Oj/ -• ,r.................................,............................. y5t 5i* Vortrag, von Ar. M i ch a c f M a p otnilr,. Fürstbischof von Vnunut, in bvv Dvinlirche Marburg, ticu t>. Jänner 1898. WarSura, 181)8. am !! die Bollandisten als vollkommen unhistorisch bezeichnen. (Op. eit. Septembris Tomus quiutus. § 111. Pag. 778 — 780. »um. 25—32). erobert und geplündert hatte, erbat sich sein Kanzler Reinald von Dassel die heiligen Reliquien, die man im Mittelalter höher als Gold und Silber schätzte, als seinen Antheil. Am 24. Juli des Jahres 1164 drängte eine ungeheuere Menschenmenge durch die seitdem Dräng-g a s s e genannte Straße zu der Dreikönigspforte. Erzbischof, zugleich auch Kurfürst und des mächtigen römischen Reiches Erzkanzler, Reinald von Dassel, brachte die kostbaren Reliquien der heiligen Dreikönige, dieser ersten Kreuzfahrer aus weiter Ferne in's gelobte Land, nach Köln. Diese Cimelien zogen Pilger aus den fernsten Gegenden, auch aus unserer Steiermark, herbei nach der alten Colonia Agrippina. Die deutschen Könige, welche nach Aachen zur Krönung zogen, versäumten nicht, am Grabe der ersten christlichen Könige hinzuknieen. Die geschicktesten Goldarbeiter erhielten den Auftrag, einen kostbaren Reliquienschrein zu verfertigen, was denn auch gegen das Jahr 1200 geschah.*) Über diesen goldenen Schrein wölbte sich seit dem Jahre 1248 allmälich der wunderherrliche fünfschiffige und zweithürmige Dom von Köln.**) *) Franz Theodor Helmke», der Dom zu Köln. Köln, 1887. Zweite Aufl. S. 115—118. **) Der prachtliebende Erzbischof Engelbert der Heilige fasste den Entschluss, zu Ehren der hl. Dreikönige einen Neubau des Domes aufzuführcn, der an Glanz und Größe den alten weit iibertreffe. Es war ihm leider nicht vergönnt, die Ausführung des kühnen Planes nur zu beginnen. Er wurde am 7. November 1235 ermordet. Unter der Negierung des Erzbischofes Konrad von Hostadcn wurde am 15. August 1248 der erste Stein vielleicht zum schönsten gothischen Ban der Welt gelegt. Die Vollendungsseier des Wunder iverkcs wurde aber nach mehreren Bauperioden erst in unseren Tagen d. i. am 15. Octobcr 1880 begangen. (Vergl. Franz Theodor Helmke», op. cit. S. 5, 6. 45). > ■*$— u —$*■ Wenngleich nun die näheren Lebensumstände dieser morgenländischen Dreifürsten in tiefes Dunkel gehüllt sind, um so Heller leuchten, dem aufgegangenen Sterne gleich, ihre erhabenen Tugenden aus dem Evangelium hervor. Doch alle die vielen und großen Vorzüge scheinen mir besonders drei Tugenden zu überstrahlen: Tugenden, die gerade der Stern und Kern, die das Wesen und Fundament des Christen-thums sind, und die wie drei Könige unter den Tugenden herrschen: der lebendige Glaube, die unerschütterliche Hoffnung und die glühendste Liebe zum göttlichen Heiland. Durch diesen dreifachen Tugendstern ist jeder der erlauchten Dreifürsten für die Nachwelt ein glänzender Stern, ist jeder ver-ehrungs- und nachahmungswürdig geworden. Damit auch wir, Andächtige im Herrn, geschmückt mit den drei göttlichen Tugenden, diesem Dreigestirn alles christlichen Lebens, ans unserem ferneren Lebenswege dahinziehen nach dem himmlischen Bethlehem, wollen wir in dieser feierlichen Stunde die hl. Dreikönige als Muster und Meister des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe betrachten. Der Hl. Geist aber erleuchte auf die mächtige Fürbitte der hl. Dreikönige, die ihrem Grabmale im Kölnerdom entsteigen und jetzt in unserer Mitte weilen wollen, unseren Verstand und rühre durch seine Gnade unser Herz, auf dass beide empfänglich werden für die drei göttlichen Tugenden, diese Bürgschaft einer ewigen Glückseligkeit! Sei gegrüßt du heiligste Familie: Jesus, Maria, Josef! Theurrfte im Herrn! er bewundert nicht zum Ersten den felsenfesten Glauben der morgenländischen Drei-weisen ? Sie waren ohne Zweifel Männer von hervorragender Bildung und Gelehrsamkeit. Denn der Name Magier, wie sie in der Hl. Schrift bezeichnet werden, bedeutet Weise, Gelehrte, Wissenskundige. Sie besaßen namhafte Kenntnisse in Hinsicht auf die Natur und ihre Kräfte, aus das Firmament und sein Gestirn, in Hinsicht auf Religion und Philosophie. Reste patriarchalischer Offenbarung waren gewiss auch in ihrem Baterlaude anzutreffen, wie auch manche Weissagung der jüdischen Propheten zu ihnen gedrungen sein mag, zumal ja jener Balaam selbst ein Magier und heidnischer Priester war, der die berühmte Prophezeiung gesprochen : „Aufgehen wird ein Stern aus Jakob und sich erheben ein Scepter ans Israel". (Num. 24, 17). Zudem hatten die gelehrten Dreimänner fürstliches Ansehen und befassen große Reichthüiner, wie die dem Gvttkiude dargebrachten Gaben klar bezeugen, und der große Prophet Jsaias, der Evangelist des alten Bundes zubenanut, sagt von ihnen, ihr Erscheinen im Geiste Vvraussehend, dass sie von Dromedaren und von einer Flut von K a m e e l e u auf ihrem Zuge begleitet sein werden. (1s. BO, 6). Und diese weisen, wie reichen und angesehenen Driumviren hatten einen Glaube», der die höchste Bewunderung und das größte Lob verdient. Ein Stern nur war ain Himmel erschiene», und eine alte Weissagung erklärte denselben für das Zeichen des Messiaskönigs — und ohne Zagen und Zögern glaubten die frommen Dreifürsten diesem merkwürdigen Himmelszeichen, Alles war dunkel und geheimnisvoll : der Weg, der vor ihnen lag; das Ziel, zu dem derselbe führte; der Neugeborene, den sic suchten; die Weissagung, die zur Reise einlud. Ja. dunkel und geheimnisvoll war selbst der Stern bei all seiner Helle und all seiner Klarheit. Dieser eigenartige Wegweiser der Magier hat wohl seit jeher unter den Freunden ivie Feinden der hl. Offenbarnngsgeschichte die lebhafteste Aufmerksamkeit erregt. Der hl. Matthäus erwähnt des Sternes viermal. Die Weisen nannten ihn den Stern des neugeborenen Königs der Juden, da sie ihre Frage nach seinem Geburtsorte mit den Worten begründeten: „Denn wir haben seinen Stern im Morgenlande g e s e h e n." (Matth. 2, 2). Herodes berief die Weisen heimlich zu sich und „erforschte von ihnen genau die Zeit, da der Stern ihnen erschienen war". (Matth. 2, 7). Als die Weisen aus Jerusalem nach Bethlehem zogen, „siehe, da gieng der Stern, beit sie irtt M orge n-lande gesehen hatten, vor ihnen her, bis er über dem Orte, wv das Kind war, an-k a m und st i l l st a n d. SDn sie aberbe it Stern sahen, hatten sie eine überaus große Freude". (Matth. 2, 9. 