Delt 5 flDai 1912 XV. Zadrg. (Wrt tniiiWw Lrstholische MifiimpZntfchrtft der Söhne des heiligsten Herzens Jesu. . Grggn deß aNarieil-VrreinK für Afrika. : .=== Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken. IReöafction und Administration: Mussionsbaus Mtiland bet JBriien, Tirol. .. -........——----------= .......= Inhalt: . -----------,— - Stand des Apostolischen Vikariats Sudan . oder Zcntralafrika im Jahre 1911 97. — Lnl einst und jetzt 107. — Rundschau in den Missionen 112. —- Aphorismen 112. — Unterhaltendes: Die Schrecken der Sklaverei (Fortsetzung) US. — Verschiedenes: Marienverein für Afrika 118. — Aus Khartoum 118. — — Schlafkrankheit 119. Empfehlenswerte Bücher 120. Abbildungen: Katechumenen aus St^ Josef in Gulu. — Uganda: Häuptlinge mit ihrem Gefolge. — Brücke im Bahr-el-Ghazal. — Auf der Jagd. — Im Hofe der Station Attigo. — Barineger bei Goudokoro. — Kapelle in St. Josef m Gulu. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebets aller Leser werden folgende Verstorbene empfohlen: Herr Josef Bachmanns Imst; Hochw. Herr Gabriel Schöpf, Telfs; Hochw. Herr Pfarrer Maurer, St. Lorenzen, Pustertal; Herr Joh. Eckcrs-dorfer, Hartkirchen. „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Eebetrempfehlungen. Eine Frau bittet recht innig um ein Gedenken im Gebete zum heiligsten Herzen Jesu und zum hl. Josef, damit ihr Mann seinen religiösen Pflichten besser nachkomme; gleichfalls ein Abonnent um baldige Abwendung eines schweren Gemütsleidcns ; um die Bekehrung eines Sünders. Eine betrübte Mutter empfiehlt sich und ihre Angehörigen dem Gebete zum heiligsten,Herzen Jesu und bcr allerseligsten Jungfrau und dem hl. Josef. Kcrbsrr-Mevzeicynis vorn 10. gUätrg vrs 10, AprrL 1912 ----------In Kronen. ------------ Gpferftock: Aschach F. K. 24; Bad Hall Ehrw. b. Schw. 1; Bamberg v. M. 209-15; Bozen M. T. 3-ßO; Br ixen Ben. B. 1; Brnneck Sees). K. 200; Cham Br. C. 878 12; Dölsach T. H. 3; Boren W. H. 10; Endlhausen Pfr. S. 1075; Engers I. W. 7 07: Gars Koop. G. 10; Girlan M. E. 50; Heinzenberg T. H. 2-35; Imst M. S3. ICO; Kältern g. R. B. 10; Klaus G. G. 5; Lienz B. T. 4: Lambach P. B Gr. 20; Antonins-Brot: Milland M. N. 20; N. N. 10; Reinswald E. 20; Regen M. G. 2'84; Sarns Dir. F. P. 40; Krippenk.: Simbach Pfr. H. 58'76; Zur persolvierung von heiligen Meffen sandten ein: Altgrotthan Pfr. W. 131-48; Arbesbach I. Sp. 5: Aschach F. K. 26; Engers I. N. 14-09; Gars Koop. G. 8; Grieskirchen M. F. 10; Gmunden M. M. 20; Imst I. B. 100; Köln Kl. St. M. 60-52; Milland R. G. 2; Mittelberg I. E. 1079; Mudau Fam. G. 2-34; München G. H. 2-34; Niefning Pfr. F. 7-66; Pfunders M. H. 9-20; St. Martin i. P. Ehrw. barmh. Schw. 10; St. Radegund I. S3. 7; B. Schw. 6; Siegbnrg K. M. ll-7o; Steele H.. Schw. 59. Zur Laufe von Heidenkinderv: Bamberg M. L. 23-40 (Margaretha); N. N. 23-40 (Dorothea); Fr. F. W. 23-40 (Filomena); Berching N. N. 23-40 (Georg); Fr. M. Schm. 23-40 (Magdalena); Fr. H. Gr. 23-40 (Walburga); Gmunden M. P. 20 (Steten); St. M. 40 (Ottilia, Peregriuus); Eh. K. 40 (Blasius, Thaddäus): Hl. Kreuz a. W. H. Sch. 24 ,Josef):. Ohlstoof F. P. 20 (Josef). Hiir Uganda: München G. H. 2-34: Bausteine für Uhartoum: Flaudling Dech. St. R. 50; Lech-Aschan Th. A. 6-30 München G. H. 2-34; Rülzheim I. H. 13-51. Briefmarken liefen ein ans: Aumühl, Beuron,. Enns, Sann, Lin dach, Stagyvarad, Pedraces. „G Herr, verleihe allen unseren Wohltätern-um deiner Namenr willen dar ewige Leben!" Aufnahme im Handwerker, wie Schuster, Schneider, Tischler,Bauern-bnrschen usw. finden als Laienbrüder Missionshaus in Mill'and bei Ariren. mwMmmmmmmmmmmmmm m ktlkm MholischMlKMsMschriß üerZöhne Seshelligstenherrms Jesu,* (Organ des Earim-Wteins für Afrika) /Dient vornebmlfcb der Wnferstützung tmö Ausbreitung der Misttonsfätigkeif der Söbne des beiltgstenDerzens Sefu und sucht Verständnis und werktätige Liebe des /iKWonswerkes in Mort und Scbrlft zu fördern. Das Arbeitsfeld dieser /liMsstonäre ist der Sudan (Zentral=Bfrifm). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Milland bei Brixen (Sfibtirol) herausgegeben. Nbonnementsprels ganzjährig mit ipoftm-fentiung Ilrr. 2.—, /DK. 2.—, zfr. 3.—. Der Heilige Vater ^>apst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten vc Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. erteilt. Für die von Brixen, Brünn, Dett 5. fißat 1912. XV. Zadrg. Staub bes Apostolischen Vikariats Suban ober Zentralafdfca im Zadre 1911. Jßericbt des Apostoliseben Vikars tSifcbof Franz Dauer Geiger. Die Mission in Kayango machte sehr-schöne Fortschritte bei den Goto, Ndoggo und Bari. Schon tm Äußeren bot mir die Mission das Bild reger Tätigkeit und materieller Entwicklung. Während auf der einen Seite des Missionshauses ein Bruder mit eingeborenen Handlangern die nette, 18 Meter lange und 7 Meter breite und jetzt schon vollendete und benedizierte Kirche aus rötlichem Raseneisenstein baute, treibt etwas rückwärts auf der anderen Seite ein Motor eine Säge, eine Kornmühle und eine Pumpe, welche ans tiefem Brunnen die umliegenden Äcker bewässert. Kräftige Eingeborene führen auf Ochsenwagen mächtige Baumstämme aus dem Walde herbei und schieben die ungeschlachten Riesen des Urwaldes unter die Säge. Die Schreinerei erzeugt Tür- und Fensterstöcke, Hansein-richtnngsgegenstände usw. Der Garten liefert Früchte als Bananen, Papayas, Limonen und köstliche Gemüse. Felder umgeben allseitig die Mission. Der Wald ist besät mit Kautschukpflanzungen und mit ausgehöhlten Baumstämmen, in denen die Bienen den Honig anhäufen. Dazu kommen noch Viehzucht, Jagd und Fischfang. So hat wirtschaftlicher Sinn und Fleiß der Missionäre es verstanden, die örtlichen Erwerbsquellen auszunützen und mitten im tropischen Urwald eine Kolonie zu errichten, die bis jetzt einzig dasteht in der Provinz und wenigstens sich teilweise selbst genügt. Und was nicht selbst am Platze erzeugt wird, können sich die Leute in einem Laden kaufen, allwo ein Eingeborener die gangbarsten Artikel feilbietet. Es ist erwähnenswert, daß die Eingeborenen vielfach mithelfen in Werkstätten, Feldern, Garten und Wald und so Arbeit und Arbeitsamkeit zugleich lernen, um sich dann selbst den Lebensunterhalt in anständiger Weise verdienen zu können. Das wäre das „labora“, so notwendig, um leben zu können und gute Christen zu werden. Aber nicht geringere Fortschritte hat das „ova“ aufzuweisen, erster und wesentlicher Zweck des Missionärs. Das Werk der Glaubensverbreitung wurde bedeutend vertieft und ausgedehnt. Hierüber einige Angaben, wobei ich vom Kleinen zum Großen aufsteige. Das Eingeborenendorf der Mission zählt etwa 50 Seelen. Sie bestellen teils ihre eigenen Felder und arbeiten teils für die Mission gegen entsprechende Vergütung. Ich wollte ihre Fortschritte im Katechismus kennen lernen. Der Obere machte mich gleich aufmerksam, mir nicht zu viel zu erwarten. Er hatte recht. Es waren 25 Knaben und Mädchen, 24 Männer und 14 Frauen zugegen. Nur die Jugend wies gute Fortschritte auf; die Erwachsenen ließen zu wünschen übrig. Trotz zweimaligen Unterrichts wöchentlich wußten sie kaum mehr als bei meinem Besuch vor etwa zwei Jahren. Ein ganz elementarer Begriff von Gott, der Erschaffung der Welt und des Menschen sowie der ersten Sünde, ein Teil des Vaterunsers und des Gegrüßt seist du, Maria, oder auch nur das Kreuzzeichen war so ziemlich alles, was sie in 3 bis 4 Jahren gelernt hatten. Sie zeigten wenig Geschmack und Eifer. Materieller Sinn und Aberglauben lassen wenig Hang zu Höherem aufkommen. °Jn bezug auf Aberglauben hatte mir der Obere von einem Bäumchen gesprochen, allwo sie ihre Opfergaben zur Versöhnung der bösen Geister niederlegten. Ich wollte es sehen. Aber wir fanden an Ort und Stelle nur verstreute Asche vor; bei der Kunde meines Kommens hatten sie Baum und Opfergaben verbrannt. Wie bei meinem letzten Aufenthalt wurde ich auch diesmal wieder um die Erlaubnis angegangen, mit der ersten Frau noch eine zweite ehelichen zu können. Diesmal kam der Dorfvorsteher, der in seiner höheren Stelle eine Ausnahme für sich erhoffte. Ich erklärte ihm, daß das Gesetz der Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe ein und dasselbe sei für alle Katholiken und daß er als Mann von zwei Frauen nicht die Taufe empfangen, ja nicht einmal im Dorfe bleiben könnte. Mit einem „Es macht nichts" zog er sich ergeben zurück. Die christliche Ehe wird ohne weiters eine Schwierigkeit bilden bei diesem Volke, weniger wegen der Vielweiberei, die mehr ein Brauch der Häuptlinge und ein Zeichen ihrer Würde ist, als wegen des häufigen und landesüblichen Wechsels der Frau. Diese wird erworben, indem man sie gegen ein Mädchen der eigenen Verwandtschaft eintauscht. Das Geschäft wird zwischen den gegenseitigen Verwandten mit Beiziehung des Großhänptlings abgemacht, dessen Einfluß häufig stärker als die Neigung der Brautleute ist. Aus dem einen oder anderen Grunde machen nach einiger Zeit der Gatte oder die Frau, unterstützt von den gegenseitigen Verwandten oder vom Groß-häuptling, Einwendung gegen die Fortsetzung des ehelichen Verhältnisses und der Tausch wird rückgängig gemacht. Auf diese Weise dauert ein großer Teil dieser Verbindungen nur ad tempus und eine Frau, die nicht ein oder mehrere Male den Gatten gewechselt hat, wird eine Seltenheit. Diese eingewurzelte Sitte oder vielmehr Unsitte ist ein großes Hindernis für die christliche Ehe. Schon sind die zwei ersten mit Dispens geschlossenen Ehen von Neophyten und heidnischen Mädchen diesem Lose verfallen. Die öftere Anwendung sodann des Paulinischen Privilegs für diese gemischten Ehen mag bei den Neophyten und Katechu-menen die Meinung erzeugen, daß es mit der Unauflöslichkeit der christlichen Ehe nicht so ernst sei, als man ihnen vorhält. Da ist bei diesen hundertjährigen Landesgebräuchen eine Änderung der Anschauung Vonseiten der Erwachsenen schwerlich zu erwarten. Das wirksamste Mittel ist die christliche