für Vaterlltnd, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. M5 4V« v»„8t«3 aoill 8. «ssun». R847«' In das Stammbuch eines jungen Freundes. Vi"s brennt ein Flämmckcn hell und rein In jedes Menschen Herzen, Mit lieblich wunderbarem Schein, Wie heil'ge Opfcrlcrzen. Es flimmt w sanft, es wärmt so mild. Es duftet Himmelswonne, Aus Vlick und Miene strahlt sein Bild. Wie heii're Maiensonne. Und einc hehre Jungfrau wacht, Gleich Vcsia's Piiesterinen, Nei diesem Flammchen Tag und Nacht Und weichet nicht von hinnen. O ehre stets die Priesterin Am heil'gen Opferherde, Damit sie nie, durch Frevlersinn Verletzt, blr abhold werde. Denn flieht sie. so erstirbt die Pracht Des Flämmchens am Altare; Traun! besser wär's, des Grabes Nacht UmhüUte deine Bahre. ' Denn eine grauenvolle Schaar Von andern Priesterinen Setzt sich alsbald zu dem Altar Und weichet nicht von hinnen-Hohl ist die Wange, graß der Blick Und statt der Haare flattern Mit griusem Zischen um's Genick, Nur giftgeschwoll'ne Nattern. ' Die runzlige, entfleischte Hand Schwingt eine Todeslcuchte. Und schüret einen Schreckensbrand, Wo Flämmchen jüngst erbleichte, Hoch flackert auf die rothe Gluth Mit tausend gicr'gen Zungen, Und leckt an dir. bis ihre Wuth Dich endlich ganz verschlungen-Erräthst du wohl des Flämmchens Sinn? Sein Name ist Gewissen, Und Tugend ist die Priestcrin: Nie mögst du sie vermissen. Görz. W. I. Menzcl. Der Spukgeist. Nach einer wahren Begebenheit erzählt von Franz Rosen Hain. ««Itn Sommer des Jahres 1842 hatte sich in einer Gegend Innerkrain's das Gerücht Verbreiter, daß in ciner Bauernkaische der Dorfschaft L^ der Geist eines vor mehreren Jahren Verstorbenen die Bewohner beunruhige. Das dem Aberglauben noch fortan anhängende Bauernvolk griff die darüber in Umlauf gesetzten Geschichten als unzweifelhafte Thatsachen auf, und es darf uns nicht befremden, wenn nach Verlauf weniger Tage die vom Spukqeiste heimgesuchte Kaische der Sammelplatz einer zahlreichen Volksmenge wurde, die sich von Tag zu Tag wieder erneuerte. Wer, sollte auch nicht Zeuge einer Erscheinung seyn, die unser Zeitgeist in das Gebiet der Feenwelt verweis't?— Die Folge dieser geistigen Aufregung war, daß das Zuströmen des Land« volkes immer beträchtlicher wurde und hiedurch die Aufmerksamkeit der Behörden erregte. Ueber den Ursprung und die veranlassende Ursache der Geistcrcrscheinung gab das zunächst betheiligte Oberhaupt der Familie auf jegliches Verlangen iu der treuherzigsten Weise folgende Facta an: «Vor wenigen Tagen," so begann der Bauer, »erschien um die Mitteruachtsstunde eine Schatten«-gestalt mit den Umrissen eines Menschen an meinem Bette, vorgebend, sie sey der Geist meines verstorbenen Bruders. Ich. dachte anfangs zu träumen, allein die geöffneten Augen, die auf^ gerichtete Stellung belehrten mich des Gegentheils. Mit Schauder erfüllt, sankich in's Bett, der Schreck hatte mich beinahe um's Bewußtseyn gebracht. Die Gestalt aber wich noch immer nicht von meinem Bette, vielmehr unter grinsendem Gewin-sel betheuernd, in den edelsten Absichten erschienen zu seyn; ich solle nur Zutrauen zu ihr fassen, indem jene Mittheilung, die sie mir zu machen habe, zu meiner Wohlfahrt gereichen solle. Inzwischen," fuhr der Erzähler fort, »hat>-tei, diese wohlmeinenden Worte ermuthigend auf meine angegriffene Geistesverfassung gewirkt; erstarkt begann ich mich zu sammeln, unterließ dabei jedoch nicht die