Teodor Petrič Universität Maribor* UDK 81'25:81'367:791 inkohärente infinitivkonstruktionen in deutschen untertiteln 1. Einleitung Im Beitrag werden Annahmen zur Natürlichkeit von inkohärenten Infinitivkonstruktionen im Vergleich zu semantisch ähnlichen Nebensätzen mit finitem Verb überprüft. Als Methode wurde ein kontrolliertes Experiment gewählt, in dem die Testpersonen kurze Videosequenzen mit deutschen Untertiteln vorgeführt bekamen und danach unter Zeitdruck Fragen zum Inhalt der Untertitel beantworten mussten. Die Untertitel enthielten Äußerungen mit inkohärenter Infinitivkonstruktion oder (finitem) Nebensatz. 2. Annahmen zur Natürlichkeit von inkohärenten Infinitivkonstruktionen Beim Untertiteln muss der Übersetzer häufig räumliche und zeitliche Erfordernisse berücksichtigen. Bei hohem Informationsfluss im gesprochenen Ausgangstext ist er häufig dazu gezwungen, redundante Informationen zu unterdrücken. Der Untertitler (S) verwendet daher oft kürzere Ausdrücke zur Unterdrückung vorhersehbarer Inhalte. Der Leser der Untertitel (R) ist bei verkürzter Ausdrucksweise dazu gezwungen, mitzuverstehende Inhalte zu rekonstruieren. Die Natürlichkeitsbewertungen in (1) und (2) verdeutlichen eine grundlegende Verlagerung der Präferenzenpriorität. Für den Untertitler ist Ausdrucksökonomie verhältnismäßig wichtiger als Transparenz, während für den Leser der Untertitel Transparenz vorrangig ist. (1) >sem (Ausdrucksökonomie, Transparenz)/ S (2) >sym (transparenz, Ausdrucksökonomie)/ R Der Präferenzenunterschied soll in der Natürlichkeitsskala (3) festgehalten werden, die besagt, dass transparente sprachliche Konstruktionen zwar einfacher zu dekodieren, ausdrucksökonomischere sprachliche Konstruktionen jedoch einfacher zu enkodieren sind (vgl. Oresnik/Snedec/Terzan/Trobevsek 1990). (3) >nat (Ausdrucksökonomie, Transparenz) Die Präferenz des Textproduzenten (hier: des Untertitlers) wird zuerst genannt, die Präferenz des Textrezipienten (hier: des Lesers der Untertitel) wird an zweiter Stelle genannt. Dies entspricht dem Format von Natürlichkeitsskalen >nat (A, B), worin der Wert A für den Textproduzenten vorteilhaft ist, der Wert B dagegen für den Textrezipienten (vgl. Oresnik 2008: 218). Gemäß der im Beitrag vertretenen Sichtweise * Anschrift des Autors: Filozofska fakulteta, Oddelek za germanistiko, Koroška cesta 160, 2000 Maribor, Slowenien. E-Mail: teodor.petric@uni-mb.si wird vernachlässigt, dass der Unterthier genau genommen eine Doppelrolle spielt, nämlich als Textrezipient und Textproduzent, da er einen Text in der Ausgangssprache zuerst rezipieren und ihn dann in eine Zielsprache überführen muss. Sowohl Nebensätze mit finitem Verb als auch inkohärente Infinitivkonstruktionen können als satzartige Konstruktionen eingeordnet werden, jedoch im Vergleich zu Hauptsätzen als weniger prototypische Sätze (vgl. dazu Orešnik 2008: 246). Die im Beitrag relevanten inkohärenten Infinitivkonstruktionen sind zu unterscheiden von den kohärenten Infinitivkonstruktionen. Im Vergleich zu den kohärenten Infinitivkonstruktionen sind sie weniger syntaktisch integriert, daher zwar für den Textrezipienten transparenter, jedoch nicht so ökonomisch für den Textproduzenten und aufgrund ihrer Eigenschaften als weniger natürlich bewertet. (4) >nat (kohärent, inkohärent) / Inf (Mayerthaler/Fliedl/Winkler 1993: 146) Die im Beitrag relevanten inkohärenten Infinitivkonstruktionen (Inf oder IS) und Nebensätze mit finitem Verb (NS) stellen satzförmige Satzglieder eines Hauptsatzes (HS) dar und können bei hinreichender semantischer Ähnlichkeit als syntaktische Varianten gewertet werden, die sich hinsichtlich Ausdrucksökonomie und Transparenz unterscheiden lassen. Gemäß der Natürlichkeitsbewertung in (5) sind inkohärente Infinitivkonstruktionen aufgrund ihrer Ausdrucksökonomie für den Untertitler vorteilhafter als Nebensätze mit finitem Verb, wohingegen letztere aufgrund ihrer Transparenz für den Leser der Untertitel vorteilhafter sind als erstere. Typologisch gesehen implizieren IS jedoch die Existenz von NS (Mayerthaler/Fliedl/Winkler 1993: 145): (5) >nat (NS, IS) / Finitheit Unter den Kontrollverben, d.h. hier unter jenen Matrixverben, die eine inkohärente