Mjk der Sühne des heiligsten Herzens Jesu. = ©rgan deß aNarien-Vereknß für Afrika. — Der Heilige Safer Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten NN» »ohltüter, den apostolischen Legen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Lrfcheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 1 Fremden. Medaktlon und Admtnistratton: /iMssfonsbaus /SMlIanö bet Btben, trtrol ■ = Inhual't: : ■■ ■■ ' ■. ' —— Zum silbernen Jubiläum der Kongregation des hlst. Herzens Jesu: 1885 — 1910 265. — Der Regentanz bei den Schilluk 267. - Aus dem Missionsleben: Ein Beispiel christlicher Standhaftigkeit 278. — Katechismusunterricht und Raufereien 276. — Gedankensplitter 280. — Unterhaltendes: Schwarzes Elfenbein (Schluß) 2(81. Verschiedenes: Feier des silbernen Jubiläums im Missionshause Millaud 285. — Erzbischof Dr. Simon Aichuer f 287. Abbildungen: P. Friedrich Bianellv. — Unsere Missionshäuser in Europa. — Riissionsbischof Daniel Comboni. — Msgr. Franz Laver Geyer, Apostolischer Vikar von Zentralafrika. — Die Mitgliedet des zweiten Generalkapitels. — Station Tonga mit Hütten, die als Spital dienen sollen. IWtefäaöen der i^leöaüfion. Abonnenten des Auslandes s o w o h l d e r S ch w c i z als auch aus Deutschland können den Aboune-mentsbetrag am besten mittels Postanweisung oder auch in Briefmarken einsenden. — An hochw. h. P. P. in Ihr berechtigter Wunsch nach einer Kartenskizze soll bald in Erfüllung gehen, die Bestellung ist schon eingeleitet. — Nach tP. Sie haben Recht, das Missionsinteresse wird unter dem Volke viel zu wenig geweckt; gewiß sind die Bedürfnisse im eigenen Lande in der Heimat auch groß, das schließt aber keineswegs an§, an der schönsten katholischen Sache mitzuwirken. Bekannt ist ja der goldene Ausspruch des hl. Dionysius, des Areopagiten: „Das göttlichste aller göttlichen Dinge ist, mitzuwirken mit Gott am Heile der Seelen." Das ist nun ohne Zweifel der Fall, wenn Sie durch Wort und Tat mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie man den armen Negern helfen kann. — All $r. K. Ein jeder kann etwas für das Missionswerk tun; beten für die Missionäre und die Bekehrung der Heiden können alle. — Nach 113. in G. Als Taufpate, natürlich mit Vertretung, eines Negerkindes kann der fungieren und ihm den Namen, den er will, beilegen, der mindestens 20 Kronen oder Mark einsendet. — Dar nächste fjeft erscheint noch vor Weihnachten. Redaktionsschluß: 10. November. Dem Memento der hochw. Missionare und dem Geberc aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Der hochwürdigste Herr Erz bischof Exzellenz Dr. Simon Aichner, gest. am 1. November lNeustift bei Brixen- — Hochw. Herr Ludwig Hüttner, Dechant (Pjllichsdorf). — Frau Maria Weiß (Mittersilli. — Frau Luise Knapp-Scherrer Däggenschwil). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Gebetserhörungen und -Empfehlungen liefen ein aus: Bonn — Brixen — Cortina — Fulnek — Gmunden — Graz — Wien. Dem heiligsten Herzen Zesu, der unbefleckten Gottesmutter INaria, dem hl. Zofef und den armen Seelen sei ewiger Dank gesagt für die Erlangung vieler Gnaden — für glücklichen Ausgang einer Angelegenheit. Man bittet ums Gebet: in einem schweren Anliegen — um eine gute Missionsbeicht und Kommunion zu machen — für einige Kinder — für eine gelähmte, an Verfolgungswahn leidende Person — in Berufsanliegen — für mehrere Nervenleidende — in einem schweren geistlichen und leiblichen Anliegen — für unsere Noviziate, Juvcnate und Scholastikate — in vielen andern großen und schweren Anliegen. — Im Falle der Erhörung Veröffentlichung versprochen. KciBen-WerzeicHnis vom 10. §>&io6er bis 10 Wovemverr 1910. ----------- ln Kronen --------- Adnet Pf. M. B. 3'-; Althofcn Pf. I. K. P—; Algund I. u. E. M. 2 —; Ansfelden F. B. V—: Axam B. M. 20'— ; Bludenz K. S. C. 50' —; Bozen T. T. V-; H. E. 3 — ; Brixen N. N. 5000'—; Dr. v. G. 20'—; Prof. I. 1'—; H. R. 20'—; Prof. H. P-: Dr. A. K. 18' — ; Brnneck Det. A. K. 2V-; Buchkirchen P. G. V —; Cortina Th. M. 10' ; Dietach W. d. E. 20'- ; Dictenheim Pf. A. V. 8'-; D or en G. B. 2'—; Dortmund H. H. 1. 17'—; Droisen- dorf P. H. 8'—; Ebbs Pf. A. S. 3-—; Ebelsberg A. F. 2'-; Erding F. Sch. 2-35; Fügen J. W. 3'—: Fulnek A. P. 37'—; Gars Koop. Ä. G. 2'—; Garsten J. L. V—; Girlan A. R. 8'—; Gmunden Msgr. G. M. P — : Gossensaß Pf. H. P—; Göttweig P. W. Sch. P-: Graz J. W. 8'-; C. G. 13'-; F. G. 1'-; Gries b. B., K. G. P-; J. E. 2--; Grieskirchen J. St. 2 —; F. Sp. P—; P. H. 1—; Gsetten M. F. 1—: Hasenuser F. Sch. 2 — ; Hersch- MITtonstättgfoeit der Söhne des heiligsten Derzens Jesu und sucht Verständnis und werktätige Liehe des tDlsslonswerkes in Mort und Schritt zu fördern. Das Hrbeltsfelö dieser /Dissionäre 1st der Sudan (Zentral=Hfdfea). Der „Stern der Neger" erscheint monatlich und wird vom Missionshaus Mrlland bei Brixen (Südtirol) herausgegeben. Bbonnementsprds gansiäbdg mit ipostv er sending Ilrr. 2.—» üük. 2.—, zfr. 3.—. Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für die Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. Ibeft 12. Dezember 1910. Xü. Zadrg. Zum silbernen Jubiläum der Kongregation der Söbne des bist. Derzens Zesu: 1SS5—1910. Am 28. Oktober dieses Jahres waren es 25 Jahre seit der Gründung der Kongregation der Söhne des hlst. Herzens Jesu, der Missionäre für Zentral-Afrika. Bereits die ersten Missionäre, die im Frühjahr 1847 zur Glaubensverbreitnng in das Zentrum Afrikas den Nil hinauf zogen, erkannten die Notwendigkeit eines gemeinsamen Mittelpunktes, too die Missionäre herangebildet und von wo aus sie ansgesandt würden. Damals bestand dieses Zentrum noch nicht und die traurigen Geschicke, in denen sich die Mission in den ersten Jahren bewegte, zeigten handgreiflich, wie fatal dieser Mangel für siewar. Monsignore Dr. Matthäus Kirchner, von 1858 bis 1861 Provikar von Zentral-Afrika, machte schon damals in Rom geltend, daß die Missionen sich nicht halten können, wenn sie nicht von einem Orden oder von einer Kongregation übernommen würden. Der große Missionsbischof Comboni gründete in Verona 1866 das „Missionsinstitnt für Nigritien". Es kam aber der 16. Oktober 1866, an dem die piemontesischen Truppen durch die Festungstore der Stadt einzogen, somit ist dieses Institut österreichischer Unternehmung auf italienischen Boden gekommen. 5 Jahre darauf, 1871, erst konnte Bischof Combonismit den 20.000 Lire, die er von der Kaiserin Maria Anna von Österreich erhielt, ein Haus für sein Institut ankaufen. Im gleichen Jahre erhielt das Institut auch die kanonische Approbation. Ein Teil war somit ausgeführt, es blieb also nur mehr übrig, dem Institut eine sichere und solidere Form zu geben. Diesen Plan konnte Comboni nicht ausführen, da ihn die vielen Arbeiten in der Mission abhielten, und schon 1881 erlag er den Strapazen. Die Vorsehung lenkte alles. — Es kam 266 Heft 12. Stern der Neger. die verhängnisvolle Sturmperiode für die zentralafrikanische Mission — der Mahdiaufstand. Die Misfionäsc wurden teils vertrieben, teils gefangen: unter ihnen verdient besondere Erwähnung der weitbekannte Pater Josef Ohrwalder. In dieser Zeit der Verbannung aus dem Missionsgebiete dachte Bischof Sogaro daran, den Plan seines Vorgängers Comboni auszuführen. Er unterbreitete denselben Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. Dieser billigte nicht nur denselben, sondern schickte Msgr. Sogaro geradezu zur hl. Kongregation der Propaganda Fidei und zum hochwst. P. General der Gesellschaft Jesu. Dieser bestimmte zwei tüchtige Ordenspriester derselben Gesellschaft, welche das Missionsseminar in eine religiöse Kongregation umwandelten und ihr den Rainen der Söhne des heiligsten Herzens Jesu beilegten. Am 28. Oktober 1885 erfolgte die Übergabe und 1 Priester, 4 Kleriker-Studenten und 5 Laienbrüder begannen an diesem Tage das Noviziat. Das ist der Ursprung der kleinen Kongregation, bescheiden und unscheinbar, wie es bei allen Werken Gottes eigen ist. Nach 2 Jahren, am 28. Oktober 1887, legten die ersten zehn Mitglieder nach einen: guten Noviziate die hl. Ordensgelübde ab: das war der Grundstock und die Hoffnung der neuen Kongregation. Der erste Obere war P. Petrus Frigerio S. J. und Spiritual und Novizenmeister P. Samuel Asperti S. J., beide heiligmäßige und erfahrene Männer. Während der erstere nur 2 Jahre die Kongregation leitete, wirkte der letztere bis zum Jahre 1893, in welchem Jahr er zugleich Oberer war. Aus der Gesellschaft Jesu standen der Kongregation noch mehrere Jahre hindurch die beiden Patres Anton Bottolina und Jakob Mologni vor, die sich namentlich durch Kompilation der Regeln um die neue Genossenschaft sehr verdient gemacht hatten. Im Mai 1895 erhielt die Mission von Zentral-Afrika den ersten Bischof aus der Kongregation, Mons. Anton Roveggio. Im gleichen Jahre wurde auf Begehren der österreichischen Regierung das Missionshaus in Milland bei Brixen eröffnet. Einfach und bescheiden.waren auch hier die Anfänge, doch wurden mit Gottes Hilfe in den verflossenen 15 Jahren seines Bestehens eine stattliche Zahl von Missionären in demselben herangebildet. Die Kongregation war nun so weit entwickelt, daß sic allein bestehen und verwaltet werden konnte, und so wählte das erste Generalkapitel am 21. Juni 1899 ans seiner Mitte den ersten General-Superior der Genossenschaft, P. A. Colombaroli. Im nächsten Jahre wurden mehrere apostolische Schulen errichtet, darunter auch die in Milland, die später den Namen „Xaverianum" erhielt, ferner eine in Brescia. In der Mission lichtete der Todesengel die Reihen der neuen Glaubensboten: besonders schmerzlich war der Verlust des Missionsbischofs Anton Roveggio, dessen seeleneifriges Wirken plötzlich abgebrochen wurde: er starb auf der Reise nach Europa bei Berber, wo er in der heißen Wüste sein frühes Grab fand. Im damaligen Oberen des Millander Missionshauses, P. Franz Xaver Geyer, erhielt er einen würdigen Nachfolger. Nachdem er am 8. November 1903 in der Liebfrauen-Kirche in München die bischöfliche Konsekration erhalten, eilte er sofort auf sein Arbeitsfeld in den Sudan, wo er seit den verflossenen 7 Jahren überaus segensreich wirkt. 