Andreja Žele ZRC SAZU, Ljubljana UDK 811.163.6'367.625:811.112.2'367.625 Eva Sicherl Universität Ljubljana PRÄFEXAL-PRÄPOSmONALE VERHÄLTNISSE BEI SLOWENISCHEN PRÄFIGIERTEN VERBEN -KONTRASTIERT MIT DEM DEUTSCHEN 0 EINLEITUNG Die Wechselbeziehung, die zwischen den Präfixen und den Präpositionen bei slowenischen Verben besteht, wird in der Verteilung der Aktionsart, Phasenhaftigkeit und Adverbialität zwischen den verbalen Präfixen und Präpositionen reflektiert, indem die Aktionsart, Phasenhaftigkeit und adverbiale Orientierung im präfixal-suffixalen Teil ausgedrückt werden, während die vom Verb regierte Präposition adverbiale Verhältnisse ausdrückt. Die Präfixe formulieren also eine adverbiale Orientierung (Determiniertheit und Modifikation), die Präpositionen aber adverbiale Verhältnisse, die die semantische und struktur-syntaktische Rolle eines Verbs im Satz näher bestimmen. Grundsätzlich können im Slowenischen präfigierte Verben aufgrund der zu Grunde liegenden Bedeutungsstuktur in die folgenden (Wortbildungs)typen klassifiziert werden:1 1. präfigierte Verben, in denen das Präfix adverbialen Inhaltswert hat (im Slowenischen: glagolske sestavljenke s predponskim obrazilom), wobei die Phasenhaftigkeit auch temporalen Inhalt aufweisen kann; z.B. prebosti (blago) < bosti skozi (blago)2 [(den Stoff) durchstechen] preplačati (parcelo) < preveč plačati (za parcelo) [(das Grundstück) überzahlen] obzidati (jezero) < zidati okrog (jezera) [(den See) umbauen] pocingljati (z drobižem) < malo cingljati (z drobižem) [kurz (mit den Münzen) * Anschrift des Autors: Inštitut za slovenski jezik Frana Ramovša, Znanstvenoraziskovalni center Slovenske akademije znanosti in umetnosti, Novi trg 4, 1000 Ljubljana, Slowenien. E-Mail: andrejaz@zrc-sazu.si "Anschrift des Autors: Filozofska fakulteta, Oddelek za anglistiko in amerikanistiko, Aškerčeva 2, 1000 Ljubljana, Slowenien. E-Mail: eva.sicherl@guest.arnes.si 1 In der slowenischen Sprachwissenschaft befassten sich mit diesem Thema vorwiegend Toporišič (1973, 1996, 2000) und Vidovič Muha (1988, 1993, 2000). 2 Dem Zeichen < folgt eine Paraphrase des jeweiligen präfigierten Verbs, die auch als zu Grunde liegende Bedeutungsstruktur beschrieben werden kann. Gegenüberstehend finden wir in priklicati (otroke) < klicati (otroke) zraven steči (v gozd) < teči stran (v gozd) klimpern] [(die Kinder) herbeirufen/zu sich rufen] [(in den Wald) (los)laufen] 2. präfigierte Verben, in denen das Präfix aus einer gleichlautenden Präposition in der zu Grunde liegenden Bedeutungsstruktur abgeleitet werden kann (im Slowenischen: izpredložne tvorjenke), z. B. izvleči (žreb) < vleči (žreb) iz (bobna) [(ein Los) (heraus)ziehen]3 nadgraditi (hišo) < graditi nad (obstoječo hišo) [(das Haus) aufstocken] pobarvati (vrata) < barvati po (vratih) [(die Tür anstreichen] odpoklicati (veleposlanika) < poklicati (veleposlanika) [(einen Botschafter) abberufen] od (delovnega mesta) 3. präfigierte verben, deren zu Grunde liegende Bedeutungsstruktur eine Präpositionalphrase mit einem der Umschreibung dienenden verb dati, narediti, postati, izraziti [geben, tun, werden, ausdrücken] enthält (im Slowenischen: izpredložnozvezne izpeljanke), z. B.: vročiti (odločbo) < dati (odločbo) v roke [(den Bescheid) aushändigen] vknjižiti (izdatke) < dati (izdatke) v knjigo [(die Ausgaben) eintragen/verbuchen] dokončati (portret) < narediti (portret) do konca [(das Porträt) zu Ende malen] Eine häufig vorkommende Untergruppe bilden präfigierte verben, abgeleitet aus narediti oder postati mit überwiegend perfektivem Inhaltswert, z. B.: obnoviti (stanovanje) < narediti (stanovanje [(die Wohnung) renovieren]4 spet) novo obmolkniti < postati molčeč [verstummen] osamiti (bolnika) < narediti (bolnika) samega [(einen Kranken) isolieren] Das vermögen zu gegenseitiger einwirkung und die tatsache der abhängigkeit des Präfixes und der Präposition sind aus der zu Grunde liegenden Bedeutungsstruktur zu erkennen.5 angesichts des transformierungswertes der Präfixe können die slowenischen präfigierten verben in zwei Gruppen unterteilt werden: 1. präfigierte verben mit einem (meistens lokalen und temporalen, seltener kausalen) adverbialen inhalt in ihrer Bedeutungsstruktur klammern die deutschen Äquivalente, die überwiegend auch von präfigierten verben gebildet werden und meistens über ähnlich strukturierte Paraphrasen verfügen. 3 Die entsprechenden Paraphrasen dieser präfigierten verben sind in den beiden Sprachen ähnlich strukturiert: in der Paraphrase wird das Präfix zur Präposition und das präfigierte verb zu einem einfachen relativen verb, z. B. ein Los herausziehen < ein Los aus der trommel ziehen. 4 in dieser Untergruppe finden wir im Deutschen verbale äquivalente, die in den meisten Fällen nicht präfigiert sind oder aus einer anderen Sprache entlehnt wurden. 5 aufschlussreich ist in dieser Hinsicht die Beobachtung Jakopins (1966: 177), dass das Hauptmotiv für die Präfigierung ursprünglich nicht die aktionsart war, sondern eine Umgestaltung der verbsemantik: der verbinhalt wurde durch Präfigierung im Raum exakter bestimmt, sei es in der Dimension oder in der Orientierung. 