bekannte Be? schwörungsfvrmel: »Alle guten Geister loben Gott den Herrn!" unter Schweißtropfen herzusagen. Der Geist hub nun an: Es sind — Jahre vorüber, als ich mit Rncklassung eines Testamentes verstorben bin. In diesem Testamente habe ich über meinen gesammten Nachlaß meinen, derzeit zu T^' pensionirten Bruder zum Universalerben eingesetzt, und dich sowohl, als meine übrigen Geschwister gänzlich übergangen. Ich erkläre dir nun, daß dieser letzte Wille unter dem Einflüsse des Erben dergestalt abgefaßt worden sey. Diese 182 unüberlegte That vergällt nu'r auch jenseits den Fi'ieden, und verurtheilr mich, zur Sühnung die Gnade Gottes so lange einbohren zu müssen, bis das Unrecht gut gemacht worden ist. M—, ich trage dir auf, sprach der Geist feierlichen Tones, und schlug, um den Worten gleichsam Mehr Nachdruck zu geben, mit dem Stocke über den Tisch, bu sollst nach T^^ zu unserm gemeinschaftlichen Bruder dich verfügen, und ihm eröffnen, daß es mein unabänderlicher Wille ist, das; das von mir errichtete Testament als null und nichtig, und du als mein einziger Erbe angesehen iverdest. So lange dieser mein Wille nicht erfüllt ist, bin ich beschieden, dich und deine Kinder zu beunruhigen. Ich horchte noch, allein der Geist war spurlos verschwunden." Mit Tagesanbruch ersah der Bauer zu seinem nicht geringen Erstaunen einen ganz eigenthümlichen Stock in seiner Schlafstube, fest überzeugt, daß dieser Stock der nämliche sey, mit dein der Geist auf den Tisch geschlagen harte. Von jetzt an wurde in dieser Kaische unablässig gebetet und, um den Geist zu besänftigen, die Verfügung getroffen, daß zu dessen Seelenheile heil. Messen gelesen wurden, allein ungeachtet dieser, sonst wirksamen Vorkehrungen, erschien er wieder, jedoch nicht zu seinem Bruder, sondern zu einer seiner Nichten, ihr in ungleich kläglicheren Worten sein uns bekanntes Anliegen vortragend. Später gab sich sein Erscheinen mit Verstummung der Sprache lediglich durch ein leises Weinen und durch unsichtbare Nuthenschläge zu erkennen, vorzugsweise in jenen Fällen, wenn die Nichten jenes Stübchen betraten, wo bekanntlich der Bruder verschieden war. Diese Erkennungsmerkmale stellten sich übrigens ganz unregelmäßig ein, wurden aber selbst durch die Anwesenheit der Fremden nicht unterbrochen. Was jedoch schon dermal einigen Verdacht erregte, war der Umstand, daß die Erzählungen des Bauers mit jenen seiner Töchter, in BezuZ auf die Gestalt, deren Be-nehmungsweise und Anforderungen untereinander divergir-ten und mannigfacher Auslegung fähig waren. — Indessen beanspruchte die lebhafteste Theilnahme der wahrhaft Mitleid einflößende Anblick der beiden Bauernmädchen, wovon die ältere etwas über 24 und die jüngere «twas unter 20 Jahre alt seyn mochte. Dieselben hatten seit dein Besuche ihres Onkels ein äußerst krankhaftes Aussehen; ihre verweinten, tief liegenden, gleichsam ausgeronnenen Augen, die hohle Blässe ihres Gesichtes, worin vorher nur strotzende Gesundheit zu erkennen war, wiesen kennbar nach, daß diese armen Geschöpfe von dem entfesselten Geiste sehr viel zu leiden hatten; andererseits war aber eine Abhilfe dieses Zustandes nicht so bald abzusehen, weil dem Vernehmen zufolge der Erbe, ungeachtet aller Bemühungen, von der Nullicätserklärung jenes Testamentes nichts wissen wollte. — So plump diese Geistergeschichte als Mittel zur Förderung eines gemeinen Zweckes ersonnen und ausgeführt ward, und