Erziehung nicht nur der männlichen, sondern auch der weib- lichen Jugend. Zu letzterem Behufe wären Schwestern gar sehr am Platze und wir versuchen alles, um sie möglichst bald an Ort und Stelle zu bringen. Die Stellung der Frau ist fürwahr jämmerlich elend. Die Schwestern mit ihrem guten Beispiel, Seeleneifer und Takt müssen diese leidige Stellung ihrer afrikanischen Schwestern heben. Merklich Besseres läßt die Jugend hoffen. Die 24 Zöglinge der Mission wußten nicht nur den Katechismus sehr gut, sondern hatten auch im Lesen und Schreiben der Ndoggo-Sprache, im Englischen und in der Arithmetik gute Fortschritte gemacht. Ein Teil derselben wird zu Katechisten ausgebildet und vier derselben konnten bereits angestellt werden. Bald wird auch an sie die Frage der Verehelichung herantreten, ein weiterer Grund für die Notwendigkeit von Schwestern zur Erziehung der Mädchen zu guten Gattinnen und Hausmüttern. Dulce in fundn! Den größten Fortschritt dieser Mission bedeuten die Katechistenposten. In Entfernung von 1 bis 3 Stunden wurden um die Station herum solche errichtet in den Dörfern Ngafa, Budeki, Sabun, Fei, Dumbe, Tambali, Ngogui, Conogü, Bringi. Die vier erstgenannten Posten werden von den Patres in Kayango besucht, während die fünf anderen einem in Dumbe residierenden Pater unterstellt sind. Das ist wahre Mission: die Leute belassen, wo sie sind, und ihnen an Ort und Stelle die Religion Christi predigen. Sobald genügend Katechisten vorhanden sein werden, wird auch der Missionär in Dumbe von ihnen ersetzt werden können. Die Patres in der Station und vorübergehend auf Besuch in den von verheirateten Katechisten geleiteten Außenposten, das ist das Ideal! Von den neuen Posten besuchte ich int Mürz die damals bestehenden in Begleitung zweier Patres und des Großhäuptlings und empfangen von den versammelten Katechumenen. In der Kapellenhütte jedes Ortes fand die Prüfung aller statt, deren Zahl zwischen 60 und 90 schwankte. War einer übersehen worden, so meldete er sich selbst zur Prüfung und Kinder, hinter der Mtitter versteckt, weinten und schwiegen nicht, bis auch sie befragt worden waren. In Anbetracht, daß der Unterricht erst seit eineinhalb Jahren zweimalwöchentlich stattgefunden hatte, waren ihre Kenntnisse befriedigend. Alle, selbst Kinder von sechs Jahren, wußten die Grundwahrheiten der Einheit und Dreifaltigkeit Gottes und der Erlösung. Die besten waren die Burschen, welche auch auf freie Fragen Antwort geben konnten. Auch hier zeigte sich die Inferiorität des weiblichen Geschlechts, veranlaßt durch ihre hergebrachte niedrige Stellung. Ich war im allgemeinen befriedigt von den Prüfungen, die au jedem Orte mehrere Stunden dauerten. Nach Schluß wurde den Leuten der Gegensatz zwischen einst und jetzt erklärt, wie in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ihr Land das Jagdgebiet der mohammedanischen Menschenjäger aus Darfur, Nubien und Ägypten und dann der Schauplatz der Greuel der Emissäre des Mahdi und des Kalifen gewesen war, wie diese Muselmänner ihr Volk dezimiert hatten und es völlig ausgerottet haben würden, wenn mit dem jetzigen Jahrhundert nicht die christlichen Engländer gekommen wären; wie ihre Weiber, Kinder und Habe jetzt inmitten des Urwaldes sicher seien und niemand sie zu belästigen wage, kurz, wie die Muselmänner ihr Volk an den Abgrund des Unterganges gebracht und die Christen in letzter Stunde die Überlebenden gerettet und neuer Zukunft entgegengeführt hätten. Sie sollen nach all dem selbst urteilen, wo ihr Heil liege, im Islam oder im Christentum. Sodann erhob sich der Großhäuptling und erklärte den Leuten mit lauter Stimme, daß das Gesagte wahr sei, daß er als Jüngling selbst Zeuge der mohammedanischen Gewaltherrschaft gewesen sei und gegen sie sein Leben mit Schwert, Lanze, Pfeil und Flinte verteidigt habe, daß die Araber seinen Vater und viele seiner Leute getötet hätten und er selbst einer der wenigen Übriggebliebenen nach der arabischen Blutherrschaft sei, und schließlich befahl er den Leuten, zum Unterricht zu kommen, wobei er ausrief: „Gott sei Dank! Der Islam ist vorüber, jetzt ist die Zeit des Christentums da!" Die Anwesenden begleiteten mit' Zeichen des Abscheues die Erzählung über die arabische Herrschaft und mit Beweisen der Zustimmung das Gesagte über die neue christliche Ära und versprachen, fleißig zum Unterricht zu kommen. Schließlich erklärten wir ihnen den Nutzen des Lesens und Schreibens und luden die Eltern ein, die Kinder zur Schule zu schicken. Das Gesagte wiederholte sich an jedem Posten. Am Montag, 26. März, kamen etwa 700 Eingeborene zur Mission und dem Gottesdienst, den ich hielt, wohnte auch der Großhäuptling mit seinen Unterhäuptlingen bei. Der Obere übersetzte den Leuten, was ich über die Notwendigkeit der Religion zum zeitlichen und ewigen Glücke sagte. Nachher setzte sich das Volk in Gruppen im Schatten der Bäume und die Häuptlinge unter die Veranda des Hauses. Geröstetes Antilopenfleisch und 60 Krüge Kornbieres sättigten alle und es gab da nur zufriedene und heitere Gesichter. Nach dein Rosenkranz und Segen am Nachmittag fand die Verteilung der Preise an die eifrigsten Katechumenen statt. Der Reihe nach wurden die Namen laut verlesen und jeder erhielt seinen Preis, die Männer ein Stück weißes Tuch zu einem Hemde, die Frauen schwarzen Stoff zu einem Kleide, die Knaben und Mädchen weißen, beziehungsweiseschwarzen Stoff zu einem Lendentuch. Von den 528 damals Eingeschriebenen wurden etwa 100 auf diese Weise belohnt. Unter den übrigen Hunderten gab e§. ebensoviele enttäuschte Gesichter. Ungeduldig warteten sie ans die Verlesung ihres Namens und sie wollten nicht glauben, daß die Verteilung zu Ende sei. Von allen Seiten drängten sie sich heran, Mütter hoben ihre Kinder hoch empor oder hielten sie uns vor Augen und hundert Fragen lauteten: „Warum bekomme ich nichts? Warum bekommt mein Sohn, meine Tochter nichts?" Es schien, als ob es ihnen nicht so sehr um das Stückchen Stoff als um die Beschämung zu tun wäre. Der Pater zeigte ihnen die Liste, aus der zu sehen war, daß sie oft den Unterricht versäumt hatten. „Gut, sagten sie, von jetzt an werden wir immer kommeil und nie mehr fehlen, gib uns etwas." „Sehr gut", sagte der Pater, „kommt nur fleißig und dann werdet auch ihr das nächstemal belohnt werden." So gaben sich schließlich alle zufrieden und nahmen sich vor, den Unterricht nicht mehr zu versäumen. Seit meiner Anwesenheit in Kayango hat die Mission eilten weiteren Fortschritt gemacht. An den Katechismusposten lehrt man die Jugend Lesen und Schreiben der eigenen Sprache. Der Pater in Dumbe schreibt darüber: „Jedes meiner fünf Dörfer gibt mir 30 Kinder für die Schule. Ich begebe mich in jedes Dorf zweimal wöchentlich. Wenn meine Schüler das Läuten des Glöckleins meines Zweirades hören, laufen sie mir entgegen: Der Pater kommt! Der Pater kommt! und bestürmen mich mit Grüßen. Umringt von meiner teuren schwarzen Schar, gehe ich zu ihrer Dorfkapelle. Zwei mächtige Schlüge mit der Trommel versammeln die Nachzügler und das Kreuzzeichen und Gegrüßt seist du, Maria, leiten die Schule ein. Sie öffnen die Bücher, lesen, schreiben, auf dem Boden sitzend, mit Begeisterung. In zwei Jahren werden viele Knaben und Mädchen lesen und schreiben können. Ich kann ihnen einen Katechismus geben ... sie lesen ihn ... sie verstehen ihn ... das Wort Gottes dringt ein und unter Gottes Gnade wird es Frucht tragen. Der Knabe, das Mädchen werden die Apostel der Familien." Diesen Optimismus unterschreibe ich und, wenn nicht alles, ein Teil wird gelingen. Es ist ein gutes Vorzeichen, daß die Alten den Nutzen Heft 5. 101 Stern der- bes Lesens und Schreibens für die Kinder erkannt haben und sie dazu anhalten. Ein Vater stellte Sohn und Tochter dem Missionär für die Schule vor mit den Worten: „Ich übergebe sie dir. Das Mädchen will bald heiraten, aber sie wird keinen Mann erhalten, bevor nicht das Papier in ihren Kopf eingedrungen ist. Entweder Papier und Gatte oder ohne Papier und ohne Ehemann." Ein Jüngling, Sohn eines Häuptlings, zeichnete mit seinem Namen alle Hausgeräte und Kleidungsstücke und sprach: „So, nun wird niemand mehr den Mut haben, die Finger nach ihnen auszustrecken." Ali, Bruder des Großhänptlings und ein dicker- Freund der Mohammedaner, befleißigte sich, seine Kinder arabische Schrift verdauen zu lassen, aber er bleibt allein damit, die gesamte Jugend will die Schrift des Paters, welche jene der Regierung ist. Papier und Bleistift sind die begehrtesten Gegenstände und anstatt mit Lanze und Bogen herumzuschlendern, verbringt die Jugend die Zeit über das Papier gebückt. Von den 621 Eingeschriebenen lernen 343, nämlich 224 Knaben und 119 Mädchen, lesen und schreiben, dazu 208 Erwachsene, welche regelmäßig zum Unterricht kommen, aber die Grundwahrheiten verstehen. Das Ganze ist vielversprechend. Wenn man auch nicht meinen darf, daß alle gute Christen werden, und man vornehmlich mit den Erwachsenen zufrieden sein kann, wenn sie sich in der Todesstunde bekehren, so wird doch auf die Jugend und die künftige Generation das Christentum sich aufbauen. Zu Cleveland (Mbili) bei den Djur hat die Mission ebenfalls einen schönen Anlauf genommen. Von den 119 Seelen des anliegenden Dorfes des Häuptlings Dud Acod kommt eine hübsche Anzahl zur Mission zum Unterricht, der täglich zu verschiedenen Stunden erteilt wird. Etwa 40 Knaben, Mädchen, Jünglinge und wenige Frauen kommen fast täglich und lernen die ersten Kapitel des Neger. kleinen Katechismus, während viele von Zeit zu Zeit erscheinen. Getrennt wurden sechs Jünglinge unterrichtet, die schon weiter fortgeschritten sind und von denen einzelne die Taufe verlangten. Unterdessen werden sie weiter vorbereitet, damit sie mit Gottes Gnade die Erstlinge der Kirche unter den Djur werden. Jeden Sonntag kommen etwa 40 morgens zur heiligen Messe und zum Rosenkranz und nachmittags zum Segen. Die enge Kapelle