Beilage zur Kaibacher Zeitung. M Zw. Siebenter IchrgllNg. 36. Juli R863. Iln mein Mrain. willkommen Krain! 2lm Markstein sink' ich nieder Und tiisfc dich, geliebte Heimaterde, Dein ist mein Blut und jegliche Gebcrdc, Dir schlägt mein Her;, dir perlt die Thräne wieder! Ich war ein Kind, dort saß ich unter'm Flieder, Da scholl in mir das schaffende: Es werde, Zog mich hinaus auf raschem Flammcnpfcrdc, Und durch die Wclt erklangen meine Lieder! Fort stürmt' ich, nusta't fort im wilden Dränge, Da hat es mich znm Vaterland getrieben, Zu meinem Lied', das ich vermißt so lange. — Doch was einst groß, ist winzig min geblieben, Ich fand «erkauft, »errathen längst mein Lieben, Ein schriller Mißton gellt in meinem Sänge! Laibach. ^"""^ ^"'"' Cr o ilill es. Äovcllctte. ^Fortsetzung.) ^»ebersprudelnde junge Leuie Pflegen einen sehr glücklichen Charalterföhler zu haben: sie verzweifeln schnell, bedürfen aber vft gar keiner eingehenden Tröstungen, weil sie sich mit überraschender Leichtigkeit jeder Zerstreuung hingeben und für dieselbe empfänglich sind. Mit Unrecht hält man sie dann für gefühltos oder engherzig: sie empfinden im Gegentheil lebhafter als Andere und sind dabei im Stande, sich in schweren Momenten sofort eine Kugel durch den Kopf zu jageu; sind aber solche Momente einmal vorüber und sie noch am Leben, so kann man sie dann wie gewöhnlich zu Tische gehen sehen, was sie übrigens nicht hindern wird, beim zu Vetie gehen neuerdings Thränen zn vergießen. Freude und Schmerz gleiten nicht ab an ihnen, sondern durchdringen ibr ganzes Wesen, gleich den vom Bogen losgeschossen Pfeilen: ihr treffliches Naturell kann leiden, aber nicht lügen; ihre Brust ist durchsichtig, niä't wie gebrechliches Glas, wohl aber wie der fclsenharte Bergkrystall. CroisilleZ hatte mehr als ein Glas geleert und ging nach Tische nicht in den nassen Tod, sondern mit Jean in die Comödie. Dort zog er den Veilchcnstrauß hervor, den ihm Fräulein Godcau am Morgen in so bedeutungsvoller Weise gc-geben hatte, roch daran und dachte mit Geistcsruhe an das in ! den Frühstunden erlebte Abenteuer. Nach einiger Ucbcrlcgung wurde ihm auch der wirkliche Sachverhalt klar, daß nämlich das junge Mädchen, als sie ihr Bouquct in seine Hände gelegt und nicht wieder zurückzunehmen gewollt hatte, Willens gc-wesen war, ihm ein Zeichen ihres Mitgefühls zn geben; in jedem andern Falle hätte die Weigerung und ihr Schweigen ein Beweis von Verachtung sein müssen, eine Voraussetzung, ! die geradezu unmöglich war. Dcumach mußte sich Croisillcs für überzeugt halten, daß ihr Herz minder hart, als das ihres Vaters war; in dieser Ueberzeugung konnte er sich nun anch ohne sonderliche Anstrengung daran erinnern. daß ans ihren > Zügen, während sie durch den Talon gegangen war, eine Auf-5 regung gesprochen hatte, die um so wahrer war, als sie un-^willkürlich gewesen sein mußte. Nun fragte es sich aber, ob ! der Grund dieser Aufregung Liebe oder bloß Mitleid, oder irgend ein allgemeines Humanitälsgefühl war. Bangte dem Fräulein vor seinem, vor Croisilles Tode nämlich, oder mochte ! sic nur überhaupt nicht die unwillkürliche Ursache des Todes ' was immer für eines Menschen sein. Obwohl das Vouauet verwelkt und zur Hälfte entblättert ! war, so hatte es doch noch einen so süßen Duft, daß CroijUles, ! während er es besah und beroch, sich crmuthigcnder Hoffnungen ! nicht cntschlagcn konnte. Um die Veilchen waren einige Nosen- tnospcn guirlandenartig gebunden. Ein Orientale würde in der Sprache dieser Blumen die Enträthselung