MITTHEILUNGEN d e s historischen Vereines für Strain im August 1 8SS. Nedigirt vom rr Ur. W. M.llm , Lr-reins ' Secrctär und Geschäftslcitcr it. it. jhtv Frage über die ältesten Bewohner der innerösterreichischen Länder- Von P. Hitzliiger. (Fortsetzung.) ci dem Namen Chaeronti ist man versucht, auf Charon, den Fährmann der Alten im Todtcnrciche zu denken; basin’ ist jedoch die Form des Namens etwas verschieden, und bicfcr Todtenführer selbst wurde nicht als Gottheit betrachtet, stuf daß ihm Votivsteine gesetzt werden sollten. Aus diesem Grunde ist man veranlaßt, sich anderwärts nach einer entsprechenden Gottheit umzusehen, und eine solche bietet sich eben im slav. Karant oder Kerant var. Dieser Name ist in der Form Korant oder Kurant noch heut zu Tage bekannt, und man bezeichnet damit den personificirten Fasching oder Karneval; unter seiner Obhut denkt man sich die Orgien, welche noch ein Nest des Shiwa - Dienstes, oder der aus Indien stammenden Bacchanalien sind. Es ist daher gar nicht unwahrscheinlich, daß eine noch gegenwärtig so sehr im Andenken erhaltene Gottheit auch schon in alter Zeit Denkmäler gewidmet erhalten hat 82). Eine Bestätigung dieser Ansicht erkennt Terstenjak in einer andern Inschrift, welche sich auf einem an der Koralpe hervorragenden Felsen, Spitzofcn genannt, befindet; dieselbe lautet: 8. SAXANO AVG. SAG. Adjutor et Sccundinus. Der Name Saxanus erscheint sonst hin und wieder in Italien und Deutschland als Beiname des Hercules, in der Form Hercules Saxanus, Saxonus und Saxamus, und man hält diesen Hercules gemeiniglich für dieselbe Gottheit mit dem germanischen Kriegsgott Saxnot, von dem germ. sax) einem zweischneidigen Schlachtschwertc. Terstenjak glaubt jedoch das Beiwort Saxanus von dem latem, saxum, Fels, ableiten zu dürfen, obwohl diese Form sehr uuge- Diese Inschrift steht bei Lcizius (de Rep. nm, S. 1211). Bergt. Terstcnjak's Aufsatz (Novice 1855, S. 10 ff.). wohnlich ist, und allenfalls in saxctanus, in Felsen wohnend, ein ähnliches Veifpiel findet, und bei der oben erwähnten, aus einem Felsen befindlichen Inschrift ist eine solche Erklärung nicht am unrechten Orte. In diesem Falle hat man auch hier an den slavischen Felscngott Kerant oder Korant und auf den indischen Shiwa Parwat zu denken, was in sich keinen Widerspruch enthält, da die den Griechen und Römern fremdartigen Formen des Hercules und Bacchus eben aus dem Orient, und zwar ursprünglich aus Indien stammten. Jedoch auf der oben angeführten Inschrift steht vor dem Worte Saxanus das Siegel S., welches man gewöhnlich mit dem Waldgott Silvanus zu erklären geneigt ist; Prof. Terstenjak dagegen findet sich bestimmt, dieses 8. mit dem Worte Siva zu erläutern, da der Name Silvanus niemals mit dem Beisatze Saxanus vorkommt, und hier augenscheinlich eine nichtrömische Gottheit bezeichnet wird, wie eine solche der slavische Šiva oder der indische Shiwa mit dem auf vorstehende erklärten Beinamen cs allenfalls genug treffend ist 8S). Auf eine mit dem indischen Shiwa verwandte slavische Gottheit im alten Noricum deutet wahrscheinlich auch die zu Görz befindliche Inschrift: ATRANTI AVG. SAG. Fortunatus C. Antonii Rufi Proc. Aug. ser. vil. V. S. L. M. Dem Namen A trans liegt nämlich die slav. Wurzel ter, tur, Stier, hindeutend auf den Stier Shivva’s, Dherma genannt, vom ser. dhar, halten, zu Grunde; hiermit bezeichnete derselbe Name den sticrhäuptigcn Shiwa, gleichkommend mit dem ägyptischen Osiris 84). Von den indischen Untergöttern ist der Indra als Oberherr derselben, und als der Gott . des ganzen Firmaments der wichtigste; er war auch der besondere Sonnengott der Inder, obgleich sie die Sonne selbst unter dem Namen 8S) Die Angeführte Inschrift steht bei Ankershoftn (Gesch. von Kärnten V., S. 571). Vergl. T erst enjc> f’S „Starozg. pomenki" (Novice 1853, S. 330). 81) Diese Inschrift steht in „Mittheil. b. histor. Vereines s. Krain," Znhrg. 1848, S. 89. Surja personificirten; seine Waffe ist der Donnerkeil und sein Symbol der Regenbogen. Ihm entsprach bei den Nordflavcn der Gott Pogoda, benannt von god, Zeit, Wetter, oder auch Podaga, von daga, Regenbogen; bei den Südslaven scheint der Rame Vedri oder Vindri, was den Hellen, heiteren Himmel, gleich dein indischen Indra bedeutet, gegolten zu haben. Unter den in Jnncröstcrreich vorhandenen alten Denkmälern glaubt Terstenjak ein in Kärnten gefundenes, welches den Sonnengott in verschiedenen Scenen vorstellt, auf Indra beziehen zu dürfen. Dort erscheint nämlich auf einem Felde der Sonnengott mit den: Strahlenhaupt, fliegendem Obcrklcide und einer Peitsche in der rechten Hand, den mit vier Rossen bespannten Sonnenwagen lenkend. Auf einem andern Felde ist der Sonnengott in gleichem Anzuge, stehend, mit der Peitsche in der linken Hand; zu seiner Rechten steht ein Mann in nicht knapp anschließender Kleidung, die Hand gegen den Sonnengott ausgestreckt. Auf einem dritten Felde ist der Sonnengott mit zurückgeschlagenem Oberkleide, kniend und ohne Peitsche; ein neben ihm stehender Mann hält seine Linke über dessen Haupte und hält in der ausgestreckten Rechten einen rundlichen Gegenstand. Diese Darstellung wird sonst aus die persische Gottheit Mitlira« bezogen; allein dieser hat immer den Stier als Sinnbild bei sich, und voir ihm ist eine Demüthigung, wie die auf vorerwähntem Bilde vorgestellte, nicht bekannt. Auf den indischen Gott Indra paßt jedoch das Bild ganz, da derselbe einst den dargebrachten Kranz eines Brahminenbettlers nicht