1904 wurde ein Haus in England errichtet, und zwar in Sidcup in der Nähe von London: der erste Obere der Neugründung war Pater I. Lehr, jetzt Oberer in Assuan. Im letzt-verflossenen Jahre erstand auch die Niederlassung in Messendorf bei Graz. Endlich sei noch erwähnt die letzte Gründung eines Hauses in Rom, das anfangs Oktober d. I. eröffnet wurde. Am 4. Oktober 1909 versammelte sich das zweite Generalkapitel der Kongregation. (Siehe Bild Seite 278.) Aus der Wahl ging der hochw. P. Friedrich Vianello als General-superior hervor. Das Jubiläumsjahr brachte uns am 19. Februar die freudige Nachricht aus Rom von der definitiven Approbation der Regeln der Kongregation. Der Segen Gottes ruhte sichtlich auf der Kongregation. Trotz der vielen Schwierigkeiten, die sich ihrem Wachstum entgegensetzten, verbreitete sich dieselbe immer mehr. Und in der Tat zählt dieselbe heute bereits 2 Noviziats-Häuser und außerdem noch 4 Häuser in Europa: in der Mission leitet die Genossenschaft 10 Haupt- und 12 Nebenstationen. Der Personalstand beträgt 175 Mitglieder, davon sind 58 Priester: überdies noch beiläufig 50 Juve-nisten in den apostolischen Schulen. Angesichts der vielen Hindernisse und Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, und des reichen Himmelssegens, der auf die Kongregation in diesen 25 Jahren herabgeströmt, muß sich unser Herz mit Dank zu Gott wenden und den preisen, der uns diese Wohltaten erwiesen hat. Wahrlich: „Der Herr hat Großes an uns geteilt." Ihm sei Lob und Dank in Ewigkeit. Zugleich aber geben wir uns der freudigen Hoffnung hin, deiß mit Gottes Hilfe die Kongregation immer mehr wachse, damit die Söhne des hlst. Herzens Jesu all die armen Neger Zentral-Afrikas bald diesem Herzen des Welterlösers zuführen können. Das walte Gott! Der IRegentans bei den Lebilluk. Don fjoebw. lp. MUIbelm Ibofmagr F. S. C, (Scf>iu&.) Gegen 10 Uhr beginnen Straßen und Wege allmählich sich mit Festgästen zu füllen. Ich gehe etwas voraus, um mir den Verlauf vom Anfang bis zum Ende einmal ganz anzusehen. Der Tanzplatz ist noch völlig leer, die Trommeln liegen wieder in der Mitte auf den Kuhfellen und dann und wann zeigt sich der Bared (Priester), späht nach den Ankommenden — und schlägt in Viertelschlägen die Trommel — die Art und Weise, die Leute zusammenzurufen. — Nach einigem Warten erscheint der erste Vertreter der Priesterklasse — er schwitzt, denn er heit es eilig, zuerst Nykang zu grüßen. Er wirft sich vor dem Tempel nieder, berührt mit der Stirn den Boden und geht schnurstracks auf einer der Sykomoren bis zum Gipfel, um mit Nykang zu sprechen — denn heute wieder säuselt der Wind in den Blättern. Er ist stets lange Zeit oben, ganz dem Irdischen entrückt, als durch die Hüttenreihe plötzlich ein anderer Vertreterin wilden Sprüngen wie besessen (das gibt er auch vor, zu sein, d. h. er ist, wie man hierzulande sagt, von Nykang geschlagen, in Besitz genommen) sich auf den Tempel zustürzt, ohne Gruß diesem den Rücken wendet und zitternd am ganzen Leibe (was erber mancher nicht gut fingieren kann) und mit aufwärts stehender Lanze zu sprechen anfängt. Der Hüter des Tempels stellt das Publikum dar. Jener schwätzt viel und der kurze Sinn davon ist nur der Hunger. Sogar der auf dem Baume erwacht und stimmt mit in die Rede ein und der Tempelhüter fährt dann in der Rede fort. Er spricht von den vielen Schafen und Kühen, die man verkaufte, von dem Hunger, den man leidet, und der Hirse, die man jetzt ißt. Er spricht zu dem noch abwesenden Publikum, es soll sich nur an Nykang wenden und er wird deis Getreide wieder wachsen lassen. Beide gehen dann ab, denn bereits hört i man das Nahen der Festgäste. Hinter den Hütten des letzten Dorfes sieht man sie kommen. Voran wird der Schlachtochse gezogen, hinterdrein folgen singend und jodelnd Mädchen mit grünen Zweigen in den Händen, ihren bunten Fellen und glänzend vor Schweiß und Butter. Sie ziehen geradewegs dem Tempel zu und wie auf ein Kommando wirft sich alles zu Boden, grüßt, d. h. berührt wieder mit der Stirne den Boden; sie klatschen in die Hände und singen, so sich den Takt gebend, die schöne Melodie des Königsgrußes: Nykang Uruqua, phing ku weki reny, Wang Nyaido; ngan pac moan ke mauo. Nykang Uruqua, phing ku weki reny. Nykang, Großahne, Laß die Erde nicht verderben, Wang Nyaido (Titel der Nikaia, Mutter Nhkaiigs), Überfülle das Dorf mit Butter (Essen). Nykang Großahne, Laß die Erde nicht verderben! Nach Wiederholung desselben erheben sich die Mädchen, reihen sich im Verein mit den alten Weibern um die Trommel und beginnen die Reihe der Königslieder. Unterdessen haben sich außerhalb des Dorfes die Burschen und Männer (die Streitmacht) gesammelt und stürzen sich mit wie zum Angriff erhobenen Lanzen in die Menge hinein, dem Tempel zu, machen ihre Parier- und Angriffsgestiknlationen mn denselben herum, in Begleitung eines Kriegsliedes, um sich dann den Mädchen im Kreise anzuschließen und das begonnene Lied zu Ende zu singen. Nun rastet die Trommel — sagt der Schilluk — der Gruß ist abgetan und die ganze gegenwärtige Mengerüstet sich zum Nationaltanz. Die Männer legen die Lanzen ab, denn es ist ein Friedens- und Bitt-Tanz, und holen sich grüneZweige, alt und jung, jedes Geschlecht, vom Großhänptling bis zu den kleinen Knirpsen; eine Menge von 300 - 500 Köpfen reiht sich zusammen zum Tanze; was nicht will, wird getrieben. Begeisterung erregt der erste Trommelschlag, in die Menge kommt Leben, die grünen Zweige werden geschwungen, in aller Mienen spiegelt sich heitere Erregung. Alles hebt sich und dreht sich im Takt der Musik. Das Lied ist charakteristisch — die Melodie zündend. Hell und rein erklingen die Weiberstimmen, präzis und prachtvoll fallen die Männer ein — es ist eben lang hergebrachte Ahnen- und Stammesliebe, die all den Eifer entfacht und dem Augenblicke diese Feierlichkeit verleiht, und donnernd hallt dieser hundertstimmige Gesang in den alten Sykomoren in diesem kleinen Tale wider. Hier das Lied, das sie sangen: Oki, wad Nam, kuot ayoniia. Quaenam, kuot ayoniia; Jago, ku gut — Col Quae. Oki, wad Nam, kuot ayomia. Oki, Sohn des Nam (Titel Nykangs), Es melje der Wind (Nykang wehe im Wind). Quaenam (Titel des Nykang), Es wehe der Wind: Häuptling, sei nicht bös — Antlitz der Ahnen. Oki .... (wie oben). Eine gewisse Feierlichkeit überkommt einem bei dieser Genauigkeit rat Takte, beim Wiederholen desselben Liedes von Hunderten prächtiger Stimmen, beim Widerhall des Liedes, beim Dröhnen des Bodens und von der in allen Gesichtern zu lesenden Freude und Begeisterung. Wehe aber tut es dem Herzen des Missionärs, eine solche Begeisterung der Lüge zugewandt zu sehen, und es drückt ihn der Gedanke, wie schwer es einmal werden wird, eine solch eingefleischte nationale Feier auszurotten. Doch wir vertrauen auf Gottes Beistand und hoffen auch dieses Land einst dem katholischen Glauben zuzuführen. Das Lied ist zu Ende und die ganze Menge harrt seitwärts niedergekauert. Alles ist still. Der Großhüuptling erhebt sich und geht in die Mitte des Platzes mit den andern Haupt- fingen und Priestern: es naht der Augenblick der Opferung. Zuerst dem Tempest dann dem Volke zugewendet» spricht er von der heißen Zeit» von der Notwendigkeit des Regens nnd von dem Opfer» das alle Dörfer hier bringen. Aus einem versteckten Loche einer znsammen-gefallenen Hütte antwortet ein immer mit Nykang verkehrender Priester: er fordert mehr zu Ehren des großen Red und so spielt sich zwischen beiden ein Dialog ab» der aber damit endet» daß der Priester» wieder von Nykang entführt» in eine seiner Ekstasen gerät — erzittert am ganzen Leib nnd sinkt zu Boden. Unterdessen ist am Tempel alles bereit, einer hat die Nykangslanze (cloda) gebracht, die mit einem Geflechte verdeckt ist» damit sie das neidische Äuge der Sonne nicht schane — die Kürbisschale wird aus dem Tempel geholt nnb auf ein Zeichen stößt einer der Priester die Nykangslanze dem Ochsen durch die Rippen» reinigt sie sofort mit dem Wasser in der Schale und verdeckt sie wieder. Das abgewaschene Blut wird in den Tempel geschüttet nnb wie der Ochse nach wenigen Schritten füllt, mit dem Kopfe gegen den Tempel oder das Dorf gerichtet — ein gutes Zeichen — ist das Opfer zu Ende und begeistert erhebt sich wieder die Menge: sie stimmt wieder ein anderes Lied an: in deutscher Übersetzung etwa so: Ich schreite in der heißen Zeit: Nykang» steh' nicht still (hilf —). Die Erde gehört dein Nykang; Nykang» steh' nicht still! Ahne» ich komme vom Feld, Dich bitte ich — Ich sage» ich bitte dich! — Dem folgt gleich ein anderes» ebenso ausdrucksvolles: Wo finde ich nur ein wenig, Etwas nur für meinen Mnnd? Die Erde ist hin durch die Fremden; Nykang» wir tragen Sehnsucht nach dir; Dag» unser Ahne» nnb Nykang» Wo finde ich nur ein wenig» Etwas nur für meinen Mnnd? Man vergesse dabei nicht die wirklich große Hungersnot, die heuer alle Schilluk mitmachten, daß monatelang ganze Dörfer ausgewandert waren: so wird man den Enthusiasmus wohl verstehen. — Obwohl an andere Musik gewöhnt» so hinterläßt doch der Gesang auch bei dem Europäer einen warmen und begeisternden Ein-drllck. Die große Menschenmasse auf so einem kleinen Fleck Erde» bald mit erhobenen Händen» bald gegen den Tempel» bald gegen das Dorf sich hin- und zurückschwenken zu sehen ohne Kommando, die