Ueberficht dcs Lehrganges in der Miidcheiischiile 6rr Leapoldine Petritfth während des Schuljahres 1859—60. Catöncfj, 1860. Druck von Jgn, d. Kleinmayr und Fedor Bamberg. »Die Kinder sind die zarten Schößlinge am Baume des Lebens. Auf ihnen beruht die Zukunft; wie wichtig ihre Bildung!" „Die Bildung aber ist vierfach: die des Verstandes — durch schöne und nützliche Kenntnisse; des Herzens — durch Weckung und Belebung der Gefühle für alles Gute, Wahre und Edle; des Willens — durch Kräftigung und rechte Richtung, in welchen Eigenschaften der Charakter besteht; endlich die ganze äußere Bildung oder der s. g. Anstand." „Alles, was ein Mädchen lernt, muß besonders tüchtig gelernt werden. Ist es dem Knaben schon schädlich, etwas halb zu lerne», so verdoppelt, verdreifacht oder verzehnfacht sich dieser Nachtheil bei den Mädchen; denn diese füllen die Lücken nicht mehr aus, sondern verflachen total oder vergessen alles. Weil aber Mädchen besonders gründlich lernen sollen, muß schon deßhalb der Umfang beschränkt werden. Es ist jedoch wohl nicht der Fall, daß unsere Töchter zu viel wissen; sic wissen nur Vielerlei, haben von Allem gehört, aber wissen nur wenig gründlich und tüchtig. Eine arge Oberflächlichkeit vcrscichtet sie meistens, und ich wäre geneigt, aus dieser Quelle viel des Unheils abzuleiten, das sich über unsere Zeit ergießt." A. Diesterweg, Wegweiser rc. PO /-r3 5 A. Klaffen, Lehrgegenffändk, Lehrstunden, Lehrversahren. (Brsh Closst Religion: Die Erschaffung der Welt, der Sündcnfall und die , Erlösung, crzählungöwcisc gelehrt. •— Wöchentl. 2 Stunden. Das Lesen, in Verbindung mit dem Schreiben; das Lesen in der Fibel mit sachlichen Erklärungen der Lesestücke, und daran geknüpfte Sprechübungen; Unterscheidung der verschiedenen Laute; Sylbentrcnnung, Dehnung und Schärfung. —Wöchentl. 8 Stunden. Anschauungs - Unterricht: Das Schulzimmer und was in demselben enthalten ist; Haus - und Zimmcrgeräthe, Hansthiere, Waldthierc; der Garten und seine Gewächse; Wiese, Feld, Wald re. — Wöchentl. 3 Stunden. Französische Sprache: Benennung und kurze Beschreibung der Dinge, die im gewöhnlichen Leben Vorkommen. — Wöchentl. 4 Stunden. Rechne»: Zusammenzählen, Vermehren, Wegnehmen und Thcilen in dem Zahlenraume von 1 — 20 im Kopfe. — Wöchentl. 3 Stunden. * Hwrite dDlasst Neligion: Das 1. und 2. Hauptstück des Katechismus, oder von dem Glauben und von der Hoffnung. — Wöchentl. 2 St. Lesen: Der Stücke im Sprach- und Lesebuch für die kathol. Volksschulen in Oesterreich"; sachliche Erklärungen der Lcse-stücke; in darangeluüpften Sprachübungen-—wurde betrachtet: der Artikel, das Beiwort, das Hauptwort sammt ihren Falländerungen, das Zeitwort mit seinen Veränderungen in Bezug auf Person, Zahl und Zeit; der einfache und verbundene Satz; Einiges von dem Bindeworte; die vorkommenden Satzzeichen und die nothwendigstcn Regeln der Rechtschreibung. — Wöchentl. 8 Stunden. Anschauungs-Unterricht: Wie in der ersten Classc, nur wurden etwas ausführlichere Beschreibungen der vorkommenden Gegenstände, ihrer Aehnlichkeitcn und Unterschiede mündlich und schriftlich gemacht. — Wöchentl. 3 Stunden. Schreiben: Alle kleinen und großen Buchstaben in den Heften zwischen doppelten Linien. — Wöchentl. 