Vorschläge zur des nieder« Volksunterrichts mir besonderer Rücklicht auf Krain u. die österr. slavischen Küstenlande. (Die in Laibach erscheinende Zeitschrift ,,lL»»<;tjiF8lLv 1i» i-o- I^««1el8lL» »«vi«»" lieferte eine Übersetzung in krainischer Sprache in den Blättern 6, 7, 8, 10, 11, 18 und 13 des Jahrs 1845.) ... . / X __ Laibach. Druck von Joseph B lasni k. 1845. Land, das im Durchschnitte nicht wenigstens eine Schule auf hundert Haushaltungen besizt, steht rücksichtlich der Volküschulbildung auf einer niedern Stufe. Erst wenn jener Durchschnitt überschritten wird, nähert sich ein Volk in lezterer Beziehung einem befriedigenden Zustande. Krain und die slavischen Küstenlands Oesterreichs sind von der an'gezeigten Mittelzahl noch sehr weit entfernt, und der Volksunter- richt liegt in einer bedauerlichen Versunkenheit. Ein Grund ist in der theilweisen Unanwendbarkeit der diesfälliqen Vorschriften aufzufinden, da unter zehn Gemeinden kaum eine die Mit¬ tel hat, die im Verhältnisse oft bedeutenden Auslagen zu erschwingen, und da auch nicht selten der Patron arm oder nicht geneigt ist, den gesezlichen Beitrag zu leisten. Als ein anderer Grund zeigt sich die Unzulänglichkeit des allge¬ meinen Schulfonds, der eben die Armuth der Gemeinden zu vertreten den Beruf jedoch nicht die Mittel hat, jeder armen Gemeinde, die eine Schule bedarf und wünscht, einen Beitrag zu leisten. Endlich können bei den zahllosen Anforderungen die Beiträge, welche aus dem allgemeinen Schulfonde bewilligt werden, die erforderliche Größe nicht haben. Dies hat zur Folge, daß Niemand sich für das Schulamt meldet, oder daß es ein Untüchtiger übernimmt, oder daß die Schulzeit auf einige Monate beschränkt wird, ohne irgend einen Erfolg als den, daß einige Schüler mühsam, lesen und ihre Namen schreiben lernen, was sie mit wenigen Ausnahmen in einigen Jahren wieder vollständig vergessen. Und doch drängen die Verhältnisse, wie sie sich in den lezten Zahrzehenden gestaltet haben, alle Völker unaufhaltbar zu einer nicht mehr aufzuschiebenden allgemeinen Ausdehnung des ersten Unterrichtes hin. Nicht blos um den Erwerb zu erleichtern, sondern namentlich auch um den Einzelnen im Volke mit einer höhern religiösen, sittlichen und staatsbürgerlichen Gesinnung auszurüstcn, ist die mögliche Ausbreitung des Unterrichts in den untersten Klassen der Staatsbewohner zum i * 4 unabweislichen Bedürfnisse geworden. Betrachten wir insbesondere die Slaven in Krain und am adriatischen Meere, die, im Mittel, kaum vielleicht ein Achtel der schulfähigen Kinder zum Unterrichte senden. Durch die Lage dieses Landcsstriches sind sie angewiesen zum fortfahren¬ den Verkehr mit allen Völkern der Erde, von denen eine große Zahl auf einer viel höhern Bildungstufe steht, als sie. Gleich dem Gelbe ist Wissen eine Macht, welche alles vor sich her bewältigt, was nicht mit der nervlichen Waffe ihr im Kampfe entgegcntritt. Welches Schiksal -steht den vernachlässigten sieben Achteln bevor, wenn sie in der dermaligen Verwahrlosung bleiben, wenn ihnen nemlich die Grundbe¬ dingung zur Erwerbung der zum Widerstande gegen jene die Welt lei¬ tende Macht erforderlichen Kräfte mangelt? Welches Bild rollt sich vor unfern Augen auf, wenn wir auf der einen Seite ein ungehemmtes Fortschreiten auf breit gebrochener Bahn, auf der andern eine trostlose Stetigkeit im Argen uns vorstellen! Dürfen wir mit Ruhe in die nächste Zukunft blicken? Müssen wir nicht