beständige Beweglichkeit, wobei jedes Glied seine eigenen Bewegungen macht» die Begeisterung, die alles vergessen läßt und besonders die Alten noch elektrisiert, welche sonst mit Krücken einherschreiten» jetzt aber wie besessen rennen, sich drehen» mit den Achseln und demKörperGesten vollführen,gegen den Tempel hin- und zurückfahren» jodeln und kreischen, dazu der dumpfe Ton der Trommel» der Baß der Männerstimmen nnb das donnernde» sich immer wiederholende „Nykang ya quacio“ — Nykang, dich bitte ich----------- alles das kann nicht umhin» auch dem Fremden eine Achtung und Freude zu diesem Volke einzuflößen. Ein Akt noch unterbricht die nimmer endenwollende Reihe der Gesänge. Der schon einmal durch seinen Nykangsanfall der Menge bekannt gewordene Priester erscheint plötzlich auf dem First einer zunächst stehenden Hütte nnb befiehlt und gestikuliert mit den Armen, um die Menge schweigen zu machen. Vom Platze aus konnte sein Ausstieg von hinten nicht bemerkt werden» daher pocht er sofort ans seinen Nykangsbeistand und fängt zu sprechen an: „Wißt ihr» wer ich bin» kennt ihr mich —; habt ihr mich gesehen, wie ich hierauf kam» wißt ihr es nicht? Wißt ihr nicht» daß mich Nykang heraufgetragen, wißt ihr es nicht? Und Nykang hält mich» ich falle nicht» ich falle nicht." Und schon wieder fängt er oben zu zappeln an; er ist wieder vom P. Friedete!) töianello, Generalsuperior der Kongregation der Söhne des heiligsten Herzens Jesu. AIIsere /üdisslonsbäuser in Europa. 1. Mutterhaus in Verona. — 2. Noviziat und Scholaslikat in Milland bei Vrixen. — 3. Iuvenat „Xaverianum" in Milland. — 4. Missionskolleg „St. Cthelbert" in Stbcup, England. — 5. Missionsbaus in Messendorf bei Eraz. — 6. Apostolische Schule „Tomboni" in Brescia. Nykang besessen. — Da — uo — donnert es unten in der Menge wie aus einem Mund; — eine Strophe aus einem Liede folgt und dann ist wieder alles still und hingekauert wie zuvor. Der Bared ans dem Gipfel hat sich nun wieder etwas beruhigt: er spricht zu den Leuten und sagt ihnen, was sie langst alle wissen. Er weiß immer nur ein und dasselbe zu drehen, zu stottern und zu wiederholen (ein sehr guter Redner hierzulande): immer nur vom Hunger und von Nykang, bis er endlich den Augenblick vorbereitet glaubt, sein Lied anzustimmen, und im Nu ist alles wieder auf den Beinen und sie singen wieder prächtig im Takt: Wauwa Quae, phing da Ngein Nyaie. Wauwa Quae. phing da pade compiling, ya gale pal. Wauwa Quae! Laßt uns rufen zum Ahnen, Die Erde gehört ihm (anderer Name). Laßt »ns rufen zum Ahnen. Die Erde hat entsetzlichen Hunger. Mich trügt man anfs Feld. Laßt uns rufen zum Ahnen! Dem Bared auf dem Dache sieht man in der Tat die Begeisterung an: er hüpft wie verjüngt auf dem morschen First im Takt, daß man ordentlich in Angst gerät, es möchte trotz Nykangs Beistand ihm und der Hütte eine Katastrophe widerfahren. Endlich tritt Ermüdung ein. Die Burschen und Weiber kehren ins Dorf zurück, sie sind selig und überglücklich, getanzt zu haben — für die Jugend ist das der Platz, seine Tüchtigkeit zu zeigen, zu finden und gefunden zu werden. Die großen Herren dagegen sehen sich die Sache mehr von praktischer Seite an: sie schicken die Buben nach Hause und erwarten geduldig den Opferschmaus; denn das ist doch schließlich das Greifbarste für sie. Der Ahne ist längst abgefertigt, es muß sich nun auch der Mensch freuen, was sich aber selten ereignet, denn immer find die Knochen und Stücke zu klein. Die Folge dieses Tanzes ist natürlich launisch wie das Wetter. Am Schlüsse des eben beschriebenen Regentanzes schickte ich mich an, zu gehen. Doch wehe, schon kamen dunkle Wetterwolken heraufgezogen und die Tanzgüste erreichten nicht mehr alle die Heimat. Überall, wo ich hindurch mußte, zeigte man mir die Wolken, das Zeichen der Erhörung ihrer Gebete zu Nykang. Doch der liebe Gott hatte auch uns nicht ganz verlassen. Der Regen war nur wenig und nach wie zuvor gab es Wochen ohne Regen. Die Schilluk sahen sich gezwungen, nun zum Königssohne Dag in einem anderen Dorfe einen Tanz aufzuführen. Die Schilluk kennen keine Ausdauer, sie bitten nicht gerne ihren König zweimal in derselben Sache. Doch auch Dag, den sie mit Tanz, Opfer und eigenen Liedern beehrten, blieb taub ihrem Geschrei. Das Getreide wurde nun schwarz und bedurfte eines Gewitterregens. Auch um diesen baten die Schilluk ihren Nykang — doch er blieb stumm. Nun beten wir öffentlich Sonntags in der Kirche. Möchte doch das heiligste Herz Jesu uns helfen und diesem Volke klar erkennen lassen, welche von beiden Religionen die wahre, richtige ist! Daß es sich oft ereignet und der Regen dem Tanze folgt, ist jedoch nicht zu verwundern, wenn mau weiß, daß die Schilluk noch keine Wetterprognose studiert haben und gewöhnlich solange den Tanz hinausziehen, bis die Wolken schon am Himmel stehen. Denn es kostet nicht wenig, so viele wilde Köpfe einmal zu einigen und einen Ochsen zu finden, der schließlich dem Eigentümer doch mehr wert ist als Nykang, den er nicht sieht. Heft 12. Stern der Neger. 273 LIC W Aus betn ffinsstonsleben. IS) Lin Beispiel christlicher Standhaftigkeit. Es ist wahr, wenn man die Sache im allgemeinen nimmt, daß der Neger unbeständig ist und daß er heute mit Begeisterung eine Sache ergreift, die er morgen wieder fahren läßt, da er seine Ansicht geändert hat: er ist hiezu beinahe gezwungen, so stark sind die Verhältnisse, die ihn umgeben und in denen zu leben er genötigt ist. Unter diesen sind die wichtigsten das Klima, die Korruption seiner Gebräuche und Gesetze. Wenn aber das speziell von den Alten gilt, so darf man es jedoch nicht von allen jungen Männern und Jünglingen sagen, die im Schatten des Kreuzes und mit dem Gesetze des Gekreuzigten erzogen sein können. Ich erinnere mich, daß ich im verflossenen Jahre, da ich bei den Schilluk weilte, diesbezüglich tröstliche Beispiele zu s-hen bekam, unter denen jenes besondere Erwähnung verdient, das sich mit einem meiner Katechumencn namens Gnaquek abspielte. Die Geschichte ist erzählenswert und interessant. Dieser Junge würd" in einem Alter von ungefähr sieben Jahren zu einem seiner Verwandten namens Gnikor berufen, der schon seit geraumer Zeit in unserm Dorf zum Hüten der Herde angestellt war. Alles, was der Junge sich erwarb, übergab er den Patres, die er für die besten Verwalter hielt: denn hätte er es seinem Onkel eingehändigt, so wäre alles zu Getränken und Luxusartikeln verbraucht worden. Der Alte, verschlagen nach Art eines Schilluk, setzte, da er sich von dem schlauen Burschen in seinen Erwartungen getäuscht sah, den Eltern des Knaben derart zu, daß sie ihn zurückriefen. Gut für uns; denn so war nun P. Stang gezwungen, einen andern Hirten zu nehmen, und die Wahl fiel zufällig ans einen Knaben, der dann den Unterricht besuchte und solche Fortschritte machte, daß er am Osterfeste dieses Jahres mit einem andern meiner Katechumenen die hl. Taufe empfangen konnte. P. Stang aber trat streng gegen den Alten auf betreff des jungen Gnaquek und brachte es zustande, daß dieser zur Mission zurückkehrte. Plötzlich erschien eines Abends der kleine Gnaquek in unserm Dorf. Wir alle waren dessen froh, am meisten aber der Knabe, der sich gleich an die Arbeit machte. Außer der Arbeit bekam er auch in der Religion Unterricht, der vom Jungen sehr gut aufgenommen wurde und Verständnis fand. Die Vorzeichen waren gut, die Früchte konnten nicht ausbleiben: daher konnte der böse Feind nicht ruhig zusehen. Der alte Onkel war immer voll Zorn, weil der Knabe, wie früher, so auch jetzt ihm nur sehr wenig gab und die kleinen Ersparnisse zurücklegte, um damit dem Elend seiner Eltern zu steuern. Der alte Zauberer arbeitete im geheimen bei den Eltern Guaqueks und gab ihnen oft zu erkennen, daß man den Knaben als verloren betrachten müsse, denn jetzt werde er, wenn man nicht schnell mache, zu unserer Religion übertreten und die ruhmreichen Überlieferungen des Stammes der Schilluk verlassen. Inzwischen erkrankte der Vater des Knaben. Wer hat die Schuld? Der Knabe, der im Hause der Fremden wohnt; dessen versicherten den Vater die bekanntesten Zauberer des Dorfes. So wird neuerdings beschlossen, den Knaben zurückzurufen. Mittlerweile war zwischen den Einwohnern der Dörfer Fabur und Boll ein Streit ausgebrochen, der mit Wunden und Todesfällen infolge der Lanzenstöße endete. Nun mußte Gnaquok, der von Fabur war, einen Weg einschlagen, auf dem ihm ein Knabe aus Boll begegnen konnte, und in diesem Falle hätte sich nach dem Landesgesetz ein Kamps auf Leben und Tod entsponnen. Die Vorsicht erheischte es nun, daß er, da er einmal seinen kranken Vater besuchen mußte, eine tapfere und treue Begleitung habe: ich gab ihm also zwei Männer zu Begleitern und trug ihnen auf, den Knaben wieder zu uns zu führen. Aber der Knabe kam nicht zurück. Das halbe Dorf hatte sich auf Betreiben der Zauberer erhoben und wirkte auf die Eltern derart ein, daß sie sich entschlossen, den Jungen bei sich zu behalten. Der Kampf war also für uns verloren. Schon ergaben wir uns allmählich dem nnabäuderlichen Geschick, als wir eines Abends den Knaben bei der Mission sahen, müde, voll Hunger und all seiner Kleider beraubt. „Gnaguek! Jft's möglich?" „Ich bin hier, Pater; wie du siehst, haben sie mir mein Kleid genommen." „Bist du geflohen?" „Ja. Man trug mir auf, die Herde zu weiden: ich vertraute die Ziegen einem andern Knaben meines Dorfes an und entfloh. Hilf mir, Pater, ich sterbe vor Hunger, schon zwei Tage habeich nichts mehr zu essen bekommen." Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, daß der Knabe neuerdings Aufnahme und Arbeit bei uns fand. Wir hatten geglaubt, nach dem Kriege werde man Frieden schließen; allein das Ärgste sollte erst kommen. Nach Verlauf einiger Wochen kam Gnaqueks Mutter und erklärte, der Knabe müsse nach Hause kommen, um dem Opfer beizuwohnen, das für feinen kranken Vater dargebracht werden sollte. Entschuldigungen halfen uns nichts; sie schlugen sogar ins Gegenteil um. Wie könnten wir den Sohn der Mutter verweigern l Wir mußten wieder seine Abreise zugeben und man kam überein, am folgenden Tage solle ihn ein älterer Bruder abholen. Dieser kam nud nahm den Knaben mit sich nach Fabur. Nun ist es Sitte bei den Schillnk, daß, wer nach langer Abwesenheit zurückkehrt. HM 12 Stern der 9teger. 275 /llbl'gv. Franz Zaver Geger, apostolischer Vikar von Lentraiakrika. 276 Heft 12. Stern der Neger. beim Eintritt in das Dorf sich niederwirft und Nykang anbetet. Dazu aufgefordert, weigerte sich der kleine Gnaquek entschieden, indem er erklärte, er wolle den Teufel nicht anbeten. „Und wer bist du also," drängte der Bruder, „du, der du vom Hause deines Vaters entfliehst und Nykang nicht anbetest? Ich beschwöre dich bei unserm Großvater-------------" und bei diesen Worten erhob er mit drohender Miene den Stock. Gnaquek aber blieb standhaft. „Bist du also ein Sklave des Abuna geworden und betest den Gott der Fremden.an? Ist vielleicht nicht Nykang unser Gott?" Bei diesen Worten versetzte er ihm einen Stockhieb und gab ihm einige Faustschläge. Gnaquek suchte ihnen auszuweichen, blieb aber standhaft. Seine Standhaftigkeit zog ihm auch den Haß und die Verachtung aller Dorfbewohner zu, die nicht ermangelten, ihn mit den gemeinsten Worten zu schmähen. Der Augenblick des Opfers ist gekommen. Alle Mitglieder der Familie werden nach der Sitte vom Zauberer eingeladen, sich auf der geschlachteten Ziege niederzusetzen, wie um mit Opfer teilzunehmen. Es kommt die Reihe an Gnaquek, der sich aber weigert und ans den Boden niedersitzt, ohne sich um die Vorwürfe des Zauberers und die Drohungen der Mutter und der Brüder zu kümmern, die in diesem Benehmen neue Gründe zu Haß und schlechter Behandlung finden. Der kleine Märtyrer aber nimmt einen Augenblick, in dem et nicht beobachtet wurde, wahr, läuft davon und kommt ganz froh und glücklich zur Mission. Indem er mir feine Schultern, die von den Schlägen stark angeschwollen waren, zeigte, sagte er mir unbefangen: „Siehst du, Pater, was ich für Jesus Christus erduldet habe? Und was hast du für ihn gelitten?" Ich dachte an die Worte: „Noch habt ihr nicht bis aufs Blut widerstanden." Der Knabe hatte Recht. Ein anderer aber übernahm meine Verteidigung. „Weißt du nicht," antwortete er, „daß die Patres oft einen heißen Kopf haben (an Fieber leiden) und auch schon mancher gestorben ist?" Die Antwort war gut; Gnaquök begriff deren Wert und beruhigte sich. Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als den großmütigen Geist dieses Jünglings zu pflegen, in der Hoffnung, daß Gott daraus einen guten Christen machen wird. IKatecbismusuntemcbt und IRaufereten. Aus Iftagango. Die Stationen im Bahr-el-Ghazäl werden bald schöne Früchte zeitigen. Die Station Kayango hat in diesem Jahre drei Außenposten in drei verschiedenen Dörfern errichtet, die regelmäßig Katechismusnnterricht haben. P. Vignato geht jeden Montag und Freitag in das Dorf Sapun und Mittwoch und Samstag nach Konagö, während P. Silvestri alle Donnerstag und Sonntag sich nach Said begibt. Selbstredend sind die Leute dieser Dörfer nicht auch schon bekehrt, doch ist es Hoffnung erweckend, zu sehen, wie diese Wilden in der Hütte, die als Kirche dient, um uns herum stehen, Gottes Wort anhören und die Gebete lernen. Einige nehmen es sehr ernst damit und trat nicht als Dummköpfe zu gelten, setzen sie sich abends um ein Feuer und wiederholen bis spät in die Nacht das Buze (Vaterunser), das Ta baa Maria (Ave) und das. Tu Mbili (Engel Gottes). Ein guter Alter sagte mir kürzlich: „Wenn aber einer das Wort Gottes nicht lernt, die Taufe nicht empfängt und somit nach dem Tode nicht in das Haus Gottes kommt, so ist es aus mit mir. Es ist umsonst, daß ich zum Katechismus komme, denn meine Ohren sind hart und lassen dein Wort nicht hinein; rufe mich nicht mehr, wenn du an meiner Hütte vorübergehst. Ich habe mir gedacht, daß meine Seele, wenn sie stirbt, unter die Blätter in der Nähe meines Hauses zu den Seelen meiner Ahnen gehen kann." „Aber siehst du nicht," erwiderte ich, „daß dich alle Golo auslachen, wenn du sagst, daß deine Seele unter die Blätter geht. Sie glauben nicht mehr an diese Torheiten eurer Ahnen." „Aber höre," entgegnete der Schlaue, „ich schäme mich, ohne Kleid in die Kirche zu kommen; alle können sich in irgend einer Weise ein Kleid verdienen, ich aber bin alt und niemand kümmert sich um mich." „Wohlan," sagte ich, „wenn du am Samstag bei meiner Wiederkehr das Buze, Ta baa Maria, Ulure mi Bu (Ehre sei) .gut hersagen kannst, so bringe ich dir ein Kleid mit." Wirklich hatte der gute Alte bis Samstag affe diese Gebete gelernt. Jetzt kommt er fleißig, natürlich bekleidet, zum Katechismus. Hier sei bemerkt, daß diese Leute das Gelernte gern andern mitteilen und so an der Ausbreitung des Glaubens mithelfen. In der Tat kommt es nicht selten vor, daß Leute aus andern Dörfern, die noch nie in der Kirche gesehen wurden, zum Katechismus kommen und doch das heilige Kreuzzeichen und mindestens das Schutzengelgebet verrichten können. Zu diesem Gebet zeigen sie besondere Zuneigung. Die Frucht des Katechismnsunterrichtes in den Außenposten zeigt sich schon. Hier ein Beispiel: Ich machte mich auf den Weg nach Konagb, das zwei Stunden von der Mission entfernt ist. Vor mir geht der kleine Alexander mit dem illustrierten Katechismus und einer Kürbisschale voll getrockneter Durra, an der er von Zeit zu Zeit etwas abzupft und ißt. Er ist der erste Schüler der Station, ein aufgeweckter und frommer Knabe, der ein tüchtiger Katechist zu werden verspricht. Ich ging ziemlich schnell, um vor den Leuten dort zu sein, und wie ich durch den Hof des Sultans Kayango gehe, nähert sich mir Landschi, einer der eifrigsten Katechumenen von Konagb, mit zerschlagenem Kopf und Arm. „Sei gegrüßt, Pater", sagte er zu mir. „O mein Freund, was bedeutet denn das Blut, das' vom Kopf und von der Schulter fließt? Bist du geprügelt worden?" „Ja, Pater; diese Nacht war eine Rauferei und ich bin nun gekommen, es dir und dem Sultan zu melden. Aber wohin gehst du?" „Zum Katechismusunterricht in dein Dorf." „Nein, Pater, gehe nicht, du machst den Weg umsonst. Das Dorf Brindschi will unser Dorf bekriegen und wir können darum dich nicht anhören. Gehe nach Hanse und lasse sie ihre Köpfe zerschlagen, wie sie es mir getan." „Höre," sagte ich, „du gehst zum Pater Silvestri und läßt dir den Kopf verbinden und ich gehe nach Konagb." Unterwegs dachte ich nach, was da zu tun sei und wie Frieden zu stiften wäre. Schon stand ich auf dem Schlachtselde. Kassar-ganda, die Hauptperson des gestrigen Ereignisses, stand Schildwache ans einem Termitenhaufen. Er hatte ein großes Gewehr in der Hand?) Seine Augen waren nach dem Dorfe Konagb gerichtet. Als ich mich ihm näherte, blinzelte er mich an. Da er sich nicht rührte, mich zu grüßen, fragte ich: „Was tust du auf dieser Spitze; wartest du auf Elefanten?" „A go — es ist Krieg!" antwortete er trocken. „Habe ich euch das beim Katechismus gelehrt? Prügeleien, Köpfe zerschlagen, Krieg führen?" „Ich bin allein, die von Konagb hingegen find 15 mit Gewehren. Dort stehen sie im *) Die Eingeborenen von Bahr-el-Ghazal besitzen zum Unterschied von den wilden Stämmen des Sudan Schießgewehre. tern der Neger. Heft 12. LS) co CM 3 : i Xe. • -... Iv. ■ " J ) . ft i H>ic Mitglieder des zweiten ©encrnlkapitele. P. I. Sembianti. — P. A. (Eolombaroli. — Der hochwst. P. Generalsuperior. — P. M. Raffeiner. — P. I. Bendinelli. P. I. Weiller. - P. K. Tappi — P. B. Kohnen. P. 91. Vignato. — P. D. Francesconi. P. I. Lehr. P. E. Tavedon. - P. W. Banholzer. — P. P. Meroni. — P. Fr. Heymans. — P. G. Türk. Felde: sage ihnen, daß sie heimgehen, so werde auch ich das Gewehr ablegen." Er stand wirklich allein ans dem Vorposten, aber in seinem Hofe standen seine fünf Frauen mit Stöcken bewaffnet und einige Männer mit Pfeil und Bogen. Als ich vorüberging, erhoben sie sich zum Zeichen der Verehrung, aber keiner sagte ein Wort. Unterdessen rüsteten auch die Leute des Häuptlings Brindschi und eine große Zahl „Pater," sagte er mir, „heute ist kein Katechismusunterricht, bis ich diese drei Mann gerächt habe." „Höre, Häuptling," antworte ich, „ich liebe nicht, hier stehend zu verhandeln. Gehen wir in dein Dorf, dort werden wir verhandeln." „Der Pater hat Recht," sagte er zu seinen Kriegern. „Der Pater ist bei uns, gehen wir nach Hause." Beim Dorf angekommen, zeigte man mir Station Tonga mit Mitten, die als Spital dienen sollen. mit Gewehren bewaffneter Soldaten stellte sich auf dem Platz auf. Auch Konago stellte seine Bewaffneten in Reih' und Glied auf und die Zahl wuchs immer mehr. Sonderbar! Mitten unter diesen Wilden fühlte ich mich stark, obwohl unbewaffnet, doch ich trug bei mir das Friedenssymbol, das Kreuz des Missionärs. In Konago kam mir der Häuptling entgegen und stellte mir drei Männer vor, die am Vortag arg zugerichtet worden waren. an Bäumen Löcher von Gewehrkugeln. Die Schüsse waren auf den Häuptling selbst gerichtet worden, die ihn jedoch nicht trafen. Der ganze Dorfplatz ist voll von Waffen und Kriegern. Sie waren alle erhitzt über die Maßen: da brauchte es eine Abkühlung. Ich befahl in aller Ruhe den Knaben, meinem Katechisten zu folgen, der sie abseits um sich versammelte, um ihnen die Gebete zu lernen. Hierauf öffnete ich meine kleine Wanderapotheke und begann zu waschen, zu schmieren und die Wunden zu verbinden. Indessen ent- flammten die Krieger einander zum Kampf und