheil gewordene Allerhöchste Auszeichnung an die Stufen des Thrones gelangen lassen zu wollen, und schloss mit einem dreimaligen «Hoch» auf Seine Majestät den Jubelkaiser, in das die versammelten Gäste mit Begeisterung einstimmten. Pfarrer F. Spend al, der hierauf das Wort nahm, bemerkte zunächst, dass er verhindert sei, an dem der Feier folgenden Festessen theilzunehmen, daher es ihm gestattet sein möge, als Ortsseelsorger seiner Freude über die Allerhöchste Auszeichnung, die zwei hervorragende Industrielle des Ortes ver¬ liehen erhielten, hier Ausdruck zu geben. Als Geistlicher könne er die Leiden und Freuden der Menschheit ermessen, und er fühle sich glücklich, heute Zeuge einer Feier zu sein, welche die beiden Decorierteu mit Grund erfreut und auf die sie mit Recht nicht nur heute, sondern auch fürderhin stets stolz sein können. Die Arbeit sei eine Zierde des Menschen, sie wirke veredelnd und erziehend, insoferne hiebei der Rahmen der Nächstenliebe, das Gefühl der Pflicht gegen Gott und seine Mitmenschen eingehalten und nie vergessen werde, dass die Früchte der Arbeit ein Segen Gottes find und dass diejenigen, denen dieser Segen in reicherem Maße als anderen zutheil wird, die Pflicht haben, der minder Glücklichen, Armen und Siechen in allen Lebenslagen, namentlich aber in jener des 7 Wohlstandes und Reichthums in tatkräftigster Weise zu gedenken. Unter Berührung der Verhältnisse in derArmen- versvrgung Neumarktls, gedachte Pfarrer Spend al als Präsident des Vincentius-Vereines der großen Verdienste Gassuers um diesen Verein, der sich mit der Unterstützung von Armen befasst. Nicht nur die Gründung dieses wohlthätig wirkenden Vereines, der alljährlich ungefähr tausend Gulden für Arme ausgibt, sondern auch sein Fortbestand und das von demselben gesammelte Vermögen von rund 8000 fl. seien znförderst der Munificenz Gassners zu ver¬ danken, und wenn diese aufhöre, würde die Thätigkeit des Vereines ernstlich in Frage gestellt sein. An Karl Mal ly sich wendend, erklärte Pfarrer Spendal, dass Mally nicht nur die Stelle eines Bürgermeisters bekleide, sondern von seinen Mit¬ bürgern noch mit einer Reihe anderer Ehrenämter, wie der Obmannstelle des Ortsschulrathes, des Sanitätsdistrictes, des Bezirksstraßen-Ausschusses re., betraut sei, und dass alle Mitbürger und Wähler sich durch die Auszeichnung ihres Bürgermeisters und mehrfachen Obmannes geehrt fühlen müssen. — Unter Hinweis ans die wichtigsten sanitären Bedürf¬ nisse des Ortes und die Nothwendigkeit eines Armen- und Krankenhauses für Neumarktl, verlieh Pfarrer Spendal der Hoffnung Ausdruck, dass es der Thatkraft des Bürgermeisters Mally gelingen möge, wenigstens die Erbauung einer Wasserleitung und jene eines Armen- und Krankenhauses ehestens zu verwirklichen. Die Decorierten zu den erhaltenen Allerhöchsten Auszeichnungen nochmals beglückwünschend, streifte der Redner neuerdings die Pflichten der Besitzenden gegenüber den Armen und Minderbemittelten, jene 8 der Fabriksherren wider ihre Beamten und Arbeiter und betonte, dass der Segen Gottes, welcher die bisherige Thätigkeit der Gefeierten begleitete, ihrem ferneren Schaffen nicht fehlen möge, und dass auch sie nie vergessen mögen, mit Gott und der Menschheit ausgeglichen zu leben, auf dass sie, wenn dereinst die Stunde der Abberufung schlägt, beruhigt scheiden und sagen können, wir haben gethan, was unsere Pflicht war, wir haben nichts mitzunehmen, was in der Erde vermodern und in der Ewigkeit nicht gesühnt werden könnte. Andre Gassner dankte dem Pfarrer für die anerkennenden Worte und verlieh seiner Freude über das gute Einvernehmen, das zwischen den Industriellen und der Geistlichkeit