6606^3 16 K. K. ACK KRJJAUCjI KiSKLL.SC.IIIA FT IN GÖRZ DIE GEFORSTETE GRAFSCHAFT GÖRZ und GRADIŠČA dargestellt von Karl Freiherrn von Czoernig k. k. wirklichem geheimen Rathe, GÖRZ Druckerei Patornolli 1891. 114057 „ VORWORT. Im Jahre 1873 erschien im Verlage der /,-. /,-. Hof- und Unwersi-täts-Buchhandlung Wilhelm Braumütter das Werl; " Gorz Österreioh' s Nizza,, von Sr. Exe. dem k. k. wirklichen geheimen Rathe Herrn KARL Freiherrn von CZOERNIG, ein, Präsidenten der k. k. statistischen Central« Commission in Wien. Das Werk war von seinem Verfasser zum Danke für die durch semen j iufenthalt in Göns wieder erlangte Gesundheit der Stadt Garz und ihren freundlichen Bewohnern (jewidmet und hatte oj/enbar den Zweck j die Aufmerksamkeit höherer Kreise auf diesen bislang fast unbekannten klimatischen (Juror! zu lenken, nmj'asste aber, zumal in seinem ersten über 1000 Seiten zahlenden Bunde die Geographie und Geschichte der Grafschaft Görz und Gn/disca nebst einer eingehenden Darstellung der Geschichte von Aguileja. Die Gründlichkeit, mit welcher der Herr Verfasser bei der Zusammenstellung dieser umfangreichen BubiIi vation zUwerke gegangen, bezeugt schon der I'm stand, dass derselbe abgesehen von den alten Gesehichfsquellen nichts weniger denn 200 Druck- und Hundschriften benutzte. in dankbarer Anerkennung einer so hervorragenden Leistung auf dem Gebiete der Heimatsku ndc, welche tiebsfbei den Ruf der Stadt i i Urals klimatischen Curortes begründen sollte, ernannte der Gör:ee Gemeinderath Sc. Exe. den Herrn KARL Friherrn von CZOERNIG zum Ehrenbürger der Stadt Garz. Nachdem die Braumüller 'sein' Ausgabe des Werkes vergriffen war, besehloss Freiherr von CZOERNIG, einen Auszug desselben in deutscher Sprache und in italienischer Übertragung veröffentlichen zu lassen. Er vermachte sein Mau uscrijit nebst einem für die Deckung der Vbersetzungs - und W3 Druckkosten bestimmten Geldbeträge dem gefertigten Präsidium der /,-. /,-. Ackerbau gesel I schuft. Mit der Übertragung in die italienische Sprache wurde Herr Friedrich Simzig, k. k. Professor am hiesigen Staatsgymnasium, mit der Drucklegung Herr Josef Paternolli betraut. Frsterer hatter die Befriedigung) seine Übersetzung rum Verf isser selbst gebilligt zu wissen; letzterer scheute weder Muhe noch Kosten für eine entsprechende Ausstattung der neuen Ausgabe. Inzwischen war der um seine neuen Mitbürger so wohlverdiente Verfasser run „Garz Österreich*» Nizza" am 5. October 1889 in seiner bescheidenen Villa am Corso Francesco Giuseppe (ds hochbetagter Greis verschieden, betrauert von seinen Angehörigen wie von der Görzer Bürgerschaft, welche sich an der Begräbnisfeier des Verewigten zahlreich betheiligte. Die gefertigte Vertretung konnte das Andenken eines so hochverdienten Mitgliedes der Görzer Aekerbaugesellschaft nicht besser ehre/t als durch gefreue Durchführung des an sie ergangenen Auftrages, i ni! cm sie das UZOERNIG' sehe Manuscript nebst der italienischen Übersetzung zu einer Zeit veröffentlicht, wo die k. k, Aekerbaugesellschaft ihr 125jähriges (irüntlungsfcst feiert. (Hirz, im September 1891. Das Präsidium der k. k Aekerbaugesellschaft. i. Geographisches. Vorbemerkungen. Die gefürstete Grafschaft Görz und Gradišča uinfasst ein Gebiet, welches zwischen dem 45° — 3ö' — 3" bis 4t>° — 27' der nördlichen Breite und dem 30°— 54'— 40" bis 31° — 44* — 15" der östlichen Länge liegt. Es beginnt im Norden an der Wasserscheide der julischen Alpen, die unfern seiner westlichen Grenze an der Einsenkung der Fella ihren Anfang nehmen, und reicht im Süden bis an den Nordsaum des adriatischen Meeres; im Westen durch die letzten Abhänge des Gebirges und einige Küstenflüsse, im Osten durch den hohen von dem Centraipunkte der julischen Alpen, dem Terglon, südwärts laufenden Kamme begrenzt, wird es im Süden vom Meere bespült. Das Land bildet, auf drei Seiten von Bergen umschlossen und nur im Südwesten in die friaulische Ebene fortsetzend, seiner Hauptmasse nach ein einziges Thal, das Isonzothal mit seinen Nebenthälern, an welches sieh im Osten das Karstplateau anschließt. Seine Länge von der Spitze des Mangart bis zur Insel Grado macht in gerader Linie 90 Kilometer aus, während seine sehr verschiedene Breite von 15 bis 00 Kilometern wechselt, und sein Küstensaum auf 30 Kilometer sich entwickelt; die Gestalt des Landes ist daher eine sehr unregelmäßige und sein Umfang mit 375 Kilometern bemessen, ein verhältnismäßig bedeutender. Der Flächeninhalt innerhalb dieses Umfanges beträgt ri087"5 Quadratkilometer. Es wird im Westen vom dem italienischen Königreiche, im Norden von Kärnten, im Osten von Krain, Istricn und dem Gebiete dei? Stadt Tricst, im Süden von eben diesem Gebiete und von dem adriatischen Meere umgrenzt. In administrativer Beziehung zerfällt es (nebst der Landeshauptstadt Görz) in vier Bezirkshauptmannschaftcn, welche sich in 13 Gerichtsbezirke untertheilcn. Von den Bezirkshauptniannschaften umfasst eine — Tolmein — das Gebirgsland, eine — Umgebung von Görz — das Hügelland, eine — Gradišča — die Ebene und eine — Sessana — das Karstland. Von den Gerichtsbezirken liegen sieben, nämlich Flitsch, Tolmein, Canale, Görz (Stadt- und Land- Gerichtsbezirk) Gradišča und Monfalcone in der Richtung des Hauptthales von Norden nach Süden, vier — Kirchheim, Haidensehaft, Komen und Sessana — nehmen das Bcrgland im Osten und zwei, Corinons und Cervignano, die Ebene nebst einem Streifen des Hügellandes im Westen ein. Zu der Bezirkshauptmannschaft Tolmein gehören die Gerichtsbezirke Flitsch, Kirchheim und Tolmein, zu jener von Görz die Gerichtsbezirke von Canale, Görz — Umgebung und Haidenschaft, zu jener von Gradišča die Gerichtsbezirke von Cervignano, Corinons und Monfalcone, und zu jener von Sessana die Gerichtsbezirke von Sessana und Komen. Den vier Be-zirkshauptmannschaften reiht sich die Landeshauptstadt Görz als selbstständiger politischer und Gerichtsbezirk an. Die Charakteristik der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradišča äußert sich darin, dass es zunächst in geographischer Hinsicht ein Land der Gegensätze ist, welches in orographischer Hinsicht das Gebiet der höchsten Alpen mit dem Küstensaume des Meeres, in geologischer Hinsicht die Kohlenformation bis herab zum Alluvium, in der plastischen Gestaltung alle Terassen, die Hochgebirgs-, Mittelgebirgs-, Hügel-, ebene und die Karstterrasse, in klimatischer Beziehung das Klima des hohen Nordens von Europa mit dem süditalienischen Klima, endlich in historischer Beziehung die gänzlich verschiedenen Flussläufe des Alterthums mit den jetzt vorhandenen in sich vereinigt. Derselbe Gegensatz besteht in wirtschaftlicher Beziehung zwischen der gänzlichen Unfruchtbarkeit der obersten weithin sich erstreckenden Gebirgs-thäler und der üppigen alle Erzeugnisse des Nordens und des Südens in sich fassenden Fruchtbarkeit des Hügellandes und der Ebene, gleich- wie auch in der ethnographischen Richtung die Gegensätze zwischen den Bewohnern des slavischen und des romanischen Volksstammes bestehen. Es kann daher die Grafschaft ungeachtet ihres geringen Um-fanges als eine Musterkarte von Europa gelten. Um den verschiedenen Unterabtheilungen des geographischen Bildes gerecht zu werden, behandeln wir in gesonderten Abschnitten die orologischen, geologischen, hydrographischen, plastischen und klima-tologischen Verhältnisse des Landes. 1. Orographisches, Wenn, wie bereits erwähnt, die Grafschaft Görz in physikalischer Hinsicht als ein Land der Gegensätze bezeichnet und in gewisser Beziehung eine Musterkarte von Europa genannt werden kann, so gilt dies zunächst auch von seiner, orographisehen Verhältnissen. Die plastische Gestaltung des Landes ist eine ausgezeichnete, da es bei einem Breitenunterschiede von mir 12 Meilen einen Höhenunterschied von mehr als 9000 Fuss darbietet, nämlich von der Spitze der Terglou (Triglav) dem höchsten Berge der julischen Alpen (28G4 in) bis zur Insel Grade, welche nur wenige Fuß über das Niveau des Meeres hervorragt. Fast vier Sechstheile des Gebietes gehören dem Gebirgs-lande, mehr als ein Sechstel dem Hügellande und nahezu ein Sechstel der Ebene an. Dieser Gestaltung entsprechen die orographisehen Verhältnisse des Landes. Es findet seine größte Erhebung in dem die Nordgrenze bildenden Kamme der julischen Alpen, welche eine Gc-birgswand von (iOOO — 7000 Fuß bilden, die nur an einer Stelle durch eine tiefere Einsattcllung, durch jene des 115JJ m hohen Predilpasses unterbrochen wird. Selbstverständlich findet man auch daselbst die höchsten Bergspitzen, deren man im Hochgebirge; (12 zählt. Beginnend an der Westgrenze mit dein Monte Maggiore (1017 m) und der Haha Grande (204G m) steigt das Gebirge zum Monte Canin (2582 //0 wendet sieh dann mit dem fast eben so hohen Prextrelmik (2330 in) und der Cergnala (2346 m)} von welchem Berge der Bombon (2163 »t) als gewaltiger Eckpfeiler der Gruppe gegen das Thal vorspringt, nach Nordost ziiiii Predilpasse, um jenseits desselben den höchsten ostwärts gerichteten Kamm zu erreichen, über welchen sich die Spitze des Mangart auf 2675 in Seehöhe erhebt. Von dort setzt der Kamm unterbrochen durch den Werschitzsattel (1596 m) in fast gleicher Richtung, vom Razor (2550 m) überragt, bis zum Terglou, dem gewaltigen Knotenpunkte der julischen Alpen (2864 in) fort, um dann mit der Erhebung des Kaniauz (2567 m) sowie des Vogu (2345 m) und des Kau (2000 m) bis zum Bogatin (1961 m) in südlicher Richtung fortzulaufen und mit dem westwärts abzweigenden Km (2246 m) sammt den daran sich knüpfenden Gebirge Pirhau, den nördlichen Theil des Landes bis zur engen Thalsohle des oberen Isonzo nahezu abzuschticssen. Der Hauptstamm aber zieht sieh südöstlich vom Bogatin über den Kuh (2083 in) und den Vogu (2300 m) bis zum Schwarzenberg (1843 in), von wo er sich in südlicher Richtung zur Idritza abdacht, und sich in die Hochebenen des Tarnovaner Waldes mit seinen Spitzen des Mrsavetz (1408 m) und des dreigiplligen Go-lakbcrgcs (1496 m) sowie in jene des jenseits der Landesgrenzc gelegenen Birnbaumerwaldos und des daran stoßenden Karstplatcaus ausbreitet. In dem mittleren Theile des Landes erhebt sich nur noch der weithin sichtbare Monte Matajur auf 1639 m, während die übrigen Bergspitzen in der Höhe von 1400 bis 900 m wechseln. Am Südrandc des Mittelgebirges erscheint der Monte Santo (oberhalb Görz) mit seiner mäßigen Höhe von 684 m schon als stattlicher Bergrücken. Im Hügellande verflacht sich das Profil der Höhen allmählich, bis sie im Südwesten unterhalb Cervignano gänzlich verschwinden, und in Aquileja (10 m) nur noch der schlanke Thurm mit seiner 71 m über das Meer emporragenden Spitze die weite Fläche beherrscht. Eine besondere Eigenthümlichkcit des Gebirgssysteins in diesem Lande und seiner Nachbarschaft bildet die Plattform des Gebirges, wo Hochebenen und kesselförniige Vertiefungen nebst gänzlichem Mangel an ausgesprochenen Gebirgszügen und Thalrichtungen herrschen, wo der Wasserlauf ganz oder zum größten Theile unsichtbar ist und in unterirdischen Höhlen und den diese verbindenden ebenfalls unterirdischen Spalten vor sich geht. Diese Beschaffenheit, welche man sonHt nur dem Karstgebirge eigen glaubte, und sie demnach vorzugsweise als Karstbildung bezeichnete, kömmt in den verschiedenen Thei-len des Landes vor, und wenn sie allerdings nur in dem Kalkgebirge zu finden ist, so erscheint sie doch sowohl in den alteren als in den jüngeren Formationen desselben und auf verschiedenen Niveaux. Im nördlichsten Theile des Landes, im Bezirke Flitsch, tritt das plattenförmige Gebirge mit dem gewöhnlichen in Verbindung und dort trifft man in einer Höhe von 1550 m das Hochalpenplateau des Wrat-niJcbergea in der Nähe des Cergnalaberges. Südöstlich davon auf der anderen Thalseite umgibt ein 1240 m hohes Plateau das Krngebirge im Tolmeinerbezirke. Eine noch mehr charakteristische Bildung zeigt das ausgedehnte Plateau, welches in der Mitte des Landes zu dem Bezirke Canale und Görz gehörig, sich vom Isonzo bis zur östlichen Landesgrenze erstreckt und von der Spalte des Chiapovanothales in zwei Hälften getheilt wird. In der nördlichen Hälfte, dem Laschekg ebirge, erhebt sich der höchste Punkt, der 1040 m hohe Laschek, kaum um 90 m über seine Umgebung, während in der südlichen Hälfte, dem Tarnovaner Walde, der 1408 m hohe Mrsavetz und der 1490 m hohe Golak eben auch nur um 370 bis 470 m emporragt; dieses Plateau hat demnach eine Meereshöhe von 900—1100 m. Endlich nimmt das Karstplateau den südöstlichen Theil des Landes ein. Der Karst zweigt sich am Ursprünge der Wippach vom Berge Nanos und wird im Südwesten von dein Laufe dieses Flusses bis zu dessen Einmündung in den Isonzo begrenzt, erstreckt sich südostwärts über die Landesgrenze und erfüllt den Raum zwischen dem nördlich gegen den Krainer Schneeberg hinziehenden Gebirge und der Meeresküste, zu welcher er in steilem Abfalle niedersteigt. Das Plateau wird nur von flachen wellenförmigen Höhenzügen und Kuppen unterbrochen, und hat eine durchschnittliche Meereshöhe von 250—300 m ; sie ist am geringsten im Südwesten bei der Vereinigung der Wippach mit dem Isonzo und steigt allmählich gegen Nordosten, wo sie von den istrischen Bergzügen abgeschlossen wird. Bezüglich der umständlicheren Erörterung der Verhältnisse des Karstes verweisen wir auf den geologischen Abschnitt, t> 2. Hydrographisches. Die hydrographische Gestaltung der Grafschaft Görz ist in der Gegenwart eine sehr einfache. Die Grafschaft bildet das Becken des Isonzo, in dessen Bette die von den Gebirgen herabfließenden Gewässer sich vereinigen, um sich in das Meer zu ergießen. Nicht in das Gewicht fallen dabei die kleinen Küstenflüsse der Aiissa und der NattSSd bei Aquileja im Westen des Beckens und im Osten desselben das Flüsschen Timavo, dessen Wässer, den Karsthöhlen entströmend nach dem kurzen Laufe von kaum zwei Kilometern sich im Meere verlieren. Der Isonzo entspringt im äußersten nordöstlichen Winkel des Landes in der Nähe der Terglou, läuft aus den Schluchten tretend westwärts nach Flitsch, wo er sich mit dem anderen Quellflusse des Isonzo, der vom Predil herabkommenden Koritenza vereinigt, Sodann nimmt er seine (wechselnde doch hauptsächlich) südliche Richtung nach Karfreit (Caporetto), wo er aus dem Hochgebirge tritt, um in einem sich erweiternden Thale nach Tolmein zu gelangen und unterhalb dieses Ortes bei St. Lucia die Idria, dem ersten bedeutenden aus den Krainer Gebirgen kommenden Nebenfluss in sich aufzunehmen und durch enge Thalgründe in das Weichbild von Görz zu gelangen. Dort verläset er das Mittelgebirge und zieht südwärts bis nach Rubbia, um bei dem Austritte aus der Hügelregion den von Westen kommenden Nebenfluss der Wippach in sieh aufzunehmen. Seinen Lauf in der Ebene fortsetzend vereinigt er sich mit dem ostwärts herantretenden Nebenfluss Torre (welcher zuvor dem Natisons aufgenommen hat) und strömt dein Meere zu, nachdem er in der letzten Meile des Rinnsales seinen Namen verloren hat und unter dem Namen Sdobba seinen Lauf beschließt, dessen Länge 120 hm beträgt. Der Isonzo bewahrt den Charakter eines Küstenflusses und ist zugleich der bedeutendste Küstenfluss der Monarchie. So ist das heutige Flusssystem. Ganz anders aber gestalteten sich die hydrographischen Verhältnisse im Alterthuine. Zur Zeit der römischen Herrschaft existirte der Isonzo als ein in das Meer sich ergießender Fluss gar nicht. Dafür aber bestanden an den Thalrändern des Beckens zwei bedeutende Flüsse (die Römer nannten sie »Ströme „amnes"): der Natisso bei Aquileja im Westen, der Timavus im Osten, welche die Gewässer des Landes in sich aufnahmen, die aber heute von der Bildfläche verschwunden sind. Der Natisso war ein wichtiges Verkehrsmittel für die große Handelsstadt Aquileja, da er bis zum Meere — in einer Erstreckung von V/s Meilen (nach Strabo GO Stadion) — schiffbar war, und die commerzielle Verbindung der Stadt mit dem Meere herstellte. Die classisehen Schriften erwähnen mehrfach des Natisso bei Aquileja als eines schiffbaren und für die Befestigung der Stadt verwendeten Flusses. Uber den Oberlauf desselben aber herrscht in diesen Schriften ein vollständiges Dunkel, und wir würden darüber vollständig in Unkenntnis sein, wenn nicht der spätrömisehe Historiker Jornandes uns hierüber die Aufklärung verschafft hätte. Er tliut dicss mit wenigen aber entscheidenden Worten bei der Erwähnung der Belagerung Aquileja's durch Attila, indem er sagt: Civitas Aquileja, cujus ab Oriente muros amnis Natisso -fluniKs a Monte Picts lambit. Der Möns Pieis ist der heutige Predil, an dessen Fuß der Ort Flitsch (einst Pix) liegt. l) Von Aquileja führte eine der befahrensten Handelsstraßen, die Straße utr stratam quac antiquitus facta fucrit 2>er mare nach Grado gelangt sei. •) Die Insel Grado war von Olivenhainen, Gärten und Wiesen, auf welchen ganze Truppen von Pferden weideten, bedeckt. Der Patriarch Fortunatus ben.ühte sich die Landwirtschaft auf den Lido Inseln in Aufschwung zu bringen, und noch im Dies beweist, dass diese Inseln damals einen weit größeren Umfang gehabt haben mussten als gegenwärtig, wo sie vielfach vom Meere durchbrochen, mit einziger Ausnahme von Grado unbewohnt sind. Die Folge dieser allmäligen Senkung war, dass die flachen Ufer der Inseln, sowie des Küstenrandes unter das Meeresniveau sanken, und dass die Lagune, die inneren Dünen durchbrechend, jenseits dersclbon das fruchtbare Land in Sümpfe umgestaltete, wodurch die Lagune eine größere Ausdehnung gewann. Es ist noch von den Schiffahrtsanlagcn der Grafschaft Görz zu erwähnen, die in Folge der Lagunenbildung von sehr beschränkter Natur sind. Der Hafen Porto Brno befindet sich an der Mündung der Aussa, welcher Küstenfluss für größere Küstenfahrer bis Cervignano schiffbar ist, kleine Fahrzeuge können auch auf dem Natisso bis nach Aquileja gelangen. Grado hat einen Hafen für grössere Küstenfahrer, kleinere Küstenfahrer dringen in den Canal (Ii Primiero an der Lagune östlich von Grado sowie auf eine Meile aufwärts in die Mündung der Sdobba ein. Jenseits der Lagune führ ein Canal von Monfalcone zum Hafen Bosega und dient dem Verkehr mit größeren Küstenfahrern zu dem großen Handelsplatze von Triest, während sich unterhalb Duino ein kleiner Hafen für Schiffe von geringem Tiefgange befindet. Vor allem aber nniss, ein höheres Interesse in Anspruch nehmend, des Canales bei Aquileja Erwähnung geschehen. Die SchifT-fahrt auf dem Natisso machte, als der Verkehr der Handelsstadt Aquileja größere Ausdehnung gewann, dem gesteigerten !3edarfe an Commu-nicationsmitteln nicht genügen. Die Aquileja erbauten daher von dem Handelsemporium der Stadt — der Mariniere — bis wohin der die Stadt mittelst eines Seitenarmes durchfließende Natisso reicht, in Verbindung damit einen Canal nach dem nahe gelegenen schiffbaren Flusse Alsa, wodurch sie einen zweiten Verbindungsweg mit dem Meere erlangten. frühen Mittelalter pflegten auf denselben der Doge von Venedig und der Patriarch Ton Grado der Jagd auf Hirsche und Wildschweine zum großen Nacbthtile der darüber sich beklagenden Bewohner. Die Insel Grado wird übrigens auch von den Fluten des Meeres angegriffen, welche fortwährend an dem Küstenrande der Iu^el nagen und bereits einen Theil derselben verschlungen haben, Dieser Canal An Ibra (genannt Anfora nuova, um ihn von der Anfora vecchia, der Mündung des Natisso, zu unterscheiden) besteht heute noch und führt von dem Küstenilüsschen Tcrzo, welches an dem Handclsempnrium vorbeifloss, zur Aussa und ist noch in schiffbarem Zustande. Auch entdeckt man noch vor «einem Beginne bis zur Stadt Aquileja eine sandige schmale Niederung, welche die Fortsetzung des Canals bis zur Stadt gebildet haben durfte. 3. Geologisches. Die geologischen Vorhältnisse des Landes sind durch die Forschungen und Publicationcn der k. k. geologischen Keichsanstult auf das Genaueste bekannt geworden. Wir müssen uns schier darauf beschränken, die geologischen Formationen in ihren grossen Umrissen aufzuführen, ohne in die Einzelheiten des Vorkommens der verschiedenen Gesteinarten einzugehen« Wie sieh aus der Lage des Gebietes der Grafschaft Görz am S ii fluid lange der südlichen Kalkalpen ergibt, wird der Boden des weitaus grüssten Theiles desselben von Kalken gebildet, und zwar von Kalken des verschiedensten geologischen Alters von den ältesten bis zu den jüngsten Gebilden. Mergel und Sandstein kommen in den oberen Theilen des Landes nur vereinzelt und in den unteren aber in grossen zusammenhängenden Massen vor. Das im Norden (bis zur Wasserscheide der julischen Alpen) sich erhebende höchste Gebirge des Landes, das Futscher- und Terglou Gebirge besteht beinahe ausschließend aus Dachstein-Kalken (Rhü-tische Formation). Dieses Qrebirge, das Hochgebirge des Landes umfassend, ist durch eine tiefe Einsenknng, die sich von dem Staroselothale an der Westgrenze über CaporettO und Tolmein sodann Uber Grahova und Pod-berda bis an die Ostgrenze verfolgen lässt, von dem südlichen Theile des Gebietes, dem Mittelgebirge getrennt; diese Einsenkung ist zugleich die Grenze der Dachstem-Fonnationen, die nur an einem Punkte an dem Matajurgebirge südlich von Staroselo über dieselbe hinaus 2 Iš reicht. An die steilen Wunde des Daehstcingebirges lehnen sich viel jüngere Gebilde dem Senon (Scaglia) und dem Ncoeom ange-hörig an. Das Mittelgebirge, welches das Hochplateau des Lasehekgebirgcs und des Taraovaner Waldes umfasst, besteht vom Idriathale südlich Iiis an die Abhänge des Wippachthalcs aus weissen Kalken (den Plas-seukalkcu oder Strombergersehichten) dem oberen Jura angehörig. Westlich davon treten Kreidegebilde (Sandstein, Mergel etc.) auf, die im Norden und Südosten von Kalkzügen (des ohereu Ncoeom oder Kaprotinen - Kalkes) eingeschlossen sind, im Norden bei Woltscliach, im Süden der Monte Santo mit dem Monte S. Valentine bei Gürz. Damit zusammenhängend herrschen von Woltscliach abwärts bis ( finale der obere Neocom (Saudstein) und südlich vom Monte Santo die oberen Kreidesch Ickten (Senon oder Scaglia) mit Sandsteinen, rothem Mergel, gelben Kalken etc. Östlich vom Plassenkalkgcbirge treten viel ältere Gebilde auf, die theils der Kohlenformation (bei Kirchheim) theils der Trias (von Tribuscha aufwärts bis in das üaeathul) angehören. An den südlichen Seitenrand des Monte Santo und des Tamovaner Waldes lehnen sich Sandstein und Mergelkalke der eocaenen Nummiditenformation an. Das Wippachthal wird von Sandsteinen des oberen Tertiärs in verschiedenen Abstufungen der Feinheit ausgefüllt. Den mittleren Theil der Karstfläche zwischen Monfalcone und Scssana bedecken die durch vortrefflich erhaltene Fischreste, die in bituminösen Schiefern Vorkommen) ausgezeichneten Coinensehichteu (untere Kreide), welche westlieh und südlich von Radiolitcn- und Hippuritcn-kalken {obere Kreide) überlagert sind. Die Karstfläche wird an der südlichen Landesgrenze von unterem Eocän (den Cosina- und den Nunimulitense lochten) umrandet. Die an das Wippachthal stoßenden Hügel in der Nähe von Görz sind von der verbreiteten aus weicheren und härteren Sandsteinschichten bestehenden Ablagerung Macigno und Tassello, (Flysoh, obereoeän-es Tertiär) bedeckt, die sich auch jenseits des lsonzo über das ganze Hügelland des Coglio verbreitet und an der westlichen Landesgrenze bis Cormons mit dem unteren Tertiär (einer Nunimulitenschicbt) zusam- mentrifft, von welcher südlich sich der aus Hippuritenkalk (Kreide) bestehende Hügel von Medea erhebt. Neogen tertiäre Gebilde kommen auch im