______ ,,,^' Zg ^7 ___ Freytag den 21. September 1827. Die drey Hunde. >^r ist ein Hund wie ich! Hört es, Ihr Hunde! Ich bin so Hund wie er, vom Schweif zum Munde! Wir Beyde sind nur Hunde, und nichts mehr! Auch ich, ich ward von einem Hund gezeuget. Auch mich hat eine Hündinn aufgesäuget, Ich bin und bleib ein Hund so gut als er! — So schrie vor eines Nanerubauses Schwelle Dorfrichters Hund, mit gellendem Gebelle, Laut, unermüdlich, immerwährend fort. Kaum denkl man, daß er schweig', hört man vom neue; Ich bin ein Hund wie er! den Kläffer schreyen z Und so den ganzen Tag dasselbe Wort. Er konnt' und wollt' durchaus es nicht vergessen. Daß ihm des Gutsherrn Spitz sein Vrod gefressen, Und ihm das Fell zerzaust noch obenen,; Und daß sogar, als er zur Wehr sich setzte. Sein Herr, der Schulz, ihm einen Hieb versetzte. Auf daß er, künftig dulde Schmach und Pein. Und noch— schon glänzt im ref'gen Abendschimmer "Das stille Dorf—schreyt immer er und immer: Ich bin ein Hund wie er, und er wie ich; — Da trat em Windspiel, zwar noch jung an Jahren, Doch eingelerntes Thier und welterfahren. Zu ihm heran, und sprach gar sänftiglich: Du hast ganz Necht. Du mußt es aber tragen. Darfst du dich wehren? kannst du ihn verklagen? Drum laß den alten Streit doch endlich ruh'n___ Drauf «nscr Hund : Nicht Kraft darf ich benutzen, Und kein'n Gerichtshof gibt es, mich zu schützen; Doch will ich laut und immcr Einspruch thun: Er ist ein Hund wie ich! Hört es, ihr Hunde! Ich bin ein Hund wie er, vom Schweif zum Munde.' Wir Vcyde sind nur Hunde, und n'chts mehr! Auch ich, ich ward von einem Hund gezeuget. Auch mich hat «ine Hündinn aufgesäuget. Ich bii, und bleib' ein Hund so gut als er! Ludwig Robert. .--------- »------ Schreckliches Ereigniß bey einerNachgrabung m der Nckropolis von Theben. (V eschluß). Cs war halb drey Uhr Nachts; seit dem Ein. ssurz waren bereilS sechs tödtliche Stunden hingeschli. chen, da ließ sich in der Ferne ein verwirrtes Geräusch hören; bald wuchs es zum furchtbarem Lärm; wir stürzten an die Fenster und sahen «ine Menge Fackeln langsam auf uns zukommen, wahrend andere sich über die von den Arabern bewohnten Graber zerstreuten. Dies« Bewegungen, das Geschrey und mlhr«l« Pisi»< lenschüsse ließen uns nichts Gutes ahnen. Man rüste» le die Waffen; doch >ui« harre ich sie gegen Menschen führen können, denen gegenüber mich mein Gouissen schuldig sprach! Plötzlich sahen wir eine Fackel sich von dem Haufen trennen und mit Blitzesschnell« auf Ian-ny's Haus zueilen. Der Lärm kam immer naher; da , fiel ein Strahl von Hoffnung in mein bekümmertes > Herz/ hatt« es nicht wie Freudeügeschrey geklungen? , Ich wagte es nicht zu hoffen, selbst da noch nicht, als , die Slimme eines herheyrennenden Arabers an mein Ohr schlug: „Freuet Euch, si« suio gerettet !"—Man riß bi« Thnre auf, der Araber goß Balsam in mein Herz, und alles Geld/ das ich bey m>r hatte, war seyn. Durch oerboppelie, verzweifelte Anstrengungen hatte man die Grube so weit nieder geleert, wie sie oiesen Morgen gewesen war, und — o himmlische Vorsicht, die über unserm Geschicke waltet ! — «ine tleine, in den Felsen gehauene, mit Erde gefüllte Nische, welche die sorglosen Araber Übergängen hätten, war Tags zuvor auf meinen wiedeihohlten Befehl ausgeleert worden, und dieses Loch, o,as nach allen Rich> tungen nicht üb«r vi«rc«halb Fuh >nai) , enizog vier Menschen einem gewissen, furchtbaren Tode, nachdem sie secys Stunden lang mehc als vierzig Iuß tiefoer schüttet gewese» waren. Sie hatten, als der Schutt über ihre Köpf« herabstürzte, so viel GeisteSgeZeniuart, sich hinein zu flüchten; sie drängten sich