UVV tnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ Z.8. Montag am ZV. Juni 184«>. Von dieser Zeitschrift erscheine!! wüchenilick zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes in in Laiback aanzjährig l>, halbjährig » ft. Durch die t. f. Post unicr Oouvert mll »ortofrcier Zusenduna ganzjährig », halbiabrig 4 st. C.M., und w»rd bolbiädria »maus« bezahlt. Alle t. k. Postämter nehmen Pränuuierailon an. I n Laibach pränumerirl man beim Verleger am Raa«, Nr. >y(>, >m ersten Nlocke. Gheops und seine Pyramide. Jahrtausende sind d'ran dahingeschwunden,— Noch dauernd steht das ungeheure Mal , Das du in stolzem Herrschergeist erfunden, Das aufgebaut dein ganzes Reich in Qu»l. I m Angesichte deiner Pyramide Erstanden Völker, starben Volker aus; — Geschützt von übermächtiger Aegide, Nagt heute noch dem wunderbares Haus. lind Länder tauchten aus des Meeres Wogen, lind Städte sanken in der Erde Schlund, Und Sterne löschten aus am Himmelsbogcn, — Dein Mal steht unversehrt auf festem Grund. Dein weites Reich, die Zeit hat es verschlungen. Verschlungen selbst die Namen seiner Herrn; — An deinem Mal hat sie sich malt gerungen. Besiegt sie's auch, so ist ihr Sieg noch fern. Denn als ich schlummernd lag an deinem Baue, Ich hatte da ein wunderlich Gesicht; Ich weiß es nicht, warum ich ihm vertraue» Doch wünsch' ich schaudernd, daß es Lüge spricht. Mir war: es kam der letzte aller Tage, Noch stand dein Mal, so wie es heute steht. Da brach ein Donner los, vor dessen Schlage Des Weltalls Vau in mürbe Trümmer geht. I n Stücke fiel auch d» dein Wert zusammen,— Und alle Gräber barsten bei dem Laut, Und all die Hunderltausend Schatten kamen. Die an dem Werke stöhnend einst gebaut. Und Jeder nahm in schauderuollcr Klage Lin Stück des Schutt's, der deine» Namen trägt. Und warf es in die strenge Richtcrwage, Die deine TIMen und dein Schicksal wägt. Da fuhr ich auf, vom Frost des Grau'ns durchzitlert. ­So hatte nie der Morgen mir gelacht! Denn wo mein Traum des Weltalls Bruch gewittert, D» ging die Sonne auf in gold'ner Pracht. — Du aber, König, wo du lebst und webest, O sammle Schätze für den letzte» Tag, Die deine Hand, wenn »or Gericht du schwebest, I n seine Wage sühnend legen mag. Hermannsthal. Ter Savestrom in Krain. Topographisch-statistisch dargestellt von Car l Prenncr , DerSaoestrom, der an den Grenzen unseres an Na­turschönheiten gleich den Nachbarprovinzen reichen Oberlan­des entspringt, und in der geringen Entfernung einer star­ken Stunde von der an vier Commercialstraßen liegenden Provinz-Hauptstadt bei dem Dorfe Salloch schiffbar wird, verschafft durch seine Wasserstraße, durch seine Vereinigung mit dem wichtigsten Strome der Monarchie, mit der Do­nau, und durch diese mit dem schwarzen Meere, der In ­dustrie des Heimatlandes, der benachbarten Steiermark, Kroatien und den östlich liegenden Landern unsers gro­ßen Kaiserreiches mannigfaltige, wichtige Vortheile. Die für das Wohl ihrer Unterthanen allenthalben so väterlich besorgte Regierung unserer Staaten hat daher seit dem letzten Habsburger, dem um tue Industrie seiner Erblande, und namentlich auch um Krain, so hochverdien­ten, und noch immer im theuren Andenken stehenden Kai­ser Karl Vi. auch auf die Schiffbarmachung dieses