Beilage zur Laibacher Zeitung. H"t3V ^nstelIahrgan^ I^TMärz R8OK. Ein schweres Feid. Welch' Elend ist's, welch' namenloses Weh', Wenn Herz und Hand liegt in vcrschicd'ncn Bandrn: Ein Elend, das h«nicdcn Tausend!', Die's nie erfahren, nimmer anch verstanden. Hier sollst dn lieben, hier allein — so spricht Die Pflicht, nm dich zn kräftigen, zn inahnen; Allein das Herz, es folgt dem Worte nicht, Und sehnend schweift's hinans in fremde Bahnen. Wie es in deiner Vrnst auch kämpft und stürmt, Verrathen dürfcn's nimmer deine Züge. — So wird — wenn dich nicht Gottes Engel schirmt — Dein ganzes Leben eine große Lüge. Fürwahr ein Elend ist es namenlos, Wenn Herz und Hand liegt in verschicd'ncu Banden; Es endet erst, wenn in dom stillen Schooß Tcs Grabes Ruh' die armen Herzen fanden. Der Tn die Liebe bist! — Vor diesem Schmerz Woll' gnädig jeden Sterblichen beschirmen; Gib jedem Herzen das geliebte Herz, Daran es ruhen kann in allen Stürmen! Gib jedem Herzen das geliebte Herz, Daran es warm in Leid und Freude liege. Dn Gott der Liebe! Dann gibt's keinen Schmerz, Den cs im Sturm des Lebens uicht besiege! Pre l'luttge Haidefchenke. >kU.nf einer baumlosen Pußta in Nieder»Ungarn lag im Vormärz eine vereinsamte Csürda oder Haidcschcnke, deren Eigenthümer theils von der Zeche seiner Kundschaften, theils von dem Gewinne lebte, den er aus der Wolle seiner ziemlich zahlreichen Schafherde zu ziehen wußte. Es war ein stä'm» miger, eben nicht mehr junger Mann mit rothem Haar nnd Schnurbart. Antül war nicht aus dieser Gegend gebürtig, auch wußte man nicht, woher der Mensch gekommen sei. In Ungarn pflegte man aber im Vormärz nicht viel um einen Vaß zu fragen; auch galt es den Stammgästen, halb Noß-hirtcn, halb Räubern, gll'ich, wer den Wein in der Csürda verabreiche, falls der Rebensaft nur unverfälscht war, und zeitweise in der Hoffnung auf spätere Bezahlung ausgeschenkt wiilde. Der Schankwirt!) stand übrigens auch mit den zeitweilig einsprechenden Pandilren auf gutem Fuß, da er ste gewöhnlich zechfrei hielt und sich auch nichtS zu Schulden kommen ließ, was die schlummernde Gerechtigkeit zu unsanft aus ihrem Schlummer erwecken konnte. Die Panduren begnügten sich daher mit der Kunde, daß Antül, als er vor einigen Monaten in dieser Gegend erschien, den Kanfschilling für die leer» stehende Haidescheoke bei dcni Komitatsgericht bar erlegte und seinen übrigen Verpflichtungen redlich nachzufonlinen gelobte. Er hielt sein Wort. Antül suchte Nube. Es fehlte dem Schankwirtb auch nichts weiter als eine treue Lebensgefährtin zum vollständigen Glück am bänglichen Herde. Der Mann hoffte jedoch auch hier den großen Treffer zu ;iehen. Sein Auge ruhte nämlich seit Längerem mit beson« deren: Wohlgefallen auf dem zwar sonnenverbrannten, doch holden Angesichte einer jungen drallen Magd mit muthwil-ligen Augen. Minis hieß die schmucke Dirne. Antl'il, obwohl Herr der Csärda, hatte dießmal jedoch die Rechnung ohne den Wirth gemacht, denn das Herz der Haidedirne war bereits verschenkt und Iantsi bieß der glück« liche Pandur, dessen Vild in diesem Herzen sich eingenistet hatte und nicht mehr daraus zu verdrängen war. Ant«l sah daher, als er endlich das