2. präfigierte Verben, die nur einen Eigenschafts- bzw. Modifikationswert haben (indem sie eine Eigenschaft, Quantität oder Phasenhaftigkeit ausdrücken).6 Während die verben aus der ersten Gruppe noch zusätzlich die adverbiale Orientierung der Handlung bestätigen, begrenzen die verben der zweiten Gruppe mit ihren Modifikationspräfixen die verbale Handlung - die weitere Rektion des Verbs kann dadurch nicht beeinflusst werden. Vergleichen wir die folgenden Paare: 1. Gruppe - adverbialer Inhalt: prenesti (torbo) < nesti (torbo) drugam [(die Tasche) hin(über)tragen] 2. Gruppe - modifizierender Inhalt: prenesti (bolečino) < veliko (bolečine) nesti [(den Schmerz) ertragen] 1. Gruppe - adverbialer Inhalt: Presedel se je drugam. [Er hat den Platz gewechselt. / Er hat sich umgesetzt.] 2. Gruppe - modifizierender Inhalt: Vse mu preseda. [Ihm ist alles zuwider. / Er hat von allem die Nase voll.] Sehr häufig finden wir im Slowenischen aber auch präfigierte Verben, in denen gleichzeitig mehrere Präfixe auftreten, z. B. doprinesti, zapostaviti, usw.7 Solche Verben kennt auch das Deutsche, z. B. beinhalten, einbeziehen, beauftragen, beeinflussen. 1. DIE HÄUFIGSTEN PRÄFIXE UND PRÄPOSITIONEN IM SLOWENISCHEN Anders als die dem Verb inhärente Aktionsart ist vom Verb her gesehen die Adverbialität eine hinzutretende Eigenschaft, die durch verschiedene Verhältnisse zu den Aktanten (z. B. lokal-temporale Veränderungen u. Ä.) auch eine Art der Verbalhandlung ausdrückt, die Sub-Aktionsart (im Slowenischen: podvid) genannt werden kann (siehe auch Simeon 1969: 73). In den unten erwähnten Bedeutungsgruppen werden die präfigierten Verben nach der Frequenz ihrer slowenischen Präfixe und Präpositionen aufgezählt (die häufigsten Präfixe po-, pre-, za-, z-/s-, raz-, o-, u-/v-, do-, pri- kombiniert mit den häufigsten Präpositionen za, z/s, o, v, pri, na).8 Von den ursprünglichen lokal-temporalen adverbialen Inhaltswerten in Präfixen sollte man Eigenschaften ausdrückende und damit echte Modifikationspräfixe unterscheiden, die in den zu Grunde liegenden Bedeutungsstrukturen modifizierende Komponenten darstellen. Die metonymischen Inhaltsverschiebungen der Modifikationspräfixe können allerdings zu einem Valenzverlust führen, da die Valenzeigenschaften eng an den 6 Siehe auch Vidovič Muha (1984: 153 und 2000: 36-37) zu verschiedenen Stufen des Modifikationswertes. 7 Ramovš (1952: 126) erklärt die Bildung solcher mehrteiligen Präfixe mit der Tatsache, dass die Bedeutung des Verbs durch Präfigierung in einem solchen Ausmaß geändert werden kann, dass sich ein präfigiertes Verb folglich völlig vom ursprünglichen Verb trennen kann, sowohl seman-tisch als auch formell. Solche Präfixverben werden dann in der Sprache als Symplexe behandelt und als Stämme zur weiteren Präfigierung verwendet: biti [sein] ^ dobiti [bekommen] ^ zadobiti (veraltet) [bekommen] Gebrauch der Präpositionen als präpositionale Verbmorpheme, die die Valenz einführen oder erweitern, gebunden sind.9 Aufgrund der bisherigen sprachwissenschaftlichen Forschungen10 können im Slowenischen die folgenden adverbialen Grundinhaltswerte der Präfixe festgestellt werden: po- mit adverbialer Bedeutung 'ein wenig' pobrskati po žepu [in der Tasche herumkramen] pokuhati jed [das Gericht kurz aufkochen] mit adverbialer Bedeutung 'Verteilung' pokapati z limoninim sokom [mit Zitronensaft beträufeln] nebo se pooblači [der Himmel bewölkt/bedeckt sich] mit adverbialer Bedeutung 'Lokalität' položiti na mizo [auf den Tisch legen/stellen] popadati na tla [auf den Boden fallen / zu Boden stürzen] mit adverbialer Bedeutung 'wieder' pobrusiti tla [den Boden abschleifen] pogreti večerjo [das Abendessen aufwärmen] pre- mit adverbialer Bedeutung 'Ortsveränderung' preložiti plašč na drug stol [den Mantel auf einen anderen Stuhl legen] prepeljati čez reko [über den Fluss fahren/setzen] prebresti reko [den Fluss durchwaten] 8 Einen indirekten Beweis dafür, dass innerhalb der Relation Präfix - Präposition der Schwerpunkt der adverbialen Orientierung auf dem Präfix liegt, finden wir in Artikeln, die die enge Wechselbeziehung, die zwischen dem Inhalt eines Verbs und seinen potentiellen syntaktischen Funktionen besteht, bearbeiten (z. B. Dular 1983: 285). So ist es möglich, durch die Hinzufügung eines Präfixes zu einem Verb häufig seine präpositionale Valenz in eine direkte akkusativische oder dativische Valenz zu verwandeln (z. B. skočiti na koga - naskočiti koga [auf jemanden springen - sich auf jemanden stürzen]; leteti okrog česa - obleteti kaj [um etwas (herum)fliegen - etwas umfliegen]; pisati o čem - opisati kaj [über etwas schreiben - etwas beschreiben]; stopiti čez kaj - prestopiti kaj [über etwas treten - etwas überschreiten]; aber auch lagati komu - nalagati koga [jemanden anlügen - jemanden belügen]; soditi komu - obsoditi koga [jemanden vor Gericht stellen - jemanden verurteilen]). 