kann nicht mehr fassen, weshalb jene der entfernteren Dörfer von Angör, Aschor und Aleo bisher nicht eingeladen wurden. Der Beginn des Unterrichts in den drei genannten Dörfern ist ohne weiters der bedeutendste Fortschritt, den die Station im letzten Jahre gemacht hat. Ein eifriger Missionär begibt sich zweimal wöchentlich dorthin. Auf ein Zeichen mit der Trommel versammeln sich etwa 20 Knaben und Mädchen mit einigen Frauen im Hofe des Vorstehers. Einem nach dem anderen werden die Grundwahrheiten und die Gebete beigebracht und mit sichtlichem Erfolge, da Kinder von kaum vier Jahren schon die Gebete wissen und die größeren auch die Gebote. Bisher wurde noch keine ständige Dorfkapelle errichtet, da die Leute beabsichtigen, an einen nahegelegenen Ort mit jungfräulichem Erdreich überzusiedeln. Nachher wird auch mit dem Lesen und Schreiben begonnen werden. Die Tatsache, daß der Besuch des Unterrichts sowohl in der Mission als auch an den Katechismusposten ein regelmäßiger ist, zeigt von der ernsten Absicht der Leute, unseren Glauben kennen zu lernen. Zwar bedienen sich die Missionäre bisher noch des Mittels, denjenigen, welche nach einiger Zeit die Gebete wissen, ein Stückchen Stoff als Belohnung zu geben, aber das, das zugleich ihre Nacktheit bedeckt, wird überflüssig und ersetzt werden durch den Geschmack, den sie an der Lehre Christi finden werden. Außer in den drei genannten Dörfern wären auch in Jar und Quei Katechismusposten am Platze. Aber für so viele Unter- nehmungen ist die Zahl des Personals nicht hinreichend. Mit mehr Personal das nach Erlernung der Sprache wenigstens einige Jahre am Orte bleibt, würde noch vielmehr erreicht werden können. Diese guten Djur machen mir noch immer denselben Eindruck wie bei meiner ersten Begegnung mit ihnen vor über acht Jahren; es sind primitive, gute Wilde des Waldes, wenig an Zahl, gegen fremde Einflüsse abgeschlossen und nur dem verbessernden Einfluß der Religion Christi aus- gesetzt. Ich hoffe, daß dieses gebenedeite Cleveland, vormals Mbili, endlich das werde, als was ich es mir bei seiner Gründung vorstellte, ein unverdorbenes und ideales Feld für einen apostolischen Eifer. Dieser Bericht über den Bahr-el-Ghazal wäre unvollständig, wenn ich über die Niam-Niam schwiege. Schon im Jahre 1906 machte ich die Reise von Wau nach Tombura und Ndoruma-Mwutto an der äußersten Grenze gegen den belgischen Kongo. Von jener Zeit an gab ich nie den Wunsch auf, die Erlösung auch diesen fernen Stämmen gepredigt zu sehen. Im Jahre 1908 befuhr ich den Fluß Such südlich von Mbili, um zu sehen, wie weit mau zu Wasser gelangen könne, und ich fand, daß die Felsenkatarakte von Raffili, etwa fünf Tagereisen nördlich von Tombura, die äußersten Punkte sind, bis zu welchen man zu Wasser gelangen kann und auch das nur zur Zeit der Schwellhöhe, ohne das Schiff der Gefahr auszusetzen, an den Riffen zu zerschellen. Nun verbessert die Regierung die Wege zwischen Wau und Tombura und hat auch den ara-bischenHändlern das Gebiet der Niam-Niam erschlossen. Und da möchte ich mit dem heiligen Franz datier ausrufen und mich schämen, daß die Kaufleute vor den Glaubensboten zu den Heiden gelangen! Und daß doch diese Kaufleute Portugiesen und Christen wären, wie imFalle des hl. Apostels von Indien! Aber es sind Dschallaba, jene schlauen Kleinkrämer, welche, das Gesicht mit einschmeichelndem Lächeln übergössen, mit ihren bestechenden und diplomatisch höflichen Manieren es so gut verstehen, sich in die Herzen der ahnungslosen Heiden zu stehlen und ihnen Religion und Gebräuche des Islams einzuträufeln. Es drängt, daß wir ihnen zuvorkommen und in letzter Stunde eine Kraftanstrengung machen, um die Niam-Niam für Jesus Christus zu gewinnen, bevor die Religion des Propheten IRatecbumenen aus St. Joset in Gulu. der Kaaba ihre Herzen unserer Religion unzugänglich gemacht hat. Der Islam ist ein Sohn der Wüste und die Religion der Beduinen des Sandes; die tropischen Urwälder Zentralafrikas sollen nicht für ihn sein! Ans, nach Süden hin den Kiel gerichtet! Zu den Niam-Niam! Die unverzügliche Eröffnung einer Mission unter ihnen ist von wahrhaft höchster Wichtigkeit für die Zukunft des katholischen Glaubens unter diesem Volke. Am 13. Jänner reiste einer unserer Missionäre von Wan ab, um das ganze Gebiet zu erforschen. Er soll Land und Volk studieren und die Plätze für die Stationen ausfindig machen. Ängstlich erwarte ich seinen Bericht und dann werden wir sogleich die Gründung der ersten Station in Angriff nehmen. Der gute Wille aber, noch mehr der freudigste Enthusiasmus unsererseits ist da. Aber, aber die große Entfernung von 10 bis 12 Tagereisen von Wan, die Schwierigkeiten der Reise und des Transportes, wie ich sie selbst kennen gelernt habe, werden ungeheuere Ausgaben verursachen. Jedoch vorder Dringlichkeit und Wichtigkeit des Unternehmens muß jedes Mißtrauen weichen. Vorwärts zu den Niam-Niam, in der festen Hoffnung, daß die Wohltäter uns nicht verlassen, uns mit ihren Gebeten begleiten und mit ihren Gaben unterstützen, und während ich hier für das Gelingen des Unternehmens kämpfe, bitte ich recht herzlich alle, welche diese Zeilen lesen, ihre Gaben, groß und klein, für die neue Mission bei den Niam-Niam zu senden. Die letzten nach der Zeit der Gründung und auch die entferntesten im Vikariate sind die Stationen Omach bei den Aluru und Gulu bei den Atscholi im Nildistrikt des englischen Protektorates von Uganda; aber es sind die interessantesten und ich füge gleich bei, die aussichtsvollsten des Vikariats. Diese beiden Stämme bilden den letzten Ring der Kette, welche die Bewohner der Nilufer von Kaka zun; Albertsee verbindet, nämlich Schilluk, Nuer, Dinka, Bari, Madi, Atscholi, Aluru. Vor der Zeit des Mahdi hatte die ägyptische Regierung ihre Herrschaft auch über die Atscholi und Aluru ausgedehnt. Aber heute-erinnern sich nur die Alten daran, während das neue Geschlecht nicht einmal den Namen Khartoum kennt. Ein Beweis, wie schnell man in Afrika die Geschichte vergißt, weil nicht auf Stein oder Papier geschrieben. Im übrigen herrschte bei den Völkern auch zur Zeit der ägyptischen Herrschaft der Einfluß der Zivilisation von Uganda vor, umsomehr jetzt, da das Zepter Großbritanniens sie seinem Protektorat von tnganöa: Ibäuplinge mit Ihrem (Befolge. Uganda einverleibt hat. Die Bereitwilligkeit des männlichen Geschlechts, jede Art von Kleidung zu tragen und Lesen und Schreiben zu lernen, ist auf Rechnung dieses Einstusses zu setzen und von Uganda kommt auch das Verlangen nach der christlichen Religion. Diese Vorbedingungen, welche bei den anderen Stämmen der Nilneger erst durch Geduld und zähe Ausdauer geschaffen werden müssen, sind ein bedeutender Vorteil für die Mission unter den beiden Völkern. In Omach wurde der Gang der Mission gehemmt durch die Ungewißheit, ob die Station am jetzigen Ort bleiben könne oder nicht. Die Regierung hat die Absicht kundgegeben, die Alurn vom Ufer des Nils in das Innere zu übersiedeln aus Vorsicht gegen die Schlafkrankheit, welche mit Vorliebe die Gegenden an Gewässern heimsucht, und hat uns geraten, in Omach nichts Ständiges zu bauen in der Voraussicht der Verlegung der Station, die nun sobald als möglich geschehen muß. Und dann werden Mission und Aluru auch am neuen Platze beisammen bleiben. Diese guten Leute hängen sehr an der Mission. Abgesehen von den Vorteilen des Unterrichts und der Krankenbehandlung, ist die Anwesenheit der Mission für sie auch eine Garantie der Sicherheit gegen die Einfälle der Atschvli, ihrer Nachbarn, indem europäische Missionäre auch den wildesten Negern Achtung einflößen. Die Nachricht einer möglichen Verlegung der Station hat daher bei den Alurn großes Mißvergnügen verursacht und da sie die Veranlassung nicht verstanden, dachten sie, die Missionäre wollten sie verlassen, und um sie ihren Unwillen darüber recht fühlen zu lassen, s chickten sie keine Kinder mehr zur Schule und verkauften keine Schafe mehr an die Mission, die fast einen Monat ohne Fleisch blieb. Also ein Boykott in aller Form: ein Beweis, wie die Alurn mit den modernen Einrichtungen Schritt zu halten verstehen. Endlich kam der englische Beamte von Gnlu, schenkte den Missio- nären zwei Schafe und ermahnte die Leute, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Da die Eingeborenen sich auch geweigert hatten, Holz für den Dampfer auf dem Nil zu liefern, drohte der Beamte, ihre Dörfer niederbrennen zu lassen. Der Obere legte sich ins Mittel, wendete die Bestrafung von ihnen ab und beredete sie, das Holz zu liefern. Dieser Vorgang gewann der Mission die Lichtung und Dankbarkeit des Häuptlings, welcher Tage hindurch von Dorf zu Dorf und von Hütte zu Hütte wanderte und allen Leuten befahl, die Kinder zur Schule zu schicken, die so 44 Schüler zählte, dazu sieben Knaben, welche in der Mission selbst Unterkunft gefunden, und 21 Kinder der Filialschule. Alle diese lernen den Katechismus und Lesen und Schreiben. Bis zum September waren die Missionäre von zwei Katechisten aus Uganda unterstützt worden, welche nun auf Urlaub in die Heimat gegangen sind. Im Laufe des Jahres fanden 156 Beichten und 226 Kommunionen von durchreisenden Bagandas statt und es wurden 2457 Kranke behandelt und mit Arzneien versehen. Einer der beiden Katechisten war im Dorfe des Häuptlings Okelo bei Panynmoro am Ufer des Albertsees tätig. Indessen hatte sich herausgestellt, daß dieser Ort nicht mehr zum Vikariat gehört, und nun hat Bischof Streicher, apostolischer Vikar des nördlichen Nyanza, für jene erstehende Christengemeinde Vorsorge getroffen. Nach der Regelung der Angelegenheit der Verlegung der StationOmach wird der Fortschritt sich noch besser zeigen können als im bisherigen Zustande der Ungewißheit. Gulu, unter dem Patrozinium des heiligen Josef, hat seine ersten Fortschritte gemacht. Außer 10 Knaben, worunter einzelne Häuptlingssöhne, welche in der Mission leben, besuchten 17 