der süßesten ! Mysterien gefunden haben. Aber auch Occidcntalen wissen unter Umständen den Eclam zu lcfen. Blumen, die aus der Hand eines schönen Mädchens kommen, sind weder im Orient noch ! im Occident stnmm, namentlich dem Liebenden gegenüber nicht, j dem sie gar anmuthige Dinge vcrtrancn. Wohlgerüche haben ^ mehr als eine Analogie mit der Liebe und es gibt sogar Leute, ^ die da behaupten wollen, die Liebe selbst sei nur eine Art wohl- ! riechenden Duftes: freilich ist die Blume, welche diesen Duft ! spcudct, die schönste der ganzen Tchöpfuug. z Während Croisilles in solcher Weise schwärmte und der " über die Bretter gehenden Tragödie nur sehr geringe Aufmcrl- ! samkeit schenkte, wurde Fräulein Godeau in einer Loge sichtbar. ' Er ließ sich rächt im Entferntesten beifallcn, daß sic nach den ! am Morgen stattgehabten Vorgängen es zum Mindesten seltsam ,! finden müßte, ihn am Abend im Theater zu erblicken. Er war ! im Gegentheil nach Kräften bemüht, sich ihr bemerkbar zu z machen, was ihm jedoch durchaus nicht gelingen wollte. Eine Pariser Figurantin spielte im Thcaicr von .Navre die so schwic- rige Rolle der „Merope" und das Parterrepublicnm stand so ! dichtgedrängt, das; CroMes sich laum rühren konnte. In Er-manglung eines Bessern innßte er sich daher damit begnügen, die Schöne fortwährend anznstarren und kein Auge von ihr zu - wenden. Es entging ihm nicht, das; sie sehr übel gelannt war, und die an sie gerichteten Fragen nur mit sichtlichem Widerwillen beantwortete. Selbstverständlich stand die Thüre ihrer Loge in den Zwischenacten keinen Augenblick still; die jungen Leute aus der bessern Gesellschaft waren unermüdlich in ihren Aufmerksamkeiten für das reizende Mädchen, das an diesem Abend noch mehr umdrängt und umwobcn geworden wäre, hätte nicht der würdige Mann, ihr Vater, mit seiner enormen Persönlichkeit drei Viertheile des Logcnraumes ausgefüllt. Eroisilles bemerkte auch, das; sie weder den Vorgängen auf der Bühne, noch denen im Zuschauerraum irgend welche Aufmerksamkeit schenkte. Den Ellbogen auf die Logenbrüstuug gestützt, das Kinn in die Hand gelegt, Zerstreuten Blickes, sah sie einer Liebesgöttin im An-zuge einer Marquise gleich; die Pracht ihrer Toilette, die Schminke, unter der man die Blässe ihres Angesichts errathen konnte, alles das legte Zeugenschaft ! für die Glcichgiltigkeit ab, mit der sie die Comödie vor sich Hinspielen ließ. Nie zuvor war sie Eroisilles so reizend erschienen. Während des Zwischenactes gelang es ihm, sich dem Gedränge zu entwinden und er eilte sofort in den Logengang, um durch das Glasfcnsterchen der Logenthürc zu gucken, der das Fräulein Godeau den Nucken zuwendete. Kaum hatte er jedoch dort Posto gefaßt, als seltsamer Weise das Mädchen, das die ganze Zeit über unbeweglich wie eine Statue gewesen war, sich umdrehte. Als sie seiner ansichtig wurde, zuckte sie zusammen und schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick, um gleich wieder die frühere Stellung anzunehmen. Ob dieser Blick Ueber-raschung, Unruhe, Vergnügen oder Liebe ausdrückte, vermögen wir nicht zu sagen; ob er die Frage „wie, Sie sind nicht todt?" oder den Ausruf: „Gott sei Dank, Sie leben noch!" enthielt, können wir nicht bestimmen; gewiß aber ist, daß Croisilles unter dem Eindruck dieses Blickes sich zuschwor, entweder des Mädchens Liebe zu gewinnen, oder allen Ernstes zu sterben. Von allen Hindernissen, die der Liebe in den Weg treten können, ist falfche Scham sicherlich eines der größten und mächtigsten; diesen leidigen