tnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordefch. ^ 28. Freitag mn 5. April 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes kolorirtes Lostumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganz­jährig S, halbjahrig 3 fi. Durch die k. k. Post unter Couuert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. L. M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle t. k. Postämter nehmen Pränumeration »n. In Laibach pränumerirt man beim Verleger am Man, Nr. I9ll, im ersten Stocke. Rossini's ?? Aufgeführt von der philharmonischen Gesellschaft zu Laibach im ständischen Redoutensaale am 15. und 22. März 1844. Unsere hochachtbare philharmonische Gesellschaft — die­ses durch sein hohes Alter ehrwürdige vaterländische Insti­tut — hat ihr fortgesetztes thatkräftigcs Wirken eben wie­der durch die Ausführung eines Tonwerkes beurkundet, das, in verschiedenen Blättern vielseitig besprochen, getadelt und gelobt, jedenfalls zu jenen Compositionen der Neuzeit ge­hört, welche Aufsehen erregen, und deren entsprechende Produktion bedeutende musikalische Kräfte erfordert. Es ist dies Rossini's „Ztadat inater", eine Arbeit, die, vom Standpunkte der Charakterzeichnung aus betrachtet, freilich jenes fromme, heilige Gefühl nicht in allen Sätzen wiedergibt, welches die Worte dieser erhebenden Episode der Kreuzigung Christi anregen, da denn manche Num­mern des Tonstückes den Zuhörer in den Bereich weltlicher Empfindungen führen. Indessen sind wieder andere Num­mern sehr erbauend gehalten und überhaupt die ganze Com­position musikalisch so schön durchgearbeitet, daß sie in dieser Rücksicht wohl einen ehrenvollen Platz unter den großartigen neueren Tondichtungen verdient. Nur die letzte Nummer des Werkes, die Fuge, scheint nach unseren Be­griffen von der Fuge, auf eigentlich musikalischen Werth weniger Anspruch machen zu dürfen, und blos das Bruch­stück einer Fuge zu sein. Für das große Publikum, das sich mit solchen Unterscheidungen nicht abzugeben pflegt, muß dieses Werk des gefeierten Rossini jedenfalls von imposanter Wirkung sein. Und so hat es auch hier im Allgemeinen den besten Eindruck gemacht, was sich bei der zweimaligen, sehr besuchten Aufführung desselben unzweideu­tig kund gab. Was nun die Darstellung dieser großen Tondichtung betrifft, so muß es mit vollem Lobe erkannt werden, daß die philharmonische Gesellschaft hierbei schöne Kräfte ent­wickelte und das Ganze auf eine höchst würdige Weise zu Gehör brachte. Das Orchester, mit dem Gesang-Chore an 100 Köpfen stark, führte die Ensembles und die Begleitung der Solo-Piecen mit vieler Kraft, Präcision und Schat­tirung durch; aber auch die Solosänger, mit weniger Aus­nahme, befriedigten sehr und fanden lobende Anerkennung. Insbesonders wurde die große Sopran-Arie mit Chor (Nr. 8), unstreitig die brillanteste Nummer des Werkes, von Fräulein N. v. L. geist- und' kraftvoll vorgetragen, vom Publikum ausgezeichnet und der braven Sängerin der lebhafteste Beifall gespendet. Sämmtliche Sängerinen sind aus dem Gesangs-Lehr-Institute der philharmonischen Gesellschaft hervorgegangen, und es scheint der gute Erfolg, mit dem sie die gut einge­übten schwierigen Parthien des besprochenen Werkes in Aus­führung brachten, den Beweis zu liefern, welch' schöne An­lagen zum Gesänge diese lieblichen Geschöpfe in sich bergen, und welche herrlichen Früchte aus einer solchen Fülle von ^Talent bei einer tüchtigen und umsichtigen Anleitung für die Kunst zu erwarten ständen! Durch die gelungene Ausführung dieses neuesten Kunst­werkes hat unsere ausgezeichnete