ilya inishev MEDIALITAT ALS GRUNDBEGRIFF DER gegenwartigen PHÄNOMENOLOGIE Einleitung Im gegenwärtigen philosophischen Diskurs betrachtet man Phänomenologie überwiegend als eine medienindifferente - sogar als eine medienfeindliche - philosophische Konzeption. Das erklärt sich offenkundig daraus, dass phänomenologische Philosophie in erster Linie mit den Fragen der subjektiven Konstitution des Gegenstandssinnes beschäftigt ist. Erst recht gilt diese Medienfeindlichkeitsanklage dem hermeneutisch-phänomenologischen Projekt, wo ursprüngliche Sinn-Ausrichtung der phänomenologischen Forschung mit den Grundmotiven der hermeneutischen Tradition in Berührung kommt. Und wie es aus der langen Geschichte der Hermeneutik folgt, favorisiert sie in thematischer Hinsicht die Sprachlichkeit und in methodischer die Interpretation. Die Interpretation und Sprachlichkeit sind miteinander durch die Figur des Tran-szendierens oder Durchdringens verbunden. Obwohl Interpretation thematisch nicht immer auf die sprachlichen Äußerungen gerichtet ist, wird sie traditionell fast immer als eine Art geistiges Durchdringen einer materiellen Oberfläche gedacht, das auf das »Erfassen« der immateriellen, d.h. auch außersprachlichen En-titäten gezielt ist. Dieses Deutungsschema zwingt uns eine Schlussfolgerung auf, dass die Hermeneutik zu jenen Fragestellungen zählt, die dem Phänomen des 49 50 Mediums keine Aufmerksamkeit schenken. Aber dieser Schluss wird der phäno-menologisch-hermeneutischen Fragestellung nicht gerecht.^ Die »Interpretation« im phänomenologischen Sinn, die mit der philologischen Interpretation nicht so viel gemein hat, stellt nicht ein zielgerichtetes oder sogar methodisches Durchdringen, sondern eher eine vorreflexive, spontane Herausbildung/»Wiederbringung« der primären (unmodifizierten) phänomenalen - d.h. auch materiellen - Fläche dar. Mit anderen Worten ist die »Interpretation« hier nicht eine Art Manipulation der innerweltlichen isolierbaren Gegebenheiten, sondern der sich ständig wiederholende Versuch, eine primäre, d.h. vorwissenschaftliche Erfahrung der Materialität bzw. einen primären Modus der Präsenz der Welt sowie des »In-der-Welt-Seins« zu erobern. Und diese vorwissenschaftliche Erfahrung entfaltet sich nicht in irgendeiner vorgegebenen gegenständlichen Umgebung, sondern sie selbst ist eine Art Artikulation, die alles Gegenständliche erst zum Vorschein in einem primären Erscheinungsmedium bringt. Daraus folgt unter anderem, dass in dieser theoretischen Perspektive Interpretation nicht mit der sprachlichen Auslegung gleichgesetzt werden darf. Sie wird der Wahrnehmung nicht gegenüberstellt, sondern sie muss als ein integraler Teil der primären, d.h. unverkürzten sinnlichen Wahrnehmung begriffen sein.2 Da aber gegenwärtige Phänomenologie und phänomenologische Hermeneutik im besonderen die Position des transzendentalen Subjekts nicht mehr beansprucht, d.h. sich als situiertes Denken versteht, stellt sich die Frage nach der Mitte bzw. dem Medium der oben erwähnten primären Artikulation, d.h. nach dem, wo, was und wie artikuliert wird. Das ist der Ausgangspunk für die verzweigten - sowohl retrospektiven als auch prospektiven - Überlegungen. Die ersteren sind auf die Genese der phänome-nologisch-hermeneutischen - d.h. performativ- und medienorientierten - Interpretations- und Sinnauffassung ausgerichtet. Die letzteren gehen der Frage nach, wie die thematischen und institutionellen Konturen der medientheoretisch ini Aus unserer Sicht wurden die meisten mit phänomenologischer Hermeneutik verbundenen Missverständnisse durch ihre Selbstbezeichnung verursacht. Eben