Ulla Fix Universität Leipzig UDK 81'42:81:1 DIE ERKLÄRENDE KRAFT VON TEXTSORTEN. TEXTSORTENBESCHREIBUNGEN ALS ZUGANG ZU MEHRFACH STRUKTURIERTEM - AUCH KULTURELLEM - WISSEN ÜBER TEXTE 1. Textsorten - Organisationsformen des Alltagswissens 2. Textsorten - kulturell geprägte Phänomene 3. Textsorten - spezifische Zugriffe auf die Wirklichkeit 4. Textsorten - "globale" und "lokale" kulturell geprägte Muster? 1. Textsorten - Organisationsformen des Alltagswissens "Wir können auch im Zusammenhang der menschlichen Kommunikation das Leben nicht hintergehen." Dieser Satz von Hugo Steger (1979, 28), obwohl schon vor fast zwanzig Jahren geäußert, hat bis heute nichts von seinem Anspruch verloren, auch nicht, wenn man ihn mittlerweile vor verschiedenen theoretischen Hintergründen, die ich im folgenden nennen werde, mit unterschiedlicher Akzentuierung interpretieren kann. Das Resultat der Interpretation wird in jedem Fall sein, daß wir unser alltagssprachliches Wissen über Texte nicht geringschätzen, nicht vernachlässigen dürfen.1 Steger betont, daß er bewußt "an unser gemeinsames, naives, vortheoretisches Wissen über die Angemessenheit von Texten in Situationen" (ebd. 27) anknüpfe, und fährt weiter unten fort: "/Wir lernen/ offenbar im Laufe unserer Sozialisation ..., einmalige Texte in Situationen einem generellen Typus zuzuordnen. Wir haben offensichtlich alle eine Typisierungsfähigkeit, wir erwerben Typenwissen" (ebd. 28f.).2 Im Grunde hat man es hier, wenn auch nicht so benannt - mit dem Prinzip der Ethnographie der Kommunikation zu tun, mit der Annahme, daß es einen "wechselseitigen Einfluß zwischen dem Alltagswissen der Sprecher" und "der Konstitution des Sprech- 1 Steger (ebd. 27): "Mit anderen Forschern teile ich die Meinung, daß das normgerechte Sprechen in Situationen und unsere Urteile darüber die einzige Grundlage sind, die als Erkenntnisbasis dem analysierenden Sprachwissenschaftler zur Verfügung stehen." 2 Mit 'Typus' ist hier gemeint, was mittlerweile fast durchgehend unter 'Textsorte' gefaßt wird. 15 ereignisses" in den jeweiligen soziokulturellen Zusammenhängen (Bußmann 1990) gibt. Ich erinnere auch an Ordinary Language Approach, die Philosophie der Alltagssprache mit ihren Vertretern Austin, Searle, Strawson, Wittgenstein - ein Ansatz, der die alltägliche Sprache zur Basis der Untersuchung sprachlicher Kommunikation in ihren Verwendungszusammenhängen (vgl. Bußmann 1990) macht, ein Ansatz, mit dem gefragt wird, was wir tun, wenn wir sprachlich handeln. Zu ergänzen sind diese Theorien, die sich auf Alltagskommunikation beziehen, um Oksaars Kulturemtheorie (1984, 1989), wie sie sie unter dem Aspekt des Verstehens und der (interkulturellen) Verständigung entwickelt hat. Soziokulturelle Verhaltensweisen, auch sprachliche, lassen sich nach Oksaar isolieren als Wissen über Kultureme, darüber, daß man bestimmte (Sprach)Handlungen unter bestimmten Umständen zu vollziehen hat. Und die Kenntnis der Formen dieses Vollzugs läßt sich fassen als Wissen über Behavioreme, darüber, wie man sie (sprachlich) umzusetzen hat. Hier wird die kulturelle Einbettung bereits ausdrücklich ins Spiel gebracht, ohne daß freilich die Textsortenklassifikation eine Rolle spielte. Adamzik (1995) nun eröffnet mit ihrer Behandlung des Problems der Textsortenklassifikation einen Zugang zur Betrachtung von Textsorten als Elementen sprachlich-kommunikativer Kompetenz. Sie setzt sich mit der Berechtigung und der Rolle von Alltagskategorien in der linguistischen Untersuchung von 'Textklassen' auseinander und verteidigt deren Wert.3 Textsorten sind in ihrem Verständnis - und darin kann ich ihr aus weitreichender Analyseerfahrung nur zustimmen - "durchaus unsystematisch, nämlich nach dem jeweiligen kommunikativen Bedarf, sich ausbildende Konventionen oder Schemata zur Bildung bestimmter Texte /.../ so etwas wie Routineformeln auf der