Neue populare Unterrichtsmethode fur den Zuschnitt der Damenbekleidung. S elbstunterrichte verfasst und herausgegeben M, Kunc, hneidermeister in JLeiit>acii. (Verfasser des Werkes „E)ie ✓CvisclineicLek:uinst“.) Mit 8 Tafein, 40 Original-Figuren und 1 Masstabelle. HialTsacli. Selbstverlag. — Druck der »Narodna Tiskarna". 1891. Prels brochlrt fl. 2'60, gebd. fl. 3'—. Ueber das \Verk die „Zuschneidekunst“ erhielt der Verfasser unter anderen auch nachstehende Gutachten: Von Herrn Josef Finzl, Genossenschafts-Vorstand der Kleidermacher AViens. „Ich habe Ihre schone Arbeit erhalten und dieselbe gewiegten Fach- kollegen vorgelegt; dieselben haben das Buch, besonders auch die Zeich- nuhgen vortrefflich gefunden. Der feine Geschmack wurde allgemein be¬ sonders hervorgehobenA Von Biirgerschuldirektor Herrn Josef' Lipphardt, Obmann des Gewerbe- vereines in Braunau Biihmen. „Ich habe ihre sehr verdienstliche Arbeit „die Zuschneidekunst 11 deto Fachmanner Collegium des hiesigen Gerverbevereines zur Begutachtung iiber- geben und es gereicht mir nur zum Vergniigen Ihnen die erfreuliche Mit- theilung machen zu kiinnen, dass ihr Werk einstimmig als rin vorziigliches Unterrichtsmittel zur Erlernung des Zuschnittes fiir moderne Herrenkleidcr bezeichnet wurde. Indem ich Ihnen im Namen des hiesigen Gerverbevereines fiir Ihre Bemtihung zur Hebung des Schneidergerverbes bestens danke, wimsche ich Ihrem Unternehmen auch einen entsprechenden materiellen Erfolg." Von Herrn Edm. Beischenbech in Miinchen. „Der „Zuschneidekunst“ des Herrn M. Kunc kann ich nur die beste Anerkennung zollen. Es ist ein Werk \velches in knapper Bassung die gesainmte Zuschneidekunst klar und deutlicli darlegt, weshalb dasselbe jedem Schneider empfohlen werden kann.“ Von Herrn Johann Perz (friiher Zuschneidelehrer an der siiddeutschen Bekleidungs-Akademie in Stuttgart, jetzt Zuschneider in Miinchen): r Den Empfang deines Werkes habe ich dir bereits bestattiget. Nach- dem ich deine Arbeit durchgesehen habe, gestehe ich dir ganz unparteiisch und mit Vergniigen, dass das, was in der Vorrede versprochen wurde, gewissenhaft und in vollem Masse erfiillt worden ist. Was mich besonders anmuthet. ist die seliiichte Spraclie und die pracisen Explicationen, rvelclie die Tlieorie so kurz und docli so allgemein verstiindlirli erkliirrn. Die Theorie sell)st enthiilt eine ganz gute Grundlage; der Aufbau der Modelle ist sehr einleuchtend, und lassen sich mit den niithigen Hilfs- massen hauptsiichlich bei Abnormalitaten nach meiner Anšicht ganz vor- ziigliche Resuitate damit erzielen. Ich bin iiberzeugt, das mancli alter Piaktiker sicli das Svstem aneignen \vird. Ich nenne dein Werk: Ein richtig \Vort zur rechten Zeit und wiinsche, dass dasselbe jene Beachtung und Anerkennung finde, welche es verdient.“ Von Herrn Johann Richter, Schneidermeister in Tetschen a. d. Elbe (Verfasser, der fiir die gewerblichen Fortbildungsschulen approbierten, Fach- Zeichenvorlagen fiir das Schneidergewerbe): „Die Uebersendung eines Exempldres Ihres Werkes hat mich freudigst uberrascht, umsomehr, als mir dasselbe die Bestatigung bringt, dass die Grundlage meiner Ausgabe wirklich eine solche ist, auf welcher weiter- gebaut werden konnte; und dies haben Sie, geehrter Herr College, in einer \Veise verstanden, dass ich in Ihrem Aufbaue wohl meine Grundidee wieder- Neue populare Unterrichtsmethode fur den Zuschnitt der Damenbekleidung. Zum Selbstunterrichte verfasst und hcrausgegeben von M« Kunc, Sohneidermeister in Laibaoh, (Verfasser des Werkes ,,Uie Zuschneidekunst“.) Mit 6 Tafeln, 40 Original-Figuren und 1 Masstabeile. Lai/bacli- Selbstverlag. — Druck der „Narodna Tiskarna 11 . 18 « 1 . Alle Reehte vorbehalten. ss fur den riickwartigen mit 4 l / 2 cm, wie dies auf der Figur mit kurzem Strichen angedeutet ist. Bis zu diesen Endpunkten sind nun von der Taillenlinie nach aufwarts die Hilfslinien fur die Brustausnaher zu ziehen, vromit die Construktion des Grundrisses zu einem Taillenschnitte beendet ist. Die Hohe der Brustausnaher richtet sich nach der Biisten- form und nach der Seitenhijhe. Die Differenz ist nicht bedeu- tend und \vurde z. B. bei einer Seitenlange von 16 cm, die End- punkte von der Brustlinie hinab, vorne mit ruckwarts mit 4 cm, bei einer Seitenlange von 20 cm vorne mit 6 l / 2 , riickwarts mit 5 1 2 cm zu bezeichnen sein. Der riickwartige Brustausschnitt soli also stets um 1 / a —1 cm langer (hoher) sein, als der vordere. Durch Anlage des Massbandes an dem ersten Seitentheil ist am Grundrisse jener Ort unter dem Arm angedeutet, an welchem die Seitenlange (hier 18 cm) zu messen ist. VI. Capitel. Das Zeichnen der Contouren zum Taillenschnitte. Dargestellt auf Tafel II, Fig. 5. Auf dieser Figur findet der Lernende alle Linien des Grund¬ risses mit leichteren Strichen ausgefuhrt, wieder. Bevor derselbe zur Ausfuhrung der Contouren iibergeht, empfehle ich ihm die nochmalige Aufstellung des Grundrisses nach den Vorschriften cns vorigen Capitels, jedoch unter Zugrundelegung dieser Figur, bei welcher durch Anlage des Massbandes sowohl das Massnehmen der Oberweite, Brustbreite und Rtickenbreite, als auch die Anwendung dieser Masse auf den Schnitt selbst, dar¬ gestellt erscheint. Die Zeichnung der Contouren der einzelnen Schnitttheile lasst sich sch\ver beschreiben. Dieses bleibt Aufgabe der Schule und der Uebung. Nur ein genaues Studium dieser, in halber wirklicher Grosse ausgefiihrter Zeichnung kann dem Selbst- lernenden die, sowohl durch den Schonheitssinn als auch durch die Abrundungen der Biiste und die Zusammensetzungsart der 2 4f 18 einzelnen Schnittheile, bedingten Abweiehungen der Contouren von den ursprtinglichen Linien des Grundrisses veranschaulichen. Die gesohmackvolle Zeichnung der Contouren manifestirt die schonste Seite der Zuschneidekunst und empfehle ich den Ler- nenden die nachhaltigste Uebung in diesern Fache. Fig. 5. stellt den vollkommen ausgefiihrten Taillenschnitt dar, vvelcher mit der Giirtellinie am Korper abschliesst, und die Grundlage zur Construktion sowohl der verlangerten Taillen ala auch aller iibrigen verschieden benannter Formen der Frauenbekleidung bildet. Die hauptsachlichsten Abweichungen der Contouren von den Linien sind folgende: die Rtickentheilcontour ist vom Punkte NI aus, im massigen Bogen, an der Brustlinie circa 2 cm von der Hilfslinie entfernt auszufuhren. Ebenso sind die unbedeutenden Abweichungen des Riickentheiles am ITalsloche und der Achsel- naht zu berilcksichtigen. Das rlickwartige Seitentheil hat beim Punkte NI eine Schweifung von 1 cm gegen die Contur des Riickentheiles, um den Anschluss liber den Schulterblattern zu ermoglichen. Auch ist das Seitentheil unter den Schulterblattern beginnend na.ch unten um ein Geringes (etwa 1 / 2 cm) zu schweifen, \voraus sich der Anschluss an die Weichentheile ergibt. Die Armlochcontour beginnt mit der Achselspitze des Riickentheiles, welche von der Riickenbreite, bez. vom oberen Punkte r um 1 / 2 cm hinauszustellen ist, um die Bildung einer unschonen Ecke an der Achselnacht zu verhindern, worauf die Lange der Achselnaht von der Linie M— 02 auf die Linie F- 02 iibertragen und damit die Armlochspitze des Vordertheiles bezeichnet \vird. Der Vortritt der Armlochcontour an der Brust wird, wie Fig. 5 durch Anlage des Massbandes anzeigt, durch das Mass der Brustbreite (hier 20 cm) bestimmt. Im Uebrigen geben die angesetzten Betriige in cm die