achtend, denselben von seinem Elephanten zerreißen ließ und dafür zur Strafe sein Reich verlor, welches er nur nach wiederholter Demüthigung vor dem Bettler zurückerhielt. Die über dem Sonnengott schwebende, für den Gott Mercur angesehene Figur kann als Wischn», der Beschützer Indras, angesehen werden, da demselben die Flügel und das Schlangenpaar ebenfalls als Attribut gehörten 8S). Den indischen weiblichen Hauptgottheiten Saraswati, Lakschmi und Bhawäni entsprachen der Benennung nach die slavischen Göttinen Lada, Živa und Baba; es hat jedoch den Anschein, daß diese Benennungen bei den Slaven nicht so sehr verschiedene Gottheiten, als vielmehr nur verschiedene Seiten Einer und der nämlichen Göttin bedeuteten. Während bei den Nordslaven mehr der Name Živa hervortrat, war bei den Südslaven der Name Baba, gleich mit Bhawäni, vom scr. bha, gr. -röw, werden, hervorbringen, der vorzüglich bekannte, wie es die vielen Orts- und Berg-namen: Babino polje, Babini vert, Babina gora, Babji zob, Velika Baba, noch heutigen Tages bezeugen. Eben auf diese Gottheit scheint sich mit möglichster Nachahmung des Lautes und der Bedeutung folgende Inschrift zn Aquileja zu beziehen: VI DIVINAE SACRYM C. Vettius C. F. Gavolus. S5) Vergleiche Terstc n jak's „Starozg. pomcuki." (Novice 1853, S. 307.) Die Abbildung des Denkmals steht in „Kärntn. röm. Alterth." Heft I. 7. 4. Auch findet sich ans Denksteinen zu Scckau und Frolm-lciten in Steiermark das Symbol der indischen Lakschmi nämlich die Lotusblume und jenes der slav. Živa, nämlich die Lilie se). Insbesondere kommt auf altnorischen Denksteinen No-reja als einheimische Göttin vor. Ihr Name steht bald sich sich allein, wie auf den bei Hohenstein in Kärnten gefundenen Denksteinen, von denen einer, dem Fußgcstcllc einer Bildsäule ähnlich, nur die Buchstaben NOR ... enthält; der andere aber diese Inschrift trägt: NOREIAE AVG. SACR. Q. Faius Modeslus, domo Roma Dec. Al. I. Aug. Thracum phialam argent. P. II. Emblem. Noreiae aurea uncias dims D. D. Deßgleichen auf einer bei Weichmörting in Baiern gefundenen Inschrift des Inhalts: NOREIAE SACRYM. Hoc munumentum poni cuvavit Decurio Coh. Breucorum. Bald erscheint er wieder in Verbindung mit dem Namen Isis, wie auf einigen in Kärnten, bei St. Ulrich und bei Hohenstein gefundenen Denkmälern, nämlich: 1. NOREIA I... AVG. DE... AVG... P... 2. NORE AE IS1DI fecit Trebonius. 3. ISIDl NOREI... V. S. L. M. pro saluto Q. Septuei Clementis Con. Fer. N. P. D. et Ti. CI. Heraciae ct Cn, Oc. A. Secundi Pro. Fer. Q. Septueius Valens Pro. Fern Den Namen der Göttin Noreia findet man auch in Verbindung mit Victoria und Honor; so auf einem Denksteine zu Cilli: MARTI HERCVLI. VICTORIAE NOREIAE. Auf einem zu Görz befindlichen Steine: NORE1E AVGVSTE HONORI Stat. Atrant. Bellicus et Eutiches OSc. Stat. ejusdem. Ex vot. Der Name Noreia findet nach Terstenjak's Andeutung seine Erklärung im indischen nara und im slav. nor, welches zunächst den Mann, die Manneskraft, dann aber auch die zeugenden Naturkräste und Grundstoffe, als Feuer, Wasser und Erde bedeutet. Noreia mit Isis verglichen zeigt sich eben als die Mannskräftige, als die Herrscherin, die slav. Lada, von ladati für vladati, herrschen, gleich der indischenBhawani, mit dem Beinamen Nara-Ischani, uom scr. ish, herrschen. Ebenso verglichen mit Victoria, der Siegesgöttin, entspricht sie der indischen Bhawäni, mit dc>» Beinamen Durga, welchen sie von der Besiegung des Feuer-riesen Durgu erhielt. In der Zusammenstellung mit Honor, als die Ehrwürdige, kann sic wieder auf Bhawani Ischan1, die Herrscherin, oder auf Bhawani Ischwari, die Lcnchtcudc, bezogen werden 87). Mit Rücksicht auf das hier AngefW 80) Dir Inschrift steht bei Gruter. Inzer, tom. I. S. 00. -'l LotuSblume und Lilie steh in Machart Abbild. Taf. I- X**' und XV. 81) Diese Inschriften sind zu finden: im „Archiv des histor. Bcrcivs von Kärnten," II. Jahrg. S. 97 ff.; dann in Eichhorn^ kann auch das häufige Vorkommen von Votivsteinen auf die ©Ottilien Isis mib Victoria feine Erklärung finden; beim man hat erstere zu Aguileja, Cividale, Sissck und Pcitan, letztere am Zollfclde und bei St. Veit mehrfach angetroffen. Eine andere einheimische Göttin im alten Noricum war Celeia; ihr Name kommt auf Denksteinen vor, welche zu Wi gefunden worden find. Und zwar steht er bald für sich allein, wie in den Inschriften: 1. CELEAE AVG. P. Aelius. Cos. pro se et suis. V.S.L.M. 2.1. 0. M. EPONE et CELEIAE SANCTAI; bald steht er in Verbindung mit Salus, der Göttin der Gesundheit, wie auf dem Denksteine: I. 0. M. et SALVTI CELEIAN. AVG. P. Aelius Virinus Ve. Cos. pro sc et suis. Die letztere Zusammenstellung läßt die Göttin Celeia eben als eine Gesundheit spendende Gottheit erkennen, womit auch die Benennung übereinstimmt; denn der Name Celeia läßt sich am füglichsten vom sl. cel, ganz, heil, gesund, celiti, gesund machen, heilen, ableiten. In dieser Bedeutung entspricht diese Göttin der indischen Bhawani, mit dem Beinamen Kapa, als der Göttin der Heilung; eine solche war auch die Isis salutaris, die heilbringende Isis, auf Römerstcinen. Eine besondere, zu Marburg befindliche Inschrift: NVTR1CI AVG. SACK, pro salute Marulli Val. F. Valeriae Marüllae et Salerni. dürste sich wohl auf die allnährende slavische Göttin Sisa ober Cisa beziehen ss). Für das Dasein eines indisch-slavischen Göttercultus im alten Noricum und Pannonien findet Prof. Terstenjak seine Beweise nicht nur in den hier angeführten Denksteinen, sondern auch in vielen geografischen Namen, dergleichen manche schon oben erwähnt worden; sodann auch in vielen Personen-Namen, welche auch auf alten, aus der Römcrzeit in Jnnerösterreich aufgefundenen Inschriften vorkommen. Das Wort des großen deutschen Sprach - und Alterthumsforschers Grimm hat nämlich jedenfalls seine Geltung, wenn a schreibt: „Die Vorstellung der Frömmigkeit und des Gottesdienstes könnte man in Volksnamen gleichfalls erwarten, mie inMaunsnamen Bezug auf ©otter erscheint."80). In solcher Art leitet Terstenjak von der Verehrung Brahma’s folgende Namen her: Justinus, nach der trüge," S. 41 und 42; in Heffner’s „Das tönt. Baiern," 105, endlich in den „Mitthcil. des histor. Vereines f. Ärain," Safjnj. 