Fehler, der aus Stolz und Schüchternheit hervorgeht, hatte Croisilles uicht,' er gehörte nicht zu Jenen, welche um das Weib ihrer Liebe Monate lang umher schleichen, wie die Katze um den im Käfig eingesperrten Vogel. Von dem Augenblicke an, in welchem er dem Wassertode entsagt hatte, war auch sein ganzes Augenmerk darauf gerichtet, seine liebe Julie wissen zn lassen, daß er einzig und allein für sie leben wolle; wie aber sollte er es anfangen, sie solches wissen zu lassen?" An ein zweites Vorsprechen im Hause des Generalpächters durfte er nicht denken, da ihm der strenge Vater sicherlich die Thüre gewiesen haben würde. Eben so wenig hätte er einen Erfolg gehabt, Julien auf der Straße aufzulauern, da sie in den seltenen Fällen, in denen sie zu Fuß ausging, sich nie ohne Begleitung einer alten strengen Azcr fchen ließ. Die Nächte unter den Fenstern einer Geliebten znbrinZm, ist eine Thorheit, der sich Verliebte gern hingeben, die aber unter den obwab tenden Umständen auch erfolglos gewesen wäre. In der Kirche wollte Eroisilles das Mädchen seines Herzeus nicht aufsuchen, dazu war er zu religiös erzogen. . Er wählte daher dcn bcstcn, wenn auch gefährlichsten Nusweg; er beschieß, derjenigen, der er sich weder nähern konnte, noch nähern durste, zu schreiben. Selbstverständlich hätte man in dein Briefe vergebens nach einem ' logischen, geordneten Gedankcngange gesucht: er war ungefähr folgendermaßen abgefaßt: „Mein Fräulem! Ich bitte Sie, mich ganz genau wiffen zu lassen, wie reich man sein muß, um auf Ihre Hand Auspruch machen zu können. Es ist dieß wohl eine sehr seltsame Frage; ich liebe Sie aber so über alle Maßen, daß ich diese Frage steilen muß und Sie sind die einzige Person anf diefer Welt, an die ich sie stellen kann. Gestern Abend im Theater ist es n-ir vorgekommen, als wenn Sie einen Blick anf mich gerichtet hätten. Ich wollte in den Tod gehen und wünsche, es gethan zu haben, falls jener Blick nicht mir gegolten hat und ich mich getäuscht habe. Kann der Zufall grausam gemig scin, einen Menschen-in einer gleichzeitig so süßen und so traurigen Weise täuschen zu wollen? Ich bitte Sie, mir auch hierüber Aufklärung geben zu wollen. Gestern meinte ich, es sei Ihr Wunsch und Befehl, daß ich am Leben bleibe. Sie sind reich und schön; ich weiß das nur zu gut; Ihr Vater ist hochmüthig und geizig - Sie haben ein Recht, stolz zu sein; ich liebe Sie aber und alles übrige ist ein Traum. Nichten Sie Ihre herrlichen Angen auf mich: denken. Sie an die Macht der Liebe, an meine Leiden, an Alles, wovor ich zagen und bangen muß; denken Sie endlich,, daß es mir einen unsäglichen Genuß gewährt. Ihnen diesen albernen Brief zu schreiben, der mir vielleicht Ihren Zorn zuziehen wird; denken Sie aber auch, mein Fräulein, daß Sie nicht ganz ohne Schuld an meiner Albernheit sind. Warum haben Sie mir jenen Strauß gelassen? Versetzen Sie sich, wenn Ihnen dieß möglich ist, einen Augenblick in meine Lage; ich wage zu glauben, daß Sie mich lieben und wage, Sie zu bitteu, daß Sie mir es auch sagen. Verzeihen Sie mir meine Kühnheit, ich bitte Sie fnßfälligst darum. Jeden Tropfen Blut möchte ich darum geben, Sie nicht beleidigt zu haben, und sehen zu können, daß Sie mein Geständniß mit jencm himmlischen Lächeln aufnehmen, das nur Ihnen eigen ! ist. Was immer Sie aber auch beschließen mögen, so wird Ihr Bild in meiner Brust eingegraben bleiben, und nur derjenige, der mir das Herz aus dem Leibe reißt, wird dieses ! Bild aus meinem Innersten entfernen können. So lange Ihr ! Blick in