10). Nach der Ansicht der meisten heiligen Bäter und Lehrer der Kirche war dieser Stern eine außerordentliche, wunderbare Himmelserscheinnng. Ans dem ganzen Verlaufe der evangelischen Erzählung zu schließen, war er den Magiern auch bei Tag sichtbar, wo am Himmel keine Sterne glänzen. Der Ausdruck der Hl. Schrift: Wir haben seinen Stern gesehen, drängt zur Annahme, dass es eben ein eigener, zu dem neugeborenen Messias in Beziehung stehender, seine Ankunft auf Erde» auf übernatürliche Weise verkündender Stern gewesen. Ferner passen die Schriftworte: D e r S t e r n g i e n g vor ihnen her, und zwar solange, bis er über dem Orte, tu o das Kind war, a n k a m und still stand, nur ans eine außergewöhnliche sternartige Lichterscheinung und können nur mit gewaltsamer Deutung aus einen natürlichen Stern angewendet werden. Ein natürlicher, am Himmelsgewölbe befindlicher Stern konnte nicht das Haus, wo sich das göttliche Kind befand, vor allen ändern Häusern der Stadt so unmittelbar bezeichnen, weil er ob seiner Entfernung auf keinen Ort mehr oder weniger zeigte. Er hätte nicht unterschieden a n s d a s H a u s Hinweisen können, to e it n er der Erde nicht nahe gewesen wäre, bemerkt einfach aber bezeichnend der Fürst der Theologen, Sanct Thomas von Aquitt.*) Sv weist denn Alles hin ans ein Phänomen, das zwecks Führung der Dreikönige, als Vertreter der heidnischen Völker, zur Wiege des Königs Himmels und der Erde sichtbar wurde und dann wieder verschwand, wie ja auch die Fenersäule die Israeliten aus Ägypten durch die Wüste in das gelobte Land führen und dann verschtvinden sollte. Es erschien am *) „Non autem potuisset distincte domum demonstrare, nisi esset terrae vici na.“ (S. Thomae Aquin., Summa theol. p. 8. q. 3fi. nr. 7). Himmel cin außerordentliches Zeichen bei der ersten Ankunst des Menschensohnes als Welterlösers, wie es erscheinen wird bei seiner zweiten Ankunft als Weltrichters. (Matth. 24, 30). Was Wunder, wenn eine besondere Lichterscheinung die Geburt desjenigen der Welt anzeigt, den der große Jsaias als das Licht Jerusalems (60, 1), Malachias als die Sonne der Gerechtigkeit (4, 2) und Zacharias als d e n A n s g a n g a u s d e r H v h e, um Licht zu bringen jenen, die in der F i n st e r n i s n n d Tvdesschatten sitzen, um zu leiten unsere Füße auf den Weg zum Frieden (Luc. 1, 78. 79) vorherverkündeten, und den der HI. Evangelist Johannes feiert als das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt. (1, 8). Für den nicht natürlichen Charakter des Sternes entscheidet sich unter vielen Anderen der Hl. Ignatius von Antiochien, der im neunzehnten Capitel seines Briefes an die Ephesier den Stern der Weisen also schildert: „Ein Stern leuchtete am Himmel über allen Sternen, und sein Licht war unbeschreiblich, und Erstaunen erregte seine Neuheit. Die ü b r i g e n G e st i r n e n e b st Sonne und Mond waren wie ein Chor um den Stern; er selbst aber übertraf durch s e i n L i ch t sie alle". Und der Hl. Augustinus bemerkt im fünften Capitel seines zweiten Buches gegen den Jrrlehrer Faustus bündig: Der Stern i st also ein ganz neuer gewesen, und i st niemals gesehen worden weder vorher n och na ch h e r.*) *) „Proinde non ex illis erat haec stellis, quae ab initio creaturae itinerum suorum ordinem suh Oeatoris lege con- Übrigens fehlt cs eiiich nicht cm heidnischen Schriftstellern, welche die evangelischen Begebenheiten bestätigen. Der nenplcitvnische Philosoph ChalcidiuS, der im vierten Jahrhunderte lebte, erzählt z. B. in seinem „Coinmentarius in Timaeum“ von dem wunderbaren Sterne, der den morgenländischen Weisen er- stituunt; sed novo Virginis partu novum sidus apparuit, quod ministerium off'icii sui etiam ipsis Magis quaerentibus Christum, cum ante faciem praeiret, exhiltuit, donec eos usque ad ipsum locum, ubi Dei Verbum infans erat, praeeundo perduceret.“ (S. Augustini contra Faustum Manichaeum lib. II cap. 5. — J. P. Migne, Tom. 42. (s. Aurelii August. Tom. 8.) pag. 212. Treffend bemerkt zu dieser Sternfrage Johann Bapt. Weigl: „Es ist übereinstimmende Meinung der Hl. Väter, dass dies teilt natürlicher Stern gewesen, sondern irgend ein Meteor ... in Sterngestalt gebildet und fortbewegt zuerst vom Orient nach Occidcnt gegen die gewöhnliche Bewegung anderer Sterne, und dann von Norden gegen Bethlehem zwischen Ost und Süd. Er gieng mit den Gehenden, ruhte mit den Ruhenden und wurde auch eine Zeit lang unsichtbar. Also wieder ein neues Wunder dieser Stern, wendet nian ein? Wozu die Wunder ohne Noth vermehren, wenn man die Sache ans einer natürlichen Konstellation einfach und ohne Wunder erklären kann? Id) antworte. Wir kurzsichtige Menschen dürfen uns nicht anmaßen, der göttlichen Weisheit und Allmacht vorzu schreiben, wann sie natürliche oder übernatürliche Ursachen und Wirkungen eintreten lassen könne oder dürfe. Was uns für ein Wunder gilt, ist bei Gott ein gewöhnliches, in den ewigen Welt-plan eingeflochtenes natürliches Ereignis. Ist denn nicht die Menschwerdung des Sohnes Gottes und seine Geburt von einer Jungfrali das größte Wunder? Ist denn dieser Stern, weld)er die Weisen ans dem Morgenlande und) Bethlehem zur Krippe des Heilandes führte, ein größeres Wunder, als dass die himmlischen Heerscharen in den Lüften erschienen, und in ihrem Lobgesang Gottes Ehre und Frieden den Menschen ans Erden, die eines guten Willens sind, verkündeten, oder dass ein Engel sdflichtcn Hirten, welche bei ihren Herden die Nad)twad>e hielten, die Geburt des Heilandes in Bethlehem offenbarte? War die Sonnenfinsternis bei Jesu Tode, zur Zeit des Vollmondes, schienen tvar.*) Hingegen deuten rationalistische Bibel-erklürer das Erscheinen des wunderbaren Sternes, der die Magier zum eingeborenen Sohn Gottes führte, auf natürliche Weise, indem sie in ihm nichts anderes sehen als eine natürliche Conjunction oder Annäherung der grosten Planeten Jupiter und Saturn und vielleicht auch des Mars, wie sich eine solche von Zeit zu Zeit ereignet und die zusammentreffenden Planeten fast wie einen einzigen hellleuchtenden Stern oder besser gesagt wie ein großes Gestirn erscheinen lässt. Hiebei berufen sich diese verwegenen Schrifterklärer ans einen der berühmtesten Mathematiker aller Zeiten, Johannes Kepler (f 1630) und auf den dänischen Astronomen Tychv de Brahe (Tüje Bra, f 1601 zu Prag), als ob diese beiden gefeierten Astronomen den Stern der Weisen auch nur für eine periodische Vereinigung des Saturn, Jupiter und irgend eines anderen Sternes gehalten hätten. Dem ist jedoch nicht so. Johannes Kepler unterscheidet genau zwischen dem Stern der Weisen und der ihn etwa begleitenden Conjunction der obere» Planeten Saturn und Jupiter, indem er sich über den crsteren also ausspricht: „Indem Gott die Weisen zu Christus dem Herrn führen will, mahnt er sie nicht auch ein Wunder? Nichts zu sagen von ändern Wundern, welche den hl. Josef, den frommen Simeon betroffen! Und eine bloß natürliche Constellation des Jupiter und Saturnus hätte die Magier bestimmen können, die weite, beschwerliche Reise aus dem Oriente nach Jerusalem und Bethlehem zu unternehmen?" lTheo logisch-chronologische Abhandlung über das wahre Geburts- und Sterb-Jahr Jesu Christi. I. Theil. Sulzbach in der Oberpsalz, 1849. S. 81). *) Dr. Anton Wappler, Beweis der katholischen Religion. Wien, 1880. S. 30. durch einen angezündeten Stern"*). Gleich darauf erklärt er, dieser Stent sei den Weisen von Gotteswegen gezeigt worden.