e 4S.4.4854.+ 40.42.4945. '""ps/- Beitrage Zlil' Mit einem Anhange: Kurze Entvvicklungsgeschichte der Kunst und Wissenschaft bei den Slovenen, Kroaten, Serben und Bulgaren. Erinnerungen aus den letzten anderthalb Decennien voh Anton Bezenšek Professor am Real-Obergynmasium „Alexander I." in Philippopel, Ehrenmitglied des Central-Stenographen -Vereins in Sophia, corresp. Mitglied des I. Prager Stenographon-Vereins, frllherer Chof der Stenographen-Bureaus zu Agram, Sophia, Philippopel und Mitglied des intoriiationalen Stonographcn-Kongresscs in Pariš. Mit oiner Einleitung versehen von Karl Hempel, vereideter Sachverstilndiger fUr Stenographie. -- BERLIN 1890. Konnnissionsverlag der akadcmischen Buehhandlung L. Hartmanu in Agram. O, Ž36-/ Dem M/Linchener Centralverein fur Gabelsbergersclie Sten ographi e, insbesondere seinem geschatzten Vorstandsmitgliede Herrn Professor Dr. Johann Lautenhammer, zur Erinnerung an die Feier der Errichtung des Gabelsberger-Denkmals gewidmet von dem Verfassei ul n. d. ZEECera-msg-eToer 15 i h 1 e i t u n g. In neuerer Zcit hat wohl kein Staat das Interesse der Offentlichkeit in so liokem Grade in Ansprucli genommen, als gerade Bulgarien und iiberhaupt die siidslavische Staatengruppe, In dem vorliegenden \Verkehen hat nun unsre geschiitzte Kunstgenosse Professor Anton Bezenšek einige Beitriige zur Kunst und Wissensekaft, zur Geschichte der Stenographie bei den Sttdslaven geliefert und sicli damit den Dank vieler Kreise envorben. Der Inhalt dieser Broschtlre ist teihveise schon bekannt und z\var einerseits dadurch. dass einige Schilderungen von dem Herrn Verfasser auf dem zvveiten inter-nationalen Stenographen-Kongress zu Pariš verlesen wurden, andererseits dadurch. dass dieselben. allerdings wesentlich enveitert, in dem von mir heraus-gegebenen und redigirten „Wissenschaftlichen Centralblatt. filr Steno-graphie und Schriftkunde" veroffentlicht vvorden sind. Da mir aber von verschiedenen Seiten der Wunsch ausgesprochen wurde, die in vieler Beziehung anziehend und fesselnd geschriebene Abhandlung in einer besonderen Ausgabe aucli vveiteren Kreisen zuganglich zu machen, so bin ich dem gern nachgekommen, umsomehr. als ich glaube, dass diese Publikation auch ihrerseits dazu beitragen diirfte, das Interesse der gelehrten Welt und nicht bloss der Fachgelehrten fiir die siidslavisehen Staaten anzuregen. Vor Kurzem wurde die Wiederkehr des hundertj iihrigen Geburts-tages Gabelsbergers gefeiert und da im August dieses Jahres dem Erfinder der deutschen Redezeichenkunst in seiner Vaterstadt Mtlnchen ein Denkmal von Stein und Erz errichtet vverden soli. so glaubte der Verfasser und insbesondere der Unterzeichnete es gleichsam als eine Ehrenpflicht betracliten zu mtlssen, dieses Werkchen dem Mtinclienener Centralvereih fiir Gabelsbergersche Stenographie und vor allem seinem hochverdienten Vorsitzenden Herrn Professor Dr. Lautenhammer zu vvidmen. Die freundlichen Beziehungen zvvischen dem MUnchener Centralverein und dem Berliner Gentralverein fiir Gabelsbergersche Stenographie Hessen dies als doppelt willkommenen Anlass erscheinen. Gleichzeitig kann ich nicht umhin. an dieser Stelle des Herrn Professor Jan O. Prazak in Prag und des Herrn Hofrat Professor Dr. J. W. Zeibig in Dresden riihmend zu gedenken mit Bezug auf ihr reges Interesse, das sie seit Jahren dem siidslavisehen Stenographiesjstem nach Professor Bezenseks tiber-tragung entgegengebracht. haben, was sehr anregend und befruchtend auf die M&nner der stenographischen Sache in jenen Landen gewirkt hat. Schoner Erfolge kan n sicli auch der I. Prager Stenographen-Verein, der grosste und hervorragendste unter den slavischen auf diesem Gebiete riihmen, da sich sein Einfluss — vvie in dieser Sclirift dargetan — weit liber die Grenzen Bohmens erstreckt. Mogen sich die Wiinsche, vveiche der um die Stenographie hoehverdiente Verfasser in der vorliegenden Broschiire ausgesprochen, redit bal d und sammtlich erftillen! Das Konigliche stenographische Institut zu Dresden, bis-her die einzige stenographische Staatsanstalt der Welt, zeigt vvohl so recht, was aus kleinen Anfangen unter der Leitung tiichtiger Manner geschaffen werden ka,nn. Und so moge denn in ahnliclier Weise auch die Entwickelung der Stenographie in den stidslavischen Staaten einen erfreulichen Portgang nehmen zum Segen jener Liinder selbst! Charlottenburg, den 25. Marž 1890. jESIstrl Hempel. A m 21. November v. J. waren es gerade flinfzehn Jahre, seit ich als Horer der Philosophie in Agrain von der kroatischen