schrien aus vollem Halse» daß das Leben für nichts zu halten ist im Vergleiche zum Vergnügen der Rache» besonders da es sich darum handelt» die Ehre des Häuptlings zu verteidigen. Nachdem die Wunden verbunden waren» mußte weiteres Blutvergießen verhindert werden. Viele fragten mich um meine Meinung» der größte Teil aber erwartete, ich werde mich an die Spitze stellen und gegen die Brindschi marschieren. - Ich gab ihnen jedoch zu verstehen» welches immer der Ausgang des Krieges sein werde, daß sie doch verlieren; die Regierung Pflegt nämlich bei solchen Raufereien die Gewehre den Streitenden abzunehmen und die Rädelsführer einzusperren. Ich machte endlich noch den Vorschlag, die Angelegenheit dem Sultan Kayango zur Entscheidung zu überlassen. Viele rümpften die Nase auf diesen Friedensvorschlag hin, doch der Häuptling Konago, der mitten in diesem Rummel eine Ziemliche Ruhe bewahrte» erklärte sich bereit, ihn anzunehmen» wenn es mir gelänge, die Soldaten und Leute von Brindschi heimzuschicken, welche sich, wie später ein Wächter erzählte» in großer Zahl um die Wohnungen won Kassar-ganda angesammelt hatten. Hierauf begab ich mich in das andere Lager» wo ich eine starke» noch wildere und zahlreichere Truppe als in Konago vorfand. Es wurde lange hin- und hergestritten» sie schimpften, drohten . . . Das Endresultat war» daß alle die Waffen ablegten und jeden Gedanken auf Krieg aufgaben. Durch einen Boten benachrichtigte ich sodann Konagö, alle nach Hause zu schicken und mir nach Kayango zu folgen, wohin ich in Begleitung von Brindschi vorausging. Der Sultan Kayango fühlte sich ob der ihm erwiesenen Ehrung sehr geschmeichelt und nach langem Reden und Denken sprach er das Urteil» das ans zweitägige Einschließung lautete, weil sie nicht ihr Möglichstes getan, um die Rauferei zu verhindern. Das Urteil war gerecht; aber der schlaue Sultan verfeindet sich nicht mit den beiden Häuptlingen durch schlechte Behandlung, er verwandelt vielmehr seine königlichen Gemächer in ein Gefängnis, wo viel Merissa getrunken wird und der Friede zwischen den Gegnern umso inniger geschlossen wird, welcher Friede ebenfalls durch Merissa, die tags zuvor getrunken wurde, gestört worden war. Den Schaden des ganzen Zwischenfalles trugen ganz die mit zerschlagenen Köpfen, während der Vorteil ganz auf unsere Seite fiel. Das Volk hatte eine Probe mehr von dem Interesse, das wir für sein Wohl an den Tag legen, und das vermehrt den Einfluß, den wir über dasselbe ausüben können. Zum Beweise dafür sei bemerkt, daß die beiden versöhnten Häuptlinge noch am selben Abend zur Mission kamen, um mir für die Friedensvermittelung zu danken. Gedankensplitter. Die schlechte Lektüre kann nachhaltig nur durch Verbreitung der guten beseitigt werden. Wenn der Teufel krank ist, will er ein Mönch Werden; ist er wieder gesund, so bleibt er, was er war. Lasse es dir ja nicht einfallen, du seiest ein verdienstvoller Mann, ehevor es die Bösen nicht der Mühe wert halten, dich zu verfolgen. * * * Wer nicht gebraucht, was er hat, der hat nicht, was er braucht. Heft 12. Stern der Neger. 281 L v- Šj Unterbattenbee. 1 Schwatzes Elfenbein, IRelsen und Bbenteuet im Innern Akrtkas. — Won Dr. Dugo /ÄMonf. 15. Kapitel. Der Tod des SMavenjägevg. Jenen nächtlichen Lauf werde ich nie vergessen; er war noch elender, ohne Vergleich elender als die Reise mit der Sklavenkarawane. Meine Füße waren noch gefesselt, so daß ich Mühe hatte, mich auf den Beinen zu halten. Weg sah ich keinen, sondern stolperte mit den mit Wunden bedeckten Füßen über dürre, dornige Zweige und spitze Steine; die Dornen drangen in mein Fleisch ein und verursachten mir schreckliche Schmerzen. Bald stieß ich hier, bald dort an einen Baumstamm. -------Allein dem trug ich nicht Rech- nung. Das Los meiner Freunde lag mir mehr am Herzen. Damian befand sich in Lebensgefahr: ich mußte ihm zu Hilfe eilen. Unterwegs fragte ich Josef: „Ist der Minisse gewarnt?" „Ja, vor Sonnenuntergang sprach ich mit ihm." „Hat er die Neger bewaffnet, um die Mission zu verteidigen?" „Ja. Aber er hat nur geringe Hoffnung. Nur ein wenig Pulver und einige Kugeln stehen ihm zur Verfügung; er und noch ein Weißer sind allein. Auf die Pfleglinge der Mission kann man nicht rechnen, die Zauberer des Dorfes sind gegen ihn und werden ihn nicht unterstützen. Mein Herr, beeilen wir uns, Hilfe zu bringen." Diese Nachrichten machten auf mich großen Eindruck und verliehen meinen Füßen Flügel. Die Gefahr Damians war viel größer, als ich geglaubt hatte. Wie rasend eilten wir dahin. „Ist es noch weit bis zur Mission?" fragte ich den Schwarzen. „Kaum so viel Zeit, als ihr Weiße eine Stunde nennt." „Warum bist du zu mir gekommen?" „Um das zu tun, was ich nun ausgeführt habe. Ich sprach zu mir selbst: Niemand anderer als mein Herr wird die Mission verteidigen und den Feind vertreiben können. Diese meine Ansicht teilte ich dem Minisse mit, der sie nicht nur billigte, sondern noch bat, zu dir zu eilen und dich aus der Gewalt deiner Feinde zu befreien. Das tat ich." Ich drückte dem Schwarzen die Hand. „Josef, dir verdanke ich mein Leben; nie werde ich das vergessen", sagte ich. „Herr," antwortete er bewegt, „ich habe meine Pflicht getan und nicht mehr, ohne dich wäre der arme Josef ein Sklave des grausamen Dagombe und schmachtete fern von seinen Lieben und der Heimat." „Du hast viel für mich getan; niemals werde ich vergessen, was ich dir schulde." Wir setzten unsern Lauf fort. Nach einer guten halben Stunde sah ich am fernen Horizont den blendenden Schein eines großen Feuers. Dieser Anblick erfüllte mich mit Schrecken. Ich zeigte dem Schwarzen den Schein des Feuers. „Die Mission! Die Mission!" rief er. Nun war mir alles klar. Die Mission war ein Raub der Flammen. Die Sklavenjäger hatten zum Feuer ihre Zuflucht genommen, um die Einwohner zu bewältigen und zu Sklaven zu machen. Welches war das Los des P. Damian? Welches das der armen Neger? Waren sie in der Gewalt der Sklavenjäger, waren sie in den Flammen umgekommen oder war es ihnen gelungen, den Feind zu vertreiben, wie ich einige Tage vorher im Negerdorfe das Glück hatte? Wer konnte mir darauf Antwort geben? Ohne Unterbrechung liefen wir weiter. Ich war voll llnwillen und Zorn über jene, die mit Menschenfleisch Handel treiben, voll Angst über das Los meines Freundes, entschlossen, mit den Sklavenjägern zu kämpfen und die Beute ihren Händen zu entreißen. Der Kampf wäre ungleich .gewesen: ich gegen so viele. Allein das Leben hatte in jenem Augenblick für mich keinen Wert. Lieber wollte ich im Kampfe fallen, als ehrlos leben, ehrlos, weil ich für den Freund nicht Sorge getragen, weil ich nicht alle Kraft aufgeboten, um ihn zu befreien. „Vorwärts, vorwärts!" Der Schein des Feuers wurde immer stärker. Wir näherten uns dem Feuer. Aufmerksam horchte ich, ob ich nicht ein Geräusch vernähme. Nichts. Jene Totenstille nimmt mir die Kräfte. Bei den Kämpfen zwischen Arabern und Negern geht es^ immer sehr laut her. Hier war statt dessen geheimnisvolles, tiefes Schweigen. Der Kampf war also schon beendet. Ich kam zu spät. Wer .war der Sieger? Noch einige Schritte und ich bin auf der Stätte des Unglücks. Auf einer großen Wiesenflüche, die von einem ruhig dahinmurmelnden Bach bewässert ward, erhob sich eine bedeutende Ansiedlung, gebildet von einigen Hütten und umgeben von einem Verhau. Ein Teil des Grundes rings um jenes Gehege war bebaut; über den Bach führte eine kleine Brücke. Nunmehr waren Gebäude und Umfriedung eine Beute des gefräßigen Feuers. RoteFlammenzüngelten gegen denHimmelund verbreiteten dichten Rauch. Das Feuer mußte schon vor geraumer Zeit gelegt worden sein, denn ein Teil des Geheges war schon verkohlt und in einen Haufen Asche verwandelt. Auf dem Felde fanden wir einige Leichen, von einem lebenden Wesen war jedoch keine Spur zu entdecken. „Die Araber haben gesiegt!" rief Josef. Es konnte nicht anders sein; die Araber hatten den Sieg errungen. Falls die Angehörigen der Mission gesiegt hätten, hätten wir sie an Ort und Stelle gefunden, damit beschäftigt, das Feuer zu löschen oder zu retten, was noch zu retten war. Nun besichtigte ich die Leichen, welche am Boden lagen; ich fand einige Neger, die schrecklich verstümmelt und mit Wunden bedeckt waren. Josef erkannte in ihnen die Mitglieder der Mission. Auch die Leichen zweier Araber sah ich, die mitten in der Brust von den feindlichen Kugeln getroffen waren. Nur zwei Araber lagen tot am Boden, während die Zahl der getöteten Neger acht be- trug. Wer weiß, wie viele in den Flammen umgekommen waren! „Was ist zu tun?" fragte mich Josef. „Kehren wir zum Lagerplatz der Araber zurück, um P. Damian zu befreien, der sich gewiß in ihren Händen befindet, wenn er nicht gar in den Flammen ein klägliches Ende gefunden." „Ja, gehen wir. Entweder wollen wir Pater Damian befreien oder mit ihm sterben", rief der gute Schwarze aus. Die Ketten an den Füßen hinderten mich sehr am 'Gehen. Ich bückte mich deshalb und mit Hilfe des Dolches, den Josef bei sich trug, gelang es mir, die Schraube, welche die beiden Hälften der Ringe verband, zu entfernen. So entledigte ich inich der Kette und konnte nun, weil freier, mit größerer Schnelligkeit den Eilmarsch fortsetzen. Wir passierten nun zunr zweiten Mal den dichten Wald und näherten uns dem feindlichen Lager. In größter Eile ging es vorwärts, da ich für meinen Freund so sehr fürchtete. Zwei gute Stunden benötigten wir, um den Wald zu durchqueren; endlich sahen wir den fernen Schein eines Feuers; ich horchte. Schreckliche Rufe drangen an mein Ohr. Dort war das Lager. „Folge mir vorsichtig und laß dich von niemand blicken", empfahl ich Josef. Ich machte noch einige Schritte. Das Lärmen und Schreien wurden immer