Stro­mes (1732) eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewendet, in neuerer Zeit, besonders seit der Reoccupation des Landes, auf die Navigation des Savestromes ein immer größeres Augenmerk durch kostspielige Wasserbauten und möglichste Hinwegräumung örtlicher Hindernisse bethätiget, und spricht fortwährend noch durch gleiche, ununterbrochene Sorgfalt und durch die jährliche Anweisung mehrer Tausende von Gulden die Wichtigkeit dieses Stromes für die Erhaltung und Belebung der Industrie aus. Es wurde auch die technische Aufsicht dieses Stromes von dem Orte seiner Schiffbarleit bis zum Austritte aus der vaterländischen Grenze in drei sogenannte k. k. Naoigations-Districte, mit den Sitzen zu Littay, Ratschach und Gurkfeld, eingetheilt, und solche der Oberaufsicht der k. k. Landesbaudirection zu Laibach untergeordnet. Damit aber die Wichtigkeit dieses Stromes auch in seinem Vatcrlande Krain, dessen Hauptfiuß er ist, gehö­rig gewürdiget werden möge, versuchte ich in dem gegen­wärtigen Aufsähe, da es bisher noch kein Krainer gethan ?» hat, eine nähere Beschreibung dieses Flußes, seiner Topo­graphie und Beschiffung zu liefern. Die in diesen Gegen­stand besser Eingeweihten werden meinen guten Willen für die That nehmen, mit wohlwollender Nachsicht meine beschränkten Verhältnisse beherzigen, und als Vaterlands­freunde, wenn ich hie und da Etwas in dieser Hinsicht Wichtiges- übersehen haben sollte, mich durch teilnehmende Belehrung zu unterstützen geneigt sein, auf daß hier, so wie in andern Beziehungen, die noch nicht, oder nicht nach Verdienst bekannten Schätze unseres gemeinsamen Vater­landes zur öffentlichen Kenntnis; und Würdigung gelangen Mögen. Der gegenwärtige Aufsatz soll in zwei Abschnitte zer­fallen. Der erste wird die Topographie des Stromes von seinen drei Ursprungsquellen in unserem Hochlande bis zu seinem Austritte aus dem Heimatlande, der zweite die Wichtigkeit des Stromes in industrieller Hinsicht für Krain und die Nachbarländer, so wie für den Handel überhaupt, und eine Schilderung seiner Beschiffung liefern. I. Die Save entspringt an den Grenzen Krains in den sogenannten norischen Alpen unseres Oberlandes aus drei von unserem höchsten Berge Terglou gleich weit ent­fernten Quellen. Zwei dieser Quellen befinden sich im Bezirke Weis­senfels, nämlich die eine auf dem Berge poul!,,,!,, aus kah­len Felsen in das Alpenthal rwui/» in einer Hohe von 80 Klaftern herabrauschend. Immer gleich klar und in glei­cher Stärke fiiessend, versinkt diese Quelle nach einem kur­zen Laufe in den dortigen, schotterigen und sandigen Thal­grund, bricht aber dann unweit des mit einer Curatie ver­sehenen, im Laibacher Kreise über die Meeresstäche höchst­gelegenen Ortes Ratschach (N!lte/,!w) wieder hervor, und bildet dann bei der Poststation und dem nicht unbedeuten­dem Grenzdorfe Würzen (l>n!?), dem Pfarrdorfe Lengenfeld (»«uz»), und dem Berg- und Hammerwerke ,8nvll vorüber, nach dem Städtchen Radmannsdorf fort, um sich oberhalb desselben mit der aus dem schönen, romanti­schen Wocheinerhale (der krainischen Schweiz) herbeieilen­den Wocheiner Save (>8ävi/,a) zu vereinigen. Die dritte Quelle (die so eben benannte ^llvi/.l») ent­springt aus der von dem Wocheiner See, welcher von den höchsten Alpengebirgen und ihren Felsenwänden umgeben ist, und dessen bekannte Naturpracht Einheimische und Fremde zu häufigen Besuchen ladet, «ine starte Stunde entfernten Felsenwand' ,»!