meinem Innern lebt, so lange der Veilchcnstrauß einen Nest von Duft besitzt, so lange ein Wort hinreicht, um Liebe auszudrücken, werde ich die Hoffnung nicht aufgeben." (Fortsetzung folgt.) Deiträge Zur Geschichte Kram's. l. Das Wochciner Kloster. Wenige Reisende, selbst Krainer, die von Vcldes gern emcn Abstecher in das Wocheincr Thal machen, werden es wissen, daß in diesem Thal wahrscheinlich das älteste Kloster einst existirtc. Wir sagen, wahrscheinlich das älteste, weil wir den 10. Brief des H. Hiorominus ad vii'giii08 ^.om0iieii368 im Gedächtnisse haben, sowie seinen 12. Brief an den Mönch Anton. Wir haben aber über das klösterliche Leben in Aemona , keine Anhaltspunkte mehr, nm etwas darüber zu sagen. Nach dieser Zeit dürste das erste Kloster in Krain, so weit wir die Geschichte des Landes kennen, das in der Wochein sein. Wir glauben damit eine kleine Lücke in der Geschichte auszufüllen. Wir werden das Wenige, was darüber bekannt ist, hier mittheilen, weil alles, was wir mittheilen werden, selbst Geschichtsforschern von Krain mehr oder weniger unbekannt sein dürfte, ^ da es einem Werke entnommen ist, das, wenigstens in Laibach, schwerlich im Lande stark verbreitet ist. Es ist die Geschichte der bischöflichen Kirche von Vriren in Tirol, Beiträge, welche Sinnacher in mehreren Bänden seit dem Jahre 1831 herausgab. Wenngleich Brisen in Krain schöne Besitzungen hatte und somit seine Geschichte anch einen Theil unserer Geschichte bildet, > so ist sie doch weder von der Lycealbibliothek, noch von der des historischen Vereins angeschafft worden. Wir erwähnen hicr dieses Factum nur aus dem einfachen Grunde, weil es Zeugniß ablegt, wie in der Geschichte längst aufgeklärte Puncte > (so weit es nämlich möglich ist), mit der Zeit und einer neuen ^ Generation in cin neues Duukel treten, weil man im Lande > vergißt, die vergangenen Quellenwerke anzuschaffen. ! Echon in den siebenziger Jahren des vorigen Iahrhun-dertes hat Nesch, ein Brixener Priester, in einer Jubiläums- ! schuft ') seines Aisthnms Brizen folgende Angabe über das Wocheincr Kloster gegeben: Bemerkenswerth ist eine Urkunde, ! sagt Resch "), zu Folge welcher der Brirener Bischof Hugo aus ! einer Besitzung im Orte Cruskilach im Wocheiner Thale, an dem Ursprünge des Saveflusses, welches der edle Dietmar den Heiligen Eassiunus und Ingeninns übergeben hat, wofür er ein ! anderes Landgut, ebenfalls im Patriarchate Aquileja, Vochina ! genannt, erhalten, ein Kloster gestiftet hatte, für Mönche, die nach der Ordensregel lebten. Der von ihnen erwählte Abt sollte jedoch vom Vch-ener Bischof erhalten werden. Geschehen zur Zeit des Patriarchen Oudalricus des Jahres 1120, unter der 3ie- ! Zierung Heinrich IV., unter Bischof Hugos, im 3. Jahre nach feiner Wahl." Resch bezeichnet genau den Fundort seiner Notiz, nämlich cin Saalbuch '). Resch's genanntes Werk, sowie mehrere andere Werte desselben Verfassers, sind für die Geschichte Vnrens Quellenwerte, und alle Geschichtsschreiber und Geschichtsforscher des Brizener AiZthumZ ehren ihn durch vielfache Citate. Nach Nesch und schon im 19. Jahrhundert gab der Geschichts-') Josef Rcsch, ^l«. MI^m-, I^l^i«, ^uulmn m Xorie« 3iv« ^) l. c. PL^. 107. ') cc><1. 