^U 5s>. Vierter Jahrgang. AO. März üOOO. S'chlimmer Traum. ^ic Sommernacht hüllt sanft nnd milde Die Welt in ihre Schwirr ein. Es träuutt die Blume im Gefilde, Es trimmt der Baum, es träumt der Hain. Es spielt des Mondes Silbrrschimmer Um Eichenlaub uud Tannengriin — Indes; im reich geschmückten Zimmer Der schönen Frau die Ampeln glüh'u. Wie siud so still dic stolzeu Räume! Wo Tags dic helle Lust zu Haus', Da waudelt jetzt der Gott der Träume Uud streut des Schweigens Fülle aus. Schlaftrunken pickt mit mattem Schlage Dic Pendeluhr und steht fast still; Der Spiegel träumt, wie er am Tage Der Hcrriu Schönheit zeigen will. Die Perlen träumen iu dem Kästchen; Und träumerisch wallt der Vorhang schwer Mit seid'ner Schnnr nnd gold'nem Quästchcn, Uud legt sich um das Bette her. — 3a, Plötzlich, knarrt es auf der Treppe! Es huscht, wie wenn Gespensterschaar Vou Stufe sich ;u Stufe schleppe; Jetzt regt sich's an der Thüre gar. Sie öffnet sich! hereingeschlichen Kommt eine mäuuliche Gestalt; Dic Haare wirr zurückgestrichen, Dic Züge hart, das Auge kalt. Sie tritt herau — sie beugt sich nieder — Wie flammt und glühet das Gesicht! Sie flüstert leis: Ich seh' Dich wieder! Bist Tu es? Oder bist Du's uicht? Es ist die Stirn. — es siud die Lippen, Vou deueu ich das Wort empfing, Die lieblichen Nubinentlippen, Wo all mein Wünschen unterging. Und doch, Tu bist es uicht, das reiuc, Das unschulduolle Eugelskiud! Verdienst nicht, das; ich um Dich weine, Weil diese Lippen Lügner sind; Weil sich für Pnutt und Prachlgeschmeide, Verrath daraus und Lüge stahl — O littest, Weib Tu. was ich leide, Ein einzig, o, ein einzig Mal! Ja, Weib! Gott möge Tir vergeben, Ich kann es nun und nimmermehr; Dcun Dir ucrdank ich ja ein Leben, Das gleich der Wüste, öd' uud leer. I Tu schönes Weib! Wie heiß dic Wangen, Nie glühet Deiner Lippen Saum! Noch trägt mein Her; nach Dir Verlangen------- Da fährt sie auf aus wüstem Tranm. Weg reißen ihre klciucu Hände Den Vorhang. Starr ihr Auge blickt. — Dic Ampeln glüh'n; es schau'n dic Wände So träum'risch, still; das Pendel pickt. Es war riu Traum. Tief iu die Kissen Preßt sie ihr weiueud Augesicht. Sie betet wohl? Gott mng es wissen Ob ciu Gebet ist, was sie spricht. Den schönen Leib durchstiegt ein Beben; Sie schluchzt, sie seufzet tief uud schwer: j Jawohl, „er kauu mir uicht »ergeben, Er taun es nnu uud uimmermchr!" ^ Des Künstlers erster Kranz. (Schluß.) ! ^^! ! „<^Sch bin," begann Beck seine Erzählung, „wic Ihr Alle ,' wißt, von armen, aber redlichen Cltern geboren, die sclber darbten, um mir eine angemessene Erziehung zu geben. Besonders hätte es der Vater gern gesehen, wenn ich studirt ! h.ute und Geistlicher geworden wäre. Mich aber zog es mit unwiderstehlicher Gewalt zu der bunten Welt des Theaters. Mehr oder minder kennt Ihr 'Alle, meine Freunde, jene Kämpfe mit dem Vorurtheil, die jeder angehende Schauspieler zu bestehen hat. Gilt doch uoch immer unser Stand selbst in den Augen der Gebildeten gewissermaßen für min-! der ehrenvoll, als jeder andere, obgleich dic Schriften eines z Lcssing, der Schul; des hochherzigen Dalbcrg und das Bel-spiel unseres Cckhof in dieser Beziehung Wiinder gewirkt haben.