philharmonische Gesellschaft dem Lorbeer ihres altbestehenden Ruhmes wieder einen neuen grünenden Zweig hinzugefügt, der noch lange nicht verwel­ken wird. Möge ihr gedeihliches Walten zu Nutz und Frommen des lieben Vaterlandes die Theilnahme und An­erkennung finden, die sie in so vollem Maße verdient! F. G. H. Gallerte berühmter Krainer. Von Leopold Kordesch. Anton von Blaßitsch, k. k. Appellation«« und Lriminalobergerichts» Präsident zu Venedig. lieser ausgezeichnete Staatsdiener, der seine Erhebung in den Adelstand nur den eige­nen Verdiensten zu danken hatte, erblickte zu Präwald in Innerkrain am 13. März 17Z5 das Licht der Welt, wo sein Vater als Mauthbeamte, Haus- und Realitätenbesi'tzer lebte. Nachdem er die sechs lateinischen Schulen und die philosophischen Jahrgänge unter den Je­suiten zu Görz mit sehr vorzüglichen Classen zurückgelegt hatte, begab er sich im Jahre 1773 nach Wien zum Stu­dium der Rechte, von wo er im Jahre i?8 i als Doktor der Rechte zurückkam. Nachdem er darauf in Laibach durch ein Paar Jahre advocirte, wurde er als Verwalter der Herrschaft Mitterburg in Istrien angestellt, welches Amt er zu einer solchen Zufriedenheit der Landesstelle verwaltete, daß er die ehrenvollsten Zeugnisse von derselben hierüber erhielt und auch im Jahre 178? zum Landrathe in Laibach tRO befördert wurde, wo er als solcher am 25. August desselben Jahres den Eid ablegte. Sein rastloser Diensteifer, seine besondere Geschicklich­keit und seine mannigfaltigen Kenntnisse hatten zur Folge, daß er nicht nur im Jahre i?93 zum wirklichen Appellations­rathe in Klagenfurt befördert, sondern auch zwei Jahre später (am 18. Mai 179S) vom höchstseligen Kaiser Franzi, in den Adelstand erhoben wurde. Aus dem vor uns liegen­den Adelsdiplome, welches sein in Grätz noch lebender Bru­der, Herr Johann Blaßitsch, k. k. Hauptmann in Pen­sion, dem hiesigen Landesmuseum verehrte, entnehmen wir in Betreff dieser besondern Auszeichnung im Auszuge Fol­gendes : »Wir Franz der Zweite, von Gottes Gnaden er­zählter, römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des „Reiches, König in Germanien, zu Hungarn, Böheim, Dal­»matien, Kroatien, Slavonien, Galizien, Lodomerien und «Jerusalem" :c. :c. :c. » Bekennen öffentlich mit diesem Briefe und thun kund »jedermänniglich, obwohl die königlich- und erzherzogliche »Würde und Hoheit, darein der allmächtige Gott Uns sel­tner väterlichen Vorsehung nach gesetzet hat, vorhin mit »edlen und adelichen Geschlechtern und Unterthanen geziert »ist: so sind Wir doch gnädigst geneigt, Diejenigen, welche »gegen Uns und Unser königlich- und erzherzogliches Haus »mit beständiger Treue und Dienstbarkeit sich hervorgethan »und wohlverhalten haben, in höhere Ehren und Würden »zu erheben, mithin Andere durch dergleichen milde Beloh­nungen zur Nachfolge guten Verhaltens und Ausübung » adelicher Thaten gleichfalls zu bewegen und anzufrischen." „Wenn Wir dann gnädiglich angesehen, wahrgenom­men und betrachtet die adelich-guten Sitten und Ge­schicklichkeit, wie auch anderestattliche Eigenschaften, deren »Uns Unser lieber, getreuer, innerösterreichischer Appella­»tionsrath, Anton Blaßitsch, besonders angerühmet wor­»den, Wir anbei auch seine Vorstellung in mildeste Erwä­»gung gezogen, wasmaßen derselbe in Rücksicht seiner wis­senschaftlichen und moralischen Eigenschaften, dann in An­, sehung seines bewiesenen und belobten Diensteifers, wie »dann auch, daß selber schon im Jahre siebenzehnhundert „sieben und achtzig, das ist, zur Zeit, als er noch Ver­walter der Herrschaft Mitterburg