1848, S. 89. Bergl. Tcrstenjak’s „O Noriku in Itoreji." (Novice 1854, S. 115 ff.) Die slavische Wurzel nor iß noch erhalten in den Wörtern nor, nun mit veränderter Bedeutn»!!, ein thörichter Mensch; noriti, mit Wasser begießen; in, czech. unori mit hitzigem Fieber behaftet; im altsl. nur, für Erde. ) Diese Inschriften stehen bei Mucha r „Geschichte der Steiermark," I. S. 352 und 380. Vergleiche Tcrstenjak’s „O Noriku in Nor.eji." (Novice 1854, S. 123.) Grimm, Geschichte der deutschen Sprache, S. 82. Bedeutung des Namens Brahma, Gerechtigkeit; Crescens, Crescentinus, nach einer andern Erklärung desselben Namens als Wachsthum; Ursus, Ur sinus, Ursula, nach der Verwandlung Brahma’s in den Bären Dschambuwan; Cestius, vom sl. cest, cast, Ehre, ober lat. Honoratus, nach dem Beinamen des Brahma, Dharmanjaga, Schatz der Ehren; Svaduccius, vom sl. svadok, Zeuge, latinisirt Antestius, nach dem Beinamen Karmasakschi, Zeuge der menschlichen Thaten; Dumnianus, nach dem Beinamen Athma, Bramalma, der Urgeist, vom sl. Stamme duma, Obern, Geist s0). Auf die Verehrung des Wischnu bezieht der Nämliche die Namen Lvasilla, lat. Subleon, mit Rücksicht aus die Verkörperung desselben Gottes in den Mannlöwen; V erami s, Vercajus, Vercombog, aus einer Form des slav. Wortes ver, her, Eber, nebst bog, Gott, mit Rücksicht auf die Verkörperung in den Eber; Gavius, Gavolus, Gavi-lius, vom sl. gav, gov, Rind; Venuleus vom fl. ven, venec, Kranz, mit Bezug auf den Rinder weidenden, blumenbekränzten Krisehna; so auch Casilius, Casius, Cassia-nus, vom altsl. kasa, kosa, Haarlocke, nach Wischnu’s Setnamen Keschava, der Schönhaarige; Cesernius, latinisirt Nigellus, Nigellio, mit Rücksicht auf die Bedeutung des Namens Krisehna, der Schwarze. Auch ist das auf Denksteinen so häufig vorkommende Symbol der Fische, als Erinnerung an Wischnu’s Fischvater zu erwähnen 81). Auf den Cultus des Shiwa deutet Terstenjak die Namen: Torravius, vom sl. tor, tur, Stier, nach Shiwa’s Stier, Dherma; Voltaron, Voltrex, vom sl. vol, Ochs, mit gleicher Beziehung; Broccius, vom sl. brak, Blitz, latinisirtFiilginas, nach dem Beinamen Barga, der Strahlende, Blitzende; P ec eins, vom sl. pec, Felswand; Caran-tia, vom sl. kar, Fels, latinisirt Saxamus, nach dem Beinamen Parwat, der Felsige ®2). Andere Personen - Namen deuten auf die Verehrung anderer indischen Gottheiten; so unter andern: der Name Vindruna, vom sl. vedro, heiterer Himmel, latinisirt Se-rendius, auf den Gott des Sternhimmels Indra; die Namen Plocanius, vom sl. plakati, weinen; Votigout, für Votli govt, der hohle Schlund; Cumarins, vom scr. kum, lieben; Celerinus, der Schnelle, auf den indischen Kriegsgott Kartikcja, nach dessen Beinamen Rudra, der Thränenbringcndc; Kumara, Jüngling, mtb Sltanda, der Schncllschrcitende, welchem der sl. Krak entspricht; Surius, Surianus, vom sl. sura, zora, Lichtanbruch, auf den indischen Sonnengott 8urja; Dicvon, Deuson, l’evina für Devina, vom sl. deva, Jungfrau, latinisirt Birrago für Virago, auf die slavische Göttin Živa oder Devona, die °°) Sieh Novice 1853, S. 266 und 387. gl) Sieh Novice 1853, S. 62, 158 ff. °-) Sieh Novice 1855, S. 20 ff. S3) Sich Novice 1853, S. 294, 342 und 230; ferner 1854 S. 116 ff. indische Bhawäni, mit dem Beinamen Devi ober Devagni; Muso, Muson, vom ff. mož, muž, Mann, latinisirt Mas-cius, Viriatus, auf die indisch - slavische Göttin N o r e j a oder Bhawäni, mit dein Beinamen Nara Ishwari; Celat, vom ff. celiti, heilen; Vradsaritis, vom ff. vračili, gesund machen, latinisirt Salula, aus die indisch - slavische Göttin Celeja ober Bhawäni, mit dem Beinamen Kaija; Cisia-cus, ans die slavische Göttin Ciza, die indische Sri, Intent. Ceres mammosa. Manche Personen-Namen auf alten Denksteinen deuten auch auf den indischen Cultus der schaffenden und hervorbringenden Naturkraft unter dem Bilde des Lin-gam-Joni; so erklärt als dahin gehörig Prof. Tcrstcnjak unter andern den oben anders abgeleiteten Namen des norischen Königs Vocio, latinisirt Vulvitis; andere Beispiele mögen übergangen werden 94). Manche von diesen Erklärungen dürsten hin und wieder ihre Gegner finden, wo nicht Beschuldigungen eines gar fehlgehenden Panslavismus hervorrufen. Betrachtet man die hier vorgelegten Erläuterungen ohne Parteisucht, so wird man eingcstchcn müssen, daß sich auf diesem Wege Vieles ganz anders und viel besser erklären lasse, als es von einer andern Seite mit den Worten: „Das ist celtisch! die Wurzel von diesem Namen ist celtogermanisch!