Landesregierung die Befugnis erhielt, die Stenographie am dortigen Gjmnasium vorzutragen. Damals stan d icli im Alter von zvvanzig Jahren. Seither ist eine schone Reihe von Jahren verflossen. die ich mehr oder weniger alle der Ausbreitung der Stenographie unter den Sildslaven und der praktischen Vervvertung dieser Kunst in ihren Parlamenten gewidmet hal)e. Die ganze Periode aber teilt sich in drei gleiclie Telle zu fiinf Jahren, von denen der erste (1874 h is 1879) auf Agram, der zvveite (1879 bis 1884) auf Sopliia und der dritte (1884 bis 1889) auf Philippopel entfallt. Es wtirde zu weit ftthren. vvenn ich diese Jahre durchgehen und alle Daten, die auf die theoretische und praktische Vervvertung der Stenographie in diesen Landern Bezug haben, anfiihren vvollte. Ich vvill mich mir auf einzelne' Reminiscenzen aus meinem Stenographenleben beschriinken und jeder der drei genannten Stadte ein kurzes Kapitel vvidmen. A g r a m. Mein geehrter Vorglinger, Herr Professor Magdič, iiatte dort schon ein Decennium vorher die (jffentlichkeit und d as Parlament mit der Stenographie, mit ihrem Nutzen und ihrer Bedeutung vertraut gemacht. Es vvaren jedoch Anfangs nur Wenige, vvelche Lust verspiirt hatten, diese Kunst naher kennen z ti lernen. Professor Magdič war lange Zeit ein „Rufer in der Wtlste“, ein P rop bet der Stenographie. Sein hageres Aussehen, sein langer grauer Bart, seine ernste scharf ausgepragte Phjsiognomie riefen mir, gleich als ich ihn zum ersten Male sah, diesen ehrvvtirdigen Titel ins Gedachtnis. Heute selie ich mit Preuden, dass ich ihn keinem Unvviirdigen verliehen habe. Er hat der Stenographie eine bessere Zukunft in diesen Landern vorausgesagt, er hat zu diesem Zvvecke gearbeitet und arbeitet noch im mer rUstig vveiter, sovvohl in der Kammer (Sabor), vvie ausserhalb derselben, namentlich in der Schule. Mogen dem im Dienste der Stenographie ergrauten Professor Magdič noch viele fruchtbringende Jahre in gleicher Frische und Ausdaucr zu verleben beschieden sein! Wahrenti also der Boden durch den genannten Vorgiinger entsprechend vorbereitet vvar, begann ich mit jugendlichem Eifer die Vortriige liber Steno-graphie am Gjmnasium. Der Name des damaligen Direktors, jetzt Universitats-Professors Herrn Petracic, vvelcher filr die Stenographie sehr eingenommen vvar und der Schuljugend die Ptiege derselben auf das \Viirmste anempfohlen hat, verdient riihmend liervorgehoben zu vverden. Audi die Regierung mit dem Sektionschef Muhic und dem Landesschulinspektor Jurkovič an der Spitze that das Mdgliche, um die gute Sache zu fordern. Ich befand mich nun so zu sagen als JUngling unter Junglingen. Die Anžah l der Schiller vvuchs von Jalir zu Jahr. Mit, 32 Schulern schloss ich das erste, mit 36 das zvveite, mit 48 das dritte, mit 55 das vierte und mit 65 das ftinfte Schuljahr ab. Im Ganzen babe ich also in dieser fUnfjahrigen Periode am Agramer Gjmnasium 236 Schiller, ausserdem noch ilber ein Dutzend Private in der Stenographie unterrichtet. Die Schlusspriifungen fanden jahrlich offentlich in Gegenvvart des Gymnasial-direktors, einiger Professoren und Freunde d er Stenographie statt. Es gab auch in Agram stets Gonner der Stenographen; unter diesen nenne ich den verstorbenen Biirgermeister Vončina, der bei den ersten Prufungen an die besten Schiller Pramien, bestehend aus niitzlichen Biichern, verteilen liess. D as Gleiche tat der erste kroatische literarische Verein „Hrvatska Matica11, der alljahrlich wertvolle Bticlier aus seinem Verlage zu gleichen Zwecken spendete. Der nachmalige Regierungsprasident (Banus) von Kroatien, Pejacevic, abonnierte flir die studierende Jugend einige Jahre hindurch auf den von mir herausgegebenen „JugosIavenski Stenograf11 in 12 bis 20 Exemplaren. Indem sich also das Interesse tur die Stenographie auf direkte oder in-direkte A rt unter verschiedenen Klassen der Bevolkerung zu regen begann, war es mir eine angenehme Aufgabe, in der einmal eingeschlagenen Laufbahn aus-zuharren. Icli hatte der Mehrheit nacli sehr begabte und ausdauernde Schuler, von denen einige nocli heute auf diesem Gebiete fortarbeiten, darunter Herr Vamberger, gegenvviirtig Professor am Gymnasium in Karlstadt, vvelcher nun schon selber eine stattliche Anžah 1 von Schiilern herangebildet und sich als Schriftsteller auf diesem, vvie auf padagogischem Gebiete vviederholt hervorgethan hat. Als Praktiker setzt Herr Prof. Miho lic seine Thatigkeit beim Sabor (Land-tag) in Agram fort; er ist sammt seinem Kollegen Herrn Boltek. dessen gegen-vvartiger Wirl