Auswärtige Katechismus und Schule. Ein kleines Dorf mit 14 Seelen ist auf Missionsgrund entstanden. Die Zahl aller Besucher des Katechismus in der Mission war 53. Katechismusschulen wurden errichtet in Dongsiga mit 13 und in Tuoga mit 25 Eingeschriebenen. In diesen drei Schulen lernten 78 Eingeborne, nämlich 58 männlichen und 29 weiblichen Geschlechts, Lesen und Schreiben. Im Laufe des Jahres wurden etwa 2000 Kranke behandelt. Im Bezirk von Gulu weilten 25 Bagandas, denen 90 Beichten und 150 Kommunionen gespendet wurden. Von den sechs in Todesgefahr Getauften starben fünf. Die Missionsarbeit begegnet einer starken Konkurrenz der Protestanten, die sofort nach unserer Ankunft sich dort niederließen. Wie in Uganda, ist es auch hier ihr System, sich zuerst die Häuptlinge zu gewinnen. Diese können anfangs nicht unterscheiden zwischen Katholiken und Protestanten und da sie sehen, daß der Protestantismus die Religion der großen Mehrzahl der Beamten ist, glauben sie, sich der Regierung gefällig zu erweisen, wenn sie den Protestanten ein gutes Gesicht machen und die Kinder in ihre Schule schicken. Der Obere suchte einen Häuptling zu gewinnen, der zwei Söhne zu den Protestanten schickte, und lud ihn ein, die Kinder zu uns zu senden. Der gute Mann, der uns übrigens gutgesinnt ist, antwortete schließlich, er wolle alle befriedigen und einen Sohn zu den Protestanten und den anderen zu uns schicken. Im Jahre 1910 auf der Reise von Butiaba nach Entebbe in Uganda besuchte ich eines Tages eine Bagandafamilie in ihrer Hütte und fand eine heidnische Mutter mit drei erwachsenen Söhnen, von denen einer katholisch, einer protestantisch und der dritte Mohammedaner war. Der Katholik begleitete mich zu meinem Zelt zurück und sagte mir, in Uganda müsse heutzutage jeder eine Religion haben und jeder der drei Brüder habe die Religion gewählt, die ihm zugesagt. Etwas ähnliches kann in Gulu eintreten, wenn es uns nicht gelingt, den Protestanten den Vorrang abzulaufen. Für die Zukunft unserer Religion unter den Atscholi ist es von höchster Wichtig- keit, daß wir alles tun, um uns möglichst viele Häuptlinge zu gewinnen, zahlreiche Jugend in unsere Schulen zu ziehen und überall Schulen zu eröffnen. Was jetzt im Anfang verloren geht, läßt sich schwer oder nie mehr gutmachen. Eine Ausdehnung und Vertiefung unserer Tätigkeit ist nur möglich durch viele Schulen und dazu braucht es Katechisten. Bisher befand sich dort nur ein Katechist aus Uganda. Hoffentlich sind jetzt bereits andere angekommen, die so notwendig sind. Schon jetzt müssen wir streben, uns auch Mitarbeiter unter den Atscholi selbst zu erziehen. Mit Hilfe vieler Katechisten und eines Netzes von Schulen wird die Bekehrung dieses Volkes unerwartete Fortschritte machen. Bereits ist eine dritte Station in Angriff genommen zwischen Fanvera und Gulu, welche zugleich den beiden anderen und allen künftigen als Prokura dienen soll. Diese drei Stationen halte ich für die aussichtsvollsten und das an Uganda und Unyoro anstoßende Gebiet als jenes, in welchem wir die zahlreichen Bekehrungen sehen werden. Zur Vervollständigung dieses Berichtes über den Stand des Vikariats erwähne ich noch, daß die Grenzen desselben einige Veränderungen erfahren haben. Nach vorhergegangenen Verhandlungen mit den Beteiligten hatte die heilige Kongregation der Propaganda bereits mit Dekret vom 16. Juni 1910 den Teil des belgischen Kongo, der bis dahin zu diesem Vikariat gehörte, mit der apostolischen Präfektur des Uelle vereinigt. Desgleichen wurde durch Dekret vom 14. Februar 1911 derselben heiligen Kongregation das französische Gebiet dieses Vikariats südlich vom zehnten Grad nördlicher Breite der apostolischen Präfektur des Ubnnghi-Schari einverleibt. Nach weiteren Verhandlungen wurde dann den Priestern des heiligsten Herzens mit Provinzial-hans zu Sittard bei Aachen gestattet, eine neue Mission in Adamaua zwischen dem zehnten Grad nördlicher Breite und dem apostolischen Vikariat von Kamerun, dem Deutschen Reiche gehörig, zu eröffnen, einstweilen unter meiner Jurisdiktion, bis dem Hl. Stuhle der Zeitpunkt gekommen erscheinen wird, um diese Mission als unabhängige Präfektur zu errichten, wobei das Gebiet nördlich vom zehnten Grad nördlicher Breite unserer Kongregation reserviert bleibt. Mit all dem wird in besagten Gegenden der Verbreitung des Glaubens ein JBrücke tm kehrung der Heiden. Andere und viele sind notwendig, um ihnen zu helfen. Mögen alle, welche für den Triumph unserer Religion begeistert sind, kommen und Missionäre für Zentralafrika werden! Ja, Missionäre, das ist etwas und viel, aber nicht alles! Die Missionäre im Vikariat, 110 Europäer, Missionäre und Schwestern, müssen eine bescheidene Wohnung haben, essen, kleiden und reisen; die Stationen mit ihren Schulen, Werkstätten, Asylen, Apotheken usw.; die eingeborenen Katechisten, un- '-el-Gvazal. neuer Impuls gegeben. Hoffen wir, daß in dem immer noch ungeheuren und unserer Kongregation vorbehaltenen Gebiete dieses Vikariats die Glaubensverbreitung solche Fortschritte mache, welche die Errichtung neuer Jurisdiktionen notwendig erscheinen läßt und nicht mehr für andere, sondern für die Un-serigen. Nach den obigen Veränderungen verbleiben im Vikariat nach annäherungsweiser Berechnung drei Millionen Heiden und fünf Millionen Mohammedaner und alle diese zerstreut über ein Gebiet, das etwa siebenmal größer ist als Österreich-Ungarn. Meine Mitbrüder reiben sich auf für die Be- erläßlich notwendig zu einer ausgreifenden Propaganda, müssen ausgebildet und dann mit ihren Familien erhalten werden. Alles das kostet Geld und so viel, daß das, welches wir haben und von den Wohltätern bekommen, kaum hinreicht zur Erhaltung des Bestehenden und uns nichts bleibt, um die einzelnen Stationen ihren Bedürfnissen gemäß zu entwickeln und neue Stationen und Katechistenposten zu errichten. Dazu kommt, daß seit mehr als vier Jahren in Ägypten und im Sudan eine große Geld- und Finanznot herrscht, welche alle Geschäfte ins Stocken gebracht und die Erträgnisse unserer Güter bedeutend vermindert hat. Wir lassen allenthalben Sparsamkeit walten und sind Bestrebt, an Ort und Stelle Einnahmsquellen zu eröffnen. Aber in so fernen und noch wilden Gegenden braucht es Zeit, um die letzteren auszugestalten, und so wurde auch das letzte Jahr wieder mit einem bedeutenden Fehlbetrag abgeschlossen. Wie eine Stahlkette schlingt sich die Geldnot um mich und bindet mir die Hände. Der große Mangel das unerschütterliche Vertrauen auf Gott, der da am nächsten, wo die Not am größten, und vertrauensvoll bitte ich unsere Wohltäter und alle Guten, diese Mission mit ihren Gaben, groß und klein, zu unterstützen. Gott lohne es allen und wir Missionäre, Schwestern, Neophyten und Kate-chumenen werden ihn Bitten, daß er die Liebe und Großmut unserer Freunde und aut der Jagö. an Mitteln im Angesichte so großer Bedürfnisse ist mein größtes Kreuz und so schwer, daß ich die "anderen nicht fühle. Aber ich trage es, nichts entmutigt mich und ich setze Wohltäter mit irdischem und himmlischem Lohne vergelte. Khartoum, 22. Februar 1912. t 3Eati. Geyer, apost. Vikar. %ul einst und jetzt. (Fortsetzung.) Als Fortsetzung des arttkels: „Erfolgreiche tDMonstätigkeit in Hut“ von P. lilidor Slang F.S.C. Daß die Schillnk, besonders die älteren, so große Furcht an den Tag legten und ihre Kinder anfangs ganz und gar nicht bei uns arbeiten lasten wollten, das hatte auch seine Gründe. Wie mir jüngst ein älterer Schilluk erzählte, soll unter der Schreckensherrschaft des Mahdi ein Djallaba mit einigen Begleitern sich in einem Schillukdistrikte zwischen Kaka und Faschoda niedergelassen haben? Er errichtete einen kleinen Laden und lockte die Knaben des Dorfes durch Geschenke an sich, auch versuchte er ihnen seine Religion langsam beizubringen. Da, einige Monate später, zur Zeit des Nordwindes, seien heimlich des Nachts zwei Djallababarken den Nil heraufgekommen und die Bemannung dieser Barken int Vereine mit dem genannten Djallaba und seinen Genossen hätte das Dorf überfallen, während infolge des heftigen Nordwindes alles im tiefsten Schlafe lag. Die alten Männer und Frauen wurden niedergemacht, die Jünglinge, Mädchen und Knaben aber auf die Barken gebracht und nach Khartoum in die Sklaverei entführt. Als am anderen Morgen diese entsetzliche Tat im ganzen Lande bekannt wurde, da sollen bei der Bestattung der Ermordeten gar viele anwesende Schilluk geschworen haben, alle Fremden wie die Teufel stets zu meiden und sich mit keinem Fremden mehr zu befreunden. Allgemein behaupteten die Schilluk damals, das Dorf sei von den Djallaba zerstört worden, weck die Bewohner ihre Kinder von den Mohammedanern (Djallaba) in einem fremden Glauben haben unterrichten lassen und deshalb den strafenden Zorn ihres Landeshalbgottes Nykang über sich und ihre ganze Habe frevelnd herabgerufen hätten. Mein Gewährsmann meinte, daß neben vielen anderen Greuel- und Mordtaten, welche die Türken und Mahdisten im ganzen Lande jahrelang verübt hätten, gerade der vorher erzählte Fall die Hauptursache und die Triebfeder für die Haltung der Schilluk unseren Missionären gegenüber gewesen sei. Jetzt wird es auch klar, warum die Schilluk so für ihre Kinder fürchteten und im Anfange 1 Uber die Djallaba siehe die ethnographische Studie im Jahrgange 1907 dieser Zeitschrift. dieselben absolut nicht zur Arbeit und zum Religionsunterrichte auf die Missionsstation kommen lassen wollten. Nach dem obengenannten Beispiele nahmen sie es fast als unfehlbar ausgemacht an, daß die weißen Fremden nach dem Muster der Djallaba ihre Kinder an sich locken und eines schönen Tages mit ihnen auf einem Feuerschiffe auf- und davonfahren würden, und zwar auf Nimmerwiedersehen! Was die Schillukjünglinge so sehr hingegen zur Arbeit bewog und zur Mission hinzog, war vor allem die gute Behandlung durch die Missionäre, sodann trugen natürlich auch die