“ bisher geschehen ist. Mögen auch manche dieser Erklärungen einzeln nicht geglückt sein, was bei einem derartigen Gegenstände kaum anders geschehen kann, so leuchtet aus dem Ganzen doch dieses deutlich hervor, daß man vom betretenen Wege nicht gerade aus abzukehren, sondern ihn nur mit Eifer und Umsicht zu verfolgen habe, um zu einem noch festem Resultat zu gelangen. ss) N a m e n u n d Bilder aus der p e r s isch-slavischen Mythologie. In der Mythologie der alten Slaven zeigen sich außer der nahen Verwandtschaft mit der indischen auch stark hervortretende Züge aus der persischen Götterlehre. Man kann sich dieß nur durch die Annahme erklären, daß sich der slavische Stamm später, als andere europäische, vom indisch-persischen Völkerstainmc getrennt habe, und zwar nachdem sich die in der gemeinschaftlichen Götterlehrc enthaltenen Gegensätze bereits schärfer entwickelt, und früher als sich die eigentlichen Arier in das Zend- und Sanscritvolk geschieden haben. Das Charakteristische der persischen Mythologie ist dieß, daß wohl die Einheit eines höchsten Wesens anerkannt wird unter dem Namen Zemane Akherene, die anfangslose Zeit, das unbegränzte All, darnach aber ein stark ausgebildeter Dualismus mit der Annahme zweier entgegengesetzter Prinzipien, des Guten und des Bösen, des Lichtes und der Finsterniß, sich herrschend zeigt. Das eine dieser zwei Grnndwesen, Ahtira Mazda, gewöhnlich Ormuzd, der große Herr, genannt, das Prinzip des Lichtes und des Guten, war eine ") Ueber die persische Riügiv» sieh vorzüglich Voll me Cs „Wörterbuch der Mythologie aller Völker," No tl’S „Mythologie/ Iv.Thl., Sell's Mythrasgeheimniffc." Verkörperung des Urgottes, in welche dieser bei der Schöpfung eingegangen ist; das andere, Agromaynius ob« Ahriman, der böse Geist, genannt, das Prinzip des Dunkels und des Bösen, ist bei der Scheidung des Lichtes und der Finsterniß hervorgetreten, und ist in beständigem Wicder-streite mit dem erstem. Außer diesen beiden Obergöttern hatten die Perser noch eine Menge höherer und niedern Geister ober Götter zweiten Ranges, die sich wieder in gute und böse, Licht- und Nachtwesen theilten, und in beständigem Kampfe unter sich gedacht wurden. Der vorzüglichste unter diesen ist Mithras, als der belebende Sonncngcist, der oft mit Ormuzd für eins gehalten wurde. Er ist wohl der uäm-liche mit dem indischen Sonnengott Surja, welcher auch bett Beinamen Mitra führt, vom ser. mitra, Stier, Freund, ober zusammengezogen aus Mihitur, der große Stier, Bild der Sonnenkrast. Der Gegeusatz zwischen Licht und Finsterniß, zwischen Gutem und Bösem, ist zwar auch in der indischen Mythologie vorhanden, doch ist er nicht bis zur völligen Scheidung gedrungen, sondern er ist auf ein Grundwesen gebunden, nämlich auf den dritten der drei Hauptgötter, Shiwa, in welchem das zerstörende und das schaffende Prinzip vereinigt rollt Deßhalb wird häufig angenommen, daß das Zcudvolk ursprünglich nur eine Colonie Schiwaiten, d. i. Verehrer des Shiwa, bildete, welche von Wischnuiten ans Indien vertrieben wurden; man bringt damit auch den Name» Shiwa in Vergleich, welcher im Sanscrit den Guten bedeutet. In andern Götterlehren ist das Festhalten des bösen Prinzips gleichfalls nicht zu verkennen; es ist nur bald weniger bald mehr scharf ausgeprägt. In der ägyptischen Mythologie ist dasselbe vom feindseligen'Ly p hon vertreten, in bet celtische» von G'.vith, dem Herrn der Dunkelheit, in der nordischen Göttcrlehre vom listigen Loke; in bet griechischen und römischen Volksreligion ist es in den Kämpfen der himmclsturmcn-ben Titanen und räuberischen Riesen verhüllt; die deutsche Mythologie kennt doch auch ihre Hella, als GöttindeS Schattenreiches. Bei den alten Slaven ist der Unterschied zwischen einem guten und bösen Grundwesen, einem Licht-geist und einem Nachtgeist, wieder deutlich hervorgetreten; ersterem wurden die Namen Belibog, Dobrcpan, auch Svetovit, letzterem die Benennungen Cernibog, Zlebog, Vrag beigelegt; bei den Südslaven galten allem Ansehe» nach die kürzeren Namen Belin für die gute, und Cert ober Cart für die böse Gottheit 85). 9S) Vergleiche 6 ent u 5 „Wissenschaft des slav. Mythus," S. 145»' Helmoldus berichtet darüber: „Sub nomine Deorum, boni scilicet atque mali, omnem p ros p era tu fortunam a b oU° Deo, adversam a malo dirigi profiteutes." „Mal um Deu® sii a lingua D i a b o 1 sive Zcernebocli, id esl »igrU,u Deum appellant." (Helmold. lib. I. c. 52.) Sl) „Habebant Slavi Deos multos. — scilicet S t e r n o b0 1 (Czernobog) quern appellabant nigrum Deum, cui aC^er sam fortunam adseribebant." (Corapil. cbron. 1. H* Auf ben Votivsteinen, welche sich im heutigen Jnner-Kerreich aus der Römerzeit erhalten haben, kommen nun Namen von Gottheiten vor, bei denen schon früher Vermuthungen ausgesprochen wurden, daß sie der slavischen Mythologie bezüglich auf ein gutes und böses Grundwesen angehören könnten. In neuester Zeit hat Prof. Terstenjak den slavischen, mit der persischen Götterlehre verwandten Charakter dieser Gottheiten in verschiedenen Aufsätzen ausführlich dar-znthun versucht, und seine Ansichten haben auch auswärts teilweise Anerkennung gefunden 06). Von anderer Seite sind jedoch dawider scharfe Gegner ausgetreten, welche die Unmöglichkeit einer solchen Annahme theils aus der mehr jungen Entwickelung des Götterdualismus bei den Slaven überhaupt, theils aüs der späten Einwanderung dieses Volksstammes ins heutige Jnncrösterreich herleiten, und sodann die vorerwähnten Götternamen entweder für celtisch, oder für anderwärtig erklären 87). Zunächst muß hier im Allgemeinen bemerkt werden, daß der Einwurf von einer späten Entwicklung des Dualismus bei den Slaven kaum seine Geltung behaupten könne. Einerseits hat nämlich die persische Götterlehre mit ihrem zweifachen