3 Stunden. Französische Sprache: Lesen eines kleinen LesebüchleinS: »Premiere Lecturo des enfants«; Ucbcrfctzen desselben und angc-knüpftc Sprechübungen. Rechnen: Uebung im Kopfrechnen aller 4 Rechnungsarten im Zahleu-raume von 1—-100; Auf schreiben und Lesen der Ziffern. — Wöchentl. 3 Stunden. Dritte Classe. Religion: Der Glaube, die Hoffnung, die Kirchengebote und die Sacramente. — Wöcheutl. 3 Stunden. Lesen: des »II. Sprach - und Lesebuches für österr. Volksschulen"; sachliche und sprachliche Erklärungen der Lesestücke. Sprachlehre: Der reine einfache Satz, und der einfache erweiterte Satz; Unterscheidung der Haupt- und Nebenglieder, und Betrachtung der darin vorkommenden Wortarten, so wie ihrer Biegung. — Wöchentl. 10 Stunden. Rechnen: Die 4 Rechnungsarten im Kopfe und auf der Tafel mit genannten und ungenannten Zahlen. — Wöchentl. 3 Stunden. Das Rechtschreiben wurde nicht nur bei den Sprach - und Lesc-übungen berücksichtigt, sondern auch in Dictatcn geübt. Der »uindliche und schriftliche Gedanken - Ausdruck: Zur Förderung desselben wurden Fragen über die vorgenommenen Lesestücke beantwortet; kurze Erzählungen nach mündl. Besprechung nicdergeschrieben; Beschreibungen bekannter Gegenstände und kurze Briefe, theils den gelesenen Mustern nachgebildet, theils nach vorangegangener Besprechung frei gemacht. Französische Sprache: Lesen und Uebersctzen des Convcrsations-LesebuchcS von Emil Otto; daran geknüpfte, vielseitige Sprechübungen, um Vervollkommnung in der Aussprache und Gewandtheit im mündl. Ausdrucke zu erzielen. — Wöchentl. 5 St. Schönschreiben: der deutschen und lateinischen Schrift in doppelten Linien. — Wöchentl. 3 Stunden. Virrtr blasst Religion — gleich der dritten Classe; nur kam dazu daö Memo-riren der Stellen der Hl. Schrift, die Kenntniß der biblischen Geschichte und der sonntägl. Evangelien. — Wöchentl. 3 St. Deutscher Sprachunterricht: Lesen des „III. für diese Classe vorgcschricbcncn Lesebuches"; sachliche Erklärungen der Lcscstücke und Benützung derselben zu Hebungen im mündl. und schristl. Gedanken-Ausdrucke. An die Lesestücke wurde angeknüpft die Satzlehre: der zusammengesetzte und der zusammengezogenc Satz; die Unterscheidung und das Verständnis; der Bei - und Unterordnung der Sätze; Begriff dcr Glicdcrsätze; starke, schwache und unregelmäßige Zeitwörter sammt deren Abwandlung. — Wöchentl. 8 Stunden. Der mündliche und schriftliche Gedanken-Ausdruck wurde nicht nur an den Lesestücken, sondern auch durch Aufgaben geübt. Dergleichen waren: Aufsuchen von Gedanken über irgend einen Gegenstand, erleichtert durch gegebene Fragen; Variationen; kurze Erklärungen bildlicher Ausdrücke und Sprichwörter; Vergleichungen und Unterscheidungen; Beschreibungen; nachgebildcte und selbstständige Erzählungen über gegebene Stoffe; Gcschäftö-aufsätze ugd Briefe. — Wöchentlich 2 Stunden. Rechtschreiben und Schönschreiben wurde theils durch die schriftlichen Ausarbeitungen, theils in besonder« Stunden geübt.