Textebene" (Adamzik 1995, 28). Das Ziel der Untersuchung von Textsorten ist nach Adamzik nicht die widerspruchsfreie theorieorientierte Top-down-Klassifikation, sondern die vom Gebrauch ausgehende Bottom-up-Einteilung von prototypischen Gebrauchsmustern, eine Einteilung, die nicht jeweils von ein und demselben Kriteriensatz4 ausgehen muß. Auf diese Weise gelingt es, die beim Sprachgebrauch unvermeidbare Vagheit und Heterogenität in die Beschreibung nicht als Störfaktor, sondern als "normale", übliche Erscheinung einzubeziehen. Das Wissen von Routineformeln auf der Textebene, wie sie Adamzik beschreibt, gehört zu dem, was Feilke mit Common sense-Kompetenz meint. Auch Textsorten mit den ihnen zugehörigen Mustern sind "notwendigerweise kompetenzbasiert" (Feilke 1994, 10). Textmusterwissen ist demnach wie anderes sprachliches Wissen auch Teil eines "durch eine bestimmte Kommunikationsgemeinschaft hervorgebrachten Sprachwissens" (ebd. 16), Teil einer von der Gemeinschaft 3 "Wer - mehr oder weniger bewußt - an alltagssprachlichen Kategorien ansetzt, um zu einer Texttypologie zu gelangen, benutzt in aller Regel die normalsprachlichen Lexeme lediglich als Anhaltspunkt für die Auffindung von Differenzierungskriterien, und zwar in der (wahrscheinlich nicht irrigen) Annahme, daß in einer prätheoretischen Klassifikation Differenzierungen mit Lexemen belegt werden, die für die Kommunikationspraxis relevant sind und daher auch für eine Texttheorie und einen Typologieansatz wichtig sind, die den Blick auf die Kommunikationspraxis nicht vernachlässigen wollen". (Adamzik 1995, 24) 4 Vgl. Isenberg 1983: 'homogen', 'exhaustiv', 'monotypisch'. 16 geschaffenen und geprägten Kompetenz. Und auch für Textsorten trifft zu, was Feilke (ebd. 23) ganz allgemein feststellt: In dem Maße, in dem die eigene Spracherfahrung sozial kalkulierbar und in ihrer Wirkung auf den anderen berechenbar wird, wird sie ein intersubjektives Wissen der Sprecherinnen und ein zur wechselseitigen Orientierung einsetzbares Steuerangsmittel im Meinen und Verstehen. Der gleich-sinnige Gebrauch der entsprechenden Mittel (auch der Textmuster U. F.) setzt dabei notwendig ein allgemeines Wissen über deren aus dem Gebrauch erwachsene Bedeutung für die Kommunikation voraus. Wir haben Textsortenwissen demnach als Teil unserer im sozialen Handeln erworbenen Kompetenz zu verstehen und können demzufolge nicht rigoristisch auf einer widerspruchsfreien und ausnahmslosen Textklassifizierung für alle möglichen Texte bestehen, vorausgesetzt wir haben den realen Umgang mit Texten vor dem Hintergrund von sozial geprägter Kompetenz im Blick. Darauf daß die Vorstellung von im sozialen Handeln einer Gemeinschaft erworbener Kompetenz auch kulturelles Wissen impliziert, gehe ich im folgenden ein. 2. Textsorten - kulturell geprägte Phänomene Mit ihrer Auffassung von Textsorten als "kommunikativen Routinen" (1995, 28) legitimiert Adamzik den Ansatz, Texte und Textsorten als kulturell geprägte Phänomene zu betrachten, auch wenn sie selbst den kulturellen Aspekt nicht erwähnt. Sie weist jedoch ausdrücklich auf die "kontrastive/n/ Aspekte" von Textsorten hin und darauf, daß "der Bedarf an expliziter Vermittlung von einzelsprachspezifischen kommunikativen Routinen besonders groß" sei, dies sicher vor dem gedanklichen Hintergrund der Interkulturalität von Textsorten (ebd. 30). Mittlerweile besteht wohl kein Zweifel mehr daran, daß einzelsprachliche Spezifik immer auch kulturelle Spezifik ist. Dies ist eine Vorstellung, die weder in Isenbergs Texttypologisierungs-vorschlägen (1983, 1984) noch bei der Bestimmung von Textualität bei de Beaugrande und Dressler (1981) - um zwei wichtige Textbeschreibungsansätze zu nennen - eine Rolle spielen konnte, da Isenberg sich um allgemeine, nicht unbedingt einzelsprachgebundene Grundtypen bemühte und de Beaugrande und Dressler den 'Text