Grundwesen durch Zoroaster oder Zerduscht nach der allgemeinen Annahme der Geschichtsforscher wenigstens zur Zeit des Königs Darius Hystaspes, wo nicht früher ihre Vollendung erhalten; anderseits aber zeigt die slavische Mythologie bei aller Aehnlichkeit mit der persischen doch auch noch eine nahe Verwandtschaft mit der indischen Götterlehre, und ihr Dualismus ist eben deßhalb nicht als streng durchgedrungen anzuerkennen, so daß man ihn noch immer nur als die zweifache Seite einer und derselben Gottheit ansehen kann. Es ist daher gar nicht nothwendig, die Entwickelung des slavischen Mythus als eine späte anzunehmen, da sich dieselbe leicht aus jener Zeit herleiten läßt, wo das Zendvolk mit dem Sanscritvolk noch einen gemeinsamen Stamm bildete. Ueber den andern Einwurf, als ob in der Vorzeit slavische Völkerschaften in Jnnerösterrcich gar nicht vorhanden Md nur Celten herrschend gewesen sein konnten, ist schon oben weitläufig gesprochen worden. Es möge nun hier das ”) Die betreffenden Aussätze von Terstenjak sind vorzüglich in der slov. Zeitschrift Novice (Jahrg. 1853, S. 103, 130 u. 210) zu finden, obgleich daselbst auch sonst mehrfacher Bezug auf dengicichcn Gegenstand genommen wird. Ueber den Deus Cliartus sich die „Mittheil, des histor. Vereines für .Strain," Jahig. 1854, S. 49. Scsjon vorher hatte sich Mn ch a r (Rom. Oloricum, B. II. S. 29 ff.) bereits so ausgesprochen: „Daß übrigenS dcn slav.Gottheitcn Oeii-b°g unb Černibog,,ebenso dem norisch-pannouischen Bel, Belenus, Belinus, Mitra und Pluto (Cliartus) eigentlich persisch-religiöse lltibccn zu Grunde liegen, ist überzeugend gewiß." Später aber nahm er seinen ersten Ausspruch zurück. (Geschichte der Steiermark, B. I. S. 440.) ”) Außer einzelnen kurzen Aussprüchen Anderer gehören hieher vorzüglich der Aufsatz von Pf. Knabl: „Der angebliche Deus Chartus" (Zeitschrift des histor. Vereines f. Steiermark 1854, Heft), und deffen neueste Schrift: „Der angebliche Göttcr-bnalismns auf den Votivsteinen zu Videm und Aguileja." Einzelne folgen, was auf persisch-slavische religiöse Ideen Bezug zu haben den Anschein hat. Votivsteine, welche auf den indisch-persischen Sonnengott Mithras lauten, werden in Jnnerösterrcich so häufig gefunden, daß man sich diese Menge kaum anders erklären kann als durch die Annahme, daß diese Gottheit selbst eilte einheimische oder doch einer solchen gleiche gewesen sei, wie denselben eine dem Inviclus Palrius gewidmete Inschrift zu nennen scheint; eine solche Verbreitung des Mithras-Dienstes in diesem Lande kann nämlich kaum dem Einflüsse der Römer zugeschrieben werden, welche die Kenntniß desselben erst durch Pompejus um's 1.60 v. Chr. erhalten und seit Heliogabalus denselben zu üben begonnen hatten 9S). Solche Votivsteine fand man zu Aguileja: 1. D. I. M. (Deo In violo Mithrae.) P. Ael. Severus Agens Lust. Aur. Plav. Pr. Sign if er Leg. 1111. P. F. Valer. Valens Sign. Leg. XIII. Gern. Just. Aur. Zenon. P. P. V. 8. L. M. 2. Pro salute Tiberi Claudii Macronis Confer. Nor. Servil. SPELEVM, cum omni apparatu fecit. 3. SOLL DEO. INVICTO SACRVM Feronius Censor Signi V. 8. L. M. 4. DEO SOLI Dioclctianus et Maximianus invicti Aug. . Das Wort Speleum drückt eine Grotte zur Feier der religiösen Geheimnisse des Gottes Mithras aus, da dieselben gewöhnlich an einem solchen Orte begangen wurden 98). Vier andere wurden bei Laibach, bei Tscherncmbl,-Treffen und am Trojanaberge in Kram gefunden, nämlich: 1. D. I. M. Aurelius Jovinus Veter. Leg. XIII. Gem. Mil. torquatus et cluplaris Emesis sup. 2. D. I. M. P. P. F. Aelii nepos et Proculus ct Firminus pro salute sua suorumque. 3. INVICTO MITHRAE P. Aelius Respectes. 4. D. 1. M. Eutiches Julior. C. P. P. Ser. Scr. ex Vic. Benigni Vil. Stat. Atrantin. aram cum signo Lunae. Ex voto posuit. Von diesen Inschriften befindet sich jene bei Tscherncmbl eben in einer grottenähnlichen Felsenschlucht 10°). Andere wurden wieder in Kärnten gefunden, nämlich zu Karnburg, Tanzenberg, St. Veit, Töltschach, Glanegg und Klagcnfurt: 1. D. I. M. Templum vetustate collapsum Aur. Hermodorus V. P. P. P. N. M. J. a novo restitui fecit Maximiane VIII. et Maximino iter agent, cont. (tear. 2. D. I. M. Diadumenus' Nicolai Aug. Disp. arcar. Regn. Noric. D. D. 3. D. I. M. pro salute Antonii ... rini ... vius C. Cepinius ex voto pos. °') Dieß bezeugt Pluta rchus (in Pompejo. Oper. tom. III. S. 454). Vergl. Terst cnj ak's Aufsatz (Novice 1853, S. 103). ”) Sich Muratori „Thesaurus iuseriptionem" tom. I. S. 25, 40. ,0°) „Mitthcil. des hist. Vereines f. Krain," Jahrg. 1848, S. 88; Jahrg. 1854, S. 93; Jahrg. 1855, S. 12. 4. D. I. M. in honor. Domus divin. Ep ins Animinensis filius. 5. DEO INVICT. MITHBAE Ursinus donum posuit. 