ärger. Endlich komme ich hinter einen Baum, von dem verdeckt ich das ganze Feld überblicken konnte. Was ich sah, erfüllte mich mit Entrüstung. Nahe bei den Sklaven, den alten Genossen meines Unglücks, lagen zahlreiche junge Neger, mit Ketten beladen, wenige Männer, wenige Frauen und Mädchen, die Christen der Mission, die in dieser schrecklichen Nacht erbeutet worden waren. An einen Baum war ein Weißer angebunden, der den langen Priestertalar trug; das Gesicht des Mannes war abgemagert, der Körper abgezehrt von den langen Strapazen, die Wangen fahl; nur seine Augen leuchteten in ungewöhnlichem Glanz. Die Araber hatten sich um ihn gruppiert. Ihre Augen sprühtenBlitze von Merger, Wut und ungebändigtem Zorn, vom fanatischen Zorn des Muselmanen gegen den gehaßten Christen, gegen den Priester Christi, des Sklavcnjägcrs gegen den Bannerträger jenes Glaubens, der die Ausübung des rohen Handwerkes eines Negerhändlers mit den strengsten Strafen belegte. „Er ist mir entflohen und du sollst mir dafür büßen", wandte sich Dagombe an den Gefangenen. Dieser gab keine Antwort. „Jener Hund ist entkommen; ich weiß nicht, wie; aber hoffe nur nicht auf seine Hilfe. Zuerst wollen wir mit dir die Sache zu Ende führen, dann werden wir ihn suchen und wieder finden. Noch nie hat einer Dagombe ungestraft beleidigt." Da er sah, daß der Missionär nicht sprechen wollte, fuhr er fort: „Siehst du, Mohammed hat über Christus, den Sohn Mariens, triumphiert, der Halbmond über das Kreuz. Deine Mission besteht nicht mehr; wenige Augenblicke genügten, deine Arbeit von vielen Jahren zunichte zu machen. Die Kinder der Mission wurden unsere Sklaven und du selbst, falscher Diener eines lügenhaften Glaubens, bist unser! Allah, der uns den Sieg verlieh, sei gelobt und Mohammed, der Prophet Gottes, hat gezeigt, daß sein Glaube der wahre ist, da er unsern Waffen den Sieg gewährte." „Nur der Glaube Christi ist der wahre!" antwortete der Missionär, der als Bannerträger des Evangeliums jene Lästerungen nicht ertragen konnte. „So, so. Da hast du ein Beispiel davon. Du bist in unserer Gewalt. Schrecklich Ivird dein Tod sein, weil wir dich hassen und au dir die Flucht unseres Gefangenen rächen, an dir unseren Zorn und Haß, den wir gegen die verfluchten Christenhunde tragen, befriedigen wollen. Aber du dauerst uns. Bekenne, daß Mohammed mächtiger ist als Christus, bekenne dich zum Glauben des Propheten Allahs und wir schenken dir das Leben." Dem Araber ist das Verlangen, Proselyten zu gewinnen, angeboren und er läßt keine Gelegenheit vorübergehen, ohne den Versuch zu machen, jemanden seinem Glauben zu gewinnen. Daraus erklären sich der staunenerregende Fortschritt des Mohammedanismus im schwarzen Kontinent und die Tatsache, daß in Afrika ebensoviele Bannerträger der Lehre Mohammeds sich befinden, als Araber, Kaufleute und Sklavenjäger dortselbst vorhanden sind. Dagombe blieb sich selbst treu und wollte nun den Missionär bekehren. Was wäre es für ein Ruhm für ihn gewesen, sagen zu können, einen katholischen Missionär habe er für den Islam gewonnen! Er zweifelte auch nicht daran, daß für den Priester das Versprechen, ihm das Leben zu schenken, ein guter Köder wäre; auch wenn der Missionär nachgegeben hätte und seinem Glauben untreu geworden wäre, hätten sie ihn getötet. Der Araber haßt den Weißen zu sehr und sein Herz kennt kein Mitleid. Der Missionär erwiderte würdevoll: „Erspare dir deine Worte. Ich bin Christ, bin sogar ein Diener Gottes. Er ist der einzig wahre Gott und Christus ist sein eingeborener Sohn." „Verwegener! Wagst du, das in unserer Gegenwart zu sagen?" schrie Dagombe, indem er den Dolch zog. „Wenn also Jesus der Sohn Gottes ist, was ist Mohammed?" Von jener Frage hing alles ab; sie war ausschlaggebend für Leben oder Tod des Missionärs. Dieser aber, wollte er seinem Gott treu bleiben, mußte eine Antwort geben, die sein Todesurteil besiegelte. Ich erhob das Repetiergewehr und zielte auf Dagombe. Der Missionär zögerte einen Augenblick mit der Antwort. „Wer ist Mohammed?" bestand Dagombe. „Willst du es wirklich wissen?" fragte Pater Damian. »Ja." „Nun gut. Mohammed ist ein falscher Prophet", sagte der Missionär, wobei er die einzelnen Silben deutlich aussprach. Nach diesen Worten spielte sich eine unbeschreibliche Szene ab. Die Mohammedaner, an der empfindlichsten Stelle getroffen, schrien wie wilde Tiere vor Zorn und Entrüstung; Dagoinbe wollte sich mit dem Dolch in der Hand ans den Missionär werfen und hätte ihn getötet, wenn ich nicht in jenem Augenblicke Feuer gegeben hätte. Meine Kugel hatte gut getroffen; Dagombe lag verwundet am Boden. Von Josef gefolgt, trat ich schußbereit ans dem Walde. Die Araber vergaßen den Missionär und stürzten sich auf mich. Sie sind nicht bewaffnet; das ist meine Rettung. Zuerst kämpfe ich mit ihnen aus der Ferne auf Tod und Leben, indem ich Feuer gebe und vier zu Boden strecke. Daun ringe ich, Mann gegen Mann, mit dreien, während sich der Neger gegen einen vierten verteidigt. Der Kampf ist lang und schrecklich; die Araber sind wacker. Ich werde an mehreren Stellen verwundet; endlich gelingt es mir, die Sklavenjäger zu Boden zu werfen. Ich bin Herr der Situation —----------- 16. Kapitel. Bureb die Allee „Del Colli“. „Mein Herr, Sie haben meinen Bruder gerettet. Wie sehr sind mein Vater und ich Ihnen zum Dank verpflichtet!“ „Ich habe einfach meine Pflicht getan, junge Gräfin, und freue mich, der katholischen Kirche und Afrika einen so eifrigen Missionär, wie es P. Damian ist, erhalten zu haben", antwortete ich dem blonden Mädchen, das an meiner Seite durch die Allee ..Bei Colli“ in Florenz spazierte und in dem mein Leser die junge Gräfin Rosina Sautelmo, die Schwester meines guten Pater Damiau, erkennen wird. „Sie wollen keinerlei Dank, das weiß ich wohl, aber Sie werden uns deshalb nicht undankbar machen können. Wie interessierte mich die Erzählung Ihrer abenteuerlichen Reise! Ich teilte mit Ihnen Freud und Leid; ich seufzte mit Ihnen über das traurige Los der Sklaven; ich weinte über bereit Leiden; ich empörte mich über Dagombe und entsetzte mich über Cassougo, sympathisierte mit Josef und vergoß Tränen über den Tod Heinrichs. Aber vollenden Sie nun Ihre Erzählung. Welches war das Los der Sklavenjäger?" „Einige blieben tot am Platze." „Und die Verwundeten?" „Diese wurden, Dagombe mit ihnen, aufgeknüpft. P. Damian legte zwar Fürsprache ein, aber ich war unerbittlich." „Wie schrecklich!" rief das Mädchen ans. „Warum hatten Sie kein Mitleid für dieselben, um Gnade für Recht ergehen zu lassen?" „Vor allem, mein Mädchen, sind jene Männer vollendete Straßenränder, die nicht nur einen, sondern Tausende und Tausende von Morden auf dem Gewissen haben. Und dann, wenn ich ihnen das Leben geschenkt hätte, hätte ich mich gegen die arme Menschheit versündigt. Jene Halunken hätten ihr ruchloses Leben in schändlicher Weise weitergeführt und hundert und tausend andere in die schreckliche Sklaverei geschleppt. Der Tod war die einzige Strafe, die jene Schurken verdient hatten, und ich freue mich noch jetzt bei dem Gedanken, den schwarzen Kontinent von diesen Hyänen, die nach Blut dürsteten, für immer befreit zu haben." „Aber wenn Sie dieselben am Leben gelassen hätten, so hätten sie sich bekehrt." „Jene Schurken? Nie! Sie kennen deren Schlechtigkeit und Blutdurst zu wenig." „Und die Sklaven?" „Sie wurden befreit. Voll Dankbarkeit gegen uns wollten sie nicht in ihr Dorf zurückkehren. Sie halfen mit mir, P. Damian die Mission wieder errichten. Rings um diese ließen sie sich nieder und traten in das Katechumenat ein. Bald wird die Mission von Cabambare eine der blühendsten in der Konqoqeqend sein." „Und Josef?" „Ich blieb noch ungefähr einen Monat bei P- Damian in der Mission. Er freute sich ungemein, mich wieder zu sehen, und erzählte mir von seiner Mission, was ich schon dem Schreiben entnommen, das der Zauberer mir anvertraut hatte. Bon seinen Genossen waren zwei gestorben, er allein und ein Laienbruder waren am Leben geblieben. Ich wollte ihn nach Uschirombo mitnehmen, er wollte mir aber nicht folgen. Er leb.e nur mehr für die Neger und wollte seine liebe Mission nicht verlassen. Nach Verlauf eines Monats nach jenem Kampf im Walde verließ ich mit Josef die Mission und kehrte an die Küste zurück. Glücklich kam ich in Uschirombo an; von jener Stadt reiste dann eine Hilfsexpeditiou, die von der Mission zur Unterstützung des Pater Damiau aufgeboten ward, ab; ihr Führer war nun mein Josef. Ich aber schloß mich einem Missionär au, der nach Europa zurückkehrte, und nach einer Reise von vier guten Monaten traf icki in Sansibar ein, wo ich mich nach der lieben Heimat einschiffte. Ich war im Herzen Afrikas; ich sah mit eigenen Augen die Schrecken der Sklaverei, ja bin sogar selbst Sklave gewesen. Folglich kann ich mit Sachkenntnis über die Sklaverei und deren Schrecken sprechen. Ich versichere Sie, Fräulein, was man über diesen Gegenstand spricht, steht immer weit hinter der Wirklichkeit zurück. O, daß doch alle von dem beklagenswerten Zustand des schwarzen Kontinents sich überzeugten, daß die ganze Welt aktiven Anteil nähme an dem Kampfe gegen die Sklaverei, binnen kurzer Zeit wäre Afrika für den Glauben und die Kultur gewonnen." IDcrfcbtebenes* Leier des silbernen Jubiläums im stIMssionsbaufe Milland. Die 25jährige Wiederkehr des Tages, cm dem ein Institut, eine Kongregation gegründet Ivurde, ist mit Recht ein Jubeltag für die ganze Genossenschaft. Dieses freudige Ereignis wurde auch im Missionshause in Milland am Feste Allerheiligen mit größtmöglicher Pracht gefeiert. Schon am Vorabend verkündeten Pöller-schüsse der nahem Stadt Brixen und Umgebung das Freudenfest. Mehrmals erstrahlte das Missionshaus sowohl als