« „So lange mcin Aatcr lebte, durste ich uicht daran denken, meiner Neigung zu folgen; erst uach seinem Tode trat ich mit meinem Nunsch hervor. Nie grcß die Liebe ^ meiner armen Mutter gewesen, tonnt ihr daran abmessen, ! daß sie mir keinen ernstlichen Widerstand entgegensetzte, ob- ! gleich auch sie meine NM nicht billigte nnd im Stillen > darüber seufzte. Sie unterstützte mich nach ihrcn Kräften ! und trennte sich nicht von miv." „(5s ging uns Beiden im Anfange herzlich schlecht, ! meine Gage betrug nicht mchr als drei Gnlden wöchcnllich, 38 und auch diese wurden nicht immer regelmäßig gezahlt. Den» noch litt ich keine Noth, denn meine Mutter arbeitete bis in die spate Mitternacht, nähte nnd stickte für fremde Leute, so daß ihre ohnehin schwachen Augen fast zu erblinden drohten." „Aus Liebe für mich, legte sie sich die größten Ent- ^ behrungen ans; wir bewohnten ein kleines Dachstübchen, das ^ sie so reinlich hielt, daß es wie ein zierliches Schmuckkästchen aussah. Das einfache, von ihrer Hand bereitete Mahl ^ schmeckte mir besser als die theuersten Leckerbissen, nnd immer lvußte sie es so einzurichten, daß ich ein Leibgericht fand. So viel Zärtlichkeit und 'Aufopferung spornte mich zum höchsten Fleiße an; ich hatte nur den einen Wunsch, ein großer Künstler zu werden und einst ihre Liebe zn vergelten. Ich ! betete sie wie eine Heilige an, nnd kein anderes Weib ciuf ! Erden schien mir werth, meiner Mnttcr die Schnhriemcn aufzulösen." , „Ich machte in der That mächtige Fortschritte, mit jeder neuen Nolle gewann ich mehr und mehr die Gunst des ! Publikums und die Anerkennung der Gebildeten. Wie freute j ich mich ans den ersten Lorberkranz, nicht ans Eitelkeit ^ und Stolz, sondern um ihn meiner Mutter zu Füßen zu legen!" „Visher hatte ich sie nie dazu bringen können, das Theater zn besuchen. Ich weiß nicht, ob sie aus religiösem Vorurtheil, oder vielleicht aus Schen vor der allzu großen j Aufregung sich fortwährend weigerte, mich auf der Bühne zn sehen. Vergebens suchte ich sie dazu zn überreden, sie wies meine Bitte sanft aber entschieden zurück, so daß ich ! nicht weiter in sie drang, obgleich es mich schmerzte, daß ^ sie nie Zeugin des Beifalls war, der mir jetzt öfter zn Theil wurde." „Da wurde zum ersten Male Lessing's „Emilia Ga-lotti" gegeben, worin ich die Nolle des „Prinzen" spielen sollte. Ihr wißt, welches Aufsehen dieses Meisterwerk des unsterblichen Dichters machte; ein ähnliches Drama hatte die deutsche Bühne noch nicht auszuweisen; es war der erste Lichtstrahl nach einer langen, finstern Nacht." „Ich war von der feinen und doch so gediegenen (5ha-rakterzeichnung, von der geistreichen edlen Sprache, von der ! dramatischen Gewalt der Dichtung so begeistert, daß ich meine l ganze Kraft anstrengte, nm meine Aufgabe würdig zn lösen. Ich vertiefte mich in meine Nolle und dachte bei Tag und ' Nacht nnr daran, das Höchste in ihr zu leisten." ^ „Dicßmal," sagte ich zn meiner Mutter mit jener innern Gewißheit, die uns znweilen überkommt, „dießmal ! bringe ich Dir einen