nothigen Anhaltspunkte fiir den Lauf der Armlochcontour. Die Brustcontour ist vom Punkte JI an der Brusterweite- rungslinie zu flihren und bei Punkt L im Bogen an die Linie O J anzuschliessen. Hierher gehort die Erklarung, warum am Grundrisse die Linie 0—01 mit 1 cm mehr, als die halbe Ober- weite (hier also mit 49 cm) einzustellen ist. Der Lernende findet an der Fig. 5 dass das Riickentheil bei Punkt B 1 cm von der sen- -H- 19 * krechten Linie entfernt ist. Ausserdem zeigt ihm die Anlage des Massbandes unter der Brustlinie an, dass die Zugabe von 2 cm vorne deshalb nothig \var, um einestheils den Ausfall bei sinem Seitentheile zu erzetzen, wahrend der Rest fiir die Er- Weiterung des Brustkorpers durch das Athmen entfallt. Die Flache G—B muss daher 2 cm mehr als die genau gemessene Oberweite betragen (hier also 50 cm, siehe Massband). Die Verlangerutig des Taillenschnittes vorne bei Punkt JI unter die urspriingliche Taillenlinie betržigt 1—2 cm. Um soviel liegt namlich der wagrecht angelegte Taillengiirtel in Folge der Brustwolbung tiefer, als Punkt J. Diese Verlangerung kann auch damit bewerkstelliget werden, dass die Lange F — H fiir die Lange von F — JI wie durch . .. angedeutet ist eingestellt, und von dort eine Hilfslinie nach H gezogen wird. Punkt JI ist deshalb vviehtig, weil er den Endpunkt einiger Erganzungsmasse bildet, wo- von im spateren Capitel gesprochen wird. Die Contouren des Halsaus- schnittes und der Brustausnaher sind aus der Zeichnung ersichtlich. Wie aus dieser Figur ersichtlich ist, befindet sich Punkt D in der genauen Mitte des ausgefuhrten Taillenschnittes, so, dass derselbe die Flache G — B in gleiche Halften theilt. In- folge dessen eignet sich derselbe naturgemass so\vohl zur Be- stimmung des Abschnittes des Vordertheiles, aus auch des Huftenpunktes Ii Punkt H kann tibrigens auch am Korper durch das Mass gefunden \verden, wenn man von der Ruckenmitte nach vor, unter dem Arme die halbe Oberweite, Punkt D feststellt, und das Massband von dort senkrecht auf die Hiifte fallen lasst. Von dem, so gefundenen Punkte II aus, wird nun zum Punkte C die Weichenbreite gemessen, wodurch dieVertheilungderTaillen- weite direct nach Ergebniss dieser Messung stattfinden kann; was jedoch nur bei sehr abnormalen KorperverhalLnissen nothig ware. Von der Brustkante, wohin Punkt G versetzt erscheint, liegt also Punkt D '/d Oberweite plus 1 cm entfernt und soli an diese Stelle bei allen Massverhaltnissen eingestellt werden, selbst wenn der Abschnitt des Vordertheiles nach Geschmack oder Mode mehr nach riickwarts verlegt 1 wiirde, Avoriiber die nbthigen Erklarungen in den folgenden Capiteln gegeben \verden. 2 * — 1 » 20 *- VII. Capi tel. Ueber die Erganzungsmasse. Dargestellt auf Tafel II, Fig. G, 7 u. 8. Die Erganzungsmasse haben den Zweck, den, nach den Hauptmassen aufgestellten Taillenschnitt der jeweiligen Biisten- form in jenen Partien entsprechend zu gestalten, welche durch die Hauptmasse nicht beriihrt wurden. Die Zahl dieser Masse kann sehr ausgedehnt werden; sie sind jedoch nur dann mit Sicher- heit anzuwenden, wenn sie sehr genau genommen wurden. Die wichtigsten Erganzungsmasse, welche nach den 6 Hauptmassen unbedingt genommen werden sollen, sind fol- gende: 7. Die Biistenliinge. A —J. Dieses Mass geht ruckwarts vom Halbwirbelknochen Punkt A aus (siehe Fig. 6) liber die BusemvGlbung und endigt in der vorderen Taillenmitte bei Punkt J, an der unteren Kante des angelegten Giirtels (siehe Fig. 7). 8. Die Schulterhbhe C—J. wird, wie Fig. 6 und 7 darstellt, von der riickwartigen Taillen- mitte Punkt G , iiber die Schulter bis nach vorne zum Punkte J gemessen. Der Ort an der Achsel, iiber welchen gemessen werden soli, befindet sich in 2 / 3 Entfernung von der Halsspitze oder vom Punkte F. 9. Die Vorderlange L—J. wird von der Halsgrube Punkt L , oder von jenem Punkte, wo der Kragen angesetzt werden soli, senkrecht bis zum Punkte J gemessen (siehe fig. 8). 10. Die Halsweite wird rund um den Hals, bis zu den vorderen Ausschnittstellen gemessen, wobei selbstverstandlich etwaige Schleifen oder Bro- schen, welche das genaue Massnehmen behindern wiirden, ent- fernt werden miissen. —* 21 •&— Es konnen zum Taillenschnitte noch die Masse der Achsel- breite, Armlochweite, Busenhohe etc. genommen werden; sind jedoch in den meisten Fallen entbehrlich, da die dargesteliten zehn Masse zur Aufstellung einer tadellos sitzenden Taille vollkommen geniigen. Um beim Massnehmen eine gewisse Ordnung zu beobachten, schreibe man sich in das Massbuch die hier dargesteilte Reihen- folge der Masse ein, wodurch auch die Unterlassung irgend einer Messung verhiitet wird. Insoweit fiir andere Kleidungsstiicke Masse genommen werden miissen, wird in den beztiglichen Ca- piteln erkliirt werden. VIII. Capitel. Ueber die Anwendung der Erganzungsmasse und Verlegung Nahte und der Contouren. Dargestellt auf Tafel III, Fig. 9, 10 und 11. Die Controlle, eventuell Berichtigung des normalen Taillen- schnittes nach den Erganzungsmassen, kann schon nach erfolgter Zeichnung des Grundrisses geschehen, in welchem Falle die Con¬ touren sofort diesen Massen entsprechend auszufuhren sind. Es konnen aber auch die Contouren vorher gezeichnet werden und die Erganzungsmasse erst nachher in Anwendung gebracht wer- den. Des leichteren Verstandnisses wegen, wahle ich die letz- tere Art zur Erklarung. Nachdem der Taillenschnitt wie Fig. 9 darstellt, fertig ge¬ zeichnet wurde, lege man dass Massband mit der Ziffer der Hals- breite des Rtickentheiles (hier 6 cm) bei Punkt F an und messe bis zum Punkte JI die Biistenlange A —J. Desgleichen messe man die Schulterhohe vom Punkte C liber das Riickentheil und von dort bis zum Punkte Ji; darauf die Vorderlange vom Punkte Ji bis L. Nach den Ergebnissen dieser Erganzungsmasse ist nun der Schnitt an der Achselpartie zu berichtigen, indem man denselben unter dem Halse und an der Achsel erhoht oder vertieft, je nach- dem es diese Masse anzeigen. Der Einfachheit wegen habe ich bei Fig. 9 eine gleichmassige Verlangerung mi 1 und 2 cm liber das Normale mittelst Linien an der Achsel angezeichnet. Ebenso ist die Vorderlange ober Punkt L mit einem Striche zu bezeichnen. Fig. 10 zeigt aber die praktische Durchfiihrung einer, nach den Massen der Bustenlange, Schulterhohe und Vorder¬ lange gleichmassig zu 1 und 2 cm bevrirkten Verlangerung der vorderen Biistenpartie. Diese Verlangerung resultirt oft aus einer zuriickgebogenen Korperhaltung; zumeist aber aus der Starke des Busens, und bildet die fast einzige Veranderung eines, nach den Hauptmassen aufgestellten Taillenschnittes. Sehr wichtig erscheint die Zuriickstellung der Halsspitze Punkt F, bei Verlangerungen, wie dies auf Fig. 10 ersichtlich ist. Die Zuriickstellung richtet sich nach dem Grade der Biistenver- langerung, wenn sie aus der Busenstarke resultirt und kann von V 2 bis 2 cm vom normalen Einstellungspunkte aus, betragen. Fig. 10 deutet iibrigens diese Abweichung der Halslochcontour deutlich an. Als Grundsatz kann gelten, dass ftir je 1 cm Ver¬ langerung, knapp Va čm, Zuriikstellung der Halsspitze construirt iverden soli. Ebenso ist in solchen Fallen die Contur bei L nach innen zu fiihren, \vas iibrigens auch durch die Anlage des Masses der Halsweite zu controlliren ist. Selbstverstandlich ist es, dass die Messungen auch solche Resultate ergeben konnen, wonach die einzelnen Masse keine gleichmassige