nördlichen Theile des Landes als Geröll und Konglomerate zur Erscheinung, wie bei Ober-Saga hoch über dem Niveau des Isonzo in einer Mächtigkeit von 15-30 in, ferner die Ablagerungen von Kalkschichten am oberen Na-tisone sehr ausgedehnt, welche über das Niveau des Natisone (234 m) bis auf eine Meereshöhe von 000 m an den Abhängen des Stougc-birges aufsteigen. Alle diese Gebilde haben das mit einander gemein, dass sie nicht in der Form von Terrassen, sondern als Hügelland aufzutreten pflegen. Ganz verschieden von diesen Gebilden ist das Terrassen-Diluvium des Isonzo von Bonzina bis Flava, dann von Salcano abwärts bis unterhalb Görz. Die Terrassen bestehend aus Kalkconglomeraten erheben sich 12-15 m, zum Theile noch viel höher über das gegenwärtige Niveau des Isonzo und bilden schmale an den Abhängen des Thaies übriggebliebene Reste von ehemaligen ausgedehnteren Terrassen. Ebenso ist ein weites Gebiet zwischen dem Isonzo und der westlichen Landesgrenze, welches sich von Cormons bis Gradišča erstreckt mit Diluvialschotter bedeckt; diluvialen Löss aber findet man westlich von Görz bei Mossa und Lueinieo. Massenhafte Kalkgeröll- und Kalksandablagerungen erfüllen als Alluvium die Thalsohle des Isonzo von Caporetto aufwärts und auch abwärts bis Tohnein. Sie sind die Überbleibsel der ehemaligen Becken, in deren Gebiete sich die Gerolle des oberen Wassergebietes ablagern konnten, oder sie entstanden, als nach dem Durchbruche des Schutt-dames das tiefere Thal des Isonzo mit Schutt und Gerolle überflutet wurde. Endlich ist die ganze Fläche des südwestlichen Theiles des Landes vom Karst bis an die Landesgrenze namentlich im unteren Theile Alluvialboden. Fassen Wir das geologische Gesammtbild des Landes zusammen, so entnehmen wir vorerst, dass das Massengerüst des Laude.; dem Kalkgebiete angehört, in welchem sich Kalke der verschiedensten Formationen, Dachsteinkalke, Piassenkalke, Kaprotinenkalkc, Rudisten- kalke, Nununulitenkulko finden, welche im Allgemeinen auf der von Nord nach Süd gerichteten Abdachung des Landes nach der Reihung ihres Alters folgen. Wir haben bisher das geologische Lihi der Oberfläche des Bodens in der Grafschaft Görz (kargeste!Ii, welches in den meisten Ländern zugleich den Abschluss dieser Darstellung bildet; diese Grafschaft aber hat ein Gebiet aufzuweisen, in welchem unter der Oberfläche sich eine unterirdische Welt in wundersamen Formen ausbreitet, welche das Interesse des Yaterlaiidsfivundcs in hoben Anspruch nehmen. Im Osten des Isonzobeckens breitet sieh das weite Karstplateau aus, Avclches vom Saume der julischen Alpin sieb bis zur Meeresküste ausbreitet und sich über die drei Länder Krain, Istrien und Görz erstreckt. Wenn man mit dem Dampfrosse die weite Strecke von Laibacb bis Monfalcone am Meeresrande (in der Nähe von Görz) durchfliegt, gleitet der Blick zu beiden Seiten des Weges über eine kahle und öde Gegend, wie sie in dieser trostlosen Gestalt kaum noch im eivi-lisirten Europa vorkömmt. Zu beiden Seiten des Weges gewahrt man eine aller Vegetation bare, wellenförmige, hier und da von trichterartigen KeSSelthälem, sowie von Rissen, Spalten und Löchern unterbrochene Ebene, welche allüberall mit Steinen bedeckt ist, mit weil bin sich ziehenden Steinrissen und zwischen diesen mit zahllosen durch Verwitterung zerbröckelten kleinen Steinen. Kein Ackerland, keine Wiese, kein Wald ei freut auf dieser flachen Strecke das Auge, und je weiter mau auf der Hahn vorwärts dringt, erneuert sich stets derselbe traurige Anblick. x) Diese einförmige und traurige Ebene aber birgt unter ihrem Loden eine Reihe von meist zusammenhangenden Höhlen, in denen sich eine neue unterirdische Landschaft entwickelt, die mit Naturwundern aller Art die Aufmerksamkeit der gelehrten und nicht gelehrten Menschheit auf sich gezogen bat. Man trifft daselbst hohe Dome an, ') Dies gilt besonders von der zam Görzcr Gebiete gehörigen Strecke des Karstes, in welcher nur die Kesselthäler (Doline im Slovinischen genannt) einen dürftigen und äulJcrst beschränkten Anbau aufzuweisen vermögen. Am oberen theilweiso bewaldeten Karsto liegen die Verhältnisse günstiger. die meist durch Schluchten mit einander in Verbindung stellen; Flüsse und Bache stürzen sich in diese Höhen, verschwinden auf hinge Strecken und setzen ihren unterirdischen Lauf in den Schluchten fort, bilden daselbst Wasserfalle und einzelne Seim, bis sie wieder zu Tage treten, und theils am dachen Lande, theils am Meeresufer (wie der Tnnavo) theils unter dem Niveau des Meeres sieb ergießen. Vor Allem aber bildet ihre Merkwürdigkeit die unterirdische Architektur eigenster Art, welche in blendender Weiße die Räume der Höhlen erfüllt. Durch das die Kalkschichten durchdringende Sinterwasser bilden sich die in Gestalt von kolossalen Eiszapfen vom Boden herabhängenden Stalaktiten und die der gleichen Wirkung ihre Entstehung verdankenden Stalagmiten, welche vom Roden aufwärts sich erheben. Nach tausendjähriger Arbeit der Naturkraft begegnen sich diese beiden Gebilde und gestalten sich zu prachtvollen Säulen, welche das Gebälk der Decke zu tragen scheinen. Noch phantastischer aber erscheinen diese Erzeugnisse der Sinterwässer an den Wänden der Höhlen, die sie mit einem glänzenden Überzüge bilden, oder wo sie als faltige Vorhänge von der Decke herabhängen. Noch viele andere Gebilde kommen daselbst zur Erscheinung, die der Volksmuud nach ihrer Alinlickeit mit oberirdischen Gestalten verschieden benennt. Die am längsten bekannte, berühmteste und interessanteste Tropfsteinhöhle befindet sich in Adclsberg im benachbarten Horzogthume Krain. Aber auch das Görzer Gebiet bat interessante Höhlen aufzuweisen, dahin gehört vor Allem die Tropfsteinhöhle von Corgnale, welche noch nicht allzulange bekannt, sich durch die schönsten und kräftigsten Tropfstein - Säulen auszeichnet, die, vom Rauche der Fackeln noch nicht geschwärzt, in dem schönsten weißen Glänze prangen. Ferner gehört dabin die großartige Höhle, von S. Ounziano, in welche sich der Reka-Fluss stürzt. Dieser Fluss entspringt in 1 stricu am Abhänge des M. Gatalano und verliert sich in die eben genannte Höhle. Uber seinen ferneren Verlauf war man durch lange Zeit im Ungewissen, obwohl man vermutete, dass er nach einem unterirdischen Laufe von 35 Kilometern als Timavo aus den Karsthöhlen zu Tage trete. Diese Vermutung ist jetzt nahebei zur Gewissheit geworden, nachdem man ihren unterirdischen Lauf durch Nachforschungen in der Tiefe auf eine längere. Strecke verfolgt hat, und nur noch eine kurze Strecke bis zum Ausflusse aufzudecken erübrigt. Es lässt sieh auch oberirdisch ihr muthmaßlicher Lauf in der Tiefe durch Einsenkungen des Terrains verfolgen. Aber auch die Oberfläche des Karstes hat ihre Eigenthüni-lichkeiten in den bereits erwähnten größeren und kleineren Kessel-thälern Doline genannt, in den schachtartigen Öffnungen, welche bis in die Tiefe der Thalsohle des unterirdischen Flusses hinabreichen, ferner in den häufigen Löchern des Bodens, welche den Zugang zu den im Innern befindlichen Brutstätten der zahlreichen Höhlentuuben dienen. Seit .Jahrhunderten bewohnen diese schüchteren Thierchen in ungestörter Ruhe diese ihre heimatlichen Ilöhlenräume, fallen aber gegenwärtig zum großen Theile den Sportsmans als Ziel ihrer Schießübungen zum Opfer l). Höhlenbildungen kommen in allen Ländern der Monarchie vor, seltener sind die Tropfsteinhöhlen, am reichsten aber an Höhlen aller Art ist der Karstboden. Uber die Bildung dieser Höhlen herrschten die verschiedensten Ansichten. Am meisten war die Meinung verbreitet, dass dieselben durch die Erosion der einsickernden und in jenen vorhandenen Gewässer entstanden seien, welche Ansichten und Meinungen aber nicht das Richtige trafen. Die neueste und gründlichste Erklärung hierüber verdanken wir dem Herrn Oborbergrathe der k. k. geologischen Reichsanstalt Dionys Stur, welcher das Gebirgssystem des Isonzothales zu seinem besonderen Studium machte. Derselbe äußert sieh hierüber in folgender Weise : In einer vorausgegangenen geologischen Periode, nach der eoeänen und vor der neogenen Tertiärzeit wurden die verschiedenen Schichten der Formationen gebogen und übereinandergeworfen, zugleich aber bewcrgstelligten dieselben die ei-gcntliümliche Bildung des sogenannten Karstbodens, der sich über alle hierländigen Kalkgebiete erstreckt. Es herrschten nämlich am Südab-hange des Dachsteinkalkgebirgcs (an der oben erwähnten Einscnkung) große Schichtenstörungen, in deren Folge der Dachsteinkalk das viel J) Diese unterirdischen Räume haben auch ihre eigentümliche Fauna. Sie bilden die ausschließliche Heimat des merkwürdigen Olm (Proteus anguineus), welcher halb Fisch halb Eidechse in seiner gesammten Organisation seinem ständigen Aufenthalte angepasst ist. jüngere Kreidegebilde überlagert und letzteres wieder mit den Schichten der Köhlenformation und der Trias vermengt und durcheinander geworfen sind. Hierbei nmsste eine bedeutende Bewegung des ganzen Gebirges und zwar vrni Kord nach Süd stattfinden. Die mächtigen Kalkmassen der Gebirge pflanzten die Bewegung fort, von welcher die am Fuß derselben abgelagerten Sandsteine und Mergel am meisten litten. Sie wurden zusammengeschoben und übereinander geworfen, bis sie eine Masse bildeten, die widerstandsfähig genug war die Bewegung der nördlischen Kalkmassen auf die südlichen Kalmassen zu übertragen. Die Schichten der letzteren wurden wellenförmig gebogen und gaben Veranlassung zur Bildung gewölbartiger Söhlen und Hohlräume. In Folge der Biegungen erhielten die Kall, schichten nach verschiedenen Richtungen Bisse, Sprünge und Spalten; diese veranlassten Einstürzungen von Ilöhlengew.dben und verbanden die Hohlen miteinander. Auf diese Weise hat die mechanische Kraft im Kalkebirge eigentümliche Verhältnisse hervorgerufen, durch die dasselbe gezwungen war unter jener Form zu erscheinen, die wir gegenwärtig als Karstbildung bezeichnen. Es gibt daher keinen Karstoder Höhlenkalk, der einer bestimmten Formation angehörig, vorzüglich so beschaffen wäre, dass nur in ihm die Höhlenbildung vorkommen könnte, denn die Höhlen sowohl als die Trichter und die unterirdischen Was-serläufe finden sieh in den Kalksteinen der verschiedensten Formationen. Dass die Tagwässer zu unterirdischen Flüssen gesammelt vieles zur Erweiterung der Spalten und Verbindung der Höhlen beigetragen haben, ist nicht ZU bezweifeln, aber die Grundursache der Höhlenbil-dung im Kalke waren sie nicht. 4. Terrassenbildung. Die orographischen, hydrographischen und geologischen Verbältnisse des Landes bedingen seine Oberflächengestaltung, seine Tektonik, die sich in der allmäligen Abstufung desselben von dem Hochgebirge im Norden zur Meeresküste im Süden zu erkennen gibt. Die' Tvmis-senbildung spricht sieh kaum in einem anderen Thcilc des großen u Alpengebietes so deutlich aus und zeigt in der Mannigfaltigkeit seiner Erscheinungen solche Gegensätze wie in diesem Lande von Verhältnismäßig so beschränkter Ausdehnung. Es unterscheiden sich die Terrassen des Uochijelinjes, des Mittelgebirges, des Hügellandes und des eingentlichen Karstplateaus, Die Jlocbgebirgsterrasse nimmt den nördlichsten Theil des Landes ein und ist im Westen im Norden und im Osten durch den hohen Gebirgskamm der julischen Alpen, im Süden aber durch die (bereits erwähnte) tiefe Emsen kling begrenzt, welche sieh von Natisone an der Westgrenze durch eine nahezu horizontale Spalte; (östlich von CapörettOj von da jenseits des Isonzo an den Abhängen des Karstgebirges südlich gegen Tolmein, endlich von dort über Podmeutz, Grahova im Rača-thale bis Podberda östlich an die Landesgrenze gegen Krain hinzieht. Die julisehen Alpen erreichen in diesem Gebiete! ihren höchsten Punkt, den Terglou ('2804 ni), welcher sich im nordöstlichen Winkel desselben erbebt und der einzige Berg der julisehen Alpen ist, welcher an seinem Nordabhange einen Gletscher (doch von beschränkter Ausdehnung) aufzuweisen hat. Das Gebiet ist ganz mit Gebirgen bedeckt in welche sieh (mit Ausnahme des Thalkessels von Klitsch) die Flüsse und Bäche tief einschneiden und eine mit Gerolle ausgefüllte und unbewohnte Thal-Bohle bilden. Es erheben sich über das gesammte Bergland drei große Gc-birgsmassen, der Hochkannn des Gebirges vom Mangart bis zum Terglou im Norden, das Flitscher Gebirge vom Bombone zum M. Canin im AVesten und das Krngebige mit seinem westlichen Ausläufer dem Pirhaugebirge, und seinem östlichen, dem Vochugebirge, im Süden. Diese Terrasse hat nur zwei (erwähnenswerte) Ausgänge, die EinSenkung des Predilpasses zwischen dem Flitscher-Gebirge und dem Mangart im Norden und die Stromenge des Isonzo bei Caporetto im Westen. Es ist eine der rauhesten und unwirtlichsten Landstrecken des gesammten Alpengebietes ; seine Spitzen, Kämme und Schluchten sind fast das ganze Jahr hindurch mit Schnee bedeckt, die Abhänge aus nackten Kalksteinen bestehend, (mtbehren nahezu ganz der Wälder, und bieten mir hiö und da mehr oder weniger saftige Winden ; die engen Thaler bedecken sich mit Gerolle und Geschieben, welche von den steilen Wänden herabkollern. Das Flüscher Gebirge insbesonders zeigt sieh als ein furchtbar wüstes Gebirge, das seines Gleichen kaum irgendwo in der Alpenkette haben dürfte. Nahe am Kamme liegt das lloehalpenplatcau, Planina Gorieiea gennant, welches mit einen' steilen beinahe senkrechten 1500 m hohen Wand abstürzt. Auf diesem Hochplateau tretendem Wanderer furchtbare Seh binde, klaffende Klüfte entgegen, deren Tiefe, vom Auge ungemessen, nur durch das lang«! Rollen hineingeworfener Steine beurtheilt werden kann. Ebenso gestaltet sind die Trichter. Keine Vegetation erfreut das Auge; traurig und öde ist die von horizontalen 1 Matten und tiefen Einsenkungen gebildeten Oberfläche. Alle atmosphärischen Niederschläge verlieren sich in den Klüften dieses Gebirges und am Fuße desselben entspringen zahlreiche Quellen. Das Klima ist den größten Theil des Jahres hindurch rauh und kalt, an Ackerboden und Wiesen fehlt es fast gänzlich. Die dünn gesüete Bevölkerung, in kleinen Ortschaften an den Abhängen wohnend, beschäftigt sich mit Viehzucht und dem Fuhrwerke auf der Commercialstraße\ ihre Nahrung besteht aus Milch und Käse, gleichwie bei den Bewohnern im schottischen Hochlande. Das Niveau dieser Terrasse senkt sich von 448 m (Flitsch) bis 235 m (Caporetto). Der Boden besteht fast durchaus aus (rhätischem) Dachsteinkalke. Weit mehr von der Natur begünstigt ist die Terrasse des Mittel' gebirges. Ks beginnt im Westen am Xatisone und wird westlich durch den langgestreckten Höhenzug der M. Matajur begrenzt, welcher bis Woltschach südöstlich, dann bis Plava südlich, endlich bis zum M. St. Valentine oberhalb Görz südöstlich läuft. Jenseits des Isonzo zieht seine Grenze in der gleichen südöstlichen Richtung über den M. Santo Und längs des Steilrandes des Tarnovaner Waldes im Norden des Wippacherthales bis an die Landesgrenzo fort, welche auch im Osten, soweit sie zum Görzer Gebiete gehörig, abschließt. Im Norden lallt die Begrenzung mit der Südgrenze der Ilochgebirgsterrasse zusammen. Die Mittelgebirgsterrasse ist daher sowohl im Süden, wie im Norden von einer Tiefenlinie abgeschlossen. Auch diese Terrasse ist fast ganz von Gebirgen und Gebirgsplateaux eingenommen ; (loch sind die Gebirge niedriger, weniger steil, ihre Abhänge bedecken dunkle. Wälder und saftige Triften, Wiesen ziehen sieh die Anhöhe hinan, und die teilweise breiteren Thäler, insbesondere das Hauptthal des Isonzo, gewähren der Sonne Zutritt und der Cultur ein geräumigeres Feld. Den Hochpunkt bildet der im Nordosten sich erhebende M. Matajur (1639 w), dessen Abhänge den westlieh vom Isonzo gelegenen Theil der Terrasse ausfüllen. Im Osten dehnt sich das freundliehe Bergland von Kirchheini aus, die Mitte der Terrasse aber wird von dem 1000 m hohen Masse der Laschekgebirges und der Tarnovaner Waldes eingenommen. In der Richtung des Thaies bietet sich eine eigentümliche (auch für die lfochgebirgsterrasse geltende) Wahrnehmung dar. Sonst pflegen die Querthäler als Spaltenthäler sehr enge zu und von senkrechten Felsenwänden eingeschlossen zu sein, während die Langenthal er einen breiteren Thalboden zeigen und einen stufenförmigen Ubergang in die entfernter stehenden schroffen Felsgehänge des Gebirges bilden. Hier aber zeigen die Querthäler eine größere oft becken-förmige Erweiterung, während die Längcnthäler außerordentlich eingeengt erscheinen. Das Plateau von Tarnova umfasst das größte Waldgebiet des Landes (mit Buchen- und Nadelholz Waldung). Auch hier wie in der I lochgel»irgsterraxse tritt das in den Spalten sich verlierende atmosphärische Wasser am Fuße der steil abfallenden Wände des Plateaus in starkfließenden Quellen zu Tage; Diese Terrasse ist dichter bewohnt als die Hochgebirgsterrassc, und die Bewohner erfreuen sich größtenteils eines mehr behäbigen von der Natur begünstigten Lebens. Die üppigen Wiesen und saftigem Winden im höheren Theile fördern die Viehzucht, der Boden gestattet den Anbau, und in den freundlichen Thalgeländen von Toi mein und Woltschach sowie von (.'anale erscheinen die ersten Anzeichen einer südlichen Cultur in den ausgedehnten Maisfeldern. Die emporrankende Weinrebe und selbst die Seidenzucht erstreckt sich bis dahin, wie es die Maulbeerpflanzungen darthun. Tobnein mit seiner erfrischenden Gebirgsluft und freundlichen Umgebung wird auch als Sommeraufenthalt von den Bewohnern der südlichen Gegenden, von Görz und Tricst benützt. Das Niveau der Mittelgebirgsterrasse neigt sich von 235 m (Ca-porctto) bis zu ungefähr 100 >u (Salcano bei Görz am Fuße des Meute Santo); ihr Boden wird in der Mitte durch Jurakalk, im Westen durch Kreidegebilde, im Osten durch triasische Gebilde und die Kohlenformation eingenommen. An das Mittelgebirge angelehnt bildet die Terrasse des Hügellandes ein mehr oder weniger breites Band, welches sich von der italienischen Grenze im Nordwest bis an die Grenze von Krain, im Südost quer durch das ganze Land zieht. Sie zweigt sich von dem Gebirgszuge, welcher von Woltschach bis zum M. S. Valentine streicht, unweit von Ronzina ab, bildet von da bis zur italienischen Landesgrenze das Hügelland Coglio (deutsch „in den Ecken" genannt) zieht von Cormons in sanftem Bogen bis Gradišča, wo sie den Karst erreicht, und sodann zwischen dem Mittelgebirge und dem Karste fortlaufend di Umgebung von Görz und das Wippacherthal (annimmt. Es ist dies der von der Natur sehr begünstigte in seiner Entwicklung zwar noch theilwcise zurückgebliebene, aber zu hohem Wohlstände und reicher Cultur berufene Landstrich des Görzer Gebietes. Hier tritt die volle Wirkung des südlichen von den nahen Gebirgen gemäßigten Climas ein, von welchen wir in einem anderen Abschnitte ausführlicher handeln. Zahlreiche Ortschaften umfassen die nun, namentlich am Südrande, dicht gedrängte Bevölkerung. Das Niveau des Isonzothales ist bereits weniger geneigt, als im oberen Lande ; es fällt von fiO m (Salcano) und 38 m (Görz)1) nur bis 22 m (Sagrado bei Gradišča) ab. Der Boden besteht der Hauptmasse nach aus tertiären Sande, meist den eocenen Sandsteinbildungen angehörig. 2) Die Terrasse der Ebene beginnt im Norden unterhalb Cormons bei Medea, zieht von dort in einen sanft geschwungenen Bogen nach Gradišča, wo sie den Isonzo übersetzt, um Östlich fortlaufend an dem Abhänge des Karstes längs der Commercialstraßc Monfaleonc und das Meer zu erreichen ; letzteres bildet ihre Grenze im Süden, und die ') Dies gilt von dem Niveau des Isonzoflusses bei den Ortschaften Salcano und Görz ; dio Ortschaften selbst liegen 108 und beziehungsweise 86 m über dem Meere. 2) Diesen Bildungen wird der feste Sandstein entnommen, welcher das Material zu den Görzer Bauten liefert, und welcher auch zu Mühlsteinen verwendet wird. 'iS italienische Landesgrenze jene nach Westen, Es ist ein reicher und äußerst fruchtbarer Landstrich, von welchem in einem anderen Abschnitte weiter die Rede sein wird. Die beiden Flüsse dieses Gebietes, der Isonzo (in seinem unteren Laufe) und der Torre haben größtenteils keine festen Ufer, überfluten bei Hochwasser die anstoßenden Gelände, und decken dieselben, ihren Lauf häufig wechselnd, in weiten Strecken mit Sand und Gerolle. Das Gebiet von Aquileja, welches einst in üppiger Fruchtbarkeit prangte, versumpfte im Laufe der Zeiten bei der Senkung des Bodens und bei dem geringen Gefälle der Wasserläufe durch Vernachlässigung der Ufer- und Dannnversicherungen ; und wenn dieser Obelstand seit den wohlthätigen Vorkehrungen der Kaiserin Maria Theresia auch vielfach beseitigt ist so sind doch die Folgen davon sowohl für den Anbau des Hodens als auch für die menschliche Gesundheit hie und da noch fühlbar. Die Tiefebene hat von Sagrado bis an das Meer das geringe Gefäll von 22 m und besteht fast durchaus aus Alluvial boden. Den Südosten des Landes nimmt die Terrasse des Karstplateaus ein. Es ist dies der westlichste Theil des ausgedehnten Karstlandes, welches sich auch über einen Theil von Krain, das Triester Gebiet und das nördliche Istrien erstreckt. Die Grenzen dieser Terrasse, soweit sie in das Görzer Gebiet reicht, bilden im Norden die Wippach von ihrem Eintritte in dieses Gebiet bis zur Einmündung in den Isonzo, hierauf in der kurzen Strecke von Rubbia bis Sagrado der letztere Fluss, sodann gegen Westen die Commercialstraße, jenseits webber die Ebene beginnt, über Monfalcone bis an das Meer; hier reicht der Karst mit seinem steilen Abfalle bis an das Ufer, welches bis Nabresina zum Görzer Gebiete gehört. Von Xabresina an ist es die Landesgrenze gegen Triest, Istrien und Krain, welche in weitem Bogen das Karstland durchschneidend, bis an die Wippach den Görzer Antbeil an dem Karstplateau begrenzt. Das Karstplateau gewährt den Anblick eines plötzlich zum Stillstande gelangten steinereren Meeres, in welchem die flachen zu Höhenzügen ausgedehnten Kuppen die erstarrten Wellen, die Trichter und beckenf'.nnigen Einsenkungen die Meeres Schlünde darstellen. Anstehende Felsmassen wechseln mit einer zahllosen Menge ven kleinen scharfkantigen durch Verwitterung gebildeten Steintrünnnern, zwischen welchen nur hie und da ein verkrüppeltes Gesträuch sich durchdrängt, während in den gegen den rauhen Ostwind geschützten Vertiefungen der menschliche Fleiß kleine Oasen von Ackerboden künstlich angelegt hat. Und doch war einst der ganze Karst ven dichten Eichenwäldern beschattet, wie noch gegenvärtig der schöne Eichenhain im umfriedeten Gestütshofe von Lipizza bei Triest darthut, allein die unverständige Abholzung in früherer Zeit ließ bei dem Herrschen der heftigen Borawinde keine neue Vegetation aufkommen. Das Karstplateau steigt in seiner Richtung von Nordwest gegen Südost allmälig an, und bildet eine geneigte Fläche von 250 — 460 »t> Höhe; es ist trotz seiner nieist geringen Fruchtbarkeit und seines fast gänzlieben Wassermangels vrni zahlreichen Ortschaften bedeckt, unter welchen die Station Nabrcsina der Knotenpunkt der südlichen Staatsbahn in der Richtung gegen Triest und Italien sich als die großartigste Ansiedluug hervorhebt. Der Karstboden gehört der Kreideformation und zwar in der Mitte der unteren Kreide (Comon-Schichten) nördlich und südlich der oberen Kreide (Radioliten- und Ilippuriten-Kalk an. 5. Landschaftliche Scenerie. Es ist natürlich, dass ein Land, welches unter einem südlichen Breitengrade gelegen, vom Kamme der Hochgebirge mit seiner südlichen Abdachung bis aus Meeresufer reicht, in dem Wechsel seiner Erscheinungen reich an landschaftlichen