für Vaterlands Kunst ^ Wiijenjchaft und geselliges Leben. Nedistirt von Johann Hladnik. «H/? ^S, Samstag den 26. Mli. FO^kO, Von oieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. Dinstag und Samstaa. Der Preis des Blatt.ß ist im Comrloir aaniiälir,^, <, » ^V^I jährig i fl. 30 tr. Durch die Post ganzjährig tz si., halbjährig 2 fl. C. M. 'il^r.g ^ ft. yalb- Zur Mlterthumskllnde aus d e r n n t e r n S t e i e r m a r k. Von Vr. Nudolph Puff. <^Dln Begriff,?, die Resultate meiner Forschungen über die zahlreiche» Hunnengräber im sogenannten deutschen Boden des Marbnrger Kreises eben für diese Blatter zu ordnen, bestimmten mich Aufforderung und Jahreszeit, die schon früher begonnenen und von mir in dieser Zeitschrift besprochenen Ausgrabungen auf dem classischen Boden des Wallfahrtortes „Maria Rast" am Fuße des Pachern, zwei Stunden von Mar-blN'g, fortzusetzen. Von dem Eigenthümer des Waldes, welcher die Trümmer eines römischen Mithrastempels deckt, Hrn. Triebnegg, mit den nöthigen Werkzeugen für mich und meine rüstigen Gefährten versehen, begannen mir am 29. April, Früh 6 Uhr, unsere Arbeit, welche wir mir munterer Kraft nicht ohne günstige Erfolge bis zum Abende desselben Tages fortsetzten, zuerst mic der Aufnahme und Sonderung des Bodens an derselben Opfer.- und Verbrennungsstelle, wo sich 18^5 die eisten Antiken zeigten. Die Oertlichkeit, ein unebener Waldboden, >n>'t großen regelmäßigen Hügeln zur Rechten und Linken au der abgekommenen Straße, welche eine kleine schiefe Ebene zur Dran hinab bildet, bringt mich auf die Vermuthung, daß zu beiden Seiten der Ebene noch die Neste ^s Mithrastcmpels unter Fichten- und Kiefern-gehölze verborgen liegen, der nahe daran seiner Mündung entgegenbrausende Maria-Raster Wlldbach scheint im Laufe früherer Iahrhlmderte den Tempel-Boden mit Gerölle, Schutt utid Flugsand so überfiuthet zu haben, daß es min einer Ab-grabung von 6 bis 8 Fuß bedarf, um zu ihm gelangen zu können. Wir räumten die meist aus compactem Sande (fest gestampft durch die frühere Straße) bestehende Decke ab und kamen, wie vor zwei Jahren, auf die Fortsetzung der Ver-brennstelle, deren Ueberhüllung wir sorgfaltig mehrere Klafter weit aboachten, und von Osten gegen Westen verfolgten. Es zeigte sich eine 10 bis 14 Zoll dicke gediegene Lage von feuchter, rabenschwarzer Erde, aus Kohle und Thon gemischt, von schmie. rigem Fette, hie und da mit ganz kleinen Knochenresteü, überall mic Scherben durch den Bodendruck zerstörter Gefäße eon gröberer und feinerer Töpferarbeit, deren ich sechserlei durch Stoff und Form abweichende zählte, vermengt. Bruchstücke sehr feinen, dünnen Glases kamen nur wenige; Lampen mit den Namen: V n>i8/v8lin:. I? und IHi'tilili, mehrere vor; die aufgefundenen Münzen waren, so weit ich sie bis jetzt entzifferte, fast durchaus von Diocletian. Uiner der Kohlenlage ist der ganze Boden mit groben Flußstcinen aus der Dräu gepflastert und daranf eine ^ Zoll dicke Lehmschichce gestampft, die oben durch das Verbrennen die Farbe halb gebrannter Ziegel angenommen hat. Nach einer Grabung von einigen Stunden kamen wir auf (^ijintm, einer aus weißem, fast vcr^ wictertcm weichen Kalkstein, der Andere aus grobkörnigem, glanzend