>oull>ttsn?,l,. Aus dieser Wand, welche aus Kallsteinschichten, oft bis 3 Klafter mächtig, besteht, stürzt sich in einer beiläufigen Höhe von vierzig Klaftern die Quelle (^li,v!5!>) zwar bald mehr, bald minder wasserreich, doch gewöhnlich mit einem so starken Getöse und Gebrause in den unten ausgeholten Kessel herab, daß. man dieses Brausen zwei Stunden entfernt in einem fernen Donner­ ähnlichen Schalle vernimmt. Sechs Stunden aufwärts von diesem Wasserfalle er­ öffnet sich in den Höhen der Alpenkette ein von Einsturz drohenden Felsen umgebenes Thal. Hier befinden sich acht mit gutem Wasser versehene Seen, wovon die vier kleine­ ren gegen Norden, die vier bedeutenderen aber gegen We­ sten liegen. Alle diese Seen haben mehr oder weniger ober- oder unterirdische Verbindungen, dann Ab- und Zu­ flüsse untereinander. Der Abfluß dieser Gewässer ist von Norden nach Osten, wo dann das Wasser aus dem letzten und größten See unterirdisch ab-, und aus der besagten Felsenwaud ^l'unlüNeu/l» herabstürzt, dann den schönen Wocheinersee, und durch den Abfluß desselben die dritte Quelle des Savestroms, oder die Mvix« bildet. (Fortsetzung folgt.) Skizzen aus Deutschland. Von Adolph Ritter v. T sch a i usch >, ig g. Es ist billig, daß ein Deutscher zuerst Deutschsand kennen lerne; auf der breiten, schonen und sichern Grund­lage des Vaterlands mag sich dann erst der babilonische Bau der übrigen Länder und Völker aufrichten. I n Deutsch­land selbst wäre mit dem Rheine und dessen Anländern zu beginnen; eine bessere Wahl ist in der That kaum möglich. Der Rhein ist so zu, sagen ein Gleichnis; deutschen Sinnes und deutschen Wesens; seine Rebhügel, seine Dome und Burgen sind die schönsten Urkunden deutscher Entwickelung und Gesittung, und der nahe Gegensah am jenseitigen Ufer des Grenzstrems trägt zur schnellen Auffassung deut­scher Zustände, zur scharfen Abrundung des Bildes bei. Die-Deutschen sind nebstdem Freunde der Gründlich­keit und des stätigen Fortschreitens: wir finden unseren reisenden Landsmann daher, ungeachtet der frühen Iahr­zeic, zuerst im Alpenreoiere des Graubündtnerlandes. Es ist ein schöner Frühlingtag, der Himmel ist blau wie jun­ge Hyacinthen, die Sonnestrahlen flattern gleich goldnen Wimpeln darüber. Der Splügen und der Bernardin steh'« als Wächter vor dem schönen Italien, und das Mittaghorn und der Löchliberg starren zwischen unzähligen Eisgipfeln einander gegenüber. Dazwischen liegt vergraben und ver­schlossen das Rhinwaldthal. Nur einzelne sonnige Flecke sind erst vom Schnee entblößt und tragen Primeln und das dunkle Gebüsch der Alpenrosen, das oft auch mitten im Schnee heruorwächst; dazwischenstehen Häuser und Alpen­hütten, und überall ragt in Granitspitzen und Eismassen die ewige Alpenwelt herein. Das Hornvieh weidet noch nahe an den Häusern, an hohen Lehnen sind einzelne Gemsen sichtbar, und der Adler umkreist einsame Gipfel. Der Wanderer steht erjchütteu -und bewundernd in dieser ihm neuen Natur. Sein Blick forscht schüchtern 51 ­ iiach sicheren Bauwellen, nach Damm und Brücke, und nach dem