Mitwoch den S. JuN »879. XVIIl. Jahrgavft Die ^Marburger Zeitung eiiung" erscheint jeden Sonnwg, Mittwoch und Freitag. Preise - sür Marburg ganzjährig L si., halbjährig 3 sl., vierteljährig 1 fi. bO kr.; siir Zustellung ins Haus monatlich lO kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 3 fl., halbjährig 4 fi., vierteljährig 2 fl. JnsertionSgebühr 8 kr. pr. Leile. M dir Nichtigkrit dkr Wühlrrabjtimmung übrr Dtschlüsst drs Abgcsrdktlrllhausts. Marburg, 1. Juli. Di« unmittelbare Theilnahme des Voltes an der Gesetzgebung durch Wählerabstimmung über wichtige Beschlüsse des Abgeordnetenhauses, die wir nicht warm genug befürworten können, ist nur dann eine Wahrheit, wenn es gelingt, das Grgebnib der Abstimmung vor jeder Fälschung zu behiUen und machen wir zu diesem Zwecke nachstehenden Vorschlag. Die Abstimmung in der Stimmgemeinde leitet der Gemeinderalh des Haupiortes. Ist eine unparteiische Leitung nicht zu hoffen, so muß der Gezirk einen Kommissär mit derselben betrauen. Wird eine Störung befürchtet, welche der Geiueinderath mit jenen Mitteln, welche ihm zu Gebote stehen, nicht verhindern kann, so mub wieder der Bezirk helfend einschreiten. Ist das Ergebnib bei offenem „Handmehl" zweifelhaft, so treten die „Ja" rechts, die „Nein" links und wird die Zählung vorgenommen, bei welcher eine Partei die andere schaif llberwacht. Im Falle der Kugelung werden die weißen Kugeln (Ja) rechts, die schwarzen (Nein) aber links mit geschlossener Honv in den Stiminkorb gelegt und kann bei der Zählung und Allen sichtbaren Vorzeigung keine Fälschung verübt werden. Das Ergebnis der Abstimmung in den Stimmgemeinden wird genau verbucht und der Vezilksbchörde mitgetheilt. Sämnultche Bezirke eines Landes berichten on die Landesbehörde und sämmtliche Landesbehörden an das Ministerium. Dieses verkündet in der „Wiener Zeitung", wie viele Wahler sich an der Abstimmung betheiligt, wie viele angenommen, oder verworfen und wird bloS noch das Ergebniß der Abstim- ulung in den einzelnen Ländern beigefügt. Die Landesbehörde macht inr Amtsblatte bekannt, wie Viele im ganzen Staate, im betreffenden Lande und in jedem Bezirke des le^teren abge« stimmt, wie Viele „Ja" oder „Nein" gesagt. Der Bezirk theilt jeder Stimmgelneinde des» selben mit: das allgemeine Ergebniß im Staate, im betreffenden Lind und Bezirk und das be« sondere in der Stitnmgemeinde selbst, damit sich diese überzeugt, daß man ihren Bericht getreu wiedergegeben. Die letzte, leichteste und sicherste Kontrole übt die Stimmgemeinde, die aus ihrem Protokolle und durch die Elinnerung jedes Einzel-^en weiß, wie Viele in ihrer Mitte sich betheiligt, wie Viele gegen den Beschluß oder sür denselben gestimmt. Durch solche Kontrole wird jeder Fälschung vorgebeugt, weil sich der Staat, das Land, der Bezirk, Gemeinde und der Staatsbürger die Gewißheit verschafft, daß die Abstimmung eine vollkommen gesetzliche gewesen. Die Partei, welche mit ihrem Antrage durchgedrungen, darf sich des ehrlichen Sieges freuen; die unterliegende Partei aber, welche daS Ergebniß nicht in Zweifel ziehen kann, wird dem genehmigten Beschluß und dem Gesetze die schuldige Achtung nicht versagen. Franz Wiesthaler. Ciosührvitg des Tabaktiams. WirthschaftSrath Johann Smetana hat in der ersten Sektion der LandwirthschaftS-Gesell-schast zu Wien über die Einführung de« Tabakbaue» einen Vortrag gehalten, welcher namentlich auch im steirischen Unterlande verbreitet zu werden verdient, weil hier der Boden slir den Tabakbau sich besonders eignet. Der Redner sagt: Oesterreich ist ein Agrikulturstaat. Hisdurch erklärt sich die Thatfache, daß zltr Deckung der Staats- und Landesbedürfnisie in erster Reihe der landwirthfchastliche Grundbesitzer herangezogen wird. Ebenso ist die Wehrkraft aitf diesen Grundbesitz basirt und derselbe weiters durch die an die Gemeinden übertragenen Lasten in erheblicher Weise ins Mitleiden gezogen. Eine Verminderung dieser Leistungen steht nicht in Aussicht, iin Gegentheile werden solche vermehrt werden müssen, um den sich immer steigendtn Bedürfnissen entsprechen zu können. Da aber jeder vermehrten Belastmig die Erhöhung der Leistungsfähigkeit vorausgehen muß oder wenigstens soll, so entstellt die Frage, ob der Grundbesitz die an ihn gestellten Anforderungen ohne Nachtheil ertragen kann. Zur Beantwortung dieser Frage isl es nothlvendig, die Existenz-Bedingnngen des Land-wirthes etwas ».