9 Vidovič Muha (1988: 23) schreibt unter anderem, dass Valenz-Besonderheiten in solchen Fällen auftreten, in denen die Bedeutungsstruktur des Präfixes und die Präposition als Verbmorphem inhaltlich verschieden sind, z. B.: obkoliti ob hiši [das Haus mit Pfählen umgeben] - ob hat als Präfix und als Präposition denselben adverbialen Inhaltswert obregniti se ob koga [jemanden anrempeln] - ob hat keinen identischen Inhaltswert mehr. 10 Folgende Studien (in chronologischer Reinenfolge) wurden berücksichtigt: Bajec (1959), Hajnšek Holz (1978), Toporišič (42000) und Vidovič Muha (1993). mit adverbialer Bedeutung 'durch' (lokal und temporal) prebiti varovalno ograjo [die Leitplanken durchbrechen] prežagati rešetke [das Gitter durchsägen] prenočiti v koči [in der Hütte übernachten] preboleti izgubo [den verlust verwinden] mit adverbialer Bedeutung 'vorbei' prehiteti avto [das auto überholen] za- mit lokaler Bedeutung zatakniti za klobuk [an den Hut stecken] zaiti v gozdu [sich im Wald verirren] mit adverbialer Bedeutung 'Begrenzung/Einschränkung' zagraditi mladje pred divjadjo [die Schonung vor dem Wild einzäunen] zajeziti reko [den Fluss eindämmen] mit adverbialer Bedeutung 'abweichung' zaviti na levo [links abbiegen] zapeljati na rob ceste [an den Straßenrand fahren] iz-/z-/s- mit lokaler Bedeutung izvleči robec iz žepa [ein Taschentuch aus der Tasche ziehen] izmiti umazanijo iz rane [Schmutz aus der Wunde entfernen] mit temporaler Bedeutung (Phasenhaftigkeit) izreči besedo [ein Wort aussprechen] izmisliti si zgodbo [sich eine Geschichte ausdenken] mit adverbialer Bedeutung 'Handlung nach außen in mehreren Richtungen' razcefrati blago [den Stoff zerfetzen/zerzupfen] razgrebsti ogenj [das Feuer anschüren] mit adverbialer Bedeutung 'um, herum' oviti brisačo okrog glave [das Tuch um den Kopf wickeln] obdati nasad z ograjo [die anlage umzäunen] mit adverbialer Bedeutung 'nach innen/außen' uiti komu skozi vrata [jemandem durch die Tür entwischen] ukrasti denar [Geld entwenden] uvesti novinca v delo [den Neuling in die arbeit einführen] koža vsrka barvilo [die Haut saugt den Farbstoff auf] raz- o-/ob- u-/v- do- mit adverbialer Bedeutung 'bis zum Grenzpunkt' doseči morsko dno [den Meeresboden erreichen] dohiteti sosede [die Nachbarn einholen] mit adverbialer Bedeutung 'Vollendung' (Grenzpunkt ist temporal) po dolgi bolezni dotrpeti [nach langer Krankheit ausgelitten haben] mit adverbialer Bedeutung 'Annäherung/Heranrücken' (Grenzpunkt ist temporal und lokal) dokupiti zemljo za kmetijo [Grund dazukaufen] doliti vodo v kozarec [das Glas mit Wasser nachfüllen] pri- mit adverbialer Bedeutung 'Nähe' prispeti v mesto [in der Stadt ankommen] pripreti vrata [die Tür anlehnen] mit adverbialer Bedeutung 'Gewinnung' prislužiti denar [Geld verdienen] prigospodariti precej denarja [viel Geld erwirtschaften] Die obigen präfixal-präpositionalen Kombinationen bestätigen nochmals, dass die Grundbedeutung der Präfixe und Präpositionen die lokale ist. In einigen präfigierten Verben drücken die Präfixe nur noch Phasenhaftigkeit aus, während der gesamte adverbiale Inhalt auf die Präposition übertragen wird. Bei solchen Verben kann das Präfix auch weggelassen werden, ohne dass sich dabei die semantisch-syntaktische Valenz ändert, wie in den folgenden (teilweise) synonymen Beispielen: mudila se je s kuhanjem [sich mit Kochen aufhalten] zamudila se je s kuhanjem pomudila se je s kuhanjem Die syntaktisch-semantische Funktion der vom Verbum regierten Präposition hängt von der verbal-substantivischen Kombination ab; in allen Fällen behält aber die Präposition ihren adverbialen Inhalt: Wenn die Präposition homonym ist mit dem Präfix (wie z.B. in zatakniti za klobuk; oder im Deutschen aus der Straßenbahn aussteigen, auf zwei Klassen aufteilen), dann betont sie zusätzlich die adverbiale Komponente des präfigierten Verbs; wenn sie aber nicht homonym ist mit dem Präfix (z. B. popadati na tla; oder im Deutschen mit Saft beträufeln), dann bestimmt sie meistens noch exakter die valenzbedingte Ergänzung. Vergleichen wir also die folgenden Paare, wobei betont werden muss, dass die deutschen Verbäquivalente (in Klammern) nicht immer präfigiert sind und auch nicht immer mit einer Präpositionalphrase kombiniert werden: izstopiti iz avtobusa [aus dem Bus aussteigen] izstopiti pri/na zadnjih vratih [an der hinteren Tür aussteigen] iziti pri založbi [bei einem verlag herauskommen] oditi iz kleti [aus dem Keller gehen] iziti iz plemiške družine [einer adelsfamilie entstammen] oditi od doma [von zu Hause weggehen] Die Determinativ- bzw. Orientierungsfunktion des Präfixes und die adverbiale Rolle der Präposition werden noch bestätigt durch verschiedenen syntaktisch-semantischen Gebrauch desselben Lexems, d.h. durch die verschiedenen Bedeutungen desselben verbs. Wenn das verb semantisch breit genug ist, dann ist eine doppelte Rektion möglich (mit oder ohne Präposition), und der Sprecher kann unter den einzelnen Bedeutungen aussuchen. In diesem Fall haben wir es mit verben zu tun, die mindestens drei potentielle aktanten vorsehen, wobei einer der aktanten unausgedrückt bleiben kann, weil er schon ein Bestandteil des verbs oder des ausgedrückten aktanten ist. Derselbe aktant kann in zwei aktantenrollen auftreten, die sich zumindest teilweise überdecken bzw. sich gegenseitig ergänzen. So kann sich z. B. das Handlungsobjekt wenigstens teilweise mit dem ausgangspunkt der Handlung oder mit dem Ziel