zarte Verhältniß ahnte, sehr verdrießlich, so oft der stinke Pandur angeritten kam. Iantil aber brauchte als Diener der Gerechtigkeit den Groll des Wirthes nicht zu scheuender galt ferner überhaupt als ein Mann, der Haare anf den Zähnen habe und durchaus nicht mit slch spaßen laffe. Seine Verwegenheit war als sabcl» hast verschrieen. Auch seine Schlauheit unterlag keinem Zweifel. Man raunte slch ferner in das Ohr, daß er in frühern Jahren Wilddieb und Schmuggler gewesen sei, obgleich man ihm keines dieser zwei berüchtigten Gewerbe nachzuweisen ver« mochte. Müris war gleichfalls eine kräftige und furchtlose Dirne. Mit Gewalt war also hier nichts auszurichten. Antül wurde daher täglich mürrischer. Eines Tages kam Iantsi am frühen Morgen nach der Csürda gesprengt. Er hatte in einem nahen Marktflecken dem dortigen Stuhlrichter eine Meldung zu bringen und benutzte diese Gelegenheit, wie er slch ausdrückte, um mit den langen schwarzen Haarflechten seiner Liebsten zu tändeln. M«ris besaß 4« nämlich so langes, prächtiges Haar, daß es, falls cs nicht r in ssnotcn geschürzt war, fast bis zur Ferse herabhing. Die ( Dirne empfing den muntern Reitersmann in einer ziemlich , l trübseligen Stimmung. Man sah es ihr an, daß sie bitter , r gekrankt worden sei. ^ l „Was fehlt Dir, «^c« I<.>lk0M — süße Seele mein —?" > fragte Ianlsi. ! ^ Der Pandur besaß nämlich ansier seinem unmenschlich l langen, sorgfältig gewichsten Schnnrbart, seiner Reitkunst, ^ Tapferkeit und Schlauheit auch den Vorzug, in allen Landes» ^ j sprachen losen und fluchen zu können. Müris vertraute ihm ! < mit bewegter Stimme, das; das verdächtige Gesinde, das Abends , < in der Csürda einzusprechen pflege, zweifelsohne durch den ^ , eifersüchtigen Wirth angespornt, täglich brutaler und zudring- ! , licher werde. Sie wisse slch der plumpen Liebkosungen des' ! ! selben kaum mehr zu erwehren, obgleich cs ihr weder an Muth z ^ noch an Stärke gebreche. ! ' Arme M'lris! „Zudringliches Gesinde," fluchte Iantsi, »N2 l>d «slt» — ; der Hund hat es geschaffen, aber wartet nur, Klo clckn llo-o,.^» — wer klopft, dem wird aufgethan — ich will Euch einen garstigen Empfang bereiten." Damit reichte cr der Liebsten ein scharfes Dolchmesser, mit dem Bedeuten, sie solle sich desselben als Schutzwaffe gegen zudringliche Verehrer mit der Drohung bedienen: so schlimm wie dem frühern Eigner dieser Klinge werde es z Jedem ergehen, der sich,an der Vraut eines Panduren zu ^ vergehen wage. „Sprichst Du im Ernst?" meinte Müri§. ,)?nlukn, ziululw — sachte, sachte," entgegncte Iantsi, „sie werden Dir wohl Ruhe geben, denn dieß Dolchmesser gehörte einst einem gewaltigen Räuber, der trotzdem ein schmähliches Ende genommen." ! »^ch.l I.»;ll>n — Gott gcbe cs!" erwiederte Müriö. Gott schien es jedoch ganz anders fügen zu wollen. Als Iantsi nämlich Abends bei seinem Heimritte nochmals in der Csürda einsprach, traf er Märis uoch nachdenklicher gestimmt ,^ alk am Morgen; auch wollte sie auf Befragen durchaus nicht mit der wahren 5>-arbe herausrücken. Der Pandur draug aber ^ so ungestüm auf nähere Kunde dessen, was vorgefallen sei, daß ihn die Dirne endlich nach einer Laube vor dem Hause zog und