1>a!',li0!.mn 8. s, 112. forscher von Tirol, Hormayr, in einem seiner Werke den vollständigen lateinischen Abdruck der Urkunde, welche Nesch in einem Eaalbuche fand und die Hormayr im Archive Brircns fand. Diese Urkunde aus Hormayr ^) benutzte Nichter in einem Aufsatze, wenn wir nicht irren, über Veldes im Jahre 1823. Da das „Illyrische Blatt" anch schon unter die seltenen Werte ^ gehört, so geben wir hier auch Richters Notiz. Sie kann cin kleines Beispiel sein, wie Richter schrieb: er sagt: „So findet sich in des Freih. v. H. Veitrag eine Urkunde aus dem Brirncr Archive, vermöge welcher ein gewisser Dietmar sein?ra6viuni OlU8lli1a.i.'Erklärung des so höchst interessanten Monogramms, zu dessen richtiger Lösung in Laibach die wissenschaftlichen Hilfsmittel fehlen, in die Hand nehmen. An diese Runen wurden wir aber von Morlot, in einer Abhandlung der geologischen Reichsanstalt ^), wieder erinnert. Zugleich wurde aber auch auf 2 Denksteine hingewiesen, deren Deutung Morlot nicht richtig geben konnte, da ihm die Eristcnz des Klosters uube- ') H. Kritisch, diplom. Bcitrngc zur Geschichte Tirols im Mittel alter. 1. Band, 2. Abtheilung. i'.iF. 85, Nr. 40. -) Illyr. Blatt 1822 , s,nF. 47. ') II. Heft, i'az'. 17. Als Quelle finden wir cin einfaches ll. Dieser Buchstabe soll nbcr nach der Einleitung unter den Abtürzunneil - Archw für Süddcntschlcmo bedeuten, wo wir diese Regcstcn nicht tcnncn. Wir vermuthen aber, daß sie dem Richter entnommen wurde. ')Mitth. 1856, paF. 81. ') Jahrgang 1850, i«F. 20, 7 ff. tcmnt war. Morlot sagt: Man erzählt, daß in Gradaz ein Kloster gestunden, wozu gar lein Grund vorhanden fei, als allenfalls die Erscheinung der 2 in der Kirche von Bitnje eingemauerten Steine, welche Josef und Maria vorstellen und von der Spitze des verschanzten Hügels ^) herzurühren scheinen. Aber daraus würde nur hervorgehen, daß wahrscheinlich der Befehlshaber dicfer Station zur Römerzcit ein Christ gewesen war, was mn so eher möglich ist, als es nach Hormayr schon im 3. Jahrhundert in Cilli Christen gab. Hätte etwas Klostcrähnliches in der Wochein bestanden, so würden wir gewiß darauf bezügliche urkundliche Angaben erhalten haben, nnd hätte es Valvasvr kaum Übergängen. Uebcr die zwei erwähnten Bilder sagt aber Morlot, daß hock obcn, außen an der Kirchcnmauer, ziemlich nahe am Dache 3, etwa 2' im Quadrate, viereckige Steine eingemauert sind, welche offenbar älter sind, als die Kirche (nämlich Vitnje), und lvclche in -chrem ganzen Habitus an die römischen Leichensteinc erinnern,, uur passen die darauf dargestellten Figuren nicht dazu. Auf dem einen steht in einer Nische halb erhaben, wie sonst auf den römischen. Lcichensteincn so gewöhnlich, eine Frau mit den: Oberkörper bis zum Gürtel; sie hat lange, über den Rücken frei herabfallende Haare und eine Krone auf dem Kopfe. Das^Bild, sagt Morlot, scheint ziemlich gut ausgeführt zu fein. Auf dem zweiten Steine sieht man einen Mann in einer Kutte, mit einem großen Kreuze in den Armen, in Größe und Stellung dem ersten Bilde entsprechend, so daß es schwer hält, hier den Josef und Waria des Christenthums nicht zu erkennen. Der 3. Stein endlich, auf der entgegengesetzten Seite der Kirche, hat in seiner Mitte uur ciucn großen Kopf, dcr wohl dem i'ömischeu Hcibcnthunl angehören soll. (Schluß folgt.) Eine Cicciata "). Dieses schwer zu erklärende Wort bedeutet so viel als Schlächterei, im Ginne des Blutvergießens, und bezeichnet cinc Vollssitte, welche aus Viterbo stammt, wo sie seit Iahrhun- , dcrten in Blüte sieht und sich auch nach Nom verbreitet hat. Wenn mehrere Iechgenosscn in einer Ostcria versammelt ! - und die Köpfe durch übermäßiges Trinken warm geworden find, ! wird manchmal von einem der Saufbrüder eine Cicciata vor- ! geschlagen. Diejenigen, welche nicht thcilnehmen wollen, machen ! sich eilig davon, indem