der Handlung decken. Die auswahl des aktanten hingegen wirkt sich auf die Wahl des verbalen (syntaktischen) Inhalts aus. Dies veranschaulichen die folgenden Beispiele: izčistiti madež z obleke : izčistiti madež : izčistiti obleko [einen Fleck aus dem Stoff auswaschen : einen Fleck auswaschen : den Stoff auswaschen] izmiti umazanijo iz rane : izmiti rano [Schmutz aus der Wunde auswaschen : die Wunde auswaschen] izpiti vino iz kozarca : izpiti vino : izpiti kozarec [den Wein aus dem Glas austrinken : den Wein austrinken : das Glas austrinken] izcediti sok iz limone : izcediti limono [Saft aus der Zitrone auspressen : die Zitrone auspressen] izkrtačiti/skrtačiti prah z obleke : izkrtačiti/skrtačiti obleko [Staub aus dem anzug ausbürsten : den anzug ausbürsten] izpihati umazanijo iz cevi : izpihati cevi [Schmutz aus den Röhren (her)ausblasen : die Röhren ausblasen] nabasati volno v košaro : nabasati košaro [Wolle in den Korb stopfen : den Korb vollstopfen] oplesti ličje okrog steklenice : oplesti steklenico [Bast um die Flasche herumwickeln : die Flasche umwickeln] oluščiti kožico s fižola : oluščiti fižol [die Hülse von den Bohnen entfernen : Bohnen enthülsen] odkrhniti kos od krede : odkrhniti kredo [ein Stück von der Kreide ist abgebrochen : die Kreide ist abgebrochen] naliti juho na krožnike : naliti krožnike [die Suppe auf die Teller gießen : die Teller auffüllen] nametati misli na papir : nametati na papir [Gedanken aufs Papier bringen : aufs Papier bringen] vplačati prvi obrok za nov avtomobil : vplačati nov avtomobil [die erste Rate für ein neues Auto zahlen : ein neues Auto anzahlen] namazati marmelado na kruh : namazati kruh [Marmelade aufs Brot aufstreichen : das Brot bestreichen] zamešati sestavine v testo : zamešati testo [Zutaten in den Teig hineinmischen : den Teig einrühren] zasaditi/posaditi zelje na/v gredo : posaditi/zasaditi gredo [Weißkraut in das Beet einpflanzen : das Beet bepflanzen] 2. VERBALE BEDEUTUNGSGRUPPEN MIT PRÄFIXEN UND PRÄPOSITIONEN Eine Klassifizierung der Verben nach Bedeutung und Valenzeigenschaften zeigt auch, wie die überwiegenden semantischen Merkmale die Auswahl des Präfixes und der Präposition beeinflussen. Einige Präpositionen in den unten angeführten Beispielen bestätigen noch zusätzlich den präfixalen Inhaltswert des präfigierten Verbs, andere Präpositionen dagegen ergänzen noch den Inhaltswert des präfigierten Verbs, z.B. prebivati (= živeti) v hiši / na deželi [im Haus / auf dem Lande leben] - die Präposition, die dem Verb prebivati folgt, kann variieren, je nachdem welcher Inhaltswert ausgedrückt werden soll; vživeti se v njegovo kožo [sich in seine Lage versetzen] - die Präposition ist hier an die verbale Kollokationsbasis gebunden und fügt dem präfigierten Verb einen Inhaltswert hinzu. 1.1.1 Zustandsverben (körperlicher und seelischer Zustand) prenočiti v hotelu [übernachten im Hotel] prenočiti pri prijateljih [übernachten bei Freunden] prebivati na kmetiji [wohnen auf dem Bauernhof] prebivati v mestu [wohnen in der Stadt] prebivati pri sorodnikih [wohnen bei Verwandten] obstati na pragu [an der Schwelle stehenbleiben] obstati v gneči [im Gedränge steckenbleiben] 1.1.2 Tätigkeitsverben (Handlung, Schaffen) raztrgati pismo v/na kosce [den Brief in Stücke zerreißen] razklati se na dva kosa [in zwei Teile zerbrechen] polistati po knjigi [im Buch (herum)blättern] pregledati s stetoskopom [mit dem Stethoskop untersuchen] Diese umfangreiche Gruppe von Verben kann in folgende Subkategorien unterteilt werden: 1.1.2.1 Entstehungsverben dan prehaja v noč [der Tag geht in die Nacht über] prestopiti v drugo stranko [zu einer anderen Partei wechseln] 1.1.2.2 Bewegungsverben (po)potovati po tujih deželah [durch fremde Länder reisen] posaditi otroka na stol [das Kind auf den Stuhl setzen] 1.1.2.3 Verben der Koexistenz bzw. der Angehörigkeit/Zugehörigkeit omejiti na minimum [auf das Minimum begrenzen] posvetovati se z ministrom [sich mit dem Minister beraten] 1.1.2.4 Verben der Eigenschaftsänderung pokriti mizo s prtom [den Tisch mit einem Tischtuch bedecken / das Tischtuch auf den Tisch decken] poškropiti rastline z vodo [die Pflanzen mit Wasser besprengen] Eine Sondergruppe innerhalb der Tätigkeitsverben bilden die präfigierten Verben mit dem Stamm nesti oder sesti. Diese Gruppe weist eine große Anzahl von Präfixen auf, die sowohl adverbialen als auch modifizierenden Inhaltswert haben, und diese Produktivität spiegelt sich auch in zahlreichen präpositionalen Kombinationsmöglichkeiten wider. Das Wortbildungsvermögen dieser Stämme bestätigt die Vermutung, dass die raum-zeitliche Komponente der Präfixe die lokal-temporalen präpositionalen Verhältnisse ermöglicht, während die Modifikationskomponente ein präpositionales Verhältnis unmöglich macht oder es sogar abschafft. Vergleichen wir die folgenden Beispiele: doprinesti k razvoju [zur Entwicklung beitragen] iznesti pohištvo iz sobe [Möbel aus dem Zimmer heraustragen] Na ledu ga je spodneslo. [Er ist auf dem Eis ausgerutscht.] Spodneslo mu je tla pod nogami. [Er hat den Boden unter den Füßen verloren.] nanesti barvo na podlago [Farbe auf den Untergrund auftragen] Nova metoda