**) Der Stern war also nach Kepler, dem Vater der neueren Himmels-funöe,***) im Rathschlusse Gottes dazn bestimmt, die Weisen des Morgenlandes nach Bethlehem zu führen. Das Erscheinen des Sternes ist nach Kepler auf ei» unmittelbares Eingreifen Gottes zurück-zuführen, indem Zeit und Ort seines Aufleuchtens nicht durch die Gesetze der Natur bestimmt wurden, sondern durch die Herablassung des Schöpfers, der sich dem Fassungsvermögen dieser Männer anbequemte. Wie wahr schreibt demnach der hl. Matthäus, der stets nur von einem Stern, aiu-jp und nicht von einem Gestirn, äoipov d. i. von einem Zusammentreffen zweier oder mehrerer Sterne redet. Was ttun der berühmte Däne Tycho de Hvalic von dem Sterne der Magier hielt, das sprach ergänz deutlich aus in den' Worten: „Jener Stern, welcher den Weisen im Morgenlande erschien . . . war nicht von der Art der Himmelsgestirne und hatte nichts gemein mit dein hier besprochenen neuen Stern oder mit Kometen. Er war vielmehr Gottes eigenes und bewunderungswürdiges *1 Hos Deus ad Christum Dominum perducturus i n-censa stella admonet. (De stclla nova in pede Serpentarii. Opera omnia II. Pragae, 1606. Pag. (611). 708. (Die Werke Keplers hat in neuester Zeit Dr. Christian Frisch gesammelt und herausgegeben im Monumentalwerke: Joannis Kepleri astronomi Opera omnia. 8 Bde. Frankfurt, 1858—1871). **) Cumque divinitus haec stella Magis fuerit exhi-bita. Opera omnia. II. Pag. 709. ***) Dr. Leopold Schuster, Johann Kepler und die großen kirchlichen Streitfragen seiner Zeit. Graz, 1888. S. V, Werk?'*) llnb etwos später bemerkt er: „Won welcher Art und Beschcisfenheit aber dieser Stern gewesen, das zu erforschen ist wohl den Menschen nicht gegeben. Denn er st a n d außerhalb aller Naturgesetze und war zweifelsohne Gottes alleiniges unmittelbares Werk."**) Diese Aussprüche des großen Astronomen bestätigen also mit aller nur erwünschten Klarheit die Wahrheit des evangelischen Berichtes.***) *) Fuit potius peculiare atque admiranil um I)ei opus. (Tychonis Iirahe Opera omnia. Francofurti, 1048. Lib. I. Cap. III. Pag. 239). **) Cum extra omnes naturae leg es fuerit, soliusque Del immediatum opus procu 1 dubio exstiterit. (L. c.) — Vergl. I. G. Hagen S. J., Was haben Kepler und Xtjdjo Brahe vom Stern der Weisen gehalten 'I (Stimmen ans Marin Laad). Freiburg im Br., 1895. Zweites Hest. S. 155 ff). ***) Der Primas der Theologen, Sanct Thomas von Aquin, beantwortet die Frage: Weshalb offenbarte Gott den Dreiweisen die Geburt seines Sohnes bitrd) einen Stern, während er dieselbe Offenbarung den Hirten durch einen Engel, dem Greise Simeon und der Greisin Anna durch innere Entsprechung des Hl. Geistes zu thcil werden ließ — sehr treffend, indem er in seiner berühmten Summa tlieologica also schreibt: „Gott offenbart einem jeden die Wahrheit durih dasjenige Mittel, das ans ihn am leichtesten und wirksamsten einwirkt, und woran er sich am meisten gewähnt hat. Die Gerechten nun sind daran gewöhnt, durch innere göttliche Eingebung belehrt zu werden, und daher erkannten Simeon und Anna Christus durch das üidjt göttlicher Offenbarung. Die Hirten und die Weisen aber, welä)e mehr an den äußeren sichtbaren Dingen hafteten, wurden durch besondere Zeichen zum Unsichtbaren, Geistigen geführt, und zwar die Hirten, die als Inden an Engelerscheinungen gewöhnt waren, durch Engel, die Weisen des Morgenlandes aber, die an die Betrachtung der himmlischen Sterne gewöhnt waren, bitrd) einen Stern." (Sum. theol. part. 3. qu. 36. ar. 5. F,dit. Paris., 1877. Tom. VI. pag. 301 sq). Kehren wir nun, christliche Zuhörer, »mch diesem uns im heiligen Glauben, wenn etiva nöthig, befestigenden Excnrs über den geheimnisvollen, großartigen Stern der Magier zu diesen letzteren selbst »vieder zurück. Gar Vieles »var für sie dunkel und geheimnisvoll beim Antritte ihrer Pilgerreise. Bei solchen Aussichten verinvchte nur der lebendigste Glaube, dass derjenige, welcher den wnndervvllen Stern aufgehen ließ, sie auch zum ersehnten Ziele führen iverde — nur dieser Glaube vermochte, sage ich, den drei Magiern de» Wanderstab in die Hand zu drücken und war wohl selbst die kräftigste Stütze auf der gefahrvollen »veilen Reise. Wäre er dies nicht geivesen, die Reise »väre, obschon angetreten, doch sehr bald eingestellt worden. Denn gar vielfache Bedenken mochten den Dreipilger» in der Seele anfgestiegen sein. Wie, ist der Stern »virklich der vom Himmel verheißene? Wie, wenn er plötzlich mitten am Wege untergienge, »vie er plötzlich aufgegangen'? Was dann, »veiin sie nicht fänden, »vas sie suchten'? Welche Schmach und Schande und welcher Schaden'? Blickten sie überdies auf ihre Umgebung, so fanden sie nur Misstrauen und Unglauben, beispiellose Gleichgiltigkeit und Fahrläßig-keit, »vohl auch argen Hohn niid Spott, so ins Ungewisse in die weite, unbekannte Welt hinauszuziehen. Doch all dergleichen Fährnisse und all dergleichen Hemmnisse und Hindernisse brachen keineswegs den ungebeugten Muth dieser hochedlen Fürsten, die unbekümmert um die Einflüsterungen ihres eigenen Herzens und unbeirrt vom üblen Gerede ihrer Mitmenschen demüthig den Verstand dem Glauben unterwarfen und ruhig ihren Reiseweg antraten. Sie waren und blieben ihrer Sache so gewiss und sicher, dass sie in Jerusalem nicht fragten ob, sondern tu o d er König der Inden geboren sei? Und sie fügten mit aller Zuversicht bei: Vidi m u s et venimus. Wir sahen seinen Stern n n d kamen, i h n a n z n b e t c n. O Glaube der frommen Wallfahrer! Sie widersprachen auch schließlich nicht der göttlichen Weisung, nicht umzukehren zu Herodes, sondern auf einem anderen Wege zurückzureisen in ihr Land, sie widersetzten sich nicht, sage ich, obwohl sie, menschlich gesprochen, hätten erwidern können: Wie, eine solche Reise unternahmen wir und fürchteten uns nicht vor der Menge der Städte, vor dem Könige Herodes und seinem Hofe in Jerusalem, sondern blieben furchtlos und verkündeten die Geburt des neuen Königs der Juden und brachten ihm Geschenke, Gottes würdig, dar; und nun sollen wir uns wie Sclaven davon schleichen, sollen geheim fliehen und auf weiten, unsicheren Umwegen unsere ohnehin beschwerliche Rückreise bewerkstelligen! Aber nein, so redeten die glaubensstarken Männer nicht. In ihrer Festigkeit fürchteten sie zuvor nicht, erkannt zu werden, und nun scheuen sie sich nicht, heimlich und auf Umwegen in ihr Heimatland zurückzureisen. Wer, o Andächtige im Herrn, sieht sich nicht veranlasst, das hehre und erhabene Beispiel dieser mnthvollen Männer anzustaunen, zumal in unserer sv glaubensarmen, ich sage nicht, sv glaubenslosen Zeit? Nur wer in solch demüthigem, starkem Glauben wandelt, wird nicht verfehlen den, wenn auch sehr engen und schmalen Weg ins himmlische Bethlehem. „Ohne Glaube» i st es unmöglich, Gott zu gefallen", lehrt der Hl. Weltapostel Paulus (Hebr. 11, 6), der über den Wert und die Wirkung des heiligen Glaubens eine unübertreffliche Lobrede hielt in seinem wunderungswürdigen Briefe an die Hebräer.