Schönheiten sei. Man begegnet ihnen in der That in allen Theilen des Landes. Das aus massenhaften nackten Kalkfelsen aufgebaute Hochgebirge bietet zwar nicht jenen Reiz dar, den die grünen Wähler und saftigen Wiesen, sowie die reichen Wasseradern der aus Urfels bestehenden in ihren Räumen und Spitzen mit Firnschnee und < i letscherabstürzen bedeckten Centraialpen an sich tragen, sowie sie auch an Lieblichkeit und Reichthuni der Formen der Österreichischen Nordalpen von Salzburg und dem Salzknnunergute nicht gleichkommen. Doeh gewähren .sie mit ihren hoehaufstrebenden Gipfeln und steilen oft mehrere tausend Fuß steil abfallenden Felswänden und dem grauenhaft zerrissenen Boden ihrer Plateaus einen ebenso imposanten als erhabenen Anblick und bergen in ihren Thälern manchen interessanten noch wenig bekannten Punkt. Als ein solcher darf insbesondere die Futscher Klause, am Fuße des Predil gelegen, gelten. Auf der Höhe dieses durch die zusammenrückenden Bergmassen gebildeten Engpasses stehen die Ruinen eines alten Forts. Dem Pre-dilpass erwarb in der Kriegsgeschichte seine tapfere Verteidigung durch die vom Hauptmanne Johann ]Jerman von Hermanns/hui, der hier den Heldentod starb, befehligte österreichische Besatzung (im Jahre 1809) einen dauernden Ehrenplatz. Unterhalb der Futscher Klause hat sich die vom Predil herab fließende Coritenza bei ihrem einstigen Durchbruche eine enge Schlucht ausgewaschen, welche kaum eine Klafter breit, so dass die beiden Ufer einander decken, den Felsen bis in die Tiefe von 30 m aushöhlte* Von dem Forte, welcher das Predil- und das obere Isenzothai beherrscht, genießt man eine entzückende Aussicht in diese Thäler, sowie in den unterhalb liegenden Kessel von Flitsch, während man in der Tiefe den nicht sichtbaren Bergstrom rauseben hört. In dem oberen (Trenta) Thale des Isonzo verliert sich dieser Fluss in eine unterirdische Höhle und bricht bei Sotscha aus dieser Schlucht, einen schönen Wasserfall bildend, hervor. Häufig ist in dem Hochgebirge das Hervorsprudeln wasserreicher Quellen am Fuße der Berge. Die bedeutendste dürfte die Riesenquelle des Torrente Boka sein, der oberhalb Saga etwas verdeckt, großartige Wasserfälle bildet; das gleiche gilt von der Quelle die dem Fuße des M. Bogatin in dem oberen wilden Gebirge des Krn entströmt. Am zahlreichsten und am bequemsten zu besehen aber sind die Quellen, die in dem am Abhänge des Gebirges gelegenen Orte Karfreit, fast aus jedem Hause hervorsprudeln, und von denen- eine einen vollständigen Bach bildet. Überhaupt erfreut sich dieser Ort einer romantischen Lage. Westlich vrni demselben'beginnt die merkwürdige fast gänzlich horizontale Gebirgspalte, die das Hochgebirge von dem Mittelgebirge trennt, (in welche einst der obere Isonzo als Natisonc floss), !) die höchst anziehende Gesichtspunkte darbietet. Gegen Süden überschaut man in der Eichtling gegen Tolmein das beekenförmige Isenzothai, Avelches unzweifelhaft einst einen See bildete. Zur Rechten dieses Thaies erstreckt sich der dasselbe begrenzende stattliche Gebirgszug des M. Matajur, zur Linken desselben im Osten aber erhebt sich aus den Massen des Hochgebirges die weithin sichtbare scharfkantig dreieckige Pyramide der Bergspitze des Krn *), deren über 2200 m ansteigende Schneewändc im Sonnenscheine hell glänzen; es ist die schönste Bergform dieses Hochgebirges, welches jener des Großglockners, des Großvenedigers und des M. Zebin in der Valtellina gleicht. Minder großartig, aber lieblich, ein freundliches Bild des subalpinen Landes darbietend, ist die Umgebung von Tolmein mit ihren waldbedeckten Hügeln und der Aussicht in das kessel-förinige vom Hochgebirge sieh herabsenkende Tominskathal. Tolmein liegt in der Mitte eines Amphitheaters schöner und mächtiger Berge, in welche das Batscha- und das Idriathal ausmünden. Eine Stunde davon bietet sich eine der prächtigsten Naturschönheiten dar. Der Isonzo, welcher unterhalb Tolmein von dem Berge vor Modreiza zu einer Biegung genöthiget wird, vereinigt sich bei St.a Lucia mit der Idria. An dem Orte der Vereinigung dehnt sich eine breite und flache Felsplatte, welche steil nach Süden abstürzt, aus, die der Isonzo von Norden, die Idria von Osten fließend, erreicht. Statt sich, wie dieß sonst zu geschehen pflegt, über den Steilrand dieser Felsplatte in die Tiefe zu stürzen, haben sich beide Flüsse tief in den Felsen eingewühlt, und ein kaum 2 bis G m breites 20 bis 40 m tiefes Beet ausgehöhlt. In einem solchen schmalen von senkrechten Felsenwänden eingeschlossenen Kanal von etwa 15 m Länge ist der Isonzo, nachdem J) In den den Veränderungen der Flussläufe gewidmeten Abschnitte, wird dieses Qucrthales ausführlicher erwähnt. 2) Wohl ursprünglich Kam von Kav, welcher im Keltischen „Fels" bedeutet, ein Name der im Alpengebirge sehr häufig vorkommt. er einen lieblichen Wasserfall gebildet, zusammengedrängt, und schießt dann mit reißender Gewalt aus diesem ('anal hervor, um sieh mit der aus einer ganz ähnliehen noeh pittoreskeren Schlucht hervortretenden Idria in der Tiefe zu vereinigen, ('her den Isonzo sowohl als über die Idria führen unweit des Vcrcinigunspunktes Brücken, von welchen aus man das erhabene Natursehauspiel bequem bewundern kann. Die größte Mannigfaltigkeit lieblicher landschaftlicher Bilder gewährt hier, wie fast überall, das Hügelland. Das hiezu gehörige westlich vom Isonzo gelegene Gebiet des Coglio besteht aus einer Reihe langgezogener, wellenförmig von Nord nach Süd streichender und mit einander verbundener Höhen, die mit ihren von Orschaften und Kirchen besetzten Spitzen vielfach an die berühmte Urianza in der Lombardei erinnern. Eine reine und milde Luft erfrischt diese die herrlichste Femsicht gewährenden Ortschaften, deren südwärts geneigte Abhänge mit Obst und IvebenpHanzungen bedeckt sind. Am anziehendsten tritt der Charakter dieses Gebietes an seiner Westgrenze in der Gemarkung der romantisch gelegenen Ortschaft Cormons hervor, l) Die reizende Umgebung der Stadt Görz wird in einem anderen Abschnitte besprochen werden. Der östliche Theil des Hügellandes, welcher das zwischen den Abhängen des Tarnovaner Waldes und dem Karst sich ausdehnende Wippachthal einnimmt, gleicht einem weithin sich erstreckenden Parke mit stetem Wechsel landschaftlicher Sce-nerie, in welchem die Punkte von Hubbia mit seiner bis Udine reichenden prachtvollen Aussicht, von Prebaeina, die Schlößer Gradiscutta, Dornberg und Heinzenberg, endlieh das Städtchen Heiligenkreuz mit dem Stammschlosse des älteren Zweiges der weit verbreiteten Familie der Grafen von Attema die Aufmerksamkeit des Wanderers fesseln. Die Tiefebene zeichnet sich weniger durch ihre Bodengestaltung als durch den Eindruck, welchen die üppige Fruchtbarkeit der wohl *) Zwischen Görz und Cormons am südwestlichen Abhänge des Coglio liegt das dem Grafen Attems (einst der Familie des Grafen Thnrn) gehörige Schloss V'pulzano (Wippelsbach) mit seinen beiden berühmten Cypressen, den größten und prachtvollsten des ganzen Landes, welche am Stamme einen Umfang von 5 m haben. cultivirteu Gregend macht, aus. In zierlichen Reihen ziehen den Furchen entlang die Maulbeerbäume, welche durch die zwischen ihnen auf Ulmen und anderen Räumen hoch empor rankenden Weinreben zu einer grünen Mauer verbunden werden, während der breitblättrige Mais manneshoch die Felder überragt. Am meisten gewährt aber dabei der gewiss seltene Umstand Interesse, dass diese Cultur ununterbrochen bereits nahe an zircHuusend ,bahren fortdauert, denn TIerodian beschreibt im dritten Jahrhunderte v. Chr. diese Gegend als eine der lieblichsten und fruchtbarsten, wo sich in Mitte der reich bebauten Felder die Weinreben gleich Festguirlandeii von Bäum zu Baum fortranken. Trotz allem Wechsel und allen Stürmen der Zeiten, welche diese Gegend mehr als irgend eine, andere verheerten, bietet dieselbe noch heute denselben Anblick dar, und die nie erschöpfte Fruchtbarkeit, vom Boden, von der Sonne und der milden Luft gefordert, liefert noch immer den gleichen Erntesegen. Wenn die weithin sieh erstreckende Fläche der Tiefebene des Wechselvollen Reizes des Hügellandes entbehrt, so bietet sich dagegen von der Höhe des Thurmes von Aquileja dem Beschauer ein seltener Genuss dar. Dieser isolirt stehende 71 in hoho Glockenturm (Canipanile) des Domes von Aquileja, welcher von seiner tiefen nur 2 in den Meeresspiegel überragenden Unterlage frei sieh in die Lüfte erbebt und eine überraschende Rundschau vom Meere bis zur höchsten Spitze der julisehen Alpen reichend eröffnet. Im Nebelgrau des fernen Südwestens steigt der Marcusthurm, das Wahrzeichen der alten Königin des adri-atischen Meeres, empor. Getrennt durch die unübersehbare Fläche der an den Horizont reichenden See reihen sieh die weit in die Flut vorspringenden Vorgebirge [striena daran, deren Hintergrund durch den höchsten Berg der Halbinsel, den Moni" Maggiore, gekrönt wird. Noch Weiter hin gegen Osten ragt der Krainer Schneeberg, dessen meist Schneeiger Gipfel seinem Namen entspricht, in die Landschaft herein. Von hieraus begrenzen gegen Nordost und Norden im weiten Rundbogen die Spitzen und Höhenzüge der julischen und gegen Nordwest die kärni-schen Alpen den Horizont, zuerst der Nanos, dessen steil abstürzender fern in das Meer hin sichtbarer Gipfel den Schi Hern zum Leilpunkte ihrer nach Triest gerichteten Fahrt dient, dann die Höhen des Birnbaumer und Tarnovaner Waldes) die Grenzgebirge zwischen Krain und Görz, an welche sich der scharf gezeichnete, die Vorberge tiberragende (ven den Seefahrern zuerst erblickte) Gipfel des Krn im Norden schließt, hinter welchem in östlicher Erstreckuug dem Kundigen die höchste Spitze der julischen Alpen, der Tcrglou, sichtbar wird. Durch das Isonzothal getrennt lagert sich dein Krn gegenüber und westlich der um 300 m höben1, Monte. Ganin und vor demselben der breitrückige Monte Mutajur, während östlich davon die friaulischen Gebirge zurückweichend der großen friaulischen Ebene Kaum geben. Innerbalb dieses Umkreises überfliegt der Blick die üppigen Fluren dieser Ebene und des Görzer Hügellandes und haftet in der Nähe an der schicksalsreichen Inselstadt < J rado, ihr gegenüber an der amphitheatralisch sieb erhebenden Hafenstadt Triest und dem Küstengelände des Karstes bis zum renzenden Lustschlosse M i rama re und der auf steil in die See abstürzenden Felsen sich erbebenden Veste von Dnino, hinter welcher der Sagenreiche Timavus seine bescheidenen Gewässer mit dem Meere vermischt. Eine andere Naturmerkwürdigkeit hatte noch vor nicht langer Zeit die La^uneninsel Barbana bei Aquileja aufzuweisen. Es war dies ein Riesenbaum (eine Ulme) welcher 5XI9 m im Durchmesser und aus drei miteinander \'erwachsenen Stämmen bestehend eine acht-hundertjährige Dauer hatte. Er unterlag, obwohl noch ganz gesund, am 18. September lSl!) einem heftigem Sturme. Das Karstplateau ist nicht sowohl wegen seines höchst spärlichen Anbaues und der Zerrissenheit seiner Oberfläche als wegen seiner unterirdischen Wunder, seiner Höhlen und unterirdischen Wasserläufe weh bekannt. Ausführlicher darüber wird in einem anderen Abschnitte gebandelt. Ebenso bildet der mythenreiche, von den classisehen Dichtern gefeierte FIuss Timavo, welcher unweit von Duhm aus einer Felsenhöhle des Karstes schiffbar hervorströmt, den Gegenstand der Erörterung in einem anderem Abschnitte. hauen Glanzpunkt der landschaftlichen Seenerie des Karstes bietet das mittelalterliche Schloss Dubio, (deutsch ehemals Tybein genannt) dar, welches von Befestigungen, Wällen und Vorwerken umgeben, auf einem hoben, fast senkr<■ mt in das Meer abstürzenden Felsen thront umi (bis weite Meer beherrschend jenseits desselben bis Tri est und die friaulische Ebene siebtbar ist, wenn die Abendsonne vor ihrem Versinken in die Flut mit ihren goldenen Strahlen die massiven, am äußersten [lande des Felsens steil emporstrebenden, /nun Tbeile auf altrömischen Grundfesten ruhenden Mauern des Schlosses magisch beleuchtet. Dubio war die erste Erwerbung, mit welcher das deutschösterreichische Gebiet sich bis zum ad riatischen Meere ausdehnte. Unweit Duino, doch nicht mehr zum Görzer Gebiete gehörig, prangt auf einer sanften ans Meer reichenden Abdachung des Karstes das Zauberschloss Miramare mit seinem hesperischen Gärten, welches bis in die fernsten Zeiten ein sprechendes Zeugnis von dem feinem Verständnisse für Naturschönheit und von dem poetischen Sinne seines Erbauers, des unglücklichen Erzherzogs .Maximilian, nachmaligen Kaisers von Mexico, abgeben wird, 6. Klima. Das Klima der Grafschaft ist, bedingt durch die: vom Kamme der Hochgebirge in südlicher Abdachung bis zum Meere reichende Lage des Landes, ein sehr wechselvolles, und es kann auch in dieser Beziehung das Ländchen als eine Musterkarte von Europa angesehen werden. In dem nördlichsten, von Hochgebirgen eingenommenen Theile des Landes herrscht ein Klima, welches jenem von Scandinavien und von Hochschottland g eichkömmt. Hohe und Steile Felswände, deren Kämme fast das ganze Jahr hindurch von Schnee bedeckt sind, begrenzen die tief eingeschnittenen, engen Thaler (namentlich das obere tsenzo- (Trenta) Thal), in welche die Sonne nur einen spärlichen Zugang hat. Das Klima bleibt den größten Theil des Jahres hindurch rauh und kalt; an Ackerboden und Wiesen fehlt eš gänzlich. Die dünn gesäete Bevölkerung, in kleinen Ortschaften an den Abhängen wohnend, beschäftigt sieh mit Viehzucht und den Conimer-cialfuhrwerken; ihre Nahrung beisteht aus Milch und Käse, gleichwie bei den Bewohnern im schottischen Hochlande. Das Gebiet des von der Natur günstiger ausgestatteten Mittel-(jebii'fjes hat ein milderes Klima, welches jenem von Deutschland gleichkömmt. Die Gebirge sind weniger steil und niedriger, ihre Abhänge her decken dunkle Wälder und saftige Triften, Wiesen ziehen sich die Anhöhen hinan und die theilweise breiteren Thäler, insbesondere das Hauptthal des [sonzo gewähren der Nonne Zutritt und der CultuT ein geräumiges Fehl. Die schon zahlreichere Bevölkerung widmet sieh dem Landbaue mit dessen Erzeugnisse sie ihren Bedarf deckt, und der schwunghaft betriebenen Viehzucht und der Käsebereitung, deren Frodutec in dem südlicheren Theile des Landes einen lebhaften Absatz finden. Kin wesentlich verschiedenes Klima herrscht in dem Hügellande, dessen Klima mit jenem von Oberitalien übereinstimmt und selbst gegen dieses im Vortheile steht. Ks macht sich hier vor Allem, gleichwie in Oberitalien, der südliche Breitengrad geltend, wozu aber noch die (!unst der topographischen Lage kömmt, welche kaum irgend anderswo so wohlthätig zur Geltung gelangt als eben hier. Der westliche, größere Theil des Hügellandes, das Becken von Görz, ist von drei Seiten von Bergen umgeben, im Norden von den Ausläufern des Büttelgebirges, dessen Höhenzüge auch den Westen des Beckens einschließen, im Osten von dem Hochplateau des weithin sich erstreckenden Tar-novaner Waldes ; im Süden aber, gegen das Meer hin, ist das Land (das untere Thalbecken des [sonzo) offen. Diese Lage bewirkt es, dass die vom Meere heranziehenden Südwinde, insbesondere die untere Schicht derselben, d i sie von den Gebirgen zurückgehalten werden, sich über dem Becken bleibend lagern und eine höhere Temperatur erzeugen *) als in der westlich angrenzenden friaulischen Ebene. Hier tritt die volle Wirkung des südlichen von den nahen Gebirgen gemäßigten Klimas ein, die milde Seeluft erhält durch die süd- r) Diese Wirkung drückt sich auch iti den atmosphärischen Zuständen aus. Bei der großen Kälte des Winters 1880-81 sank das Thermometer in Obcritalieu auf 16° (in Udine auf IG0) nnter Null, während die Külte selbst in Rom 14° und am Lago Maggiore in Pallanza 9° betrug. In Görz aher war die niedrigste Temperatur 8°. In Folge der großen Schneefälle des Jänners 1886, welche sich auf Rom und Neapol erstreckten, schneite es in Uberitalien ununterbrochen durch drei Tage, und in Mailaul erhöhte sich die Schneelago auf G0 Centimeter. liehe Ebene und das weite Isonzothal ungehinderten Zutritt und wird, vermengt mit der von den Hochplatoaux herabströmmenden reinen Gebirgsluft, der Cultur aller Producte des Ländbaues besonders för* derlieh. In dein oberen Hügel lande ist es namentlich die Ilügelgegend des Coglio, welcher die Natur ihre volle Gunst zugewendet hat. Der Coglio ist berühmt durch seinen ausgedehnteil Weinbau und das treffliche Obst, welches ebenso wie die süße Traube weithin versendet wird. Lorbeer- und Oelbäume dringen bis hieher vor. Die schlanke Cypresse erhebt ihr stolzes Haupt in den Gürten, ja selbst die Granatäpfelbäume halten an geschützten Stellen im Freien aus; die Gemüsegärten aber bewahren ihre Vegetation das ganze Jahr hindurch. Im Allgemeinen äußert sich die Einwirkung des Görzcr Klimas auf die Vegetation, in dem Gedeihen der Culturpflanzen und in dem Charakter der Flora der in Wald und Feld wildwachsenden Pflanzen, In ersterer Beziehung zeigt es sich, dass hier viele Culturpilanzen im Freien fortkommen, welche in Deutschland im Freien ohne Schutz während des Winters nicht gedeihen. Rücksichtlich der wildwachsenden Pflanzen aber ergibt es sieh, dass Pflanzen, die einer Südlicheren Flora angehören, hier fortkommen und die Pflanzen der mitteleuropäischen Mora hier in einer weit früheren Periode; zur Blüte gelangen, als jenseits der Alpen. Es gedeihen hier unter dem wohlthätigen Einflüsse der lauen Südwinde die meisten südlichen Gulturpflanzen, welche den Küstenstrichen des ad riatischen Meeres eigen sind, insbesondere aber auch die aus Japan und Californien stammenden Pflanzen. So ergibt es sich, dass über 200 Arten von Bäumen und Sträuchern in den hiesigen Gärten angetroffen werden, welche das deutsche Klima nicht vertragen Die südlicheren und anderen Pflanzen erlangen in dem Klima des Görzcr Hügellandes eine ungemein schnelle und kräftige Entwicklung, und es sind die Fälle nicht selten, dass z. B. Cedern, Cyprcsscn u. Wellingtonicn binnen zehn Jahren eine Höhe von 12 bis l) Man zählt darunter 70 Conifcren-, 3 Cedern- und 17 Cypressenartcn, 88 immergrüne Gewächse, 34 Gehölze mit fallendem Laube und 14 Schlingpflanzen, zusammen 226 Arten ; die einzelnen Gewächse sind aufgezählt in dem Artikel "Die Einwirkung des Görzer Klimas auf die Vegetation,, von Freiherrn von Czocrnig in clor meteorologischen Zeitschrift 1879. 15 in erlangen. Die Flora der wild wachs enden Pflanzen ist in diesem Gebiete eine sehr umfassende und enthält aul.cr den Pflanzen der mitteleuropäischen Zone mehrere Arten, welche jenseits der Alpen nicht vorkommen ; man zählt deren an 20 Arten. Viele Pflanzen, welche jenseits der Alpen in gleicher Höhe mit dem Niveau des Meeres wachsen, gedeihen in diesem Gebiete nur als Gebirgspflanzen in einer Höhe von mindestens 000 m, während auf den Hügeln die Buch»! nur strauchartig und unfruchtbar bleibt und die Fichten nur 1-2 in hoch werden und in wenigen Jahren absterben. Für den Vegetationsgiirtel von 100 - löl) m ist charakteristisch die Stieleiche (QueYCUS pubescens), für die höherem Regionen die Buche, welche auf dem Hochplateau des Tarnovaner Waldes einen üppig emporstrebenden Urwald bildet. Uber den [hieben breiten sieh eben dort bis zur Vegetationsgrenze hochstämmige Tannenwälder aus. Die phänologischen Erscheinungen dieses Landes unterscheiden sich von jenen des Gebietes jenseits der Aljarn hauptsächlich dadurch, dass hier die Flora auch im AVinter nicht gänzlich zum Stillstaude gelangt, sondern in den einzelnen Monaten dieser Jahreszeit eonstante Repräsentanten aufzuweisen bat, und dass während des Sommers die Blüthenfulle in Feld und Wald weit weniger üppig ist, als jenseits der Berge in den deutschen Ländern. Die wildwachsenden Pflanzen entwickeln ihre Blütenpracht in solcher Fülle, dass mit Anfang Februar (in der Regel am 9. Februar) das Frühjahr für die Vegetation als eingetreten bezeichnet werden kann. Für jene Pflanzen, welche sowohl hier als jenseits der Alpen vorkommen, beginnt die Blüthezeit im Gürzer Gebiete; im Allgemeinen um HS Tage früher als in den deutschen Ländern. Zu Ende April (am 24. April) sind auch nach strengen Wintern bereits alle Ilolzpflanzen grün, und es tritt hiemit für die Vegetation die Periode des Sommers ein. Der östliche Theil des Görzer Hügellandes, das Wippacherthal, ist durch seine Lage am Fuße des Karstes mehr den Winden ausgesetzt und hat deshalb ein etwas gemäßigteres Klima, dennoch aber ist sein Boden ungemein fruchtbar und liefert vorzugsweise an Wein und Obst sowie an Mais reiche Ernten. Die Görzer Ebene bat durch ihre an das Meer grenzende Lage und die von dorther wehenden milden Lüfte ein ausgesprochenes südliches Klima. Es ist ein reicher und äußerst fruchtbarer Landstrich, in welchem alle Erzeugnisse eines südlichen Klimas gedeihen, die Seidenzucht und der Weinbau reichen (leider in den letzten -Jahren durch die Krankheiten des Seidenwurmes und der liehe ungemein beschränkten) Ertrag gewähren, und dessen Cul tur durch einen fast zweitausend jährigen Anbau kaum eine Veränderung erlitten hat. Das Karstplateau hat auch in Bezug auf das Klima manche Ei« genthüinlichkeiteu. Seine Klora hat einen weit südlicheren Typus als jene des Hügellandes und geht zum Theile schon in die mittelländische Flora über. Des steinigen Bodens halber ist seine Fruchtbarkeit eine geringe, doch ist der Boden namentlich in den Abhängen gegen das Meer zu für die Weincultur ein sehr günstigen'. Der Wein der Ribollatraube und jener von ProsecCQ (welches jedoch bereits dem Triester Gebiete angehört) erfreut sich auch in der Gegenwart eines bedeutenden Rufes, sowie im Alterthume das \ niuin Pucinum (wahrscheinlich dem Gebiete von Dubio entstammend) sieh eines hohen Ansehens erfreute und namentlich das Lieblingsgetränk der Gemahlin des Kaisers Augustus Li via bildete, dessen Genuss auch ihr hohes Alter zugeschrieben wurde. Zu den Factoreu des Klimas gehören nebst dem durch die südliche Breite bedingten Wärmegrade die Winde. Abgesehen von den mehr untergeordneten Windrichtungen sind es zwei I lauptwinde, Welche auf das Klima der Grafschaft, namentlich auf den mittleren und südlichen Theil desselben, Einfluss nehmen. Die Bora, ein Ostnordostwind, und der ScirOGCOf ein Südostsüdwind. Die Bora entspringt auf dem Karste und ist ein alles durchdringender, heftig auftretender Wind, welcher Trockenheit und Kälte bringt, der Scirocco dagegen streicht vom Meere her und bringt Feuchtigkeit und Wärme. Die Bora weht am heftigsten in dem östlichen Theile des (Ilügel-und ebenen) Landes, während der Scirocco im östlichen Theile des Landes fühlbar wird. Inden Monaten November und December walten die feuchten und warmen Winde, in den Monaten Jänner bis April die trockenen und kühleren Winde vor. Im Süden des Landes ist der Winter müder, der Sommer kühler, in der Ebene herrschen mehr Winde und wenigen' liegen, daher der Landbau häutig an Trockenheit leidet, während im Gebirge sowie im Bügellande mehr Schaden durch Regen verursacht wird. Auch das Wasser hat einen zum Theil sehr fühlbaren Einlluss auf das Klima. Dieser Eintluss ist theils ein sporadischer, theils ein perpetuirlicher. Zu den sporadischen Einflüssen gehört der Mangel an Regen, welcher in manchen Jahren eine für die Feldfrüchte und für den Weinbau sehr schädliche Einwirkung nach sich zieht und hier-landcs sich gleichzeitig fast über das ganze Culturland ausbreitet. Eben dabin sind auch die zeitweisen Anschwellungen der Flüsse zu zählen, namentlich des Isonzo und des Torre, welche größtenteils keine festen Ufer