— Wöchentlich 3 Stunden. Französische Sprache: Lesen und Uebersetzcn der schwereren Stücke aus Otto's Conversations-Lesebuch, >. Abth.; sachliche Erklärung in französischer Sprache; mündliches und schriftliches Wiedererzählen des Gelesenen; Memorircn einzelner Lesestücke; Sprechübungen. Aus der Sprachlehre: Das Geschlechtswort, das Beiwort, das Fürwort, das regelmäßige Zeitwort, geübt durch Uebersetzungen aus dem Deutschen in's Französische. — Wöchentlich 5 Stunden. Rechnen: Im Kopse alle 4 Rechnungsarten mit und ohne Brüche. Mit Ziffern: Wiederholung der vier Rechnungsarten; Theilbarkeit der Zahlen; Aufsuchen des kleinsten gemeinschaftlichen Vielfachen; Erklärung der Brüche; die vier Rechnungsarten mit Brüchen; die Rcgeldctric im Kopfe und durch den Zwcisatz. — Wöchentlich 3 Stunden. Erdbeschreibung: Allgem. Begriffe der mathematischen und physischen Erdbeschreibung; kurzgcfaßte Beschreibung Europa'S und im zweiten Halbjahre die Beschreibung des Kaiserthums Oesterreich. — Wöchentlich 1 Stunde. Geschichte: Die alten Völker bis zu deren Unterjochung durch die Römer; Geschichte Rom's bis zum Untergänge des weström. Reiches. W. 1 St. — Naturgeschichte und Naturlchrc wurden in dieser Classc in Gemeinschaft mit der Fortbildnugs - Classe crthcilt und werden diese Gegenstände dort besprochen. J'ortlrilhngs-Clnssf. Religion: Die drei Hauptstücke vom Glauben, der Hoffnung und der Liebe; die heiligen Sacramente und die Evangelien. — Wöchentlich 3 Stunden. Deutsche Sprache: Lesen von prosaischen und poetischen Lesestücken ans Hcinr. Bone's Lescbuchc, I. Th.; cnrsorische und statarische Erklärung der Stücke, mit Anknüpfung des Wichtigsten und Nothwendigsten aus der Literaturgeschichte und Aesthctik; besonders wurde ein eingehendes Verstündniß der poetische» Lesestücke stets angestrebt, zum Zwecke, eine harmonische Gesammt-bildung der Geisteskräfte, des Verstandes, des Herzens und der Phantasie zu erzielen, worin dieser Gegenstand abschließlich seinen Hauptberuf hat. — Wöchentlich 4 Stunden. Themen zu schriftlichen Aufsätzen waren: 1. Die Erfindung der Buchdruckerkunst und deren Folgen; 2. Der Sec Gencsareth. Beschreibung nach einem Lesestücke; 3. Geschichte der Stadt Jerusalem. Nach einem Lesestücke; 4. Der Winter, \ 5. Die Stadt Laibach, ( cu rx ■< 6. Das Landschaftsbild von Laibach, j ungcn, 7. Der Veldeser Sec, } 8. Weihnachten. Beschreibung und Betrachtung; 9. Der Wald, ein heil. Tempel. Nach einem Gedichte; 10. Glücksgütcr und Bildung — ihr Werth. Erörterung; 11. Wie viel und wie wenig sollen wir sprechen mit Unsersgleichen, mit Hohen, mit Niedern? Erörterung; 12. Widerspruch und Schmeichelei machen beide ein schlechtes Gespräch. Erörterung; 13. Bildung ist cs, zu sprechen wie man denkt, oder zu schweigen; und Bildung, Gesprochenes so zu nehmen, wie eS gesprochen wurde. Erörterung; 14. Kunst zu leben, oder drei Sprüche von Göthe: „Fruchtbar ist der kleinste Kreis re." — „Willst du immer weiter schweifen re." ■— „Das Lebensglück ist nicht verschlossen re." Eine Abhandlung; 15. Schiller und Göthe. Eine vergleichende Charakteristik nach Besprechung ; 16. Erklärung verschiedener Gedichte und prosaischer Lesestücke alö Schulaufgaben. Die Themen ergaben sich sämmtlich aus dein mündliche n Unterrichte, wie cs sein soll, weil nur in diesem Falle Sicherheit da ist, daß dieselben angemessen, weder zu leicht noch zu schwer sind. Französische Sprache: Lesen, Uebcrsctzen und Behandeln der Lcsc-stücke wie in der vierten Classc. Dazu schriftliche Aufsätze, deren Stoff thcils aus den Lesestückeu, theils aus den übrigen Lehrgegenständen oder auch ans dem Leben der Schülerinnen genommen und stets vor der Ausarbeitung besprochen wurde. Dem grammatischen Unterrichte in der Sprache wurde Emil Otto^s Sprachlehre zu Grunde gelegt und hiernach die Biegung aller einzelnen Wortarten, die unregelmäßigen Zeitwörter und die Wortfügung, besonders wo dieselbe von der deutschen Fügung abweicht, gelehrt. — Wöchent. 5 St. Auch wurde Italienische Sprache an mehrere Schülerinnen das ganze Jahr hindurch nach OllendorfS Methode gelehrt. — Wöchcntl. 4 St. Rechnen: Wiederholung und tiefere Begründung der in der vierten Classe behandelten Rechnungsarten mit Brüchen; Erklärung der Verhältnisse und Proportionen; die Regeldetrie, sowohl durch die Proportion als durch den Zwcisatz gelöst; Kopfrechnen. — Wöchentlich 2 Stunden. Erdbeschreibung: Beschreibung der vier übrigen Welttheile; im 2. Halbjahre die deutschen Bundesstaaten. — Wöchentl. 1 St. Geschichte: Im ersten Halbjahre die Geschichte Oesterreichs und des deutschen Reiches bis zum Jahre 1526; im zweiten Halbjahre die Geschichte Oesterreichs und des deutschen Reiches vom Jahre 1526 bis in die Neuzeit, mit besonderer Rücksicht auf Krain. —- Wöchentl. 2 Stunden. Naturgeschichte: Es wurde zuerst mit der Erklärung des Begriffes der Wissenschaft, den wichtigsten Verschiedenheiten unter den Naturkörpern begonnen und hierauf die Einthciluug in drei Naturreiche gegründet. Im ersten Halbjahre wurde die Zoologie abge-haudclt; die wichtigsten Thiere wurden erklärt und die Erklärung durch gute Abbildungen veranschaulicht. Auf ihren Nutzen und Schaden, auf ihre Lebensweise und geographische Verbreitung wurde ein besonderes Gewicht gelegt. — Jin zweiten Halbjahre wurde die Botanik abgehandelt. Die Pflanzen wurden in ihrer Blüthezcit vvrgezcigt und beschrieben, wobei vorzüglich auf Nahrung, Industrie, Handel und arzneiliche Wichtigkeit Rücksicht genommen wurde. Nach Ferd. Schubcrt's Naturgeschichte für Volks- und Töchterschulen. — Wöchentl. 2 St. Naturlehre. Die Einleitung in diesen Gegenstand machte die Erklärung der an allen Naturkörpern wahrnehmbaren allgemeinen Eigenschaften; hieran schlossen sich die wichtigsten Lehren der Mechanik, Dynamik, des Schalles, des Magnetismus, der Elcctricität, des Lichtes und der Wärme. Die Vorträge wurden stets dunrch Experimente unterstützt. Noch Carl Schubcrt's Naturlehrc für Volts- und Töchterschulen. — Wöchtl. 2 St. Zeichnenunterricht. Es wurden 65 der leichten und mittelschweren Stücke aus Wilh. Hcrme's „Zeichnenschule" copirt. 2 Stunden wöchentlich. Musikunterricht, nämlich im Clavicr nnd Gesang wnrde den Schiile-rinnen, für welche cs gewünscht wurde, ertheilt; — 4 Stunden wvchentl., nnd Clavier jeder einzelnen Schülerin — 3 Stunden wöchentlich. An weiblichen Handarbeiten wurden geleistet, und zwar: Strickerei-Arbeiten: 22 Paar Strümpfe, 9 P. Wollärmel, 6 Shawls, 8 P. Handschuhe, 3 P. Strumpfbänder; Näharbeiten: 4 Herrenhemden, 7 Frauenhcmdcn, 2 Kleider, 3 P. Beinkleider, 12 Sacktücher gesäumt; Häckelarbeitcn: 4 Decken, 12 Streifen für