war, von der Landes­»stelle in Ansehung seiner Verdienste ganz besonders anem­pfohlen worden, da er sich die Entdeckung und Abstellung »der dort geherrschten Mißbräuche und die richtige Befol­gung der höchsten Generalien eifrigst angelegen sein ließ, »so zwar, daß er nicht nur zum Landrathe, sondern auch »einige Zeit hierauf zum innerösterreichischen Appellations­»Rathe in Klagenfurt erhoben worden ist; und da er durch­au s diese seine Amtspflicht mit aller Treue und unermü­»detem Fleiße zu Unserer höchsten Zufriedenheit erfüllt, „auch in diesem seinen treugehorsamsten Diensteifer bis an „ das Ende seines Lebens zu verharren des allerunterthänig­„sten Erbiethens ist, solches auch, seinen Eigenschaften nach, »gar wohl thun kann, mag und soll:" »Als haben Wir mit wohlbedachtem Muthe, gutem »Rathe und rechtem Wissen, auch aus königlich- und erz­ »herzoglicher Machtsvollkommenheit ihm, AntonBlaßitsch , »die besondere Gnade gethan, und ihn sammt all-seinen ehlichen »Leibeserben und derselben Erbenserben, mann- und weib­ lichen Geschlechtes, absteigenden Stammes für und für »in den Grad des Adels erhoben und gewürdiget, auch zu­ gleich der Schaar-Gesell- und Gemeinschaft anderer des „heiligen römischen Reichs, dann Unserer gestimmten Erb­ „königreiche, Fürstenthümer und Länder recht edelgeborenen »Personen zugefüget, zugesellt und verglichen, ihm auch »das Ehrenwort von gnädigst beigeleget" «. «. «. (Beschluß folgt,) Der Eisgang des Ztheins. Erzählung aus dem Leben, von Carl Grober. Do« Herz h»t heil'ge Nechte, D»« Heiz will freie Wahl. Weh', der e« höhnt! Er drücket In's eig'nc Herz den Stahl. An einem hellen, schönen Morgen des Jahres 1837, sah man am nassauischen Rheinufer, nicht fern von einem seiner Dörfer, die, auf dem Wasser besehen, unter dessen Spiegel sich zu befinden scheinen, vor der Thüre einer dürf­tigen Strohhütte einige kleine Kinder spielen. Ein einziges Hemd mit kurzen Aermeln bedeckte ihren von der Sonne schon gebräunten Körper, und aus'dem Kragen, der dieses einzige Kleidungsstück um den Hals zusammenhielt, ragten die niedlichen, mit dichtem goldigen Gelocke bedeckten Köpf­chen hervor; fielen im eifrig betriebenen Spiele die langen Haare von der Stirne zurück, so zeigten sich jene großen, schwarzen, durch Sanftmuth gemilderten lebhaften Augen, bei deren Anblick der Beschauer dem Verlangen, die nied­lichen, kleinen Geschöpfe an's Herz zu drücken, selten wider­stehen kann. Von Zeit zu Zeit rief eine süße Stimme einige der kleinen Spieler in die Strohhütte, und sogleich kamen an­dere, eben so gekleidete Kinder daraus hervor, die sie im Spiele ersetzten. I n das Innere der Hütte zugleich ein­tretend, würde man die Kleinen sich um ein schönes, er­wachsenes Mädchen herreihen gesehen haben, das ein offe­nes Buch auf seinen Knieen hielr, und ihnen bald mit ein« Stricknadel die Buchstaben und Worte anzeigte, die sie lesen mußten, bald, den Kreis der zu beschäftigenden Schüler erwei­ternd, die Finger einer Hand für die Anfänger, beider Hände für die geschickteren in die Höhe hob, worauf dann die hellen Stimmchen jubelnd die Zahl der gezeigten Finger nannten. Theresens — so hieß unsere Lehrmeisterin — Auf­merksamkeit war ganz ihren Kleinen gewidmet und wurde von Zeit zu Zeit nur dadurch unterbrochen, daß sie diejeni­gen Kinder herzlich umarmte, die für ihre treffenden Ant­worten ein solches Zeichen ihrer Zärtlichkeit verdient hatten; diese kurzen Zwischenräume benutzte sie jedoch, um ihre Blicke auf einem Greise, der in einem hölzernen Lehnstuhl ganz unbeweglich saß, ruhen zu lassen. Man