äher ins Auge zu fassen. Die erste Bedingung jedcs rationellen Wirthschastsbetriebes ist das Vorhandensein eines entsprechenden Betriebskapitals. Wo dieses mangelt, ist der Fortschritt anSgeschlossen, die Erhaltung der Substanz silr die Dauer unmöglich. Der Kredit des Grundbesitzes ist wegen vorherrschender bücherlicher Belastung untergraben, der Besitzer hat kcin Mittel, sich ein billiges Meliorations-Kapital zu schaffen, und fällt nur zu oft schutzlos in die Hände des Wucherers. Aber selbst derjenige Besitzer, dessen Grund und Boden noch unbelastet ist, erhält im günstigsten Falle ein Darlehen, dessen Verzinsung, wenn Pro-visionen und alle kostspieligen bücherlichen Durchflihrungen bestritten werden, sich auf 7 bis 8 Perzent im Jahre herausstellt. Da nun der Grundbesitzer bei aller Spar-famkeit, Fleiß und Intelligenz kanin 4 Perzent erwirthschaften kann, fo bildet die Ergänzung der Zinsen einen Eingriff in die Masse und ist, wenn sich die Verhältnisse nicht zu Gunsten des landwirthschaftlichen Besitzers ändert», der N e u i l r e t o n. Vkrsolguugsgtschichlt des Tabaks. lKortsehung.) Bemerkenswerth ist ein Beschluß des Pro-vinzial-Kapitels der Plämonstratenfer, welches 1644 im Kloster Schlägl abgehalten wurde. Er lautet: „Da in verschiedenen Klöstern der Mißbrauch des Tabaks bei den Brüdern sich eingeschlichen hat, woher sie sich verschiedene Krankheiten zuziehen, und das blühende Alter zerstört wird, weil sie ferner nicht mehr zu gebrauchen sind und sich zu allen klösterlichen Verpflichtungen unfähig machen und gleichsam sich selbst tövten. Deshalb hat das Provinzial-kapitel geglaubt, dem Uebel entgegentreten zu müssen, und hat beschlossen, daß in Zukunst jedem, welcher gegen dieses Gebot des Tabaks sich nicht enthielt, des ärztlichen Natl)es durchaus entbehren, und wenn er so gestorben ist, soll er außerhalb der Grust begraben werden. Inzwischen aber soll er im Ehor, und wo immer der Konvent zusammenkommt, die letzte Stelle einnehmen, damit kein Anderer durch einen Gestank angesteckt werde." Nach Nußland kam der Tabak durch die Engländer. Obschon er hier bald ein Liebling des Voltes geworden, hatte er doch schwere Kämpfe zu bestehen. Die russischen Popen führten Beschwerde darüber, daß sie durch den werug angenehmen Duft des Tabaks bei ihren religiösen Ceremonien vor den Heiligenbildern gestört würden. Auch glaubte man auf die Raucher das Wort der hl. Schrift anwendcn zu müssen: „Was aus deut Munde ausgeht, ist Sünve." Dazu kam, daß gleichzeitig mit Einführung des Tabaks viele Brände ent» standen, deren llrfache man in der Neuerung des Rauchens erblickte. Es erging deshalb ein Verbot: die Nancher wurden mit der Knute, durch Aufschlitzen der Nase und durch Verweisung nach Sibirien bestrast. Auch in der Türkei wurde der Tabak alsbald uach seiner Einführung schwer verfolgt. Dem Raucher wurde die Nase durchbohit, und in die Oeffnung das Pfeifenrohr gesteckt. Der Verbrecher wnrde alsdann auf einen Esel gefetzt, durch die Straßen der Stadt geführt und detn Gespötte des Pöbels preisge-get>e!». Eine 1633 in Konstantinopel staltgehabte große Feuersbrunst gab den Feinden des Tabaks eine günstige Gelegenheit, ihre Nachepläne durchzusetzen. Die Taliakraucher wurden rnit dem Tode bestrast. Der grausame Sultan selbst, Murad IV., machte in der Nacht die Runde, und wer bei Kaffee und Tabak gefunden wurde, war ein Kind des Todes. Zahlreiche