haben, und bei Hochwasser die anstoßenden Gelände überflutend Und ihren Lauf häufig wechselnd, dieselben in weiten Sirecken mit Sand und Gerolle bedecken. Zu den perpetuirlichen Einflüssen gehören theils solche, welche durch den Mangel au Wasser, theils solche welche durch den ÜberHuss des flüssigen Elementes erzeugt werden. Der Mangel an Wasser wird vornehmlieh in den Ortschaften empfunden, welche sich auf den Flateaux des Laschekge-birges und des Tarnovanerwaldes angesiedelt haben. Den Bewohnern derselben ist nie der Genuss eines erfrischenden Quellwassers gestattet, welches durch das häufig mit Würmern angefüllte Oisternenwasser ersetzt werden muss, da das atlunosphärische Wasser sich in den Spalten des Berglandes verliert und am Fuße der steil abfallenden Wände des Plateaus in stark fließenden Quellen zu Tage tritt. Aus gleichen Gründen herrscht in den zahlreichen Ortschaften des größeren Theiles des Karstes ein ganzer Mangel an Quellwasser, da das Regenwasser in die Risse und Löcher des zerklüfteten Bodens versinkt und sich erst unterirdisch zu fließenden Bächen vereinigt. Dieser fühlbare Mangel ist nicht nur für die Ernährung der Menschen, sondern auch für die Tränkung des Viehes empfindlich, welches oft weit bis zu Cisternen geführt werden muss. Ein ÜberHuss an Wasser ist dagegen die Landplage in dem südlichen Bezirke von Aquileja, an welchem noch immer das Snmplland 4 J einen erheblichen Antlicil nimmt. Ursprünglich der reichste Fruchtboden wurde der an die Lagune angrenzende Landstrich durch die vernachlässigten Bauten an den Damnum und Flussufern versumpft. Nachdem dieser trostlose Zustand durch viele .Jahrhunderte angedauert hatte., war es zuerst der großmülhigon Sorgfalt der Kaiserin Maria Theresia zu danken, dass die Uferbauten hergestellt und das Land größtenteils entsumpft wurde. Diese Bauten werden jetzt sorgfältig erhalten, es ist aber noch immer nicht gelungen, das Sumpflaud gänzlich trocken ZU legam und die schädliche Einwirkung der »Sumpfiuft auf die Bevölkerung zu bannen. II. Ethnologisches. Die Grafschaft Görz bildet die Grenzmark zwischen den drei großen europäische Völkergruppen^ det romanischen im Westen, der deutschen im Norden und der slavischen im Osten; sie ist zugleich der Knotenpunkt, an welchem sich diese drei Volksstämme berühren. Die ethnographische Geschichte der Grafschaft Görz weist eine nicht geringe Anzahl von Völkerschaften auf, welche das Gebiet des Landes oder einzelner Theile desselben durch längere oder kürzere Zeit bewohnt haben, abgesehen von jenen, deren Wohnsitz sich noch heute daselbst ausbreiten. Die Nachrichten hierüber reichen bis in den Beginn der historischen Zeit zurück. In den ältesten Zeiten bewohnten die Thraker IStrien, dessen Grenzen in der frühesten Zeit bis an den Timavus reichten. Die erste Erwähnung derselben macht 500 Jahre vor Ohr. Nkymnus mit den Worten: Post Henetos gens est Istromm, welchem sieh Skylax in seinem Feriplus anschließt, indem er sagt: Henetis ßnitimi sunt Thr&Ces Istri dieti. Es beziehen sich diese Nachrichten allerdings auf eine verhältnismäßig spätere Zeit; da aber in eben dieser Zeit die Thraker noch im ungestörten Besitze des Kachbarlandes der Venetor, d. i. auf dem Karste und in Istrien saßen, so kann mit Grund angenommen werden, dass sie die frühesten Bewohner des südlichen Theiles der Grafschaft und namentlich der Karstgegenden waren. Besser unterrichtet sind wir bereits über den zweiten Volksstamm, welcher sieh in der Gegend am Timavus sesshaft machte. Es waren dies die Ku-ganeer, ein etruskischer Volksstamm) welcher nach dem um die Zeit von 1800 Jahren vor Chr. erfolgten Einfalle der Etrusker in Oheritalien sieh in der Osthälfte dieses Landstriches ausbreiteten und ihre Wohnsitze bis an die julisehen Alpen ausdehnten. Wir haben dafür die Zeugnisse des Alterthums. Livius berichtet, dass die Euguneer zwischen dem Meere und den Alpen wohnten und in der Folge von den Vcnetorn, die ihre Wohnsitze einnahmen, von dort vertrieben wurden. Insbesondere aber nennen die Dichter Silvius Italiens und Martini den Tiniavus einen euganeischen Fluss, welches beweiset, dass zu ihrer Zeit die Annahme bestand, die Euganeer seien die Anwohner jenes Flusses gewesen. Auf völlig gesichertem historischen Boden aber befinden wir uns, wenn wir berichten, dass die. Veneter in dem südlieben Theile des Gebietes der heutigen Grafschaft (Jöi-z verweilt haben. Die Veneter, welche nach dem Zeugnisse der alten Schrifsteller aus Jllyrien nach ihren späteren Wohnsitzen in Oberitalien gelangten, überstiegen bei ihrem Zuge1) nach dem Nordrande des adriatisehen Meeres im Lande der Liburner die dort abgeflachten jüdischen Alpen, den heutigen Birnbaumer Wald. Das Andenken an diesen Zug erhielt sich, da nach Ammianus Marcellinus diese, niedrigeren Alpen in früheren Zeit renetische Alpen genannt wurden2). Die Veneter ließen sieh auf diesem Zuge nach dem Nordrande des adriatisehen Meeres am Timavus nieder, welcher Fluss nach kurzem Laufe dem Meere zuströmt. Die Veneter waren im Alterthum durch ihre Pferdezucht berühmt, für einen pferdezüchtenden Stamm aber war die Lage dieses Platzes eine ausnehmend günstige. Der schiffbare Strom stellte die Verbindung mit dem Meere her. Die herrlichen Eichenwaldungen, welche die Abhängo des dortigen Karstgebirges bedeckten, das beständige Klima, die milde Luft und der harte Boden eigneten sieh in ausgezeichneter Weise für die Pferdezucht. Sie erbauten daselbst, wie l) Eine Erinnerung an diesen Zug erhielt sich in der alten Sage der Veneter, welcher folgend Vcrgil in der Aeneide dichten konnte: Anterior potuit — illyrico pendrare sinus aique intima tutus regna Liburnoruni et fontem superare Timavi, 8) Eadices Alpium Juliarum venetas appellafrant avtiquitus. Ammianus Marzellinus. Strabo berichtet, dein Dioniedes, dessen Andenken als Patron der Pferdezucht sie aus 'Thrakien mitgebracht, einen Tempel und umgaben denselben mit einem ihm geweihten Zaum, d. b. sie umfriedeten den nahen Wahl, um in demselben die Pferdezucht ungestört treiben zu können. In der Folgezeit zogen sich die Vencter von dem Nordrande des adriatischen Meeres bis hinter den Tiliaventus (dem heutigen Taglianicnto) zurück, da sie wahrscheinlich von den umwohnenden volkreicheren keltischen Stämmen bedrängt wurden und an dem eben erwähnten Flusse eine gegen Einfälle mehr gesicherte Grenze fanden. Üben- die Bewohner der Grafschaft in den nachfolgenden Jahrhunderten stehen uns nur spärliche Nachrichten zu Gebote; doch ist es sicher, dass die umwohnenden keltischen Karner ihre Wohnsitze bis dahin ausgedehnt haben. Livius erzählt, dass die keltischen Gebirgsbewohner bei anwachsender Volksmenge von Nahrungsmangel bedrängt einen Verstoß in die Ebene gemacht und sieh daselbst (wahrscheinlich auf dem Hügel von Mcdoa) eine Stadt erbaut hatten, von den leunern aber, welche einen Einfall des ganzen Volkstammes befürchteten in ihre Berge zurückgedrängt wurden l). Alsbald nachher die Könner den befestigten Ort von Aquileja anlegten, lag nach den Angaben der alten Schriftsteller2) dieser Ort in dem Gebiete der Karner. Neuerliche Ausgrabungen haben aber auch directe Anzeichen der Anwesenheit keltischer Bewohner auf dein Gebiete der Grafschaft Gör/, geliefert. Vor wenigen ■Jahren wurde nächst dem Dorfe St. Peter bei Gürz eine beträchtliche Menge von Bronze-Gegenständen tbeils fertige, theils halbfertige, theils Bruchinalorial und Gussforiuen aufgefunden, welche anzeigten, dass sich daselbst eine Werkstätte zur Erzeugung von Bronzewaaren befunden hatte. Die Erzeugnisse selbst aber trugen den keltischen Charakter an sich, wie Baron Sacken der Direktor des k. k. Antikencabinetes in Wien, nach den dorthin gelangten Fund- x) Umständlicher davon ist die Rode in die Freiherrn von Czocrnig Vortrage am Institut de France: La ville des Guulois und dessen Aufsatze die Stadt der Gallier hei Aquileja in den Mitteilungen der Wiener geographischen Gesellschaft. a) Piwitts sagt von Aquileja: u(Jarnoruin haec regio» und "in agro Carnorum„. 4ti stücken aachwies. Eine /učite Ausgrabung fand unter Leitung des k. k, Conservators Dr, Bizzarro in Sta. Lucia nächst Tolmein statt, wo eiue ganze Todtenstadt entdeckt wurde, deren Fundstücken mit jenen des Hallstädter Todtenfehles übereinstimmen, sohin von Kelten herrühren. Nach den Karnern kamen die Bötner in das Land, als sie im J. 182 vor Chr. die Colonie Aquileja anlegten und dieselbe mit italischen Veteranen bevölkerten. Als Aquileja im 3. und 4. Jahrhunderte n. Chr. zur wichtigsten Handelsstadt des ()ccidents sich emporschwang, fand daselbst das Zusammenströmen der Fingebornen fast aller Völker des Ocoidents und des Orients statt, und man vernahm daselbst die Laute der verschiedenartigsten Sprachen« Die Einheimischen aber breiteten ihre Wohnsitze in weitem Umkreise um die Stadt aus, welche letztere sich auch auf den südlichen Theil der Grafschaft erstreckten und bis an den Fuß des Karstes reichten, wie die heute noch erkennbaren Namen vieler Ortschaften und Fluren darthun1). Nach den Römern folgt die Periode der Völkerwanderung, während welcher das Land von den Herulern, Gothen und anderen Volks-stänunen durchzogen und gräulich verwüstet wurde, die aber mit Vorübergehender Ausnahme der Gothen keinen bleibenden Wohnsitz im Lande hatten. Erst als am Schlüsse der Völkerwanderung die Langobarden Besitz von dem Lande nahmen, erhielt letzteres wieder eine stabile Bevölkerung. Denn bei dem Einbrüche der Langobarden scheint dasselbe nur schwach bewohnt gewesen zu sein, da die Langobarden nach dem Berichte des Paulus Diaconus das Land ohne Widerstand besetzen konnten und letzteren erst in dem venetischen Gebiete zu bekämpfen hatten. Die Langobarden nahmen nach ihrem Erscheinen in Oberitalien ') So erinnern an den römischen Agcr culonicus des Weichbildes von Aquileja die Ortschaften Teno fad tcrtiwn laptdemj, Cervignano fCerciniaunm), Saciluto (Sa-dictum), Scodovacca (Scolum acquac), Ajello (Sacellitm), Perteole (a dandis partihtts bei Vertheilung der Opfer), Colombara (Coliimbantm), Artigna Teor (Tibur), Mimis (Ncmora), Frogellano (von der TVföusdei Fregettani), Luceriano {Tribus Luccna). Von bestehenden römischen Namen der Grundstücke, wie Gratian, Julian de. führt Kandier deren zwanzig an, die ihren römischen Namen bis jetzt erhalten haben. zuerst ihren Hauptsitz in Friaul und breiteten sieh in diesem Lande aus bis,nach Aquileja, welches sie nach erfolgter Plünderung besetzten und wo sie sich einrichteten, wie auch die dortigen Kireheiifiirsteu ihnen unterthänig wurden. Am linken Ufer des Isonzo sind wenig Spuren ihrer Anwesenheit übrig geblieben, doch hatten sie daselbst die festen, wohl schon aus der Körner Zeit herrührenden Burgen von Monfalcone und Gorninns, und es entstand zu ihrer Zeit die Burg von Strassoldo (damals genannt zu den zwei Thürmen) und Paulus Dia-conus erzählt, dass der Herzog Pennno von Friaul den Patriarchen von Aquileja Calixtus von den- Burg Pontium (wohl das alte Pucinum und das heutige Duino) ins Meer stürzen wollte, was jedoch nicht geschah. Kurze Zeit vor dem Einbrüche der Langobarden hatten in Folge des Krieges zwischen den Gothen und den Byzantinern die zur See herrschenden Griechen sich in den Besitz des Küstensaumes am Nordrande des adriatischen Meeres gesetzt und die Herrschaft bis Aquileja ausgedehnt, welches sie jedoch gegen die Langobarden wieder verloren. Am Küstensaume jedoch (namentlich in der Stadt Grade) vermochten sie ihren Besitz durch lange Zeit zu bewahren, wodurch daselbst das römische Volkselement erhalten und mit dein griechischen vermischt wurde *). Nicht lange nach dem Einfalle der Langobarden wälzte sich von Ostender Heereszug der Araren und der mit ihnen verbündeten Slaven, welche den obetani wahrscheinlich menschenleeren Theil der Grafschaft besetzten und sich nach Friaul ausdehnten. Dort begegneten sie dem Widerstande der Langobarden, welche in wiederholten Kämpfen deren weiteres Vordringen hinderten, es aber dennoch zulassen mussten, dass sie einen Grenzbezirk daselbst einnahmen, in welchem sie sich noch heute befinden. Den Scbluss der Völkerbewegung bildeten die Frfoul&r, welche zur Zeit der langobardischon Herrschaft von Norden her in das schwach bevölkerte Land einwanderten und zwar nicht als geschlossene Körperschaft, sondern in einzelnen Familien und Sippen. Sie nahmen die im s) Das griechische Element war auch bereits in der Blütezeit von Aquileja zahlreich daselbst vertreten, wie es die seit jener Zeit erhaltenen Inschriften darthuu. Gebirge noch spärlich vorhandenen Kelten in sich auf und dehnten »ich nach der Besiegung der Langobarden durch die Franken bis nach Aquileja aus, wo sie sich mit dem daselbst noch sesshaften römischen Elemente vermischten. In dem fruchtbaren Lande erstarkten sie zu einem zahlreichen Volksstanmie, welcher das Land bis zu dem Isohzo besetzte. Es blieb dies ihre östliche Begränzung bis an den heutigen Tag, mit einziger Ausnahme der Stadt Görz, in welcher sie sieh am Schlüsse des Mittelaltes und der folgenden Zeit ansiedelten. Hatte mit dem Eintritte1 der Friauler die Völkerverschiebung in der Grafschaft ein Ende gefunden, so trat doch noch in Folge der dynastischen Veränderungen ein neues ethnologisches Element, das deutsche hinzu. Als Kaiser Otto der Große die Mark Verona von dem kaiserlichen Gebiete Oberitaliens trennte und sie an seinen Bruder, den Herzog Heinrich von Krain und Kärnten, übertrug, machte das heutige Görzer Gebiet einer Bestandtbeil des Ilerzogthums Kärnten aus. Es verblieb bei demselben, bis Kaiser Otto III mit Zustimmung des Herzogs von Kärnten dieses Gebiet nach dem Jahre 1000 zur Hälfte dem Grafen von Friaul und zu* Hälfte dem Patriarchen von Aquileja schenkte. Der Antheil des Grafen von Friaul ging durch Erbschaft an die Ep pen ste in er Grafen von Mürzthal und nachmaligen Herzoge von Kärnten ab. Graf Marquard übertrug seinen Wohnsitz von der Burg von Salcano in das wahrscheinlich von ihm erbaute Schloss auf dem Hügel von Görz und siedelte am Abhänge desselben seine deutschen Ministerialen in der nachmaligen Oberstadt an. Nachdem der Eppensteiner Graf Heinrich von Görz auf den Kärntner Herzogsstuhl gelangt war, erschienen gegen das Ende des eilften Jahrhunderts die Lurnganer Grafen im Besitze der Grafschaft, ob durch kaiserliche; Verleihung allein oder gleichzeitig auch, wie wahrscheinlich, durch Familienverbindung mit den Eppensteimern ist nicht ganz klargestellt. Den neuen Besitzern gelang es bald in Folge der Streitigkeiten mit den Patriarchen von Aquileja auch die andere Hälfte dieses Gebietes an sich zu bringen. Seitdem erscheint die Grafschaft Görz als ein Theil des deutschen Reiches, in welchem die Görzer Grafen. Sitz und Stimme im Reichstage hatten. Die Grafen residirten auf dem Schlosse zu Görz und richteten, da sie gleichzeitig auch ausgedehnte Besitzungen ün Pusterthale und in Kirnten hatten, eine deutsche Verwaltung in die Grafschaft ein. Aus ihren Ministerialen gestaltete sich bald der Markt und in der Folge durch Verleihung des Grafen Heinrich II die Stadt Görz ani Abhänge und am Fuße des Sehlosshiigels als (ane deutsche Gemeinde. So wie die Bevölkerung, war auch die Verwaltung der Stadt eine deutsche und verblieb es durch das ganze Mittelalter hindurch. Der Grund besitzende Adcd des Landes war gleichfalls seiner Mehrzahl nach deutscher Abkunft, und die von ihm beschickten Landtage; verhandelten in deutscher Sprache. Als die italienische und l'iiaulische Sprache im Verkehr die deutsche Sprache immer mehr zurückdrängte, wie sogleich umständlicher zu erwähnen sein wird, wandten sich die Landstande an den Kaiser Ferdinand II und erhielten über ihr Ansuchen mit dem kaiserlichen Rescripte vom 10. Juli 1820 die Bestätigung, dass die Grafschaft Görz zum deutschen Reiche gehörig sei und sie für reckte (/dorne natürliche alte Teutsche angesehen werden sollten. Als die Grafschaft Görz unter die österreichische Herrschaft gelangte, war mit geringen Ausnahmen die allgemein übliche Sprache in der Verwaltung unter dem Adel und in der Stadt die deutsche, das Landvolk gebrauchte die heimische slavische Sprache und nur am Abbange des Coglio gegen die i'riaulisehe Fbene hin wurde friaulisch gesprochen. Mit der Sprache waren auch die Sitten und Gewohnheiten in Görz deutsehe, wie dies sehen die Namen der vorzüglichsten adeligen Familien und der Bürgel- zu jener Zeit erkennen ließen. Die Erwerbung eines Theiles von Friaul (des Gebietes von Aquileja und Gradišča) unten- Kaisen- Max I bewirkte, dass elie; (Sörzen-, wedche mit jenem Gebiete in vielfachen Beziehungen standen, neben der deutschell sich auch elie; friaulische Sprache aneigneten. So ergab es sieh auch von selbst, dass aus dem dicht bevölkerten österreichischen Friaul viel Volk nach der Stadt Görz kam, wo es bei der schwachen einheimischen Bevölkerung besseren Lebensunterhalt fand und sieh daselbst sesshaft machte. Dadurch wurde die; untere Schicht der städtischen Bevölkerung albnälig in eine friaulischo umgewandelt. Neben der friaulischem kam in der Mittelclasse auch elie italienische Sprache in Gebrauch, Die fremden Rechtsgelehrten, welche in Ermanglung vom einheimischen sich in Görz ansiedelten, die Richter, Advocaten und Kotare führten in den gerichtlichen Acten zuerst die lateinische, dann aber die italienische Sprache ein, und die aus Italien berufenen italienischen Geistlichen hielten in der Advent- und Fastenzeit italienische Predigten. Der Mangel guter Erziehunganstalten in den österreichischen Ländern und das Zuströmen italienischer Kaufleute und Handwerker drängte im 17. Jahrhunderte! die deutsehe Sprache in den Hintergrund. Wesentlich trug dazu bei, dass die Jesuiten beider Eröffnung ihrer Schulen in Görz die italienische Sprache in denselben einführten. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse wirkten darauf hin, da die comniercielle Verbindung mit den deutseben Provinzen wegen des Mangels guter Straßen über die trennenden Gebirge eine äußerst mangelhafte war, während die ebene Grenze mit dem benachbarten Italien den Verkehr in westlieber Richtung wesentlich erleichterte. Da nun auch die (hiltur und die gesellige Bildung in den benachbarten italienischen Städten Udine und Gividale eine weit mehr fortgeschrittene war als in den schwer erreichbaren österreichischen Städten, so wirkte das auch auf die socialen Zustände in Görz, welche allmälig einen italienischen Charakter einnahmen. Dies währte bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, zu welcher Zeit die verbesserten und vermehrten Comniunicatioiien mit den österreichischen Provinzen sowie der Zudrang des Görzer Adels zu dem Uelleben, der obersten Verwaltung und insbesonderer der Armee die deutsche Sprache derart wieder in Aufnahme brachten dass, wieder Görzer Gescliicht-schreiber Morelli berichtet, die Deutschen den dritten Theil der Bevölkerung von Görz ausmachten. Dieses Verhältnis wurde mindestens qualitativ ein noch günstigeres, nachdem die Kaiserin Maria Theresia in Folge des Aufhebung des Jesuitenordens deutsche Schulen in der Stadt und der Provinz von Görz einführte!. Seit dieser Zeit ergibt es sieb, dass den- gebildete! Theil der gesummten Görzer Bevölkerung ohne den angebornen italienischen Charakter zu verliiugnen, der deutschen Spracht! mächtig ist. Nach eleu Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880 zählte die geforstete Grafschaft Görz und Gradišča im ganzen 209.572 Einwohner, davon 131.557 Slovenen, 74.803 Italiener, 2.734 Deutsche; die Stadt Görz selbst an Gcmeindeangehörigcn 19.133 und zwar 13.117 Italiener, 3.411 Slovencu, 2.149 Deutsche. Im oberen und mittleren Isonzothale bis unterhalb Görz, im Wippachthaie und am Karste ist die sloveniselie Sj)rache nahezu die allein übliche. In der Grafschaft Gradišča, dem österreichischen Friaul, ist hinwieder die friaulische Sprache allgemein üblich; im Territorium von Monfalcone und auf den Inseln der Lagune von Gradu der vc-netianisebe Dialekt. III. Volkskunde. L Volkszahl. Die letzte Volkszählung fand im Lande wie in der gosammtcn üstetaeiclnsch-ungarisclien Monarchie zu Ende des Jahres 1880 statt. Die Grundlage bildete die effective Bevölkerung, d. i. die am Zahlungsorte im Zeitpunkte der Zählung thatsäeldich Anwesenden. Dieselben theilen sieh daher in die anwesenden Einheimischen und die am Zahlungsorte zur Zeit der Zählung daurend oder vorübergehend sich aufhaltenden Fremden. Dfi auch die nächstvorausgehende Zählung vom Jahre 1809 in vollständig gleicher Art durchgeführt wurde, so läßt sich daraus die Zuwachsquote bestimmen, welche sich vom 1809 auf 1880 ergibt. Die effective Civil - Bevölkerung betrug im Jahre 10(59'- 204.076 Personen, wovon 101.806 männlichen und 102.180 weiblichen Geschlechtes ; bis zum Jahre 1880 hat sie sieh auf 209.572 Individuen, wovon 105.184 männlichen und 104.388 weiblichen Geschlechtes, erhoben, somit um 5490 oder im jährlichen Durchschnitte um 499 Individuen vermehrt. Diese Zunahme der Volkszahl im letzten Jnhrzeheut ist bei weitem nicht so rasch gewesen als im vorausgehenden, denn die Zählung des Jahres 1857 hat 185.943 Bewohner ergeben, also bis l.sil!) eine Vermehrung um 18.953 oder im jährlichen Durchschnitte um 1579 Individuen. Auch wenn der Bevölkcrungs-anwachs für eine größere Periode zurück verfolgt wird, bleibt jener der jüngsten Periode zurück, denn im Jahre 1818 betrug die effective Bevölkerung der Grafschaft 144.048 Bewohner, der Zuwachs bis 1880 daher 05.524 Individuen, welcher einer durchschnittlichen Vermehrung von 0-43 Percent gleichkommt, während dieselbe 18G0 - 1880 nur 0-22 Percent betrug. l) Zur obigen Zahl der anwesenden Civil - Bevölkerung im Jahre 1880 kommen noch 1540 im Zeitpuncte der Zählung in Lande befindliche active Militärpersonen (1512 der Armee und 34 active Mann der Landwehr), so dass die gesammte anwesende Bevölkerung auf 211.184 Individuen steigt. Die einheimische Bevölkerung kann mit genügender Genauigkeit nur für die Grafschaft im Ganzen, nicht für die Bezirke nachgewiesen werden. Denn obwohl die abwesenden Einheimischen in doppelter Weise nach den Angaben Uber den Aufenthalt am Heimatsorte und nach dem Orte, wo sie zur Zeit der Zählung verweilten, erhoben wurden, so blieb die erstcre Aufnahme doch aus dem Grunde Lückenhaft, weil der Zählung am Heimatsorte alle alleinstehenden Personen *) In die einzelnen politischen und Gerichtsbezirkc vertlieiltc sich die effective Bevölkerung in folgender Weise: 1880 1869 Männl. Weibl. Zusam. Zusammen 9.013 10.395 19.408 16.659 6.686 G.057 12.748 13.335 17 764 17.Ü0O 86.064 30 804 6.666 6.287 12 953 11.943 Poiit. Bez. Görz Umgebung..... Ü1.H6 29.644 60.760 56.082 12.68!) 12.292 24.831 28 066 8.135 7.908 16 043 18.053 6.668 5.370 11.038 10.554 6.953 6.913 13.866 14 929 33.295 32.483 65.778 66.602 7.012 6-5ö6 13.598 14.305 6.865 6.714 13.569 12.837 13.8(57 13.300 27.167 27.142 2.667 3.290 5.917 6.551 4.150 4.180 H.630 8.724 11.086 10.706 21.882 22.313 17.893 18.666 36.459 87.691 Samme . . . 105.184 104.388 209.572 204.076 lind ganzen abwesenden Familien entgehen, über welche niemand Auskunft., zu geben vermag, und die letztere, weil vom Auslände nur sehr mangelhafte Auskünfte erlangt werden konnten, so dass von der Nachweisung nach Bezirken abgesehen wurde. Für das ganze Land ergeben sieh Einheimische: anwesend in der Ileimatsgemeinde ...... 178.(Ml _ in anderen Gemeinden des Landes . . 21.880 „ „ „ Osten*. Ländern........ 20.975 „ „ ungarischen „ ......... 