daraus folgt z.B. die schillernde Stellungnahme Hans Ulrich Gumbrechts zur philosophischen Hermeneutik, wenn er mit einem ausdrücklich antiherme-neutischen Projekt auftritt und dabei Gadamer als seinen Gewährsmann betrachtet (Gumbrecht H. U., Production of Presence^). Aber es gibt auch Argumente für diese Bezeichnung. Ein der plausibelsten unter ihnen: Die sprachliche Dimension menschlicher Erfahrung (bzw. Verstehen als Seinsweise des Menschen) ist von ausschlaggebender Bedeutung für diese philosophische Konzeption. Aber das ist eine schwebende Frage, worin eigentlich hermeneutische Sprach- bzw. Bedeutungsauffassung besteht? Aus unserer Sicht kann sie nur innerhalb medientheoretischer Begrifflichkeit korrekt beantwortet sein. 2 Bemerkenswert, dass auch in seinen späteren - den explizit sprachlichen Erfahrungen gewidmeten - Arbeiten Gadamer spricht von der primären Wahrnehmung als dem Effekt des Lesens der literarischen Texten. spirierten Phänomenologie bzw. phänomenologischen Hermeneutik aussehen sollen, wie die mögliche wechselseitige Annäherung der medientheoretischen und phänomenologischen Fragestellungen sich auf das disziplinäre Selbstbe-wusstsein der Phänomenologie auswirken kann? Und umgekehrt: ob nicht die phänomenologisch-hermeneutische Philosophie die medientheoretische Fragestellung mit neuen analytischen Instrumenten bereichern kann? Die Hypothese, die ich aufstellen und im folgenden erörtern möchte, klingt auf folgende Weise: (Hermeneutische) Phänomenologie und Medienproblematik stehen in einem - wie auch immer impliziten - Zusammenhang miteinander. Diese hypothetische Interdependenz besteht darin, dass einerseits die Idee des Mediums bzw. der Medialität für Phänomenologie eine paradigmatische Rolle spielt. Mit anderen Worten ist Phänomenologie per se medienorientiert. Andererseits ist die phänomenologisch-hermeneutische Mediums- bzw. Medialitäts-auffassung imstande, einen Beitrag zur Lösung spezifisch medientheoretischer Probleme zu leisten. Dazu ist es nötig, die wechselseitige Relevanz von herme-neutisch-phänomenologischer und medienphilosophischer Fragestellung zu begründen. Diese Begründung werde ich als eine Reihe von Schritten oder Thesen darstellen. 1. Die Medialitätsproblematik ist der phänomenologischen Forschung bzw. ihrer inneren Entwicklungslogik inhärent. Das wird aber nur dann offenbar, wenn nicht Mannigfaltigkeit partikularer Phänomene, sondern holistische Phänomenali-tät als das Hauptthema der Phänomenologie begriffen wird. Solche Auffassung des phänomenologischen Grundthemas ist aber nicht willkürlich, sondern entspricht dem prinzipiellen Selbstverständnis der Phänomenologie, was aber natürlich nicht bedeutet, dass Phänomenologie ihrem Selbstverständnis von Anfang an gerecht werden konnte. Dass es gerade nicht der Fall ist, zeigt das Husserl-sche Verständnis des Phänomens oder Erscheinenden. Wenn das Erscheinende als solches in Frage steht, darf man nicht - wie Husserl - auf den traditionellen Materie/Sinn-Unterschied zurückgreifen. Diesem Unterschied liegt (obwohl unausgesprochen) die Artikulation des nichtobjektivierbaren Mediums zugrunde, die dabei selbst einen medialen Charakter hat, d.h. eine Art Vollzugsmitte der primären (welterschließenden) Erfahrung darstellt. Hans Lipps zum Beispiel betrachtet die sich in der pragmatisch motivierten Kommunikation entfaltende sprachliche Artikulation als »verordnende Mitte, von der her die Wirklichkeit er- 51 52 schlössen wird.