herrsche, Aus¬ druck und versicherte, dass auch in Hinkunft alle bemüht sein werden, dieses Einvernehmen aufrecht zu erhalten. Damit war der erste Theil der Feier erledigt, und die Gäste begaben sich, der Einladung der Dekorierten folgend, in den Speisesaal des Gast¬ hofes, wo ihrer eine reichgedeckte Tafel harrte. — Bei derselben eröffnete den Reigen der Trinksprüche Bürgermeister K a r l Mally. Ausgehend vom fünfzig¬ jährigen Regierungsjubiläum Sr. Majestät, gedachte der Sprecher des Fortschrittes, den die Industrie Österreichs während dieser Zeit machte, wie sich Handel und Verkehr hoben und wie auch für den Arbeiterstand im Wege der Gesetzgebung durch die Unfall- und Krankenversicherung re. vorgesorgt wurde. Mit dem Wunsche, dass der Jubelkaiser seinen treuen Unterthanen noch lange in voller Geistes¬ stische und Arbeitskraft erhalten bleiben möge, schloss der Bürgermeister seine Rede und lud die Gäste ein, mit ihm anzustoßen auf ein dreimaliges «Hoch» 9 an Seine Majestät den Kaiser Franz Josef I., welcher Einladung alle Anwesenden mit Begeisterung folgten. Dem Kaisertoaste folgte jener auf die Deco- rierten durch Director S. Rieger, der, anknüpfend an die Ausführung des Bezirkshauptmannes Dr. M. Gstettenhofer bei der Überreichung der Orden, bemerkte, dass es sich gezieme, bei der heutigen Festfeier einen allgemeinen Rückblick auf die Ent¬ stehung der Industrie in Nenmarktl zu werfen und an der Hand desselben die Schaffung und Ent¬ wickelung der Fabriken, welchen die beiden Aus¬ gezeichneten angehören, zu betrachten, da sich nur auf diese Weise ein richtiges Bild von dem Einflüsse und der Bedeutung der Arbeitsstätten der beiden Decorierten auf das wirtschaftliche Leben Neumarktls gewinnen lasse. Von der regen gewerblichen Thätigkeit des Marktes, der einst im Annathal am Loibl gelegen war und von einem Gebirgsbruch der Koschutta vernichtet wurde, ausgehend, kam der Redner auf die Gründung Neumarktls zu sprechen, für welche hauptsächlich die Kraft maßgebend war, welche die beiden im Orte zusannneutreffenden Bäche des Anna- nnd Katharinathales gewähren, denn auch unsere Voreltern wussten die Kraft des Wassers zu schätzen, wenn auch die Ausnützung derselben in der dama¬ ligen Zeit eine recht primitive war. Übersetzungen kannte man nicht, Riemen- und Seilantriebe waren unbekannte Dinge. Jeder hatte sein Wasserrad, durch dessen Welle der Hammer, der Blasebalg, die Mühl¬ steine und die sonstigen mechanischen Arbeitswerkzeuge in Bewegung gesetzt wurden. Aus jener Zeit stammen die Dreitheilung des St. Anna- oder Moschenikbaches im Gebiete Neumarktls, die vielen Wasserrechte und Wasserräder, die uns heute ob der kleinen Kräfte 10 und mittelalterlichen Einrichtungen ein mitleidiges Lächeln abringen. Allein diese bei dem heutigen Fortschritte der Technik so kleinlich scheinenden Ein¬ richtungen entsprachen den damaligen Betriebsformen vollkommen; sie begründeten im Zusammenhänge mit der Lage Neumarktls an dem von Norden über den Loibl durch Nenmarktl nach Süden an das Meer führenden Verkehrswege die Überlegenheit der Ge¬ werbetreibenden des Ortes oder richtiger Handwerker, wie man sie damals nannte, gegenüber ihren abseits von dieser Verkehrsroute befindlichen, der Wasserkraft entbehrenden, lediglich auf der eigenen Hände Arbeit angewiesenen Concnrrenten. Diese Überlegenheit führte bald zum Wohl¬ stände und zur Ansammlung von Vermögen im Orte, wodurch die Coueurrenzfähigkeit der Gewerbe¬ treibenden Neumarktls eine neuerliche Steigerung erfuhr, denn auch in früherer Zeit war der Be¬ mitteltere in Verbindung mit entsprechender Klugheit und Fleiß dem Minderbemittelten immer überlegen. Jahrhunderte