sie den Schenkwirth benachrichtigen, ! der nun sein Möglichstes versucht, das gefährliche Spiel abzu- j wenden, aber hinausgejagt wird, während die Theilnchmer sich ! sorgfältig vcrbarricadiren, weil sie wifsen, daß die Sbirrcn geholt werden, um sie in ihrem Vergnügen zu stören. Man beginnt damit, die Dauer der Cicciata zu bestimmen, welche gewöhnlich dcr erste Glockenschlag einer nahen Kirche beendigt. Nach dieser Verhandlung küßt jeder sein Scapulier, ') Ueber dicscn verschanzten Hügcl handelt Morlot an cincr frühern Stelle. 5) ^iccm» , llcin gchacktcs Fleisch , Gehäctscl. ! betet zur Madonna, und sobald das Zeichen gegeben und die Lampe ausgelöscht ist, packt er seinen Gefährten, seinen Freund und Vertrauten, zieht das Messer und fällt über den andern her, um ihn zu zerfleischen. Eine furchtbare Stille waltet über dicscn Kampf im )itt-stcrn; man hört weder einen Schrei, noch eine Wehklage: imr dumpfes Röcheln und das Klirren dcr Stahlklingen, welche beim Zusammenstoß Funken sprühen. Dieses barbarische Spiel, in welchem Blutdürstige ohne Haß sich bekämpfen und umbringen aus purer Lust an: Morden, hat seine Negeln, von denen nicht abgegangen werden darf. Auch ist es verboten ein Wort vorzubringen, wcil kcin Zwist und kein Rachegedanke nachbleiben soll, auch soll man die Stimme des Freundes nicht erkennen, der den Streich geführt hat. Wenn die Klinge bis an das Heft eingedrungen ist, varf sie nicht in der Wunde umgewendet und dicso nicht erweitert werden. Die Streiche müssen mehr gegen den Unterleib, a!Z daZ Gesicht, gerichtet sein, um das Mcffer zu schonen. Einer, der am Boden liegt, darf nicht getroffen werden, da es jcdcn frei steht, sich aus dem Kampfe zurückzuziehen, indem cr sich ! in einen Winkel legt. ! Ein gutcr Cicciatore gilt für einen tapfern, wackern MalM I und wird sehr geachtet; die Mädchen begünstigen feine Werbung,-die Familie ??.hmt sich seiner Verwandtschaft, und Jeder suA ! ihn zum Freunde zu gcwinnen. Verbrennung. < Leid« wiederholen sich die Fälle, daß Damen in Folge' ! dcr Entzündung ihrer leichten und umfangreichen Kleider eines ! schrecklichen Todes sterben, noch gar zu häufig. In London ist ! wieder eine junge Dame, auf deren Mouffclinkleid ein Tropfen brennender Spiritus gefallen war und es augenblicklich in lichte Flammen gesetzt hatte, ein beNagcnswcrthes Opfer dcr modernen f Tracht geworden. Bei der Todtcnschau hat dcr betreffende! ! Beamte wieder dringend auf ein einfaches Mittel aufmerksam ! gemacht, durch welches derartigen Gefahren vorzubeugen ist. , Eine von den drei Substanzen: ph oZ ph orfaurc Z Amm c-! niak, schwefelsaures Ammoniak oder wolfra M- ! saure Soda, in die Stärke gemischt, und ein Verbreit l nungstod ist fast unmöglich. Kleiderstoffe, welche mit eincnl i dieser Chemikalien präparirt worden, würden, wenn sie übel- z Haupt Feuer annähmen, nur rauchend glimmen und in kcincÄ Falle in Flammen aufschlagen können. Epigrammatisches. l Gibt dir sich Einer froh und heiter, Dring' nur ihm uicht in's Herze weiter, Denn kommst du auf des Herzens Grund, Findest du stets cinc Slclle wund. Schön bist du wohl, mein liebes Kind, l Doch muß ich leider dir gestehen, Daß Andere ich viel schöner sind' — Weil mehr als „schön sein" sic verstehen. Sir lacht nicht bei den Zoten dieser Sänger? An ihrcr Unschuld zwcift' ich nun nicht länger. — Warum, mein Freund, soll sie darüber lachen? ! Das sind ihr alte, längst bekannte Sacheu. ^ Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleimnayr L5 F. Vambcrg w Laibach.