Verehrer des Tabaks büßten so ihre Anhänglichkeit an die Neuerung mit dem Leben. Selbst während des 1638 unternomlnenen Feldzugs Murads gegen die Perser wurde gegen die Raucher strenge versahren. Ein Soldat, welcher im Geheimen rauchte, mußte sterben. Die Frevler wurden geköpft, gehenkt, geviertheilt oder rnit zerschmetterten Händen und Füßen vor die Zelte geworfen. Noch sei erwähnt, daß auch in Nord, anrerika der Tabak nicht unbehindert sich einbürgern konnte. In Neu'England wurde durch die sog. Kolonial-Gesetze von 1650 v.'rboten. daß Jemand vor dem 21. Lrbensjahre Tabak rauche. Die Erlaubniß wurde von denr Gerichte ertheilt und zwar erst nach Vorlegung eines ärztlichen Zeugnisses, daß das Rauchen der betreffenden Person nicht schädlich sei. An öffentlichen Orten durste gar nicht geraucht werden. All' diese mehr oder weniger scharfen Gesetze konnten jedoch die Steuerung des Rauchens nicht unterdrücken. Nach einiger Zeit trinmphirten überall die Freunde des Tabaks über ihre Gegner. Wenn wir hauptsächlich die dem Tabak in den Weg gelegten Hindernisse besprochen haben, sa ist damit nicht ausgeschlossen, daß endliche Nuin, die totale Entwerthung des Grundbesitzes unvermeidlich. Um den gegenwärtigen Zustand der Land» wirthschaft zu charakteristren, erscheint es angezeigt, die Hauptquellen der Einnahme des Grundbesitzers näher zu betrachten. Diese sind: 1. der Getreidebau, 2. der Weinbau, 3. die Viehzucht, 4. die landwirth-schaftliche Industrie. 1. Getreidebau. Der Getreidebau in den österreichischen Ländern hat aufgehört eine Ein-Iiahmequelle zu bilden, welche geeignet ist, den Grundkiesitz steuersähig zu erhalten. Die Landwirthe der Provinzen diesseits der Leitha sind nicht in der Lage, die Konkurrenz jener Länder zu ertragen, deren Massenerzeugung unter viel günstigeren Verhältnissen erfolgt und den Welthandel beherrscht. Seitdem die Getreide,Produktion in Amerika und Australien so riesige Dimensionen angekommen, Rußland in den Massen^Export eintrat, in Ungarn durch Errichtung der Brin-gungsmittel die große Ueberproduktion des Getreides mobil wurde, stieg die Besorgniß aller einsichtsvollen Landwirthe um ihr ferneres Fortkommen. Daß diese Besorgniß nicht ungegründet war, zeigt das Faktum, daß j)er Getreidebau in seinem Ertrag paffiv ist, es durch die Zollbestimmungen in Deutschland noch mehr wird und keine Hoffnung zu einer für den Landniirth günstigeren Wendung besteht. 2. Weinbau. Auch dieser Kulturzweig entbehrt einer gesunden Basis. Dies läßt sich mit wenigen Worten dadurch charaklerisiren, daß ein quaiUitativ günstiges Ernte^ahr hingereicht hat, den Weinlergbesitzer, mit wenigen Ausnahmen, steuerunsähig zu machen. Die Unmöglichkeit des Exportes, die Konkurrenz der französischen und ungarischen Weine, die schrankenlose Fabrikation von Kunstwein, endlich der in Folge der Verarmung gesunkene Konsum geben auch für die Zukunft keiner Hoffnung auf ein Besserwerden Raum. Es ist Thütsache, daß Weinbauer, um die in Aussicht gestellte Ernte zu bergen, bemüfsigt waren, Weingeschirre um hohe Preise anzukaufen. Den Betrag sür diese Gefäße sind sie gegen sehr hohe Verzinsung schuldig, der Wein ist unverkäuflich oder, namentlich bei minderen Sorten, nur um Preise, die kaum hinreichen, die Schuld und Zinsen sür die Fasiungshülle zu decken. (Fortsetzung folgt.) Zar Geschichte des Tages. Die Iungtschechen haben sich durch die Verbündung beider Adelsparteien die schmerzliche Ueberzeugung verschafft, welches Spiel die Feudalen mit ihnen getrieben. Endlich die Neuerung nicht zahlreiche Bertheidiger gefunden hätte, und zwar bis hinauf zu den Königsthronen. Acrzte, Dichter, Künstler u. s. w. wetteiferten in der Verherrlichung und Anpreisung des Tabaks. Allein da wir bloß eine kurze Verfolgungsgeschichte des Tabaks geben wollen, so können wir ans die Art und Weise, wie die Freunde des Tabaks zum Siege gelangten, nicht näher