Veranderungen zulassen, wie solche hier darge stellt sind. Ich hoffe aber, dass der Lernende nach dem Gesagten auch solche ungleiche Veranderungen (ein richtiges Mass vorausge- setz) correct durchfiihren \vird, empfehle aber jedenfalls beim Zuschneiden die Zugabe eines Einschlages auf der Schulter, um, falls man die Erganzungsmasse nicht genau genommen haben solite, die Taille an der Schulter bei der Anprobe berichtigen zu konnen. Wenn man daher ohne Anprobe vollkommen sicher ar- beiten will (\vas Iibrigens bei gevvohnlichen, normalen Wuchse nach meiner Methode nicht schivierig ist), muss man sich auf die genommenen Masse verlassen konnen. Um den Lauf der Contour bei verschmalerter Achsel zu zeigen, ist die Ruckenbreite bei Fig. 9 mit nur 15 cm angenom- * 23 fr men. Ausserdem sind auf dieser Figur beide Seitentheile etwas schmaler gemacht. Der Abschnitt des 1. Seitentheiles ist von der Mitte, welche durch Punkt D dargestellt ist, um 2 cm nach riickwarts verlegt, wodurch die Flache des Vordertheiles breiter e rscheint. Auch ist die Flache des Vordertheiles liber den Punkt H hinaus um 1 cm verbreitert, wofur aber das Seitentheil um 1 cm verschmalert ist. Diese Construction soli dem Lernenden zeigen, dass es ihm freisteht, die Nath des Seitentheiles beliebig nach riickwarts zn verlegen. Der Durchschnittspunkt zur gleich- massigen Vertheilung der Taillenweite bleibt jedoch stets Punkt H, welcher durch die senkrechte Lime vom Punkte D abwarts festgestellt wird, wie dies auf Fig. 9 mit _.____ neuerdings dargestellt ist. Auf Fig. 10 ist neben der bereits besprochenen Verlange- rung der Biisten- oder Schulterpartie, an der vorderen Brustkante eine mit.bezeichnete Zugabe nebst Einschnitten an der Kante und im Armloche dargestellt. Eine solche Zugabe ist bei sehr starkem Busen und wenn die Taille komode sein soli, zu construiren. Die Einschnitte sind, wo nothig, in die Unterlage zu niachen, worauf der Stoff daruber zu spannen ist Ausserdem zeigt Fig. 10 die Construction der Taille mit 3 Seitentheilen. Nach dem bereits Erwahnten halte ich eine weitere Erklarung dieser Construction fiir liberflussig. Fig. 11 dient dazu, um die Veranderung der Schulterpartie in einem solchen Falle anzudeuten, wo die gemessene Btisten- lange und Schulterhohe geringer ware, als es die urspriingliche Construction ergibt, wo also der normale Schnitt an der Schulter¬ partie zu kiirzen ware. Diese Falle werden selten und zwar nur bei sehr flachem Busen oder bei vorgebogener Korperhaltung eintreffen. Die Veranderung nach gegebenen Massen ist, wie auf Fig. 11 mit.gezeichnet ist, jener auf Fig. 10 gerade ent- gegengesetzt. Die Schulterpartie kommt namlich zu kiirzen und die Halsspitze F um 1 U 1 cm mehr an den Hals (nach vor) zu stellen, wodurch sich auch die Contour des Armloches ver- andern muss. Um den Lernenden \veitere Anhaltspunkte furVeranderungen. des Taillenschnittes zu geben, ist Fig. 11 mit nur einem Seiten¬ theile construirt. Auch scliliesst das Seitentheil nicht an das —5f 24 *- Ruckentheil bei Punkt Cl an, sondern ist dasselbe vom Rticken- theile um 3 cm nach vor gestellt. Dafiir hat aber das Seiten- theil an der Schulter bei Punkt NI keinen Abstand, sondern ist die Contour desselben, mit jener des Rtickentheiles identisch. Diese Construction hat den Zweck zu zeigen, wie man vorgehen muss, um trotz veranderter Contourzeichnung der ein- zelnen Theile die richtige Construction nicht zu storen. Wenn man dieses Modeli, welches mit Ausnahme der Ruckenbreite, welche hier 17 cm betriigt, nach unseren Normalmassen auf- gestellt ist, in die wirkliche Grosse iibertragt und dann das Seitentheil an das Ruckentheil anlegt, so ergibt sich bei Punkt NI eben jener Abstand, \vie auf dem Lehrmodelle, oder wie solche auf Fig. 12 ersichtlich ist und welcher also nicht nur im Armloche, sondern ebenso durch die Nachvor - Stellung des Seitentheiles an der Taillenlinie construirt werden kann. Der Abschnitt des einzigen Seitentheiles (Fig. 11) soli an der Linie 02 vorgenommen werden. Punkt H bleibt aber wieder der Durchschnittspunkt zur gleichmassigen Vertheilung der Unter- weite. Fig. 11 zeigt diese Vertheilung dadurch; dass dem Rucken- theile 3 cm, dem Seitentheile 10 cm und der Flache vom Durch- schnittspunkte II nach riickwarts 2 cm, zusammen also 15 cm gogeben sind; \vahrend die andere Halfte von 15 cm auf die Flachen vom Punkte H nach vor einzustellen ist. Obwohl sich die Armlochcontour an der Schulterpartie ohnehin aus der jeweiligen Ruckenbreite und der daraus resultirenden Achselbreite ergibt, habe ich doch zum besseren Verstandnisse auf Fig. 11 eine Ruckenbreite von 17 cm angenommen um den Lauf der Arm- lochcontur in diesem Falle anzudeuten. Ein Vergleich dieser Ruckenbreite mit jener von 15 cm auf Fig. 9 gibt dem Lernenden ein klares Bild der, durch die verschiedenen Masse bewirlcten Verand erung und ich glaube damit das Capi tel von der Con¬ struction des eigentlichen Taillenschnittes unbesorgt abschliessen zu konnen. •H 25 ■fr' - IX. Capitel. Construction der verlangerten Taillen. Dargestellt auf Tafel III, Fig. 12, 13, 14 und 15. Die Verlangerung der Schnitte unter die Taillenlinie ist Sache der Mode und des Zweckes eines Kleidungsstiickes. Feste ^ornoen dafiir anzugeben, ware uberfliissig. Ilierbei ist der eigenen ^ntelligenz der vveiteste Spielraum gewahrt, und konnen die Ver- 'fingerungen leiclit nach dem Augenmasse und eigenem Ge- s chmacke bewerkstelligt \verden, wozu Fig. 11 und 12 Anhalts- PUnkte bieten. Zu beachten ist, dass die Verbreiterung der ein- zelnen Theile und Flachen des Schnittes nach unten besser ^eichlich als gering zu bemessen ist. Massgebend hiefiir ist das Mass des Hiiftenumfanges dargestellt auf Fig. 6, Tafel II mit den Buchstaben O—O bezeichnet, ivelches circa 15 cm unter dem Taillengiirtel zu nehmen ist Die zusammengesetzten ein- zelnen Theile der Verlangerung mtissen zusammen wenigstens die Weite des gemessenen Hiiftenumfanges besitzen; wobei als A-Uhaltspunkt dienen kann, dass der normale Hiiftenumfang die %erweite in der Regel iiberschreitet. Fig. 12 zeigt durch.angedeutet den Lauf der Con- touren fiir sogenannte ausgeschnittene (decolletirte) Taillen. Aueh hier kommt der gute Geschmack und der Wunsch der Bestel- ' e dn in erster Linie in Betracht; wozu die gezeichneten Con- touren die Anhaltspunkte bieten. Die, bei dieser Figur in der Kiiftengegend mit.bezeichneten Ausnaher sind, \vo nothig, 111 das Futter zu machen und ermoglic-hen einen guten Anschluss der Taille liber den Hiiften. An dieser Steli e muss iibrigens auch das Taillenfutter in der Lange bis zu 1 cm langer als der Ober- s toff geheftet werden; wahrend bei nichtgefutterten Jacken der ^■Hschluss in der Gurtellinie durch die entsprechende Dressur des Stoffes an den richtigen Stellen erreicht werden muss. Fig. 13 zeigt neben der Verlangerung der Taille, die directe ■^afstellung eines Damenjaquets mit einem Seitentheile und e inem einzigen, in die Brustmitte verlegten Brustausnaher. Die *• * 26 fr Verlangerung betragt 20 cm unter die Taillenlinie. Dieses Modeli erfordert eine sachverstiindige Dressur der Nathe in der Taillenein- biigung, und kann sehr leicht auch als Grundlage zur Construction von Paletots, Princesskleidern, Schlafrocken etc. beniitzt werden, indem man die entsprechenden Zugaben macht. Alles Weitere erklart die Zeichnung. Fig. 14 und 15 stellen die Construction einer geraden