*) „D a S i st das ewige Lebe n" , betheuert der göttliche Heiland selbst, „dass sie dich erkennen, den einzig wahren Gott, und J e s u m C h r i st u m, den bu gesandt h n ft". (Joan. 17, 3). Ein recht fester Glaube, der, wie es Samt Paulus sagt, die Wesenheit derDinge i st, d i e w i r h v s s e n, u n d e i n B e w e i s d e s s e n, was wir nicht sehen (Hebr. 11, 1), ein tiefernster Glaube an ein anderes Leben sollte, müsste unser ganzes Wesen durchdringen, da wir nur in einem solchen Glauben unserer Bestimmung und *) Die mächtig ergreifende und fesselnde Lobrede lautet: „Wir sind nicht Kinder des Abfalls zum Verderben, sondern Kinder des Glaubens zur Erhaltung der Seele. Es ist aber der Glaube der zuhoffenden Dinge Wesenheit, ein Beweis für das, was nicht zit sehen ist. Durch ihn haben die Alten (gutes) Zeugnis ein pfangcn. Durch de» Glauben erkennen wir, dass die Welt durch das Wort Gottes geschaffen worden, so dass ans Unsichtbarem das Sichtbare wurde. Durch den Glauben brachte Abel Gott ein besseres -Opfer dar als Kain, und erhielt dadurch das Zeugnis, gerecht zu sein, indem Gott seinen Gaben Zeugnis gab, und mittelst desselben redet der Verstorbene seht noch. Durch den Glauben ward Hennoch hinweggenommen, damit er den Tod nicht sähe, und man fand ihn nicht; denn Gott hatte ihn hinweggenomnicn, und vor der Hinwegnahme hatte er das Zeugnis, Gott Wohlgefallen zu haben: ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er die, welche ihn suchen, belohne. Durch den Glauben bereitete Noö in heiliger Furcht, nachdem er Offenbarung erhalten über das, was man noch nicht sah, die Arche zur Rettung seines Hauses: durch denselben vcrurthcilte er die Welt, und ward Erbe der Gerechtigkeit, die ans dem Glauben kommt. Durch den Glauben gehorchte jener, der Abraham genannt wird, auszuwandern nach dem Orte, welchen er zum Erbe erhalten sollte: und er wandcrte aus. ohne zu wissen, wohin er gehe. Durch den Glauben hielt er sich im Lande der Verheißung wie in einem Vollendung im Himmel entgegengehen. „D e r G l a u b e i st der G r u n d u n d d i e W u r z e l a l le r R echt-f e r t i g u n g", lehrt das hochheilige Koncil von Trient. (Hess. (S. cap. 8). Und um diesen alleinseligmachenden Glauben in uns zu begründen, hat Gott der Herr in seiner unendlichen Güte und Barmherzigkeit nicht etwa nur einen Stern angezündet, der uns voranleuchte ans der Reise ins gelobte Land, sondern s o v i e l e Sterne, als er uns Wahrheiten gevffenbart und gelehrt hat. Bor allem strahlt weit in die Welt hinaus die heilige fremden auf, wohnend in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er wartete ans die festgegrün dete Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Mutt ist. Durch den Glauben hat selbst die unfruchtbare Sara Kraft bekommen, über die Zeit ihres Alters einen Sohn zu em pfangen, weil sic den für treu hielt, der die Verheißung gegeben hatte. Darum sind auch von Einem — und noch dazu von einem Abgelebten (alten Abraham) — Nachkommen entstanden, zahlreich >vie die Sterne des Himmels und unzählbar mir der Sand am Ufer des Meeres. Im Glauben sind diese Alle gestorben und haben das Verheißene (Vaterland) nicht empfangen, sondern von Ferne es angeblickt und begrüßt, und haben bekannt, dass sie Pilger und Fremdlinge auf Erden seien; denn die so sprechen, geben zu erkennen, dass sie ein Vaterland suchen; und hätten sie etwa jenes gemeint, ans dem sie ansgezogen waren, so hatten sie ja Zeit, wieder zurückzukehren; nun aber verlangten sie »ach einem bessere», das ist dem himmlischen. Darum schämt sich Mott nicht, ihr Mott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. Im Glauben hat Abraham, da er geprüft ward, den Isaak -dargebracht und den Eingeborenen geopfert, er, der die Verheißung empfangen hatte, zu dem gesagt worden ist: In Isaak soll dir Nachkommenschaft werden. Er dachte, dass Mott mächtig sei, auch von Todten zu erwecken: weshalb er ihn auch zum Vorbilde (Jesu Christi) wieder erhielt. Im Glauben segnete auch Isaak auf die Zukunft hin den Jakob und den Esan. Im Glauben segnete katholische Kirche, wie eine mächtige Leuchte, wie eine Stadt, am Berge gebaut. Nicht nöthig haben wir es, nach der Wahrheit auf die Suche zu gehen; wir sind bereits in der Kirche, dieser Grnndfeste und Tragsäule der Wahrheit. Einem Jeden tiim uns ist der Stern des Glaubens schon in der Taufe aufgegangen, und hat uns hingeführt zu Jesus, dem Lichte der Wahrheit, zur Kraft der Tugend. Wohl sollte unser Glaube ein felsenfester sein, da er nicht auf Menschenwort, sondern auf Gottes-offenbarung gegründet ist. Die ewig untrügliche der sterbende Jakob jeden der Söhne Josess und betete (Gott) an, geneigt gegen die Spitze seines (des Josef) Stabes. Im Glauben redete der sterbende Josef von dem Auszuge der Söhne Israels, und gab Befehle in Ansehung seiner Gebeine. Im Glauben ward Moses nach seiner Geburt drei Monate verborgen von seinen Eltern; denn sie sahen, dass das Kind schön sei, und fürchteten nicht den Befehl des Königs. Im Glauben verschmähte Moses, groß geworden, Sohn der Tochter des Pharao zu heißen, und wollte lieber mit dem Volke Gottes Drangsal leiden, als zeitlicher,, Sünde Freuden haben. Für größeren Reichthum als die Schätze Ägyptens hielt er die Schmach Christi; denn er sah auf die Vergeltung. Im Glauben verließ er Ägypten und fürchtete nicht den Zorn des Königs; denn er hielt sich an den Unsichtbaren, als sähe er ihn. Im Glauben feierte er das Osterfest und die Besprengung mit Blut, damit der Würger der Erstgeburt sie nicht anrührte. Im Glauben schritten sic durch das rothe Meer, >vie über trockenes Land: was die Ägypter versuchten und verschlungen wurden. Durch den Glauben stürzten die Mauern von Jericho ein, nachdem man sieben Tage um sie herumgezoge» war. Durch den Glauben gieng Rachab, die Buhlerin, nicht zu Grunde mit den Ungläubigen, nachdem sie die Kundschafter friedlich ausgenommen hatte. Und was soll ich mehr sagen? Die Zeit würde mir mangeln, zu erzähle» von Gedeon, Barak, Samson, Jephthe, David, Samuel und den Propheten, welche durch den Glauben Königreiche Wahrheit ist es, der wir zn glauben, die Sache des Allmächtigen ist es, der mir uns hinzugeben haben und dennoch, wie wankelmüthig ist der Glaube vieler Christen, welche sich von der glaubenSseind-lichen Zeitströmung wie ein schwaches Schilfrohr oder wie ein schwacher Strohhalm beugen lassen, statt dass sie gerade in solchen gefahrvollen Tagen wie die Eiche oder wie die Ceder am Libanon unbeugsam dastehen würden, unentwegt fest- und hoch-haltend an den katholischen Grundsätzen.1 Ja der Unglaube, das ist der Unstern unserer Zeit; das ist das Irrlicht, das die Menschen heutzutage narrt. O bezwangen, Gerechtigkeit