eingehen. Doch dürsten traurige Erfahrungen zu der Ueberzeugung geführt haben, daß das Rauchen für junge, noch nicht ausgewachsene Personen schädlich ist. Deshalb hat z. B. der Staat Georgia in Amerika ein Gesetz angenommen, welches allen Krämern und Handelsleuten unter schweren Strafen verbietet, an junge Leute unter ^6 Jahren Tabak und Zigarren zu verkaufen. Das Rauchen sei sür junge Leute gefährlich an Geist und Körper, und gerade an solche junge unerfahrene Raucher werde in der Regel eine scheußliche Sorte von „Glimmstengeln" verkaust. In verschiedenen Städten Preußens haben die Polizeibehörden Personen unter 16 Jahren das Rauchen an öffentlichen Plätzen bei Strafe verboten. Gegen ein solches Verbot wird wohl kaum irgend Jemand etwas einzuwenden haben. Wenn auch über die Frage, ob der Tabak der Gesundheit zuträglich oder nachtheilig ist, die kommt das Gelöbniß — und es dlirste nicht gebrochen werden — daß das tschechische Volk bald in erster Reihe stehen werde als Be-kämpser der Reaktion. Der Sultan hat den Thronwechsel in Egypten benützt, um die Vorrechte, welche er im Jahre 1873 dnn Vizekönig eingeräumt, wieder zurückzunehmen — namentlich jene, die sich auf die StaatSwirthschaft beziehen. Die Gläubiger warten noch immer und die Masse der Egypter bleibt, was sie bisher gewesen , hungrig und halbnackt. Die französische Regierung denkt wieder an die Sicherung der Republik auch vom militärischen Standpunkte. Die Kundgebungen mancher Offiziere anläßlich des Tod-falles „im Hause Napoleon" hat nämlich zu dem Beschlüsse geführt, das ganze Heer auf die Verfassung zu beeiden. Venttlschte ZIachrichteii. (Ueber die Entstehung desPe-troleums.) Der Naturforscher Mendelejeff in Petersburg stellt über die Entstehung des Petroleurns eigenthümliche Behauptungen auf. Die von Vielen getheille Annahme, das Erdöl sei ein ZersetzungSprodukt von Organismenresten, verwirft Mendelejeff. Das Austreten des Steinöls an der Erdoberfläche weist auf das Streben desselben hin, in den Erdschichten emporzusteigen, was jedenfalls dadurch bedingt wird, daß das Mineralöl leichter als das überall verbreitete Wasser ist. Aus diesem Grunde, auch wegen des Umstandes, daß in den Sandsteinen, in welchen viel Mineralöl enthalten ist, keine verkohlten Organisuienreste ausgefunden werden, welche in den Entstehungsorten des SteinölS zugegen sein müßten, wenn dasselbe sein Eni» stehen den Organismenresten verdankte — denn es ist unmöglich, vorauszusetzen, dasselbe sei das einzige Produkt der Organismeilverände-rung — ist man genöthigt, die Eiitstehungs-orte des Steinöls unterhalb seiner Fundorte zu fucheii. Da es aber im Kaukasus in den Tertiärschichten, in Pensylvanien in devontschen und silurischen Schichten vorkommt, so muß sein Entstehungsort noch tiefer liegeuden Schichten zugeschrieben werden. Nun können aber in den älteren Perioden als die silurische, nicht viele Organismen gelebt haben. Deßhalb er« scheint die Voraussetzung, das Ltnnöl sei ein Produkt irgend eines Organismen-Zersetzungs-ProzesieS als eine sehr unwahrscheinliche. Men-delejesf geht nun von der Hypothese Laplace's über die Erdentstehung aus, wendet das Dalton-sche Gesetz auf den ursprünglichen Dampfzustand der Bestandtheile der Erdkugel an und ninnnt mit Rücksicht auf die Dichtigkeit der Erde, fowie der Dampfdichte der Elemente eine Meinungen noch sehr auseinander gehen, so dürsten doch Alle darüber einig sein, daß das Rauchen im Knaben- undJiinglingsalter jeden-salls schädlich ist. Den Grund, warum gerade Knaben so gerne nach dem Tabak greifen, gibt Tiedemann also an: „In dem Gelüste de« Nachahmen« und Aussehenmachens, im Streben, die Blicke Anderer auf sich zn lenken, ist ohnstreitig der Hauptbeweggrund zu finden, welcher junge Leute, angehende Äudenten, Lehrlinge, Re-kruten und Schiffsjungen zunächst antreibt, das Tabakrauchen zu lernen, wodurch sie zugleich ein reiferes Aussehen zu