hindurch hielten diese Verhältnisse mit nicht allzugroßen Abweichungen au, und erst die großen Fortschritte in Wissenschaft und Technik unserer Zeit, sowie das Aufhvren des regen durch Neumarktl gehenden Verkehres über den Loibl brachten für Neumarktl andere, und zwar schwere Zeiten, denn auch das Handwerk und Gewerbe dieses Ortes konnten sich auf die Dauer den Folgen nicht ent¬ ziehen, die der durch die Fortschritte der Technik, Umwälzung des Verkehrswesens und die denselben Rechnung tragende Gesetzgebung begünstigte Gro߬ betrieb allenthalben in allen civilisierten Ländern und Staaten hervorbrachte. Die Gewerbetreibenden und Handwerker Neu¬ marktls sahen sich gleich jener anderer Orte vor die II Wahl gestellt, der sich auf allen Gebieten des wirt¬ schaftlichen Lebens eingestellten Umwälzung Rechnung zu tragen, ihre Kleinbetriebe auszugestalten und in Großbetriebe umzuwandeln oder aber dem Wett¬ bewerbe zu unterliegen, eventuell ihr Dasein durch Zehrung an dem Fette, welches sie in guten Zeiten gesammelt hatten, zu fristen. Je nach der Stimmung, Intelligenz, Schaffens¬ lust und Schaffenskraft wurde dieser oder jener Weg betreten. Den der Ausgestaltung des an¬ gestammten Gewerbes vom Kleinbetriebe zum Gro߬ betriebe sehen wir jedoch nur den heute Ausgezeichneten Karl Mally wandeln. Als derselbe die väterliche Gerberei im September 1874 übernahm, beschäftigte sie durchschnittlich nur 10 Arbeiter, während sie heute über hundert Arbeitern Beschäftigung und Verdienst gewährt. Die Zahl der bediensteten Arbeiter hat sich somit innerhalb 25 Jahren mehr als verzehnfacht, wobei jedoch auch der Umstand nicht übersehen werden darf, dass, soweit als es die dem Gefeierten gehörigen Wasserrechte erlaubten, auch die Anwendung maschi¬ neller Kraft vervollkommnet und bestmöglichst aus- gestaltet wurde. Neben der Gerberei gehört auch die Schuh¬ erzeugung zu den angestammten Gewerben Neumarktls, die theils selbständig, theils in Verbindung mit der Gerberei im kleinen betrieben wurde. Die Zunahme des Großbetriebes in der Schuherzeugung, die vielen Schuhfabriken, die in Österreich und in noch viel größerem Maße in Deutschland errichtet wurden, drohten auch der Neumarktler Schuherzeuguug den Garaus zu machen. Wieder war es Karl Mally, der ohne viel Zögern und Zagen mit kühner Hand ein¬ griff und gemeinsam nut dem heute krankheitshalber leider nicht in unserer Mitte weilenden Philipp 12 Demberger die Schuhfabrik Mally & Demberger gründete, welche jetzt ihm allein gehört und die viele Hunderte von Arbeitern theils in der Fabrik, theils mittels Hausindustrie beschäftigt, welch letztere sich nicht nur auf Neumarktl allein, sondern weit auf das Land hinaus bis gegen Podnart und Krainburg erstreckt. Als in letzter Zeit auch die Concurrenzfähigkeit der im Großbetrieb erzeugten Schuhwaren, insoferne als Handarbeit in Betracht kommt, zu wanken be¬ gann, der Einkauf der Rohmaterialien im großen, die Theilung der Arbeit bei der Anfertigung der Schuhe und der kaufmännische Vertrieb derselben nicht mehr ausreichten, um den maschinellen Erzeugnissen anderer Fabriken die Stange zu halten, zögerte Karl Mally nicht, weder die materiellen Opfer noch die viele Arbeit scheuend, zur Einführung des maschinellen Betriebes in der Schuhfabrik zu schreiten. Heute ist in seiner Fabrik eine Reihe der inter¬ essantesten Maschinen, durch motorische Kraft getrieben, thätig, welche es ermöglichen, wesentlich bessere Ware als durch die frühere Handarbeit in der kürzesten Zeit herzustellen. Hiedurch ist die Concurrenzfähigkeit der Neumarktler Schuhindustrie wieder hergestellt und damit der Arbeiterkategorie, welche sich ganz