«3 Die menschliche Beziehung zur gegenständlichen Welt ist für ihn durch den Vollzug der Sprache vermittelt und begleitet wird. Also, falls die These über den thematischen Vorrang der Phänomenalität akzeptiert wird, soll die Phänomenologie als philosophisches Projekt sich von Anfang an auf der Idee des Mediums als einer raumstiftenden Mitte gründen. Diese Idee wurde (wenn auch nicht ganz ausgesprochen) in der gegenwärtigen (hauptsächlich hermeneutischen) Phänomenologie verwirklicht. 2. Primäre (holistische) Phänomenalität stellt einen Schnittpunkt der Medialität und Sinnhaftigkeit dar. Wenn wir die radikal empiristische, d.h. intuitivistisch-per-spektivistische Einstellung der Phänomenologie in Betracht ziehen, dann wird sofort klar, dass diese nichtobjektivierbare primäre Phänomenalität, die die ursprüngliche »Gegebenheit« der Welt ausmacht, nur ein Artikulationsmedium, d.h. ein in weitem Sinn sprachverfasstes (oder prinzipiell aussprechbares) Milieu sein kann, in dem der Sinn, der die Partikularität des einzelnen Objektes transzendiert, gleichzeitig produziert und verkörpert wird. Die verkörperte Sinnhaftigkeit des Phänomenalitätsmilieus muss als ein Grundzug verstanden werden, der auf strukturelle Eigenart der Phänomenalität selbst hinweist: Phänomenalität nicht als »Gegebenheit« des Bewusstseins, sondern als das Medium des Bewusst-, Gegeben- und Sinnhaftwerdens. Die Einsicht in diese strukturelle Eigenart macht den Ausgangspunkt der »hermeneutischen« Transformation der Bewusstseinsphänomenologie aus. Diese Genese der phänomenologisch-hermeneutischen Fragestellung ist richtungweisend für die Einsicht in die phänomenologisch-hermeneutische Sinn- und Sprachauffassung, die unter anderem darin besteht, dass die Sprache nicht auf ihre - traditionell gedeutete - »Sinndimension« zurückgeführt werden darf. Die phänomenologische Sprachauffassung werden wir medial-performativ nennen. Die medial-performativ aufgefasste Sprache ist immer inkarnierte oder verkörperte Sprache, deren Erfahrung die kategoriale Kluft zwischen Sinn und Präsenz, Kommunikation und Präsentation, Sinnhaftigkeit und Sinnlichkeit, Wort und Bild auf eine eigentümliche Weise überbrückt. Die Performativität der sprachlich verfassten Mitte folgt mindestens aus dem ihr inhärenten strukturellen Zu- 3 H. Lipps, Werke II, Untersuchungen zu einer hermeneutischen Logik, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1976, S. 61. sammenhang von Universalität und Perspektivismus, der nicht zuletzt mit der Mediumsabhängigkeit des Sprechen und der Schrift verbunden ist: durch die »Sprache« kann alles und sogar das Ganze zum Vorschein oder zum Austrag gebracht werden, aber jeweils nur auf diese oder jene Weise, d.h. in irgendeiner Verkörperung (und für begrenzte, der konkreten Situation angemessene Zeit). Dabei ist zu bemerken, dass die Verkörperung einen wechselseitigen Vorgang meint. Es handelt sich hier nicht nur um die Inkarnation des Sinnes, sondern auch um das Sinnhaftwerden des Materiellen. Als eine Einheit begriffen stellt dieser Vorgang die Interdependenz von Materialität und Sinnhaftigkeit dar, die in der sprachlichen Aussage wie im ikonischen Zeigen ineinander eingewoben sind. Diese Verflechtung von Sinnlichem und Sinnhaftem kann als Medium bezeichnet werden. Die Eigenart des phänomenologisch-hermeneutischen Medialismus kommt zum Vorschein, wenn wir ihn vor dem Hintergrund der in gegenwärtiger Mediendebatte üblichen Mediumsbegriffe betrachten: (1) Medium als transportierender und expliziter Vermittler und (2) als transparente, d.h. unsichtbare Erscheinungsmitte. Die phänomenologisch-hermeneutisch konzipierte Medialität vereinbart beides miteinander: das - immer und in verschiedenem Maß - zu verselbständigende Vermittlungsmedium