so leicht aus den Erzählungen des Bauers und denen seiner Töchter auffallende Widersprüche zu entdecken waren, welche jedcn Besonnenen auf verdächtige Ideen leiren mußten, so gewiß wäre die mehrerwähnte Kaische ohne Ingerenz der Behörden wahrscheinlich noch lange der Sammelplatz des fanatischen Bauers geblieben, indem der Glaube an diesem absurden Märchen nicht allein bei dem unculcivircen Bauernstände, sondern, was seltsam genug klingt, sogar unter man. chen Gebildeten, vermuthlich aus gewissen Beweggründen, Eingang gefunden zu haben schien. Mit dieser Bemerkung will jedoch der Verfasser die-ser Zeilen nicht auch den Unglauben an die Möglichkeit einer derlei Erscheinungen, welche nach den Begriffen der gesunden Vernunft allerdings eintreten kann, verbinden, und glaubt dem verwirrten Philosophen und Gottesläugner die eben so wahre, als vielfältig verkannte Wahrheit zurufen zu sollen, daß alles menschliche Wissen eine überaus schwache und höchst unersprießliche Erkenntnißquelle zn den unerforschlichen Beziehungen zu Jenseits ist. ( TchIuß folgt.) Aus dem Leben eines Gränzers. Eine wahre Begebcnhrit, Von S. Sassich. (Aus dem „Spiegel-") Hast du, freundlicher Leser, in neuerer Zeit die Militär» Gränze in welch' immer für Absicht bereis't, folgtest du gar dabei dem Beispiele von Albions Söhnen, in der Meinung, ein Abenteuer zu erleben, so hast du dich sicherlich gewaltig getäuscht gefunden. Kein Buschklepper fiel deinem Pferde in den Züa/l, Niemand forderte dir unter vorgehaltenem Pistol oder geschwungenem Säbel dein Geld ab; sicherer als in vielen andern europäischen Staaten konntest du unangefochten deinem Ziele entgegen eilen, und hattest du ein Paar Pistolen oder einen Degenstock zu dir gesteckt, so fandest du am Schlüsse, daß deine Vorsicht überflüssig gewesen war. Nicht so erfreulich sah es daselbst vor einem Viertel-Jahrhundert aus, wo das Naubwesen keck sein Haupt erhob und manche That gebar, die wirklich werth wäre, der Vergessenheit entrissen zu werden.—Aus dem Munde eines Wahrheitsliebenden haben wir folgend? Begebenheit, die dein geneigten Leser wiederzugeben wir uns bemühen wollen, und zur besseren Verständniß unseren Freund sie selbst erzäh-len lassen: »In dem Bezirke des ^'^ Gränz.Infanterie-Regimentes liegt, eine halbe Stunde von der türkischen Gränze entfernt, ein niedliches Häuschen, dessen Aeußeres gleich beim ersten Anblicke ein Bild des dangen Lebens zeigt. Um ein ebenerdiges, aus solidem Materiale aufgeführtes Gebäude zieht sich eine aus gebrannten Ziegeln aufgeführte, 12 Fuß hohe Mauer hin, die von Strecke zu Strecke mir Schießscharten versehen ist, und die man auch in dem, ans starken Eichenpfostcn gezimmerten Thore erblickt. Das Haus steht einsam auf einem sanft abfallenden Hügel, dessen rechte Verlängerung ein kleiner Küchengarten bildet; hart vor beiden zieht sich ein unterhaltener Landweg hin, der mit dem letzteren dann einen rechten Winkel nach rückwärts bildet, wodurch man sich dem Hause ungesehen nähern kann. Auf eine halbe Stunde, in der Runde erblickt man keinen menschlichen Wohnort, wohl aber beschränken dichte Urwälder eine weitere Aussicht, — 183 — zmd gewähren der ganzen Gegend, in Verbindung mit einem kleinen See, der in der Ebene erglänzt, ein recht pikantes Aussehen." ( F ortsetzung folgt.) Versuche mit Tchwefelather in Klagen-fürt. Wir haben den Lesern in Nr. 17 des »Illyrischen Blattes" (lütter 