Kopfkissen, 2 Hauben, 2 Scrviettenbänder, 4 Käppchen, 4 Schürzen, 10 Kindcr-lätzchcn, 3 Kinderjäckchen, 2 Geldbörsen, 2 Mnstcrbändcr; Weißstickcrei: 30 Krügen, 14 P. Unterärmel, die Buchstaben in 6 Leinwand- und 6 Batistsacktüchern, 6 Streifen; F i l e t a r b e i t e n: 10 Kopfnetzchen, 8 genetzte Krügen, 6 Streifen für Kopfkissen, 1 Schürze, 2 Ueberzüge für Fenstcrpölstcr, 3 P. Handschuhe, 2 Teppiche, 2 P. Handschuhe; Perlen- und andere Stickereien: 12 P. Leuchtermanschetten, 1 Schlüsseltasche, 1 Flintenband, 1 Sofapolster, 3 Nadelkissen, 1 Glockenzug, 3 Fußteppiche, 4 Merktücher, 3 P. Pantoffeln, 3 Federwischer, 1 Lesezeichen, 4 Perlenkrägcn, 2 Briefbeschwerer, 3 Cigarrentaschen, 2 Billctentaschen, 2 Notizbücher, 2 Uhrcntäschchen, 2 Lampenschleier. B. . Lehrerinnen und Lehrer; Zahl der Schülerinne»; öffentliche Prüfungen. Frl. Leopoldine Pctritsch, Vorsteherin der Schnlc, lehrte zugleich die französische Sprache in der dritten, vierten und Fortbil-dungs-Classc; ncbstdcm Wiederholung der Rcligionslchre in der Fortbildungs-Classe und die wcibl. Handarbeiten in allen Classcn. Frl. Maria Huth lehrte die deutsche Sprache, die Wiederholung der 8kcligion in der dritten und vierten Classc, das Rechnen in der vierten und Fortbildungs-Classe, das Zeichnen in der Fort-bildungs-Classe. Frl. Amalia Miller crtheilte den deutschen Sprachunterricht in der ersten, zweiten und dritten Classe, dann das Rechnen in der dritten Classc. Frl. Gabriele P e t r i t s ch lehrte das Rechnen, die französische Sprache, den Anschaungs - Unterricht und weibliche Handarbeiten in der ersten und zweiten Classc, und crtheilte Musikunterricht. Der hochw. Herr G. K ö st l, Cooperator an der hiesigen Domkirche, crtheilte den Religionsunterricht in allen Classcn. Herr I. G. Von bank, Priester und Gymnasial-Professor, gab den deutschen Sprachunterricht in der Fortbildungs-Classe. Herr W. Kukula, Professor an der hiesigen Realschule, unterrichtete in der Naturgeschichte und Naturlehre die Schülerinnen der vierten und fünften Classe. Herr I. Pctritsch, k. k. Landesgerichts-Secretär, lehrte Geschichte und Erdbeschreibung in der vierten und fünften Classe. Herr A. Nedvöd gab den Gesang-Unterricht. Frl. G l a n t s ch n i g g und Frl. S ch n ck l e gaben den Unterricht im Clavier-Spiele. Schülerinnen waren 50 an Zahl. — Es sei hier zugleich bemerkt, daß auch begabte Mädchen solcher Eltern, die entweder mehrere Kinder haben, oder überhaupt nicht in der Lage sind, auf die Bildung eines jeden Kindes mehr zu verwenden, mit thcilweiser oder ganzer Nachsicht des Lehrgeldes in die Schule ausgenommen werden. Die öffentliche Prüfung wurde durch den hochw. Herrn Schnlen-Obcranfscher und Canonicus G. Savaschnig für das erste Halbjahr zu Ende Februar, und für das zweite Halbjahr am 26. und 27. Juli abgehalten. C. Religiosität und Sittlichkeit- Vor Allem war man bemüht, nicht bloß durch den Religionsunterricht, sondern durch den ganzen Unterricht überhaupt dahin zu wirken, daß religiöser Sinn und Frömmigkeit bei der Jugend geweckt und genährt werde. Für die Sittlichkeit trug man durch stete Ueber-wachnng der Zöglinge auch außer den Lehrstunden die schuldige Sorgfalt. Besondere religiöse