an sich' im Blick hatten. Eine Bestimmung des 'Textes an sich', wie die Autoren sie mit den sieben Kriterien der Textualität gegeben haben, hält heutigen Vorstellungen von dem, was ein Text ist, aber nicht mehr uneingeschränkt stand. Während es Texte gibt, denen ein Kriterium auf der "unteren Ebene" durchaus fehlen kann, z. B. das der Kohäsion und unter bestimmten Umständen auch das der Situationalität, etwa in literarischen Texten,5 ist kein Textexemplar denkbar, das das Merkmal kultureller Geprägtheit nicht aufwiese. Hier setzt mein theoretisches und analytisches Interesse 5 Vgl. Fix (1998): Die Wörter auf dem Papier und die Grammatik in den Köpfen. Zur Textualität und zu Lesarten von "grammatikarmen" Texten. 17 ein. Der im folgenden zu begründende Vorschlag besteht darin, die Kriterien der Textualität um das - notwendige - der Kulturalität zu erweitern. Der Kulturbegriff, wie ich ihn hier verwende, ist an den Alltagsbegriff gebunden. Unter 'Alltag' verstehe ich mit Bausinger (1980a, 66) "auch und gerade all jene Selbstverständlichkeiten des Denkens und des Sich-verhaltens ..., die sich weder durch besondere Feierlichkeit noch durch Exklusivität auszeichnen, die aber das Leben ganz wesentlich konstituieren". Und Kultur ist, auch hier folge ich Bausinger (1980a, 65f.) das "große Zwischenfeld des Verhaltens und der Attitüden". Einen solchen Fonds von Selbstverständlichkeiten, der das Miteinander regelt, bilden auch Sprache und Sprachgebrauch mitsamt dem kulturellen Wissen und den kulturellen Traditionen, die sie transportieren. Problematisch wird es, wenn beim Übergang in eine andere Kulturgemeinschaft diese Selbstverständlichkeiten nicht mehr gelten. Nach meiner Beobachtung sind unter den kommunikativen Mustern vor allem die Textmuster ein geeigneter Ansatzpunkt, um kulturell geprägte Kompetenz zu erfassen. Textmuster sind Schnittstellen zwischen verschiedenen für sprachlich-kommunikatives Handeln relevanten Wissensbeständen, Komplexen von Wissenssystemen, zu denen neben Weltwissen (im Sinne des Verfügens über Frames, Prototypen und Begriffe), Kommunikationsnormenwissen, und Sprachwissen auch Kulturwissen gehört. Es umfaßt u. a. Wissen über die Tradition von Texten (vgl. Schlieben-Lange 1983, 28), über deren kulturelles Prestige (literarische Texte gelten mehr als Alltagstexte), über den Wert, den das Medium hat (geschriebene Texte gelten im nachaufklärerischen Mitteleuropa mehr als gesprochene); es umfaßt weiter die Kenntnis zugrundeliegender Kultureme: Wissen über die Angebrachtheit verbalen Handelns und über nonverbale und extraverbale Begleithandlungen. Und es umfaßt auch die "Geistesbeschäftigung" (Jolles 1930), "die gesellschaftliche Funktion" (Jauß 1972), die einer Textsorte mit ihrem Muster eigen ist. Bevor ich auf diese "Eigenheit" näher eingehe, soll ein Vorschlag für die Beschreibung von Textmusterwissen gemacht werden. Feilke und Äugst (1989, 301) stellen ein sich an A. N. Leontjews Handlungsbegriff anlehnendes Wissensmodell vor, das einen Überblick vermittelt über "die Ebenen der Organisation des Wissens", über "Konzeptionswissen", "Realisierungswissen" und "Routinewissen" bzw. über "Wozu-Wissen, Was-Wissen und Wie-Wissen" (vgl. Anhang Abb. 1). Aus dem Kommentar der Autoren (ebd. 303) ergibt sich, daß Textsortenwissen als ein Wissensbestand unter vielen betrachtet wird, der in den Bereich des Realisierangswissens, des Was-Wissens gehört und unter "linguistischen Makrostrukturen" geführt wird. Wenn es aber so ist, daß Textmuster (als Schnittpunkte von Wissensbeständen) alles nötige Wissen - freilich nur als einen beschränkten, weil nach der Spezifik ausgewählten Bestand - einschließen, dann ist es gerechtfertigt, das beschriebene kognitive Modell auch umzustülpen. Es erschiene dann nicht das Textmusterwissen als ein Wissensbestand unter vielen, sondern das Textmuster selbst bildete