Infinitivkonstruktion als Komplement (Ergänzung) zulassen, sind solche mit Subjekt-Kontrolle und Objekt-Kontrolle von solchen mit ambiger Kontrolle (Kontrollwechsel) unterscheidbar. Die lexikalischen Eigenschaften des übergeordneten Kontrollverbs (d.h. des Maxtrixverbs) legen weitgehend fest, ob Subjekt- oder Objektkontrolle des Infinitivs vorliegt oder ob ambige Kontrolle (Kontrollwechsel) möglich ist. Letztere ist kognitiv aufwendiger als erstere und lässt sich typologisch als weniger natürlich bewerten. (6) >nat (eindeutig, ambig) / Kontrolle (Mayerthaler/Fliedl/Winkler 1993: 148) Im Rahmen der Slowenischen Natürlichkeitstheorie (SNT; Orešnik 2008) ließe sich das Verhältnis zwischen Kontrollbeziehung und Besetzung der Subjektstelle der inkohärenten Infinitivkonstruktion durch Parallelzuordnung der Werte in den beiden Natürlichkeitsbewertungen ableiten. (7) >nat (eindeutig, ambig) / Kontrolle der Inf-Subjektstelle (8) >nat (Subjektleerstelle, Subjektleerstelle oder lexikalisches Subjekt) / Inf-Subjekt Gemäß der Parallelzuordnung (ausführlicher in Orešnik 2008: 220) verbindet sich Wert A (eindeutige Kontrolle) der ersten Natürlichkeitsskala mit Wert C (Subjektleerstelle) der zweiten Natürlichkeitsskala, Wert B (ambige Kontrolle) der ersten Skala dagegen mit Wert D (lexikalisches Subjekt) der zweiten Skala. Daraus folgt, dass bei eindeutiger Kontrolle eine Subjektleerstelle in inkohärenten Infinitivkonstruktionen zu erwarten, bei ambiger Kontrolle auch ein lexikalisches Subjekt möglich ist. Lexikalische Subjekte sind allerdings nur in den infinitivprominentesten Sprachen möglich (Mayerthaler/Fliedl/Winkler 1993: 148; Portugiesisch), nicht im Deutschen (Sonderfall: Matrixobjekt als Inf-Subjekt in kohärenten Inf). Nicht eindeutig zu bewerten ist das Natürlichkeitsverhältnis von Subjekt- und Objektkontrolle. Nimmt man die grundlegende Konstituentenstellung in deutschen Sätzen als Ausgangspunkt (Subjekt vor Objekt), scheint Objekt-Kontrolle den Vorteil geringerer (struktureller) Distanz zur Subjektleerstelle (in der generativen Linguistik als PRO bekannt) des Infinitivsatzes zu haben (Prinzip der minimalen Distanz nach Rosenbaum 1967). Subjektkontrolle ist dagegen mit dem allgemeineren Phänomen der Subjektellipse verbindbar. Subjektellipsen kommen sehr häufig in Texten vor. Die höhere Typen- und Tokenfrequenz der Subjektellipsen könnte daher im Textrezipienten eine entsprechende Default-Erwartungshaltung aufbauen. Dieses Prinzip, wonach die Subjektleerstelle im Infinitivsatz mit der Subjektstelle im Matrixsatz in Übereinstimmung gebracht (d.h. koindiziert) wird, soll hier als Subjektkoindizierungsprinzip bezeichnet werden. (9) Der Fahrerj glaubt, PROj den Fahrgast zu kennen. (Subjektkontrolle) (10) Der Fahreri verspricht dem Herrnj, PROi die Stadt zu verlassen. (Subjektkontrolle) (11) Der Fahreri empfiehlt dem Herrnj, PROi die Stadt zu verlassen. (Objektkontrolle) (12) Der Fahreri bittet den Herrnj,, PROi die Stadt zu verlassen. (Objektkontrolle) (13) Der Fahreri schlägt dem Herrnj vor, PROij die Stadt zu verlassen. (S-/O-Kontrolle) In solchen Äußerungen wie (9), die im Matrixsatz nur eine Ergänzung aufweisen, nämlich das Subjekt, konkurrieren die beiden oben genannten Prinzipien nicht miteinander. Dies ändert sich verständlicherweise in Äußerungen, in denen der Matrixsatz zwei Ergänzungen aufweist. Der Matrixsatz in Äußerung (10) enthält neben der Subjektstelle, der die Agensrolle zugeordnet werden kann, auch noch eine Objektstelle, der die Benefizientenrolle zugeordnet werden kann. Der infinitivische Komplementsatz in (10) enthält eine Subjektleerstelle, die gemäß dem Theta-Raster bzw. der Valenz des Verbs verlassen als Agens verstanden werden kann. Nach dem Subjektkoindizierungsprinzip würde der Textrezipient die Subjektleerstelle im Infinitivsatz (als PRO gekennzeichnet) mit der Subjektstelle im Matrixsatz koindizie-ren, nach dem Distanzprinzip hingegen mit der Objektstelle im Matrixsatz. In (10) sticht das Subjektkoindizierungsprinzip das scheinbar untergeordnete Distanzprinzip aus. Umgekehrt scheint es in den Äußerungen (11) und (12) zu sein. Daraus, dass in diesen drei Äußerungen jeweils nur eine Substitution des Matrixverbs