Kran; nach Hanse. Ich fühle, daß ^ ich den Prinzen mit großem Beifall spielen werde. Wie ^ schade, daß Du mich nicht sehen, meinen Triumph nicht ! theilen willst!" „Sie sah mich verwundert, aber mit liebevollen Vlik» ken an und schien mit sich selbst zu kämpfen, aber zuletzt ! schüttelte sie, wie gewöhnlich, lächelnd mit dem Kopfe, worauf ich nicht weiter in sie drang. Am Abend der Vorstel- i ^inig packte sie, wie sie stctZ zu thun pflegte, mir die nöthi- gen Garderobestücke zusammen und reichte mir dann die H^nd zum Abschiede." „Viel Glück!" rief sie mir nach nnd lächelte dabei so eigen, daß ich unwillkürlich stutzig wurde. Ein wunderbar rer Zug von Schalkhaftigkeit überflog das alte, treue Gesicht und erinnerte mich an meine Kinderzeit, wenn die Mutter am heiligen Abend sich im Voraus über die mir bevorstehende Uebcrraschung freute. Da sie aber kein Wort hinzusetzte, so ging ich ruhig in's Theater, wo ich bald nur noch an meine Nolle dachte. Ich zog mich an und schminkte mich in meiner Garderobe, auf das Zeichen zum Beginn der Vorstellung wartend." „Kurz vor dem Aufziehen des Vorhanges entstand in dem Hause eine große Unruhe, die mich auf einen Augenblick aus meincn Gedanken und Träumen riß. Ich fragte nach der Ursache, und ein Kollege erzählte mir, daß sich ein Unglück im Trcppcuhause des Gebäudes ereignet habe. Nach seinem Bericht war eine alte, halb blinde Frau, die wahrscheinlich zum ersten Male in ihrem Leben das Theater sah, beim Suchen nach ihrem Platze in der Dunkelheit über die Brüstung der Gallerie herabgestürzt und auf das Pflaster des Vorsaales gefallen. Man hatte sie nach Hanse geschafft und schien an ihrem Aufkommen zu zweifeln." „Ich weiß nicht, wie es kam, daß mich plötzlich ein Schauer befiel und ich unwillkürlich an meine Mutter denken mußte. Gern wäre ich nach Hanse geeilt, aber ich hatte keine Zeit mehr, da im nächsten Augenblick schon die Vor-stellung ihren Anfang nahm. Mühsam bekämpfte ich die aufsteigende Vcsorgniß nnd bald wurde ich wieder Herr meiner unerklärlichen Aufregung. Muß doch der Schauspieler nur zu oft seine Gefühle unterdrücken und mit schwerem, oft gebrochenem Herzen ruhig und selbst heiter erscheinen. Was kümmert sich die Menge um unsere Schmerzen, um die Angst des Mannes, dem ein sterbendes Weib zu Hause auf dem Lager licgt, um den Jammer der Mnttcr, welche ihren Liebling so eben begraben hat!" „Wieder mit meiner Nolle beschäftigt, auf mein Stich-wort lauschend, hatte ich die alte, verunglückte Frau vergessen. Als ich auf die Bühne trat, der Glanz der Lampen mir entgcgenstrahlte, zn meinen Füßen die Zuschauer sah, von deren Urtheil mein Los mehr oder minder abhing, erfaßte mich jener wahnsinnige Nausch, den Ihr Alle ja am besten kennt. Die übrige Welt verschwand vor meinen Augen, ich war nnr noch Schauspieler, nur noch der „Prinz« in Lessing's „Vmilia Galotti". mit dem darzustellenden Charakter so innig verschmolzen, daß ich mir selbst ein Fremder ge'wordeu war. So spielte ich meine Nollc, und ich darf wohl sagen, daß ich sie nie suätcr ähnlich gespielt habe, woran vielleicht meine innere Aufregung schuld