den großen Rahmen für alle anderen Wissensbestände, die dann freilich nur in der für die jeweilige Textsorte zutreffenden Auswahl und Ausprägung erscheinen. So dürfte z. B. für Werbetexte und politische Texte nicht nur die Konversationsmaxime +Aufrichtigkeit erscheinen, sondern es müßte -Aufrichtigkeit als Möglichkeit 18 verzeichnet sein.6 Wenn man das Textmuster aus dem Rahmen des kognitiven Modells herausnimmt und es selbst zum Rahmen eines Modells macht (vgl. Anhang Abb. 2), gewinnt man die Möglichkeit, Textmuster nach Wissensbeständen zu beschreiben und Textmusterwissen um Kulturwissen - Wissen über kulturelle Kodes - zu erweitern. Damit erhält man ein Instrumentarium für die vergleichende Beschreibung und Zuordnung von Texten verschiedener Kulturgemeinschaften mit anderer, durch ihren anderen Gebrauch hervorgebrachter kultureller Prägung (vgl. Feilke 1984, 225). Wie diese Prägung beschrieben werden könnte, in welcher Form sie in das Modell eingehen könnte, soll nun überlegt werden. Kognitives Modell von Wissenskomponenten (Feilke/Augst) Konzeptionswissen Kommunikationsnormenwissen - Aufrichtigkeit - Objektivität - Verständlichkeit - situative Angemessenheit Weltwissen - frames - Prototypen - Begriffe Realisierungswissen Linguistisches Makrostrukturwissen - Planungstechniken Kohärenzprinzipien Routinewissen Linguistisches Mikrostrukturwissen - Kohäsionstechniken - Syntax - Lexik (Formulierung) - Schreibmotorik - Schreibung und Interpunktion - Literale Routinen 6 Vgl. Fix, Ulla (1991): Vorbemerkungen zu Theorie und Methodologie einer historischen Stilistik. In: ZfG 1991, H, 2, S. 304f. 19 Modell von Textsorten wissen' Konzeptionswissen Realisierungswissen « Routinewissen Kommunikations- Linguistisches normenwissen Makrostrukturwissen Aufrichtigkeit Kohärenzprinzip Objektivität Textaufbau Verständlichkeit Textgliederung situative Angemessenheit Weltwissen Linguistisches Mikrostrukturwissen Schreibung und Prototypen Kohäsionstechniken Interpunktion Begriffe Syntax literale Lexik (Formulierung) Routinen Wissen über kulturelle Wissen über kulturelle Kodes Kodes Verhaltenssysteme Komm. u. Wertsysteme Zeichensysteme Tabus proxemische Kodes gesellschaftliche kinesische Kodes Funktion parasprachliche Kodes ordnender Zugriff auf visuelle Kodes die Welt ästhetische Kodes 3. Textsorten - spezifische Zugriffe auf die Wirklichkeit Die wissenssoziologische Erkenntnis, daß der Mensch, indem er handelt, sich ordnend und gestaltend zur Wirklichkeit verhält, gilt selbstverständlich auch für die Art seines sprachlichen Handelns. Wenn man zur Kenntnis nimmt, daß dies auch beim Umgang mit Textsorten (und ihren Mustern) bzw. mit Gattungen und Erzählformen der Fall ist, so führt dies bei der Beschreibung von Texten und ihren kulturellen Prägungen einen entscheidenden Schritt weiter. Dann nämlich nimmt man eine Texteigenschaft wahr, die in der Textlinguistik bisher nicht beachtet wurde und die auch nur über einen kulturbezogenen Zugriff faßbar ist, die Eigenschaft nämlich, daß Textsorten jeweils einen spezifischen Zugriff auf die Welt ermöglichen. Diese noch näher zu beschreibende Eigenschaft muß als allgemeinstes Merkmal von Texten gelten. 20 Wir finden vorläufige Anmerkungen dazu bereits in Arbeiten der Volkskunde. So spricht Bausinger (1980b, 56) von der "ordnende/n/ Auseinandersetzung des Menschen mit der Welt", und Jolles (1930,10) von der "Geistesbeschäftigung", die einer Textsorte eigen ist. Er vertritt mit seinen Erklärungen zu dieser Kategorie die Auffassung, daß der gestaltende sprachliche Zugriff die Welt auf spezifische Weise ordne, daß dieser Zugriff, indem er selbst musterhaft sei, Strukturen widerspiegele, und schließlich, daß sich aus der Intention des zu gestaltenden Textes Anforderungen an die Textgestalt ergäben. Was bei Humboldt eine Bindung von Lautgestalten an die innere Formung der Welt