vielmehr fürchten, daß die Völker, von welchen die Rede, von den Erwerbsquellen der Lebensgüter immer weiter zurückgedrängt, daß die Stüzen des religiösen und sittlichen Fürwahrhaltens mächtig er¬ schüttert ja zum Fall gebracht werden, mit einem Worte, daß der Pauperismus mit allen seinen furchtbaren Folgen unwiderstehlich an die Stelle der dermaligen Zustände tritt? Beeilen wir uns, zur Berichtigung allfälliger falscher Meinungen beizufügen, daß die Unzulänglichkeit der im Eingänge erwähnten Vor¬ schriften und des allgemeinen Schulfonds nicht in den beziehlichen Grund¬ bestimmungen ihren Ursprung hat, welche die weisesten Anordnungen enthalten. Allein sie sind für eine andere Zeit, für ganz andere Verhält¬ nisse und Bedürfnisse berechnet, reichten damals aus, können aber für die seitdem riesenhaft gewachsenen Anforderungen unmöglich genügen. Na¬ mentlich ist der allgemeine Schulfond seit lange nicht mehr im Stande überall wo er nach gesezlicher Anordnung berufen wäre, Beiträge zur Besoldung der Lehrer zu leisten. Dies wird aus der folgenden Dar¬ stellung der Bevölkerungen, welche wir im Auge haben, und der Zahl der bestehenden und der noch erforderlichen Schulen klar hervorgehen. Dalmazien hat bei einer Volksmenge von 3!>«ooc) Seelen 5 Nor¬ malhauptschulen in Aura, 8ekeiuco, 8pulutro, kapusa und 6rU- tur», mit 6 Normalschulen in den nemlichen Hauptorten und in lüe- «inri, endlich 14 Trivialschulen. 5 DaS österreichisch - ikrische Küstenland, d. i. die Stadt Triest, dann der Görzer Kreis und Istrien hatten im Jahre 1843 bei einer Bevölkerung von 480.000 Seelen 63.350 schulpflichtige und nur 15.670 schulbesuchende Kinder in 17S, und 4000 Wicderholungschüler in SS Schulen; daher kam erst auf 24 Einwohner 1 schulbesuchendes Kind, und von den zuerst genannten Pflichtigen blieben über drei Viertel ohne Unterricht. Hier muß angemerkt werden, daß auf das Triester Stadt¬ gebiet!) mir 77.000 Seelen 3.S55 Schulbesuchende und 833 Wieder¬ holungschüler entfielen, daß also in den genannten 2 Kreisen erst auf 27 Einwohner ein Schulkind kam; abgesehen davon, daß in den s Hauptschulen beider Kreise eine verhältnismäßig größere Zahl sich an¬ gehäuft hatte, so daß der Durchschnitt für das eigentliche Land sich noch ungünstiger darstellt. In Krain und Kärnten mag im Jahre 1843 bei einer Bevölke¬ rung von 7SS.804 Seelen die Zahl der Schulpflichtigen an 85.000 gewesen sein.*) Jene der schulbesuchenden Kinder belief sich in den Werktagschulen auf 28,000, daher kam eines auf 27 Einwohner. Rechnet man die Feier¬ tagschüler mit beiläufig ...... 11,600 hinzu so zeigen sich „ „ 3S,600 Schulkinder, oder eines auf i s Einwohner. Es besteht jedoch ein bedeutender Unterschied zwischen beiden Her- zogthümern. Denn ungeachtet der um 156,000 Seelen geringer» Be¬ völkerung hatte Kärnten bei 28,000, Krain nur 11,600 Werk- und Sonntagschüler, und das Verhältnis zur Volkszahl ist in Kärnten wie 1:10V4 Krain wie 1 : 3S'/>ei einer Bevölkerung von 303,707 Seelen I Wcrktagschülcr auf 15 2,13 l Sonntagschnlcr » 35 i)Z » Krain » » » » 450,097 » t Werktagschiilcr >, 531)2 - I Sonntagschülcr >, u>0 Einwohner *t Sn Kärnten ist das Bcrhaltniß der Pflichtigen zu der Bevölkerung wie 1 10 in Kram wie I : 8 U2 ; obige 80,000 sind das beiläufige Mittel nemlich wie 1 I '6 6 Die einzelnen Kreise beider Herzogtümer geben folgende Verhältnisse: Einwohner. Vergleicht man die Zahl der Werktagschulen mit jener der Be¬ völkerung, so trifft im Klagenfurter Kreise I Schule auf 1488 u. mit Berechnung der Svnutagschulcn l Schule auf 79Z Seelen. Zählt man endlich die schulfähigen Werktag- und Wiederholung¬ schüler zusammen und hält die Zahl der schulbesuchenden entgegen, so findet man, das; Zusammen in den Provinzen Kärnten und Krain bei 78,4vo Kinder ohne Schulunter¬ richt blieben. In Krain wird zwar das große Mißverhältnis; zwischen Schul¬ fähigen und Schulbesuchenden durch die außer den erwähnren Unter¬ richtsanstalten bestehenden feiertäglichen Elementarschulen, in etwas ge¬ mildert, da in denselben im Laibacher Kreise bei 1,700, im Neustädtler Kreise bei 3, tOO und in jenem von Adelsberg bei 800 Kinder unterwiesen wurden. Immerhin ist jedoch die Zahl der ohne Unterricht bleibenden jungen Geschöpfe so groß, daß der Menschenfreund einen solchen Zu¬ stand tief bedauern muß. Aus der vorstehenden Zusammenstellung leuchtet hervor, daß Kärn¬ ten, namenrlich aber der Villacher Kreis bedeutend, vorgeschritten ist, und eine ausserordentliche Nachhilfe nicht bedarf, daß hingegen das osterr. ilirische Küstenland, Krain und Dalmazicn rücksichtlich des Volks¬ unterrichts noch auf einer sehr tiefen Stufe sich befinden. 7 Nach dem im Eingänge angegebenen Bedarfs von wenigstens einer Schule auf hundert Haushaltungen, wären im österr. ilirischen Kü¬ stenlands bei 1060, und da im Jahre 1843 nur 175 bestanden, noch 883 Landschulen nothwendig. Durchdringende Maßregeln haben eine bedeutende Vermehrung im lezten Jahre zur Folge gehabt, es entstan¬ den 48 neue Schulen und es erhöhete sich die Zahl der Schüler um mehr als 3000; ein erfreulicher Beweis von dem bereitwilligen Entge¬ genkommen des Volkes, dem man so gerne Theilnamlosigkeit vorwirft; dessen ungeachtet ist man noch weit vom Ziele. Auf Grund des nemlichen Verhältnisses zeigen sich nach Abzug der bestehenden in Krain noch bei 930, und in Dalmazien bei 800 Werktagschulen als erforderlich. Angenommen, daft der allgemeine Schulfond im Durchschnitte nur SS st, beizutragen hätte, so würde er außer seinen dermaligen Leistungen mit einer jährlichen Auslage von mehr alS 6S,ooo fl. belastet werden müssen, eine Summe, die nicht aufgebracht werden könnte. Die Aussicht wäre trostlos, wenn die Verbesserung des Zustandes des Volksschulwesens blos von der Unterstüzung durch den allgemeinen Schulfond abhinge. Glücklicherweise ist dies nicht der Fall. Die ge¬ nannten Länder haben noch überschwengliche eigene Kräfte und Mittel, es wird sich nur darum handeln die erster» zu wecken und die leztern gehörig anzuwenden. Betrachten wir die Art, wie die Riesenwerke der Jztzeit unter unser» Augen entstanden sind; sie ist diejenige, die auch zur Aus¬ breitung des ersten Unterrichts fürzuwählen wäre. Die Wohlgesinnten, die Freunde der untern Volksklaffen, die um den Flor und den Ruhm des Vaterlandes Bekümmerten, diejenigen die es sich zur Ehre anrechnen für ihre Heimat zu wirken, damit sie sobald als möglich ebenbürtig da stehe in der Reihe der Länder, die sich durch frommen Sinn, Sittlichkeit, wissenschaftliche und Kunstbildung aus¬ zeichnen,—Länder mit denen sie bisher in nichts wetteifern konnte, als in der stets erprobten Liebe zu Fürst und Vaterland — alle die für den armen Bruder freundliche Gefühle im Busen hegen, müssen sich vereinigen, müssen Beiträge an Geld, Geldwerth und persönlichen Be¬ mühungen leisten, und in dieser Weise an die Stelle des allgemeinen Schulfondes