erlangen wähnen." Sehr wahr sagt H. Forster: „Der allgemeine Gebrauch des widerlichen und gisngen Tabaks, den wir wegen seiner vermeinten Heil-und Verwahrungskräste zuerst von den amerikanischen Wilden entlehnten, beruht zum Theil aus der Eitelkeit unserer Knalien, die gern sür Männer gelten möchten." Gegen das Rauchen der Erwachsenen wird heute keine Behörde mehr etwas einzuwenden haben; im Gegentheil bringt eine möglichst erhöhte Konsumtion des Tabaks den stets in großer Nolh sich befindenden Steuerklassen einen immerhin bedeutenden Zufluß. Den» deutschen Tabak und seinen Verehrern droht aber gerade Ansammlung von Metallen innerhalb der Erde an. Wenn man nun voraussetzt, daß unter den Metallen Eisen vorwaltet, was nicht unwahrscheinlich ist, und die Existenz von Kohlenstoffverbindungen der Metalle zuläßt, so wird dadurch nicht nur die Entstehungsweise des Steinöls, sondern es werden auch alle Eigenthüm-lichkeiten seines Vorfindens an solchen Orten, wo die Erdschichten in Folge von GebirgSempor-hebuugen von der inneren Seite einen Bruch erlitten haben müssen, begreiflich. Durch einen auf diese Weise entstandenen Riß mußte das Wasier zu den Kohlenstoffmetallen dringen, bei hoher Temperatur und hohem Druck auf dieselben einwirken und dabei Metalloxyde und gesättigte Kohlenwasierstoffe bilden. Die letzteren stiegen in Dampfform bis zu denjenigen Erdschichten empor, wo sie sich verdichteten und die lockeren Sandsteine, welche viel ölartige Produkte aufzunehmen sähig sind, durchtränkten. Mit einer solchen Erklärung der Entstehung des Steinöles vertragen sich viele andere Naturerscheinungen : das Vorherrschen von Elementen von geringem Atolngewicht an der Erdoberfläche, die Verbreitung des Mineralöls in geraden Linien oder in Bogen großer Kreise, der Zusammenhang desselben mit dein Vulkanismus, welcher von vielen Forschern und besonders von Mich beobachtet war, die magnetischen Erscheinungen der Erde und viele andere Naturerscheinungen. (Sultans Fluch.) H^ute, wo dem Vicekönig von Egypten nur die Wahl bleibt zwischen A'^danken oder abgesetzt werden, theilen wir folgende Erinnerung aus dem Leben dieses Fürsteu mit. Es war im Jahre 1675; der Khedive hatte dem benachbarten Sultan von Harrär, Abdul Melik Jbn Omar, unter nichtigen Vorwänden den Krieg erklärt und den-sellien besiegt. Der Sultan wurde abgesetzt, kam jedoch nach dem Abzüge der Egypter wieder auf den Thron. In Eilmärschen kehrte das egyptische Heer zurück; der Sultan unterlag abermals. Der Besiegte ging dem in die Hauptstadt einziehenden Sieger, dem Sohne des Khedive, Hassan Pascha, bis auf den Marktplatz der Stadt entgegen und bal ihn um Schonung seines Lebens. Hassan zog ein Dekret des Khedive hervor, in welchem die sosortige Enthauptung des Sultans angeordnet war. Alles Bitten NM Aufschub des Urtheils war umsonst. Sultan Abdul Melik nahm nun von seinen Kindern Abschied. Hierauf erhob er seine rechte Hand gegen den Himmel und sprach zum Prinzen Hassan gewendet: „Ich l)offe, daß Gott mich rächen und mein unschuldig vergossenes Blut auf das Haupt deines Vaters zurückführen wird. Möge auch Ismail Pascha's Ende ein trauriges sein!" Erbost über diese Worte, zog der im Gefolge des Prinzen bestndliche Daud Pascha aus diesem Umstände eine grobe Gefahr, indem bekanntlich die Steuer sehr erhöht, oder der Tabak sogar monopolisirt werden soll. Wir hätten nun gegen die Erhöhung der Tabaks-steuer durchaus nichts zu bemerken, wenn dadurch andere Steuern aufgehoben oder wenigstens entsprechend gemindert würden. Denn das Rauchen ist ein Luxus, dessen man sich leicht entwöhnen kann; wer diesen Luxus will, mag ihn bezahlen. Aber auch eine andere Gefahr droht dem Tabak in unseren Tagen, nämlich die Fälschung. Bolz berichtet unS in seinen „Beiträgen zur Kulturgeschichte" ein Beispiel von Tabaksfälschung bereits aus dem Ansang des 17. Jahrhunderts. Allein der Fälscher entging den: Arme