Glasperlen, Eisenstücke, Kuhglocken, Lendentücher das ihrige bei. Zudem konnten sie sich daun noch am Abend im Kreise ihrer Dorfgenossen als halbe oder ganze Helden aufspielen, ihre Altväter, das Dorfoberhaupt nicht ausgenommen, wegen ihrer Feigheit und Engherzigkeit auslachen. Sie verliehen auch ihren Ansichten über diese weißen Männer in langen Reden vor jung und alt den nötigen Nachdruck. Der Schilluk ist meistens, natürlich nach seiner Art, ein großer Redner vor dem Herrn und hat er einmal seine Rede begonnen, dann muß man schon Geduld haben und zuhören, bis er aufhört. Ost spricht er sehr klar und gut durchdacht, so daß ihn mancher Stegreifredner ob dieser schönen Gabe beneiden würde. Was die Schillukknaben, trotz Prügelstrafen Vonseiten ihrer Eltern, so sehr auf unsere Mission zog, war dann aber vor allem ihre unbezähmbare Neugierde, fremde Sachen und Leute zu sehen. Hier muß ich noch einer Person Erwähnung tun, die nicht wenig beigetragen, die Schillukknaben unserer Mission näher zu bringen und an dieselbe zu ketten. Es ist der leider zu früh gestorbene Bruder Heinrich Blank, gebürtig aus dem goldenen Mainz. Er besaß so recht die Gabe, die Schilluk an sich zu ziehen und sie sich zu befreunden. Ja, dieser gute Bruder schien wie geschaffen für die Schilluk. Er war sehr unterhaltend und hatte für seine kleinen schwarzen Freunde fast immer kleine Geschenke, z. B. ein Stückchen Zucker, eine kleine Angel usw. Dieselben brachten dann bei ihrem nächsten Besuche ihre gleichalterigen Dorfgenossen mit. War dann einer von ihnen krank, so verabreichte ihm der gute Bruder Medizin und er hatte fast immer großen Erfolg damit. Durch die Knaben wurde er in allen umliegenden Dörfern als Heilkünstler gepriesen. Die Jünglinge wurden auch bald auf ihn aufmerksam und holten sich von ihm in Krankheiten Rat und Medizin; bald kamen auch die alten, verbissenen Schilluk nach und nach herbei, um den großen Wunderdoktor zu sehen, ihn kennen zu lernen und die verhexten und höllischen Instrumente und fremden Medizinen näher in Augenschein zu nehmen. Die meisten derselben wollten aber in ihren Krankheiten von den Heilmitteln keinen Gebrauch machen, so sehr hingen sie an ihren Gebräuchen und Zauberern. Oft jedoch, wenn alle Zauberei und Krankenheilerei versagte, schicke man schleunigst einen verwandten Jüngling zum Bruder Heinrich, der dann, hoch zu Esel, gar bald bei dem Kranken eintraf. Meistens wurde dieser wieder gesund und bald war der weiße Heilkünstler eine berühmte und bekannte Persönlichkeit und im ganzen Lande unter dem vielsagenden Namen „Hakim Pascha" (Großer Heilkünstler) bekannt. Bald fand sich auch ein Schillukdichter von Gottes Gnaden, welcher nebenbei volle Fleischtöpfe und gefüllte Negerbierkrüge gerne in seiner Nähe sah und vorgab, daß diese absolut nötig seien, um seine dichterische Ader zu sonnen und zur höchsten Vervollkommnung zu bringen. Dieser Mann verherrlichte den guten „Hakim" in einem Schillukliede, das man noch jetzt häufig bei festlichen Gelegenheiten singen hört. Leider berief der liebe Gott den lieben Hakim zu früh von dieser Erde ins himmlische Vaterland. Am 22. Oktober 1905 hauchte er seine edle Seele aus. Das Malariafieber, die Geißel der Nillünder, hatte seinen ohnedies schwächlichen Körper bald aufgerieben. Einige Tage vor seinem Tode hatte er sich, in der sicheren Ahnung seines nahen Todes, noch selbst seine Begräbnisstätte ausgewählt. Neben der ersten Schwester, Oberin von Lul, welche ihm mehr als zwei Jahre im Tode vorausgegangen war, fand er am Tage nach seinem Tode die letzte Ruhestätte in unmittelbarer Nähe unseres Schillnk-kirchleins. Kaum hatte sich die Trauerkunde vom Tode des geliebten Hakim verbreitet, so nahmen die Schilluk sofort auch regen Anteil daran. Jung und alt waren sich einig und sprachen es auch offen aus, daß ein großer Mann gestorben sei, der viele Leute von allen möglichen Krankheiten geheilt hätte. Als ich drei Monate nach dem Tode des Bruder Heinrich znm ersten Male nach Lul kam, waren noch viele Schilluk ganz unter dem Eindrücke seines Todes und die drei Schillukjünglinge, welche damals, trotz großer Schwierigkeiten Vonseiten ihrer Dorfgenossen, bei uns wohnten und am meisten mit dem guten Hakim verkehrt hatten, konnten ihn nicht genug loben. Sein Tod hatte auf diese drei Jünglinge sehr großen Eindruck gemacht. Einer von ihnen, namens Niakuei aus dem nahen Distrikte Fubur, hatte ein Knochengeschwür und war vom lieben Hakim sehr gut verpflegt worden. Diesem war sein früher Tod am meisten zu Herzen gegangen. Da sein Leiden damals recht schmerzlich war, so wurde ihm auf sein wiederholtes Bitten hin einen Monat später die heilige Taufe erteilt und er selbst war nun überglücklich und wünschte recht bald zu sterben und neben seinem väterlichen Freunde beigesetzt zu werden. Doch der liebe Gott wollte uns in der damaligen schwierigen Zeit unseren ersten Schillukchristen am Leben erhalten. Eine gut gelungene Operation befreite den Armen von seinen Geschwüren. Niakuei,^ nach seinem Taufnamen Wilhelm genannt, hatte zu diesem Zwecke eine Reise nach Khartoum gemacht, woselbst die Operation von einem englischen Arzte vorgenommen wurde. Nach einigen Monaten kehrte er von dort gesund nach Lul zurück und wurde von allen als halbes Weltwunder angestaunt, das dem Operationsmesser der fremden „Hakims Jnglis" glücklich entgangen sei. Leute einlud, nach einem Monate unserer Missionsstation einen Besuch abzustatten, was auch geschah. Mittlerweile war Niakuei gesund von Khartoum zurückgekommen. Als seine Dorfgenossen bei ihrer Ankunft ihn vollständig heil und munter vorfanden, da konnten sie sich vor Staunen zuerst fast gar nicht fassen und trauten kaum ihren Augen. Dann aber brachen sie in Jubel aus und lobten In seinem Heimatsdistrikte Fäbur waren während seiner Abwesenheit alle möglichen und unmöglichen Gerüchte umgegangen. Als ich in dieser Zeit einmal dort einen Kranken besuchte, warf man mir auf offener Straße vor, wir hätten den Burschen nur deshalb nach Khartoum gehen lassen, um ihn in die Sklaverei zu verkaufen oder ihn zu töten und aus seinem Fleische und seinen Knochen Menschengift zu bereiten. Ich widerlegte dieses lächerliche Gerücht dadurch, daß ich die guten uns weiße Priester und die geschickten „Hakims Jnglis" in Khartoum als von Gott gesandte Boten, Helfer der Kranken und Retter des Vaterlandes. Auch die Weiber des Dorfes kamen herbei, um ihren Verwandten anzuschauen und sich von ihm stundenlang Erlebnisse und Neuigkeiten erzählen zu lassen. Als er ihnen gar von den großen Palästen, von der Eisenbahn und der Straßenbahn, von dem großen Wasserreservoir, das sich hoch in der Luft befinden -solle, und dem elektrischen Lichte, das wie der Blitz aussehe, erzählte, und zwar nach seiner drolligen Auffassungsweise, da brachen fast alle einstimmig in den lauten Ruf aus: „Die weißen Fremden sind Gott ähnlich", weil sie solche große Blitzlichter, Feuerwagen usw. erfinden und hervorzaubern können. Eine Frau war es besonders, welche über die Rückkehr ihres Verwandten recht erfreut zu sein schien und sich öffentlich als seine Mutter bekannte. Da mir aber zu Ohren gekommen war, daß Wilhelms Eltern schon in seinen frühen Jugendjahren dieses Erdenleben verlassen und ins Totenreich hinabgestiegen seien und nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge jeder Erden-bürger gewöhnlich nur eine richtige Mutter hat, so bat ich ihn, mir hierüber näheren Aufschluß zu geben. Nun erfuhr ich, daß gerade diese Frau, welche dem nächsten VerwandtenseinesVaters angehörte und in bereit Hause der kleine Niakuei nach dem so frühen Tode seiner Eltern erzogen wurde, während seiner langwierigen Krankheit alles aufgeboten hatte, ihn bald unter die Erde zu bringen. Oft gab sie ihm tagelang nichts mehr zu essen und klagte und jammerte dann im ganzen Dorfe umher, er sei verhext und dem Tode verfallen und könne deshalb keine Speisen mehr zu sich nehmen. Immer schwächer wurde der arme Bursche. Da, als es schon die höchste Zeit war, raffte er sich eines Tages, als die Leute auf dem i Felde waren, auf und gelangte mit vielen Mühen und Beschwerden hier auf der Station an. Den Bruder Heinrich hatte er schon früher öfters besucht und es gefiel ihm bei unseren Leuten gar bald recht gut; als die Verwandten kurze Zeit nachher hieherkamen, ihn zu besuchen und nach Hause zurückzuholen, da sagte er ihnen ganz offen und frei heraus, daß er für immer bei den Missionären verbleiben werde und gar nicht mehr daran denke, in sein Heimatsdorf, wo er so große Not ge- litten habe, zurückzukehren. Was wollten also seine Verwandten machen? Niakuei war ja längst großjährig; wäre er ein kleiner Knabe gewesen, so hätte man ihn einfach, ohne lange Umstände zu machen, heimgeschleppt, aber wer kann da einem großjährigen Schillukburschen befehlen; der besitzt hierzulande die größte Freiheit und kann hingehen und bleiben, wo immer er nur will. Da mußten schon andere Mittel helfen! Ein Hexenmeister wurde gedungen, welcher ein Banneger bei ©onöohoro. Ikrapelle in St. Josef in Gulu. Opfer darbrachte, um den Jüngling umzustimmen. Derselbe stellte sich auch persönlich dem Kranken vor, um ihn zur Rückkehr zu bewegen, doch hatte er keinen Erfolg damit. Alle möglichen Verwandten kamen herbei und wollten oft unter Drohung seine Rückkehr erzwingen. Endlich, als alles nichts half, zogen sie sich fast ganz von ihm zurück und nur die obengenannte Stiefmutter weinte hie und da einige öffentliche Krokodilstränen und jammerte schrecklich über den steinharten Kopf ihres Schützlings, der einfach gar nicht mehr hören wollte und wohl bald von den Weißen ins bessere Jenseits befördert Würde. (Fortsetzung folgt.) IRunbscbau in Hfrtfca, Das Vikariat von Zansibar nach kaum 20jährigem Apostolat. Wenn wir auf die Vergangenheit des Vikariats von Zansibar einen Blick werfen, so müssen wir erkennen, daß es Gott gefiel, reichlichen Segen zu spenden. Wo vor kaum 20 Jahren eine einzige weit ausgedehnte Mission unter der Jurisdiktion eines einzigen Bischofs war, gibt es heute vier blühende Vikariate und eine apostolische Präfektur: Zansibar, Bagamoyo, Dar es Salaam, Kilimandjaro, von Sr. Heilig- öcn LDissLonen. I feit Papst Pius X. ganz kürzlich errichtet, und die apostolische Präfektur von Benadir, nebst der von Kenia, die den Patres della Consolata in Turin übergeben und mit einem Titularbischof auch zum Vikariat erhoben wurde. Das brächte also die Zahl der Vikariate auf fünf mit einer apostolischen Präfektur. Das Senfkorn ist zum Baum herangewachsen, unter welchem all die zahlreichen heidnischen Stämme von Ostafrika sich sammeln werden. Ein solcher Erfolg ist gewiß ermutigend; er ist die Frucht vieler Mühen und Sorgen wie auch vieler Opfer. Bpborismen. „Der Mensch ist mit seinen ewigen Vergleichen ein Meister im Zerstören von Jvealen." „Der erfüllte Wunsch bringt nie das erhoffte Glück und macht uns nur um einen Wunsch ärmer." „Die Zufriedenheit und die Herzensruhe kann sich der Mensch selbst geben; die Liebe gibt Gott." „Wir fürchten uns vor Gefahren, die gar nicht existieren, und fühlen uns sicher, wenn das Verderben über uns schwebt." „Der angeborene Gesang aller Völker ist traurig, selbst wenn sie glücklich sind." (Aus v. Lüttwitz, Wo ist dos Glück?)