und raumstiftende (und eben daher »transparente«) Erscheinungsmitte. Das führt unter anderem zur Überwindung des metaphysischen Gegensatzes von partikularer Materie und universellem Sinn sowie von Ideal-Formalem und Performativ-Inhaltlichem, was zum Teil in der gegenwärtigen phänomenologischen Sinn- und Sprachauffassung exemplifiziert wird. 4 Diese Sinnauffassung bzw. die oben erwähnte mediale Interdependenz von Sinnhaftem und Sinnlichem lässt sich auf beste Weise am visuellen Bild exemplifizieren. Als Objekt zeichnet sich Bild durch eine Art Simultaneisierung aus, die als das Konstruktionsprinzip der ikonischen Fläche im Unterschied zu physischer Oberfläche auftritt. Ikonische Fläche kann nicht als einen Gegenstand begriffen sein, der aus unendlich vielen quasi-physischen und isolierbaren Elementen (Pixels) besteht. Um nicht lediglich physischen Gegenstand, sondern ein Bild wahrneh- 4 Es geht in erster Linie um die Aufsätze Gadamers der 8o-9or Jahre, wo er sich im Unterschied zur Wahrheit und Methode mit expliziten, sogar mit »eminenten« Sprachformen befasst. Hier weist seine Sprachkonzeption nicht nur auffallende Ähnlichkeiten mit der Austins auf, sondern sie fähig ist, den richtungweisenden Kommentar zur letzteren abzugeben. Das betrifft vor allen Dingen die meistens ignorierte topologische oder Raumdimension der Sprache, die vielleicht nur aus der phänomenologisch-hermeneutischen Perspektive sichtbar wird. Die Sprache für Gadamer ist nicht nur Mittel, sondern auch die Mitte (der Raum) der menschlichen Praxis. 53 54 men zu können, müssen wir die gesamten graphischen Elemente der physischen Oberfläche des Bild-Objektes simultan auffassen. Wenn es uns gelingt, dann wird die physische Oberfläche in die bildliche Fläche verwandelt. Die Elemente der physischen Oberfläche werden nach dieser Verwandlung zwar immer noch simultan, aber diesmal unthematisch wahrgenommen. »Unthematisch« bedeutet in diesem Kontext »undifferenziert«, »verkörpert«, »implizit«: wenn wir in der Wahrnehmung einen Gegenstand nicht von einem anderen unterscheiden. Als Beispiel kann hier die Wahrnehmung des Rauschens oder des Grundes des Bildes dienen. Also werden die Elemente der physischen Oberfläche in die eigentümliche Materialität der ikonischen Fläche modifiziert. Die modifizierten materiellen Elemente der ikonischen Fläche bleiben im Rahmen der Bild-Wahrnehmeung mitthematisch. Thematisch ist hier das Dargestellte selbst, das - um eigentlich wahrgenommen zu werden - die entsprechende mitthematische Erscheinungsmitte braucht. Diese mitthematische und dennoch autonome Mitte wird gerade dank dieser doppelten Simultaneität (unthematischer Simultaneität, einerseits und mitthematischer, andererseits) performativ, d.h. im Vollzug der entsprechenden Bildwahrnehmung verfasst und erschlossen. Sie ist grundsätzlich dynamisch. Diese Dynamik hat ihrerseits zwei Dimensionen: vertikale und horizontale. Erstere bezieht sich auf das Verhältnis von Bild als ikonische Fläche und Bild als physisches Ding. Die Elemente des Bild-Dinges fließen in die bildliche Fläche ein, aber wie gesagt in modifizierter Form. Sie hören auf, die Teile des physischen dreidimensionalen Raums zu sein, und werden zu zusammengehörenden Elementen der ikonischen Mitte. Physische Materialität wird in die mediale verwandelt. Und die metrischen Relationen werden in die grammatischen transformiert, was auch erklärt, warum man im Fall der Bild-Wahrnehmung wenn auch nicht über verbale, aber nichtsdestoweniger über eine Deutungs- bzw. hermeneutische Erfahrung sprechen kann. Die Eigenart horizontaler Dimension der Bild-Dynamik