ist, begegnet bei Jolles als Bindung von Textgestalten/Textmustern an bestimmte "Lebenshaltungen", "Geistesbeschäftigungen". "Geistesbeschäftigung" ist zu verstehen als die einer Gruppe von Menschen gemeinsame Einstellung, Haltung und Handlungsweise gegenüber ihrer Wirklichkeit, das FRAGEN beim Rätsel, das ANTWORTEN bei der Mythe, das MITTEILEN EINER ABSCHLIESSENDEN ERFAHRUNG beim Sprichwort. Ein ähnlicher Gedanke begegnet uns in der literaturwissenschaftlichen Textsortenbetrachtung, wie sie Jauß (1972, 132) vornimmt, wenn er feststellt, daß "literarische Gattungen ihren 'Sitz im Leben' und damit ihre gesellschaftliche Funktion haben". Das ist gemeint, wenn Texten die Fähigkeit des ordnenden Zugriffs auf die Wirklichkeit zugesprochen wird. Jauß führt, dies sei am Rande vermerkt, durchaus schriftliche Texte an, während bei Jolles (ebenso bei Günthner s. u. ) nur mündliche Texte im Blick sind. Festzuhalten ist: Schriftliche sowohl wie mündliche Texte mit ihrer jeweiligen "gesellschaftlichen Funktion", ihrer "Geistesbeschäftigung" sind Bestandteile einer "Textgemeinschaft", die ich oben als Kulturgemeinschaft zu beschreiben versucht habe. Texte gehören zu den Selbstverständlichkeiten dieser Kulturgemeinschaft, mit denen das Zusammenleben, der Alltag (und darüber hinaus auch der Feiertag) bewältigt wird. Andere Kulturgemeinschaften können andere Textsorten, andere Selbstverständlichkeiten haben, was die Notwendigkeit mit sich bringt, die Selbstverständlichkeit der anderen kennenzulernen. Aus gegenwärtiger sozialwissenschaftlicher Sicht stellen Bergmann und Luckmann (1993) der Kategorie "Geistesbeschäftigung" die der "kommunikativen Gattungen" an die Seite, unter der sie "historisch und kulturell spezifische, gesellschaftlich verfestigte Lösungsmuster für strukturelle kommunikative Probleme" (ebd. 2) verstehen. Die Funktion kommunikativer Gattungen sehen sie darin, daß Erfahrungen der Lebenswelt "in einigermaßen verbindlichen Formen thematisiert, bewältigt, vermittelt und tradiert werden" (ebd. 2). In der Weiterführung dieser Überlegungen durch Günthner (1995) ist dann von "Binnenstruktur" (ebd. 201ff.), den verbalen und nonverbalen Gestaltungsmitteln, die Rede und von der "Außenstruktur" (ebd. 204f), vom Zusammenhang der kommunikativen Gattungen mit sozialen Milieus, mit ethnischen und kulturellen Gruppierungen. Textsorten müßten sich demnach beschreiben lassen nach ihrer von einer bestimmten Kulturgemeinschaft geprägten Art des Zugriffs auf sprachliche Wirklichkeit und nach den daran gebundenen Formmerkmalen, und diese Beschreibung müßte in ein Textsortenmuster aufgenommen werden. Am Märchen läßt sich beispielhaft zeigen, was Jolles unter "Geistesbeschäftigung" versteht und was wir 21 heute eher den ordnenden Zugriff auf die Welt nennen. Das Märchen berichtet über Wunderbares, das aber als das Selbstverständliche aufgefaßt wird. Die "gesellschaftliche Funktion" des Märchens ist es, eine naive Moral darüber, wie es in der Welt eigentlich zugehen müßte, zu entwickeln - in einem Rahmen unbestimmter Zeit, unbestimmten Ortes und unbestimmter Personen, in einer Welt, die nicht an die Bedingungen unserer Welt geknüpft ist. Sprechakttheoretisch ist das Märchen beschreibbar als gebunden an eine Textproposition, die Bezug nimmt auf das Wunderbare, realisiert durch die Sprachhandlung des ERZÄHLENS mit dem Ziel zu UNTERHALTEN und zu BELEHREN, und durch einen relativ festen Bestand an formulativen Mitteln. Bei Günthner (1995) finden wir andere, im Alltagsleben geläufige Gattungen genannt: Dem Mokieren als Gattung wird das herablassende SICH-LUSTIGMACHEN und der Gattung der Frotzelei das SPIELERISCHE KRITISIEREN als Form des Zugriffs zur Welt zugeordnet. Der Kulturspezifik dieser den Textsorten eigenen ordnenden Zugriffe zur Welt ist nun nachzufragen. 