27. Februar d. I.) die Versuche vorgeführt, die im hiesigen allgemeinen Krankenhause mittelst der Schwefeläther. Narkose gemacht wurden. Eine spätere, im März ebenda stattgefundene Operation mit Hilfe des Schwefeläthers ist auch von dem glücklichsten Erfolge begleitet gewesen; daruin dürfte es von einigem Interesse seyn, wenn wir hier die Resultate veröffentlichen, die in unserer Nachbarstadr Klagcnftn t durch die Ächer-Narkose unlängst erzielt worden sind, u-id worüber die »Carinthia" (Nr. 22 vom 29. Mai) n-örtlich Folgendes berichtet: Bereits unterm 2. und 3. März l. I. wnrden im hier-oltigen k. k. allgemeinen Krankenhause, in, Beiseyn des Herrn Kreisarztes und Spitaldirectors, vi'. v. Fradeneck, dann mehrerer anderen hiesigen Herren Aerzte und Wundärzte, an Convalescentcn Versuche mit der Einathmung des Schwefel-ächers, als erprobtes Mittel zur Beseitigung jedweden Schmerzes bei chirurgischen Operationen , gemacht, unter welchen vorzüglich die Wirkung bei einer 25jährigen, mittelmäßig starken Weibsperson angeführt zu werden verdient. Dieselbe war nach einem dreizehnmaligen Einathmen (binnen zwanzig Secunden) durch zwei und vierzig Minuten der Art in Narkoje versetzt, daß sie selbst in der 42. Mi-l,^lte kein Gefühl äußerte, und daß sich vier Stuuden nach wieder eingetretenem Bewußtseyn und Gefühl 8 Minuten hindurch dauernde ähnliche Erscheinungen der Narkose einstellten. Am 24. April wurde an einem, übrigens gesunden, 62 Jahre alren Manne, in Folge Oaris« des rechten Fußgelenkes, die Amputation dieses Gelenkes vorgenommen. Der Kranke athmete durch drei Minuten ein, und der Aecher zeigte schon seine erwünschte Wirtung;doch mußte die Ein-athmung zwischen der Operation durch eine halbe Minute wiederholt werden. Während der Operation, welche sammt Unterbindung dreier Schlagadern von dem hocherfahrenen Herrn Professor Dr. Hussa binnen 9 Minuten vollzogen wurde, äußerte der Kranke gar keine Schmerzempsindung. Nach de:' Operation über den etwa gefühlten Schmerz befragt, erwähnte er nur, das Durchsägen der Knochen gehört zuhaben. Heute, als den 27. Tag nach der Operation, be-smdet sich der Kranke im erwünschtesten Zustande und dürfte in wenigen Tagen das Bett verlassen. Am 26. April gab an einem, sonst gesunden, rüstigen, 27 Jahre alten männlichen Individuum der Nadical-Zchnitt eines beweglichen rcchtseitigen Leistenbruches wieder Gelegenheit, die trefflichen Wirkungen des Schwefeläthers zu «rproben. Nach der Einachmung von zwei und einer halben Minute trat die Narkose vollständig ein; jedoch auch hier muptc dieselbe wiederholt werden. Die Operation wurde wie- der vom obbenannten Herrn Professor und Primär-Chirurgen der Anstalt binnen drei Minuten mit gewohnter Fertige keit vollzogen. Während der Operation zeigte der Kranke nicht die geringste Schmerzempsindung; auch nach dieser befragt, antwortete er, er wisse uichts, waS mit ihm vorgegangen sey. Derselbe befindet sich heute, als den 25. Tag nach der Operation, im besten Zustande, und wird in wenigen Tagen das Krankenhaus geheilt verlassen. Al^agenfurt, am 22. Mai 1847. Johann Kren, Secundarwundarzt im k- k. allg. Krankenhause. Feuilleton. ^Johann Vincenz Sonntag ist nicht mehr! — In der Nacht vom 26. zum 27. Mai starb zu Seckau in Obersteier, in der Blüthe der Kraft und Jahre, einer der thätigsten und fruchtbarsten unserer heimischen Schriftsteller, der biederste Steyrer, der rastloseste Forscher