der Gerechtigkeit durch den gewiß klassischen B'weis, daß von einer Fälschung des Tabaks keine Rede sein könne, da ja Überhaupt gar kein Tabak vorhanden gewesen sei. In unseren Tagen stnd als beliebte Su-rogate sür die echten Tabakblätter bekannt die Blätter von Ampfer, Buchen, Huslattig, Nußbaum, Rhabarber und Runkelrüben. Den narkotischen Geschmack sucht man durch Zusatz von Bilsenkraut, Stechapfel oder Opium zu bewirken. Die künstliche Färbung der Zigarren hat bereits einen eigenen Handelsartlkel hervorgerufen. Ein Hanauer Industrieller empfiehlt sein Schwert und hieb damit dem Fürsten das Haupt ab. (Gartenbau. Lohe slir Spargelbeele.) Die Lohe, wie sie aus den GärbereLen kommt, ist schon vielfach Gegenstand lebhafter Streitigkeiten gewesen. Die einen behaupten, dasz sie fük Pstanzen schädlich, die Anderen, daß sie nützlich sei. Das Mihverständniß kommt daher, daß man nicht feststellte, die Lohe solle durchaus ohne schalfe ätzende Stoffe sein, auch wohl, weil sie sür gewisie Pflanzen sich überhaupt nicht eignet. Unter den Pflanzen, welche nnter dem Einflüsse der Lohe zu gedechen scheinen, erwähnt die Chronique de l'Ain deil Spargel. Es scheint, dab ihre Anwendung auf Spargelbeeten, die nach der Methode von Argeuteuil bebaut waren, erstaunliche Wirkungen hervorgebracht hat. Bei zweien dieser Beete wulde die Erde bis auf fltns Centimeter tlber d«n Kronen der Spargel-stöcke weggenommen und durch Aufbringung von aller Lohe ersetzt. Zwei andere Beete wurden mit Erdbedeckung wie gewöhnlich behandelt. Nachdem die mit Lohe bedeckten Spargel trieben, erkannte man, dab sie viel zahlreicher und zweimal so dick waren, als die der nicht mit Lohe behandelten Beete, und daß erstere zwölf Tage sriiher erschienen. Jedenfalls ist das Verfahren des Versuches werth. ^0 Lllttenberg.....60 Mahrenberg, Hohenmautheit, Saldenhofen 90 Pettau......160 Polstrau......89 Wind.'Feistritz.....90 Wind.'Graz.....63 (Konzert und Feuerwerk.) Da das letzt abgehaltene Gnrtcnfest im Götz's Nestau-rations-Garten sich des allgemeinen Beifalles, welcher durch den außerordentlich starken Besuch dokomentirt war. erfreute, so will Herr Bernreiter om 6. Juli abermals em solche« Fest in Szene setzen nnd verspricht außer dem reich-baltigen Musikprogramm ein gut arrangirteS, a''wechsluugsreichcs Kunstfeuerwerk, eigener Fabrikation, welches ge.'ignet sein di^rfte, jeden Anspruch zufrieden zu stellen. Auch für praktische Bedienung und Befriedigung der Bedürs-niffe der Besucher wird entsprechend Sorge ge» tragen werden. (Menagerie.) Herr Passog, welcher seit längerer Zeit mit seither bedeutenden Thiersammlung in unserer Etadt weilt, theilt uns mit, daß er schon am 6. Juli abreist und nehmen wir Anlaß, ans diesen Umstand ausmerk-sam zil machen und aus die reichhaltige Sammlung hinzuweisen, umsomchr, als der Eintrittspreis auf die Hälfte herabgesetzt wurde und wohl kaum Jemand die Menagerie unbefriedigt verlaffeti dürste. Die Thiere zeugen von vortrefflicher Wartung und Behandlung, wie solche in den seltensten Fällen bei derartigen Jnsti-tuten änzulreffen s^nd. Durch besonders schöne Exemplare ist das Katzengeschlecht vertreten und erwähnen wir nur des prächtigen Löwenpaares, des Silbstlöwen, der zwei bengalischen Königstiger, welche insgesammt zu den größten ihrer Art geliöreu. Noch sei der Lamas, des Musilons, des blaunasigen Mandrills, der hübschm amerikanischen und asiatischen Riesenschlangen gedacht und dürsten die Affen und die schöne Kollektion von Papageien den jüngeren Besuchern der Menagerie viel Freude bereiten. Ctremayr hat durch seinen Freund Dr. Klein in einer Wählervcrsan mlung zu Leibnitz erklären lassen, daß er die Okkupation nie gebilligt. Nach Vollziehung der Wahlen soll ein Kabinets- und Systemwechsel stattfinden. Unterm Landvolke in Rußland wird durch herumziehende Agitatoren dos Gerücht von einer neuen Verthcilung de» Grundbesitzes