weißem Pachermarmor, beide 2 Fuß hoch, schmal, fast pyramidenförmig, ohne Inschrift. Bei der weiteren Nachgrabung, die in der Senklina, der schiefen Ebene nur mehr 4 Fuß bis zur Kohlen schichte hinab erforderte, trafen wir anf eine wohlerhaltene Tafel aus, weis;em Marmor 1^10" hoch, l^7^. breit, 1< 8" dick, mit der fast unverletzten, halb erhabenen Vorstellung des Mithras, wie er den Helm auf dem aufwärts gewendeten Haupte, den flatternden Mantel an den Schultern, auf dem Stiere kniec, mit allen jenen mythischen Attributen, wie ich selbe auf den vier früheren, auf derselben Stelle gefundenen Reliefs bereits geschildert habe. Tiefer hinab fan-' den wir Bruchstücke sehr feiner römischer Mauerziegel, wovon eines nach sorfältiger Reinigung die Nummer der l 4. oder 4. Legion zeigte. Auf der Reoersseite der meisten Münzen, kupferner Oboli und Denare, zeigen sich zwei opfernde Gestalten mir der Legende: I'l-ovilleiliiI Dkni'mn und ItLsti-Uilor nl'lii«. Wenige Wochen früher fand auf der entgegengesetzten 'östlichen Seite des Kreises, im Herz der wmdischen Büchel, ? in der Gemeinde slara FM'», im Wäldchen neben der Filialkirche Heil.Geist, eine Viertelstunde von der Pfarre St. Georgen, iu dem durch seine zahlreichen Sauerbrunnquellen bekannten 166 Stainzthale ein Landmann mehrere alte Gräber, in denen Töpfe U)id Urnen, Kohlen und Knochen, wie in zenen um Glein-statten und St. Andre nächst dem Sausale im deutschen Boden zum Vorscheine kommen; zugleich aber wurde im classischen Cilli bei dem Graben eines Kellers im Hause des Herrn Novak, einige Klafter unter dem Boden ein schöner römischer Mosaikboden entdeckt, dessen Einzelnschilderuug wir uns für die nächste Mittheilung in diesen Blättern vorbehalten. Die letzte Lehre. (Nouellette uon Jos. Babnigg.) (Fortsetzung,) Aus dem Kranze der schönsten Damen lächelte dem Eintretenden der Fürst entgegen, indem er ihm die Hand zum Willkommungsgruße darreichte. „Graf Roberto. P*," sprach der Gnadige lächelnd, zu der Gesellschaft gewendet, dem Ueber-raschten zwischen ihm und der jungen Aurelia Gräfin v. Wildenhorst den leeren Platz anweisend. Der Hochgeehrte nahm, unter einer tiefen Verbeugung gegen die Anwesenden, von der Anweisung Gebrauch, und die Conversation hatte wieder ihren gewöhnlichen Gang genommen. Man lispelte, man lächelte, man neckte einander, man machte sich lustig über die Thorheiten Anderer, ohne selbst um ein Haar besser zu seyn, bekritelte diese und jene Stellung der Schauspieler, und hatte hie und da in dem Ausdrucke und in der Betonung, in der Manier oder in der Darstellungs-gäbe überhaupt so Manches auszustellen, um sich auf Kosten Anderer den Anstrich des Höhergebildeten zu geben. Robert hörte alle diese Bemerkungen. Er hielt solche für das, was sie wirklich waren, für eitle Krämereien, um dadurch die Aufmerksamkeit an sich zu ziehen, und lächelte über diese Geschöpfe, welche schwach genug seyn können, sich in ihren beschränkten Begriffen selbst wohlgefällig zu täuschen. An allen diesem nahm seine Nachbarin, die Gräfinn v. Wilden horst, keinen Antheil. Sie hatte nur Aug' und Ohr für das Stück. Es war interessant darum, weil die Handlungen treu nach dem Leben gebildet, somit