«e» lnr Aunst, Literatur, Theater «.geselliges Lebelt. Herausgegeben und redigirt von Leopold Kordesch. ^ ZI . Montag am NO. Augult Ä83O. Mein Tranm. 3! n eines Baches grün umflortem Nande Saß ich so froh in einem lieben Thal; Die Fluren lachten mir im Nraulgewonde U,rd stiller Jubel herrschte überall. Mi r war so wohl bei diesem heil'gcn Schweige», Doch Nieman d halt' ich, dem ichs tonnte zeigen. Ich warf den lebensfrohen Blick nach Oben, Des Himmels Niesendom, wie freundlich blau, Wie groß, wie gottcswürdig, wie gehoben Stella er sich dar Vor meine,«! Blick zur Schau! — Und in der Allmacht großes Werk Verloren, Schwoll mir das Herz, ich war wie neugeboren. Da stürzt von eines Berges steiler Höhe Ein losgeriss'ner Stein auf mich herab. Und—schreckgebahnt erwa<-ch kann nichts mehr empfinden. — Doch plötzlich wird es Licht »or meinen Blicken, Und einen Engel seh' ich vor mir steh'»/ Sein Äuge strahlt das wonnigste Entzücken Und sei» Gesich? ist überirdisch schön. Ich alHme frei, denn liebend hat die Wunden I n der Betäubung er wir schon verbunden. D'rmn will ich jetzt des Engels Antlitz schauen Der mich entrissen aus des Todes Arm. Mi t heißem Dank und innigem Vertrauen Blick' ich ins Auge ihm gerührt und warm. Doch wer ermißt mein Staunen, mein Erbeben? — Im Engel seh' ich — 2 i e bche n s Züge lebe» ! — Leop. Kordes»). Wie ich zu meiner Frau kam! (Beschluß.) Ich sah sie NN. I n ihrem thränenfcuchten Auge glänzte Mitleid und Rührung. Wenn Ihre Worte Wahrheit sind, warum wollen Sie mein und Ihr Glück zerstören. Es gibt etwas im Leben, das jeden Schmerz erträg­lich macht, und das ist d.as Vcwußtseyn erfüllter Pflicht. Ich kann nicht glauben, daß Ihre Mutter auf ih­rem Willen bestehen würde, wenn sie wei.ß, daß dieses der Tochter Herz bricht, und mich grenzenlos unglück­lich macht. Ich glaube, das selbst nicht, darum darf sie nie erfahren, daß ich ein so schweres Opfer bringe. Und Sie wollen dennoch? — Ich will! Seit »5 Jahren hat meine Mutter auf den Augenblick sich gefreut, wo sie mich dem Sohne ihres Freundes zufuhren könnte; dieser Augenblick sollte ihr Ersatz für ihr verlorenes Liebesglück seyn; und' doch würde sie abstehen, wenn sie nur ahnen würde, daß die Erfüllung ihres Wunsches mich unglücklich mache; aber sie soll es nie erfahren; ihr soll die lang ersehnte Freude werden, und müßte ich diesen frohen Augenblick mit dem Glücke meines Lebens erkaufen. Ich bewundere die Größe Ihrer Tugend, aber ich kann sie nicht loben; Sie mögen mir verzeihen? wenn ich Ihre Mutter von der wahren Lage der Sache un­terrichte. Das werden Sie nicht thun, lieber Freund! es war mir ein tröstender Gedanke, daß Sie durch groß­müthiges Entsagen mein Opfer erleichtern,würden^ Ihre Eröffnung würde zu nichts nützen > da die Mut­ler nur meinem Geständnisse glauben wird. Darum fügen Sic sich in das Unvermeidliche, die Spanne Le, den ist ja zu kurz', um sie nicht willig einer guteil Thal zum Opfer zu bringen. Sie sind eine Heilige! rief ich zu ihren Füßen, mit Ihnen ist meinem Leben der innere Kern genom­men, mag mit der Schale geschehen, was da will , mein Geist sieht von nun an durch des Lebens Finstcr­niß nur dem lichten Augenblicke entgegen, wo er frei und fessellos der Erde entschweben wird. Ich küßte ihre Hand) sie'sah mich mit einem Blick voll Liebe an. «Leben Sie wohl« schluchzte sie «ich fühle es in diesem bittern Augenblicke, ich werde nicht glück­lich seyn.