treten. Doch nicht eine eigentliche Gesellschaft mir einer Oberleitung und Gliederung wie bei Vereinen, die sich zu gewinnbringenden Zwe- 8 ken bilden, scheint nothwendig oder nur möglich. BloS im Willen zu hel¬ fen soll die Vereinigung statt finden, mit der Leistung des Beitrags oder der persönlichen Mitwirkung soll auch die Aufgabe des Einzelnen gelö- set sein, und die Verwendung des in Geld oder Geldwerth Eingegan¬ genen den bestehenden Behörden überlassen bleiben. Die Grundsäze, nach welchen in dieser Angelegenheit zu handeln wäre, dürften die folgenden jein: 1) Die Beiträge sind bestimmt Schulen zu errichten und die be¬ stehenden zu unterstüzen. L) Sie werden ein für allemal, oder auf mehrere Jahre zuge¬ sichert; im ersten Falle wird der ganze Beitrag, im zweiten jener deS ersten Jahres sogleich entrichtet. 8) Die Einladung zu Beiträgen in den einzelnen Landgemeinden hätte von der hochw. Pfarrgeistlichkeit auszugeh'n, welche auch die Ein¬ hebung der sogleich zu leistenden Zahlungen (2) gewiß sehr gern über¬ nehmen, und die Abfuhr an die Bezirks-Obrigkeiten besorgen würde. In Märkten und Städten wären, nebst der Geistlichkeit, die Magi¬ strate sicherlich zuvorkommend bereit, Beiträge zu empfangen und sie ihrer Bestimmung zuzuführen. Das nemliche darf man mit voller Zu¬ versicht von den Redakzionen der Zeitblätter erwarten. 4) Was ohne besondere Bestimmung erlegt wird, gilt für den Bezirk, in welchem die Einlage geschieht. 5) Wer seine Spende für einen andern Bezirk, oder für einen ganzen Kreis bestimmt, hat dies wegen der richtigen Bestellung genau zu bezeichnen, und einen Namen oder Wahlspruch beizusezen, weil solche Einlagen öffentlich bekannt gemacht werden. 6) Es wird nicht beabsichtigt, daß in der ersten Zeit die einge¬ gangenen Summen ganz oder zum Theil fruchtbringend angelegt wer¬ den; es wird vielmehr vorausgesezt, daß der Fond eines Bezirks (die gesammelten Beiträge) sofort in Wirksamkeit zu treten habe, und ka- pitalisch verwendet werde, wenn er hinreicht, wenigstens eine Schule zu errichten, und selbe, sei es durch die bereits vorhandenen oder mit Beihilfe der für die kommenden Jahre zugesicherten Leistungen, durch einige Jahre zu erhalten. ?) In diesem Falle (6) bildet sich über Aufforderung der Be¬ zirks-Obrigkeit ein Schulrath unter dem Vorsize des Herrn Bezirks- Kommissärs, oder seines Stellvertreters, bestehend auS dem Herrn Pfar- s rer oder dessen Stellvertreter, und einigen angesehenen Mitgliedern deS Bürger- und Bauern- so wie des Standes der Grundbesizer überhaupt. 8) Der Schulrath a) bestimmt ohne viel Schreiberei, höchstens ganz kurz protokol¬ larisch, die Punkte, wo im Bezirke Schulen ohne Entgegenstre¬ ben der Gemeinden, ja mit Beihilfe derselben errichtet werden könnten; namentlich wo im obigen Falle (K) die erste Schule zu bestellen wäre; b) tritt mit den geistl. und weltlichen Vorstehern in Berathung wegen Verwirklichung der Absicht; o) sichert Beihilfen bis zum Betrage von jährlichen 50 fl. zu, und schließt dießfällige Verträge; (!) entscheidet über die Wahl der vorzuschlagenden Lehrer, und thut e) bei der Behörde alle für die Gründung von Volksschulen und Erlangung der gesezlichen Beiträge vorgeschriebenen Schritte. 