504 „ „ Bosnien Herzegowina........ 1GG „ „ Übrigen Auslande........... 771 unbekannten Aufenthalts . . ,......... 474 232.420 Im Jahre 1869 wurden 20(5.153 einheimische Individuen gezählt, die einheimische Bevölkerung hat sich daher um 25.9(57, also rascher als die eü'octive Bevölkerung vermehrt. Von derselben sind 31.890 oder 13*7 Percent vom Lande abwesend gewesen, gegen 28.437 oder 13*3 Percent im Jahre 18(59. Die Wanderlust der Görzcr Bevölkerung ist daher eine ziemlich lebhafte, hat aber im letzten Doconnium nur sehr geringe Steigerung erfahren. Im Bezug auf das Verhältnis der männlichen zur weiblichen Bevölkerung lehrt die Erfahrung, dass im Norden die weibliche Bevölkerung überwiegend ist, und dass diese Überzahl in der Richtung gegen den Süden abnimmt, bis die männliche Bevölkerung ihr gleich* kommt und sogar noch einen kleineu Uberschuss aufweiset. Bei den nor.Llavisehen Stämmen und den Sh-veueu wird die stärkste Überzahl der weiblichen Bevölkerung beobachtet, welche bei den Südslaven und bei der romanischen Nationalität bis zum Verschwinden herabsinkt. In den Grafschaften Görz und Gradišča wird in dieser Beziehung eine eigentümliche Wahrnehmung gemacht. Die Verhältniswahl im ganzen Lande zeigt ein nicht unerhebliches Ubergewicht des weiblichen Geschlechtes, nämlich 1000 : 1027, dieses wird aber nur durch ein gleiches in der Stadt Görz und in den Bezirken Klitsch und Kirchheim bewirkt, während in allen übrigen Bezirken das männliche Geschlecht überwiegt. In dem einzelnen derselben wechselt dieses Verhältnis von 906 bis 1238 Weiber auf 1000 Männer1). 2. Volksdichtigkeit. Die Volksdichtigkeit oder die relative Bevölkerung erseheint naturgemäß in einem Lande von so abwechselnder Bodenbeschaffenheit und Bodencultur eine sehr verschiedene in den einzelnen Gebietsteilen/ Wenn man die efFective Bevölkerung zu Grunde legt, so ergibt sich durchschnittlich für das ganze Land im Jahre 1880 eine Bevölkerungsquote von 72 Bewohnern auf 1 Quadrat-Kilometer. Je nach den einzelnen Bezirken wechselt sie von 10 (Flitsch) bis 150 (Gradišča). Über 100 Bewohner auf 1 Quadrat-Kilometer haben noch die Bezirke Cormons und Monlälcone, von 80 bis 100 Görz Umgebung und Ccr-vignano. von 00 bis 80 Canale, Saidenschaft und Comen, von 40 bis 00 Sessana, Kirchheim und Tolmein, wobei der Bezirk der Stadt Görz außer Betrachtung bleibt2) *) Auf 1000 Männer kommen Weiber: in der Stadt Gör/,........1153 Weiber Im Bezirke Canale........ BOG „ „ Görz Umgebung .... 974 a „ Haidenschaft...... 913 „ „ Cerviginno....... 980 „ „ Cormons........ 984 „ _ Gradišča........ 947 Weiber im Bczike Monfalcono...... 994 „ „ Comen ......... 939 „ „ Sessana......... 979 „ Klitsch......... 1238 „ „ Kirehbeim....... 1080 Tolniino......... 9^4 2) Die einzelnen Gericbtsbezirkr haben naehstehende relative Bevü'kerung Stadt Görz . . . Canale...... Cervignano . . . Comen...... Cormons . • . . Flitscb...... Görz Umgebung Gradišča . . . . Haidenschaft . . Kirdiheim . . . Monfalcone . . . Sessana..... Tolmein..... Areale □ Kilometer 23-54 211-05 809-79 210-12 117-48 87405 379-97 70-47 168-76 159-80 123 32 255-83 507-67 Relative Bevölkerung 1880 60 80 63 137 16 112 156 77 54 112 53 43 Im Jahre 1869 hatte sich die relative Bevölkerung des Landes auf 70 Bewohner gestellt, wornach auf jeden Quadrat-Kilometer während des Zeitraumes von 1801) auf 1880 eine Volkszunahme von 2 Individuen entfällt. In der Monarchie hat diese Zunahme während der gleichen Periode 6 Individuen auf 1 Quadrat-Kilometer betragen, die Steigerung in Görz-G radisca erreicht daher bei der relativen wie entsprechend auch bei der absoluten Bevölkerung nur ein Drittel dieser Stärke. Die Verth eil une; der absoluten und relativen Bevölkerung uaofa Bezirken gewährt keine so genaue Einsicht in die Gruppirung der Bevölkerung als jene nach der Sonderung in Gcbirgs-, Hügel- und ebenes Land. Denn von den 13 Gerichtsbezirken des Landes liegen nur 6 vollständig in einer oder der anderen geographischen Abtheilung (Klitsch, Kirchheim, Stadt Görz, Ccrvignano, Conien und Sessana) jährend die 7 andern Bezirke sich in zwei oder drei dieser Abtheilungen erstrecken. Wir fügen daher die Verlheilung der Bevölkerung nach diesen geographischen Abtheilungen bei. Zahl der Flächeninhalt in □ Kilometern Absolute Auf 1 □ Kilometer Terrasse heu den 1 Cutastnit- Bevölkerung entfallen politisc Gemein (Jcmoinileu BEWOHNER i Hochgebirge . . . 12 31 654*16 13.835 1 23 j Mittelgebirge . . 25 49 003-80 30.478 53 40 88 609*02 88.017 140 20 38 430-0!) 39.869 93 Karst....... HO 03 531 '38 80.473 57 Summe . . . 133 269 2018-45 209.572 372 Gebirgsland und (i7 143 1879-34 80.786 43 Hügelland u.Ebene 66 126 1030-1 1 128.78G 124 Nach Verhältniszahlen berechnet vertheilt sieh der Flächeninhalt und die absolute Bevölkerung der geographischen Gruppen und stellt sich die relative Bevölkerung derselben gegen die durchschnittliche des ganzen Landes in folgender Weise: Terrasse FLÄCHENINHALT ABSOLUTE BEVÖLKERUNG 22-4 6-6 % 23-0 17-4 „ 21-0 42-4 „ ' 14*8 19-0 „ 28-2 14-6 „ Summe . . . 100-0 100-0 °/0 Q-ebirgsland und Karst..... 64-2 35-8 38-0 •/, 01-4 „ Diese Zahlen lassen deutlich die Verhältnisse der BevölkerungS-Gruppirung erkennen. Das Q-ebirgsland einschließlich des Karstes nimmt zwei Drittheile (genau 04-2 IVrcent) der Bodonlläehe ein, auf Welcher jedoch nicht volle zwei Fünftheile der G esamintbevölkerung wohnen, da die Volksdichtigkeit daselbst nicht volle zwei Drittheile der durchschnittlichen relativen Bevölkerung des Landes (00: 100) ausmacht. Hügelland und Ebene dagegen nehmen ein Drittheil (genau 35'8) der Bodenfläche ein, welches jedoch mehr als drei Fünftheile der Bevölkerung in sich fasst, weshalb auch die Volksdichtigkeit nahezu dreimal so groß als jene des Grebirgslandes ist. In den einzelnen geographischen Abtheilungen treten die Abstufungen noch schärfer hervor. Das Hochland nimmt ein Fünft heil (genau 24*4 Percent) der Bodenfläche (du, seine Bevölkerung beträgt aber nur 6'6 Percent der Gesainmtvolkszald und seine Voiksdichtigkeit erreicht kaum ein Drittheil der durchschnittlichen. Günstiger gestalten sieh die Verhältnisse im Alittelgcbirgslande, welches nahezu ein Viertel (genau 23-0) der Bodenfläche und etwas mehr als ein Sechsthcil der Gesammtbevölkerung in Anspruch nimmt, während seine Yolksdichtigkeit noch ziemlich unter der durchschnittlichen verbleibt. Am günstigsten aber erscheinen die Verhältnisse im Hügellande, welches auf denn fünften Theile (genau 2.1*0 Percent) der Bbdenfläche mehr als zwei Fünftheile der Gesammtbevölkerung beherbergt und seine Volksdichtigkeit auf mehr als das Doppelte der durchschnittli* ehen steigert. Etwas beschränkter ist die Bodenfläche der Ebene (genau 14*8 Percent der Qesammtfläcbe), welche jedoch nicht einmal die Hälfte der Volkszahl des Hügellandes oder den fünften Theil der Gesammtbevölkerung aufzuweisen hat, bei einer Volksdichtigkeit, welche die durchschnittliche um mehr als den dritten Thci! übersteigt. Dem IIü-geliande an Ausdehnung nur wenig nachstehend (genau 18*2 Percent) erseheint die Bodenfläche des Karstes, dessen Volkszahl jedoch nur ein Drittheil jener des Hügellandes und den siebenten Theil der Ge-sammtbevölkerung erreicht, bei einer Volksdichtigkeit von vier Fünftheilen der durchschnittlichen, und noch jene des Mittelgebirges um weniges übersteigt. Die dichteste Bevölkerung in einem compacten Gebiete zeigt sich in dem Landstriche, welcher von Monfalcone über Gradišča und Görz nach Cornions sich hinzieht, die Hochebene und den westlichen und mittleren Theil des Hügellandes in sieh fasst, und auf einer Bodenfläche von 532*43 Quadrat Kilometer 72*912 Bewohner oder eine Volksdichtigkeit von 135 auf den Quadrat-Kilometer aufweiset. Und dieser Landstrich ist derjenige, welcher zwar nicht als der fruchtbarste, doch als der am besten cultivirto sich darstellt. Im engsten Zusammenhang mit der Bodengestaltung steht auch die Häuserzahl und deren relative Bewohnerschaft. Nach der Zählung vom Jahre 18S() ergaben sich (einschüel.ilieh 1022 unbewohnte Häuser): in der Stadt Görz........................ 13S8 Iliiiiscr im Besirke Canale....................... 2187 „ „ Cervignano..................... 3880 „ Comen ('ormons 2430 ■2SS-2 Vortrag . . . 12.770 Himer BÖ Übertrag . . . 12.770 Häuser im Bezirke Flitsch....................... 1544 „ 7? 7? 3? 73 n 3: 33 n 7? 7? . . . 1584 7) n 77 77 n 77 77 '7 77 . . . 3890 77 Z asammen . . . 34,975 Hauser Werth m diese Zahlen mit der effectiven Bevölkerung des gleichen Jahres in Verglcichung gebracht, so entfall en auf 1 Haus: in der Stadt Görz........... . . Ii-5 Einw. im Bezirke , , 5-8 77 77 n . . 6-4 7? 7) 77 . . 5-5 77 7) 7? 5-5 37 7) 77 . . 3-8 77 37 n , . 5-7 73 7? 7? 33 77 71 5-1 37 3? 37 . . 5-4 33 77 n . . 5-9 37 7? n 3) 77 jj . . 5*6 77 Mit A nsiiahme der Stadt Görz, bei welcher die städtischen Ver- hältnisso sich zeigen, richtet die Dichtigkeit der Bewohner für das einzelne Haus sich genau nach der Bodeugestaltung und der hiedurch bedingten Bauart der Häuser. In einem Bezirke der Ebene, Ger-viguano, kommen über 0 Einwohner auf 1 Haus, ihm am nächstem steht Gradišča und Monfalcone, in gleicher Lage, und Oanale im Hü-gcllande; in dem völlig zum Hochlande gehörigen Bezirke Flitsch aber sinkt die Bewohnerschaft eines einzelnen Hauses im Durchschnitte unter 4 Individuen herab. lil Wird die Zunahme der Häuser jener der Bevölkerung gegenüber gestellt, so ergibt sich, dass die erstere in der jüngsten Zeit stärker als die letztere gewesen ist. Denn im Jahre 1800 wurden 31.89,'i Häuser gezählt, die Vermehrung bis 1880 beträgt daher 3082 oder 0-7 Percent, wogegen die Bevölkerung in der gleichen Zeit um 18.953 oder 2-4 Percent größer geworden ist. Die Bevölkerung wohnt daher jetzt etwas weniger gedrängt beisammen als früher. Im Jahre 1869 kamen auf 1 Haus im Ganzen 6*5 Individuen und auch in allen Bezirken lässt sich eine Abnahme der Wohndichtigkeit bemerken, am erheblichsten in Cormons und Gradišča. Früher und je weiten- der Zeit nach zurück, ist es anders gewesen; im Jahre IM* wurden 23.888 Häuser gezählt, die Anzahl derselben hat sich daher bis 1800 um 21*1 Percent, jene der Bewohner um 41*7 Percent vermehrt, wodurch bis vor einem Jahrzehent eine stets steigende Wohndichtigkeit, nämlich immer mehr Einwohner auf ein Haus, hervorgerufen wurde, und zwar war dies namentlich in der Ebene der Fall, während im Hochgebirge die Veränderung gering war und im Karst fast gar nicht wahrnehmbar wurde. 3. Yolksvertheilung nach Gemeinden. Die Gruppirung den- Bevölkerung in die kleinsten Wohngebiete, in jenen der Gemeinden, richtet sich naturgemäß zunächst nach der Bodenbeschaffenheit, in zweiter Linie nach den Einrichtungen der Bodencultur und der Communicationsmittel. — Die Ortsgebiete sind jedoch von dreierlei Beschaffenheit, sie erscheinen entweder als die administrativen Gemeinden, oder die Katästralgemeinden oder die eigentlichen Ortschaften. Die ersteren sind die untersten Glieder der Verwaltung, sie umfassen aber ein verhältnismäßig größeres Gebiet, in welchem sieh die Bevölkerung selten gleichmäßig gruppirt. Die Katästralgemeinden sind jene Gebiete, welche bei dem Bodenausmaße durch den Kataster als Einheit für die Grundstcuerbeniessiing aufgestellt wurden und mit den Culturverhältnissen am meisten übereinstimmen. Sie enthalten eine oder im Gebirgslande meistens mehrere kleine Ortschaften, die sieh jedoch wieder in Emotionen, Weiler und Einzelnhöfe auflösen. Die Katastral-Genieinden als das Bleibende und Feststehende eignen sich daher am meisten zur Vcrgleichung hinsichtlich der Wohnverhältnisse. Die Zahl der Kutastral-Gemeinden mit 269 ist in Görz-Gradisca eine vergleichungBWeise große oder mit anderen Werten die Bevölkerung derselben (diu; nicht sehr bedeutende, wechselt jedoch erheblich in den einzelnen geographischen Abtheilungen. Die Gemeinden mit der geringsten Bevölkerung lind i sieh in Hochgebirge, WO auf jede Gemeinde durchschnittlich 452 Bewohner entfallen. Hierauf kommt in steigender Reihenfolge der Karst mit 484, das Mittelgebirge mit 744, das Hügelland mit 1010 Bewohnern im Durchschnitte für jede Gemeinde. Im Gebirgslande mit dem Karst zählt mau durchschnittlich 5(15, im Hügel- und ebenen Lande 1022 Bewohner auf eine Gemeinde. Unter den 2(;i Einwohnern die Gemeinde Fiumieello....... „ 3344 „ die Stadt (eigentlieb stadtälndiehe Gemeinde) Cormons...... „ 3520 „ die Stadt Grado............ „ 2927 „ „ Monfalconc............ „ 3109 „ Zusammen . . . mit 30.470 Einwohnern Außer der Hauptstadt Gürz sind daher nur noch die Städte Cormons und Monfalcone von größerer Bedeutung, da sieh die Gemeinde; Fiumieello aus 5 Ortschaften zusammensetzt, deren keine 1000 Bewohner erreicht. Die genannten 5 großen Gemeinden umfassen den siebten Theil der Gesammtbevölkerung des Landes. Größer ist die Zahl der administrativen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern. Es finden sieh deren 31, zusammen mit 112.705 Einwohnern, von welchen 57.466 in den gleichnamigen Orten allein, die übrigen 55,239 in sonstigen, zu den betreffenden Gemeinden gehörigen Ortschaften wohnen. 4. Volksvertheilung nach dem Berufe. Die Nachweisung der Bevölkerung nach den Beruf- und Beschäftigungsarten wurde bei der Volkszählung in einer von dem früheren Vorgänge vollständig abweichenden Weise vorgenommen. Einerseits ging sie weiter als Inn den früheren Zählungen, indem eine größere Art von Berufsarten classificiii und bei jeder derselben die im Berufe Thätigen, die Hilfsarbeiter, die Familienangehörigen und die Hausdicnor-schaft specialisirt wurden; andererseits aber blieb sie gegen die früheren Zählungen insoferne zurück, als die Nachweisung nur nach politischen Bezirken erfolgte und die gesammte gewerblich-industrielle Bevölkerung ohne jede Specialisirung erhoben wurde. Durch ersteres wird namentlich die Scheidung der wichtigsten Berufsarten nach den lil geographischer] Abtheilungen unmöglich^ welche eben viol Charakteristisches im Lande ergeben würde. Es folgt zunächst eine Übersicht der bei der Zählung nachgewiesenen Berufsarten mit der Scheidung für die Stadt Gürz und das übrige Land, sowie; der Berechnung der auf die einzelnen Berufsarten entfallenden Kelativ-Antheile der Gesanuntbovölkeriuig l). Unter Stadt Übriges Zusam- jo 1000 Gör« Land men llewohnorn entfallen 305 798 1103 5-23 606 1005 1511 716 1653 3 1656 7-85 429 506 935 4-43 - 5 — 5 002 22 46 G8 032 137 IL 178 0-84 159 99 248 1 17 243 63 311 1 47 197 129 326 154 67 234 301 1-43 Diener in öffentlichen Dienste ....... 234 86Ö 1103 5-23 119 1018 1137 539 Land- und Forstwirtlischaft, Jagd..... 2662 134.285 136,917 648- 78 — 1983 1983 938 — 8 8 0-04 70G7 24.916 31.983 151 52 1769 3175 4944 23 42 45 — 45 0 2t Transport-Unternehmungen zu Lande . . . 636 1304 L94Q 9 19 „ „zu Wasser. . . 1 740 741 3-51 1701 1154 2855 13-53 1012 56t 1576 7-47 Anstalten filr Erziehung und Unterricht 262 30 282 1-34 Wohlthätigkeits- u. Humanitäfcs-Anst<en 319 213 532 2-62 Nicht heim Dienstgeber wohnende Bedien- 783 489 1272 602 Taglölmer mit wechselnder Beschäftigung 574 15-868 16.442 77-89 23 629 652 309 Zusammen . . . 20.920 190,164 211.084 1000 00 l) Mit Einrechunng der activen Militärs und der activen Landwehr als besondere Berufsart. (i 5 Dio Übersicht zeigt, dass in dem Lande nur drei Berufsgruppen: Land und Forstwirtschaft mit den Nebennutzungen und der Seefischerei; Industrie, Gewerbe und Bergbau; dann Handel, Transportunternehmungen und Geld und Credit-Institute durch größere Zahlen unter der Bevölkerung vertreten sind. Es genügt daher, bei den weiteren Ausführungen diese Gruppen hervorzuheben. Nach der Stellung innerhalb des Berufes fanden sich: Selbst-.ständige Personen Im Berufe Beschäftiget Familen-glieder Haus-Dienerschaft bei der Land- und Forstwirtschaft etc.. . 27 513 .46.906 61.816 2.695 4.810 , 10.399 16.0d9 733 1.608 1.327 4 294 441 40.152 08.409 95.844 6.679 Hieraus berechnen sich nachstehende Verhältnisse bei: Land-u. Forstwirtschaft etc. Industrie, Gewerbe, Bergbau. Handel, Transport Sämmt-liohen Berufsarten. f 658-2 151-6 36-4 10000 1704 2161 825 1704 831 1055 ' 1463 883 36 48 152 61 von 1000 der (iesammtbuvölkcnnig enthalten ................... auf 1000 Selbständig: kommen im Berufe Beschäftigte................ von 1000 im Berufe Thätigen enthalten Familienglieder.............. auf 1000 im Berufe ThSfcige kommen Hausdiener ................... Von der Gosammtbevölkorung fallen daher fast volle zwei Drittheile der Landwirtschaft zu, ein Siebentel kommt auf Gewerbe und Industrie, während nur In PerCent auf alle übrigen Berufsarten entfallen. Die Zahl der Hilfsarbeiter im Berufe ist erklärlicher Weise bei Industrie und Gewerbe relativ am erheblichsten, wenn sie gleich an und für sich weit hinter jenen bei der Landwirtschaft zurücksteht. Familiensrlieder wie Haüsdienerschaft nehmen bei Handel und Tran- Bport unter den großen Berufsgmppen erst die dritte Stelle ein, im VerLältnissc zu den im Berufe Thätigen, also den Ernährern, rücken sie an die erste Stelle vor. Wie erwähnt, erlauben die Angaben der letzten Zählung nicht, die Bevölkerung nach Berufsarten und speciell nach jener, welche dem ganzen Lande den vorherrschenden wirtschaftlichen Charakter aufdrückt, nämlich der Landwirtschaft, näher für die einzelnen geographischen Itegionen zu scheiden. Da aber eben diese Verhältnisse sehr Stabil sind und daher die der Landwirtschaft zufallenden Quoten der Bevölkerung keine wahrnehmbare Verschiebung erfahren haben werden, so kann auf die Ergebnisse der vorausgehenden Zählung, welche in dieser Beziehung mehr Ausbeute bietet, zurückgegriffen werden. Nach diesen kommt im ganzen Lande 1 Besitzer auf 10 Einwohner, in den Bezirken der Ebene 1 auf 02, wogegen nur noch im Bügellande 1 auf 13, in Mittelgebirge aber 1 auf 7, im Hochgebirge und Karstlande 1 auf 6 Bewohner entfällt. Da jeder Besitzer im großen Durchschnitte als ein Familicnhaupt angesehen und jede Familie auf 5 Kopie angeschlagen werden kann, so gehören zwei Drittheile der GcsanimtbevOl-kerung im Berglande der besitzenden Klasse an, während in der Ebene nur der zwanzigste Theil der Bevölkerung in diese Klasse einzureihen ist. Das Verhältnis der Hilfsarbeiter bei der Landwirtschaft zu der Zahl der Grundbesitzer ist ein sehr wechselndes, im Ganzen kommen auf 100 Grundbesitzer 320 Hilfsarbeiter, in der Ebene jedoch 1793, im Hügellande 332, im Mittelgebirge 352, im Karste 185 und im Hochgebirge 291. Bei noch näherer Scheidung der Gesammtzahl der landwirtschaftlichen Hilfsarbeiter auf je 100 Grundbesitzer kommen. - JJSSS . Taglöhner Beschäftigte im Hochgebirge................ 250 — 41 im Mittelgebirge................ 275 80 im Hügellande................. 251 82 in der Ebene.................. 949 — 844 am Karst.................... 170 — IG Zusammen im Lande 253 — 077 Daraus ist abzunehmen, dass im Bcrglande der Boden von den Grundbesitzern selbst mit untergeordneter Benützung von Hilfsarbeitern, mit nur sehr seltener Verwendung vorübergehend gedungener Tag-löhner bearbeitet wird, während in der Ebene die Bearbeitung des Bodens fast ausschließlieh durch Hilfsarbeiter besorgt wird. In den einzelnen Bezirken wechselt dieses Verhältnis der gesammten land-wirthschaftlichen Hilfsarbeiter von 171 sedchen (Bezirke Haidenschaft) bis zu 28G0 Arbeitern, den sogenannten Sottani (Bezirk Cervignano) auf je 100 Grundbesitzer. Von den beiden Untcrabtheilungen bilden 159 stabile Hilfsarbeiter im Bezirke Monfalcone und 15 Taglöhnor ii i Connons auf 100 Grundbesitzer die unteren, 1571 stabile Hilfsarbeiter und 1289 Taglöhner im Bezirke Cervignano die oberen Extreme. 5. Bevölkerung nach Alter. Bei der Volkszählung wird die Bevölkerung nach den einzelnen Alterjahren erhoben, woraus sich die Zusammensetzung derselben und das Verhältnis der produetiven und unproduetiven Bevölkerung erkennen lässt. Für den vorliegenden Zweck genügt die Zusammenfassung der beiden Geschlechter in Altersgruppen vmi 5 SU 5 Jahren, dagegen muss auch hierbei das Ergebnis von Stadt und Land auseinandergehalten werden. Denn wenngleich der Stadt Görz nicht großstädtischer Charakter zukommt, der sich bei den Weltstädten in auffallender Weise auch in der Zusammensetzung der Bevölkerung zu erkennen gibt, so hebt sie sich in dieser Beziehung doch immerhin beachtenswert von dem übrigen Lande ab und zeigt Wahrnehmbar den städtischen Einfluss, im Gegenhalt zur Landbevölkerung. Die anwesende Civil-Bevölkerung theilt sieh nach Altersgruppen: ALTER MÄNNLICH WEIBLICH Stadt GÖTZ Übriges Land Zusammen Stadt GÖTZ Übriges Land Zusammen Bis 5 , la ire 1.103 13.325 14.428 1.032 13.010 14.042 Über 5 bis 10 Jahre 893 10.809 11.702 877 10.235 11.112 » 10 77 7j 15 77 964 8.834 9.798 823 8.38g 9.209 )? 15 7? 77 20 r> 908 8.626 9.594 1.113 s.209 9.382 7? 20 n 11 25 ii 665 7.145 7.800 1.140 7.483 8.623 77 25 n t) 30 ii 665 o.l 105 7.270 809 6.427 7.236 7? 30 n jj 35 ii 659 g.120 0.779 705 5.945 6.730 n 35 n 77 40 ii 584 g.000 0.584 698 5.895 6.593 n 40 n n 45 77 479 Ii.Uli] Ii.178 652 5.492 6.144 77 45 77 7) 50 7? 417 4.845 5.2g2 4 80 4.76g 5.246 11 50 77 77 55 77 451 4.g24 5.075 577 4.735 5.312 n 55 n n g0 77 353 1.117 4.470 405 4.215 4.g20 n 60 n 7? 05 11 300 3.238 3.544 375 3.252 3.627 05 n n 70 )? 203 2.g14 2.817 256 2.430 2.g86 n 70 n ?7 t:» 75 188 1.98g 2.174 17!) 1.042 2.121 n 75 n 77 80 77 90 1.093 1.183 127 1.053 1.180 75 80 n 77 85 77 25 395 420 48 321 369 7) 85 « 77 90 77 9 85 94 13 115 128 7) 90 n 7? 95 77 1 9 10 2 21 23 7? 95 Jahre — 2 2 4 1 5 Summe . • 9.013*) 96.1 it 105.184*) 10.395 93.993 104.388 *) Ohne Militär, Von jo 1000 Personen ergeben sieh daher: ALTER MÄNNLICH WEIBLICH Stadt G a t.-. Übriges Land Zusammen Stadt GÖTZ Übriges Land Zusammen Bis 5 Jahre 122-38 138-56 137-17 99-28 138-42 134-52 Über 5 bis 10 Jahre 99-08 112-39 111-25 84-37 108-89 106-45 7? 10 „ 77 15 7? 106*96 91-86 93-15 79-17 89-22 88-23 77 15 „ 77 20 7? 107-40 89-69 91-21 107-07 87-87 89-88 17 20 „ 77 25 77 72-07 74-29 74-16 109-07 79-61 82-60 71 25 „ 77 30 77 73-78 o.s-iis 09-12 77-82 68-38 69-33 7? 30 „ 77 35 J? 73-12 63-64 64-45 75-52 63-25 04-47 77 35 „ 77 40 7? 64-80 62-39 62-60 67-15 62-72 03-10 7? 40 „ 77 45 77 53-14 59-20 58-73 02-72 58-54 58-96 7? 45 „ 77 50 77 40-27 50-38 50-03 40-17 50-71 50-25 77 50 „ 77 55 77 50-04 48-08 48-25 55-50 50-38 50-89 7? 55 „ 71 60 77 39-17 42-81 42-50 38-96 44-84 44-86 77 00 „ 77 65 77 33-95 33-67 33-69 36-10 34-60 34-07 7? 05 „ 7? 70 7? 22-52 27-18 26-78 24-03 25-85 25-73 77 70 „ 77 75 77 20-80 20-65 20-67 17-22 20-66 20-32 77 75 „ 77 80 77 9-98 11-37 11-25 12-21 11-20 11-34 77 80 „ 7? 85 77 2-77 4-11 3-99 4-62 3 42 5-53 7? 85 „ n 90 77 1-00 0-88 0-89 1-25 1-22 1-23 77 00 „ 7? 