so nahe als mög. lich zusammen, zwey verstopften den Eingang mit ih, ren Rücken und verhinderten damit, baß oer Schutt ihnen die wenige Luft raubte, die allein ihr Daseyn fristen konnte. Ei» Freubengeschrey erscholl, als die Unglücklichen gesund und unversehrt herausgezogen wurden, und einen Augenblick darauf stürzte vor ihren Au. gen die Erd« wieder zusammen, und die Grube war wieder verschwunden. „Sie sind nicht todt, da sind sie, da sind sie!" schrie de'.' hell« Haufen, der nun ins Haus drang; die vier Geretteten standen vor mir; wären mir vier Brü> tzer gerettet worden, ihr Anblick hatte mich nicht mehr rühren können. Iznny und ich schlössen sie in unsere Arme, ihre Thränen flösse» milden unsrigen; aber es waren Freuoenthranen. Liebe und Wahnsinn. Nach der Erzählung eines Reisenden im Orient-Bey unserer Rückkehr in dem Gasthof zu Smyr. na fanden wir den Wirth in einem heftigen Streit mit zwey Engländern, welche so eben gelandet waren. Der eine war ein schöner junger Mann von etwa fünf und zwanzig Jahren, welcher sich im letzten Gcade der Aus» zehrung zu beßnden schien, und sein Gefährte ein ge» sunder starker Mann, welcher den Wirth zu bewegen suchte , sie Beyde aufzunehmen. Dieser aber schlug «s hartherzig ab, indem er fürchtete, der junge Mann möchte in seinem Hause sterben, welches ihm viele Un« annehmlichkeiten zuziehen und in einem so gefahrvollen Clima wie Smyrna sein Haus in üblen Ruf bringen könnte. Sie mußten sich )lso bequemen, anderwärts ein Unterkommen zu suchen, das sie auch bey ei» nem Franzosen unweit des St. Catharinengartens fanden, wo der junge Mann am folgenden Tag« auch wirklich den Geist aufgab. Er hieß W. , und sein^ Vater, ein vermögender Mann, lebt noch zu Dublin, wo der Jüngling als Mebicinerstudille. Da5 Hospital in welchem er Vorlesung«» zu hören pfleg«« und einen großen Theil seiner Zeit zubrachte, stieß an eine Prioatanstalt füc Wahnsinnige, deren Garten eine nicht hohe Mauer vom Garten des Hospitals trennte. Eines Tages, während er in dem letzter» spazince, vernahm er neben an eine schöne Stimme, welche mit klagendem Ton ein trauriges irländisches Lied sang. Neugierig ertletterte er die Mauer und sah am Fuße derselben ein schönes M«ochen sitzen, das in trauriger Zerstreuung Sie hob das Gesicht in die Höhe, lächelte und winkt« den Jüngling zu sich, der von der Neuheit des Abenteuer« angezogen, auch wirtlich hinabsprang und sich neben die schone Unbekannte setzte. Ihre Geisteskrankheit schien sie zum unschuldigen Kinde gemacht zu haben; sie sah den Fremden an, lächelte, streichelt« ihn und sang ihr Lieblingslied, welches sie mitunter durch Seufzer und Thränen unterbrach. Dieß trieb sie fort, bis er »5 für nöthig fand, sie zu verlassen, wo sie ihm das Ver-sprechen abdrsng, daß /r wiederkommen wolle. W. that es gerne; er wiederholte seine Besuche Tag für Tag, und fand dss liebliche Kind bestandig an sein,n» Posten, wo er es schon in der Ferne singen hörte. W. glaubte keine Wahnsinnige in ihr zu erblicken; sie tam ihm vor wie ein unschuldiges Geschöpf, das sich noch nie in die Welt gemischt hat und mitten unter der Verderbtheit derselben in reiner Schönheit und arglo« sec Liebe hinlebt; sie war bald traurig, bald heiler, meistens das letztere, sonst aber konnte er kein Zeichen der Gelsteiverwirrung an ihr entdecken. Unbemerkt ward sie seinem Herzen theurer, und ehe er es sich selbst gestanden, fühlte er sein Her; mit Banden an sie gefesselt, die nur der Tod zerreißen sollte. Auch auf da5 Herz der Wahnsinnigen hatte sein« Erscheinung einen tiefen Eindruck gemacht, der auf ihren Geist wohl. thäng wirkte, und in