Jacke (auch Haus- oder Nachtjacke genannt) dar. Die Aufstellung ge- schieht unter Zugrundelegung eines gewohnlichen Taillensclmittes in folgender Weise: Man ziehe die senkrechte Richtungslinie O und lege, \vie auf Fig. 14 ersichtlich, das Riickentheil derart an die Linie, dass es bei C um 3 cm von derselben entfernt liegt. (Die Linie kann auch der Stoffbruch bilden). Nun zeichne man die Contouren des Riickentheiles am Halse und an der Achsel ab und lege darauf die Seitentheile so an, dass sie an das Riickentheil im Armloche anschliessen, in der Taillenlinie aber um 3 cm auseinander liegen, worauf. die Nath unter dem Arme abzuzeichnen ist. Die Er- weiterung und Verlangerung des Jackenschnittes unter die, Gtirtel- linie geschieht nach Mass und Wunsch der Bestellerin. Zum Vordertheile ziehe man ebenso eine senkrechte Rich¬ tungslinie. Wenn man auf den Stoff zeichnet, so ist dieselbe um 3 — 4 cm von der Stoffkante hereinzustellen, da diese Flache fiir den Ueberschlag dient. Nun lege man das Modeli bei L um 1 cin, bei J aber um 5 cm von dieser Linie nach innen entfernt an und zeichne die Contour am Halse, der Achsel und im Armloche ab. An der Seitennaht ist unter dem Armloche eine Verbreiterung von 2 cm an der Taillenlinie aber eine solche von 3 cm zu construiren und die Verlangerung dem Riickentheile entsprechend auszu- fiihren. Nachdem aber unter Zugrundelegung des Taillensclmittes („Grundmodelles“) auch alle anderen Formen der Kleidungs- stiicke construirt werden, wird in den folgenden Figuren der zugrundegelegte Taillenschnitt wie hier in punktirter Linie (.) ausgefiihrt erscheinen. Die in voller Linie ausgefiihrten Contouren bezeichnen aber den neuen Schmtt. -H- 27 4f X. Capitel. - Die Construction der Aermel. Dargestellt auf Taf. IV. Fig. 16, 17 uncl 18. Zur Ausfilhrung des Aermelschnittes dient das Mass des Armlochumfanges und der Aermellange. Erstere kann unmittelbar arn Korper um jene Stelle lierum gemessen werden, wo der Aermel ei ugesetzt \vird; ergibt sich aber auoh ans der Construction der Taille selbst und kann am Schnitte um das Armloch herum ab- Semessen werden. Die Lange der Aermel kann sowohl in Verbin- diing mit der Riickenbreite liber den Ellbogen herunter, wobei der Arm in gekriimmter Lage zu halten ist, genommen werden, a,Is a Uch von der vorderen Armmuskel ausgehend bei herabhangendem Arine, bis zum Handgelenke, oder der gewtinschten Aermellange. ■Da jedoch das Mass des Armlochumfanges am Korper selbst uicht immer verlasslich genommen werden kann, so habe ich die Construction des Grundrisses zum Aermel (Fig. 16) nach der Obenveite aufgestellt; wodurch am sichersten eine zu enge Auf- stellung des Oberarmels verhiitet wird und sohin das Mass des Armlochumfanges erst in zweiter Linie, bei Aufzeichnung des Unterarmels in Anwendung kommt. Die Construction des Grundrisses zumAermelschnitt geschieht folgend: Man ziehe, wie Fig. 16 darstellt, von A aus eine Senkrechte Und Wagrechte. Auf der Wagrechten stelle man von A aus mit U Oberweite (1 *) hier also 24 cm den Punkt E ein und ziehe v on dort wieder eine Senkrechte. Vom Punkte A herunter stelle 1 2 * = 12 cm fiir den Punkt und von E herunter 1 / 4 * = 6 cm fiir den Punkt F. Nun ver- binde B F mit einer Linie. Vom Mittelpunkte (Ib) dieser Linie aus, wird mit Anlage des Winkels Punkt K festgestellt. Die, am Vorderarme gemessene Aermellange wird nun auf der senkrechten Linie von B bis I) eingestellt (hier 44 cm). Falls die Ellbogenlange nicht gemessen \vurde, wird die Mitte zwisclien fr— D (hier 22 cm) als Ellbogenpunkt C bezeichnet und von hier aus die AVagrechte bis G gezogen. Es ist jedoch auch diese 28 * Messung stets zu empfehlen, da sie mit der ganzen Aermellange in einem genommen und notirt werden kann, (z. B. 22, 44.) Unter 1) bezeichne man 4 cm tiefer einen Punkt ftir die Verlangerung des Aermels nach ruckwarts und ziehe von dort die untere Wagrechte bis zur riickwartigen Senkrechten. Nun stelle man von C nach innen 5 cm ftir die Schweifung des Aermels ein und verbinde diesen Punkt mit B und D. Vom Punkte D aus wird in schrager Richtung auf die untere Wag- rechte die untere Breite des Oberarmels (hier mit 1 b * — 12 cm) eingestellt, Punkt H, und von da aus eine Linie bis zum Ellbogen- punkt G gezogen, womit der Grundriss zum Schnitte des Ober¬ armels beendet ist. Fig. 17 stellt die genauen Contouren des Aermels dar. Die- selben weichen, wie ersichtlich, von den geraden Grundrisslinien nur insoweit ab, um dem Aermel eine schone geschweifte Form zu geben. Die grosste Rundung der Kugel befindet sich unter dem Punkte K. Der Unterarmel, welcher auf dieser Figur gleichfals in Con¬ touren ausgefiihrt ist, wird unter Zugrundelegung der allenfalls genommen Breitenmasse construirt, indem derselbe gegen den Oberarmel um so viel verschmalert wird, als man dem ganzen Aermel Breite geben will. Zu diesem Zwecke bezeichne man, 2 cm vom Punkte B nach innen, ein Durchsehnittszeichen (x) und stelle von dort in der Richtung zwischen E und F die halbe Armlochweite, hier 21 cm, ein. Dieser Punkt ist gleichfalls mit einem x bezeichnet und bedeutet den Umbug des Oberarmels. Um ebensoviel als dieser Punkt von der Aermelcontour bis F entfernt ist, wird nun die Contour des Unterarmels verschmalert. Nachdem man noch die Weite am Ellbogen (hier 2 cm) und an der unteren Aermelkante (hier 1 cm) berichtiget hat, ziehe man die auf dieser Figur genau ersichtlichen Contouren des Unterarmels. Diese Aermelform hat zur Voraussetzung die normale Riicken- breite, \veshalb unter Beobachtung der fruheren Erklarungen die Aermellange, falls mann solche in Verbindung mit der Riicken- breite messen will, auch vom rtickwartigen Durchschnittspunkte aus, unter Abbruch der Rtickenbreite bis G und H eingestellt Berden kann, worauf der Aermel bis D um 4 cm zu kiirzen ist. Die Aufstellung eines Aermels nach der gemessenen Armloch- weite ist aber folgend: Von A bis E die halbe Armlochweite. Von A bis B die Halfte und von E—F ein Viertel der Lange A — E. Die weitere Construction ist mit der frtiheren identisch, nur soli die vordere Nath des Unterarmels in diesem Falle vom Punkte B an, mit j en er des Oberarmels gleich sein. Soli aber der Aermel nach der jetzigen Mode, sehr breit im Armloche und mit hoher Kugel construirt werden, so fiihre man die Contour der Kugel, wie Fig. 18 zeigt 3 — 6 cm hoher aus, evobei auch bei B eine Verbreiterung von 1 cm und bei F eine solche von 2—3 cm gemacht \verden kann. Dadurch bekommt der Aermel ruckwarts auch jene grossere Lange, welche in Folge des verschmalerten Riickentheiles nothwendig ist. Eine sehr einfache Construction breiterer und Puffarmel kann auch dadurch bewerkstelliget werden, dass man das normale Aermelmodell von der Kugelmitte aus, bis zur Ellbogenlinie, oder auch bis zur unteren Kante durchschneidet und beide Theile soweit auseinanderlegt, als man Verbreiterung haben will, worauf die Kugel beliebig erhoht und die Seitencontouren des Modells abgezeichnet werden. Fiir Jacken und Paletots, welche ober einer Taille getragen werden sollen, ist zu mindestens eine gleichmassige Verbreiterung von 2-3 cm nothwendig. XI. Capitel. Die Construction der Jaquets und Paletots. Dargestellt auf Tafel IV, Fig. 19, 20 und 21. Wiihrend, wie ich bereits erklart habe, das Modeli Fig. 13 zur Grundlage von Autstellungen der Jacjuets, Paletots etc. mit 1 Seitentheile beniitzt werden kann, zeigen die