dieser Industrie widmete, Arbeit und Verdienst gewahrt. Neben der mannigfaltigen Kleinindustrie und dem Handwerke war in Neumarktl auch die Eisen¬ industrie ein wichtiger Factor des wirtschaftlichen Lebens. Wie in den meisten Thälern und Gräben der Alpenländer pochten auch hier viele Hämmer, es brannten Feuer und es schmolz Eisen. Gleich wie die Betriebsformen der Kleinindustrie und des Handwerkes der früheren Zeit durch die der Neuzeit 13 überholt wurden, konnte die einst blühende und lohnende Eisenindustrie sich ohne Anschmiegung an den neuzeitlichen Fortschritt ebenfalls nicht mehr halten. Der Eisenindustrie Neumarktls fehlte es an dem Geiste, der Thatkraft und der Arbeitslust eines Karl Mally, und so sank sie gleich vielen anderen einst blühenden Gewerbebetrieben dahin. Die Ver¬ einigung mit den meisten übrigen Eisenwerken Ober- krains in der krainischen Jndustriegesellschaft ver¬ mochte ihr Erliegen nur hinauszuziehen, nicht aber hintanzuhalten. An Stelle der Eisenindustrie sollten andere Industrien)erke treten, und die diesfülligen verdienten Bemühungen des Directors der krainischen Jndustrie¬ gesellschaft K. Luckmann waren nicht erfolglos geblieben. An Stelle des Jabornigg'schen Stahl¬ werkes in Slap errichtete der unter uns weilende, häufig als der praktische Engländer bezeichnete CH. Mo line 1881 die seither mehrfach vergrößerte Pappendeckelfabrik, und 1885 kam es an Stelle des einst dem berühmten Feldherrn Grafen Radetzky gehörigen Eisenwerkes in Boje zur Erbauung des derzeit größten Industrie-Unternehmens Neumarktls, der Baumwollspinnerei und Weberei von Ed. Glanz¬ mann L Andre Gassner. Dieses Unternehmen hatte viele und große Schwierigkeiten zu überwinden. Wäre dasselbe nicht von schaffenslustigen und nicht nnr opferwilligen, sondern auch opferfähigen In¬ dustriellen in Angriff genommen worden, wahrlich, es würde kaum je fertig gestellt und in Betrieb gebracht worden sein. Als die Fabrik Ende 1887 in Thätigkeit kam, schied einer der geschäftsführenden Gesellschafter, und zwar Ludwig Wachter, aus dem Leben, und da der vom Baubeginns dem Unternehmen als 14 technischer Chef vorstehende Gesellschafter Ed. Glanz¬ mann die vielen Arbeiten allein nicht zu bewäl¬ tigen vermochte, waren die übrigen Gesellschafter und Geldgeber, darunter in erster Reihe die Gebrüder Gassner der weltbekannten Vorarl¬ berger Firma Getzner, Mutter L Comp., begreiflicherweise bemüht, als Ersatz für Wachter einen tüchtigen Kaufmann mit weitem Blicke und regem Unternehmungsgeiste dem jungen Unternehmen in Neumarktl zuzuführen, das sehr der Stütze bedurfte. Der heute gefeierte Andre Gassner weilte zu jener Zeit im Auslande. Sein damaliger Gesund¬ heitszustand war ein so bedenklicher, dass alle ärztliche Kunst zu versagen drohte und eine Besserung nur noch von einem Klimawechsel, d. h. der Rückkehr in die Heimat, der Luft der Alpen, erwartet wurde. Weil von Jugend auf an Arbeit gewöhnt, wollte er nicht unthätig in der Heimat weilen, und so reifte in ihm der Entschluss, dem Wunsche seiner Brüder zu folgen, sich an dem hiesigen Unternehmen zu betheiligen und in Neumarktl auch niederzulassen. Die Wiener Handelsakademie im Jahre 1865 verlassend, begab sich Andre Gassner gleich in das Ausland. In den Jahren 1867 und 1868 finden wir ihn in der französischen Hafenstadt Marseille thätig. Im letzteren Jahre trat er eine große Reise nach Egypten an, lernte dort die Baumwollproduction und den Baumwollhandel kennen und sammelte auch sonst viele Erfahrungen im überseeischen Handelsverkehre. Nach zweijährigen Wanderungen in die Heimat Vorarlberg rückkehrend, stand er dort bis 1872 in den väter¬ lichen Fabriken an leitender Stelle, seine im Aus¬ lande gesammelten Erfahrungen in reger Thätigkeit verwertend. 