auch für das Leben anwendbar waren. »Nach den Stürmen mancher Art gelangt man erst in den Hafen der Ruhe" hieß es in der Schlußscene, und ein schwerer Seufzer drängte sich aus der Brust der jungen Gräfinn. »Haben meine Gnadige auch schon Ursache an die Wahrheit dieser Phrase zu glauben?" fragte etwas schüchtern N o-bert seine Nachbarin, diesen Umstand zu einer Anrede jbe-nutzend. Aurelien's Augen schwammen in Thränen. „Des Frühlings Blüthen sollten doch von den Stürmen verschont bleiben," bemerkte der Graf galant, der Gräsin Hand zum Munde führend. Der Fürst hatte plötzlich seinen Blick dahin geworfen. »Bravo'." rief er laut aus, und die Anwesenden, welche diesen Beifall dem Stücke geltend wähnten, donnerten ein lautes Bravo nach. Die Ertappten glaubten in die Erde versinken zu müssen. »Nur muthig vorwärts, mein lieber Graf!" lispelte im Abgehen der Fürst, den Arm der jungen Gräfin für Ro-berc ausbittend, und lächelte besonders gnädig. In diesem Lächeln lag das gan;e Geheimniß enthüllt. Tags darauf war die Vermählung der Beiden das Tagsgespräch in der Residenz., Was konnte Robert thun? Um nicht Alle der Lüge zu strafen, rechtfertigte er nach einigen Wochen den Ruf und nahm die Gräfin v. Wildenhorst zu seiner Gemahlinn. Seit dem war er der Liebling des Fürsten. Er wurde von Stufe zu Stufe, und endlich bis zum Minister des Aeußern befördert. Man pries den Glücklichen. Er war Alles, nur nicht glücklich. Seine Verehelichung, nicht das W>,'rc der Liebe, fondern der Eitelkeit und der Convenienz, ließ nach den ersten Flitterwochen jene drückende Leere zurück, der sich Niemand entwinden kann, der in der Gunst Anderer und in dem ewigen Durste nach Ehre und Ruhm sein Glück sucht. Die Beiden kannten sich nicht, sie waren einander zur Last geworden. Die kinderlose Ehe verschlimmerte noch um Vieles ihren traurigen Zustand. Der Graf suchte Zerstreuungen, und die Gläsin wollte nicht einsam bleiben. Beide schwiegen, und hatten Kraft und Muth genug, sich selbst und die Welt zu täuschen, welche von ihrem innern Zerwürfnisse keine Ahnung hatte. Eines Tages siehete ein Knabe den' Grafen um eine milde Gabe an. Des Kleinen Gesicht war zwar nicht edel, doch einladend; die Kleidung jedoch sehr ärmlich. Gesicht und Anzug schienen das traurige Handwerk der Bettelei zu rechtfertigen. „Wie heißt du?" fragte ihn der Graf, seinen Geldbeutel zu einer milden Gabe öffnend. »Carl ist mein Name." „Und deine Aeltern?" »Ich kannte sie nie" ^Nie? —Das ist wahrlich bitter. Aber du wußtest doch, wer sie waren?" »Nein! Eine Hadernsammlerin hat die Stelle derselben bei mir vertreten. Sie starb, und ich wurde in die feindliche Welt hinausgestoßen, wo ich nun allein und hilflos stehe." „Würdest du fleißig lernen, wenn sich dir eine Gelegenheit darbieten würde?" „O gewiß, edler Herr!" »Gut! so folge mir." Sie gingen. Nach Hause gekommen machte der Graf seiner Gemalinn uuit wenigen Worcen sein Vorhaben bekannt. Sie wurde tief erschüttert. In seiner Eiskälte war der stille Vorwulf ihrer Kinderlosigkeit zu lesen. Sie besaß jedoch Seelengröße genug, auch darüber zu schweigen. Der Knabe war somit, wie es schien, mit beiderseitiger Zustimmung angenommen, ui,d einem Hofmeister