im Fache der vaterländischen Geschichte, der gemüthlichste Freund, unser Johann Vincenz Sonntag, über dessen Leben und geistiges Wirken nähere Mittheilungen geben wird der tief betrübte Freund des Verblichenen Dr. Rudolph Puff. Zeitgemäß. — München wurde um ein nothwendiges Institut reicher. Bei dem dortigen Polizeiamte ist nunmehr ein „Anfrage-Bureau" errichtet worden, wo Dienstboten und Taglöhner unentgeltlich erfahren, wer ihre Dienstleistungen benöthige, — und wo die Dienstgeber die Anzeige inachen, wenn sie Diener u. s. w. bedürfen. — Gewiß ist diese neue Einrichtung eine sehr nachahmungswerthe, indem da den Dienenden die mit ihrem Lohne in keinem Verhältnisse stehenden Gebühren nicht mehr aufgebürder sind, lind überdies; gewiß sowohl über die Dienstboten, als Taglöhner eine größere moralische Aufsicht seyn kann. Mtadame Weiß in Amerika. — Man berechnet, daß Mad. Weiß bis jetzt in den Städten der Union, die sie besucht hat, schon eine halbe Million Francs rein nach Abzug aller Unkosten gewonnen hat und daß sie, wenn sie die ganze Union, besonders den Süden bereist, noch eine Million und mehr gewinnen kann. Sie hat den Vorsatz gefaßt, ihr Leben in Amerika zu beschließen und steht in Unterhandlungen wegen Ankaufs einer prächtigen Besitzung bei New-York. Sie hat das Reisen satt und will nach Ablauf dieses Jahres die geldbringenden Kinder an einen Thea-ter-Unternehmer oder sonstigen Speculanten gegen eine angemessene Abfindungssumme verkaufen (.'), um sich zur Ruhe setzen zu können. Papierkorb des Amüsanten. Folgendes originelle Testament, über Ansuchen einer Par^ tei, verfaßt von einem Landschuster bei Adelsberg, wurde uns vor Kurzem aus Adclsberg zugesendet: »Ueber daß erbtheil des Anton Kernn, daß sein Vater Abtheilung, daß Johann Kernu 58 fi. Sagen Fufzig Acht Gulden in daß Jahr 1820 ai, den 5. April ist geschloßen, Hochzeit und Balla, auch ein Kühe ist Von Ersten Kelber zu haus und Bald ist Seme Kühe des Anton Kernu, daß Geld gehe in das Jahr Kapital 2 fi. 54 kr. — Daß Geld gche an Seinen Sohn des Anton Kernu Bis daß Kinder gestorben, so geht halbe seinen Mutter und halbe führ die heilige Messe.» — Hier läßr sich wohl das Sprichwort in Anwendung bringen: »Schuster, bleibe bei deinem Leisten." Ein Gentleman hatte in Paris einen Fiaker stundenweise gemiethet und bei seiner Nachhausekunft ihn abzudan- 184 ken vergessen, wein'ge ?luqenblicke darauf aber eine Neise nach Neapel angetreten. Der Fiaker ließ sich in gehöriger Form bezeugen, daß der Gentleman ihm befohlen habe, ihn zu erwarten, und daß er sechs Monate in einem Wirths-hause, seinem Hotel gegenüber, zu seiner Verfügung geblieben sey. Der Englander wurde zum Ergehen der Pariser verurtheilt, alle Kosten für den Fiaker, die Pferde und den Miethlohn des Wagens zu bezahlen. Dem Vernehmen zufolge soll der Gentleman jeßt mir der Idee umgehen, einen »Fiakeren thaltsa m kei tsr,ereilt" zu gründen. Bei einer Schlilprüfung in Trinidad vor dem Gouverneur wurde die Frage vorgelegt: »Wo war das trockene Land, bevor es zum Vorschein kam?" — Antwort: »Unter'm Wasser." Paul Künl's historische Gemälde. Besprochen von Leopold Kordes ch. Es war im Jänner des vorigen Jahres, als ich in Gesellschaft eines Freundes zufällig in das Atelier unsers zur damaligen Zeit noch wenig bekannten academischen Malers, Herrn Paul Künl, gcrieth. Man braucht nur etwas Kunst - und Schönheitssinn , »>it Geschmack