verbreitet. ismarck hat dem Zentrum die Erklärung abgegeben, daß die Ueberjchttsse der Finanzzölle nicht zur Durchführung des Unterrichtsgefetze« vertvendet werden sollen. Im Testamente des Prinzen Napoleon wird die Erbfolge nicht bestimmt. sich nämlich als „Erfinder und einziger Fabrikant des echten Sastbrann zur Herstellung von havannahbrauner Farbe an jeder Art von Deckblatt." Zur Färbung des Rauchtabaks verwendet man Eisenvitriol, Tannin, Johannisbrod, Salpeter und Soda. „Die „Esiener Volks-Zutung" veröffentlichte vor elniger Zeit folget'de Zuschrift: Den Artikel über das Färben von Zigarren kann ich dahin erweitern und die Sache selbst bewahrheiten, daß es wirkliche Fabrikanten gibt, die das Deckblatt der Zigarre mit einer braunen Sauce särben. Der Zweck ist hauptsächlich der, eine schöne, dunkle Zigarre herzustellen. Da die Tabak-Ernten in den letzten Iahren ausschließlich helle Farben ergaben, das Publikum größtcnlheils aber dulckle Zigarren liebt, so scheuttn sich die Fabrikanten nicht, zu obigem Mittel zu greisen. Namentlich werden nun dies(. 'so gesärbten Z'garren, die, wie noch zu bemerken, die eigentliche Natur des Tabaks kaum noch unterscheiden laffcn, und wozu auch jeder sonst nicht zu Zigarren verwendende Tabak zu gebrauchen ist, auf Auclionen seilge» boten, und glaubt der größte Theil des Publikums eine Pracht-Zigarre sür 2 Mark oder noch weniger die 100 Stück gekauft zu haben. Auch gibt es Händler, die aus Unkenntniß, oder um einen größeren Gewinn zu erzielen, solche Waaren an den Mann zu bringen suchen. Zweck dieser Zeilen ist, den Niaucher daraus aufmerksam zu machen, daß auch ein Helles Deckblatt eine gute Qualität haben kann. Die gesärblen Z'garien sint» leicht zu erkennen durch Reiben mit der angefeuchteten ^'^and über die Zigarre. Ist dieselbe gefärbt, fo bleibt die braune Farle auf der Hand zurtick und die Stelle, wo über die Zigarre ger«lben, wird hell. Dieses zum Schutz der geehrten Raucher und zum Trutz der Fälscher. Ueber eine andere Fälschung schreibt ein Wiener Blatt: In der Zigarrensabrik von Laibach, zu deren Haupt-Erzeugniffen die Viriginier (Zigarre schlechter Qualität) gehölt, war man über das Virginicrblatt lange in einer Art Verzweiflung. Dieses Blatt muß nämlich lange, bevor es verarbeitet, wild, im Waffcr liegen, offenbar nm dasselbe seines Ueberschnffes an Nikotin oder anderen starken Stoffen verlustig zu machen. Das Wasser wurde dann, nachdem es stir e Dienste g^than, refp. von den ausge-schicdtneit Tal)althellchen gesältigl war, in Abzugsgräben geleitet, und diese gaben die Flüs^ sigkeit an Bäche ab. Die Folge davon war, daß in vielen Wassern der Umgegend die Fische und Krebse zu Grullde gingen, und daß in Folge deffen allenthalben starke Beschwerden erhoben wurden. Um nicht schließlich noch Schaden Ersatz leisten zu muffen, l'eschloß man in der bezeichneten Zigarrensabrik das löse Wasier — verdampfen zu lassen. Selbstverständlich verursachte aber dieses Auskunftsmittel viele Kosten. In diefer gesteigerten Noth erschien unverhofft ein Retter in der Gestalt eines GeschästsmanneS aus Deutschland. Dieser machte sich erbötig, das Virginierwaffer zu kaufen, nnd die Laibacher Direktion zögerte nicht lange und überließ dem Manne die räthselhaste Flüssigkeit für eine gewisse Zeit um den Preis von 12,000 Gulden. Der Ge-ichästsmann scheint seine nutzbringende Ver« wendnng sür daö Waffer gefunden zu haben, denn eine aiidere Fabrik verlangt für ihr Wasser bereits das Dreifache von 12,000 Gnlden. Was aber der Kaufmann effektiv mit dem Wasser unternimmt, das ist das Näthsel in der Geschichte; das Wahrscheinlichste ist, daß irgend eine Beize daraus erzeugt /viid. (Schluß folgt.) An die p. I. Herren Reichsrathswähler des Wahlbezirkes Marburg. Die uns von Snner Majestät dem Kaiser gegebene Vclfüsiung gibt uns Rrchte, deren Ausübung llicht nur wegen unserer eigenen Person, sondern auch dem Spender