« R3V Drei Tage hatte ich mein Zimmer nicht verlassen, mir war es unmöglich, unter Menschen zu gehen, da mir jede frohe Musterung, jedes Lächeln nur Hohn mei­nes Schmerzes schien. I n Schwermuth versunken, saß ich an meinem Schreibepulte und kritzelte gedankenlos mit der Feder: Es währte auch der Liebe Glück ^ Nur einen kurzen Augenblick Doch eine stille Ewigkeit, Der Liebe Leid — Da öffnete sich die Thüre, und Doktor seneii» trat ein. Sie sind noch da? rief ich freudig, und Julie ? — Ich bringe Ihueu ihr letztes Lebewohl. Sie ist fort? — Seit zwei Tagen. Ich schwieg seufzend. Sie bat mich hier zu bleiben, und Ihnen in ihrem Name» zu sagen, Sie sollen Ihren Schmerz bekämpfen, und Ihr Leben nicht in zwecklosem Gram vergeuden. Ich schwieg fort. Verzagen Sie nicht junger Freunds tue Zeit bringt jedem Schmerze Linderung, und eine gute That ,ist ein kräftiges Heilmittel für ein verwundetes Herz. Ich sprang auf. Um einen geringer« Preis konnte der Wille mei­nes Oheims nicht erfüllt werben, rief ich, ich reise zu ihm, wollen Sie mich begleiten? Ich weiche nicht von Ihnen, bis Sie ruhig sind. Was ich bezwecke, tonnen Sie aus diesem Briefe ersehen, sie hat mir vorgeleuchtet, ich folge ihr. Der Doktor las den Brief. Ihr Oheim heißt Mona«, fragte er erstaunt, nachdem er gelesen. Ich bejahte. Und hat einen Sohn? Er ist ledig und kinderlos. Aber Sie heißen ja Golden? Ich bin sein Adoptivsohn, und tan« beide Namen mit Recht führen. Es erwartet Sie eine Braut bei Ihrem Oheim? AH! vielleicht mit so schwere« Herzen, wie Juli e den Bräutigam erwartet. Auf Leiden folgen Freuden, sagte der Doktor mit sonderbarem Lächeln, das ist ein alter Spruch, aber sehr wahr und tröstend, und jedes Opfer findet seinen Lohn, er wird Ihnen auch nicht ausbleiben, und der Größe Ihres Schmerzes angeineffen seyn ; darum zögern Sie nicht, man kann eine gute That nicht schnell genug begehen. Der Doktor drängte znr Rufe, und wir fuhren in einer Stunde dem nur einige Meilen entfernten Oute nieines Oheims zu. Des Doktors unerschöpflicher Frohsinn und seine gute Laune hatten mich so weit gebracht, daß ich mit ruhigem Gesichte vor meinen Oheim treten konnte, der in einem Rollstuhle sitzend, uns freudig die Hand zum Willkommen reichte. Dein schnelles Kommen, mein lieber Sohn sagte er, läßt mich, hoffen, daß Du meinen Wünsche» nicht entgegen seyn wirst. Ich danke Dir für Deine Bereit« Willigkeit, sie wird Dich nicht gereuen, denn Deine Braut ist ein Engel an Schönheit und Güte. , Eine schmerzliche Erinnerung durchzuckte mich, aber ich durfte dem Oheim die Freude nicht vergällen, darnm versicherte ich ihm, ganz zu seinem Wunsche zu seyn. Du warst immer ein guter Sohn, sagte der Greis mit Rührung, ich hoffe in Deinem Glücke Ersatz zu fin­ den für mein verlorenes Iugcndglück. ^- Konnte mir die Mutter nicht augehören, so soll die Tochter Dich, mein Sohn, beglücken. Aber Du wirst begierig seyn, Deine Braut zu sehen. Du findest sie sammt der Mutter im Garten. Ich folgte dem Winke. Der Doktor blieb bei dem Oheim znrück. Als ich in den Garten kam, sah ich zwei Frauen in eine Seitenalle einbiegen. Ich ging ihnen entgegen, und stand vor Julien.und ihrer Mutter. Juli e erblaßte. Herr v. Solden , sagte sie mühsam, ich hatte Ihnen mehr Zartgefühl zugetraut, als daß Sie mir folgen würden. Als ich Hieher kam, entgegnete ich, hatte ich so wenig Ahnung, Sie zu treffen, als ich jetzt noch nicht begreifen kann, «sie Sie auf das Gut meines Oheims kommen? Ihres Oheims? — , Herr v. Mona« ist mein Oheim. Gott, das ist zu viel! seufzte Julie und sank zu­ sammen. Ich und die Mutter bemüheten uns vergebens sie ins Leben zurück zu rufen, und als unsere Bemühun­gen vergebens waren, trug ich sie auf den Armen ins Schloß. Was ist Deiner Braut geschehen? fragte der Oheim, während der Doktor hilfeleiftend mit Julie n beschäf­ tiget war. M. August l»5N. Unser Dalmatien ist st wenig beschriebe«, und dennoch so merkwür­dig, daß es den verehrten Lesern Ihrer Carnioli a vielleicht nicht unin­teressant se,)n würde, in Kürze Einiges darüber zu vernehmen. Nach vor« ausgeschickter Bitte um Entschuldigung wegen meiner Saumseligkeit, die Sie mir zu Gute Halten wollen, indem unsere Sonnenhitze, die meiste Schuld daran hat, theile ich Ihnen über Dalmatien und vorerst Zar« Folgendes mit: Von meiner Landreise bis Triest und meiner Seereise von da nach Zar« tonnte ich Ihnen Manches erzählen, wenn ich nicht fürch­tete, dabei in den Strom größerer Ausdehnung zu geralhen, allein so nichts davon. Nach Stürmen folgt Ruhe, das ist ein sehr altes Sprich­wort, dessen Wahrheit ich selbst erprobt habe; denn nach einem ganz arti­gen Sturme, der unser Schiffchen sehr unartig herumwarf, liefen wir in den Hafen von Aar» ein. Ich finde sehr gut, daß zwischen Triest und Zara «ine ziemlich weite Flache Wassers liegt; denn könnte man in einer Viertelstunde von Triest nach Zar« gelangen, so müßte Einem ungefähr so zu Mnlhe sc,)n, als wenn man aus dem W«lls»ale in einen Kerker ge­worfen würde. Tausend geschäftige Handelnd befehlende Stimmen ge­ben auf dem Mol, des Tricster Hafens ein Bild des regsten Lebens, man wird nie müde, das bunte Durcheinanderwogen und den beständigen Wech­ sel der Schiffe zu betrachten, während es in dem Hafen von Zara so stille ist, wie in einem Nethhause. Nur wenige Schiffchen, mit Wein und dür­ren Holzzweigen beladen, liegen vor Anker, und wenn es zuweilen ein Geräusch gibt, so sind es die Meereswogen, die an die Mauern der Fe­stungswerke anschlagen, «Is zürnten sie, daß Menschenhände ihrer Macht hier so feste Grenzen gesetzt haben. Sobald wir ans Land steigen durften. Verfügte ich mich in dle Stadt, um ihr Inneres zu besehen. Enge, wink­lige Gassen, steinerne, «»angeworfene Häuser geben derselben ein lrauri­aes Ansehen, und ich sah Gestalten herumwandeln, die ich erst noch ge­nauer Betrachtung als Mäunlein oder Weiblein zu unterscheiden wußte. Nor «5 Jahren soll in der Stadt noch Gras gewachsen sevn, aber durch die thätigen Bemühungen des verdienstvolle,! würdigen Gouverneurs, Lr . Erccllenz, des Herrn Grafen V. Lilienber g hat die Stadt sehr viel an Verschönerungen gewonnen. I n einer der größten Bastionen ist e!n öf­fentlicher Garten angelegt, der in dem heißen Klima herrlich gedeiht, und in der Mittagshitze mit seinen dichten Baumschatten wahre Erquickung ge­währt. Dahin gehen die vornehmen Zaradiner, unter denen es viele Deutsche gibt, in den Abendstunden, erquicken sich durch treffliches Gefro« rene, während die Musikbande des t. t. Infanterie-Regimentes Mayer verschiedentliche Musikstücke vorträgt. Die Stadt ist bloß durch eine Brücke mit dem festen Lande verbunden, und hat auf dieser Veite ein Glacis, die Allcrwiese der Baradiner; die schöne Welt ergeht sich auf diesem jeden Sonntag Abends, um sich bewundern und anstaunen zu lassen; mehr darf man nicht wagen, denn ein Frauenzimmer, besonders ein Mädchen öffent­lich anzusprechen, gilt als Entehrung. Ländlich, sittlich! — (Beschluß folgt.) Auflösung dcr Cbarade im Blatte Nr. Zt. Hauptmann. Laibach, gedruckt bei Joseph Blasuif.<