anvertraut. Niemand kümmerte sich übrigens um ihn. Nur am Schlüsse eines jeden Jahres, wenn er sich über den guten Fortgang in den Studien ausgewiesen hatte, geschah es, daß er von seinen Nährältern dann und wann belobt, oder durch irgend ein Geschenk zur Fortsetzung des Fleißes aufgemuntert wurde. Der Knabe 167 wuchs daher liebsteer zum Jünglinge heran, und die eisige Rinde um sein Herz nahm mit den Jahren in der Art an Festigkeit zu, dasi alle, die ihn kannten, zu glauben berechtiget waren, derselbe werde einstens seinen Nährvater an Gefühllosigkeit weit übertreffen. In der Erziehung liegt des Menschen Glück oder Unglück! Der Fürst beabsichtigte, sich zu vermahlen. Graf Robert war zum Brautwerber an den fremden Hof gesendet. Er entsprach seiner Sendung vollkommen, und hatte durch Ueberreichung des kostbaren Bildnisses, der fürstlichen Braut, so wie des Verlobungsringes, das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertiget. Seine Brust wurde dafür mit einem Ordensstern geschmückt. Das ganze Fürstenthum frohlockte mit dem vielgeliebten Fürsten und freute sich seines Glückes. (Schluß folgt.) Nußlands Armee. (Aus dem „Wanderer/') Rußland hat das stärkste Kriegsheer; es wurde im Iahie l833 neu organisirt in folgende Theile: H. Mobile europäische Landmacht, a.) Kaisergarden zu 44.820 Mann, 3000 Pferde, «20 Geschütze, li.) Gre-nadiercorps zu 50.800 Mann, 5524 Pferde, 136 Geschütze, e.) 6 Infanteriecorps zu 3 Divisionen, so organisirt wie das Grenadiercorps; sämmtliche Corps zählen zusammen 288.000 Mann Infanterie, 6000 Sappeurs, 30.720 Pferde, 720 Kanonen und 10.800 Mann Bedienungsmannschaft der Fußartillerie, 96 Kanonen der reitenden Artillerie, 2424 Mann berittene Bedienungsmannschaft. 6.) Die große Cavallerie-reserve aus der Garde (Cürassiere, Kosaken, Tscherkessen :c.) bestehend, zählt 8952 Pferde, 32 Kanonen. Das I.Caval. lerie-Reservecorps 9612 Pferde, 32 Geschütze; das 2. Ca-valleriecorps eben so formirt und eben so stark; das 3. Caval-lerie-Reservecorps I4.0l2 Pferde, 32 Geschütze; dazu kommen noch 21 Park (Belagerungs-) Batterien, bei jeder Brigade FusiartiUerie 2l00 Mann Bedienung, 192 Geschütz?, das Ingenieurcorps mit 37 Knegsarbeicsbataillonen, 22 Compagnien des Kriegsministeriums; das?luditoriat, die Aerzte:c., von allen diesen fehlen die bestimmten Etats. Die active Armee beträgt also 452.420 Mann, 83.856 Pferde, 1556 Geschütze. L. Europäische Reserve-Armee. Durch die neue Armeeorganisation 1834 und durch die Neduction »842, welche erstere die D>'enstzeit von 25 Jahren auf l5, und letztere auf 10 Jahre herabsetzte, wurde sehr viel Mannschaft als Kriegsreserve entlassen, um nur zu Manövers oder im Falle eiues ausbrechenden Krieges verwendet zu werden. Die Offiziere konnten, so viel sie wollten, auf Urlaub gehen, erhielten aber keinen Sold, mit der Verpflichtung, bei Manövers oder im Kriege eillzutreten; sie avanciren von je 5 zu 5 Jahren, jedoch nie ü.er den Oberstlieutenant hinaus. Die ganze Reserve-Armee zählt daher 192.880 Mann Infanterie, 22.480 Pferde, 472 Geschütze. 0. Invaliden und Straf.-Abtheilungen zusammen machen 13.000 Mann aus. v. Detachirte Corps. 