war. Von Szene zn Szene steigerte sich der Beifall, die Zuschauer jubelten, und als der Vorhang fiel, dröhnte das Haus von ihrem begeisterten Applaus. Ich wurde gerufen und mit Blumen und Kränzen überschüttet. Ein Lorbcr, von schöner Hand geworfen, fiel zu meinen Füßen, ich hob ihn aus, um ihn meiner Mutter zu bringen. Erst i'etzt dachte ich ' wieder an sie und bedauerte, daß sie nicht Zeugin meines , ersten großen Triumphes gewesen." ! „Eine unnennbare Sehnsucht nach ihr hatte mich er- ^ griffen,: ich gönnte mir nicht so viel Zeit, um meine Klei- > der abzulegen. In der Garderobe des Prinzen, uur mit ^ meinem Mantel bedeckt, stürzte ich aus d^m Theater auf die ^ Straße hinaus. Eine unerklärliche Eile beflügelte meine Schritte, bald stand ich vor der keinen Thür, die ich mit klopfendem Herzen öffnete. Den Kranz hielt ich in meinen Händen, um sie damit zu überraschen." „Sie lag auf ihrem Vctte und schien zu schlafen. Ich , wunderte mich nicht wenig, da sie sonst immer wach zu blei- ' beu und mich zu erwarten pflegte, bis ich aus dem Theater zurückkam, um mit mii zu plaudern. Um sie nicht zu stören, schlich ich auf den Zehen an ihr Vett, auf das ich leise meinen Lorber legte. Ich konnte mich jedoch nicht enthal« ! ten, einen Kuß auf ihre Hand zu drücken: sie fühlte sich ^ eisig und erstorben an. Ich crschrack, ein fnrchtbarer Ge- ^ danke durchzuckte mich plötzlich. Wenn sie jene verunglückte Frau wäre?" „Ich wollte mir Gewißheit verschaffen; an allen Glic- ! dcrn bebend, griff ich nach der Nachtlampe, welche auf dem Tische stand, und leuchtete ihr in das treue Angesicht; es 5 war mit Blut bedeckt und leichenblaß. „Mutter!" rief ich schluchzend vor innerer Angst. ^ „Sie antwortete nicht, Alles still!" ! „Mutter!" wiederholte ich lauter, aber sie blieb stumm. „Mein Rufen weckte sie nicht mehr; sie war — todt. „Ich legte „den ersten Kranz des Künstlers" auf den Sarg meiner Mutter. Seitdem weckt der Lorber nur trübe Erinnerungen; ich habe ihn zu theuer mit dem Liebsten er« ^ kaust, was ich auf Erden besessen habe." ^ „Das ist des Künstlers Los," sagte Eckhof tief ergrif-sen und reichte Vcck die Hand, mit der andern eine Thräne leise trocknend. Ernst und still traten die Freunde im milden Glanz des Mondlichtö ihren Rückweg nach Gotha au. Luft und Leben. (Schluß.) Die Pflanze erzeugt nicht bloß Sauerstoff für Menschen und Thiere, auch der von ihr aufgenommene Kohlenstoff ! tommt uns endlich wieder zu gute. Auf unseren Wiesen, ! in unsern Wäldern ernten wir ihn als Heu uud Holz und führen ihn so in den Kreislauf des Lebens wieder zurück. ^ Die Verdichtung des Kohlenstoffes in den Pflanzcnzcl- z len ist zugleich die bedeutendste Wärmequelle für die Pflanzen, die zur ungestörten Entwicklung ihrer Lcbensfunktioncn ^ ebenso wie das Thier einen bestimmten Grad eigenthümlicher ! Wärme bedürfen. Die Aufnahme uon Kohlensäure aus der ' Atmosphäre ist daher im eigentlichsten Sinne der Athmungs- ^ Prozeß der Pflanze. ! Das Ammoniak, das leichteste unter allen G.lscn, ist eine Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff. Es entwickelt sich bei jeder