4. Textsorten - globale und lokale kulturell geprägte Muster Im folgenden will ich der bisher eher unterstellten als nachgewiesenen kulturellen, d. h. der einzel- und interkulturellen Spezifik von Textsorten nachgehen. Zweifel an der Existenz von einzelkultureller Spezifik könnten von Beobachtern der "Textszene" angemeldet werden, die sich vorzugsweise mit religiösen und spielerischen Texten z. B. oder auch mit erzählerischen Texten oraler Volkspoesie beschäftigen. Ihr Standpunkt könnte sein, daß es durchaus Texte gibt, deren wesentliches Merkmal gerade nicht die Geprägtheit durch eine Einzelkultur darstellt, sondern im Gegenteil die Tatsache, daß sie in mehreren oder vielen Kulturen zu Hause sind. Ich werde darauf am Beispiel der 'modernen Sage' zurückkommen. Beobachter, die sich vor allem den Gebrauchstexten zugewandt haben - informierenden, argumentierenden, kontaktierenden Texten -werden den einzelkulturellen Ansatz nicht infragestellen.7 Deren Perspektive werde ich am Beispiel der Textsorte 'Wohnungsanzeige' zu erläutern versuchen. Meine Überlegungen laufen, um dies vorwegzunehmen, darauf hinaus, daß beide Perspektiven Geltung haben, daß sie freilich jeweils auf eine andere Gruppe von Texten mit einer anderen Art von ordnendem Zugriff auf die Welt bezogen sind. Ich gebe zunächst eine Beschreibung der beiden genannten Textsorten und stelle dann meine Schlußfolgerungen vor. Was nicht auf den ersten Blick auffällt, ist, daß die 'moderne Sage' die uneingeschränkte Fortsetzung der traditionellen oralen Gattung der 'Sage' ist. Die durch die Grimmsche Sammlung 'Deutsche Sagen' (1816-1818) geprägte Vorstellung von der einfachen Form 'Sage' wird von Brednich (1990, 6) beschrieben als "mündlich 7 Wie wichtig dieser Ansatz vielen Autoren ist, zeigt die Vielfalt der Untersuchungen, die Adamzik in ihrer Bibliographie unter dem Stichwort 'kontrastive Aspekte' auflistet. 22 überlieferte Erzählungen und Berichte von außergewöhnlichen Erlebnissen, Ereignissen als Erscheinungen, die mit dem Anspruch auf Glaubwürdigkeit erzählt werden". Glaubwürdigkeit soll erreicht werden, indem z. B. Orte und Personen benannt werden und so Unwahrscheinliches an Reales geknüpft wird. Bausinger (1958, 248) beschreibt die Geistesbeschäftigung, Jolles hier ergänzend, mit den folgenden Worten: Der Form Sage liegt eine Geistesbeschäftigung zugrunde, in welcher die Welt sich in ein Innen und Draußen, in Heimat und Fremdheit, in Haus und Ausgeliefertsein, in Hier und Jenseits aufteilt; eine Geistesbeschäftigung, die an der Grenze zwischen diesen Bereichen wacht, damit das Draußen, die Fremdheit, das Ausgeliefertsein, das Jenseits, das 'Andere' nicht vergessen werde in dem eigenen Bereich, - damit dieses aber auch nicht zerstört werden kann durch die jenseitigen Mächte. Die daraus abzuleitende dominierende Sprachhandlung ist BERICHTEN mit den Funktionen ANGST AUSDRÜCKEN, ERKLÄREN, BELEHREN, EXEMPLIFIZIEREN und WARNEN. Die sprachliche Form ist viel weniger fest als die des Märchens. Es wird sachlich erzählt, der Anspruch auf Glaubwürdigkeit wird erhoben. Sicher auch aus diesem Anspruch heraus wird kurz, klar, zielgerichtet dargestellt, Fakten wie Namen von Orten und Personen werden gegeben. Charakterzeichnungen werden nicht vorgenommen, denn nicht Personen, sondern das in den Alltag dringende Unerklärliche ist beschreibenswert. So wie die Sage eben dargestellt wurde, tritt sie als reine Form noch heute auf. Handlungstheoretisch gesagt: Wir finden heutzutage Texte - und nicht wenige - die die Textproposition, Textillokution und (soweit erfaßbar) die Textlokution der traditionellen Sage aufweisen. Gemeint sind Texte, die in der volkskundlichen Literatur als 'moderne Sagen', 'urban legends', 'belief legends', 'sagenhafte Geschichten von heute' (Brednich 1990) bezeichnet werden. Moderne Sagen sind mündlich weitergetragene Geschichten von unglaublichen Ereignissen, z. B. von dem auf dem Basar für