9) Der Schulrath hätte ferner folgende Obliegenheiten und Rechte: s) Er bewirbt sich bei der Kreisbehörde um verhältnisimässige Bei¬ hilfe aus den für den Kreis eingegangenen Beiträgen, nimmt sie zur Verstärkung des Bezirkfondes in Empfang, und ^) benüzt seinen Einfluß, um die Bevölkerung des Bezirks zu fortwährenden, wenn auch einzeln geringem Beiträgen bei schick¬ lichen Gelegenheiten aufzumunrcrn. !t) Er leitet eintretenden Falls die Aufmerksamkeit der Behörde auf die Nothwendigkeit zeitweiser besonderer Maßregeln, um den Be¬ stand des Bezirkfonds zu sichern. j) Der Schulrath trifft, wenn die Größe des Fonds es erlaubt, die Verfügung, daß ein Theil desselben fruchtbringend angelegt werde, zu welchem Zwecke sich die Sparkassen, da Zu- und Ab¬ schreibungen ohne Anstände stakt finden können, vorzüglich eignen. L) Auch der angelegte Fond bleibt unter der Verwaltung des Schulrathes, der ihn jedoch immer nur für die m Rede stehen¬ den Schulzwecke verwenden darf. Namentlich hätte er, wenn die laufenden Bedürfnisse durch andere Mittel gedeckt sind, die Bestimmung, selbst mit Angreifung des Kapitals, die Kosten dringender Herstellungen in Schulzimmern unbemittelter Gemein¬ den zu bestreiten, vorübergehende Unterstüzungen der Lehrer in Krankheitfällen und Prämien für verdienstliche Lehrer zu liefern. 10 io) Neber die Verwaltung deS Bezirkfonds legt der Schulratl) jährlich eine kurze öffentliche Rechnung mittels der Landeszeitung.*) Auf die Bereitwilligkeit unserer verehrten Kreisbehörden, die für den Kreis bestimmten Beiträge in Empfang und Verwaltung zu neh¬ men, dürfen wir mit vollem Vertrauen zählen, so wie auf ihre gü¬ tige Mitwirkung zur Bildung eines ständigen Kreisfonds, namentlich durch Erlangung von jährlichen Pauschbeträgen aus dem allgemei¬ nen Schulfonde, welche, wenn auch nur etwa zu 10 ff. für je sov Seelen der Bevölkerung berechnet, wahrscheinlich eine größere Summe geben würden, als diejenige ist, die der allgemeine Schulfond dermal verabreicht. Auf eine so geringe Durchschnittsumme herabgesezt, wür¬ den jene Beiträge dem allgemeinen Schulfonde nicht unerschwinglich sein, während durch das Gesammterträgniß das Kreisamt in die Lage käme, eben an den wichtigsten Punkten, nemlich dort, wo Gemeinde¬ mittel ganz fehlen, und der Bezirkfvnd nicht hinreichende Kräfte hat, mit hilfreicher Hand bereit zu sein. Es könnte auffallen, daß der Beitrag aus dem Bezirksfonde auf Sv ff. beschränkt sein sollte. Hierauf diene zur Erläuterung: In sehr vielen Gemeinden, seien sie auch von den ärmsten, wird man die Be¬ reitwilligkeit und die Mittel zur Herstellung eines Schulzimmers finden, -) Zur Erläuterung über das, rücksichtlich der Verwendung der cingcqangcnen Gelder,'oben Gesagte erlauben wir uns ein Beispiel anznfügcn. Gcsczt, in einen, Bezirke seien 5UV fl. bar cingcgangcn, und für fünf Jahre IM fl. jährlich zugesichcrl worden, so kann dieser Fond, abgesehen non andern Beiträgen, für sich allein gasreichen, um 2 Schulen durch 5 Jahre zu erhalten. Denn angenommen, daß er im 1. Jahre 2M und dann jährlich iso fl. zu bestreiten habe, so Rest IM fl. Man sicht hieraus wie wenig an jährt. Beiträgen nothwcndig wäre, um im gc- gcgcbencn Beispiele zwei Schulen durch eine viel längere Reihe non Jahren zu erhalten.. 