se obnese. [Die neue Methode hat sich bewährt.] Oponesel mu je njegovo razvado. [Er hat ihm seine schlechte Gewohnheit vorgeworfen.] ponesti baklo k11 vrhu Triglava [die Fackel auf den Gipfel des Triglavs tragen] prenesti bolezen na12 človeka [die Krankheit auf Menschen übertragen] veliko prenesti [viel ertragen] prinesti stol k mizi [den Stuhl an den Tisch tragen] prizanesti komu z očitki [jemanden mit Vorwürfen verschonen] raznesti časopise [die Zeitungen austragen] Balon raznese. [Der Luftballon (zer)platzt.] Veter se unese. [Der Wind legt sich.] vnesti podatke v računalnik [Daten in den Computer eingeben] Brodolomce je zaneslo na13 obalo. [Die Schiffbrüchigen hat es an den Strand verschlagen.] zanesti se na prijatelja [sich auf den Freund verlassen] znesti knjige na14 polico [die Bücher auf das Regal räumen] znesti se nad otrokom [seinen Ärger an dem Kind auslassen] 1.1.3 Kommunikationsverben (Sprechen, Verstehen, Denken) poklicati po imenu [beim Namen rufen] razmišljati o ponudbi [über den Vorschlag nachdenken] zahvaliti se za darilo [sich fürs Geschenk bedanken] 1.1.4 Änderungsverben (mit Bewegung) povzpeti se na vrh [auf den Gipfel steigen / den Gipfel besteigen] povečati za tri metre [um drei Meter verlängern] razpadati na kose [in Stücke zerfallen] 1.1.5 Bewegungsverben odriniti od obale [vom Strand aufbrechen / vom Strand abstoßen] vkorakati v mesto [in die Stadt einmarschieren/einrücken] 3. METAPHORISCHE BEDEUTUNG IN PRÄFIGIERTEN VERBEN Die Modifikationspräfixe in präfigierten Verben, die in der zu Grunde liegenden Bedeutungsstruktur nur Modifikationsadverbien der Art und Weise (Grad, Intensität, Quantität, Beschaffenheit ausdrückend) besitzen, begrenzen die 11 Möglich sind auch Kombinationen: ponesti proti/po/na/v. 12 Möglich sind auch Kombinationen: prenesti v/po. 13 Möglich ist auch die Kombination zanesti v. 14 Möglich ist auch die Kombination znesti v. Bedeutung des Verbs in ausreichendem Maße und üben folglich keinen Einfluss auf die bereits existierenden möglichen präpositionalen Kombinationen aus; sie leiten auch keine neuen präpositionalen Kombinationen ein.15 Die Bildung präfigierter Verben mit nicht-räumlichen bzw. sekundären Präfixen, häufig auch noch kombiniert mit dem reflexiven Morphem se, hebt wegen der Metaphorik der Präfixe (siehe auch Vidovič Muha 1988: 23)16 die Valenz auf. Die Häufigkeit von se bei Verben mit metaphorischen oder metonymischen Präfixen ist Ausdruck der Selbstbezogenheit einer bestimmten Handlung oder eines bestimmten Zustands, so dass das Morphem se/si mit einem unterschiedlichen Grad von semantischer Leere die Transitivität der verbalen Handlung auf andere Aktanten aufhebt oder sie verengt bzw. beschränkt durch das Besetzen des Aktanten selbst. Ein hoher Grad an Bedeutungsleere von se ermöglicht auch Variationen, wie z. B. in oddaljiti se/si, premisliti se/si, upati se/si.11 Die am häufigsten gebrauchten Präfixe sind (spezifisch im Slowenischen): po- pobrskati po spominu poigrati se z otrokom pokopati upe [in seinem Gedächtnis kramen] [spielend auf das Kind eingehen, dem Kind spielerisch begegnen] [seine Hoffnung begraben] pre- prečistiti zadevo preboleti izgubo [die Angelegenheit bereinigen] [den Verlust verwinden] zagristi se v delo zasedeti se zaradi bolečin [sich in die Arbeit verbeißen] [von zu langem Sitzen steif werden] 15 Modifikationspräfixe werden auch in der tschechischen Grammatik (MČ 1 1986: 392) als sich entwickelnde Ergänzungen behandelt, die auf die verbale Handlung oder den verbalen Zustand zurückverweisen; sie bestimmen also das Verb genauer im Sinne von Eigenschaft, Quantität und Phasenhaftigkeit und gleichzeitig verengen sie den Inhalt des Stammes. 16 Der gegenseitige Einfluss zwischen der semantischen Struktur der Verben und ihrer Valenz ist schon oft explizit bestätigt worden, letztendlich auch vom lexikologischen Aspekt her bei Vidovič Muha (2000: 34). 11 Es wird vom Sprachgebrauch bezeugt, dass das freie Morphem se/si eigentlich nie völlig bedeutungsleer erscheint (ein ständiger Bestandteil seines Inhalts ist die 'Reflexivität'). Aufgrund seines semantischen Beitrags zum Inhalt des Verbs können wir folgende Fälle unterscheiden: a) se in 'Selbstbewegung' (premikati se : premikati koga/kaj [sich bewegen : jemanden/etwas bewegen]; utopiti se : utopiti koga [ertrinken / sich ertränken : jemanden ertränken]; zgubiti se : zgubiti koga/kaj [sich verlaufen : jemanden/etwas verlieren]); b) se in 'Selbsttätigkeit' (razdajati se : razdajati kaj [sich verausgaben : etwas verschenken]; najesti se : jesti kaj [sich sattessen : etwas essen]; dolgočasiti se : dolgočasiti koga [sich langweilen : jemanden langweilen]); c) se in 'Zustand' (bati se : strašiti koga [sich fürchten : jemanden erschrecken]; veseliti se : (raz)veseliti koga [sich freuen : jemanden erfreuen]); d) se in 'Auftreten' (daniti se [dämmern], temniti se [dunkel werden], kolcati se (komu) [Schluckauf haben], zehati se (komu) [gähnen]); d) se der 'üblichkeit' mit allgemeinem Agenten (tod se hodi na Triglav [hier steigt/geht man auf den Triglav]). iz-/z-/s- izkričati bolečino spreobrniti se zaradi vesti [seinen Schmerz