konnte auf den ersten Blick sehen, daß unmöglich das Alter allein des­sen frühere schöne und regelmäßige Züge so zerstört habe, RRR sondern daß darüber Krankheit verwüstend hinweggeschritten; auch zeigten der matte Blick, der beständig halb offene Mund und die hängende Haut zur Genüge, daß alle Lebenskraft aus diesem unglücklichen Haupte entschwunden sei. Für Jeden, außer seine Tochter Therese, wäre der greise Schwarz nur ein Gegenstand peinlichen Erbarmens gewesen, dessen Anblicke man weniger aus schonender Menschlichkeit, als vielmehr, um sich selbst vor unangenehmen Eindrücken zu bewahren, zu entfliehen sucht. Schwarz war ehemals ein reicher Pächter in der­selben Gegend, in der jetzt seine Tochter seine letzten Tage dadurcy fristete, daß sie die Dorfkinder lesen und rechnen lehrte, gewesen. Aber er hatte durch Neuerungsversuche im Ackerbau, durch Erfindung und Verfertigung kostspieliger Maschinen nach und nach sein Vermögen erschöpft und wurde nun gerade von jenen seiner, Nachbarn, die daraus, ohne es ihm Dank zu wissen, den größten Nutzen zogen, am mei­sten getadelt und als ein unruhiger Geist ausgeschrieen, der, jedem Altherkömmlichen feind, Alles besser zu machen wisse. Mutlosigkeit bemächtigte sich nun des alternden Päch. ters; der Verlust eines geliebten Weibes und eines Sohnes, auf den er noch die letzte Hoffnung eines Erfolges seiner Lieblingsentwürfe gesetzt hatte, drückten diesen kühn auf­strebenden Geist, für den das Spiel des Glückes mehr als in Ruhe genossener Wohlstand war, immer tiefer zu Boden. Das Unglück erreichte jedoch seinen Gipfel, als eine Krank­heit, die gewöhnliche Begleiterin widriger Schicksalsschläge, den an rege Thätigkeit gewohnten Mann in plötzliche Un­thätigkeic versetzte. Ein? Lähmung hatte seine geistigen Kräfte zum schrecklichsten Stumpfsinn herab gedrückt, und so.ward der armen Therese für die vielen trüben Tage, die sie seiner mühevollen Pflege opferte, nicht ein danken­des Wort, nicht eine Liebkosung, an denen ihr gesunkener Muth sich neu hätte aufrichten können. Doch, wer wäre so sehr von der Vorsehung verlassen, daß er sich nicht selbst unter den größten Mühseligkeiten eine glückliche Stunde zu verschaffen vermöchte; daß er nicht selbst in der dichtesten Finsternis; einen Lichtstrahl fände? — Auch Therese hatte solche glückliche Stunden. Das Dorf, zu dem des greisen Schwarz Strohhütte gehörte, wurde von einer ziemlich besuchten Straße, die in das Innere des Herzogthums führte, durchschnitten; man hatte an diesem Punkte, um eine Verbindung zwischen bei­den Ufern herzustellen, eine Fähre errichtet; denn eine Schiffbrücke wäre für einen so kleinen Ort eine zu kostspie­lige Sache gewesen. Bekanntlich bestehen die Fähren über den Rhein aus zwei mit Verdeck und Geländer versehenen Kähnen, deren lange Ketten an einem in der Mitte des Flusses befindlichen festen Punkte ihren Halt finden und von kleinen Barken in kurzen Zwischenräumen über dem Wasser erhalten werden. Diese Kähne berühren, um ihren Halt einen hinlänglich großen Bogen beschreibend, wechsel­weise beide Ufer. Auf dem rechten Ufer mangelt es nicht an niedlichen Wäldchen, wohin die Fähre an schönen Abenden Spazier­gänger in Fülle brachte, so daß man dann nach Sonnen­ untergang nicht selten die jungen Leute gruppenweise, Arm in Arm, Weber's bezaubernde Sangesweisen anstimmend, vor unserer Strohhütte vorbeiströmen sehen konnte. Diese Spaziergänger und ihre weithin hallenden har­monischen Chöre würden Theresens Kummer nur auf eine kurze Zeit zerstreut haben; aber unter den jungen Leu­ten, welche