dort mit ängstlicher Miene zur nachstehenden befremdenden Frage schritt: „Sage mir," begann sie, „vor Allem um des Himmels willen, woher Du das Dolchmesser erhalten hast, das Du mir heute Älorgenö zum Geschenk machtest. Es muß eine ganz eigenthümliche Bewandtnis; mit dieser Klinge haben!" »Du weißt," antwortete Ianlsi, „daß ich vor ein Paar Jahren nach Vcszprim hinauf reisen mußte, nicht c>x ollo, ' wie uuserc Komitatcuscr sagen —imn knoti'uvn, es gibt deren wie Gras — sondern um eine kleine Erbschaft von einer entfernten Anverwandten zu erheben. Im Komitatshause daselbst wurde damals bei einer Versteigerung auch dieiVü Dolckmeücr feilacbotcn. 55ck» liiiüi' .'6 ^efdüfl. w^'l mein scharfes Auge den Namen seines berüchtigten ersten Vigcnthümers im Hefte der Klinge eingegrabcn fand. Eö war dieß der gefürchtcte rothe Ferkc», dcr früher im Vakonher, wald hauste, und durch einen Sturz in einen Abgrund ver» unglückt sein soll." «Ich fürchte, er lebt noch!" flüsterte Minis mit scheuem Blicke. „Träumst Du?" sagte der Pandur. Die Dirne vertraute ihm nun in hastigen Worten, daß sie der Wirth Antül heute Nachmittag mit erneuerten Liebesanträgen bestürmt habe, uud dabei so zudringlich geworden sei, daß sie endlich zu ihrem Schutze nach dem Dolchmesser greisen mußte; Antnl sei bei dem Anblick der Klinge weiß wie die Wand geworden, und habe sie gleichzeitig in wildem Tone befragt, auf welche Art sie in den Besitz seines Dolchmessers gelangte? Als er den Namen Pandur Iantsi hörte — trat der Angstschweiß auf seine Stirn, er wendete sich verlegen ab, stotterte unzusammenhängende Worte und eilte dann fassungslos aus der Stube. ,)^ovoi'j u v^lllr — in den Wind gesprochen/' ver» setzte Iantss nach langem Sinnen, „ist es nicht, was Du mir eben gesagt hast; auch glaube ich mich zu erinnern, daß im Vakonyerwald selbst Niemand recht an den Tod des wilden Ferkü glauben wollte. Man weiß ferner nicht, aus welchem Komitat Antül ;n uns herübergezogen, und so wäre es wohl ! möglich, tci-cmk!^, dah er früher der 8lrll^ä!N05tl)r oder ^ Führer der «Xl>F0n^ Il.>n^l^l?Ii, dcr armen Bursche im Oberland gewesen sein mag. liul^u vci'08, rother Hund, der er ist; ich glaub«, Du hast recht, wir haben es mit dem rotben Fcrkö zu thun. Dann heißt es aber sich eilen! Hundert Dukaten waren damals auf seinen Kopf gesetzt. Das reicht hin zu einer kleinen Wirthschaft. Küsse mich, Märis! Ich j hoffe, Dich noch diesen Sommer heimzuführen. Die Liebenden trennten sich. Gleich darauf regte eS sich seltsam hinter der Laube, darin dieß Gespräch stattfand. ,! „Heimführen?" sprach Antül vortretend; „ja, aber das Grab soll die Brautkammer sein." ^ Antül war wirklich der rothe Ferkc». Wie kam cr nach dem Untcrlaude? Das ist bald erzählt. Der rothe Ferkü trieb es vor Jahren so arg, daß man endlich die bewaffnete Macht aufbot und sich zu einer förmlichen Treibjagd im Bakonyerwald rüstete. Ferkü wurde anch, und zwar gleich Anfangs, in einer Tanya oder Meierei aufgestöbert und wie ein reißendes Thier grjagt; zwanzig Kugeln sollen auf ihn abgefeuert worden sein, und deßungeachtet gelang es dem ungarischen Rinaldo Ninaldini, gut beritten wie er war, zu entrinnen. Zum