Verwesung animalischer Stoffe. Da nun solcher Verwesungsprozcsse in der Atmosphäre unendlich viele vor sich gehen, so muß dieselbe in jeden: Augenblicke eine gewisse Menge Ammoniak enthalten. Dieses ist cm Hauptnahrungsmittcl der Pflanzen, es wird durch ihre Blät-tcr aus der Luft aufgenommen und so auch wieder in den Kreislauf der Stoffe zurückgeführt. Die Pflanzen, welche für den Ackerban am wichtigsten sind, die Getreidearten, Erbsen, Bohnen, Linsen sind sehr reich an Stickstoff, sie müssen daher dieseu Stickstoff von außen aufnehmen. Diese Aufnahme geschieht theils vom Vodcn aus, auf dem die Pflanze wächst, durch die Wurzeln, theils aus der Luft durch die Vlä'tter/ Dem Boden führen wir den Stickstoff künstlich zu nnd darin besteht die Nothwendigkeit und daö Wesen der Düngung. Durch diese wird im Boden Dainm-fäure und dammsaures Ammoniak erzeugt. Dieses aber bietet der Pflanze nicht bloß den Stickstoff, sondern auch Kohlenstoff und Wafferstoff in den Verhältnissen dar, welche sehr nahe mit denen des Pflanzenciwcißes übereinstimmen. Die Zufuhr des Ammoniak aus der Atmosphäre erfolgt vorzüglich durch das Rcgcnwasser. Ammoniak, so wie Kohlensäure, sind Gase, welche vom Wasser begierig verschluckt werden. Das Regenwasser entzieht daher allen den Luftschichten, mit denen es in Berührung kommt, ihr Ammoniak und führt es den Pflanzen zu. Aus dem Regemrasser wurde auch durch Licbig zuerst das Vorhandensein des Ammoniaks in der Luft nachgewiesen uud gezeigt, daß das Negeüwasscr, welches an dem ersten von mehreren aufeinanderfolgenden Regentagen herabfällt, mehr Ammoniak enthält, als das der folgenden Tage und daß Gewitterregen besonders reich an Ammoniak sind. Hieraus ergibt sich zugleich, wenigstens zum Theile, die Bedeutung des 4. Bestandtheiles der Atmosphäre, des Wasserdunstes, für das Pfl^nzenlcbeu. Aus dem Wasser-dunste bilden sich Nebel und Wolken, und aus diesen strömt der Regen, quillt der Segen. Die Wirkung des atmosphä« rischcn Wassers auf die Pflanzenwelt beschränkt sich jedoch nicht bloß auf die Zufuhr von Kohlensäure und Ammoniak aus der Luft, sondern die Pflanze empfängt durch Vermittlung des Wassers aus dem Boden die zur Bildung ihrer Organe nothwendigen Alkalien, alkalischen Erden und phos« phorsauren Salze. Das Wasser ist das vermittelnde Glied alles organischen Lebens. Es würde uns viel zu weit führen, wenn wir hier den wichtigen Einfluß des Wassers auf das Pflanzenleben einer erschöpfenden Betrachtung unterziehen wollten. Es genügt hier zn bemerken, daß ohne Wasser keine Pflanze gedeiht und daß somit unsere Atmosphäre auch in Folge ihres Wasscrduustgehaltcs einen höchst wichtigen Einfluß auf das Pflanzcnlcben ausübt. Wir haben somit in flüchtigen Zügen die Bedeutung der atmosphärischen Luft für das Leben nach ihrer chemischen Zusammensetzung skizzirt. So großartig und tief eingreifend 49 . sich uns dieser Einfluß darstellt, so ist es doch nur eine von den vielen Nückwirkungcu, welche die Atmosphäre auf die gesammte irdische Schöpfung ausübt. I>i der Atmosphäre grl?eu auch jene verschiedenartigen Prozesse vor sich, die wir mit