vorgenommen wurde, wird ersichtlich, dass der geäußerte Sprechakt und die damit zusammenhängenden Verpflichtungen der Teilnehmer eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Subjektleerstelle im Infinitivsatz spielen, denn dadurch ändert sich auch der Agentivitätsgrad des infinitivischen Komplementverbs. Demnach wäre zu unterscheiden zwischen Kontrollverben im Matrixsatz, (a) die dem Subjekt des Matrixverbs Verpflichtungen auferlegen, (b) die dem Objekt des Matrixverbs Verpflichtungen auferlegen und solchen, (c) die sowohl dem Subjekt als auch dem Objekt des Matrixverbs Verpflichtungen auferlegen. Bei Kontrollverben vom Typ (a) dominiert das Subjektkoindizierungsprinzip über das Distanzprinzip (10), bei solchen vom Typ (b) dagegen das Distanzprinzip über das Subjektkoindizierungsprinzip (11-12). Bei Kontrollverben vom Typ (c) wie vorschlagen in (13) scheinen weder Subjektkoindizierungsprinzip noch Distanzprinzip zur Auffüllung der Subjektleerstelle im Infinitivsatz auszureichen. In solchen Fällen müsste wohl zusätzliches kontextuelles, situatives und/oder enzyklopädisches Wissen einbezogen werden. Eine experimentelle Studie (Köpcke/Panther 2002: 204-205) scheint die These zu stützen, dass die Kontrolle der Subjektleerstelle des Infinitivs bei erwachsenen Sprechern des Deutschen (im Gegensatz zu solchen des Englischen) nicht durch ein Prinzip der geringeren Distanz bestimmt wird, sondern durch einen Abgleichungsprozess zwischen Matrixverb und seinen Argumenten einerseits und der Syntax, Semantik und Pragmatik des Infinitivkomplements und seiner Subjektleerstelle andererseits. Köpcke/Panther (2002: 202-209) nehmen vier Prinzipien für die Zuweisung der Kontrollinstanz für die Leerstelle im Komplementsatz an: Agensidentität (I), pragmatische Rollenkompatibilität (II), enzyklopädische Rollenkompatibilität (III) und spezifisches Ko- und Kontextwissen (IV). Das kognitive Prinzip der Agensidentität (I) wäre nach ihrem Konzept als Default-Prinzip zu verstehen, wonach das mitverstandene Subjekt des infinitivischen Komplementsatzes die Agensrolle (eine semantische Theta-Rolle) zugewiesen und im Matrixsatz ein Antezedent gesucht wird, der die Rolle des prospektiven Agens (einer pragmatischen Rolle) erfüllen kann Köpcke/Panther (2002: 202). Das kognitive Prinzip der pragmatischen Rollenkompabilitiät (II) regelt bestimmte markierte Kontrollphänomene, bei denen der Leerstelle des infinitivischen Komplementsatzes (wegen geringem Agentivitätsgrad) nicht die Agensrolle zugewiesen werden kann und deswegen im Matrixsatz nach einem Argument gesucht wird, das zumindest eine pragmatische Rolle mit der Subjektleerstelle gemeinsam hat und keine inkompatiblen Rollen aufweist (Köpcke/Panther 2002: 206). Die pragmatischen Kontrollprinzipien von Köpcke / Panther (2002) können auf der folgenden Natürlichkeitsskala abgebildet werden. (14) >nat (Agensidentität, Rollenkompatibilität und andere Prinzipien) / Kontrolle Gemäß Köpcke/Panther (2002) soll im Deutschen das kognitive Prinzip der Agensidentität die Rolle des Default-Prinzips übernehmen. Dazu ist die Unterscheidung zwischen einer semantischen Rollenzuweisung (dem lexikalischen Theta-Raster der Kontrollverben) und einer pragmatischen Rollenzuweisung (pro-spektives Agens, prospektiver Benefizient) notwendig. (15) Der Fahrer^ bittet den Herrnj, die Stadt PROj zu verlassen. (Objektkontrolle) (16) Der Fahrer^ bittet den Herrnj, das Auto PROj zu reparieren. (Objektkontrolle) Das Subjekt des Matrixsatzes in (15) und (16) erhält nach dem semantischen Theta-Raster des Kontrollverbs bitten die Agensrolle zuerteilt, das Akkusativobjekt dagegen die Patiensrolle. Die Subjektleerstelle des infinitivischen Komplementsatzes erhält gemäß dem semantischen Theta-Raster der Verben verlassen in (15) und reparieren (16) die Agensrolle. Die pragmatische Rollenverteilung sieht jedoch anders aus. In (15) könnte sowohl das Subjekt des Matrixverbs als auch das Akkusativobjekt des Matrixverbs als prospektiver Benefizient (d.h. Nutznießer der Handlung im Komplementsatz) erschlossen werden, in (16) dagegen lediglich das Subjekt des Matrixverbs. Objektkontrolle ergibt sich in (15) und (16) dadurch, dass das