11 selbst auf den geglichen Schulgroschen von einer gewißen Zahl Kinder, auf Beisteuern an Lebensmitteln und auf eine Wohnung für den Lehrer kann beinahe überall gerechnet werden. Wird außerdem ein bestimmter Gehalt von so fl. zugesichert, so ist nach der Erfahrung anderer Länder nicht zu zweifeln, daß sich Be¬ werber um solche Dienststellen melden werden. In einer österreichischen im Volksunterrichte weit vorgeschrittenen mit Schulfondsbeiträgen wohl¬ bedachten Provinz steht der Durchschnitt eines LehrergehalteS kaum auf 70 fl., obwohl an vielen Orten der Lehrer doppelt bis achtmal so viel Gehalt bezieht. Die Bedürfnisse eines Landschullehrers sind nicht nach städtischen Begriffen zu messen; am wenigsten darf man sich aber verlei¬ ten lassen, auf Grund der leztern für alle Landgemeinden einen glei¬ chen hohen Maßstab anzulegen, welcher geradezu der Meinung entge¬ genführen würde, daß die Größe der Auslagen ein unüberschreitbares Hindernis; der Ausbreitung des niedern Unterrichtes bilde. Oder eS würde hie und da eine Lehrerstelle gut besoldet, während die Mehrzahl der Gemeinden fortan der geistigen Verwahrlosung überlassen wäre. Und doch kommt cs bei unserm Ziele vorzüglich darauf an, dem Un¬ terrichte so bald als möglich eine bedeutende Ausdehnung zu geben, daher anfangs ihn mit den thunlich geringsten Mitteln überall wurzeln zu machen, und eine allmälige Verbesserung des Zustandes der Lehrer der fortschreitenden Ueberzeugung von den unberechenbaren Vortheilen der Volksausbildung getrost Heimzustellen. Inzwischen kann einer ausgibig erleichternden Maßname, welche in manchen Bezirken Deutschlands und der Schweiz in Uebung ist, auch hierlandcs Eingang verschafft werden. Dort wechselt der Lehrer und ertheilt jährlich in mehr als einer Gemeinde Unterricht, wenn die Erwerbsverhältnisse so gestaltet sind, daß die Kinder in der einen nur im Winter in der andern auch im Sommer daheim bleiben. Zn dieser Art würden ärmere Gemeinden sich einen guten Lehrer, ihm selbst einen verhältnismäßig namhaften Gehalt sichern. Endlich ist zu erwägen, daß der Kreisfond*) berufen ist, diejenigen Gemeinden, welche aus eigenen Kräften und mit der Beihilfe deS Be¬ zirkfonds einen Lehrer nicht erhalten können, mit den erforderlichen Zu¬ schüßen zu unterstüzen. Es sei erlaubt, noch einige allgemeine Bemerkungen beizufügen. Der sich aus den gesammelten Beiträgen und den nach IO. erwähnten Zuschüssen des all¬ gemeinen DchulfondcS bildet. 18 Es wird seine Schwierigkeit haben, anfangs eine größere Zahl von Schullehrern, besonders von tüchtigen Männern des Fachs, zu fin¬ den; das soll nicht abschrecken. Man begnüge sich für die erste Zeit mit geringerer Tauglichkeit in der sichern Hoffnung, daß in einigen Jahren die Umstände sich vollständig bessern werden. Jede Gemeinde hat bei minderer Befähigung der Bewerber ein ausreichendes Mittel in der Hand: sie schließe den Vertrag nur für etliche Jahre. Die Kin¬ der werden immer etwas lernen, die Zeit wird nicht ganz verloren sein; unterdessen bildet sich der tauglichere Nachfolger. Wenn in einer Gemeinde die Lehrerstelle nur ungenügend besezt werden könnte, und es findet sich eine fähige Frau, so vertraue man ihr getrost das Lehramt. Die Erfahrung beurkundet, daß die Frauen in der Erziehung fremder Kinder glücklicher sind, als die Männer; denn viel größer ist die Zahl der unter der Zucht von Hofmeistern verdorbenen und verwil¬ derten Jünglinge, als jene der verwahrlosten Mädchen, welche weibli¬ cher Leitung übergeben waren. Der zarte Sinn, das Schicklichkeits¬ gefühl, der feine Takt in dem Umgänge mit den Menschen vertreten in einer Erzieherin, ja überbieten oft die eingeschulten Fertigkeiten eines Lehrers und führen sie auf richtigem Wege zu den besten Mitteln, um das Ziel einer guten Erziehung ihrer Pfleglinge zu erreichen. Die