dünkelhaften, zuversichtlichen Getriebe der Marktleute. Aber nur hier und dort sitzt ein stummer Hirt auf einem Granitblocke, der Schritt kühner Jäger und Bergsteiger verliert sich in die Eiswelt, und über der kleinen, schwan­kenden Hütte scheint die lauernde Lawine zu zittern. Der scharfe Alpenföhn vermehrt noch das unsichere Gefühl der Verlassenheit. Der gesellschaftliche Mensch findet sich nicht augen­ blicklich in die einsame große Gegenwart der Natur. Lackirte Handschuhe, feine Redearten geben ihm keine Zuversicht in ihrer Gesellschaft; selbst die beliebte Keckheit langt nicht mehr aus; er schneidet eine gefeierte Grimasse, doch sie bleibt stumm, ihr reines Antlitz belohnt ihn mit keinem auf­ munternden Lächeln. Selbst der edlere Mensch wird nach langer Abgewöhnung durch ihre feierliche Einfalt überrascht und befangen. Aber bald hat er sich den sociellen Staub von den Füssen geschüttelt, er macht einen langen Achem­ zug, die reine Luft der Natur stärket seine Lunge, der Umtrieb seines Blutes wird rascher und durchgreifender und sein Auge wieder hell. Gerührt erkennt er die gütige Er­ demutter wieder und schaut freudvoll in ihre ewig jungen Züge. Seine gesellschaftliche Kruste ist nur dünn und springt bald ab; ihn hat nur die Neuheit überrascht, eine so erhabene Scene hat er kaum gesehen. Südlich steht das Tombohorn, seine Gletscher steigen bis in's Thal herunter. Ein blaues Eisthor führt in seine nie betretenen Gewölbe; ein lebenkräftiger Wasserstrahl stürzt daraus hervor; noch eilf Bäche fallen aus der Ei3­ wand: es sind die Quellen des Hinterrheins. Der Reisende durchschwärmt hierauf ein paar Kanto­ne und bricht dann in's Vorarlberg'sche hinaus. Es ist ein schönes, eigenthümliches Land; da an dasselbe so vieler Herren Länder grenzen, so hat es seltsame, vielgebildete Zustände. Die Einwohner sind ein biederes Bergvolk, das sich gleichwohl von den Alttyrolern merklich unterscheidet. Wälder und Matten bedecken das Land, letztere sind schön und hellgrün; dazwischen stehen große, helle Bauernhäuser nach schweizer Sitte mit vielen Fenstern versehen. Die Thätigkeit des ganzen Ländchens ist auf Manufacturen und Fabriken gerichtet; jede Familie ist irgend einer solchen Anstalt eingereiht, und verrichtet in den Gebäuden des Unternehmers oder im eigenen Hause irgend einen Zweig der gecheilten Arbeit. Die alten Schloßgebäude sind fast sämmclich in Fabriken umgewandelt, in denen Wolle ge­sponnen und Kattun verfertigt wird. Daneben liegen gro­ße Schnellbleichen. Die einfachsten Bauermädchen, insbe­sonders im Bezirke Bregenzer-Wald, sticken auf das zier­lichste in freier Hand oder über Spannrahmen. Jüngst (1838) wurden einige Pariserinen hierher verschrieben, um sie die schönste und feinste Ausführung zu lehren. Das verständige Zusammenwirken der Bewohner einer Land­schaft zu irgend einem löblichen Ziele macht stets einen er­freulichen Eindruck auf den Beobachter: ganz Vorarlberg erscheint wegen der eigenthümlichen und durchgängigen Richtung seiner Thätigkeit als eine einzige, riesige Fabrik­anstalt. Rohe Baumwolle wird eingeführt, sie läuft dmch hundert Hände, und verläßt in kurzer Zeit das Ländchen als bunter, gestickter und kostbarer Stoff. Bei Rheine! setzt man über den Rhein, er fließt