• [SB ^ g Utnterbaltenbee. [j lg N\ Pl) Die Schrecken der Sklaverei, Lrzälilung von Dr. TCnigo Mions. «Fortsetzung.) „Höre jetzt auf mich", sagte Mboti. „Liebst du den Sultan?" „Wozu diese sonderbare Frage?" „Antworte. Auch ich schwöre dir beim Haupte der Schlange, daß ich nichts verraten werde." „Nein, ich liebe ihn nicht, ich fürchte ihn bloß." „Du hast recht, ihn nicht zu lieben. Auch ich meinerseits hasse ihn. Er wollte der Schlange das ihr geweihte Opfer entreißen; er beschützte seine Mutter, obwohl sie von der Schlange abgefallen war und sich dem falschen Propheten Jesus zugewandt hatte; mich wollte er gefangen nehmen und dem Tode überliefern. Ich hasse ihn darob und habe ihm Rache geschworen." „Er ist aber ein Fetisch", warf Musenso zagend ein. „Glaubst du das? Ich meinerseits glaube es nicht mehr, nachdem ich Allah und seinen Propheten kennen gelernt habe. Dongu ist ein Mensch wie wir und meine Rache wird ihn bald erreichen." „Gedenkst du ihn gar zu töten?" fragte Musenso hastig. Er dachte daran, wie es für ihn ein leichtes sei, sich des Thrones zu bemächtigen, falls Dongu von Mboti aus dem Wege geräumt würde. „Wie töten? Mitnichten! Der Tod wäre eine zu gelinde Strafe für seine Verbrechen." „Es gibt doch keine größere Strafe als den Tod", entgegnete Musenso. „Und doch gibt es noch eine viel schrecklichere." „Und das wäre?" „Die Sklaverei. Der stolze Sultan muß mein Sklave werden. Ich will ihn zu meinen Füßen sehen, ich werde ihn bis aufs Blut peitschen, ihn mit Füßen treten, ihn vernichten. Das ist die Rache des Ngil Mboti." „Du phantasierst!" „Nein, ich gebe nur meinen innersten Gefühlen Ausdruck. Der Verruchte muß mein Sklave werden." „Wie aber gedenkst du ihn zum Sklaven zu machen?" „Die weißen Männer werden mich darin unterstützen." „Die Weißen? Sind sie vielleicht gar deine Verbündeten?" „Ja, sie sind es. Auf meiner Flucht traf ich mit ihnen zusammen. Sie nahmen mich gefangen, wegen meiner Eigenschaft als Zauberer fand ich jedoch Gnade in ihren Augen und sie schenkten mir die Freiheit wieder unter der Bedingung, daß ich ihre Religion annehme. Es wird in derselben nichts weiter verlangt, als daß man bekenne: es gebe außer Allah keinen anderen Gott und daß Mohammed sein Prophet sei. Ich habe also die Formel ausgesprochen. Warum hätte ich es auch nicht tun sollen, da ja Allah und Mohammed mächtige Fetische sein müssen, die ihren Anhängern alle Macht in die Hand gegeben haben. Wir haben bisher die Waffe des Sultans, welche Feuer und eine feurige Kugel aussprüht, gefürchtet, aber viel mehr sind die Weißen zu bewundern, da von ihnen ein jeder eine derartige Feuerwaffe besitzt; sogar ihre Sklaven haben sie mit solchen Waffen ausgerüstet." „Sechzig Feuerwaffen!" rief Musenso erschreckt aus. Einer solchen Macht konnte Dongu nicht standhalten. Und doch hatte er dem Sultan den Sieg verheißen. Unter diesen Umständen war Dongus Vernichtung sicher und er, der Zauberer, würde die Strafe davontragen. Es blieb also für ihn nichts anderes übrig, als an seine eigene Rettung zu denken. „Ja, sechzig sind es ihrer! Eine ansehnliche Zahl. Und diese Männer sind meine Freunde, sie sind gekommen, um mich in meinem Unternehmen zu unterstützen." „Soll Dougu allein gefangen werden?" fragte Musenfo nachdenklich. Mboli lächelte. „Niemand arbeitet, ohne auch auf sein Interesse zu schauen. Jene Männer sind Sklavenjäger; nachdem sie sich des Königs bemächtigt haben, werden sie auch die besten seiner Untertanen in die Sklaverei schleppen." „So werden sie auch mich mit sich fortschleppen?" fragte Musenso. „Verbinde^ dich mit mir, so werden sie dich in Ruhe lassen. Und solltest du gar nach Ehren trachten, so werde ich meine Freunde bereden, sie sollten dich zum Sultan des zerstörten Dorfes erheben; du kannst dann die Zurückgebliebenen sammeln und über sie herrschen. Zwar werden es nicht die besten sein, wenn man aber so leichten Kaufes Sultan wird, schaut man fürs erste nicht darauf, was für Untertanen man hat." Mbotis Worte gefielen Musenso. Es war für ihn kein Zweifel mehr, daß Dongu besiegt würde. Wollte er also der Sklaverei entgehen, so mußte er sich mit den Weißen vereinigen. Sollten die Weißen dennoch wider Erwarten geschlagen werden, so würde der siegreiche Dongn seinen Ngil, der ihm ja den sicheren Sieg verheißen hatte, sicherlich reichlich belohnen. Zu Mboti gewendet sagte er dann: „Wir sind Genossen. Was habe ich also jetzt zu tun?" „Ich und meine Freunde haben beschlossen, das Dorf anzugreifen." „So beeilet euch, da auch Dongu entschlossen ist, euch zu überfallen." „Bist du dessen gewiß?" fragte Mboti. „Ja. Dongu hat es mir selbst gesagt; zudem ist er sich seines Sieges sicher." „Er will uns also angreifen? Gut, er soll uns vorbereitet finden!" sagte Mbili höhnend. „Wann gedenkt er seinen Plan auszuführen?" „Ich weiß es selbst nicht genau." „Ich muß es aber ganz genau wissen. Gehe ins Dorf und erkundige dich und bringe mir dann eine bestimmte Antwort. Ich werde dich hier erwarten." Musenso blieb einige Augenblicke unschlüssig stehen, dann zuckte er mit den Achseln und verließ die Hütte, entschlossen, den erhaltenen Auftrag auszuführen, glaubte er doch, sein Leben zu retten und sich die Freiheit und den Thron Dongus zu sichern. Kaum hatte Museuso die Hütte verlassen, als sich Mboti daran machte, seine Schätze, die er damals bei der eiligen Flucht nicht mehr in Sicherheit bringen konnte, zu bergen. In einer Ecke der Hütte entfernte er einige alte Gegenstände und machte sich daran, mit einem Messer die Erde aufzuwühlen. „Das Versteck ist unberührt geblieben", murmelte er, während er die Erde beiseite schob. „Jener Einfaltspinsel von einem Musenso träumte nicht einmal davon, daß hier ein so schöner Schatz vergraben sei." Endlich stieß er auf einen harten Gegenstand. „Da ist er", murmelte Mboti. Dann erweiterte er die Oeffnuug noch etwas und zog ein ziemlich umfangreiches Gefäß heraus. Aufmerksam durchsuchte er dessen Inhalt; es fanden sich Stücke Messingdraht, Silberstäbe und goldene Halsbänder darin, ferner kleine Götzen aus Elfenbein sowie hunderterlei andere Sachen, die in jenen Gegenden einen großen Wert hatten; einige von ihnen wären vielleicht auf einem europäischen Markte noch besser bezahlt worden. Mboti nahm diese Gegenstände alle zu sich, dann schloß er die Oeffnung von neuem und brachte alles wieder in die frühere Lage. „Niemand wird jetzt merken, daß ich hier gegraben habe", sagte er, „und sollte es Musenso auch merken, so wird er heute doch schweigen, um mich nicht zu erzürnen, morgen aber ist er bereits mein Sklave. Wie glücklich bin ich, mit jenen Weißen zusammengetroffen zu sein!" Mboti ließ sich auf den Boden nieder und beschäftigte sich jetzt in seinen Gedanken mit der Rache, die er an dem Sultan nehmen wollte. Welches Vergnügen würde es ihm bereiten, wenn er seinen Groll an Dongu auslassen könnte! Lange mußte er warten und bereits hatte tiefe Finsternis sich über die Gegend gelegt, als endlich Musenso zurückkehrte. „Nun?" fragte ihn Mboti. „Der Angriff wird morgen stattfinden." Heft 5. 115 Stern „Ist das sicher?" „Ja, morgen nachmittags. wird der Sultan den Anführer deiner Freunde empfangen, in der darauffolgenden Nacht wird er sie dann angreifen." „Warum wartet er aber so lange?" „Ich kann es mir auch nicht erklären. Er ist der Sultan und sein Wille muß ausgeführt werden, ohne viel nach dem Warum zu fragen", entgegnete Musenso. „Warten wir also bis morgen abend. Inzwischen mußt du den Sultan immer zuverstcht-licher machen, seinen Leuten hingegen mußt du Furcht einjagen, indem du ihnen mitteilst, daß der böse Geist die Weißen unterstütze." „Ich werde deinen Anweisungen genau nachkommen, wenn du mir versprichst, daß mein Leben und meine Freiheit gewahrt wird." Mboti legte seine Rechte auf den Kopf der Schlange und sprach: „Ich schwöre es dir." Musenso fühlte sich bei diesen Worten beruhigt. Mboti öffnete nun die Türe und verschwand in der finstern Nacht. 