Akkusativobjekt mit der (lexikalisch festgelegten) Patiensrolle pragmatisch gesehen als prospektives Agens erschlossen werden kann. Die Zuordnung der pragmatischen Rollen ergibt sich demnach aus Schlussfolgerungsprozessen (pragmatischen Implikaturen) und ist nicht gleichzusetzen mit dem semantischen Theta-Raster eines Verbs. Mit einem Kontrollverb vom Typ vorschlagen wie in (17)-(19) oder bitten (20)-(21) ist Kontrollwechsel möglich, und zwar sowohl abhängig vom Auftreten von Modal-und Modalitätsverben wie in (21) und (19), als auch abhängig davon, wie die Ergänzungen des Matrixverbs lexikalisch gefüllt sind und welche pragmatische Schlussfolgerungen man daraus ziehen kann (vgl. die Kompetenz eines Mechanikers und eines Laien, ein Kraftfahrzeug zu reparieren). (17) Der Mechaniker^ schlägt der Damej vor, PROj^jk) das Auto zu reparieren. (18) Die Damej schlägt dem Mechanikerj vor, PRO(i)j(k) das Auto zu reparieren. (19) Der Mechaniker^ schlägt der Damej vor, PROiQk das Auto reparieren zu lassen. (20) Die Damei bittet den Mechanikerj, PROj das Auto zu reparieren. (21) Die Damei bittet den Mechanikerj, PROj das Auto reparieren zu dürfen. Aufgrund von pragmatischen Schlussfolgerungsprozessen scheint es wahrscheinlich, dass in (17) die pragmatische Rolle prospektives Agens dem Subjekt des Matrixverbs zugeordnet wird, in (18) dem Dativobjekt, in (19) dem Subjekt des Matrixverbs oder einem nicht spezifizierten Subjekt und in (20) dem Akkusativobjekt. Das prospektive Agens ist kompatibel für die Koindizierung mit der agentivischen Subjektleerstelle im infinitivischen Komplementsatz. In (21) liegt der weniger natürliche Fall vor, dass die Subjektleerstelle aufgrund der Modalverbverwendung als Benefizient (mit geringem Agentivitätsgrad) auftritt und deshalb am ehesten mit dem prospektiven Benefizienten (ausgedrückt im Subjekt des Matrixverbs) kompatibel ist. Im Rahmen der SNT ist für die Subjektkontrolle im Deutschen folgende Abgleichung der semantischen und pragmatischen Rollen durch Parallelzuordnung ableitbar. (22) >nat (Agens, Nicht-Agens) / Theta-Rolle im Matrixsatz (23) >nat (prospektives Agens, prospektiver Benefizient) / pragmatische Rollen im Matrixsatz Bei Subjektkontrolle ist das Agens des Matrixsatzes auch prospektives Agens, das Patiens oder ein anderes Nicht-Agens dagegen der prospektive Benefizient. Für die Objektkontrolle im Deutschen ist die Abgleichung der semantischen und pragmatischen Rollen nicht durch Parallelzuordnung sondern durch Chiasmuszuordnung (chiastic alignment in Oresnik 2008: 220) ableitbar, da das Objekt eine extrem unnatürliche Umgebung darstellt. (24) >nat (Agens, Nicht-Agens) / Theta-Rolle im Matrixsatz (25) >nat (prospektives Agens, prospektiver Benefizient) / pragmatische Rollen im Matrixsatz Bei Objektkontrolle ist das Agens des Matrixsatzes prospektiver Benefizient, das Nicht-Agens dagegen prospektives Agens. Bei einem Wechsel von Subjektkontrolle zu Objektkontrolle wie in (31) werden die Natürlichkeitsverhältnisse mit Hilfe der Chiasmuszuordnung abgeleitet, da das Objekt eine extrem unnatürliche Umgebung darstellt. (26) >nat (hoch, gering) / Agentivitätsgrad der Subjektleerstelle im Inf (27) >nat (prospektiver Benefizient, prospektives Agens) / pragmatische Rollen des Objekts im Matrixsatz Wenn im Deutschen die Subjektleerstelle im infinitivischen Komplementsatz einen geringen Agentivitätsgrad aufweist, dann gibt es bei Verben mit möglichem Kontrollwechsel die Tendenz, die deagentivierte Subjektleerstelle im infinitivischen Komplementsatz mit einem Nicht-Agens (einem prospektiven Benefizienten) in Objektposition des Matrixsatzes zu koindizieren. Bei einem Wechsel von Objektkontrolle zu Subjektkontrolle wie in (33) werden die Natürlichkeitsverhältnisse mit Hilfe der Parallelzuordnung abgeleitet. (28) >nat (hoch, gering) / Agentivitätsgrad der Subjektleerstelle im Inf (29) >nat (prospektives Agens, prospektiver Benefizient) / pragmatische Rollen des Subjekts im Matrixsatz Wenn im Deutschen die Subjektleerstelle im infinitivischen Komplementsatz einen geringen Agentivitätsgrad aufweist, dann gibt es bei Verben mit möglichem Kontrollwechsel die Tendenz, die deagentivierte Subjektleerstelle im infinitivischen Komplementsatz mit einem Nicht-Agens (einem prospektiven Benefizienten) in Subjektposition des Matrixsatzes zu koindizieren. (30) Egonj verspricht Paulj, PROj in der Mannschaft zu spielen. (S) (31) Egoni verspricht Paulj, PROj in der Mannschaft spielen zu dürfen. (O) (32) Egoni bittet Paulj, PROj in der Mannschaft zu spielen. (O) (33) Egoni bittet Paulj, PROi in der Mannschaft spielen zu dürfen. (S) Die Beispiele (31) und (33) stammen aus Köpcke/Panther (2002: 205). 