die sinkende Sonne zu einem Spaziergang am Rhein einlud, befand sich Einer, der entweder früher oder später als alle Andern, aber immer zu einer Zeit vorbei kam, zu welcher Therese neben ihrem Vater, den sie im Lehnstuhl vor die Thüre gerollt, strickend saß. Obgleich es an beiden Ufern des Rheins der schönsten Mädchen genug gab, fand Wilhel m doch keines schöner, als Therese. Jede Einladung der bei Einbruch der Nacht an der Schwelle ihrer Thüren weilenden Männer, Frauen und Mädchen auf ein gemeinschaftliches Pfeifchen oder freundliches Ge­plauder standhaft ablehnend, zog er es vor, seinen Spa­ziergang vor dem abseitig stehenden Häuschen fortzusetzen, und fand er dann beim letztmaligen Gange Theresen, die ihren Vater, um ihn vor der Abendkälte zu schützen, schon hineingebracht, nicht mehr: so entfernte er sich traurigen Herzens und versank in seinen ihm liebgewordenen Kum­mer; denn er wußte nicht, daß Therese, hinter dem klei­nen Fenster verborgen, ihn mit ihren Augen so weit ver­folgte, als ihr Blick reichen konnte. Die Erinnerung an diese Begegnungen, so schweigsam sie auch auf beiden Sei­ten Statt fanden, lockte in Theresens einförmiges und trauriges Leben manchen Strahl von Freude und Glück, obwohl sie über die eigentliche Natur ihrer Empfindungen sich vielleicht noch keine Rechenschaft abzulegen wußte. Wilhelm hatte bisweilen, wenn er nach Hause kam, mit seinem Vater von Schwarz's Tochter gesprochen; doch die jedesmaligen Antworten fielen nie nach seinem Wunsche aus. Franz Passen he im — so hieß dessen Vater — war aus einem ehemaligen Pächter Eigenbesitzer geworden und legte in allen Willensmeinungen jenes Selbstvertrauen unt^ jenem Eigensinn an den Tag, welche das stolze Bewußtsein, sein Glück selbst geschaffen zu haben, gebiert. Voll Anhäng­lichkeit an die alten landwirthschaftlichen Systeme, sowohl in der Ueberzeugung, daß nichts Neues und zugleich Besse­res mehr erfunden werden könne, als auch im Vertrauen auf die Quellen, aus denen sie geflossen, war er immer an der Spitze Derjenigen gewesen, welche Schwarz's Ver­suche mit aller Bitterkeit tadelten; ja er sah dessen Ruin als eine gerechte Strafe seiner neuerungssüchtigen Ideen an. Ueberdies hatte der Sturz des armen Mannes Pas­sen heim's oft wiederholte Vorhersagung zu sehr verwirk­licht, als daß er das Fortbestehen dieser Erfüllung nicht mit einem gewissen Vergnügen hätte sehen sollen; daher er auch, wenn sein Sohn von Theresen, ihrer unermüdli­chen Thärigleit und gänzlichen Hingebung für den zum Kinde gewordenen Greis Erwähnung machte, nie anders als mit Ausdrücken der Verachtung antwortete. Wilhel m war, so sehr ihm auch seines Vaters Härte Kummer verursachte, zum Schweigen verurtheilt; denn Passen he im hatte sich durch die Sicherheit, mit der er Rl2 seine jedesmaligen Meinungen vorbrachte/ und durch sein großes Vermögen ein gewisses Ansehen und Uebergewicht bei seinen Nachbarn erworben; der Sohn mußte also einem so geld- und kenntnißreichen Vater, als den ihn die ganze Umgegend kannte, natürlich stumm nachgeben und seine Ansichten für sich behalten; denn hätte er es gewagt, Schwarz zu vertheidigen und um des Vaters Zuneigung für seine Geliebte zu werben, so würde er ohne Zweifel von Allen sogleich überstimmt worden sein. Den ganzen Sommer und Herbst hindurch setzte Wil ­hel m diese Spaziergänge, wobei nichts ausgemacht, nichts versprochen wurde, fort; wobei man sich gegenseitig aber doch so wohl verstand und so sicher erwartete, als wenn lange und häufige Unterredungen vorausgegangen wären, und doch hatte Wilhelm, gleich