6. Pro salute Aug. in honorem D. D. SOLI INVICTO MITHR. Hilarus Aug. Lih. Tab. Pr. N. et Epictetus Arc. Aug. N. temp. vetustate coni. sumtu suo cum pictura refec. Im p. D. N. Gordiano Aug. 7. INVICTO PATRIO Lih. Gaianus Praef. Vehic. Zu Tanzenberg wurden übcrdicß Bruchstücke mit Abbildung des Sonnengottes in verschiedenen Scenen angetroffen 101). Endlich ist ein Mitbras-Setifnml auch in Steiermark bei NoHitsch gefunden worden; die Inschrift lautet: Templum DEI SOLIS MIT. Aurelius Justinianus V. P. Dux labefactatum restituit 102). Wenn man nun eine im alten Noricum und Vcnetien einheimische Gottheit mit dem Sonnengott Mithras in Vergleich bringen will, so ist es allem Ansehen nach der Gott Belenus oder Belinus, welcher bei den alten Klassikern und auf Inschriften mit dem griechisch-römischen Sonnengott Apollo zusammengestellt wird. Als einen in Noricum und in Aquileja einheimischen Gott erklären ihn ausdrücklich der Kirchcnschriststeller Tertul-lianus, dann die Geschichtschreiber Herodianus und Capitoli-nus; würde derselbe eine allgemein keltische Gottheit gewesen fein, so müßten die Worte dieser Schriftsteller wohl anders lauten 103). Als einen besondern Laudcsgott lassen ihn auch die vielen hier gefundenen, auf ihn lautenden alten Inschriften erkennen; von solchen kommen theils mit dem Ramen Belenus oder Belinus für sich allein, theils mit dein Beisatze des Namens Apollo vor. zu Aquileja: 1. BELINO AVG. SAC. L. Junius Successus domu Allinas V. S. L. M. io') Ankcrshofcu „Geschichte von Samten," 93b. I., an verschiedenen Stellen. ,02) Sieh Muchar's „Geschichte der Steiermark," 93b. I., S. 415. maj Tertullianns schreibt: „Quanti sunt, qui norunt visum vel auclitum Artagatim Syrorum, Coelestem Afrorum, Var-sutinam Maurorum, Oboclan et Dusarem Arabum, Bcle-num Noricum'?" (Adv. gentes 1. II. c. 18.) Ferner: Unicuique provinciae aut civitati suus est Deus , ut Syriac Astartcs, ut Arabiae Dusares, ut Norici Belenus." (Apologet, c. 24.) Bei Herodianus liest man über die Lage Aquileja's unter der Belagerung K. Marimin's: „Ceternm non-nulla quoque oracula ferebantur patrii cujusdam numi-nis (TOV emxmoiov t9iov) victoriam promittentia; Belin um vocant indigenae (Bü.iv 8s y.aXovm TOVTor'), magnaque religione colnnt, A po Hinein interpretantes (Anollm’K sivcu sdtlovTSS)“. (Herodiau. 1. VIII.) Aehnlich bei Capitol!nuö: „Quum frustra obsideret Aquilejam Maximinus , legates in «andern urbem misit. Quibus po-pulus pene consenserat, nisi Menophilus cum collega restitisset, diceus : etiam Deum B eien um per haruspices respondisse, Maximinum esse vincendutn. Unde etiam postea milites jactasse dicuntur, Apollinem contra se puguasse," (In Maximin.) 2. BELENO AVG. SAC. P. Vidius Abascantius IlIIJI. Vir Aquil. donum dedit. 3. C. Aquilejensis Diadumenus B. (Bvleno) V. S. 4. DOMNO B. (Beleno) SACRVM. Sex. Vidius V. S. L. M. Fuit in classe vestiarius. 8. BELINO AVG. SACRVM. Vote suscepto pro CI. Aquülo C. F. Pomp. ValenteIIII. V. l.D. desig. Phoeb. Lib. V.S.L.M. 6. BELINO SAC. Caesernius Faustus IIIIII. Vir V. 8. L.M. 7. BELENO AVG. SACR. L. Cornelius L. Fil. Veli. Secun-dinus Aquil. Evoc. Aug. N. Quod in Urb. Dom. vov. Aquil. perlatum libensposuit. L. D. D. D. 8. T. Marius Aptus Vere eilen, et Asia liens Man. BELENO V. 8. L. A. P. C. 9. FORTI BELENO. Aquilejensis Diadumenus B. V. 8. M. Hostilius Auclus IIIIII. Vir. 10. FORTI j B. (Beleno). 11. APOLLINI BELENO C. Aquilejens. Felix. 12. APOLLINI BELENO AVG. Tib. Claristio et Corneliae Q. Ticilan. Conjux. cum. liliis. Claudio. Constante. Feroe-lano. Eutichiano. Aeristione. ex Voto posuer. signum. Cupi- dinis. L. D. D. D. 10t) Ferner zu Venedig: 1. APOLLINI BELENO AVG. C. Volusius. 2. BELENO AVG. In memoriam Julior. Marcell, et Mar-cellae et in honorem Juliarum Charites et Marceliae filiaruiii et Licin. Macron. Junior, nepotis C. Jul. Agathopus IIIIII. Vir Aquil. L. D. D. I). 3. BELENO Mansuetius Vents Laur. et Vibiana Jantulla V. S. Dann zu Zuglio in Friaul: C. 8. S. S. Aedent BELINI pecunia refecerunt inaurala in fastigio V. et Signa duo dedere ... nio L. Principe Attione Sex. L. Argetillo Mag. Vic. 105) Endlich zu Klagenfurt: BELINO AVG. SAC. C. Marius Severus D. D. 106) Diesen, für eine einheimische norisch-venetische Gottheit deutlich sprechenden Beweisen wird von anderer Seite entgegengesetzt, daß Belinus überhaupt eine celtische Gottheit sei. Man zieht für diese Ansicht zuerst die Worte des spätern römischen Dichters Ausonius an, der vom Cultus des Gottes Belenus in Burdigala spricht 107), Dann führt man dein 'or) ln Muratori „Thesaurus iriscr." tom. I. S. 23 II. 24, dann Gruteri „Inscr." tom. I. S. 35 U. 36. 10 s) Sie^h bei Muratori und Grutcr am an gef. Orte. 106) Sieh Eichhorn „Beiträge," Bd. 1. S. 56. !07) Die betreffenden Stellen bei Ausonius lauten: „Tu Bajocassis , stirpe Druidarum satus Si fama non fallit fidem, B c 1 e n i sacratum ducis e tcmplo genus : Et inde vobis noraina. Tibi Paterae. Sic ministros nuncupant Apollinares Mystici." (De profess, Burdig. c.4 ) Belenus gewidmete Denkmäler auf, die in Gallien gefunden ivorden, nämlich eines zn Clermont: ___Paulini T. Filia et Labieni uxor BELENO D. D.; andere, mit etwas verändertem Namen Abellio, zn Emvenans in der Gascogne: 1, DEO ABELLIONI Minicia Justa V. S. L. M. 2, ABELLIONI DEO Taurinus Bonae Com. Seusim. 3, ABELLIONI Cisson. Tem. Cissonbonis Fil. V. 8. L.M. 108) Diesen Angaben fügt man bei, daß Beli, ver Hohe, Mächtige, von der celt. Wurzel bal, bei, ein bekannter Beiname des celtischcn höchsten Gottes Hu sei, und im Grunde mit dem phönicischen Bai und babylonischen Bel übereinkomme 109). Allein das Gewicht dieser Beweise ist nicht so groß, mm man es mit. den früher angeführten gegen einander hält. Der Dichter Ausonius ist ein viel späterer Schriftsteller, welcher seine Gesänge niederschrieb, nachdem der alte Götter-dimst durch Kaiser Julian wieder aufgefrischt worden; er koimte gar leicht den lateinisch zugerichteten, sonst wohl bekannten Namen der aqnilcjischen Gottheit Belenus statt des weniger mundgerechten gallischen Beli gebrauchen. Das Nämliche gilt von der ans den Gott Belenus lautenden Inschrift, welche übrigens die Einzige dieser Art ist, welche man im alten Gallien aufgefunden hat. Ans einem zu Tivoli nächst Rom vorhandenen Denksteine kommt wohl noch der Name Belenus, in Vergleich mit Hadrian's Liebling Antinous, vor; allein dieser Vergleich ist offenbar von der Bekanntschaft mit dem aquilejischcn, dem Apollo glcichgehaltenen Belinus herzuleiten; die Inschrift lautet: Antinoo et BELENO par a etas forma que par est; Cur non Antinous sit quoque, qui BELENVS? 