kurzer Zeit eine solche Verände» rung in demselben hervorbrachte, daß ihre Aufjeher, die sich dieseS nicht zu erklären vermochten, die Schritt« ihrer Patientinn genauer zu beobachten anfingen. Dieß führte sie natürlicherweise zur Entdeckung der geheimen Zusammenkünfte im Garten, und sie glaubten sich ver-pftichtet, dieselben dadurch zu verhindern, daß sie des Maochens Spazie,gäl,ge auf eine andere Gegend des Gartens beschränkten. Die Entfernung vom Geliebten aber wirkte so nachtheilig auf ihr Gemüth, daß man sich gezwungen sah, die Eltern von dem Vorfalle zu benachrichtigen, und diese ließen , nachdem sie die befriedigend. sten Erkundigungen über den jungen Menschen eingezogen, denselben bitten, seine Besuche bey dem ar. inen Mädchen zu erneuern. Er that dieß nur zu gerne; er sah seine Geliebte so oft als zuvor, und die Heilung ihre» Gemüthes ging so schnell vor sich, daß in kurzer Zeic die Eltern sie wieder nach Hause bringen konnten. W., als anerkannter Bräutigam, fuhr fort seine Ge» liebte zu besuchen, deren Geist immer mehr und mehr zu seinem regelmäßigen Gange zurückkam. Indessen machten es Umstünde nothwendig, daß er sie eine Zeit lang verließ. In dieser Zeit befiel sie eine körperliche Krankheit, die sie an den Rand des Grabes brachtei aber auch von dieser genaß sie, und erlangte mit der wiedeckehr«nben Gesundheit des Körpers auch den voll« kommenen Gebrauch ihres Verstandes wieder; aber — aNes Vorhergehende, die Zeit ihrer Geistesverwirrung und die damit verknüpften Umstand«, die Art ihrer er, sten Bekanntschaft mit ihrem Bräutigam und diesen selbst, alles halte sie reln vergessen! An ihre unglück» liche Krankheit wollten sie ihre Eltern nicht gerne e«< innern und berührten den Punct nur ganz leise; ahei sie sprachen von ihrem Bräutigam, von seiner baldigen Wiederkunft, und sein Nahme klang ihr ins Ohr wie der eineS Fremden. Er tam—sie empfing ihn mit kalter Höflichkeit, seine verzweifelnden Geberden erreg» ten ihr Erstaunen, sein Mahnen an ihre vorige Lieb« ihren Unwillen; und als er, auf den Rath ihrer Eltern, alleS Vorhergehende übergehend, sich aufö Neue um ihre Liebe zu bewerben ansing, fand er kein Gehör, und sie erklärte am Ende, daß ihr sogar sein Anblick verhaßt sey. Mit gebrochenem Herzen gab endlich der Jüngling eine Bewerbung auf, die ihm keine Hoffnung lieh; er schied von seinem Vaterland und wanderte durch Europa ohne Aussicht, ohneZweck und in Verzweiflung, da er bald nach seiner Abreise erfuhr, daß sie «inen Advokaten zu Dublin geheirathet habe, mit dem sie noch jetzt lebt. Er kam endlich nach Griechenland , und sein Nahme wurde oft unter den Gefährten Byrons zu Mlssolunghi genannt. Im Sommer von iL25 wurde er zu Sphacteria verwundet. Schlechte Behandlung, üble Pflege, Mangel und Noth brachten den Armen, dessen Gesundheit schon früher der Gram zerstört hatte, an den Rand deS Grabes. In diesem Zustande hatt« ihn ein LandSmann in einem Dorfe in Mama gefun, den und sich des Verlassenen angenommen. Mit gro. ß?r Schonung und in kleinen Tagreisen hatte er ihn zuerst nach Hydra und dann nach Smyrna gebracht, in der Hoffnung, ihn von hier aus zu den Seinigen schicken zu können. Aber er starb, wie gesagt, einen Tag naH seiner Ankunft. Seinem Wunsche gemäß warb er mit einem Ringe, den er zum Andenken sei» ner Mutter getragen, und einer schwarzen Haarlocke, die ihm auf der Brust hing, begraben. Fremde be» gleiteten ihn zu seiner letzten Behausung, unb untess den fernen Barbaren ruht sein Gebein. Harte Prüfung. Vor einiger Zeit besuchte ein Prinz vom Geblü. t« ein«S der Trapvistenklöster im südlichen Frankl»ich. Der Prior stellt« »hm nach der Neihe die ewig schwli« genden Brüder vor, und sagte endlich bey einem der selben: „Sie sehen hier, mein Prinz, einen unglück« lichen Soldaten , der bey der Schlacht von ^ * *, aus Furcht vor den Kanonen, davonlief, und dann, aus Verzweiflung über seine verlorn« Ehre, in diesen Orden trat."