scheu vor Theresen, wie vor seinem Vater, es noch nicht gewagt, sie anzuspre­chen; als aber der Spaziergänger immer weniger wurden, hielt er sich langer in der Nähe der Strohhütte auf; auch Theres e verbarg sich nicht mehr so vorsichtig hinter ihrem Fensterchen, und manchmal, wenn er zu lange zögerte, sich zu entfernen, trat sie wohl gar an die Thürschwelle, als wollte sie sagen: „Wi r müssen uns trennen, du versäumst sonst die Fähre; ich habe dein liebendes Herz ja erkannt und fühle mich glücklich«. Ein langer Blick ersetzte dann alles, was ihr Wilhel m gern gesagt hätte, und so oft er sich im Fortgehen umwandte, ward der stummberedte, süße Abschied erneuert. (Fortsetzung folgt.) Der neue Fürstbischof von Lavant. Die nähere Beschreibung der solennen Intronisirung des Hoch­würdigsten Herrn Fürstbischofs, Franz Xaver Kuttnar, ist in der »Laibacher Zeitung« vom 30. März d. I. ausführlich zu lesen. Wir fügen dieser Beschreibung hier nur noch Einiges aus einem Briefe vom 20. März, der von einem Hauptpfarrer der Laucmter Diözese an einen Laibacher Diözesan-Priester gerichtet ist, wie folgt, im Auszüge bei: »I^aetatur ^rex vultuin »ui I^Hix:!««! viden«« war auf einer »Pyramide in der Residenz zu St. Andrä am 19. dieses Monats »illuminirt zu sehen, und wahrlich! Ihr Landsmann, nun unser »Fürstbischof, erfreute uns Alle durch seine Milde, seine Herab­lassung und durch seinen Eifer für die Ehre Gottes, den er so­»wohl in der von der Kanzel gesprochenen Rede am Tage seiner »feierlichen Intronisirung (am 19. März), als auch schon früher »in seinen bei Blasnit gedruckten Hirtenbriefen deutlich zu er­nennen gab. Auf die Anrede des hiesigen hochwürdigsten Dom­»probstes antwortete er vor den 52 versammelten Geistlichen in »lateinischer Rede, die uns Thränen kostete, denn sie war der »Abdruck seiner schönen Seele.« »Schade nur, daß der Fürst vom Brustleiden so sehr ergrif­ »fen ist! Gott gebe, daß ihm unser mildes Klima Heilung brächte, »und Kram, das uns den guten Oberhirten gab, müßte mit uns »Glücklichen frohlocken!« Feuilleton des Mannigfaltigen. (Wie sich Recensenten zuweilen selbst fangen.) Vor kurzer Zeit war in einem Wiener Blatte die Recension über die neue Hatton'sche Oper »Pasqual Bruno« beiläufig mit folgenden Eingange zu lesen: »Es ist unziemlich, nach einem einmaligen Anhören der Oper ein Urtheil abzugeben; ich habe daher meine Beurtheilung des »Pasqual Bruno« erst nach dem Anhören der zweiten Aufführung dieses Tonstückes, welche vorgestern Statt fand, niedergeschrieben«. — Nun folgt die eigentliche Recension. Zufällig wurde aber diese Oper am Abend abgesagt und es kam eine andere zur Aufführung. Wir hätten das Gesicht dieses Herrn Recensenten in Vorhinein bei Entdeckung dieses fatalen Streiches der Theateradministration sehen mögen! — (Deutsches Theater in Trieft.) Herr F. Thomö, als Schauspieler bei uns in gutem Andenken, wird nach Ostern den Triestern eine deutsche Schauspielergesellschaft zuführen und bis Ende Juni Vorstellungen geben. Es ist ihm zu wünschen, daß sein Unternehmen einen bessern Erfolg hätte, als das seiner Vor­gänger. Der Komiker Seuffer t ist dort engagirt­ (Früher sie, dann er.) Ein merkwürdiges Wunder hat sich kürzlich irgendwo in Deutschland zugetragen. Ein Mann hatte eine stumme Frau und lebte glücklich mit ihr. Eines Tages, wäh­rend er nicht zu Hause war, brach bei ihm Feuer aus. Die Frau erschrack io, daß sie die Sprache bekam. Der Mann kömmt nach Hause, die Frau läuft ihm freudig entgegen und ruft: »Ich rede, ich rede!