110) Die Namensform Abellio ist ferner so abweichend von der Form Belenus, daß ans derselben wohl kein strenger Beweis zu führen sein dürfte, wo es sich um die Gleichheit, »icht bloß um die Aehnlichkeit beider Gottheiten handelt. Uebrigens ist der Gott Hu, der auch den Beinamen Beli führt, »icht der besondere Sonnengott der Celten, um mit dem griechisch-römischen Apollo zusammengestellt zu werden, wie dieß mit dem Gott Belinus Statt findet; denn der eigentliche Ferner: „Nec reticebo senem, Nomine Vhoebicium, Qui Beleni aedituus Stirpe satus Druidum . Gentis Armoricae, Burdigatae cathedvam Nati operä obtinuit." (De profess. Burdig, c. 10 ) ’) ®itB Gruteri „Inscript, thesaurus" tom. I. S. 86 n. 37. ) So äußert sich namentlich Pf. Knabl in den oben angeführten Schriften; dabei führt er jedoch die hier angezogenen Inschriften nicht ausführlich an, was zur Kräftigung des Beweises nothwendig wäre. Aehnlich auch Muchar (Geschichte der Steiermark, Bd. I, S. 175); nur daß er den Namen Belinus, vom celt, balaiu, m ®fcn' ableitet, was wohl nicht angeht. 1 Sich Muratori „Thesaurus inscr," tom. I. S. 24. keltische Sonnengott ist Grannawr, latinisirt Apollo Grannus, wie er aus Inschriften vorkommt, welche zn Rom, in Baiern, in der Bretagne und in Schottland gesunden worden 1U). Die Wurzel bei, vom Namen Belinus, kommt iiberdicß im Slavischen auch vor, und zwar in der Bedeutung: weiß, glänzend, nach dem scr. pal, brennen, was der Eigenschaft desselben, als des mit Apollo verglichenen Sonnengottes, insbesondere entspricht. Auch die Form des Namens Belinus entspricht nach Wegnahme der lateinischen Endung ganz dem noch vorkommenden slavischen Eigennamen Belin; während auch die andere Form Belenus oder Belen ähnliche Bildungen zum Beispiele ausweisen kann. In Betracht dieses ist man dahin geführt, sowohl den Namen als den Gott Belinus. selbst für einen slavischen anzuerkennen. Nimmt man so im Verfolge dieser Untersuchung den Namen Belinus für einen slavischen an, so ergibt sich daraus die Verbindung der so benannten norisch-venctischen Gotthcft mit dem nordslavischen Belibog, dem weißen Gott, dem Lichtgott, von selbst. Und in Folge dessen findet man die Richtigkeit der geschehenen Annahme durch einen Rückschluß wieder bestätiget. Denn der nordslavische Belibog hieß auch Svetovit, der Lichtgott, der Glänzende, von der Wurzel svet, svetel, licht, glänzend; ihm wurden neben andern gleiche Attribute mit dem griechisch-römischen Apollo gegeben, nämlich ein Bogen sammt Pfeilen als Bild der Kraft, ein Füllhorn, als Symbol der fruchtreif enden Sonnenwarme, ein weißes Roß als Zeichen seiner Fahrt zur Beleuchtung der Erde. Man vergleiche hiermit die Benennung Apollo Belinus; man nehme dazu noch.die Opferung weißer Pferde bei den Venetern am Timaous, in der Nachbarschaft von Aquileja, welche zu Ehren des wohl nur einen Sonnengott vorstellenden Diomedes geschah, und es zeigt sich die Identität desnorisch-venetischen Belinus mit dem nordslavischen Svetovit oder Belibog hinlänglich bestätiget 112). “') Sich Gruteri „Inscript." tom. I. S. 37 11. 38. 11J) Bon Svetovit ober Svautevit schreibt Saxo Grammaticus: „In de.xtera (Svantevitus) cornu vario metailo ex-cultiur. gestabat, quod sacerdos sacrorum ejus peritus anuuatim mero perfundere consueverat , ex ipso liquoris ha bi tu sequentis anui copias perspecturus. — Inter aha equum album magnum eidem alebant, cui nemo nisi summus sacerdos insidere debebat " (Chron. I. XIV. ©.320.) Anderswo heißt cs von ihm: „In sinistra ar cum etfascem sagittarum habebat." Ueber die Verehrung des Diomedes bei den Venetern schreibt Strabo: „In ipso autem intimo sinus Adriatic! Timavum est, Dio me dis templum memorabile. Memoriae traditum est, Diomedi apud Venetos aliquos houores esse dicatos ; nam et albus equus eidem immolatur, et duo monstrautur luci." (Strabo lib. VII.) Der Name Diomedes scheint wohl nur die gräciffrte Benennung einer einheimischen Gottheit zn sein; denn eine derartige Verehrung eines griechischen Heros i,l sonst nicht leicht erklärbar. Man kann mit Grund den Namen Diomedes, Gottkönig, mit Mahadeva, großer Gott, Beinamen des indischen Shiwa, zusammenstellen; denn dieser stellt auch die pcrsonificirtc Sonne vor, und bei dem ihm dargebrachten Roßopser wird ein weißes Thier gewählt. Auch das häufige Vorkomme» von Mithras-(Steinen ist hiermit genügend erklärt, da Mithras mir der indisch-persische Sonnengott war, und oft als gleichbedeutend mit dem guten Grnndwesen Ormuzd angesehen wurde, mit welchem eben der slavische Belibog übereinstimmt 113). Stellt Belinus den slavischen Lichtgott Belibog oder Svetovit vor, so hat es allen Anschein, daß der Name Chartus, welcher auf einem zn Videm an der Save, gegenüber dem allen Neviodunum, gefundenen Denksteine aus der Römcrzcit vorkommt, den slavischen Nachtgott Ccrnibog oder Cert, Cart, den schwarzen Gott, den bösen Geist, vorbildet. Die betreffende Inschrift lautet: IJVVICTO. PEO. CHAliTO *). iXEVIOD. SVMM. Den hier vorkommenden Eigennamen CHARTO hat zuerst Katanczics von Chartus, als der latinistrtcn Form des slavischen Namens für das böse Prinz Cart, Gert, hergeleitet; ihm