Fig. 19, 20 und 21, wie man unter Grundlage des Taillenschnittes ebensolche Kleidungsstiicke mit 2 Seitentheilen construiren kann. # 30 Wenn man sich vor Augen halt, dass ein Oberkleid dei Z vrečk hat, liber einem anderen Kleide (Taille) getragen zu vrerden, welches vollstandig verdeckt werden soli, so kommt man von selbst zum Schlusse, dass dasselbe entsprechend breiter und grosser als der Taillenschnitt construirt werden muss, vrobei aber noch die Elastizit&t und die Dicke des Stoffes, sowie d® allenfallsige Unterftitterung zu berticksichtigen ist. Auch kijnnen die Niihte an andere Stellen verlegt vrerden, um die, der grosseren Breite des Kleidungsstiickes entsprechend© Harmonie, herzustellen. Ebenso sind fur Ueberschlage, Falten eto. besondere Zugaben zu machen. Die Construction geschieht mit Hilfe von Richtungslinieii welche wir bereits bei Fig. 14 und 15 angewendet haben, von \velchen aus, der Abstand der einzelnen Theile des Grundmodelles (Taillenschnittes) markirt wird. Man beginne mit dem Riicken- theil, siehe Fig. 19. Nachdem die senkrechte Richtungslinie 0 gezogen, lege das Modeli derart an die Linie, dass es bei G um 5 cm von derselben absteht, und ziehe die Ruckenahtcontour. Nun riicke das Modeli gleichmassig um 1 cm nach vor und zeichne die Contour desselben mit den Zugaben: 1 cm am Halse; 1 / 3 cin an der Achsel und 1 nn im Schlusse ab. In der Verlangerung von 20 cm unter dem Gurtel, welche die Contour eines Jacjuets bedeutet, sind einer Richtungslinie 0, welche von der Achselspitze aus liber C gezogen wird, 2 cm fu r die Rundung zuzugeben, um sonach die Contour in schonem Bogen in beliebiger Lange auszufiihren. Die Lange eines Paletots wird am Rlickentheile nach Mass von A bis B eingestellt; wahrend sich die Lange der Nathcontouren der einzelnen Theile, aus der Lange von C bis D des Riickentheiles ergibt. Zur Construction des 2 Seitentheiles Fig. 21, ziehe zuerst die senkrechte Richtungslinie. Das Modeli wird an dieselbe so angelegt, das es bei C um 4 cm entfernt liegt. Die Richtungslinie fur die riickwartige Contour des Seitentheiles wird von der Armlochspitze aus liber C gezogen und die Contour bei 20 c> n mit einer Rundung von 2 cm ausgefiihrt. Ftir das Vordertheil Fig. 20 wird das Modeli bei G an die Richtungslinie, im Schlusse bei Jaber 3 cm von der Linie entfernt an¬ gelegt; darauf die Contour abgezeichnet und dasselbe wieder ~it 31 -if dm 1 cm zuriickgeschoben, vvorauf die Contour am Halse mit ^ugabe von 1 cm , auf der Achsel mit Va cm abgezeichnet vvird. Armloche ist der Ausschnitt um 1 / 2 cm grčisser zu machen. jedoch der Stoff elastisch, so geniigt fiir die Erweiterung blos die Zugabe von 1 / 2 cm bei I) zum Schnitte. Nun lege das erste Seitentheil derart an, dass es im Arm- '° c he um 2 cm, in der Giirtellinie aber 5 cm von der gezeichneten Contour entfernt liegt, und ziehe daran die Richtungslinie fiir die seitliche Verlangerung, welche im Uebrigen, den friiheren Sleich, ausgefiihrt \vird. Die vordere Contour des Vordertheiles vvird vom Taillengiirtel a Us in paralleler Richtung mit der Richtungslinie gezogen. Die vordere Lange, vvelche iibrigens auch durch das Mass fostgestellt vverden kann, wird dadurch gefunden, dass man von der seitlichen, bereits festgestellten Lange, Punkt 1) aus, eine ^agrechte Lime zur vorderen Kante zieht und von dort aus dem Vordertheile eine Verlangerung von 8 cm construirt. Die Brustausschnitte sind, je nachdem man das Kleidungs- stiick anschliessend machen vvill, zu construiren. Mann kann auch n Ur einen Ausschnitt machen, wie es Fig. 20 darstellt. Fiir an- schliessende Jaquets oder Paletots sind die Ausschnitte gegen Jene der Taille um 2 cm zu vermindern. Fiir nichtanscliliessende n ach Bedarf und Wunsch. Nach diesen Grundsatzen kijnnen auch beliebige andere Kleidungsstiicke und Mantel angefertiget vverden, indem man die Zugaben bei einzelnen Theilen entsprechend verandert. Fiir einen sogenannten Morgenrock kann die vordere Richtungslinie selbst als Contour gelten und kbnnen auch die Brustausnaher ganz entfallen. Die vordere Contour vvitrde aber nach der hi er dargestellten Construction in der Brustmitte blos zusammenstossen; vveshalb beim Zuschneiden dieser Contour ein Ueberschlag oder Revers zuzugeben ist; je nachdem man die Vordertheile iibereinander treten lassen vvill; vvoriiber die nahere Erkkirung im nachsten Capitel folgt. —* 32 *— XII. Capitel. Die Construction der Reverse, Ueberschlage, Facons und Kragen. Dargestellt anf Tafel IV, Fig. 22, 23, 24 und 25. Ein zweireihiger Jaquet oder Paletot soli stets mit Revers construirt iverden; da sich ein so breiter Ueberschlag dem Theile nicht anschmiegen kann. Das Revers kann in einer Breite von 6 bis 8 cm geschnitten \verden und ist bis zu 20 cm unter die Giirtellinie einzuschneiden. Zu diesem Zwecke schneide man sich aus Papier das, hier auf Fig. 22 abgebildete Revers, dessen innere Kante mit jener der Brustcontour identisch ist. Dieses Revers wird beim Zuschneiden an die Sto ff kan te anlegt und abgezeichnet, \vorauf das Vorder- theil an dasselbe angelegt und die Brustcontour ausgefiihrt wird. Fiir einen einreihigen Jaquet oder Paletot gentigt, wie Fig. 23 darstellt, ein Ueberschlag von 3—4 cm, welcher gleich dem Vordertheile zugelassen wird; d. h. das Modeli wird beim Zuschneiden um 3-4 cm von der Stoffkante entfernt angelegt- Will man dem Schnitte eine Klappenfa^on (siehe Fig. 24) mit umliegenden Kragen geben, so lasse man bei der Brust¬ contour, Punkt L, 1 cm zu, worauf der Ueberschlag in beliebiget Breite zu zeichnen ist. Der liegende Kragen hiezu \vird nachfolgend construirt- Man lege, \vie auf Fig. 24 dargestellt, ein Sttick Papier unter den Halsausschnitt und ziehe von jener Stelle aus, \velche man als tiefsten Punkt des Klappenumfalles bestimmt, eine gerade Linie uber die Halslochspitze nach riickwarts. Sodann zeichne man die Contour des Halsloches ab und fiihre die Contour des Kragens unter der Halsspitze beginnend um 2 1 / i cm tiefer h 1 gerader Richtung nach riickwarts. Die vorhergezogene Umfalls- linie bildet den Bruch des Kragens. Die Breite des Kragenum- falles ist hier mit 3 cm angezeichnet, kann jedoch beliebig breit sein. Diese Kragen erfordern eine sachverstandige Dressur; und miissen vor dem Ansetzen derart behandelt (gebiigelt) werden, dass sie den Hals fiach und rund umspannen. 