erwirkten,' Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, der Schärfe des Schwertes entrannen, aus Schwachheit erstarkten, krasl voll im Streite wurden, Heerlager der Fremden in die Flucht trieben. Frauen erhielten durch Auferstehung ihre Tobten wieder. Einige wurden auf die Folter gespannt und mochten die Be srcinng nicht annehmen, um die bessere Auferstehung zu erlangen. Andere haben Spott und Schläge ertragen, da;» Bande und Kerker: wurden gesteinigt, zersägt, gefoltert, durchs Schwert getödtct, giengen umher in Schafpelzen und Ziegenfelle», Mangel leidend, gedrängt, misshandelt; ihrer war die Welt nicht wert; sie sind nmhergcirrt in Wüsten und Gebirgen, in Höhlen und Klüften der Erde. Und diese Alle, obwohl durch das Zeugnis des Glaubens bewährt, haben die Verheißung nicht erhalten: weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hatte, damit sie nicht ohne uns vollendet würden. Sv lasset denn auch uns, da wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, alle Last und die uns umgarnende Sünde ablegen, und mit Geduld de» uns vorgelegten Wettkampf laufe», und lasset uns ansblickcn zu dem Anfänger des Glaubens, zu Jesus, der für die ihm vorliegende Freude das Kreuz erduldete, die Schmach nicht achtete und zur Rechten des Thrones Gottes sitzt. Ja, betrachtet ihn, der solchen Widerspruch erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet und euere» Muth nicht sinken lasset. Noch habt ihr nicht bis auss Blut widerstanden im Kampfe wider die Sünde." (Hebr. 10, 30; 11, 1—40; 12, 1-4). 4- 24 4- unglückseliger Unglaube, du Irr- und Unstern unserer Zeit, könnte ich dich ferne timt der schönen Draustadt wissen und dich ferne halten bvn allen meinen lieben Diöcesanen! Wie nehmen Zweifelsncht oder Gleichgiltigkeit und Theilnahmslosigkeit in religiösen Dingen eine Stelle in den Herzen so Vieler ein! Daher dann die Unzufriedenheit, daher das ganze Heer der Untugenden und Übel unserer Zeit, weil eben nur der Hl. Glaube die Grundlage bildet für ein tugendhaftes und somit glückliches und zufriedenes Leben. Wie beschämen uns in dieser Beziehung die Christen der ersten Jahrhunderte, die für ihren Glauben Gut und Blut gerne dahin opferten. In der Stadt Nicomedia in Asien, wo Licinins Kaiser war, brach eine Christenverfvlgnng ans. Es war der hohe Weihnachtstag. Zehntausend Christen versammelten sich in der ans Holz gebauten Kirche. Da, während des Gottesdienstes, drang ein Abgesandter des Kaisers in die Kirche ein und sprach: „Heute müsset ihr Alle den Glauben verleugnen" ! Wer gebietet das? „Der Kaiser". Was will er von uns? „Nur das. Vorder Kirche steht das Götzenbild des Jupiter. Wer leben will, der gehe hinaus und werfe etwas Weihrauch ans die Glut vor dem Götzen". Thuet es nicht, mahnten die Priester das Volk, das wäre eine Verleugnung des Glaubens. Welches Glück für uns, wenn wir heute am Feste der Geburt des Herrn unseren Geburtstag für den Himmel feiern. Da rief des Kaisers Gesandte: „Wenn ihr nicht gehet, müsset ihr alle den Feuertod erleiden". Die Soldaten umzingelten die Kirche und legten die brennenden Fackeln an die Holzwände an. Das Feuer schlug und loderte alsbald hoch auf. „Heraus", rief der Herold. Nicht einer gieug hinaus. Aber eine Mutter eilte mit ihrem Kindlein auf den Armen die Straße entlang und hin zur Kirche. Der am Kirch-thore Wache haltende Soldat hielt sie zurück mit dem Rufe: „Weißt du nicht, dass heute alle, die in dieser Kirche bleiben und den Glauben bekennen, den Feuertod sterben werden?" Das weiß ich, erwiderte die fromme Frau, und darum eite ich. Ich bin auch eine Christin und will den Glauben bekennen. Heute werden Tausende meiner Brüder und Schwestern in den Himmel zum Jesukinde gehen, und ich soll mit meinem Kiudlein allein Zurückbleiben? Und bei diesen Worten drängte sie den Krieger zur Seite und trat eilends in die Kirche. Das' Gotteshaus verbrannte. Zehntausend Christen feierten den Geburtstag zum ewigen Leben, und die Mutter trug ihr Kind mit sich aus den Feuerflammen hinüber in das Licht der ewigen Glorie. O, würde ein ähnlicher Glaube uns, liebe Christen, beseelen, es wäre besser in der Welt! Oder ist denn der Heiland für uns nicht geboren, hat er für uns nicht gepredigt, nicht Wunder gewirkt, hat er für uns nicht gelitten und ist er nicht gestorben und von den lobten auferstauden? Und die hl. Apostel und die hl. Märtyrer und Bekenner, die hl. Kircheu-Väter und -Lehrer und die unzählbaren hl. Jünglinge und Jungfrauen — haben sie nicht alle nach dem hl. Glauben gelebt, und sind sie nicht alle ewig glücklich und selig geworben ? Der Stern des Glaubens muss mich unsere Seele erleuchten in dem Dunkel dieses Lebens und muss uns führen ans der Wanderschaft zu unserem göttlichen Heilande Jesus Christus. O, dass doch die heiligen Dreikönige, diese Lehrmeister standhaften Glanbens, uns durch ihre gnädige Fürsprache nur einen Funken jenes heldenmüthigen Glaubens erflehten, der sie zu den größten Opfern begeisterte, unwiderstehlich anfeuerte; dass sie uns erbäten einen Strahl des echt katholischen Glanbens, der da ist und bleibt der sicherste Leitstern ins himmlische Bethlehem! Möge das heutige Dreikönigsfest mit seinem Dreikönigssterne für die Bewohner Marburgs der Morgenstern werden, der nach langer trüber Nacht der religiösen Gleichgiltigkeit den wiedcranbrcchenden Morgen eifriger Glanbens-bethätigung verkündet! II. Theuerfte im Herrn! 1' *° göttliche Tugend des Glaubens bildet das t-wJj I Fundament des christlichen Lebens. Darum Ajillj verweilten wir etwas länger bei der Be- trachtung dieser Tugend, wie sie sich ab- spiegelt im Wandel und Wesen der heiligen fe) Dreikönige. Nun aber wollen wir schneller vorwärts schreiten, um mit den drei Pilgern alsbald an das gesteckte Ziel zu gelangen. Wo der Glaube tief im Herzen eingepflanzt ist, dort geht ans ihm auch die Hoffnung hervor. Wie sich aus der Wurzel der Stamm erhebt, so entsprießt ans dem Glauben die Hoffnung. Unzertrennlich ist dieses Tugendpaar: Glaube und Hoffnung. Und so bewundern wir neben dein lebendigen Glauben an den morgenländischen Drciweisen auch ihre unerschütterliche Hoffnung. Mit unwandelbarein Vertrauen, den Gottkönig zu finden, setzten sie unverdrossen und unverzagt ihre Reise fort. Wohl waren die Mühen und Beschwerden, die Leiden und Anstrengungen auf der Reise in der ungünstigen Jahreszeit keine leichten uiid keine geringen. Durch unbewohnte Gegenden und unwirksame Länderstrecfen, über Berg und Thal, über Flüsse und Abgründe führte der beschwerliche Pfad. Zudem hofften die Wanderer beiin Auszüge aus der Heimat, dass sie des Weges Anderen begegnen würden, die von gleich mächtiger und unstillbarer Sehnsucht, wie sie, durchdrungen wären. Allein wohin sie immer kamen, fanden sie nur Leute, die mit Geringschätzung und Verachtung auf ihr Beginnen, ans ihr Vorhaben blickten. Niemand traf Anstalten, um ihnen zu folgen, obschvn der Stern so schön, so