nemlichen Gaben finden sich auch bei Frauen der untersten Klassen, und wenn sie nicht im gleichen Grade der Ausbildung angetroffen wer¬ den, so sind sie doch gegenüber den Eigenschaften der Männer dieser Stände eben so im Gleichgewichte, oder überwiegend, wie jene der Frauen, die in dem Bereiche der höhern Gesellschaft sich der Erziehung widmen, es in der obengedachten Beziehung sind. Der gütigste Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung sind die Kinderbewahr-Anstalten, die so fröhlich gedeihen; beinahe überall ist die Seele des Ganzen eine Frau, die unter dem bescheidenen Titel einer Aufseherin die schwierigste, die wichtigste Aufgabe zu erfüllen hat, und diejenige Person ist, welcher die Kinder beiderlei Geschlechtes am liebsten gehorchen, weil sie nur ihr mit ganzem Herzen anhängen. Nebst den angeführten Vorzügen trifft man im Frauenkreise einige andere, welche bei der häuslichen Erziehung eben so wie bei dem Un¬ terrichte der Schuljugend von Wesenheit sind, und den Männern nicht selten ganz oder theilweise mangeln; nemlich Fleiß, Ausdauer, Geduld, Faßlichkeit des Vortrags, Richtigkeit des Ausdruckes, Nüchternheit, 13 und, waS alS Hauptsache zu betrachten ist, echt fromme Gesinnung in Verbindung mit allen äußern Formen strenger Sittlichkeit. Hier kann eine Ansicht, die immer weitern Boden gewinnt, nicht unbeachtet bleiben. Von dem Saze ausgehend, daß die häusliche Erziehung — vornemlich auf dem Lande — beinahe ausschließlich in den Händen der Mutter ist, haben Volksschriftsteller die Andeutung gege¬ ben, daß es vorzüglich darauf ankomme, sich einen Nachwuchs gut un¬ terrichteter Mütter zu sichern, folglich bei den Berathungen über die Gründung neuer Schulen nicht blos die männliche sondern auch die weibliche Jugend ins Augenmerk zu nehmen. Daher wäre, wenn in einer Gemeinde die schulfähigen Knaben durch was immer für Verhält¬ nisse verhindert sein könnten, die Schule nachhaltig zu besuchen, deßhalb die Errichtung derselben nicht zu unterlassen. Sondern eben eine solche Lage der Umstände sollte bestimmen, für den Unterricht der Mädchen zu sorgen. Man sezt bei diesem Anträge zweierlei vorauS: zuerst daß die Mädchen, wenn einmal im Unterrichte vorgerückt, ihre zeitweise ohne Beschäftigung im väterlichen Hause sich aufhaltenden Brüder in einigen Schulgegenständen unterweisen, dann daß sie, in den Stand der Mutter übergetreten, gewiß darauf bestehen werden, daß ihre Kinder die Schule besuchen. Außerdem tritt schon nach ein paar Jahren der günstige Umstand ein, daß der größte Theil der Haus¬ haltungen im Lesen und Schreiben unterrichtete Personen zu besizen das Glück hat. Gewiß muß man dies ein Glück nennen, weil in un¬ serer Zeit die untersten Stände nichts so unglücklich macht, als der Mangel aller Bildung, und weil selbst deren unterster Grad auf die inner» Zustände der Familien höchst wohlthätig einwirkt. Daß in dem so eben besprochenen Falle der Unterricht der Mäd¬ chen am füglichstcn von einer Frauensperson ertheilt werden könnte, ergibt sich von selbst, so wie daß jener in den gewöhnlichsten weiblichen Arbeiten, wo dies thunlich, in'Verbindung zu bringen wäre, um die Schülerinen in die Lage zu setzen, ihren Familien in mehr als einer Richtung nüzlich zu werden. In wie fern als die Unterweisung der Knaben in ähnlicher Art auf Gegenstände ihres nächsten Berufs ausgedehnt werden sollte, haben Freunde des Volks ausführlich dargethan, und der günstige Erfolg der in dieser Beziehung gemachten Versuche hat nicht nur für die heftig be¬ strittene Ausführbarkeit den glänzendsten Beweis, sondern auch die Probe geliefert, daß sie die lebhafteste Theilnahme des Landmannes erregten. 