gepaart, zu besitzen, um auch aus wenigen Gemälden, ja oft nur aus einzelnen Pinselstrichen das wahre Talent eines Malers heraus zu finden. Ick war überrascht über das, was ich sah. gleich einigen Andern, die das künstlerische Streben dieses jungen Mannes der Aufmerksamk.it würdig erachteten, und that, was ein Schriftsteller für einen Kuns:g,--nossen thun kann und soll — ick empfahl Herrn Künl im ,.I l l y r i-schen Blatte« vom 17, Februar, Nr. 14, allen vaterländischen Kunst« freunden als einen hoffnungsvollen Künstler. Da sich nach der eben beendeten achttägigen Ausstellung der Künl'» schen Gemälde im Redoutensaale jenes im Februar v. I. von mir ausgesprochene Urtheil gegenwärtig nickt nur in der einhelligen Mcinung des kunstsinnigen Publikums dieser Hauptstadt vollkommen bestätigt findet, sondern auch zugleich als ein glücklich erfülltes Prognostikon sich darstellt, so möge dasselbe zur Rechtfertigung meiner damals mir mehrfach bestrittenen Behauptung hier noch ein Mal folgen. Nach einer Abhandlung über Kirckengemälde in Krain heißt es am Schlüsse wörtlich: „Zugleich wollen wir aber auch einen neuen, noch zu wenig be, »kannten acadcmischen Künstler bei dem kunstliebenden Publikum einführen und bestens empfehlen. Es ist der unlängst aus der Wiener Acadc« „mie ausgetretene Portrat- und Historienmaler. Herr Paul Künl. Seine Porträts zeichnen sich durch sprechende Aehnlickkeit, ledhafte Car-nation, Naturtreue und durch transparent und warm behandelte Sckat-tcn aus. Auch weisi sein künstlerischer Pinsel den ganzen Charakter, die „Körperhaltung der porträtirten Person auf überraschende Weile zu tref-«fen, was, unsers Dafürhaltens, ein großer Vorzug bei Porträtbildern »ist, welche er in Oel oder Miniatur mit gleicher Fertigkeit malt-" »Da jedoch Historienmalerei das eigentliche Feld für den Geist und »das Talent eines jungen Künstlers bleibt und bleiben mus,, so strebt »auck Künl mit allem Eifer, in diesem Zweige eine immer höhere Stufe „wahrer, künstlerischer Ausbildung zu erklimmen ; Beweis dessen sind meh-„rere jüngst von ihm gemalte Altarbilder für Italien, dann einige Fah-»nenbilder, dic wirklich von einem großen Talente zeugen. Auch von Ar-„chitectur- und Landschaftstücken haben wir schöne Kunstproben von ihm »gesehen und wir zweifeln nicht, daß, wenn sein Talent und seine Kunst (durch Zuspruch) Aneiferung und Würdigung finden, die sie verdienen, „Herr Küül einer weiteren Empfehlung nicht mehr bedürfen werde, weil ^seine Leistungen laut zu seinen Gunsten sprechen müssen.» Die Leistungen haben wirklick zu seinen Gunsten gesprochen, denn, daß seine Gemälde vortrefflich sind und die Erwartungen der Kunstfreunde weit übertroffen haben, darüber herrlckt in Laibach nur eine Stimme; ich aber finde es bei dieser Gelegenheit, beror ich zu der ausführlichen Besprechung derKün l'schen Kunstwerke übergehe, für nothwendig , Einigen, die da glauben, man müsse selbst Maler seyn, um über Malerkunst schreiben und aburtheilen zu können, mit folgender Bemerkung zu begegnen: Die Kunst mit ihren Schönheiten ist Jedem, der Sinn und Liebe für sie hat, in ihren Nuancen imaginabcl und zugänglich, sey er gleich ein Laie in Bezug der Technik. Die Vorliebe zu einer Kunst, das innerste Empfinden ihrer individuellen Schönheiten, Aesthetik, Sckönheits» sinn und Erfahrung bilden den Kunstkenner, und wer die G.mälde« Gallerien von Venedig, Verona. Mailand und Wien gesehen