einladend vom Himmelsgewölbe herniederstrahlte. In freudiger Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, überschritten sie Palästinas Grenzen; betraten mit pochendem Herzen den heiligen Boden des gelobten Landes, des Inbegriffes göttlicher Segnungen und Erbarmungen. Hier in Judäa, der Heimatsstätte des wahren Glaubens und dein Schauplatze heiligster Geheimnisse, hier wenigstens hofften sie ganzen Karawanen zu begegnen, welche entweder nach der Geburtsstätte des neuen Königs waltete», ober aber schon von dort mit nie zuvor geahnter Freude wiederkehrten. Sie hofften das ganze, von Gott so bevorzugte Volk in festlich froher und gehobener Stimmung anzntreffen. Allein auch hier, in diesem Lande der Verheißungen, fanden sie vor Gleichgiltigkeit erstarrte Herzen, die nicht einmal der glänzend strahlende Stern erwärmen, sie nicht beleben konnte. Doch die drei seelenstarken Männer verloren ihre Hoffnung nicht, auch dann nicht, als sie sogar gegen alle Hoffnung zu hoffen schienen. Als sie nämlich in Jerusalem, dem heiligen und gottbegnadigte», erwartungsvoll einzogen, da verschwand ihr treuester Führer, der wunderliebliche Stern. Wen sollte es Wunder nehmen, wenn es hiebei dunkle Nacht geworden wäre in den Herzen der heiligen Dreikönige? Wie sollten sie das so ersehnte Ziel ihrer Wanderschaft erreichen, wenn sie ihr sicherster, ihr einzig treuer Begleiter im Stiche lässt? Oder sollte etwa Jerusalem, die Stadt des ewigen Friedens und Heiles, den neuen König bergen? Aber auch in der Sionsstadt war es öde und einsam, wie in allen Orten, durch welche sie gezogen waren. Eiligst stellten sie an Salems Bewohner die Frage: Wo ist denn euer neugeborener König? Wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten. Aber die Bürger Jerusalems kannten weder die Fragesteller, noch verstanden sie die Frage. Und als die sonderbare Frage der König He-rodes vernahm, erschrak er, da er einen Nebenbuhler fürchtete, und mit ihm ergriff gewaltige Angst seinen ganzen Hofstaat und die ganze Stadt, weil man ob des neuen Herrschers nur Unheil und Unfrieden im Anzüge sah. Herodes ward über die Frage nach dem geborenen Messias bestürzt, weil er diesen für eine» irdischen König hielt und weil er als Fremdling und Eindringling den Umsturz seines, durch die Gunst der Römer erworbenen Thrones fürchtete. Hatte er, der Heide Jdumäer, doch bereits, um seine Herrschaft zu behaupten, alle seine Angehörigen, auch seine Frau Mariamne, die Tochter des Hohenpriesters und recht« mäßigen Thronerben Hyrcanus, und seine Söhne Alexander, Aristobnlns und Antipater theils durch List theils durch Mord aus dem Wege geräumt. Die Bewohner Jerusalems entsetzten sich und erbebten, weil sie die Grausamkeit ihres verschlagenen Tyrannen fürchteten, der ja noch kurz vor seinem Tode den Befehl erließ, ans allen angesehenen Familien ein Mitglied an seinem Todestage zu tobte», damit sich wegen der allgemeinen Trauer Niemand über seinen Tod freuen möge.*) Und sie fürchteten Revolutionen und Greuel aller Art. Und so stehen die Dreiweisen auf der Gasse, stehen vor dem Bolke, vor dem Könige, vor den Priestern und Schriftgelehrte»; aber statt heiliger, reiner Festfreude begegnen ihnen überall ängstliche, finstere, verzweiflnngsvvlle Mienen. Ihre Hoffnung aber, nicht ans Flugsand sondern auf festem Glauben wie auf Felsengrund gebaut, hielt jede Probe aus. Weder das Verschwinden des Sternes, noch der Schrecken des Königs, noch die Angst der Bewohner Jerusalems konnten ihre Zuversicht erschüttern. Dafür aber wurden sie auf das allerherrlichste belohnt. Da *) Dr. Fr. Kaulen, Flavius Josephus’ Jüdische Alter thinner. Zweite Auflage. Köln mit Rhein, 1883. Buch XVII. Cap. (i. Ruin. 5. fi. S. 574 f. ihnen der Stern nicht mehr leuchtete, zündete ihnen Gott ein anderes Licht an, das klare Licht der Hl. Schrift, welches ihre Messias-Hoffnung noch mächtiger anfachte und andauernd nährte. Sie erhielten von dem eiligst zusammenberufcnen Synedrium der Hohenpriester und Schriftgelehrten, die wie Meilensteine den Wanderern den Weg zeigten, selbst aber stehen blieben, eine authentische Lösung ihrer Frage, sie erfuhren die berühmte Weissagung des Propheten Michäas (5, 1. 2), dass Bethlehem der ewig gepriesene Geburtsort des Welterlösers, der Bölkerhvffnnng sei. Und als sie nun in diese Richtung schleunigst ihre Schritte lenkten, da erschien und leuchtete zu ihrer unbeschreiblich großen Freude der schöne Stern tvieder. Er ward ihnen zur Hellen Fackel und geleitete sie nun unverweilt an den Ort, wo das Kind mit seiner Mutter war. So mit den drei Königfreunden beim Stalle Bethlehems angelangt, halten wir, Andächtige im Herrn, abermals wenige Augenblicke inne! Wenn der Glauben in unserer Seele starke Wurzeln gefasst hat, wird aus ihm auch die Hoffnung emporblühen. Aber nicht jene Hoffnung der Kinder dieser Welt, welche ohne Ruh’ und ohne Rast immer ein anderes, neues Ziel vor Augen haben, und die immer tvieder neue Schlösser in die Winde und Lüfte bauen, wenn die alten zerstört sind. Die Hoffnung, die ich meine, ist nicht das Vertrauen auf irdische Güter, auf menschliche Hilfe. Diese Hoffnung ist die christliche Hoffnung, ist das auf den katholischen Glauben gegründete Vertrauen, dass Gott um der Verdienste Jesu Christi willen uns sicher, wenn auch ans mühevollen Pfaden, dem Lande der ewigen Seligkeit zuführen werde. Diese Hoffnung ist der wahre Glücks- stern, der dem katholischen Christen zum ewigen Leben unauslöschlich leuchtet. Diese Hoffnung bereichert den Menschen in der Armut; denn sie zeigt ihm Schütze, welche Rost und Motten nicht verzehren. Sie beruhigt ihn, wenn die Räthsel des Lebens ihn verwirren sollten ; denn sie zeigt ihm die Heimat, welche alle Räthsel entwirren und lösen, und die seinen Glauben in Schauen verwandeln wird. Diese Hoffnung lässt den Menschen selbst vor dem Dunkel des Grabes nicht zurückbeben; denn sie zeigt ihm über dem Grabe jenes Morgenroth, das einen lichten und ewigen Tag verkündet. Dieses Gottvertrauen aber müsste, wie das der drei Magier ein unverwüstliches sein, da es sich ans des göttlichen Erlösers unendliche Verdienste auf» baut. Alle Gnaden, welche Christus der Herr durch seine Kirche spendet, das heilige Messopfer, die fortwährende Erneuerung des Krenzvpfers des Kauf Preises unserer Seelen, die heiligen Sacramente, diese unerschöpflichen und unversiegbaren Borne göttlicher Heilmittel, sind die untrügliche Bürgschaft christlicher Hoffnung. Und von solcher Stütze getragen, wie sollte sie nicht jeder Zeit eine unwandelbare sein? Und dennoch, >vie hoffnnngsschwach sind manche Christen bei der göttlich verbürgten Hoffnung! Wahr ist es zwar, dass unsere Lebenswege häufig harte, dornige, leidensvolle Wege werden. Mühsal und Schmerz fehlen ja keinem Menschen. Elend geht nie auf Erden ans. Innere Trübsale und äußere Drangsale der verschiedensten Art umringen uns gar