auch das Juvenat „Taverianum" in bengalischer Beleuchtung. Wunderschön nahmen sich auch die Lampions an den Fenstern der Anstalt aus. Selbstredend war das Gebäude mit Fahnen und Kränzen innen und außen würdig des Ehrentages geschmückt. Um 9 Uhr vormittags begann die kirchliche Feier. Der hochw. Herr Theologieprofessor Dr. Hermann Ludescher hielt die herrliche, zu Herzen dringende Festpredigt, in der er die Bedeutung des Festtages darlegte. Er schilderte in beredten Worten die Wonne des Himmels, wies hin ans die Gesellschaft der Seligen, die uns dort erwarten, und spornte die Zuhörer an, sich in jeglicher Tugend auszuzeichnen, um zu ähnlicher Herrlichkeit zu gelange^. Redner schloß dann begeistert: „Es ist etwas Erhabenes, Priester zu sein. Ist es doch das göttlichste der göttlichen Werke, mit Gott mitzuwirken am Heile der Seelen. Aber noch herrlicher ist dieser Berns, wenn er vereint ist mit dem Ordensstande. Ungleich erhabener jedoch steht er da, wenn er ausgeübt wird am Seelenheil der armen Heiden. Danken ioir dem Herrn für das viele Gute, das von Ihnen in diesen 25 Jahren geschehen ist, für die Gebete, die emporgestiegen, und für die vielen Seelen, die Sie gewonnen haben. Bitten Sie den Herrn von ganzem Herzen, daß er auch in Zukunft Sie segne, daß er Sie mehre und Ihre Kongregation immer mehr ihrem erhabenen Ziele entgegen führe." Das feierliche Hochamt zelebrierte der hochwst. Prälat Dr. Franz Schmid, Domdekan in Brixen, unter zahlreicher Assistenz, wobei vom gut-geschulten Chor des Missionshauses die Kassiani-Messe von M. Haller zur Aufführung kam. Im schön geschmückten Speisesaal versammelte dann um 12 Uhr ein Festmahl Gäste und Insassen der Anstalt. Bon den geladenen Freunden und Gönnern des Missionshauses seien erwähnt: Prälat Dr. Franz Schmid, Bezirkshanptmann R. v. Scolari, Bürgermeister von Brixen Dr. Otto v. Guggenberg, P. Heinrich Abel s. .1., Msgr. Dr. Joh. Freiseisen, Prof. Dr. Ludescher, k. u. k. Generalmajor H. v. Himmel, Vertreter der verschiedenen Klöster Brixens u. a. Den ersten Trinksprnch brachte Se. Gnaden Prälat Regens Dr. Franz Schmid als Stellvertreter des erkrankten Fürstbischofs von Brixen Dr. Josef Altenweisel auf die Träger der höchsten Gewalten, Papst und Kaiser, auch als Förderer des Missionswerkes, aus. — Herr Bezirkshanptmann v. Scolari gedachte hierauf in formvollendetem Toaste der Förderung des Missionshauses durch Se. Majestät unsern aller-gnädigsten Kaiser und gab seiner Sympathie für die edlen Ziele der Missionäre Ausdruck. Redner brachte sein Hoch ans auf das Blühen, Wachsen und Gedeihen des Instituts. — Der Rektor des Missionshauses Dr. Matth. Raffeiner dankte den erschienenen Gästen und hob dann in besonderer Weise hervor, in welch innigem Zusammenhange unsere Kongregationen mit der Gesellschaft Jesu steht, als deren Vertreter Hochwürden P. Abel in unserer Mitte weile, und brachte diesem sein Hoch. Nun erhob sich P. Abel. In gewohnt launiger Weise, wie sie dem gefeierten Redner zu eigen ist, dankte er und sagte auch: „An allem sind die Jesuiten schuld; aber daß sie auch am Entstehen dieser Kongregation schuld sind, habe ich erst heute erfahren." P. Abel erzählte dann eine Episode aus dem französisch-russischem Feldzuge. Sein Großonkel war Hauptnmnn gewesen. Ihn und seine Soldaten fror es und sie hungerten entsetzlich. Alle verzweifelten. Nur der wackere Hauptmann sagte: „Jetzt wird es mir erst wohl um mein Soldatenherz." „Wenn S i e einmal in Afrika da drunten so recht — nicht frieren, natürlich, sondern schwitzen und es Ihnen am Notwendigsten fehlt, dann erinnern Sie sich meines Großonkels: .Jetzt wird's mir erst warm um mein Missionärherz'!" Der Novizenmeister P. Türk gedachte hierauf dankbar der Vertreter von Kirche, Staat und Stadt, die auch das Missionshaus in Milland seit seinem 15jährigen Bestände möglichst zu fördern bestrebt waren, und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Prälat Schmid, Bezirkshanptmann v. Seolari und Bürgermeister Dr. Otto v. Guggenberg aus. Letzterer sprach mit warm empfundenen Worten über den Heldenmut der Missionäre, die Heimat, Eltern, kurz: alles verlassen, um unter unsäglichen Entbehrungen oft ein dornenvolles Leben zu führen, nur geweiht dem Eifer für die Gewinnung von Seelen für unsere heilige katholische Kirche. Sein Hoch galt dem Missionsbischof der Kongregation, Msgr. Fr. $ao. Geyer. Von den zahlreich eingelaufenen Glückwunschschreiben und Telegrammen seien hervorgehoben ein Telegramm Sr. Majestät des Kaisers Franz Joses, der ja bekanntlich der hohe Protektor der Mission von Zentralafrika ist, und ein Handschreiben Sr. Eminenz des Kardinals Gruscha aus Wien. Eines der originellsten und am launigsten abgefaßten Glückwunschschreiben war wohl — wie die „Brixener Chronik" meldete — das eines Brixener Freundes des Missionshauses: Ihm war beigelegt ein saldierter Schuldschein über Kr. 5000! Vivant sequentes! Am Nachmittag war Dankgottesdienst. Wir hatten viel zu danken und zu bitten. Alles konnten wir dem göttlichen Heiland, der in der Monstranz ausgesetzt war, zu Füßen legen. Mit feierlichem Tedeum und der Erteilung des päpstlichen Segens, den Se. Heiligkeit Papst Pius X. zum Jubiläum gesandt hatte, endete die kirchliche Feier. Allen Mitgliedern der Kongregation hatte der Heilige Vater an diesem Tage auch einen vollkommenen Ablaß verliehen. Nach dem Abendessen fand noch int Missions-Hause eilte Festfeier statt. Die Reden, die dabei gehalten wurden, beztveckten, in den Mitgliedern die Liebe zur Kongregation zu entflammen und sie für das Missionswerk zu begeistern. Die Zwischenpausen wurden durch ein Streichquartett und gelungene 1 stimmige Männerchöre ausgefüllt. Zum Schluffe erneuerten wir als Söhne des hlst. Herzens Jesu den Schwur der Treue dem Erlöserherzen und alle stimmten begeistert in die brausenden Akkorde des Herz Jesu-Bnndesliedes eilt und so war die einzig schöne Festfeier zu Ende. Unvergeßlich wird dieser Tag dem Missionshaus bleiben. Unsere Freunde und Gönner aber werden mithelfen, daß die Kongregation der Söhne des hlst. Herzens Jesu gekräftigt, vermehrt und mit noch größerem Jubel auch zu feiern vermag das goldene Jubiläum. Das walte Got^! Stern der Neger. 287 Heft 12. DeLteres. Zu große Höflichkeit. Ein Phrasendrechsler, der sich im Reden und Schreiben inchöflichen Redens-— artigkeiten zu überbieten pflegte, brachte sich bei einem vornehmen Herrn durch folgenden Brief in empfehlende Erinnerung: „Sie verzeihen, mein Herr, daß ich es wage, Sie zu ersuchen, mir gütigst zu erlauben, daß ich mir die Freiheit nehme, Sie hiedurch zu fragen, ob Sie die Gewogenheit haben wollen, mir zu vergönnen, daß ich mich erkühne, Sie zu bitten, mir das Glück zu gewahren, daß ich mich Ihnen nahe, um freundlichst zu sagen, daß ich nichts anderes sehnlicher wünsche, als imstande zu sein, Ihnen zu zeigen, wie sehr es mich freut, daß das Schicksal mir so günstig ist, den Augenblick herbeizuführen, der mir das günstige Los in den Schoß fallen läßt, Ihnen zu versichern, daß es mir unmöglich ist, durch leere Worte die Gefühle auszudrücken, die mein Herz bei dem Gedanken ergreifen, daß Ihre Güte mich berechtigt, die Hoffnung zu hegen, daß Sie überzeugt sind, wie tief ich es empfinde, welch ein Vorzug es ist, daß ich die Ehre haben darf, mich in den Gefühlen der Hochachtung zu nennen Ihren gehorsamen Diener Hans Bums." * * Ein Opferlamm. „Sie hinken ja, Herr Federl?" — „Der Ehef hat mich heute auf die Hühneraugen getreten." - „O weh, mit seinen.zwei Zentnern!" — „Ja, denken Sie, nach zehn Minuten ! hat er es erst gemerkt!" * ^ * Großer Sprung. Lehrer: „Also jetzt kommen wir zum Himalayagebirge. — Das überspringen wir aber." * * Zuvorkommend. Schusterbub (zu einer Köchin, die eine Wurst verloren fjnt): ,,Sie, Köchin, Sie haben eine Wurst verloren! Den Finderlahn hab' ich gleich abgebissen!" Frechheit. „Was, Sie wagen es, mich hier anzubetteln, wo ich kaum mit meinem Luftschiff die Erde berühre? Sehen Sie denn nicht, daß ich soeben erst heruntergekommen bin?" — Fechtbruder: „Und ich schon lange!" * Ein bayrischer B em eind esörster erhielt vom Magistrat der Stadt eine gedruckte dienstliche Anweisung. Das der Anrede vorgedruckte „Herr" war durchstrichen. Auf seine Anfrage nach dem Grunde der Maßnahme wird ihm die Antwort, das Durchstrichene sei anzusehen, als hätte es nicht dagestanden. Doch der Förster zahlte mit gleicher Münze. Seine nächste schriftliche Eingabe lautete: „An den naseweisen Magistrat der Stadt N." Das Wort „nase" hatte er durchstrichen. 0 0 0 0 0 0 0 Zum MtzreFWuß! Der 13. Jahrgang ist mit diesem hefte zu Ende. Darum von herzen: „vergelt's Gott!" allen unsern Freunden, Gönnern und Mitarbeitern. — verehrter, lieber Leser, nicht wahr, wir bleiben treue Freunde, die sich um das Leid und weh der armen Neger Afrikas bekümmern und dasselbe nach Kräften zu lindern suchen, hilf uns auch neue Missionsfreunde werben und neue Abonnenten sammeln. — Auf zu tatkräftiger Werbearbeit zur Ehre Gottes für das heil der Seelen der Ärmsten, der Neger Afrikas! 0 0 0 0 & 0' & F & F & ni Feste Allerheiligen um halb 2 Uhr früh starb im Lharherreiistifte Oeustift bei Oriren resignierter Fürstbischof ban Vrixen IR ach kurzer 'Ikranhbelt und Empfang der belügen Sterbsaftramente vollendete er Im boben Alter von 94 fahren sein frommes und verblenstvolles Leben. jfllMt Ibm bat das /iiMsstonsbans fiiMlland einen feiner größten Wohltäter verloren. Die /IDlsslon von Zentral» afrlfta bat ungezählte Summen durch seine Dand empfangen. Der teure Verstorbene verdient es deshalb, daß wir ibm Im nächsten Ibefte einen sträng der Erinnerung niederlegen. — Wnvergeßlleb bleibt für uns jfiblssionäre der Illame dieses großen fllMsflonsförberers Dr. Simon Blcbner. bach W. K. 2-35; Jinst L. W. 3---. Innsbruck E. M. !