Troste für sämmtliche Bewohner der Vcszpriimr Gespannschaft stand bald darauf in dcr Ofcncr - Zeitung schwarz auf weiß zu lesen: l „Das Kleingewehrfcuer hat dem Räuber Ferkö denn doch dcu Garaus gemacht. Mau fand nämlich nicht blosi > blutige Spuren auf der Haide vor der Tanya, sondern l am näckflen Taae fain aucb die Nackrickt aus dem Vako» 47 nyerivald, man babe daselbst in einer entsetzlichen Schlucht das zerschmetterte Noß wie den zerschellten Leichnam des Räubers entdeckt. Die Tiefe des Abgrundes lief? zwar keine nähere Untersuchung zu, doch bekundeten mehrere Locken i von dem rothen Haar des Wegelagerers, daß er vor dem Sturz in die Kluft an einem Vaumast hangen geblieben sein müsse. Auch fand man am Nande des Abgrundes ! das Dolchinesser des todten Räubers liegen." — Diese Ansicht lnar irrig. (Schluß folgt.) ! Der neue Kreuzweg in der S't. Nicolaus-Dom- ! Kirche zu Laibach. Von Josef Plank, nach den Cartons von Josef Fiihrich. Die Ausschmückung der genannten Kirche in Laibach durch Aufstellung des heiligen Kreuzweges in der Art, wie ! selbe im vorigen Jahre in diesem Blatte besprochen wurde, > ist nun zur vollendeten Thatsache geworden, und die mcistcr. hafte Ausführung sämmtlicher vierzehn Stationen, nach den unübertrefflichen und weltbekannten Kompositionen Josef Füh« rich's, bildet jetzt im Vereine mit den übrigen im Innern der genannten Kirche in neuester Zeit vorgenommenen geschmack- ! vollen und reichen Nestaurationen ein vollendetes Ganze von edler Harmonie und von befriedigendstem Eindrucke. Wenn wir vor der näheren Erwähnung der einzelnen Meisterwerke Josef Plank's uns noch an den früheren Zustand unserer Domkirchc, mit ihren ermüdend kahlen und weißen Wänden im Hauptschiffe, mit den schwarzen und unscheinbaren Eisengittern dcr Oratorien, mit dem erloschenen Glänze am Holzwerke des Predigtstuhles, mit dem höchst schadhaften Schnitz« werke der fünf Orgeln ic., für einen Augenblick zurückerinnern wollen, so müssen wir mit Befriedigung anerkennen, daß gegenwärtig an unserer Et. Nicolaus'Domkirche die glücklichste Veränderung vorgegangen ist. Achtunddrcißig goldene Kapitaler zieren gegenwärtig ebenso viele halberhabene Säulen von lichtrother Marmor^Imitation; im Gesimse ober den Säule» läuft um die ganze Kirche ein Kran; schöngeformten, vergoldeten Laubwerkes; die fünf zierlichen blanken Orgeln erglänzen jetzt unter den edel und kunstvoll geschnitzten vergoldeten Umrahmungen; der Chor am Haupteingange ist mit goldenem Laubwerke bedeckt, welche demselben das Ansehen einer herrlichen Goldstickerei auf weißem Grunde verleihen; die vierzehn Bilder des heiligen Kreuzweges, wovon sechs im Hauptschiffe und vier in jeder der beiden Seiten« kapcllen, unter ganz vortheilhafter Beleuchtung, aufgestellt und mit Goldrahmen edler Zeichnung schön gehoben sind, bilden eine Gallerie von vorzüglicher Wirkung. Aller dieser Schmuck zeigt die Kirche erst als das, was sie wirklich ist, als einen Van edelsten StyleS und von imposanten Dimensionen und nun auch als ein dcr Hauptstadt einer frommen Provinz würdiges Gotteshaus. Aber nicht die architektonischen Formen dcs Gcbäudeö allein haben durch die jetzige Ausschmückung