oft. Ja, es kommen Augenblicke, in denen aller Trost, jedes Licht ans unseren Herzen schwindet, so dass wir den Dreimagiern gleichen, als ihnen der Stern untergegangen war. Dazu müssen wir noch erfahren, dass unsere christlichen Hoffnungen, kaum mehr verstanden, gering geachtet werden, dass unsere christlichen Erwartungen in den Herzen der Mitmenschen oft Unwillen. Groll und Abneigung wachrufen. In solchen Stunden nun, wo alle Hoffnung in uns unterzugehen scheint, blicken wir recht vertrauensvoll auf die heil. Dreikönige, schauen wir hinein in diesen Spiegel der christlichen Hoffnung, auf dass sie uns die zur ewigen Seligkeit unerlässliche Gabe geduldiger, ausdauernder Hoffnung gnädiglich erbitten. „D a r n m B r ü d e r, r i ch t e t w i e d e r a n f d i e erschlafften Hände u it b die wankenden Knie: und machet gerade Tritte mit e n e r e n F ü st e n, damitnichtJemandhinke und abgleite, sondern vielmehr geheilt werde. S t r e b e t n a ch F r i e d e n m i t Allen und nach Heiligung, ohne welche N i e-in a n d G o t t schauen wird. Sehet zu, dass Keiner die Gnade Gottes versäume . .. Denn i h r s e i d n i ch t h i n g e t r e t e u zu einem Berge, wie die Israeliten zum Sinai anlässlich der Gesetzgebung, den man betasten kann, zu brennendem Feuer, zu W e t t e r g e w v l k, zu F i n st e r n i s, zu Sturm, zu Posaunen-schall, z u W o r t g e t v n, welches, die da hörten, sich verbaten, damit das Wort nicht an sie gerichtet würde ... sondern ihr seid h i n g e t r e t e n z 11 in Berge Sion, zur Stadt des lebendigen Gottes, zu der Menge vieler tausend Engel, zur Gemeinde der E r stli n ge, welche i m H i in-mel ausgezeichnet sind, zu Gott, dem Richter Aller, z u den G e i st e r n der voll» endeten Gerechten, n n d z u Jesu, d e in M i t t l e r des neuen B u n d e s, u 11 d z u dem Blute der Reinigung, welches besser redet als das des Abel. Sehet zu, dass ihr den Redenden nicht a b w e i s e t ... Da mit nun ein unwandelbares Reich ein* p s a n g e n, s 0 lasset uns s e st h a l t e n ander Gnade, durch die iv i r Gott dienen u n d ihm gefallen wollen mit Furcht und Ehrerbietung." (Hebr. 12, 12—15. 18. 19. 22—25. 28). Theuerjte im Herrn! Dritten endlich sind die heil. Dreikönige unerreichbare Ideale hingebungsvollster Liebe zum göttlichen Heilande. Die Liebe ist die Krone, sie ist die Bollendung des Glaubens und der Hoffnung. Nur jener Glaube ist der goldechte und jene Hoffnung die vollkommene, die sich durch die Liebe manifestieren. Was der Glaube als Wahrheit er- 3 greift und festhält, was die Hoffnung ersehnt, das ist Besitz der Liebe. Sie ist das zarte Band, welches unsere Seele mit Gott verbindet. Bon der hohen Bedeutung der göttlichen Liebe hat Sanct Paulus, der geist- und gemüthsvvüste der Apostel, ein Lied gesungen, wie nie ein Schriftsteller schöner und nach-drncksvoller. Das elastische dreizehnte Capitel seines ersten Korintherbriefes enthält jenes hochgerühmte Liebeslied oder daS neutestamentliche Hohelied, das also anhebt: „Wenn ich die Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber die Liebe nicht hätte, so wäre ich tu i c ein tönendes Erz oder wie eine klingende Schelle. Und wenn i ch d i e G a b e d e r W c i s-s a g n n g hätte und wüsste alle G e h ei m-» i s se und besäße a l l e W i s s e n s ch a s t e n, n n d tu e n 11 ich alle Glaubenskraft hätte, so dass ich B e r g e v e r s e tz e n k ö n n t e, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Güter zur @ p c i= s n u g de r A rmen a n s t h c i l t e u n d m eine n Leib dem b r e n n e n d st e n Schmerze hingäbe, hätte aber dieLiebe nicht, es nützt mir nichts. Die Liebe i st geduldig, sie i st gütig. Die Liebe beneidet nicht, sie handelt nicht unbescheiden, sie ist nicht aufgeblasen. Sie ist nicht ehrgeizig, nicht selbstsüchtig, sie lässt sich nicht erbittern, denkt nichts Arges. Sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, hat aberFrendean d e r W a h r h e i t. Sie erträgt Altes, glaubt Alles, hofft Alles, sie erduldet Alle s. Die Liebe hört nie auf, wenn auch Weissagungen a u f h ö r e n, wenn d i e S pra-chcn ein Ende nehmen und die Wissenschaft vergeht ... Jetzt aber bleiben Gla n b e, H v s s n n n g, L i e b e d i c s e d r e i, a b er das Größte unter diesen ist die Liebe." (1. Cor. 13, 1—8. 13). Und diese vom Weltapostel so hoch gefeierte, Glaube und Hoffnung krönende Liebe finden wir auch im schönsten Flore bei den morgenländischen drei Edelmännern, den geistlichen Königen und leuchtenden Vorbildern für uns alle. Angelangt in Bethlehem, diesem gesegnetsten Punkte der Erde, betreten sie, von freudiger Liebe durchdrungen, die ärmliche Wohnstätte, sinken betend auf die Knie und huldigen ehrfurchtsvollst der Majestät des Knäbleins, dem neuen Salomon, dein Könige der Welten. Jubel und seliges Entzücken glänzen in ihren Angen, da sie den gefunden, welchen sie mit glaubensstarkem Geiste, mit hoffnungsvollem Herzen gesucht auf weiten und beschwerlichen Wegen. Und ans der wonnevollen Liebe wird eine opfervolle; denn sie öffneten ihre Schätze und brachten dem holdseligen Königskinde, wie einst die Königin von Saba dem Könige Salomon (11. Paral. 9, 12), ihre besten Gaben dar als Gold, Weihrauch und Myrrhe. Was sie in stiller Anbetung bekannt, drückten sie nun durch die Geschenke ihrer Hand aus. Wohl von jeher haben sich die heil. Kirchen-Väter und -Lehrer, die Classiker der katholischen Kirche, in diese Opfer der Liebe so gerne vertieft, um die Geheimnisse, in diesen Liebesgaben verborgen, zu enthüllen und sie zur Nachahmung zu empfehlen. Einhellig nun behaupten diese heiligen Denker, dass die Geschenke der drei Weisen das ganze Wesen des Kindes erschließen und uns ein getreues Bild des Kindes geben. Das Gold bedeutet seine Königs-ivürde, wie ja die Magier den neugeborenen König der Juden suchten, wie später auch Nathauael Jesum für den König Israels erklärte (Joan. 1, 49), wie sich Christus selbst vor Pilatus als König bekannte (Joan. 18, 37) und wie der Königsname auf dem Throne dieses Königs, am Kreuze geschrieben stand. (Matth. 27, 37). Der Weihrauch, nur Gott zu opfern, sinnbildet seine göttliche Natur, sein ewiges Hohespriesterthum; die bittere Myrrhe, womit Leichname einbalsamiert zu werden pflegten, seine leidens- und todesfähige Menschheit, wie denn auch bei der Kreuzabnahme Jesu der Rathsherr Nikodemus mit gegen hundert Pfunden Myrrhe und Aloe erschien. (Joan. 19, 39). „Auro regem, thure De um, myrrha mortalem p rae dičan t“. Durch das Gold predigen sie den König, durch den Weihrauch Gott, durch die Myrrhe den Sterblichen, bemerkt treffend in seiner zehnten Ho-milie der hl. Gregor J. der Große.