15 Im Jahre 1872 zog cs ihn wieder fort. Er gieng nach England, gründete in Liverpool das noch heute bestehende, ihm gehörige Baumwoll- Großhandlungshans Gassner L Comp. und gleich¬ zeitig ein solches in Alexandrien. Als das letztere 1880 infolge Todesfalles, der den Gesellschafter Andre Gassners traf, aufgelassen wurde, kamen die eben¬ falls heute noch bestehenden Filialen in New-Orleans und Dallas (Texas) hinzu. Das was heute bei uns in der Großindustrie so sehr beklagt wird, nämlich der Mangel an per¬ sönlicher Kenntnis und Erfahrung im überseeischen Handel, indem die Söhne unserer Fabriksbesttzer und Großhandlungshäuser die Reisen in das Aus¬ land, noch mehr aber die allerdings nicht immer sehr angenehme persönliche Antheilnahme an dem dortigen Geschäftsleben scheuen und dein man durch die jüngst gegründete Exportakademie, der nun eine Exportgesellschaft nachfolgen soll, abhelfen will, traf bei dem Decorierten nicht zu. Ihm steht eine reiche Erfahrung im ausländischen Geschäftsleben zu Gebote; er kennt als Österreicher auch unsere österreichischen Verhältnisse gut, und es ist darum begreiflich, dass die Interessenten der hiesigen Baumwollspinnerei und Weberei großen Wert darauf legten, ihn für dieses Unternehmen zu gewinnen. Nicht lange währte es denn auch, dass das hiesige Unternehmen seines neuen öffentlichen Gesell¬ schafters, der mittlerweile zu einem der größten Be¬ sitzer desselben wurde, sehr bedurfte. Im Jahre 1891 brannte der größte Theil des umfangreichen, erst wenige Jahre benützten Fabriksgebäudes nieder, und zuförderst dem Eingreifen Andre Gassners ist es zu danken, dass die Fabrik nicht nur wieder auf- gebaut, sondern zugleich auch wesentlich vergrößert 16 wurde. Weder von der Ungunst der Verhältnisse, die in der Textilindustrie herrschen, noch von dem Umstande, dass das neue Unternehmen in Neumarktl sich bisher außer mit der Investierung bedeutender Capitalien mehr mit der Bewältigung von Arbeit und Schwierig¬ keiten als der Vertheilung lohnender Geschäfts¬ erträgnisse zu befassen hatte, hat sich der Dekorierte im Vereine mit seinem Gesellschafter Ed. Glanz¬ mann einschüchtern lassen, unablässig an der Vervollkommnung und Erweiterung des Unternehmens zu arbeiten. Sie waren die ersten im Bezirke, die thatkräftig und opferbereit daran giengen, dem großen Fortschritte, welchen die elektrische Kraftübertragung in den letzten Jahren machte, auch hier Ein¬ gang zu verschaffen. Die beiden von ihnen überreichten, noch bei den Behörden lie¬ genden Projecte gewähren über 2000 k. 8. Kraft. Sie soll der weiteren Ausgestaltung ihres Unternehmens, eventuell auch dem Betriebe einer Bahn nach Neu- marktl dienen und zur Förderung anderer Industrien verwendet werden. In den beiden Ausgezeichneten sehen wir sonach Männer von maßgebendem Einfluss auf die Ent¬ wickelung der Industrie Neumarktls, Männer, die bestimmte Richtungen im wirtschaftlichen Leben kennzeichnen. Karl Mally hat durch seine Thatkraft ein leuchtendes Beispiel der Überführung des unlebens¬ fähigen Kleinbetriebes in den lohnenden Großbetrieb gegeben, während uns Andre Gassner als Träger der Einführung neuer Industrien an Stelle der eingegangenen Eisenindustrie und Ausnützung der technischen Fortschritte im großen erscheint. 