dem Gcsammtnamcn „Witterung" bezeichnen, und daß wir den Einflüssen der Witterling, und daher auch von die» scr Seite her dem Einflüsse der Atmosphäre bedeutend unterliegen , ist eine nicht zu läugucude Thatsache. Die Temperatur der uns umgebenden Luft, ihre größere oder gerin- ! gere Dichte, ihr größerer oder geringerer Feuchtigkeitsgrad, ^ die Bewegung derselben, die sich bald als gelinder Luftzug, ! ball) als wüthender Orkan manifestirt, die in ihr sich cnt- ! wickelnden Gewitter und elektrischen Erscheinungen sind we- ! der für das Menschen» und Thierlebcn, noch für das Pftan- ^ zculeben gleichgiitig. Wie ^ielc Krankheiten werden nicht ^ durch die Witterung hervorgerufen, wie, wichtig ist nicht das ^ Wettcr für das Gedeihen der Pflanzen! Doch dieß ist ein zu umfangreicher Stoff, um auch noch dem eben abgehandelten Gegenstände angereiht zu werden. > Wir haben aus der vorstehenden Betrachtung die Neberzeugung geschöpft, daß die gesammte irdische Welt in ihrer z Existenz an die Atmosphäre gebunden ist, und daß sie nur ! deßhalb so besteht, wie stc besteht, weil sie mit einer Atmo- ^ sphärc von der geschilderten Beschaffenheit in Wechselwirkung ^ steht, so wie auch umgekehrt nicht gcläugnet werden kanu, daß die Atmosphäre eben deßhalb so beschaffen ist, wie wir sie ktnnen. weil sie mit einer solchen Schöpfung, wie es die irdische ist, in steter Wechselwirkung sich befindet. Wir haben es mit einem Kreisläufe zu thun, mit einer Kette, wo eiu Glied in das andere eingreift und wo wir keiucn Anfang und kein Ende finden. „Das ist die erhabene Schöpfung, von der wir täglich Zeugen stnd, die nichts veralten „und nichts vcrmodetu läßt, daß Luft und Pflan;en, Thiere, „Menschen sich überall die Hände reichen, sich immerwährend reinigen, verjüngen, veredeln, daß jedes Eiu;elwesen „nur der Gattung zum Opfer fällt, daß der Tod selbst uichts „ist, als der Beginn neuen Lebens." — U. — Rias und wie sollen wir trinken? ! Van Tr. Gau st er. ! ^'. Das Wasser. z 0«N0 >!?VLt l!!'l>Nt?M, 8! «'llsNÜ, Ns,tl> üÜIlN, l Das Wasser, das naturgemäßrstc Getränke zur Stil< ^ lung unseres Durstes hat seit jeher eine der bedeutendsten ^ Nollcn in der menschlichen Geschichte gespielt. Das Wasser als unentbehrliches Mittel für den mensch- ! lichen Lebensunterhalt ist eine der wichtigsten Vestimmungs« ^ ^,'.Ü!idc bei den neueulstehendeü Aüstcdluugeu der Menschen, bei Entwicklung großer und kleiner Ölte, mitten in der Wüste, so wie iu de» bevölkertstcn Gcl'ictslhcilcn der Erde. Vs gidi keinen Theil der menschlichen Geschichte, wo das Wasser eine nicht mehr oder minder bedeutende Nolle spielte. Wclc>V riesige Werke bauten die Alten, um gesundes ^ Trinkwasser in ihre geschlossenen Orte zu führen! Die ^(juuu )I;n-ci«u wurden 00.7U0 Schritte weit nach Nom geleitet; 70l) Personen >valcn unter den römischen Kaisern bloß als Aufseher und Beamte der Wasserleitungen ange-z stellt. Welche bedeutende Kosten müssen sich die Städte der Jetztzeit zur Herbeischaffmig guten Wassers gef.illen lassen, und lassen es sich gern gefallen, um diese» wichtigsten Stoff ! zur Nahrungöbereitung, zur