ihre wahren Vor« zuge hervorgehoben, es ist dley auch mit den alteren Fresken von Quaglio im Chöre der Domherren, im Plafond der Kirche und in den Seitenaltären dcr Fall, sowie nicht minder mit jenen von unbekannter, aber/sehr eminenter Meisterhand in den sechs beiderseitigen Altarkapcllen geschaffenen Bildern, von welchen besonders jene der heil. Magdalena genannt werden muß. Alle diese wahren Kunstwerke, welchen wir einen Photographen zur Vervielfältigung wünschen würden, zeigen erst jetzt ihre große und ergreifende Wirkung, nachdem Färbung und Vergoldung dieselben günstig umgeben. Es ist dieß vorzüglich mit den allegorischen Figuren in den Seitenkapellen der Fall, welche, acht an der Zahl, ebenso viele christliche Tugenden vorstellen. Auch die schöne Kuppel in der Mitte der Kirche zeigt erst gegenwärtig ihre wohlberechnete glückliche Wirkung und ergießt über alle Räume dcr Kirche nun jenes richtige Mast von Licht, welches zur Andacht stimmt, obne zu verdüstern. Sämmtliche Nestaurationen dieser Domkirche dankt die Stadt dem jetzigen Pfarrer derselben, dem bei der Stadt in höchster Achtung stehenden Domherrn Josef Suppan, welcher hiezu den Plan entwarf, die erforderlichen Mittel bei den sehr opferwilligen Bürgern sammelte, die Gcsammtausführung bis in das kleinste Detail überwachte, und der schließlich am 28. Oktober 1869 bei der seltenen feierlichen Einsegnung des heil. Kreuzweges in weihevoller Begeisterung die einem so erhabenen Gegenstände gewidmete Fcstpredigt mit eigener großer Rührung und mit sichtbarster Wirkung vortrug, und der, im Vorbeigehen sei es gesagt, hiebei auch weder des frommen Künstlers noch der vielen bekannten und unbekannten Wohlthäter vergaß. Meister Josef Plank hat aber bezüglich der Ausführung der vierzehn Gemälde des heil. Kreuzweges das große Verdienst, weniger zur Erlangung des ihm angebotenen, wahrlich sehr geringen Preises, als mit wahrhaft christlichem Gemüthe und mit sichtlicher Vorliebe für den erhabenen Gegenstand zur Hinterlassung einer würdigen, auf Rührung und Stärkung des Christen berechneten edlen Leistung gearbeitet zu haben. Von den vierzehn Bildern des heil. Kreuzweges, wovon jedes ein Meisterstück in richtiger Zeichnung, in lebhaften» Kolorite, in Harmonie dcr Töne, in Vereinigung des Lichtes bei dem Hauptobjekte, in der Luftperspektive und in der Plastik der einzelnen Figuren, genannt werden kann, sind vorzüglich die 1., 2., 8., 10., 11., 13. und 14. Station als a.anz besonders gelungen zu betrachten. Die Szene der Verurtheilung ist in Christus dem Herrn und in Pontius Pilatus mit so treuer Wahrheit des Ausdruckes und der Zeichnung gegeben, daß sie in unserer Seele die mächtigste Wirkung hervorbringt. Wir betrachten den Hei-land, der, verurtheilt ohne Schuld, in Ergebung das Urtheil des Menschen hinnimmt; ,vir betrachten Pontius Pilatus und fragen in Webmuth: warum hast Du vcrurtheilt den Heiligsten dcr Heiligen, dcr Du Deine Hand in Unschuld wäschest?! Die himmlische Ergebung des Heilandes und dessen Opfer« freude, wie sie das zweite Bild kunstvoll darstellt, wird kaum 48 i'elier zu geuen >eln, als »e yier gegeben >lnd! !Wlr werden z tief gerührt beim Anblicke