2.) In Ciskaukasien 43.310 Mann, 27.367 Pferde, 144 Geschütze, li.) In Transkau-kasien 58.310 Mann, 10.560 Pferde, 144 Geschütze, c.) Finn-ländisches Armeecorps 16.680 Mann, 32 Geschütze. 6.) Oren-burgische Armee 16.000 Mann Infanterie, 10.000 Kosaken. 6.) Sibirisches Armeecorps 16.000 Mann Infanterie, 32 Kanonen, 680 Mann Bedienung. N. Kosaken. 1833 wurden sie in Pulks (Regimenter) formirt und zu regulai-en Choks fähig gemacht; sie zählen 136 Regimenter, auf einen Kriegsfall bleiben 50.000 Mann übrig. Die ganze russische Armee zählt Alles in Allem: 770.000 Mann Infanterie, Fuß-Artillerie, Sappeurs, Strafcompagnien und 2 l 4.000 Pferde, 24 «2 Geschütze, kann aber im Falle der Noth über eine Million unter Waffen bringen, da es in seinen Zeughäusern für 1.200.000 Mann Waffen (ohne die von den Truppen geführten) besitzt. Alle diese Zahlen sind nur der Etat, der wirkliche Stand ist viel geringer, auch fordert der große Flachenraum von Rußland immer das Zurückhalten des größern Theils der Armee, und noch nie ist es vorgekommen, daß in einem Feldzuge mehr als 200.000 Mann die westliche Gränze Rußlands überschritten haben. Im Kriege gegen die polnische Insurrection stellte Rußland nicht mehr als 130.000 Mann in's Feld, damals wie früher nahm man an, daß mindestens '^ von den russischen Angaben auf dem Papiere standen. Die russische Armee ist ganz wie die deutsche befehligt; die 24 Garde- und Grenadier-Regimenter sind ohne Num-mern, die übrigen haben Nummern. Die Infanterie ist braver im Stehen als im Angriff und behauptet den ihr angewiesenen Posten. Im Bajonnetangriff ist die Infanterie stark, dagegen schwächer im Manövriren und Tirailliren; sie benützt hier das Terrain nicht gehörig, Im Schießen steht sie den andern Heeren nach; Massengefecht gelingt daher mehr als zerstreutes. Die russische Infanterie marschirt nicht gut und ein einziger Gewaltmarsch macht daher mehr Leute dienstunfähig als ein Treffen. Die Pferde der Cavallerie sind trefflich und ertragen alle Strapatzen leicht; doch werden die Pferde von den Obersten, die den Abgang auch im Felde selbst ersetzen müssen, zu sehr geschont. Bei der Cavallerie hat jedes Regiment einfarbige Pferde, das 1. jeder Division meist Füchse, das 2. Rappen, das 3. Braune, das 4. Schimmel. Die Dragoner sind zum Cavallerie- und zum Infanteriedienst zugleich abgerichtet. Ausgezeichnet sind die Kosaken zum Vorpostendienst, zum Vor- und Nachtrab, zum Patrouilliren :c. Die russische Artillerie ist nach der preußischen organisirt. Die Bespannung beträgt für Zwölfpfünder sechs, für Sechspfünder vier Pferde. Die Ofsiciere halten mehr auf rasches als auf gutes Schießen. Da der Brigadecommandeur für das verlorene Geschütz vor ein Kriegsgericht gestellt wird, so fahren russische Batterien zeitlicher aus dem Feuer als andere Artillerien. Die Uniformirung ist im Ganzen schwarzgrün, die Generäle haben weiße, die Ofsiciere schwarze Federbüsche, im Winter werden dunkelgrüne paspoillirce Pantalons, im Sommer leinene getragen, die Regimenter mir nicht grünen Uni-formen, haben graue. Die Schärpe der Ofsiciere ist bei der 168 Garde von Silber, bei den übrigen Truppen von weisem Kamehlgarn mit ein wenig schwarz und orange, ein ähnliches Portepee und ein Ringkragen im