hier vor seiner Einmündung in den Bodensee noch ganz trüb und unansehnlich. Dieser See selbst ist ein interessantes Binnenmeer und paßt genau zur eben geschilderten Umge­bung. Vom Gebhardberge bei Bregenz hat man eine herrli­che Aussicht über seinen blaugrünen Spiegel, so wie über die anliegende Landschaft. Städte und einzelne Gebäude liegen nahe aneinander an seinen Ufern, und dazwischen ziehen Dampfboote und Segelbarken. Gleich nach dem Ausflusse aus dem Bodensee begrüßt uns der Rhein in seiner eigenthümlichen, hellgrünen Farbe, und zieht in junger Kraft durch's deutsche Land. Der Bodensee hat den Rhein bereits abgeklärt; dieser verlor wenn ich mich eines umgekehrten Bildes bedienen darf, die subjectioe Abgeschlossenheit; wie fremde Ideen nahm er fremde Wasser in sich auf, und klärte die seinen in an­schließender Objecnuirung ; der Umgang, den er im Boden­see genoß, gab ihm Erfahrung und heitere Haltung. Sein Fall bei Schaffhausen oder eigentlich bei Laufen ist bereits eine männliche Kraftübung und entbehrt schon der trüben Aufregung jugendlicher Unbändigkeit. Dieser Wasserfall theilt das Schicksal so vieles Herrlichen, Erhabenen dieser Erde: ein großer Theil der Beschauer will die überra­gende Größe dieses Naturschauspieles und somit die ei­gene Kleinheit nicht eingestehen, oder verläugnet wenigstens in Eitelkeit und Selbsttäuschung die Ueberraschung und Erschütterung. (Fortsetzung folgt.) Die Staatsmänner Tirols im Jahre «tttttt Fragment biographischer Skizzen. Mitgeteilt von Adolph Verger. (Beschluß.) vGraf Ferrari, ein Unterthan des Herzogs von Sa­voyen, kam einst in Privatangelegenheiten, oder deutlicher gesprochen, wegen Forderungen nach Innsbruck. I n ein ärmliches Gewand gehüllt, das unmöglich für ein Hoflleid angesehen werden konnte, und ein Zeuge seiner Vermö­genslosigleit und seines Mangels war, kam er vor den durchl. Erzherzog Ferdinan d Karl , gefiel jedoch letzte­rem wegen seiner, wie es schien, ausgezeichneten Geistes­und Herzensvorzüge bald dergestalt, daß er aufgefordert ward, am Hofe zu verweilen. Nicht lange, und er wurde zum Obersthofmeister der durchlauchtigsten Erzherzogin er­nannt. Ueber seine Herkunft liegt kaum etwas Bestimm­tes vor, nur Das ist gewiß, daß seine Gattin von der be­kannten Tochter eines österreichischen Markgrafen von Bur ­gau herstamme, und daß er, um Etwas von der Aussteuer seiner Schwiegermutter einzufordern, nach Innsbruck ge­kommen, wo sich ihm die Gelegenheit darbot, die Aufmerk­samkeit auf sich zu lenken und sein Glück zu gründen. Sem Benehmen ist von einer gewißen Anmurh begleitet', doch entscheidet er, wie man sagen will, kaum Etwas im Rathe. Deutsch spricht er nicht, deßhalb muß ihm auch, >?I Was vorgetragen wird, verdolmetscht werden, bevor ^r seine Meinung ausspricht. Aeußerst fein und verschießen, hat er das Gemüth der durchs. Erzherzogin ganz in seiner Gewalt, er lenkt den Hof, und verfügt über den Schatz nach Gefallen. Auf sein Privatinteresse und die Vermeh­ rung seines Reichthums richtet er übrigens ein vorzügliches Augenmerk." »Der Baron von Kaiserstein wurde in Oesterreich geboren und erzogen, widmete sich nachher den Waffen, und wußte sich immer einen tadellosen Ruf, so wie die Gunst und Liebe der Menschen zu