zeigt sich unter anderem in der Untrennbarkeit des »Objektes« und »Hintergrundes« (Mediums) bildlichen Zeigens. Das bildliche Objekt kann sich nur innerhalb seines bildlichen Hintergrundes und zugleich mit ihm zeigen. »Figur« und »(Hinter)-Grund« sättigen einander mit »symbolischen« Energien, indem sie ein dichtes bedeutendes Gewebe aus ikonischen Elementen bilden. Diese Interdependenz von Sinn und Medium, welche die Phänomenalität zum nichtintendierten und totalen Geschehen macht, kann nicht umhin, den Einfluss auf das sowohl methodische wie auch thematische Selbstverständnis der Phänomenologie auszuüben. Von nun an besteht die Aufgabe der phänomenolo-gischen Forschung nicht darin, die ursprünglichen Gegebenheiten im intentio-nalen Bewusstsein aufzusuchen. In den Vordergrund rückt die (mediale) Phäno-menalität selbst, die nicht so sehr den bestimmten subjektiven Intentionen folgt, als vielmehr den Überschuss der intentionalen Aktivität hervorruft und lenkt. Gegenwärtige Medientheorie/Medienphilosophie und (medialistisch inspirierte und orientierte) hermeneutische Phänomenologie stehen in einem KK^omplementaritätsver-hältnis zueinander. Die erstere bietet ein Paradigma und die Grundbegriffe, die letztere gibt ein neues - topologisch ausgerichtetes und phänomenologisch, d.h. gewissermaßen empirisch fundiertes - Bezugssystem. Zum Beispiel kann man die beiden Grundbegriffe des Medialen auf die innere Dynamik der (phänome-nologisch-hermeneutisch aufgefassten) Medialität zurückführen. Diese Dynamik folgt daraus, dass die Medialität in hermeneutischer Phänomenologie gleichzeitig als den primären - performativen und artikulierenden - Raum (oder Mitte) und als phänomenale - der Struktur dieses Raums entsprechende - inhaltliche »Gegebenheit« (oder Medium) verstanden wird. Diese dynamische - »topologisch« akzentuierte - Mediums/Medialitätsauffassung hat offensichtlich zwei Pole (die durch zwei entsprechende Modelle repräsentiert werden) - Transport/ Kommunikationskanal, einerseits, und die »verordnende Mitte« (H. Lipps), andererseits -, zwischen denen sich der gegenwärtige medien- und sprachphilosophische Diskurs abspielt: von der am Modell des Kanals orientierten Medientheorie und Sprachpragmatik bis zu den das Modell der Mitte exemplifizierenden gegenwärtigen Bildtheorien sowie den Sprachkonzeptionen Austins, Lipps und Gadamers, die die kategoriale Unterscheidung zwischen Medien- und Sinn- bzw. Sprachproblematik gewissermaßen überschreiten oder mindestens verwischen. schluss Der einzige uns bekannte Versuch, die Phänomenalität als Medialität zu denken, findet sich in den Arbeiten von Ferdinand Fellmann. Seine Einführung zur Phänomenologie (2006) schließt er mit dem Kapital ab, das einen beachtenswerten Titel trägt: »Die Zukunft der Phänomenologie: Eine allgemeine Theorie der Medien«.5 Dieses Projekt, das uns so sympathisch ist, weicht von unserem Vorschlag für die Zukunft der Phänomenologie mindestens in zwei Aspekten ab. Erstens, Fellmann spricht die Medialität dem Bewusstsein zu, während wir Medialität als das Milieu betrachten, das gegenüber dem Unterschied von Gegenstand und Bewusstsein indifferent ist, d.h. beides umfasst.6 Zweitens versteht Fellmann Medialität als das, was »im Unterschied beispielsweise zum künstlichen Medium Film als solches nicht in Erscheinung tritt.«7 Wir sind dagegen überzeugt, dass dieses Medium sich durch die eminente Erscheinungsweise aus- 5 F. Fellmann, Phänomenologie zur Einführung, Junius Verlag, Hamburg 2006. 6 Ibid., S. 155. 7 Ibid. 55 gezeichnet. Darum kann es zum Hauptthema der künftigen Phänomenologie werden. 56