17 Die Zahl der selbständigen Betriebe hat sich in Neumarktl durch die allenthalben überall vollzogenen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte allerdings ver¬ mindert, nicht aber auch die Arbeitsgelegenheit und die Zahl der beschäftigen Arbeiter. Diese hat vielmehr eine Höhe erreicht, wie nie zuvor, was die Zahl der Einwohner, die Wertsteigerung der Häuser, von Grund und Boden am besten beweisen. Die gesammte Politik der großen Staaten, wie Deutschland, England und Russland, dreht sich heute hauptsächlich ums Geschäft; sie wollen die noch herrenlosen Ländergebiete und den Handel der Welt unter sich auftheilen. Auch in unserem Vaterlande Österreich bricht sich nach und nach die Überzeugung Bahn, dass man der Industrie bedarf, dass mau an dem Fort¬ schritt in der Technik und im Verkehre nicht un¬ gestraft achtlos vorübergehen kann, soll nicht das gesammte wirtschaftliche Leben ins Stocken kommen. Die den beiden Großindustriellen Andre Gassner und Karl Mally zutheil gewordene hohe Auszeichnung kann ebenfalls als Beweis dieses Umschwunges gelten, und es erübrigt mir nur noch, an die Gefeierten heute, an ihrem Ehrentage, die Bitte zu richten, auch in Hinkunft nicht an Ruhe zu denken, sondern in der bisherigen Weise weiter thätig zu sein und in dieser Thätigkeit auch der socialen Aufgaben nie zu vergessen, die sich mit der Umwälzung im gesammten Gewerbebetrieb und der Ausgestaltung des Kleinbetriebes zum Großbetrieb von Tag zu Tag in erhöhtem Maße einstellen. Denn dem heutigen Beamten und Arbeiter der Großindustrie winkt viel spärlicher die Hoffnung, Be¬ sitzer eines eigenen Geschäftes zu werden, als dies bei den Lehrlingen und Gesellen des Kleinbetriebes 18 der früheren Zeit der Fall war, und darum ist auch das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein anderes geworden. Zu einem fruchtbringenden und gedeihlichen Wirken ist aber das gute Einvernehmen beider heute wie früher nöthig. In Harmonie vereint, sind wir in der Lage zu zeigen, dass die Zukunft der Völker und Staaten nicht im Kriegsschwerte, sondern in der Macht der segenspendenden Arbeit ruht, und darauf, dass die beiden Gefeierten dies, wie bisher, auch in Zukunft als Richtschnur ihrer Thätigkeit nehmen werden, brachte der Redner den Decorierten ein dreimaliges Hoch, dem allseits lebhaft beigestimmt wurde. Andre Gassner, der hierauf das Wort nahm, gedachte zunächst des guten Einvernehmens zwischen den Behörden und der Industrie Neu- marktls, unter besonderer Hervorhebung des allezeit freundlichen und hingebenden Entgegenkommens, das dieselbe seitens des Bezirkshauptmannes Dr. M. Gstettenhofer erfahre. Bei der starken Zunahme der Gesetze und Verordnungen in Öster¬ reich, welche in dieser oder jener Weise die Industrie berühren, sei es für den Industriellen nicht gleichgiltig, wie sich die Beamten und namentlich die Vorstände der politischen Behörde zur Industrie stellen. Das Unternehmen, dem er in Neumarktl angehöre, hatte beim Baue der Fabrik Gelegenheit, dies in recht empfindlicher Weise wahrzunehmen, und mit auf¬ richtiger Freude könne er constatieren, dass die Verhältnisse sich geändert und dass seit der Zeit, als Dr. M. Gstettenh ofer die Bezirkshauptmannschaft leite, vermeidliche Erschwernisse und Bedrückungen nicht mehr vorgekommen sind, sondern im Gegentheil Dr. M. Gstettenh ofer, wo es nur immer denkbar sei, der Industrie fördernd entgegenkomme. 19 Auch mit den übrigen Behörden bestehe das beste Einvernehmen, und er könne nur dem Wunsche Ausdruck geben, dass dies immer so bleiben möge, denn nur das weitgehendste Entgegenkommen des Staates und seiner autonomen Organe gegenüber der Industrie lasse hoffen, dass es allmählich gelingen werde, die Rückständigkeit, welche die industrielle Entwickelung Österreichs gegenüber anderen Staaten in den letzten Jahren erfahren hat, wenigstens einiger¬ maßen wettzumachen. Sein Baumwollgeschäft in England und Amerika bringe es mit sich, dass er alle Jahre Deutschland