33 Der Stehkragen, Fig. 25, \vird nachfolgend construirt. Man zielie die Winkellinie A und stelle von A bis B die Lange des Kragens nach der Halsweite ein. Ober A steche man den Kragen Urn 3 cm ab, und gebe ihm die beliebige Breite (hier 4 cm). Dieser Kragen erfordert keine besondere Dressur. XIII Capitel. Die Construction des Radmantels und der Pelerinen. Dargestellt auf Tafel V, Fig. 26, 27, 28, 29, 30 und 31. Bei allen mantelartigen Kleidungsstiicken ist es iiblich, die Achselnaht hoher, bis in die Mitte der Achsel, oder des Halses zu verlegen. Die seitliche Halsmitte befindet sich, falls wir uns den Halsausschnitt im Halbkreise ausgefiihrt denken, circa 2 cm tiber die Riickentheilspitze nach vorne. Um aber complicirten Zeichnungen, welche den Lernenden nur verwirren, auszuweichen, e rklare ich die Sache folgend: Man lege das Vordertheil und das Rilckentheil des betref- fenden Taillenschnittes, nach welchem man Miintel etc. construiren ivill, an den Achselnahten zusammen; schneide von Vordertheile gleichmassig 2 cm ab, und klebe dieses Stiick des Vordertheiles zum Riickentheile. Dieses Verfaliren ist auf Fig. 26 deutlich dargestellt. Allen nun nachfolgenden Constructionen liegen die an der Achsel somit veranderten Theile zu Grande; \veshalb ich dies nicht mehr erwahnen werde. Obwohl ein Radmantel auch anders construirt werden kann, wie ich spiiter erklaren werde, halte ich es doch fiir z^veckmassig die geometrische Construction des Cirkelzuges, ''velcher sich aus dem zugrundegelegten Taillenmodelle ergibt, zu siklaren, da diese Gattungen von Manteln in verschiedenen leicht ausfiihrbaren Varitationen stets in der Mode bleiben, weil s ie praktisch und zweckdienlich dient. Fig. 27, oder auch alle drei Figuren zusammengenommen zeigen die Construction des Mantels in halber Radweite, die breiteste Form die iiberhaupt get.ragen wird, und welche uns 3 —* 34 -Jf die Grundlagen zur beliebigen Verengung der Mantel angibt. Die Construction des halben Rades ist folgend: Man ziehe von O aus einen Winkel, das heist eine senkrechte und eine \vagrechte Linie. Zur Uebung geniigt es, die Lange dieser Linien mit 70 cm zu bezeichnen. Nun lege man das Riicken- und das Vordertheil-Modeli mit den Achselspitzen zusammenstossend so in den Winkel, dass dieselben bei A und L genau 1 cm von den Linien abstehen, wahrend das Riickentheil im Gurtel 3 cm, des Vordertheil aber 5 cm innerhalb der Linien liegt. Nachdem man die beiden Theile in die angedeutete Lage gebracht hat, befestige man dieselben mit Heftnageln und zeichne die Contouren des Halsloches mit einer Zugabe von 1 cm ab. Nun verbinde man die beiden Spitzen L und A, \velche von den Modellen gleichmassig um 1 cm entfernt sich befinden mit einer Linie und bestimme deren Mittelpunkt (V*). An diesen Mittelpunkt befestige nun das Centimeterband oder einen stark en Faden, \velchem in beliebiger Lange eine Bleistift anzubinden ist und ziehe von einer Linie zur anderen, den aufFig. 27 mit.dargestellten KreisbogenoderZirkelzug, vvelcher die untere Kante des Mantels bedeutet. Da jedoch der Mantel liber die Achselmitte herunter eine grossere Lange als sie der Zirkelzug construiren kann, benothiget, so ist, wie an der unteren Contour dieser Figuren ersichtlich, dem Kreisbogen in der Mitte eine Verlangerung von 5 cm, -vvelche in schonen Bogen in die Kreis- linie verlaufen. zuzugeben. Um die Langendimensionen eines Mantels genau festzu- stellen, kann man das Mass hiezu vom Punkte A, F und L senkrecht bis zum Boden nehmen und davon gleichmassig soviel abbrechen, als der Mantel kiirzer vverden soli. Da jedoch die Mantel gewohnlich mehr" oder weniger ver- engt getragen -vverden, so habe ich durch die Fig. 28 und 29 die Construction der verengten Radmantel in zweifacher Contour mit je 60 cm und 70 etn untere Weite (zur Halfte) dargestellt und z\var derart, dass in der Praxis jeder Theil fur sich ohne An- wendung des Winkels und des Zirkelzuges construirt \verden kann. -Ji- 35 -H— Diese Construction geschieht folgend: Man ziehe wie Fig. 28 (Riickentheil) darstellt, die senkrechte Richtungslinie O— B, welche den Stoff im Bruche darstellt und lege das Riickentheilmodell so an, wie friiner. Die beiden Seiten- theile sind aber zum Rtickentheile anch anzulegen und zwar so, dass dieselben im Armloche zusammenstossen. Nun ziehe man liber die Achsel, mit Abbruch 1 2 cm an der Achselspitze, die Contour bis D und in gerader Linie nach unten, bis zu einer be- liebigen Weite. Hierauf stelle man von A bis B die riickwartige Lange ein und ziehe von dort eine Winkellinie; die untere Contour fiihre nun im miissigen Bogen so aus, dass dieselbe an der Seite bei einer Weite von 60 cm um 8 cm, bei einer Weite von 70 cm, aber um 13 cm gektirzt wird, wie auf der Figur mit . —> an- gegeben ist. Zum Vordertheile Fig. 29 ziehe wieder die senkrechte Rich- tungslinie und lege das Modeli so an, wie friiher erklart wurde. Die Contour iiber die Achsel wird nun ebenso bis zur unteren Weite ausgefiihrt, worauf der Seitencontour des Vordertheiles, die Lange der Seitencontour des Rtickentheiles abzumessen, und von der senkrechten Linie Punkt B aus, im Winkel, die untere Wag- rechte an den bezeichneten Punkt zu fiihren ist, vvorauf die Contour von dort bis vorne, mit einer Verlangerung von 10 cm unter B auszufuhren ist. Die Construction einer grosseren oder geringeren unterenWeite ergibt sich nach dieser Darstellung von selbst. Will man nun den Mantel mit der, iiber die Achselmitte bis herunter laufenden Seitennaht zusammensetzen, so kann man den Stoff am Riicken Linie A—B im Bruche lassen; an- dernfalls lege man beide Theile an den Seitencontouren zusammen und nahe nur den entstehenden Achselausschnitt zusammen. Dieser Achselausschnitt kann aber nach Mode und Geschmack veriindert werden. Es konnen die Theile auch an der Achsel beliebig auseinander gelegt werden, um eine hochstehende Achsel, siehe Fig. 31 zu construiren. Ebenso konnen auch zwei Aus- schnitte, statt einem, angebracht werden und geben hiezu die Modenjournale die nothigen Anhaltspunkte. Am Vordertheile ist dem Mantel ein beliebiger Ueberschlag zuzugeben. Auch konnen 3* —36 — in denselben Locher eingeschnitten werden; damit der ManteJ zugeknopft werden kann. Fiir den Ueberschlag geniigen oben 3 cm, unten aber 6 cm,. Gevrohnlich werden in der Taillenhohe kleine Taschchen an- gebracht, welche zu dem Zwecke dienen, den nicht zugeknopften Mantel von innen tibereinanderschlagen zu konnen. Fig. 30 und 31 stellen die Constructionen sogenannter Pelerinen oder Umhange (Kragen) dar. Obwohl auch diese nach den, fiir den Radmantel angegebenen Grundlagen construirt werden konnen, ist es moglich dieselben auf einfachere Art an- zuzeichnen. Man nehme zu diesem Zwecke das Mass des Sehulterum- fanges, dargestellt auf Tafel II, Fig. 8 mit den Buchstaben O — 0, und zwar iiber jenes Kleidungsstiick ober welchem die Pelerine getragen wird, und lege wie auf Fig. 30 ersichtlich die Modelle des Riicken und Vordertheiles an den Achselspitzen zusammen- stossend, iiber die Schulterpartie aber so weit auseinander, als das Mass verlangt, an. Die Form, sowie die Breite und Lange solcher Pelerinen ist verschieden, weshalb nach den hier angegebenen Anhalts- punkten, die untere Contour leicht mit freier Hand gezogen wird. Fig. 31 stellt die Aufstellung einer Pelerine mit hoch- stehender Achsel vor. Die Aufstellung ist mit der vorhergehenden Figur im IJebrigen ganz gleich, nur lege man die Grundmodelle auch an den Achselspitzen um 5 cm oder auch mehr auseinander. Die, sich nach der Zusammensetzung auf der Achsel ergebende Kugel, wird nun, in dem beiderseits construirten Einschnitte an- gehalten. Ich erwahne noch, dass das Mass des Schulterumfanges namentlich bei corpulenten Damen auch bei Construction der verengten Radmantel ntitzlich ist, um, den auf Fig. 28 und 29 dargestellten Seitencontouren von der Achselmitte iiber die Punkte D hinaus, um soviel mehr Bogen geben zu konnen, als es nach diesem Masse erforderlich ist. 7T 37 * f XIV. Capitel. Construction des halbanschliessenden Mantels mit hochstehender Achsel. Dargestellt auf Tafel VI, Fig. 32, 33, 34 und 35. Auch fiir diese Construction ist die Achselnaht des Taillen- schnittes so zu verlegen, wie im vorigen Capitel erkllirt wurde. Nachdem dies bewerkstelliget, beginne man mit dem Rii- ckentheile siehe Fig. 32. Die senkrechte Richtungslinie O und die Anlage des Modells ist aus der Zeichnung genau ersichtlich. Die