14 Landschulen, wo über Obstbaumzucht, Fütterung und Behandlung der nüzlichen Hauschiere, über Bereitung und Benüzung des Düngers über die entsprechendste Art der Bearbeitung der Wiesen-, Aker- und Weingründe, über die zweckmäßigste Eintheilung der Feldarbeiten, über den Einfluß der Witterung u. d. gl. Unterricht ertheilt wird, sind keine Seltenheit mehr. Und wahrhaft erfreulich ist es zu sehen, mit welcher Wifibegierde ergraute Männer sich unter die Schuljugend mengen, mit welcher Aufmerksamkeit Vater und Sohn gegenseitig Muster und Bei¬ spiel auf der nemlichen Bank dem Vortrage des Lehrers horchen, oder an einem Bäumchen die Belehrung über die Veredlung des Obstes m sich aufnehmen. Wir bescheiden unS gerne, daß es noch nicht an der Zeit ist, die Vervielfältigung der Unterrichtsgegenstände ausführlich zu besprechen, so lange als es sich noch um die Gründung vorerst auf die nothwen- digste Unterweisung zu beschränkender Lehranstalten handelt. Es sollte im so eben Gesagten nur eine Andeutung gegeben werden, wie die¬ selben in allmäliger Ausbildung ihres Wesens, den Forderungen der Zeit immer mehr sich anschmiegend, nach und nach weitern Boden fassen kön¬ nen und werden, wenn man sie mit derjenigen Liebe pflegr, welche sie als Pflanzschulen alles Guten und Schönen in so hohem Maße verdie¬ nen. Zugleich glaubten wir, daß die in Aussicht gestellte Erweiterung des Lehrplanes und die Hinweisung auf die klar hervorleuchtenden sach¬ lichen Vortheile besonders geeignet sind, für unsere Ansichten auch solche Personen zu gewinnen, welche, leider noch in sehr großer Zahl, die ein¬ seitige Richtung der Landschulen ins Auge fassend, meinen, daß diesel¬ ben dem Landmanne von einem sehr beschränkten Nuzen sind. Diese Meinung, welche hie und da noch fest wurzelt, kann jedoch auf dem sichersten Wege nur durch Thatsachen ausgerottet werden. Gebt einem Dorfe eine Schule mit einem guten Lehrer, und ihr werdet am Ende des ersten Schuljahres die Widersacher bekehrt haben, und die nächste Ortschaft wird euch bitten, auch ihr eine Schule zu gewähren. Indem wir die vorstehenden Anträge und Bemerkungen der Oeffent- lichkeit übergeben, wünschen wir ihnen diejenige Aufnahme, welche der Gegenstand, den wir besprochen, in hohem Grade verdient. Er wäre einer ausführlicheren Behandlung würdig, allein wir begnügten uns Andeutungen zu geben, selbst wo Darlegungen aus dem Reiche der Er¬ fahrung unsere Worte mächtig unterstüzt haben würden. Doch glau¬ ben wir unsere Ansicht hinreichend entwickelt zu haben, und hoffen, IS daß die Sache an und für sich ihr eigener kräftigster Anwalt bei un¬ fern verständigen Lesern sein, und daher vollen Anklang finden wird. Wenn sie nach ihrem Standpunkte und ihrer bürgerlichen Stellung durch aneifernde Worte und durch werkthätiges Beispiel nachhaltig wir¬ ken wollen, um was wir sie dringend bitten, werden sie die Genug- thuung genießen, unfern Vorschlägen in immer weitern Kreisen Eingang zu verschaffen, und wir werden nicht erfolglos gerufen haben: Oeffnet dem Volke die Schäze des Unterrichtes! Ihr werdet dessen wahre Wohlthäter und erfüllet eine der wichtigsten unter den Aufgaben, die ein treuer Sohn des geliebten Vaterlandes sich stellen kann!