der Unmenschen, welche den Hei« ! land umgeben, und wir erkennen, daß sie einer verkommenen L Naee angehören, die nichts Heiliges mehr hat, die keinen n Glauben mehr besitzt, und bei der im Tempel des Herrn das ! ^ goldene Kalb der Habsucht sein grimmes Unwesen treibt. Wir ' fühlen, daß Christus scheiden mußte, — scheiden aus dieser z Welt, um uns sein Wort und die Erlösung hienieden zurück- s zulassen! ^ s Im achten'Vilde, welches durch glückliche Vertheilung ^ ! von Licht und Schatten von besonderem Effekte ist, sehen ! '' wir uns tief ergriffen durch die Ruhe des Heilandes, der ! ^ zu den Töchtern Jerusalem's ruft: Weinet nicht über mich! ! t — Der weibliche Kopf am äußersten Nande des Bildes, er ! l weint im tiefsten Schmerze der Wehmuth — und diese Weh- ^ muth ergreift auch uns und befeuchtet auch unser Auge. Nicht -so jene Köpfe des Hintergrundes, die ihrem Zeichen nach z wahre herzlose Väter der spätern Shyloks sein müssen. Im zehnten Vilde ist, ganz abgesehen vom sonstigen < mächtigen Eindrucke, welchen die Handlung im Gemüthe des ' Christen hervorbringt, auch die vollendete Technik des Christus-Bildes zu bewundern. Der Maler beurkundet ein tiefes Eindringen in die Geheimnisse der Kunst, welcher es nur selten gelingt, so lebendig treue Darstellungen zu liefern, wie die Christus-Figur dieses Bildes demselben gelungen ist. DaS Vortrefflichste aller Bilder ist aber unstreitig das cilfte, jenes der Kreuzigung, ivelchcs durch seine meisterhafte Ausführung das Herz und das Auge des Beschauers allgewaltig an dieses lebensvolle Stück Leinwand fesselt. Man glaubt hier kein Werk der Menschenhand vor ilch zu haben, man steht vor der lebendigen Wirklichkeit, man ist Zeuge der schauderhaften That, verübt au dem vor uns liegenden, in völliger Ergebenheit duldenden Erlöser der Welt. Unser mitleidendes Herz wird in seinen tiefsten Tiefen erschüttert, unsere Wehmuth übersteht neunzehn Jahrhunderte uud leidet mit dem vor unsern Augen sterbenden Heiland. Von den übrigen Bildern heben wir nur noch hervor: am vierten den schmerzvollen Kopf Marien's', am fünften Simon den Cyrenäer, als eine sehr effektvolle malerische Figur; am sechsten die lieblich edle Gestalt der Veronika und die satanische Figur des Henkerknechtes hinter dem Heilande; am zwölften die Köpfe der beiden Marien; am dreizehnten die leidende Mutter und die gelungene Gestall der Magdalena. Zur Vollendung des ganzen großen Werkes hat Plauk kaum ein Jahr verwendet, was in Berücksichtigung der Dimensionen, jedes Bildes von fünfzehn Quadratfusi (4^/, Fuß Höhe und 3 V2 Fuß Breite) und bei der erwähnten meisterhaften Ausführung nls außerordentlich mäßig genannt werden muß. Wir wüuschcn, daß der Meister noch recht viele Kirchen mit ähnlichen Kunstwerken schmücke, von welchen in Wahrheit gesagt werden kann, daß jeder Beschauer beider Betrachtung auch ohne Gebetbuch in tiefster Andacht betet. > 5-.M^-., 5ML. Literatur. Eine besondere Erscheinung im neu erwachten politischen Leben stnd die vielen Broschüren, welche stch mit den brennendsten Fragen des Staates beschäftigen. Vor uns liegen drei derselben, welche in der Verlags-Buchhandlung von Zamarski und Dittmarsch