und namentlich in letzterer die Manier der großen Meister mit besonderer .'lilfmerk-samkeit kennen und unterscheiden gelernt hat, der vielen Gemälde« ausstellungcn nickt zu gedenken, die er in Wien und Trieft in verl'ckie-tzcnen Jahren mit angesehen, der dürfte wohl befähigt seyn. über Gemälde jeder Art sein kritisches Urtheil abzugeben. Nach dieser für zweckmäßig erachteten Einleitung und n o t h g e« drungencn Schlußerklärung nun ohne Verweilen zu den Werken selbst! I. Vcr heilige Vin«»^ de Paula. Zur Beurtheilung der Auffassung dieses historischen Gegenstandes vom Gesicktspuncte des Malers, erscheint vorerst ein kurzer, sknzirter Vincenz de Paula stammt von armen keltern und wurde im Jahre 1576 zu Ranqüines, einem Dorfe unweit der Pyrenäen, in Frankreich geboren. Seine Aeltern. die große Fähigkeiten im Knaben entdeckten, schickten ihn nack Acas zur Sckule. In seinem 16- Jahre fand er in Povi bei einem NatlMerrn Aufnahme und verursachte so den Aeltern keine wettern Kosten. Im Jahre 1600 empfing er, 2^ Jahre alt. vom Bischof von Perigueur die Priesterweihe. Als er fünf Jahre später nach, Marseille ging, um dort ein Legat zu holen, von da aber zu Schiff über den Golf von Lyon nach Narbonne zurückkehren wollte, wurde das Fahrzeug von Lorsaren aus Tunis, die in den Gewässern kreuzten, gekapert, mehrere von der Schiffsmannschaft getödtet, und Vincenz de Paula kam selbst verwundet in Tunis als Gefangener an, wo er am Sclavenmarkt an einen Fischer verkauft wurde, der ihn dann an einen Alchymisten verschacherte. Hier hatte Vincenz de Paula, so lange sein Herr lebte, kein schlechtes Loos als Sclave zu ertragen. Als nack dessen Tode Vincenz dem Neffen desselben zufiel, mußte er vieles Harte erdulden und wurde endlich an einen Ncnegaten aus Nizza verkauft. Dem frommen Manne gelang es, den Renegate» wieder zum wahren Glauben zurückzuführen; sie entflohen aus Tunis auf einem kleinen Schiffe und landcten im Juni 1607 zu Aigues-Mortcs in Frankreich, von wo sie nack Auignon gingen. Der Legat von Avignon »ahm V i n-cenz de Paula und den Neubekehrten nach Rom mit, wo er erstere» tem Papste vorstellte. Der französische Botschafter sandte darauf (1609) Vincenz de Paula in einer wichtigen Angelegenheit nack Paris a» H^cinrick IV., mit dem er viele Unterredungen hatte. Er nalim seine Wohnung im Faudourg St- Germain, unweit des Hospitals ci« In <ü1i»-l-ilö. Hier verwendete er alle seine Muße auf die Kranken, und von dieser Zeit beginnt jene Laufbahn der Mildthätigkeit, die ihn so hoch verdient machte. Im Jahre 1611 als Pfarrer zu Clicky bei Paris, erwarb cr sich schon einen ausgezeichneten Ruf als Seelsorger. Zwei Jahre später gab er diese Stelle auf und trat als Erzieher bei dem Commandanten über sämmllicke Galeeren Frankreichs, dem Grafen von Ioigny, ein. Hier öffnete sich dem eifrigen Geistlichen ein neuer Wirkungskreis. Er suchte das schreck« liche Loos der armen Verbrecher zu lindern, erwirkte durch den Grafen bei Ludwig XII l. mehrere Reformen und Umbesserungcn des schreckliche« Schicksals der Verurtheiltcn, und wurde sodann zum General-Almüleüier der französischen Galeeren ernannt, in welchem Amte ihm grosse Summen zur Linderung des Elends von allen Seiten zukamen. Das erst« grosie Werk Vincenz de Paula's war also die Verbesserung des Zustandes der Galeerensträflinge; die Errichtung des Missions - Collegiums war das zweite. Seine Lazaristen - Missionare.