7. Kapitel. Die vereitelte Unterredung. Am folgenden Tage war das ganze Dorf in heller Aufregung. Das alltägliche Einerlei ivar bereits seit der Ankunft der Karawane verschwunden; an diesem Tage aber entfalteten die Neger eine besonders rege Tätigkeit; in der Nähe des Grabes der Bosomela wurde eine große Hütte errichtet. Noch war Mittag nicht lange vorbei, als die Hütte bereits fertiggestellt war. Gegen das Dorf zu war sie offen und so konnte das ganze Volk dem Empfange beiwohnen. Am entgegengesetzten Ende befand sich eine kleine Erhöhung, bestimmt für den Sultan. Dort wollte Dongu platznehmen, während der Weiße zu seinen Füßen auf dem Boden sitzen sollte. Cabinga halte inzwischen außerhalb des Dorfes die Krieger des Sultans zusammengerufen sowie alle übrigen waffenfähigen Männer. Jene, welche keine Waffen hatten, erhielten welche zugleich mit der Weisung, daß sie am Nachmittage des Sultans Ehrenwache bilden sollten. Durch N eger. die große Zahl wollte der Sultan den Weißen imponieren. Sodann sollten sie die ganze Nacht hindurch vor der Hütte des Sultans wachen, um sein kostbares Leben zu verteidigen, im Falle die Weißen ihm einen Hinterhalt legen sollten. Endlich entließ er sie mit dem Aufträge, sich gleich nach Mittag im Hofe vor der Hütte des Sultans bewaffnet zu versammeln. Die Krieger kehrten in ihre Hütten zurück, indem sie das Vorgefallene eifrig besprachen. Bald nach Mittag versammelten sie sich von neuem. Es waren schöne, kriegerische Gestalten, die, mit Feuerwaffen bewaffnet, den Arabern viel zu schaffen gemacht hätten; so aber, mit ihren Bogen und Pfeilen, Lanzen und Keulen, waren sie den Gewehren der Araber gegenüber dem sicheren Verderben preisgegeben. Es brauchte wohl den Stolz eines Dongu, dieses nicht einzusehen. An die Krieger reihte sich eine große Schar Neugieriger an, welche dem herrlichen Schauspiele beiwohnen wollten. Nachdem die Soldaten vor der Hütte des Sultans aufgestellt waren, begab sich Cabinga in das Lager der Sklavenhändler, um mit deren Anführer zu reden. Es war ein Araber in den mittleren Jahren mit durchdringendem Blick; ein kurzer, ungepflegter Bart umrahmte sein Gesicht. Einen blendendweißen Burnus hatte er umgeworfen; nur bei den festlichsten Gelegenheiten pflegte er diesen zu tragen. Um ihn hatten sich seine weißen Genossen gesammelt, jeder mit einem Gewehr bewaffnet; nicht weit davon waren die Neger damit beschäftigt, das Abendessen herzurichten. Cabinga machte gegen den Araber eine tiefe Verbeugung und sagte: „Der Sultan erwartet dich." „So wollen wir also gehen", erwiderte der Araber. Er erhob sich und gab seinen Gefährten ein Zeichen, ihm zu folgen. „Werden dich diese da begleiten?" fragte Cabinga. „Es ist meine Ehrenwache." „Du hast doch nur für dich um eine Unterredung mit dem Sultan nachgesucht." „Ganz richtig. Diese werden mich auch nur begleiten und sich im übrigen ruhig verhalten. wie auch die Ehrenwache des Sultans sich in die Verhandlung nicht einmischen wird. Wie aber der Sultan seine Ehrenwache hat, so verbietet es auch mir meine Würde, gleich einem elenden Sklaven ohne Wache zu ihm zu kommen." Für einen Augenblick war Cabinga unschlüssig, daun aber sagte er: „Sie mögen kommen, aber unbewaffnet." „Sind die Soldaten des Sultans unbewaffnet?" fragte der Araber. „Nein, sie werden wie zum Kampfe gerüstet aufziehen." „Und dabei verlangst du noch, daß meine Leute die Waffen ablegen?" „Es wurde doch so vereinbart." „Mitnichten. Wir haben vereinbart, daß ich unbewaffnet erscheinen solle. Ich habe die Bedingungen eingehalten; wenn du es nicht glaubst, so untersuche mich, du wirst keine Waffen bei mir finden. Nie aber habe ich dir versprochen, daß meine Leute die Waffen ablegen werden. Das erlaubt mir meine Würde nicht." „Der Sultan verlangt es aber." „Der Sultan?" wiederholte der Araber und fügte hinzu: „Ich verstehe es. Der Sultan ist ein Feigling und deshalb kann er es nicht über sich bringen, einen bewaffneten Manu zu empfangen." „Du beleidigst den mächtigen Sultan, den großen Fetisch! Wisse, daß sich Dougu vor niemandem fürchtet; als Fetisch kann er aber nicht gestatten, daß jemand bewaffnet vor ihm erscheine." „Es gibt nur einen Gott, Allah, und Mohammed ist sein Prophet. Außer Allah gibt es keine Götter noch Fetische", entgegnete der Araber. Harun, so hieß der Araber, war ein Mohammedaner und als solcher errötete er nie, seinen Glauben zu bekennen, vielmehr rühmte er sich desselben, wo immer er es vor Fremden tun konnte. „Verlieren wir die Zeit nicht mit derartigem Gerede", entgegnete Cabinga. „Gehorche vielmehr dem Sultan." „Ich kenne niemanden, dem ich zu gehorchen hätte." „Du bist also entschlossen, mit bewaffneter Begleitung vor dem Sultan zu erscheinen?" „Ja. Eher verzichte ich auf die Unterredung als auf meine Wache. Dein Sultan hätte übrigens nichts zu fürchten; wir wünschen, seine Freunde zu sein. Wir sind Handelsleute, die mit ihm in Handelsverkehr treten möchten, daher haben wir keine Ursache, uns mit ihm zu verfeinden." Cabinga war unschlüssig, was zu tun sei. Sollte er die Unterredung unmöglich machen? Was würde aber Dongu dazu sagen, der sich so sehr nach den Geschenken sehnte? Es wäre auf diese Weise sicher zum Kampf gekommen und dieser Kampf war zum Nachteile der Neger. Was sollte er also tun, welche Entscheidung treffen? Das einfachste wäre gewesen, zum Dorfe zurückzukehren und dem Sultan Bericht zu erstatten; doch dieser Gedanke kam unserem Cabinga in diesem Augenblick nicht in den Sinn. Endlich entschloß er sich, dem Araber zu willfahren. „Schwöre mir, daß du nichts Schlechtes im Schilde führst", sagte er zu Harun gewandt. „Ich schwöre es dir beim Barte des Propheten. Wir pflegen beim Barte unseres Propheten Mohammed zu schwören und dieser Schwur ist uns heilig." „Ich nehme den Schwur an und glaube dir. Gehen wir also." Die kleine Schar setzte sich in Bewegung. Voraus gingen die bewaffneten Araber. Zwei von ihnen trugen die Geschenke. Es folgten Harun mit Cabinga. Bei der neu errichteten Hütte angelangt, traten die Araber ein und stellten sich zu beiden Seiten auf. „Schicke deine Leute hinaus", sagte Cabiuga zu Harun. Ohne Antwort zu geben, bestieg dieser die kleine Erhöhung und ließ sich dort majestätisch nieder, nachdem vorher sein Löwenfell ausgebreitet worden war. „Verlasse diesen Platz, Unglücklicher!" schrie Cabinga voller Verzweiflung. „Diese Erhöhung ist für den Sultan bestimmt." „Der Sultan bin ich", sagte der Araber ruhig. „Aber Dongu der Mächtige... ?" „Er wird an meiner Seite auf dem Boden platznehmen." Alles Zureden Cabingas half nichts. Der Araber war nicht zu bewegen, den einmal ein- genommenen Platz zu verlassen. Endlich fragte er dann noch ganz ungeduldig: „Wo ist dieser Sultan; läßt er so lange auf sich marten?" Das Benehmen des Arabers war so verschieden von demjenigen anderer, die um eine Audienz beim Sultan baten. Alle waren sie demütig und untertänig, er aber hingegen stolz und yochmütig. Der arme Cabiuga war vor Aufregung ganz in Schweiß gebadet. Es wollte ihm nicht gelingen, den Araber umzustimmen, so verließ er denn die Hütte, um Dongu über das Vorgefallene Bericht zu erstatten und zu fragen, was zu tun sei. „In diesem Fall werde ich ihn nicht empfangen." „Hätte ich betn Ngil doch nur Gehör geschenkt und diese Weißen in der vergangenen Nacht angegriffen! Jener Hochmütige wäre jetzt schon mein Sklave", entgegnete Dongu. „Die Weißen sind sehr tapfer und besitzen außerdem noch treffliche Waffen", warf Cabiuga ein. „Ich weiß es, aber trotzdem werde ich sie besiegen." Cabinga wagte keinen Einwurf mehr. Je mehr er aber die Macht der Weißen mit derjenigen des Sultans verglich, mußte er sich sagen, daß bei einem Kampfe letzterer den Kürzeren ziehen würde. „Was werden wir also tnn?" fragte er. „Befehle Harun in meinem Namen, den Thron zu verlassen und seine Leute hiuauszuschicken. Ich erlaube ihnen aber, die Waffen zu behalten." „Er wird nicht nachgeben. Du würdest dir ihn zum Feinde machen." „Ich fürchte ihn nicht." „Er ist aber überaus mächtig." „Und du bist ein Feigling!" schrie Dongu erzürnt. „Teile ihm meinen Auftrag sogleich mit, wenn du nicht willst.. .." Bei diesen Worten machte er eine Bewegung, welche Cabinga nicht im Zweifel ließ über ihte Bedeutung. „Du willst also teilten Vergleich mit ihnen abschließen?" „Dongu gibt niemals nach. Entferne dich!" Cabinga verließ den Sultan in Gedanken vertieft. Er befürchtete mit Recht, daß Harun das Ansinnen des Sultans abweisen würde, und in diesem Falle war ein Zusammenstoß unvermeidlich und diesen wollte er doch um jeden Preis vermeiden. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich, denn der Araber wollte weder den einmal eingenommenen Platz verlassen noch auch seine Leute aus der Hütte entfernen. Da Cabiuga aber darauf bestand, sprang Harun auf mit den Worten: „Ich gehe und verzichte auf die Unterredung, aber dein Sultan wird meinen Zorn zu fühlen bekommen. Harun ist ein Araber und die Araber verzeihen keine Beleidigung. Beim Barte des Propheten!" Von seiner Wache geleitet, verließ er die Hütte. Die Neger entfernten sich gleichfalls enttäuscht; sie hatten gehofft, einem großartigen Schauspiele beiwohnen zu können. Auch die Wache des Sultans wollte sich zerstreuen, doch Cabinga hinderte sie daran. „Jeder waffenfähige Mann begebe sich zur Hütte des Sultans", befahl er. Die Krieger folgten ihm, obwohl widerwillig. Sie befürchteten, daß Dongu die Feindseligkeiten beginnen könnte. Cabinga betrat sodann die Hütte des Sultans, der ihn mit Ungeduld erwartete und ihn also anfuhr: „Wie steht es also?" „Entrüstet ist der Weiße in sein Lager zurückgekehrt." „Er wollte sich also meinen Befehlen nicht fügen, der Waghalsige? Diese Nacht soll er seine Strafe erhalten!" „Du bist also entschlossen, ihn anzugreifen?" „Fest entschlossen; ich selbst werde meine Leute anführen." Cabinga schwieg. „Du heißt also meinen Entschluß nicht gut?" fragte Dongu. , „Die Weißen sind gut bewaffnet." „Und ich bin ein Fetisch. Versammle die Krieger in meinem Hofe. Die Frauen und Kinder sollen sich inzwischen in ihre Hütten begeben. Vier Neger sollen sodann die Weißen stets beobachten und mir von Zeit zu Zeit über die Vorgänge in ihrem Lager Bericht erstatten." Cabinga entfernte sich, um die Befehle seines Herrn auszuführen, ohne jedoch von bereit Güte überzeugt zu sein. (Fortsetzung folgt.) 