Hebungen waren: Das Schuljahr wurde in der Kirche mit einem Gottesdienste zur Anrufung des heil. Geistes begonnen, und wird ebenso zur Danksagung geschlossen. Der tägliche Schulunterricht wird mit Gebet eröffnet und geschlossen. Jeden Samstag Abends und in der Fastenzeit jeden Abend wurde das Evangelium des TageS mit den Zöglingen gelesen und betrachtet (größtcntheils nach „Predigten des A. Meßmer"), und fünf Mal im Jahre gingen die Lehrerinnen mit den Schülerinnen zum Empfange der heil. Sacramente. Morgen - und Abendgebet und Maiandacht wurde nie versäumt. D. Hausordnung für diejenigen Zöglinge, welche sich zugleich in Kost und Wohnung im Institute befanden. Um 5 *4 Uhr und im Winter um 6 Uhr wurde aufgestanden; nach dem Ankleiden wurden die Lcctionen wiederholt, um 63/4 Uhr wurde ein gemeinschaftliches Morgcngebct verrichtet und um 7 Uhr das Frühstück eingenommen. Darauf folgten Klavier - Uebungen und sonstige Vorbereitungen zu den Lcctionen. Im Sommer begann der Unterricht um 8 Uhr, im Winter um 8 % und dauerte fort bis 12 Uhr, mit einer kurzen Unterbrechung um 10 Uhr. Nachmittags begann der Unterricht um 2 Uhr und währte bis 4 Uhr; hierauf wurde den Zöglingen ein Vesperbrot gereicht, und die darauf folgende Stunde im Winter zu einem Spaziergange, im Sommer zu Handarbeiten und Klavier-Uebungen bestimmt, und um 6 Uhr erst spazieren gegangen. Von 5 bis 6 Uhr Wiederholung der Lcctionen und die Abendstunden wurden im Winter mit Strickerei-Arbeiten und Lectüre, im Sommer meist im Freien zugebracht. Um 8 Uhr das Nachtmahl, um 9 Uhr gemeinschaftliches Abendgebet, darauf wurde zur Ruhe gegangen. — Die Umgangssprache im Hause war die französische. — Im Sommer wurde der ganze Donnerstag, im Winter bloß der Nachmittag frei gegeben und zu einem weitern Spazicrgangc benützt. Für gesunde Bewegung und erlaubtes Vergnügen zugleich war im Winter durch mancherlei Spiele und Tanzunterhaltungen der Zöglinge untereinander, im Sommer durch öftere weitere Ausflüge gesorgt. Endlich war für die Hauszöglinge mich Gelegenheit geboten, sich im Kochen, Nähen, in Besorgung der Wäsche und der übrigen Hausgcschäftc auszubilden, zu welchem Zwecke auch solche Mädchen, welche ihren Schulunterricht bereits vollendet haben und nur diese Ausbildung noch suchen, sowohl in das Institut cintretcn, als dasselbe von der Stadt aus besuchen können. Der Unterricht des nächsten Schuljahres beginnt mit 1. October. Aenderungen im Lehrpläne finden keine statt; im Lehrpersonalc diese, daß eine französische Lehrerin geworben ist, und der deutsche Unterricht in der Fortbildungs-Classc von der Vorsteherin ertheilt werden wird. Wir schließen mit dem Danke an alle Diejenigen, die entweder durch ihr Zutrauen und Wohlwollen, oder durch ihre thätigc Mitwirkung uns unterstützt haben. Eine jede Schule wird wesentlich auch durch das Publikum gebildet; wenn von dieser Seite Theilnahme und Unterstützung herrscht, so findet man darin die uothweudige Kraft und den Muth zur Ausdauer, so wie die Möglichkeit, die geeigneten Mittel aufzubieten, um etwas Gediegenes zu leisten. Slovanska knjiznica 6K RA G 75/1859/1860 ilill1 n i s ZAMNA KNJIZNICA WKXIN-OMWI MSW. - SV. PE1ER Mestna knjiznica Ljubljana