herausschreien] [sich aus Gewissensgründen bekehren] raz- razgreti duhove razdražiti kožo [die Köpfe erhitzen] [die Haut reizen] o- oživiti družbo omračiti um [Leben in die Gruppe bringen] [der Wahnsinn umnachtet jemandes Geist] do- doreči zadevo [die angelegenheit zu Ende bereden] 4. MULTIMORPHEMISCHE BZW. MEHRTEILIGE PRÄFIXE Bei einem zusammengesetzen bzw. multimorphemischen/mehrteiligen Präfix hat nur das links an den anfang gestellte bzw. das zuletzt hinzugefügte präfixale Morphem seine volle Bedeutung (siehe auch vidovič Muha 1988: 21). Dabei muss aber betont werden, dass die Übertragung des inhaltlichen Schwerpunktes auf das links hinzugefügte Morphem im Präfix in der Regel keine Änderungen in den bereits bestehenden präpositionalen verhältnissen verursacht. Dies deutet darauf hin, dass solche Änderungen innerhalb des Präfixes aus semantisch-syntaktischer Sicht keine relevanten lokal-temporalen Änderungen sind. Eine gewisse semantisch-syntaktische Hierarchie, die unter den obligatorischen und fakultativen adverbialen Ergänzungen und aufgrund der valenz nicht notwendigen qualitativen Komponenten innerhalb der Sätze und Phrasen herrscht, wird auch in die hierarchische anordnung der Morpheme in einem zusammengesetzen oder mehrteiligen Präfix übertragen; so ordnen sich vom verbalen Stamm aus gesehen in das Präfix zuerst die (aus adverbien gebildeten) generischen Morpheme, dann die Eigenschaft/Qualität ausdrückenden Morpheme, gefolgt von den die Quantität/den Grad ausdrückenden Morphemen.18 Unten sind einige Beispiele angeführt, die das veranschaulichen können: po-za-v mit der Bedeutung 'einer nach dem anderen' pozakleniti vrata [die Türen nacheinander abschließen] Otroci so pozaspali po sobah.19 [Die Kinder sind eins nach dem anderen in ihren 18 auch die tschechische Grammatik (MČ 1 1986: 394-395) befasst sich mit den multimorphemi-schen/mehrteiligen Präfixen aus der Sicht der semantisch-syntaktischen Änderungen, die vom zuletzt angefügten linken Morphem verursacht werden. Die Schlussfolgerungen fürs Tschechische sind denen im Slowenischen sehr ähnlich: das links gelegene Präfix drückt vor allem ein Maß aus, d.h. die Quantität bzw. den Grad einer Eigenschaft. 19 Im Präfix wird der Inhaltswert der Umstandsbestimmung der AiI und Weise noch zusätzlich betont. Das Slowenische setzt bei solchen verben häufig eine adverbiale Bestimmung der AiI und Weise hinzu, die eigentlich redundant ist, weil sie inhaltlich schon im ersten Teil des Präfixes enthalten ist: Otroci so (drug za drugim) pozaspali po sobah. S svojim obiskom jih je želel (malo) porazvedriti. Zimmern eingeschlafen.] po-raz-V mit der Bedeutung 'einer nach dem anderen' porazdeliti igrače med otroke porazobesiti perilo po vsej sobi [die Spielsachen unter die Kinder aufteilen] [die Wäsche im ganzen Zimmer aufhängen] mit der Bedeutung 'ein wenig' S svojim obiskom jih je želel porazvedriti. [Mit seinem Besuch wollte er ihnen eine kleine Freude bereiten.] Te zadeve bo treba počasi porazmisliti. [Ich werde mir diese Angelegenheiten durch den Kopf gehen lassen.] po-u-V mit der Bedeutung 'wieder' Odlično je poustvaril vlogo Hamleta. [Er hat die Rolle Hamlets hervorragend wiedergegeben.] po-pri-V mit der Bedeutung 'abwechselnd' poprijemati za vrv [sich am Seil entlang/hoch hangeln] raz-po-V mit der Bedeutung ,an mehrere Plätze ordnen' razporediti goste po sobah [die Gäste auf die Zimmer verteilen] Diese hierarchische Anordnung der Morpheme in einem multimorphemischen Präfix wird durch seltene multimorphemisch/mehrteilig präfigierte Verben wie, z. B. pre-raz-po-rediti, pre-po-raz-deliti, (s)-po-raz-gubiti usw. noch bestätigt. 5. DIE LEXIKALISIERUNG DER PRÄPOSITION In Bezug auf den Grad der Lexikalisierung der präpositionalen Verbmorpheme unterscheiden wir zwischen lexikalisierten Präpositionen, die mit ihrem Verb eine idiomatische Einheit bilden und nicht-lexikalisierten Präpositionen, die in freien Präpositionalphrasen auftreten. Die lexikalisierten und nicht-lexikalisierten Präpositionen bei Verben sind am deutlichsten bei inhaltsarmen primären Verben (im Slowenischen: biti, imeti, delati, dati) zu unterscheiden. Bei diesen primären Verben die als Funktionsverben fungieren und den breitesten syntaktisch-semantischen Gebrauch ermöglichen, können alle möglichen semantisch-syntaktischen Rollen von Präpositionen ausgedrückt werden.20 Die Präposition kann in den folgenden Beispielen als lexikalisiert bezeichnet werden, in denen sie mit einem Funktionsverb kombiniert wird, das keine volle Bedeutung trägt: biti ob hišo; biti ob premoženje [das Haus verlieren; um sein Vermögen kommen] imeti koga za pametnega [jemanden für klug halten] dati na njegovo besedo [(viel) auf sein Wort geben; seine Meinung berücksichtigen] delati na neki temi [an einem Thema arbeiten; ein Thema bearbeiten] klobuk dobiti za suknjič [den Hut für den Rock eintauschen] 20 Die im Slowenischen meistgebrauchten Präpositionen za, z/s, o, v, pri und na sind aus seman-tisch-syntaktischer Sicht immer verbale Präpositionalmorpheme. Dagegen kann man die Präposition als nicht lexikalisiert bezeichnen, wenn sie mit Verben gebraucht wird, die volle Bedeutungsträger