95 77 0-11 0-09 0-09 0-19 0-22 0-23 77 95 Jahre — 0-02 0-02 0-38 0-10 0-05 Summe • 1000.00 1000.00 1000-00 1000.00 1000.00 1000.00 Auf dem flachen Lande überwiegt die relative Zahl der Kinder und des Nachwuchses beim männlichen Gcschlechto bis zum 10.t6n, beim weiblichen bis zum 15.ten Jahre, dafür aber sind in der Stadt die Alters-Kategorien über diese Stufen hinaus bis zum 40.t0" Jahre bei den Männern und bis zum 45.tou bei den Frauen weit stärker vortreten, weil in diese die Masse der Dienenden und alle jener fällt, welche der Stadt aus Gründen des Erwerbes vom Lande zuziehen. Nach allgemeiner Übung wird das Alter bis zum 15.ten und über das O0.to Lebensjahr als unproduetiv, das dazwischen liegende als pro-duetiv angenommen, obwohl sich natürlich die Grenzen individuel sehr verschieden markiren. Hiernach ergeben sich von je 1000 Productive | Männlich Unproduktive \ Weiblich...... (Nachwuchs) männl. „ weiblieh (hohes Altes) männl. ,, weiblich Zusammen J männlich Unproductive\W(iM]v]l Stadt Görz 580-39 040-58 328-41 2G2-82 91-20 96-60 419-61 359-41 Übriges Land 559-22 500-29 342-81 336-52 97-97 97-19 440-78 433-71 Zusammen 561-04 573-69 341-57 329-19 97-39 97*12 438-90 426-31 Das Überwiegen der unproduktiven Bevölkerung auf dem Lande kommt ebenso von der erwähnten größeren Kinderzahl als davon her, dass dort relativ mehr Leute zu hohem Alter gelangen als in der Stadt. Obwohl aber in dieser der Antheil der produetiven Bevölkerung durch Gewerbs- und Dienstverhältnisse höher ansteigt, so steht er doch lange nicht so unnatürlich hoch als in den Großstädten, wo der Zuzug vom Lande das natürliche Verhältnis völlig verrückt. 6. Bewegung der Bevölkerung. a. Trauungen. Die Bewegung der Bevölkerung erhält ihren richtigen Ausdruck erst dann, wenn man eine Reihe von Jahren zusammenfasst, in welchen sich die Zufälligkeiten einzelner Jahre ausgleichen. Wir legen daher der Nachweisung derselben das kürzlich ver-flosseue Jahrzehent 1875— I ,ss4 zugrunde und führen der Kürze halber nur die Durchschnittszahlen dieser Periode an l). Die Zahl der Trauungen betrug im Jahre durchschnittlich 1530 und entfielen gegenüber der mittleren Bevölkerung dieser Periode von 200.800 Bewohnern auf 1000 Seelen 7-2 Trauungen. Dieses Verhältnis, wonach je 1 Trauung auf je 135 Bewohner im Jahre kommt, ist etwas minder günstig als das Durchsclmittsverhältnis der ganzen Monarchie, doch günstiger als jenes der benachbarten Länder IStrien, Krain und besonders Kärnten, in welch letzterem Lande eigentümliche Verhältnisse auf eine geringe Zahl von Trauungen einwirken. Je nach dem Stande der Brautleute wurden Ehen geschlossen: Jm üan/.un Auf jo 1000 Trauungen entfielen zwischen ledigen Personen . . . . 1264 82'G „ Verwitweten....... 49 3-2 „ Witwern u. Ledigen . . 158 10'3 „ Witwen u. „ , . 59 3-9 In Vergleichung mit den benachbarten Ländern war die Zahl der zwischen ledigen Personen geschlossenen Klion eine bedeutende, l) In den einzelnen Jahren ergaben sich Trau- - Ge- - Ster- Trau- — Ge- — Stor ungen burten boillle ungen ljurton befalle 1875 . , , . , . 1728 — 84'.:5 - 6796 1880 . . . . . . 1127 - 7693 — 5724 1876 . . . . 1753 — 8529 — 6089 1881 . , . . . . 1617 — 7572 — 5460 1877 . . . 1449 — 7467 - 5701 — 7856 - 6178 1878 , , . . . , 1394 — 8065 — (1379 1883 . . . . . . . 1542 — 7881 — 5702 1879 . .. . . . , 1438 — 7590 — 6067 — 8478 — 6143 wie sie am*Ii größer erscheint als die durchschnittliche der Monarchie; es hängt dies zusammen mit der gewöhnlich frühzeitigen Eingehung des Ehebundes. Nach dem Alter der Brautleute ergaben sit-li; Bräutigame bis 24 .Taliren . im ( ■anzen 131 — 8-0 unter 1000 n von 25 — 30 Ja; hren . 7? j? 003 — 39-4 7? 77 n n 31—40 7) 77 7) 528 — 34-5 7) 77 11 „ 41—50 77 77 7? 196 — 12-8 n 77 n „ 51 — 00 77 77 77 57 — 3-7 ii 77 n über 00 Jahren, . . . . 7? 77 55 — 1-0 n 77 Bräute bis 20 Jahren . . . . 7) 7? 274 — 17-9 77 77 n von 21 — 24 Jahren. 11 77 753 — 4!)-2 73 77 n „ 25 — 30 77 * 11 n 355 — 23-2 77 77 11 „ 31—40 77 11 n 110 — 7-2 7? 7? n „ 41 — 50 77 11 n 30 — 2-0 7? 77 ii über 50 Jahren ' 7? n 8 — 0-5 7? 77 Die Ehen werden hiernach in Görz - Gradišča zeitlicher abgeschlossen als dies in den vorwiegend deutschen Ländern der Fall ist. Slaven Überhaupt und auch Magyaren und Ostromauen gehen ebenfalls die Ehe in jüngeren Jahren ein, daher überragt die Monarchie in der Zahl der frühzeitig geschlossenen Ehen; die angrenzenden Pronvinzen stehen zurück. b. Geburten. Die Zahl der Geburten belief sich durchschnittlich auf 7983 im Jahre, sohin zählte man auf je 1000 Bewohner 39 Geburten jährlieh oder 1 Geburt auf 26 Bewohner, es ergibt sieh demnach eine etwas größere Durchschnittszahl von Geburten als in den angrenzenden Ländern, doch eine geringere als in der Gesammt-Monarchie. Von den Geburten waren: eheliche. . . im Ganzen 7700 — auf je 1000 Geburten entfielen 97*6 uneheliche . „ „ 193 — „ „ „ „ „ 2-4 lebende . . . „ „ 7874 — „ „ „ „ „ 98*7 todt geboren „ „ 109 — „ „ „ „ „ 1*8 t a Das Verhältnis der unehelichen Geburten ist ein mäßiges, es steht sowohl jenem der Gesammt-M onnre hie als jenem der sänuntliehen Nachbarländer gegenüber weit geringer. Ebenso stellt sich die Zahl der Todtgeburten als eine verhältnissmäßige dar; sie ist kleiner als die Durchschnittszahl der Monarchie und besonders als jene von Istrien, an dessen Westküste die herrschenden Wechselficber auf eine Vermehrung der Todtgeburten einwirken. Die auf ein Naturgesetz sich gründende Wahrnehmung, dass die Zahl der Männlichen Geburten um etwas jene der weiblichen übersteigt, und dass beide last in allen Ländern annähernd in dem Verhältnisse von 105 : 100 stehen, trifft auch hier ziemlich nahe zu, da die Zahl der männlichen Geburten durchschnittlich 4133 und jene der weiblichen 3850 betrug, sohin beide das Verhältnis^ von 107*8 : 100 aufweisen. Fast das gleiche Vorhältniss ergibt sich in den Nachbarländern, während jenes der Gesummt-Monarchie wirklich tiefer steht. Die Fruchtbarkeit der Ehen wird nach dem Verhältnisse der Trauungen zu den Geburten berechnet. Sie ist in diesem durch seine gesunde Lage ausgezeichneten Lande eine besonders günstige, da auf jede Ehe mehr als 5 (genau 5-2) Kinder entfallen, während diese Zahl in den angrenzenden Ländern wie in der Gesammt-Monarchie sich geringer ergibt. c. Sterbefälle. Die Gesammtzahl der Todesfälle ergab sieh durchscbnitllich mit 0024 (3049 männlich und 2975 weiblich). In Vergleicbung zur Bevölkerung zeigte sich daher eine Sterblichkeit von 29 Individuen auf je 1000 Bewohner im Jahre oder .1 Verstorbener auf 34 Individuen, welches günstige Verhältnis einen neuen Beweis für die gesunde Lage des Landes darbietet. Denn in den benachbarten Ländern war die Sterblichkeit eine größere, ebenso wie dies in der Gesannut-Monarchie der Fall war. Dem Geschleehte nach entsprach die Sterblichkeit nicht vollständig dem Verhältnisse der männlichen zur weiblichen Bevölkerung, denn während die letztere um ein Geringes (2"7 Percent) überwiegt, war die weibliche Sterblichkeit um fast 4 Percent kleiner als die männliche. Es ist dies eine Consequcnz der Überzahl von Knabengeburten, welche wieder eine größere Sterblichkeit der Knaben in der ersten Lebensperiode zur Folge hat. Nach dem Alter der Gestorbenen vertheilte sich die Gesammt-sumrae der Todesfälle in folgender Weise. Es starben durchschnittlich Individuen im Alter: Zahl von jo 1000 Gestorbonen von der Geburt bis 5 Fahre . 2055 — 440-8 über 5 bis .... 277 — 40-0 n JO n 20 .... 279 — 46-3 „ 20 11 30 .... 2G7 — 44-3 „ 30 11 40 .... 273 — 45-3 n 40 11 50 .... 293 04-9 „ 50 11 00 — 48.0 „ 00 11 70 .... 581 — 90-4 „ 70 11 80 .... 721 — 119.7 11 90 .... 268 — 44-5 „ 90 Jahre .... 19 — 3-2 Der Tod raffte demnach in der ersten Altersperiode unverhältnismäßig viele Kinder weg, so dass über zwei Fünftel alter Todesfälle in der kurzen Zeit bis zum vollendeten fünften Lebensjahre stattfanden. Doch lässt sich eben hierbei neuester Zeit eine entschiedene Wendung zum Besseren abnehmen. Noch in der Periode 1801 —1870 hat der Antheil der bis zum 5.ten Jahre vertorbenen Kinder 4(i9"0 unter 1000 Gestorbenen betragen. Die darauf folgenden Altersstufen weisen eine nahezu gleichbleibende regelmäßige Sterblichkeit auf, Welche mit dem vollendeten 50.tcn Jahre wieder bis zum 80.ten im Steigen begriffen ist, während jenseits dieses Lebensalters nur mehr etwas unter 5 Percent der Gestorbenen von je 100 entfallen. Die bedeutende Kinder-Sterblichkeit last sich größtenteils auf die geringe Pilege zurückführen, die den Kindern in den ärmlichen Landwohnungen zu Theil wird. Eine günstige Aussieht eröffnet sich aber für die Lebensdauer derjenigen, dio dieses Alter überstanden haben. Aus der Vergleichnug der Lebendgeborenen zu den Gestorbenen ergibt sich der stete Überschuss der ersteren, welcher auf die Zunahme her Bevölkerung hinwirkt. Dieser Überschuss betrug durchschnittlich im Jahre 1850 oder in der zehnjährigen Periode 1875 bis . 1884 — 18.50(1 Individuen, und es würde sieh daher aus dieser natürlichen Zunahme der Bevölkerung für Görz - Gradišča ein viel rascheres Wachsthum der Volkszahl ergeben als in der vorhergehenden Periode, wie aus den Zählungen co'nstatirt wurde. Doch geht über die Hälfte dieser Zunahme durch die Wanderungen aus dem Lande in andere Theile der Monarchie und Ausland wieder verloren, welche die Zuwanderungen von Außen weit überragen. Nach derauf Grundlage der beiden letzten Zählungen angestellten Berechnung verliert das Land durchschnittlich jährlieh über 050 Individuen der anwesenden Bevölkerung durch Auswanderung, daher von dem Überschusse der Lebendgeborenen für die Vermehrung der Volkszahl nur rund 900 Individuen jährlich verbleiben. IV. Landwirtschaft. L Verhältnisse des Grundeigenthums. Die Bewohner der Grafschaft widmen sieh der weit überwiegenden Zahl nach dem Landbaiie, auf dessen Ertrag sie zunächst behufs ihrer Ernährung angewiesen sind. Hierbei treten die Verhältnisse des Grundeigenthums und die Art seiner Bewirtschaffung in den Vordergrund; es machen sich in diesen Verhältnissen je nach den einzelnen geographischen Abtheilungen erhebliche Verschiedenheiten bemerkbar. In dem Gebirgslande ist das Grundeigenthum sehr zertheilt und der Landbauer ist meist zugleich Grundeigentümer, oder er besitzt doch neben der gepachteten Wirtschaft einige kleine Grundparzellen, Im mittleren Theile des Landes und in der Niederung war das Grundeigenthum, meistenteils in größere Complexe vereinigt, noch vor wenigen Jahrzehenten in den Händen des einheimischen Adels. Seit dem Beginne dieses Jahrhunderts ist durch Aufhebung der Beschränkungen der Besitzfähigkeit, durch eine teilweise Verarmung des Adels und durch die begonnene Bildung einer mehr oder weniger wohlhabenden Mittelclasse eine merkliche Veränderung in diesen Verhältnissen erfolgt. Der Eigenthum wurde gleichmäßiger vertheilt, und mit der verbreiteten Liebe zum Grundbesitze fanden (mehrfach) Verbesserungen Eingang; dass gilt namentlich von dem am dichtesten bewohnten Landstriche, welcher von Monfaleone über Gradišča nach Oormons reicht. Es wurde dadurch auch die Verbindung des Ackerbaues mit der In- dustrie, welche in unserer Zeil die Hauptbedeutung eines gedeihlichen Aufschwunges des Lundbaues ausmacht, gefördert, In der Tiefebene gibt es meist noch größere Com'plexe und das Grundeigentliuin ist weniger get heilt. 2. Bewirtschaftung. Die Bewirtschaftung erfolgt im Lande nur ausnahmsweise (zunächst im Ilochgebirgslande) mit deji eigenen Krallen des Eigen-thümers, im Allgemeinen (namentlich im Coglio) herrscht das Colonen-system. Das Gebiet des Hügellandes und der Ebene, von der Natur durch Klima und Fruchtbarkeit des Hodens in außerordentlicher Weise begünstigt, wie geeignet zu der blühendsten und wohlhabendsten Landschaften von Europa zu gehören, ist aber in wirtschaftlichem Nieder-gange begriffen. Mannigfach sind die Ursachen, welche diese ungünstigen Verhältnisse herbeiführen. Dazu tragen bei die Entkräftung des Bodens durch vernachlässigt« Pflege, Ungunst der klimatischen und meteorologischen Verbältnisse in den letzten .Jahrzehenten, durch Übermal) von Nässe und Trockenheit und zunächst in dessen Folge Krankheiten der Seidcnwürmer, der Heben und der Kurtoffeln, wachsende Concurrenz der fremden Länder im Ccrealienverkehr, Übermäßig hohe Staats, Landes- und Comunalsteuern, welche einen großen Theil des Ertrages verschlingen, das Zuströmen der ländlichen Bevölkerung zu der industriellen Beschäftigung, die Kostspieligkeit des Credites, der Mangel, des Sparsinnes, der häufige Besuch der Wirtshäuser, welcher die Trunksucht und die Branntweinpest fordert, und die in Folge dessen zunehmende Arniuth der Bevölkerung, welche der Entkräftung des Bodens nicht zu wehren Vermag. Alle diese Zustände sind mehr oder weniger in Ländern mit vorwiegend ländlicher Beschäftigung anzutreffen und bedingen wenn sie auch den Wohlstand arg zu schädigen vermögen, doch nicht den gänzlichen Niedergang des wirtschaftlichen Lebens. Dieser wird hier-landcs zum großen Theile durch das zu allen diesen Bedrängnissen hinzu tretende unheilvolle Colonensystem herbeigeführt. Vielfach erör tort, ist dieses System doch so wenig bekannt, dass es passend erscheint, dasselbe wie es sich hierlandes äußert näher zu beschreiben. Der Grundherr schließt mit dem Colonen einen zeitlichen Pachtvertrag, welcher am Emde jedes Jahres gekündigt werden kann. Er räumt ihm eine Wohnung auf dem Gründe ein und überträgt ihm die Bobauung des Bodens. Der Herr gibt nebst Haus und Boden die für dio Weinbereitung erforderlichen Gcräthschaften und den Keller, der Colone besorgt die Culturarbeit mit eigenem Ackergeräthe und eigenem Vieh um den nöthigen Dünger zu erzeugen. Menge und Beschaffenheit dos Viehes ist ihm vorgezeichnet, gewöhnlich aber ist sein Viehstand geringer und darum sein erzeugter Dünger unzureichend. Der Colono bezahlt für den Pacht 1. einen bestimmten Betrag als Miethzins für das Haus, 2. ein bestimmtes Maß von Weizen für die Acker- und die gemischten Wein- und Ackergründe, 3. die Hälfte des erzeugten Weines in den Wein- und Ackergründen, zwei Drittheile desselben in den Weingärten und den Ronchi (terrassirte Weingärten), 4, die Hälfte der Maul-berblätter, 5. die Hälfte dos gewonnenen Obstes, t>. einen bestimmten Geldbetrag für Wiesengrund und Niederwald, 7. die Regalic (Hühner, Eier, Gerste, Fisolen, Trauben), 8. ein bestimmtes Maß von Hand- und Zugarbeit. Der Pachtzins an Weizen wechselt nach der Bodenqualität, vor dem Jahre 1848 betrug er 1 Star (l1/, Metzcn) für das Cainpo (2V8 Motzen für das Joch); nach dieser Zeit erhöhten die Grundherren wegen der steigenden Steuern dieses Maß auf D/o j{i selbst auf la/3 Star für das Campo. Wenn der Colono wegen schlechter Ernte nicht so viel abliefern kann, muss er dafür entsprechend mehr an Wein abgeben, so dass die Fehlernte nur dem Colono, nicht aber dem Herrn zur Last fällt. Die Formulare der Pachtverträge enthalten aber noch viele Leistungen des Colone, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Nur eine Bestimmung wäre noch zu erwähnen, dass im Falle eines Elementarschadens wie Hagel, Überschwemmung, Unterwaschung und dergleichen oder eines Brandschadens der daraus entstehende Verlust ganz dem Colono zur Last fällt, und er deshalb keinen Anspruch auf Verminderung oder Nachsicht des Pachtzinses zu stellen hat — ganz gegen die Bestimmung des bürgerlichen Gesetzbuches. In der Tiefebene tritt häufig au dessen Stelle zum großen Nach- theile dos Landes, die Bewirtschaftung durch sogenannte Sottani, eine Art kleinster Grundpüchter, denen jeder nur 8 bis 4 Canipi bebaut. Es sind dies sehr arme Leute, welche ihre Arbeitskraft nicht ausnutzen können, bei dem Mangel aller Betriebsmittel besonders des Viehes, die Leider schlecht bestellen, zum Bettel und /um Diebstahle hingedrängt werden und ein wahres Ivandesproletariat leiden. Ihnen gegenüber befindet sieb der Colone in einer günstigen, unabhängigen Lage; doch weiset auch das Colonensystem mit seiner gegenwärtigen Gestaltung der Paehteontraete viele »Schattenseiten auf. Der Colone hat meist zu viel Terrain für seine Betriebskräfte und seinen Viehstand, kein Geld zu anticipirten Anlagen ; die jährlichen Pachtcontracto stehen den Verbesserungen entgegen und lassen keine. Wechselwiesen entstehen; die Rotation gehindert, sein Viehstand ist zu beschränkt, die landwirtschaftliche G erat he und Maschinen linden bei ihm keinen Eingang und er hängt noch an seinem veralteten, wenig leistenden Pfluge; seine Schulbildung ist äußerst beschränkt und der landwirtschaftliche Unterricht kommt nur sehr Wenigen zugute. Neben diesem landesüblichen Betriebe des Landbaues wurden jedoch in der neuesten Zeit einige größere landwirtschaftliche Unternehmungen gegründet, in welchen mit ausreichendem Betriebsca-pital und mit Benutzung aller neuen Maschinen und sonstigen Fortschritte der Landwirtschaft ausgedehnte Gütercomplexe wahrhaft rationell cultivirt werden. Eine Musterwirtschaft dieser Art bat insbesondere der (kürzlieh verstorbene) Freiherr Hektor von Ritter auf seinen ausgedehnten Besitzungen in Monastero bei Aquileja eingeführt, neben welcher auch die Wirtschaft des Herrn Levi in Villanova bei Farra rühmlich hervorgehoben zu werden verdient. 3. Hindernisse der Bodencultur. Einen großen Ubelstand für die Bebauung des Bodens führen die zunehmende Entwaldung im Gebirge und die dadurch veranlassten Verheerungen der Flüsse in der Niederung herbei. Wo die Gebirgsab-hänge von Waldungen entblößt sind — und dies ist leider die Regel si im Hochgebirge — stürzen die Regengüsse, von den Bäumen und deren Belaubung so wie von der Pflanzendecke nicht mehr aufgehalten, durch zahllose Rinnsale in die Rächer und führen den Schutt der verwitterten Felsen mit sieh; die Bäche schwellen plötzlich an, verursachen in den benachbarten Gebieten vielen Sehaden, erhöhen durch das mitgeführte Gerolle die Flussbette, verstopfen die Mündungen derselben, versanden die Halen und bedrohen die bewohnten Orte, die oft niedrieger als die Flussbette sind, mit Uber-schwemmung. Diese Verheerung durch die Bergströme erstrecken sich oft auf weite Flächen zu beiden Seiten ihres Ufers. So nimmt der Torre zwischen Versa und Xogarcdo ein 440 Klafter, zwischen Villesse und Ruda ein 000 Klafter breites Terrain ein. Der Isonzo bedeckt bei Gradišča zwischen Bruma und Fogüano, dann zwischen S. Pietro und Cassigliano und Villesse .-iOO-löO Klafter längs seines Laufes mit Gerolle und selbst die kleine Versa überschwemmt beim Einflüsse in den dudri 2000 Campi. Dazu kommen noch die stehenden Wässer der Sümpfe in der Hoch- und Tiefebene, die fortschreitende Ausdehnung der Lagunen, welche weite Strecken, die einst vom Walde geschützt wurden, überflutet, die Kanäle und Häfen, da sie das Gerolle] nicht fortschwemmen können, verstopft und die Küsten mit Meercssand angefüllt hat. 4. Culturarten und deren Verbreitung. Uber di Culturarten und deren Verbreitung gewähren die Ergebnisse des ('atasters willkommenen Aufsehluss. Sie zeigen vorerst die Vertheilung des cultivirten Bodens nach der Verschiedenheit der Erzeugnisse und des auf diesem Boden erzieltem catastermäßigen Reinertrages. *) Diesen Angaben zufolge hat die Grafschaft Görz aufzuweisen an Cultur : *) Dieser Reinertrag bildet die Grundlage der Besteuerung, bleibt aber weit unter dem wirklich erzielten Erfrage, welcher alsbald nachzuweisen sein wird, zurück. c Areni Joch2) Äcker und Egärten............ 22.210 Acker mit Weinreben........... .07.035 Weingärten und Ronchi.......... 9.301 Gürten und Olgürten........... 1.013 Wiesen....................103.155 Weiden und Alpen............. 134.784 Sümpfe.................... 6.794 Hochwald.................. 45.243 Niederwald................. 50.851 Bau-Arca.................. 1.778 407.780 wu/ai noch ein Areal von 1117!» Joch kömmt, welches keinen Ertrag liefert« Bei der Vertheilung dieser Culturarea auf die einzelneu Gebiete empfielt sieh die Sonderung nach Terrassen, innerhalb welchen diese Verhältnisse nahezu die gleichen sind. Es ergäbt sich demnach an Jochen im Hochgebirge..............114.851 „ Mittelgebirge..............115.573 „ Hügelland................ 109.044 in der Ebene................ 75.912 am Karst.................. 93.585 508.905 Die einfachen Acker sind nur wegen der Indien Lage des Landes im Gebirge und am Karste, dann wegen der sumpfigen Niederrang in der Nähe der Lagunen von einiger Bedeutung. Die landesübliche Culturart besteht in den Ackern mit zwischen durchgezogenen von Baum zu Baum rankenden Rebpflanzungen, welche am häutigsten im Hügellande und in der Ebene so wie am Karste vorkommen. Die s) Ein Joch ist gleich 57 ar 55 Quadratmeter und wurde als Maßstab hier beibehalten, weil der Cataster seine Vermessungen nach diesem Maßstäbe vorgenommen hat, ebenen Weingärten waren bisher nur von geringem Belange,') dagegen die Konchi (terrassirte Weingärten), welche nur im Hügellande vorkommen, von ansehnlichem Belange. Die Olivencultur ist geringfügig an den Abhängen des Karstes gegen das Meer, so wie auch die Gärten, welche, wenn man die ganz besondere Eignung des Hügellandes so wie auch der Ebene in Erwägung zieht, einen viel zu geringen Raum einnehmen. Wenn demnach die Obsternten ziemlich erheblich sind, so rührt dies davon her, dass auf den Feldern und in den Weingärten viele Obstbäume gepflanzt sind. 2) Die Wiesen sind ihrem Umfange nach zunächst im Hügellande von einiger Bedeutung, wozu aber noch für letzteres so wie für den Karst die Waldwiesen kommen. Unter allen Culturarten nehmen die Weiden den größten Raum ein, im Mittelgebirge 30, am Karst 50 Procent des culturfähigen Bodens. Die Alpen, welche nur eine magere Grasnahrung gewähren, kommen nur im Hechgebirge vor, nehmen aber dort den dritten Thcil des Bodens ein. Die Sümpfe beschränken sich auf die Küstengegend, gewähren aber dort einen nicht unerheblichen Ertrag an Streu. Die Hochwälder nehmen im Gebirge einen bedeutenden Raum ein, gewähren aber in ihrer Verwüstung fast keinen Krt rag, nur der in der Nähe von Görz befindliehe Staatswald von Tarnova sowie der kleinere Staatswald Panowitz bei Görz steht nun inrechtem Betriebe und wird wohl gepflegt. Die Niederwälder vorthcilen sich fast auf alle Bezirke, sind aber sowohl der Ausdehnung als dem Ertrage nach von geringem Belange. Der keinen Ertrag gewährende Boden ist von ziemlicher Ausdehnung und beträgt 8 Percent der Gesanuiitfläche. Während er im Gebirge nur 3 bis 7 Percent ausmacht, steigt er in der Ebene auf die ganz ungewöhnliche Höhe von 31 Procent, zum Theile wegen der ausgedehnten Schotterbänke der Flüsse, hauptsächlich aber wegen der zwischen der Küste und den vorliegenden Inseln sich erstreckenden 0 Doch sind in der letzten Zeit von intelligenten Gutsbesitzern auch in der Ebene rationelle Weingärten angelegt worden, welche sich sehr bewähren. 2) In der Ebene werden in den Zwischenfurchen der Felder viele Ahorn- und Pappclbäuiuc als Rebstützen dann ^aber auch überall viele Maulbeerbäume genüauzt. Lagunen; dort hat der einzige Bezirk Cervignano neben 29,365 Joch des fruchtbarsten Bodens und 4901 Joch Sümpfen 20.861 Joch ertraglosen Bodens. Dem Charakter des Hochgebirges entspricht es, dass zwei Drit-theile seines Bodens dem (1 raslande, beinahe ein Drittheil dem Waldlande und nur der siebenunddreißigste Theil dem Ackerlande angehören. Im Mittelgebirge entfallen noch nahe an drei Fünftheilen des Bodens aUf das Urnsland, sogar mehr als ein Drittheil auf das Waldland und der vierzehnte Theil auf das Pflug- und Hackland. Im Hügellande gehört mehr als ein Drittheil dem Acker- und Weinlande, nahezu die Hälfte dem Graslande und der sechste Theil dem Waldlande an. Am ausgedehntesten ist das Ackerland in der Ebene, wo es fast drei Fünftheile des Bodens in Anspruch nimmt, während das Grasland nicht ganz, zwei Fünftheile bedeckt, das Waldland hingegen auf den fünfundzwunzigsteii Theil des 1 Indens beschränkt ist. Im Karstlande ist der überwiegend große Antheil des Bodens, fast vier Fünftheile desselben bedeckend, dem Graslande vorbehalten, dem Acker-und Weinlande ist nur ein Siebentel und dem Waldlande der fünfzehnte Theil des Bodens gewidmet. In der ganzen Grafschaft aber werden genau drei Fünftheile des Bodens von dem Graslande, nahezu ein Fünftheil von dem Acker- und Weinlande und ein Fünftheil von dem Waldlande eingenommen. Was den Reinertrag des Culturbodens anlangt, so ist vor Allem nach den in den Ländern der österreichischen Monarchie gepflogenen Erhebungen in Erwägung zu ziehen, dass derselbe sieb zu dem wirklichen Heinertrage verhält vie 1:2, und dass demnach der Reinertrag der Grafschaft an vegetabilischen Erzeugnissen auf zwei und eine halbe Million, der Rohertrag aber auf vier Millionen Gulden veranschlagt werden kann. Es ist diese Summe immerhin eine erhebliche, wenn man in Betracht zieht, dass der überwiegende Antheil derselben auf das beschränkte, kaum 15 Quadratmeilen (803 fj Kilometer) umfassende Culturgebiet des Hügellandes und der Ebene entfällt, denn zwei Drittbeile des Gesannntertrages liefern die beiden eben genannten Abtheilungen, welche kaum ein Drittheil des Culturbodens der Grafschaft einnehmen. Nach den einzelnen Abtheilungen vcrtheilt zeigt sich folgendes Verhältnis in Proecnten dos Gcsamnitergebuisses ausgedrückt: Calturüolen Heinertrag Hochgebirge...... 