Seitennaht des Riickentheiles lauft im massigen Bogen von der Achselspitze aus bis C, \vo eine Verbreiterung von 1 cm (oder je nach Geschmack) stattfindet. Die Richtungslinie fiir die Ver- langerung der Seitennaht wird von der Halsspitze M aus, liber C, nach unten gezogen. Von A bis B ist nun die Lange des Mantels nach Mass einzustellen und eine Wagrechte zu ziehen. Die untere Contour ist bei I) um 1 cm ober dieser Linie auszu- fiihren. Fiir die Falten soli auf beiden Seiten der Verlangerung ein beliebiger Einschlag gelassen werden. Fig. 33 stellt die Construction des Vordertheiles vor. Man ziehe die senkrechte Richtungslinie O und lege das Taillenschnitt- ftiodell mit der Brustlinie rechtwinkelig derart an, dass es bei G 1 cm von der Senkrechten absteht, worauf die vordere Contour, mit Zugabe 1 cm bei L und im Ilalsloche, abgezeichnet wird. Ebenso rechtwinkelig, lege man die beiden Seitentheile an, vrahrend das Riikentheilmodell im Halsloche an das Seitentheil anzuschliessen ist. Nachdem man die Theile in dieser Lage befestiget hat, ziehe man von der Mitte der Achselpartie des Vordertheiles aus, den Bogen fiir die Achselkugel liber die Achselspitze des Riicken- theiles, lege dann ein Lineal an und ziehe von O liber C nach D die Richtungslinie oder Contour der Seitennaht. Von C bis D ist die gleiche Lange des Riickentheiles C — D abzumessen, und v on diesem Punkte aus die Wagrechte bis B, im Winkel mit der Senkrechten, zu ziehen. Unter B ist dem Vordertheile eine — -ft 38 *- Verlangerung von 8 cm zu geben, und darauf die untere Contour im massigen Bogen bis D mit freier Hand auszufuhren. Auch diesem Mantel ist vorne ein beliebiger Ueberschlag, wie beim Radmantel bereits erklart \vurde, zuzugeben. Auch kanu man den Ueberschlag fiir sich construiren, wie dies Fig. 34 darstellt und denselben unter die Brustkante des Vordertheiles annahen. In der Hijhe der Taille lasse man eine Oeffnung in der Lange von 20 cm , welche beim zugeknopften Mantel zum Durchstecken der Arme dient. Der Ueberschlag hat oben eine Breite von 3 cm, in der Mitte 6 cm, unten 12 cm. Die Theile werden mit den Punkten C zusammengesetzt und die Kugelrundung liber der Achsel angehalten. Fig. 35 stellt die Construction eines breiten umliegenden Kragens vor. Von dem Winkel O aus \vird 8 cm tief, Punkt A bezeichnet und von dort bis B die Kragenlange eingestellt- Dieser Kragen soli, an den mit Strichen bezeichneten Stellen, soviel ausgezogen werden, dass die innere Contour im Bruche umfallt, weshalb der Stoff an jener Stelle moglichst schrage zu schneiden ist. XV. Capitel. Die Construction der Capuce. Dargestellt auf Tafel VI, Fig. 36. Zur Aufstellung der Capuce lege man Rilcken- und Vorder- theil an der Achselnaht zusammen und zeichne, \vie Fig. 36 darstellt, die Capuce, am Halse mit der Contour der Modelle gleichlaufend, in beliebiger Form und Lange. XVI. Capitel. Die Construction des glatten Rockes. Dargestellt auf Tafel VI, Fig. 37, 38 und 39. Dieser Rock bestehet aus 3 Blattern. Das Vorderblatt Fig. 37, sowie das Hinterblatt Fig. 39 \verden im Bruche g e ' —# 39 -K— schnitten. Der Rock kann mit nur 1 Seitenblatte, wie Fig. 38 anzeigt oder aber auch mit 2 Seitenblattern construirt werden. Es hiingt dies von der Breite des Stoffes ab. Die Lange zum Ročke wird vom Taillengiirtel aus, vorne und riikwarts gemessen. Am Vorderblatte \vird die Lange vom Punkte A nach G (hier 97 cm) am Flinterblatte vom Punkte B Uach D (hier 100 cm) eingestellt. Die Verlangerung vom Punkte ti nach E am Hinterblatte dient filr die Tourniire, und ist nur in diesem Falle zu construiren. Punkt A des Vorderblattes liegt 2 cm unter der Wag- r echten O -B. Die Breite der Blatter sind mit cm angegeben und gelten filr eine halbe Taillemveite von 30 cm. An dem Vorder Und Seitenblatte kann eine Weite von 5 cm eingenaht werden, ^ahrend das Hinterblatt derart in Falten zu legen oder zu ziehen ist, dass es die, noch mangelnde halbe Taillenweite ersetzt. Das Falten und Draperiren der Ročke muss aber der praktischen Unterweisung iiberlassen bleiben, \veshalb eine ■Weitere Erklarung dariiber uberflussig ware. XVII. Capitel. Die Construction des Damenbeinkleides. Dargestellt auf Tafel VI, Fig. 40. Die Aufstellung eines Beinkleides, nach meiner einfachen Methode ist sehr leicht und kann direkt auf dem Stoffe ausge- ftihrt werden. Man ziehe vom Stoffbruche aus im Winkel, die Wagrechte A—B und stelle darin eine Lange von 35 cm ein. Sodann be- stimme mit 30 cm vom Punkte .A herunter die Leibhohe, und mit 75 cm die Lange des Beinkleides, und ziehe von beiden Punkten Wagrechte. Die untere Breite kann mit 30 cm einge¬ stellt werden. Sodann verbinde die Giirtelbreite Punkt B mit der Unteren Weite durch eine Linie. Diese Linie ist iiberdies von Punkte B nach aufwarts zum Punkte D (Spitze der Hinterhose) Um 10 cm zu verlangern. Ebenso wird vom Schrittwinkel (x) aus 7— ■St 40 Sf — 10 cm fiir die Schrittspitze eingestellt, Punkt C. Die Schritt- contour der Vorderhose ist vom Punkte C bis B in massiger Schweifung, jene der Hinterhose aber mit einer geraden Linie von C bis D, und von D bis A gezeichnet. Das Beinkleid wird nun, so\vohl oben als unten, in Falten gelegt oder gezogen. Zu beachten ist aber jedenfalls, dass an die Hiiften, siehe Punkt A eine grossere, mindestens 5 cm betragende Falte gelegt wird, worauf ein 3 — 4 cm breiter Bund nach der erforderlichen Taillen- weite geschnitten und angenaht wird. Die Ziffernansatze zu diesem Beinkleide, gentigen fiir alle mittleren Massverhaltnisse. Die Lange des Beinkleides ist selbst- verstandlich nach Wunsch einzustellen. Wen man das Beinkleid enger oder breiter schneiden will, so geniigt die einzige Veršin- derung in der Einstellung der Lange A—B. Alles iibrige ist stets nach dieser Vorlage zu construiren. XVIII. Capitel. Ueber die Masstabelle. (Siehe Sejte 44.) Um den Selbstlernenden die Moglichkeit zu bieten, das Zeichnen des Taillenschnittes unter Zugrundelegung verschiedener Hauptmasse zu iiben, habe ich meinem Werke eine Massta¬ belle angefiigt. Dieselbe habe ich zu meiner Methode, nach den Grund- satzen der Proportion des menschlichen Kbrpers zusammenge- stellt, weshalb sie zu gleicher Zeit auch dazu dient, um den Lernenden iiber den Zusammenhang der einzelnen Masse bel normal gebauten Biisten aufzuklaren. Ebenso konnen nach diesen Massen, Modelle fiir das Zuschneiden von Kleidungs- stiicken fiir den Vorrath angefertiget werden. Diesbeziiglich kann als Grundsatz gelten, dass die Halfte der angenommenen Rtickenlange als Seitenlange construirt wird. Bei corpulenten Personen vermindert sich indess die Seiten¬ lange gegen obiges Verhaltnis. -it 41 # Die Biistenlange resultirt, falls man kein diesbeziigliches Mass besitzt, aus der Oberweite und soli der Schnitt an der Achsel- partie derart berichtiget werden, dass die Lange vom Punkte ® bis zum Punkte F in gerader Richtung gemessen 'U der ffanzen Oberweite oder 1 * betragt. Die Taillenweite kann selbstverstandlich nach Belieben an- genommen \verden, da dieses Mass unabhangig von anderen Korperproportionen ist. Durch Reducirung der „Theilungs Ein- heit“ bis auf 1 /4 der Oberweite beabsichtigte ich, wie dies auch in meinem Werbe „Die Zuschneidekunst fiir die Herrenbe- kleidung 11 durchgefuhrt ist, die Berechnung der Stellpunkte zu erleichtern. Dadurch ist es bei meiner Methode moglich mit den geringsten Hilfsmitteln, ja selbst in Ermanglung