*) In Rücksicht auf uns bedeuten aber diese Schätze jene Opfergaben, mit denen wir vor unserem Herrn und Heilande als seine Unterthanen erscheinen sollen. Das Gold sinnbildet die Liebe des Herzens, der Weihrauch den Duft des Gebetes, die Myrrhe die Bußwerke des Lebens. „Aurum offerimus, si sä- st Der christliche Dichter Juvencus, von dem der hl. Hieronymus faist: „Er scheute sich nicht, die Majestät des Evangeliums dem Gesetze des Metrums zu unterwerfen" — fasst in seiner poetischen Historia evangelica die Geheimnisse der drei Gaben in den Vers zusammen: Thus, aurum, myrrham: regique hominique Deoque dona forunt. pientiae(charitatis)luminesplendemus; t h u s , si o r a t i o n i s studio r e d o I e m u s; myrrham, si carnis vitia m o r t i f i c a m us.“ Wir opfern Gold, locnu wir durch das Licht der Weisheit (der Liebe) glänzen; Weihrauch, wenn wir durch den Eifer des Gebetes duften; Myrrhe, wenn wir die Lüste des Fleisches abtödten, schreibt derselbe Hl. Papst Gregor I. in seiner vorerwähnten Homilie. So sind die Gaben, was immer sie bedeuten mögen, ein Vvllgiltiger Beweis der werkthätigen, der aufopfernden Liebe, die die große Seele eines jeden der drei großen Weisen ans dem Morgenlande durch-glühte, nns aber zur eifrigen Nachahmung auf das Mächtigste auffordert. Ja in der That, wie bei den drei Magiern unseren geistigen Ahnherrn soll auch in uns, liebe Christen, die göttliche Liebe, diese dritte im Ge-schwisterbunde, unseren Glauben und unsere Hoffnung zur Vollendung bringen. Eitel ist unser Glaube und vermessen die Hoffnung, wenn sie das Licbes-banb nicht umschlingt. Alle unsere Geistes- und alle unsere Herzensgaben, wie alle Opfer unseres Lebens, auch die größten, sind unnütz, wie Sauet Paulus lehrt, wenn die Liebe fehlt. Mit vollstem Recht bemerkt der hl. Johannes, der Goldmund: „Nicht sprach Chri st us: Weissage,treibeTeufel aus, wecke T o d te zum Leben, gebiete der Natu r. Keines von diesen Werken und Wunder n verlangt der Herr. E r sagte einzig: Petrus liebst Du mich?" Indes, wie die Liebe der hl. Dreikönige eine werkthätige war, so sollen auch wir, christliche Zu- Hörer, unsere Liebe nicht etwa nur im Herzen hegen ober nur mit Worten bekunden, sondern sie vielmehr in Werken bethätigen, wie es auch der Liebes-jünger Jesu, der Hl. Johannes, so sehnsüchtig wünscht. „Meine Kindlein, lasset uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben, s o n-d e r u in der T h a t und W a h r h e i t." (I. Joan. 3, 18). Die Liebe ist Hingabe unserer Seele an Gott, aber Werke und Thaten und Opfer müssen diese Hingebung bezeugen. Wer nun heute dem göttlichen Kinde eine solche freigebige Liebe zeigen will, der lege vor der Krippe des Tabernakels nieder ein Herz, so rein und lauter, wie pures Gold, geprüft und geläutert im Feuer der Versuchung, strahlend im Tngend-glanze. Aus seinem Herzen steige empor ein frommes, andächtiges Gebet, Gott angenehm, tute ein Opfer von Weihrauch. Und daneben opfere er die Myrrhe der Buße, der Selbstverleugnung und Selbst-verdemüthigung, opfere die Geduld im Leiden, den Kampf gegen sündhafte Neigung — und seine Liebe ivird eine vollkommene, sie wird eine vollendete sein. Geliebte im Herrn! um Schlüsse schauen wir nochmals hin auf den ruhmbedeckten, unsterblichen Dreibund der tugendkrästigen Fürsten aus dem Morgenlande ! Dort liegen und knien Vor der Krippe die herzensfrommen Männer, und was sie sehen, wäre eher geeigenschaftet, ihren Glauben sammt Hoffnung und Liebe zu schwächen oder gänzlich zu rauben, statt sie zu befestigen und zu Vermehren. Auf den Armen einer sterblichen, nicht mit dem Kleide und der Krone einer Königin geschmückten Mutter ruht ein schwaches, hilfloses Kind. Zum Nährvater hat es einen Zimmermann, der sich kaum selbst zu ernähren vermag. Blöße ist sein Geivand, Windeln sind sein Königsmantel, eine elende Krippe ist sein Thron, ein Ort, für Thicre bestimmt, ist seine Residenz, eine Hütte sein Palast. Aber dessenungeachtet lassen sich die heiligen Dreikönige weder im Glauben, dass dieses ohnmächtige Kind ein göttliches sei, noch in der Hoffnung, dass von diesem so niedrigen Kinde alles Heil und aller Segen kommt, noch endlich in der flammenden Liebe zu ihm irre machen. Nie werde ich aufhören, ich sage es offen, nie werde ich müde werden, zu bewundern den unerschrockenen Glauben jenes heidnischen Hauptmannes, der beim Kreuze Christi Wache hielt und, der, als er die wunderbaren Vorgänge bei der Kreuzigung und nach derselben sah, furchtlos mit echtem Soldaten- freimuthe in die wirre Menge hineinrief: Wahrlich. der i st ein Gerechter (Luc. 23, 47), d er i st der Sohn Gottes. (Marc. 15, 39). Aber ebenso bewunderungswürdig ist der Glaube der drei Magier, die das ärmliche Kind in der Krippe für cin G vtte s k i nd ansahen. Den Hauptmanu machte glauben die verfinsterte Sonne, die Dreifürsten der glanzvolle Stern. Wunderbar ist allerdings die Hoffnung des rechten Schächers am Kreuze. Aber ebenso ruhmwürdig ist die Hoffnung der Dreiweisen im Stalle zu Bethlehem. Jener hoffte auf Jesus am Kreuze, diese vertrauten und bauten ans Jesus in der Krippe. Jener hoffte aus den sterbenden, diese hofften auf den neugeborenen Heiland. Jener hoffte Rettung vom Herrn unter Räubern, diese erwarteten Hilfe vom Herrn in seiner unscheinbarsten Gestalt und unter Thieren. Gelobt und gepriesen wird, solange Mond und Sterne die Nacht erhellen werden, die glutwarme Liebe des jungfräulichen Johannes, der allein von den Aposteln und Jüngern seinem geliebten Meister ans Gvlgotha folgte, auf Golgotha, diesen schmerzvollsten Punkt der Erde, allwo er unter dem Kreuze das unblutige Martyrium erlitt, weshalb er wohl vom blutigen befreit zu werden verdiente. Doch ebenso preis- und lobwürdig ist die Liebe der heiligen Drei-könige, die das Jesukind im Stalle zu Bethlehem nach vielen Kreuz- und Querwegen aufsuchten, es demüthigst anbeteten und liebevollst beschenkten. Wir aber, o liebwerte Zuhörer, wir haben den göttlichen Heiland in schönen, prachtvollen Domen. Wir haben eine nennzehnhundertjährige Geschichte unserer Hl. katholischen Kirche, bemerken das Große, das sie geschaffen, und sehen den Segen, den sie hervorgebracht. Und dennoch, wie sind mir so glaubensarm statt glaubenswarm, so hoffnungsschwach statt hoffnungsstark, so liebeleer statt liebevoll. O, dass auch mir in Zukunft gleich den Dreiweisen, die eines anderen Weges in die Heiinat zogen, einen neuen Weg. den königlichen Weg der christlichen Tugend einschlagen würden, diese einzige Bahn, die da führt aus dem Thränenthale ins himmlische Vaterland! Ja, mögen die drei Wundersterne d. i. die drei göttlichen Tugenden wie in einer Conjunctivn in unseren Herzen sich begegnen, uns sonach immerdar leuchten und uns erwärmen! Und so wolle denn der d r e i e i n i g e Gott, wir bitten ihn aus ganzer Seele, aus die mächtigeFürspracheder heiligen Dreikönige unsere Herzen mit seiner Gnade heimsuchen, damit in denselben Glaube, Hoffnung, Liebe mächtig und stark, dass sie harmonisch in einander klingen, bis sie sich d e r e i n st a u f l ö s e n in den ewigen Jubel der ewige» Liebe! A m e n. ;