Erquicknng, Reinigung u. s. w. ! iu mehr gesundhcitsgemäßer Form zu erhalten, als es ihnen ! eben zu Gebote steht. Iu England zahlt in manchen Städ-! teu Eine Familie jährlich ii- 1l) Thaler sür Trinkwasscr; ! dafür rechnet man aber auch dort AO—99 Quart Wasser ' auf den Kopf. > Uns intcressirt hier das Wasser nur als Getränke. Es 5 kommt als Negen-, Schnee-, Fluß-, Quell- uud Bruuuen-! -.oasser in Gebrauch; das filtrirte Seewasscr hat nur beschränkte Anwendung. Daß das Wasser eine Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff ist, brauchen wir hier wohl nicht weiter auszuführen. Hart heißen jene Wässer, welche viel Kalksalze enthal« tcn; die weichen haben wenig Salze, dagegen zumeist kohlensaures Ammouiak. Das Negeuwasser ist eiu sehr reines, weiches Trinkwasser, mit aufgelöster Kohlensäure, etwas Ammoniak, ^c-nig salpetcrsaurem Kalk, außerdem noch vielen anderen unbedeutenden Beimengungen. Das Quellwasser enthält Kohlensäure, Stickstoff und verschiedene organische und anorganische Bestandtheile; das Flußwasser enthält da;u noch die löslichen Bestandtheile des Flußbettes, lahcr das Wasser um desto reiner ist, je härter das Flußbett stch zeigt. Flusiwasser ist »och häufiger mit organischen, mehr oder minder faulenden Substanzeil verunreinigt, wo der Unrath bewohnter Orte in selbes geleitet wird, oder wo es dem Betriebe gewisser Gewerbe dient (Gerber :c.) Das Schnecwasser ist in seinem Inhalte ähnlich dein Negenwasser, doch frei von luftartigen Bestandtheilen. Das Brunnenwasser, häufig ein hartes Wasser, ist sehr verschieden in seiner Zusammensetzung, man kaun wohl sagen, daß kaum zwei Brunnen in einer Straße ganz gleich siud; es enthält viele Erdsalze (kohlensaure!, und schwefelsauren Kalk, manchmal auch Bittererde und Thonerde), weil es gewöhnlich nur langsam durch die Erde sickert und so viele im Boden entdalteuen Stoffe in sich aufnimmt. Die Bestandtheile andern sich wesentlich nach dein Orte, wo der Brunnen gegraben ist. Im Allgemeinen ka>:n man sagen, daß 1 Kubikfaß Wasser 30 —iU) Kübikzoll Luft und Gase euthält. Die Menge der festen Bestandtheile ändert sich sehr. Wir bedienen uns aller obiger Gattungen Wasser zum Kochen, Trinken :e. Das Wasser aus Landseen und Sümpfen dieut wohl nur bei großer Wasseruoth ;u obigem Gebrauche; denn durch das ruhige Stehen in der Luft bildet sich zumeist ein Prozeß der Fäulniß, Gährung uud massenhaften organischen Vegetation; häufig ist iu ihm auch Schwefelwasserstoff. Die wichtige Bedcutuug des Wassers im menschlichen Haushalte bezeichnet Molcschott sehr gut mit folgenden Worten : „Wenn das Leben Stoffwechsel ist, so ist Flüssigkeit des Lebens unerläßliche Bedingung. Denn die Verbinduu gen und Zersetzungen, welche die Thätigkeiten unseres Körpers im Stoffe hervorrufen, sind nicht möglich ohne Wasser." Im Blute, >n allen unseren Geweben ist Wasser, die Tendenz unserer Verdauung ist Velsiüssiguug der NahruiiM^ffe, um Aussaugung uud Umbildung in Blut u. 1. w. zu ermöglichen, lFortsetzung folg:.) Trutt und Vnlag v^ii Igu. v. ziliintt.ayr L5 F. Vambcrg in Lailach. — ^^»l^nlich.v lX>d.ici<»r ^>. Va^.berg.