anonym erschienen sind: Das Historische und seine Berechtigung in der Politik (ein in der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien nicht gehaltener Vortrag) ist eine Flugschrift, welche Berücksichtigung verdient. In treffender Darstellung weist der Verfasser nach, daß das Anknüpfen an Historisches von gewisser Seite nur dann empfohlen wird, wenn dieses in den Kram paßt; daß man z. B. immer auf die Vorzüge de6 Mittelalters, auf die staatlichen Eiurich« tungeu, auf die fromme Gläubigkeit hindeutet und dabei gar nicht wissen will, wie reich das Mittelalter an barba» rische» Sitten und Gebräuchen, an Dummheit und Aberglauben gewesen ist. Die Schrift kann vorzüglich Jenen empfohlen werden, welche in der ständischen Bevorzugung die beste Staatscinrichtung erblicken. Zur Lösung der N a t i o n a l i t ät e n » Fr a g e. (Ein Mahnruf an die Regierung und die Völker Oesterreich',?,) Der Verfasser steht ganz auf nationalem Stand« punkte; er plaidirt für ein ganz ueueS politisches System, für eine totale Veränderung in der bisherigen Vrovinz-Eintheilunq, an die Stelle der Kronländer sollen nationale Individualitäten treten. Der Verfasser scheint ein großer Theoretiker und Projektenm.icher zu sein, wenigstens läßt er sich über das „Nie" der Einführung der neuen Ordnung der Dinge sehr vorsichtig und unklar vernehmen. Das konstitutionelle Oesterreich. (Eine Studie über Oesterreich's Versassung.) Der Titel enthält die beste Kritik; es ist eine Studie, durch welche der Ver« fasser die Verfassung besser kennen gelernt haben mag, als sie der Leser aus der Broschüre kennen lernen kann. Es finden stch wenig neue Anschauungen darin. Alles schon dagewesen. Illustrirtes Familienbuch des österreichischen Lloyd. Neue Folge. l. Band. o. und 6. Heft. Wir haben schon olt die Vortrefflichkeit dieser Zeitschrift zur Unterhaltung und Belehrung häuslicher Kreise hervorgehoben, wir können auch von diesen beiden vorliegenden Heften nur Lobendes sagen. Im fünften Heft hat uns neben dc» verschiedenen unterhaltenden und populärwissenschaftlichen Artikeln L. Schücking's Literaturbericht angesprochen. Diese Berichte bilden stets eine höchst interessante Lektüre, denn sie erschöpfen nicht nur den Inhalt der angezogenen Bücher, stc begleiten denselben auch mit geistreichen Winken und Bemerkungen, die oft werthvoller und bedeutender sind, als die Bücher selbst. — Das sechste Hest bringt ein hübsches Gedicht von Robert H a m m er l i n g „Antikes Seemärchen" — eine Kriminalgeschichte von Temme, der in diesem Genre unerschöpflich zu sein scheint, betitelt: „Eine arme Sünderin" — eine literarhistorische Skizze: „Hackländerund Höfer" von Ludwig Ißleib —zwei geschichtliche Aufsätze: „Die Auersperge in Krain" von Radics, und „Die Partei« stcllung des Senats während der Belagerung von Mutine" von Woltcrsdorf — eine Schilderung der Inseln Pit-cairn" von dem Novara«Reisenden Dr. C. Scherz er — einen Artikel über Vaumwollhandel und einen Literaturbericht. Beide Hefte stnd, wie es gewöhnlich geschieht, jedes mit drei Druck und Verlag vun Ign. U. Kleinmayr N F. Vambevss in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur F. Bamberg.