23'0 Procent— 5*1 Procent Mittelgebirge...... 24-0 „ Iiiigelland....... 22-1 Ebene .......... tl*3 „ Karst.......... 19*6 „ 100*0Procent— 100-0 Procent Die Terrassen des Hochgebirges, des Mittelgebirges und des Hügellandes sind dem Umfange nach wenig von einander verschieden, der Umfang dm1 Ebene ist die Hälfte so groß als der Durchschnitt der anderen Terrassen. Der Ertrag der Ebene erscheint sechsmal so hoch, als jener des Hochgebirges und fast dreimal so hoch als jener des Mittelgebirges. Der ökonomische Schwerpunkt der Grafschaft ruht daher entschieden im Hügellande und in der Ebene. Die Ursache dieser Verschiedenheit liegt in der verschiedenen Vertheilung der Cul-turarten in den einzelnen Abthoilungen und in der wechselnden Fruchtbarkeit dos Bodens in einer und derselben Culturart. Die ertragreichsten Acker finden sich in den Bezirken Tolmein, Garz und Canale, die besten Acker mit Weinreben in Domen, Cormons und Gradišča und Weingärten sanunt Itonchi in Cormons, die Gärten sind am ertragreichsten in der Stadt Görz und in Monfalcone, die fettesten Wiesen haben Cerviguano und Görz aufzuweisen, für Waldwiesen steht Haidensehaft im Vordergrunde. Wiesen mit Obstbäumen gibt es nur in Sesana, die besten Weiden liefern Görz und Haidenschaffc, die Tolmeiuer Alpen gewähren das meiste Gras, sowie die Sümpfe in Monfalcone die beste Streu. Der Hochwald liefert nur im Land- lind im Stadtbezirke von Görz guten Ertrag, der Niederwald ist in Monfalcone und Cerviguano am ergiebigsten. Die Bewirtschaftung des Bodens genügt im Bergbaude nicht die Bevölkerung zu ernähren, weshalb ein Theil derselben auswärts ihr Brod und ihre Ernährung zu suchen genöthigt ist. Im Berglande, wird hauptsächlich Viehzucht und Milchwirthschaft betrieben, welche 11-7 30-7 32-7 13-8 Butter, Käse, Kälber, Schafe, insbesondere aber Schweine für den Handel liefern, auch Bienenzucht wird betrieben. An vegetabilischen Erzeugnissen werden vorzugsweise Kartoffeln und Buchweizen, die zur Ernährung des Landniannes dienen, angebaut. In dein Hügellande ist die Weincultur der vorzüglichste Erwerbszweig, namentlich im Coglio, worin trefflicher weißer Wein bereitet wird. Eine weitere Cultur des Hügellandes, namentlich des Coglio, ist jene des Obstes, die aber noch einer großen Ausdehnung fähig ist, wenn sie rationell betrieben wird. Die trefflichen dort gedeihenden Obstgattungen werden auch schon jetzt weithin versendet1) und haben die Industrie der candirten Früchte in der Stadt Görz hervorgerufen. Die Zucht des Soidenwurmes, durch längere Zeit in Folge der eingetretenen Krankheiten sehr in Verfall gekommen, ist in der letzten Zeit, nachdem man diese Krankheiten zu bekämpfen gelernt hat, wieder in Aufnahme gekommen. Boden und Klima fordern in dem untern Hügellande die Gemüsezucht in ausgezeichneter Weise, und es würden die dortigen schmackhaften edleren Gemüsegattungen, die früh reifen, einen noch weit größeren Absatz nach den nördlichen Ländern gewinnen, Wenn ihrem Anbaue mehr Terrain und Sorgfalt gewidmet würde. An Getreide wird meist Weizen und Mais, welch' letzterer die vorzugsweise Nahrung des Landmannes ausmacht, angebaut. Die Krankheiten des Weinstockes (in der Ebene) und der Seidenraupe (in dem Hügellande, besonders aber in der Ebene), welche durch viele Jahre Missernten herbeiführten, haben leider viel zur Verarmung des Landes beigetragen. Der Wein gedeiht der Menge nach vorzüglich in der Tiefebene (Cervignano) und in der Hochebene (Monfalcone und Cormons), welche von Marano bis nach Cormons am Fuße der Hügel sich hinzieht. Der Wein der Ebene empfiehlt sich durch Kraft und Dauer, l) Am Coglio werden Zwetschken, Pflaumen, Feigen, Pfirsiche n. s. w. entschalt und getrocknet. Solche Früchte sind sehr beliebt, namentlich die Prunellen, and werden bis nach Nordamerika versendet. Die Industrie der Trockenfruchte hat für den Coglio eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Dio einheimisch (Production deckt nicht den Bedarf, so zwar dass der größte Theil der zu trocknenden Zwetschken aus Croatien, Slavonien und Bosnien eingeführt wird. jener (1er Hügelgegend durcll den Alkoholgehalt und den (1esehmack. l) Weizen wird in der Ebene, wo der Fruchtwechsel vorherrscht, angebaut. Die Hauptnahrung des Landmannes bildet auch in der Eben«! der Mais, welcher namentlich in der Tiefebene, deren Alluvialboden seit unvordenklicher Zeit eine ausnehmende Fruchtbarkeit erzeugt, trefflich gedeiht. Eine neue < hiltur hat sich seit drei Jahrzehenten in den Sümpfen unterhalb Aquileja und bei Monfalcone eingebürgert, es ist die Keiscultur, welche bereits einen nicht unbedeutenden Ertrag liefert. Im Alterthum war die Gregend von Aquileja durch ihre Annehmlichkeit und gesunde Lugt; sowie durch ihre Fruchtbarkeit berühmt. Ein treffliches hydraulische.; System überzog das Land, die Flüsse waren eingedämmt, die ('anale zum Abllnsse der Gewässer offen gehalten, die trockenen Gründe bewässert, die Küsten gegen das Andrängen des Meeres gesichert. Als infolge der durch die Völkerwanderung und die inneren Kriege herbeigefürten Verheerungen diese Anstalten verfielen, die Flüsse und Gewässer sieh selbst überlassen wurden, verstopften sie die Ausflüsse der Gewässer,erfüllte sieh das Lainl mb Sümpfen, verließen die Flüsse ihr Bett, die Luft verpestete sich, und die stets abnehmende Bevölkerung vorfiel in Sieehthum. Diesem beklagenswerten Zustande wurde das Land erst durch die weisen Maßregeln der Kaiserin MARIA THERESIA entrissen. Sie ließ Dämme ziehen und Schleußen zur Abwehr des eindringenden Meerwassers und seiner Vermischung mit dem süßen Wasser erbauen, sicherte die Ufer der Flüsse, verschaffte den Gewässern einen Ablluss und legte die Sümpfe trocken. Bald l) Der Wein der Ebere, (ausschließlich rother) zeichnet sich in normalen Jahren vermöge seiner hygienischen Eigenschaften und ne.ner Haltbarkeit im Sommer aus, jener des Coglio (fast nur weißer Wein) von dem Hügcllande durch lieblichen Geschmack, Alkoholgehalt und Aroma aus. Der Wein der Kinne wird kurzweg Friauler genannt, ist vornehmlich aus Corvino und theilweise ans Refosco bereitet, jener des Coglio heißt Ribolla und wird aus der gleichnamigen Traube erzeugt, ferner ist noch der Wippacher Wein zu erwähnen, ein Weißwein durch (fahrenlassen des Mostes mit den Tröstern gewonunen. Die Anlagen mit den wertvollsten fremdländischen Reben, welche in den letzten Jahren von mehreren größeren Grundbesitzern erprobt wurden, lieferten ausgezeichnete Resultate. Von den weißen Trauben bewährten sieh am meisten Traminer, Pinot blaue und Riesling, von den rothen Carmcnet, Pinot noir und Blaufränkisch. zeigten sich die wohlthätigen Folgen. Der Boden ward verbessert und seiner ursprünglichen Fruchtbarkeit wiedergegeben. Die Luft wurde gesünder, die Fieber hörten auf oder beschränkten sich doch auf einen engen Ibunii, die Bevölkerung nahm wieder zu. Leider wurden diese zweckmäßigen Maßregeln in der Felge nicht fortgesetzt, so dass noch manches zu thun erübrigt. In der heutigen Zeit, wo das Prinzip der Selbsthilfe sieb allenthalben geltend macht, wäre es angezeigt, dass sich die dortigen Grundbesitzer, wie dies in dem benachbarten Italien mit so großem Erfolge geschieht, zu einem Consortium vereinigten, um mit geringen Aufwände für den Einzelnen das nur mit gemeinsamen Kräften zu erzielende Werk der Bodenverbesserung ins Leben zu rufen. Ein solches Consortium war in neuester Zeit auch bereits in der Bildung begriffen, scheiterte aber an dem Widerstände der kleinen Besitzer. Da dieselben seither noch mehr verarmt sind, ist an die Wiederaufnahme ohne Beihilfe des Staates nicht mehr zu denken. In dem fruchtbaren, durch intelligente Grundbesitzer bewirtschafteten Gebiete von Monfalcone ist ein höchst belangreiches, der thätigen Selbsthilfe der Besitzer zu dankendes Project in der Ausführung begriffen. Es handelt sich darum ein Gebiet von 9400 Joch durch eine vom Isonzobei Sagrado ausgehende Leitung zu bewässern, dabei noch 1000 Pferdekraft Wasser für industrielle Zwecke zu gewinnen, und den Hafen von Rosega durch Verlängerung des schiffbaren Canals nach Monfalcone zu verlegen. Ein noch größeres, durch vereinte Capitals-kräfte zu bewältigendes Unternehmen stand für die Lagune von Aqui-lej;i in Aussicht. Der ganze von der Lagune ausgefüllte Kaum zwischen dem Ausflüsse des Isonzo und dem Grenzflusse Ausa über 10000 Joch (910.800 Q kilometer) umfassend, sollte mit Dämmen eingefriedet, durch hydraulische Maschinen entwässert und zugleich wieder rationell bewässert und, den holländischen Poldern gleich, zu diesen umgestaltet werden. Der Plan hierzu so wie die Vermessung des Terrains wurde durch den Ingenieur Herrn Baubela besorgt. Die Ungunst der Zeitverhältnisse trat jedoch der Ausführung des Ver-kes entgegen. 5. Erzeugnisse des Thierreiches. Die einst blühende Pferdezucht ist im Verfalle. Die Pferde vorn Mittelgebirge und namentlich vom oberen Isonzothale dienen für die Fuhrwerke; am Kars t e, im Iliigellande sowie in der Ebene werden für den gleichen Zweck nur Ochsen gezüchtet. Zur Hebung der Pferdezucht bestehen in neuerer Zeit landesfürstliche Beschälanstalten in Gorz, Gradišča, Monfaloone, Cormons, Aquileja und Tolmein. Das Hornvieh in der Ebene entstand durch sorgfältige Selection der einheimischen — italienischen — Race. In allerneuester Zeit hat man diese Race durch Kreuzung mit der Freiburger etwas veredelt, namentlich für die Mästung geeigneter gemacht. Im Hoch- und Mittelgebirge hat man die Möllthaler - Race, am Karate die Unterwalder-Race mit Erfolg eingeführt. Für die; liebung der Viehzucht, wie auch für andere landwirtschaftliche Zweige (die Seidenzucht) hat die Gürzer k. k. Landwirtschaftsgesellschaft mit der Unterstützung der Regierung vieles Gute geleistet. Die Benützung der Kühe findet sowohl für diesen Gebrauch als für die Aufzucht der Kälber und die Milch Wirtschaft statt. Letzteres geschieht namentlich im Berglande, von wo ein sehr namhafter Absatz an Kälbern zu allen Jahreszeiten erzielt wird. Das Schwein ist der nützliehe Hausgenosse fast jeden Landmannes, der mit dem Verkaufe des Schweines seine kleinen Geldbedürfnissc deckt. Die Schafe (die gemeinen Landschafe) kommen hauptsächlich im Gebirge vor, welche einen vielfachen Ertrag durch den Verkauf der Lämmer des (dort üblichen) Schafileisches und der Wolle gewähren. Außerdem besteht im Bezirke von Tolmein eine große Molkerei-Anstalt zur Erzeugung vortrefflicher Käse !). l) Die Molkereigenossenschaft von Poluhino bei Tolmein wurde von der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft gegründet. Nach der offiziellen Zählung vom Jahre 1880 waren im Lande vorhanden Pferde........ 4305 Rinder l)....... 66.448 Ziegen ........ 0859 Schafe........ 42.871 Schweine....... 19.508 Bienenstöcke...... 7205 Außerdem wurden 927 Muullhiere, Maulesel und Esel, erhoben. Die Zahl der Pferde ist eine geringe, welche für den Landhau wenig benutzt wird. Die Stiere und Kälber sind zahlreicher im Mittelgebirge und im Hochgebirge, wo die Aufzucht des Rindviehes mehr betrieben wird ; die Kühe sind in den einzelnen Terrassen ziemlich gleichmäßig vertheilt, dagegen die Zahl der Ochsen als der gewöhnlichen Zugtbiere in den am meisten cultivirten Abtheilungen des Hügellandes und der Ebene eine überwiegende ist. Ziegen werden nur im Hochgebirge und im liüheremMittclgcbirge gehalten, wie die Schafe auf den mageren Weidegründen des Hochgebirges, des Mittelgebirges und des Karstes vorzugsweise Nahrung linden. Die Schweinezucht wird hauptsächlich im Hügelland und in der Ebene betrieben, während die Bienenzucht ziemlieh gleichmäßig in allen Abtbeilungen mit Aus-namhe der Ebene platzgreift. An Wild finden sich in den Alpen Deinsen, Rehe, Dachse, Hasen, Eichhörnchen, in der Ebene nur Hasen und Dachse. Von Itaubthiwen kommen Bären (selten), Wölfe, Füchse und Wiesel vor. Das lIansIi<^l» nun bis zur erfolgten Tlieilung des Besitzes mit seinem Bruder auch Herr von Görz. Nach einer vorangegangenen Theilung vom Jahre 1203 erfolgte dieselbe definitiv durch den Vertrag vom Jahre 1271, durch welchen die bisherigen gemeinschaftlichen Besitzungen in zwei staatsrechtlich von einander geschiedene Gebiete getrennt wurden, die Grafschaft von Tirol und die Grafschaft von Götz, Kraft dieses Vertrages erhielt Meinhard Tirol bis zur Ilaslacher-(Mühlbacher) Klause, welche dieses Gebiet von dem Pusterthale scheidet, Albert II aber die übrigen Besitzungen des Görzer Hauses von der Haslacher Klause abwärts gegen Kärnten, die Pfalzgrafschaft Kärnten, die Grafschaft Görz sammt dem damit verbundenen Gebiete. Es befanden sich demnach im Besitze Albert II die Grafschaft Görz mit den Friaulischen Besitzungen Lucinico, CormonS, Codroipo, Latisana, l'reeenico, Belgrado, Gastelnuovo di Spilimbergo, die Bfalzgrafschaft Kärnten mit Stein, Eberslein, Drauburg, Moosburg und Bruck an der Drau und das Pusterthal bis zur Haslacher Klause mit Lienz, VVal-screb und St. Michaelsburg. Im nächsten Jahre 1272 überließ Meinhard seinem Bruder Albreeht noch die Herrschaft Möttling in der Whidischen Mark, die Grafschaft Pisino in Istrien und die Herrschaft Rechberg. Die Titel Graf von Görz und Tirol und Schutzvogt der Kirche von Aquileja, Trient und Brixen blieben gemeinsam. Es ereignet sieh im Laub; der Geschichte fast allenthalben, dass regierende. Familien mit beschränkten Verhältnissen beginnend durch Glück, Erbschaft und Heirath ihren Besitz und ihre politische Geltung erweitern bis ein thatkräftiger unternehmender Regent die überkommenen Güter vermehrend durch mehr Geldmittel unterstützt, den Höhepunkt der Macht seines Geschlechtes erreicht, und aus dem engen Kreise heraustretend bestimmenden EQinißusS auf die Geschicke weithin reichender Länder erhält, nach dessen Abgange die Familie allgemach durch Missgeschick, unfähige Regenten, Theilung des Besitzes und dadurch erzeugte finanzielle Bedrängnis ihre Bedeutung verliert und in Armut verfällt, und das entkräftete Geschlecht durch Erlöschung dem Tode in die Arme sinkt. So geschah es auch in dem Geschlechtc der Görzer Grafen. Nachdem die früheren Häupter der Familie namentlich durch Erbschaft und Heirath ihre Besitzungen bedeutend erweitert und sich einen Haussehatz bereitet hatten, benützte der Sehn des Grafen Albert II, Namens Heinrich II diese günstigen Umstände, angetrieben durch seinen mit Klugheit und Energie gepaarten Ehrgeiz, um sieh zu einer Stellung emporzuschwingen, die ihn zum mächtigsten Gebieter in den Alpenländern machte. Er gebot von Padua und Treviso, welche Städte seiner Macht unterworfen waren, bis in die windische Mark an der kroatischen Grenze, von der Höhe der Tiroler Alpen bis an die Spitze von Istrien, verfügte über bedeutende Geldmittel, hatte aus seinen weitreichenden Besitzungen ein wolddisciplinirtes Heer gebildet, und wusste in Benützung dieser Begünstigungen durch seinen überlegenen Geist, seine Kriegserfahrung und Raschheit seiner Bewegungen seine Gegner allenthalben zu besiegen. Seine Freundschaft mit dem deutschen Könige und österreichischen Herzog Friedrich trug wesentlich zu der Erhöhung seiner Macht und seines Einflusses bei. Er war sein ganzes Leben hiedurch mit kriegerischen Unternehmungen beschäftigt. Zuerst richtete er dieselben gegen den Patriarehen von Aejui-leja, und machte sieh mit wechselndem Erfolge zum faetischen Beherrscher des in seinen Grundfesten erschütterten Patriarchats, das hiedurch seinem tragischen Ende entgegen geführt wurde. Bald aber eröffnete sieh dem Ehrgeize des Grafen Heinrieh ein weiter reichender Schauplatz für seine Unternehmungen. Die Zerfahrenheit der Verhältnisse in Oberitalien, die gegenseitigem üekriegungen der dortigen Dynasten boten dem thathemdurstigem, geistesüberlegenen, über Geld und Kriegsmacht gebietenden Grafen die günstigste Gelegenheit, den allgemeinen Wirrwarr für seine Zwecke auszubeuten. Den Gipfel seiner Macht erreichte er als Reichsvikar von Treviso, wo er die edelsten Seiten seines Charakters hervorkehrte. Ein dortiger Geschichtsschreiber meldet über ihn: „Graf Heinrich War einer der durch Weisheit, Kenntnisse und Tapferkeit hervorragendsten Fürsten» seiner Zeit. Von sanften* Gemütsart, freundlich und herablassend, erwarb er sich schoi» bed seine»»» ersten Auftreten die Achtung und die; Liebe der Großen, die Verehrung und die Anhänglichkeit der Niedern. Er schaffte die bar- barischc Kriegsführung jener Zeiten ab, entließ bei der Einnahme von Burgen die Gefangenen (mit Ausnahme der Führer) und verschonte da.s Eigenthum sedner Feinde, welche milde Behandlung ihm die Thore vieler Burgen öffnete. Heinrich wird aber nicht nur als tapferer von seinen Feinden gefürehteter, sondern auch als ein wahrer Vater seiner Untcrthanen geschildert. Nicht nur Treviso schuldete ihm, wie oben erwähnt, großen und allgemein gefühlten Dank, auch sein Stammsitz Görz hatte sich seiner Glinst zu erfreuen. Er erhob den bisherigen Ort im Burgfrieden zur Stadt, verlieh ihr eine selbstständige Verwaltung und die zur Bestreitung ihrer Ausgaben erforderlichen Einnahmen. So verehrt die Stadt Görz den größten und gewaltigsten Fürsten seines Herrschergeschlechtes zugleich als ihren Gründer und hauptsächlichsten Wohlthäter. Graf Heinrich starb in der Vollkraft seines Alters, kaum sechzigjährig, im Jahre 1323 zu Görz, wie man behauptet an Gift, das ihm sein Gegner Scaligero beibringen ließ. Graf Heinrich hinterließ einen Sohn Johann Heinrich im frühen Kindesalter. Seine Witwe Beatrix, geborne Herzogin von Baiern und Vormünderin, führte als Regentin die Verwaltung der sämmtlichen Görzischen Güter; einen Beweis, in welchem Ansehen diese kluge und thatkräftige Frau stand, gewährt e«, dass sie nach dem Tode des Patriarchen Pagano mit der weltlichen Verwaltung des Patriarchates betraut und von dem Parlamente zum Schutzvogte, ja sogar, ein seltener Fall, zum General-Capitata von Friaul bestellt wurde. Nach dem frühzeitigen Tode Johann Heinrichs ging der Besitz ^ der Görzer Lande an die Söhne Albrecht II, Bruder von Heinrich LH |( über, an Albrecht IV, Meinhard VII und Heinrich III. Mit diesem Zeitpunkte begann der Verfall der Macht und des Ansehens der Görzer Grafen, hervorgebracht durch den Zusammenfluss aller jener widrigen Umstände, welche geeignet waren, darauf einzuwirken. Es trat nun die seitdem wiederholte Theilung des Besitzes unter die drei Brüder ein, welche Zwistigkciten zwischen ihnen herbeiführte. Kriegerische Fehden mit dein Patriarchen (Patriarch Bertrand drang in einer solchen mit seinem Kriegsvolke bis zum Schlosse von Görz vor, wobei er die hl. Messe am Ghristtage in voller Rüstung las) sowie die Austattungen der Tochter bei ihrer Vermählung zerütte ten, gefördert durch eine verwahrloste Verwaltung, die Finanzen der Grafen, stürzte sie in Schulden und führte zu Verpfändungen und theil-weiseni Verkauf ihrer Güter. Die Herzoge von Österreich utcrstützten sie mit ihren Subsidien, und erlangten dafür durch mehrfache Verträge die Zusicherung der Erbnachfolge im Falle des Aussterbens des Geschlechtes, welche sogar sehr bald bezüglich des Grafen Albert eintraf. Derselbe war kinderlos und übertrug seinen Antheil an den Besitzungen auf die Herzoge von Osterreich gegen das, dass sie ihn von bösen Schulden befreiten; letztere erlangten dadurch bei dem bald erfolgten Tode Albert IV die Grafschaft Pisino und die windische Mark. Meinhard'« Sühn Heinrich IV, dessen Erziehung arg verwahrlost war, führte (zu Wien) im Verbände mit Personen der niedrigsten Volksciasse ein liederliches Leben und konnte sich gleichfalls nur durch die Geldunterstützung der österreichischen Herzoge erhallen. Mit seinen Söhnen Johann und Leonhard endlich, in der dritten Generation des Verfalles erlosch das Geschlecht der Grafen von Görz, welches, edlen Ursprunges, durch vier Jährhunderte seine Herrschaft fortgeführt hatte. So endete das uralte Geschlecht der Grafen von Görz, welches in der Zeit seiner Blüte von Schlesien bis zum adriatischen Meere, von Friatil bis zur kroatischen Grenze herrschte, dessen Besitz aber bei seinem Erlösehen zu einem beschränkten, tief verschuldeten Gebiete zusammengeschrumpft war. Es fügte sieh eigenthüm-lich, dass der gänzliche Verfall der Herrschaft mit dem Aussterben des Geschlechtes zusammenfiel und letzteres, welches im Mittelalter unter den Dynasten des deutschen Reiches eine so glanzvolle Stelle eingenommen hatte, mit dem Ende des Mittelalters auch sein Dasein beschloss. Die Grafen von Görz hatten in den beiden letzten Jahrhunderten zumeist in der Grafschaft Lienz residirt, WO sieh Albert 11 das (noch heute bestehende) Schloss Bruck erbaute, und die Grafschaft Görz durch ihre Beamten verwallen lassen. 