immer verschwundenen Mädchen, von der tödlichen Spinne in der Zimmerpalme, von Todesprophezeiungen, die ein Anhalter während einer nächtlichen Autofahrt ausgesprochen hat. Die Texte nehmen in der Regel Bezug auf etwas, was die Erzähler und Hörer mit Unruhe erfüllt, was nicht erklärbar ist. Daß das Unerklärliche anders als in den Volkssagen der Vergangenheit nun oft die Technik, der Verkehr oder die unbekannte Fremde der Urlaubsländer ist, steht nicht in Widerspruch dazu. Der Rahmen hat sich zwar geändert, nicht aber das Verhältnis zum "Außen", zum "Anderen", zum "Fremden". Das heißt, auch die Sprachhandlung des BERICHTENs mit den Funktionen des EMOTIONALEN ENTLASTENs, des EXEMPLIFIZIERENs und vor allem des WARNENs - ganz in der Tradition der alten Warnsage - ist geblieben. Das gleiche gilt für die Sprachgestalt. Wir finden in der modernen Sage einfache Erzählstrukturen, die man sich leicht merken und gut weitergeben kann. Dem Glaubwürdigkeitsanspruch wird durch eine Formel wie z. B. "Das ist wirklich passiert. Das hat mir der Freund meiner Schwester erzählt" Rechnung getragen. Auch hier wird wie in der traditionellen Sage im Drinnen auf das fremde Draußen verwiesen. Diese Beschreibung der modernen Sage trifft nicht nur auch auf die älteren Sagen zu, auf das also, was wir vorfinden, wenn wir die Zeitgrenzen überschreiten und zurück in die 23 Vergangenheit sehen. Sie trifft auch zu, wenn wir lokale Grenzen überschreiten. Moderne Sagen gelten als interkulturell gängige Formen. Man kann manche Erzählmotive weltweit finden und den Weg, den manche Motive genommen haben, über die Welt, zumindest die westliche, verfolgen. Genau betrachtet lassen sich, was ihre Interkulturalität betrifft, drei Typen moderner Sagen feststellen: Sagen, die in Plot und Szenarium in verschiedenen Kulturen übereinstimmen (Themenbereiche wie Tiere, Haus und Wohnung, Technik, vgl. Anhang); Sagen, in denen zwar der Plot, nicht aber das Szenarium gleich ist. Es passiert dasselbe, aber unter landestypischen Begleitumständen (Anhaltergeschichten, vgl. Anhang). Schließlich eine minimale Gruppe von spezifischen Geschichten, die tatsächlich nur in einer Kultur oder einer begrenzten Menge von Kulturen vorkommen können (DDR-Geschichten, vgl. Anhang). Allen diesen Geschichten ist immer eins gemeinsam: die Geistesbeschäftigung, der ordnende Zugriff, die symbolische Dimension. Textsortenkonstituierend wirken der propositionale Anteil: das Unerklärliche, die dominierende Illokution: das WARNEN und das lokutionäre Grundelement: die einleitende, das Wahre bekräftigende Formel. Auch die Textsorte Verkaufs- und Kaufanzeige ist wenig variabel, der Variationsrahmen ist eng gesteckt. Nach Heinemann und Viehweger (1991, 223) gehören zu einer Verkaufsanzeige in der Presse an propositionalen Elementen 1. Gegenstand/Merkmale, 2. (Preis), 3. zu verkaufen, 4. Anschrift. Durch diesen Rahmen sind auch die formulativ-stilistischen Elemente beschränkt. So kann man z. B. wählen zwischen verkaufen, zu verkaufen, abzugeben, Billigangebot, biete u. a., und man kann sich zwischen einem ausführlichen und einem weniger ausführlichen Text entscheiden. Die Illokution dieser Texte ist ANBIETEN, um AUFMERKSAMKEIT zu WECKEN und möglicherweise eine EINSTELLUNG (zum angebotenen Gegenstand) HERAUSZUBILDEN, um, wenn möglich, Interesse und Kauflust zu wecken. Diese Beschreibung trifft auf deutsche Verkaufsanzeigen durchaus zu, nicht aber, um ein extremes Beispiel zu nennen, auf die gegenwärtig in Rußland gebräuchlichen Wohnungsanzeigen. Die Schreiber der Anzeigen bewegen sich in dem vorgegebenen Rahmen der Textsorte auf bisher ungewöhnliche Weise. Auf der Ebene der Mikro- und Makrostrukturen des Textes treten gravierende Veränderungen auf. Genaugenommen gibt es keine Strukturen mehr; denn die Annonce besteht lediglich aus einer Telefonnummer. Die Informationen über