Dienste; die Unterofficiers-Abzeichen sind Borten nach Faden der Knöpfe auf Kragen und Aufschlagen. Höchst malerisch ist die Kleidung der Tscher-kessen und Kosaken. Bewassmmg wie die preußische. Das Lederzeug ist sehr gut, meist weiß. Der monatliche Sold für den gemeinen Mann beträgt einen Papierrubel, etwa 30 kr. C. M., von dem er sich noch Putzzeug, Nadel und Zwirn :c. kaufen muß, dazu bekommt er Commißbrot und Grütze. Der russische Officier lebt weit schlechter als der deutsche und französische. Der Dienst und die Subordination sind eisern und werden durch unzählige Instructionen und Reglements noch schwieriger. Die strengsten Strafen, Festungsarrest, Degradation stehen auf Uebertretungen derselben, dazu muß der Osficier immer nach dein Reglement gekleidet seyn. Dagegen genießt auch nur die Uniform in Nußland Achtung, namentlich bei den Frauen. 1834 wurde der Sold für die Officiere etwas erhöht. Sehr beschränkt ist durch einen kaiserlichen Ukas die Anstellung von Ausländern. Beim russischen Erer-ciren wird darauf gesehen, das Alles ein Ruck, ein Griff, ein Schlag ist, daß die Bewegungen und Manöver präcis ausgeführt werden und besonders der Parademarsch gut gehr, daß selbst die Tirailleurs genaue Distanz halten. Die Kron-farben sind schwarz, orange und weiß. Feuilleton. Schriftsteller Honorare in England. — Die Summe von 6000 Pfd. Sterl., oder 600 Pfd. Vterl. jährlich auf 10 Jahre, welche Macauley neuerdings für das Verlagsrecht der beiden ersten Theile seiner englischen Ge-schichte erhalten, ist wahrscheinlich die höchste Remuneration, die je für ein Werk von so geringen: Umfang (2 Bände 8 ) gegeben worden. Die bedeutendsten Honorare, die man bisher in England kannte, 4000 Guineen (28.000 Thlr.) die Washington Irving für sein »Leben des Columbus" in vier Octavbanden, 2000 Guineen, welche Moore für sein »Leben Byron's" in zwei O.uarcbänden, und 4500 Pfd. Sterl. (über 30.000 Thlr.), die der Bischof von Orford für das zehnjährige Verlagsrecht einer Lebensbeschreibung seines Oheims, des berühmten Philanthropen Wilberforc e, in fünf Octav-bänden, erhielt. Das „Leben Ha nnah More's," in fünf Octavbänden, soll dem Verfasser Roberts, die Summe von 3000 Guineen eingebracht haben; Twist empfing für seme Biographie Lord Eldon's 2000 Guineen, und Stanley für sein Leben des Dr. Arn o ld 1500 Guineen ; indessen waren diese Beträge nur ihr Antheil an dem Gewinn, der aus ihren Werken erwuchs, nicht Honorare, die von den Herausgebern derselben auf Speculation bewilligt wurden, wie die Zahlungen an Irving, Moore, Wilberforce und Macauley. Die größte Summe, die je durch ein einziges (neues) Werk realisirt worden, war l 8.000 Pfd. Sterl. (120.000 Thlr.), welche das »Leben Napoleon Bona-parte's" dem Sir Walter Scott eintrug; es war die Arbeit eines einzigen Jahres und wurde 1827 in neun Octavbänden herausgegeben. Alle Welt war damals auf ein historisches Werk von der Feder des berühmten Novellisten neu- gierig, und die Buchhändlcrlä^en in Paternostcr.'Row wnrden von Käufern förmlich belagert. Die Waverley-Romane und die in monatliche,, Heften ei scheinenden Schriften von Dickens waren eben so lucracw für die Verleger als für die Verfasser, wus bei den