118 Stern der Neger. Heft 5. Verschiedenes. slDarienverem kür Afrika. Der Marienverein für Afrika, Pfarrgruppe St. Rochus auf der Landstraße, hielt am 23. Februar eine sehr gut besuchte Versammlung ab. Der hochw. Herr Nitschmann, Konsulent desselben, eröffnete sie und begrüßte besonders die hochwürdigen Herren Domkapitular Schöpfleuthner und Ehrendomherr Pfarrer Gold. Er wies besonders auf den Katholikentag in Mainz im Jahre 1911 hin, wo in so hervorragender Weise das Missionswerk gefördert und empfohlen wurde und wie die Mitglieder dieser Pfarrgruppe sich dadurch angeeifert finden sollen, um der Unterstützung der Mission sich auch ferner anzunehmen. Der hochw. Herr Kanonikus Schöpfleuthner hielt nun eine zu Herzen gehende Ansprache. Indem er zeigte, in wie vielen Gelegenheiten wir Christen des Beistandes des Priesters bedürfen, der die Nengebornen durch die heilige Kirche aufnimmt, die heranwachsende Jugend in den Lehren des Katechismus unterrichtet, den Erwachsenen die heiligen Sakramente spendet usw., ebenso und oft noch mehr brauchen die Neuchristen in Afrika den Beistand von Missionären und Missionsschwestein. Es sei daher ein Gott wohlgefälliges Werk, durch Almosen und Gebet den Missionen beizustehen. Wenn wir uns zum Almosengeben angetrieben fühlen, so sei dies auch eine Gnade von Gott, die wir nicht zurückweisen sollen; durch kleine Ersparnisse werden wir es ermöglichen, Gutes zu tun, ebenso sollen wir aber auch nicht das Gebet versäumen und doch wenigstens täglich ein Ave Maria für die Neger beten; der Verein für die armen Neger heißt eben Marienverein, weil die Gottesmutter die Patronin desselben ist; sie wird auch uns dann helfen. Es kam nun eine rührende Erzählung aus dem Misstonsleben zur Verlesung, wie eine Negerin durch Anrufung der Mutter Maria aus den Klauen eines Leoparden gerettet wurde. Auch wir werden von dem Feinde gerettet werden, der wie ein brüllender Löwe umherzieht, um uns zu verschlingen. Die zweite Ansprache hielt P. Kost, ein Missionspriester aus St. Gabriel, welcher durch 12 Jahre an der Westküste Afrikas als Missionär tätig war. Seine reichen Erfahrungen boten den aufmerksamen Zuhörern viel Interessantes und Erbauendes. Er schilderte das Leben der Europäer in Afrika, denen das böse Klima dort und die daraus entstehenden Krankheiten arg zusetzen, daß viele Missionäre und Schwestern ihr Leben dort opfern müßten, welche Gefahren ihnen auch durch giftige Schlangen, Hyänen und Leoparden drohen. Anfangs werden sie auch von den Negern mit viel Mißtrauen behandelt, doch wenn diese erst begreifen lernen, wie die Missionäre und Schwestern alles nur aus selbstloser Liebe tun, gewinnen sie Zutrauen und lieben auch die Religion, die solche Aufopferung lehrt. P. Kost erzählte nun noch viele rührende Beispiele, mit welchem Eifer und Verständnis sie in den christlichen Schulen lernen, mit welcher Frömmigkeit sie die Sakramente empfangen, mit welchem Ver-trauenundwelcherLiebesiedieMuttergottesanrufen. Er schloß mit der Bitte, daß die Mitglieder des Marienvereins nicht aufhören möchten, an dem fruchtbringenden Missionswerk mitzuarbeiten durch ihre Gaben und ihr Gebet. In bet# Zwischenpausen erfreute Fr. Kaiser durch schönen Gesang und die christlichen Töchter des Apostolates von der Landstraße hatten die Güte, zwei kurze Theaterstücke: „Die Friseurin" und „Ein Pensionatsstreich" aufzuführen. Sie wurden sehr gut gespielt und ernteten reichen Beifall. Aus Ikbartoum, Am 27. Februar wurde die Fortsetzung der Eisenbahn nach El Obeid durch Lord Kitchener feierlich eröffnet. Diese Linie Khartoum—El Obeid gewinnt eine besondere Wichtigkeit wegen des Gummihandels, der bisher von El Obeid bis zum Nil bei Duem zu Kamel besorgt werden mußte, eine Strecke von zehn Tagemärschen; von Duem wurde er dann per Schiff nach Om-durman transportiert, was wieder zwei Tage beanspruchte. Jetzt wird er durch die Bahn in gut I1/, Tagen in Khartoum sein; eine gewaltige Zeitersparnis und, da nach dem Engländer Zeit Geld ist, folglich auch eine Ersparnis an Geld. Stern der Neger. Heft 5. Bei Gelegenheit der Eröffnung gab El Miralai Midwinter, Generaldirektor der sudanesischen Staatsbahnen, einen kurzen Ueberblick über die Bauperiode. Er führte ungefähr folgendes aus: Die ganze Länge der Bahn von Khartoum bis El Obeid betrüg 430 Meilen = 692 Kilometer. Nachdem die Bahn Khartoum verlassen hat, folgt sie dem linken lifer des Blauen Nils durch Wad Medani nach Sennar, von dort wendet sie sich nach Westen und durchquert die Gesira, berührt Kosti und geht dann weiter westwärts über Om Ruaba und Rahad nach El Obeid. Um den Bahnbau möglich zu machen, mußten zwei Brücken gebaut werden, eine über den Blauen Fluß bei Khartoum und eine über den Weißen Fluß bei Kosti, ungefähr 200 Meilen südlich von Khartoum. Die Brücke bei Khartoum über den Blauen Nil ist 660 Ellen — etwas über 600 Meter — lang, die über den Weißen Nil hingegen 500 Ellen (457 Meter). In Verbindung mit der Weiterführung der Bahn wurde auch die Strecke nördlich von Khartoum in einer Länge von 400 Meilen (643 Kilometer) erneuert, indem die dortigen Schienen durch schwerere ersetzt wurden, um die leichteren auf der neuen Strecke, wo der Frachtenverkehr geringer sein wird, zu gebrauchen. Zn gleicher Zeit wurde auch die Endstation von Khartoum-North nach Khartoum verlegt. In, ganzen wurden in der Bauperiode ungefähr 900 Meilen (1348 Kilometer) Schienen nenge-legt oder doch erneuert. Im Jahre 1907 wurde mit dem Bau begonnen. Vor April 1909 war es jedoch nicht möglich, mit der neuen Strecke zu beginnen, da erst mit diesem Monate die provisorische Holzbrücke über den Blauen Nil fertiggestellt wurde und man das nötige Baumaterial über dieselbe schaffen konnte. Noch vor Ende des Jahres erreichte man^ Wad Medani — 109 Meilen (174 Kilometer) von Khartoum. Inzwischen hatte man auch mit dem Bau der Brücke über den Weißen Nil begonnen, die bis zu Ende 1910 vollendet war, zu welcher Zeit auch der Schienenstrang Kosti erreichte — 230 Meilen (370 Kilometer) von Khartoum. Im Laufe des Jahres 1911 wurde cifng weitergebaut und kurz vor Jahresschluß erreichte man El Obeid — 192 Meilen (298 Kilometer) von Kosti. Nördlich von Khartoum wurde hauptsächlich während der Sommermonate gearbeitet, da die Regengüsse die Arbeit an der südlichen Strecke unmöglich machten. Im Jahre 1911 wurden auf beiden Arbeitsgebieten zusammen ungefähr 400 Meilen (643 Kilometer) Schienen gelegt, Ivas für jeden einzelnen Arbeitstag gegen 11/3 Meile (2'81 Kilometer) ausmacht. Schlafkrankheit. Im November 1911 wurde von der englischen Regierung eine Kommission nach Afrika entsandt behufs Studiums der Schlafkrankheit. Die Ueberträgerin der Krankheit ist die Fliegenart Glossina moi'sitans. Bisher hatte diese Fliegenart bei vielen als unschädlich gegolten und eine Hauptaufgabe der Kommission wird es sein, zu erforschen, ob die bisherige Ansicht auf Richtigkeit beruht oder nicht; außerdem will Sir David Bnrce, der Leiter der Kommission, noch untersuchen, welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Wilde und der Schlafkrankheit bei Menschen und Haustieren, im Falle überhaupt einer besteht. Zn dem Zweck werden wilde Tiere erlegt und ihr Blut solchen Haustieren eingeimpft, die für die Schlafkrankheit empfänglich sind; so hofft man herauszufinden, ob das Blut des Wildes ein Träger des schädlichen Parasiten Trypanosoma, eines Erregers der Schlafkrankheit, sei. Der Kommission ist es bisher gelungen, an verschiedenen Fällen darzulegen, daß verschiedenes Wild, welches in den Gebieten der großen Seen heimisch ist, für den Parasiten empfänglich ist und ihn in seinem Blute ernährt und ans diese Weise eine Gefahr der Ansteckung und Verbreitung der Krankheit ist. In Uganda hat man auch die Schlafkrankheit vermittels der Tsetseart „Glossina morsitans“ auf Tiere übertragen und so mit ziemlicher Gewißheit den Beweis erbracht, daß auch diese Fliege die so gefürchtete Krankheit überträgt. Hoffentlich gelingt es der Kommission, auch irgendein Mittel ausfindig zu machen, das dem stets weiteren Vordringen der verheerenden Seuche Einhält zu tun imstande ist. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Xefien und 'Lehre Jesu Cljriftf. Betrachtungen für alle Tage des Jahres von Nikolaus Storniern S. J. Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. theol. phil. Jakob Ecker, Professor am Priesterseminar zu Trier. Vierte Sluflage. Mit Slpprobation deshochwst Herin Erzbischofs von Freiburg. Zwei Bände. 12". (XXXVI it. 708.) Freiburg und Wien 1912, Herderiche Verlagshandlung. Mk. 5 — = Kr. 6'—; gebunden in Leinwand Mk. 6-40 = Kr. 7'68. Als Betrachtungsbuch unübertrefflich. Die ließet« setzüng von Ecker ist keine die Vorzüge des Originals beeinträchtigende Umarbeitung, sondern gibt mit der Prägnanz und lakonischen Kürze die volle Kraft und Schönheit des lateinischen, auf einer kritisch hergestellten korrekten Ausgabe fußenden Urtextes in gutem Deutsch wieder. Dem ersten Bändchen ist ein trefflicher Unterricht über die SIrt und Weise der Betrachtung beigegeben. Hamm, Herr Jesu, flamm! Kommunionbüchlein für die Jugend. Erwägungen und Gebete zur Vorbereitung und Danksagung beim Empfang der hl. Kommunion, nebst einem kleinen Gebetbuch. Bon P. Otto Häring, 0. 8. B. Mit 3 Lichtdruckbildern, Randeinfassungen, Kopfleisten, Initialen und Schlußvignetten. 320 Seiten. Format VII. 75X120 mm. Gebunden in Einbänden zu Mk. —'90; Kr. 1'10; Fr. 1*15 und höher. — Einsiedeln, Waldshut, (füllt ct. Rh., Verlagsanstalt Benziger & Co. A. G. Unsere Schwächen Plaudereien von P. Sebastian von Oer, Benediktiner der Benroner Kongregation. Zehnte Sluflage. 12". (VIII it. 283.) Freiburg und Wien 1912, Herdersche Verlagshandlung. Mk. l'oO = Kr. 1'80; gebunden in Leinwand Mk. 2 30 = Kr. 2-76. P. Sebastian von Oers Plaudereien sind in einem gemütvollen, warmen Ton, nicht in dem eines strengen Predigers, sondern eines väterlichen Freundes geschrieben, daß man unwillkürlich gefesselt weiter liest und so den hohen siitlichen Ernst, der ans dem Büchlein spricht, gerne auf sich einwirken läßt. Trost und