— Bey diesen Worten veränderte der Bruder die Farbe; Zar,: und Stolz blitzten aus seinen Augen, und der schrecklichste Kampf in seiner Seele mahlte sich auf seinen entstellten Zügen; — doch plötzlich auf das Kruzifix blickend, faltet er die Hände, fällt bemü. thig vor dem Prior auf die Knie, und verlaßt blaß und schweigend das Zi.nmer. — Der Prinz durch diese Scene erschüttert, fragt unwillig den Prior, warum er diesen Unglücklichen so anklage'.— „Mein Fürst," ant^ wortete dieser, „ichthaies, um Ihnen zu zeigen, welche Gewalt die Religion besitzt; dieser Bruder war einer der bravsten Offiziere, der in jener Schlacht Wunder der Tapferkeit gethan hat. Sie sahen den Kampf den meine falsch« Beschuldigung in ihm erweckte, aber Sie sahen auch die Unterwerfung." Glaube und Liebe. Hume, eben so sehr durchsein Talent als seinem Unglauben bekannt, besuchte öfters Gesellschaften, wo sich ein strenger Geistlicher der reformirten Kirche ein. fand. Dieser bezeugte vor Hume tzen größten Widerwillen, und ließ ihn öfters durch plötzlich« Entfer. «ung von der Gesellschaft seine Verachtung und seinen Abscheu vor seiner Gegenwart fühlen. Ein Mahl, als sich der Geistliche wieder entfernen wollte, hielt ihn Hume beym Arm zurück. „Bleiben Sie.« sprach er, «wir werden beyde zu Grunde gehen ; ich auS Mangel an Glauben, und Sie aus Mangel an Liebe.« Ausgleichung in der Ehe. Daß es auch für bi« Eh«- statt Liebe für Liebe -'Ausgleichungen gibt,' davon hat sich kürzlich in Eng- land wieder ein recht auffallendes Beyspiel zugetta« gen. Herzog von Albans, 27 Jahre alt, hat ein« reiche Bürgersfrau geheirathet, die über fünfzig Jahr« zahlt: aber der verarmte Edelmann brauchte Geld , und sie vermißte beym Geld äußere Auszeichnung , welche sie nun besonders dadurch erlangt, daß sie als Herzo. ginn von St. Albans das Vorrecht genießt, am Hofe vor andern Edelleuten den Vortritt zu haben, und in dem innern Zirkel im Hydepark und dem Hofe des St. Ja, mespallastes mit dem Wagen umzuwenden , was nur Mitglieder der königlichen Familie dürfen. Der Her« zog erbte diese Gunst von seiner Stamm.Mutter, die «ine Geliebte Carl's d?S Zweyten war. DaS Gluck der Neuvermählten trifft darin zusammen, daß lre nun Beyde recht mit Aüstand erscheinen können. Seltsame Natur-Erscheinung. Diese biethet das Kind beS Seibenwirkergesellen Leonhardt, in Berlin dar. Es ist ein Madchen, welches in einem Alter von sieben Viertel, Jahr alle Zeichen deS mannbaren Alters an sich tragt, und das me.kwül'« digste Beyspiel einer vollkommenen Frühzeitl'Zlmg ist. M r s c e l l e n. >^ In einem Münchner Blatte liest man folgende ,r-götzliche Erwiederung, in Nr. 4g. des Tagblattes, kommt unter der Rubrik: Tagesgeschichten, die Be« schwerde vor, „baß man bey den hiesigen Schuh- und Kleidermachern das Bestellte nicht zur erwünschten Zeit erhalten könne." Die obengenannten Schuhmachermei-ster machen sich hiermit Verbindlich, in Zeit von 36 Stunden die Fußbekleidung für 100 Herren und Zoo Frauenzimmer gut und billig zu liefern, wenn sie eben so pünctlich bezahlt werden, und verachten elende Urtheile lichtscheuer, Gott und der Welt schuldig seyen, der Schreyer, biezu Festballen :c. Schuh«, Hüte u. s. w. entlehnen, und — weder zahlen , noch 'wieder, bringen,. Nedacteur-Fr-Xav. Heinrich. Gedruckt bey Ignaz AloyS Edlen von Nlstnmayr.