obengenannren nicht immer der Fall war. Das »Leben des Columbuö" har seine Kosten noch nicht gedeckt; Moore's »Byron» hatte keinen Erfolg, bis er in einem starken Bande mit doppelten Spalten erschien, und die speculation mic dem »Leben Wilberforce's" ist entschieden fehlgeschlagen. Es ist daher keineswegs ausgemacht, ob die Herien Longman mit dem Iahrgelde, das" sie an Macauley zahlen, sich uichc im Verlust finden werden. Die besten und gewinnreichsten Bücher in der englischen Literatur sind von den Verlegern zu den niedrigsten Preisen erstanden worden. Das Schriftstellerhonorar z„r Z^t der Ne-formation. — Nach I. G. Meusel's Annalen der Ge-schichtskundc (II. 71 l), waren zu Lucher's Zeiten sechs Groschen für den gedruckten Bogen schon ein ansehnliches Honorar. Luther selbst nahm in dcr Regel von seinen Verlegern Nichts als einige Exemplare. Mehrere Buchhändler hatten sich vereinigt, ihm, wenn er Alles, was er schreibe, ihnen in Verlag gebe, einen Iahresgehalr von 400 Thalern zu geben. Luther schlug es aus, um volle Freiheit sich zu wahren. Graf Lo'ning. — Die Tochter eines früheren Prälaten, der lange Zeit Garnisonsprcdiger >n Stuttgart gewesen, die aber keineswegs mehr jung, sondern bereits über 30 Jahre alt ist, stand in einem Liebesverhältnis; mir einem Grafen Löning oder Lünig, von dem eigentlich Niemand recht wußte, von was er lebte und woher er war. Von Stuttgart verlegte derselbe seinen Aufeiuhalt nach Mannheim, blieb aber noch im Briefwechsel mit seiner Geliebten. Vor Kurzem schrieb er derselben, er befinde sich in Geldverlegenheit-, es stehe aber in ihrer Macht, ihn daraus zu befreien, wobei er ihr auf baldige Heirach Hoffnung machte. Er legre das Concept eines Briefes bei, das sie zwei Mal abschreiben und an zwei Damen, eine Gräfin Ingelyeim und eine Gräfin Ar-mansperg adressiren sollte, und deren Inhalt dahin ging, daß der Schreiber, angeblich ein Buchhändler, Manuscripte in Händen habe, deren Druck sie sehr compromittiren würde. Damit dieß zu hintertreiben sey, verlangte der Schreiber eine gewisse Summe bar zugeschickt unter der Adresse 0. I>. pn-8l6 I'68l!ml0) worauf e? die Sache zu vermitteln trachten werde. Aber eine der Damen schrieb an einen Adelichen in Stuttgart, theilte ihm die Sache mir und bat um dessen Beihilfe. Dieser benachrichtigte die Polizei, welche einen Agenten dorr sich so lange aufhalten ließ, bis nach dein Briefe gefragt werde. Dieses geschah durch eine Dame, in vornehmer seidener Kleidung, mir Schleier, Fräulein S., die alsbald verhaftet und dem Eriminalamt zur weireren Untersuchung, und Bestrafung überliefert wurde. Sie soll bereits Alles gestanden haben und auch der Verführer derselben, Graf Löning, in Mannheim auf Requisition der Behörden verhaftet worden seyn. Die Dame selbst hat hicr seit drei Tagen sich aller Nahrnng enthalten. Die Verner Studenten — haben, um ihre Vorsteher zu ärgern, einen Aufruf zur Bildung eines nenen Ver-eines unter dem Namen »Blasebalgia" erlassen. Die Mit-glieder dieses Vereines heißen »Blasebälge," und haben die humanen Zwecke des Trinkens, Balgens, Unfugtreibens und Duellirens, Revolutionirens und republikanischer Propaganda im Auge. Verleger: Ignaz Alois Kleinmayr.