Proposition und Illokution, die mit denen der üblichen Ausgestaltung der Textsorte übereinstimmen, entnimmt der Leser der Spalte, in der die Annonce steht, mit ihrer Überschrift. Die Anzeigen werden rigoros reduziert, um möglichst keine privaten Daten in die Öffentlichkeit zu geben und sich so vor kriminellen Handlungen wie Einbrüchen und Diebstählen zu schützen.8 Die Unterschiede zwischen den zum Teil sehr ausführlichen Immobilienverkaufsanzeigen in deutschen Tageszeitungen und diesen Kürzestformen sind eindeutig soziokulturell 8 Das ist jedenfalls die Erklärung, die mir russische Informanten gegeben haben. 24 bedingt, und sie werden verschwinden, sobald sich die soziokulturellen Umstände, wie auch immer, angleichen. Auf der einen Seite die "internationalen Fassungen" (Shenhar 1986, 245) der modernen Sagen, auf der anderen Seite die an die aktuelle Situation einer Kulturgemeinschaft gebundene Textsorte der 'Wohnungsanzeige' im gegenwärtigen Rußland. Der grundsätzliche Unterschied zwischen der über Zeit und Raum hinaus gültigen Form der Sage und der eng an Zeit und Raum gebundenen Ausprägung der hier beschriebenen Anzeigentexte läßt sich über die Kategorie des "ordnenden Zugriffs" erklären, der uns in den Texten in zwei Spielarten begegnet. Der in der modernen Sage realisierte ist ein geistig-ordnender Zugriff auf die Welt. Es geht um die mental-reflexiv-emotive Bewältigung von Lebenssituationen, die man als anthropologische fassen und von denen man annehmen kann, daß sie sich so oder ähnlich als Herausforderung an die geistige Lebensbewältigung immer wiederholen werden. Von daher ist der Zugriff weniger den Anforderungen der Alltagspraxis und der aktuellen Kulturzustände unterworfen, er ist - im Gegenteil - überkulturell und langfristig zu denken, inhaltlich und auch formal. So sind die Formen auch beständiger und elaborierter. Der in der Wohnungsanzeige realisierte Zugriff ist praktischordnender Natur. Die Texte dienen lebenspraktischen Zwecken, der Bewältigung des Alltags. Man muß sie sich kulturell kurzfristig denken, leicht veränderbar, sobald sich die soziokulturellen Umstände verändern. Sie sind offen, nicht elaboriert und neuen Bedürfnissen leicht anpaßbar. Textsorten, die den geistig-ordnenden Zugriff auf die Welt ermöglichen, sind eher globaler Natur und weniger an die Einzelkultur gebunden. Textsorten, die eine praktisch-ordnende Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit möglich machen, sind erfahrungsgemäß eher lokal und einzelkulturspezifisch geprägt. Wer dies akzeptiert, muß die gängige Vorstellung von der kulturellen Geprägtheit der Textsorten differenzieren, indem er den jeweiligen Zugriff auf die Welt in seine Betrachtung einbezieht und die Existenz sowohl lokaler als auch globaler kulturell geprägter Muster in Rechnung stellt. Literatur: Adamzik, Kirsten (1995): Textsorten - Texttypologie. Eine kommentierte Bibliographie. 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Povzetek RAZLAGALNA MOČ BESEDILNIH VRST - OPIS BESEDILNIH VRST KOT PRISTOP DO VEČPLASTNEGA - TUDI KULTURNO POGOJENEGA - VEDENJA Članek povzema več vidikov, s katerimi je mogoče razložiti besedilne vrste, in je zato razdeljen na naslednje dele: 1. Besedilne vrste kot organizacijske oblike vsakdanjega včdenja, 2. kot kulturno pogojeni fenomeni, 3. kot specifični pristopi k dejanskosti in 4. kot vzorci s samo lokalnim oz. tudi globalnim značajem. Besedilne vrste, ki vsebujejo duhovno urejajoč pristop do sveta, so bolj globalne narave in manj vezane na posamezno kulturo. Besedilne vrste, ki omogočajo praktično urejajoč prikaz resničnosti (npr. oglasi za stanovanja) imajo glede na izkušnje bolj lokalni in kulturnospecifični značaj. Kdor sprejema takšno razdelitev, mora spremeniti običajno predstavo o kulturni pogojenosti besedilnih vrst tako, da v svoje opazovanje vključi vsakokratni pristop do sveta. 27