2. Görz unter österreichischer Herrschaft. Nach dem Absterben des Grafen.Leonhard gelangte Göns in den Besitz dos habsburgischen Kaiserhauses. Kaiser Max I, ein Urenkel der Tochter Elisabeth des Grafen Meinhard II, trat in Folge dos Erbrechtes so wie der Erb vertrüge von 1436, 1474 und 1490 die Regierung dos Landes an. lliemit begann eine neue hoffnungsreiche Periode aus der Geschichte diosos abgelegenen, bisher iaolirten Gebietes. Er gelangte unter die Botmäßigkeit eines mächtigen in- und außerhalb des Landes in höchstem Ansehen stehenden Gebieters, welcher die Staats-zügol mit fester Hand leitete, trat in Gemo nsehaft mit den übrigen dem Kaiser unterworfenen Ländern und nahm Theil an deren Rechten und Begünstigungen. Mit Jubel begleiteten die Görzer den R gierungs-wechsel, der bald günstige Folgen nach s'ch zog. Kaiser Max hatte im venelianischen Kriege, 150S bis 1510, die benachbarten, jenseits des laonzo gelegenen Ortschaften mit Einschluss von Aquileja — das Gebiet der nachmaligen Grafschaft Gradišča — erobert und voreinigte es mit der Grafschaft Görz. Es zeigten sich bald die gedeihlichen Folgen der Vereinigung von Görz mit den österreichischen Ländern. Zwar boten die geographische Lage und der fast gänzliche Maugel an Straßen ein schwer zu überwindendes Hindernis der wirtschaftliehen Verbindung mit den benachbarten österreichischen Ländern, die es zwar nicht hinderte, dass der intelligentere Theil der Bevölkerung sieh zu dem Mittelpunkte des Reiches, der Quelle der Macht und des Ansehens hingezogen fühlte. Der Adel sendete seine Söhne in die Schulen von Wien und von Graz und widmete sie der öffentlichen Laufbahn, wodurch sie sich bei ihrer angestammten natürl eben Befähigung, der Aufgewecktheit des Geistes und der damals noch seltenen Sprachkenntnissü allmälig einen weitreichenden Einfluss im staatlichen Loben erwarben, der weit über das Verhältnis des kleinen Landes hinausroichte. E3 giongen aus demselben im Laufe der letzten Jahrhunderte bis auf die neueste Zeit oino so große Anzahl von tüchtigen Fehlherren und klugen Staatsmännern hervor als wohl kein anderes Land von gleich beschränktem Umfange sie aufzuweisen vermochte, wio dies die Namen Attelns, Gobenzl, Coronini, Rabatta, Srasöoldo und Thum bezougen. Die kriegerischen Zeitläufe gestatten indes durch lange Jahre nicht dorn Lande zur Ruhe zu kommen; durch die venotianischen Kriege, 1508 bis 1510 und 1010 bis 1617, so wio durch die wiederholten Türken-Einfälle wurde es hart mitgenommen, obgleich es von den Greueln des dreißigjährigen Krieges verschont blieb. Inzwischen entwickelten sich die Zustände dos Landes in erfreulicher Weise. Unter Kaiser Ferdinand I wurde die innere Verwaltung in ein festos System gebracht und die Erhebung der Steuern und Abgaben goregelt. Noch weiter bildete sich unter doßen Nachfolger, dem Erzherzog Karl, Herrscher von Inner-Oesterreich, die innere Verwaltung aus, und wurde die Grundlage der Wohlfahrt des Landes befestigt. Insbesondere wurde für Errichtung von Unterrichtsanstalten, welche bis dahin gänzlich gomangelt hatten, Sorge getragen. Einen empfindlichen Gebietsverlust erlitt das Land vorüber-gohond durch die Ausscheidung dos zu einer geforsteten Grafschaft erhobenen Gebietes von Gradišča, welches Kaiser Ferdinand III. an den Fürsten von Eggenborg abtrat. Es währte diese Trennung durch 70 Jahre, nach deren Verlauf mit dem Erlöschen des fürstlichen Geschlechtes das Gebiet wieder an Görz zurückfiel und mit demselben zu einem politischen Körper vereinigt wurde. Die Regierung des Kaisers Karl VI machte sich durch die Sorgo für den Bau von Straßen und den Aufschwung des Handels sowie durch das festere Auftreten gegenüber der Republik Venedig, namentlich in Bezug der dadurch größtenteils beseitigten Grenzstreitigkeiten, um das Land verdient. Eine glückliche Zeit für Görz brach unter der Regierung dor Kaiserin Maria Theresia an, doron Name noch heute in dem segenreichsten Andenken steht. Ihre müttorlicho Sorgfalt war stets auf die Hebung des Wohlstandes ihrer Untorthanen, auf die Verbreitung der geistigen und materiellen Cultur und auf die Verbesserung der Verwaltung des Landos gerichtet. Wenn alle Länder des Reiches ihrem Herzen gleich nahe standen, wenn sich überall dio gedeihliche Entwicklung ihrer Rogierungsthätigkeit kennbar machte, so kamen doch kaum in einem anderen Lando die glückvorbreitonden Früchte ihrer Bemühungen in so sichtbarer Weise zur Geltung als in Görz, welches Ländchen durch sie aus den Nachwirkungen der zorrüttoton Zuständo des Mittelalters zu dein Genüsse dor Wohlthaton, welche die fortgeschrittene Gultur dor Nouzoit darbot, erhoben wurde. Die Verbesserungen traten auf allen Gebieten dos staatlichen Lobens ein. Es wurden dio Sümpfe von Aquileja in blühendes Culturland umgewandelt, die Keime der endemischen Fieber entfernt, os ward dio BovOlkorung vormehrt, der sich neue Hilfsquellen durch don beförderten Ackerbau und die insbesondere begünstigte Seidencultur sowie durch Anlegung neuer Fabriken erschlossen. Die Vorwaltung des Landes erhielt eine neue Einrichtung, durch welche dio Entwicklung der Contralgowalt mehr gesichert, die Thätigkeit dor Regierungsorgane mehr gekräftigt und nach unten erfolgreicher gemacht wurde. Die Roformon erstreckten sich auch auf das geistige Gebiet; dein öffentlichen Unterrichte war ihre besondere Sorgfalt gewidmet. Noch eingreifender war die Thätigkeit der Kaiserin in dio Verhältnisse des Klerus, Dio Grafschaft gehörte zur Diöceso des Patriarchen von Aquileja, welcher zum Schattenbilde herabgesunken, von Venedig ernannt im Vonetianisehon rosi-dirto, koinen oder nur einen nachtheiligen Einfluss auf die Görzor-Geistlichkeit nahm ; es fehlte sohin das Oberhaupt, welches sie loiton, die Disciplin aufrecht erha'ten, die Autorität über sio ausüben sollte. Unwissenheit und Sittenlosigkeit nahmen im Klerus überhand. Dios bowog dio Kaiserin, ihren ganzen Einfluss auf den Papst geltend zu machen, um dio Aufhebung des Patriarchates und dio Errichtung eines Erzbislhums in Görz zu erlangen. Nach langen harten Kämpfen erreichte die Kaiserin ihr Ziel und erwirkte durch don neuen Erz-bischof eine vollständige Umgestaltung im Bereiche der geistlichen Wirksamkeit. Die fromme Kaiserin betrachtete diese Reform als einen hror schönsten Erfolge und stattete das Erzbisthum sammt dem dabei errichtoton Seminar!um mit reichen Gaben aus. Die umfassenden, rasch durchgeführten Reformen dos Kaisers Joseph II. brachten auch für Görz manchen Fortschritt und räumten manchen Missstand hinweg. Doch kamen de dem Laude wenig zugute, da dio Aufhebung des Erzbisthums die Vorlegung dor oborston Amtor nach andoren Provinzen und andere Maßnahmen das Interesse der Bevölkerung in nachtheiliger Weise berührten. Unter Kaiser Leopold II erhielt Görz neben seinen Landständon auch seine frühere Verfassung wieder. Die orste Hälfte dor Regierungszeit des Kaisera Franz I wurde durch dio kriegerischen Ereignisse ausgefüllt, die auf das Land Görz in fühlbarster Weise betrafen. Droimal: 1797, 1805 1809, besotzten die feindlichen Heere die Grafschaft, welche zuerst einen Theil ihres Gebietes verlor, dann aber vollständig an Frankreich abgetreten wurde. Dieser Zustand währte jedoch nur vier Jahre, 1809 bis 1813, bis nach erfolgtem Frieden Görz wieder an Oesterreich zurückfiel und zwar erweitert durch das Gebiet von Monfalcone, welches zuerst durch den Frioden von Ganipoformio an Oesterreich gefallen war. Mit dem Frieden brach für Görz eine ruhige, der Entwicklung gewidmete Zeit an, während welcher Kaiser Franz I das Erzbisthum Görz wiederherstellte. Dor Aufstand vom Jahre 1848 dor benachbarten italienischen Provinzen berührte Görz kaum, ebenso wie der lotzto italienischo Krieg 1860 am Isonzo endigte und der dem Frieden vorangehende Waffenstillstand in Cormons abgeschlossen wurde. Die Zeit von 1814 bis 1848 aber wurde in der inneren Verwaltung durch raanigfacho Reformen ausgofüllt, in deren Folge Görz alz Bostandtheil der Provinz des Küstenlandes dem illyrischen Königreiche einverleibt wurde. 3. Culturgeschicrvte. Die Culturgoschichte von Görz fällt zusammen mit der Cultur-gesehichte von Italien; anfänglieh war es jedoch anders. Der Graf von Görz, ein deutscher Dinast, weilte auf seinem Schlosse zu Görz. Die deutschen Ministerialen siedelten sich am Abhänge des Schlosshügels an und bildeten ein Gemeinwesen, welches sich durch zwei Jahrhunderte unverändert erhielt. Erst als der Graf Heinrich der II im XIV Jahrhundorte diesem Gemoinwescn das Stadtrecht verlieh, gestaltete sich eine selbstverständlich deutsche städtische Verwaltung. Dieselbe währte durch länger als ein Jahrhundert, während welcher Zeit die Stadt Görz ein isolirtos Dasein fristete. Die hohen Gebirge und dio unwegsamen Straßen hemmten fast gänzlich dio Verbindung von Görz mit dem deutsehen Hinterlande, und als auch der Landesfürst mit den Ministerialen seine Residenz nach der fernen Grafschaft Lienz verlegte, verkümmerte das deutsche Loben in Görz, Gleichzeitig jodoch bildete sich ein reger Verkehr im Wösten mit den Ortschaften der friaulischen Ebene, welche durch kein Terrainhindernis von der Grafschaft getrennt waren. Da um jene Zeit im Beginne des XV Jahrhunderts die Cultur in Friaul wie in ganz Oberitalien bereits weit vorgeschritten war, äußerte sie naturgemäß ihre Einwirkung auf die culturarmo Grafschaft Gürz, indem sie die geistigen Elemento des socialen Lebens dahin übertrug. Es kamen italienische Fastenprodiger nach Görz; friaulische Notare, wie der Stammvater dos Grafen Attems, setzton sich in Gürz fest. Friaulische Gowerbsleute siedelten sich daselbst an und rechtskundige Richter, an denen es in Görz gebrach, wurdon aus Italien berufen, wodurch die italienische Sprache Eingang in die städtische Verwaltung fand. Als im Beginne des XV[ Jahrhunderts Kaiser Max im Kriege mit der Republik Venedig einen friaulischen Landstrich eroberte und donselbon, die nachherige Grafschaft Gradišča, mit Görz vereinigte, bildete sich einregeres wirtschaftliches Leben in der aufblühenden Stadt Görz. Die Bewohner jenos Landstriches, arme aber arbeitsame Leute, zogen massenhaft nach der Stadt Görz, wo sie besseren Erwerb suchten und auch fanden. Sie bildeten den Grundstock der friaulischen niederen Volksschicht, wie er noch heute in Görz besteht. Durch diese Vorgänge fand die friaulisch italienische Sprache in den unteren und mittleren Bevölkerungsclasson weitere Verbreitung, während es die Jesuiten waren, welche die Herrschaft der italienischen Sprache in der oberen gebildeten Classe vollendete Dio Jesuiten, welche damals aus der Republik Venedig vorwiesen wurden, siedelten sich an der Grenze in Görz an, um ihre friaulischon Zöglinge nicht zu verlieren. Die österreichische Regierung begünstigte dio Niederlassung dos Ordens mehrfachorweiso, indem sie durch dio tüchtigen Schulmänner desselben die Hebung des arg verwahrlosten Untorrichtswesens zu erzielen trachtete. Die Jesuiten richteten sich in einom großen Convente häuslich ein und gründeten italienische Volksschulon und ein Gymnasium. Dieselben bemächtigten sich auch dos gesammten Erziehungswesens, wozu diese aus gelehrten und welterfahrenen Männern bostehende Corporation besondors geeignet war. Sie legton eine italienische Erziehungsanstalt, oin Convict, an, in welches sie die Söhno der gebildeten Ciasso aufnahmen. Die in demselben italienisch gebildete und erzogene jüngere Gonoration brachte, nachdem sie in das praktische Leben hinaustrat, die Kenntnis und den Gebrauch der italienischen Sprache mit, wodurch sie allmählich der Stadt Görz das Gepräge einer ausschließlich italienischen Stadt verlieh. Nur der Adel bewahrte seine deutsche Nationalität und seine deutsche Sprache eifersüchtig, wie or denn auch vom Kaiser Ferdinand I sich das Privilegium orbat, dass seine Zu-gohürigkoit zum deutschen Reiche und sein deutscher Charakter vom Landeshorrn anerkannt werde, Viele Adelige schickten ihre Sühno in dio doutschon Schulen zu Graz und Wien und zogen selbst an den kaiserlichen Hof, wo sie auch bereitwillige Aufnahme fanden. Sio traten auch in den kaiserlichen Dienst, in die Verwaltung und in den Militärdienst, in welchen sie sich, wie in der Gesehichto bereits erwähnt wurde, rühmlich horvorthaton. Dieser Zustand währte längor als zwei Jahrhunderte, bis zur Regierungsepoche der Kaiserin Maria Theresia. Da um jene Zeit mit der Aufhebung des Jesuitenordens die italienischen Schulen in Görz geschlossen wurden, griff dio Kaiserliche Landesmutter mit kräftiger Hand oin und schuf eine Neugostaltung des öffentlichen Untorrichtes, wodurch sio mit don bogleitenden Verfügungen — man muss es sagen — die Grafschaft Görz für dio deutsche Cultur eroberte. Sie errichtete allenthalben deutsche Volksschulon, gründete ein deutsches Gymnasium mit philosophischem und theologischem Institute, führto deutsche Amter in die Verwaltung oin, berief deutsche Gowerbs'outo in das Land und förderte don Vorkehr der deutschen Provinzen mit der Grafschaft Görz in jeglicher Weise. Die Söhno des Uörzer Adels berief sie in dio von ihr gegründete Theresianische Ritter-Akademie, aus welcher der Liebling der Kaiserin, der später als Gürzcr Historiker rühmlich bekannt gewordene Graf Rudolf Coronini hervorgiong. Diese wohlthätigou Maßregeln erzielten ihro volle Wirkung indem dio aus den deutschon Schulen hervorgehenden Söhne die Kenntnis und den Gebrauch dor deutschen Sprache in ihre Familien raitbrachton, wo- durch es bald dahin kam, dass die gebildeten Classon, unter vollor Wahrung ihrer italienischen Nationalität, mit der Kenntnis und dom Gebrauch der deutscheu Sprache vertraut wurden. Dies währte bis in den Boginn des laufenden Jahrhunderts, wo die wiederholton Invasionen feindlicher Heere und die Abtrotung der Grafschaft Görz an Frankreich den Gebrauch der deutschen Sprache zurückdrängten. Nach der Wiederkehr der Grafschaft in die Österreichische Herrschaft erlangte die deutsche Sprache wieder ihro Kochte und behielt dioselbon bis zum Jahre 1848. Als durch die politischen Ereignisse jenes Jahres die nationalon Strömungon auftauchten, kam die deutsche Sprache mehrfach in Bedrängnis, bis endlich in Jahre 1869 dor autonome Landtag sogar sämmtliche deutsche Schulen abschaffte und italienische und slovonische Schulen an deren Stelle errichtete. Dios währte jedoch nicht lango. Dor Drang nach dem Unterrichte in dor deutschen Sprache für das Bedürfnis des Verkehres und als Vorbereitung für die Humani tätsstudien, äußerte sich so lebhaft und so allgemein, dass die kaiserliche Regierung sich veranlasst fand, eino deutsche Normalschule für Knaben zu errichten, in welche die gesammte Jugend dor gebildeten Ciasse sich hinzudrängte. Noch auffälliger war merkwürdigerweise das Verlangen nach der Erlernung der deutschen Sprache untor der weiblichen Jugend Als im Jahre 1875 bei der Errichtung dor Lehrerinnen-Bildungsanstalt derselben eine Elomontarschule für Mädchen beigegeben wurdo, ließen sich gognorischorsoits laute Stimmen dagegen vornehmen. Kaum war dio Schule eröffnet, als ein solcher Zudrang von Schülorinnon sich ergab, dass sogleich Parallolclassen errichtet worden musston. Dio Bürgerschaft war nämlich von dor Überzeugung durchdrungen, dass ihren Töchtern für ihren Erwerb im Handel und Verkehr dio Kenntnis der deutschen Sprache unerlässlich ist. Von Werken der bildenden Kunst ist außer dorn Domschatzo in Görz wenig zu berichten. Als auf Antriob der Kaiserin Maria Theresia der Papst das Patriarchat von Aquiloja aufhob und in dio boidon Erz-bisthümor Görz und Udine schied, wurdo dor Donischatz von Aquileja im Wesentlichen in dio beiden Metropolit inkirchon von Görz und U-dino vorthoilt. Dor auf Görz entfallende Antheil enthält meist Reliquien und Reliquienbehälter, von denen vier lebensgroße Büsten Aquilojisehor Heiligen in Silber kunstvoll goarbeitot, noch heute den Altar der Dom-kircho bei kirchlichen Festlichkeiten zieren. An kulturhistorisch erwähnenswerten Gegenständen sind folgende drei zu erwähnen: Ein Kreuz mit dem in Elfenbein geschnitzton Heilande aus dor guten italienischen Kunstporiode, welches bei den frierlichon Aufzügen des Patriarchen demselben vorgetragen wurde und dadurch kulturhistorisches Interesse gewinnt; — ferners zwei Bischofsstäbe von wesentlich verschiedenen Charakter. Der eine ist ein Stab, von welchem die kirchliche Tradition berichtot, dass der heilige Petrus ihn dem heil. Hermagoras übergeben habe, weshalb er auch als Reliquie verehrt wird. Es ist ein einfacher Stab aus Holz mit einer kurzen gomshornähnlichen Krümmung wie die Hirten in Italien heute noch gebrauchen. Der Stab war bereits vor 800 Jahren, wie durch eine darauf befindliche Inschrift angedeutet wird, so morsch, dass er mit metallenen Ringen und einer metallenen Hülse befestigt werden musste. Es ist wahrscheinlich der älteste Bischofstab der christlichen Kirche, da er jedenfalls der frühesten christlichen Kirche angehört und beweist mit welch'einfachen Mitteln sich die kirchliche Liturgie in jener Zeit behalf. Der zwoito Stab ist ein kunstvolles Werk des XI Jahrhundorts und wird mit vollem Rechte dem Patriarchen Popo, dem reichsten und mächtigsten Kirchenfürsten von Aquüeja, zugeschrieben Dor Schaft besteht aus neun gewundenen Bergkristall-Zilindern, dio innen hohl mittelst oiner durchgezogenen Metallstango befestigt werden. Oben hat er eine reich aus-gestatete Krümmung aus vergoldetem Silber, im Innern befindet sich das Ostorlamm in der romanischen kunstgemäßon Darstellung, welches auf einem geflügelten Drachen tritt; das Pastorale ist oiner der bedeutendsten Repräsentanten dieses bischöflichen Attributes wie auch eine der schönsten Kunst Schöpfungen derart älterer Zeit. Das poetische Bedürfnis der Görzer wird durch die trefflichen Werke ihrer westlichen Stammosgonosson befriedigt, Von eigenen Erzeugnissen wäre nur eine Übersetzung der Goorgica Virgils von Johann von Bosizio in die friaulische Sprache zu erwähnen. Die friaulischo Sprache ist dio älteste Tochter der romanischen Sprache und literarisch noch so wenig entwickelt, dass sie außer zwei poetischen Werken nur wonige Golegenheitsschrifton aufzuweisen hat, somit das poe- tische Werk des Herrn von ßosizio immerhin ein culturhistorisches Interesse bewahrt. Reicher ist in Görz die historische Literatur vortreten, in welcher die geschichtlichen Werke über Görz vom Grafen Rudolf Corouini, von Morelli und von Deila Bona zu verzeichnen sind. Neuestens rühmt sich Görz einen dor bedeutendsten Sprachforscher Italiens Ascoli der Geburt nach ihren Mitbürger nennen zu dürfen. Dio Görzer theilen mit ihren italienischen Stainmesgenossen die Liebe zur Musik, namentlich zur dramatischen. Es ist gerade hundert Jahre her, dass Mitglieder des Görzer Adels und der Bürgerschaft ein geräumiges und stilvoll erbautes Theator errichteten, welches sehr wenige Provinzhauptstädto seines Gleichen haben dürfte. Es hat vier Stockwerke, 74 Logen in den Rangen und umfasst 1000 Zuschauer. Zur Carnevals-Zeit wird daselbst eine italienische Oper aufgeführt, wofür man die Sänger-Gesellschaft aus Italien verschreibt. Zu anderen Zeiten werden italienische Schauspiele gegeben. Seit einein Viertoljahrhundorte hat sich Görz aus einem stillon Landstädtchen zu einer recht ansehnlichon Provinz-Hauptstadt erhoben, doren Bewohnerzahl sich in nicht langer Zeit von 10000 auf 20000 Seeion erhöhte. Sie besitzt den Ruf, die reinlichsto Stadt im weiten Umkreise zu sein, Neue Stadttheile entstehen mit breiten Straßen; die einst engen und finsteren Kaufläden haben mit verlockenden Auslagen einen großstädtischen Typus angenommen and o^riedigon mit ihrem roichen Waarenlanger alle Bedürfnisse dos städtischen Lebens selbst in höheren Kreisen. In der Mitte der St. dt breitet sb h ein geräumiger öffentlicher Garton aus mit üppiger Vegetation, die fast durchaus don südeuropäischen Charakter bewahrt, um welcben weit größere Städte Görz beneiden können. Es darf als ein culturgoschiehtlicher Vorzug von Gör*, bezeichnet worden, dass hier in Folge der glücklichen gegen Winde ge iicL?rten Lage nicht nur allo Pflanzen der südeuropäischon Zone sondern auch alle Gewächse der japanischen Flora im Freien fortkomme 1. In dem Garten des Herrn Wilhelm von Ritter trifft man eine umfassonde Pflanzung von baumartigen Camollien mit Tausenden von Blüten an, welche in Oberitalien bis zum Lago maggioro im Freien nicht fortkom-inon. Dio südlichen Pflanzen aber, die Görz mit Oboritalion theilt, komraon hier mit bosondoror Uoppigkoit in Kraft und Wachsthum vor, wie dio Oyprosson, dio in Oboritalion nur einzeln oder in dünnen Reihen zu sehen sind, in Görz sehr zahlreich und in großen Gruppen (im alton Friedhofe zählt man deren allein 450) zur Erscheinung gelangen. Elegante und comfortablo Bäder tragen viel zur Erhöhung dos Oomforts bei, und wie lebhaft der Verkehr in der Sladt sich entwickelt, beweisen mehr als hundert Miclhwagen, welche Zahl nur wenigo Pro-vinzhauptstädto aufzuweisen haben. Dieser Aufschwung der Stadt Görz ist hauptsächlich dreien Umständen zu verdanken. Durch die Abtretung des lombardisch - vonotiunischon Königreichs wurde dio nunmehrige Grenzstadt Görz ein Stapelplatz für den internationalen Verkehr, wodurch der Speditionshandel bedeutend gehoben wurde. Durch die Vollendung der Eisenbahn kam Görz in die volkswirtschaftlich außerordentlich günstige Lage, dio Erzeugnisse seiner Landwirtschaft wie Gemüse, Kartoffeln, Obst und namentlich Weintrauben, welche in seinem milden Klima um mehrere Wochen früher reifen als in den nördlichen Ländern, nach Wien und anderen österreichischen Städten zu günstigen Preisen abzusetzen. Insbesondere aber trug dazu bei, dass dio Stadt seit einem Jahrzehonte in die Reihe der klimatischen Winter-Kurorte eingetreten ist. Sio hat sich in derselben bereits dauernd eingobürgort und dürfte, was das treffliche Klima *), dio milde gesundheitspendende Luft, den fast gänzlichen Mangel an Winden verbunden mit der Annehmlichkeit einos städtischen Lobens betrifft, wohl kaum einen ebenbürtigen Rivalen finden a). Der hoho österreichische und ungarische Adel war es zuerst, welcher durch seinen winterlichen Besuch im Jahre 1875 den Ruf des Curortes begründete, während gegenwärtig, wie fast an allen Curorten zu finden ist, der Mittelstand in den Vordergrund tritt. Der Zuspruch der Fremden ist bereits so bodoutond, dass or fast alle bequemen Wohnungen, dio für dio Gästo disponibel sind, in Anspruch L) Es besteht in Görz seit 1870 ein meteorologische Beobaohtungestation, welche die meteorologischen Erscheinungen dieses milde Klimas wessenschaflich nachweist a) Die erste Anregung zu der Bildung des Curortes in Görz erfolgte durch dio Schritt „Görz, Österreichs Nizza — die Stadt Görz als klimatischer Wintercurort — dargestellt von Karl Frcihonn von Czörnig — Wien 1874," nimmt. Erst kürzlich hat dio Munieipalität sechs neue Straßen eröffnet, um dem vermehrten Anspruch an Wohnungen zu genügen. Ein oben eröffneter Cursalon biotet den Fremden dio Gelegenheit, in den langen Winterabenden sich durch Convorsation, Spiel, Musik und Tanz zu vergnügen. Dass Görz auch sonst in die Culturbewegung unserer Zeit eingetreten ist, beweist die jährliche Veranstaltung eines internationalen Pferderennens, an welchen sich die Sportsmännor von Italien, Wien und anderon Städten lebhaft betheiligen. Demselben wurde neuestens auch ein internationales Wettfahren der Radfahrer (Byciklos) beigefügt. 1 INHALT Vorwort............................... I. Geographisches........ Vorbemerkungen....................... 1. Orographisches......................... 2. Hydrographisches........................ 3. Geologisches........................... 4. Terrassenbildung......................... 5. Landschaftliche Scenerie.................... G. Klima............................... II. Ethnologisches........ III. Volkskunde......... 1. Volkszahl............................. 2. Volksdichtigkeit......................... 3. Volksvertheilung nach Gemeinden.............. 4. VolksTertheilung nach dem Berufe.............. 5. Bevölkerung nach dein Alter................. C. Bewegung der Bevölkerung.................. a) Trauungen........................ b) Geburten......................... e) Sterbefälle........................ IV. Landwirtschaft....... 1. Verhältnisse des (! rundeigenthums............. 2. Bewirtschaftung......................... 3. Hindernisse der Bodencultur................. 4. Culturarten und derer! Verbreitung............. Seite 81 5. Erzeugnisse des Thierreiches................. „ 89 6. Erzeugnisse des Mineralreiches................ „ !)1 7. Statistik der Erzeugnisse des Landbaues.......... „ 92 S. Statistik der Erzeugnisse des Thierreiehes......... „ 05 9, Die Seidenbau-Versuchsanstalt in Görz........... „ 0!) V. Industrie..........Seite 103 VI. Handel und Communications-Anstalten Seite- 111 VII. Geschichtliches....... „ 115 1. Iiistorisehe Skizze der Grafschaft Görz bis zum Erlöschen des Grafen Geschlechtes................... „ 115 2. Görz unter österreichischer Herrschaft........... „ 127 3. Culturgeseliichtliches...................... „ 130 NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA 00000172038 A00000172038A