und Industriegebiete anderer Staaten bereise, wobei ihm Gelegenheit geboten sei, den geradezu staunenswerten Fortschritt, welchen namentlich die Industrie Deutschlands in der letzten Zeit gemacht habe, aus eigener Anschauung kennen zu lernen und zu erfahren, wie angesehen und ver¬ breitet Deutschlands Industrie-Erzeugnisse im Aus¬ lande sind. Mit Wehmuth beschleiche es da häufig einen guten Österreicher, wahr¬ nehmen zu müssen, wie unsere indu¬ striellen Bemühungen fast überall in den Hintergrund treten, wie wir in dem Wettbewerbe zurückbleiben, und nicht selten zurückbleiben aus dem Grunde, weil unsere Industrie und Handels¬ beziehungen jenes Schutzes und jener Stütze entbehren, die andere Staaten ihrer Arbeit und ihrem Handel gewähren. -Gott sei Dank», ruft der Redner aus, «auch bei uns macht sich ein Umschwung bemerkbar; es weht ein anderer Wind, der vor nicht allzulanger Zeit noch nicht herrschend war.» Die Erkenntnis, welche in Deutschland in den allerhöchsten Kreisen schon lange vorherrschend ist, scheint auch bei uns 20 immer mehr an Boden zn gewinnen, nämlich, dass die Industrie nicht allein da ist, nm den Einzelnen zu bereichern und den Staatssäckel zu füllen, sondern, mag man über dieselbe sonst auch denken, was man will, die Industrie zum Wohlstände eines Landes unerlässlich ist. Wer somit die Industrie fördert, fördert auch das Gesammtwohl einer Staats¬ gemeinschaft. Unter Hinweis auf die erfolgverheißenden Be¬ mühungen des gewesenen Handelsministers Seiner Excellenz Dr. v. Bärnreither, welcher im ab¬ gelaufenen Jahre Neumarktl mit seinem Besuche beehrte, hob Andre Gassner ferners hervor, dass die Schaffung des Jndustrierathes durch Se. Excellenz Dr. v. Bärnreither, die allseits beifällig begrüßte Verordnung über das Edictalverfahren vom 27. Sep¬ tember 1898 sowie das sympathische, industrie¬ freundliche Auftreten des jetzigen, ihm Persönlich bekannten und befreundeten Handelsministers Seiner Excellenz Baron Di Pauli beachtenswerte Zeichen eingetretener Besserung seien. Diese Besserung in Verbindung mit dem Verständnisse, welches Seine Excellenz Landespräsident Baron Hein und, wie schon bemerkt, alle Behörden des Bezirkes der Industrie eutgegenbringen, lasse auf eine weitere gedeihliche Entwickelung Neumarktls mit vollem Rechte hoffen. Tie seinem Freunde Karl Mally und ihm zutheil gewordene Allerhöchste Auszeichnung sei gleich¬ falls ein Zeichen der Anerkennung, die der Arbeit und dem Schaffen der Industrie des Bezirkes selbst von Allerhöchster Seite entgegengebracht wird. Unter nochmaliger dankbarer Anerkennung des Entgegen¬ kommens seitens der hohen Regierung und ihrer Ver¬ treter, schloss Gassner mit einem dreimaligen Hoch auf dieselben, das allseits lebhafte Zustimmung fand. 21 Bezirkshauptmaim Dr. M. Gstettenhofer dankte für die der Regierung und ihren Organen gezollten anerkennenden Worte und bemerkte, dass er wahrend seiner bald zweiunddreißigjährigen Beamten¬ laufbahn es immer als seine Pflicht angesehen hat, das industrielle Schaffen und die Arbeit nach Kräften zu fördern, denn wo die Industrie blühe, gebe es Arbeit und Verdienst, welche allen Bevölkerungs¬ schichten zugute kommen. Neumarktl liefere den besten Beweis, dass dem so sei; denn wie die Gründung dieses Marktes, so ist auch sein Bestand und seine Blüte mit der Industrie unzertrennlich verknüpft, weshalb es ihm außerordentlich freute, heute die Ehre gehabt zu haben, die Brust zweier der verdientesten Indu¬ striellen des Ortes mit den ihnen von Sr. Majestät unseren allergnädigsten Kaiser und Herrn verliehenen hohen Auszeichnungen schmücken zu dürfen. Bezirksrichter Dr. Kladva bestätigte in seinem