3. Experiment Zur Überprüfung der oben aufgestellten Annahmen wurde ein Experiment mit Hilfe von Forsters psycholinguistischer Software DMDX durchgeführt. Als Testpersonen nahmen 24 slowenische Germanistik-Studierende der Universität Maribor teil, und zwar 16 Studentinnen und 8 Studenten, die Deutsch als Fremdsprache gelernt hatten und gute Deutschkenntnisse zeigten. Im Beitrag wird deshalb der Gesichtspunkt vernachlässigt, dass die deutsche Standardsprache infinitivprominenter ist als die slowenische. Mehrere deutsche Infinitivsatztypen sind für deutsche Muttersprachler möglicherweise systemangemessener als für die slowenischen Germanistikstudierenden, die am Experiment teilnahmen. Dieser Umstand könnte die Ergebnisse des Experiments maßgeblich beeinflussen. Da jedoch fortgeschrittene Germanistikstudierende (d.h. nahe dem muttersprachlichen Niveau) am Experiment teilnahmen, gehen wir davon aus, dass dieser Umstand keine wesentliche Rolle spielt. Das DMDX-Skript wurde zur Ausführung auf einem Laptop-Computer folgendermaßen vorbereitet: Ein und derselbe Videoausschnitt, 6,5 Sekunden lang und mit rückwärts abgespielter Tonspur, wurde mit jeweils einem zweizeiligen deutschen Untertitel (6 Sekunden lang, maximal 40 Zeichen pro Zeile) versehen. Die Untertitel enthielten IS oder NS. Den Testpersonen wurden zuerst 2 Übungseinheiten vorgespielt, dann folgten 32 randomisierte Testeinheiten pro Person (16 IS und 16 NS), wobei jeder Satzinhalt pro Person nur in einer Form präsentiert wurde. Nach 6,5 Sekunden wurden Videoausschnitt und Untertitel ausgeblendet und eine Behauptung in der Form Subjekt + finites Verb aus IS bzw. NS (z.B. Der Fahrer kennt ...) zur Überprüfung des Textverständnisses eingeblendet. Die Versuchspersonen hatten die Möglichkeit, ihre Entscheidung per Knopfdruck mitzuteilen, und zwar mit der rechten Umschalttaste bei einer richtigen Behauptung und mit der linken Umschalttaste bei einer falschen Behauptung. Für ihre Entscheidung hatten sie 3 Sekunden Zeit. Die Software errechnete die Reaktionszeit (RT in ms) und die Angemessenheit der Entscheidungen (EA %). Den Versuchspersonen wurden insgesamt 64 Testkonstruktionen vorgeführt (N = 64, und zwar 32 IS und 32 NS). Da die Versuchspersonen in zwei Gruppen eingeteilt wurden, wurden pro Person 32 Testkonstruktionen (N=32, und zwar 16 IS und 16 NS) vorgespielt. Dies ergab insgesamt 768 Realisierungen (R = 768, und zwar 384 IS und 384 NS). Darunter befanden sich 552 Realisierungen (R = 552, d.h. 276 IS und 276 NS) bzw. 46 Testkonstruktionen (N = 46, d.h. 23 IS und 23 NS) mit der syntaktischen Struktur HS [IS1 [RS] IS1] bzw. HS [NS1 [RS]NS1], also solchen, in denen die inkohärente Infinitivkonstruktion bzw. der Nebensatz mit finitem Verb durch einen Attributsatz unterbrochen wurde. Strukturtyp R HS-IS1-RS-IS1 276 HS-NS1-RS-NS1 276 hs-is 72 hs-ns 72 HS1-IS-HS1 12 HS1-NS-HS1 12 HS1-RS-HS1-IS 12 HS1-RS-HS1-NS 12 HS-RS1-IS-RS1 12 HS-RS-IS 12 Zusammen 768 Strukturtyp Untertitel-Beispiel HS-IS1-RS-IS1 (Subj ektkontrolle) Der Fahrer glaubt, den Fahrgast, der seine Bekannte anstarrt, zu kennen. HS-NS1-RS-NS1 (Subj ektkontrolle) Der Fahrer glaubt, dass er den Fahrgast, der seine Bekannte anstarrt, kennt. HS-IS1-RS-IS1 (Objektkontrolle) Der Passant empfiehlt dem Herrn, der die Stadt nicht kennt, umzukehren. HS-NS1-RS-NS1 (Objektkontrolle) Der Passant empfiehlt, dass der Herr, der die Stadt nicht kennt, umkehrt. Tabelle 2: Beispiele mit verwendeten Strukturtypen I Strukturtyp Untertitel-Beispiel HS-IS1 (Subjektkontrolle) Der Politiker hat die Wähler überzeugt, alle Versprechen einzulösen. HS-NS1 (Subjektkontrolle) Der Politiker hat die Wähler davon überzeugt, dass er alle Versprechen einlöst. HS1-IS-HS1 (Objektkontrolle) Der Politiker hat den Wähler, ihm die Stimme zu geben, überzeugt. HS1-IS-HS1 (Objektkontrolle) Der Politiker hat den Wähler davon, dass er ihm die Stimme gibt, überzeugt. Tabelle 3: Beispiele mit verwendeten Strukturtypen II 4. Ergebnisse Dieser Studie liegt das folgende experimentelle Design zugrunde: die Reaktionszeiten (RT) der Versuchspersonen (Vp.) und die Übereinstimmung der Entscheidungen der Versuchspersonen mit dem Inhalt der Untertitel („Entscheidungsangemessenheit" -Accuracy) stellen die abhängigen Faktoren dar. Für den jeweiligen Strukturtyp wurde die durchschnittliche Entscheidungsangemessenheit berechnet sowie die Reaktionszeiten gemessen und miteinander verglichen. Die Mittelwertunterschiede für alle Variablen wurden mit Hilfe von mehrfachen Varianzanalysen (ANOVA) bewertet (Albert/Koster 2002: 128-133). Die Ergebnisse zeigen mehrere signifikante Unterschiede zwischen den oben angeführten Variablen. Die durchgeführten Newman-Keuls-Folgeanalysen (Post-hoc-Analysen, vgl. Albert/Koster 2002: 130) für die Unterschiede zwischen den Faktoren werden in den folgenden Absätzen beschrieben. Das Signifikanzniveau (Alpha-Level) wurde für alle Analysen auf zumindest 0,05 festgelegt. Für die beiden im Experiment am häufigsten vertretenen Strukturtypen HS-IS1-RS-IS1 und HS-NS1-RS-NS1 (siehe Tabelle 2) konnten die folgenden Reaktionszeiten (RT) der Versuchspersonen ermittelt werden. Korrekte Entscheidungen (R=325, mittlere RT=2080,11 ms, s=594,59 ms) wurden von den Versuchspersonen im Durchschnitt schneller getroffen als falsche Entscheidungen (R=227, mittlere RT=2326,66 ms, s=646,29 ms). Der Unterschied ist gemäß einer Varianzanalyse (F (2,552) = 3870,57; p < 0,001) und einer Newman-Keuls-Folgeanalyse signifikant (p < 0,001). Kam im Matrixsatz ein Korrelat vor, benötigten die Versuchspersonen mehr Zeit (R=108, mittlere RT=2308,22 ms, s=505,76 ms) für die Beurteilung einer vorgeführten Behauptung zum Inhalt eines Untertitels als bei korrelatlosen Matrixsätzen (R=444, mittlere RT=2024,62 ms, s=601,80 ms). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse F (2,552)=3507,46; p<0,001 und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,001) signifikant. Die Reaktionszeiten der Versuchspersonen waren auch bei Auftreten einer Satznegation im Matrixsatz länger (R=24, mittlere RT=2306,08 ms, s=531,64 ms) als bei solchen ohne Satznegation (R=528, mittlere RT=2069,84 ms, s=595,71 ms). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p=0,039) signifikant. Die Versuchspersonen zeigten im Falle der im Experiment marginal vertretenen einfachen Infinitive kürzere Reaktionszeiten (R=72, mittlere RT=1915,42 ms, s=580,04 ms) als im Falle der im Experiment häufig vertretenen erweiterten Infinitive (R=480, mittlere RT=2104,81 ms, s=593,39 ms). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse F (2,552)=3414,33; p<0,001 und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,01) signifikant. Die Reaktionszeiten der Versuchspersonen waren bei Subjektkontrolle länger (R=288, mittlere RT=2141,59 ms, s=599,57 ms) als bei Objektkontrolle (R=264, mittlere RT=2013,04 ms, s=582,86 ms). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse (F (2,552)=3414,91; p<0,001) und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,01) signifikant. Dieses Ergebnis wäre in Übereinstimmung mit dem im zweiten Abschnitt erwähnten Distanzprinzip, möglicherweise ein Effekt des eingeschobenen Attributsatzes, wodurch zwei Verbformen unmittelbar nacheinander realisiert werden. Kontrolle R Mittlere RT Std.Dev. RT Mittlere EA Std.Dev. EA Zusammen 552 2080,11 594,59 0,59 0,49 Subjektkon. 288 2141,59 599,57 0,57 0,50 Objektkon. 264 2013,04 582,86 0,62 0,49 Tabelle 4: Reaktionszeiten bei Subjektkontrolle und Objektkontrolle Allerdings kehrt sich dieses Verhältnis in den einfacheren Strukturtypen HS-IS und HS-NS (s. Tabelle 3) um, in denen das Verb im IS bzw. NS nicht durch einen Attributsatz vom Matrixverb getrennt werden. Kontrolle Struktur R Mittlere RT Std.Dev. RT Mittlere EA Std.Dev. EA Zusammen 144 1991,20 580,25 0,81 0,39 Subjektkon. HS-IS/NS 96 1939,04 565,10 0,88 0,33 Objektkon. HS-IS/NS 48 2095,53 601,89 0,69 0,47 Tabelle 5: Reaktionszeiten bei Subjekt- und Objektkontrolle in Strukturtypen HS-IS/NS Für die beiden im Experiment am häufigsten vertretenen Strukturtypen HS-IS1-RS-IS1 und HS-NS1-RS-NS1 (siehe Tabelle 2) konnten die folgenden Prozentwerte für die Entscheidungsangemessenheit (EA) ermittelt werden. Die Entscheidungsangemessenheit war bei Infinitivsätzen größer (R=276, mittlere EA=0,64, s=0,48) als bei Nebensätzen (R=276, mittlere EA=0,54, s=0,50). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse (F (2,552)=406,42; p<0,001) und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,02) signifikant. Komplement R Mittlere RT Std.Dev. RT Mittlere EA Std.Dev. EA zusammen 552 2080,11 594,59 0,59 0,49 Infinitivsatz 276 2075,37 616,47 0,64 0,48 Nebensatz 276 2084,85 572,95 0,54 0,50 Tabelle 6: Entscheidungsangemessenheit in Infinitivsätzen und Nebensätzen mit eingeschobenem Relativsatz (HS-IS1-RS-IS1 vs. HS-NS1-RS-NS1) Die Entscheidungsangemessenheit war im Falle der Strukturtypen HS-IS und HS-NS (siehe Tabelle 5) bei Subjektkontrolle größer (R=96, mittlere EA=0,88, s=0,33) als bei Objektkontrolle (R=48, mittlere EA=0,69, s=0,47). Entscheidungen über den Inhalt von Äußerungen der Strukturtypen HS-IS (R=72, mittlere EA=0,88, s=0,33) und HS-NS waren (R=72, mittlere EA=0,76, s=0,43) angemessener als solche über die Strukturtypen HS-IS1-RS-IS1 (R=276, mittlere EA=0,64, s=0,48) und HS-NS1-RS-NS1 (R=276, mittlere EA=0,54, s=0,50). Die Entscheidungsangemessenheit verringerte sich bei Auftreten einer Satznegation im Matrixsatz (R=24, mittlere EA=0,50, s=0,51) im Vergleich zu Matrixsätzen ohne Negation (R=528, mittlere EA=0,60, s=0,49). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse (F (2,552)=400,75; p<0,001) signifikant, laut Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,35) jedoch nicht robust. Entscheidungen über den Inhalt von Äußerungen mit korrelatlosen Matrixsätzen waren häufiger richtig (R=444, mittlere EA=0,61, s=0,49) als von Äußerungen mit kor-relathaltigen Matrixsätzen (R=108, mittlere EA=0,51, s=0,50). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse (F (2,552)=404,40; p<0,001) und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,00002) signifikant. Der Anteil angemessener Entscheidungen war verhältnismäßig größer, wenn im Komplementsatz ein einfacher Infinitiv erschien (R=72, mittlere EA=0,78, s=0,42), und nahm bei zu-Infinitiven ab (R=480, mittlere EA=0,56, s=0,50). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse (F (2,552)=414,40; p<0,001) und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,001) signifikant. Bei Berücksichtigung aller Testitems im Experiment (N=64) ergab sich außerdem, dass der Anteil angemessener Entscheidungen bei Infinitivsatz im Nachfeld zunahm (R=732, mittlere EA=0,63, s=0,48), bei Mittelfeldstellung des Infinitivsatzes dagegen abnahm (R=36, mittlere EA=0,36, s=0,49). Der Unterschied ist gemäß Varianzanalyse (F (2,768)=638,61,40; p<0,001) und Newman-Keuls-Folgeanalyse (p<0,001) signifikant. 5. Schluss Die Hypothese, die inkohärenten Infinitivsätze seien in den präsentierten Untertiteln schwieriger zu verstehen und langsamer zu verarbeiten als die semantisch entsprechenden Nebensätze, ließ sich im Experiment nicht nachweisen, was zum Teil am experimentellen Design liegen mag: die meisten verwendeten Teststrukturen stellen extrem unnatürliche diskontinuierliche Strukturen dar, in denen durch eingeschobene Relativsätze zwei Verbformen nacheinander auftreten, was für das Verständnis der finiten Nebensätze ungünstiger zu sein scheint als für das Verständnis der Infinitivsätze. Das Verständnis von inkohärenten Infinitivsätzen im Vergleich zu semantisch entsprechenden Nebensätzen erweist sich als stark struktur- und kontextabhängig, was die Durchführung weiterer Experimente nahelegt. Literatur Albert, Ruth/Cor J. Koster (2002) Empirie in Linguistik und Sprachlehrforschung. Ein methodologisches Arbeitsbuch. Tübingen: Narr. Köpcke, Michael/Klaus-Uwe Panther (2002) „Zur Identifikation leerer Subjekte in infinitivischen Komplementsätzen - ein semantisch-pragmatisches Modell." Folia Linguistica XXXVI/3-4, 191-218. Mayerthaler, Willi/Günther FLIEDL/Christian Winkler (1993) Infinitivprominenz in