erhalten. Zum kra­ kauer Negierungs-Präsidenten ernannt, gründete er sich ein ehrenvolles Andenken. Gegenwärtig beschäftigter sich mit der Leitung der vorderösterreich'schen Kriegsangclegenheiten und geniefit den Titel eines Staatsrathes. Er besitzt ein gefälliges Talent und sein Urtheil muß ein gutes und ge­ sundes genannt werden." .Troyer , der Kanzler, mit einer herrlichen Urtheils­kraft begabt, ist — Was doch vermöge einer alten Sitte, bisher noch immer seiner Würde beigesellt zu seyn pflegte — mit keinem Doktorscharakter geschmückt. Ihm glaubt und traut der hiesige (wiener) Hoftanzler Hoch er in al­len Stücken.« „Graf Kinikel, Vicepräsioent des Regierungsrathes, ist mehr dem Spiele als den Geschäften ergeben. Er ist einem alten tyrol'schen Geschlechte entsprosien, ihm man­geln nicht schätzbare Anlagen, auch gibt er ein redliches Wollen kund, und hat kein gewöhnliches Urtheilsoermögen." ?Baron Füeger sitzt in eben demselben Rathe. Er ist ein trefflicher, genialer und klar urtheilender Mann, liegt aber oft an Gichtschmerzen darnieder.« »Bayer ist der Rechte Doktor und ein ausgezeichne­ter Mann.« »Widenbuch ist Viccpräsident des Kammer- oder Finanzrathes.« — Hier ist leider der Faden dieser so schätzbaren und scharf gezeichneten Charakteristiken mit einem Male abge­rissen, und es fehlt vor der Hand ein Behelf, ihn wieder anzuknüpfen, diese biographische Quasi-Conduiteliste zu vollenden, und der weltrichtenden Geschichte zu übergeben. Mannigfaltiges. (Paganini) hat eine, leider noch unvollendete, Vio­linschule hinterlassen, für welche drei Pariser Musikhändler dem Vormunde seines Sohnes 60.000 Franken anboten.— (Ein Räuber.) Am 10. Mai wurde, laut des Pesther Tageblattes, in Arad ein Räuber, der seit einigen Jahren der Schrecken jener Gegend war, nach Stand­recht hingerichtet. Derselbe war der französischen, engli­schen, italienischen, lateinischen, ungarischen, deutschen und illyrischen Sprache mächtig. Fast bis zu seinem Ende läugnete er Alles, und gestand dann nur Das, wodurch er seine Spießgesellen nicht verrathen konnte. Bevor er den Tod durch den Strang erlitt, ergoß er sich in Schmähun­gen gegen seine unglückliche Mutter, die ihn so schlecht erzogen, daß er nie wegen Vergehungen von ihr gestraft worden, und Geld ohne Maß zur Verschwendung erhalten. Man will ihn für den Sohn des Grafen W. G., eines ausländischen Generals, halten. — Korrespondenz aus Klagenfurt. Schön ist die Kunst, rührend das Erbarmen; wenn aber die Kunst Thronen trocknet und Schmerz lindert, so ist Dies ein erhabenes Schauspiel. Ein solches wurde uns Klagenfurtern am 4. 6. ». und ll>. l. M. zu Theil, an welchen Tagen die ausübenden Mitglieder des färntneri­ schcn Mu sikvcreines in unserem Schauspielhause Nellini's große Oper: »Die Unbekannte« mit hier bisher nicht gehörter Vollendung und in hier früher nie gesehenem Glänze zur Darstellung brachten. Die Einnahme der ersten Vorstellung, welcher der zur Sitzung unserer Landwirthschaft-Ge­ sellschaft angekommene, allgeliebte und Verehrte durchlauchtigste Erzherzog Johann beiwohnte, floß mit beiläufig illllll ss. C. M. den Feuerverun­ glückten Iudenburgs zu. Die Einnahmen der übrigen Productioncn wur« den Feueroerunglückten unserer Umgegend, dem Musikoereine