eines Centimeter- bandes, Mass zu nehmen und zuzuschneiden. Namentlich ist es aber, unter Beobachtung der gegebenen Regeln auch moglich, j eden normalen Taillenschnitt blos auf Grundlage von 3 Massen, Oberweite, Taillenweite und Rucken- lange zu construiren. Durch Umbtigen eines, 1 langen Papierstreifens in 3 und 4 Theile, kann man ohne Berechnung dass genaue Drittel und Viertel der je\veiligen „Einheit“ bei den Punkte F und M ein- stellen. Auf der Masstabelle befinden sich iibrigens die Theile (Bruche) der Einheiten in zwei besonderen Rubricken angefiihrt nnd konnen solche beim Aufstellen der Schnitte benutzt werden. Da bei meiner Methode, mit Ausnahme dieser beiden Stellpunkte alle Uebrigen nach genommenen Massen eingestellt werden, entfallt die Nothwendigkeit der Darstellung abnormaler Schnitte. Ich habe den grossten Werth auf die kurze und populare Darstellung gelegt, weil nach meiner Ansicht das Verstandniss der theoretischen Grundsatze der beste und geniigendste Wegweiser fiir die Praxis ist. Mit Vorstehendem glaube ich den Selbstlernenden soviel Anhaltspunkte gegeben zu haben, als dies in einer schriftlichen Ab- handlung moglich ist. Schule und Praxis kann aber ein Buch nie vollkommen ersetzen, sowie auch keine Methode alle Anspriiche befriedigen. —H- 42 * Zu bemerken ware noch, dass der Taillenschnitt stets auf s Papier aufzuzeichnen ist, \vorauf derselbe als Modeli genau nach den gezeichneten Contouren ausgeschnitten und mit dem Namen der Kunde versehen \vird. Zu allen Schnitten miissen, wie dies bei allen Methoden iiblich. alle Nalite und Ueberschlage zuge- geben werden. Eine weitere Erganzung meines Werkes, beziiglich der Aus- fuhrung und Bearbeitung, halte ich in einem Buche fiir zwecklos. Die manuellen Kunstgriffe des Handwerkes zu lehren, kann nicht Aufgabe eines Buches sein; dazu gehort praktische Unterweisung ohne deren liberhaupt, ein volles Verstandnis des Zuschnittes selbst, nur bei besonderer Begabung vorausgesetzt werden kann. Ohne manueller Kunstfertigkeit kann der correcteste Schnitt beim Zusammensetzen der Theile verdorben werden. Es besteht daher ein inniger Zusammenhang z\vischen Zuschnitt und Arbeit. Wenn ein harmonisches Ganze geliefert werden soli, miissen Zuschnitt und Arbeit sich gegenseitig ersetzen und erganzen. Und somit iibergebe ich meine Arbeit der Oeffentlichkeit. Zur Freude wird es mir gereichen, wen mir die verehrten Lese- rinnen, iiber die mit meiner Methode in der Praxis erreichten Resultate, giinstig werden berichten konnen. ©ifU Inhalts-V erzeichnis. - ••• Seite Vorrede zur deutschen Ausgabe.3 I. Ueber die Corporismetrie (Korpermessung) u. Anatomie (Bauart) des Korpers. B II. Ueber die theoretischen Grundlagen und die praktische Arnven- dung meiner Zuschnitt-Methode.8 III. Ueber die Hauptmasse.10 IV. Erklarung der Zeichen.12 V. Die Construction des Grundrisses zum Taillenschnitte .... 12 VI. Das Zeichnen der Contouren zum Taillenschnitte.17 VII. Ueber die Erganzungsmasse.20 VIII. Ueber die Anwendung der Erganzungsmasse und Verlegung der Nabite und der Contouren.21 IX. Die Construction der verliingerten Taillen.25 X. Die Construction der Aermel.27 XI. Die Construction der Jacjuets und Paletots.29 XII. Die Construction der Reverse, Ueberschlage, Fapons u. Kragen 32 XIII. Die Construction des Radmantels und der Pelerinen .... 33 XIV. Die Construction des halbanschliessenden Mantels mit hoch- stehender Achsel.37 XV. Die Construction der Capuce.38 XVI. Die Construction des glatten Rockes.38 XVII. Die Construction des Damenbeinkleides.39 XVIII. Ueber die Masstabelle.40 Masstabelle fiir die Construction normaler Taillenschnitte nach der Proportional-Theorie.44 44 "Jf Mass -T abelle fur die Construction normaler Taillenschnitte nach der Proportional-Theorie. finde, aber (len Uebergang von der Theorie zur Praxis bedentend vervoll- kommnet sebe, und dies namentlich in der natiirlichen Einfachheit beziiglich der Technik des Massnehmens und der Construction beim Zusehnitt. Ihr ~Werk ist der bescheidensten Fassungskraft zutraglich, geniigt aber auch der biiheren Intelligenz und ist erst dann in rechten Miinden, weil dieselbe durch eigenes Zuthun auf der einfachen wissenschaftlichen Grundlage alles Vorkommende construieren kann. Ganz besonders freut es-mich, dass Ihr Werk in so engeni Contacte mit der Schule ist, und ich hege die feste Ueberzeugung, dass damit ein neuer Grundstein fiir die Schneiderei nach einer einfachen, sicheren Methode fiir Schule und Werkstatt geschaffen wird . . . Je eingehender ich ihr Werk priife, desto mehr sehe ich dessen Wert hervortreten, namentlich in der populširen Erkliirung, welche jedem Laien verstandlieh ist. Sehr vortheilhaft ist die Angabe der Einheit, wodurch die „Schablone“, Reduetiohstabelle ganz iiberfliissig erscheint, Ein grosser Vortheil besteht darin, das der Fachgenosse, welcher bisher die Reduotions- masstabe sorgfaltig aufbewahren musste und bei Verlust derselben oft in Verlegenheit kam, nach Ihrer Methode dies niclit mehi- zu befiirchten brauckt. Jedermann kann sich Ihrer Methode mit voller Beruhigung bedienen, dbensogut, als ob er sich diese Kenntnisse auf einer Akademie geholt hatte.“ Von Herrn II 'etidelin Molli (Firma M. Mottl Sohne, k. u. k. Hofliefe- ranten in Prag): „Den Empfang Ihres Buches dankend bestatigend, kann ich Ihnen sagen, dass ich beim ersteri Anlilicke Ihrer Zeichnungen eine gewisse Aenlichkeit mit den Zeichnungen Richters erkannte und erst aus dem Texte Ihre gute Absicht herausgelesen habe, die Ausgabe Richters durch Verbes- serung Ihrerseits brauehbarer fiir den Lernbegierigen zu machen. I)ics ist Ihnen vollkommen gelnngen. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem gemeinniitzigen Unternehmen und mochte zugleich wiinschen, dass Ihr Vorhaben, dieses Buch auch in slove- nischer Sprache herauszugeben, sich bald verwirkliche.“ Von Herrn Augusi Strobel (Directorium der europitischen Modenaka- demie in Dresden): „Wir sagen Ihnen hiemit unseren verbindlichsten Dank fiir die freund- liche Einsendung Ihres Werkchens und haben dasselbe mit Interesse durch- gesehen. Es \viire uns selil' schiitzenswert, wcnn \vir dasselbe unserer Bibliotliek einverleiben kbnnten und ersuchen Sie hoflichst um freundliche Mittheilung hierub'er.“ Vom Herrn Alois, Grbec, Schneidermeister in Nal)resina: Ich fiihle mich dankbarst verpflichtet, Ihnen iiber die guten Erfolge Ihrer Methode zu- berichten. Trotz der grossten Muhe habe ich aus den Modejournalen nie so passende Schnitte herstellen konnen,, als nach Ihrer Anleitung. Empfangen Sie fiir Ihre Muhe meinen besten Dank u. s. w. Vom Herrn Josef Canlcer , Sclineidermeister in Oberlaibach: . . . Ich hatte sohon viele Zuschneidemethoden in Hiinden; eine so einfache und leichtverstandliche, als Ihre Methode, ist mir aber bisher noch nicht vorgekommen. Mit allen Modellen, welche ich nach Ihrer Me¬ thode construirte, war ich vollkommen zufrieden. Ihr \Verk verdient die vollste Anerkennung von Seite der Fachwelt. Im Commissions-Verlage von Ig. v. Kleinmayer & Fed. Bamberg Buchhandlung in Laibach erschien: populare Darstellung einer proportionalen Theorie fiir den Zu- schnitt der Herrenkleider. Zum Selbstunterrichte verfasst und herausgegeben von M. Kunc, Schneidermeister in Laibach und Verfasser der „Toilette“. Mit 10 grossen Tafeln, 50 Original-Figuren und 1 Mass- tabelle. Preis brochlrt fl. 3 60, gebd. fl. 4-20.