folgte Mn char Anfangs nach, besann sich aber sodann eines Andern und las das Wort für Charito, von Charilus, Liebesgott, nach dem griech. /uoig, Liebe, Hnld 1I4). Prof. Terstenjak hält sich auf die erste Leseart Charta und erklärt sich dahin, daß der erwähnte Votivstein eben auf den slavischen Gott Gert oder Cernibog, als Herrn der Unterwelt, laute. Seine Gründe gehen auf Folgendes aus: „Der Name Chartus findet in keiner andern Sprache als in der slavischen ein entsprechendes Wort, und die Erklärung mit Gert, als dem personificirten Prinzip des Bösen und der Finsterniß, hat hier umsomehr Statt, als man im Gott Belinus bereits das personificirte Prinzip des Guten und des Lichtes erkannt hat. Der Vorsatz: Jnviclus Deus, der unbesiegte Gott, ist dem unbeschränkten Herrn der Unterwelt wohl angemessen; der Nachsatz: Neviodunensium Summanus, der von den Bewohnern Nevioduniims verehrte Beherrscher der Unterwelt, wenn man nämlich die abgekürzten Worte so liest, dient ganz recht zu Erklärung des Eigennamens der Gottheit" lls). Diese Erklärung bestreitet nun Pf. Knabl zuerst damit, daß das Siegel IR, mit seiner Verlängerung nach Oben, ein mit I verbundenes R bedeute, daher man den betreffenden ns) Man vergleiche T er st e nj a k's Aufsätze über Belinus unb Mithras. (Novice 1833, S. 103 n. 210.) *) Im Worte Chartus welle sich der Leser stets das ligirte R, wie cs oben gesetzt ist, denken; wegen typischer Hindernisse konnte nicht jedesmal das ligirte R gesetzt werden. Die Redaction. '") Katanczies Orbis antiquum tom. I. 770. Muchar schrieb erstlich: Hier fällt zuerst und vorzüglich der Name des Gottes Chartus auf. Man findet mit diesem Bei- und Eigennamen keine Gottheit in der römischen Mythologie. Dagegen heißt C?.arni, czerni in allen slavischen Dialccten schwarz. Deus chartus wäre also der schwarze Gott. Dazu scheint noch eine andere Bestätigung zu treten, ans der Mythologie der Slaven selbst, welche einen Lichtgott, Belibog , und einen schwarzen Gott, Gott der Finsterniß, Zhari oder Zhernibug, lehrt. (Rom. Noricum, Bd. II. S. 29.) Dann aber verbesserte er sich so: „Deo Charito" ist die allein wahre Leseart. Die frühere ganz falsche, Deo Charta, Hat mich zu den irrigsten Vermuthungen verleitet. (Geschichte der Steiermark, Bd. I. S 440. 11S) Sieh Terstcnjakübcr „Deus Chartus." (Novice 1853, S. 130.) Namen für Charito lesen müsse, welches Wort einen Pcrsoueii-Namen bezeichne; sodann daß das Siegel SVMM. für Summits Magister, das ist für den Oberpriester des Gottes, zu nehmen sei, da der Beiname Summanus sich bald veraltet habe und auch sonst hier nicht passe; endlich daß der Jnviclus Deus überhaupt der Gott Mithras sei, da dessen Name nicht immer ausdrücklich stehe, jener Beisatz aber seinen gewöhnlichen Beinamen bilde. Allein nach der Widerlegung des Prof. Terstenjak hat man das Siegel IR nicht streng zu nehmen, da man sonst auch das nach Oben verlängerte T und das nach Unten verzogene p für light ansehen müßte; unb soll das IR auch wirklich light sein, so Hat man nach manchen Beispielen Hier Chairto zu lesen, welches noch immer dem slavischen Cert gleichkommt. Die Lesung Summits Magister für das Siegel SVMM. ist nicht begründet, da ein Wort zur näheren Erklärung des Charakters desselben fehlt. Uebrigens ist der Beiname Summanus für den Gott der Unterwelt fein veralteter Name, da ihn noch spätere römische Schriftsteller, wie Plinius unb Andere, im Gebrauche haben, unb der Beiname Jnviclus Deus fordert auch den eigenen Namen der Gottheit neben sich, da er nicht bloß dem Mithras eigenthümlich ist 11G). Es läßt sich hierzu noch beisetzen, daß auf alten Grab-nnd Votivsteinen der von Pf. Knabl angenommene Personen-Namc nirgends in der Form Charito, onis, vorkomme, wohl aber Charitas, i: so auf zwei zu Rom befindlichen Inschriften: 1. Felix Ti. Claudi Germanici equss CHARITO FRATRI pro merit is fecit. 2. D. M. C. Clodius CHARITO OVIETÜ FILIO suo claris- sirno fecit. Ferner ist über den Beinamen Summ anus zu bemerken, daß ihn Manche, denen die Ableitung von Summits Manium, Oberster der abgeschiedenen Seelen, ntd)t genügt, als die latinisirte Form vom indischen Shamanas, dem Beinamen des Jama y Bruders des Shiwa und Richters der Unterwelt, ansehen wollen. In diesem Falle ist ein Vergleich des slavischen Chartus mit dem römischen Summanus eine nicht mehr st weit hergeholte Sache; denn die Gottheit, welche ans Indien bis an die Tiber kam, konnte wohl auch den kürzern Weg bis an die Save gebracht werden, zumal sich der persische und so and) der slavische Dualismus von einer guten und bösen Gottheit allem Ansehen nad) auf den indischen Schiwais-mns gründet 117). (Schluß folgt.) “*) Pf. Knabl sprach seine Ansicht aus im Aufsätze: „Der angeblich! Deus Chartus." („Zeitschrift des hist.Vereines für Steiermark, 4. Heft.) Dagegen antwortete Prof. Terstenjak im Aussähe > „Deus Chartus." („Mittheil. des hiss Vereines für Krain" loi», 5. 49 ff.) *) lu) Die genannten zwei Inschriften steh bei Muratori (tlies. in-'«r' tom. II. S. H22, 1150) über den 9t(uneit Summanus, »ei'ijW Wollheim „Mythologie," S. 140. ') Diese neuere Behauptung Terstenjak's bat nun Knabl in der Broschüre: ,,Der angebliche Götter-A"» ' mus an ben 93olit> steinen zu Videm und Uquiieja" i855) abermals in Abrede gestellt. Um nach beiden . bin gerecht zu seien, werde ich demnächst einen 3lu6(U9 K nabt 's obgenannter Broschüre in diesen Blauem gen. Nr. Kl UN. Druck von Jgn. v. Kleinmayr 8S Fedor Bamberg in Laibach.