und dem Sladtarmenfonde gespendet. Manche meinen, man müsse an Leistungen Uon Dilettanten einen ganz andern Maßstab der Neurtheilung legen, als ihn gewöhnliche Nüh« uengescllschaften erfordern. Dies mag wohl im conversatiouellen Leben mit Fug und Nccht geschehen, aber nicht dann, wenn eine für die Oeffcnllich­ leit bestimmt gewesene Leistung öffentlich besprochen werden soll. Ich be­ trachte daher hier die zu beurthcilenden Kunstleistungen rein al s solche, ohne einer Rücksicht auf die darstellenden Personen Einfluß auf meine Dar­ stellung zu gestatten. Fräulein Iosephinc Strobel , welche die Titelrolle Aloide gab, line Schülerin des Musifpereins und Herrn Harms , ereellirte bisher nur in Piioatcirkeln, und nur selten hatten wir das Vergnügen, sie in Ver< einsroncerten zu hören. Daher denn sehr natürlich das etwas Befangene ihres ersten Auftretens, was sich abcr in den folgenden Vorstellungen merk­ lichst minderte. Ihres herrlichen Soprans Vorzüge sind ein bewunderungs­ würdiger Umfang, Fülle und Sanftheit, wunderbarer Metallrcichthum des bald weich dahinschmelzenden, bald erschütternd starten Tones, und eine Leichtigkeit in fast allen Formen des Gesanges, wie man sie »ur bei ausge­ zeichneten Sängcrinen unserer Tage findet. Wenn nun mit diesen bedeutenden Vorzügen der mimische Thcil der Ausführung nicht ganz gleichen Schritt hielt, und demnach die hinter den Couliffen gesungenen Partien die glanzvollsten genannt werden mußten, so war doch das Ganze, auch uon meinem strengen Standpunkte aus, als eine treffliche Leistung anzuerkennen. Fräulein Ebner aus Villach gab die Partie der Isolett« mit gleichem Erfolge. Stand nun Isoletla Aloiden auch an Stimmoorzügen Etwas nach, so wußte sie dagegen durch gute Schule, durch treffenden, ge­fühlvollen Vortrag und richtiges Spiel so zu wirken, daß ihre Leistung, un­terstützt durch das Einnehmende ihrer Erscheinung und ein herrlich gewähl­tes Costüme, zum Gelingen des Ganzen wesentlich beitrug, wie sie denn auch nach jeder Partie wiederholt gerufen wurde. Arthur Graf »on Rnüenste l wurde durch den Musikocrcinslehrcr, Herrn Kaspar Harm , mit glänzendem Erfolge dargestellt. Herr Harm , früher bei unserer Oper eugügirt, und in Wien und Gratz in Gastrollen ge­hört, zählt sich nun schon seit längerer Zeit als Musltpereinsmitglied und allgemein geachteter Mussklchrer zu den Unseren. Er zeichnet sich als Kammersänger durch seinen in den Brusttönen und im Falsct gleich liebli­chen, volltönenden Tenor, und durch ungekünstelten, scelenoollen, besonders für die Composstionen Schubert' s sich eignenden Vortrag vor Viele» aus. Auch hier nun füllte er ganz seinen Platz aus, indem er nicht nur in den Solopartien durch seinen äußerst lieblichen, herzergreifenden Gesang und seine gute Mimik Alles zum Beifall hinriß, sondern auch in den Ensemblc­stücken recht gut durchdrang. Vor Allem ergreifend waren sei» Gesang in der Scene vor dem Portrait Alaidens, dann sein Schmerzensruf »m Meeresfelsen, nachdem ihm Alaide gesagt, daß Leopold ihr Bruder; endlich seine letzten'Worte: »Nur über meine Leiche," während er den Dolch in sei­ne Brust senkte. (Beschluß folgt.) Austösung der Cbarade im Blatte Nr. »?. Felsenwand. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.