•-; M. O. I- M. B. 2--: Kältern K. M. •>-; M. o. B V —: $. d. P. 100-—; Kapellen Pf. M. N. 1 — ; Kcmeding T. J. ! Kirchdorf E. H. 2-- ; Klagenfurt F. W. V—; ?l K. 3-—; Krems-mKnster P. K M. v -; Lambach P. B. G. 30- —; Lana J. G. 8—; Langesthei T. G. 5' — ; Lauterach J. R. 1- - ; Laufen Pf. J. D. 1--: Lindach Pf. K. 3'—: Linz A. K. 28 — ; Losenstein R. L 3’ —; Marling Th. K. 18--: J. G. 3;-; Marienbad D ek. A. 2-—; Mehrnbach A. E. —4Ö; Milland J. B. 10- — ; Mittclberg K. M. I7(rl8: Montan M. L. V—; Mühlbach T. L. V-: München E. K. —'31; Neumarkt K. L. V—; Niederneukirchen Pfr. T. 3-—; Niedersfeld at. 9Ji. '93; Obran J. F. V—; Octz P. at. M. V—; Oberdrauburg R H. V : Penctz-dorf J. E. V ; Pernau A. v. Z. 4-—; Perg J. E. V—: Pilsen J. L. o — ; Prambachkirchen at. G. 20'—; Pretkan K. M. 18'—: Purkersdorf G. B-. 1—; Raben-stein V. H. 3-—; Rentsch St. St. 3'—: Reutte J. K. 1' —: Rodeneck M. N. 3 —; Rosenheim F. K. 50'— : Salurn A M. v—; Salzburg Prof. A. R. 8- ; Siti. H. K. W. 5'-: M. S. 'l-—; St. Andrä El. 40'—; Pf. W. 1- —; St. Florian J Sch. 6'—; St. Johann i. T. P. St. 1' ; St. Leonhard i. P. M. P. V™: St. Martin b. W. Pf. L. 3- : St. Martin b. L. J. 1 — ; St. Nikolaus F. B. 23-—; St. Pankraz P. G. L'-; St. Valentin F. O. !•-; St. Ulrich d. H. 10-—: Sarnthein M. C. 10 —: Schallfeld R. O. -'25: Scherlik S. B V — ; Schliersee M. P. 117: Schlögl ai. N. Sch. 10 -: Sicrning 91. L. 14—; L. M. 1'—; Spalato G. L. 8'—; Straßgang I H. M, P. 1- ; Stilseš J. L. 4'-; Strassen Koop. F. : G. 2 —: Tiers E. A. 1'—: Untcrtilliach A. G. 2-—; Villnüß St. B. 1—; R. G. 8 —; Waizenkirchen R. K. 1-—; Wangbach F. H. 2( O' —: Wartbcrg P. B. I--; Weistrach J. M. V-: Wels J. M. i -; Werfen T. W. 8- ; Wien Erzb. Dr. N. Iv'—; Dr. J. Pf. 20'-; Dr. K. J. V—; Windisch-Matrci Ter-tiarsch. 1'—: Wo ch einer Bell ach P. M. M.. 3-— : I Zakolan B. Dl. 2-60: Zell b. K. Pf. O. 1-— : Zup-i fing 3t. Sch. —'50. sur perfolvierung von heiligen Hiessen sandten ein: Ahrweiler L. E. F. 30 42; Aubing A. St. 5 28; Bregenz A. H. 160' - ; Brixen B. 28'—: Dampfach E. Z. 3-51; Dortmund H. H. 3'51; Eschenau J. K. : 10 -: Gars K. G. 37 —; Grem A. Sch. 6-—; Kostelzen 14' - : Milland L. W. 2' : N. N. 2-40; Mittelberg K M. 176-28; Reifenberg P. ,v>. 87'—; Sarntal M. G. 5 —; Schiedelberg F. St. 3-—; Schliersee 9R. Pf 2 34; Schladmiug Sch. Schw. 4-—; Stein Ex. J. M. 105-78; Waizenkirchen M. 9 —. #iit die mission: Bramberg J. L. 6-—; Kostelzen Pf. F. Sch. 40 : Rein P. G P. 3 —, Mr Khartum: D. Pfarramt Postmünster 20 56; Flaurling Msgr. R. 100; durch M. Kirchner Scheßlitz 109.5'—; Jerusalempilger-Verein Brixen gelegentlich Kong.-Jubil. 50' — . Zur Taufe von heidenlindern: Dampfach M. H. 23-40 (Kunigunde Margareta); Ahrweiler E. F. 24-67 (Anton Josef): Salzburg Prälat 91. 98. 20 — (alloisius); Sarns N. N 20'— (Ferdinand ferner liefen Briefmarke» ein ans: Brixen, G. Graz, Tschermoschnip. M, M. Wach. Vellach. „G lferr, verleihe allen unseren Wohltätern um deine; Hamens willen da; ewige Leben!" jRbonnemmts^xrneuerungen. Bom 10. September bis 10. November 1910 haben folgende Nummern ihr Abomiement erneuert: 2 3 4 24 37 48 49.61 71 86 105 110 112 142 148 152 160 207 219 222 234 245 300 326 347 357 358 361 394 395 396 571 575 609 614 617 549 654 706 719 729 866 875 880 891 910 917 924 938 941 955 1033 1046 1049 1061 1068 1079 1082 1087 1206 1209 1211 1214 1217 1221 1236 1244 1348 1354 1356 1361 1364 1390 1399 1405 1488 1489 1491 1492 1533 1549 1551 1552 1733 1795 1802 1812 1817 1835 1845 1848 2038 2039 2043 2045 2064 2089 2103 2116 2286 2297 2306 2316 2330 2349 2353 2358 2503 2543 2567 2615 2632 2635 2640 2641 2772 2775 2777 2784 2790 2797 2810 2847 2963 2970 2973 2974 3052 3066 3122 3131 3321 3403 3419 3441 3445 3447 3459 3477 3652 3653 3657 3667 3677 3691 3702 3750 4172 4177 4182 4216 4221 5042 5050 5126 5492 6536 5562 6364 6404 6585 6594 6647 7084 7105 7136 7154 7159 7177 7184 7187 8038 399 447 449 452 457 474 476 491 506 523 548 740 744 770 771 784 795 802 856 860 862 863 958 964 966 972 978 984 997 998 1015 1024 1095 1107 1130 1132 1136 1141 1147 1196 1202 1245 1246 1247 1248 1261 1281 1302 1316 1337 1419 1423 1429 1438 1442 1462 1472 1479 1486 1654 1659 1661 1662 1664 1665 1671 1699 1700 1897 1923 1962 1976 1977 1989 1996 2032 2035 2145 2154 2189 2212 2230 2237 2252 2257 2260 2371 2399 2403 2413 2424 2426 2479 2491 2497 2686 2688 2689 2690 2699 2705 2735 2754 2768 2863 2869 2878 2918 2969 2944 2948 2949 2955 3134 3135 3151 3197 3205 3304 3312 3314 3320 3531 3536 3546 3557 3582 3596 3614 3616 3619 4032 4037 4061 4065 4097 4116 4155 4160 4162 5152 5156 5158 5185 5422 5424 5470 5474 5481 6653 6697 7012 7021 7027 7028 7049 7064 7069 7224 7241 7253 7259 7270 7276 7282 7324 8024 Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften. Ltn verzogenesIlrtnO. Von Zen aide Fleuriot. Freie Bearbeitung von M. Hoffmann. Dritte, verbesserte aluflage. Mit 43 Bildern. 8°. (VIII u. 160.) Freiburg und Wien 1910, Herdersche Verlags-Handlung. Geb. in Leinwand Mt. 220 — Kr. 2 64. Der kleine Leopold Zeisig hat schon in früher Kindheit seine Eltern verloren und wird nun von einer ihn verhätschelnden Patin gründlich verzogen. Es ist bereits ein recht träges, leckerhaftes, eigenwilliges Kind aus ihm geworden, als sein Onkel und Vormund, ein wackerer Offizier, die Erziehung des Knaben in die Hand nimmt. Nachdem er eines Tages unbemerkt Zeuge eines Austrittes geworden, bei betn Leopold fiel) flegelhaft benimmt, beschließt er, ihn einer ErziehnnWcmstalt anzuvertrauen, nimmt ihn aber zuerst in seine Familie auf, damit er unter seiner Leitung und im Umgänge mit seinen wohlerzogenen Kindern seine Charakterfehler in etwa ablege. Der Knabe leistet jedoch hartnäckigen Widerstand. Erst nachdem er eines Tages durch einen bösen Streich um ein Haarbreit den plötzlichen Tod seines kleinen Vetters herbeigeführt hatte, geht er in sich und wird nun ein braves, fleißiges Kind, das ein guter und brauchbarer Mensch zu werden verspricht. Die Geschichte ist in lebendiger, das Interesse beständig wachhaltender Weise erzählt und da ihr Inhalt in hohem Grade geeignet ist, veredelnd nnf ein Kindesgemüt einzuwirken, verdient die hübsch ausgestattete Jugendschrift die beste Empfehlung. Wunderbares Leben des bi. Stanislaus Ikestfta S. J. Nach authentischen Dokumenten bearbeitet von Matthias Gruber S. J. Mit einem Stahlstich. Dritte Auslage. Mit Approbation des i hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. 24u. (VIII ' und 176.) Freiburg trab Wien 1910, Herd ersehe Verlagshandlnng. Mk. V— = Kr. 120 : gebunden in Leinwand Mk. 1'60 — Kr. 1 92. Das Leben des hl. Stanislaus Kostka liegt nun in der dritten Auflage vor. Das zeigt schon, wie es überall günstige Ausnahme gefunden hat. In anmutiger Sprache zeichnet der Verfasser nach den authentischen Quellen das Leben und Sterben und die Verherrlichung dieses liebenswürdigen Jünglings. Er hat es, verstanden, neben dem Nebernatürlich-Wnnderbaren, das sich in diesem jungen Leben so reichlich findet, auch das Erbaulich-Belehrende wie das Menschlich-Rührende zur reichen Geltung kommen zu lassen. Die Lebensbeschreibung liest sich gut und wird auch demjenigen noch Interesse einzuflößen imstande sein, der mit den Schicksalen des jugendlichen Heiligen aus andern Werken wohl vertrant ist. Dabei ist das Schriftchen hübsch ausgestattet, von bescheidenem Umfang und mäßigem Preis, somit zur Verbreitung unter der Jugend wohl geeignet °, gehört doch der hl. Stanislaus zu den von der Kirche selbst der Jugend vorgestellten himmlischen Patronen. Die Reinheit seines Lebens, sein Eifer im Dienste Gottes trotz aller entgegenstehenden Hindernisse, seine kindliche Andacht zur Himmelskönigin machen ihn auch zu einem ausgezeichneten Vorbilde der Jugend und gerade in unserer dem Weltlichen so sehr zugeneigten Zeit ist cs gut, vor allem der studierenden Jugend dieses Vorbild immer -jeder vor Augen zu führen. Am Schlüsse des Büchleins ist Sorge getragen für die Verehrung des Heiligen durch die Beigabe einer Litanei und verschiedener Ablaßgcbete sowie eines schönes Liedes. Möge das Büchlein die weiteste Verbreitung finden! Des ffcinöes /Ißeßbueb. Von Dr. Gustav Brugi er. Mit einem farbigen Titelbild und vielen Illustrationen. Siebte, verbesserte Auflage. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. 24°. (VIII n. 04.) Freiburg und Wien 1910, Herdersche Verlagshandlung. Geb. 40 Pf. = 48 Heller. In dieser neuen, wesentlich verbesserten Auflage darf das Büchlein herzlich willkommen geheißen werden; es bietet vor allem Meßandachtsstoff für sämtliche Schulkinder, sogar für solche, die noch nicht lesen können. Wenn nämlich die zahlreichen Meß- und Passionsbildchen den Kleinsten auch nur einmal erklärt sind und Gebrauchsanweisung erteilt ist, so können auch diese der heiligen Qpferhandlnng und der Passion Christi Punkt für Punkt folgen. Die. lesefähigen Kinder der Unterklassen aber können das gleiche tun und die Gebete ans der linken Seite, die der Qberklassen die Gebete auf der rechten Seite verrichten. Eine sehr einfache und praktische Einrichtung. Neben den Meßgebeten ist auch kür allen übrigen bei Kindern in Betracht kommenden Andachtsstoff bestens gesorgt. ebraudbte Briefmarken s--— sammeln mir in allen Vnantitäten und werden solche mit Hers» lichem „Vergelt's Volt!^ non der Vermattung des Missions» Hauses in sllMllanb bei Miren entgegengenommen. Handwerker, wie Schuster, Schneider, Tischler usw., sowie Bauern finden als Laienbruder freundliche Aufnahme im Missionshaus in Miü'and bei Ariren. Mr Bbonnenten aus allen Stubentenhrelsen wirb eine außerorbentllcbe Preisermäßigung gewährt