« — Der Mann schwieg — er hatte vor Schrecken die Sprache — verloren. (Sonderbare Definition der Ehe.) vr. Weyl sagt: »DieCravatte sei das Bild der Ehe; denn man schnalle sich etwas an, was man nachher auf dem Halse habe«. Der Doktor mag in gewisser Beziehung Recht haben! — (Herr von Kotzebue), der Sohn des bekannten Schrift­stellers und einer der verdienstvollsten Offiziere der russischen Ar­mee, wurde in neuester Zeit zum Generatquartiermeister der acti» ven Armee, deren Hauptquartier Warschau ist, befördert. (Die Engländer) müssen außerordentlich große Lesefreunde, ja wahre Iournalfresser sein. Das Gewicht der Londoner Zei­tungspaquete, welche durch die Post versendet werden, beläuft sich in einer einzigen Woche auf achthundert Zentner. (Viktoria und Gloria.) Unter allen deutschen Fürsten­söhnen sind die Prinzen von Coburg doch die glücklichsten. Der Eine kann Viktoria in England, der Andere Gloria in Por­tugal rufen. Gastelli's sämmtliche Werke. Die thätige Pichler'sche Verlagsbuchhandlung in Wien veranstaltet in den nächsten Monaten eine vollständige Ausgabe der Werke dieses bekannten österreichischen Schriftstellers, und zwar in strengster Auswahl und von letzter Hand, in 15 Bändchen. Nicht nur darum, daß Castelli seine Mitwirkung an unserer Zeitschrift »Carniolia « zugesagt hat, sondern auch in der Voraussetzung, daß eine Nach» richt von dieser ersten Gesammtausgabe seiner Schriften »uck unser» Lesern willkommen sein werde, erwähnen wir freundlich davon in »nserm Blatte, Diese 15 Bäudchen erscheinen in dem bekannten Schillerformat mit dem wohlgetroffenen Portrait des Verfassers, jede« Bändchen 3NU bis 350 Seiten stark, darunter 5 Bändchen Gedichte, 2 Nändchen Gedichte in niederösterrei. chischer Mundart, 5 Bändchen Erzählungen, l Bändchen Wiener Lebensbilder und 2 Bündchen Theater. Die Ausgabe erscheint in 5 Lieferungen ä 3 Bä»d> chcn. Bei Empfang der ersten Lieferung, die am l«. Mai 1844 erfolgt, wird diese mit l fl. 3« kr, bezahlt und auf die 5, Lieferung mit einem gleichen Be> trage pränumerirt, womit sonach die Verbindlichkeit zur Abnahme des ganzen Werkes bedingt wird. Die 2, Lieferung erscheint am 24. Juni und dann alle 6 Wochen eine weitere, so daß »m Ende Oktober 1844 das Ganze beendet sein wird. Diejenigen, welche gleich jetzt oder bei Empfang der ersten Lic> feiung den Betrag complet erlegen wollen, erhalten alle 15 Bändchen zu dem sehr billigen Preise von s fl. C. M. Der Name des Verfassers glänzt in ganz Deutschland als ein so günstig bekannter, daß eine besondere und ausführliche Anpreisung seiner Werke über» flüssig wird. Wem ist das tiefe, edle Gemüth, der launige Humor, die °ri> ginelle Auffassung und lebendige Darstellung Castelli's unbekannt? Seine Gedichte haben sich bei allen Deklamationen als sehr wirkungsreich erwiesen, seine Gedichte in niederösterreichischer Mundart aber sind sogar in das Volt übergegangen. Wir glauben demnach diese erste Gesammtausgabe der Werke eines der ersten österreichischen Schriftstellers mit Recht »uf das wärniste empfehle» zu dürfen. Der Herr Verfasser, darauf bedacht, den kaufmännischen Vortheil seinei Verlegers so viel als mögli'ch zu fördern, hat auch uns eine gedruckte Eu>» skriptionslistc eingesendet, die wir in der hiesigen Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptplatze dcponirt haben, wodurch sich den Freunden Castelli's die leichte Gelegenheit bietet, »uf scine Werke in Laibach und zwar bis zum 25, dieses Monats subskribiren zu können. Leopold Kordesch, Auflösung der Charade in Nro. 27. Tagedieb. Laib ach. Druck und Verlag des Iyfef Blasnik.