der Verfassung gegenüber eine Pflicht ist, — eine um so heiligere Pflicht wird, je nothwcndiger eS herrschende llübe Verhältnisse machen, daß diese Rechte voll und ungescheut ausgeübt werden. EineS der wichtigsten dieser Rechte ist daS, in die parlamentarische Versammlung des Reiches Abgeordnete zu senden, welche die Jttteressen deS wühlenden Volkes zu vertreten, das zilm Wohle desselben Dienende anzustreben, alles demselben Abträgliche davon nach Kräften ferne zu halten berufen sind. Die allgemein herrschende Nothlage, der auf der Industrie und den Gewerben lastende Druck, — Wirkungen, die sich auS verschiedmen Ursachen zusammensetzen, mllfsen jedem Staatsbürger die Wahl rechter Männer alS zwingende Nothwen« digkeit erscheinen lassen. die Wahl von Männern, die mit den Leiden deS Steuerträgers vertraut sind und welche nicht davor zurückschrecken, an maßgebender Stelle diesenigen radikalen Mittel vorzuschlagen, die allein noch Abhilfe der sich stets vermehrenden Noth versprechen. Als einen solchen Mann können wir den ?. Herren Wählern den Redakteur der „Marburger Zeitung", Herrn Mnj Witsthalrr empfehlen, der in seinem, in der „Marburger Zeitung" vom 2O. Juni entwickelten Programme mit jenen Ansichten über Regelung der Besteuerung, Vereinfachung des Gerichts- und politifchen Dienstes, Einführung einer Reichs- und LandeS-wehr, Förderung der heimischen Arbeit, Schutz der Heimstätte, sowie über die Fragen der Po-, litik hervorgetreten ist, welche wir auch als die unseren erkennen. Mir hoffen von einer solchen Wahl, wenn sie Nachahmung findet, daß unser liebes Vaterland unter dem Schirme unseres erhabenen Herrscherhauses wieder ein ^U8tria. kelix werde. Darum bitten wir alle unsere Gesinnungsgenossen, sich an der Wahl zu betheiligen und ihre Stimmen dem Kandidaten Herrn Franz Wie St Haler zu geben. Marburg, 1. Juli 1879. Mehrere Wähler. Danksagung. Für die Ermöglichung des Besuches der Menagerie in Marburg am 30. Juni l.J. von Seite der Schuljugend von Rothwein fühlt sich die gefertigte Schulleitung verpflichtet, dem löbl. OrtSschulrathe, insbesondere dem hochverehrten und schulfreundlichen Herrn Obmann Michael Wrehl, wie auch dem Menagerie-Inhaber Herrn Passog für die Entrve-Ermähigung im Namen der Schuljugend den verbindlichsten Dank auszusprechen. (751 Schulleitung Rothwein am 1. Juli 1879. Ioha n n Ja ger, Schulleiter. Heute Mittwoch den 2. Juli 1879: ooUVM? 80I«W vom der (Bater mit 4 Kindern). (753 Anfang 8 Uhr. Eutrve frei. HiirbiirKer kseoiiM»«!!. 8tanll llsi' Kv!l!vinlagvn am 30. .luni 187!): O«. W. S. A PreKbaume in KStii' kierliitll« Sonntag den S. Juli unter dcm Titel: M ^vkiiil i» lissiikl ^ bei prachtvoller dekorativer Ausstattung, Transparente und feenhafter Illumination, verbunden mit einem und ein imposantes Kul,8t- unä I.u8t-feuvf>^vrl(, wrlchlS in allen Farlicn der Isis strahlende, fnnkrlndt nnd schwirrende Fronten bieten wird. Alles Ucbrige besagen die großen Plakate. 726) Aohann ZSernreiter. Bei auf die Hälfte herabgefetzten Preifen. blelbt nur bis L. Juli hier zu sehen. Fütterung der Rliubthiere täglich Nachmittags S Uhr. (719 Achtungsvoll Paffog. Ich erlaube mir einem ?. I'. Publikum höflichst anzuzeigen, daß ich mit 1. Juli d. I. die FletschanSfchrottnng im Haufe deS Herrn ^ehm in der Tegetthvff-straße übernommen habe. Mit der Versicherung, daß ich stetS bemüht sein Wirde, meine geehrten Kunden durch vorzügliches Mastochfenfleifch besten« zu frieden zu stellen, zeichne ich 750) hochachtungsvoll Zoh. Nobitsch. Wohnungen! mit I, S, S und 4 Zimmern, Altane und sonstigem Zugehör, davon eine der schönsten Wohnungen vom Hause, nach Wunsch anch Garlenaxthkil. Mühlgasse Nr. 7. (745 Zu vcrmitlljen: Ein schönes Gewölb mit zwei anstoßenden Nrbenlokalitäten und eine schöne Wohnung im ersten Stocke mit vier Zimmern, in der Schulgasse Nr. 5 bei Herrn Tretlian. (734 (195 IN Sowrivll Ir»ppvll Unrburx. Slielil's