sind: biti ob hiši [sich neben dem Haus befinden] imeti (kaj) za pametne [(etwas) für die Gescheiten aufheben] dati (kaj) na mizo [(etwas) auf den Tisch stellen] delati na polju [auf dem Feld arbeiten] dobiti (jih) za nesramnost [für seine Frechheit Prügel einstecken] Wenn aber ein Vollverb mit einer lexikalisierten Präposition kombiniert wird, dann kann die ursprüngliche spezialisierte Bedeutung des Verbs durch Hinzusetzung einer Präposition verallgemeinert werden. Solche lexikalisierten verbal-präpositionalen Verbindungen machen nicht nur eine Verallgemeinerung der verbalen Bedeutung durch, sondern werden zugleich auch transitiv und gewinnen damit noch eine figurative Bedeutung hinzu: Prelevil se je v demokrata. [Er ist zu einem Demokraten mutiert.] predelati plašč v obleko [den Mantel in ein Kleid umändern] vreči se na delo [sich in die Arbeit (hinein)stürzen] zaplesti se v afero [sich in eine Affäre verstricken] An solchen Beispielen ist ein Bedeutungswandel vom Nicht-idiomatischem zum Idiomatischen klar ersichtlich: vreči se na tla [sich auf den Boden werfen] nicht idiomatisch vreči se na delo [sich in die Arbeit (hinein)stürzen] idiomatisch Bei präpositionalem Gebrauch sollte man auch die Typologie der Aktanten in Betracht ziehen, wie z.B.: a) abstrakte Substantive (viseti med dobrim in slabim [zwischen Gut und Böse treiben]) b) Farbadjektiva (vleči na rdeče [einen Stich ins Rote haben]) c) Zahlwörter (zaleči za dva [für zwei reichen]) d) Substantiva mit dem Merkmal (menschlich) (Dobesedno zlepil se je s stranko. [Er ist eins geworden mit seiner Partei.]) Präfigierte Verben werden im Slowenischen oft durch homonyme Präpositionen semantisch und syntaktisch erweitert, z. B.: oddaljiti se od hiše [sich vom Haus entfernen] iztrgati iz rok [aus der Hand reißen] In einigen Fällen behält das Präfix in solchen Kombinationen nur noch einen Phasen-Inhaltswert: gledati po občinstvu [seinen Blick / seine Augen übers Publikum schweifen lassen] : pogledati po občinstvu [einen Blick aufs Publikum werfen] Aber: vprašati po zdravju [sich nach dem Befinden erkundigen] : povprašati po zdravju [(jmdn) auf sein Befinden ansprechen] Das Präfix po-drückt in diesem Fall nicht nur Phasenhaftigkeit aus, sondern auch eine Quantität ('ein wenig'). Die Adverbialität des Präfixes wird durch die Präposition manchmal noch zusätzlich betont: prilepiti risbo na steno [die Zeichnung an die Wand heften] nagibati se k posploševanju [zu Pauschalisierung neigen] predelati meso v klobase [Fleisch zu Würsten verarbeiten] Die nicht lexikalisierte Präposition ist im Slowenischen fakultativ bei Verben, in denen die semantische Komponente 'Inhalt', 'Absicht' oder 'Ziel' bereits in der Bedeutung des Verbs impliziert ist. Hier einige Beispiele mit den Präpositionen na und za: čakati (na) vlak [warten auf den Zug] igrati (na) violino [Geige spielen; auf der Geige spielen] paziti (na) otroke/zdravje [auf die Kinder aufpassen; auf die Gesundheit achten] prositi (za) pomoč [um Hilfe bitten] popasti (za) nogo [am Bein packen] 6. ZUM ABSCHLUSS Der vorliegende Beitrag ist der erste Versuch einer kontrastiven Präsentation von präfixal-präpositionalen Verhältnissen bei slowenischen und deutschen Verben. Diese Verhältnisse werden unter mehreren Aspekten, dem semantischen, dem syntaktischen und dem transformierenden betrachtet. Dabei wird auch aufgezeigt, wie der Satz und der weitere Kontext durch das Verb organisiert werden. Nimmt man die Transformierung eines präfigierten Verbs aus der ihm zu Grunde liegenden Bedeutungsstuktur in näheren Augenschein, so können im Slowenischen folgende Untergruppen unterschieden werden: 1. präfigierte Verben, in denen das Präfix adverbialen Inhaltswert hat, wobei die Phasenhaftigkeit auch einen temporalen Gehalt aufweisen kann (z.B. prebosti (blago) < bosti skozi (blago) - (den Stoff) durchstechen; preplačati (parcelo) < preveč plačati (za parcelo) - (das Grundstück) überzahlen, usw.) 2. präfigierte Verben, in denen das Präfix aus einer gleichlautenden Präposition in der zu Grunde liegenden Bedeutungsstruktur abgeleitet werden kann (z. B. izvleči (žreb) < vleči (žreb) iz (bobna) - (ein Los) (heraus)ziehen, usw.) 3. präfigierte Verben, deren zu Grunde liegende Bedeutungsstruktur eine Präpositionalphrase mit einem der Umschreibung dienenden primären Verb dati, narediti, postati, izraziti enthält (z. B.: vročiti (odločbo) < dati (odločbo) v roke - (den Bescheid) aushändigen). Eine besondere Untergruppe bilden hier präfigierte Verben, die aus narediti oder postati mit überwiegend perfektivem Inhaltswert (z. B. obnoviti (stanovanje) < narediti (stanovanje spet) novo - (die Wohnung) renovieren) abgeleitet sind; in diesen Ableitungen überwiegt die Aktionsart. Am Beispiel des Stammes nesti und seines Wortbildungspotentials wird gezeigt, dass die raum-zeitliche Komponente der Präfixe lokal-temporale präpositionale Verhältnisse ermöglicht, während die Modifikationskomponente ein präpositionales Verhältnis unmöglich macht oder es sogar beseitigt (z. B. doprinesti k razvoju - zur Entwicklung beitragen; iznesti pohištvo iz sobe - Möbel aus dem Zimmer heraustragen; Oponesel