Trinkspruche den wvhlthätigen Einfluss der Industrie auf die Bevölkerung und das gute Einvernehmen, das zwischen den Ortsbehörden und der Industrie bestehe, und wünschte derselben bestes Gedeihen. Schulleiter I. Kragl gedachte der Verdienste, die sich die beiden Decorierten um das Schulwesen erworben haben, u. zw. Karl Mally durch die Förderung des Schulhausbaues, dann die schon bald zehn Jahre hindurch währende kostenlose Beistellung der Räume für den Kindergarten und die alljährliche Veranstaltung einer Christbaumfeier in demselben, Andre Gassner dagegen durch die Errichtung der Erzherzogin Marie-Valerie-Stiftung zur Unterstützung armer Schulkinder, die Unterstützung der gewerblichen Fortbildungsschule rc. Dr. O. Vallentschag pries in gelungener Rede die Bürger Neumarktls ob ihres regen 22 Geschäftssinnes, Fleißes und ihrer Schaffenslust, welche Eigenschaften Neumarktl groß gemacht und diesem drittgrößten Orte Krains nicht mit Unrecht das den Namen «Manchester von Kram - zugezogen haben. Namens des Laibacher deutschen Turnvereines beglückwünschte die beiden Decorierten als langjährige Mitglieder dieses Vereines Professor Dr. Franz Riedl zu der kaiserlichen Auszeichnung, worauf neuerdings Andre Gassner das Wort nahm und allen auswärtigen Gästen für ihr Erscheinen dankte. Mit diesen Trinksprüchen war die Reihe der Tischreden indessen noch lange nicht abgeschlossen. Gar manche treffliche, die Festesstiinmung kenn¬ zeichnende Ausführung hat dem Herzen Erleichterung gebracht, das sie barg. Es würde aber den Bericht zu sehr verlängern, wollten wir dieselben hier auch nur dem Sinne nach wiedergeben. Verzeichnet soll jedoch noch die Ansprache werden, die der Septimaner Andre Gassner jun. als ältester der Kinder der Decorierten an die beiden Papas hielt, indem er in gelungener Weise der Freude Ausdruck gab, welche die Kinder über die Allerhöchste Auszeichnung und Ehrung ihrer Väter empfinden, und meinte, hätten kindliche Liebe und Verehrung auch einen Orden zu vergeben, so würden die Papas zu den heutigen noch einen, und zwar den allerhöchsten bekommen. Die Kinder seien stolz auf ihre Papas, mögen dieselben im Laufe der Jahre Gelegenheit finden, auch auf die Kinder und ihre Thaten stolz zu sein. Ferner den Dank, den Bezirkshauptmann Dr. M. Gstettenhofer der Gattin des Decorierten Karl Mally, der Frau Ida Mally, namens aller Gäste für ihre große Mühe um die Veranstaltung des sehr gelungenen Festmahles in längerer Ausführung darbrachte. 23 Abends veranstaltete die freiwillige Feuerwehr mit ihrer Musikkapelle und dem Vincentius-Verein einen Fackelzug. Hauptmann-Stellvertreter V. Th euer- schuh beglückwünschte die beiden Decorierten zu der erhaltenen Auszeichnung am Hauptplatze vor dem Gasthofe «Radetzky», welche Beglückwünschung die versammelte Menge mit brausendem Hoch begleitete. Hierauf brachte der Senior der Vereine Neumarktls, die 1848 gegründete Liedertafel, den Gefeierten ein Ständchen. Der Sprecher derselben beglückwünschte die Decorierten, u. zw. Karl Mally als Obmann und Andre Gassner als werkthätigen Förderer der Liedertafel, wofür beide dankten. Bis gegen Mitternacht blieben hierauf die Decorierten mit ihren Familien sammt allen Gästen in der fröhlichsten Stimmung noch beisammen, und wir geben am Schlüsse dem Wunsche Ausdruck, dass diese Stimmung anhalten und die Anregungen, welche diese Feier, die sich zu einer würdigen Feier der Industrie Neumarktls gestaltete, mehrfach bot, sich ehestens verwirklichen und dass dieselben insbesondere zur weiteren Belebung und Ausgestaltung nicht nur der Industrie Neumarktls, sondern jener Krams und der Alpenländer überhaupt beitragen mögen. S- W.