europäischen Sprachen. Teil I: Die Romania (samt Baskisch). Tübingen: Narr. Oresnik, Janez/Andrej SNEDEC/Karmen TERZAN/Franciska Trobevsek-Drobnak (1990) „Introduction to the subsequent three papers in the present volume." Linguistica 30, 5-12. Oresnik, Janez (2008) „Natural Syntax: English Reported Speech." Studia Anglica Posnaniensia 44, 217-252. Rosenbaum, P.S. (1967) The Grammar of English Predicate Complement Constructions. Cambridge/Mass. Psycholinguistische Software DMDX Display Software. Universität Arizona (USA), programmiert von Jonathan C. Forster (1.9.2009). Zusammenfassung INKOHÄRENTE INFINITIVKONSTRUKTIONEN IN DEUTSCHEN UNTERTITELN Bei der Untertitelung von Filmen hat der Übersetzer häufiger zeitliche und räumliche Erfordernisse zu berücksichtigen als in den meisten anderen schriftlich umgesetzten Übersetzungskontexten. Bei hohem Informationsfluss im gesprochenen Ausgangstext ist der Untertitler dazu gezwungen, redundante Informationen zu unterdrücken. Gemäß unserer Arbeitshypothese versucht der Untertitler oft kürzere Ausdrucksweisen zu verwenden, die ihm die Aussparung von redundanten Inhalten erlauben, jedoch vom Standpunkt des Lesers derartige Konstruktionen markierte Ausdrucksweisen darstellen, da diese die Rekonstruktion ausgelassener Bedeutungseinheiten erfordern. Der Leser kann die Satzbedeutung (d.h. seine Semantik oder Intention) besser verstehen, wenn der Untertitler weniger markierte (d.h. natürlichere) Konstruktionen verwendet. In unserem Experiment wurde nun die Komplexität der Untertitel vom Standpunkt des Lesers überprüft. Unsere Testpersonen erhielten die Anweisung, Untertitel mit markierten Konstruktionen (hier: Infinitivsätze) und solche mit entsprechenden weniger markierten Konstruktionen (hier: finite Nebensätze) zu lesen. Die Einteilung der Testpersonen in zwei Gruppen erlaubten es, eine bestimmte Satzbedeutung in zwei Varianten zu präsentieren, und zwar mit Hilfe der markierten Ausdrucksweise oder mit der weniger markierten Ausdrucksweise. Das Verständnis eines Untertitels, der eine markierte oder weniger markierte Konstruktion enthielt, wurde mit Hilfe einer anschließenden Frage zum Inhalt des jeweiligen Untertitels überprüft. Gemäß unserer Arbeitshypothese waren bei den Testpersonen höhere Fehlerquoten und längere Reaktionszeiten zu erwarten, wenn ein Untertitel eine Konstruktion enthielt, die die Aussparung eines redundanten Satzinhalts ermöglichte, und vom Standpunkt des Lesers markierter war. Povzetek INKOHERENTNI NEDOLOČNIŠKI POLSTAVKI V PODNAPISIH Pri podnaslavljanju je prevajalec prostorsko in časovno bolj omejen kot pri večini drugih načinih pisnega prevajanja. Če je pretok informacij v izhodiščnem slušnem besedilu zelo velik, je podnaslavlja-lec prisiljen tehtati, katere vsebine so bolj predvidljive in zato pogrešljive. Naša delovna domneva predvideva, da podnaslavljalec v primeru velikega pretoka informacij skuša zmanjšati količino jezikovnih izrazov z uporabo krajših zgradb, ki mu omogočajo izpust bolj predvidljivih stavčnih vsebin, vendar so take zgradbe za bralca bolj zaznamovane, ker od njega zahtevajo smiselno dopolnjevanje vsebin. Sprejemnik besedila lažje razume pomen povedi (t. j. stavčno vsebino in/ali namen povedi), če jo tvorec besedila posreduje z manj zaznamovanimi ali naravnejšimi (razvidnejšimi, ikoničnejšimi, tipsko ustreznejšimi, prototipičnejšimi, ... ) jezikovnimi sredstvi. V eksperimentu preverjamo zapletenost podnapisov s stališča bralca. Preskusne osebe preberejo podnapise, ki vsebujejo zaznamovane zgradbe (nedoločniške polstavke), in take podnapise, ki vsebujejo ustrezne manj zaznamovane zgradbe (odvisne stavke z osebnimi glagolskimi oblikami). Preskusne osebe so razdeljene na dve skupini, jezikovno gradivo pa tako, da je neka stavčna vsebina za eno skupino izražena na prvi način (zaznamovano), za drugo skupino pa na drugi način (manj zaznamovano). Razumevanje podnapisa z zaznamovano ali manj zaznamovano jezikovno zgradbo preverjamo z vprašanjem o vsebini podnapisa. Po naši delovni domnevi se odzivni čas odgovora podaljšuje, če podnapis vsebuje jezikovno zgradbo, ki omogoča izpust predvidljivih stavčnih vsebin in je zato s stališča bralca bolj zaznamovana.