mu je njegovo razvado. - Er hat ihm seine schlechte Gewohnheit vorgeworfen.; prizanesti komu z očitki - jemanden mit Vorwürfen verschonen; znesti se nad otrokom - seinen Ärger an dem Kind auslassen, usw.). Im Slowenischen sind auch Bildungen von präfigierten Verben mit mehrteiligen Präfixen möglich, die weiter mit verschiedenen denkbaren Präpositionen kombiniert werden, z. B. dopreporazdeliti med/po/na/v, preusmerjati v, dopoprerazmestiti na/po/v/med, doprenaročiti na/za, usw. Dies ist auch im Deutschen der Fall, z. B. beauftragen. Im Beitrag werden die präfigierten Verben nach der Frequenz ihrer slowenischen Präfixe und Präpositionen herangezogen (die häufigsten Präfixe po-, pre-, za-, z-/s-, raz-, o-, u-/v-, do-, pri- kombiniert mit den häufigsten Präpositionen za, z/s, o, v, pri, na). Im Slowenischen gibt es eine Reihe von präfigierten Verben, bei denen das Präfix homonym ist mit der folgenden Präposition, die vom Verb regiert wird (z. B. oditi od doma, iztrgati iz rok). Da, wo die folgende Präposition nicht mit dem Präfix homonym ist, verlegt sich der Schwerpunkt des Inhalts meistens auf die Präposition (z. B. popadati na tla). Eine doppelte (präpositionale oder nicht präpositionale) Rektion wird durch die semantische Breite eines Verbs ermöglicht. In solchen Fällen kann man seine Wahl unter den einzelnen Bedeutungen treffen. Dabei haben wir es mit Verben zu tun, die mindestens drei potentielle Aktanten vorsehen, wobei einer der Aktanten unausgedrückt bleiben kann, weil er schon ein Bestandteil des Verbs oder des ausgedrückten Aktanten ist, wie z. B. in izkrtačiti/skrtačiti prah z obleke : izkrtačiti/skrtačiti obleko - Staub aus dem Anzug ausbürsten : den Anzug ausbürsten. Schließlich kann man präfigierte Verben auch nach dem Grad ihrer Lexikalisierung unterscheiden. Die Lexikalisierung der Präposition bei Verben ist bei inhaltsarmen primären Verben am deutlichsten (z. B. biti ob hišo - um sein Haus kommen = das Haus verlieren; imeti koga za pametnega - jemanden für klug halten); dagegen ist die Präposition als nicht lexikalisiert zu bezeichnen, wenn sie mit verben gebraucht wird, die volle Bedeutungsträger sind (z. B. biti ob hiši - sich neben dem Haus befinden; imeti (kaj) za pametne - (etwas) für die Gescheiten aufheben). Wird eine Präposition trotzdem in Kombination mit einem vollverb lexikalisiert, so führt dies dazu, dass die ursprüngliche spezielle Bedeutung des verbs durch Hinzusetzung der Präposition verallgemeinert wird (z. B. preleviti se v demokrata -zu einem Demokraten mutieren; vreči se na delo - sich in die arbeit (hinein)stürzen). Bibliographie Bajec, Anton (1959) Besedotvorje slovenskega jezika IV: predlogi in predpone. Ljubljana: SAZU. 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Povzetek PREDPONSKO-PREDLOŽNA RAZMERJA V SLOVENŠČINI -KONTRASTIRANO Z NEMŠČINO Namen prispevka je kontrastivna predstavitev glagolskih predponsko-predložnih razmerij v slovenščini in nemščini, ki s tvorbno-pretvorbenega in skladenjskega vidika potrjuje tvorbno, pomensko in skladenjsko moč glagolov ter tovrstne podobnosti in različnosti med jezikoma. Tako se slovenske predponsk(oobraziln)e tvorjenke lahko delijo na naslednje različice: 1) glagolske sestavljenke kot predponskoobrazilne modifikacijske tvorjenke s predponskim obrazilom (s pretvorbno vrednostjo prislova v skladenjski in pomenski podstavi, tudi faznost je časovnoprislovna); 2) glagolske izpredložne (predponskoobrazilne) tvorjenke, ki so tudi (vsaj drugotno) modifikacijske (predponsko obrazilo je samo enakoizrazno s skladenjsko- in pomenskopodstavnimi predložnimi morfemi v frazeološkem glagolu); 3) izpredložnozvezne izpeljanke (z dovršnim predložnim glagolskim primitivom dati, narediti, postati, izraziti v skladenjski podstavi), in še na podskupino izpeljank s samo vidsko predpono (kot pretvorbo skladenjskopodstavnega narediti, postati); te izpeljanke so še najbolj čistovidske. Na zgledu podstave nesti in njenih besedotvornih in pomensko-skladenjskih zmožnosti se potrjuje domneva, da prostorsko-časovna vrednost predpon odpira možnost okoliščinskih predložnih razmerij, nasprotno pa metonimični pomenski prenosi v predponah z metaforično oz. lastnostno/količinsko vrednostjo ne uvajajo predložnih razmerij oz. jih celo ukinjajo. Pri enakozvočnih predponskih obrazilih in predložnih morfemih v okviru istega glagola gre za skladenjskopomensko komplementarnost v smislu prostorsko-časovne predponskoobrazilne usmernosti in predložne razmernosti, v nasprotnem primeru se težišče vezljivosti prevesi na predlog. Dvojo (predložno ali brezpredložno) vezavo omogoča dovolj široka pomenskost glagola; v teh primerih gre za glagole, ki predvidevajo vsaj tri potencialne udeležence, od katerih je lahko eden neizražen, ker je sestavni del glagola ali izraženega (sestavljenega) udeleženca. Predložnomorfemska raba glagolov glede na stopnjo leksikalizacije predložnih glagolskih morfemov ločuje leksikalizirane glagolske proste morfeme in neleksikalizirane udeleženske izglagolske morfeme. Leksikalizacija predložnih morfemov s polnopomenskimi neprimarnimi glagoli lahko njihove prvotne specializirane pomene posploši.